The Queen of Death von Sushi-Fish (Kayako's Secret) ================================================================================ Kapitel 1: The Beginning ------------------------ Manchmal hasste ich sie. In Momenten wie diesem. Denn irgendwas auf meine Kosten hatten sie wieder ausgeheckt, das sah ich ihnen an. Sie liefen einige Meter von mir entfernt tuschelnd auf dem Schulhof umher. „Na Masami? Vermisst du nicht zufällig was?“, rief Keiko mir feixend zu. Sie und Akane liefen nun zu mir und schnitten mir den Weg ab, sodass ich sie unmöglich hätte ignorieren können, denn auch sie hatten bemerkt, dass ich auf diesem Gebiet besser geworden war. Eigentlich kam ich ganz gut mit den beiden aus, eine Zeit lang waren wir sogar gut befreundet gewesen. Allerdings bestand Keikos liebstes Hobby- und Akane unterstützte sie nach Kräften- darin, nervige Sprüche in meine Schulhefte zu kritzeln, mich in der Pause mit Kastanien zu bewerfen, in der Sportstunde meine Klamotten zu stehlen oder mein Spielzeug heimlich verschwinden zu lassen. Letzteres war diesmal allem Anschein nach der Fall und es tröstete mich wenig, dass ich keineswegs die Einzige war, an der die beiden ihren kindlichen und unangenehmen Humor auslebten. „Was wollt ihr?“, fragte ich ziemlich schroff. Keiko lächelte. „Ob du was vermisst habe ich gefragt!“ Ich überlegte. „Nicht, dass ich wüsste.“ Beide brachen in schrilles Gelächter aus. Der halbe Schulhof verstummte und sah in unsere Richtung. Ich wurde rot. „Sag es ihr, Aki!“ Keiko lächelte genüsslich. Akane grinste. „Also, wir haben deinen Gameboy.“ Ich wurde blass, denn keineswegs alle Gegenstände überlebten die Entführung der beiden. „Den DS?“, keuchte ich. „Ganz genau den!“, flötete Akane. Mein Entsetzen verwandelte sich in Wut. „Und was zum Teufel wollt ihr jetzt von mir?“ Ich brüllte fast. Beide hatten sich was das Lachen angeht halbwegs beruhigt. „Kennst du das Haus einige Straßen weiter?“ Sehr witzig. „Ich wüsste nicht, dass es da nur ein Haus gibt.“, brummte ich. „Na das Leerstehende.“ Akane und Keiko wechselten einen Blick. „Nein, kenne ich nicht.“ Das war die Wahrheit. Mir war nie ein leerstehendes Haus aufgefallen. „Okay. Komm mit. Wir zeigen es dir!“ Sie zogen von beiden Seiten an meinen Ärmeln. „Aber wir haben gleich noch eine Doppelstunde Kunst!“, sagte ich schnell. Keiko machte eine wegwerfende Bewegung. „Ach, was soll‘s...auf die beiden Stunden kommt es jetzt auch nicht mehr an.“ Das fand ich schon, denn obwohl ich keineswegs das war, was der Mensch im Durchschnitt als ´´Streber´´ bezeichnen würde, fand ich doch, dass Schwänzen weit über das Maß hinausging. Allerdings wollte ich meinen DS möglichst schnell wiederbekommen und Keiko und Akane waren schon dabei, mich auf die Straße zu bugsieren. Den ganzen Weg über schwiegen wir. Ich überlegte, was sie wohl für mich vorgesehen hatten und was ich am besten tun sollte. Mir viel nicht ein, was ich in einem Haus tun könnte. Hoffentlich nicht eine Hetzjagd mit den beiden durch den Keller. Bei Keiko wusste man nie, und wenn man die beiden sah, hatte man das Gefühl, Akane wäre ihre Sklavin. Sie tat alles für Keiko, die sie zutiefst bewunderte. Als wir vor dem Haus ankamen, wurde meine Vorahnung bestätigt, das Haus nicht zu kennen.Es war durchaus nicht gerade klein und man musste um hineinzugelangen zuerst eine Einfahhrt passieren. Ich blieb vor der Einfahrt stehen und wartete ab. „Was ist jetzt?“, fragte ich ungeduldig, als keiner ein Wort sagte und wir einige Zeit schweigend vor dem Haus gestanden hatten. „Wir dachten uns, du musst in dieses Haus gehen und deinen Gameboy suchen. Den haben wir nämlich irgendwo dort versteckt.“ Akane sah mich gespannt an. Anscheinend wartete sie auf eine Reaktion meinerseits. Aber den Gefallen tat ich ihr nicht. Innerlich jedoch regte ich mich über ihre Kindlichkeit auf. Wieso sollte ich möglicherweise stundenlang durch ein altes, vermutlich spärlich beleuchtetes Gemäuer kriechen? Ich hatte nicht die Absicht, mit den Spinnen und Asseln, die es dort zweifellos gab, Bekanntschaft zu schließen. „Und wo genau? In welchem Stockwerk?“ Akane lachte und warf ihr Haar mit einer raschen Bewegung in den Nacken. „Das musst du schon selber herausfinden!“ „Und ihr seit euch auch sicher, dass dort niemand wohnt? Dass die Tür offen ist?“, fragte ich, jetzt doch etwas besorgt. „Na klar. Alles überprüft. Und jetzt geh schon! Wir warten hier auf dich.“ „Was? Ihr kommt nicht mit hinein?“ Meine Stimme hörte sich gegen meinen Willen etwas zittrig an. Alte Gebäude und Dunkelheit hatten es mir wirklich nicht angetan. Ich bekam schon von dem kleinsten Ausschnitt eines Horrorfilms Alpträume. Was blieb mir also übrig? Anstatt zu antworten nickte Keiko auffordernd mit einer Spur von Ungeduld in den Augen zur Einfahrt. Ich lief also langsam auf die alte Tür zu, nicht ohne mich mehrmals mit einem Blick über die Schulter zu vergewissern, dass beide Mädchen noch hinter dem Gartentor standen. An der Tür blieb ich stehen. Eine Klingel oder auch nur ein Namensschild oder einen Briefkasten schien es tatsächlich nicht zu geben. Ich holte tief Luft und stieß die Tür auf. *** Keiko sah begeistert zu wie Masami zögernd auf das Haus zulief. Die Geschichte hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Masami sah so aus, als würde sie vor Angst zittern und vielleicht tat sie es auch. Jedenfalls war es eine geniale Idee gewesen, ihr das mit dem Gameboy zu erzählen. Ein wenig Mitleid empfand sie gegenüber Masami aber schon. Im Prinzip mochte sie sie sogar ganz gern. Sie war nicht so eingebildet wie die anderen Mädchen in der Klasse. Aber für ein solches Unternehmen eignete sie sich nun einmal am besten, denn sie war die Ängstlichste von allen. Natürlich war die ganze Sache fies, aber nur so würden sie ihren Spaß haben. Sie entschloss sich jedoch nach ungefähr einer Stunde in das Haus zu gehen und Masami darüber aufzuklären, dass sich der Gameboy keineswegs im Haus befand, sondern sicher in ihrer Schultasche verstaut war. Akane war der Meinung gewesen, sie sollten den DS tatsächlich im Gebäude verstecken, aber Keiko war dagegen gewesen. Was nützte das schon? Und ihren Vorschlag, selbst ins Haus zu gehen und ihn zu verstecken hatte sie abgelent. Dabei war nicht zu übersehen, dass es auch Akane nicht wohl war, in verlassenen Häusern herumzuspuken. Keiko sah auf die Uhr. Masami war jetzt schon zehn Minuten im Haus verschwunden. Es wunderte sie, dass sie es überhaupt so lange darin ausgehalten hatte. Sie hätte es ihr nicht zugetraut. Mal sehen, ob sie die Stunde überhaupt durchhielt. *** Akane hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Ihr Unterbewusstsein sagte ihr, dass mit diesem Haus etwas nicht stimmte. Und auf ihr Unterbewusstsein konnte sie sich meistens verlassen. Fast hätte sie Keiko davon erzählt, doch dann verkniff sie es sich. Sie würde sie ja doch wieder nur auslachen und feststellen, dass sie selber auch nicht besser wäre als Masami. Und das wollte Akane auf gar keinen Fall. Denn tief in ihr musste sie sich eingestehen, dass sie tatsächlich genau so viel Angst davor hatte das Gebäude zu betreten wie Masami anscheinend. Aber jetzt konnte sie ihr auch nicht mehr helfen. Und wenn Keiko meinte es wäre eine gute Idee, dann war es wohl auch eine. Allerdings fand sie sich selbst unendlich mies und eigentlich war das ganze total unangebracht. Gerade weil Masami so viel Angst hatte. Sie spürte einen Stich bei dem Gedanken, an Masamis Stelle ins Haus gehen zu müssen, um nach einem nicht vorhandenen Gameboy zu suchen. Sie hätten ihn wenigstens im Haus verstecken müssen, damit das ganze zumindest etwas fairer wurde. Aber jetzt war es zu spät. ______________________ So das erste Kapi^^ Sorry für diverse Rechtschreib-, und Komma-setz-Fehler, ich habe zwar versucht die meisten zu entdecken, aber es gibt ja fast immer ein paar Fehler... Übrigens: Es wird wahrscheinlich noch interessanter (naja, das hoffe ich zumindest;) hab ja noch nicht weiter geschrieben...) Aber ich finde echt, dass in dem Kapi die Gefühle von Keiko und Akane zu ausführlich beschrieben sind, das bremst das ganze iwie ein bisschen >_< Eigentlich war das auch nicht so vorgesehen, ich wollte zuerst nur in der ich-Form, also aus der Sicht Masamis schreiben. Aber dann habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie es weitergeht und da bot es sich an, diese Dreier-Sicht (ich nenns jetzt einfach mal so XD) zu nehmen. Und außerdem wollte ich jetzt am Anfang nochmal ein bisschen auf die beiden Figuren eingehen, damit man wenigstens ein bisschen merkt, dass sie nicht unbedingt so die typischen Streich-Spieler sind, und dass Akane von der Sache keineswegs so überzeugt ist, wie Keiko... Wie auch immer, ich hab im Urlaub angefangen das zu schreiben und dachte mir jetzt, dass man das ja weiterführen könnte... Kapitel 2: Kayako&Toshio ------------------------ Wie erwartet war die Tür nicht verschlossen. Es war eigentlich meine letzte Hoffnung gewesen, denn dann hätte ich nicht weitergehen müssen. Aber ich hatte mir sowieso unnötig welche gemacht. Schließlich mussten auch Keiko und Akane irgendwie ins Haus gekommen sein, um den Gameboy zu verstecken. Das Haus wirkte düster und ich war mir sicher, dass kein Mensch freiwillig hineingehen würde. Der Boden und die Treppe waren mit einer dicken Staubschicht überzogen – bis auf eine lange Schleifspur, die die Treppe hinunterreichte und in einem der Zimmer verschwand. Ich stutzte. Wie konnte das sein? Vielleicht war ja jemand in dem Haus gewesen, aber dann hätte er schon etwas sehr schweres die Treppe hinunterziehen müssen. Aber das war schließlich nicht meine Sache. Dennoch konnte ich ein unangenehmes Gefühl nicht unterdrücken, welches sich langsam in meinem Magen breitmachte. Es half nichts. Je früher ich anfing zu suchen, desto schneller könnte ich das Haus wieder verlassen. Also trat ich vorsichtig in den Flur und versuchte, möglichst über keine der hervorstehenden Bodenplatten zu stolpern. Es wurde mir fast unmüglich gemacht, denn das wenige Licht, das den Flur erreichte, kam von einem verschmierten winzigen Fenster über mir. Vorsichtig trat ich zu der ersten Tür rechts von mir. Ich würde die Suche systematisch beginnen. Ich registrierte, dass mir mein Herz bis zum Hals schlug. Am liebsten hätte ich mich auf dem Absatz umgedreht und wäre wieder hinausgelaufen. Aber machte ich mich nicht unnötig verrückt? Das war doch nur ein altes Haus. Es tat niemandem etwas. Entschlossen öffnete ich die Tür des Raums. Natürlich befanden sich keine Möbel mehr darin, doch das machte die Suche einfacher. Ein Blick genügte, um festzustellen, dass sich gar nichts in dem Raum befand. Auch an der Decke war kein DS befestigt. Auch das hätte ich Keiko zugetraut um mich auf den Arm zu nehmen. Ich sollte mich hier nicht länger aufhalten als unbedingt nötig. Ich trat wieder in den Flur und wollte gerade in den nächsten Raum gehen, als ich etwas hörte, dass mir die Haare zu Berge stehen ließ. Ich konnte nicht genau sagen, woher das Geräusch kam. Es hörte sich an, als hätte jemand ein Stück Holz genommen und es stückweise auseinandergebrochen und das ganze dann mit menschlicher Stimme nachgemacht. Es war ein Ton, der auch entsteht, wenn man die Luft anhält , den Mund öffnet und dann versucht, einen knirschenden Laut von sich zu geben, und den Mund immer weiter schließt. Nur viel lauter. Ich war mir sicher, dass es das unheimlichste Geräusch war, dass ich je gehört hatte. Ich presste meinen Rücken gegen die Wand. Das Geräusch war verschwunden. Überhaupt war es höchstens zwei Sekunden dagewesen. Jetzt konnte ich nichtmals mehr mit absoluter Sicherheit sagen, ob es überhaupt existiert hatte. Ich hörte hier ja schon die Flöhe husten. Noch ein paar Minuten blieb ich regungslos stehen, dann begann ich langsam mit meiner Arbeit fortzufahren. Es gab noch zwei weitere Räume im Erdgeschoss und mit einem kurzen Blick hinein stellte ich fest, dass sich in ihnen ebenfalls nichts befand. Also musste ich nach oben. Ich wusste nicht warum, aber das unangenehme Gefühl wurde stärker. „Es ist nur ein Haus.“, redete ich mir immer und immer wieder ein und stellte meinen Fuß auf die erste Stufe. Es knarzte laut. Das Geräusch durchbrach die Stille wie ein Kanonenschuss. Ich zwang mich dazu, weiterzugehen und nicht auf mein ansteigendes Gefühl der Panik zu achten. Oben beschloss ich mir zunächst den Raum vorzunehmen, der der Treppe genau gegenüberlag. Zuerst linste ich durch einen Spalt in der Tür, man konnte ja nie wissen... In dem Raum war ein großer Vorhang, der bis zum Boden reichte, und dem Vorhang gegenüber ein Einbauschrank mit einer großen weißen Schiebetür. Das waren doch schon zwei mögliche Verstecke. Ich ging zunächst zum Schrank und zog vorsichtig die Tür auf. Da war nichts. In dem Moment hörte ich hinter mir ein Geräusch. Es hörte sich an, als würde jemand mit nackten Füßen über den Boden laufen. Ich fuhr herum. An der Wang links von mir war die offene Tür, und gegenüber von mir der Vorhang. Langsam ging ich auf ihn zu, zog ihn mit einem Ruck beiseite. Nichts. Ich keuchte. Hinter mir hatte sich etwas bewegt. Allmählich wurde mir das doch zu bunt. Obwohl meine Angst fast unerträglich wurde, siegte meine Neugier. Ich blieb einen Moment regungslos stehen. Da fiel mir etwas auf. Der Schrank war nun verschlossen. Ich ging langsam hin und zog die Tür ganz vorsichtig auf. Wieder nichts. Das konnte doch nicht wahr sein! Das war unheimlich. Ich sollte so schnell wie möglich verschwinden. DS hin oder her, ich würde einfach irgendwann anders wiederkommen und jemanden mitbringen. Ich drehte mich zur Tür um...und schrie auf. Zwischen mir und Tür stand ein kleiner Junge, bestimmt nicht älter als elf. Er war nackt und sah eigenartig blass aus. Ich keuchte und hielt eine Hand auf die Brust gepresst. Er stand einfach nur da und bewegte mich nicht? „Wer-wer bist du?“, stotterte ich heiser, um Zeit zum Überlegen zu bekommen. „Toshio.“, sagte er leise, veränderte jedoch rein gar nichts an seinem Gesichtsausdruck und er machte auch keine Anstalten zu gehen. Ich überlegte, was ich als nächstes fragen könnte und richtete mich auf, denn ich war vor Schreck an der Wand hinuntergerutscht. Der kleine Junge öffnete kurz den Mund, so als ob er etwas sagen wolle, und in dem Moment sah ich sein Zähne. Sie waren nicht nur von der Form her ungewöhnlich, es klebte auch Blut an ihnen. Ich schrie erneut. Was sollte ich tun? Bevor ich reagieren konnte, drehte sich der Junge um und ging seelenruhig hinaus. Vorsichtig ging ich ebenfalls zu Tür und trat kurz darauf in den Flur, um besser sehen zu können. Ich war kurz davor, auf die Treppe zuzustürzen, als ich Toshio sah. Er stand direkt vor der Treppe. Diese war allerdings ungewöhnlich schmal, und ich hatte Angst vor dem Jungen. Er versperrte mir den Weg zur Tür. Kurz entschlossen stürzte ich zur nächsten Zimmertür und stolperte rückwärts hinein. Ich verschwendete keinen Blick in das Zimmer und das war ein Fehler. Hinter mir hörte ich eben dieses Geräusch, das ich schon unten gehört hatte. Blitzartig drehte ich den Kopf. Und was ich sah ließ mich fast einen Herzschlag kriegen. Eine Frau stand an der Zimmerwand. Sie war sogar noch blasser als Toshio und ihre schwarzen Haare hingen in ihrem Gesicht. Dieses war voller Blut, und sie blickte mich aus gierigen, weit aufgerissenen Augen an. Auch der Rest ihres Körpers, einschließlich ihrer Kleidung war blutdurchtränkt. Und sie machte dieses unheimliche Geräusch. Ich war so entsetzt, dass ich nichtmals mehr schreien konnte. Sie kam langsam auf mich zu. Und in dem Moment strömte das Gefühl in meine Beine zurück, das bisher gefehlt hatte. Ohne zu überlegen riss ich die Tür wieder auf, warf sie krachend hinter mir zu und sah mich nach einem Fluchtweg um. Da sah ich, dass Toshio nicht mehr zu sehen war. Ich rannte auf die Treppe zu und fiel buchstäblich hinunter. Unten riss ich die Haustür auf und stürzte auf den Vorhof. Ich war total außer Atem und meine Schuhe und Socken waren durchlöchert. Mein Knie zierte eine große Schürfwunde. Obwohl ich jetzt das Tageslicht wieder erreicht hatte, durfte ich mich auf keinen Fall sicher fühlen. Also hastete ich durch die Einfahrt zurück zu Keiko und Akane. Beide bogen sich angesichts der Vorstellung die sich ihnen bot vor Lachen. Ich atmete immernoch hektisch. Ihnen würde das Lachen schon noch vergehen. ____________________ Also das mit dem Vorhang war eigentlich nicht vorgesehen, weil ich Parallelen zum Film vermeiden wollte. Aber ein Schreibtisch in einem unbewohnten Haus erschien mir dann doch weit unrealistischer, deshalb doch der Vorhang... Den weißen Schrank hab ich natürlich aus dem Film übernommen, der ist ja fast schon Standard *lach* Kapitel 3: To Die ----------------- Keiko kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Die ganze Sache war einfach zu komisch. Masami tat, als hätte sie tatsächlich einen Geist gesehen. Sie hatte doch gewusst, dass sie mehr als geeignet war. „Was hast du denn mit deinem Knie gemacht?“, fragte Akane zwar mit einem Hauch von Spott, aber auch besorgt. Masami war immernoch leichenblass. „D-da waren zwei Leute drin!“, hechelte sie. „Was?“, prustete Keiko los. Die Sache wurde ja immer komischer. „Erklär ich euch gleich, erstmal weg hier!“ Masami warf panisch einen Blick zurück, als hätte das Haus zuvor erklärt, dass es sie bis zu ihrem Lebensende verfolgen würde. Keiko und Akane wechselten einen Blick, dann folgten sie Masami. Diese lief wie von der Tarantel gestochen in Richtung Innenstadt und blieb erst außer Atem stehen, als sie bestimmt einen Kilometer gelaufen waren. „Jetzt erzähl doch!“, drängte Akane neugierig. „In Ordnung. Aber ihr werdet mich auslachen.“ Daran hatte Keiko keinen Zweifel. *** Akane konnte sich das Lachen am Ende von Masamis Erzählung kaum verkneifen, aber sie musste doch zugeben, dass sie die Erklärung beunruhigte. Und hatte sie selber nicht auch ein ungutes Gefühl gehabt? Ihr wurde mulmig. „Ach, das glaubst du doch wohl selbst nicht. Geh in den Kindergarten, da bist du besser aufgehoben.“ Trotz ihrem zweifelndem Unterton fiel Akane auf, dass auch Keiko sich der Sache nicht mehr ganz sicher war. Masamis Gesicht wurde rot vor Wut. Bevor sie etwas sagen konnte, holte Keiko schnell den DS aus ihrer Tasche und drückte ihn der erstaunten Masami in die Hand. „W-was zum Teufel...?“, stieß Masami hervor. „Wir haben ihn nicht im Haus versteckt. Das macht die Sache lustiger. Aber keine Sorge, wir hätten dich schon irgendwann geholt. Aber so wirst du wahrscheinlich sowieso nicht mehr...“ Masami unterbrach sie. „Wie könnt ihr es nur wagen? Das ist nicht fair! Ihr seid echt total mies. Macht das nicht nochmal!“ Sie drehte sich um und lief schwungvoll über die Straße. „Im Prinzip hat sie ja Recht.“, murmelte Akane leise. Keiko sah sie von der Seite an. „Klar hat sie das.“, sagte sie locker. „Aber jetzt lass uns nach Hause gehen, ich hab Hunger!“ *** Ich kämpfte mit den Tränen, als ich nach Hause ging. Besser gesagt ins Internat. Ich lebte dort, da ich meine wirklichen Eltern nicht kannte. Niemand kannte sie. Ich war als kleines Kind verlassen auf der Straße aufgefunden worden. Einige Jahre war ich im Heim gewesen, dann hatte mich ein reicher Geschäftsmann mit seiner Frau adoptiert und mich aufs Internat geschickt. Er tauchte hin und wieder auf um Formalitäten zu regeln, aber ansonsten ließ er sich nicht oft blicken und das war mir auch ganz recht so. Er spielte in meinem Leben keine große Rolle. Normal gehörte zum Internat auch eine interne Schule, aber wegen Lehrerausfall gingen alle Kinder schon seit einem halben Jahr in die normale Schule. Am Internat angekommen ging ich sofort auf mein Zimmer und ließ mich aufs Sofa fallen. Nur die älteren Schüler, zu denen ich gehörte, hatten eigene Zimmer. Jetzt war ich froh darüber. Immernoch spukten mir Bilder von Toshio und der unheimlichen Frau durch den Kopf. Ich sah sie genau vor mir. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, diese Frau schon einmal getroffen zu haben. Aber ich hatte noch nie Begegnung mit Geistern gemacht, von daher war mir schleierhaft, woher ich sie kannte. Vielleicht bildete ich mir das alles auch nur ein. Wäre ja nicht das erste Mal. Am besten war immernoch, ich ging zu meiner besten Freundin. Wenn ich weiter allein blieb, würde ich noch Wahnvorstellungen bekommen. Hikari war die einzige, zu der ich immer kommen konnte, mit der ich immer über alles sprechen konnte. Auch diesmal hörte sie meiner Geschichte geduldig zu. Ich hatte erwartet, dass sie zwar nicht lachen würde, aber doch eher ungläubig reagieren würde. Aber zu meinem Erstaunen sah sie mich entsetzt an, als hätte ich ihr gerade offenbart, dass vor der Tür ein Geist lauerte, der nur darauf wartete sie umzubringen. „Was ist?“, fragte ich langsam. „Es ist also wahr!“ Die Farbe in Hikaris sonst so lebhaftem Gesicht wich einer Blässe, die ihr fast schon ein Aussehen à la Toshio verlieh. „Was ist wahr?“, fragte ich jetzt etwas ungeduldig, da sie unfähig schien, von sich aus etwas zu sagen. Sie griff nach meiner Hand. „Es ist schrecklich! Hast du es nicht gewusst?“ „Was gewusst?“ Ich schrie jetzt fast. Nach etwa einer Minute hatte sich Hikari wieder einigermaßen im Griff. Sie war immernoch geschockt, aber immerhin wieder im Stande, mehrere Sätze miteinander zu verknüpfen. „Also...ach ich weiß nicht, ob ich es dir sagen soll...aber andererseits-es ist besser so, du musst es einfach wissen. Vor einigen Jahren lebte in dem Haus eine Frau mit ihrem Mann und ihrem Sohn. Was ihr Mann zuerst nicht wusste,war, dass seine Frau in der Ehe nicht sehr glücklich war und ihren Lehrer liebte. Aber es kam wie es kommen musste, irgendwann erfuhr er es natürlich. Und dann hat er sie und den Jungen- “ Hikari schluckte. „Er hat die beiden ermordet. Und zwar richtig qualvoll.“ Ein Ausdruck des Ekels stand in Hikaris Gesicht. „Und seitdem spuken die Geister der beiden in dem Haus herum und bringen jeden um, der das Haus betritt. Es liegt ein Fluch auf dem Haus. Keiner kann ihm entkommen. Auch du nicht. Irgendwann werden sie dich kriegen. So war es bisher bei jedem.“ Ich spürte nur noch, wie meine Beine nachgaben, im nächsten Moment wurde es schwarz um mich herum. *** Akane saß an ihrem Schreibtisch und erledigte ihre Hausaufgaben, als das Telefon klingelte. Ein Blick auf das Display verriet ihr, dass Keiko am anderen Ende war. „Was ist?“, meldete sich Akane. „Ich habe nur nachgedacht. Vielleicht hat Masami doch Recht gehabt. Sie ist zwar überängstlich, aber die Wahrheit sagt sie immer. Ich denke nur, wir sollten mal nachsehen.“ Akane spürte einen Kloß im Hals. In dieses Haus gehen? Sie zögerte. „Bist du dir sicher? Das ist vielleicht gefährlich.“ Keiko lachte, auch wenn es etwas künstlich klang. „Wahrscheinlich ist an der Geschichte wirklich nichts dran. Komm schon. Oder bist du auch zu ängstlich für so etwas?“ Ihre Stimme hatte diesen Ton angenommen, mit dem sie immer mit Leuten sprach, die sie für einfältig und kindisch hielt. Akane schluckte. „O...okay.“ „Super! Dann in einer halben Stunde vor dem Haus!“ Schon hatte sie aufgelegt. Akane war mulmig zumute. Das war ganz gewiss nicht die richtige Entscheidung gewesen. Und sie würde ganz sicher nur im Notfall in das Haus gehen. *** Keiko war sich auch im Klaren darüber, dass es nicht ungefährlich war in dieses Haus zu gehen. Aber sie hatte sich den ganzen Weg über eingeredet, dass es ein Hirngespinst von Masami sein müsste. Sie glaubte nicht an Geister. „Na dann komm!“, sagte sie sofort, als sie zu Akane stieß und trat in die Einfahrt. Akane jedoch hatte sich nicht vom Fleck gerührt. „Was ist?“ „Geh du doch lieber vor. Ich will da nicht rein.“ Keiko zögerte. Wenn Akane sich erstmal zu etwas entschlossen hatte, dann war sie nicht abzubringen. Aber wenn sie selber jetzt kneifen würde, dann würde Akane bestimmt in der ganzen Schule herumerzählen, was für ein Angsthase sie doch war. Und sie war sich schließlich sicher, dass es mit diesem Haus nichts besonderes auf sich hatte. „Okay.“, sagte sie schließlich. Aber wenn ich nach einer...hm..sagen wir Viertelstunde nicht zurück bin, dann kommst du nach.“ Akane nickte langsam. „Versprochen.“, sagte sie. Das Haus war wirklich ziemlich düster und auch Keiko musste zugeben, dass es schon ziemlich unheimlich war. Sie ging in jeden Raum im Erdgeschoss und stieg dann vorsichtig die schmale Treppe hoch. Oben gab es vier Räume. Zuerst wollte sie in den ihr am nähsten gehen. Da war nichts, außer einem offenen Schrank in der Wand. Also ging sie in den nächsten Raum. Dieser lag allerdings ziemlich weit hinten im Flur. Irgendwas in ihr weigerte sich, diesen Raum zu betreten. Langsam streckte sie die Hand nach der Türklinke aus. Doch bevor sie diese auch nur berührt hatte, wurde die Tür schon von innen aufgerissen. Keiko schrie. Vor ihr stand eine Frau. Sie war blutverschmiert und gab ein iegenartiges Geräusch von sich, dass Keiko das Blut in den Andern gefrieren ließ. Reflexartig stolperte sie zurück. Sie wollte nur noch eins: möglichst schnell wieder hinauskommen. Sie rannte zur Treppe. Die Frau kam ihr nach. Es kam Keiko vor, als würde sie schweben. Sie kam immer näher, ohne große Hast. Dabei atmete sie abwechselnd schleppend ein und aus und machte dieses gruselige Geräusch. Keiko raste die Treppe hinunter und zur Tür. Sie rüttelte an der Klinke, doch die Tür gab nicht nach. Jemand musste sie zwischenzeitlich verschlossen haben. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen und warf sich immer wieder gegen die Tür. Die gab allerdings nicht nach. Die Frau kam immer näher. Keiko schrie und heulte und rüttelte wie eine Wahnsinnige an der Tür. Es half nichts. Und einen Ausweg gab es auch nicht. Die Frau war nun nur noch einen Meter von ihr entfernt. Sie stöhnte leise. Keiko presste sich gegen die Tür. Sie war wie gelähmt. Jetzt konnte sie den Geruch von Blut riechen, der von der Frau ausströmte. Sie war nun dicht bei Keiko. Ihre kalten Finger schlossen sich fest um Keikos Hals. Keiko schrie. Und schrie. Bis es ihr die Luft abschnitt und die Umgebung verschwand. Kapitel 4: And now? ------------------- Akane stand immer noch vor der Einfahrt und hatte sich an einen Zaunrest gelehnt. Wo blieb Keiko nur? Akane sah unruhig auf die Uhr. Die Freundin war nun schon genau zwölf Minuten in dem Haus. Am besten, sie würde losgehen und sie suchen. Unentschlossen stand sie herum. Fünfzehn Minuten. Akane erhob sich langsam und ging vorsichtig auf das Haus zu. Sie legte eine Hand auf die Klinke. War das wirklich das Richtige? Aber sie hatte es Keiko versprochen. Also gab sie sich einen Ruck. Langsam öffnete sie die Tür. Und schrie. Vor ihr auf dem Boden lag Keiko, den Kopf merkwürdig verdreht. Es war, als würde sie Akane aus ihren leblosen, und weit aufgerissenen Augen anstarren. Und über ihr kniete eine Frau. Sie war blass, hatte schwarze Haare und sah aus wie aus einem Horrorfilm entflohen. Akane schrie immernoch. Die Frau erhob sich langsam und starrte Akane an. Diese hatte aufgehört zu schreien und rannte zur Ausfahrt. Mehrmals stolperte sie und sie war sich bewusst, dass ihre Hose zerfetzt war, aber es war ihr egal. Sie lief nur immer weiter und weiter, bis sie vor der Wohnung in der sie lebte ankam. Sie hatte den gequälten Gesichtsausdruck der toten Freundin noch immer in den Augen. *** Das erste was ich wahnahm war, dass ich etwas kaltes auf der Stirn hatte. Ich blickte auf, und allmählich begann das Gewirr von Farben um mich herum wieder Gestalt anzunehmen. Hikari stand am anderen Ende des Raumes und sah aus dem Fenster. „Was ist passiert?“, fragte ich sofort, denn in meinem Kopf herrschte ein einziges Chaos. „Du bist einfach so umgekippt.“, sagte Hikari. „Erinnerst du dich denn nicht? Ich hatte dir gerade von dem Fluch erzählt.“ Sie wiegte bedeutungsvoll den Kopf hin und her. In dem Moment erinnerte ich mich wieder, und von einem Moment auf den anderen machte sich in meinem Kopf wieder dieses Gefühl von Angst und Hilflosigkeit breit. Ruckartig stand ich auf. „Ich gehe wieder in mein Zimmer.“, murmelte ich mehr zu mir selbst als zu Hikari. „Okay. Mach das. Bis heute abend dann!“ Ich nickte nur. Als ich fast im Flur war, hielt mich Hikari, die hinter mir gestanden hatte und ihr Haar gekämmt hatte, noch einmal an meiner Bluse fest. „Und Masami?“ Ich drehte mich erneut zu ihr um. „Sei vorsichtig. In Ordnung? Pass auf dich auf! Versprichst du mir das?“ Ich sagte nichts. Ich glaube nicht, dass ich dazu in der Lage gewesen wäre. Und außerdem konnte ich es nicht versprechen. Es wäre eine einzige Lüge gewesen. Zurück in meinem Zimmer hörte ich als erstes das Klingeln meines Handys. Wer rief denn jetzt noch an? „Hallo?“, krächzte ich ungehalten. Nichts. Mir wurde unheimlich. „Wer ist da? Also bitte, wenn das ein Scherz sein soll, dann-“ Ich kam gar nicht dazu, den Satz zu Ende zu sagen, aber das war auch gut so, denn ich hatte nicht die geringste Ahnung, was dann wäre. „Masami! Ein Glück, dass du da bist!“ Die verheulte Stimme am anderen Ende hörte sich verdammt nach Akane an. Ich atmete erleichtert auf. „Was ist denn los?“ „Es ist Keiko. Sie ist in das Haus gegangen. Diese Frau hat sie umgebracht!“ Ich begriff gar nichts. „Was ist? Die Frau? Ich denke ihr glaubt mir nicht?“ „Es gibt kein ´´ihr´´, Keiko ist tot, hab‘ ich doch gerade gesagt! Warum verstehst du mal wieder gar nichts?“ Ich nahm den Hörer in die andere Hand und ließ mich auf mein Bett sinken. Ich hätte nicht länger stehen können. „Jetzt erzähl doch mal der Reihe nach.“ Meine Stimme hörte sich genau so an, wie ich mich fühlte. Brüchig und hilflos. Akane schluchzte. „Also gut. Keiko meinte, wir könnten ja wenigstens mal nachgucken, ob etwas in dem Haus ist. Wir sind also hingegangen.“ „Und was ist mit dir?“ „Ich wollte nicht in das Haus gehen. Also sollte ich nachkommen. Nach 15 Minuten. Als ich dann die Tür aufgemacht habe lag Keiko direkt vor mir auf dem Boden – tot! Und diese Frau über sie gebeugt.“ Wieder schluchzte Akane. „Was mach ich denn jetzt?“ Ich überlegte. Zumindest soweit, wir ich dazu in der Lage war. „Dann rede auf jeden Fall mit ihren Eltern.“.plapperte ich drauflos. „Das ist wichtig. Und komm nicht in die Nähe dieses Hauses.“ Bevor Akane noch irgendetwas sagen konnte, legte ich schnell auf und ließ mich vom Bett gleiten. So zusammengekauert saß ich dann da. Keiko hatte es also erwischt. Und wenn diese Frau keine Haluzination von mir war, und auch noch Leute tötete, dann lag die Vermutung nahe, dass auch an dem Fluch etwas dran war. Urplötzlich brach ich in Tränen aus. Aber nicht aus Trauer und auch nicht wirklich aus Angst. Es war mehr die Wut auf mich selber, weil ich einfach in dieses Haus gegangen war und uns alles eingebrockt hatte. War ich vielleicht sogar schuld an Keikos Tot? Unsinn. Ich rief mich selber zur Ordnung. Sie war durch ihr eigenes Verschulden gestorben. Warum musste sie denn auch in dieses Haus gehen? Aber mich plagte immernoch ein Schuldgefühl. Wenn ich mich erst gar nicht auf sie Sache eingelassen hätte, wäre das alles nicht passiert. Über diese Tatsache konnte man nicht hinwegtäuschen. Ich weinte heftiger. Das war doch Wahnsinn. Ich raufte mir die Haare. Die Wahrheit nistete sich nach und nach in meinem Kopf ein. Sie würde mich kriegen. Irgendwann. Und dann würde sie mich töten, ebenso wie Keiko. Sie würde es einfach tun. Wenn die ganze Sache mit einem Fluch zu tun hatte, dann gab es kein Entkommen. Sie würde mich einfach erwischen .Früher oder später. Die letzten Worte klangen in meinem Kopf wieder, obwohl ich sie gar nicht laut ausgesprochen hatte. Früher oder später. Früher oder später. Oder später. Oder- Ich hörte einen Schrei. War das meiner? Anscheinend. Nebenan rief jemand: „Hey, da drüben! Krieg dich ma‘ wieder ein!“ Ich atmete schnell. Zum Glück war das Echo endlich aus meinem Kopf verschwunden. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich die Bettdecke vom Bett gezerrt hatte. Rasch hob ich sie wieder auf und legte mich direkt aufs Bett. Ich wurde hier noch wahnsinnig. Aber was sollte ich tun? Vielleicht Selbstmord? Ich überlegte gerade wie es sein würde, sich selbst mit einer Rasierklinge die Pulsadern aufzuschlitzen. Oder von einer Brücke zu springen. Bei diesen Gedanken wurde mir unerträglich schlecht. Ich würde einfach nie zu Selbstmord in der Lage sein. Ich schloss die Augen. Am besten, ich schlief eine Runde. Und im selben Moment hoffte ich, dass ich nie wieder aufwachen würde. *** Akane saß zusammengekauert in einer Ecke ihres Zimmers. Obwohl hier eine enorme Hitze war, zitterte sie. Immernoch wollten ihr die Bilder von Keiko und der Frau nicht aus dem Kopf. Sie wimmerte leise. Es war einfach unerträglich. Vielleicht war das alles nur ein böser Traum. Akane biss sich ins Handgelenk, das sie auf ihr Knie gelegt hatte. Es tat höllisch weh und zu allem Überfluss blieb ein schon leicht blutiger Abdruck zurück. Aber wen interessierte das schon? Akane stand vorsichtig auf. Ihr war etwas schlecht und sie fühlte sich wie bei einer zu rasanten Achterbahnfahrt. Vorsichtig taumelte sie ins Bad. Ihr eigenes Spiegelbild war ihr fremd. Sie sah etwa so aus, als hätte sie eine Woche nicht mehr geschlafen. Nur schlimmer. Eine Weile starrte sie in den Spiegel, dann konnte sie ihren eigenen Anblick nicht mehr ertragen. Sie hatte Durst. Viel Durst. Aber ein Blick in den Kühlschrank verriet ihr, dass kein Wasser mehr da war. Also musste sie wohl oder übel in den Keller. Auf dem Weg dahin traf sie niemanden, mit Ausnahme ihres Nachbars. „Nanu, was ist denn mit dir passiert? Bist du unter den Zug geraten?“ Er lachte scheppernd und Akane fühlte sich nur noch elender. Sie trat in den Kellerraum. Wo war denn der Lichtschalter? Sie hörte ein Geräusch und blieb stocksteif stehen. Es kam aus dem Raum, den sie gerade betreten hatte. Akane unterdrückte den in ihr aufblitzenden Instinkt, einfach wegzulaufen. Ihre Hand tastete weiter nach dem Lichtschalter. Und endlich berührte etwas hartes und viereckiges Akanes Hand. Erleichtert drückte sie auf den Schalter. Im ersten Moment sah sie nichts. Doch als sie langsam etwas weiter in den Raum trat, bemerkte sie die Katze. Eine kleine, schwarze Katze. Sie saß neben den Geträngekästen und blickte sie an. Anscheinend war das Geräusch dadurch verursacht worden, dass die Katze eine leere Flasche umgestoßen hatte. Akane ging näher heran. Was machte hier eigentlich eine Katze? In dem Haus waren Haustiere strengstens verboten und so weit sie wusste hielten sich auch alle Leute daran. Die Katze strich um Akanes Beine. Sie streckte ihre Hand aus um sie zu streicheln, doch die Katze fauchte sie nur an und tapste aus dem Raum. Kapitel 5: Die? --------------- Ein dunkles Haus mitten in der Nacht. Eine große Tür. Ein Schrei. Eine mit Blut beschmierte Frau. Ein kleiner Junge. Die Frau kommt näher. Es gibt keinen Ausweg. Sie greift nach mir. Ich schreie. Das Nächste, was ich wahrnahm, war ein Ziehen in meinem Rücken. Ich schlug die Augen auf. Ich war nicht tot? Ich versuchte mich aufzurichten, ließ mich aber sofort wieder fallen. Mein Kopf schien angesichts der anhaltenden Schmerzen zu zerspringen. Anscheinend war ich in meinem Zimmer. Also war alles nur ein böser Traum. Ich atmete tief durch und gewann langsam wieder die Kontrolle über mich. Anscheinend war ich aus dem Bett gefallen. Erneut versuchte ich aufzustehen. Es kostete mich alle Kraft. Wieso gerade ich? Warum war ich überhaupt in dieses Haus gegangen? Hätte Keiko nicht einmal vernünftig sein können? Aber es half nichts. Keiko war nun einmal tot. Und wahrscheinlich würde ich auch so enden. Aber ich würde sie nicht kampflos gewinnen lassen, ich würde wenigstens versuchen, zu überleben. Gleichzeitig wurde mir bewusst, wie lächerlich meine Gedanken doch waren. Wenn sie wirklich jeden umbrachte, und danach sah es schließlich aus, dann hätte ich, als machtlose Schülerin, nicht den Hauch einer Chance. Aber wahrscheinlich blieb mir doch nichts Anderes übrig, als einfach abzuwarten. Aber ich hielt das einfach nicht aus. Noch nicht einmal schlafen konnte ich, ohne von der Frau in meinen Träumen heimgesucht zu werden. Warum tat sie den Leuten das an? Reichte es denn nicht, wenn sie selbst qualvoll gestorben war? Allerdings war sie ja auch ein Geist, und da wusste man nie...Vor wenigen Tagen noch hätte ich als Antwort die Frage nach der Existenz von Geistern müde lächelnd die Augenbrauen hochgezogen, aber so schnell konnten sich die Dinge ändern. Ununterbrochen sah ich die Frau vor meinem geistigen Auge. Und immernoch wusste ich nicht, woher sie mir bekannt vorkam, oder wenigstens, an wen sie mich erinnerte. Mein Kopf pochte immer noch unangenehm und machte mir das Nachdenken zur Qual. Vorsichtig richtete ich mich auf, um mir einen nassen Waschlappen zu holen und klammerte mich unwillkürlich am Bett fest. Wie schaffte sie es bloß, die Leute so weit zu kriegen, dass sie verrückt wurden oder nicht mehr alleine laufen konnten? Von einem Möbelstück in meinem Zimmer zum nächsten hangelnd machte ich mich auf den Weg zum Waschbecken neben der Tür. Kaum hatte ich mit zitternden Händen einen Waschlappen befeuchtet, sank ich auch schon wimmernd neben dem Waschbecken zusammen. Ich kam mir einfach jämmerlich vor. Wie ein kleines Kind, das an einer lebensgefährlichen Grippe erkrankt war. Und so war es ja auch. Nur, dass die Grippe Angst hieß. *** Akane hatte die schwarze Katze schon längst aus ihrem Kopf verdrängt. Masami hatte gesagt, dass sie mit Keikos Eltern sprechen sollte. Aber wie sollte sie das schaffen? Allein schon mit ihrem momentanen Aussehen, das sicherlich an das einer Moorleiche erinnerte, konnte sie doch niemandem unter die Augen treten. Andererseits wusste sie auch, dass sie sich vor dem Gespräch nicht drücken konnte. Sicherlich machten Keikos Eltern sich schon Sorgen um ihre Tochter. Wenn ihre eigenen Eltern doch da gewesen. Aber ihr Vater war mal wieder auf irgendeinem wer weiß wie wichtigen Geschäftsessen und ihre Mutter bei ihren seltsamen Freundinnen in der Nachbarschaft, mit denen sie fast jeden Tag über die neusten Klatschnachrichten diskutierte. Und wer kümmerte sich um sie? Wahrscheinlich würde sie ihren Eltern nur dann nicht mehr egal sein, wenn sie einfach still und unbemerkt starb. Aber das würde ja doch bald der Fall sein, und wenn sie nachhelfen musste. So konnte es einfach nicht weitergehen. Jetzt nicht mehr. Der Gedanke an Keiko ließ sie nicht los. Wie musste es sich anfühlen, wenn man vor Sorge um seine Tochter fast umkam? Akane wimmerte. Sie musste zu den Eltern ihrer Freundin gehen. Und zwar sofort. Das war sie Keiko schuldig. Zitternd erhob sie sich von dem Sessel, auf dem sie bisher gehockt hatte und warf sich schnell eine Jacke über. Am besten, sie beeilte sich. Es war ja schon Abend und sie hatte nicht die Absicht, mitten in der Nacht durch die Stadt zu irren. Auf der Straße konne sie nicht anders, als sich an jeder Straßenecke unruhig umzusehen. Litt sie jetzt schon unter Verfolgungswahn? Neben ihr raschelte etwas. Akane sprang vor Schreck einen halben Meter zurück, bereit, jederzeit wegzulaufen. Nichts rührte sich. Dann wieder ein Rascheln. Ohne sich noch einmal umzudrehen, rannte Akane, bis sie das Rascheln weit hinter sich gelassen hatte. Schwer atmend blieb sie stehen. Durch das schnelle Laufen dröhnte ihr Kopf wieder unangenehm. Langsam ging sie weiter. Am Straßenende wäre sie allerdings fast über eine schwarze Katze gestolpert, die vor ihr auf der Straße stand und sie fast schon feixend anblickte. „Husch, husch!“, rief Akane, als die Katze keine Anstalten machte, vor ihr zurückzuweichen. War das normal für Katzen? Und wieso immer Katzen? Das war schon die zweite an diesem Tag und auch sie hatte sich reichlich unnormal verhalten. Brachten schwarze Katzen nicht irgendwo Unglück? Sie hatte mal so etwas gehört. Aber das war ja jetzt nicht so wichtig. Endlich entfernte sich die Katze wieder. Akene kam es so vor, aber wahrscheinlich bildete sie sich es nur ein, als würde die Katze sie noch einmal spöttisch ansehen, bevor sie sich ins Gebüsch am Straßenrand verzog. Akane fühlte sich jetzt reichlich unwohl in ihrer Haut. Alle Ereignisse zusammen gaben ihr ein Gefühl äußerster Unsicherheit und irgendetwas sagte ihr, dass dieses Gefühl durchaus beründet war. Zum Glück war es nicht mehr weit bis zu dem Haus von Keikos Eltern. Sie sah auf ihre Armbanduhr. Es war fast zehn Uhr abends. Normal hätte sie es als unhöflich betrachtet, um diese Uhrzeit bei Leuten zu klingeln, die sie nicht allzu gut kannte, aber das war ja auch ein Ausnahmezustand. Langsam ließ sie ihre Hand zum Klingelknopf gleiten. Drinnen begann sofort ein Hund zu bellen. Endlich ein Tier, das keine Katze war. Innerhalb von Sekundenbruchteilen wurde die Tür aufgerissen und das besorgte und hoffnungsvolle Gesicht von Keikos Mutter blickte ihr entgegen. Der Hund sprang sofort an ihr hoch und schleckte ihre Hand ab. Akane war sich sicher, dass der Hund bei ihrem letzten Besuch noch nicht da gewesen war, aber das war ja auch schon ein Weilchen her. „Guten Abend.“, sagte Akane höflich und verbeugte sich leicht. Der Mutter ihrer Freundin war die Enttäuschung darüber, sie und nicht ihre Tochter vor der Tür vorzufinden, deutlich anzusehen, aber sie gab sich alle Mühe, es zu verbergen. „Guten Abend. Du bist doch die Freundin meiner Tochter. Was machst du denn hier?“, fragte die Frau mittleren Alters verwirrt und ließ den Blick vorsichtig über Akane wandern, die sich in ihrer leicht blutigen und teilweise kaputten Kleidung, die sie noch nicht gewechselt hatte, wie etwas ungeheuer Ekliges vorkam. „Das ist eine lange Geschichte. Ich halte es für besser, wenn wir das drinnen besprechen.“, sagte sie und war überrascht, wie sicher ihre Stimme klang. „Oh ja, natürlich. Komm rein.“ Keikos Mutter trat zur Seite und wenige Minuten später fand sich Akane auf einem flauschigen Sofa im Wohnzimmer und mit einer Tasse Tee in der Hand wieder. Keikos Eltern sahen sie erwartungsvoll und besogrt an. ------ Jaa also allmählich wird’s iwie langweilig T_T aber was solls^^ Sorry für Rechtschreib-, oder sonst was für Fehler...^^ Ich hoffe nicht, dass ich aus Versehen irgendeinen Widerspruch eingebaut habe, aber es ist ja doch schon ziemlich lange her, dass ich die ersten 4 kapis geschrieben hab, und ich habe alles nur noch mal so überflogen, deshalb kann es eben sein, dass was nicht ganz hinkommt, aber ich hoffe es mal nicht o_________o Kapitel 6: Keikos Eltern ------------------------ Keikos Mutter klammerte sich verzweifelt an ihrem etwas altmodischen Kimono fest. „Aber wie kann das...Keiko...tot?...Das ist doch nicht...“ Sie sah aus, als wäre gerade die Welt untergegangen. Ihr Mann legte ihr vorsichtig den Arm um die Schultern, doch auch er brachte vor Bestürzung kein Wort heraus. Die Beiden taten Akane unendlich leid. Sie konnte ihre Trauer gut nachempfinden, schließlich litt sie selbst nicht wenig unter dem Tod. Aber immerhin hatten die Eltern nicht auch noch die tote Keiko sehen müssen. Lange Zeit sagte niemand etwas. Akanes Hand krampfte sich in das weiche Sofa, während sie ausdruckslos vor sich hin starrte. Die Eltern ihrer toten Freundin lagen sich weinend und schluchzend in den Armen. Es kam Akane wie eine Ewigkeit vor, und schließlich sagte Keikos Vater: „Ich kenne das Haus.“ „Tatsächlich?“, schluchzte seine Frau überrascht. „Ja, es steht noch nicht so lange leer, wie andere alte Gebäude in der Gegend. Ich denke, etwa 15 Jahre. Man erzählt sich, dass diese Frau, ich glaube sie hieß Kayako, dort seit ihrem Tod durch ihren Mann ihr Unwesen treibt. Es gibt nicht viele, die den Mut hatten, das Haus zu betreten.“ Keikos Mutter sah ihren Mann vorwurfsvoll an. „Wenn du das alles wusstest, warum hast du Keiko nicht gewarnt? Du wusstest doch, dass sie eine Vorliebe für solche...nun ja...kindischen Spielchen hat.“ Er blickte schuldbewusst zu Boden. „Du hast recht. Wahrscheinlich bin ich auch daran Schuld. Aber sie ist so unvernünftig...gewesen und ich war mir sicher, dass sie noch eher in das Haus gehen würde, wenn ich es ihr erzählt hätte. Sie war einfach so neugierig.“ „Ja, das stimmt natürlich.“ Die Mutter brach wieder in Tränen aus. „Warum haben sie dieses Haus denn nicht abgesperrt?“ Und ohne eine Antwort abzuwarten fuhr sie fort: „Und außerdem – warum hast du MIR die Geschichte denn all die Jahre vorenthalten?“ „Ich wollte dich nicht beunruhigen.“ „Nicht beunruhigen, wahrscheinlich dachtest du, dass ich auch nicht viel vernünftiger bin, oder?“ Akane sah zwischen den Beiden hin und her. Sie hatte schon gehört, dass manche Leute die seltsamsten Dinge taten, wenn sie unter Schock standen und das war hier offensichtlich der Fall. Sie hatte das Gefühl, dass sie hier nicht zu lange stören sollte und sagte behutsam: „Ihre Leiche ist noch in dem Haus. Werden sie sie holen?“ „Auf jeden Fall. Das ist das Mindeste, was wir für sie tun können.“, sagte Keikos Mutter sofort. „Nein, wir können nicht. Jeder, der hinein geht, stirbt. Es geht also einfach nicht.“, erwiderte ihr Vater. „Na was macht das schon für einen Unterschied? Wenn Keiko t...tot ist, dann brauch ich auch nicht mehr zu leben.“ „Aber sei vernünftig, Hana. Keiko hätte gewiss nicht gewollt, dass du wegen ihr in dieses Haus gehst.“ Hana wollte anscheinend etwas erwidern, klappte den Mund dann allerdings wieder zu, überlegte kurz und nichte dan langsam.“ „Gut.“ Akane kam sich langsam wirklich überflüssig vor. „Chrm, chrm, ich gehe dann mal, in Ordnung?“ Hana schreckte auf, als hätte sie schon vergessen, dass Akane im Raum war. „Möchtest du nicht noch bleiben? Du siehst ganz verhungert und müde aus. Wenn du willst, kannst du gerne hier übernachten.“ „Nein, vielen Dank. Ich würde jetzt wirklich lieber nach Hause gehen.“ Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, waren zwei weinende Leute um sie herum, die ihr wahrscheinlich in ihrem Inneren auch noch die Schuld für das Geschehene gaben. „Gut. Dann bringe ich dich mit dem Auto nach Hause.“, beschloss der Vater und stand auf. „Oh. Das ist nicht nötig. Ich komme schon so nach Hause.“ „Nein, wir können dich unmöglich alleine durch die Dunkelheit irren lassen.“ Akane nickte. Insgeheim war sie sogar sehr froh darüber, dass sie nicht alleine gehen musste. Während der Autofahrt sagte keiner der Beiden ein Wort. Erst als sie vor der Wohnung von Akanes Eltern angekommen waren, sagte Keikos Vater matt: „Können wir sonst noch was für dich tun? Das muss sehr schwer für dich sein.“ „Sicher nicht so schwer, wie für Sie Beide.“, murmelte Akane nur, bevor sie zum Haus rannte und sich ohne vorher noch etwas zu tun in ihr Bett fallen lief und sofort in einen unruhigen Schlaf fiel. *** Ich hatte die letzte Nacht durchgängig geschlafen, wenn auch nicht besonders gut, denn die Frau und Toshio spukten mir immer noch durch den Kopf. Aber immerhin waren an diesem Morgen meine Kopfschmerzen verschwunden und obwohl es mir immer noch den Umständen entsprechend schlecht ging, konnte ich wieder einigermaßen normal laufen und beschloss am Frühstück im Speiseraum teilzunehmen. Hikari warf mir während des ganzen Essens beunruhigte Blicke zu. Ich versuchte mich so gut es ging normal zu geben und verschwand nach dem Essen sofort auf mein Zimmer. Ich musste Hikari schließlich nicht unbedi+ngt begegnen, sie würde nur wieder versuchen, mir ein Versprechen zu entlocken. Aber was sollte ich mit dem Tag anfangen? Ich konnte unmöglich wie gestern einfach herumsitzen und mich selbst verrückt machen. Aber wo sollte ich denn hingehen? Ich kannte nicht besonders viele Leute...Außer...Opa Gorou! Er war nicht wirklich mein Großvater, aber ich nannte ihn immer Opa. Er war ein weiser alter Mann, der alleine in einer kleinen Hütte am Stadtrand wohnte. Ich kannte ihn schon ewig und er war für mich immer wie ein Großvater gewesen. Ich mochte ihn richtig gern. Zu jeder Situation hatte er die passende Geschichte parat und er war immer freundlich und liebenswürdig. Ich hatte ihn schon lange nicht mehr besucht und vielleicht war das jetzt genau das Richtige. Meine Stimmung stieg sofort etwas, wenn auch nicht auf das, was andere Leute ´Normalmaß´nennen würden, denn gut ging es mir schließlich nicht. Das Kapitel ist ja ziemlich kurz geworden, und zuerst wollte ich das mit dem Opa auch noch in das Kapi packen, aber dann hab ich es mir eben anders überlegt...ach ja, wo ich schonmal beim Opa bin, ich wollte jetzt nicht so den Teil der Kleinkindergeschichte auspacken, von wegen es gibt immer so n geschichtenerzähler, der dann den Kleinkindern iwelche Gruselstorys auftischt oder so...das hat sich einfach so angeboten XD Jaaa, der Kapitelname lässt mal wieder stark zu wünschen übrig, aber damit hab ichs au nich-.- Kapitel 7: Opa Gorou -------------------- Der Weg zu dem Haus des alten Mannes verlief einigermaßen unbeschwert. Ich sah neuerdings schon überall Gespenster, aber diesmal konnte sogar ich auf dem Weg nichts Unheimliches entdecken. Aber was sollte es auch in einem Zug zu entdecken geben? Nach einer halben Stunde Fußmarsch erreichte ich endlich sein Haus. Aber war es wirklich richtig, zu klingeln? Was war, wenn statt Gorou die Frau darin auf mich lauerte? Möglich war es. Und man konnte nicht vorsichtig genug sein. Ich überlegte und kam schließlich zu dem Schluss, dass es besser war, zunächst durch die Fenster in die Hütte zu blicken. Aber ein Blick hinein ließ mich erleichtert aufatmen. Niemand Anderes als sein alten Besitzer befand sich in dem Haus. Ich lief wieder zur Vordertür und ließ den altertümlichen Türklopfer auf das Holz hinabsausen. Ein Schlurfen war zu hören, dann öffnete Gorou die Tür. Als er mich erblickte, ginste er. "Na, du bist´s? Ich dachte schon, du besuchst mich gar nicht mehr." "Wie käme ich denn dazu?" "Na, das ist schön. Komm doch rein. Bei der Kälte draußen holst du dir noch den bitteren Tod." Ich trat hinein und ließ mich auf einem kleinen Holzschemel in der Ecke nieder. "Tasse Tee?" "Gerne, wenn es keine Umstände macht." "Aber nicht doch." Der Alte lächelte und stellte einen verrosteten Wasserkessel auf einen Herd, bei dem einen wunderte, dass er überhaupt noch funktionierte. Wenig später saßen wir beide, mit je einer Tasse Tee in der Hand, an einem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes. "So, was führt dich denn zu mir? Du hast dich doch nicht zufällig in diese Gegend verlaufen. Und blass siehst du auch aus. Irgendwelche Probleme?" Ich seufzte. Vor dem Mann konnte man echt nichts verheimlichen. Aber war ich nicht sogar hergekommen, um von ihm etwas über das Haus zu erfahren? "Erraten.", murmelte ich. Eine weitere halbe Stunde später hatte ich Gorou meine Geschichte ausführlich berichtet. Er sah nachdenklich aus dem Fenster. "So. Und nun willst du also von mir wissen, was ich über diesen Fluch weiß. Wieso soll gerade ich was darüber wissen?" "Ich dachte nur...weil du doch immer gut über so etwas informiert bist." Er lächelte. "Also gut. Das Haus steht seit genau 16 Jahren leer. Wie du auch schon erfahren hast, hat dort eine Frau, Kayako, mit ihrem Mann und dem elfjährigen Sohn, Toshio, gewohnt. Es lief in der Ehe nicht gut und Kayako liebte schon seit längerer Zeit ihren damaligen Lehrer. Ich glaube aber, dass er diese Gefühle nicht erwidern konnte. Wie dem auch sei, als ihr Mann davon erfuhr, war er außer sich und ermordete in seinem Zorn seine Frau und seinen Sohn. Es heißt, dass seither ein Fluch auf dem Haus liegt und jeder zu Tode kommt, der es betritt." "Aber warum liegt denn ein Fluch darauf?" Opa Gorou überlegte lange, bevor er antwortete: "Es heißt, es ist so, wenn eine Person unter großer Wut oder Hass stirbt." Wieder überlegte er. "Und da gibt es noch was. Aber ich weiß nicht, ob etwas Wahres dran ist. Ein Gerücht, aber wer weiß." Ich sah ihn erwartungsvoll an. "Was für ein Gerücht?" Gorou seufzte schwer. "Man behauptet, dass sie auch noch eine Tochter hatte. Aber derartiges wurde nie bewiesen." "Wie sollte das möglich sein?" "Nun ja, es hätte ja theoretisch auch sein können, dass sie noch ein uneheliches Kind hatte, vielleicht sogar von ihrem Lehrer." "Aber hätte ihr Mann dieses Kind dann nicht erst recht umbringen wollen?" "Vielleicht wusste er bis zum Schluss nichts davon. Wenn Kayako es rechtzeitig in Sicherheit gebracht hat?" "Gut. Aber man würde doch bemerken, wenn seine Frau schwanger ist, oder vielleicht nicht?" Opa Gorou sah mich nachdenklich an. "Normalerweise schon. Aber wie gesagt, er schien nicht ein sehr enges Verhältnis zu seiner Frau gehabt zu haben, da kann dann alles möglich sein. Und außerdem – ich habe dir doch gesagt, dass diese Version der Geschichte keineswegs bewiesen ist. Es spricht viel dagegen." "Glaubst du daran?" "Es spielt keine Rolle, ob ich daran glaube. Was man nun denkt, ist jedem selbst überlassen." Das machte Sinn. "Aber es hat noch keiner geschafft, dem Fluch zu entkommen, oder?" "Nein.", murmelte der alte Mann traurig. "Bisher nicht." Mein Magen zog sich zusammen. "Das heißt es gibt keinen Ausweg, dass ich überleben kann?„" "Nein, ich denke nicht.", sagte Gorou, immernoch unglücklich aussehend. "Pass einfach auf dich auf. Aber ich fürchte, früher oder später kriegt sie dich eh´." Ich schluckte. "Na ja, ich gehe dann mal wieder, danke für den Tee." "Ich bringe dich noch bis zur Haltestelle.", sagte Opa Gorou und stand auf. "Ich will nicht, dass sie dich gleich in die Finger bekommt und ich auch noch Schuld bin." Er griff nach seinem Gehstock. Auch der Rückweg bis zum Bahnhof verlief ohne unangenehme Zwischenfälle, was mich allerdings auch wieder wunderte. Dort angekommen wartete Opa Gorou noch mit mir auf den Zug und verabschiedete sich dann von mir. Im Gehen wandte er sich noch einmal um. "Sei vorsichtig. Der Zug ist nicht gerade voll." "Was meinst du damit?" Er wiegte bedeutungsschwer den Kopf hin und her. "Ich denke, sie würde die Gelegenheit nutzen. Also sei einfach so vorsichtig wie möglich." Der Zug war wirklich nicht gut besetzt. Wahrscheinlich fuhr niemand, der in einer so verlassenen Gegend wohnte, oft in etwas belebtere Gegenden. Nach den ersten vier Haltestellen war niemand mehr im Abteil außer mir, einer alten Dame mit zerfleddertem Hut und zwei Jugendlichen. Gorous Worte schwirrten mir immer noch im Kopf umher und zu meiner Bestürzung verließen auch die Jugendlichen an der nächsten Haltestelle den Zug. Immerhin war bis jetzt noch nichts Besonderes passiert. Und ich musste nur noch drei Haltestellen weiter. Meine Hoffnung wuchs. Im gleichen Moment begannen die Lichter im Abteil zu flackern. Obwohl es draußen eigentlich hellichter Tag war, konnte man jetzt nur noch wenig sehen. "Was ist das denn?", hörte ich eine quiekende Stimme hinter mir. Das war wohl der außer mir letzte verbleibende Fahrgast. "K...keine Ahnung!", stotterte ich. Mein Herz raste. "Anscheinend ist das Licht ausgefallen." "Hm...ich gehe zum Zugführer. Warte am besten hier." Schlurfende Schritte bewegten sich an mir vorbei zur Abteiltür. "Nein! Warten Sie!" Doch die Frau war schon im nächsten Abteil verschwunden. Ich sprang auf und rannte zur Abteiltür. Sie war verschlossen. Wie war das möglich? Die Oma hatte sie sicherlich nicht abgeschlossen. Aber wer sonst? Das Licht war jetzt vollends aus. In Panik lief ich zur Verbindungstür am anderen Ende. Doch auf halbem Weg blieb ich keuchend stehen. Die Tür war aufgeglitten. Und herein kam: SIE. Kayako war nur als schwarze Gestalt wahrzunehmenund machte eben jenes Geräusch. Mir standen die Haare zu Berge. Was sollte ich tun? Sie kam langsam auf mich zu, hatte anscheinend alle Zeit der Welt. Panisch sah ich mich nach einem Ausweg um. Die Ausgangstür. Ich hastete darauf zu. Natürlich auch verschlossen. Da bemerkte ich einen Hebel. Wahrscheinlich diente er dau, die Tür im Notfall zu öffnen. Ich riss daran herum. Zu meiner Überraschung glitt die Tür auf. Der Zug fuhr immer noch, doch das war mir egal. Ich sprang aus dem Zug und landete schmerzhaft auf den Knien. Sofort rappelte ich mich auf und rannte weiter, fort von Kayako und dem Zug. Ich rannte die verbleibende Zugstrecke entlang, ohne einmal zu verschnaufen oder nachzusehen, ob Kayako mir folgte. Die Passanten warfen mir verwunderte Blicke zu, doch auch das störte mich nicht. Ich hielt erst wieder an, als ich vor dem Internat ankam. Noch nie war ich so eine lange Strecke am Stück gerannt und ich fühlte mich, als hätten meine Lungen sich zusammen gezogen. Ich lief in mein Zimmer, knallte die Tür hinter mir zu und drehte den Schlüssel herum. Dann zog ich die Vorhänge zu und kauerte mich in einer Ecke zusammen. Nie wieder wollte ich ihr begegnen. Aber ich musste wohl. Kapitel 8: Akane ---------------- Akane hatte die letzte Nacht erbärmlich geschlafen. Eher hatte sie in ihrem mittlerweile schweißdurchtrieften Bett gekauert und war bei jedem Geräusch vor dem Haus zusammengezuckt. Entsprechend war am nächsten Morgen nicht gerade viel mit ihr anzufangen. Aber zum Glück war ja Samstag, denn in die Schule hätte sie sich so nicht getraut, dazu war ihre Angst zu groß. Ihre Mutter verabschiedete sich bereits früh am Morgen, weil sie mit ihren seltsamen Freundinnen aus der Nachbarschaft eine Busrundfahrt durch was für eine Stadt auch immer machen wollte. Ihr Vater grummelte, er habe am Mittag ein wichtiges Treffen mit einem Geschäftspartner und vielleicht, so verkündete er und warf sich in die Brust, würde er damit einen großen Treffer landen. Akanes Vater war in der Immobilienbranche tätig und in der Gegend nicht gerade angesehen, griff er doch das eine oder andere Mal nach nicht ganz legalen Methoden. Akane war von dem Plänen ihrer Eltern keineswegs begeistert. Es sah so aus, als müsse sie den Tag mal wieder alleine verbringen. Normal wäre ihr das gerade recht gewesen. Sie verstand sich nicht gerade gut mit ihren Eltern und kümmerte es schließlich auch nur äußerst begrenzt, was mit ihrer Tochter geschah. Aber unter diesen Umständen wäre es ihr lieber gewesen, sie würden sie nicht alleine lassen. Seit sie diesen Katzen begegnet war, hatte sie die Angst nicht mehr losgelassen. Gut, es waren nur Katzen, aber etwas sagte ihr, dass sie nicht gerade zufällig dort gewesen waren. Kurz nach dem Frühstück verließen ihre Eltern das Haus. Akane hatte nichts gegessen. Sie fühlte sich nicht im Stande, etwas hinunter zu würgen. Wahrscheinlich war ihren Eltern ihre Abwesenheit beim Frühstück noch nicht einmal aufgefallen. Aber was sollte sie den ganzen Tag lang tun? Sie hatte zu nichts Lust. Nach einigen Minuten des Überlegens taumelte sie zu ihrem Computer und spielte irgendein nervendes Spiel, war allerdings die meiste Zeit nicht bei der Sache. Als sie gerade dabei war, einen Haufen Schafe als Schäferhund in eine Ecke zu drängen, passierte plötzlich etwas Merkwürdiges: Das Bild flackerte leicht. Akane schrak aus ihrem Halbschlaf und tippte auf der Tastatur herum. Nichts geschah. Was war denn nur los? Entnervt riss sie direkt den Stecker aus der Wand und schlurfte missmutig zurück in ihr Zimmer. Der Tag war aber wirklich zu gar nichts zu gebrauchen. Und überhaupt ging es ihr immer noch schlecht wegen Keikos plötzlichem Tod. Vor allem machte sie sich Vorwürfe. Sie hätte die Freundin direkt davon abhalten sollen, das Haus zu betreten, dann wäre wahrscheinlich nichts passiert. Aber jetzt war es ohnehin zu spät. Sie war tot. Akane lehnte sich zurück und stieß dabei schmerzhaft mit dem Kopf gegen die Wand. Ihr traten Tränen in die Augen, aber der Schmerz war ihr egal. Wie so vieles. Im Prinzip war ihr alles egal. Wozu lebte sie überhaupt noch? Das Leben war einfach überflüssig. Ganz besonders ihres. Ein Knacken im Nebenraum durchbrach ihre düsteren Gedanken. Was war da schon wieder los? Außer ihr war niemand in der Wohnung. Oder doch? Langsam stand sie auf. *** Ich hatte mich seit dem Besuch bei Gorou nicht mehr aus meiner Ecke herausgetraut. Ohne jegliche Beschäftigung hatte ich dagesessen und einfach nur Angst gehabt. Zweimal hatte Hikari bereits versucht mich zu besuchen, aber ich hatte ihr unmissverständlich klar gemacht, dass ich einfach nur allein sein wollte. Mittlerweile war es später Nachmittag. Wie sollte ich bloß am Montag wieder in die Schule gehen können? Bei dem Gedanken wurde mir schlecht. Aber vielleicht würde ich in zwei Tagen sowieso nicht mehr leben? Ohne Vorwahnung klinglte mein Handy. Ich hatte seit mindestens zwei Stunden nur noch die Stille um mich herum ertragen und dem entsprechend zuckte ich beim Klang erst einmal zusammen. Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass der Ton tatsächlich von meinem Handy kam. Meine Hand zitterte, als ich danach griff. Fast traute ich mich nicht, den Anruf entgegen zu nehmen. Aber was, wenn es etwas Wichtiges war? Entschlossen drückte ich auf den grünen Knopf und hauchte: „Hallo?“ „Masami? Hilfe! Sie ist hier!“ Akane schrie so laut, dass ich den Hörer unwillkürlich auf Armlänge von mir entfernte. „Wer denn, verdammt?“ „Na wer schon?“, keuchte Akane. „SIE natürlich. Der Geist, Kayako oder wie auch immer.“ „Wo ist sie?“ „Nebenan. Ich habe sie gesehen. Jetzt kann ich nicht mehr in den Flur und gleich...Was soll ich machen? Ich komm hier nicht weg!“ Derart in Panik hatte Masami sie noch nie erlebt. „Scheiße!“, fluchte ich und überlegte krampfhaft. „Sie kommt!“ Es gab einen dumpfen Aufprall, als ob Akane gegen die Wand gestoßen wäre. „Ihr könnt mir alle nicht mehr helfen. Aber komm bloß nicht her, sonst kriegt sie dich sofort. Hast du gehört? Halt dich fern von dieser Wohn-,“ Das letzte Wort ging in einen lang gezogenen Schrei über. Man hörte das unmissverständliche Geräusch der näher kommenden Kayako. Es war fast, als könnte ich ihre Anwesenheit durch das Telefon spüren. Ich hatte es immer noch in der Hand. Es war schlimmer, als ihr gegenüber zu stehen. Einfach nur dazustitzen und sie zu hören und Akane nicht helfen zu können...Akane schrie noch immer, allerdings wurde der Schrei jäh zu einem undefinierbaren Röcheln und dann hörte man nur noch Kayako. Ohne nachzudenken warf ich das Handy von mir weg auf den Boden, wo das Display sofort erlosch. Schwer atmend vergrub ich das Gesicht in den Händen. Jetzt hatte sie sogar Akane auf ihrem Gewissen. Aber hatte ein Geist ein Gewissen? Und vor allem: wen interessierte das? Ich drehte ja schon total durch. Aber schließlich würde ich das nächste Opfer sein. Alles deutete darauf hin. Jetzt wusste ich endlich, wie man sich kurz vor seinem sicheren Tod fühlt. Man kann nur noch abwarten und sich fragen, ob man nun noch zwei Stunden oder vielleicht ogar zwei Tage leben würde. Am besten war, sie machte es kurz. Konnte sie mich nicht sofort umbringen? Musste sie mich wissend oder auch nicht so leiden lassen? ----- Tja, auch wieder ein kurzes Kapi^^ ich glaub, ich mach nur noch eins... Kapitel 9: Kayako & Masami -------------------------- Es war mir ein Rätsel, wie ich es geschafft hatte, die Nacht zu überstehen, ohne einen Herzinfakt zu bekommen. Der war nämlich jedes Mal nahe gewesen, wenn irgendein Schüler über den Gang geschlurft war. Und das sind, wenn man mal darauf achtet, eine ganze Menge Leute. Das Problem war eben nur, dass ich eigentlich jeden von ihnen für Kayako gehalten hatte. Im Prinzip ist es ein Wunder, dass sie nicht die Gelegenheit genutzt hatte, nachts in das Internat einzudringen. Aber wer weiß schon genau, was im Kopf eines Geistes vor sich geht. Jedenfalls überlegte ich am Morgen, dass ich vielleicht mal wieder zum Frühstück erscheinen sollte, schließlich hatte ich das schon länger nicht mehr getan und sonst würde vielleicht noch ein Lehrer oder sonst jemand misstrauisch und das war das Letzte, was ich momentan gebrauchen konnte. Mal sehen, was man mit ein bisschen Make-Up herausschlagen konnte, dachte ich und schleifte mich vor den Spiegel. Bei meinem Anblick wäre ich fast umgefallen. Fast war es, als hätte ich in der kurzen Zeit schon vergessen, wie ich eigentlich aussah. Aber das war nicht das Schlimmste – Ich sah aus wie Kayako. Mein Gesicht hatte jede Farbe verloren und meine Augen waren blutunterlaufen. Meine Haare hatte ich auch schon länger nicht mehr gekämmt und dem entsprechend sahen sie auch aus: sie standen in alle Richtungen ab. Aber nicht nur das war es, was mir einen Schock versetzte. Es war dieser eine Satz. Ich sah aus wie Kayako. Nicht nur von den Haaren und der Gesichtsfarbe her, sondern auch meine Gesichtsform ähnelte der ihren und meine Nase...Mir wurde übel. Ich wusste seit ich sie das erste Mal gesehen hatte, dass sie mir bekannt vorkam und mich an jemanden erinnerte, aber nie war auch nur ein Funke der absurden Idee in mir aufgeblitzt, dass ICH diese Person war. Dabei hatte ich mich doch bestimmt schon Tausende Male im Spiegel betrachtet. Jetzt, wo ich darüber nachdachte, war es unbestreitbar: Ich sah ihr sehr ähnlich. Das konnte doch kein Zufall sein. Konnte es denn sein, dass...Nein, das konnte unmöglich sein...Wie sollte es denn möglich sein, dass ich irgendwie mit ihr verwandt war? Dass ich...ich wagte nicht, weiterzudenken, aber die Erkenntnis drang unaufhaltsam in mein Gehirn ein. Was, wenn ich ihre Tochter war? Die uneheliche Tochter, die sie angeblich kurz vor ihrem Tod vor ihrem Mann in Sicherheit gebracht hatte. Die Tochter, von der niemand wusste, ob sie existierte. Vom plötzlich aufkommenden Schwindelgefühl in mir gepackt, sank ich auf einem Stuhl neben dem Waschbecken nieder, schloss die Augen und versuchte tief durchzuatmen. Verzweifelt durchwühlte ich mein Gehirn nach einem Hinweis, einem klitzekleinen Beweis dafür, dass ich unmöglich ihre Tochter sein konnte. Aber es gab keinen. Es passte einfach alles zusammen und das machte mir Angst. Kayako schlief damals mit einem anderen Mann, egal, ob es nun dieser angeblich an ihr nicht interessierte Lehrer oder jemand anderes war, und wurde schwanger. Sie schaffte es, die Schwangerschaft vor ihrem Mann zu verheimlichen, weil sie Angst vor seiner Reaktion hatte, und brachte dieses Kind ebenfalls heimlich zur Welt. Entweder sie wollte mich einfach loswerden, weil sie mich nicht vor ihrem Mann verstecken konnte und setzte mich deshalb auf die Straße. Oder sie ahnte, dass ihr Mann ihr Tagebuch gefunden hatte und wollte mich deshalb vor seiner Wut verschonen. Dann hatte sie sicherlich auch versucht, Toshio und sich selbst zu retten. War ja auch egal. Und wenn es wirklich so gewesen war? Es passte auch zeitlich alles. Ich war jetzt 16 Jahre alt. Das Haus stand jetzt seit 14 Jahren leer, hatte Opa Gorou gesagt. Das passte wirklich. Ich war mit wahrscheinlich zwei Jahren ins Heim gekommen, jedenfalls hatten sie mein damaliges Alter auf zwei Jahre geschätzt. Ich fühlte mich unbeschreiblich schlecht. Das war ein sehr großer Schock für mich, aber genau so musste es sein. Schließlich waren die Ähnlichkeiten unverkennbar. Tränen liefen über mein Gesicht und ich ließ mich auf den Boden gleiten. Da blieb ich dann liegen, hilflos wie ein kleines Kind. Ich war jämmerlich. Aber warum hatte sie sich das nur angetan? Sich und mir und Toshio. Sie hätte damals schon längst das Kind nehmen sollen und einfach verschwinden. Aber dazu war sie wohl zu feige gewesen. Ich hatte ja eine tolle Mutter. Aber das hatte sie jetzt davon und ich auch. Nichtmals mich hatte sie retten können. Sie hatte einfach versagt. Aber immerhin war sie meine Mutter. Das würde auch immer so bleiben. Ich registrierte, dass der Fußboden unter mir bereits von meinen Tränen überschüttet war. Ich war nicht mehr dazu in der Lage, irgendetwas zu tun oder auch nur klar zu denken. Ich wimmerte und weinte und wälzte mich auf dem Boden umher. Wahrscheinlich sah ich aus wie das letzte Kleinkind. Plötzlich öffnete sich die Tür und eine verblüffte Hikari sah mir entgegen. Sie hastete sofort auf mich zu und hievte mich aufs Bett. Dort blieb ich, immernoch aus ganzer Seele heulend, liegen. Hikari strich mir vorsichtig über den heißen Kopf und redete beruhigend auf mich ein. So ging es geschlagene zwei Stunden. Dann kam es mir so vor, als würde mein Kopf vom ununterbrochenen Weinen explodieren und ich fühlte mich schon ganz aufgequollen. „Was ist passiert, Masi-chan?“, fragte Hikari schließlich leise. Ich setzte zu einer Erklärung an, die unter den immer noch zwischendurch einsetztenden Schluchzern kaum zu verstehen war. Hikari hörte mir zu, bis ich zu Ende gesprochen hatte, dann sagte lange Zeit niemand etwas. „Da bist du dann aber wirklich übel dran.“, murmelte Hikari, mehr zu sich selbst, als an mich gewandt. Ich sah sie so weit es ging böse an. „Das...schluchz...weiß ich selber.“ „Tut mir Leid. Nun ja, vielleicht solltest du einfach hingehen und mit ihr reden...“, schlug sie selbst nicht ganz überzeugt vor. „Hikari, wie willst du mit einem Geist, und dann auch noch mit so einem kranken wie sie einer ist, REDEN? Und noch dazu erklären, dass sie ihre Tochter vor sich hat und die doch bitte nicht umbringen soll? Das glaubst du doch wohl selbst nicht, oder?“ Sie seufzte. „Du hast recht...Aber was hast du sonst vor?“ Ich zuckte die Schultern. „Hikari-chan, lässt du mich jetzt bitte allein? Ich finde es nett, dass du gekommen bist und mir geholfen hast, aber ich muss jetzt einfach nachdenken. Außerdem hab ich schon genug deiner Zeit vergeudet, geh lieber zum Frühstück. Das bin ich nicht wert.“ „Ach, erzähl keinen Quatsch!“ „Egal, lässt du mich denn trotzdem allein? Danke, Hikari. Danke für alles. Aber jetzt kann mir keiner mehr helfen. Auch du nicht. Sie nickte schwach und erhob sich langsam. An der Tür drehte sie sich erneut um. „Dann bis...Keine Ahnung, bis nachher.“ Ich zeigte keine Reaktion. Sie warf mir einen besorgten Blick zu, bevor sie die Tür schloss, und wir beide wussten genau, was sie dachte: Vielleicht sah sie mich zum letzten Mal. Nachdem Hikari gegangen war, stand auch ich auf und verließ das Zimmer. Ich war froh, dass mir auf dem Weg zur Küche niemand begegnete, denn das hätte alles nur noch schwerer gemacht. Ich wartete einen günstigen Augenblick ab und lief dann zu dem Schrank mit dem Besteck. Niemand bemerkte, wie ich ein großes Messer, mit dem normal Fleisch zubereitet wurde, unter meinem Pullover verschwinden ließ und wieder zur Tür trat. Auch auf dem Rückweg begegnete ich niemandem. Wahrscheinlich waren alle im Speiseraum und frühstückten munter. Meine Schritte klangen leise auf dem Linolium-Boden wieder und meine Beine fühlten sich ungewohnt schwer an. Noch ein letztes Mal wanderte mein Blick über den ungemütlich wirkenden, grauen Flur, den ich seit einigen Jahren immer wieder zu sehen bekam, über die mehr oder weniger schönen Bilder an den Wänden, die größtenteils im Kunstunterricht angefertigt worden waren. Noch ein letztes Mal lauschte ich aus der Ferne dem gleichmäßigen Gemurmel und Geschwatze im Speiseraum. Ich wusste nicht, wie lange ich so vor meiner Zimmertür gestanden hatte, doch es musste sehr lange gewesen sein, diese Zeit, in der ich Abschied nahm. Abschied von dieser Welt, von diesem Internat, von allen Leuten, die mir je etwas bedeutet hatten. Erst als weiter hinten im Gang eine Tür klappte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Schnell trat ich in mein Zimmer und sah aus dem Fenster. Friedlich lag der Internatshof unter einer Schicht von trockenem Laub. Ein schöner Anblick. Langsam löste ich mich vom Fenster und ließ mich vor meinem Schreibtisch nieder. Ich musste Hikari einen Brief schreiben, einen Abschiedsbrief. Sie hatte in ihrem Leben so viel für mich getan und ich wollte nicht, dass sie sich vielleicht sogar Vorwürfe wegen mir machen würde. Mit zitternder Hand griff ich nach einem Stift. Als ich ich endlich beiseite legte, sagte mir ein Getrappel in den Gängen, dass das Frühstück vorbei war und alle auf ihre Zimmer zurückkehrten. Es wurde höchste Zeit für mich. Ich fuhr mit dem Finger über die Klinge des Messers. Es hinterließ eine blutige Spur. Für meine Zwecke war es sicherlich scharf genug. Langsam und wie in Trance schob ich die Ärmel meiner Bluse hoch. Ich hatte mich noch nie verletzt. Aber jetzt musste ich es. Noch vor ein paar Tagen war ich mir sicher gewesen, dass ich mich nie würde umbringen können. Jetzt war ich mir sicher, dass ich es konnte. Bevor sie mich in die Finger bekam. Ich wollte nicht, dass sie ihre eigene Tochter umbrachte und ich wollte auf keinen Fall von meiner eigenen Mutter umgebracht werden. Nicht von ihr. Das würde mir mehr Schmerzen zufügen, als es jedes Messer geschafft hätte. Entschlossen setze ich die Messerklinge an meinem Unterarm an und drückte zu. Blut trat hervor und lief schnell und unaufhaltsam auf den Boden und meine Kleidung. Es musste weh tun, aber ich spürte den Schmerz nicht. Mir wurde leicht schwarz vor Augen und es tat mir gut. Ich nahm das Messer in die andere Hand und schnitt auch bei meinem anderen Arm zu. Ich spürte noch, wie das warme Blut meinen Arm hinunterfloss, wie mir das Messer aus der Hand fiel und ich langsam, langsam komplett das Bewusstsein verlor. Endlich. ----- Tja-.- Eigentlich war das Ende überhaupt nicht so vorgesehen...ich wollte, dass es wenigstens was mit Ju-On zu tun hat, also dass wenigstens Kayako sie umbringt...naja aber eigentlich habe ich mir zu dem Ende vorher auch nichts überlegt...ich schreib immer drauflos ._. Jedenfalls habe ich über verschiedene Enden nachgedacht, und dieses kam dann doch noch am besten, auch wenn es ziemlich öde ist...egal^^ Also nochmal: das mit der Tochter habe ich mir ausgedacht und kommt NICHT in der Ju-On Story vor, nur falls jemand auf die Idee kommen könnte... *wink* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)