Ju-On: The Grudge - Kidzukai von abgemeldet (13 kurze Kapitel) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Kiyoshi hatte sich in einen Schrank verkrochen und begonnen, heulend ein Vater-Unser nach dem Anderen zu flüstern, obwohl er kein Christ ist. Dann hatte er etwas gehört, und die Luft angehalten. “Nur keinen Laut”, denkt er sich. Er versucht das Zittern zu unterdrücken. Die Stille stimmt grotesk in die totale Dunkelheit in dem Schrank ein. Hat er sich das nur eingebildet? Kiyoshi ist körperlich schwach konditioniert und so zwingt sein Reflex ihn schnell wieder zum Ausatmen. Die körperliche Anstrengung hat ihn etwas beruhigt und ihn wieder zum klaren Denken befähigt. Er versucht seine Situation zu analysieren: Herr Kasuo hatte ihn in dieses Haus geschickt, um die Statik zu überprüfen. Er hatte sich im unteren Stockwerk von seinem Kollegen getrennt, um das Obere zu untersuchen. Dann war da dieses Scharren und Platschen in dem Zimmer am Ende des Ganges, und obwohl er wußte, daß er nicht sollte, ging er hin, und... Wieder ergriff ihn Panik; daran darf er jetzt auf keinen Fall denken. Jedenfalls muß der Schrank zu bleiben, wenn er nur den Hauch einer Chance haben will. Da war das Geräusch schon wieder. Es klingt, wie ein Röcheln, fast so, als würde jemand versuchen, den tiefsten Ton zu singen, zu dem seine Stimme fähig ist. “Wo kommt das her?” Er fingert zitternd nach seinem Feuerzeug. Eine Träne rinnt aus seinem rechten Auge. Er hyperventiliert, weil er weiß, daß er das, was auch immer der Schein seines Feuerzeuges gleich enthüllen wird, nicht sehen will. Langsam bringt er das Feuerzeug 20 cm vor sein Gesicht, wie ein Verurteilter auf dem Weg zum elektrischen Stuhl, der durch einen langsamen Gang sein Schicksal noch einige Sekunden hinauszögern will. “... Amen”, denkt er und zündet. Doch der Schrank ist leer, wie vorher. Sofort läßt er den Gasknopf los, und sitzt wieder in völliger Dunkelheit. Lange Minuten verstreichen. Das Röcheln ist immer noch da, aber es muß aus dem Zimmer kommen, aus dem er in den Schrank geflüchtet ist. “Was ist das nur?” Im Bewußtsein darüber, daß er ja nicht ewig hier drin bleiben könne, auch wenn er hier vorerst sicher ist, legt Kiyoshi seinen Finger auf die leichte Schiebetür. “Ich muß verrückt sein.” Er öffnet den Schrank einen Spalt. Dunkelblaues, fahles Licht dringt durch ihn hinein, in dem sich ein Schatten bewegt. “Ich begehe gerade meinen letzten Fehler.” ruft es in seinem Verstand. Er schiebt sein Auge hinter den Spalt. Der Angst in seinem Gesicht weicht das pure Entsetzen. “Oh nein, bitte, nur das nicht...” Vor seinen Augen kriecht ein in ein blutiges, weißes Nachthemd gehüllter, schlanker Frauenkörper im Staub des Zimmers. Ihre Bewegungen werden durch spastische Zuckungen gestört und ihr Haar hängt speckig ins Gesicht. Der Mund und die Augen sind weit aufgerissen, der Kopf hängt lose an den Schultern und schleift bisweilen auf dem Boden. Aus ihrer Richtung klingt das schreckliche Röcheln. Kiyoshi weiß, daß es das vernünftigste wäre, die Schranktür sofort wieder zuzuschieben, solange er unbemerkt ist, aber er kann seine Blicke nicht von diesem Wesen reißen, das sich dort vor ihm auf dem Boden windet, und ungelenk vorwärts arbeitet. “Bitte geh weg, laß mich hier raus.” denkt er. Eine durchdringend piepende Melodie zerreißt die angespannte Stille. Zu keinem klaren Gedanken mehr fähig, fingert er sein Mobiltelefon aus der Tasche und schlägt er auf die Tasten des Gerätes ein, bis es schweigt. Dann schaut er wieder aus dem Spalt. Die Frau ist wie in der Bewegung erstarrt und hat ihren Kopf, den sie nur mit großer Anstrengung halbwegs aufrecht halten zu können scheint, auf den Schrank zugedreht. Durch die langen schwarzen Haare sieht er in ein schneeweißes Gesicht, früher sichtbar schön, aber jetzt vom Hass entstellt. “Das war's.” Kiyoshi schreit aus voller Lunge, wie er beobachtet, wie sie sich unter größter Mühe zuckend aufrichtet, als wolle sie ihm dafür Anerkennung zollen, daß er sich so lange vor ihr hatte verstecken können, wie ihr Kopf aber aber wieder herab fällt, sie auf die Knie zwingt, auf denen sie unsicher Zentimeter für Zentimeter auf den Schrank zurutscht, und eine Hand nach dem verzweifelt um sein Leben schreienden Mann ausstreckt. Dann Stille. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)