500 Worte über School Rumble von paptschik ================================================================================ Kapitel 1: 500 Worte über Sonnenuntergänge ------------------------------------------ Wie eine Kerze, die bevor sie erlischt noch ein letztes Mal hell leuchtet, ist auch die Sonne in jenem Augenblick kurz bevor sie untergeht am schönsten. Das Meer war in das goldene Licht des Sonnenuntergangs getaucht und auch der Strand funkelte, als wäre jedes einzelne Sandkorn ein Stern. Dort standen sie. Zwei Silhouetten, erhellt durch das Licht der untergehenden Sonne. Ein Mann und eine Frau, die einander in den Armen lagen. Trotz des herrlichen Anblicks zu ihrer Seite, blieb der Sonnenuntergang völlig unbeachtet. Sie hatten nur Augen für einander. „In diesem Licht, bist du ganz besonders schön.“ Der Mann sagte jene Worte nicht nur so, er meinte es auch so. Lange schon wollte er ihr dies und noch mehr sagen, nun hatte er endlich die Möglichkeit. Nun wusste er auch, dass sie ihn erhörte und ihn auch ernst nahm. „Das sagst du nur so.“ Natürlich wusste sie, dass dem nicht so war, was ihr Blick auch zeigte. Dennoch versuchte sie, wohl aus purer Bescheidenheit, seinem Kompliment zu entgehen. Ein Gedanke der ihn zum Schmunzeln brachte. „Ich bin so froh, dass ich endlich offen mit dir reden kann. Dass ich dir sagen kann, wie ich für dich fühle.“ Wäre seine Brille nicht gewesen, sie hätte gesehen, wie er ihr tief in die Augen blickte. „Dass ich dir sagen kann, dass ich dich liebe.“ Glücklich lächelte sie ihn an. Es war ein Lächeln, welches von Herzen kam. „Ich liebe dich auch.“ Und als sie diese Worte sprach erwiderte sie seinen Blick, direkt in seine Augen, obwohl diese hinter dem Schwarz der Sonnenbrille versteckt waren. Er wollte ihr sagen wie glücklich sie ihn machte. Er wollte ihr sagen, dass sie für ihn das wichtigste auf der Welt war. Etwas anderes wollte er jedoch noch mehr. Er sehnte sich danach, hatte jedoch nicht den Mut es auszusprechen oder gar zu tun. Zwar hatten sie einander ihre Liebe gestanden, dies war jedoch der letzte entscheidende Schritt, den es noch zu machen galt. Er zögerte noch einige Augenblicke, näherte sich ihren Lippen dann aber doch noch mit seinen, in der Hoffnung, dass sie verstand und reagieren würde. Und tatsächlich, sie kam ihm entgegen und so pressten sie schließlich ihre Lippen aneinander. Für beide war dies ihr erster Kuss. Einige Zeit verharrten beide in dieser Haltung, ehe sie sich wieder von einander lösten, die Augen nach wie vor auf ihren gegenüber gerichtet. Wieder ließen die beiden einige Sekunden verstreichen, ehe erst der Mann und schließlich auch seine Geliebte glücklich lächelten. Noch fester als bisher drückte er sie nun an sich, noch mehr als zuvor schmiegte sie sich an seine Brust. In diesem Augenblick waren sie beide wunschlos glücklich. Nichts konnte daran etwas ändern. „Harima-kun.“ „Tenma-chan.“ „Nein! Nein! Nein! Verdammt, das ist nicht gut, viel zu kitschig und die Dialoge sind schrecklich!“ Wütend schlug Harima Kenji mit seiner geballten Faust auf den Tisch. Noch einmal sah er sich sein jüngstes Werk an, konnte jedoch auch diesmal nur den Kopf schüttelt, knüllte das Papier zusammen und warf es schließlich in den nahen Papierkorb. Kapitel 2: 500 Worte über Manga ------------------------------- Es gab vieles mit dem Harima Kenji sich in seinem Leben schon auseinandersetzen durfte. Regelmäßige Schlägereien zählten da noch zu den angenehmeren Dingen. Und trotz all dem, kam er bisher immer noch irgendwie zurecht. Nicht zuletzt, weil er etwas hatte, auf das er sich verlassen konnte. Seine Manga. Harima war ein leidenschaftlicher Künstler und jede seiner Manga war wie ein Baby für ihn. Das Zeichnen war sein weg vor der Realität zu fliehen und sich einfach nur seinem Hobby hinzugeben. Doch in letzter Zeit war es anders. Er wollte ein Zeichner werden, ein ganz großer. Um das zu schaffen hatte er sich eines fest vorgenommen. Es wollte nicht mehr einfach nur seine Fantasien zu Papier bringen, er wollte eine Geschichte zeichnen, die Kinder auf der ganzen Welt faszinierend sollte. Doch jedes Mal, wenn er zu Stift und Papier griff und loslegte, hatte er am Ende das gleiche Ergebnis. Ob er wollte oder nicht, er zeichnete jedes Mal eine Liebesgeschichte, welche Tsukamoto Tenma und ihn selbst als Hauptfiguren beinhaltete. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, im Gegensatz zu seinen früheren Geschichten, welche trotz allem voller Spannung und Abenteuer waren, war dies was er nun zeichnete nichts anderes als illustrierter Kitsch der billigsten und vor allem langweiligsten Sorte. Aus diesem Grund war Harima fest entschlossen die Wohnung nicht zu verlassen, ehe er nicht wieder zu Höchstform aufgelaufen wäre. „Harima ist heute schon wieder nicht zur Schule gekommen.“, stellte Tenma fest, als sie und ihre Freunde gerade dabei waren ihr mitgebrachtes Essen zu genießen. Mikoto reagierte als erste, indem sie anfing zu nicken. „Ja. Jetzt sind es schon vier Tage. Sollten wir uns langsam sorgen machen?“ Sie sah zwischen ihren Freundinnen hin und her. Tenma schien sich nicht ganz sicher zu sein, Akira war wie immer schwer einschätzbar und Eri schien regelrecht gereizt. „Pah, Sorgen? Um den? Wenn überhaupt sollten wir uns Sorgen um seine potentiellen Opfer machen, wer weiß wie viele Mädchen er in vier Tagen entführen kann.“ Ein gemeines Grinsen zierte Sawachikas Gesicht. Auch wenn sie selbst sich im Grunde ebenfalls Sorgen machte, das war aber nichts, worüber die anderen Bescheid wissen mussten. „Das ist jetzt aber gemein, Eri.“, meinte Tenma und sah ihre Freundin mit einem trotzigen Blick an. „Harima entführt bestimmt keine Mädchen. Eigentlich ist er ja ganz nett und außerdem ist er Yakumos Freund!“ Und genau da lag der Hund begraben. Harima war, zumindest soweit Tenma es verstanden hatte, Yakumos Freund und sie sah es einfach als ihre Pflicht an den Freund ihrer kleinen Schwester in Schutz zu nehmen. Außerdem, wenn jemand eine gute Menschenkenntnis hatte, dann Yakumo. „Da hat Tenma gar nicht so unrecht.“, schlug sich nun auch Mikoto auf ihre Seite. „Harima wirkt nicht wie jemand der seine Freundin betrügt. Ich kenne da weitaus schlimmere.“ Natürlich dachte sie an Imadori, als sie jene Worte aussprach. Akira, welche die ganze Zeit schweigend weiter gegessen hatte, hatte nun auch etwas zum Gespräch beizusteuern und wie so oft, sollte Akira damit auch gleich die Lösung parat haben. „Wieso fragt ihr nicht Yakumo wie es ihm geht?“ Kapitel 3: 500 Worte über Missverständnisse ------------------------------------------- Wie eigentlich jeden Tag, wenn es nicht gerade etwas mit Harima zu besprechen gab, saß Yakumo auch an diesem Tag wieder bei ihrer Freundin Sarah und aß gemeinsam mit ihr. „Hast du eigentlich gestern Abend diesen Film gesehen?“, fragte Sarah, ohne dabei genau festzulegen von was für einem Film sie meinte. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte. „Nein. Ich war beschäftigt.“, erklärte sie mit ihrer gewohnt sanften, beinahe beruhigenden Stimme. Eigentlich hatte Sarah nichts anderes erwartet. Manchmal hatte sie Angst, dass ihre Freundin sich zuviel um andere und nicht ausreichend um sich selbst kümmern würde. „Was hast du denn gemacht?“ „Ich musste Iori füttern und die Wäsche waschen. Außerdem war ich gestern mit Abendessen machen dran.“ Im Grunde war es fast jeden Tag Yakumo, die so ziemlich alles machte. Bei Tenmas Talent alles falsch zu machen, war es vielleicht auch besser so. Sarah wollte gerade etwas sagen, als sie bemerkte wie eine Gruppe Mädchen auf sie und Yakumo zukam. Angeführt wurde diese Gruppe von Tsukamoto Tenma. „Ist das nicht deine Schwester?“ Yakumo blickte über ihre Schulter hinweg zu den anderen. Tatsächlich, da war sie und bei ihr waren Sawachika, Suou und Takano. „Nee-san?“ Üblicherweise hätten Tenmas Gedanken sie verraten, in diesem Moment, ging ihr aber nichts durch den Kopf, abgesehen von einem triumphierenden ‚AHA, ich hab dich gefunden!’. Als die vier Mädchen schließlich bei Yakumo und Sarah ankamen begrüßten sich erst einmal alle, lächelten einander an und schwiegen schließlich. Ziemlich lange. Und es schien auch niemanden so wirklich zu stören, dennoch ergriff Akira das Wort. „Sollte sie nicht jemand fragen?“ „Da hast du Recht.“, stimmte Mikoto ihr zu und sah nun die Person neben ihr an. „Also Eri, frag sie.“ Sofort schenkte das blonde Mädchen ihrer Freundin einen entsetzten Blick. „Wie? Ich? Wieso ich? MICH interessiert dieser Kerl doch gar nicht! Ich bin nur aus reiner Solidarität mitgekommen.“ Nun schubste sie Tenma etwas nach vorne. „Außerdem ist sie Tenmas Schwester, soll sie doch fragen.“ Yakumo sah direkt zu ihrer Schwester. „Was ist denn?“ Tenma, von ihren Freunden an die Front geschickt, sah ihre Schwester an, nicht wissend, dass diese in jenem Augenblick schon wusste was sie wollte. „Wir wollten dich fragen ob du weißt was mit Harima ist, nachdem du ja seine Freundin bist und so.“ Eine leichte Röte zierte Yakumos Wangen, während sie ihren Blick senkte und den Kopf schüttelte. „Nein, so ist das nicht. Das ist alles ein Missverständnis.“ Tenma nickte verstehend. „Schon klar.“ Natürlich wollte sie nicht zugeben, dass er ihr Freund war, auch wenn es jeder wusste. Yakumo war eben schüchtern. „Und wie geht es deinem...Bekannten?“, meinte sie zwinkernd. Tenma hatte nichts verstanden. „Das weiß ich nicht.“, erklärte Yakumo und hoffte, dass das Thema damit beendet war. „Verstehe, du hast ihn noch nicht besucht.“ Mit diesen Worten drehten sich Tenma und ihre Freunde weg und gingen. „Lass es uns wissen, wenn du bei ihm warst.“ Und ohne Yakumos Reaktion abzuwarten verschwanden sie. Und Yakumo sah sich plötzlich mit der Aufgabe konfrontiert in Erfahrung zu bringen, was denn mit Harima war. Kapitel 4: 500 Worte übers Küssen --------------------------------- Viele Tage waren seit dem Sportfest vergangen, aber Umezu Shigeos Gedanken waren nach wie vor dort. In jenem Zimmer, wo für kurze Zeit er und seine Freundin, Kido Madoka, völlig alleine waren. Wo sie sich zum ersten Mal küssten. Tag und Nacht dachte er daran, an das Gefühl ihrer Lippen an seinen, so flüchtig der Kuss auch gewesen sein mag. Mehr aber noch, dachte er daran, dass es immer noch ihr bisher einzige Kuss war und daran, dass er dies unbedingt ändern wollte. Und beim nächsten Mal, da war er sich sicher, würde er die Initiative ergreifen. Er würde sie küssen und nicht umgekehrt. Doch dafür musste er sie erst einmal finden. Während der Pause, zu einer Zeit als die meisten damit beschäftigt waren alleine oder gemeinsam mit Freunden zu essen, ging er durch die Dinge und suchte nach Madoka. „Habt ihr vielleicht Madoka gesehen?“; fragte er Tenma und ihre Freundinnen, welche gerade auf dem Weg in die 1-D, Yakumos Klasse, waren und dabei an ihm vorbeigingen. Nach und nach schüttelten sie alle ihre Köpfe, nur Mikoto überlegte länger. „Ja, ich glaube vorhin erst. Sie ging gerade mit einem Jungen aus der 2-D irgendwohin, wohin genau kann ich dir leider auch nicht sagen, tut mir Leid.“ Und mit einem Mal war jede Form von Freude, nein, jede Form von Leben aus Shigeos Gesicht verschwunden. Madoka sollte unterwegs sein mit einem Jungen? Scheinbar auch noch alleine? Panisch lief er los, die Mädchen ließ er einfach stehen. Er musste Madoka finden und zwar schnell. Stockwerk für Stockwerk suchte er ab, hetzte dabei durch die Gänge als würde sein Leben daran hängen und am Ende blieb schließlich nur noch eine Möglichkeit übrig. Das Dach. Er eilte die Stiegen hoch und schließlich war ihm nur noch eine Tür im Weg. Doch er zögerte. Das Dach der Schule, es war der perfekte Ort für Liebesgeständnisse. Oder schlimmer noch, der perfekte Ort um allein zu sein. Langsam öffnete er die Tür, jedoch nur einen Spalt, und sah hinaus. Dort standen sie. Madoka und ein fremder Junge, mit dem sie sich unterhielt. Shigeo tat sein Bestes um dem Gespräch zu lauschen. „Tut mir Leid.“, sagte das Mädchen. „Aber ich habe bereits einen Freund. Und ich bin glücklich mit ihm.“ Freudentränen bahnten sich ihren Weg über Shigeos Wangen, in seinem Glück merkte er jedoch nicht, wie der Junge mit hängendem Kopf zur Tür ging und sie nun vollständig öffnete. „Wer bist du denn!?“, fragte er, sichtlich gereizt, nachdem er zurückgewiesen wurde. „Lass ihn. Ich werde mit ihm reden.“, mischte sich Madoka ein. Während der andere Junge ohne weitere Worte ging, kam sie auf Shigeo zu. „Du hast gelauscht, nicht?“ Sofort schüttelte er heftig den Kopf. „Nein, das würde ich nie tun!“ Natürlich glaubte sie ihm nicht, dennoch kicherte sie nur. „Bist du etwa eifersüchtig?“ Er antwortete nicht. „Niedlich.“ Mehr sagte sie nicht, ehe sie ihm einen kurzen Kuss auf seine Lippen drückte und dann an ihm vorbei ging, zurück in ihre Klasse. Und wieder war sie es gewesen, die ihn geküsst hat. Was ihn jedoch nicht mehr störte. Kapitel 5: 500 Worte übers Zusammenleben ---------------------------------------- Es war bereits später Nachmittag, der Unterricht war für die meisten bereits beendet. Dennoch war Tsukamoto Yakumo nach wie vor in der Schule. Sie hatte eine Aufgabe. Und zu ihrem Glück kannte sie auch einen Weg, wie sie diese erfüllen konnte, ohne sich erneut in eine peinliche Situation zu bringen. Es war eine Sache, wenn er ihre Hilfe brauchte, aber einfach so zu ihm nach Hause zu gehen, nur weil er gerade nicht zur Schule kam, würde die Situation nur verschlimmern. Im Gegensatz zu anderen wusste sie aber, dass Harima nicht allein lebte. Und aus eben jenem Grund, wartete Yakumo auch solange vor dem Lehrerzimmer, bis Osakabe-sensei es endlich verließ. „Sensei.“, sprach sie sie leise an, sowie sie durch die Tür kam. „Tsukamoto? Wieso bist du denn noch hier?“, fragte Itoko die Schülerin, auch wenn sie nicht allzu überrascht schien. „Ich müsste mit ihnen reden.“ Die Lehrerin schmunzelte etwas. „Ich hab damit gerechnet, dass du früher oder später kommst. Aber gehen wir lieber irgendwo hin, wo wir ungestört sind.“ Wenige Augenblicke später hatten beide in einem der leeren Klassenräume platz genommen und saßen einander gegenüber. „Also?“, brach die ältere der beiden das Schweigen. „Sensei. Sie leben doch mit Harima-sempai zusammen, ja?“ Das war es also, etwas anderes hatte auch niemand erwartet. „Ja. Aber keine Sorge, wir sind verwandt, mehr nicht.“ Yakumos Wangen färbten sich langsam rot. Sogar Osakabe-sensei schien den Gerüchten glauben zu schenken. „So ist es nicht, Sensei. Sie verstehen das alles falsch. Ich bin nur hier um zu fragen wie es ihm denn geht.“ Mit jedem gesprochenen Wort wurde sie leiser und stellte im Nachhinein fest, dass ihre Aussage den Gerüchten nicht nur nicht widersprach, sondern sie im Grunde sogar noch unterstützte. „Du musst dir keine Sorgen machen. Der Idiot hat sich wieder in seinem Zimmer eingeschlossen, verflucht die Welt und badet nebenbei noch in Selbstmitleid.“ Die Schülerin schenkte ihrer Lehrerin einen etwas irritierten Blick. „Das sind harte Worte.“ Yakumo selbst hielt von Harima ja recht viel, sofern sie es beurteilen konnte. „Glaub mir, ich bin noch gnädig bei meiner Wortwahl.“ Einen Augenblick sah es aus als ob sie überlegte was sie als nächstes sagen sollte, eine Antwort auf ihre nicht gestellte Frage schien sie jedoch schnell gefunden zu haben. „Jedenfalls werde ich selbst dafür sorgen, dass er bald wieder in die Schule kommt. Versprochen.“ Yakumo nickte und verbeugte sich anschließend vor ihrer Lehrerin. „Danke. Und richten sie Harima-sempai bitte Grüße von Nee-san, Sawachika-san, Suou-san und Takano-san aus. Von mir natürlich auch.“ Itoko nickte. „Werde ich. Wahrscheinlich wird er Morgen dann sowieso wieder kommen, wenn er hört, dass er von so vielen vermisst wird.“ Besonders der Name Tsukamoto machte hierbei eine Menge aus. Und in diesem Fall waren es sogar beide, wenngleich sie natürlich besonders betonen würde, dass seine Freundin, also Yakumo, sich nach ihm erkundigt hatte. Während Yakumo den Raum verließ überlegte Itoko wie sie die Situation angehen sollte. Sie hatte gesagt, dass Harima am nächsten Tag wieder zur Schule kommen würde und sie, Osakabe Itoko würde auch persönlich dafür sorgen! Kapitel 6: 500 Worte über Ideenlosigkeit ---------------------------------------- Harima war nur noch ein Schatten seiner selbst. Sein Zimmer verließ er nicht mehr, nur noch um sich zu waschen, zu essen oder auf die Toilette zu gehen. Die Sonne sah er kaum noch, andere Menschen gar nicht mehr, seine Verwandtschaft ausgeschlossen. Auch schlief er kaum noch, zu sehr war er mit seinem Manga beschäftigt. Zu sehr quälte es ihn, dass er keine guten Ideen mehr hatte. Und so dachte er nach, im Sitzen, im Stehen oder während er in seinem Zimmer auf und ab ging. Die Lösung war jedoch nach wie vor weit entfernt. Was sollte er nur tun? „Hey!“, hörte er eine Stimme sagen. Sofort griff er sich einen der zahlreichen Stifte, welche bei ihm auf dem Tisch lagen, und warf diesen in Richtung Tür, wo er sogleich die Stirn von Itoko traf, welche gerade den Kopf in das Zimmer gesteckt hatte. „Ruhe! Du störst mein Chi!“ Und einer Pistolenkugel gleich flog der Stift zurück zu ihm, ehe er schließlich mit seiner Spitze Harimas Stirn traf und dort Stecken blieb. Ein kleines aber feines Blutbad später saßen sich Kenji und seine Cousine gegenüber. Nun, wo er ein Pflaster auf der Stirn hatte, war er auch bereit ihr zuzuhören. „Also, was willst du?“, fragte er, doch sichtlich genervt. Eine Tatsache, die Itoko gekonnt ignorierte. „Ab morgen gehst du wieder in die Schule, verstanden?“, erklärte sie ihm auf direkte Art. Harima mochte es nicht, wenn sie ihn auf diese Weise rumkommandierte. Er war immerhin kein Kind mehr. „Nein, das geht nicht! Ausgeschlossen!“, widersprach er. Itoko konnte es nun ihrerseits nicht ausstehen, wenn man ihr widersprach. Vor allem dann nicht, wenn sie mit Sicherheit im Recht war. „Doch!“ „Ich bin kein Kind mehr! Ich treffe meine eigenen Entscheidungen!“, fuhr Harima seine Cousine nun wütend an. „Du triffst aber die falschen Entscheidungen.“ Schließlich war es auch zu seinem eigenen Wohl, Schulbildung war immerhin wichtig. Eine Frechheit so mit ihm zu reden. Und selbst wenn sie falsch waren, es waren immer noch SEINE Entscheidungen. „Nenn mir einen Grund, der wichtiger sein könnte, als mein künstlerisches Schaffen!“ Au diese Frage hatte sie ja nur gewartet. Zum Glück wusste sie einen Grund, sogar einen recht guten. „Man macht sich Sorgen um dich.“, erklärte sie. Ein Moment der Stille folgte, ehe Harima reagierte. „Sorgen? Wer?“ „Tsukamoto, Suou, Sawachika, Takano, deine Freundin auch.“ Ein breites Lächeln zierte Harimas Gesicht. „Tenma-chan!?“, meinte er freudig, ehe er etwas realisierte. „Moment, Freundin?“ Itoko nickte. „Tsukamoto Yakumo.“ Das Lächeln verschwand und zurück blieb nur pures entsetzen. „Wer behauptet, dass sie meine Freundin ist!?“ „Das behauptet niemand, dass merkt doch jeder.“, erklärte sie. „Ich ganz besonders, auch wenn es mich ja überrascht wie zurückhaltend du dich ihr gegenüber verhältst.“ „Itoko! Das ist ein Missverständnis, sie hat mir nur geholfen.“ Einen Augenblick voller Ruhe verging, ehe Harima sich seiner plötzlichen Erkenntnis hingab. „Das ist es! Yakumo!“ Er sprang auf, griff sich einen Stapel Blätter und rannte schließlich aus der Wohnung raus. „Es wird vielleicht spät!“, rief er seiner Cousine noch zu. Yakumo, sie hatte ihm bisher immer geholfen, sie war bestimmt auch dieses Mal die Lösung! Kapitel 7: 500 Worte über Hatenkou Robo Dozibiron ------------------------------------------------- Für jeden Jungen gibt es ein Ereignis, dass sein Leben maßgeblich verändern sollte. Bei vielen ist dies der erste Kuss, die erste Liebe oder die erste eigene Wohnung. Im Fall von Imadori Kyousuke spielten solche Dinge jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Eine Wohnung war schließlich nur eine Wohnung und in Mädchenangelegenheiten war er sowieso recht eigen. Was war es also, das für ihn von solcher Bedeutung war, dass er sich sein Leben lang daran erinnern sollte? Im Augenblick schien es darauf nur eine einzige richtige Antwort zu geben. Die Premiere des Hatenkou Robo Dozibiron Films. Obwohl er schon viel zu alt für diese Art Film war, saß er neben vielen Kindern im Saal, als der Film uraufgeführt wurde. Seitdem hatte er ihn bereits fünf weitere Male gesehen. Nun war schließlich der Tag gekommen, an dem er ihn zum letzten Mal in einem Kino sehen sollte. Die letzte Vorstellung des Films, bevor er aus dem Programm genommen wurde. Natürlich hatte er sich eine Karte reserviert. „Was soll das heißen sie haben meine Reservierung nicht im Computer!?“, fauchte er die Frau an der Kinokasse an. Diese sah ihn nur erschrocken an. Es war schließlich nicht ihre Schuld. „Vielleicht haben sie sich die falsche Nummer oder sie haben für einen anderen Tag reserviert.“ „Dann kauf ich eben einfach so eine Karte!“ „Tut mir Leid, der Saal ist voll.“ „Das darf nicht wahr sein...“ Frustriert gab er sich geschlagen und kauerte wimmend am Boden neben der Kasse. Seine letzte Möglichkeit dieses Meisterwerk in einem Kino zu sehen und er konnte sie nicht nutzen. „Imadori?“, hörte er plötzlich eine vertraute Stimme sagen. Langsam hob er seinen Kopf und da sah er sie. Der Engel der gekommen war ihn zu retten. „Ichijou?“ Ichijou Karen. Und sie war nicht allein, sie war in Begleitung ihres kleinen Bruders Kousuke, was nur eines bedeuten konnte. Sie würden sich den Film ansehen. Die Glücklichen. „Was machst du denn hier?“, fragte sie, auch wenn es im Grunde offensichtlich war. Seufzend begann Imadori zu erklären und Ichijou nickte verstehend. Sie hatte nichts anderes erwartet. Zum Glück hatte sie zufällig auch eine Lösung für Imadoris Problem parat. Und sie selbst hätte natürlich auch etwas davon. „Vielleicht können wir dir helfen.“ Der Junge schüttelte nur den Kopf. „Alle Karten sind verkauft oder reserviert, mir kann niemand mehr helfen.“ „Wir hätten noch eine Karte übrig.“ Mit großen Augen sah er sie an. „Wirklich?“, fragte er ungläubig. Ichijou nickte. „Ja. Wir hatten drei Karten reserviert. Ein Freund von Kousuke sollte uns begleiten, er hat aber abgesagt. Du könntest also die letzte Karte haben.“ Sofort sprang Imadori auf und hielt Ichijous Hände mit seinen fest. „Ehrlich?“ „J...Ja...“, stotterte sie, während sich ihre Wangen leicht rot färbten. Stürmisch umarmte er sie und drückte sie an sich, immer wieder Worte es Dankes aussprechend. Karen wurde indes nur noch röter. Sie wollte Imadori ja durchaus nahe sein, aber diese Umarmung war wohl doch zuviel auf einmal. „Kommt schon, sonst verpassen wir den Film.“ Erst Kousukes Worte holten beide zurück in die Realität. Sogleich holten sie sich ihre Karten ab und begaben sich direkt in den Kinosaal. Kapitel 8: 500 Worte über Kinosäle ---------------------------------- Als Kyousuke, Karen und Kousuke den Kinosaal betraten, war es in diesem bereits dunkel. Sie hatten Glück, denn es lief noch Werbung, es störte also niemanden, dass sie sich erst jetzt auf die Suche nach ihren Plätzen machten. Dennoch versuchten sie so leise wie möglich zu sein und nicht negativ aufzufallen. Nicht, dass es jemanden gestört hätte, waren so ziemlich alle Besucher ja entweder selbst Kinder oder Erwachsene, welche ihre Kinder, Brüder und Schwestern begleiteten. Als sie schließlich ihre Sitze gefunden hatten, nahmen sie auch gleich Platz, wobei Karen in der Mitte saß. Sie wollte Imadori einen Gefallen tun, deshalb hatte sie ihm dieses Angebot gemacht, es schien ja auch ziemlich logisch. Dennoch fragte sie sich nun, ob es das richtige war. Sie war schon einmal mit ihm im Kino und sie hatte es genossen, aber damals hatten sie auch eine Verabredung. Dieses Mal war es etwas vollkommen anderes. Oder doch nicht? Nein, natürlich war es etwas anderes. Aber sie selbst wollte es nicht als etwas anderes empfinden. Es war egal, dass es nur Zufall war, dass sie nun zusammen saßen, es war egal, dass Karens kleiner Bruder dabei war, es war egal, dass Imadori sich nur auf den Film konzentrierte und Ichijou weitgehend ignorierte. Das einzige, das eine Rolle spielte, war die Tatsache, dass sie dort saßen, zusammen, in einem dunklen Kinosaal um sich einen Film anzusehen. Im Grunde wie bei einer Verabredung. Den Film, welcher bereits begonnen hatte, ignorierte Karen im Gegensatz zu ihren beiden Begleitern vollkommen. Zuviel ging ihr nun durch den Kopf. Wie genau würde Imadori nach diesem Tag über sie denken? Sollte sie nun eventuell bessere Chancen bei ihm haben? Würde er ihr öfter Beachtung schenken? Würde er über ihren dezenteren, nicht Imadoris Vorstellungen entsprechenden, Brustumfang hinweg sehen und vielleicht sogar etwas für sie empfinden? Das wäre wohl zuviel des Guten, das wusste auch Ichijou, aber hoffen wollte sie dennoch. Möglichst unauffällig blickte Ichijou zu dem jungen Mann an ihrer Seite. Überflüssigerweise, denn er hatte nur Augen für den Film und hätte es auch nicht gemerkt, hätte sie ihn direkt angestarrt. Als sie ihn so sah, wurde ihr schließlich auch wieder klar, weshalb sie solche Gefühle für ihn hatte. Trotz seiner, auch noch recht ausgeprägten, perversen Ader, hatte er sich eine gewisse Unschuld bewahrt. Seine sich immer wieder zeigende Naivität, sein häufiges Handeln ohne genauer darüber nachzudenken und natürlich seine Begeisterung für ein Kinderprogramm. All das kommt ans Licht, wenn man hinter den Frauenheld, der er nach außen hin ist, blickt. Ob Suou oder Lala diese Seite von ihm überhaupt kannten? Würden sie dann anders über ihn denken? Gegen diese beiden hatte Ichijou wohl keine Chance. Wobei Suou sich wohl für andere mehr zu interessieren schien. Und Lala? Lala kannte Imadori wahrscheinlich sogar besser als manch andere. Sie wusste, dass er ein perverser Dummkopf war, der Kindersendungen liebte. Genau deshalb hasste sie ihn vielleicht sogar. Aber genau deshalb mochte Karen ihn so sehr. Als ihr dieser Gedanke kam, musste das Mädchen lächeln. Schließlich wendete sie ihren Blick von ihm ab und versuchte doch noch den Film zu genießen. Kapitel 9: 500 Worte über Fenster --------------------------------- So schnell ihn seine Beine tragen konnten rannte Harima Kenji durch die Straßen. Es war sowieso schon spät genug, er konnte also nicht noch mehr Zeit vergeuden. Vor allem weil er Yakumo nicht zu lange zur Last fallen wollte. Er hatte sowieso ein schlechtes gewissen dabei sie nun, zu dieser Zeit, noch um Hilfe zu bitten, aber für ihn gab es keine Alternative. Er brauchte einfach ihre Hilfe. Hoffentlich, so dachte er, würde er sie nicht allzu lange belästigen. Als er schließlich vor dem Haus der Tsukamotos stand, sah er sich sogleich mit einem weiteren Problem konfrontiert. Wie sollte er hineinkommen? Einfach an der Vordertür anklopfen war völlig ausgeschlossen – Tenma durfte schließlich nichts davon erfahren. Wüsste sie, dass Harima so spät noch zu Yakumo wollte, sie würde wieder alles falsch verstehen und entweder schlecht über ihn denken oder ihn mit ihrer Schwester zusammenbringen wollen. Beides war weit von all dem entfernt, was Harima wollte. Aber was könnte er sonst tun? Nachdenklich stand er da und sah zu dem Haus – und mit einem Mal war da die Lösung! Er würde sich hineinschleichen. Auch wenn er nicht wusste wo Yakumos Zimmer war. Und ob dieses überhaupt ein Fenster hatte. Besagte Yakumo stand gerade in der Küche und bereitete wie so oft das Abendessen vor. Diesmal jedoch mit Tenma, die ihr über die Schulter sah. „Aaaaaaaaalsooooo...du bist heute später als sonst nach Hause gekommen. Warst du bei Harima?“, fragte sie, mit einem Grinsen, dass die wahre Intention ihrer Frage mehr als offensichtlich machte. „Nee-san...ich war länger in der Schule. Ich habe mich noch mit einer Lehrerin unterhalten, mehr nicht.“, erklärte sie schüchtern, während sie nebenbei weiterhin kochte. „Aber...wenn du ihn gesehen hättest würdest du es mir doch sagen, oder?“, fragte Tenma, während sie ihre Schwester ein wenig skeptisch musterte. „Natürlich.“, kam es sogleich von Yakumo, welche keinen Zweifel an der Wahrheit ihrer Aussage ließ. „Hm.“, meinte Tenma ein wenig enttäuscht. Offensichtlich war wirklich nichts gewesen. Oder Yakumo war eine erstaunlich gute Lügnerin. Aber das wollte sie ihrer Schwester nicht unterstellen. „Wie auch immer. Essen wir dann?“, fragte sie lächelnd und mit einem mal das Thema wechselnd. „Es dauert nicht mehr lange. Deck doch solange den Tisch.“ Einige Zeit später, welche die Schwestern mit einem gewohnt köstlichen Essen verbrachten, machte Tenma sich schließlich auf den Weg zum Fernseher. Genau genommen rutschte sie die kurze Strecke vom Tisch zum Fernseher über den Boden. „Nee-san. Ich bin dann in meinem Zimmer. Brauchst du noch etwas?“, wollte Yakumo wissen, doch Tenma schüttelte nur den Kopf. Sie war satt, sie hatte ihren Fernseher, alles war so wie es sein sollte. „Ich schau noch eine Weile, dann leg ich mich schlafen. Schlaf du schon mal schön.“, meinte sie. Natürlich würde Yakumo noch nicht direkt schlafen gehen, sondern sich auch eine weile um Iori kümmern, aber es war nicht selten, dass sich die beiden nach dem Essen trennten und einander einfach ihre Ruhe gönnten. Als sie in ihrem Zimmer war und die Tür geschlossen hatte, fiel Yakumo jedoch schon bald auf, was den folgenden Abend ziemlich beeinflussen sollte. Die Gestalt, auf der anderen Seite der Glastür. „Psssst, Imouto!“ Kapitel 10: 500 Worte über Glastüren ------------------------------------ Als Harima sich mit dem Problem der Ungewissheit, auf welchem Wege er denn nun mit Yakumo Kontakt herstellen sollte, auseinandersetzte, kam er schließlich zum einzig wahren Entschluss. Er tat, was jeder Mann in seiner Situation und mit seiner Vergangenheit getan hätte. Er schlich sich erst einmal heimlich auf das Grundstück um die Suche nach Tsukamoto Yakumos Zimmer von einer Position aus fortzuführen, welche einen Erfolg wohl wahrscheinlicher machte. Denn aus der Nähe konnte er immerhin auch einen Blick auf die Räume erhaschen. Im besten Fall hätte er Yakumos Zimmer gleich gefunden. Im allerbesten Fall würde er davor noch Tenmas Gemächer sehen. Langsam näherte er sich dem Gebäude. Von einer Seite konnte er die Stimmen der beiden schon hören, also entschied er sich in die genau entgegengesetzte Richtung zu gehen. Mit dem Rücken eng an die äußeren Wände des Hauses gepresst schlich er langsam, Meter für Meter, weiter. Die Tatsache, dass die Sonne mittlerweile schon im Begriff war unterzugehen und es dunkler wurde, unterstützte ihn bei seinem Vorhaben. Lange musste er sich nicht auf diese Weise fortbewegen da sah er auch schon die erste Gelegenheit. Zugegeben, es war kein Fenster, sondern eine Glastür, aber das war im Grunde fast noch besser. Je näher er kam, umso deutlicher wurde, dass in diesem Raum auch kein Licht brannte, dennoch wollte er vorsichtig sein, man weiß schließlich nie. Als er schlussendlich neben der Glastüre stand, neigte er sich lediglich ein wenig zur Seite, gerade soweit, dass er einen flüchtigen Blick erhaschen konnte. Möglichst unauffällig natürlich. Zu sehen war in dem dunklen Raum erfreulicherweise jedoch niemand. Harima atmete erleichtert durch und entspannte sich zunächst erstmal. Bis jetzt lief alles nach Plan, sofern man seine Aneinanderreihung spontaner und teilweise verrückter Ideen überhaupt als Plan bezeichnen wollte. Schließlich stellte er sich vor die durchsichtige Tür und versuchte genaueres in dem Raum zu erkennen. War es nun Tenmas Zimmer? Moment...eigentlich suchte er ja Yakumos Zimmer! Er schüttelte heftig den Kopf um jeglichen Gedanken an seine Angebetete zu verdrängen. Es ging gerade um etwas völlig anderes! Um eine Katze! „Hö...?“ Etwas von seinem eigenen Gedankengang irritiert kratzte Harima sich am Kinn, ehe es ihm schließlich wirklich bewusst wurde – jenseits der Scheibe saß eine schwarze Katze, welche Harima direkt in die Augen sah. „Ach du bist es...“, stellte er, erstaunlicherweise mit einem Lächeln im Gesicht, fest. Vielleicht lag es daran, dass Harima eine ganz besondere Beziehung zu Tieren hatte. Nun, da Iori hier war, war er offensichtlich vor Yakumos Zimmer, konnte sich die weitere Suche also sparen. Etwas, dass ihn beinahe ein wenig enttäuschte, hätte er doch gerne noch Tenmas Zimmer gesehen. Wie dem auch sei, er war am Ziel, nun galt es also nur noch zu warten. Ob er das Zimmer betreten sollte? Nein, das wäre wohl zu dreist. Außerdem bestand die Gefahr, dass Tenma und nicht Yakumo plötzlich hereinkäme. In diesem Fall war aber auch schon so wie er dort stand leicht zu entdecken. In diesem Moment öffnete die Tür sich aber auch schon und während Harima sich hinter seinen eigenen Armen verstecken wollte, betrat Yakumo den Raum. Als er sie schließlich als Yakumo erkannte, versuchte er sogleich auf sich aufmerksam zu machen. „Psssst, Imouto!“ Kapitel 11: 500 Worte über Dialoge ---------------------------------- Da standen sie, Harima und Yakumo, in ihrem, nun vom Licht einer Lampe erhellten, Zimmer, während Iori zwischen den Füssen der beiden saß und ihnen gespannt zusah. „Harima-san...“ „Imouto-san...“ Da standen sie, Takeshi und Ai, an einem menschenleeren Strand, während Tenma vor dem Fernseher saß und ihnen gespannt zusah. „Takeshi-kun...“ „Ai-chan…“ „Wieso bist du hierher gekommen?“, wollte die schöne Ai von ihrem Geliebten wissen. „Weil ich deine Hilfe brauche.“, erklärte Harima. „Ich weiß, es ist spät und es ist unhöflich von mir so aufdringlich zu sein, aber...“ „…Ich kann einfach nicht ohne dich! Bitte, Ai, versteh mich doch!“ „Und meine Schwester? Hast du auch an sie gedacht?“ „Sie darf es nie erfahren!“, war Takeshis schnelle Antwort. „Deshalb bist du um das Haus gegangen?“, fragte Yakumo schüchtern. Harima nickte. „Du kennst doch all die Gerüchte über uns. Wie würde es für deine Schwester aussehen, wenn ich um diese Zeit bei euch anklopfen würde?“ „Da magst du Recht haben.“, gestand Ai aufgrund des ziemlich guten Argumentes. „Aber sie ist immer noch meine Schwester! Außerdem, was sollen wir denn tun um es vor ihr zu verheimlichen?“ „Wir bleiben am besten leise, dann bemerkt sie es vielleicht nicht. Sie wird doch nicht plötzlich hereinkommen, oder?“, fragte Harima unsicher. „Nein, ich denke nicht. Sie geht meistens direkt in ihr Zimmer. Außerdem...ich könnte die Tür auch abschließen.“ Während sie diese Möglichkeit in Betracht zog wurde die leichte Röte in ihrem Gesicht noch deutlicher. „Gute Idee!“ „Aber...wieso ist es dir so wichtig, dass meine Schwester nichts davon erfährt? Wäre es dir so peinlich?“ „Nein...doch...ich meine...“ „Takeshi, sag mir doch einfach was dein Problem ist! Bitte!“ „Ich weiß auch nicht, wie ich es erklären soll.“, sagte Harima. „Ich weiß einfach nicht weiter. Es ist als ob ich überhaupt keine Ideen mehr hätte um meinen Manga weiterzuführen.“ „Und...du denkst, dass ich dir helfen kann?“ Harima ergriff Yakumos Hände und hielt sie beide fest, während er ihr, wenn auch durch seine Brille, entschlossen in die Augen sah. „Ich bin davon überzeugt. Niemand außer dir kann mir jetzt noch helfen. Du hast mich und meinen...unseren Manga schon so oft gerettet.“ Schnell riss Ai sich los und wich zurück. „Meinst du auch ernst, was du da sagst?“ „Ja, natürlich! Ich könnte dich nie anlügen!“ „Harima-san...so eine große Hilfe war ich doch nicht.“, sprach Yakumo, mit gesenktem Blick, bemüht ihre nun am Höhepunkt befindliche Gesichtsröte zu verstecken. „Doch, warst du. Wirklich.“ „Aber, wenn ich dir wirklich so wichtig bin...“, antwortete Ai. „...dann musst du verstehen, dass ich meine Schwester nicht anlügen kann.“ „Ja...ich verstehe. Wenn es sein muss, dann werden wir es ihr sagen. Aber heute noch nicht. Dieser Tag und diese Nacht. Sie sollen nur uns und unserer Liebe gehören.“ „Wenn es so ist...dann würde ich mich freuen, wenn ich dir helfen darf, Harima-san.“ Zögerlich hob sie ihren Kopf, sah ihn wieder an und lächelte dabei. Er selbst löste sich nun von ihr, nur um sich tief zu verbeugen. „Vielen Dank, Imouto-san.“ „Hach.“, meinte Tenma, welche immer noch vor dem Fernseher saß. „Ich hoffe die beiden werden noch ein Paar.“ Kapitel 12: 500 Worte über etwas völlig Anderes ----------------------------------------------- Es war spät. Die Sonne war längst untergegangen und hätten nicht an jeder Ecke Laternen für Licht gesorgt, man hätte die Hand vor Augen kaum sehen können. Es war zu dieser äußerst späten Stunde, dass ein einsamer, frustrierter, unglücklich verliebter und zu allem Überfluss auch noch unterbezahlter Lehrer alleine durch die menschenleeren Straßen spazierte, auf dem Weg sich noch ausreichend mit Essen und Getränken für die nächsten ein, zwei Tage einzudecken. Tani Hayato, Klassenlehrer der 2-C, war vieles, nur nicht erfolgreich. Insbesondere war dies der Fall, wenn es um Frauen und Beziehungen ging. Er war weder besonders gut aussehend, noch sportlich, noch hatte er viel Geld. Er hatte keine allzu große Wohnung, einen recht billigen Wagen und war auch nicht mehr der Jüngste. Seine Hobbys würden andere wohl am ehesten als langweilig bezeichnen und mehr als alles andere mangelte es ihm an Selbstvertrauen. Wie tief war er gefallen, dass er sich selbst von einem Schüler bedroht fühlte? Harima Kenji, jener Schüler, welchen er immer wieder gemeinsam mit seiner Angebeteten, Anegasaki Tae, sah. Er wusste ja nicht einmal ob da etwas zwischen ihnen war. Vielleicht all die vielen Male einfach nur Missverständnisse. Vielleicht wollte er sich eben das aber auch nur einreden. Eigentlich war es auch vollkommen verständlich. Immerhin war Harima, so vieles, dass er selbst nicht war. Jung, attraktiv, ein begabter Sportler und mehr als alles andere er hatte diese spezielle Aura, die Frauen einfach anzuziehen schien. Er roch nach Gefahr, nach Abenteuer, allein die Tatsache, dass er ein Motorrad hatte, machte ihn schon um einiges interessanter als Tani-sensei es wohl je werden würde. So in Gedanken versunken, merkte er gar nicht wie die Zeit verging, ehe er mit einem Mal vor seinem Ziel stand. Einem der nicht gerade seltenen Supermärkte, welche vierundzwanzig Stunden am Tag für ihre Kunden da waren. Tani beschloss, dass besser war die Gedanken an seine Probleme für den Moment zu verwerfen und sich lieber seinem Einkauf zu widmen. Dabei wurde er sich jedoch einiger anderer Dinge bewusst, als er vor den Regalen stand. Er stand vor einem Single-Regal. Single-Regale hatten von allem nur kleine Portionen und alles war überteuert. Alles, außer dem Alkohol. Sprach für die Meinung die die Verantwortlichen größerer Supermärkte über alleinstehende Männer hatten. Auch die Produkte an sich waren irgendwie deprimierend. Alles waren Sparausgaben, die im krassen Gegensatz standen, zu den üppigen, kostengünstigen, ansehnlich verpackten und optisch aufbereiteten Familienpackungen. Die Aussage war klar. Die Kekse, die Butter, die Milch, das Brot, sie alle schrieen förmlich, dass sie für Familien sein und alle anderen Menschen hassen würde. Einzelne Personen bedeuteten für den Markt scheinbar nichts. Deprimierend, wenn man sogar von seinem eigenen Essen abgelehnt wird. „Ich denke wahrscheinlich zuviel nach.“, murmelte er. Auch diesen Gedankengang verwarf er damit. Auf dem Heimweg kam er an einer Tierhandlung vorbei. Diesmal entdeckte er dort ein kleines und äußerst niedliches Kätzchen. Er sah es an, ja winkte ihm sogar zu, ehe er den Kopf hängen ließ. „Bin ich schon so verzweifelt, dass ich mir eine Katze anschaffen will weil ich so einsam bin?“, meinte er seufzend. „Alles wegen Harima.“ Kapitel 13: 500 Worte über Teamwork ----------------------------------- „HATSCHI!“ „Ist alles in Ordnung?“, wollte Yakumo, sichtlich besorgt, wissen, als Harima plötzlich niesen musste. Dieser nickte nur. „Ja, es geht mir gut. Wahrscheinlich redet nur gerade irgendjemand schlecht über mich.“ Harima zählte zu jenen Leuten, die durchaus daran glaubten, dass dies die Ursache für spontanes Niesen sein konnte. „Ah.“ Das Mädchen verstand und beließ es dabei. „Ich hoffe nur Tenma hat uns nicht gehört...“ „Yakumo muss sich erkältet haben.“ Trotz dieser Feststellung wandte Tenma ihren Blick nicht ein einziges Mal vom Bildschirm ab. „Jedenfalls...widmen wir uns wieder dem Grund für mein Kommen.“ Er wartete ein weiteres Nicken Yakumos ab ehe er fort fuhr. „Siehst du, an dieser Stelle hänge ich.“, erklärte er, während er ihr ein paar seiner mitgenommenen Zettel reichte. „Der Held und seine Angebetete sind am Strand und sollen sich endlich ihre Liebe gestehen. Aber egal was ich mache, es wirkt einfach nur aufgesetzt, kitschig und langweilig.“ „Ich verstehe...“, murmelte Yakumo, während sie sich die Seiten ansah. „Zunächst...muss es ein Strand sein? Strände werden oft benutzt. Vielleicht ist diese Idee einfach zu abgenutzt?“ Harima schnippte mit den Fingern. „Natürlich. Wieso bin ich darauf nicht selbst gekommen?“ Es war also doch die richtige Entscheidung gewesen sie um Hilfe zu bitten. „Nur wohin sollte man die Handlung verlagern? Die Umgebung sollte ja immer noch romantisch sein, oder?“ Darin lag nun das eigentliche Problem. Alles was Harima einfiel war wohl ähnlich verbraucht wie die Idee mit dem Strand. Es musste etwas Neues, etwas Frisches her. Wäre dieser Punkt geklärt, Harima Kenji, nein, Harima Hario könnte endlich seinen Manga fortsetzen. Denn, er war sich sicher, mit einer neuen Umgebung würde neue Inspiration kommen. Nur fiel ihm kein neuer Ort des Geschehens ein. „Vielleicht...“, fing Yakumo einen Satz an. „Vielleicht?“ Voller Hoffnung in den Augen sah ihr gegenüber sie an, da musste sie es einfach sagen, auch wenn es vielleicht nicht ihr bester Einfall an diesem Tag war. „Vielleicht verzichtest du auch gänzlich auf eine Umgebung.“ „Ich soll...wie das?“ „Du könntest sie einfach vor einen weißen Hintergrund stellen. Eigentlich spielt die Umgebung da doch keine Rolle. Es geht in diesem Zusammenhang schließlich nur um die beiden Protagonisten und ihr Liebesgeständnis. Die Umstände eben dessen sind unwichtig, oder?“ Sprachlos starrte Harima sie an. Das war die Lösung. Würde er es tun wie von ihr empfohlen, würde ihn das nicht nur dazu veranlassen sich auf das wichtigste, die Dialoge, zu konzentrieren, es würde auch Arbeit sparen, da kein Hintergrund zu zeichnen wäre. „Danke, Imouto-san. Ich werde sofort nach Hause gehen und mich daransetzen.“ Er verabschiedete sich und ging schlussendlich nach Hause. Die Zettel welche er in seiner Eile zurückließ, würde Yakumo ihm bei nächster Gelegenheit zurückgeben. „Yakumo!“, kam es, kurze Zeit später, durch die Tür. Als die Angesprochene sie öffnete, sah sie ihre Schwester mit einer heißen Tasse Tee in der Hand. „Ich hab dir schnell noch einen Tee gemacht, wegen deiner Erkältung!“ Im selben Augenblick tauchte jedoch auch Harima wieder auf. „Tut mir Leid, ich hab e-“ Und erstarrte als er Tenma sah. Da standen sie nun und starrten einander an. Und während ein unangenehmes Schweigen den Raum erfüllte, saß Iori am Boden und sah gespannt zu. Kapitel 14: 500 Worte über den Morgen danach -------------------------------------------- TICK TACK Ohne Unterbrechung, Sekunde für Sekunde, war es zu hören, kannte dabei keine Gnade, das Geräusch der Uhr, welches in Harimas Kopf ohrenbetäubend laut zu sein schien. Geschlafen hatte er nicht wirklich. Bewegt hatte er sich in den letzten Stunden auch nicht. Er lag einfach nur da, immer noch in den Sachen des Vortages, und starrte an die Decke, während er dem Klang der Uhr lauschte. Er fühlte sich als ob er binnen Sekunden um hunderte von Jahren gealtert wäre, nach dieser schrecklichen Nacht. Alles war in Ordnung, alles war perfekt, bis zu jenem Moment, als er dumm genug war noch einmal zurückzugehen. Es war alles seine Schuld, er hätte die Zettel gleich beim ersten Mal mitnehmen sollen. Dann wäre es nie zu dieser Situation gekommen. Er sah es noch vor seinen Augen, Tenmas entsetzten, geschockten und mehr als alles andere enttäuschten Blick. Nicht ein Wort hatte er herausgebracht. Er hatte sich einfach seine Zettel genommen und war gegangen. Er hatte ja nicht einmal versucht es ihr zu erklären. Zu geschockt und verängstigt war auch er selbst gewesen. Wie sie nun wohl über ihn dachte? Bestimmt verachtete sie ihn. Sich einfach so nachts in das Zimmer ihrer Schwester schleichen. Das machte es ja noch schlimmer. Wie könnte Tenma nun auch nicht davon überzeugt sein, dass da etwas zwischen ihm und Yakumo war. Und Yakumo? Die hatte er so nebenbei auch noch in Schwierigkeiten gebracht. „Ich bin ein Idiot.“, murmelte er. „Da hast du ausnahmsweise Recht.“, hörte er plötzlich eine Stimme. Sie kam von der Tür, welche, ohne das er es gemerkt hatte, geöffnet wurde und gehörte, wie nicht anders zu erwarten, seine Cousine Itoko. Diesmal war es ein Kissen, welches er in ihre Richtung schleuderte. Sein Wurf war allerdings so schwach, dass es sie nicht einmal traf, sondern vor ihren Füssen auf den Boden landete. „Was willst du? Bist du gekommen um dich über mich lustig zu machen?“ „Unter anderem, ja.“, bestätigte sie. Osakabe Itoko konnte manchmal ziemlich fies sein. Zumindest wenn sie wollte. „Und das von meiner eigenen Cousine. Siehst du nicht, dass es mir sehr schlecht geht? Ich stehe am Rande einer ernsten Depression und was machst du? Schlechte Scherze!“ Mit jedem Wort wurde Harima lauter und lauter, ehe er sie schließlich fast anschrie. „Beruhige dich erst einmal.“ Sie hob Kissen auf und ging langsam auf ihn zu. „Was ist denn überhaupt passiert?“ „Ich war bei Tsukamoto-chan...“ Davon war sie sowieso ausgegangen, schließlich hatte er laut Yakumos Namen geschrieen als er gegangen war. „Tenma-chan hat uns erwischt.“ Geschockt starrte Itoko den Jungen an. „Ich wusste nicht, dass eure Beziehung schon so ernst ist.“ „Bitte?“ „Sie hat euch doch im Bett erwischt, oder?“ Wütend sprang Harima auf. „WAS UNTERSTELLST DU MIR DA?“, fauchte er sie an. „Sie hat mir bei meinem Manga geholfen, mehr nicht.“ „Wie langweilig.“ Diese Aussage ignorierte Harima gekonnt. „Alle missverstehen uns. Tsukamoto-chan bestimmt auch.“ Diesmal meinte er wohl Tenma. „Dann erklär es ihr doch. Am besten gemeinsam mit Yakumo. Selbst wenn sie dich für einen Lügner hält, ihrer Schwester wird sie doch glauben.“ Eigentlich...war das gar keine so schlechte Idee. Kapitel 15: 500 Worte über Schwestern ------------------------------------- Auch an diesem Morgen, tat Tsukamoto Yakumo all das, was sie jeden Morgen tat. Penibel genau folgte sie den üblichen Prozeduren. Doch diesmal war es anders. Bei allem was sie tat war dieses ungute Gefühl. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Nicht nur ihrer Schwester gegenüber, sondern auch Harima gegenüber, schließlich hatte sie gestern nicht das Wort ergriffen und alles erklärt. Dies würde sie jedoch heute nachholen. Tenma war bereits wach, was ungewohnt war, aber doch auch vorkam. Auf dem Weg in die Küche wünschte Yakumo ihr einen guten Morgen. „Was hättest du gerne zum Frühstück?“, fragte sie noch. „Ich habe mir selbst etwas gemacht.“ Worte, die Yakumo einen Stich versetzten. Es musste ernst sein. Davon überzeugte, verzichtete sie vorerst auf ihr Frühstück und kniete sich zu Tenma an den niedrigen Tisch. „Nee-san...wegen Gestern...“ „Du musst mir nichts erklären.“, meinte Tenma trotzig. „Du kommst eben auch schon in dieses Alter.“ „Nee-san. Ich habe ihm nur geholfen, wie ich es schon öfter getan habe. Ich wusste selbst nicht, dass er kommen wollte. Und als er plötzlich da war...er wollte nicht, dass du es erfährst. Er hatte Angst, dass du es missverstehst.“ Dann war es also seine Schuld. „Trotzdem hättest du es mir sagen müssen.“, ließ sich Tenma nun doch auf dieses Gespräch ein. „Wenn ich und Karasuma-kun uns je so nahe kommen, ich würde es nicht vor dir verschweigen.“ Yakumo senkte ihren Blick. „Tut mir Leid...“, sagte sie, leise, kaum hörbar. Und dann geschah es. Eine einzelne Träne landete auf der Tischplatte, für Tenma gut sichtbar. Fühlte Yakumo sich so schuldig? Schmerzte es sie so sehr, dass ihre Schwester wütend war? „Yakumo.“, murmelte Tenma und lächelte. Es war die Art von Lächeln, die man von einer großen Schwester, aber nie von Tenma, erwartet hätte. „Es ist schon in Ordnung.“ Als Yakumo ihren Kopf wieder hob und ihre Schwester ansah war von Tränen keine Spur. Ihre eigenen Gefühle waren schon immer etwas, dass sie gut verstecken konnte. „Es stört mich ja nicht, dass ihr euch schon so nah seid. Ich weiß ja, dass Harima ein guter Mensch ist. Komisch, aber gut. Und ich freu mich auch für euch, vielleicht bin ich sogar etwas neidisch, weil sich bei mir und Karasuma-kun noch immer nichts entwickelt hat.“ Die Tatsache, dass Yakumo erklärt hatte, dass sie nur an einem Manga gearbeitet hatten beachtete sie gar nicht. „Aber...dass du es mir verheimlichst. Dass du mich so aus deinem Leben ausschließt. Das ist einfach fies!“, drückte sie es in ihren eigenen Worten aus. „Wir sind Schwestern, die haben über alles zu reden. Das war schon immer und überall so!“ „Ich...werde in Zukunft mit dir über alles reden, Nee-san. Ich verspreche es dir.“ Und man sah Yakumo auch an, dass sie es ernst meinte. Und Tenma konnte nicht anders als sie zu umarmen. „Und wie geht es Harima jetzt überhaupt?“ „Gut.“, erklärte Yakumo. „Er kam scheinbar wegen seines Manga nicht mehr zur Schule.“ „Schön.“ Immerhin zog Tenma in Erwägung, dass es gestern auch um den Manga ging. Aber, da war sie sich sicher, bestimmt nicht nur. Kapitel 16: 500 Worte über Schulen ---------------------------------- Jeden Tag wiederholte sich derselbe Anblick. Unzählige Schüler stürmten die Schule. Die einen kamen früher, die anderen eben später, manche sowieso immer zu spät. Es waren jedoch Kleinigkeiten, welche mitunter einen großen Unterschied machten. Diese Kleinigkeiten zeigten sich vor allem in den Gesichtern der Lehrer und Schüler. So war es offensichtlich, dass Tani Hayato, als er als erster, noch vor allen anderen, das Schulgebäude betrat, er nicht nur kaum geschlafen hatte, sondern auch die meiste Zeit damit verbracht hatte über Dinge nachzudenken über die er eigentlich nicht nachdenken wollte. So war es offensichtlich, dass Umezu Shigeo nach wie vor bezaubert war, von seiner Freundin, von dem Kuss, von der Art wie sie sich gestern zu ihm bekannt hatte. So war es offensichtlich, dass Kido Madoka bester Laune war, allein wegen der Gewissheit, dass ihr Freund eifersüchtig war. Etwas, dass sie ziemlich genoss. So was es offensichtlich, dass sowohl Ichijou Karen als auch Imadori Kyousuke den gestrigen Kinobesuch noch in bester Erinnerung hatten, wenngleich die Gründe dafür bei den beiden ziemlich auseinander gingen. Es gab viele Beispiele. Einzig drei Schüler sahen anders aus, als man es an diesem Tag vielleicht von ihnen erwartet hätte. Zum einen wären da Tsukamoto Tenma und Yakumo. Die beiden Schwestern sahen nämlich aus wie eigentlich an jedem anderen Tag. Tenma mit ihrer zufriedenen Mischung aus Lächeln und Grinsen, Yakumo mit ihrer stets ruhigen und ausgeglichenen Ausstrahlung. Zum anderen war da Harima Kenji. Vor kurzem war er noch niedergeschlagen und versank in Selbstmitleid. Nun hingegen sah er sich mit einem Problem konfrontiert und war auf der Suche nach einer Lösung. WIE sollte es erklärt wären. Auf dem gesamten Weg zur Schule dachte er darüber nach. Als er ankam, war er noch immer nicht weiter als zuvor. „Am besten ich gehe einfach zu ihr...nein, erst sollte ich Imouto-san suchen.“ In Gedanken versunken, vielleicht sogar unbewusst, setzte er seinen Weg fort, bis er schließlich schon in der Klasse war und auf seinem Platz saß. Und als dann schließlich Tenma ebenfalls den Raum betrat, war es schon zu spät. Yakumo war gerade nicht da, er musste ja ausgerechnet direkt in die Klasse gehen, Zeit zu überlegen hatte er auch keine mehr. Dies war die Stunde der Wahrheit – nun hieß es erklären oder erklärt werden! Oder auch nicht. So ungefähr eben. Entschlossen stand Kenji auf, stieß Yoshidayama, welcher ihn gerade ansprechen wollte, zur Seite und ging auf seine Angebetete zu. „Tsukamoto-chan.“ „Ah, Harima-kun.“, reagierte sie auf ihn. „Wir müssen dringend miteinander reden. Wegen gestern...ich kann das alles erklären!“ Das war ein guter Anfang, alles Nötige hatte er damit schon auf den Punkt gebracht. Doch Tsukamoto schüttelte nur den Kopf. „Keine Sorge. Ich und Yakumo haben das besprochen, es ist alles geklärt.“ „Wirklich?“ „Ja. Ihr könnt euch von mir aus so oft treffen wie ihr wollt, aaaaaber, in Zukunft wird nichts mehr vor mir verheimlicht!“ Lächelnd klopfte Tenma ihm auf die Schulter. „Ich vertraue sie dir an!“ Und damit ging sie auch schon weiter und meinte in einiger Entfernung noch, was für ein süßes Paar die beiden doch seien. Harima sank indes heulend auf die Knie. Sie hatte alles falsch verstanden. Kapitel 17: 500 Worte über Jungs -------------------------------- Endlich war es soweit. Dies war sein Tag, da war sich Yoshidayama Jirou absolut sicher. Er würde endlich dafür sorgen, dass er und Harima Kenji auf einer Stufe stehen. Nie mehr Unterdrückung! Viva la Revolution! Es wäre nicht das erste Mal, dass er es versuchen würde. Beim letzten Mal ist er jedoch kläglich gescheitert. Doch heute bestimmt nicht! Als er die Klasse betrat sah er ihn schon. Da saß er auf seinem Stuhl und dachte nach. Ein leichtes Ziel. Entschlossen ging Jirou auf ihn zu, als Harima plötzlich aufstand. Es schien als wollte er ihm diesmal sogar zuhören. Gerade wollte Yoshidayama etwas sagen, als sein Gegenüber ihn einfach zur Seite stieß und weiterging. Wieder wurde er nur ignoriert. „Verdammt!“ „Ist wohl wieder nicht dein Tag, hm?“, kam es plötzlich von Fuyuki, welcher gemeinsam mit Umezu, Nara und Nishimoto um den Tisch des letzteren herum saß. „Als ob es euch besser geht.“, meinte Jirou als er zu seinen Freunden ging. „Sprich für die anderen, MIR geht’s jedenfalls bestens.“, korrigierte Shigeo ihn. „Ich durfte gestern immerhin meinen zweiten Kuss genießen.“ „Der Zweite? Wie lange seid ihr noch gleich zusammen?“, fragte Yoshidayama. „So gesehen geht’s dir schlechter als uns allen.“, stellte Fuyuki fest. Shigeo ließ den Kopf hängen. Die gute Laune war verschwunden. „Aber ihr habt noch nicht einmal Freundinnen!“ Nun senkte auch der Rest der kleinen Gemeinschaft den Blick und sie alle seufzten im Chor. „Seit nicht so deprimiert. Auch wir werden unser Glück noch finden.“, erklärte Tougou, welcher plötzlich bei den anderen saß. „Was hast DU überhaupt hier verloren, Macaroni?“ fauchte Yoshidayama. „Das Schicksal hat mich hierher geführt.“ „Ich zeig dir gleich dein Schicksal!“ Yoshidayama war schon gewillt zuzuschlagen, als Imadori dazukam. „Leute, streitet euch nicht. Nicht an einem so glorreichen Tag wie heute.“, versuchte er die Anwesenden zu beruhigen, auch wenn sich bis auf Jirou eigentlich niemand aufregte. „Und wieso bist du so gut gelaunt?“, sprach Fuyuki aus was alle sich fragten. „Nun, meine Freunde, zu eurer Information, ich war gestern im Kino!“, erklärte er. Die anderen nickten nur. Damit war auch schon alles geklärt. „Ach die Sache.“, meinten sie alle gleichzeitig. Selbst Tougou wusste worum es ging. Offensichtlich hatte Imadori endlich diesen Kinderfilm, von dem er schon seit Wochen schwärmte, gesehen. Ein eigenartiges Hobby, für jemandem in seinem Alter, der noch dazu äußerst pervers war und erschreckenderweise auch die meisten Frauen haben konnte, die er wollte. Frauen – das ist es! „Warst du allein?“, fragten sie erneut synchron und sahen einander kurz überrascht an. Langsam wurde es gruselig. „Ich weiß zwar nicht, wie ihr jetzt darauf kommt, aber nein, ich war nicht allein.“ Die Jungs sahen sich kurz an, dann wieder Imadori. “Wer war bei dir?“, fragte Yoshidayama. „Ein Mädchen?“, kam von Fuyuki. „Ein Junge?“, war Tougou dumm genug zu fragen. „Ich hab Ichijou und ihren kleinen Bruder begleitet.“ Stille. Imadori und Ichijou? Die Ichijou, die schon seit Langem in ihn verliebt war und was für so ziemlich jeden offensichtlich war? Imadori und Ichijou wie in Kyousuke und Karen? „DU WARST MIT ICHIJOU IM KINO!?“ Kapitel 18: 500 Worte über Mädchen ---------------------------------- Sawachika Eri könnte man mit vielen Worten beschreiben, ‚arm’ war jedoch keines davon. Ganz im Gegenteil. Sie kam aus einer wohlhabenden Familie und konnte sich entsprechend viel leisten. Unter anderem auch sich zur Schule fahren zu lassen. Aber meistens wollte sie nicht. Sie ging den Weg recht gerne und es schadete ihr auch nicht. Als sie an diesem Tag zur Schule ging und auch noch als sie bereits in der Klasse auf ihrem Platz saß, dachte sie vor allem an eines. Harima Kenji. Würde er heute wohl kommen? Sie würde es nie zugegeben, aber Tatsache war, dass sie sich etwas um ihn sorgte. Ein klein wenig. Umso überraschter war sie, als Harima plötzlich den Raum betrat. Wieso war er hier? Nein, seit wann ging es ihm wieder gut? Wieso hatte er gefehlt? Alles Fragen, die sie ihm auf keinen Fall stellen würde. Oder sollte sie doch? Ehe sie sich entschieden hatte, ging Harima auf Tenma zu, welche ebenfalls gerade gekommen war. Worüber die beiden wohl redeten? Eri war neugierig, wollte aber nicht weiter darüber nachdenken. Wahrscheinlich ging es um Yakumo. Ein Schrei riss Sawachika aus ihren Gedanken. „DU WARST MIT ICHIJOU IM KINO!?“ Glücklich lächelnd betrat Ichijou Karen den Klassenraum. Die gute Laune, eine Folge des gestrigen Kinobesuchs, stand ihr ins Gesicht geschrieben. Und die ganze Klasse schien es lesen zu können. Alle Augen waren auf sie gerichtet. Langsam ging sie zu Tenma, Eri, Akira und Mikoto, welche sie ebenfalls anstarrten, im Falle von Tenma und Mikoto sogar mit einem breiten Grinsen. „Was ist denn los?“, wollte Ichijou wissen. Erstaunlicherweise war es Akira, welche als erste reagierte, indem sie ihre Hand hob und den Daumen wegstreckte. „Ich gratuliere dir.“, sagte sie. „Bitte?“ Die Beglückwünschte verstand noch immer nicht. „So so...“, fing Mikoto schließlich an. „Du und Imadori, ihr wart also gemeinsam im Kino? Zählt das schon als ein Date?“ „Und viel wichtiger – wie war es?“, ergänzte Tenma. Hochrot senkte Karen ihren Blick. Offensichtlich wusste es schon die ganze Klasse. Dies würde zumindest die Blicke erklären. „Wir...es war kein Date. Ich war mit meinem kleinen Bruder im Kino...dort sind wir Imadori begegnet...es hat sich dann eben ergeben, dass wir zusammen in den Film gegangen sind.“, versuchte das schüchterne Mädchen zu erklären. „Das spielt doch keine Rolle.“, mischte sich nun auch Eri ein. „Fakt ist, du warst mit dem Jungen den du magst im Kino. Das muss dir doch auch etwas bedeutet haben, oder?“ „Ja...das schon.“, gestand sie. „Ich weiß zwar nicht, was du an diesem Idioten findest.“, meinte Mikoto seufzend. „Aber ich freu mich für dich.“ Die beiden Mädchen lächelten einander an. „D-Danke.“ „Wurde ja auch Zeit.“, gab Tenma auch noch ihren Senf dazu. „ICHIJOU!“, war plötzlich eine wütende Stimme zu hören. Ausnahmsweise war es jedoch nicht Lala, die Karen mit solch einem Schrei begrüßte, sondern Mihara Kozue, welche sie mit ihren Blicken durchbohrte. Etwas, dass die Angesprochene keineswegs verstand. „Mihara...was ist denn?“, fragte sie zögerlich. Herausfordernd sah Kozue ihre neue Rivalin an. „Denk bloß nicht, dass ich dir Imadori kampflos überlassen werde!“ Kapitel 19: 500 Worte über Beziehungen -------------------------------------- Mit Beziehungen, zumindest mit den Beziehungen anderer, war es immer so eine Sache. Sobald jemand zusammen war, war es nicht mehr so besonders. Dies gilt natürlich nicht für die Betroffenen, sondern vielmehr für deren Freunde. War es offiziell, verlor der Tratsch seinen Reiz. So beschäftigte sich kaum jemand mit der Beziehung zwischen Umezu Shigeo und Kido Madoka und auch Nagayama Toki und Tanaka Kazuya, welche plötzlich, ohne es jemanden merken zu lassen, zu einem Paar wurden, waren kaum Gesprächsthema. Anders, bei anderen, unsichereren Fällen. Die noch nicht mal im Ansatz bestehende Beziehung von Tenma und Karasuma, die zahlreichen Beziehungen die Harima aufgrund von Missverständnissen angehängt werden und nun auch diese Dreiecksbeziehung zwischen Ichijou, Imadori und Kozue, welche gänzlich ohne Imadoris Wissen oder Zutun zustande kam. „Sag mal...Imadori...“, sprach Yoshidayama ihn an. „Wieso streiten die Frauen eigentlich ausgerechnet um dich?“ „Tja, was soll ich sagen...sie lieben mich eben alle!“ „Und keiner weiß wieso...“ Auch die Mädchen diskutierten dieses Thema eifrig. „Das war ja eine direkte Kriegserklärung.“, stellte Eri fest. „Du gegen Kozue, dass wird wohl nicht so leicht. Vor allem wie man Imadori kennt, am Ende sind es irgendwelche Oberflächlichkeiten die entscheiden.“, sagte Mikoto. „Egal was passiert, wir werden dich unterstützen und dir die Daumen drücken!“, versuchte Tenma ihrer Freundin Mut zu machen. „Können...wir nicht vielleicht über etwas anderes reden?“ Ichijou schien dieses Thema unangenehm zu sein. Die anderen wollten sie nicht belasten, also galt es frischen Gesprächsstoff zu suchen. „Ich habe keine Beziehung und nichts in Sicht.“, sagte Eri. „Ebenfalls nicht.“, schloss Mikoto sich an. „Und ich...“, fing Tenma an, dachte darüber nach und seufzte. Die Mädchen verstanden und nickten. „Noch immer kein Fortschritt mit Karasuma-kun?“, meinten sie fast zeitgleich. Nun fingen sie auch noch damit an. Tenma schüttelte nur den Kopf. Das war nichts, aber auch gar nichts. Sie musste sich ranhalten und zwar dringend. „Aber wechseln wir das Thema!“ Schließlich ruhten plötzlich alle Blicke auf Akira. Wie sah es eigentlich bei ihr mit Beziehungen aus? „Angeblich wurden Shigeo und Madoka gesehen wie sie sich küssten.“, wechselte Akira das Thema, noch ehe es überhaupt um sie ging. Als ob sie wusste, worauf die anderen gerade hinauswollten. Vielleicht war es aber auch einfach nur offensichtlich. „Wirklich?“ Überrascht sah Tenma ihre Freundin an, der Themenwechsel war damit auch ein Erfolg. „Wer sagt das?“ Eri war etwas skeptisch. Mikoto schien offenbar auch interessiert. Karen hielt sich aus dem Gespräch hingegen weitgehend heraus. „Ich habe meine Quellen.“ Eine Aussage, wie sie typisch für Akira war. „Aber...“, begann Ichijou plötzlich doch einen Satz. „Wenn es so ist...dann scheint die Beziehung der beiden doch schon ernster als ich dachte.“ Die anderen nickten zustimmend. „Ach.“, fing Tenma an. „Das ist doch noch gar nichts.“ Skeptische Blicke. „Was?“, wolle Tenma wissen. „Das sollten wir fragen. Willst du etwa behaupten, du kennst jemanden der noch weiter ist als die beiden?“, brachte es Eri auf den Punkt. „Küsse sind ein großer Schritt ich weiß. Aber ich hab gestern Harima und Yakumo in ihrem Zimmer erwischt, was sagt ihr dazu?“ Stille – und Staunen. Kapitel 20: 500 Worte über Gerüchte ----------------------------------- Hätte Tsukamoto Tenma gewusst was sie mit ihrer, erstaunlich harmlosen, Aussage ins Rollen bringen würde, sie hätte wohl den Mund gehalten. Leider hatte sie es im Vorhinein jedoch nicht gewusst und nun war es zu spät. Der Schaden war offensichtlich angerichtet. Dabei fing alles so harmlos an... Tenma erzählte ihren Freundinnen von dieser Sache und logischerweise begann damit ein längeres Gespräch über den ernst der Beziehung zwischen Harima und Yakumo. Tenma beschwichtige die anderen jedoch, es war schließlich bei weitem nicht so schlimm wie diese vielleicht dachten. Sie selbst hatte ja noch nicht einmal gesehen wie das Paar sich küsste. Auch wenn sie natürlich felsenfest davon überzeugt war, dass sie dies schon mehrmals getan hatten – nur eben heimlich, was wieder ein Beweis dafür war, wie unschuldig diese Liebe doch sein musste und was für ein anständiger und tief in seinem Herzen sogar schüchterner Kerl Harima Kenji doch eigentlich war. Umso mehr war Tenma davon überzeugt, dass ihre Schwester den Richtigen gefunden hatte. Ja, vielleicht sogar schon den Mann fürs Leben. Machen derartige Aussagen jedoch erst einmal die Runde, kommt es zu den eigenartigsten Wortverdrehungen, zum Einwurf von Fantasien, Theorien und Gedanken, welche dann nach und nach auch als Fakten verkauft werden. Und am Ende hat man ein waschechtes Gerücht. Die einen gingen direkt vom Schlimmsten aus – Harima und Yakumo wurden zusammen erwischt, bald schon dachten die ersten daran, dass die beiden sich auf sexueller Ebene nahe waren. Manche dachten mit der Zeit sogar, dass das Paar eine leidenschaftliche Nacht im Hause Tsukamoto verbracht hat, während Tenma heimlich zugesehen hatte, womit schließlich auch Tenmas Ruf einen ziemlichen Schaden genommen hatte. Wieder andere Interpretieren das Gehörte so, dass Harima und Yakumo sich insgeheim viel näher waren, als es immer den Anschein hatte. Aus diesem Gedanken entwickelte sich schließlich das Gerücht, dass die beiden, aufgrund ihrer eigenartigen Interessen, Angst hatten öffentlich dazu zu stehen. Auch hieß es an einigen Ecken, dass Harima all seinen einstigen üblen Machenschaften ein Ende bereitet hat, weil ihm seine Liebe so wichtig war, was ihn sogar bei manchen Mädchen in ein besseres Licht rückte. Ein Gerücht war scheinbar jedoch besonders beliebt, da die meisten es gehört hatten und nicht wenige es auch wirklich glaubten. Das Gerücht um eine mögliche Hochzeit des jungen Paares. Natürlich waren sie noch zu jung, aber sie sollten es zumindest geplant haben. Ursprung dieser Annahme war, dass Tenma erwähnte, dass sie selbst dachte, dass Yakumo ja vielleicht in Harima den richtigen Mann fürs Leben gefunden hatte. In die Sprache der Gerüchte übersetzt, hatte sie also bereits ihren Segen gegeben. Und wenn man schon so weit, dass die Schwester ihren Segen ausspricht, muss es doch schon sehr ernst sein und etwas Konkretes geplant sein. Dies dachten sich zumindest viele. Erschreckend wie leichtgläubig manche Leute waren. Lediglich die engeren Freunde der Tsukamoto Schwestern schienen es besser zu wissen. Ein klein wenig zumindest. Das außergewöhnlichste an all diesen Gerüchten war jedoch, dass sie entstehen und sich ausbreiten konnten, binnen weniger Tage hatte fast die gesamte Schule sie gehört – nur die Betroffenen, Tsukamoto Yakumo und Harima Kenji, die bekamen von alledem nichts mit. Kapitel 21: 500 Worte über Kinder --------------------------------- Wie wir bereits wissen, gibt es im Leben eines Mannes viele bedeutende erste Male, die ihn auf ewig prägen. Selbstverständlich gilt dies aber auch für Frauen. Und eines der wohl wichtigsten ersten Male die es geben kann, ist die erste große Liebe. Dabei gibt es jedoch ein Problem. Woran erkennt man, ob man denn nun verliebt ist, wenn man es bisher noch nie war? Dies war eines der vielen Probleme von Tennouji Mio, der kleinen Schwester von Noboru, dem gigantischen Schläger aus der Klasse 2-D. Die Frage die sich stellte: Wie sehr mochte sie Harima Shuuji, Harima Kenjis jüngeren Bruder, eigentlich? Es war mehr als Freundschaft, soviel war klar. Aber war es schon das, was man Liebe nennt? In ihrem Alter war dies besonders schwer einzuschätzen. Leider, möchte man fast sagen, spielte es auch keine Rolle, denn Mio erhielt sowieso nie die Aufmerksamkeit, die sie sich heimlich wünschte. Und so war es auch gar nicht so selten, dass sie alleine, von ihrer Umgebung ignoriert, auf einer Schaukel in einem Park saß. Sie kam oft hierher, bevorzugt um nachzudenken. In erster Linie natürlich über Shuuji. Weiter brachten sie ihre Gedanken jedoch nie. Wahrlich ein Grund zu seufzen. „Hey.“, hörte sie plötzlich eine Männerstimme sagen. Mio hob ihren Blick. Da stand er, dieser gruselige Mann mit der Sonnenbrille. Sie versuchte sich ihre Furcht nicht anmerken zu lassen, dennoch war sie sichtlich eingeschüchtert. „Ja?“ „Wir kennen uns doch, oder?“ Sie sah den fremden genauer an. Er wirkte in der Tat sehr vertraut. „Du bist doch Shuujis Freundin, nicht?“ Faszinierend, dass gerade Harima Kenji, welcher doch selbst oft Opfer solch spontaner und meist unwahrer Feststellungen war, einfach davon auszugehen wagt. „Was? Nein, also...nicht so Freundin.“, meinte sie schüchtern und mit geröteten Wangen. „Und du bist sein Bruder, oder?“ Kenji nickte. „Was machst du hier so alleine?“ „Ich...ich denke nur etwas nach.“ „Klingt deprimierend.“, stellte er fest und hatte damit gar nicht so Unrecht. „Mädchen sollten nicht irgendwo alleine sitzen müssen, sich mit ihren Gedanken rumschlagend, und dabei so traurig aussehen.“ Das kleine Mädchen senkte seinen Blick. „Aber wer sollte mir den Gesellschaft leisten?“ „Shuuji?“ Einen Augenblick schwieg das Mädchen, erstaunt darüber wie direkt Harima doch war. „Das...wäre zwar nett...“ „Aber?“ „Ich will ihn nicht stören.“ „Stören?“ Harima zog eine Augenbraue hoch. „Ihr seid doch Freunde.“ Mio nickte. „Aber nicht so enge...glaube ich.“ „Schwachsinn.“ Der Junge konnte dabei nur den Kopf schütteln. „Sonst wärst du nicht die einzige Freundin meines Bruders die ich kenne. Also wenn er wem nahe steht, dann dir.“ Mittlerweile hochrot sah Mio wieder zu ihm auf. „Wirklich? Aber ich hatte nie den Eindruck.“ Wie denn auch. „Natürlich hattest du den nicht. Shuuji ist ein Junge. Wir Jungs sind sehr langsam und schwierig. Vor allem wenn es um Gefühle geht. Er kann nichts dafür, wir sind so, liegt an den Genen denk ich. Nimm mich zum Beispiel, ich bin verliebt, aber schaffe ich es, es ihr zu sagen? Nein, nach all den Monaten noch immer nicht. Ich bin mir sicher, Shuuji mag dich weit mehr als du denkst.“ Erstaunt über diese Worte sah sie Harima an, lächelte und nickte. „Vielleicht hast du Recht.“ „Sicher sogar. Und nun, es ist spät, ich bring dich besser nachhause.“ Kapitel 22: 500 Worte über Eifersucht ------------------------------------- Es war wieder einmal ein schöner Tag und Hanai Haruki war zufrieden mit sich und der Welt, was man ihm auch an seinem breiten Lächeln ansah, welches sein Gesicht zierte als er an diesem Tag, der nicht wieder jeder andere war, zur Schule kam. Das mag viele Gründe haben. Vielleicht lag es daran, dass er einen schönen Traum hatte, in welchem Yakumo natürlich eine bedeutende Rolle spielte, vielleicht lag die Ursache aber auch darin, dass auch er noch nichts von all den Gerüchten rund um die Beziehung von Harima Kenji und Tsukamoto Yakumo mitbekommen hatte. „Da ist aber jemand gut gelaunt.“, stellte Fuyuki fest, als er Harima vor dem Schulgebäude begegnete. „Was ist der Grund?“ Hanai hatte gar nicht erwartet so spontan von Fuyuki angesprochen zu werden. Das tat er doch sonst nur, wenn er neue Fotos von Yakumo hatte. „Muss es denn immer einen Grund geben um gut gelaunt zu sein?“ „Naja...“ Einen Augenblick musste der Hobbyfotograf nachdenken, ehe er nickte. „Unter diesen Umständen, ja, würde ich schon sagen.“ Mit gehobener Augenbraue und einem reichlich verwirrten Blick sah Haruki seinen Gegenüber an. „Was für Umstände denn?“ Hatte er irgendetwas nicht mitbekommen? „Bitte?“ Fuyuki war durchaus erstaunt. Wie konnte gerade er, Hanai Haruki, der er doch seit Ewigkeiten für Yakumo schwärmte, noch nichts davon gehört haben? „Soll das heißen...du weißt es noch nicht?“ Offensichtlich hatte er etwas nicht mitbekommen. Scheinbar auch noch etwas Wichtiges. „Was genau weiß ich noch nicht? Worum geht es überhaupt?“ „Um das was man so sagt. Weißt du, es gibt da so ein paar Gerüchte...man weiß natürlich nicht ob sie der Wahrheit entsprechen, aber...naja, man sagt es eben.“, erklärte er. „Und WAS sagt man denn nun bitte?“ Gähnend saß Harima Kenji auf seinem Platz. Er hatte letzte Nacht wohl nicht allzu viel Schlaf bekommen. Zwar war er direkt heimgegangen, nachdem er Tennouji Mio nach Hause gebracht hatte, dort arbeitete er aber noch einige Stunden an seinem Manga, was doch seine Spuren hinterließ. „Harima-kun.“, hörte er eine vertraute Stimme sagen. Es war Tenma. „Tsukamoto-chan! Was...ist denn?“, fragte er, offensichtlich besorgt, als er ihren traurigen Blick sah, aber doch glücklich, dass sie ihn angesprochen hatte. „Es tut mir Leid.“, murmelte sie. „Es ist alle meine Schuld...“ „Was denn?“ Er konnte ihr nicht folgen. „Das alle so über euch reden und die eigenartigsten Dinge erzählen. Ich habe einfach zuviel verraten, aber ich habe mich einfach so für euch gefreut und da ist es mir rausgerutscht...“ Nervös fing sie an mit ihren eigenen Fingern zu spielen. „Ich weiß noch immer nicht was los ist...aber ich bin sicher, so schlimm ist es nicht.“, versuchte er sie zu beruhigen. Es half jedoch nicht. „Doch, es ist schrecklich und alles nur meinetwegen.“ Am liebsten wäre sie wie ein kleines Kind in Tränen ausgebrochen. Worum auch immer es ihr ging, es war offensichtlich ernst. Sehr ernst. Indes hatte sich eine dunkle Gestalt, von Zorn und Eifersucht zerfressen, vor dem Schulgebäude in all ihrer männlichen Pracht aufgebaut und stieß einen Schrei aus, der in allen Klassen, in der gesamten Schule mehr als deutlich zu hören war. „HARIMA!!!“ Kapitel 23: 500 Worte über Action --------------------------------- Langsam verließ Harima Kenji das Schuldgebäude. Da stand er, sein ewiger Rivale, Hanai Haruki. Sie standen da, einander gegenüber, und sahen sich an. Um die Kontrahenten herum schien jede Menge Platz zu sein, ehe sich die anderen Schüler in einen Kreis um die beiden Krieger aufstellten und das Geschehen gebannt verfolgten. „Was willst du?“, fragte Harima genervt. Wütend ballte Hanai beide Hände zu Fäusten. „Ich...ich kann dir einfach nicht verzeihen. NIEMALS!“ Mit diesen Worten stürmte er auf seinen, sichtlich überraschten, Gegner zu und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht. Harima stolperte ein paar Schritte zurück, ehe er Hanai einen wutverzerrten Blick schenkte. „Mach mich nicht wütend. Du würdest es nicht mögen, wenn ich wütend bin.“ „Würde ich nicht?“, meinte Hanai spöttisch. „Wieso nicht? Schenkst du mir den bösen Blick?“ Diese wenigen Worte der Provokation reichten um die Bestie in Harima zu erwecken. Langsam baute sich seine Muskelmaße auf, der Stoff seine Kleidung drohte und der Kraft der Arme und des Brustkorbs zu zerreißen. Seine Haut färbte sich indes rot und zwei Hörner wuchsen aus seiner Stirn. „Ich hatte dich gewarnt.“, brummte er mit nun tieferer Stimme. Erschrocken wichen die Schüler zurück. Einzig Hanai schien kaum zu reagieren, einzig ein Grinsen zierte nun seine Züge. „Endlich zeigst du dein wahres Gesicht.“ Auch Haruki war nun bereit sein bestes zu geben. Mit einem lauten Schrei schien er all seine inneren Energien zu entfachen, sein Hemd löste sich in Fetzen auf und eine blau leuchtende Aura umgab ihn. Endlich konnte der Kampf beginnen. Sie rannten auf einander zu und prügelten wie wild aufeinander ein. Schließlich gelang es Harima seinen Widersacher in die Luft zu werfen. „Kenji Kick!“ Mit diesem Ruf verpasste er dem fallenden Körper Hanais einen Tritt welche diesen in die Wand des Schuldgebäudes schlug. Aus dem aufgewirbelten Staub, scheinbar unverletzt, trat er sogleich wieder hervor. „Du bist zäh.“, musste das gehörnte Ungeheuer zugeben. „Mal sehen ob du es auch bist.“ Hanais Hände fingen an zu leuchten. Er legte sie aneinander und ein mächtiger Lichtstrahl kam auf Harima zugeschossen. Mit einem lauten Knall schlug dieser ein, der Boden wurde aufgerissen, der Staub in der Luft machte es unmöglich zu erkennen ob und wenn wie stark der Getroffene verwundet war. „Du solltest besser zielen.“, kam es plötzlich von oben. Hoch über den anderen schwebte Harima Kenji und sah belustigt auf seinen Rivalen herab. Jedoch nicht lange, denn auch Hanais Körper löste sich langsam vom Boden und er stieg in die Lüfte empor, bis sie wieder auf gleicher Höhe waren. „Bringen wir es zu Ende?“, fragte er. Der andere nickte nur. Beide hoben sie ihre Fäuste an und holten zum Schlag aus. Dieser nächste Angriff würde alles entscheiden. Sieg oder Niederlage. Leben oder Tod. Laute Kampfschreie ausstoßend flogen sie aufeinander zu, warfen ihre Fäuste im Flug nach vorne und alles löste sich schließlich in eine gigantische Explosion auf. Als der Himmel wieder klar war, waren beide verschwunden. „Ungefähr so stelle ich mir das vor.“, erklärte Akira mit todernstem Gesicht, wie sie sich das folgende Aufeinandertreffen von Harima und Hanai ausmalte. „Akira.“, meinte Eri daraufhin. „Du siehst zuviel Fern.“ Kapitel 24: 500 Worte über Streit --------------------------------- „Was willst du? Und wieso musst so schreien? Wir hätten das auch in der Klasse regeln können.“ Genervt, gelangweilt, gestresst kam Harima aus dem Schulgebäude. Er hatte gerade besseres zu tun, wie etwa mit Tenma reden. „DU!“, keifte Hanai. „Wie konntest du nur?“ „Wie konnte ich was?“ Der hier verurteilte Junge war, zu Recht, äußerst irritiert. „Ich werde es nicht zulassen!“, fuhr Hanai, blind vor Wut, fort. Harima sah ihn an, recht lange sogar, ehe er sich mit einem Finger am Kopf kratzte und nach einigem Überlegen mit den Schultern zuckte. „Tut mir Leid, ich habe keine Ahnung wovon du redest. Was willst du denn nicht zulassen?“ „Irgendwie glaube ich, dass Harima das auch so meint.“, erkannte Mikoto, welche gemeinsam mit ihren Freundinnen in den langsam entstehenden Reihen der Zuseher stand. “Vielleicht hatte Akira mit ihrer Prophezeiung doch Recht.“ Tenma war sichtlich nervös. Sie wollte nicht, dass Harima sich nun ihretwegen in Luft auflösen würde. Sie wollte generell nicht, dass er kämpft. Yakumo würde es sicher nicht gerne sehen, dass ihr Freund in eine Schlägerei verwickelt ist. Eri nickte etwas. „Auch wenn sie übertrieben hat...im Moment sieht es wirklich so aus, als ob Hanai es auf eine Schlägerei anlegt. Und Hige war nie jemand, der Prügeleien aus dem Weg geht.“ „Aber wieso?“, unsicher sah Ichijou zu Sawachika, erhielt als antwort jedoch nur einen eindeutigen Blick und eine Gegenfrage. „Wieso wohl?“ „Hanai hat sich immer schon zu Tenmas Schwester hingezogen gefühlt.“, stellte Akira fest. Mikoto nickte zustimmend. „Hat er?“ Diese Information war für Tenma völlig neu. Aus Angst ihr Gehirn zu überfordern winkten die Mädchen lediglich ab und erklärten ihr, dass sie es vergessen solle. „Hör endlich auf dich über mich lustig zu machen.“, fuhr Hanai seinen Kontrahenten an. „Ich rede von dir und Yakumo! Ich werde es nicht zulassen. Ich werde nicht dulden, dass du sie mir wegnimmst!“ „Imouto-san?“ Harima schien endlich zu begreifen. Es war immer noch dieses Missverständnis. „Bist du zu blöd um zu begreifen, dass da nichts ist?“ „Als ob dir das noch jemand glaubt. Es weiß doch sowieso jeder längst wie es wirklich ist. Du...du hast in ihrem Gehirn rumgespukt, ich weiß nicht wie, aber irgendwie hast du sogar schon zu Heiratsplänen genötigt! Doch ich werde sie aus deinen Fängen befreien!“ Harima starrte ihn nur mit offenem Mund an. „WAS?!“ Wer hatte das behauptet? Moment...war es das etwa wovon Tenma sprach? Vielleicht. Er musste dieses Missverständnis sofort aus der Welt schaffen. „Ich weiß nicht was die Leute sagen, aber es stimmt nicht!“ Leider war Harima dumm genug um noch etwas zu ergänzen. „Und selbst wenn da etwas wäre zwischen uns...es wäre nicht deine Entscheidung.“ Natürlich hatte er Recht. Aber Hanai schien dies zu ignorieren. Falls er ihm überhaupt noch zuhörte, was vermutlich nicht der Fall war. Blind vor Zorn ging er auf Harima los. Zur Überraschung der meisten Zuseher schien dieser jedoch nicht vorzuhaben sich zu wehren. Zwar wich Kenji den meisten von Hanais Schlägen aus und fing alle anderen mit seinen Händen ab, kein einziges Mal versuchte er jedoch zurückzuschlagen. Es gab dazu ja auch keinen Grund. Schließlich war alles, egal was die anderen dachten, nur ein Missverständnis. Kapitel 25: 500 Worte über Ohrfeigen ------------------------------------ Zugegeben, Tsukamoto Yakumo und ihre Freundin Sarah Adiemus haben nie soviel geredet wie es beispielsweise Tenma und ihre Freundinnen tun. Vor allem Yakumo war eben einfach nicht die Gesprächigste. An diesem Tag war es jedoch auch für diese beiden ungewöhnlich still. Sie saßen gemeinsam in der Bibliothek der Schule und gingen ein paar Bücher durch, da ihre erste Stunde entfiel und sie die Zeit effektiv nutzen wollten. Während sie da so saßen wechselten sie kein Wort. Selbst die Laute der Uhr schienen unter diesen Bedingungen wie ohrenbetäubender Krach. Erst nach einiger Zeit wagte Sarah es dann doch und brach das Schweigen. „Yakumo?“ Die Angesprochene sah zu ihrer Freundin. „Ja?“ Sarah zögerte. Sie war sich nicht sicher ob, geschweige denn wie sie auf dieses Thema zu sprechen kommen sollte. „Wie stehst du eigentlich zu all dem was man so sagt? Ich habe deine Meinung dazu noch nicht gehört. Es interessiert mich natürlich, ich will schließlich nicht einfach irgendwelchen Gerüchten glauben.“ Sie bekam lediglich einen irritierten Blick als Antwort. „Du hast von den Gerüchten noch nichts gehört, oder?“, fuhr Sarah fort. Yakumo nickte. Es wurde immer schwieriger die richtigen Worte zu finden. „Nun...du weißt ja, alle glauben, dass du und Harima, dass ihr euch sehr Nahe seid. Nun…sie denken ihr seit euch noch weit näher als bisher angenommen.“ „Noch weit näher?“ Sarah nickte. „Es war sogar die Rede von bereits jetzt geplanter Hochzeit und...“ Sie räusperte sich und wurde mit einem Mal recht leise. „Körperlicher Nähe.“ Yakumo reagierte scheinbar nicht. Zwar wurde sie hochrot, jedoch war dies auch schon alles. Sie musste das eben Gehörte erst verarbeiten. Plötzlich kam ein Mädchen in den Raum gestürzt. „Na endlich!“, meinte sie als sie Yakumo entdeckte. „Ich hab dich schon überall gesucht. Schnell, komm raus, das darfst du nicht verpassen! Harima und Hanai aus der 2-C schlagen sich deinetwegen!“ Immer wieder wich Harima aus. Er fragte sich wann Hanai wohl endlich müde werden würde. „Reicht es dann auch mal?“ Keine Antwort. Wieder einmal. Mehrmals schon hatte er in diesem ‚Kampf’ versucht Hanai mit Worten zu beruhigen. Alles vergebens. Und dann sah er sie. Yakumo und Sarah kamen aus der Schule geeilt, drängten sich durch die Zuschauermengen und beobachteten das Geschehen. Hanai stand mit dem Rücken zu ihnen, er selbst konnte sie also nicht sehen. Für einen Augenblick trafen sich die Blicke von Kenji und Yakumo. Ein Augenblick in dem ersterer unachtsam war und schließlich einen fest Schlag Harukis einstecken musste. „Aufhören!“, rief plötzlich eine Stimme. Eine Stimme die die meisten kannten, die jedoch noch nie jemand so laut werden hörte. Yakumos Stimme. Alle Blicke ruhten nun auf ihr und auch Hanai schien sich ihrer Anwesenheit endlich bewusst. Langsam entfernte sie sich von Sarah und den restlichen Schaulustigen und stellte sich zwischen die beiden Jungs. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie Harima, wieder mit gewohnt leiser Stimme. Der Angesprochene nickte. Einen Augenblick lang schien Yakumo zu lächeln. „Das ist gut.“ Dann drehte sie sich um und sah Hanai ernst an. Und dann geschah es. Sie hob ihre Hand und Bruchteile von Sekunden später war der Klang einer Ohrfeige zu hören. „Ich habe nicht vor mich zu Verloben, ich habe keine besondere Beziehung zu Harima-san und ich habe noch nicht einmal jemanden geküsst. Und ich finde es enttäuschend, dass es Leute gibt die diesen Gerüchten Glauben schenken.“ Damit war alles gesagt. Kapitel 26: 500 Worte über Fotos -------------------------------- Seit dem Streit zwischen Harima und Hanai, welcher damit endete, das letzterer eine Ohrfeige von Yakumo bekommen hat, waren schon einige Tage vergangen. Einige Tage in denen Hanai nicht in die Schule kam. Einige schien es nicht zu stören, manche nahmen ihm seine Überreaktion sogar übel, andere machten sich jedoch Sorgen. Auch Yakumo, welche sich Vorwürfe machte. Auch wenn sie einsehen musste, dass es geholfen hat. Die Gerüchte rund um Harima und sie sind zwar nicht verschwunden, aber immerhin harmloser geworden. Die Leute haben eingesehen, dass die beiden noch lange nicht so weit sind wie manche dachten – an einer Beziehung war jedoch nicht zu zweifeln. Und Fuyuki Takeichi hatte den Beweis! Oder zumindest einige sehr belastende Aufnahmen. Denn er hatte, natürlich, zahlreiche Fotos von dem Streit sowie dem Einschreiten der jüngeren Tsukamoto Schwester gemacht, welche er nun, am Dach der Schule sitzend, bewunderte. „Und, wie sind sie geworden?“, hörte er die Stimme eines Mädchens. Sie gehörte Yuuki Tsumugi. „Was machst du denn hier?“, fragte Fuyuki und sah zu ihr auf, während sie sich neben ihn stellte. „Ich habe zuerst gefragt.“ Der Junge nickte. „Sie sind gut geworden. Sehr gut sogar. Vor allem die mit Harima und Tsukamoto drauf.“ Während sich Yuuki langsam und vorsichtig zu ihm auf den Boden hockte reichte er ihr ein paar Bilder mit besagtem ‚Pärchen’. Tsumugi schien fast erstaunt. Die beiden gaben wirklich ein bildhübsches Paar ab. Harimas ungewohnt ernster Blick, Tsukamotos Lächeln, selbst auf einem leblosen Foto war die Chemie der beiden unerreichbar. „Hübsch nicht?“ Sie nickte. „Auch wenn mir Hanai Leid tut.“ Leid tun konnte er einem wirklich. Er hatte nicht die geringste Chance dieses Traumpaar auseinander zu bringen. Vor allem, da sie nicht einmal zusammen waren und man sie dennoch für eines der schönsten Paare der Schule hielt. „Ja...mir irgendwie auch. Ist immer schwierig, wenn man jemanden mag, selbst aber nicht auf die gleiche Art gemocht wird.“ Erneut nickte sie, schwieg diesmal jedoch. „Du machst dir Sorgen um ihn, hab ich Recht?“ Etwas überrascht sah sie ihn an. Natürlich machte sie sich Sorgen, er war ein guter Freund, ihm wurde vermutlich das Herz gebrochen als Yakumo ihn schlug und er kam seit Tagen nicht zur Schule. „Ja, schon.“, erwiderte sie. Was ihr nicht völlig bewusst war, er jedoch sah, war, dass sie bei ihrer Antwort ein wenig rot wurde. Nicht, dass er etwas anderes erwartet hätte. Fast synchron schoben beide ihre Brillen wieder etwas zurück. „Er wird schon wiederkommen. So stur wie er ist, als ob er da schon aufgibt.“, erklärte Fuyuki. „Und wenn nicht...dann hat er es vielleicht endlich verstanden, verarbeitet es, kommt dann wieder und ist endlich bereit in die Zukunft zu blicken.“ „Ja...wahrscheinlich hast du Recht.“, stimmte sie zu. „Ich meine, ein Mann kann nicht ewig einer einzigen Frau nachlaufen, ohne das diese begreift was man für sie empfindet.“ „Ich denke Tsukamoto versteht seine Gefühle. Sie erwidert sie nur nicht.“ „Mag sein.“, meinte Fuyuki. „Das ist auch nicht der springende Punkt. Es geht einfach darum...man kann nicht ewig Gefühle für jemanden haben, ohne das diese erwidert werden.“ Er sah ihr in die Augen. „Das geht einfach nicht.“ Ein Moment der Stille – ehe sie sich wieder den Fotos widmeten. Kapitel 27: 500 Worte über Fussball ----------------------------------- Tanaka Kazuya und Nagayama Toki konnten sich durchaus etwas auf ihre Beziehung einbilden. Sie waren zwar weder das erste Paar in ihrer Klasse, dies waren Kido und Umezu, noch waren sie in Beziehungswirren wie Ichijou und Imadori, von denen nun niemand wusste ob da überhaupt etwas war oder nicht, verstrickt und von einem Bekanntheitsgrad, man möchte fast von Berühmtheit und auch Beliebtheit sprechen, wie Harima Kenji und Tsukamoto Yakumo ihn hatten konnten sie im besten Fall auch nur träumen. Aber dafür funktionierte ihre Beziehung, es gab keine Probleme, keinen Ärger, keinen Streit. Es war einfach alles auf eine, für andere langweilige, Art und Weise perfekt. Sie unternahmen viel miteinander, er machte ihr kleine Geschenke, sie machte ihm etwas zu Essen und natürlich warteten beide auch stets, wenn der andere länger in der Schule war. Das galt natürlich auch für Aktivitäten wie Kazuyas Fussballspiele oder auch nur sein Training. So auch an diesem Tag wieder. „Hallo Kazuya.“, meinte Toki lächelnd, als ihr Freund schließlich das Spielfeld verließ und zu ihr ging. „Hallo. Ich habe gar nicht gemerkt wann du gekommen bist. Musstest du lange warten?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein, ich hatte selbst noch zu tun und bin eben erst gekommen.“ „Das ist gut.“ „Ja.“ Nun erst fiel Nagayama auf, dass Tanaka ziemlich erschöpft aussah. „Du solltest etwas trinken.“ Er sah sie an und lächelte. „Wollen wir gemeinsam? Ich muss mich nur schnell umziehen.“ Die Blicke der beiden trafen einander. „Gerne. Ich warte solange hier.“ „Gut, bis gleich.“ Und mit diesen Worten eilte er davon. Solange ihre Augen ihm folgen konnten blickte sie ihm noch nach. Mittlerweile wieder in Schuluniform, zwei Taschen, seine wie auch ihre, tragend, ging Tanaka Kazuya neben seiner Freundin und stellte sich eine gleichermaßen simple wie auch schwierige Frage. Wo sollten sie denn nun etwas zu trinken bekommen? Einfach aus irgendeinem Automaten? Wenn ja von wo? Schließlich sollte es die richtige Umgebung sein. Oder sollten sie doch in einen Imbiss? Ein Restaurant? Eine Bar? Zumindest einen Supermarkt? Je länger er darüber nachdachte umso schwieriger wurde es eine Antwort zu finden. „Kazuya.“, vernahm er plötzlich Tokis Stimme. Er sah sich nach ihr um und stoppte als er merkte, dass sie nicht länger neben ihm war. Als er zurückblickte sah er, wie sie neben einigen Automaten stand. Er hatte diese gar nicht bemerkt. „Du bist wohl sehr in deine Gedanken vertieft, oder?“, meinte sie, beinahe kichernd. „Äh...“ Er starrte sie an und ging wieder zu ihr, ehe er fort fuhr. „Ja, im Moment schon.“ „Und woran hast du gedacht?“ „Ach, an dies und das.“ Es ihr direkt zu sagen war ihm wohl peinlich. Toki nickte und kicherte erneut. „Verstehe.“ Mit einem Räuspern durchbrach Kazuya die entstehende Stille. „Ich lade dich ein.“, meinte er und warf etwas Geld in einen der Automaten. Er nahm zwei Fruchtsäfte derselben Sorte. Er weiß selbst nicht mehr wann sie angefangen hatten dasselbe zu trinken. „Danke.“, sagte sie, als sie ihm die Dose abnahm. „Übrigens, du warst heute wieder wirklich gut.“ Irritiert sah er sie an. Mit so einem Kompliment hatte er gerade nicht gerechnet. „Findest du?“ “Ja.“ Er lächelte. „Danke.“ Kapitel 28: 500 Worte über die Berge ------------------------------------ Weit, weit entfernt von all den Gerüchten, den Streitereien und den Liebschaften, tief in die Berge zurückgezogen. So lebte Hanai Haruki seit jenem verhängnisvollen Tag. Seit jenem Tag, an dem er sich auf ein Niveau begeben hatte, dass seiner nicht würdig war. An dem er sich zur Gänze seiner Wut hingab und haltlosen Behauptungen glauben schenkte. An dem er jegliches Vertrauen, dass seine große Liebe, Tsukamoto Yakumo, wohl je in ihn hatte verlor. Und das zu Recht. Er hatte nichts anderes verdient und musste die Konsequenzen tragen. Den Schmerz in seiner Wange spürte er zwar nicht länger, jedoch den in seinem Herzen. Er könnte es nicht ertragen länger mit ihr dieselbe Schule zu besuchen und täglich mit diesem Blick voller Verachtung, ausgerechnet von ihr, konfrontiert zu sein. Also hat er getan was jeder Mann tun würde. Er floh in die Berge um seinen Körper und seinen Geist zu trainieren. Im Moment gestaltete sich dies so, dass Hanai mit Holzeimern voller Steine bergauf und bergab lief. Angefeuert wurde er dabei von Itou Matakichi, Hanais selbsternanntem Meister. “Komm schon, Junge! Das muss schneller gehen. Du magst zwar die Steine tragen, aber denk daran, dass der Berg dich trägt. Werde eins mit deiner Umgebung und alles fällt dir leichter.“ Natürlich war er nicht Hanais Meister, Haruki selbst sah ihn auch nicht als einen solchen an und hilfreich waren weder seine Anfeuerungen noch seine Tipps. Aber, das musste er sich eingestehen, er mochte die Gesellschaft. Vollkommen allein zu sein wäre wohl wirklich äußerst unangenehm und eben vor allem einsam. Außerdem, ein alter Mann, eine Flasche Sake in der Hand, belanglose Lektionen aussprechend, während er selbst ein beinhartes Training durchführt – es sorgt einfach für mehr Atmosphäre. „Hör auf!“, brüllte Itou plötzlich – und tatsächlich, weniger mit Absicht, als vielmehr aus einem Reflex heraus, Hanai unterbrach seine Übung und hielt an. Matakichi sah seinen Schüler an, sagte jedoch nichts. Er war im Begriff Spannung aufzubauen. Hanai, der das dramatische Schweigen als solches erkannte, stellte inzwischen die Eimer ab und sah zu seinem Mehr-oder-weniger-Meister. „Was ist?“, wollte er wissen. „Das sollte ich dich fragen, Junge. Du bist nicht ganz bei der Sache. Das warst du ganze Zeit schon nicht, aber irgendwie wird es immer schlimmer. So hilft dir all dein Training auch nichts, solange dein Geist abwesend ist.“ Manchmal wirkte Itou weitaus weiser und intelligenter, als er es tatsächlich war. Vermutlich war es der Alkohol der aus ihm sprach. „Ich kann es wohl nicht länger verstecken.“, erkannt Hanai. Vielleicht würde es auch helfen darüber zu reden. „Es geht um ein Mädchen.“ „Ein Mädchen? So so...“ „Ja. Das Mädchen, welches ich liebe. Ich habe ihr Unrecht getan und seitdem verabscheut sie mich. Ich war ein Narr...um vor ihr, ihrem Anblick zu fliehen und um mich selbst von all den Fehlern, die mich dazu veranlassten bösen Lügen zu glauben, rein zu waschen, bin ich hierher gekommen.“ „Aber du wirst nicht reiner, solang deine Gedanken immer noch irgendwo, weit weg von hier sind. Aber vielleicht kann ich dir helfen.“ „Wirklich? Wie?“ Voller Hoffnung sah Haruki zu diesem ihm völlig fremden aber doch so nahe stehenden Mann. In jenem Moment holte Itou ein garantiert nicht jugendfreies Magazin mit äußerst fragwürdigen Inhalten hervor und reichte es Hanai. „Nutze es weise.“, sagte er. Kapitel 29: 500 Worte über Motorräder ------------------------------------- Seit Tagen kam Hanai Haruki nicht mehr zur Schule, wie lange genau, dass wusste Harima Kenji gar nicht mehr. Was kümmerte es ihn auch. Das Wochenende stand vor der Tür, er hatte besseres zu tun als sich um irgendeinen Kerl zu kümmern. Zugegeben, er war nicht irgendein Kerl, er war ein Rivale, aber auch Rivalen hatte Harima mehr als genug. Karasuma Ouji, Tennouji Noboru, Tougou Masakazu, Harry MacKenzie, Hanai Haruki und noch einige andere deren Namen er nicht kannte oder deren Existenz er sich nicht bewusst war. Irgendwie wirkte es, als ob Harima recht unbeliebt war. Wie auch immer, es war im egal! Auch wenn sogar Kenji zugeben musste, ohne Hanai war es irgendwie langweilig. Es fehlte einfach etwas. Was? Das wusste auch er nicht und im Grunde hatte es ihn nicht zu kümmern. Und so verbrachte er den Rest des Tages damit sich selbst daran zu erinnern, dass Hanai ihm egal war und er ihn nicht leiden konnte. Als der Unterricht schließlich endlich sein Ende für diese Woche fand, wollte Harima gerade gehen, wie so ziemlich alle anderen auch, als er von einer kaum hörbaren aber sehr vertrauten Stimme aufgehalten wurde. „Harima-san.“ Auf dem Flur, neben dem Eingang zur Klasse, stand Tsukamoto Yakumo. Offensichtlich hatte sie auf ihn gewartet. „Imouto-san?“ Ein historischer Moment – eines der, vieldiskutierten, Aufeinandertreffen des legendären Traumpaares! Sämtliche Schüler schienen sich anderen Dingen zu widmen, blieben dabei aber möglichst leise, schließlich wollten sie alle ganz unauffällig mitbekommen was die beiden beredeten. „Können wir vielleicht ungestört mit einander reden?“ Harima nickte. „Natürlich, gehen wir irgendwohin wo keiner lauscht.“ Vielleicht war es doch offensichtlicher als gedacht. Erschrocken und nun doch weitaus lauter und eifriger widmeten sich die Schüler ihren jeweiligen Beschäftigungen. Einzig Takano Akira sah sich zu höherem bestimmt. Es war ihr Wille und ihre Pflicht die beiden zu verfolgen und ihrem Gespräch zu lauschen! Außerhalb der Schule, unter einem Baum, fern von Mitschülern mit mehr Neugier als gut für sie, standen sie schließlich und Harima sah Yakumo abwartend an. „Also, worum geht es?“ „Ich brauche deine Hilfe.“, erklärte Yakumo zögerlich. „Es geht um Hanai-san.“ „Der? Was ist denn mit dem?“ Harima tat sein bestes um möglichst gleichgültig zu klingen. „Du weißt, er kommt seit langem nicht mehr zur Schule. Und neulich habe ich von einer Klassenkameradin erfahren, dass sie ihn gesehen hat. Sie glaubt zumindest, dass er es war.“ „Und wo hat sie ihn gesehen?“ „In den Bergen. Sie war mit Freunden wandern...Hanai-san soll dort oben leben. Und es ist alles meine Schuld.“ „Gar nichts ist deine Schuld. Er war einfach ein Idiot.“ „Dennoch...ich habe überreagiert. Ich möchte mich bei ihm entschuldigen.“ „Und wo komm ich ins Spiel?“ Irgendwas musste es ja mit Harima auch zu tun haben. Yakumo zögerte, ehe sie ihre Bitte leise aussprach. „Würdest du mich mit deinem Motorrad hinbringen?“ Stille. Harima überlegte – und seufzte. „Natürlich.“, meinte er nickend. „Wann soll ich dich abholen?“ „Also, Akira, was ist so wichtig?“, fragte Eri, zwar neugierig, aber durchaus etwas genervt. Akira wollte alle ihre Freundinnen unbedingt sprechen – es war anscheinend dringend. „Dieses Wochenende, Harima und Tenmas Schwester machen einen Ausflug, allein.“ Wenige Worte reichten um die Neugier aller zu wecken. Auch wenn Akira vielleicht nicht alles gehört hatte, dass gesagt wurde. Kapitel 30: 500 Worte über Verfolgungsjagden -------------------------------------------- Manchmal hasste Harry MacKenzie sein Leben. Und wie das manchmal so der Fall ist wenn Männer ihr Leben hassen, war auch in diesem Fall eine Frau im Spiel. Besser gesagt sogar mehrere. Er hatte nichts gegen Frauen, im Gegenteil, er ließ gerne seinen Charme spielen, aber wie er da mit seinem Motorrad stand, in einer Gasse in der Nähe des Hauses der Tsukamotos, und im Grunde nur lauerte, bis Harima Tenmas Schwester endlich abholen würde, kam ihm doch sehr lächerlich vor. „Wieso braucht ihr mich noch gleich?“ „Weil wir unschuldige, schwache Mädchen sind. Außerdem muss uns jemand fahren.“, erklärte Sawachika. „Und wieso mach ich da mit?“ „Weil Lala sonst ungemütlich wird.“, erklärte Mikoto. „Und wieso ist Lala überhaupt dabei?“ „ICHIJOU!“, fauchte Lala in diesem Moment. „Ah, genau.“ „Ist das ja geklärt.“, erkannte Tsukamoto Stolz. „Aber eine Frage noch...wie soll sich das Ausgehen? Wir sind im Endeffekt dann doch sieben Leute, selbst mit zwei Motorrädern ginge sich das nicht aus.“ „Akira hat gesagt sie kümmert sich darum.“, meinte Mikoto. Und sie sollte Recht behalten, denn auf einmal tauchte Akira, einen engen Motorradanzug tragend, auf eben einem Motorrad auf. Und alle staunten. „Akira, du kannst Motorrad fahren?“, fragte eine fast schon entsetzte Eri. Akira nickte nur. „Wo hast du das überhaupt her!?“, fauchte sie schließlich, schockiert, dass Akira in diesem Moment so gelassen war. „Das Motorrad?“ Einen Moment schwieg sie, ehe sie doch antwortete. „P hat mir noch einen Gefallen geschuldet.“ Die Anwesenden verstanden nichts, irgendwie trauten sie sich aber auch nicht weitere fragen zu stellen. „Das löst das Problem aber nicht. Im besten Fall, wenn wir zusammenrücken, können zwei bei mir mitfahren und eine bei Takano. Dann fehlen immer noch zwei, wo bringen wir die unter?“ Immer noch gelassen und mit ihrem gewohnt todernsten Blick deutete Akira nach hinten. Hinten an ihrem Motorrad war ein kleiner Anhänger befestigt, ein Karren, grad mal groß genug für zwei Personen, wenn diese sich möglichst klein machten. Sofort packte Lala Gonzales Ichijou Karens Hand und riss diese in die Luft. „Wir fahren mit Harry!“, beschloss sie. Noch bevor die anderen begriffen was da gerade abging saß Mikoto schon bei Akira auf dem Motorrad. Und schließlich blieben nur Tenma und Eri übrig und die Erkenntnis, dass sie sich nun in diesen Anhänger quetschen durften. Eine Erkenntnis, die Sawachika weitaus schneller übermannte als es bei Tsukamoto der Fall war. Augenblicke später saßen alle auf ihren Plätzen. „Das darf nicht war sein.“, jammerte Eri, welche die Beine eng an sich gezogen hatte. „Akira, fahr bloß nicht zu schnell.“ „Das wird bestimmt lustig.“, erkannte Tenma mit einem Grinsen, frei von jeglichem Zweifel und Kummer, aber auch frei von Sinn und Verstand. Dann hörten sie das Geräusch eines weiteren Motorrades. Ein Blick um die Ecke genügte – da war er, Harima Kenji. Keiner der sieben konnte irgendetwas, das da gesagt wurde verstehen. Klar war nur, dass Yakumo schließlich das Haus verließ, sich kurz mit Kenji unterhielt, ehe er ihr einen Helm reichte, welchen sie zögerlich aufsetzte, ehe sie noch zögerlicher auf dem Motorrad Platz nahm. „Wieso kriegen wir eigentlich keine Helme?“, wollte Eri plötzlich wissen. Doch dann fuhren Harima und Yakumo auch schon los – und die Verfolger hinterher. Kapitel 31: 500 Worte über Irrtümer ----------------------------------- Eine längere Zeit schon waren Kenji und Yakumo unterwegs, ehe sie, die Stadt längst hinter sich gelassen, an einer Raststätte anhielten. Yakumo war still, ungewöhnlich still, selbst für ihre Verhältnisse, was wohl indirekt und direkt damit zu tun hatte, dass sie sich die gesamte Fahrt über an Harima festhalten musste. Der tief gesenkte Blick erlaubte es auch ihre Röte vor Kenji zu verstecken – nicht, dass dieser sich so sehr dafür interessiert hätte. In einiger Entfernung von der Raststätte hielten auch die sieben Verfolger an und beobachteten abwechselnd das Geschehen durch Akiras Fernglas. „War eine gute Idee das Fernglas mitzunehmen.“, lobte Mikoto Akiras Einfall. „Ich frag mich wo in deinem Anzug du das versteckt hast.“, kommentierte Eri mit hochgezogener Augenbraue. „Er kommt zurück!“ kam es plötzlich von Harry, welcher eben dran was durch das Fernglas zu sehen. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis ihm klar wurde, dass ihm das eigentlich völlig egal ist und er das Fernglas wortlos an Tenma weitergab. „Hier.“, meinte Harima als er wieder bei ihr ankam und Yakumo eine Dose Fruchtsaft reichte. Langsam nur sah diese zunächst auf die Dose und schließlich wieder zu ihm auf während sie die Dose an sich nahm. Die Röte auf ihren Wangen war verschwunden. „Danke.“ „Ich hab sicherheitshalber gleich ein paar genommen, wir wissen ja nicht wie lang wir da unterwegs sein werden.“, erklärte er, während er die Tüte voller Dosen hochhielt. „Ich glaube er hat sie auf irgendwas zu trinken eingeladen.“, schilderte Tenma was sie durch das Fernglas sah. Die anderen Mädchen nickten anerkennend. „Das ist ein Anfang.“, erkannte Suou. „Das ist mehr als ich Hige zugetraut hab, um ehrlich zu sein.“, meinte Sawachika. Und sie war nicht die einzige die so dachte. Man wollte es nicht wieder zu Gerüchten kommen lassen, also würden sie dies niemandem erzählen und gleichzeitig wollten sie keine falschen Schlüsse ziehen, wie es ebenfalls schon mal getan wurde – aber diesmal war es offensichtlich! Die Frage war nur noch wie der weitere Tag des Vielleicht-oder-auch-nicht-aber-zumindest-beinahe Paars ablaufen würde. „Ich glaube sie wollen weiterfahren!“, kam es plötzlich von Tenma, also machten sich auch die Verfolger sofort wie auf sich auf ihre Motorräder beziehungsweise Anhänger zu setzen. Und die Jagd ging weiter. Die Stunden vergingen und Harima Kenji und Tsukamoto Yakumo waren schon längst in hügeligen Gefilden, als sie erneut eine Pause einlegten, diesmal an einer Wiese. Sie stiegen beide vom Motorrad ab und setzten sich gemeinsam unter den einzigen Baum der hier stand. Alles unter den wachsamen Augen ihrer Verfolger. „Sag, was willst du eigentlich machen, wenn wir ihn gefunden haben? Einfach nur sagen, dass es dir Leid tut?“, fragte Harima, als er ihr erneut eine Getränkedose reichte. Einen Augenblick dachte Yakumo darüber nach, ehe sie antwortete. „Ich möchte, dass er versteht...ich werde mich entschuldigen, ich werde ihm erklären wieso ich so reagiert habe und ich hoffe er verzeiht mir.“ „Imouto-san.“, kam es sofort von Harima. „Sogar ein Idiot wie er wird es kapieren und die vergeben.“ „Bist du dir sicher, Harima-san?“ Der Angesprochene nickte. „Natürlich. Ich kann mir nicht denken, das es auch nur einen Menschen gibt, der einem Engel wie dir böse sein könnte.“ Überrascht sah Yakumo ihn an – ehe sie ihren Blick senkte, um ihre Röte zu verbergen. Kapitel 32: 500 Worte über einen Mann und seine Videosammlung ------------------------------------------------------------- Es gibt gewisse Unterschiede im Leben, die zwar recht deutlich sind, aber dennoch von den meisten gerne ignoriert werden. Ein Beispiel für einen solchen Unterschied, ist jene zwischen Fernsehen und Videokassetten. Fernsehen ist ein Zeitvertreib. Man schaltet ein, springt von Sender zu Sender, bleibt vielleicht bei irgendetwas mehr oder weniger unterhaltsamen hängen. Videos sind da anders. Videos sind ein Hobby – man kauft sie, sammelt sie, sieht sie immer wieder und kann letztlich voller Stolz die eigene, möglichst große, Sammlung bewundern. Nishimoto Ganji hat keinen Zeitvertreib nötig. Er hat ein Hobby. Nein, er hat eine Leidenschaft! Und zwar eine ziemliche Spezielle. Videos sind ja schön und gut, letztlich ist es aber der Inhalt, der einen Unterschied macht und der Inhalt ist in diesem Fall stets recht eindeutig. Wahr gewordene Männerfantasien. So mancher mag nun denken, dass es sich bei Ganji um einen unglaublichen Perversen handelt. Nun, zugegeben, sie hätten damit nicht ganz so Unrecht, aber Tatsache ist, dass er bei weitem nicht so schlimm ist, wie man im ersten Moment vermuten mag. Vor allem verglichen mit einigen Leuten seines Freundeskreises. Man denke zum Beispiel an Imadori Kyousuke. Dieser ist nicht nur ein unglaublicher Perversling, dessen schmutzigste Fantasien selbst Nishimotos bei weitem übertreffen, nein, er macht auch kein Geheimnis daraus. Im Gegenteil, es fällt bei ihm schwer seine offensichtliche Besessenheit von weiblichen Rundungen, eine entsprechende Größe vorausgesetzt, zu ignorieren. Meist geht es sogar soweit, dass er seine Umwelt – insbesondere die Frauen seiner Träume – damit auch ziemlich nervt. Ganji ist da anders. Er ist ein Gentleman, der genießt und schweigt. Natürlich ist er pervers, aber er ist gleichzeitig dezent. Er mag zwar der Anführer einer geheimen Organisation sein, welche auf das Sammeln von Bildmaterial über die weiblichen Mitschüler spezialisiert ist, aber eben auch dabei ist er wieder relativ zurückhaltend. Nicht umsonst ist diese Organisation – mehr oder weniger – geheim. Dies ist sogleich der nächste Punkt. Besagte Organisation hat eine erstaunlich große Anzahl an Mitgliedern, selbstverständlich alles Jungs. Nishimoto ist also in bester Gesellschaft und bei weitem nicht in der Minderheit. Sogar schüchterne Klassenkameraden, wie Nara Kentarou, verfügen über ein gewisses Interesse am weiblichen Geschlecht. Es braucht schon Sturschädel, Idealisten und gelegentliche Einzelgänger wie Haruki Hanai oder Harima Kenji um den Fängen der Organisation zu entgehen. Man kann natürlich sagen, dass aber doch nur Ganji über eine so erschreckend große Sammlung an einschlägigem Videomaterial verfügt, aber auch da gibt es einen Haken. Es ist nicht so, als ob er all diese Videos für sich selbst hat. Natürlich sieht er sie gelegentlich auch selbst, aber letztlich läuft es immer wieder auch darauf hinaus, dass er sie unter seinen zahlreichen Freunden (und Kunden) verleiht. Manchmal ein freundschaftlicher Dienst oder ein netter Nebenverdienst, ist es gleichzeitig jede Menge Arbeit, denn es gibt viele Bestellungen und so kommt es nicht selten vor, dass er die Wochenenden damit verbringt Videos rauszusuchen, die es am nächsten Schultag mitzubringen gilt. Auch an diesem Tag saß er wieder grübelnd vor einem Stapel Kassetten. „Hm...wollte nun Imadori die schüchternen Schulmädchen oder doch Fuyuki...“ Kapitel 33: 500 Worte über Katzen --------------------------------- Lange hatte er dagegen angekämpft, Tag für Tag, aber er konnte es nicht länger verdrängen, er konnte sich nicht davor verstecken. Tani Hayato, der Klassenlehrer der 2-C, wollte eine Katze haben! So tief war er gesunken? So ernst war seine Lage? Musste er seine Einsamkeit mit der Anschaffung eines Haustieres kompensieren? Vermutlich, es war allerdings nicht der einzige Grund. Denn er wollte nicht irgendeine Katze. Er wollte eine ganz bestimmte. Er wollte jenes kleine Kätzchen, welches ihm schon vor Tagen aufgefallen war und welches er jedes Mal wenn er an der Tierhandlung vorbeikam lange Zeit beobachtete. Lange dachte er schon darüber nach ob er das Tier kaufen sollte, im Grunde seit es ihm das erste Mal aufgefallen war. Mittlerweile war es aber kein darüber Nachdenken mehr, er hatte sich längst entschieden, hatte schon das nötigste zur Katzenhaltung gekauft und er hatte sogar schon eine Idee wie er sie nennen könnte. Das einzige was noch fehlte war das Kätzchen. Und genau darin lag nun sein Problem. Als er nämlich endlich an der Tierhandlung ankam, bereit SEINE Katze zu kaufen, musste er erkennen, dass sie nicht mehr auf ihrem gewohnt Platz am Schaufenster war. Sofort bekam er es mit der Angst zu tun – es hat sie doch nicht etwa ein anderer mitgenommen bevor er es tun konnte? Hastig stürmte er in die Tierhandlung, sah sich um und dann er sie. Anegasaki Tae. Die Schulschwester. Seine große Liebe. Und in ihren Händen hielt sie sein Kätzchen. „Tae-san.“, meinte er überrascht als er sie sah. Die Angesprochene bemerkte auch nun erst das vertraute Gesicht. „Ah, hallo Tani-san.“, begrüßte sie ihn mit einem freundlichen Lächeln. „Was machen sie denn hier?“, fragte er. Schnell wurde ihm klar was für eine unsinnige Frage er da eben gestellt hatte. „Ich meine, sie wollen sich eine Katze kaufen?“ „Bitte?“, meinte sie irritiert, ehe sie wieder auf das Kätzchen blickte. „Oh nein. Ich meine, ich würde gerne, aber ich kann nicht. Ich sehe mir die Tiere nur immer recht gerne an. Ich denke oft auch darüber nach ob ich sie mir nicht doch kaufen sollte, so niedlich wie sie ist.“ „Das kann man ihnen schwer verübeln...“ Er verstand sie wirklich. „Und...“, meinte Tae schließlich, „Was führt sie denn eigentlich hier her? Wollen sie sich auch ein Haustier kaufen oder sehen sie sie nur gerne?“ „Nun, ursprünglich, vielleicht, auch, aber heute wollte ich mir eigentlich eine Katze kaufen.“, erklärte Hayato. „Wirklich?“ Mit einem Mal strahlte die Schulschwester noch mehr als zuvor. „Wissen sie denn auch schon welche?“ „Nun, na ja...“ Er wollte ihr nicht unbedingt sagen, dass es gerade jene Katze war, welche sie in Händen hielt. Zum Glück musste er auch nicht. „Ich finde sie sollten diese hier kaufen.“ Während sie diese Worte sprach hielt sie das kleine Kätzchen genau vor sein Gesicht. Aus diesem Blickwinkel war es noch niedlicher. Langsam nickte der Lehrer. „An dieses Kätzchen hätte ich auch gedacht.“, gestand er nun doch. Tae nickte zufrieden. „Gut. Dann kann ich sie und das Kätzchen ja hin und wieder besuchen kommen, nicht?“ Kurzes Zögern, ehe er nickte. „Natürlich.“ Letztlich war es doch ein richtig guter Tag. Kapitel 34: 500 Worte über Versöhnungen --------------------------------------- Wie lange stand er schon da? Er wusste es selbst nicht. Es war auch nicht wichtig. Es war eine Sache zwischen ihm und diesem Baum. Er schlug nun bestimmt schon seit Stunden auf diesen Baum vor ihm ein, er spürte seine Finger gar nicht mehr und ignorierte auch, dass sich nicht nur die Rinde von dem Stamm, sondern langsam aber sicher auch die Haut von seinen Fäusten schälte und sein Blut am Baum klebte. Es war nicht mehr einfach nur Training. Es hatte fast schon etwas Hypnotisches und obwohl es eigentlich schmerzen sollte, wirkte es beruhigend auf ihn. Er hatte nun sogar den Punkt erreicht, wo er anfing Stimmen zu hören. Es war eine sehr vertraute Stimme. Sie gehörte zu Tsukamoto Yakumo. Sie rief seinen Namen. Sie wollte mit ihm reden. Es war ganz deutlich. Doch dann war da noch eine andere, weniger liebliche Stimme. Harima Kenjis. Er rief zwar auch nach ihm, schien jedoch weitaus uncharmanter zu sein. „Hey du Idiot, wir reden mit dir!“, fauchte Harima ihn an. Überraschte drehte Hanai sich um und realisierte – sie standen wirklich da. Seine Rivale...und die Frau seiner Träume. Irgendwo an einer Kreuzung, weit entfernt von jeglichem Leben stand die Gruppe der Verfolge. Harima und Tsukamoto hatten sie bereits vor einer Weile verloren, genauso wie mittlerweile auch die Landkarte, die Übersicht und die Hoffnung. „Wie konnten wir sie nur verlieren?“, quengelte Tenma. „Sei ruhig. Die sind gerade unser geringstes Problem, wir müssen erstmal herausfinden wo wir selbst überhaupt sind!“, motzte Eri. „Ich hasse mein Leben.“, murmelte Harry leise. „Was...“, murmelte Hanai irritiert. „Was machst du denn hier?“, fragte er Yakumo. „Hey, ich bin auch noch hier!“, keifte Harima. „Du interessierst mich aber nicht!“, keifte Hanai zurück. Harima war versucht ihn an Ort und Stelle zu schlagen. Aber es ging hier ja nicht um ihn. „Wie auch immer.“, grummelte er und sah zu Yakumo, welche nun endlich das Wort ergriff. „Hanai-san...ich möchte mich entschuldigen. Ich denke ich habe überreagiert...“, erklärte sie. Doch Hanai schüttelte nur den Kopf. „Nein, nein, ICH war es der überreagiert hat. Selbst wenn es wahr gewesen wäre...was es natürlich nicht war und ich hätte es auch nicht glauben dürfen, bis ich es von dir gehört hätte. Ich alleine war schuld.“ Anscheinend war es doch einfacher als erwartet. Natürlich fuhr Yakumo noch eine Weile fort, erklärte ihre Ansicht und versuchte sich gleichermaßen zu entschuldigen und zu rechtfertigen, woraufhin Hanai immer wieder alle Schuld auf sich nahm. Nach dem vierten, fünften Mal unterbrach Harima die beiden. „Im Grunde sind wir dann doch fertig, oder?“ Die anderen beiden nickten. Und so machten sich Harima und Yakumo schließlich auf den Rückweg. Hanai wollte sich noch von seinem Meister verabschieden, am nächsten Schultag würde er allerdings wieder anwesend sein. So ging ein spannender Tag zu Ende. Ein interessantes Detail: Obwohl Tenma und ihre Freundinnen fest entschlossen waren niemandem von dem Gesehenen – also dem offensichtlichen Date von Kenji und Yakumo – zu erzählen, schien es dennoch das Gesprächsthema der Schule zu werden. Bedauerlicherweise wussten nämlich weder Harry noch Lala von diesem Schweigegelübde. Kapitel 35: 500 Worte über Plan B --------------------------------- Es konnte einfach nicht wahr sein! Erst diese Gerüchte, dann ohrfeigt Yakumo auch noch Hanai und tritt auf diese Weise für Harima ein und nun? Nun machen sie auch noch einen gemeinsamen romantischen Ausflug in die Berge! Das konnte und durfte einfach nicht wahr sein! Was in Gottes Namen war es, dass Harima Kenji hatte, was einem Jungen wie Suga Ryuuhei unterschied? Es war ja nicht mal so, dass er etwas von Yakumo, dem Schulengel, wollte, die war sowieso unantastbar, selbst wenn sie nicht zu Harima gehören würde. Er wollte einfach IRGENDEINE Freundin. Er wollte, dass die Mädchen auch ihn einmal beachten würden. Bisher hatte er leider nur mäßigen Erfolg. Und mit „mäßigen“ ist eigentlich „gar kein“ Erfolg gemeint. „Wieso hasst die Welt mich nur so?“, murmelte er, den Kopf auf den Tisch an seinem Platz im Klassenraum gelegt. „Die Welt hasst dicht nicht, sie ignoriert dich nur.“, erklärte Asou Hiroyoshi, Sugas bester Freund, nüchtern. Aufbauend waren diese Worte jedoch keineswegs. Ryuuhei seufzte. „DU hast gut reden. Hast du schon mal in den Spiegel gesehen? Mal abgesehen davon bist du auch noch einer der besten Sportler unserer Klasse, was red ich, der ganzen Schule und die Mädchen laufen dir doch sowieso alle hinterher. Du verstehst meine Probleme doch gar nicht. Dir geht es viel zu gut.“ Asou konnte dazu nur den Kopf schütteln. „Du übertreibst.“ „Ach, tu ich das wirklich?“ „Ja. Zum einen laufen mir gar keine Mädchen nach.“, erklärte er. „Zum anderen, jedes Mädchen dem ich nahe komme...nun, es erfordert immer einen gewissen Einsatz.“ „Was verstehst du unter ‚einem gewissen Einsatz’?“ fragte Suga mit hochgezogener Augenbraue. Eine gute Frage. Darüber musste er selbst erst kurz nachdenken, ehe er schließlich zu einer Antwort kam. „Erstmal...lass es nicht auf dich zukommen. Bemüh dich selbst darum, frag das Mädchen, dass du magst, ob sie mit dir was unternimmt. Und überleg dir nicht erst beim Fragen was du überhaupt unternehmen willst, dass wirkt nicht gut, vor allem wenn du dann eine Weile schweigst und grübelst.“ „Hm...“ Das erschreckende war – Asou hatte eigentlich Recht. All diese Punkte waren wohl durchaus Probleme in seinem bisherigen Vorgehen. „Jetzt bräuchte ich nur noch jemanden den ich fragen kann.“ „Gibt es denn keine die dir gefällt?“ Asou sah seinen Freund etwas überrascht an, doch dieser schüttelte sofort den Kopf. „Natürlich gibt es Mädchen die mir gefallen. Einige sogar.“ „Aber?“ „Naja...woher soll ich denn auf einmal wissen welche denn nun die Richtige ist? Welche soll ich denn nun wirklich fragen?“ „Du magst doch alle, also, mehrere eben, ja?“, fragte Hiroyoshi noch einmal nach. Ryuuhei nickte. „Dann frag doch einfach die erste von denen, die du siehst.“ Eine schwachsinnige Idee! Aber harte Zeiten erforderten harte Maßnahmen. Und dann kam sie auch schon – Sagano Megumi betrat den Raum! Eine Schönheit und nette Person. Natürlich würde sie ablehnen, aber sie stand auf seiner Liste. Wenn er sie nicht fragen würde, würde er wohl nie den Mut aufbringen. „Sagano, hast du kurz Zeit?“, rief er ihr zu. Irritiert aber dennoch lächelnd ging sie zu ihm. „Was ist denn?“ Nervös stand Suga auf und sah sie an. „Würdest du irgendwann mal mit mir ausgehen?“, fragte er hastig. … „Ja.“ Kapitel 36: 500 Worte darüber wie es dazu kam --------------------------------------------- „Würdest du irgendwann mal mit mir ausgehen?“, fragte er hastig. Die Worte kamen aus seinem Mund geschossen, schneller ausgesprochen als er selbst sie im Kopf durchgehen könnte. Er musste auf jeden Fall verhindern, dass er noch einmal darüber nachdachte, dass hätte die gesamte Situation nur schwieriger – und peinlich – gemacht. Zum Glück ist er mit seiner herausgeschossenen Frage dieses Problem recht gut umgangen. Zugegeben, er wurde dabei etwas laut und die halbe Klasse starrte nun zu Suga Ryuuhei und Sagano Megumi, aber er hatte zumindest, fürs erste, seinen Teil des ganzen erfüllt. Sekunden des Schweigens vergingen, Sekunden die der Junge nutze um sich die Frage zu stellen, wie er wohl am besten auf ihre Ablehnung reagieren sollte. „Ja.“, sagte sie schließlich und lächelte ihn freundlich an. Suga nickte verstehend. „Natürlich, war ja klar, nehms dir auch nicht übel. Wollte halt nur gefragt haben.“ Das Mädchen sah ihn irritiert an und auch er verstand langsam aber sicher, dass seine Antwort irgendwie deplatziert schien. „Moment, hast du gerade ja gesagt?“, wollte er es sich noch einmal bestätigen lassen. Sie nickte. „Ja, habe ich.“ „Äh...“ Einen Augenblick lang ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, wobei nun endlich der Rest der Klasse wegsah und versuchte beschäftigt auszusehen. Und dann wurde ihm wieder klar was er kurz zuvor gelernt hatte: Bloß nicht stottern! Sie hat ja gesagt, jetzt heißt es am Ball bleiben. „Das find ich Klasse!“, erklärte er mit einem Lächeln. Nicht das Beste was er hätte sagen können, aber ein Anfang. Kurz kicherte sie, ehe sie erneut nickte. „Weißt du auch schon was wir unternehmen sollen?“ Nein, er hatte keine Ahnung. So durfte es aber nicht sein – es hatte es gefälligst zu wissen. Also sagte er einfach das erste was ihm einfiel. „Na ja, ich dachte da an was Konventionelles. Gemeinsam Essen gehen?“ Nickend nahm Megumi dies zur Kenntnis. „Find ich gut, die Klassiker sind eben doch immer noch am besten.“ „Ja, genau, das war auch mein Gedanke!“ „Nun, und wann?“, wollte sie noch wissen. „Wann, wann...“, diesmal überlegte er wirklich einen Augenblick, nannte ihr dann aber schließlich Tag und Uhrzeit, womit sie auch einverstanden war. Damit stand es fest: Er hatte ein Date! Eines ließ ihm aber keine Ruhe. Den ganzen restlichen Schultag dachte er darüber nach und schließlich, am Ende des Unterrichts, als alle bereits gehen wollten, bat er sie noch einen Augenblick zu bleiben. Er musste sie einfach fragen. „Was gibt’s denn?“, wollte sie wissen. „Nun...“, fing er an. „Eines würde mich noch interessieren.“ „Ja?“ „Wieso hast du eigentlich ja gesagt? Ich weiß, dass ist jetzt eine dämliche Frage, aber...nun, es ist weit mehr als ich zu hoffen gewagt hätte. Deshalb würde ich es gerne wissen.“ Das Mädchen lächelte, nickte und verstand. „Nun...aber lach jetzt nicht.“ Da musste ja einiges auf Suga zukommen. „Weißt du, man sagt mir oft ich kümmere mich zu sehr um andere und zu wenig um mich selbst. Gerade in solchen Angelegenheiten. Also hatte ich mich entschlossen zumindest weniger abweisend zu sein...und sowie ich von einem Jungen, den ich mag, eingeladen würde, würde ich annehmen.“ Eine amüsante Situation. Noch amüsanter war, dass Ryuuhei die Parallelen ignorierte – ihm war nur die Erkenntnis wichtig, dass sie ihn mochte. Kapitel 37: 500 Worte über Gewinnspiele --------------------------------------- Es ist immer schön, wenn ein Tag mit einer Überraschung beginnt. Manchmal kann es natürlich auch passieren, dass diese Überraschung sich ein, zwei Stunden verspätet und erst eintritt, wenn man beispielsweise schon in der Schule ist. Aber hey, Überraschungen haben es nicht leicht, die kleine Verspätung sei ihnen gegönnt. Als Beispiel für eine solche verspätete Überraschung sei jene genannt, welche fast die gesamte 2-C an jenem verhängnisvollen Schultag erleben durfte. Fast die ganze Klasse, weil einer ja der Übermittler besagter Überraschung war. Fuyuki Takeichi. So schnell seine Beine ihn trugen kam er in die Schule gerannt. Eilig hatte er es eigentlich nicht, zumindest war es nicht so, dass er im Begriff war zu spät zum Unterricht zu kommen. Aber er wollte die Kunde so schnell wie möglich verbreiten. „Leute!“, rief er laut, als er in der Klasse ankam. Es waren zwar in jenem Moment nicht alle anwesend, aber die wenigen die gerade wohl noch auf den Gängen standen – oder erst später kommen würden – würden wohl einfach von ihren Klassenkameraden aufgeklärt werden. Warten wollte Fuyuki nicht, es musste gesagt werden, jetzt und hier! Vor allem, da er nun auch die Aufmerksamkeit der Allgemeinheit hatte. „Ich habe großartige Nachrichten! Unsere Klasse wird eine Reise machen!“ Alle sprangen auf und sahen ihn erstaunt an. „Wirklich?“, riefen sie beinahe alle synchron. „Unter einer Bedingung aber nur. Wir müssen sie uns verdienen!“, erklärte er. „Wie fragt ihr euch? Ganz einfach...“ Voller Stolz präsentierte er seinen Mitschülern eine Zeitschrift. Nichts Spektakuläres oder gar sonderlich Interessantes, bis auf eine Ausnahme. Das Gewinnspiel für Schulklassen, welches der Gewinnerklasse eine Reise nach England versprach. „Wir müssen einen Film drehen. Nicht irgendeinen Film, einen Film der gut genug ist, um alle anderen Filme in den Schatten zu stellen. Wenn uns das gelingt – und ich habe deshalb auch schon mit dem Direktor gesprochen – nur dann werden wir alle nach England fliegen!“ Die meisten kamen aus dem Staunen nicht mehr raus, doch Hanai ergriff sofort das Wort. „Dann lasst uns das tun!“, beschloss er. Weitere Schüler stimmten zu. „Nur wie soll das aussehen?“, warf Asou die Frage in den Raum. „Was für einen Film wollen wir überhaupt machen?“ Und plötzlich schien die allgemeine Euphorie nachzulassen. Ja, wie sollten sie so etwas überhaupt schaffen? Es würden bestimmt viele Klassen an diesem Gewinnspiel teilnehmen, man könnte kaum einfach so alle anderen übertrumpfen. Sie müssten sich dafür wirklich anstrengen. „Wir haben ja noch etwas Zeit.“, fuhr Fuyuki fort. „Fürs erste würde ich sagen, sollten wir ein Drehbuch schreiben. Oder gleich mehrere, es hat ja sicher jeder eine andere Idee wie der Film aussehen sollte. Jeder der will schreibt eines, wir sehen sie uns alle an und das Beste verfilmen wir dann eben. Würde ich zumindest sagen, also, das wäre mein Vorschlag, wenn jemand dagegen ist, dann schlagt etwas anderes vor.“ Es wurde zwar vereinzelt getuschelt, aber im Grunde schien den Leuten diese Idee zu gefallen und nach kurzer Zeit kam schließlich von immer mehr Leuten ein zustimmendes Nicken. Fuyuki lächelte. Offensichtlich war es wirklich eine gute Idee gewesen die anderen gleich zu informieren. Sie würden um diesen Preis kämpfen – es war beschlossene Sache. Kapitel 38: 500 Worte über Drehbücher ------------------------------------- Ein Drehbuch zu schreiben war gar keine so leichte Aufgabe. Dies mussten gleich mehrere Schüler der Klasse 2-C einsehen, als sie sich voller Enthusiasmus an die Arbeit machten und ihre Ideen zu Papier bringen wollten. Nicht, dass sie das abhalten würde und sie hatten ja noch etwas Zeit. Dennoch sollte jeder nach einer Woche Vorstellung aufgeschrieben und abgegeben haben. Sieben bescheidene Tage, die schneller vergingen, als man erwarten möchte. Und am Ende dieser Frist hatten tatsächlich mehrere Schüler ein eigenes Drehbuch abgeliefert. Nun sollte diese Sache nicht einfach in den Händen einzelner liegen. Jeder, zumindest jeder der so sehr darauf bestand Mitzubestimmen, sollte einer Versammlung im Klassenraum anwesend sein. Die Autoren würden dann nach und nach – und möglichst schnell, auch wenn sie Zeit hatten – ihre Geschichten vortragen und letztlich würden alle Anwesenden gemeinsam darüber entscheiden welche denn letztlich als Vorlage für den zu drehenden Film verwendet werden sollte. Und schließlich kam der Tag eben jener Versammlung. „Nun...“, fing Hanai Haruki, welcher gemeinsam mit Fuyuki Takeichi vor seinen Mitschülern stand, an. „Ich denke mal, dass niemand mehr kommen wird, wir sind ja doch einige geworden, also sollten wir anfangen, nicht?“ Ein kurzer Blick zu Fuyuki, welcher Hanai nickend zustimmte. „Gut. Wer möchte anfangen?“ Nishimoto Ganji hob seine Hand. „Ich würde gerne, wenn es in Ordnung wäre.“ Diesmal nickten sowohl Hanai als auch Fuyuki. „Natürlich, wieso nicht.“, erklärte Haruki. Schließlich nahmen er und Takeichi Platz, während Ganji sein Drehbuch ergriff und sich vor den Rest der Klasse stellte. „Wie viele sicher wissen“, begann er. „habe ich ziemlich viel Erfahrung mit Filmen, vor allem wenn es darum geht sie zu verleihen, mit anderen Worten, ich weiß recht gut, was die Leute mögen.“ Und das sagte er nicht einfach so, im Grunde war es nichts als die Wahrheit. „Und genau darum geht es doch auch – was die Leute mögen. Wir müssen einen Film machen, der garantiert gut ankommt!“ Auch dies schien mehr als logisch zu sein, weshalb es wohl auch Sinn machen würde seiner Idee zu folgen. Wie auch immer diese aussah. „Also, ich stelle mir das ungefähr so vor...“ „Hallo? Ist hier jemand?“, fragte Osakabe Itoko als sie den Raum betrat und sich nach Anegasaki Tae, der Schulschwester, umsah. „Ja, hier.“, hörte sie dann auch schon Tae antworten. „Was kann ich denn für dich tun?“, fragte die Schwester, während Itoko zu ihr ging. „Ich denke mir geht es nicht gut.“, erklärte die Lehrerin. „Mir ist so heiß.“ Und mit diesen Worten legte sie ihren Kittel ab. Tae lächelte. „Heiß also?“ Itoko nickte. „Ja. Genau hier.“ Vorsichtig ergriff sie die Hand der Schulschwester und legte sie auf ihre eigene Brust. „Dann solltest du dich wohl erstmal frei machen.“, meinte die Schwester grinsend. „HAST DU SIE NOCH ALLE?!“, brüllte Outsuka Mai. Sie kannte Ganji ja schon lange, aber DAS war wirklich der Gipfel. „Das werden wir auf keinen Fall drehen!“ „Sie hat Recht. Wir können die Lehrer nicht einfach in den Film einbauen, verwenden wir lieber Schülerinnen.“, erklärte Imadori Kyousuke mit todernstem Gesicht. Er machte die Situation wirklich kein bisschen besser. Kapitel 39: 500 Worte über School Rumble Nights ----------------------------------------------- Nachdem Nishimotos Vorschlag erfolgreich verweigert wurde und er sich wieder auf seinen Platz gesetzt hatte, war der nächste an der Reihe. Da keiner den Drang hatte Ganjis Beitrag zu folgen, war es Fuyuki Takeichi, der sich als nächster vor die anderen stellte. „Es ist nicht allzu gut geworden.“, erklärte er. „Aber ich hoffe doch, dass es euch gefallen wird. Zumindest ein wenig.“ Und damit fing er an zu erzählen. Es war eine eigenartige Welt. Gefahr lauerte an jeder Ecke. Die Straßen glichen einer Mischung aus Schlachtfeld und Kloake, überall der Gestank von Blut, Fäkalien und Schießpulver. Und die dunklen Seitengassen waren noch weit unansehnlicher. Die Tatsache, dass die gesamte Existenz bar jeder Farbe, nur in schwarzweiß vorhanden zu sein schien verbesserte den Eindruck nicht wirklich. Was einen in diese Stadt trieb? Wer weiß. Wichtiger waren wohl die Gründe wieso man hier blieb. Im Grunde gab es derer nur drei Möglichkeiten. Erstens – man konnte es sich nicht leisten zu verschwinden. Geld war knapp, vor allem hier und es bedurfte eines ziemlichen Aufwandes um aus diesem Sumpf herauszukommen. Zweitens – man blieb, weil man hier fast alle Freiheiten hatte. Das Gesetz war so gut wie nicht existent, das Verbrechen, die Gangs, der Abschaum herrschte über alles. Drittens – man sah die Möglichkeit auf eine Menge Geld. Nicht selten überschnitt sicher diese Gruppe mit der zweiten, doch es gab Ausnahmen. Ausnahmen wie Harima Kenji – Privatdetektiv. Da saß er, in seiner kleinen Detektei, hinter seinem kleinen Tisch. Die Zigarette im Mund, die Augen, wie so oft, hinter seiner Sonnenbrille versteckt, den Hut dennoch so am Kopf, dass er einen Schatten über sein Gesicht legt. Nur das Glühen der Zigarettenspitze war erkennbar. Die Fassade bröckelte als SIE den Raum betrat. Jung, Bildhübsch, ein Engel, von dem man sich nicht erklären konnte wieso sie in einer solchen Umgebung lebte. „Harima Kenji?“, fragte sie noch einmal nach. „Kein anderer.“, antwortete er knapp. „Was kann ich für sie tun?“ Sie kam näher. „Mein Name ist Tsukamoto Yakumo.“ „Schnitt, Auszeit!“, keifte Hanai Haruki. „Das geht so nicht!“ „Hm? Wieso nicht?“, fragte Fuyuki. „Weil...äh...Tsukamoto gar nicht in unserer Klasse ist, deshalb!“ „Das ist ein Argument. Gut, ich ändere das schnell.“ Der Junge zückte einen Stift, kritzelte ein bisschen in seinem Drehbuch herum und fuhr schließlich fort. Sie kam näher. „Mein Name ist Sawachika Eri.“ „Moment, wieso ich auf einmal?!“, wollte Sawachika nun wissen. „Weil...einfach so, ich brauchte wen, du fielst mir grad ein.“ „Was für ein guter Grund...“ „Soll ich jetzt vorlesen oder nicht?“ „Gut, mach eben weiter.“ Grummelnd blickte Eri zur Seite. Sie kam näher. „Mein Name ist Sawachika Eri.“ Harima musterte sie. Ein Unschuldslamm wie sie, sie konnte nur eine von denen sein, die es sich nicht leisten konnten von hier zu verschwinden. Also würde wohl nicht viel für ihn rausspringen. Auch wenn ihr Kleid ihm eigentlich etwas anderes hätte sagen sollen. „Was kann ich für sie tun?“, fragte er. Dann landete auch schon ein Bündel Geldscheine auf seinem Tisch. Große Scheine. Gott weiß woher, aber diese Sawachika hatte Geld. Eine Menge Geld. „Finden sie den Mörder meiner Schwester.“ Kapitel 40: 500 Worte über den Fall ----------------------------------- „Ihre Schwester wurde ermordet?“ Sawachika nickte. „Ja. Ich gehe zumindest davon aus, sie verschwindet nicht einfach und sie ist schon viel zulange weg. Und ich kann der Polizei nicht trauen. Das kann hier niemand. Bitte, finden sie den Mörder meiner Schwester.“ Harima sah das Geld an. Er konnte den Fall gar nicht ablehnen. „Gut, ich kümmere mich darum. Was können sie mir über sie erzählen?“ Während der Detektiv das Geld zählte, fing die Schönheit vor ihm an ihn über alles wichtige – und vieles scheinbar unwichtiges – zu informieren. Stunden später. Harima stand vor der Bar in welcher Tenma – so der Name von Sawachikas Schwester – zuletzt gesehen wurde. Ein Schuppen wie jeder andere hier. Kein Platz für ein unschuldiges Mädchen. Aber seine einzige Spur. Er ging hinein und sah sich um. Als erstes ging er zum Barkeeper. Vielleicht wusste der etwas. Erst danach würde er zur Kellnerin gehen und sich diese Information bestätigen oder berichtigen lassen. „Barkeeper.“, sprach er ihn an. Karasuma Ouji stand hinter der Theke und reinigte gerade eines der Gläser. Erst als er damit fertig war blickte er zu Harima. Er antwortete nicht einmal, sondern schenkte ihm nur einen fragenden Blick. Harima konnte ihn sofort nicht ausstehen. „Kennst du eine Tenma?“ Nicken. „Gut. Sie wurde hier zuletzt gesehen. Weißt wo sie danach hinging?“ Wieder Nicken. „Wohin?“ Der Barkeeper hob einen Arm und deutete in Richtung Hinterausgang. Was für eine große Hilfe. Genervt von Karasuma wandte er sich schließlich der Kellnerin zu. Einem jungen, bildhübschen Mädchen namens Yuuki Tsumugi. „Weißt du wo ich Sawachika Tenma finden kann?“, fragte er. Yuuki schüttelte den Kopf. „Ich kenne keine Sawachika Tenma.“ Wütend ballte der Detektiv eine Hand zur Faust. Hatte ihn dieser elende Kellner also angelogen. „Aber...“, fuhr das Mädchen plötzlich fort. „Ich kenne eine Tsukamoto Tenma.“ Es machte alles keinen Sinn. Schwestern, aber verschiedene Nachnamen. Wieso? Wirklich weiter brachte ihn sein Aufenthalt in der Kneipe leider nicht. Bis auf diese Sache mit dem Nachnamen. Es war vielleicht nicht die beste Idee die er heute hatte, aber es war einen Versuch wert. Er durchsuchte ein Telefonbuch nach dem Namen. Neben all den Informationen die er erhalten hatte, wurde ihm nie gesagt wie Tenmas Nachname war. Er ging einfach davon aus, dass er auch Sawachika war. Er durchsuchte das Telefonbuch und fand eine Nummer unter Tsukamoto Tenma. Er rief an. Nicht lange ehe sich eine Stimme meldete – es war die Sawachika Eris. Sofort legte er auf. Nun suchte er nach dem Namen Sawachika – und da stand es: Sawachika Eri. Die Nummer war dieselbe wie jene unter Tsukamoto Tenma. Sie lebten unter diesen Namen zusammen. Aber waren sie keine Schwestern? Die Antwort fand er nur eine Zeile darunter. Wieder dieselbe Nummer. Wieder Sawachika. Sawachika Kyousuke. Er kannte den Namen. Ein Playboy sondergleichen, aber ein sehr wohlhabender Playboy – und zweifelsohne der Mann den Eri ehelichte und dessen Namen sie übernommen hatte. Seine Spur löste sich in Luft auf. Es schien nicht weiter von Bedeutung zu sein. Es war purer Zufall, dass ein anderer Name auf derselben Seite, mit einer noch unbekannten Telefonnummer, seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Tenma war kein seltener Name, es konnte irgendjemand sein. Dennoch wollte er die Nummer neben diesen Namen wählen. Suga Tenma. Kapitel 41: 500 Worte über die Lösung ------------------------------------- Langsam wählte Harima die Telefonnummer. Zahl für Zahl. Es war als hätte er Angst vor dem was dann passieren würde. Schließlich war die Nummer aber gewählt und er konnte nur noch warten. „Hallo?“, fragte eine Frauenstimme. „Spreche ich da mit Tsukamoto Tenma?“, kam es von Harima direkt. Eine Antwort erhielt er nicht mehr, er hörte nur noch wie aufgelegt wurde. Der Detektiv grinste. „Volltreffer.“ In einer Zeit wie dieser, in einer Stadt wie dieser war es, vor allem für einen erfahrenen Detektiv, kein Problem eine Adresse in Erfahrung zu bringen. So stand Harima Kenji wenige Stunden später vor einer offensichtlich kleinen und billigen Wohnung und klopfte an. Ein Mädchen mit dunklen Haaren öffnete die Tür. Sie musste es sein. „Ja?“ „Tsukamoto Tenma, nehme ich an.“ Das Mädchen erschrak etwas, wusste aber, dass sie es nun nicht mehr abstreiten konnte. Er hatte sie offensichtlich gefunden. „Wer schickt sie?“ „Ihre Schwester.“ Tenma nickte verstehend. „Kommen sie doch rein, es muss viel erklärt werden.“, sagte sie, plötzlich mit einem überflüssig breiten Lächeln. Kurze Zeit später saßen sie zu dritt an einem kleinen Tisch. Harima Kenji, Tsukamoto Tenma und Suga Ryuuhei – Tenmas Freund. „Tee?“, bot Tenma an. Der Ernst der Situation ging an ihr wohl vorbei. „Verzichte.“ Deshalb war er nun wirklich nicht hier. Harima sah Suga an. „Also? Ihr seid verheiratet?“ Suga schüttelte den Kopf. „Nein. Ihr anderer Name ist nur...um sie zu verstecken.“ „Vor wem?“, wollte Harima wissen. „Vor allen.“ Das klang nach einer Menge. „Tenma und ich wollen zusammen sein. Weder ihre Schwester noch deren Mann dulden das jedoch.“ Soweit konnte Harima noch folgen. „Also brennt ihr zusammen durch?“ „Ja. Nur konnten wir das unter diesen Umständen nicht. Tenmas Name ist Sawachikas Leuten natürlich bekannt. Und der Mann hat Einfluss. Sein Geld hat er nicht auf legalem Weg bekommen. Denken sie ein einzelner Perverser bekommt sonst so viele tolle Frauen?!“, redete Suga sich in Rage. „Und um seinen Handlangern zu entgehen die Namensänderung?“ Es schien alles zu passen. „Ja.“, bestätigte er und ließ den Kopf hängen. Tenma summte indes fröhlich vor sich hin und ignorierte nach wie vor den Ernst der Lage. „Nun, in dem Fall...“ Harima griff in eine seiner Taschen und reichte Tenma einen Zettel. „Bitte unterschreiben.“ Irritiert blickte das Pärchen auf das Papier. „Was ist das?“, fragte Tenma. „Das...“, fing Harima an und deute auf das Blatt. „ist meine Quittung. Tenma unterschreibt darauf, ihre Schwester dürfte die Unterschrift mit Sicherheit erkennen. Ich lass euch zwei in Ruhe, brennt doch durch, wie ihr wollt, wo ihr wollt. Mit dem Wisch kann ich Sawachika beweisen, dass Tenma noch lebt, was sie sicher freuen dürfte. Und ich habe damit bewiesen, dass es keinen Mörder gibt, mein Auftrag ist erfüllt, ich kriege trotzdem mein Geld. Alle sind glücklich, mehr oder weniger.“ „Danke!“ Tenma strahlte ob dieser Lösung und unterschrieb hastig. Bevor Harima ging wurde er noch von Suga flüchtig umarmt und bekam von Tenma ein Küsschen auf die Wange. Es waren Tage wie dieser an denen er seinen Job liebte. Und als er, allein, durch die dreckigen Straßen ging, kam ihm ein Gedanke. „Die Kleine war eigentlich recht niedlich.“ Kapitel 42: 500 Worte über Science Fiction ------------------------------------------ Nachdem er seine Geschichte beendet hatte setzte sich Takeichi wieder hin. Es wurde ein wenig getuschelt, es gab ein paar Unklarheiten, im Grunde wurde sein Drehbuchvorschlag jedoch positiv aufgenommen. „Gut.“, meinte Hanai Haruki. „Dann kommen wir am besten direkt zum nächsten, oder? Wer möchte?“ Imadori Kyousuke stand auf. „Dann will ich mal.“ Noch während er nach vorne ging räusperte er sich und begann ohne weitere Umschweife seine Geschichte zu erzählen. Wir schreiben das Jahr 3071. Schon vor unzähligen Generationen hat die Menschheit es gewagt ins Weltall vorzudringen. Mit fatalen Folgen. Ein Krieg brach an, ein Krieg, der die Vernichtung der halben Menschheit zur Folge hatte und wohl auch die Ausrottung unsere Spezies bedeuten würde. Wäre da nicht ein Mann – Imadori Kyousuke. Der letzte noch überlebende Vertreter seines Geschlechts. Der letzte Mann im Universum. Die einzige Möglichkeit noch Nachwuchs zu zeugen! „Sprich am besten gar nicht weiter.“ Frustriert und genervt fasste sich Suou Mikoto an die Stirn. Es war eindeutig in welche Richtung diese Story sich entwickeln würde und sie hatte keinerlei Interesse daran sie zu hören. Einige andere Mädchen unterstützten Suous Einwurf. Zwar gab es noch einige Widerworte von Imadori, doch schließlich musste auch er sich geschlagen geben und sich mit seiner nicht einmal halb erzählten Geschichte wieder hinsetzen. Zögerlich hob Nara Kentarou seine Hand. „Dürfte ich als nächster?“ Einwände gab es natürlich keine, also war es, der sich als nächste vor die Klasse stellte und, unsicher, zögerlich, aber schließlich doch, anfing den anderen seine Vorstellung eines guten Films nahe zu bringen. Drei kleine Raumschiffe, allein in den unendlichen Weiten des Weltalls. Jäger, gerade mal Platz für je eine Person. „Blau 1, hier Blau 2.“, nahm einer der Piloten mit einem anderen Piloten Kontakt auf. „Hier Blau 1, was gibt’s Blau 2?“, reagierte dieser. „Blau 1, bist du sicher, dass wir hier richtig sind? Hier ist es irgendwie, na ja...leer.“, meinte die Stimme aus dem schiffinternen Kommunikator. „Blau 2, wir sind hier bestimmt richtig.“ „Blau 1 und 2, hier Blau 3. Ich...ich habe so langsam auch meine Zweifel.“, schaltete sich der dritte Pilot ein. „Himmel, zur Hölle mit den Farben und Nummern! Nishimoto, bist du dir absolut sicher, dass wir hier richtig sind?“, schrie Yoshidayama Jirou in seinem Cockpit rum. „Ja, bin ich.“, erwiderte der Führer dieses kleinen Trupps ruhig. „Nara, du kannst die Koordinaten ruhig noch einmal überprüfen, wir sind hier richtig.“ „Das habe ich gerade.“, erwiderte jener der drei mit der wenigsten Erfahrung. „Es stimmt alles überein. Dennoch bin ich unsicher. Yoshidayama hat Recht, sollten hier nicht hunderte von Kriegsschiffen mitten in einer Schlacht sein?“ Yoshidayama lachte. Es war zu lächerlich. „Vielleicht sind wir einfach nur zu früh dran.“ „Damit könntest du Recht haben.“, erklärte Nishimoto und sah sich um. „Sie kommen noch. Da bin ich mir sicher.“ Und dann tauchten sie auch auf. Vor ihnen – eine Armee an Feinden, Schiffe aller Größenordnungen. Und ihnen gegenüber standen lediglich drei kleine Jäger. Jedoch nicht für lange, denn Sekunden später erschienen auch die, eben noch mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs gewesenen, Schiffe ihrer Verbündeten. Nishimotos Lippen bildeten ein zufriedenes Grinsen. Kapitel 43: 500 Worte über Sternenkriege ---------------------------------------- „Blau 2 an Grün 1, wurde auch Zeit, dass ihr hier auftaucht.“, meckerte Yoshidayama und es war schwer zu sagen ob er scherzte oder es ernst meinte. In dem größten Kriegsschiff auf Seite der Helden saß indes der Anführer dieser Armee und vernahm die Worte von Blau 2. Admiral Takano Akira. „Blau 2...wir waren nicht zu spät. Ihr wart lediglich zu früh hier.“ Die Art wie der Admiral diese Worte aussprach, ließ keinen Zweifel daran, dass sie Recht hatte. „Wie dem auch sei. Ihr wisst über eure Aufgabe Bescheid?“ „Ja.“, kam es zeitgleich von Nishimoto, Yoshidayama und Nara. „Gut. Es hat Prinzessin Tenma viel Mühe gekostet diese Pläne zu beschaffen. Ihr müsst das mächtigste ihrer Kriegsschiffe vernichten, unter allen Umständen. Fliegt zum Kern und vernichtet ihn. JETZT!“, befahl sie. „Verstanden.“, kam es noch von allen Dreien. „Und viel Glück.“, murmelte Akira noch. Inzwischen war die Schlacht bereits in vollem Gange. Möglichst unauffällig entfernten die drei Jäger sich von der eigentlichen Schlacht und steuerten auf das Mutterschiff des Feindes zu. Würden sie es zerstören, könnte ihnen das quasi einen sofortigen Sieg bescheren. Leider waren sie nicht unauffällig genug. Innerhalb des Mutterschiffs wurde die Imperateuse über die sich nähernden Feinde aufgeklärt. Ichijou Karen, das bösartige Genie hinter diesem Krieg. „Schickt Lord Harima raus um sie abzufangen.“ „Wir schaffen es.“, freute sich Nara bereits, als jene Öffnung, durch welche sie in das Mutterschiff fliegen sollten, immer näher kam. Doch dann erschütterten Schüsse die drei Jäger. „Was geht jetzt ab?“, brüllte Yoshidayama und fing sogleich laut an zu fluchen. „Ihr werdet nicht entkommen.“, sprach der dunkle Lord Harima in seinem eigenen Raumschiff. Er wusste, dass seine Feinde ihn nicht hören konnten, aber es spielte keine Rolle. Im Grunde sprach er nur mit sich selbst. Mühsam versuchten die drei Jäger den Schüssen ihres Verfolgers auszuweichen. Ihr Ziel hatten sie eben verfehlt, sie mussten noch eine Runde um das Schiff fliegen und es erneut versuchen. Falls sie diese Runde überleben würden. „Wir können ihn nicht abhängen!“, stellte Nara panisch fest. „Er hat Recht.“, musste Nishimoto einsehen. „Wir fliegen weiter, bis zum Kern des Mutterschiffs und wir halten nicht an und wenn man Ende nur einer übrig bleibt, dann muss dieser es schaffen!“ Oder auch nicht, dann plötzlich gab es eine Explosion und ihr Verfolger war verschwunden. „Was war das?“, kam es von Yoshidayama. „Ich. Immerhin ist es meine Pflicht dafür zu sorgen, dass ihr eure Arbeit gut macht.“ Han Haruki war es, der sie endgültig von Lord Harima befreite. „Und nun fliegt und erledigt das Schiff!“ Gesagt – getan! Sofort verschwanden die drei Jäger in der sich ihnen erneut zeigenden Öffnung des Mutterschiffs. Nur wenige Augenblicke später tauchten sie auch wieder auf und entfernten sich so schnell wie möglich, während das Mutterschiff des Feindes nach und nach unter zahlreichen Explosionen zerstört wurde. Ein voller Erfolg für die drei Piloten. Nara Kentarou räusperte sich und sah zögerlich zum Rest der Klasse. „Gefällt mir. Ich sterbe zwar, aber gefällt mir.“, meinte Harima anerkennend. „Nur leider wohl viel zu aufwändig.“, ergänzte Hanai. Ihm gefiel aber der Gedanke, dass er Harima im Film tötete. Kapitel 44: 500 Worte über Vorschläge ------------------------------------- Nara Kentarous Vorschlag war gut, zweifellos. Und sie gefiel den meisten sogar recht gut, eine nette Geschichte. Nur leider viel zu groß. Viel zu aufwändig. Sie hatten weder die Zeit noch die Mittel um ein solches Spektakel zu realisieren und so war wohl auch Kentarous Vorschlag schnell ausgeschlossen. So nahm auch er wieder Platz. „Gut. Wer als nächstes?“, fragte diesmal Fuyuki und erblickte sogleich zwei gehobene Arme. „Hier, wir.“, kam es von Mihara Kozue und ihrer Freundin Saeko. „Gut. Dann, bitte...“ Mit einer Handbewegung deutete Fuyuki seinen Mitschülerinnen, dass sie doch nach vorne gehen sollten um ihre Geschichte zu erzählen, was sie auch sogleich taten. „Wir haben zusammengearbeitet, ich hoffe das ist in Ordnung so.“, meinte Kozue. Hanai nickte dazu. „Natürlich.“ „Gut, dann, ich erzähl, okay?“ Ein kurzer Blick Kozues zu Saeko, welche ihrer Freundin zustimmend zunickte, ehe Mihara anfing zu erzählen. Es war einmal, vor langer, langer Zeit, in einem weit, weit entfernten Königreich, da lebten eine junge Prinzessin und ihre beste Freundin. Beide waren sie bildhübsche Mädchen um die sich die Männer des eigenen sowie anderer Königreiche zu dutzenden stritten. Doch bisher schien keiner gut genug. Sie waren nicht eitel. Der Richtige war einfach noch nicht dabei. Doch während die Männer sie verehrten und die meisten Frauen sie um ihre Schönheit beneideten, gab es auch jene, die den Mädchen, vor allem der hübschen Prinzessin, mit Abneigung, ja sogar Hass gegenüber standen. Und Kozue, die Prinzessin, und ihre Freundin sollten bald die Bekanntschaft einer solchen Person machen. Es geschah eines Nachts, da tauchte sie auf. Eine grausige Gestalt, die in den Wäldern des Königreiches lebte. Die böse Hexe Ichijou. Sie erschien den beiden in der Dunkelheit. Es dauerte nicht lange und als sie verschwand, war auch Prinzessin Kozue verschwunden. Zurück blieb Saeko, ihre einsame beste Freundin. Sie verbreitete die Kunde, doch niemand schenkte ihren Worten glauben. Das gesamte Königreich suchte nach ihr, doch keiner dachte daran sich der Hexe zu stellen, zweifelten sie doch an ihrer Existenz. Saeko hatte nur eine Möglichkeit: Sie musste jemanden finden, der gewillt war für sie – und noch mehr für die Prinzessin – in die Schlacht zu ziehen und die Hexe zu erledigen. Sie zog von Ort zu Ort, von Königreich zu Königreich, ehe sie ihm schließlich begegnete. Dem Prinzen in der strahlenden Rüstung, der ohne Zweifel für sie kämpfen würde. Prinz Imadori Kyousuke. Während Saeko nach einem Retter für sie suchte, verbrachte die Prinzessin ihre Tage in einem engen, finstren Kerker, dessen einzige Lichtquelle ein kleines Fenster war. Vielleicht war es auch besser, dass Kozue nicht alles sah, es hätte ihr wohl nicht gefallen. Der Raum war kalt, feucht und menschenunwürdig. Aber was hatte sie von einer Hexe auch erwartet. Die Prinzessin konnte nichts tun. Nur warten. So verbrachte sie ihre Tage. Abwechslung gab es lediglich, wenn ihr Essen gebracht wurde. Ein Klopfen war zu hören. Da war sie wieder. Die Tür ging auf, die Hexe betrat den Raum und stellte Kozues Essen vor ihr auf den Boden. „Iss, mein Kind.“ Kapitel 45: 500 Worte über Hexen -------------------------------- „Iss, mein Kind.“, sprach die Hexe Ichijou. Prinzessin Kozue blickte kurz auf die wenig schmackhaften Speisen, die ihr gereicht wurden, ehe sie die Hexe wieder ansah und das Essen ignorierte. „Wie lange wollt ihr mich noch gefangen halten? Was wollt ihr denn überhaupt von mir?“ „Was ich will? Ich will, dass du hier bleibst. Für immer. Nie wieder wird ein Mann deine Schönheit bewundern.“ Ein fieses Kichern entkam ihrem Mund, wurde jedoch jäh unterbrochen von einem lauten Husten. Kozue konnte nicht glauben was sie da hörte. „Ist das meine Sünde? Dass ich schön bin, werde ich dafür verurteilt?“ Ihre Stimme zitterte. Vor Angst? Vor Überraschung? Vor Entsetzen? Vor Ungläubigkeit? Wer weiß. „Reicht es denn nicht?“, fragte die Hexe. Kozue schüttelte den Kopf. Der gesunde Menschenverstand sagte ihr, dass es selbstverständlich keinerlei Entschuldigung für solche Taten war. Doch der gesunde Menschenverstand war hier auch nicht am Werk. „Für euch, so fürchte ich, ist es mehr als ausreichend.“ Ichijou grinste und nickte. „Wie recht du doch hast.“ Mittlerweile standen Saeko und der Prinz bereits am Waldesrand. „Und in diesem Wald finde ich die Prinzessin und die Hexe?“, fragte Imadori noch einmal nach. Saeko nickte. „Aber bitte verzeiht, wenn ich euch nicht weiter führe. Ich fürchte diesen Wald.“ „Mach dir keine Sorgen.“, erklärte der junge Mann. „Ich kümmere mich darum. Ich werde die Hexe besiegen und die Prinzessin retten.“ Ohne noch weitere Worte zu vergeuden machte er sich auf den Weg und ließ Saeko am Waldesrand zurück. Es war ein durchaus weiter und vor allem anstrengender Weg, aber schlussendlich stand er vor der Hütte in welcher die Hexe hauste. „Hexe!“, rief er laut. „Komm heraus! Zeig dich mir! Ich bin hier dich zu töten und die Prinzessin aus der Gefangenschaft zu befreien!“ Lange Zeit gab es keine Reaktion, doch dann hörte er die Schritte. Die Tür öffnete sich und Ichijou trat mit ihrer Gefangenen heraus. „Töten willst du mich? Das muss dir erst einmal gelingen. Wenn, dann kannst du sie haben. Wenn nicht, strecke ich euch beide nieder.“ „Wie du willst.“ Einen Kampfschrei ausstoßend eilte der Prinz mit gehobener Klinge auf sie zu. Die Hexe stieß Kozue zur Seite. Der Prinz war ein großer Krieger, aber gegen ihre Magie war er machtlos. Nur einen Zauber benötige es und er ging zu Boden, seine klinge weggeschleudert. Er hatte versagt. Triumphierend grinste die Hexe. „Stirb!“ „Stirb DU, Hexe!“, schrie die Prinzessin, als sie ihr die Klinge des Prinzen in den Rücken rammte und sie so durchbohrte. Die Hexe schrie vor Schmerzen, verendete schließlich jedoch so kläglich wie sie es verdient hatte. Der Prinz sah überrascht, irritiert und beeindruckt zu Kozue. „Ihr seid eine sehr interessante Frau, Prinzessin.“, erklärte er. „Danke.“, erwiderte diese und lächelte schüchtern. Nun erst nahm sie sich die Zeit Imadori genauer zu mustern. Und da war es schließlich, dieses Gefühl. Er war der Richtige. Nur wenige Tage nach ihrer Rettung, durfte die Prinzessin verkünden, dass sie und ihr geliebter Prinz heiraten würden. Alles war so wie sie es sich immer erträumt hatte. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Kapitel 46: 500 Worte über sehr seltsame Dinge ---------------------------------------------- Sowie ihre Geschichte erzählt war, nahmen die beiden Mädchen wieder Platz. Im Grunde kam sie recht gut an, nur Ichijou Karen hatte sie etwas getroffen. Es war anders als bei anderen Drehbüchern, wenn sie in diesen die Funktion des Bösewichts übernehmen würde, es wäre ihr egal. Aber das war Kozue. Und mit jedem Wort war da diese unterschwellige Verachtung, diese Aggression, dieser Hass. Und all das nur, weil sie Gefühle für Imadori hatte. Einen Augenblick lang herrschte Stille, ehe schließlich Hanai Haruki erneut die Frage in den Raum stellte wer denn als nächster gerne seinen Beitrag vorstellen würde. Diesmal war es Takano Akira die wortlos aufstand und nach vorne ging. Das konnte ja spannend werden. So dachten auch die meisten der Schüler, als sie schließlich anfing. Stille. Leere. Das Nichts. Oder doch mehr? Ein Raum. Eine Klasse. Niemand ist da. Völlig leer. Da, ein Mädchen. Nein. Zwei Mädchen. Sie nehmen Platz. Sie sitzen. Sie reden. Sie unterhalten sich über viele Dinge. Über das Wetter. Über Jungs. Über die Schule. Über Gott. Über die Existenz. Wo sind wir? Wieso sind wir hier? Wer sind wir? Und...sind wir überhaupt hier? Sie nennen sich bei ihren Namen. Ayano. Toki. Ein Junge betritt den Raum. Hiroaki. Er spricht. Seine Worte vergehen, ungehört. Alles ist weiß. Alles ist leer. Eine Wiese. Ein Junge. Er versteckt sein Gesicht. Eine Sonnenbrille bietet ihm Schutz. Er hebt seinen Arm zum Gruß. Ein Mädchen. Sie winkt. Sie läuft auf ihn zu. Ihr Gesicht ist nicht zu erkennen. Wer mag sie bloß sein? Wer? Ein dunkler Raum. Ein Junge. Zwei Mädchen. Sie sehnen sich nach ihm. Kämpfen um ihn. Er beachtet sie nicht. Sind sie überhaupt hier? Wieder – eine Klasse. Diesmal nicht leer. Viele Schüler. Jungs. Und Mädchen. Sie sehen einander an. Doch kein Blick wird erwidert. Sie alle verfehlen den Augenkontakt. Sie alle übersehen die anderen. Die, die sie sehen wollen. Sie ignorieren einander. Sind die anderen überhaupt hier? Sind sie selbst überhaupt hier? Ein Raum. Ein großer Raum. Ein leerer Raum. Ein dunkler Raum. Er ist nicht leer. Er ist voll. Viele stehen hier. Seite an Seite. Unzählige Leute. Sie sehen einander nicht an. Sie bemerken einander nicht. Es ist zu dunkel. Niemand sieht etwas. Niemand sieht jemanden. Wenn niemand sie sieht...sind sie überhaupt hier? Das Licht geht an. Alles ist leer. Niemand ist hier. Sämtliche Anwesende starrten Takano Akira verwirrt an. Niemand traute sich etwas zu sagen. Niemand wollte zugeben, dass er es nicht verstand. Es klang so wichtig. Es klang so bedeutungsvoll. Sinn ergab es für niemanden. Offen sagen würde dies natürlich niemand. „Das...“, fing Hanai an, zögerte dann allerdings. Er musste selbst noch die richtigen Worte finden. „Das war...sehr interessant. Sehr...ungewöhnlich.“ Besseres fiel ihm im Moment nicht ein. Immerhin log er sie auch nicht an. Akira nicke und nahm dies zur Kenntnis. „Danke.“, sagte sie, wie so oft sparsam mit ihren Worten, ehe auch sie sich wieder an ihren Tisch setzte. „Und...wer nun?“, warf Fuyuki die Frage zögerlich in den Raum. Wider erwarten meldete sich auch jemand. „Ich!“ Outsuka Mai. Kapitel 47: 500 Worte über Musicals ----------------------------------- Da saßen sie. Die männlichen Schüler der Klasse 2-C. Und alle schwiegen sie, ehe einer von ihnen – natürlich Hanai Haruki – das Wort ergriff. „Und ihr gebt einfach so auf?“, fragte er die anderen. „Was erwartest du?“, warf ihm Harima Kenji entgegen. „Es ist Damenwahl. Und sie sind alle offensichtlich nicht im Geringsten interessiert.“ „Aber dies ist der große Tanzabend. Der Traum jedes Mädchens, sie warten nur darauf, dass er wahr wird.“ „Ja? Dann sollten sie auch etwas Initiative zeigen. Sie wollen nicht, keine von ihnen fragt auch nur einen von uns. Leben wir damit.“ Hanai stand auf, ging vor seinen Mitschülern auf und ab. Sie waren am Dach der Schule. Mädchen waren keine in Sicht. „Das ist es gerade. Die Initiative muss von uns kommen, sie müssen nur ihre...Möglichkeit ergreifen können. Wir müssen um sie kämpfen!“ Er wurde immer lauter, steigerte sich mehr und mehr in seine Worte hinein, welche schließlich nicht einfach nur ausgesprochen wurden, sondern einen eigenen Rhythmus entwickelten. Und schließlich sang er schon. „Ich fleh euch an, kommt doch zu Sinnen. Wir müssen sie für uns gewinnen. Einfach wird dies sicher nicht, Doch ist dies schließlich unsere Pflicht. Wir sollten uns doch darum streiten Wer welche Frau zum Tanz darf geleiten. Erst wenn sie gesehen wie gut wir sind Haben wir diesen Tanz auch verdient.“ Die Jungs sahen ihn an. Es war Fuyuki Takeichi, der als erster die Wahrheit in seinen Worten erkannte. „Zugegeben, er spricht nicht schlecht. Vielleicht hat Hanai sogar Recht.“ „Fängst du auch damit an?“, meinte Harima, offensichtlich schlechter Laune. „Nicht nur was ihr sagt, auch wie. Fangt hier an zu singen.“ Doch seine Widerworte schienen niemanden zu kümmern, waren die anderen doch bereits von Hanais Ansichten und seinem Gesang angesteckt. Fuyuki. „Mutig werde ich vor ihr stehen, Sie dazu bewegen mit mir hinzugehen. Sie zu begeistern, das ist an mir. Zu Fragen mich schließlich, jedoch an ihr.“ Nara. „Ich weiß ich werd scheitern, werd mich dafür verfluchen. Doch wär’s denn so schlimm, würde ich’s nur versuchen? Natürlich, ich weiß, meine Chance ist eine geringe. Und dennoch ich hoffe und tanze und singe!“ Suga. „Verflucht, ich war sowieso ewig allein. Ich will’s ewig schon ändern, nun heut soll’s halt sein. Ich werd sie bezaubern, ich werd sie verführen! Meine Näh’ wird sie suchen, meine Näh’ will sie spüren.“ Umezu. „Sie hat noch nicht gefragt und das hat mich entsetzt. Es hat mich getroffen, zutiefst mich verletzt. Doch werd ich kein ängstlicher Feigling mehr sein. Ich werd um sie kämpfen, der Sieg wird sein mein!“ Selbst Imadori. „Ich werd’s einfach machen, wie seit eh und je, Ich verführ einfach jede einzelne die ich seh. Manche sind bildhübsch, manche nur okay. Vielleicht find ich nun, meine perfekte D.“ Hanai hatte sie scheinbar alle überzeug. Alle außer Harima zumindest. Der weigerte sich nach wie vor auch nur einen Augenblick lang an der Singerei und der Tanzerei teilzunehmen. Nicht, dass es für die anderen einen Unterschied machte. Was kümmerte sie schon Harima? Er konnte ihnen egal sein und in diesem speziellen Fall war er es sogar. Und das wusste er. Und so blieb er allein zurück, während die anderen sich auf den Weg machten um die Mädchen zu beeindrucken mit ihrem Gesang. Kapitel 48: 500 Worte über die Frage ------------------------------------ Ohne zu zögern stürmten die Jungs den Klassenraum und reihen sich entlang jener Wand auf. Und als ob sie es erwartet hatten, taten die Mädchen fast sofort selbiges, gegenüber von ihnen. „Hört uns an.“, ergriff Hanai das Wort. Und schon sang er wieder. Während er dies tat trat er vor die seinen, etwas, dass Mikoto ihm auf Seite der Mädchen gleich tat. „Hört uns an – wir wissen ihr seid wählerisch, das ist euer Recht. Doch seht meine Männer an, sie sind alle nicht schlecht. Wir wissen doch alle, dass ihr uns nicht hasst. Also wählt lieber schnell oder seht was ihr verpasst. Wir ziehen euch in unsren Bann. Hört uns an!“ Es war an Mikoto im Namen der Mädchen zu antworten. „Hört gut zu – natürlich, wir wissen, im Grund’ seid ihr gut. Doch wissen wir nicht, seid ihr auch gut genug. Natürlich, es stimmt, dass wir euch doch nicht hassen. Doch wollen wir uns nicht diesmal enttäuschen lassen. Das wisst ihr alle, das weißt sogar du. Hört gut zu!“ Die Jungs gingen alle langsam, aber entschlossen auf die Mädchen zu, jeder sank vor seiner Angebeteten auf die Knie und hielt ihre Hand. Sie sangen alle in Einklang, die selben Worte, als ob es das einfachste auf der Welt wäre. „Diesmal, hört gut zu, ihr Frauen, diesmal könnt ihr uns vertrauen. Diesmal wird besser als zuvor. Diesmal habt ihr unser Wort. Drum bitten wir euch, lasst die Frage erklingen. Seht wie wir darum ringen Zum Tanz euch zu bringen. Wird es uns gelingen, Wenn wir für euch singen? Es ist an euch zu beenden, was wir nun anfingen. Entscheidet, wir können euch doch zu nichts zwingen. Doch sprecht rasch, dann das Warten droht uns umzubringen. Denn diese Stille gleicht tausenden Klingen...“ Die Männer ließen nun erstmals die Hände der Frauen vor ihnen los, noch kniend lehnten sie sich zurück und legten sich eine Hand an ihr Herz, während sie zu den Mädchen aufsahen. „...gestochen in unsre Brust!“ Ein Moment der Stille in welchem sich die Blicke beider Geschlechter trafen. “Und wir fürchten das habt ihr gewusst.“ Ein Lächeln. Nicht nur auf Mikotos Gesicht, vielmehr auf den Gesichtern aller Damen. Sie hatten wieder das Wort. „Ihr müsst einfach verstehen. Ein Mädchen kann nicht einfach solch ein Risiko eingehen. Wir mussten einfach sehen. Wie würdest ihr reagieren, würdet ihr kämpfen oder flehen. Doch was ihr habt empfunden, habt ihr uns nun gezeigt. Wie schön ist es zu sehen, dass ihr nun doch seid bereit.“ Und plötzlich standen die Jungs wieder – und es wurde getanzt. Immer ein Paar, eng aneinander bewegten sie sich elegant durch den Raum. Hanai hatte Recht, trotz Harimas Einwände – alles entwickelte sich so wie gehofft. Alles schien perfekt...nur um mit ein paar wenigen Worten der Damen schließlich noch besser zu werden. Jede sah sie ihren Partner an. „Das Herz das sieht es auch so. Gekommen ist die Zeit. Wir werden nicht mehr allein sein. Sondern fortan zu zweit. Am Anfang steht die Frage, vor der bisher ich gescheut. Nun blick ich dir in die Augen und bitte dich, sei doch mein Geleit.“ Lediglich ein Mann konnte diesen Augenblick nicht auskosten. Harima Kenji. Kapitel 49: 500 Worte über Hoffnung ----------------------------------- Lediglich ein Mann konnte diesen Augenblick nicht auskosten. Harima Kenji. Noch immer saß er auf dem Dach der Schule. Allein. Verärgert. Verärgert weil er als einziger in der Lage war zu begreifen wie unsinnig dieser grundlose und unmotivierte Gesang doch war. Verärgert, weil ein Teil von ihm sich dennoch danach sehnte. Und so begann er, wenn auch leise, kaum hörbar im Grunde. „Wieso müssen sie singen? Was haben sie davon? Sie singen was sie denken doch die Gedanken kennt man doch schon.“ Plötzlich erklang die Stimme eines Mädchens in unmittelbarer Nähe. „Vielleicht fällt es dann leichter, Zu sagen was man will. Es wird einfach und bleibt doch ernst, Liebe ist schließlich kein Spiel.“ Die sanfte Stimme eines Engels, welche zu einer nicht minder zierlichen Gestalt gehörte. Tsukamoto Yakumo. „EINSPRUCH!“ Wütend stand Hanai Haruki bei seinem Platz und hielt ein schwarzes Schild welches in großen roten Buchstaben die Aufschrift ‚OBJECTION!’ hatte über seinen Kopf. „Abgelehnt!“, kam es von Outsuka Mai. „Andere Klasse oder nicht, das gehört dazu, ist Teil der Handlung, also Ruhe!“ Das Gericht hatte entschieden, Haruki konnte sich wieder hinsetzen und Mai fuhr fort. Kenji sah Yakumo irritiert an. Er wusste nicht wieso sie hier war oder was sie wollte. Und das merkte sie auch. Und sie reagierte entsprechend...erneut mit Gesang. „Ich weiß es ist nicht richtig. Ich gehöre nicht hierher. Und dennoch muss ich bei dir sein, denn nichts wünsche ich mir mehr.“ Und Harima antwortete. „Ich hör die Worte die du sprichst. Doch ganz verstehen tu ich es nicht. Bist in einem andren Jahr als ich. Und verdienst besseres als mich.“ Ehe Tsukamoto wieder das Wort ergriff. „Doch steh ich hier. Direkt vor dir. Sag dir allein, ich wär am liebsten dein. Frag dich, wärst du gern mein? So sollte alles sein.“ Harima ging auf sie zu und spontan, ohne, dass sie es erwartet hätte, umarmte er sie. Sie wollte ihn offensichtlich als Partner bei dem Tanz. Seine Antwort war offensichtlich eine positive. Eine Umarmung, die sie nach zögern erwiderte, ehe sie gemeinsam die letzten Zeilen sangen. „Bei uns ist es nicht Schein. So ehrlich und so rein. Du mein und ich bin dein. Gehören wir uns allein. Und werden glücklich sein.“ „Ende.“, erklärte Mai und sah zu den anderen. Die meisten fanden die Idee offensichtlich gut und reagierten entsprechend. Nur Hanai Haruki war mehr als frustriert über den Ablauf dieses Drehbuchvorschlags. „Machen wir einfach weiter!“, jammerte er. Er wollte dieses Bild so schnell wie möglich aus seinem Kopf verdrängen und eine weitere Geschichte könnte dabei vielleicht helfen. „Äh...gut.“, meinte Fuyuki lediglich. Am besten ignorieren. „Wer möchte dann als nächstes?“ Im ersten Augenblick reagierte niemand. Einige wollten wohl ihre Stories bis zum Schluss aufheben. Auch im zweiten oder dritten Augenblick geschah nichts. „Niemand?“, fragte Fuyuki noch einmal nach. Im ersten Moment wieder nichts. „Na gut, mach ich eben.“, kam es schließlich von Suou Mikoto. „Irgendjemand musste ja.“ Und während sich Mai inzwischen wieder gesetzt hatte, stand Suou auf und ging nach vorne. „Also, alle gut zuhören. Ich erzähle euch nun eine Geschichte über all die wirklich interessanten Dinge. Blutige Kämpfe, wahre Helden, Ehre, Mut, Stolz und eingeölte halbnackte Körper!“ „Ich mag’s wie sich das entwickelt.“, erklärte ein gespannter Imadori. Kapitel 50: 300 Worte über Sparta --------------------------------- Da standen sie, die großen Krieger. Fern von Heimat, Frau und Familie. Zu ihrer Rechten das Meer, zu ihrer Linken die mächtige Wand aus Fels. Doch all das spielte keine Rolle, nicht was neben ihnen war, nicht was hinter ihnen lag. Wichtig war nur der Blick nach vorne. Der Blick zum Feind. Allen voran standen Harima Kenji und Hanai Haruki. Die beiden mächtigsten Krieger von allen. Wie auch ihr Gefolge trugen sie kaum einen Fetzen Kleidung. Lediglich ein Umhang und ein knappes Stoffhöschen bedeckten ihre hypermaskulinen Körper. Sie hatten schon einen langen Tag hinter sich, doch es würde noch weitergehen. Die nächste Welle Feinde nahte. Und sie waren bereit. Ihre Muskeln spannten sich an als sie auf sie zustürmten, Schwert und Schild hoch erhoben. Schweißtropfen bahnten sich ihren Weg über ihren Körper. Es waren nicht die ersten und sicher nicht die letzten. Wie eingeölt schienen ihre Körper aufgrund der unbeschreiblichen Hitze, doch die Männer nahmen es nicht zur Kenntnis. Zumindest reagierten sie nicht darauf. Zu sehr waren sie auf ihre Feinde fixiert. Nicht lange und sie waren wieder mitten im Gefecht. Noch mehr Schweiß. Noch mehr Blut. Kriegsschreie stießen sie aus, trieben sich damit selbst voran und bestätigten nur noch einmal ihre unsagbare Männlichkeit. In den wenigen Atempausen, die ihnen in diesem Chaos blieben, verstummten sie, schnauften nur und schienen sich kaum auf den Beinen halten zu können. Ein Stöhnen. Ein Keuchen. Und zurück in den Kampf. „Also echt mal!“, maulte Imadori plötzlich. „Ich wurde für weniger ausgebuht!“, jammerte er. „Irgendwie hat Imadori Recht.“, gab Hanai zu. „Ich meine, ich hab den Film auch gesehen, aber da ging es doch um mehr als um schwitzende Männer.“ Wütend haute Imadori mit der Faust auf den Tisch. „Genau, das ist sexistisch!“ Mikoto kicherte. Im Grunde hatten sie ja wirklich Recht. „Ich bin auch nur ein Mädchen.“, erklärte sie mit einem unschuldigen Grinsen. Kapitel 51: 500 Worte über Samurai ---------------------------------- Nachdem auch Suous Geschichte erfolgreich abgewürgt wurde, war es nun Tenma, die mit einem breiten Grinsen vor allem anderen stand um ihre Geschichte zu erzählen. Sie sah noch einmal in ihrer Unterlagen, überflog die vier, fünf Zettel in ihrer Hand und war schließlich bereit anzufangen. „Gut, ich hoffe es gefällt euch.“ Harima Kenji und Hanai Haruki standen sich gegenüber, beide die Hände an den Griffen ihrer Schwerter, bereit sie zu ziehen und ihrem Gegner den Todesstoss zu versetzen. „Ich werde dir nie verzeihen was du meinem Vater angetan hast!“, brüllte Hanai. „Und ich werde dir nie verzeihen, dass du mir mein Essen geklaut hast!“, erwiderte Harima. Der Samurai mit der Brille wurde nur noch wütender. „Ich habe es nicht geklaut, du hast es schon gegessen und dann vergessen, du Idiot!“ „Das reicht.“, knurrte Harima. Genug war genug. „STIRB!“, schrie er und wollte gerade angreifen, als eine weitere Stimme erklang. „Hört auf.“, sprach sie und beide stoppten. Die Stimme gehörte einem Mönch namens Karasuma Ouji. Er stellte sich ruhig neben die beiden und blickte beide an. „Lasst euren Streit ruhen, vertragt euch wieder, bei einer Portion Curry.“ Hanai und Harima blickten zu dem Mönch, dann einander an und antworteten zeitgleich. „Weißt du was? Du hast recht!“ Und so gingen sie Curry essen und alles was wieder gut. Ende. Tenma sah erwartungsvoll zu ihren Mitschülern. Die meisten reagierten nicht. Nur zwei hatten nichts Negatives zu dieser Geschichte zu sagen und sie waren die einzigen die ihre Meinung deutlich machten. Harima sprang sofort auf und applaudierte. „Bravo, großartig!“ In seiner unmittelbaren Nähe, aber ohne, dass er es bemerkte, hob inzwischen Karasuma Ouji, der an diesem Vorschlag auch seinen Gefallen fand, einen Daumen um zu zeigen, dass es gut war. Tenma sah dies, ignorierte Harima und strahlte einfach vor Freude. Sie bedankte sich vielmals und nahm Platz. Während Harima innerlich erkannte, wie sehr sich Tenma doch über sein Lob freute. Zumindest dachte er das. Lassen wir ihn in dem Glauben. „Nun.“, meinte Hanai. „Da es in Tsukamotos Geschichte um Samurai ging, kann ich meine ja auch gleich erzählen, die hat ein ähnliches Setting.“ Dies gesagt, ging er nach vorne. „Im Grunde ist es recht simpel. Eine Geschichte über Verlust und Rache.“ Langsam gingen sie durch das scheinbar menschenleere Dorf. Zwei Samurai, ihre Hüte tief ns Gesicht gezogen, ihre Identität so verbergend. „Bist du sicher, dass es hier war, Haruki?“, fragte eine Mädchenstimme. „Ja. Zweifelst du an meinen Informationen, Mikoto?“, erwiderte der männliche Samurai. „Natürlich nicht. Aber sieh dich doch um. Es ist menschenleer.“ Hanai nickte. „Aber gerade das macht es so verdächtig.“ Stille. Nur der Wind war zu hören. Und plötzlich packte Mikoto Haruki und riss ihn zur Seite. „Vorsicht!“ Schnell sprangen sie weg und eine riesige, an einer Kette hängende Metallkugel schlug eben da ein, wo kurz zuvor noch die beiden Samurai standen. Nun, ihre Hütte verloren, sahen Suou Mikoto und Hanai Haruki auf. Da stand er, auf einem Dach direkt neben ihnen. Mit nur einem Ruck zog der Gigant die schwere Kugel zurück und schwang sie an der Kette über seinem Kopf. Es war eindeutig wer es war. Nishimoto Ganji, genannt der Buddha. Einer der mächtigsten Krieger ihres gemeinsamen Feindes. „Ich habe es ja gesagt.“, war alles was Hanai sagte, während er langsam sein Schwert zog. Er war bereit für den Kampf. Kapitel 52: 500 Worte über Rache -------------------------------- „Zu zweit? Das ist alles? So werdet ihr nie zum ihm kommen.“, stelle der Buddha fest, als er zu seinen Feinden blickte. „So werdet ihr nicht einmal an mir vorbeikommen.“ „Wir hatten auch nicht vor zu zweit gegen dich zu kämpfen.“ Hanai hob die Klinge seines Schwertes an, beide Hände fest um den Griff. „Ich alleine werde reichen.“ Diese Worte amüsierten Ganji zwar, mehr auch nicht. „Wie du willst.“ „Haruki! Wieso musst du alleine kämpfen? Ist es schon wieder dein Stolz, der dir im Weg steht?“, keifte Mikoto. „Nein. Ich muss alleine kämpfen, weil du dich in der Zwischenzeit um die Andere kümmern musst. Hast du es noch nicht bemerkt?“ Suou schien überrascht. Doch ein paar Blicke in die nähere Umgebung und gut hingehorcht und es wurde auch ihr klar. „Verstanden.“ Dann kam auch schon der Angriff. Zwei Wurfgeschosse tauchten auf und Mikoto konnte ihnen nur Knapp ausweichen. Schnell sprang sie zurück, auch um Abstand von Haruki und dessen Kampf zu nehmen. Was sie zu spät bemerkte war, die Wurfgeschosse kamen auch wieder zurück. Eines streifte ihr Bein, ein anderes ihren Arm, in beiden Fällen blieben kleine, saubere Wunden. Mikoto bis die Zähne zusammen als ihr Gegner vor ihr auftauchte und die Wurfgeschosse fing. Nun erkannte sie auch die Waffen. Es waren zwei Bumerangs, beide aus Metall und mit Messerscharfen Rändern. Ein Wunder, dass dieses Mädchen sie halten konnte ohne sich selbst zu verletzen. „Wer bist du?“ „Kido Madoka. Der letzte Mensch den du lebend sehen wirst.“ „Tse...abwarten.“ Nun zog auch Mikoto ihre beiden Schwerter. An anderer Stelle wich Haruki erneut der Eisenkugel aus. Er war selbst erstaunt wie schnell Nishimoto, welche inzwischen von dem Dach gesprungen war, mit dieser angreifen konnte. „Wieso gibst du nicht einfach auf und rettest euer beider Leben?“, schlug Ganji vor. „Das kann ich nicht.“ „Und wieso?“ Haruki schloss seine Augen einen Augenblick. Nishimoto würde nicht angreifen. Er wollte hören was Haruki zu sagen hatte. „Vor langer Zeit waren wir Freunde.“ Immer wieder musste Mikoto ihre beiden Schwerter einsetzen um Madokas Waffen abzublocken. Es eröffnete sich ihr keine Chance für einen Angriff. Doch je öfter sie es sah, je öfter sie auf sie zukamen, umso deutlicher wurde der Schwachpunkt. Dieser eine Moment den Mikoto zum Angriff nutzen konnte. „Vielleicht sogar beste Freunde.“ Hanai öffnete die Augen und sah Nishimoto an. Sein letzter Angriff würde jeden Augenblick folgen. Er lief auf den Buddha zu, welcher erneut mit Schwung seine Kugel nach ihm warf. „Doch dann nahm er mir was mir wichtig war.“ Mikoto warte, bis die Bumerangs erneut auf sie zukamen und ergriff ihre Chance. In diesem einen Augenblick in dem sich beide Flugbahnen kreuzten schlug sie mit einem Schwert zu und lenkte beide auf einmal zur Seite ab. Mit dem anderen Schwert ausgeholt sprang sie auf Madoka zu und rammte ihr die Klinge in die Brust. „Und seit diesem Tag lebe ich nur noch für eine Sache.“ Die Kette der Kugel schlang sich um die Klinge Harukis Schwertes. Dies nutze Haruki aus. Er stieg auf die Kette, nutzte seine Kraft und mit einem Ruck war die Klinge befreit und die Kette ging zu Bruch. Ein weiter Sprung war alles was noch nötig war. Mit einem Schwerthieb schlitzte er die Brust seines Feindes auf und das Blut klebte noch in seinem Gesicht als er schließlich wieder auf festem Untergrund stand. „Die Rache.“ Kapitel 53: 500 Worte über die letzte Hürde ------------------------------------------- Langsam sanken die Körper von Kido und Nishimoto zu Boden. Madoka war nicht ansprechbar, also stellte sich Haruki, noch nass vom Blut seines Gegners, neben Ganji. „Wo finde ich ihn? Wo finde ich Harima Kenji?!“ „Ich kann dir sagen wo du ihn findest.“, murmelte Ganji. „Doch helfen wir es dir nicht. Du wirst nie die letzte Hürde überwinden können.“ Mit diesen letzten Worten starb er schließlich. Harima Kenji saß auf seinem Stuhl, sein Schwert neben sich, stets griffbereit. „Sie werden bestimmt bald hier sein.“ Einige Meter hinter ihm stand Takano Akira. „Ja.“ „Du kennst die Regeln...wer auch immer es wagt sich hier Zutritt zu verschaffen...“ Akira nickte. „Den werde ich töten.“ „Und du bist sicher, dass deine Wunden nicht so schlimm sind?“ Trotz seinem Wunsch nach Rache, Sorgen um seine Begleiterin machte sich Hanai Haruki dennoch. „Ja.“, versicherte sie ihm. „Wir sind bis hierher gemeinsam gekommen. Ich werde dich jetzt nicht alleine lassen.“ Hanai nickte wortlos. Da war es auch schon. Jenes Gebäude, zu welchem Nishimoto sie geschickt hatte. Hier würde es endlich zum letzten Gefecht kommen. „Also, gehen wir.“ Mit diesen Worten öffnete Mikoto die Tür und trat ein. Haruki folgte ihr. Sofort erblickten sie sie auch schon. Wie hätte man sie übersehen können. Inmitten einer großen leeren Halle kniete Takano Akira, vor ihr ein Saiteninstrument stehend. Sie hob ihren Blick und sah zu den beiden Eindringlingen. „Zieht eure Schwerter.“ Die beiden taten wie gebeten. Sie wussten beide, dass sie sich um diesen Kampf nicht drücken konnten. Zeitgleich rannten sie los. Akira legte indes, in aller Ruhe, ihre Finger auf die Saiten des Instrumentes vor ihr und zupfte ein paar Mal daran. Sekunden später peitschten zahlreiche Fäden durch die Luft und rissen an einigen Stellen den Boden auf. Nur mit Mühe gelang es Hanai und Suou auszuweichen. Was konnten sie nur tun? Wie konnten sie nur an ihr vorbei? Leider blieb Hanai nicht genug Zeit um eine Antwort auf diese Fragen zu finden. Es folgten weitere Angriffe Akiras und dann, mit ihrer vierten Attacke war es auch schon so weit: Mikoto wurde von den durch die Luft tanzenden Schnüren erwischt. Sie legten sich eng um ihren Hals, bis Blut hervorquoll. Mikoto konnte nicht Schreien, blieb ihr doch nicht einmal Luft zum atmen. Doch Haruki, am anderen Ende des Raumes und durch Schnüre auch dort gefangen, zum Zuschauen verdammt, er konnte schreien. Und er tat es auch. „MIKO-CHAN!“ Nach wenigen Augenblicken war ihren Leiden vorüber, die Schnüre verschwanden mit einem Mal und Mikotos lebloser Körper fiel zu Boden. Nun wo er endlich die Möglichkeit hatte eilte er sofort zu ihr. Ein Blick reichte um ihm klarzumachen, es war zu spät. Doch nun war keine Zeit für Trauer. Er blickte zu Akira. Wieso hatte sie aufgehört? Sie hätte ihn auch noch töten können. „Wieso?“, fragte er. „Weil es mein Befehl war.“, erklärte Akira. „Nein...wieso lasst du mich leben?“ „Weil es mein Befehl war.“, wiederholte sie. „Es hieß ich solle töten, wer sich hier zutritt verschafft. Das trifft nur auf sie zu. Sie drang hier ein. Für dich stand die Tür hingegen offen. Egal ob sie sie dir geöffnet hatte.“ Hanai verstand. Und im Moment rückte damit ein anderer Gedanke ins Zentrum: Der Weg zur Rache stand ihm offen. Niemand mehr stand zwischen ihm und seinem Gegner. Harima Kenji. Kapitel 54: 500 Worte über Gerechtigkeit ---------------------------------------- Er lief, so schnell er konnte, von Raum zu Raum. Schließlich, nach einer letzten Tür erblickte er ihn. Da saß er auf seinem Stuhl. Als würde ihm nichts und niemand etwas anhaben können. Das machte Hanai nur noch wütender. „Bist du doch noch gekommen, Hanai Haruki?“, murmelte er. „Harima Kenji.“ „Gut...du erinnerst dich also an mich.“ „Wie könnte ich dich je vergessen, nachdem was du getan hast?!“, brüllte er. Vor seinem geistigen Auge sah er sie noch einmal. Die Umstände, die zu all dem geführt hatten. Die Ursache für sein Verlangen nach Rache. Die letzten Minuten im Leben von Itou Matakichi. „Sag mir wenigstens wieso. Wieso hast du unseren Meister umgebracht?!“ „Weil...weil ich ihn nicht mehr brauchte.“ Mit diesen Worten griff Harima nach seinem Schwerter und stand auf. Mehr musste Hanai nicht hören. „Heute wird dir Gerechtigkeit widerfahren!“ Er zog sein Schwert. „Du meinst...du wirst endlich deine Rache haben.“ Harima tat es ihm gleich. Ohne weitere Worte zu verlieren stürmten sie auf einander zu, „Ja...und dann bringen sich die beiden halt gegenseitig um. Ende.“, erklärte Hanai, endlich am Ende seiner Geschichte. Eine Geschichte, die den meisten offensichtlich gefiel. Man war sich zwar einig, dass die Umsetzung nicht einfach wäre, aber es wäre irgendwie doch noch im Bereich des Möglichen und nicht das erste Gemetzel, dass sie geschaffen hätten. Einen Augenblick lang genoss er noch das Lob für seinen Vorschlag, ehe er Platz nahm, nicht ohne zu Fragen, wer denn sonst noch etwas beizutragen hätte. Zwei Männer hoben die Hand. Vielleicht war es ein Zeichen, dass gerade die Vorschläge dieser beiden als letzte vorgetragen werden würden. Die beiden großen Rivalen, auch wenn sich einer der beiden dessen nicht bewusst war. Karasuma Ouji und Harima Kenji. „Und wer möchte beginnen?“, wurden sie gefragt. „Er kann ruhig.“, meinte Harima. Karasuma nahm dies zur Kenntnis, stand auf, ging nach vorne und fing augenblicklich an zu erzählen. Es gibt viel Abschaum auf der Welt. Niemand kann dies abstreiten. Doch immer wieder gibt es eine Zeit und einen Ort, der einfach richtig ist um dagegen etwas zu unternehmen. So es denn die richtigen Leute dafür gibt. An einem solchen Ort. Zu einer solchen Zeit. Eine Gruppe maskierter Männer eilte durch die Straßen, Taschen voll mit gestohlenem Geld mit sich. Es schien als wäre ihnen niemand auf den Fersen. Es schien als würden sie wirklich entkommen. Doch nachdem sie um die nächste Ecke rannten, wurde auch ihnen klar, wie sehr sie sich doch geirrt hatten. Denn da standen sie vor ihnen, in geschlossener Formation. Die größten Helden der Welt. Strongman – schon das S auf seiner Brust symbolisiert seine einzigartige Kraft und das Cape sieht einfach cool aus. Gangguy – ein Mann der im Schatten lebt. Sohn des Teufels, Herrscher über alle Yakuza und doch entschlossen für das Gute zu kämpfen. Tenmara – sein dämlicher Sidekick. Wealthy Woman – eine Frau, die soviel Geld hat, dass sie all ihre Gegner bestechen kann. Martian Clamhunter – ein Außerirdischer mit grüner Haut, und er hasst Muscheln! Dead Fool – ein Idiot, der durch einen noch dämlicheren Unfall gestorben ist und nun als Untoter auf Erden wandelt. Stronggirl – die Cousine von Strongman! Power Punch – die Earth-2 Version von Stronggirl! Acht mutige Helden, von denen die meisten die gleichen Kräfte haben, was aber in Ordnung ist, solange es funktioniert. Zusammen sind sie: Die Justice League of Japan! Kapitel 55: 500 Worte über die Justice League of Japan ------------------------------------------------------ Da sie acht gegen vier in der Überzahl waren – und nebenbei auch noch Superkräfte hatten – hatte die JLJ dieses Problem schnell gelöst und sich sogleich auf den Weg zur Höhle der Gerechten, einer Spielhalle gleich in der Gegend, gemacht. Dort standen sie nun, versammelt um Dead Fool, welche, sehr zum Vergnügen der anderen, gerade kläglich bei DDR scheiterte. Einzig Power Punch fehlte, sie war gerade Saft aus dem Automaten holen. „Hört auf zu lachen!“, motze Dead Fool, oder Suga Ryuuhei, wie sein Name vor seinem Unglück war. „Beruhige dich.“ Um ihren Worten etwas Ausdruck zu verleihen reichte Wealthy Woman, auch bekannt als Sawachika Eri, ihm noch etwas Kleingeld. „Probier es eben noch einmal.“ Was Suga auch tat. „Er hat allerdings Recht.“, meinte Gangguy, der im Schatten zwischen Virtua Fighter und House of the Dead saß. Strongman zog eine Augenbraue hoch. „Was meinst du damit, Harima?“ „Du weißt genauso gut wie ich, Hanai, dies ist keine Zeit um sich zu amüsieren.“ Tenmara nickte zustimmend. Auch wenn sie keine Ahnung hatte wieso. A’sou H’royoshi nickte ebenfalls. „Es war in letzter Zeit sehr ruhig.“ „Ist das nicht gut?“ Suou Mikoto, Stronggirl, konnte ihnen nicht ganz folgen. „Nicht wenn es um die Liga der Superbösen Buben geht.“, begriff nun auch Strongman. „Ihr denkt sie hecken etwas aus?“, fragte Sawachika. „Natürlich.“, war alles was Harima sagte. „Sie lauern. Sie warten. Sie warten auf den richtigen Zeitpunkt um zuzuschnappen. Wie Muscheln.“, erläuterte A’sou das Problem. „Aber was können wir schon tun, wenn wir nicht einmal wissen was sie vorhaben?“, warf Mikoto in den Raum. Niemand wusste eine Antwort. Schließlich kam auch Ichijou Karen, jede Menge Saft im Gepäck, wieder zurück. „Was hab ich verpasst?“ An einem anderen, viel finstereren Ort, wo es keine Videospielhallen, dafür aber jede Menge Love Hotels gab, hatten sie ihr Versteck. Die Liga der Superbösen Buben. Inmitten dieses Verstecks saß er mit seinem goldenen Körper, sich einen Augenblick lang in sich zurückziehend, seine eigenen dreckigen Fantasien genießen, ehe er, der Buddha, sich erhob und seinen massiven Körper mit bebenden Schritten zu einem seiner Mitstreiter bewegte. „Wie sieht es aus, Imadori?“ „Ich bevorzuge es Dr. D genannt zu werden! Aber, falls du es unbedingt wissen willst, Buddha, es sieht...perfekt aus. Alles verläuft nach Plan und sowie Fuyuk- ich meine Brother 4-Eye zurück ist und mir den fehlenden Teil der Formel liefert, dann steht unserem Sieg nichts mehr im Wege.“ „Außer der JLJ.“, erklärte der Buddha. Plötzlich aktivierte sich ein riesiger Monitor, welcher die Silhouette eines Kopfes, in ihr ein Fragezeichen, zeigte und eine von einem Computer verzerrte, tiefe Stimme erklang. „Auch darum wird sich gekümmert. Deathpoke nimmt dies in die Hand. Er ist bereits unterwegs. Er wird sie ablenken.“, sprach Die Stimme. „Oh, ich habe natürlich nie an ihrem genialen Plan gezweifelt.“ „Gut.“ Und schon verschwand das Bild wieder. „Nun...“, meinte Imadori. „Brother 4-Eye wird jeden Moment ankommen. Wollen wir bis dahin noch etwas trinken?“ „Natürlich. Der Neue wird es uns bringen. Coffeeboy!“ Und während Nara Kentarou die beiden mit Getränken versorgte und Fuyuki Takeichi endlich ankam, taten Dr. D und der Buddha das, was Bösewichte am besten konnten. Laut lachen. Kapitel 56: 500 Worte über ein teuflisches Vorhaben --------------------------------------------------- Wenn man Yoshidayama Jirou, genannt Deathpoke, so sah, in seinem schwarz-rosa Kostüm in der U-Bahn sitzend, ging einem womöglich ein Gedanke durch den Kopf. Wie konnte es trotz einer Ganz-Kopf-und-Haar-Maske eigentlich so offensichtlich sein, dass er eingeschlafen war? Wer weiß, die Antwort werden wir wohl nie erfahren. Viel interessanter, aber wohl ebenfalls auf ewig ungeklärt, ist, wie er bloß geschafft hat in jenem Moment wach zu werden, als die U-Bahn seine Station erreichte. Vielleicht ja eine seiner zahlreichen außergewöhnlichen Fähigkeiten. Als er auf den Weg nach draußen war, sah er sich um. Er ließ seinen Blick einfach umherschweifen und immer wieder aufs neue entdeckte er die zahlreichen Schönheiten die Japan zu bieten hatte. Frauen, die beinahe perfekt waren. Bis auf ein Detail. ... Noch. Die Runde der Genies war endlich vollständig. Der Buddha, Dr. D und Brother 4-Eye. Die drei Männer, die die treibende Kraft all dieser Geschehnisse darstellten. Und doch waren es nicht sie, die die Fäden zogen. Es war die Stimme, eine Person, die sich ihnen nie wirklich offenbart hatte. Wieso die Stimme dasselbe Ziel verfolgte wie sie? Weshalb die Stimme diesen genauso genialen wie schmutzigen Plan unterstützte? Keiner von ihnen wusste es. Doch es spielte keine Rolle. Nur der Plan war nun wichtig. Da saßen sie nun an einem runden Tisch, vor ihnen der Kaffee, den Coffeeboy, das neueste Mitglied der Liga der Superbösen Buben, ihnen gebracht hatte. Und in einem Reagenzglas in der Mitte des Tisches war schließlich ES. Das Wundermittel, dass all ihre Träume wahr machen würde. Würde es ihnen erst gelingen es in die Wasserversorgung der Stadt zu kippen. „Wann sollen wir los?“, fragte Dr. D. „Nur nichts überstürzen. Wir müssen sicher sein, dass das Ablenkungsmanöver gestartet ist, dann gehen wir.“, versuchte der Buddha ihn zu beruhigen. „Ich muss agen, ich verstehe Imadoris Nervosität. So kurz vor dem Ziel. Ich wünschte es wäre schon geschafft...wenn jetzt noch etwas schief geht...“ „Das wird es nicht.“, versicherte der Buddha. „Niemand von ihnen ist schnell genug. Das Wasserreservoir ist am anderen Ende der Stadt. Es ist alles perfekt geplant. Es würde einige äußerst eigenartige Zufälle benötigen um uns nun noch aufzuhalten.“ „Na und. Vergiss nicht, der Zufall war bisher immer auf ihrer Seite! IMMER!“, maulte Dr. D, der sich ziemlich in diese Diskussion hinein steigerte. Er, mehr als alle anderen, wollte das gemeinsame Ziel erreichen. Nichts war ihm wichtiger. „Denk doch einmal rational oder wirst du auch schon verrückt? Diesmal ist alles perfekt. Wir arbeiten zusammen, jeder opfert sich für die große Sache, wir müssen nur das Mittel ins Wasser kippen und das war es. Es ist kinderleicht, wenn wir uns nicht dumm anstellen. Keine Unterbrechungen um Laut zu lachen, keine Monologe darüber wie durch uns die Welt ein besserer Ort wird und...“, und nun blickte er zu Brother 4-Eye. „Keine Haie mit Lasern auf ihren Köpfen!“ Fuyuki grummelte und verschränkte gekränkt die Arme. „Also ich mochte die Idee.“ „Dennoch!“, fuhr Nishimoto ihn an. „Wir dürfen uns diesmal keine Fehler erlauben. Wir gehen genau nach Plan vor. Und wenn wir das tun, wird morgen um diese Uhrzeit jede Frau im Umkreis mehrerer Kilometer Körbchengrößen von D aufwärts haben!“ Kapitel 57: 500 Worte über Notfälle ----------------------------------- Nicht selten kommt es vor, dass Yakuza über außergewöhnliche Macht und eben so außergewöhnlichen Reichtum verfügten. Und obwohl er für das Gute kämpfte, war Harima Kenji keine Ausnahme von dieser Regel. Mit anderen Worten, er konnte es sich leisten in einem nicht gerade günstigen Apartment mit jeder Menge Platz und exzellentem Ausblick zu leben. Auch war er es, der für einen Großteil der Technolige der JLJ bezahlte, da Sawachika gerade dafür dann doch zu geizig war. Aber wenn man schon mal für den ganzen Schrott bezahlt, dann ist es doch eigentlich auch selbstverständlich, dass man für sich selbst nur das Beste nimmt. Vielleicht ist das ja der Grund, weshalb er immer als erster Bescheid weiß, wenn Hilfe gebraucht wird. Vielleicht reagiert der Alarm bei ihm einfach eher. Vielleicht ist es aber auch nur so, weil der Zufall es so will. In jedem Fall – als er das sehr vertraute Geräusch wahrnahm, machte er sich sofort auf den Weg. Wieso alles was und jeder der von Deathpoke berührt wurde umfiel? Keine Ahnung. Er wusste es nicht, seine Freunde wissen es nicht, seine Feinde auch nicht, also wen kümmerts, hauptsache es macht Spass! Und das ist definitiv der Fall. Außer natürlich man wird umgeworfen oder etwas fällt auf einen drauf oder man wird auf sonstige Weise verletzt. Aber hey, wie oft kommt sowas schon vor. Es sehen ja immerhin Kinder zu. Und weil er so jugendfreundlich ist, schafft er es zwar mit einer kleinen Berührung eines einzelnen Fingers ganze Gebäude zum Einsturz zu bringen, aber verletzt wurde zum Glück niemand. Dennoch dauerte es nicht lange, bis die JLJ in geschlossener Formation vor ihm stand. Und da er, im Gegensatz zu allen anderen, mehr als genug Zeit hatte, genoß er diesen Augenblick des Triumphes und lachte. Laut. Natürlich nichts ungewöhnliches, machten Bösewichte sowas doch ständig und es gehörte eigentlich auch zum guten Ton unter Helden den Bösewicht nicht zu unterbrechen wenn er laut lachte und/oder einen längeren Monolog hielt. „Seid ihr also doch noch gekommen?”, fragte er sie Truppe. Natürlich musste einer eine möglichst gewöhnliche Antwort geben. Im Normalfall Strongmans Job. „Ja.”, antwortete er schließlich. „Und wir sind hier um dich aufzuhalten!” Und wieder lachte Deathpoke. Irgendwie nervte dieses ständige hin und her, aber so waren eben die Regeln. „Dafür ist es schon zu spät. Viel zu spät!“ „Es ist nie zu spät, solange man nur zusammenhält, solange man seine Freunde hat, die einen im Kampf unterstützen, solange man ihr Vertrauen und ihren Respekt hat, solange man all das hat, ist es nie zu spät!“ Mit stolz geschwellter Brust und wehendem Cape – und das obwohl es windstill war – blickte Strongman zu dem Fiesewicht. Jetzt war es nicht nur nervig, sondern vor allem auch lächerlich. Aber das machte nun auch nichts mehr, immerhin fehlten nur noch ein paar wenige Sätze für den dramatischen Cliffhanger. „Doch, für euch ist es zu spät. Denn genau in diesem Augenblick starten meine Kameraden einen bitterbösen Plan am anderen Ende der Stadt und wir haben ausgerechnet, dass ihr alle zu langsam wärt um sie noch rechtzeitig zu erreichen und sie somit nicht aufhalten könnt. Also ist es doch zu spät! MUAHAHAHA!“ Kapitel 58: 500 Worte über Zufälle ---------------------------------- Jirou lachte und lachte und wollte einfach nicht die Klappe halten, während unsere Helden ihre schockiertesten Gesichtsausdrücke präsentierten. Das war zum Glück nicht lange von Nöten, denn die Auflösung für das erschreckende Ende vom letzten Mal nahte bereits beziehungsweise war bereits angekommen und stand nun hinter Deathpoke. Ein junger, maskierter Mann, dessen Brust ein großes Z zierte. Eine Präsenz, die Yoshidayama auch wahrnahm und als er sich umdreht und die Person anblickte, stand ihm der Schrecken ins Gesicht geschrieben, denn auf einmal war das gesamte Vorhaben in Gefahr. Er konnte nicht anders, als seine nun doch weitaus schlechteren Laune mit einem lauten Knurren kundzutun. „Du...du bist...der Zufall.“ Der Maskierte nickte. „So ist es. Und ich war zufällig in der Nähe.“ Der Zufall war der Traum jedes Geschichtenerzählers, waren seine Fähigkeiten doch von der Situation in der er sich befand abhängig. Er konnte, was auch immer gerade nötig war. Der ultimative deus ex machina. Er sah Deathpoke eine Weile an, ehe er an ihm vorbeiging und zu seinen Kollegen im Heldengeschäft blickte. „Justice League of Japan, ich bin hier um euch zu helfen. Ich kann das Schlimmste noch verhindern indem ich mich zu unserem Ziel teleportiere, doch um es spannend zu machen, kann ich nur mich alleine hinschicken. Ihr müsst hineilen, sofort, ich werde sie solange aufhalten und erschöpft ob ihrer Übermacht zu Boden gehen, jedoch erst wenn ihr zufällig bereits so gut wie da seid um erneut in letzter Sekunde das Schlimmste zu verhindern.“ Die acht Helden starrten ihn nur an. „Heiliges...äh....wovon redet er gerade genau?“ Tenma fragte, offensichtlich ein wenig irritiert, worum es soeben ging, wirklich antworten konnte jedoch niemand. Nicht dass es noch eine Rolle spielte, denn im nächsten Augenblick war der Zufall auch schon weg. Verschwunden so plötzlich wie er aufgetaucht ist. „Was auch immer das gerade war...“, fing Strongman schließlich an. „...er hat Recht. Wir müssen uns auf den Weg machen, sofort!“ „Nicht so schnell!“, keifte Deathpoke. „Und ignoriert ihr mich jetzt bloß nicht, ich habe hart für diesen Moment gearbeitet, da ist ein Kampf doch wohl das Mindeste! Ihr wisst schon, so leicht werdet ihr nicht davonkommen.“ Hanai sah seinen Feind an. Zugegeben, ihn einfach stehen zu lassen wäre wirklich unhöflich. Also tat er was jeder gute Anführer tun würde. Sein Team aufteilen. „Harima, Sawachika, Suou, ihr kommt mit mir. Tenma passt auf, dass sie nichts kaputt macht. Der Rest bleibt hier und kümmert sich um ihn, verstanden?“ „Verstanden.“, kam es von all seinen Kollegen. Und während nun die eine Hälfte des Teams verstand, grinste Yoshidayama zufrieden. „Nun ist es immerhin ausgeglichen.“ „Eigentlich sind wir immer noch drei gegen einen in der Überzahl.“, erklärte ihm Power Punch mit ihrer gabe des Super-rechnens. „Nicht ganz“, meinte Dead Fool, entfernte sich von seinen Kameraden und stellte sich mit einem bösartigen Grinsen neben Yoshidayama. „Ich wusste es.“ A'sou sah den Verräter zornig an. „Du hast immer schon nach Muscheln gestunken.“ Nun war also doch ein Kampf Zwei gegen Zwei, der unmittelbar bevorstand. Kapitel 59: 500 Worte über Endkämpfe ------------------------------------ Vor Schmerzen krümmten sich Yoshidayama Jirou und Suga Ryuuhei am Boden. Gegen eine solche Übermacht konnten sie nichts ausrichten, sie waren einfach zu schwach, zu stark waren schon die Schmerzen um noch länger weiterzumachen. „Das ging überraschend, wenn auch angenehm, schnell.“, erkannte A'sou und hatte damit eigentlich auch Recht. Allzu viel Widerstand leisteten die beiden nach ihrer längeren Ansprache über Verrat und Spione und weshalb Suga einfach auf Seiten der Brustfreunde Japans stehen musste dann doch nicht. „Ja.“, stimmte auch Ichijou zu. „Ich habe noch nicht mal zugeschlagen. Ich konnte doch nicht ahnen, was ein einzelner Stoß ausrichten würde.“ Manchmal konnte sie ihre Kraft einfach nicht einschätzen. In diesem Fall waren ihre Gegner aber auch einfach nur die klassischste Form des Weicheis. „Dann...haben wir damit gewonnen?“, fragte sie noch, ein wenig irritiert. „Wir? Ja. Aber wer weiß wie es den anderen ergeht... es liegt nun allein in ihrer Hand.“ Dramatisch stand er da und blickte in die Richtung in der die anderen verschwunden waren. „Können wir ihnen nicht folgen und helfen?“, fragte Karen. .... „Nein.“, war die knappe Antwort. „Aber wieso nicht?“ „Weil!“ Ungefähr zur selben Zeit, also eigentlich schon ein wenig später, an einem völlig anderen Ort. Nämlich dem Wasserreservoir der Stadt. Der Zufall hatte sein bestes getan, doch ging nun auch er besiegt zu Boden – was nur eines bedeuten konnte! Die JLJ war bereits hier! Was die Bösewichte natürlich nicht wussten. Und da sie das nicht wussten, ließen sie, beziehungsweise ließ sich Dr. D auch etwas Zeit als er sein Mittel wieder an sich nahm und im Begriff war es in das Wasser zu kippen. Doch dann traf plötzlich ein Geschoss das Fläschchen mit dem Mittel, das Glas zersprang und das Mittel fiel nicht ins Wasser, sondern einfach zu Boden. Imadori schrie panisch. „Nein! Das war der gesamte Vorrat! Und ich hab die Formel schon wieder weggeworfen!“ Mit diesem Plan gescheitert gab es nun keine Hoffnung mehr. Nur noch den Drang nach Rache. Und so stürmten Dr. D und Brother 4-Eye gemeinsam mit dem unfreiwillig mit in den Kampf gezogenen Coffeeboy auf die Justice League of Japan zu. Und wurden alle recht leicht bewusstlos geschlagen. Nur noch Der Buddha mit seinem massiven goldenem Körper war übrig. Strongman griff an, doch es zeigte keine Wirkung. Der Rest dieser bösartigen Vereinigung war einfach zu besiegen, doch was sollten sie nur gegen so eine Gestalt ausrichten? Glücklicherweise stolperte der Buddha zufällig über den Zufall, welcher noch erschöpft am Boden lag und stürzte ins Wasser, wo er ertrank, da er nicht in der Lage war mit seinem Körper zu schwimmen. Happy End. Als an einem völlig anderen Ort die Stimme vom Versagen ihrer Männer hörte, war sie sehr enttäuscht. Erneut war ihr Vorhaben zum Scheitern verurteilt. Doch die Stimme würde es wieder versuchen. Wieder und wieder. Und eines Tages würde es klappen. Eines Tages würden alle Frauen eine große Oberweite erhalten. Und die Stimme...Takano Akira...wusste, erst wenn dieser Tag kommt, wären alle Frauen endlich gleich. Und die Frage die niemand zu stellen wagt, die aber dennoch in der Luft: Wer stand in diesem Kampf nun wirklich für die Gerechtigkeit? Die Justice League of Japan...oder doch sie? Kapitel 60: 500 Worte über die letzte Geschichte ------------------------------------------------ Seine Geschichte beendet, nahm Karasuma auch endlich wieder Platz. Nun war es Zeit für die letzte Geschichte, den letzten Vorschlag des Tages. Und er kam von Harima Kenji, welcher sogleich aufstand und nach vorne schritt. Er wirkte ein wenig nervös, was für die meisten ein ganz neuer Anblick war. „Nun...“, fing er an. „Also, erwartet mal nicht zu viel, klar? Ich wollte was anderes ausprobieren, ist ein bisschen kitschig geworden, aber mal sehen. Wird euch schon gefallen...hoffentlich...etwas...so ein wenig.“ Nach diesen kurzen einleitenden Worten fing er auch schon an seine Geschichte zu erzählen. Einige Zeit verging, Zeit in der er sich nach und nach durch seine Geschichte arbeitete und in der alle Anwesenden an seinen Lippen hingen. Jedes Wort verschlangen sie, begierig nach mehr und als auch seine Geschichte schließlich ihr Ende fand erwartete ihn Applaus – selbst von Hanai Haruki. „So...wunderschön.“ Outsuka Mai hatte, wie einige andere Mädchen und der eine oder andere sensiblere Junge, feuchte Augen, hielt die Tränen nur mit Mühe zurück. Karasuma Ouji hob, das Werk Harimas würdigend, nur eine Hand und streckte seinen Daumen hoch. Sogar Tsukamoto Tenma jubelte ihm zu. Alles war perfekt. Und es war offensichtlich wessen Idee denn nun diejenige war, der die Ehre zu Teil würde von der Klasse in einen Film umgesetzt zu werden. Als sich die Schüler wieder beruhigt hatten ergriff Hanai das Wort. „Nun. Sogar ich muss zugeben, es war eindeutig der beste Vorschlag bis jetzt. Und da es auch der Letzte war, ist die Wahl wohl getroffen. Ansonsten, besprechen wir den Rest morgen? Wäre zumindest mein Vorschlag, wir sitzen nun doch schon recht lange hier.“ Allgemeine Zustimmung auch hierzu. Und so machten sich schließlich alle auf den Heimweg. Am Abend desselben Tages, zuhause bei den Tsukamotos. Wie eigentlich jeden Abend saßen Tenma und Yakumo gemeinsam beim Essen, welches wie nicht anders zu erwarten von Yakumo zubereitet worden war und allein deshalb wohl ein Genuss für jeden Gaumen sein dürfte. „Aber das allerbeste war...“, erklärte Tenma freudig. „Harima!“ Yakumo sah überrascht zu ihr, wenn sie auch irritiert wirkte. „Seine Geschichte war...toll! So richtig toll toll! Ich kanns nicht beschreiben, es war einfach nur...hach!“, quietsche sie beinahe rum und erklärte mit Gesten die aussahen als würde sie ein Kätzchen umarmen wollen wie sehr ihr diese Geschichte gefiel. „Das klingt gut, Nee-san.“ „Ich wusste gar nicht, dass Harima-kun so romantisch sein kann. Passt irgendwie gar nicht zu ihm. Aber der Schein trügt eben doch.“ Mit einem Grinsen sah sie Yakumo an. „Er ist also doch ein ganz guter Fang, halt dich ran!“ Eine kaum merkbare Röte zierte Yakumos Gesicht. „Nee-san...es...gibt nichts wo, ich mich ranhalten müsste. Da ist nichts.“, erklärte sie zögerlich. „Natürlich nicht.“ Das Grinsen auf Tenmas Gesicht wurde noch breiter. „Wie dem auch sei...ich finds toll, dass er noch so eine verborgene romantische Ader hat. Sowas findet man nicht so oft. Er ist eben immer für eine Überraschung gut.“ Erneut kaum erkennbar, war es nun ein Lächeln, welches man auf Tsukamoto Yakumos Gesicht sehen konnte. „Ja...das ist er.“ Kapitel 61: 500 Worte über Ichijou Karen ---------------------------------------- Es ist eigenartig. Ich kriege sie einfach nicht mehr aus dem Kopf. Diese Liebesgeschichte die Harima erzählt hatte. Ich meine, ja, natürlich, es war eine sehr schöne Geschichte gewesen. Wirklich unglaublich schön. Aber ... man kann's auch übertreiben. Seufz. Wahrscheinlich bin ich schon so verzweifelt, dass ich mich an jedes noch so kleine Stück Romantik in meinem Leben hänge. Und wenn es nur die Story eines Mitschülers ist. Vielleicht versuche ich so auch nur darüber hinwegzusehen, dass ich nun anscheinend die erklärte Todfeindin von Kozue bin. Ich war doch nur zufällig mit ihm im Kino. Es war nicht einmal ein Date. Das wäre wohl auch zu schön gewesen. ... Da kann selbst ich nur noch seufzen. Wem mache ich etwas vor? Kozue hat allen Grund mich als Feind anzusehen. Immerhin ... mag ich ihn. Sehr. Da kann sie mich ja nur als Rivalin betrachten. Ach, ich bin ja nicht mal das. In dem Fall wäre ich schon merklich weiter als ich es im Moment noch bin. Seufz. Manchmal hasse ich mein Leben einfach nur. Etwas Kühles zu trinken, das wäre nun nicht schlecht. Ich gehe einfach zum erstbesten Automaten am Straßenrand, werfe mein Geld rein und drücke einen Knopf. Und nichts passiert. Was haben heute alle gegen mich?! Haben sich sogar Maschinen gegen mich verschworen? Nun, heute ist nicht mein Tag und das war ein verlogener Getränkeautomat zuviel! Wie sonst nur selten, eigentlich nie, lasse ich all meine Wut raus – in nur einem Schlag. Ein Schlag fest genug um deutliche Spuren an dem Gerät zu hinterlassen. Das macht es aber nicht besser; dafür tut mir jetzt die Hand weh. Na ja, es ist zumindest ein kleiner Trost mit anzusehen, wie nun eine Dose nach der anderen, im Entnahmefach landet. Bezahlt habe ich zwar nur eine, aber dieses Mal bin ich dreist genug und nehme mir zwei. Eine für mich. Eine für meine Hand. Die Dosen sind eiskalt ... was wirklich gut tut. „Gehören die alle dir oder darf man sich bedienen?“ Oh nein. Diese Stimme. Nicht er. Nicht jetzt. Als ob es nicht schon peinlich genug wäre. Ich drehe mich nur langsam in seine Richtung. Natürlich er. Wer auch sonst? Imadori Kyousuke. Eine schreckliche Person. Unhöflich, pervers, manchmal dumm, vorlaut, egoistisch und aufdringlich, sofern man Mindestgröße D hat. Und dummerweise der Junge in den ich mich unsterblich verliebt habe. ... Gott, wie kitschig ich schon wieder bin, sogar in meinen Gedanken. Aber es ist eben so. „Äh, nein. Ich ... der Automat scheint kaputt zu sein. Ich denke solange es niemandem auffällt ...“ Ich bringe mich nicht einmal dazu den Satz zu beenden. Und allein mit dem was ich gesagt habe, fühle ich mich schon so kriminell. Ich bin ein böses Mädchen. Na ja, nicht wirklich. Möglicherweise würde ich ihm dann besser gefallen. Vielleicht sollte ich mich ein wenig ändern. Ein wenig in seine Richtung. Wenn ich etwas mehr wie er bin, vielleicht, nur vielleicht ... „Ach, du weißt schon, bedien dich einfach, merkt doch sowieso keiner“, ergänze ich schnell. „Hab ich schon“, meint er und leert auch schon die erste Dose, zwei weitere in seinen Hosentaschen aufbewahrend. ... Vielleicht ist das mit dem mich ändern doch keine so gute Idee. Kapitel 62: 500 Worte über Spaziergänge --------------------------------------- Da standen sie nun also: Ichijou Karen und Imadori Kyousuke. Und allem Anschein nach, gab es nichts zu sagen. Eine kurze Zeit lang war das auch in Ordnung, solange Imadori die erste Getränkedose leerte. Als er mit dieser fertig war, nahm er sich allerdings sofort die nächste und wandte sich zum Gehen. „Na dann, man sieht sich.“ „Warte!“, kam es plötzlich von Ichijou, woraufhin der Angesprochene fragend zu ihr sah. Nun kam es auf Feingefühl an und vor allem darauf, dass ihr möglichst schnell etwas einfiel, das über ein 'Geh nicht!' hinausging. „Willst du vielleicht ein wenig spazieren? Mit mir?“ „Wieso?“ Gegenfragen dieser Art können ziemlich schmerzhaft sein. „Weil ... einfach so. Wir könnten reden. Über alles mögliche. Zum Beispiel darüber wie der Film war, darüber kannst du doch sonst nicht mit vielen reden, oder?“ „Hm ...“ Ein gutes Argument. „Ja ... wieso nicht.“ Ein paar geistige Luftsprünge später, lächelte Ichijou ihn an und nickte. „Dann, wollen wir?“ Langsam ging sie los, mit ihm an ihrer Seite. Lange Zeit unterhielten sie sich über einen Kinderfilm den sie vor einer halben Ewigkeit zusammen gesehen hatten. Karen konnte sich kaum noch an etwas erinnern. Bei ihm war das anders. Er hatte scheinbar jedes kleinste Detail noch im Kopf. Schrecklich kindisch, ja, aber irgendwie - musste sie zugeben - war diese Begeisterung für einen Kinderfilm beinahe niedlich. „Wie geht’s eigentlich deinem Bruder?“, fragte Imadori irgendwann, als sich das Thema 'Hatenkou Robo Dozibiron' wohl erschöpft hatte. „Ihm geht’s gut. Alles bestens.“ „Hm. Schön.“ Er nickte. „Sag mal ...“, fing sie an, wartete dann jedoch bis sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. „Ja?“ „Wie fandest du eigentlich die einzelnen Geschichten so?“ „Von dieser Filmsache meinst du?“ Sie nickte. „Hm ... ganz nett. Mich stört immer noch, dass ich meine nicht erzählen durfte. Die wär gut geworden!“ Ichijou zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. Es war nicht an ihr ihm da zu widersprechen, das würden genug andere tun. „Ja ... wahrscheinlich ...“ „Manche waren aber auch ziemlich bescheuert.“, fuhr er fort. Als sie ihn fragend ansah, erklärte er. „Mikotos war einfach nur sexistisch, zum Beispiel. Und dieses Gesinge bei Mai, als ob die Meisten von uns überhaupt singen könnten, pah. Und dann dieses Märchen. Ich mein, klar, ich bin toll, aber du funktionierst als Hexe überhaupt nicht. Bist nicht hexig genug. Nichts für ungut.“ Ichijou nickte, immer wieder und konnte schließlich auch nicht die Freude über seinen letzten Kritikpunkt verbergen. Sie war durchaus amüsiert, dass er anscheinend fürchtete sie damit in irgendeiner Weise beleidigt zu haben. „Es ist schon in Ordnung. Du hast auch Recht.“ „Hm.“ In seiner Meinung bestätigt, schloss er das Thema damit auch ab. Ihm kam gerade sowieso ein anderer Gedanke. „Wo wir schon mal bei Filmen sind ...“ „Ja?“ „Wenn irgendwann die Fortsetzung kommt, also vom 'Hatenkou Robo Dozibiron' Film – und glaub mir, es wird ganz bestimmt eine Fortsetzung kommen – sehen wir uns die dann wieder gemeinsam im Kino an? Dein Bruder, du und ich?” Karen lächelte. „Unbedingt.“ Kapitel 63: 500 Worte über Suga Ryuuhei --------------------------------------- Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott. Ich glaub es noch immer nicht. Ich bin verabredet! Mit einem richtigen Mädchen! Endlich, nachdem ich solange auf einen Moment wie diesen gewartet habe! Ich muss mich anstrengen, alles muss perfekt sein, bloß kein Fehler, wenn sie kreischend flieht hab ich Mist gebaut. Okay, nochmal alles durchgehen. Ich hole sie ab, wir gehen zu Fuss - ein schöner Spaziergang, wenn ich Glück hab, geht sogar die Sonne gerade unter; davon kann ich aber nicht ausgehen. Hoffen wir mal das Beste. Essen. Ich hab lange genug nach einem Laden gesucht. Sushi schmeckt noch jedem und zur Not gäbe es auch Vegetarisches. Das Restaurant ist nichts luxuriöses, aber recht nett und zum Glück im Bereich dessen, was ich mir leisten kann. Schließlich muss ich ja alles zahlen, dass gehört sich einfach so. Danach ... nein, erst: Was während dem Essen? Reden werden wir wohl, genau. Themen, ich brauch Gesprächsthemen. Was könnte sie interessieren? Ich frage einfach ein wenig was sie so macht, vielleicht ist etwas dabei wobei ich mich auskenne. Und wenn nicht, würde sie es mir erklären. So können wir uns näher kennen lernen und viel Zeit totschlagen. Aber was wenn sie etwas über mich erfahren will? Was soll ich bloß sagen? Ich bin ein verzweifelter, einsamer Junge, wurde noch nie geküsst, habe keinerlei Chancen bei Frauen und greife nach jedem Strohhalm? Oh und ich mag Nudelsuppe. Damit hinterlasse ich sicher keinen guten Eindruck. Ich muss gut darüber nachdenken was ich sage. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht wäre eine spontane Antwort die beste. Angeblich mögen Frauen doch spontane Männer. Oh nein, vielleicht wirke ich zu penibel und zu gewöhnlich weil ich mir den Laden im Vorhinein angesehen habe? Ich könnte einfach sagen ich kenn ihn nicht. Genau. Aber die kennen mich dort schon. Was wenn sie mich ansprechen? Nein, ich kann das nicht mit einer Lüge anfangen - Ehrlichkeit ist genauso wichtig wie Spontanität. Ich sollte einfach aufhören darüber nachzudenken. Einfach das Hirn ausschalten! Kann ich doch sonst auch immer so gut. Wieso nicht auch jetzt? Alles Wichtige habe ich geklärt, den Rest lass ich einfach auf mich zukommen. In dem Fall könnte ich aber auch endlich bei ihr anklopfen und aufhören einfach nur vor ihrer Tür zu stehen. Das hab ich jetzt schon lang genug gemacht, ein Wunder, dass inzwischen niemand zufällig herausgekommen ist. Okay, jetzt klopf ich an. Jetzt. JETZT! Nach ewigem Zögern überwinde ich mich dann tatsächlich. Jetzt heißt es warten. Nach kurzer Zeit hör ich auch schon jemanden kommen. Die Tür wird geöffnet und da steht sie auch schon. Sagano Megumi. Meine Verabredung. Gott verdammt, wieso müssen Mädchen nur immer so gut aussehen? Ich mein, sie hat sich nicht mal übertrieben schick gemacht. Sie sieht aus wie immer, nur hat sie diesmal normale Sachen an, anstelle ihrer Schuluniform - was an sich schon ein ausreichend großer Unterschied ist. „Hallo Suga. Ich habe mich schon gefragt wann du kommst. Also, ich wäre fertig, wir können sofort gehen.“ Sie lächelt mich an. SIE LÄCHELT MICH AN! „Suga?“ „Ja. Genau. Gehen. Gute Idee. Lass uns gehen.“ ... Ob man merkt, dass ich nervös bin? Kapitel 64: 500 Worte über das Date ----------------------------------- Da gingen sie, Seite an Seite: Suga Ryuuhei und Sagano Megumi. Und es herrschte Stille. Niemand schien auch nur ein Wort herauszubringen, nachdem sie den üblichen Smalltalk bezüglich Wetter und wie der Tag denn so wahr abgehakt hatten. Umso erstaunlicher, dass, als sie schließlich doch wieder das Wort ergreifen wollten, es beide gleichzeitig versuchten und sich damit gegenseitig unterbrachen. „Fang du an“, meinte Suga. „In Ordnung“, kam es relativ leise von Sagano. „Uhm... was wollte ich sagen? Genau, wo gehen wir eigentlich hin?“ „Essen.“ Eine unglaublich geistreiche Antwort ihres Begleiters, dem es hiermit gelang mit so wenigen Worten noch weit weniger auszusagen. Immerhin brachte er sie damit zum Lachen. „Das hab ich mir fast schon gedacht, aber wohin? Also was werden wir denn essen?“ Ein erster, sehr peinlicher Moment, den Ryuuhei mehr oder weniger geschickt mit einem erzwungenen Kichern zu übergehen versuchte. Was er, als er zögerlich erklärte wo sie denn Essen würden, was es dort gab und wie sie dahin gelangen würden, noch nicht wusste, war, dass der Abend wohl perfekt gewesen wäre, wäre dieser Fehler das schlimmste Ereignis geblieben. Später am Abend saßen sie schließlich beide beim Essen. Hier ging ausnahmsweise alles glatt. Das Essen war gut, die Getränke ebenfalls, sie hatten einen netten Tisch - es hätte nicht besser für ihn laufen können. Selbst die Unterhaltung der beiden schien die Zeit wie im Flug vergangen gelassen zu haben. Sie waren im Begriff zu gehen und Suga wollte gerade zahlen als er eine schockierende Entdeckung machte. „Oh nein!“, schrie er beinahe. „Yoshidayama hat mir seine Schulden zurückgezahlt. Ich hatte das eingeplant, aber ich habs zu Hause vergessen. Aber keine Sorge, es wird sich so auch schon ausgehen.“ Hektisch und unsicher fing er an seine Geldbörse auszuräumen, Schein für Schein, Münze für Münze, nur um am Ende ein paar kümmerliche Yen zu wenig zu haben. Mit einem verzweifelten Lächeln sah er zu seiner Begleitung. „Du hast nicht zufällig etwas Kleingeld übrig?“ Diese versteckte ihr Kichern hinter einer Serviette und nickte. Auch diese Katastrophe hinter sich gebracht, verlief alles weitere problemlos, auch wenn da zugegeben nicht mehr viel war, dass problemlos verlaufen konnte. Schließlich standen die beiden wieder vor Megumis Tür. Ryuuhei hatte sich erfolgreich über den Abend gerettet ohne es noch schlimmer zu machen. „Tja... das war's dann wohl“, meinte er. „Ja. Es war ein schöner Abend. Ich hab mich sehr amüsiert.“ „Hast du? Ich mein... ja, ich auch.“ Wieder musste sie kichern. „Gute Nacht.“ „Gute Nacht“, kam es auch von ihm. Und dann geschah das Unmögliche: sie beugte sich zu ihm herüber und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Nur kurz und flüchtig, aber lange genug um ihn zum Schwanken zu bringen. „Gute Nacht“, wiederholte er noch einmal, diesmal mit einem breiten Grinsen im Gesicht, ehe er sich langsam von ihr entfernte. Leider immer noch schwankend. Und so kam was kommen musste – einmal ungünstig mit dem Fuss aufgetreten verlor er jeglichen Halt, stolperte und einen verzweifelten Versuch sich mit der Hand abzufangen später, konnte man auch schon das unverkennbare Knacken eines sauberen Bruchs hören. Endlich hatte der Abend seinen Tiefpunkt erreicht. Kapitel 65: 500 Worte über Konkurrenz ------------------------------------- „Und sie ist sogar ins Krankenhaus mitgekommen?“, fragte Asou Hiroyoshi seinen armtechnisch eingegipsten Freund. Es war sein erster Tag in der Schule nachdem er die letzten aus gegebenem Anlass fehlte. „Mitgekommen? Sie ist die halbe Nacht dort geblieben und hat mich jeden Tag besucht, sowohl im Krankenhaus als auch Zuhause.“ Asou war sichtlich überrascht. „Klingt ja richtig fürsorglich.“ „Nicht wahr? Und weißt du was das Beste ist? Wir werden es trotz aller Katastrophen wiederholen. Das Date mein ich, nicht den Unfall.“ Wäre der Gips nicht, Suga würde die Arme wohl triumphierend gen Himmel strecken. Auch wenn er es noch nicht so bezeichnen würde, er war doch erstaunlich nahe an einer richtigen Beziehung. Hier zeigte sich wieder wie seltsam doch die Schüler der 2-C sein können. Zwar wurde immer noch eifrig an allen Ecken und Enden getuschelt, aber da weder Megumi und erst nicht Ryuuhei abstritten, dass sie neuerdings verdächtig viel Zeit miteinander verbrachten verlor es langsam aber sicher seinen Reiz. Paare sind eben doch am interessantesten solange sie keine sind. Hinzu kam noch, dass man sich gegenwärtig in erster Linie um den zu drehenden Film kümmerte, immerhin gab es einen Wettbewerb der gewonnen werden wollte. Gar nicht so einfach, vor allem da sowohl Harima als auch Hanai leitende Positionen im Rahmen der Dreharbeiten hatten. Ständig schienen sie am Rande eines Streits zu sein, was eine Leistung war, hatten die Dreharbeiten noch nicht einmal richtig begonnen. Es war wohl die richtige Motivation von Nöten um diese beiden zu einer friedlichen Zusammenarbeit zu bewegen – und die Aussicht auf den Hauptpreis in Form einer Reise war offensichtlich nicht genug. Sie waren mal wieder kurz davor sich aus unerklärlichen Gründen an die Gurgel zu gehen als Fuyuki in die Klasse stürzte und auf sie zuging. „Wir haben ein Problem!“ „Was?“, wollte Hanai sofort wissen und ignorierte – fürs Erste – einfach, dass der sich anbahnende Streit verhindert wurde. „Die 2-D. Sie drehen auch einen Film. Und sie filmen sogar schon.“, erklärte er. „Unmöglich! Wie konnten sie das so schnell auf die Beine stellen?“ Hanai war entsetzt. „Klauen die unsere Idee?!“ Harima war wütend. Fuyuki schüttelte nur den Kopf. „Anscheinend kamen sie von selbst auf die Idee. Ein bescheuerter Zufall. Deshalb sind sie sicher auch schon weiter als wir. Vielleicht haben sie auch einfach nur früher mit den Vorbereitungen angefangen.“ „Als ob es das besser macht!“, keiften beide Projektleiter, beinahe gleichzeitig. „Glauben die sie könnten es mit unserem Film aufnehmen...“, spottete Hanai. „Mit meinem Drehbuch...“, tat Harima es ihm gleich. „Und was machen wir nun?“ Mit dieser Frage konfrontiert sahen die beiden Rivalen einander kurz an, nickten und wandten sich dann wieder Fuyuki zu. „Wir werden sie dort vernichten, wo es ihnen am meisten weh tun wird“, meinte Hanai gefährlich grinsend und sich die Brille richtend. „Auf Video“, ergänzte Harima, der sich die Sonnenbrille hochschob. Selten waren sie eine solche Einheit, doch nun war alles klar. Aus dem Nichts war die Konkurrenz gekommen und mit einem Mal waren sie fest entschlossen den perfekten Film zu drehen und nichts könnte sie davon abhalten – solange sie nicht erfahren würden, dass Fuyuki sich das Ganze nur ausgedacht hatte. Kapitel 66: 500 Worte über Tierfreunde -------------------------------------- Nervös ging Tani Hayato in seiner Wohnung auf und ab, wissend, dass an diesem Tag noch etwas - zumindest für seine Verhältnisse - äußerst u(U)ngewöhnliches passieren würde: Er erwartete Besuch. Weiblichen Besuch um genau zu sein. Nun mag das für viele nicht allzu spektakulär klingen, doch war es für ihn etwas besonderes. Zum einen war es schon ziemlich lange her seit er das letzte Mal eine Frau bei sich zu Hause willkommen heißen durfte. Zum anderen handelte es sich hierbei nicht um irgendeine Frau, sondern um DIE Frau. Anegasaki Tae – die Frau seiner Träume und erfreulicherweise auch eine Tierliebhaberin. Oder zumindest eine Frau welche die Niedlichkeit junger Katzen zu schätzen wusste. Es spielte eigentlich keine große Rolle, Hauptsache sie kam zu Besuch. Tani entschloss sich noch einmal auf die gesamte Wohnung ein paar genauere Blicke zu werfen, schließlich sollte auch ja alles perfekt aussehen. Sie sollte immerhin nicht den falschen Eindruck bekommen. Ein wenig Staub hier, ein paar Katzenhaare da; bis auf minimale Reinigungsdienste gab es nichts mehr zu erledigen, alles war perfekt. Nur noch eines fehlte – der Gast. Genau genommen fehlten noch zweierlei Dinge, der Gast, also Tae, und der Grund für den Besuch, also eben jenes Kätzchen, welches Tani in seiner unglaublichen Weisheit und Entscheidungsfreunde noch nicht getauft hatte, das aber praktischerweise schon auf den Namen 'Kätzchen' hörte. Leider war Kätzchen gerade wie vom Erdboben verschluckt. „Hallo?“, rief er nach dem Tier. „Wo bist du? Komm raus? Kleines Kätzchen? Bitte?“ Es folgte eine längere Stille und schon machte sich Panik in ihm breit. Irgendwo in der Wohnung lag nun sicher ein totes, armes Kätzchen. Irgendwas hatte er bestimmt falsch gemacht. Die Schuldgefühle packten ihn schon jetzt. Gott, wie konnte er nur? Er hätte sich nie zumuten dürfen, sich um ein Lebewesen zu kümmern. Was für ein schrecklicher Mensch er doch war. Und Tae? Sie würde das Geschöpf wohl noch vor ihm entdecken, ihn für einen Tierquäler oder schlimmeres halten und nie wieder mit ihm zu tun haben wollen. Sein Leben war vorbei. Den Tränen nahe war er gerade am Verzweifeln und sich selbst bemitleiden, als er etwas an seinem Bein spürte. Er blickte hinab. Glück gehabt – da war es, mit der Pfote an seinem Hosenbein ziehend, leise miauend und auch ansonsten einfach nur putzig aussehend, wie Kätzchen eben so sind. Er bückte sich und hob es hoch. „Ich habe dich schon gesucht. Wir bekommen gleich Besuch.“ Mit dem perfekten Timing eines Apfels, der in genau dem Moment vom Baum fällt, als er diesem zu schwer wurde, klopfte Tae dann auch schon an der Tür. Schnell eilte Hayato hin und machte auf. „Hallo“, begrüßte ihn der Engel auf der anderen Seite. „Hallo Tae-san“, erwiderte der Gastgeber und machte Platz damit sie reinkommen konnte. Als sie dann das Kätzchen in seinen Armen erblickte spiegelte sich die Begeisterung in ihren Augen. Da ihre Gedanken in diesem Moment mehr als offensichtlich waren kam er der unausgesprochenen Bitte nach und hielt ihr das Kätzchen hin. Tiere sind etwas Tolles. Nicht nur niedlich und gute Freunde, sondern auch ein leichter Weg ein Gespräch anzufangen mit der Frau für die man schwärmt. Tani Hayato wusste dies alles nun zu schätzen. Kapitel 67: 500 Worte über Größenwahn ------------------------------------- Nach all den mühsamen Vorbereitungen konnten die Dreharbeiten für den Film der Klasse 2-C endlich beginnen. Rollen und Aufgaben waren vergeben, nichts stand ihnen mehr im Weg. „Wir sind gut im Zeitplan.“, stellte Fuyuki fest. Es konnte sich auch niemand erlauben langsamer zu sein, sonst würde er es mit Hanai oder Harima zu tun bekommen. Es war zwar eine Lüge gewesen, aber rückblickend war Fuyuki doch ein wenig stolz auf seine Motivationstechnik. Nur eines hatte er nicht gbedacht, obwohl ihm hätte klar sein müssen, dass es früher oder später einsetzt: der Größenwahn. Niemand sollte zu viel Macht haben. Ganz besonders Männer nicht. Sie sind in ihrem Schaffen manchmal kleine Genies, aber sowie sie Leute herumkommandieren können, stellt der Wahnsinn die Genialität in den Schatten. „Gut, dann können wir ja nochmal die Änderungen im Drehbuch durchgehen.“, erklärte Hanai gelassen. Harima war damit jedoch gar nicht glücklich. „Änderungen?!“ „Natürlich, man muss es ja perfektionieren. Wir können doch nicht bei der Rohfassung bleiben.“ „Ich zeig dir gleich ne Rohfassung!“ Dabei dachte Fuyuki sie wären über die ständigen Streits hinweg. „Bitte, streitet nicht.“ „Was soll das nun heißen?“ Hanai maulte. „Dass nichts geändert wird und dabei bleibts! Außer vielleicht diese eine Actionsequenz dazu.“ Harima brüllte... und wurde plötzlich wieder die Ruhe selbst, als er über die Sache mit den Änderungen genauer nachdachte. „Ja, daran hatte ich ja auch gedacht.“, erklärte Hanai. „Sowas können die anderen sicher nicht bieten.“ Sein Gegenüber nickte grinsend. „Bestimmt nicht. Ich weiß auch schon genau wo wir sie unterbringen könnten.“ „Gut. Aber wie soll sie aussehen? Ich wär ja für eine Verfolgungsjagd. Mit Motorrad.“ „Und wir brauchen einen Helikopter!“ „Sowieso. Von einem Helikopter aus könnten wir große Aufnahmen machen.“ Harima schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Wir filmen den Helikopter und zwar wie er abstürzt.“ „Noch besser!“, gab Hanai ihm Recht. Nachdem Fuyuki den Schock darüber, dass die beiden sich so einig waren überwunden hatte, versuchte er sie auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen und ihnen klar zu machen, wie begrenzt ihre Mittel waren. Leider blieb er dabei erfolglos. Schließlich hatte er erneut eine Idee. Er würde die zwei Irren mit den einzigen, über wahre Macht verfügenden Geschöpfen dieser Welt konfrontieren: Frauen. Um es noch leichter zu machen waren die, wenn es um Hanai und Harima ging, wohl beiden mächtigsten Vertreterinnen ihres Geschlechts auch in der Nähe um bei den Vorbereitungen zu helfen. Eine schnelle Schilderung der Lage und ein paar motivierende Worte später, wurden die beiden Jungs von den Stimmen der Tsukamoto Schwestern unterbrochen. Selbstverständlich hatten die Mädchen sofort ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. „Ihr wollt den Film ändern?“, fragte Tenma, ihre Enttäuschung nicht verbergend. „Nee-san hat mir soviel von der Geschichte erzählt. Ich hätte sie gerne gesehen, so wie sie war.“ Yakumo tat sich mit ihrer Rolle ungleich schwerer. Es war zwar die Wahrheit aber sie fühlte sich dabei unangenehm aufdringlich und senkte etwas ihren Kopf um den Blicken der Jungs auszuweichen. Diese waren indes mit Nicken und Kopfschütteln beschäftigt. „Sollst du auch.“, erklärte Hanai. „Natürlich wird nichts geändert.“, fuhr Harima fort. „Wie konnten wir nur daran denken.“, meinten nun beide. „Wir waren so dumm.“ Spiel, Satz und Sieg – Fuyuki Takeichi. Kapitel 68: 500 Worte über Dreharbeiten --------------------------------------- Mit sämtlichen Schwierigkeiten beseitigt, waren die Dreharbeiten diesmal wirklich in vollem Gange und ein Großteil des Films war auch schon im Kasten, als es erneut zu einem Problem kam. Die wichtigste Szene des Films, sie wollte einfach nicht gelingen. Es war die zentrale Liebesszene, in der die männliche Hauptfigur seiner Angebeteten seine wahren Gefühle offenbahrte ... und die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern, Asou Hiroyoshi und Sawachika Eri, war schlichtweg grauenhaft. „Schluss, Aus!“, brüllte Harima Kenji, der langsam jegliche Geduld verlor. „Was denn nun schon wieder?“ Auch Asou war mittlerweile etwas genervt. „Seid ihr ein Liebespaar oder nur gute Bekannte?“ Harima warf eine Kopie des Drehbuchs, welche er bis jetzt stets zusammengerollt in einer Hand hielt um damit dramatisch herum zu winken und gegebenenfalls Leuten auf den Kopf zu schlagen, zu Boden und stapfte auf sein Pärchen zu. Zunächst widmete er sich Sawachika: „Ojou, ich will ehrlich sein.“ Er zögerte. Offensichtlich kostete es ihn einiges an Überwindung und Eri fürchtete schon das Schlimmste. „Du bist wirklich gut“, sprach er es schließlich doch aus. „Du hast alles: Talent, Leidenschaft. So ungern ich es auch zugebe. Du bist wirklich die perfekte Freundin, für die unser Held alles aufgeben würde.“ Mit einem Mal wurde es Sawachika regelrecht heiß und eine Röte stieg in ihr Gesicht. Solch ein Lob, noch dazu aus Harimas Mund. Sie starrte ihn einige Augenblicke einfach nur schweigend an und biss sich selbst fest auf ihre Unterlippe um sich davon abzuhalten in irgendwelchen zweifelhaften Tagträumen zu versinken. „Du hast wirklich erstaunliches Talent zum Schauspielern, wenn man bedenkt wie du sonst so bist. Schon eine ziemliche Wandlung.“ Er wusste einfach nicht wann es am besten war mit dem Reden aufzuhören. Eri wollte sich bereits über ihn aufregen, doch da schenkte er ihr schon keine Aufmerksamkeit mehr und sah nun Asou an. „Du bist leider grottenschlecht“, stellte er in wenigen Worten fest. „Ich meine, du gestehst ihr deine Liebe, aber du tust das mit einem Mangel an Leidenschaft, den man höchstens nach zwanzig Jahren Ehe erwartet. Ich höre die Worte, aber ich glaube sie dir nicht!“ Asou sah ihn nur skeptisch an. Da ließ er sich schon zu diesem Schwachsinn überreden und musste dann auch noch derartige Kritik hinnehmen. „Und wie wäre es besser? Und sag jetzt nicht mit mehr Leidenschaft, denn ich habe, glaub es oder nicht, nicht die geringste Ahnung was jemand wie du unter mehr Leidenschaft versteht.“ „Ganz einfach. Ojou bringt uns das Knistern. Nun gib du mir Feuer! Ich will mit ansehen, wie eure Liebe entflammt und sie ob deiner Leidenschaft zu Wachs, welches unter deinem Lodern zergeht, wird.“ ... „Hä?“ Noch viel einfacher konnte es Harima ihm nun wirklich nicht machen. Er war nicht imstande die simpelste Erklärung nachzuvollziehen, also musste man eben zu anderen Mitteln greifen. „Pass auf“, meinte er und schob Hiroyoshi langsam von seiner Filmpartnerin weg. „Du stellst dich jetzt dahin und siehst zu, während ich dir vormache wie's geht, okay?“ Asou nickte. „Gut.“ So wandte er sich nun wieder Sawachika zu, welche nervös dastand und auf ihrer Unterlippe kaute. Kapitel 69: 500 Worte über Liebesszenen --------------------------------------- Harima Kenji sah sie einfach nur an. Er atmete, schwer, als ob er gerade unzählige Kilometer gelaufen wäre. Er bewegte seine Hand etwas vor, zog sie jedoch zögerlich wieder zurück. Sekunden später sammelte er den Mut für einen erneuten Versuch; streckte seine Hand nach ihr aus und fasste die ihrige. „Ich ...“, fing er zwar seinen Satz an, seine Stimme machte jedoch klar, er war sich nicht sicher wie er ihn beenden sollte. „Ja?“ Nun sah der junge Mann sich auch noch mit einem erwartungsvollen Blick ihrerseits konfrontiert. „Bitte, sag es mir! Was immer es ist, teile es mit mir! Lass mich nicht im Ungewissen!“ Er sah ihr direkt in ihre großen, hoffnungsvollen Augen. Doch ließ er mit einem Mal ihre Hände los und wandte sich von ihr ab. „Nein. Ich kann es einfach nicht. Ich darf es einfach nicht. Nicht ich. Nicht jemand mit meiner Herkunft.“ Sawachika Eri schüttelte den Kopf und krallte sich in den Stoff seiner Kleidung. „Bitte. Ich flehe dich an, so sag es mir doch.“ Das Mädchen schien verzweifelt. Hoffend, dass er sagen wollte, was sie dachte. Fürchtend, dass er sich weiterhin weigern würde es auszusprechen. „Da ist dieses Gefühl“, meinte er leise. „Tief in mir. Ich versuche es zu unterdrücken, zu verstecken, zu ignorieren und zu vergessen.“ Er sah sie schließlich wieder an und blickte dabei tief in ihre Augen. „Aber das kann ich nicht. Egal wie sehr ich mich weigere dieses Gefühl zu akzeptieren, es ist doch da.“ Sawachika atmete mit einem Mal schneller. Sie ging geradezu in ihrer Rolle auf. Das so unschuldig und zerbrechlich erscheinende Mädchen zuckte überrascht zusammen, als sie eine starke, gleichzeitig aber auch überraschend vorsichtige Männerhand an ihrer Wange spürte. Langsam, wenn auch entschlossen, kam Harima Kenjis Gesicht ihrem näher und als er stoppte, konnten beide den Atem des anderen auf ihrer Haut spüren. Es war ein ruhiger Moment, mit einem ihm eigenen Gefühl der Zärtlichkeit und dennoch konnte auch ein Blinder das Feuer erkennen, welches sie umgab. „Ich liebe dich“, sprach er endlich die drei magischen Worte aus. „Ich weiß ich sollte nicht und doch ... ich liebe dich. Dich und keine andere, weder in diesem Leben noch sonst einem.“ Eri öffnete ihren Mund, ein klein wenig nur, und brachte doch keinen Laut hervor. Sie biss sich fest auf ihre Unterlippe, was zwar nicht im Drehbuch stand, von Harima dann aber auch nicht mehr beachtet wurde, denn plötzlich löste er sich von ihr und sah zu Asou Hiroyoshi. „SO wird das gemacht“, verkündete er laut. „So und nicht anders. Denkst du du kannst das?“ Der Angesprochene nickte. „Nun wo ich es gesehen habe, ja, da sollte das kein Problem mehr sein.“ „Gut.“ Harima war zufrieden. Inzwischen eilte Tenma, welche zwar nur eine kleine Rolle hatte aber von den Dreharbeiten als ganzes begeistert und deshalb auch stets anwesend war, zu Eri um ihr für ihre - wieder einmal toll gespielte - Rolle zu gratulieren. Dazu kam sie jedoch nicht, denn als Tenma sich dem Mädchen näherte konnte sie nicht anders als ihren Mund anzustarren und laut zu kreischen. „Eri, du blutest!“ Kapitel 70: 500 Worte über Suzuki Masaru ---------------------------------------- Ein Liedchen summend spaziere ich durch das Haus der Familie Sawachika. Aus irgendwelchen Gründen geht man mir dann immer aus dem Weg oder sieht mich an als würde ich Grunzen. Die Menschen haben einfach kein Gespür für schöne Musik. Vielleicht mangelt es ihnen aber auch einfach nur am guten Geschmack. In jedem Fall weiß man hier mein liebreizendes Stimmchen nicht zu würdigen. Aus diesem und keinem anderen Grund rede ich schließlich auch so gut wie gar nicht mit den Menschen hier. Sie verstehen schließlich nicht was mich so besonders macht. Wieso also sie überhaupt daran teilhaben lassen? Aber ich darf es ihnen auch nicht übel nehmen. Diese Menschen sind unter gänzlich anderen Bedingungen aufgewachsen als ich. Ihnen fehlt die notwendige Lebenserfahrung und die Kenntnis der Welt da draußen um wahre Schönheit, welche Art auch immer, wirklich zu erkennen geschweige denn sie auch entsprechend zu achten. Vor allem die junge Herrin. Sawachika Eri. Dieses so grauenhaft entstellte Ding. Ich habe Mitleid mit ihr, ist sie doch so unsagbar hässlich. Wie das wohl in ihrer Kindheit war? Ein Mädchen, das so weich ist, oder zierlich wie manche gerne sagen, wie soll das unter anderen Kindern überleben? Die Jugend ist eine knallharte Zeit, wer da nicht mithalten kann geht zu Bruch. In ihrem Fall wundere ich mich wirklich, dass sie überhaupt so alt geworden ist. Wahrscheinlich wurde sie immer beschützt, wie ein Ei, welches nicht zerbrechen darf. Und was bringt ihr das? Im Endeffekt wird sie dadurch noch weicher. Wenn wundert es da noch, dass sie nie Herrenbesuch hat. Es rufen auch nie irgendwelche Jungs an. Das arme Kind, in ihrer Schule verschmäht, nur wegen ihres Aussehens. Aber Männer, vor allem Burschen in ihrem Alter, mögen eben richtige Frauen. Stramme Waden, schwarzes Haar, schlichte Frisur und bloß nicht zu groß sein. Und sie muss natürlich auch mal anpacken können; Hausarbeit ist schließlich kein Kinderspiel. Und wie sieht sie aus? Dünne Arme, noch dünnere, nicht enden wollende Beine, langes blondes Haar, schmales Gesicht. Und arbeiten? Sie? Wozu hat sie denn ihre Bediensteten? Gut, wenn man es sich leisten kann. Aber darum geht es ja nicht, denn selbst wenn sie nicht so im Geld schwimmen würde, was sollte sie denn machen? Kochen? Hat sie versucht, ich war dabei und es war wahrlich kein schöner Anblick. Tage später haben mich noch diese Bilder in meine Träume verfolgt und aus dem Schlaf gerissen. Aber wenn sie wenigstens einmal etwas tun würde um erwachsener zu sein. Es muss ja nicht unbedingt Schwerstarbeit sein, eine einfache kleine Schlägerei würde ihr schon gut tun. Aber es soll wohl nicht sein. Es läutet an der Tür. Ich eile, also gehe gemütlich, zu dieser und mache die Tür auf. Und da steht sie - ihre blutige und mit einem Pflaster versorgte Unterlippe vorgeschoben. „Fragen sie nicht“, nuschelt sie und stapft an mir vorbei ins Haus. Vielleicht ist ja doch noch nicht alle Hoffnung verloren. Kapitel 71: 500 Worte über Hoffnung ----------------------------------- Ende. Fuyuki Takeichi hatte ein mehr als zufriedenes Lächeln auf den Lippen als er dieses Wort auf dem Bildschirm erscheinen sah. Es war tatsächlich vollbracht. Gedreht, geschnitten und auf Video gebannt – ihr Film war fertig. Als er ihn so vom Anfang bis zum Schluss sah konnte er auch nicht anders, als mit Stolz erfüllt zu sein. Sie hatten wirklich gute Arbeit geleistet. Jetzt galt es nur noch das Video auch abzuschicken. Er spulte zurück, nahm die Kassette aus dem Videorekorder und packte sie wieder in ihre Hülle. Einen Karton zum Verschicken hatte er bereits vorbereitet, Adresse war angeschrieben und so machte er sich, sobald er sein Paket gepackt hatte, auf den Weg zur Post. Vielleicht war es Schicksal, vielleicht auch nur ein so erschreckend günstiger, wie auch unwahrscheinlicher Zufall, dass es schon beinahe lachhaft war, doch auf seinem Weg begegnete er keiner geringeren als Yuuki Tsumugi. „Hallo“, begrüßte sie ihn lächelnd, nachdem sie ihm schon aus einiger Entfernung scheu mit einer kaum merklich gehobenen Hand zugewunken hatte. Auch Fuyukis Lippen bildeten ein zwar unsicheres, doch eindeutig glückliches Lächeln. Leider war dies auch so ziemlich das Einzige was seine Lippen zustande brachten und so stand er ihr schließlich gegenüber, starrte sie an und sagte kein Wort. Da sie aber ihren Zug bereits gemacht hatte und er nun dran war, folgte zunächst eine lange schmerzhafte Stille. Erst nach einer stundenlangen Minute, einer Minute in der Yuukis Lächeln verschwand und ihr Gesicht die verschiedensten Emotionen von Verwirrung über Sorge hin zu Hunger zeigte, fing er sich selbst und reagierte entsprechend: „Hi.“ „Hallo“, wiederholte das Mädchen, diesmal kichernd. So langsam wurde auch Fuyuki klar wie unglaublich männlich und dementsprechend seltsam er gerade reagiert hatte. Wieso wusste er auch nicht. Es war ja nicht so, als würde er sie nicht täglich sehen, im Unterricht und auch abseits davon wenn die Band gemeinsam probte. Auch ihr Lächeln war nichts seltenes, er hatte es auf mehreren Fotos. Ein, zwei Kleinigkeiten waren ihm jedoch entgangen: 1. Sie waren nicht in der Schule. Es war praktisch ein privates, wenn auch zufälliges, Treffen. 2. Sie waren allein, keiner ihrer Freunde war anwesend. 3. Diese Tsumugi war mindestens doppelt so lebensecht wie die auf seinen Fotos. Die Kombination aus diesen drei Aspekten machte ihn doch ein wenig nervös. Typisch männliche Reaktion eben. „Wo gehst du denn hin?“, brach sie schließlich das erneut drohende Schweigen. „Ich bringe gerade das Paket zur Post. Da ist unser Film drin“, erklärte er. „Darf ich dich begleiten?“ Er nickte. „Selbstverständlich. Wenn du willst, klar, gern, es würde mich freuen.“ Ein guter Tag wurde für Fuyuki Takeichi noch besser. Schließlich hatte er das Päckchen aufgegeben. Während er etwas erleichtert war, hielt sich Yuuki aufgeregt an ihm fest. „Ich hoffe wir gewinnen“, meinte sie. Fuyuki nickte. „Ich auch.“ Erneut lächelte sie. Es war ein anderes Lächeln als zuvor, aber nicht weniger bezaubernd. Fuyuki bemerkte es und konnte den Blick nicht von ihr nehmen. „Mehr können wir im Moment leider nicht tun. Wir können nur hoffen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)