Schattenkrieg von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 18: In Feindeshand -------------------------- Scully schreckte aus ihrem Delirium der absoluten Erschöpfung auf, als Mulder die Crossmaschine auf dem schmalen Grat eines Bergrückens stoppte. Hoch waren sie entlang des Felsmassivs emporgeklettert und so gab es nur wenig, das sie hier oben vor dem scharfen Wind hätte schützen können, welcher den Regen mit ungebrochener Kraft peitschte. Er klagte entlang der zerklüfteten Hänge und Scully fragte sich dumpf, weshalb ihr Partner ausgerechnet hier Halt machte. Eine halbe Ewigkeit, so zumindest schien es ihr, waren sie über übelkeiterregende Steige gefahren, kaum breiter als das Motorrad selbst, immer im Schatten des abweisenden Gebirges. Ständig war die Strecke unter den zu Tal stürzenden Wassermassen verschwunden, doch Mulder hatte seinen Weg unbeirrt fortgesetzt. So hatte Scully irgendwann ihren Blick von diesen Todeshängen abgewandt und sich nur noch darauf konzentriert, ihre Atmung und ihre Kräfte in Zaum zu halten. Ihr Magen protestierte mit einem flauen Drücken auf die ungewohnte Bewegung und die zunehmende Höhe. Jetzt, als sie die Stimme ihres Partners undeutlich über die heulenden Fallwinde hinweg vernahm, zwang sie den latenten Schwindel zurück und hob ihren Kopf wieder, um entlang Mulders ausgestreckten Arms hinunter in ein verwildertes, von Nebelschwaden verhangenes Tal zu spähen. Bei diesen Wetterverhältnissen konnte sie unmöglich schätzen wie weit unter ihnen die Talsohle liegen mochte, aber sie begriff, weshalb Mulder angehalten hatte. Weit unter ihnen schimmerten Lichter durch die dichten Nebel- und Regenschleier. Schwach nur, aber schon so deutlich erkennbar, dass es sich bei der Lichtquelle selbst nur um Elektrizität handeln konnte. Etwas befand sich in diesem Tal und was auch immer es sein mochte, es musste weit fortgeschrittener sein als jedes einzelne der ärmlichen Dörfer, an denen sie in den letzten Tagen vorbeigekommen waren. Mulder musste der gleiche Gedanke gekommen sein wie Scully jetzt: Sie hatten die Forschungseinrichtung gefunden. Nur wie sie dort hinuntergelangen sollten, war zu diesem Zeitpunkt unmöglich zu sagen. Scully drehte ihren Kopf leicht, um nach Gibbs zu sehen. Er lehnte schwer auf ihrem Rücken, den Kopf auf ihrer Schulter, und schien kaum zu etwas anderem fähig, als sich auf dem bockenden Motorrad zu halten. Selbst wenn das Wetter ihnen einen Abstieg ermöglicht hätte, der NCIS-Agent würde diese zusätzliche Anstrengung in seinem gegenwärtigen Zustand nicht verkraften. Scully unterdrückte einen Fluch, welcher all die Unleidlichkeiten der letzten Stunden einbezogen hätte. Was sie auch taten, nichts lief so wie sie es geplant oder benötigt hätten. Eine unglückliche Entwicklung folgte der nächsten und es war zum verrückt werden. Zähneknirschend wandte sie sich zurück an Mulder, einen letzten, bedauernden Blick auf das verheißungsvolle Licht werfend. Fluchen würde ihre Situation jetzt auch nicht zum Guten ändern und konnte über die dringende Notwendigkeit, einen trockenen Ort für die Nacht zu finden, nicht hinwegtäuschen. „Mulder wir können dort nicht hinunter. Nicht jetzt und nicht bei diesem Wetter. Versuchen wir uns diesen Ort einzuprägen, um bei besseren Bedingungen wiederzukehren, in Ordnung?“ Sie wusste selbst wie unsinnig diese Idee klingen musste und konnte an den versteinerten Zügen ihres Partners nur zu deutlich ablesen, dass auch er das dachte. Der Wunsch, auf dem schnellsten Weg dort hinunter zu kommen, spiegelte sich unverkennbar in seinen Augen. „Mulder, lassen Sie es gut sein. Wir würden nicht lebend dort ankommen. Vermutlich erwarten sie uns sogar bereits. Wir müssen einen Plan erstellen und ich muss mich um Gibbs Verletzungen kümmern.“ Behutsam ergriff sie Mulder an der Schulter und drückte sie leicht. Verdammt sie konnte doch nachvollziehen, was jetzt in seinem Kopf vorgehen musste, aber sie mussten vernünftig bleiben. Tatsächlich entspannten sich die Züge des FBI-Agents langsam und schließlich wandte auch er den Blick von den Lichtern ab. Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht, traurig und dankbar zugleich, dann trieb er das Motorrad erneut an. Vernunft und Verstand mussten dem unerträglichen Druck der verstreichenden Zeit standhalten, andernfalls würden sie früher oder später Fehler machen, die nicht nur ihre eigenen Leben kosten konnten. Als würde ein unbekannter guter Geist Mitleid mit ihnen empfinden, stießen sie nach nicht allzu langer Suche schließlich auf eine schmale, natürliche Felsöffnung, hinter welcher sich eine beengte, aber trockene Höhle ausdehnte, die ihnen allen genügend Platz zugestand. Es gab vereinzelte Spuren menschlichen Lebens, eine kalte Feuerstelle und halb verrottetes Reisig, doch sie waren alt und schienen nicht regelmäßig in Anspruch genommen zu werden. Während Mulder mit dem Reisig und den wenigen Zweigen die er hatte finden können, versuchte ein Feuer zu entfachen, beugte sich Scully besorgt über den halb bewusstlosen NCIS-Agent. Zwar hatte die Wunde am Kopf zu bluten aufgehört, doch sie bereitete der ausgebildeten Ärztin noch immer Kummer. Gibbs brummte gequält, als sie behutsam seinen Kopf abtastete und wandte unwillig den Kopf ab, als sie ihm auch noch in die Augen sehen wollte. Selbst das schwache Licht des langsam heller werdenden Feuers tat seinen Pupillen unsagbar weh. Scully beherrschte ihre Sorge entschlossen, ignorierte seinen schwachen Widerstand und machte sich daran, den Agent zu versorgen. Er würde zumindest die nächsten Stunden nicht reisefähig sein, möglicherweise sogar die nächsten Tage, wenn sich die Gehirnerschütterung als schwerwiegend herausstellen sollte, und Scully schluckte den schalen Geschmack der Verzweiflung hinunter, der mit diesem Zugeständnis unweigerlich verbunden war. Es gab nichts was sie daran jetzt noch ändern konnten und sie mussten zusehen, wie sie mit diesem neuen Status Quo weiterkamen. Mulder beobachtete die routinierte Arbeit seiner Partnerin indes mit einem beklemmenden Gefühl der Schuld. Gibbs hatte ihm mit diesem schnellen und selbstlosen Handeln womöglich das Leben gerettet und hätte leicht selbst tödlich verletzt werden können. Es war pures Glück, dass sie alle dieser Situation mehr oder weniger lebend entkommen waren. Während dieser Ermittlungen waren er und Gibbs keinesfalls Freunde gewesen und Mulder war sich durchaus bewusst, dass er sich unmöglich benommen hatte, wo der NCIS-Agent nur höflich hatte sein wollen. Jetzt bedauerte er das zutiefst. Seufzend wandte er sich von dem unschönen Bild ab. Er konnte weder Gibbs noch Scully jetzt behilflich sein und überhaupt gab es zur Zeit nichts, was er hätte tun können. Es nagte an ihm der Wunsch hinaus in den strömenden Regen zu treten und einen Weg hinunter in das Tal zu suchen, aber er beherrschte sich mühsam. Seine Partnerin hatte Recht, auch wenn es ihm in seinem derzeitigen Gemütszustand nicht leicht fiel das einzugestehen, aber so unüberlegt vorzugehen würde ihm vermutlich tatsächlich nur den Tod bringen. Noch pulsierte das Adrenalin der zurückliegenden Hetzjagd durch seinen Körper und hielt ihn wach und unruhig. Aber er spürte bereits, wie es abzuflauen begann und dann würde nichts als niederschmetternde Erschöpfung zurück bleiben. Die letzten Stunden waren für sie alle hart gewesen, das bisschen Schlaf, welches sie in dem Bergdorf hatten genießen können, hatte die verlorenen Kräfte nicht wiederherstellen können. Sie mussten rasten. Sowohl in Gibbs Sinne, als auch in ihrem eigenen Interesse. Nach einem letzten, sehnsüchtigen Blick in die vor Nässe triefende Dunkelheit vor der Höhle, ließ er sich schwerfällig neben dem ärmlichen Feuer nieder. Müde rieb er sich das sonnenverbrannte Gesicht, seine Augen schmerzten protestierend von dem Wind, dem Sand und dem Regen, denen sie ausgesetzt gewesen waren. Er würde versuchen ein bisschen Schlaf zu finden und dann zusehen, dass er so schnell wie möglich einen Weg auskundschaftete, der sie hinunter zu dem Forschungsprojekt bringen würde. Ausgeruht würden ihn auch anstehende Kletterpartien nicht abschrecken. Für den Moment von diesem Plan zufrieden gestellt, driftete er langsam in einen unruhigen, traumlosen Schlaf. Aber die erzwungene Pause wurde länger als Mulder sich an diesem Abend noch gedacht hatte. Der Regen hielt hartnäckig an und der FBI-Agent fand sich in einem Kreislauf aus träger Müdigkeit und tiefem Schlaf wieder. Sein geschundener Körper forderte ein, was er ihm in den vergangenen Tagen vorenthalten hatte und ihm fehlte schlichtweg die Kraft, sich dagegen aufzulehnen. Sein Kopf schien in Watte gepackt und verweigerte ihm zu intensives Nachdenken. Scully behauptete, dass dies von der für sie ungewohnten Höhe hier in den Bergen stammte und Mulder machte sich gedanklich eine Notiz, dass er Bergregionen in Zukunft meiden würde. Am Morgen des zweiten Tages jedoch schien der Regen ein wenig nachzulassen und Scully scheuchte ihn hinaus, um irgendwie nach weiterem Feuerholz zu suchen. Gibbs schien es durch die erzwungene Ruhepause besser zu gehen, allerdings wurde er noch immer von zeitweiligem Schwindel und von Kopfschmerzen geplagt und schlief viel. So nahm Mulder die Gelegenheit dankend an, den beengten Raum zu verlassen und nahm sich vor, die Suche nach Brennholz mit der Suche nach einem geeigneten Weg zu verbinden. Er streckte seine schmerzenden Glieder, als er die gedrungene Höhle verließ und hob sein Gesicht dem warmen Regen entgegen. Keine Frage, er würde schneller bis auf die Haut durchnässt sein als ihm lieb sein konnte, aber für den Augenblick genoss er die Frische und das angenehme Vorbeistreichen des Windes. Zeitgleich fragte er sich verdrossen, wie Scully allen Ernstes von ihm erwarten konnte Brennmaterial für das Feuer aufzufinden. Nichts was hier draußen dem beharrlichen Dauerregen ausgesetzt war würden sie nutzen können, ohne gleichzeitig an Rauchvergiftung zu verenden. Er machte sich dennoch auf den Weg und entfernte sich bei seiner Suche unbemerkt immer weiter von der kleinen Höhle. Unbewusst verfolgte er den Weg zurück, welcher sie zuvor hier hinauf geführt hatte, und tatsächlich erreichte er schließlich eine windumtoste Felsnase, von der er hinab in ein weitläufiges Tal blicken konnte. Es regnete zwar noch immer stetig, aber bei weitem nicht mehr so heftig wie die vergangenen Stunden und das Tageslicht tat das übrige, damit er den weitläufigen Komplex auf der Talsohle entdecken konnte. Sein Herz machte einen freudigen Sprung, die Lichter gehörten tatsächlich zu einer modernen Gebäudeeinheit und er wischte sich mit zitternden Fingern das nasse Haar aus der Stirn, um besser sehen zu können. Es konnte sich bei den Gebäuden unmöglich um etwas anderes handeln als die Forschungseinrichtung, nach welcher sie suchten. Gedrungen duckte es sich in den Schutz der massiven Berghänge, unscheinbar aber aus Materialien erbaut, welche in diesem entlegenen Winkel Pakistans niemals erhältlich sein würden. Schon gar nicht in dieser Menge. Beinah wirkte es futuristisch, wie ein Geschwulst in der sonst so unberührten Umgebung. Hohe Zäune, gekrönt mit blitzenden Spiralen aus Stacheldraht, säumten dass ausufernde Territorium und ließen keinen Zweifel, dass Besuch unerwünscht war. Mulder konnte vereinzelte Figuren ausmachen, die in Abständen an dieser Grenzlinie entlang patrouillierten. Er grinste wölfisch, ein boshaftes Glitzern in den braunen Augen. Hatte die Entfernung die Nacht noch unwahrscheinlich groß ausgesehen, so wurde jetzt deutlich, dass das Tal nicht allzu schwer zu erreichen war und dass ein Marsch von nicht einmal einem halben Tag sie vor die Tore der Forschungseinrichtung führen würde. Praktisch ein Katzensprung. Vergessen war der Auftrag, frisches Brennholz zu besorgen. Statt dessen keimte in dem FBI-Agent der wilde Entschluss, sich näher an den Komplex heran zu schleichen und herauszufinden, wie sie die Sicherheitseinrichtungen unterlaufen und in die Gebäude eindringen konnten. Sie hatten bereits zu lange gezögert, auch wenn ihnen tatsächlich keine andere Wahl geblieben war, aber mit einem Mal brach die Unruhe und Rastlosigkeit wieder über ihm zusammen und machte es ihm unmöglich, diese Chance ungenutzt verstreichen zu lassen. Kurzentschlossen verließ er seinen Posten auf der Felsnase und machte sich daran, einen Abstieg entlang der schattengeschützen Felsflanke zu finden. Er fühlte sich frisch und ausgeruht und so brachte Mulder schnell einige Höhenmeter hinter sich. Der Untergrund war schmierig von den ausgiebigen Regenfällen und das blanke Gestein trügerisch und bremste sein Vorankommen, sehr zu seinem Verdruss. Aber nachdem er mehrfach unbedacht einen Schritt gesetzt und beinah jeglichen Halt verloren hatte, besann er sich und kletterte langsamer. Die Sonne wanderte hinter den bedrohlich tiefhängenden Regenwolken gen Westen, tauchte die Bergflanke in dunkle Schatten und schon bald wurde es empfindlich kalt auf dem schmalen, kaum erkennbaren Pfad, welchem der FBI-Agent folgte. Dennoch begann er zu schwitzen und sein Puls schlug kräftig und hart in seiner Brust. Scully hatte Recht, die Höhe machte ihm merklich zu schaffen und er sah sich zwischendurch immer wieder gezwungen innezuhalten, um wieder zu Atem zu kommen. Neben dieser ungewohnten Anstrengung ließ aber auch seine eigene innere Ungeduld und die Aussicht, schon bald einen genauen Blick auf den Feind werfen zu können, sein Herz schneller schlagen. Irgendwo in seinem Unterbewusstsein war ihm bewusst, in was für eine wahnwitzige Gefahr er sich hier gerade begab, aber er ignorierte das Stimmchen in seinem Kopf stur. Seine Knie bebten und seine Hände waren wund, als er nach einem kräftezehrenden Abstieg endlich den Fuß der Bergflanke erreichte und sich im Schatten der Felsen aufmerksam umsah. Die Fläche vor dem ausgedehnten Gebäudekomplex schien unüberwindbar in seiner vegetationsarmen Ödnis und Mulder fragte sich ernsthaft, wie er es ungesehen zum Zaun, geschweige denn darüber schaffen sollte. Er warf einen letzten Blick den Hang hinauf zu der Felsnase. Er musste blinzeln und schirmte seine Augen gegen das Licht ab. War da nicht eine Bewegung über ihm gewesen? Er konnte es nicht erkennen und so zog er sich tiefer in den Schutz der Felswand zurück. Er würde entlang dieses Hanges den Komplex umrunden, soweit es denn möglich war, und nach einer geeigneten Stelle zum Überqueren des Zauns suchen müssen. Es würde ihn noch mehr Zeit kosten, aber nun war er schon bis hier gekommen, er würde jetzt nicht einfach kehrt machen und diesen ganzen Teufelspfad wieder hinaufklettern. Zwar nagte das schlechte Gewissen schon ein wenig an ihm, dass er Scully mit dem verletzten Gibbs so lange allein ließ und der Bitte seiner Partnerin nicht nachkam, aber seine egoistische Neugier war wie immer stärker. So bewegte er sich in einem lockeren Dauerlauf in südlicher Richtung, als plötzlich das Geräusch von Motoren und der Klang lauter, rauer Stimmen seine Aufmerksamkeit ablenkte. Auf dem Freigelände vor den Gebäuden querte eine kleine Kolonne von Militärfahrzeugen die Strecke von einem für ihn nicht sichtbaren Ort zu einem kuppelförmigen Seitentrakt. Ein Tor öffnete seine gewaltigen Flügeltüren, um diesen Konvoi einzulassen und in dem durch elektrisches Licht erhellten Raum im Hintergrund meinte Mulder das Licht auf den unterschiedlichsten Gegenständen reflektieren zu sehen. Kalt strich ein Schauer über seinen schweißnassen Rücken. Wenn er sich nicht täuschte, waren dort in dieser Kuppel unzählige Tanks aufgereiht. Tanks wie er sie schon einmal gesehen hatte. Tanks, in denen Menschen in einer Nährlösung gehalten wurden. Oder diejenigen, die einstmals menschlich gewesen waren und im Rahmen dieses Forschungsprojekts zu tödlichen Chimären gemacht wurden.Das musste er genauer wissen! Darauf hoffend, dass die Aufmerksamkeit der Patrouillen auf den Konvoi konzentriert war, rannte Mulder geduckt und so schnell ihn seine vom Abstieg noch zitternden Beine trugen, hinüber zu dem zwei Mann hohen Metallzaun. Beinah auf allen Vieren huschte er daran entlang und kauerte sich in einer flachen Bodenwelle nieder. Es musste einen Weg geben, diesen Zaun zu überwinden. Und wenn er sich die zerklüftete Steppe betrachtete, kam ihm auch eine vage Idee. Vorsichtig spähte er zu dem keinen Meter entfernten Zaun und suchte dessen Linie nahe des Bodens ab. Da! Schnell erhob er sich, rannte geduckt die paar Meter und warf sich direkt vor dem Zaun zu Boden. Der Untergrund war normalerweise hartbackenes Erdreich, zwischen dessen Steinblöcken und verfestigten Erdschollen immer wieder Mulden mit losem Sand vorkamen. Nach den Regenfällen versank Mulder allerdings mehrere Zoll in den aufgeweichten Boden und der sonst so feine Sand hatte sich zu einer zähen, klumpigen Masse verdichtet. Und genau diesen galt es zu entfernen. Mulder ignorierte den Schmerz seiner wunden Handflächen, als er mit beiden Händen zugriff und das lose Erdreich zur Seite zu räumen begann. Er arbeitete schnell und verbissen und hatte nach nur wenigen Minuten einen passablen Tunnel unter dem Zaun ausgehoben. Seine Finger schmerzten, doch Mulder konnte nur den Weg ins Innere sehen. Dich an den Boden gepresst schob er sich in den schmalen Durchlass. Er hatte es geschafft. Er war drinnen und das entschädigte ihn für seine durchnässte und schlammbedeckte Kleidung. Ein triumphierendes Grinsen huschte über seine Züge, dann wandte er sich von dem Zaun ab und spurtete an ihm entlang in die Richtung des mysteriösen Kuppelgebäudes. Die Sonne sank bereits hinter die ersten Gipfel und sandte lange Schatten über das Gelände. Und mit der Dunkelheit nahm auch der Regen wieder zu. Ebenso wie der Wind. Mulder schon sein wachsendes Unbehagen entschlossen in den Hintergrund. Mochte sein, dass er heute nicht mehr in das gemeinsame Lager zurückkehren konnte, doch was er hier zu finden erhoffte, würde diesen Umstand in Gold aufwerten. Dessen war er sich sicher. Unbehelligt erreichte er den Seitenflügel des seltsam konstruierten Bauwerks, erklomm einige übereinander geschichtete Truhen und riskierte einen behutsamen Blick durch die verdreckte Scheibe.Es waren wohl einmal Lüftungsschlitze gewesen, welche gegen das Eindringen von Sand abgedichtet worden waren, und gestatteten dem Agent nur einen beschränkten Blick ins Innere. Mit angehaltenem Atem wischte er den Schmutz von der behelfsmäßig eingelassenen Scheibe. Der Eindruck hatte nicht getäuscht, das Gebäude war voll von diesen grotesken Tanks, eine Reihe hinter der nächsten. Mulder hätte nie gedacht, dergleichen noch einmal zu Gesicht zu bekommen. Die Lichtverhältnisse waren zu schlecht, als das er hätte erkennen können was sich in den Tanks befand. Die schwachen Umrisse, welche er zu erkennen vermochte, waren durchaus menschlicher Gestalt, aber er würde jede Wette halten, dass der Schein trügte. Sein Atem kondensierte auf der Scheibe, während er gebannt durch den schmalen Schlitz spähte und so bemerkte er nicht, dass sich sein unverschämtes Glück gefährlich dem Ende näherte. Eine Patrouille aus zwei Männern kam langsam auf seinen Standort zu. Noch unterhielten sie sich und achteten wenig auf ihre Umgebung und möglicherweise hätten sie den FBI-Agent sogar übersehen, hätte dieser nicht durch die Verlagerung seines Gewichts die Kisten unter sich zum Knarren gebracht. Mulder konnte gerade noch rechtzeitig zu Boden springen, als auch schon die ersten Geschosse genau dort einschlugen, wo er eben noch gestanden hatte. Heulend wurden sie von der massiven Stahlwand abgewiesen. Den unflätigen Fluch noch auf den Lippen, sprang der Agent zurück auf die Füße und wandte sich kurzerhand vom Zaun ab, um tiefer in den weitläufigen Komplex hinein zu laufen. Über den Zaun würde er es niemals rechtzeitig schaffen, aber vielleicht gelang es ihm seine Verfolger zwischen den Gebäuden abzuschütteln. In seinem Rücken öffneten sich die Tore des kuppelgleichen Gebäudes derweil erneut und gaben den Weg für ein weiteres Kommando an Wachleuten frei. Diesmal fluchte Mulder laut. Wie hatte er annehmen können hier so einfach hineinspatzieren zu können? War er denn völlig von Sinnen? Wieder einmal hatten ihn sein Ehrgeiz und seine unzähmbare Neugier in eine Falle gelockt. Scully würde schäumen vor empörter Wut ob dieser Dummheit und im Augenblick wünschte sich der FBI-Agent nichts mehr, als sich dieser Wut aussetzen zu müssen, statt den beiden Wachkommandos zu entkommen. Aber natürlich war der Versuch sinnlos. Seine Häscher waren sowohl zahlenmäßig als auch Konditionell besser aufgestellt. Sie holten ihn mit Leichtigkeit ein, schnitten ihm jeden weiteren Fluchtweg ab und warfen ihn zu Boden, wo er von groben Händen abgetastet und schließlich gefesselt wurde. Jegliches Winden und Aufbäumen war fruchtlos und verschlimmerte seine Situation lediglich, bis er den Schatten eines vermummten Hünen über sich gewahrte und den Steintrümmerer von Faust, welche zu diesem Riesen von Mann gehörte. Gleich darauf schwanden ihm auch schon die Sinne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)