Au Clair de la Lune von QueenLuna ================================================================================ Kapitel 6: La Trahison ---------------------- Chapitre VI La Trahison (Verrat) Es knackte unter seinen Füßen. Es war nur ein vertrockneter Ast, der auf dem Stoppelfeld herumlag. Der Wind zerrte an seinen Kleidern und seinem Haar, doch es machte ihm nichts aus. Er hatte heute Nacht schon zu viel verloren, als dass ihn so etwas unwichtiges noch tangieren würde. Gleich nachdem er überstürzt aus dem Haus geflohen war, hatte Juka Kontakt zu Saka aufgenommen, um dessen Aufenthaltsort zu erfahren. Allein auf „Feindesgebiet“ herumzuirren wäre tödlich, außerdem musste er seinen Gefährten beichten. Das war er ihnen schuldig. In einiger Entfernung konnte er die gesuchte Baumgruppe, den Treffpunkt, erkennen. Juka konnte sich bewegten Schemen dazwischen erkennen, die eindeutig zu einer Versammlung von Personen gehörten. Gedämpfte Stimmen waren zu vernehmen. Schließlich hatte er den Treffpunkt erreicht. Die Stimmen verstummten und Köpfe wandten sich zu ihm um. Saka hielt sich im Hintergrund, als würde er schon etwas ahnen. Je länger die Blicke auf Juka gerichtet waren und niemand das Wort ergriff, desto angespannter und unruhiger wurde die Lage. Er stand da, ruhig und erhaben wie immer. Die Blicke der anderen Vampire musterten ihn misstrauisch und glitten an ihm hinab. Natürlich hatten sie es bemerkt, es war schließlich ihr Instinkt, solche Sachen zu erkennen und zuzuordnen. Einer der Vampire trat näher und nahm das blutdurchtränkte Gewand zwischen seine Finger, senkte seinen Kopf, um daran zu riechen. „Menschenblut?“ Er sah Juka von unten fragend ins Gesicht. Sein Blick hatte sich gewandelt. Etwas Lauerndes lag in ihm. „Was hat das zu bedeuten?!“ Juka schwieg beharrlich weiter. Der Andere packte ihn am Kragen und zog Juka zu sich ran. „Was soll das werden?!“ Er klang erbost. „Immer predigst du uns, dass wir keine Menschen töten sollen... auch wenn sie nichts wert sind!!! Und du???“ Angewidert stieß er seinen ‚Anführer‘ weg von sich. Die anderen Vampire tuschelten leise untereinander. Juka erhob das Wort. „Macht und glaubt, was ihr wollt. Ich kann es euch nicht verdenken.“ „Ach, der Meister hat seine Stimme wiedergefunden.“ Es klang verächtlich. „Aber keine Sorge. Wir werden machen, was wir wollen... Jetzt sowieso, nachdem selbst du dich nicht mehr an Vereinbarungen hältst.“ Zustimmendes Gemurmel erhob sich. Jukas Gegenüber wandte sich zu den Anderen um. „Wer mitkommen will, kann das machen. Wer weiter diesem ...Heuchler glauben will, der bleibt. Ich für meinen Teil habe genug! Ich gehe.“ Einige der anderen nickten zustimmend. Sie waren so leicht zu beeinflussen... Der neue Anführer trat durch die Ansammlung hindurch und ging ohne ein weiteres Wort tiefer in die Nacht hinein. Die Anderen folgten ihm. Die einen unsicher, die anderen bereitwillig. Nur einer blieb unentschlossen stehen. „Geh, Saka. Es ist besser, wenn du dich ihnen anschließt. Es wäre nicht gut, wenn du hierbleiben würdest. Außerdem bin ich ja selbst schuld an meiner Lage.“ Juka lachte kurz bitter auf. „Aber, um ehrlich zu sein, würde ich lieber allein sein...“ „Verstehe, Juka-San. Ich gehe. Viel Glück!“ Er verbeugte sich noch ein letztes Mal, dann drehte er dem Älteren den Rücken zu und folgte den Anderen in die Nacht hinaus. Bald darauf war er verschwunden. Juka seufzte auf. Es war besser so. Es wäre für Saka zu gefährlich gewesen bei ihm zu bleiben. Besonders, da ihn Jukas ehemalige Anhänger und Gefährten genauso verachtet hätten und es außerdem in dieser Gegend zu gefährlich wäre, nicht mit mehreren Personen unterwegs zu sein. Dieses Gebiet gehörte jetzt Ukashi und er hatte es sicher zu seinem Jagdgebiet auserkoren, bevor der Morgen graute, da ihn ja nun niemand mehr im Wege stand. Jukas ehemalige Gefährten würden sich in andere Teile des Landes zurückziehen, wie sie es schon vor einer Weile hatten tun wollen. Juka hatte sie damals noch umgestimmt. Die Begründung war, dass sie Ukashi etwas unter Kontrolle haben sollten und es nicht zu viele Menschenopfer geben durfte. Allerdings hatte Juka sich gerade selbst die Blöße gegeben, denn mit seiner Tat schienen die Menschen ihm nicht wichtig genug gewesen zu sein, um sie am Leben zu lassen. Was auch in gewisser Weise stimmte. War er durch diese Tat selbst zu einem Monster geworden, das aus reiner Blutgier tötete? Wie Ukashi? Er schluckte. Seine Zähne bissen auf seiner Lippe herum. Er hatte sehr viele Leute enttäuscht. Die Dörfler waren ihm egal, aber nicht derjenige, der sich momentan unter ihnen befand. Mana. Er hatte ihn enttäuscht, sein Vertrauen missbraucht und verletzt. Was würde er jetzt von ihm denken? Blutrünstiges Monster? Das sich beim ihm eingeschlichen hatte, um ihn später selbst zu töten? Oder würde er gar nichts denken? Es einfach auf sich beruhen lassen und sich neuen Dingen zuwenden... Juka fand keine befriedigende Antwort auf diese Fragen. _________________________________________ Juka spitzte die Ohren. Da war doch etwas? Stimmen? Möglich... Er hockte nun schon eine Weile auf einem Baum in einem kleinen Wäldchen und dachte nach. Er brauchte Zeit, um sich über das Geschehene klar zu werden. Zwischendurch hatte ihn wahrscheinlich der Schlaf eingeholt. Wieder dieses Gemurmel. Es musste ganz in der Nähe sein. Langsam schlossen sich seine Lider und er lauschte. In der Schwärze hinter seinen Lidern war es still. Nein, das Gemurmel erreichte die Welt in seinem Kopf. Er folgte den Stimmen in seinem Inneren. Schließlich waren sie ganz nah. Vor seinem inneren Auge gewahrte eine beachtliche Anzahl von Leuten, gehüllt in lange Mäntel. In ihrer Mitte schwebte eine Gestalt. Lange dunkelrote Haare wirbelten um sein Haupt. Schwarze, gefährliche Klauen blitzten auf. Ukashi. Seine Stimme hallte über die Lichtung. Doch Juka konnte sich nicht recht auf diese Rede konzentrieren. Nur Bruchstücke erreichten seine Gedanken. Was machten die hier? Sie sprachen über ... über seine ehemaligen Gefährten? Also wussten sie schon, dass sie sich von Juka entfernt hatten. Sie waren schnell. Hämisches Gelächter erschallte. Sollten sie doch lachen. Er brauchte keinen von ihnen. Alleine kam er besser zurecht. Etwas in der Rede zog Jukas Aufmerksamkeit auf sich. „Es gab Überlebende... ein Glück für uns... So geht unsere Nahrung nicht aus!“ Ukashi lachte auf. Die Dörfler! Ukashi wusste, dass noch welche lebten. Und wahrscheinlich war es auch, dass er ihren Aufenthaltsort kannte. Juka fluchte innerlich. Er hatte es doch geahnt. Die Dörfler brachten nichts als Ärger mit sich. Hätte Mana sie doch bloß nicht rein gelassen. Mana... Etwas zog sich in Juka zusammen. Mana... er war in Gefahr... „Im Morgengrauen holen wir sie uns...“ Juka richtete seinen Blick nach oben. Der Himmel war tiefschwarz. Also hatte er noch etwas Zeit, Mana in Sicherheit zu bringen. Er erhob sich von dem Ast, von dem er die Versammlung gedanklich mitverfolgt hatte und blickte hinab. Da war niemand mehr. Die Lichtung war leer. Die Vampire waren verschwunden. Mit einem Mal erhielt er einen Schlag in den Rücken, der ihn nach vorne taumeln ließ. Wenige Augenblicke später schlug er auf den Boden auf und wurde gleich darauf grob herumgezerrt, so dass er auf dem Rücken liegen blieb. „Na, Juka? Hast du uns etwa belauscht?“ Juka blickte kühl in das Gesicht über ihm. Rotes Haar fiel ihm entgegen. „Ja, habe ich, Ukashi...“ Der Angesprochene stieß verächtlich die Luft aus. „Arrogant, wie eh und je. Du hast dich nicht verändert seit unserem letzten Zusammentreffen, Juka. Tja... was mach ich jetzt mit dir?“ Fast schon sanft strich Ukashi Juka über die Wange. Dieser zog scharf die Luft ein. „Wo ist dein Gefolge, Ukashi?“ „Ach die... Die sind schon vorgegangen, um ihr nächstes Festmahl vorzubereiten“, kam die grinsende Antwort. „Wir sind ganz alleine, Juka. Leider, leider habe ich so gar keine Zeit für dich, deshalb...“ Ukashi holte mit seinen Klauen aus. Das Letzte, was Juka für diesen Moment sah, war etwas Silbernes, das auf ihn herabgesaust kam. Sein Schrei hallte durch den Wald. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)