Days of Horror von Mikito (Bomben auf der Christopher Street) ================================================================================ Kapitel 22: Montag ~ 09. Juli ----------------------------- ~~~~ 27. Revier ~ Barclays Büro ~~~~ „Kann ich kurz mit dir reden?“ Fragend streckte Dee seinen Kopf ins Büro und war froh, Barclay alleine zu erwischen. „Komm rein!“ sagte dieser und legte die Akte zur Seite. „Um was geht es?“ Dee zauderte einen Augenblick. „McNear,“ meinte er dann entschlossen. „Er rief mich an und sagte, dass er etwas in den Akten gefunden hatte. Nun... er hat da eine interessante Theorie...“ „Ich weiß. Ich habe seinen Bericht gerade gelesen. Zwei Bomber. Wenn das stimmt, Dee, wird es nicht lange dauern, bis die nächste hochgeht. Entweder gegen die Szene oder gegen dich.“ „Darüber wollte ich mit dir reden. Chris weiß nichts davon. Noch nicht. Ich wollte erst meine Theorie von dir bewerten lassen.“ „Ich höre!“ Ross machte nie einen Hehl daraus, dass Ryo ihm wichtiger war als Dee. Selbst jetzt würde er alles tun, damit der Blonde aus dieser Misere freikam. Hätten sie ihn nur rechtzeitig über das waghalsige Manöver informiert, hätte er ihnen den Kopf zurechtrücken können. Aber das war nun Vergangenheit und was nun zählte, war, dass sie auf der Jagd nach den beiden Bombern weiterkamen. „Ich weiß, dass es sich verrückt anhört, aber ich habe die ganze letzte Nacht darüber gegrübelt. Was ist... Es ist verrückt, ich sollte gehen.“ Dee erhob sich von dem Stuhl, auf den er sich hatte fallen lassen. „Überlass mir doch die Entscheidung. Wie verrückt es vielleicht auch klingen mag, lass hören,“ forderte Barclay seinen Detektiv auf, offen zu reden. „Es ist nur... Die Idee von Jackson, dass es gegen uns ging... konnte ich akzeptieren, obwohl es noch so abwegig war. Aber dass es nun zwei unabhängige Bomber geben soll, die dennoch so gut harmonieren... das glaub ich nicht,“ sagte Dee und setzte sich nun doch wieder. Barclay legte die Hände zusammen und tippte mit den Zeigefingern gegen seine Lippe, während er sich das Gehörte durch den Kopf gehen ließ. „Du willst damit andeuten, dass die beiden zusammen arbeiten?“ „Nein... Ja... Irgendwie vielleicht. Ich sagte ja, ich hab die letzte Nacht alles gedanklich rumgeworfen und fand dabei halt das. Die ersten Bomben mögen wohl gegen die Szene gerichtet gewesen sein, das streite ich nicht ab und ich glaube auch, dass dieser Kerl es alleine gemacht hat. Ob die erste Bombe nun von einem begnadeten Bastler gemacht wurde oder nicht und die zweite eher dilettantisch genannt werden kann, ist mir egal. Aber ich denke, dass jemand den Bomber entlarvt hat und ihn auf Ryo und mich angesetzt hat. Wenn ich McNears Worte benutzen darf, war die vierte Bombe, die bei Jim alles lahm legte, so gut durchdacht, dass dies unmöglich von dem ersten Bomber geplant war. Und da muss ich ihm recht geben. Nun, was meinst du? Lieg ich falsch?“ Erneut verstrichen einige Sekunden, wenn nicht sogar mehrere Minuten, bis sich Barclay so darüber seine Gedanken gemacht hatte. „Es ist verrückt, das muss ich zugeben. Hast du einen potentiellen Täter im Visier?“ Dee schüttelte den Kopf. Denn darüber hatte er nun nicht wirklich nachgedacht. Bisher hatte er nur diese Theorie erkoren und Barclay schien auch davon überzeugt zu sein, dass er sich da etwas zusammengesponnen hatte. „Tut mir leid, ich hab nur deine Zeit verschwendet...“ Erneut erhob sich Dee. „Nein, warte, Dee!“ hielt Ross ihn erneut auf. „Es ist verrückt, das stimmt, aber ganz ausschließen kann man es nicht. Gibt es denn jemand, der so großen Hass auf dich oder Ryo haben könnte, dass er zu solch drastischen Maßnahmen greift? Gibt es jemand, der überhaupt dazu in der Lage wäre?“ „Ich weiß nicht...“ ertönte Dee’s Stimme mit einem Funken Hoffnung, doch nicht durchgeknallt zu sein. Ross räusperte sich und tippte wieder mit den Fingern gegen seine Lippe. „Das bleibt vorläufig unter uns. Wir ermitteln also in dieser Richtung. Du solltest Jackson einweihen. Wir suchen also eine Person, männlich oder weiblich, die in der Lage wäre, einen Bombenleger schnell zu enttarnen, oder man hat ihn gesehen und ihn so entlarvt. Dann müsste diese Person dazu in der Lage sein, dem Bombenleger etwas zu bieten, damit er ihm diese Napalmbombe baut. Somit wäre er jedoch zu einem Mittäter und Mitwisser geworden. Schwebt nun der Bombenleger in Gefahr, oder derjenige, der ihn dazu angestiftet hat? Auf alle Fälle... sollten wir das wirklich weiter verfolgen.“ Dee erhob sich von dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte. Es überraschte ihn nicht wirklich, dass Ross ihm zugehört hatte. Außerdem fühlte er sich nun besser. Nun, da er seine Gedanken auch mal frei aussprechen konnte. Gut, er hätte auch zu Black gehen können, aber zu diesem hatte er ihm Augenblick irgendwie nicht den Draht und Ross war einer der wenigen, mit dem er genauso offen reden konnte. Zumal sein Chef ihm auch noch in diesem Fall unterstützte. „Was ist mit der Mafia. Du weißt, die von Chicago? Immerhin habt ihr doch dem Sohn eine Weile Unterschlupf gewährt. Vielleicht haben sie nur auf so eine Aktion gewartet. Möglicherweise haben sie das ganze selbst in die Wege geleitet? Was meinst du dazu?“ fiel es Ross ein, der sich an die Aktion vor einigen Jahren erinnerte. Waren es nun schon fünf oder gar sechs Jahre her. Sechs, denn wenn Sara fünf war, musste es so um den Dreh gewesen sein, fiel es Barclay ein. „Was? Nein...“ Ohne zu zögern schüttelte Dee den Kopf. „Der Fall ist erledigt, glaub mir. Cotton hat sich mit seiner Familie geeinigt und nachdem sein Vater hingerichtet worden ist, warum sollten die so ein Ding durchziehen?“ Zweifel kamen nun aber auch in Dee hoch. Was, wenn die Idee nun doch nicht so abwegig war? Was, wenn die... Nein, rief er sich selbst zur Ordnung. Soviel wie er wusste, hatten alle so ein beglaubigtes Schreiben unterschrieben, in dem ihnen untersagt worden war, etwas gegen Steve zu unternehmen. Und auch wenn es um die Mafia ging, oder gerade deswegen, konnte man sich darauf verlassen, dass sich aus dieser Richtung nicht gegen Cotton regte. Ehre wurde in diesem Metier sehr groß geschrieben und sollte tatsächlich herauskommen, dass einer von denen dahinter steckte, würde die Welt nicht groß genug für diesen sein, um sich lange zu verbergen. „Bist du dir sicher? Würdest du deine Hand dafür ins Feuer legen, Dee?“ fragte Barclay, nur um sicher zu gehen. „Ja. Würde ich!!“ sagte er nun, ohne noch einmal darüber nachzudenken. „Keine Mafia, jedenfalls nicht im Fall von Cotton.“ Ein Klopfen ließ Barclay verstummen und ihn zur verschlossenen Tür blicken. Ein Kopf mit schwarz zurückgegelten Haaren schob sich in den Spalt. „Commissioner, kann ich Sie einen Moment... Oh! Morgen Dee!“ begrüßte McNear den anwesenden Detektiv und lächelte ihn herzlich an. „Zu dir wollte ich auch noch kommen.“ „Pat! Heute ist schlecht, wir sind gleich unterwegs,“ erklärte Dee. Erhob sich und schaute Ross an. „Wenn nichts mehr ist, Sir?“ „Sie können gehen, Detective. Ich erwarte Ihren Bericht.“ Dee verließ fast fluchtartig Ross’ Büro und ging zu seinem eigenen. Als er Jackson erblickte, ging er zu diesem hin. „Wir müssen los! Ich erklär es dir später.“ Griff nach seiner Jacke und war auch schon wieder an der Tür. Chris sah ihn nur perplex an oder eher nach. Zuckte dann mit der Schulter und folgte Dee hinunter zum Fuhrpark. ~~~~ Ryo’s Gefängnis ~~~~ Sein Körper schrie vor Ermüdung und Erschöpfung. Doch beides konnte er ihm nicht gewähren. Die letzten Stunden waren wieder schlaflos vergangen. Stunden auf den Zehen hatte er verbracht, bis sein Peiniger zurückkam und ihm erlaubte, die Augen wieder zu schließen, das grelle Licht zu löschen. Nun sah er auch durch die geschlossenen Lider helle Flecken und das hatte sich noch nicht geändert. Seit Stunden plagten ihm zudem auch noch Kopfschmerzen. Und wenn sein Kopf vor Ermattung auf seine Brust sackte, riss ihn der Schmerz in seiner Schulter wieder dort hinaus. Er fühlte Durst und Hunger. Doch um diese Gefühle zu bekämpfen, fehlte ihm leider das notwendige Mittel. Als er noch auf dem Tisch gebunden lag, hatte sein Peiniger wenigstens hin und wieder etwas Flüssigkeit oder gar Essen gebracht. Doch seitdem er sich nun praktisch frei bewegen konnte, fehlte davon jede Spur. Sein Magen knurrte bereits seit Stunden. Gegen den Durst hatte er sich schon einmal an der Wasserleitung vergriffen, doch die schien abgestellt. Die andere Möglichkeit, das Klo, daran wollte er noch gar nicht denken. Sein Mund fühlte sich trocken an, wie eine Wüste voller Sand. Ryo war sich zwar nicht sicher, ob das Essen oder das Wasser, das er bisher erhalten hatte, sauber und drogenfrei war, aber es war immerhin besser als rein gar nichts. Tränen brannten ihm in den Augen. Doch zum Weinen fehlte ihm auch dort die Flüssigkeit und er hätte es auch verdrängt, denn noch wollte er seinem Peiniger nicht eingestehen, dass er kurz vor dem Aufgeben stand. Nicht psychisch, sondern physisch. Sein Körper brauchte Ruhe und wenn er darum betteln musste, gut, dann würde er das halt tun. Aber seinen Geist würde dieser Kerl nie kontrollieren können. Niemals. ***** TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)