Schattenkrieg von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 15: Pakistan -------------------- „Scully, erinnern Sie mich daran, dass ich mich niemals wieder über die Hitze eines amerikanischen Sommers beklage.“ Verstimmt zupfte Mulder an dem leinernen Tuch herum, das sich auf - für seinen Geschmack - lächerliche Weise um seinen Kopf wandt. Jegliche Diskussion war zwecklos gewesen, Gibbs hatte sich nicht erweichen lassen und darauf bestanden, dass sie alle drei die traditionelle Tracht der ansässigen Bevölkerung trugen. Natürlich war Mulder klar, dass diese Kleidung wesentliche Vorteile bot im Vergleich zu ihren an gemildertes Klima angepassten westlichen Klamotten. Aber Teufel, er musste aussehen wie ein schlecht abgehangenes Bettuch. Die Sonne brannte erbärmlich von einem wolkenlosen Himmel und zeichnete ihre langen Schatten scharf umrissen auf die ausgedörrte Erde, so als sei es ihre einzige, boshafte Absicht allem Lebenden die rettende Flüssigkeit zu entziehen. Mulder konnte schon jetzt den nagenden Durst in seiner Kehle spüren und den unangenehmen Druck bevorstehender Kopfschmerzen. Es würden ein paar erheiternde Tage werden, die ihnen da bevorstanden. Jetzt, wo sie den Fluss hinter sich gelassen hatten, wurde die quälende Intensität des hier herrschenden Klimas erst richtig deutlich. Wie konnte überhaupt irgendjemand ernsthaft in Erwägung ziehen, in diesem Glutofen einer Hölle zu leben? Mulder wusste es nicht, aber Gibbs hatte ihm nur mit einem spöttischen Lächeln erklärt, dass es mehr Einwohner in dieser kargen Öde geben würde, als ihnen lieb sein konnte. Trotz der landesüblichen Tracht würden sie sofort als Fremde erkannt werden und das konnte unter Umständen zu ernsthaften Schwierigkeiten führen. Besser also, sie mieden den direkten Kontakt zu den Einwohnern dieses Landstreifens. Den einzigen, zwangsläufigen Kontakt hatten sie gehabt, als sie an der Mündung des Mashkai das Forschungsschiff verlassen hatten und nach viel hin und her eine Passage auf einem kleinen Handelsschiff erworben hatten, welches sie flussaufwärts bringen würde. Allein dies hatte sie ein halbes Vermögen gekostet. Die Schiffseigner, ein Ehepaar weit über das Alter eines Methusalem hinausgewachsen, hatten das Geld eingestrichen und fortan keine weiteren Worte mit ihren Passagieren gewechselt. In einem kriegserschütterten Land wie Pakistan vermied man es, nach den Angelegenheiten anderer zu fragen, wollte man Ärger aus dem Weg gehen. Später hatten sie dann noch ein Mal ein Vermögen opfern müssen, um die nötigen Dinge für den bevorstehenden Feldeinsatz zu erstehen. Das Paar konnte ihnen sowohl mit Ausrüstung wie auch mit Essensvorräten dienen, aber sie verlangten für diese Güter einen unverschämten Preis und die drei Agents verbrauchten annähernd ihr gesamtes Bargeld. Jetzt entfernte sich das baufällige Hausboot langsam von der Furt, an welcher Gibbs, Scully und Mulder von Bord gegangen waren, und Mulder rückte die ungewohnte Last seines großen Rucksacks mit einem unwilligen Schulterzucken zurecht. Von hier also begann der schwierige Teil ihrer Reise durch Pakistans Wildnis und es kostete dem FBI-Agent all seine Selbstbeherrschung, nicht im Angesicht der rohen Wildheit dieser Landschaft den Mut zu verlieren. Er wäre mehr als nur ein bisschen dankbar gewesen, wenn sie einen oder zwei der kleinen, sandfarbenen Esel als Packtiere hätten mitnehmen können, die es hier wie Sand am Meer zu geben schien, aber dafür hatten ihnen schlicht und ergreifend die finanziellen Mittel gefehlt. Sie würden auf ihren eigenen Füßen die Kilometer in Richtung des majestätischen Bergmassivs zurücklegen müssen, welches sich gegen den flirrenden Horizont abzeichnete. Und Gott allein wusste, wie weit dieser Weg wirklich sein mochte. Scully neben ihm, die bis eben noch mit düsterer Mine dem Boot des blutsaugenden Ehepaars gefolgt war und vollkommen in ihrer hellgrauen Tunika verschwand, klammerte sich an das GPS-Gerät und kehrte dem Wasser entschlossen den Rücken. Sie hatten alles was sie für ihre Reise benötigten, keinen Grund also länger zu zögern. Sie konnte die Unruhe ihres Partners sehr gut nachvollziehen, aber sie würde sich nicht davon anstecken lassen oder gar beirren lassen. Sie ließ ihm ein kurzes, sarkastisches Lächeln zukommen und setzte sich dann in Bewegung, um Gibbs in die Hitze der Wüste zu folgen. Mulder brummte und heftete sich an ihre Fersen. Wie selbstverständlich hatten sie auch hier dem NCIS-Agent die Rolle ihres Führers überlassen. Zwar trug Scully das GPS und würde so ein wachsames Auge auf ihre Route haben, doch Gibbs war vertrauter mit dem Terrain und den damit verbundenen Gefahren. Seine blauen Augen schienen rastlos über ihre Umgebung zu schweifen. Er war verschlossen wie eh und je und bis auf die hitzigen Preisverhandlungen an Bord des Handelsschiffs, hatte er sich in beharrliches Schweigen gehüllt. Weder Scully noch Mulder wagten es, ihn in diesem grimmigen Brüten zu stören und beobachteten es mit Sorge, ohne wirklich etwas für den Agent tun zu können. Er würde sich ohnehin nicht helfen lassen und vielleicht, so hofften sie, würde dieser brennende Ingrimm sie sicher durch die bevorstehenden Widrigkeiten führen. Er legte ein schnelles Tempo vor und machte ihnen damit unmissverständlich klar, dass er – solange sie sich noch auf ebenem, recht anspruchslosen Terrain befanden – Strecke machen wollte. Später, wenn sie in das Gebirge vordrangen, würden sie noch genügend Zeit für Pausen und langsame Aufstiege einplanen müssen. Demnach beschwerten sie sich nicht, auch als ihnen das Atmen zu einer mühsamen Qual und die Beine schwer wurden. Jeder von ihnen wusste, dass die Zeit drängte und Mulder und Scully vertrauten Gibbs, welche andere Wahl hatten sie auch? Sie waren hier auf Tod und Verderben auf seine Kenntnisse im Feldeinsatz angewiesen und würden ohne ihn vermutlich keine drei Tage überstehen. Es war eine ernüchternde und zugleich erschütternde Erkenntnis, welche unweigerlich Unwohlsein heraufbeschwor. Doch es beruhigte die FBI-Agents, dass Gibbs offensichtlich wild entschlossen schien, dieser hohen Erwartung auch gerecht zu werden. In stummem Vertrauen – Mulder konnte nicht sagen, wann diese erzwungene Partnerschaft in aufrichtige Akzeptanz umgeschlagen war, aber die Bande zwischen ihnen waren andere als noch zu Beginn ihrer Ermittlungen – folgten sie dem Älteren tiefer in den Nationalpark. Jeder Weg, und mochte er auch noch so beschwerlich sein, begann mit einem einzelnen Schritt. Mulder fragte sich stirnrunzelnd, ob diese Odyssee ihn schlussendlich noch zu einem Philosophen machen würde. Die Hitze hingegen war eine kaum zu ertragende Last und mit jedem nahenden Abend wurden ihre Schritte unsicherer und das Sehen unscharf. Trotzdem ihre Köpfe verhüllt waren wie bei einem Beduinen und sie lediglich einen schmalen Spalt zum Sehen offen ließen, brannten ihre Augen und ihre Haut zeigte bald die ersten Anzeichen beginnenden Sonnenbrands. Die wabernde Luft narrte ihre Sinne und die Hitze des zerrissenen Bodens, auf dem kaum mehr als verkrüppeltes Buschwerk und scharfkantiges Gras gedieh, fraß sich durch die Sohlen ihrer Schuhe in ihre Füße. Jeden Abend waren sie dankbar, wenn das Gleißen der Sonne hinter den fernen Wolkenbänken versank, die zwar Regen versprachen, aber niemals näher zu kommen schienen. Die Nacht kam dann schnell und mit ihr die Kälte. Es war paradox, aber nur kurze Zeit nachdem die Sonne verschwunden war, verschwand auch die Wärme aus dem Land und ließ die drei Agents frierend zurück. Dann drängten sie sich in ihre Decken gehüllt um das kleine Feuer, welches sie aus dem wenigen brennbaren Material das sie finden konnten entzündeten und teilten sich die kargen Essensrationen. Um etwas Warmes zu kochen, und sei es auch nur eine wärmende Suppe, fehlte es ihnen an Wasser und so schliefen sie oft trotz allem mit knurrenden Mägen ein. Scully fehlte das warme Essen besonders und am dritten Abend in Folge murrte sie verärgert darüber, dass die Regenwolken scheinbar am Horizont festgewachsen waren und sie nur verhöhnen wollten, indem sie ihnen das dringend benötigte Wasser vorenthielten. Grimmig späht sie in die vollkommene Dunkelheit der Nacht. „Ich dachte es sei Regenzeit? Ich muss gestehen, dass ich nicht undankbar wäre, wenn wir zur Abwechslung mal einen Tag durch strömenden Regen statt durch einen brennenden Glutofen laufen würden.“ Mulder nickte kläglich, pingelig darauf bedacht Salbe auf seine verbrannte Haut aufzutragen, aber Gibbs, der mit geschlossenen Augen schweigend auf dem Rücken lag, dementierte diesen Wunsch mit einem bösen Lächeln: „ Pass auf was du dir wünschst. Es könnte erhört und wahr werden.“ „Was wäre schon so schädlich daran?“ Scully war gereizt und sie hatte keine Lust auf tiefenpsycholgisches Gefasel. Doch Gibbs meinte seine Wort ganz anders. „Wenn es tatsächlich beginnen sollte zu regnen, dann hoffe ich, dass wir bereits in der Nähe der Berghänge sind, damit wir dort Zuflucht finden können. Erwischt uns ein sommerlicher Regen hier auf freiem Feld, wirst du dir wünschen niemals einen solchen Wunsch geäußert zu haben. Es wird dann nicht einfach nur regnen, Dana.“ Seine Stimme war sanft und trotzdem fühlte sich Scully getadelt wie ein Schulmädchen. Natürlich wusste sie, dass Gibbs Recht hatte, aber sie sehnte sich so sehr nach kühlem Wasser! Ärgerlich funkelte sie den Agent über die Flammen hinweg an. „Wer schon einmal in einen echten Monsunregen geraten ist, will es nicht noch einmal riskieren. Nicht ohne vorher Schutzmaßnahmen getroffen zu haben. Es wird leichter, wenn wir erst das Gebirge erreicht haben und ich bin zuversichtlich, dass das in den nächsten zwei Tagen der Fall sein wird.“ Er blinzelte mit einem Auge zu der rothaarigen Agentin, ehe er sich wieder zurücklehnte. Tatsächlich hatte sich die Silhouette der Berge in der letzten Zeit zu einem beängstigenden Massiv aufgetürmt, welches das Land zu seinen Füßen mit langen Schatten bewarf, doch Scully war so elend zumute, dass sie diese Aussicht nicht erfreuen konnte. Berge bedeuteten klettern und das bedeutete vermutlich noch mehr Anstrengungen als jetzt schon. Und im Augenblick wollte sie einfach nur hier am Feuer sitzen und ihren Unmut kund tun. Nichts konnte in ihren Augen schlimmer sein als diese gnadenlose Hitze, die ihr die Haut von den Knochen zu pellen schien. Zu allem Überfluss traf sie heute Nacht auch noch das Los der ersten Wache und so knabberte sie missmutig an einem Stück Trockenfleisch herum und schwieg. Es war ihr schleierhaft, wie Menschen in dieser unwirtlichen Umgebung überleben konnten, doch sie hatten in den zurückliegenden Tagen immer mal wieder versprengte Gemeinschaften aus der Ferne beobachtet, baufällige Hüttchen und Zelte, kaum mehr als ein Flickenteppich auf dem hellen Sandsteinboden. Niemals waren ihnen die Menschen nahe gekommen, dafür hatte Gibbs ihre Route zu umsichtig gewählt, aber wer wusste schon, ob nicht einer seinen Weg des nachts in ihr Lager finden mochte, angelockt durch den Feuerschein? Aber auch diese Nacht verlief ereignislos monoton und sie brachen in der angenehmen Kühle des frühen Morgens wieder auf. Ein weiterer Tag, angefüllt von Durst, Schmerz und Selbstzweifel. Allein die Sorge um Kate und Tony hielt sie beisammen. Am fünften Tag nach verlassen des Mashkai erreichten sie endlich die Ausläufer des Bergmassivs und in den Schutz einer schwindelerregenden Flanke geschmiegt lag ein kleines Bergdorf. Ihre Vorräte waren bereits knapp und ihr Wasser kaum mehr genießbar, also einigten sie sich darauf, das Risiko einzugehen und das Dorf zu betreten. Es gab zwar nicht viele Touristen in diesem Nationalpark, doch unwahrscheinlich war es nicht und sie mussten einfach darauf hoffen, dass man sie als solche ansah und entsprechend behandelte. Scully indes hielt sich zurück. Tief in ihre Tunika gehüllt überließ sie es Gibbs und ihrem Partner mit dem Inhaber des einzigen verstaubten Lädchens zu feilschen, wohl wissend welchen Stand eine Frau in diesem Land bekleidete. Doch sie konnte nur schwer ein mehr als nur erleichtertes Seufzen unterdrücken, als Mulder mit viel Überredungskunst zusätzlich zu den Essensrationen noch eine überdachte Übernachtungsmöglichkeit aushandelte. Wohl bemerkt mit einer Möglichkeit zum Waschen inbegriffen. Für einen kurzen Moment schien es zwar, als wolle Gibbs Einspruch erheben, aber nach einem langen Blick auf den staubbedeckten und müden FBI-Agent verbiss er sich die Worte. Trotz aller Furcht hier in ein Wespennest getreten zu sein und dem inneren Drang, schnell voranzukommen, musste er doch eingestehen, dass sie ausnahmslos alle eine Rast bitter nötig hatten. Er selbst fühlte sich zerschlagen und dem Ende seiner Kraft nahe. Er war kein junger Soldat mehr. Also folgten sie den Anweisungen des Verkäufers zu einem kleinen Seitengebäude, in dem das Vieh der wenigen Bauern untergebracht war, und versuchten sich so gut es eben ging auf dem Heuboden über den Stallungen ein Lager zu errichten. Zwar roch es aufdringlich nach den Tieren im Untergeschoss, aber wenigstens waren sie hier vor dem aufkommenden Wind geschützt, welcher seit den Mittagsstunden den feinen Sand und Gesteinsstaub vor sich her trieb. Mit etwas Pech würde er sich zu einem ausgewachsenen Sandsturm steigern und sie saßen hier länger fest als geplant. Mit grimmig zusammengebissenen Zähnen lauschte Gibbs auf das zischende Geräusch des Sandes, der um die Häuserecken wischte, dann machte er sich auf den Weg das zuvor bezahlte Essen aus dem Laden zu holen und riet seinen beiden Begleitern, die Wartezeit zum Waschen zu nutzen. Keiner von ihnen konnte sagen, wie lange sie hier ungestört sein würden. Es konnten Tage sein, aber vielleicht auch nur ein paar Stunden. Scully nahm sich das Recht heraus und kletterte als Erste hinunter zu der kleinen Nasszelle, die sich in den hinteren Teil der Stallungen quetschte. Es war nicht viel Platz und bestenfalls zweckgerecht, aber Scully hütete sich vor Klagen. Es war das erste frische Wasser seit Tagen und da der Ort offenbar durch einen kleinen Quellbach aus den Bergen versorgt wurde, brauchte sie nicht allzu sehr mit dem kühlen Nass haus zu halten. Kurzerhand entschloss sie sich dazu, auch ihre Kleidung vom Staub und Dreck der vergangenen Tage zu befreien und atmete glücklich auf, als sie sich anschließend in trockene, wohl riechende Wechselkleidung hüllte. Zufrieden und mit nassem Haar kletterte sie die Leiter wieder hinauf und ließ dem erschöpft am Boden kauernden Mulder ein gelöstes Lächeln zukommen. Er zauste sich sein dunkles Haar und verzog das Gesicht bei dem Sand, welcher ihm daraufhin in die Augen rieselte. „Mulder, Sie werden es lieben. Versprochen.“ Mehr als ein zweifelndes Brummen ließ er sich nicht entlocken, doch er kämpfte sich auf die Beine und verschwand auf der Leiter. Auch seine Laune würde sich bessern, wenn er erst wieder ohne ständiges Kratzen in sauberen Kleidern steckte. Da das Essen bereits neben ihren Rucksäcken stand, Scully spürte ihren Magen schmerzhaft knurren, musste auch Gibbs wieder in den Stall zurückgekehrt sein, aber sie konnte ihn nirgends in dem diffusen Licht ausmachen. Besorgt und ein wenig misstrauisch sah sie sich in dem durch gestapelte Kisten unübersichtlichen Raum um und fuhr mit einem leisen Schrei und erhobenen Händen herum, als er sie unerwartet ansprach: „Es ist nicht ratsam, wenn wir uns alle hier einzeln bewegen. Dadurch machen wir uns nur unnötig angreifbar. Ich habe ein Auge auf die Nasszelle, um deine Frage zu beantworten.“ Scullys rechte Braue wanderte in stummem Vorwurf nach oben und ein schwaches Lächeln huschte über die Züge des NCIS-Agents. „Es liegt mir fern hier an etwas Unanständiges zu denken, glaube mir. Hier ist kein Platz für verklemmtes Schamgefühl, dazu ist es einfach zu gefährlich. Vergiss das niemals.“ Scully spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss und wandte sich hastig zu ihren Sachen um. Es mochte ja stimmen, was er da sagte, aber das gab ihm doch noch lange nicht das Recht... „Du bist auch allein gegangen. War das etwa nicht leichtsinnig?“, warf sie ihm in einem spöttischen Ton vor die Füße. Gibbs zuckte mit den Schultern, verließ seinen Posten über der Nasszelle und trat zu ihr. Scully fiel auf, wie müde er wirklich aussah. Sein Gesicht war gezeichnet von den Anstrengungen und Sorgen der letzten Tage. Seine Augen waren dunkel umrandet, seine Lippen rissig und auf Nase und Wangen prangte ein nicht zu übersehender Sonnenbrand. Trotzdem lag noch immer eine verbissene Entschlossenheit in seinen blauen Augen, die Scully nur bewundern konnte. „Das ist etwas anderes. Im Gegensatz zu euch weiß ich, wie ich mich hier verhalten muss, um keinen Ärger zu bekommen.“ Er musterte sie eindringlich. „Vielleicht befinden wir uns hier lediglich in einem verschlafenen, harmlosen Bergdorf voller gutmütiger Eingeborener. Die Pakistani an sich sind nicht boshaft. Aber vielleicht sind wir auch mitten in eine verborgene Terrorzelle gestolpert. Alles ist möglich und ich werde erst ruhiger sein, wenn wir diesen Ort wieder verlassen haben. Wenn sie uns feindlich gesinnt sind und Verdacht schöpfen, wer wir sind, sind wir hier nicht mehr länger sicher. Und ich werde nicht noch zwei Agents in diesem Fall verlieren.“ Scully tat das Herz weh ob dieser schlichten Aufrichtigkeit und gab dann dem Impuls nach, den NCIS-Agent in die Arme zu ziehen und festzuhalten. Einige Herzschläge blieben sie so, Trost findend in der Nähe des anderen, dann hörten sie Mulder auf der Leiter und trennten sich. „Wir werden sie finden und niemand sonst wird dabei verloren gehen, Jethro.“ Er neigte nur leicht den Kopf als Zeichen seiner Dankbarkeit, dann verschwand er, um seinerseits dem Dreck der Straße zu entkommen. Tatsächlich schien Gibbs Sorge unbegründet. Das Dorf blieb friedlich und niemand kam, um sie in ihrer Ruhe zu stören. Das Essen war ausgesprochen gut nach den kargen, geschmacklosen Reiserationen und jeder von ihnen genoss es, nach so langer Zeit wieder frisches, warmes Fleisch zu sich zu nehmen. Derart gesättigt, mit dem guten Gefühl sauber und von dem draußen heulenden Wind geschützt zu sein, fielen alle drei schon bald in einen tiefen, erschöpften Schlaf. Der Vorsatz, Wachen für die Nacht einzuteilen, war vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)