Schattenkrieg von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 12: Das Geisterschiff ----------------------------- Regen schlug ihnen ins Gesicht und das Meer hatte die Farbe stählernen Graus angenommen, in welcher die 'SeaCrawler' beinah unsichtbar wurde. Die düsteren Wolken hingen tief am Himmel, entluden ihre ungezähmte Wut auf das schutzlose Schlauchboot. Es wurde von den Wellen hart umhergestoßen, doch es kämpfte sich unbeeindruckt seinen Weg durch die aufgewühlte See und auf das Kriegsschiff zu. Es würde ein äußerst schwieriges und nicht ungefährliches Unterfangen werden, unter diesen Umständen an Bord zu gehen, doch die Agents hatten sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen lassen, trotz aller Bedenken der sie begleitenden Mannschaft. Während Gibbs Anweisungen gab sich im Windschatten der steil aufragenden Bordwand zu nähern, musterte Mulder mit nachdenklicher Mine den vom Sturm gezeichneten Horizont. Seine braunen Augen huschten unruhig, als erwarte er etwas Bestimmtes zu entdecken, und jeder andere an Bord hätte das seltsame Flimmern in der Ferne vermutlich auf das nahende Unwetter geschoben. Doch Mulder wusste es besser. Zwar entging selbst ihm nicht, dass es ein wahres Monster von Unwetter war, das sich ihnen näherte und schon allzu bald direkt über ihnen sein würde. Nicht die besten Rahmenbedingungen für ein Vorhaben wie ihres. Aber darauf durften sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Sie schwebten in Gefahr und das nicht allein des Sturmes wegen. Der unsanfte Aufprall gegen die Bordwand der 'SeaCrawler' unterbrach seine Gedanken jäh. Das motorisierte Schlauchboot wurde von dem massiven Stahl zurückgeworfen, ehe es sich aufheulend erneut gegen das erheblich größere Schiff presste. Steigleitern wurden mit Hilfe von Luftdruckpistolen hinauf zur Reling geschossen, wo sie sich verhakten und hängen blieben. Welch Ironie, dass man seine eigenen Schiffe mit den Tricks der Piraten betreten musste. Sie alle erlebten in den darauf folgenden Minuten einen ganz eigenen persönlichen Alptraum, als sie an den vom Sturm gepeitschten Strickleitern das schwankende Schiff emporkletterten. Der Regen tat das Übrige, um Griff- und Trittsicherheit zu minimieren, aber sie erreichten das Deck, wenngleich vollkommen außer Atem. Ohne zu zögern folgten Mulder und Scully dem NCIS-Agent, der im Laufschritt die freie Fläche querte und dem Schutz des Geschützturms entgegen strebte. Als die schwere Tür dann endlich hinter ihnen ins Schloss fiel, erstarb das Brüllen des Windes und der Regen wurde ausgesperrt. Tropfnass und keuchend standen sie da, versuchten erst einmal wieder zu Atem zu kommen und blickten sich um. Der schmale Gang, welcher sich rechts und links von der Tür ausdehnte, lag in vollkommener Dunkelheit und nur am äußersten Ende war ein schwacher Schimmer von Tageslicht auszumachen, das durch eines der wenigen Fenster fiel. Bei den draußen herrschenden Wetterverhältnissen war selbst das allerdings nicht allzu viel. Aber immerhin ein Anhaltspunkt, in dessen Richtung sie sich orientieren würden. Auf ihrem Weg durch den schmalen Flur war jeder Einzelne von ihnen froh darüber, dass sie ihre Waffen mit auf diese Erkundungstour genommen hatten. Das vertraute Gewicht war tröstend und beruhigend zugleich. Nachdem Gibbs seine Waffe gezogen hatte, gab er den FBI-Agents mit einem knappen Nicken zu verstehen das Selbe zu tun. Niemand musste ihnen sagen, dass sie sich bei ihrer Suche leise verhalten sollten. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht und noch konnten sie nicht einmal raten, was dem Kreuzer zugestoßen sein mochte. Möglich, dass feindliche Truppen das Schiff geentert und in ihre Gewalt gezwungen hatten und in diesem Falle mussten sie höchst aufmerksam sein. In jeder einzelnen Sekunde. Beinah lautlos schritten sie hintereinander den Gang hinunter. Gibbs übernahm ein Mal mehr die Führung, die Waffe im Anschlag und den Strahl seiner Taschenlampe nach vorn gerichtet. Hinter ihm folgte Scully und Mulder bildete den Schluss. Sein Licht war auf die Bereiche in ihrem Rücken gerichtet. Er würde sie warnen, sollte sich ihnen jemand von dort aus nähern. Doch schon bald wurde klar, dass diese 'SeaCrawler' ebenso verwaist war wie die im Maisfeld von Tennessee. Allerdings fehlten die katastrophalen Beschädigungen und auch sonst war dieser Kreuzer in einem weniger desolaten Zustand. Aber wo war die Mannschaft? So sehr diese Frage die drei Agents auch beschäftigte, Gibbs schlug zu Mulders Erleichterung zuerst den Weg zu den tiefer gelegenen Decks ein. Zu den Frachträumen. Zwar wusste der NCIS-Agent nach wie vor dieses ominöse schwarze Öl nicht so recht einzuordnen, doch immerhin war es nicht von der Hand zu weisen, dass all die mysteriösen Umstände, die sich um die 'SeaCrawler' rankten, damit in enger Verbindung standen. Und so erreichten sie nach einiger Verwirrung – das Licht der Taschenlampen konnte trügerisch sein – den Frachtraum, im welchem sie in Tennessee die Rückstände des Öls und die fehlenden Fässer bemerkt hatten. Vorsichtig, ihre Waffen im Anschlag, öffneten sie die schmale Tür. Der kleine Raum dahinter war nicht leer. Bis zur Decke stapelten sich unbeschriftete, schlicht graue Fässer und Mulder konnte nicht verhindern, dass ihm ein angeekeltes Knurren entwich. „Sind sie das?“ Gibbs versuchte die Menge der hier gelagerten Fracht abzuschätzen, aber er konnte unmöglich sagen, wie groß dieser Raum wirklich war. Das Licht der Taschenlampen konnte die gesamte Ausdehnung kaum erfassen. Scully schob sich an ihm vorbei. „Es sieht ganz danach aus. Ja.“ Prüfend strich ihr Blick über die nichtssagende Oberfläche der Behälter. Sicher würden sie sich nur sein können, wenn sie den Inhalt von ihnen überprüften. Aber das grenzte an Selbstmord und kam nicht in Frage. Die Art der Fracht, diese Fässer ohne Aufschrift, war ihnen nur allzu vertraut und so hegte sie keinen Zweifel, dass gefunden zu haben, wonach sie gesucht hatten. „Hier ist also unsere verschwundene Ladung noch nicht verschwunden. Wirklich merkwürdig.“ Das Licht ihrer Lampe leckte weiter über die Reihen der Fässer und sie wollte sich bereits wieder abwenden, als sie den Strahl von Mulders Lampe über eine umgestürzte Sektion gleiten sah. „Mulder, warten Sie! Leuchten Sie noch einmal nach links. Dort in die Ecke.“ Sowohl Mulder als auch Gibbs kamen ihrer beängstigend dringlichen Aufforderung nach und enthüllten das Dilemma, welches Scully nur flüchtig hatte sehen können. Gut, dass sie es überhaupt bemerkt hatte. Mehrere Behälter aus den oberen Reihen waren umgestürzt und zu Boden gefallen. Und mindestens eines von ihnen war dadurch leckgeschlagen. Deutlich konnten die Agents in dem Licht die zähflüssige Substanz ausmachen, die sich zwischen den Fässern ausgebreitet hatte. „Zurück! Raus hier, sofort!“ Scully stolperte rückwärts aus der Tür, ohne dabei den Blick ihrer weit aufgerissenen Augen von dem schwarzen Tod zu nehmen. Und sie hätte schwören können, dass die ersten Ausläufer sich bewegt hatten. Sich auf sie zu bewegt hatten, gleich träge fließendem Blut. Kalte Furcht saß ihr im Nacken und sie schauderte. Kaum dass sie durch die Tür war, schlug Gibbs das Schott zu und Mulder verriegelte es mit fliegenden Fingern. Eine sinnlose Vorkehrung, doch zumindest versperrte es den Blick und beruhigte das Gewissen und löste so Scullys allzu lebhafte Horrorszenarien. Die drei Agents wichen von der Tür zurück. „Ich schätze, wir haben ein Problem.“ Mulder und Scully blickten den NCIS-Agent wortlos an. Das hier ein Problem zu nennen war bestenfalls eine maßlose Untertreibung, doch Gibbs schien etwas anderes zu meinen. Seine blauen Augen zuckten unruhig. „Jemand war bereits vor uns hier und hat den Lagerraum betreten. Jemand der weniger vorsichtig gewesen ist als wir. In der Flüssigkeit waren Eindrücke eines Schuhprofils.“ Den FBI-Agents war es unmöglich das Entsetzen zu verbergen. Sie beide hatten die Spur auch gesehen, waren gedanklich aber ganz woanders gewesen, als dass sie die Konsequenzen sofort hätten erfassen können. Gibbs hatte Recht und das war furchtbar. „Ich kann mir immer noch nicht ganz vorstellen, was dieses Zeug einem Menschen antut.“ Seine Hand schloss sich fester um den Griff seiner Waffe. Plötzlich wirkte die Stille dieses Schiffes nicht länger friedlich. Er konnte fühlen, wie sich die feinen Härchen in seinem Nacken aufrichteten. „Aber gemessen an dem, was sie beide mir und meinem Team berichtet haben, sollten wir zumindest den Grund für das Verschwinden der Crew gefunden haben.“ „Ob sie wirklich verschwunden sind ist die Frage.“ Es klang sarkastischer als Mulder beabsichtigt hatte. Auch er spürte den schleichenden Terror der Furcht in sich aufsteigen und konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, hektisch in der Gegen herum zu funzeln. „Wir sind hier nicht länger sicher. Wir müssen das Schiff in Brand setzen und dann schleunigst verschwinden.“ Belustigt schnitt Gibbs eine Grimasse „Immer hübsch langsam, Agent. Haben Sie überhaupt eine Ahnung von was sie da reden?“ Er beäugte den Jüngeren zweifelnd von der Seite. „Ein Kriegsschiff in Brand setzen? Das braucht ein bisschen mehr als nur ein Feuerzeug.“ „Aber es ist die einzige Möglichkeit, mit welcher diese Substanz zerstört werden kann.“ Mulder musste sich beherrschen, um nicht zu schreien. Sie hatten jetzt verdammt noch Mal keine Zeit für dieses Kompetenzgerangel. „Wenn wir verhindern wollen, dass noch mehr geschieht als 'nur' der Verlust dieses Navy-Kreuzers, wenn wir verhindern wollen dass noch mehr Menschen von dem Virus befallen werden als nur die Crew auf diesem Schiff, dann müssen wir alles hier verbrennen. Die Mannschaft ist bereits verloren. Der Tod wird eine Gnade sein.“ Beschwichtigend ließ Scully ihre Hand auf den Unterarm ihres Partners sinken. „Ich denke, Agent Gibbs versteht die Notwendigkeit sehr wohl, die 'SeaCrawler' zu vernichten. Seine berechtigte Frage ist bloß wie wir das anstellen wollen? Aber verstehe ich Sie richtig? Mulder, gehen Sie wirklich davon aus, dass die infizierte Mannschaft sich noch an Bord befindet?“ Mulder hielt ihrem forschenden Blick einen Moment lang stand. Dann flackerten seine Augen zurück in die Dunkelheit, voll unverhohlener Sorge. „Ich habe keine fehlenden Rettungskapseln entdecken können. Sie etwa?“ Bestürzt tauschten Gibbs und Scully einen schnellen Blick. Wenn das stimmte... Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen huschten in die abzweigenden Flure, scannten ihre unmittelbare Umgebung nach Hinweisen, dass man sie bemerkt hatte. Doch noch herrschte Ruhe, auch wenn ihre Einbildung ihnen schon jetzt vorgaukelte, entfernte Schritte zu hören. Es konnte genau so gut der Regen sein, den der Sturm gegen die Außenhülle des Schiffes warf. „Wir brauchen einen Plan und zwar schnell.“ Mulders Stimme klang fremd und dumpf zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen. „Einen Plan brauchen wir, da stimme ich Ihnen zu. Mit der Schnelligkeit werden wir allerdings Schwierigkeiten bekommen.“ Gibbs lächelte schief. Er hatte bereits eine wage Idee, aber es würde nicht einfach werden. Zumal die Systeme der 'SeaCrawler' offensichtlich offline waren. Das würde mit etwas Pech bedeuten, dass sie sich trennen mussten. Der NCIS-Agent schauderte. Er war kein ängstlicher oder gar schreckhafter Mensch, aber der Gedanke durch ein totes Schiff zu rennen, auf welchem einem jederzeit seltsame Hybridwesen begegnen konnten, ließen selbst ihn Furcht verspüren. Bislang hatte er Scullys und Mulders Theorien noch immer für schlecht erzählte Märchen gehalten. Aber hier, eingepfercht mit eben diesem Märchen, erschienen es in einem vollkommen anderen Licht. Entschlossen drängte er diese Gedanken zur Seite. Er hatte Wichtigeres zu bedenken, schließlich ging er nicht davon aus, dass Mulder ihn belog was die Gefährlichkeit dieses Virus anbelangte. Das FBI würde wohl kaum solche Anstrengungen unternehmen, wenn es nicht wichtig wäre. Und in diesem Fall gab er Mulder Recht: Der schnellste Weg wäre die Vernichtung des Kriegsschiffes, so sehr es ihn auch schmerzte. „Wir müssen einen Weg finden die 'SeaCrawler' zu zerstören, ihre Systeme gegen sie zu wenden. Unser Forschungsschiff besitzt nichts, mit dem es einem Kreuzer dieser Klasse gefährlich werden könnte.“ Seine Augen wanderten von Mulder zu Scully, wachsam und erwartungsvoll. „Und es muss etwas sein, das uns die nötige Zeit einräumt weit genug fort zu kommen, um den Auswirkungen der Zerstörung nicht auch zum Opfer zu fallen. Ich sage wir versuchen unser Glück im Maschinenraum und sehen, was wir durch Sabotage erreichen können.“ „In jedem guten Film haben diese Dinger einen Selbstzerstörungsmodus.“ Mulder ließ kurz seine Zähne aufblitzen als Zeichen, dass er es ironisch meinte. „Diese Erfindung sollte wirklich einmal überdacht werden.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, setzten sie sich wieder in Bewegung. In der gleichen Formation wie zuvor. Dieses Mal wussten sie, dass hinter jeder düsteren Ecke ein Hinterhalt lauern könnte und so bemühten sie sich noch leiser und noch schneller ans Ziel zu kommen. Zwar bewegte sich Gibbs mühelos und zielsicher durch dieses finstere Labyrinth aus Fluren und Treppenschächten, aber die Crew der 'SeaCrawler' würde dennoch weit im Vorteil sein. Sie befanden sich in einem Bereich, in welchem die Mannschaft sich seit Wochen, vielleicht sogar seit Monaten aufgehalten hatte. Sie kannten die Gegebenheiten des Schiffes blind und das machte es für die drei Agents nicht unbedingt leichter. Keiner von ihnen fühlte sich sonderlich wohl, wenn sie die unübersichtlichen Treppen nacheinander hinunter steigen mussten oder einer nach dem anderen geduckt durch enge Schleusenbereiche kriechen mussten. Aber Gibbs hatte beschlossen, den direkten Weg zu meiden in der Hoffnung, dass die Crew ihre Orientierung und ihr Wissen über das Kriegsschiff unterschätzte. Zwar entspannten sie sich ein wenig, als nach mehreren Minuten noch immer nichts darauf hindeutete, dass man sie bemerkt hatte, geschweige denn verfolgte. Doch sie blieben wachsam. Unbehelligt erreichten sie dann auch das Level, auf welchem sich die Maschinenräume aneinander reihten. Unter normalen Umständen war es unerträglich laut hier unten, doch jetzt, wo alle Systeme ruhten, herrschte eine gespenstische Stille. Sie passierten die Bereiche der gigantischen Antriebskolben, die zusammen mit den mächtigen Schwungrädern bizarre Schatten an die gewölbten Wände projizierte. Sie verzerrten sich im Vorbeigehen und narrten die Wahrnehmung des Trios mehr als ein Mal. Nervös flimmerten die Lichtstrahlen ihrer Taschenlampen in die verborgenen Ecken, unfähig die kriechende Dunkelheit ganz zu vertreiben. Es passierte, als sich Gibbs unter dem niedrigen Türsturz hindurch duckte, der sie in einen der zahlreichen Kontrollräume führen würde, als unsichtbare Finger aus der Dunkelheit rechts und links neben der Tür hervorzuckten, ihn ergriffen und von den Füßen holten. Seines Gleichgewichts beraubt, rollte er sich nach vorne ab, konnte aber nicht verhindern, dass ihm beim Aufprall auf den Boden die Lampe aus der Hand geprellt wurde. Das Licht verlosch schlagartig. Noch am Boden rollte er sich auf den Rücken, zurück in Richtung der Tür, durch die noch immer das schwache Licht von Mulders und Scullys Taschenlampen herein fiel. Er hörte sie rufen, aber sie blieben in weiser Voraussicht auf der anderen Seite in Deckung. Am äußersten Rand der Lichtkegel konnte er hastige, verstohlene Bewegungen ausmachen. Schattenhafte Gestalten, die sich erschreckend schnell und seltsam eckig bewegten. Der NCIS-Agent knirschte mit den Zähnen. Nichts, womit er nicht fertig werden konnte. Behutsam erhob er sich in die Hocke, bemühte sich dabei einen möglichst großen Bereich seiner Umgebung im Auge zu behalten und steckte seine Waffe weg. Er wollte in diesem diffusen Licht nicht versehentlich einen seiner beiden Begleiter treffen oder einen Querschläger riskieren. Ihre Angreifer schienen zu schnell für einen sicheren Schuss zu sein. Innerlich bereits auf einen weiteren Angriff vorbereitet, erkannte Gibbs die schattenhafte Bewegung aus dem Augenwinkel gerade noch rechtzeitig, um sich mit einer schnellen Körperdrehung abzuwenden. Trotzdem wurde er hart an der Schulter getroffen und stürzte erneut. Augenblicklich waren sie über ihm, gleich ausgehungerten Wölfen, und Chaos brach los. Gibbs spürte, wie unzählige Hände nach ihm griffen, Finger, die ihn mit unmenschlicher Kraft an Armen und Beinen packten und eisern festhielten. Mit aller Macht versuchte er sich loszureißen, drehte und wendete sich und konnte die Griffe doch nicht lösen. Vielmehr gruben sich die Finger noch schmerzhafter in seine Muskeln und er bäumte sich mit einem wütenden Knurren auf. Verschwommen sah er, wie Mulder durch das niedrige Schott sprang, um ihm zu helfen, nur wenige Schritte trennte die zwei Agents noch voneinander. Aber Gibbs wurde trotz erbittertem Widerstand in die Knie gezwungen. Jemand war in seinem Rücken, er konnte den heißen Atem in seinem Nacken spüren, als sich ein sehniger Arm um seinen Kopf legte, seine Augen bedeckte und ihn unsanft zur absoluten Bewegungslosigkeit verdammte. Fest im Griff des unsichtbaren Gegners hätte er laut fluchen mögen, als er noch zusätzlich den Lauf seiner eigenen Waffe am Hals spürte. „Keinen Schritt weiter, oder ich töte ihn auf der Stelle.“ Die raue Stimme wies einen deutlichen südwest-amerikanischen Tieflanddialekt auf, klang dabei aber seltsam verzerrt und entstellt. Als hätte der Sprecher zu viel Wasser in der Lunge. „Stehen bleiben, habe ich gesagt!“ Gibbs vernahm das bedrohliche Klicken eines zurückschnappenden Schlagbolzens und hielt entsetzt den Atem an. Nur eine winzige, unbedachte Bewegung seines Widersachers und der tödliche Schuss würde brechen. Blind wie er war, konnte er Mulder und Scully zwar nicht sehen, doch schienen sie innezuhalten, denn auch der Mann in seinem Rücken entspannte sich wieder ein wenig. „Die Waffen auf den Boden und dann will ich die Hände hinter den Köpfen sehen. Na wirds bald?“ Nach einigem Zögern war das metallene Klappern der niedergelegten Pistolen zu hören, direkt gefolgt vom Tappen schneller Schritte und dem wütenden Knurren Mulders. Noch immer herrschte tiefe Dunkelheit, mit Ausnahme des schwachen Lichts der fallen gelassenen Taschenlampen, aber dieses Zwielicht genügte den FBI-Agents zu erkennen, wer ihre Gegner waren. Scully konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. Der Mann, der Gibbs in eisernem Griff hielt, trug noch immer die Uniform des ersten Kommandanten und seine Gestalt war noch immer die eines Menschen. Aber die Schatten seiner Gesichtszüge straften diesen Eindruck Lügen. Sie hatten etwas animalisches, knochiges, und die Augen starrten aus pechschwarzen Pupillen auf die Gefangenen, in denen das Weiß vollständig verschluckt worden war. Zu sehr von diesem Anblick erschüttert, ließen sich Mulder und Scully widerstandslos die Hände auf den Rücken binden und folgten der schweigenden Prozession anschließend zurück auf die oberen Decks. Niemand ihrer schattenhaften Begleiter verlor ein Wort und auch als sie ihr Ziel erreicht zu haben schienen, setzte sich dieses Schweigen fort. Bleib nur die Hoffnung, dass in diesen Kreaturen noch eine Spur Mensch zurückgeblieben war und damit vielleicht ein paar der brennenden Fragen beantwortet... oder aber nie gestellt werden würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)