Au Clair de la Lune von QueenLuna ================================================================================ Kapitel 4: Le Banquet --------------------- Chapitre IV Le Banquet (Festessen) Gelächter erscholl laut zwischen den Häusern des Dorfes, vermischt mit kleineren Gesängen und Gesprächsfetzen. Wäre es auch nur wenige Sekunden still gewesen, hätte man ein leises Rauschen vernehmen können, das allerdings nicht von den mittlerweile fast kahlen Bäumen stammte. Das ganze Dorf war in ausgelassener Stimmung. In der Mitte dieser Häuseransammlung von in etwa vier Dutzend Gebäuden befand sich ein freier Platz, der an diesem Abend mit kleineren Ständen gefüllt war. Die Händler und Bauern des Dorfes priesen ihre Waren lautstark und voller Wetteifer an. Dabei lieferten sie sich zahlreiche Wortgefechte, um sich gegenseitig zu übertrumpfen. Dies war einer der wenigen Tage im Jahr, an denen man all sein Hab und Gut verkaufen konnte und man vielleicht auch Glück hatte, dass Fremde oder Bewohner aus den Nachbardörfern Interesse daran zeigten. Wie zu erwartend, war der unbekannte Sonderling aus dem alten Herrenhaus nicht erschienen. Nach den Erzählungen des bärtigen Dorfsprechers war dies nicht sehr überraschend, denn seiner Meinung nach, war die Reaktion des Neuen nicht sehr positiv gewesen. Wahrscheinlich hatte es auch etwas Gutes, denn viele der Dorfbewohner hatten ziemlichen Respekt und teils aus Misstrauen ihm gegenüber vor ihm, obwohl sie ihn bisher nur einmal kurz und von weitem gesehen hatten - am Tage seiner Ankunft. Der Bärtige stand mit einigen anderen Männern in der Mitte des Platzes, unterhielten sich über belanglose Dinge, warfen zwischendurch immer wieder einen Blick hinter sich. Die Ungeduld stieg spürbar. Endlich war es so weit. Die Menge teilte sich und brach in Jubel aus. Vier Männer traten hervor, auf ihren Schultern trugen sie zwei große Schweine, die mit langen Spießen durchbohrt waren, um sie dann wenig später, über dem Feuer unmittelbar vor dem Bärtigen aufhängen zu können. Der Geruch von brutzelndem Fleisch erfüllte bald darauf die Luft, alle freuten sich auf den Schmaus, der schon seit langem geplant war. Hätte nur einer von ihnen seinen gierigen Blick vom Essen abgewandt und leicht nach oben gerichtet, wäre ihm eine schnell näherkommende schwarze Wolke über den Wipfeln des Waldes aufgefallen. „Mami! Mami! Schau mal!“ Das kleine Mädchen kam auf ihre Mutter zu gerannt, die bei ihren Nachbarn am Feuer stand. Die Kleine zerrte am Rockzipfel ihrer Mutter, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Maaaamiiiiii!!! Schau doch mal!!!“ Ihre Mutter hockte sich zu ihr runter, auch die Anderen sahen neugierig auf die Kleine hinab. „Was ist denn?“ Die Kleine wandte sich um und streckte den Arm in Richtung des dunklen Himmels aus. „Da, schau mal! Was ist das?“ Die Mutter hob den Blick gen Himmel und was sie erblickte, ließ sie erstarren. Eine große schwarze Wolke raste auf das Dorf zu. Auch Umstehende waren aufmerksam geworden, das Gelächter wurde weniger, stattdessen hob aufgeregtes Gemurmel an. Hände streckten sich nach oben, Köpfe ruckten in diese Richtung. Das Essen war vergessen. Es wurde still, totenstill. Als würde jeder die Luft anhalten. Nur das Rascheln unzähliger kleiner Flügel war zu hören. Die Wolke war heran, viele schwarze heranschnellende Körper waren zu erkennen. Plötzlich zerriss ein hoher angsterfüllter Schrei diese bedrückende Stille. Alle fuhren herum. Am Rand des Platzes wand sich eine junge Frau auf dem Boden. Sie schlug blind um sich. Doch dann - ihr Blick wurde leer, sie zuckte noch einmal, ihre Bewegungen erstarben. Sie war tot. Etwas kleines Schwarzes fiel von ihr ab, zu Boden. Sekunden später war es verschwunden. Stattdessen stand dort eine Gestalt mit langem wehendem Mantel und wischte sich mit einem Ärmel über den roten Mund. Ein bösartiges Grinsen war zu erkennen. Augenblicklich brach Panik an. Es war zu spät. Unzählige Fledermäuse regneten auf die Dorfgemeinde herab, doch kurz bevor sie den Boden oder ihre Opfer erreichten, verwandelten sie sich in weißhäutige Gestalten mit schwarzen Gewändern, die sich auf alles stürzten, was sich bewegte, atmete oder einfach nur lebte. Egal ob Tiere oder Menschen, solange es Blut in den Adern hatte. Die Dorfbewohner rannten durcheinander, versuchten sich zu retten. Weinende, zurückgelassene Kinder standen da, schreiend nach ihren Müttern, bevor sie von dunklen Umhängen verhüllt wurden und wenige Augenblicke später blutüberströmt auf dem Boden liegend ihren letzten Atemzug aushauchten. Hysterisches Gekicher war zu hören. Überall lagen tote Körper. Blut färbte den Platz und die Wege dunkelrot. Aus den Häusern schlugen lichterloh die Flammen. Über den Dächern schwebte eine einsame Gestalt. Ukashi. Seine roten Augen verfolgten das Geschehen. Mit einem Mal lachte er gehässig auf. „Ihr entkommt uns nicht!!!! Juka, du wirst niemanden retten können, versprochen… HÖRST DU??? DU WIRST KEINEN EINZIGEN RETTEN KÖNNEN!!!!“, rief er über das Getöse seines „Festessens“ hinweg. Dann stützte er sich hinab. Neben einem kleinen weinenden Kind blieb er stehen. Das Kleine kniete über ihren toten, grausam zugerichteten Eltern, es hatte ihn nicht bemerkt. Gewaltsam riss er es an den Haaren zu sich hinauf, wobei er freudig den gepeinigten Schrei in sich aufsog. Ärmchen und Beinchen schlugen auf ihn ein, doch er zuckte noch nicht einmal zurück. Er schlug seine Klauen in die verletzliche Kinderhaut, hielt es fest. „Keine Angst, mein Kleines…“, säuselte er dem Mädchen zu, das ihn aus weit aufgerissenen Augen anstarrte. „Bald bist du glücklich…“ Er schlug seine Zähne in den schmalen Hals. Das Kind zappelte noch einige Male, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Dann erschlaffte der Körper. Nachdem Ukashi seinen Durst gestillt hatte, ließ er es fallen. „… Sie haben sich noch nicht einmal für die Erlösung aus diesem minderwertigen Leben bedankt…Das machen sie nie… wie undankbar.“ Ukashi setzte sich wieder in Bewegung, auf der Suche nach seinem nächsten Opfer. ~~~~~~~~~~~~~~ Ein paar Kilometer entfernt starrte eine Gestalt aus den großen alten Fenstern. Manas Blick glitt über die Umrisse des Waldes, die sich gut sichtbar von dem flackernden Feuerschein aus Richtung des Dorfes absetzen. Ein Arm legte sich von hinten um seine Hüften, ein Kopf betete sich auf seine Schulter. „Juka, lass das…“ Statt dieser Aufforderung Folge zu leisten, fragte dieser ruhig: „Was hast du, Mana?“ „Was machen die in dem Dorf?“ „Feiern, was sonst?“ Nach leichtem Zögern kam die leise Antwort. „Ich weiß nicht, aber ich hatte so ein seltsames Gefühl.“ Juka nickte leicht. „Das liegt bestimmt an der Müdigkeit. Geh ins Bett…“ Mit diesen Worten löste er sich von dem Kleineren. Wenig später erfüllte ruhiges Atmen die Stille des Zimmers. Mana war eingeschlafen. Juka hingegen stand noch eine Weile am Fenster. Seine schlimmste Befürchtung war eingetreten. Das Dorf existierte nicht mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)