Cas - Die Geschichte eines Irken von abgemeldet (...der aus dem Kollektiv ausgegliedert wurde) ================================================================================ Kapitel 3: Erwachen ------------------- Erwachen Als ich wieder zu mir kam, brannte die Sonne bereits von oben herab. Ich fluchte und stand ruckartig auf, da durchfuhr ein Schmerz meinen Rücken und gleichzeitig die Erinnerung mein Bewusstsein. Ich schrie auf und wäre fast zurück gestürzt, ich hielt mich jedoch noch an dem Gebäude fest – und fluchte erneut, als mich zwei Erkenntnisse trafen: Die Wand, an der ich gelegen hatte, war, so wie meine Kleidung, voller Blut. Das würde die Rückkehr nicht gerade einfach machen. Außerdem hatte ich keine Ahnung, wo ich mich befand. Die Häuser und Gassen sahen sich überall sehr ähnlich, doch diese Gegend war mir eindeutig fremd. Niemand war zu sehen, was aber nicht unbedingt ein gutes Zeichen sein musste, schließlich konnte sich hier auch etwas Schlimmeres eingenistet haben als der normale Pöbel. Auf jeden Fall musste ich zusehen, dass ich schnell hier weg kam. Ich betastete vorsichtig meinen Rücken und biss die Zähne zusammen. Man hatte wohl mit einer Laserwaffe oder einem Feuerball auf mich gezielt – und gut getroffen, direkt unterhalb meines ID-Paks. Dieser schien jedoch keinen Schaden genommen zu haben. Immerhin etwas. So gerne ich ihn auch loswerden wollte, sosehr brauchte ich ihn noch und ich hatte kein Interesse daran, einen geistigen Schaden davonzutragen. Auch meine Kopfbedeckung war dankenswerter Weise noch da, ich wusste nur nicht, wie es mit meinem Gesicht stand. Ich hatte meine Haut dunkel gefärbt und konnte nicht beurteilen, ob die Farbe nachgelassen hatte. Ich griff in den übelriechenden Schlamm, der die Straßen von Leta bedeckte und schmierte ihn mir ins Gesicht. Das war immer noch besser, als bei lebendigem Leib vom Mob zerrissen zu werden. Ich begann ächzend zu gehen und wünschte mir, wie so oft, meine mechanischen Spinnbeine zurück, die mir bei der Ausgliederung abmontiert worden waren. Die Ausgliederung..., dachte ich, als ich mich schwankend wie ein betrunkener Bac durch die Straßen bewegte. Manchmal...denke ich, es wäre vielleicht doch besser gewesen...aber...man kann die Zeit nicht zurück drehen, ich zumindest nicht. Ich wusste, dass es keinen Zweck haben würde, zu versuchen, sich an den Weg zu erinnern, auf dem ich hierher gelaufen war. Ich hatte so viele Gassen und Löcher benutzt und diese so wenig bewusst wahrgenommen, dass der ursprüngliche Weg kaum zu finden war. Außerdem würde ich so wieder auf die Hauptstraße kommen, was gewiss nicht in meinem Interesse lag. In einer Woche, wenn ein paar weitere „Irken!“ –Rufe durch die Hauptstraße geschallt waren, würden sie mich vergessen haben, die, die ich verwundet hatte. Die Anderen würden sich schon am nächsten Tag nicht mehr erinnern können, ob ich nur ein Wesen aus einem Jiujingrausch gewesen war oder real existent. Ich seufzte und begann meinen beschwerlichen Weg durch den Schlamm, der mir bis zu den Knien reichte, während die Sonne mit hämischer Gleichgültigkeit auf mich herab brannte. An diesem Tag ging ich wie in Trance durch die Gassen, ich wusste nicht, wohin ich ging, es war mir egal, hauptsache, ich musste nicht stehen bleiben. Einmal gab es jedoch einen klaren Moment; als die Sonne ein Stück weit über den Zenit gekrochen war, sah ich am Rand der Straße einen Farbtupfer aufblitzen. Ich wankte ungläubig darauf zu. Es war ein Tuga-Kraut, so viel wusste ich noch von meiner Ausbildung. Es sagte mir zwei Dinge: Diese Pflanze war unter den meisten Lebensformen sehr beliebt, weil sie sowohl blutstillend als auch schmackhaft war. Segg würde durchdrehen, wenn ich sie ihm geben würde, denn mir lag nichts an diesem Gemüse. Aber die Tuga-Pflanze war auch ein Hinweis dafür, dass ich mich sehr weit von bewohntem Gebiet entfernt hatte. Vorsichtig grub ich sie aus dem übelreichenden Boden aus, verbarg sie in meinem Mantel und stellte mich auf einen langen Marsch ein. Ich erinnere mich, zwischendurch Stimmen und Schritte gehört und verschiedene Stimmungen wahrgenommen zu haben, größtenteils negativer Natur, dann hatte ich mich meistens einfach vornüber in den Schlamm fallen lassen, sodass niemand mehr Interesse daran hatte, mich näher in Augenschein zu nehmen. Zum Glück habe ich keine Nasenlöcher, sie hätten sich sonst mit dem Schlamm und den niederen Lebensformen der Gassen gefüllt. Als ich keine größeren Lebewesen mehr wahrnehmen konnte, fuhr ich angewidert aus dem Dreck hoch und ging weiter. Als ich meine Umgebung wieder mehr bewusst wahrnahm, merkte ich, dass es bereits dunkel war. Die zwei Monde beleuchteten die Gebäude und ich glaubte, sie wieder zu erkennen. Ich schlug, nun etwas kraftvoller, den Weg ein, an dessen Ende ich meinen Unterschlupf vermutete. Ich sah mich nur noch halbherzig um, denn obwohl die Straßen hell erleuchtet waren, fühlte ich mich relativ sicher. Irken gelten als ein sehr reinliches Volk, das auf nahezu pedantische Weise Schmutzpartikel aller Art fürchtete. Was auch gar nicht so falsch war, aber ich hatte mich an die Umstände gewöhnen müssen, auf Leta durfte man nicht zimperlich sein. Aber immerhin würde nie Jemand auf den Gedanken kommen, dass es ein Irke war, der sich da durch die Gasse schleppte. Plötzlich blieb ich verwirrt stehen und starrte an die mir gegenüberliegende Wand. Es bedurfte einiger Sekunden, in denen ich nur stumpfsinnig dastand, bevor ich begriff, dass ich am Ziel war. Ich stöhnte gequält, als ich mich bückte, um durch das Loch und den Tunnel zu meinen Mitbewohnern zu kommen. Ich zog mich mehr über die Erde als dass ich ging, bis ich den vertrauten Lichtschimmer sah. Ich stutzte, als ich bemerkte, dass die Stimmen seltsam gedämpft klangen. Wieder dauerte es einige Momente, bis ich den Grund dafür herausfand: Ich war über und über mit einer schalldämpfenden Kruste aus Schlamm bedeckt. Ich bröckelte angeekelt ein paar Stücke ab, doch eher halbherzig, ich wollte nur noch Ruhe und nicht mehr denken müssen. Noch war ich jedoch nicht angekommen. Ich zog mich schließlich die letzten paar Schritte weiter und landete mit einem dumpfen Aufprall in dem mit warmen Licht erfüllten Raum. Ich bin zu Hause, dachte ich sarkastisch, bevor sich die Dunkelheit über mein Bewusstsein legte. ENDLICH kann ich weitere Kapitel ins Internet stellen! Ich möchte mich für alle bisherigen Kommentare bedanken und freue mich über Lob und konstruktive Kritik, da sie mich dazu motivieren, weiter zu machen! Danke^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)