Die schöne alte Zeit von abgemeldet (damals beim Kaiser....) ================================================================================ Kapitel 4: Neider ----------------- Geneviève und Nikolas waren nicht allein am See gewesen. Noch jemand hatte die elfengleiche Sängerin und die Küsse der beiden beobachtet: Georg von Teuteburg, Carolinas Bruder. Erregt wanderte er in seinem Salon auf und ab. Ständig hatte er Genevièves Bild vor Augen, wie sie dort auf dem Steg gesessen und so wunderschön und feengleich gesungen hatte, mit den Blumen im Haar. Er hatte eigentlich nicht die Absicht gehabt zu dem kleinen See zu reiten, zumal dieser ja nicht mehr zum Besitz der Teuteburgs gehörte. Doch sein Land grenzte an das der Livenlands, und da die Verwalter seinem Vater berichtet hatten, das an der nordwestlichen Grenze Wildschweine ihr Unwesen trieben, hatte Georgs Vater ihn kurzerhand dorthin gesandt um nach dem Rechten zu sehen. Der See lag in unmittelbarer Nähe, nur einen Steinwurf entfernt, und so war es unabwendbar gewesen, das Georg den Gesang Genevieves gehört hatte. Angezogen von den sonderbaren Melodien, die da über Wald und Flur klangen hatte er sich an den See geschlichen um gut verborgen zu entdecken wer oder was dort so herrlich musizierte. Außerdem verstanden sich die Oberhäupter beider Familien gut, sodass man keine Grenzzäune gezogen hatte. Er konnte also ungehindert näher treten. Als er sie erblickt hatte, erstarrte Georg. Einerseits vor Freude, denn er schwärmte schon lange für Genevieve. Andererseits vor Sorge und Misstrauen, denn was machte sie dort, am See seiner Nachbarn? Er wunderte sich sehr, denn das Gut der Troßburgs lag meilenweit entfernt, sodass man unmöglich zufällig in diese Gegend gelangen könnte. Außerdem hatte es gehießen das die Troßburgs aus geschäftlichen Gründen schon längst wieder in Berlin weilten. Aber Georg genoß den Gesang und beobachtete weiter. Wie oft hatte er Genevieve schon getroffen, auf Bällen in Berlin, auf Feiern und Debuts in Ostpreußen - doch nie hatte sie ihn auch nur eines Wortes gewürdigt oder ihm einen Tanz geschenkt. Georg von Teuteburg war ein ruhiger, ernsthafter Mensch, still und blaß. Braune Augen und braune Haare zierten seinen Kopf und sein Gesicht. Er war gut aussehend, gut gebaut, kultiviert und gebildet - aber eben ein stiller und in sich gekehrter junger Mann. Er entsprach einfach nicht Genevieves Naturell. Natürlich war sie ihm vorgestellt worden, doch er schien ihr so unscheinbar und hatte so wenig Eindruck bei ihr hinterlassen, das man ihn schlichtweg vergessen hatte. Nikolas und Andreas waren da aus einem ganz anderen Holze geschnitzt-wortgewandt,humorvoll,spontan,selbstbewusst und amüsant - doch auch mit ihnen hatte Georg nichts gemein. Er diente zwar in der selben Garnison wie die beiden auch, aber er zählte nun einmal nicht zu den begehrtesten Kameraden. Er hatte überhaupt sehr wenig Freunde. Eigentlich niemanden außer einem Cousin aus Danzig, den er jedoch selten zu Gesicht bekam, da er in Schlesien stationiert war. So hatte er seinen Gedanken nachgesonnen, bis plötzlich Nikolas auf dem Steg erschienen war. Erst war Genevieve erschrocken, doch dann machte sich Glück auf den Gesichtern der beiden bemerkbar. Und als sie sich dann auch noch geküsst hatten, da war es um Georgs Seelenfrieden geschehen gewesen. Auch wenn er nie wirklich mit ihr gesprochen oder getanzt hatte-es machte ihn glücklich sie still und heimlich lieben zu können, er wusste ja das sie niemandem versprochen oder zugetan war, denn sowas sprach sich sonst schnell in der Gesellschaft herum, und das gab ihm immernoch einen letzten Hoffnungsschimmer, sie eines Tages vielleicht doch besser kennen zu lernen und sie für sich zu gewinnen. Doch als er sie dann dort am See sah, Arm in Arm mit Nikolas von Livenland, da starb in Georg auch die letzte Hoffnung. Noch dazu kam es ihm recht absurd vor, denn Nikolas hatte sich in der letzten Zeit viel mit seiner Schwester Carolina getroffen, sie hatten Ausritte und Ausfahrten zusammen unternommen, natürlich nicht allein, es waren meist viele junge Menschen dabei, denn im Gegensatz zu Georg, war Carolina -obwohl sie seine Schwester war- eine sehr lautstarke junge Dame, egozentrisch, narzistisch und launenhaft, aber auch sehr amüsant und Wort gewandt. Sie kannte Viele und hatte viele Freundinnen, aber sie war dennoch ein ganz anderer Typ als Geneviève. Auch Carolinas Freundinnen gehörten nicht unbedingt zum Freundeskreis von Geneviève. Man kannte sich, aber man mochte sich nicht unbedingt. Von seiner Schwester hatte Georg jedoch erzählt bekommen, das Nikolas ihr unbedingt Avancen machte und das sie ihm durchaus nicht abgeneigt sei. Das beschwerte sein Herz noch mehr, denn trotz ihrer komplizierten Art, liebte Georg seine Schwester und wollte nicht, dass sie enttäuscht würde. So in Gedanken traf Carolina ihn an. Ohne anzuklopfen betrat sie seinen Salon, die Geschwister verstanden sich zu gut um sich mit solch "Nichtigkeiten" , wie Carolina es nannte, aufzuhalten. Ganz erstaunt blickte sie auf den Bruder, noch ernster als sonst sein Gesicht in Falten legte. "Brüderchen, was ist dir? Plagen dich Vaters Wildschweine so sehr? Oh Schwermut, oh schwermut..." lachte sie. Aber als sie bemerkte, das Georg ihr nur einen missmutigen Blick zuwarf, wurde es ihr doch zu Bunt. Manchmal musste sie ihren Bruder einfach aus seiner Melancholie wecken. "Georg, nun setze dich zu mir auf das Sofa, ich schenke dir einen Cognac ein, und mir genehmige ich auch einen, falls du nichts dagegen einzuwenden hast! Ist ja nicht mit anzusehen wie du dich heut wieder gehen lässt! Eine alte Witwe hat mehr Frohsinn als du mit deinen 27 Jahren!" Ihre grünen Saphiraugen blitzten als sie sprach und ihre mahagonifarbenen Locken bebten. Sie war schön, viele Männer lagen ihr zu Füßen, sie hatte porzellanweiße Haut und eine wunderschöne Figur. Sie hatte etwas rassiges und das zeigte sie auch. Sie spielte gern mit den Männern, es machte ihr einfach Spaß. Nur wenn es um ihren Bruder ging dann war sie oft ernst. Heute verspürte sie jedoch keine Lust auf ernste und langwierige Gespräche. Sie trank genüsslich ihren Cognac und hatte sich eine Zigarette angezündet. Mondän nannte sie es wenn sie sich so gab, ihre Mutter nannte es schlicht und ergreifend anstößig. Aber Carolina hatte ihren eigenen Kopf und ihre Mutter kaum Durchsetzungsvermögen. Während sie so da saß und Georg dazu nötigte sich einen Cognac einzuverleiben, stellte dieser plötzlich ruckartig das Glas ab, so das es überschwappte und fragte seine erschreckte Schwester, die solche Gefühlsausbrüche nicht von ihm kannte: "Carolina-bitte sage mir frisch und frei, was du für Nikolas von Livenland empfindest!" Schon wieder lachend antwortete sie: "Haha, aber Brüderchen bist du etwa eifersüchtig auf den guten Nikolas? Das brauchst du nicht zu sein, du stehst bei mir immer an erster Stelle!" Traurig erwiderte er: "Kannst du nicht einmal ernst bleiben Carolina? ich bitte dich um eine ehrliche Antwort und du amüsierst dich über mich..." Da begriff sie, das etwas ihn bedrücken musste, was mit ihr und Nikolas zusammenhing und frei heraus sagte sie: "Nun Georg, ich habe Gefallen an ihm gefunden, sogar großen Gefallen. Und ich denke ihm geht es genauso. Und ich denke, schon beim nächsten Ball in einer Woche wird er..." "Du irrst, Schwester. Du irrst dich sogar sehr", unterbrach er sie. Sie tat ihm leid, als sie ihn daraufhin mit großen Augen fragend anblickte. Georg wollte seiner Schwester nicht weh tun. Aber er konnte ihr das Gesehene nicht verschweigen. "WAS meinst du damit Georg??? Drücke dich bitte klarer und deutlicher aus! Gibt es da etwas was ich besser wissen sollte?" Nun wurde Carolina zornig. Ihre Augen funkelten vor Erregung und die Hand, die das Glas festhielt, zitterte. Während ihr Bruder berichtete, was er Stunden zuvor am see gesehen, fraß sie ihr Zorn inenrlich fast auf. Als Georg geendet hatte sprang Carolina auf. Sie schrie fast als sie ihm entgegnete: " Oh nein Bruderherz, so einfach kommen uns die beiden nicht davon! Ich mochte Geneviève noch nie leiden, diese falsche Schlange!" Schnell zündete sie sich eine neue Zigarette an und ging dann wütend vor sich hin lamentierend, wie zuvor auch schon Georg durch dessen Salon: "Sie wird mich kennenlernen! Nicht nur das sie meinem geliebten Bruder das Herz bricht-nein, sie wagt es auch noch mir meinen Mann wegzunehmen, MIR!-ich die Nikolas schon von Kindesbeinen an kennt, der mir Avancen gemacht hat!!! Ja Georg, sieh mich nicht so schockiert an wie ein Dackel, ich ahnte schon lange das du Genevieve liebst! Doch sie hat dich von Anfang an verschmäht! Sei einmal Manns genug, zeig ein einziges Mal das du ein wahrer Teuteburg bist und kämpfe! Kämpfe Georg hörst du??? Tu es für uns beide! lass dir das nicht gefallen! In einer Woche , Georg, in einer Woche!!!"Dann ließ sie den völlig verdutzen Georg einfach sitzen. Sie riß die Tür auf und ging hinaus, in ihre Schlafgemächer. Dort angekommen nahm sie das noch halbvolle Glas aus ihrer Hand, und schmiß es vor Wut in ihren Spiegel. Scherben bringen Glück. Sie können aber auch sieben Jahre Pech bedeuten... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)