Ver(w)irrt von Rose-de-Noire ================================================================================ Kapitel 11: Ein harter Tag -------------------------- „Das funktioniert so nicht, gib mal den Kleber rüber…“ „Hier, bitte… Es tut mir wirklich leid, dass ich es fallen gelassen habe...“ Yuki blickte betrübt auf die kläglichen Überreste des Modellbootes, welche Yattaran gerade zu reparieren sucht. „Macht doc nichts, Hauptsache dir ist während de Gefechts nichts geschehen Kei!“ er sagte es mit einem breiten Lächeln in ihre Richtung. „Danke!“ spontan beugte sie sich nach vorne und küsste ihn auf die Wange. Das Modellboot fiel zum zweiten mal auf den Boden. „Oje, war das etwa meine Schuld?“ fragte Yuki mit einer Unschuldsmiene. „Nein, nein…“ haspelte der mittlerweile rotangelaufene Yattaran. „Aber mach doch nicht solche Sachen…“ „Was für Sachen? Solche Sachen?“ sagte sie und küsste ihn erneut. Das Modellboot war vergessen. Future seufzte: «Das war ja wieder ein Tag!» Zuerst musste er bei Masu in der Küche vorbei: Den Vogel des Captains einfangen – aus irgendwelchen Gründen liess das Vieh nur in an sich ran seit er Harlock ins Bett gesteckt hatte. Dann hatte er im Maschinenraum mitgeholfen. Danach war er zu Leutnant Yattaran gegangen; und als er die Türe geöffnet hatte, schloss er sie gleich wieder – junges Glück sollte man schliesslich nicht stören. Danach hatte Dr. Zero ihn zu einem Glas Sake mitgeschleppt. Und nun war er leicht beschwipst auf dem Weg zu seinem Privatpatienten, der nun schon seit zwei Tagen das Bett hüten musste und dementsprechend gelaunt war. Der Vogel sass immer noch auf seiner Schulter - und zu erzählen wusste er auch nichts mehr. Das konnte ja was werden. Er seufzte noch einmal tief. „Krächz!“ tönte es von seiner Schulter. „Ruhe! Du Mistvieh!“ „Sag nicht Mistvieh zu meinem Vogel!“ Future war völlig entgangen, dass er bereits in Harlocks Quartier stand. Curtis musste unwillkürlich grinsen: „Hab ich’s mir doch schon immer gedacht: Du hast nen Vogel!“ Er konnte gerade noch dem Kissen ausweichen welches vom Bett her geflogen kam. Der Vogel flatterte erschrocken auf den nächsten Stuhl und verkündete: „Curtis Kissen!“ Beide Captains wurden rot. Das Kissen flog erneut, diesmal von der Tür her Richtung Vogel. „Mistvieh!“ stellte Harlock fest. Dies war zuviel für Future: Die gesamte Anspannung, die sich im Laufe des Tages in ihm aufgestaut hatte, entlud sich in einem gewaltigen Lachkrampf. Harlock blickte ihn verwirrt an und begann dann, mitgerissen, selbst zu lachen. Curtis lachte sosehr, dass ihm die Tränen kamen. Er liess sich einfach auf den Boden fallen. Als er sich, völlig atemlos, wieder einigermassen gefasst hatte, blickte er zu seinem Patienten. Jener grinste den auf dem Boden sitzenden breit an: „Bist du etwa betrunken?“ „Ein bisschen beschwipst –höchstens! “ Curtis’ Mundwinkel zuckten bereits wieder verdächtig. Und schon schüttete er sich erneut vor lachen aus. Harlock schwang sich entschieden aus dem Bett, klaubte sein Kissen auf und zog es Curtis mit Schwung über den Kopf. Future langte nach den langen Beinen vor seiner Nase und brachte dadurch Harlock zu Fall, jener fing den Sturz gekonnt ab. Und brachte – nun ebenfalls auf dem Boden sitzend – wiederum seine neuste Waffe zum Einsatz. *Ploff* das Kissen fand sein Ziel in Form von Curtis’ Kopf. Der griff geistesgegenwärtig danach; und hielt es an zwei Zipfeln gepackt. Ein wildes hin und her Gezerre entstand; welches in einem Gerangel gipfelte, das zu Harlocks Gunsten endete. Er kniete nun über Curtis, der auf dem Bauch lag und sich schützend die Hände über den Kopf gelegt hatte, und drosch ihm lachend das Kissen um die Ohren. „Ergibst du dich?!“ „Ja, ja…“ Future hätte sich vor lachen gekugelt, wäre da nicht Harlock auf ihm gekniet. Jener liess triumphierend das Kissen Fallen. «Was nun? » Wie von selbst fuhren seine Hände über Futures Schultern und begannen sie zu kneten. «Gleich haut er wieder ab. » Tatsächlich überlegte Curtis kurz, ob er fliehen sollte, doch diese warmen, massierenden Hände waren einfach eine viel zu grosse Wohltat für seine verspannten Schultern. Also zog er das Kissen unter seinen Kopf und seufzte wohlig. «Wieso riecht das eigentlich so gut? » Harlock lächelte still vor sich hin und genoss die Tatschache, dass Curtis sich in seiner Nähe wieder entspannen konnte. Curtis vergrub den Kopf noch tiefer in dem gut riechenden Kissen und Harlock massierte brav weiter. Nachdem Curtis sich eine Weile nicht mehr bewegt hatte, wunderte Harlock sich, ob er wohl eingeschlafen sei. Er beugte sich nach vorn und flüsterte in sein Ohr: „Schläfst du Curtis?“ Future zuckte innerlich zusammen und bekam eine Gänsehaut, liess sich jedoch nichts anmerken. «Viel zu bequem um zu antworten. » «Der schläft ja tatsächlich, was mach ich denn nun? Zum tragen ist er bestimmt zu schwer. Ausserdem würde er wach, wenn ich es versuche. » Also erhob er sich, zerrte die Decke von seinem Bett und breitete sie schwungvoll über Future aus. Danach setzte er sich daneben. Curtis – in seinem Dämmerzustand gefangen – dachte «Hat mich mein Pirat wirklich gerade zugedeckt? » Als er realisierte, was er da gerade gedacht hatte wechselte seine Gesichtsfarbe zu dunkelrot. Harlock, der diesen Farbwechsel bemerkt hatte, fragte sich: «Wovon er wohl gerade träumt? Bestimmt von dieser Joan… Ob er sie wohl vermisst? » Gedankenverloren stand er auf, nahm seine Ocarina und begann zu spielen. Curtis kuschelte sich noch etwas tiefer in die Decke. Die Tür ging auf und Mime schickte sich an einzutreten. Harlock, am Fenster stehend, raunte: „Vorsicht, tritt nicht auf ihn drauf!“ Mime blickte sich erstaunt um und sah, unter Harlocks Decke – die seltsamerweise auf halbem Weg zum Bett, auf dem Boden lag – einen rotbraunen Haarschopf hervorblicken. «Was macht er denn hier? Das ist ja schon fast Gewohnheit. Er sieht so glücklich aus im Schlaf. Ich werde ab sofort anklopfen müssen!» „Dir scheint es besser zu gehen Captain!“ stellte sie fest während sie auf ihn zuging. „Ja, mir geht’s nicht schlecht…“ Etwas an seiner Stimmlage beunruhigte sie dennoch. Ausserdem war es nicht gerade seine Gewohnheit Sätze nicht zu beenden. „Was bedrückt dich denn? Ich seh doch, dass dich etwas beschäftigt.“ „Ach Mime!“ kam die Antwort begleitet von einem tiefen Seufzer. «Was ist das wieder für eine Antwort? Der benimmt sich immer seltsamer seit Future an Bord ist. Moment mal…» Mime blickte von Harlock zum schlafenden Future und zurück. Drehte sich dann um und beschloss die Beiden sich selbst zu überlassen. Harlock blickte ihr geistesabwesend hinterher, bevor er wieder zu spielen begann. Als Future erwachte fühlte er sich so ausgeruht und zufrieden wie seit Tagen nicht mehr. Kaffeegeruch stieg ihm in die Nase. Er öffnete seine Augen und blickte sich um. Von Harlock war nichts zu sehen, dafür stand neben ihm auf dem Boden ein Tablett mit Kaffe und Frühstück. Hungrig begann er zu essen, immer noch in Harlocks Decke eingekuschelt. Aus irgendeinem für ihn unerfindlichen Grund widerstrebte es ihm zutiefst die Decke wieder loszulassen. Nach dem Frühstück packte er die Decke und das Kissen zurück auf das Bett. Er würde noch mal zu Yattaran gehen, in der Hoffnung, dass Yuki auf der Brücke beschäftigt war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)