Tainted Love von Melora ================================================================================ Kapitel 2: Runaway love ----------------------- Trotz dieser schrecklichen Zweifel dauerte der Kuss eine ganze Weile an – viel zu lang eigentlich, um sich danach zu beschweren. Die junge Frau befand sich in einer Art Zwickmühle, ihr ganzer Körper zitterte. Nicht, dass ihr kalt war, ganz im Gegenteil, ihr war unglaublich warm. Am nicht vorhandenen Widerstand erfreute sich Shin, er hätte mit mehr davon gerechnet. Um nicht zu sagen, hatte er darauf spekuliert, dass sie ihm eine scheuerte und ihn dann anbrüllte. Als nichts dergleichen passierte, fand er das fast schon merkwürdig. Er war der Hoffnung erlegen, sie könnte etwas Spezielles für ihn empfinden. Und je länger er in den Genuss kam ihre süßen Lippen auf seinen zu spüren, umso mehr verfiel er diesem Gefühl, das wie auf seiner Haut brannte. Er wollte nicht mehr aufhören, schien es, und allmählich spürte man den Ernst der Lage. Sein Herz ganz nah bei sich zu spüren, da er sie so an sich drückte, verriet ihr es schlug immer schneller und aufgeregter gegen ihre Brust. Es ist furchtbar….. In dem Moment wurde es mir schmerzlich bewusst, welche Qual er durchgemacht haben musste, und weitere würden folgen… Seine Hände in ihrem Nacken, so dicht an dicht mit ihm zu stehen – wow, sie war fasziniert von diesem Gefühl – aber warum er? Shin hätte wahrscheinlich noch ewig so weitermachen können, selbst so ein einfacher Kuss, den sie es so arglos zuließ, erfüllte ihn doch irgendwo mit Stolz. Aber nicht nur das, es war, als würden all diese bisher versteckten Gefühle nun vollends hervorbrechen. Gerne hätte er diesem Verlangen nun nachgegeben… Und dennoch… Wie in Zeitlupe lösten sich seine Lippen von ihren, die eben noch so sehr an ihren gehaftet hatten und sein Blick traf sie direkt in die Augen, in ihre Seele. Jetzt musste sie verstanden haben, nur wie würde ihre Reaktion ausfallen? So ganz sicher war er sich da nicht. Wie sollte er das? Keiner konnte wissen, was sie davon halten würde, auch wenn es ihr gefallen hatte, das hatte es zweifellos, dieses Willige in ihren Lippen, er hatte es ganz deutlich gespürt. Da war auch egal, dass sie seine Lehrerin war. Ihr Blick - sie war so sprachlos, dass kein Wort über sie kam, während sie ihn einfach nur ansah. Fragend – hatte sie wirklich noch Fragen? „Du hast geraucht!“ Todernst, wie sie ihn gerade betrachtete, sprach sie diese Worte, die ihn zerstreuten. Wie sie nun dazu kam, diese Worte zu sagen, er verstand es nicht und sah sie dementsprechend überfordert an. Kein: Shin, hast du sie noch alle mich zu küssen? Kein: Das geht nicht! Schmink dir das schnell ab! Keine Ohrfeige für seine Dreistigkeit. Nein nur ein: Du hast geraucht! Er konnte es nicht fassen, war das nun wirklich alles, was dieser Frau dazu einfiel? Es war ein indirektes Liebesgeständnis gewesen - hatte er nicht gesagt, dass andere ihn nicht interessierten und sie anschließend geküsst? Und nun glotzte er sie einfach nur an. Sie war verrückt, ja, aber dieser Satz, es haute ihn doch sprichwörtlich von den Socken. Wurde das nun ein typisches Lehrer-Schüler-Gespräch – wenn ja – dann kotzte es ihn jetzt schon an. Wieso konnte sie nicht einfach sagen, was Sache war? Wieso versteckte sie sich hinter dieser Frage? Wusste sie nicht, wie sie darauf eingehen sollte? Wollte sie dieser Frage wirklich ausweichen, wie es in ihm darauf brannte, die Antwort zu erfahren. Er wollte wissen, was sie davon hielt und sie fragte ihn so etwas… „Wen interessiert das?“ Ein klein wenig wurde er pampig. „Mich interessiert das, Sawada!“ Wut fuhr in ihre Stimme, großartig, nun war sie wütend, dass er geraucht hatte – dabei war es weiß Gott nicht das erste Mal, dass sie das spitzgekriegt hatte. Wieso musste sie das nun so aufbauschen? Sie regte sich schrecklich auf, doch kein Wort bezüglich des Kusses. „Du bist minderjährig! Rück sie raus, SAWADA!“ Sie schüttelte ihn kräftig und hatte einen bedrohenden Blick aufgesetzt. Ihr Gesichtsausdruck, das war eigentlich die Kumiko, wie er sie mochte – Hauptsache sie fuhr schön aus der Haut, das zog ihn einfach magisch an. Jedes Mal, wenn sie sich so aufregte, musste er in sich hinein grinsen. Kumiko konnte gerade gar nicht mit ihm umgehen. Nie hätte sie gedacht, dass sie einem Schüler mal den Grund dafür geben würde, sie zu küssen – verrückt. Sie hatte doch nichts getan, absolut gar nichts, außer nett zu ihm sein. Reichte das am Ende dafür schon aus? Musste sie härter und grausamer mit ihren Schülern umgehen, oder was bitte? Sie konnte zu ihren Schülern doch nicht grausam sein… „Na fein“, antworte er, griff in die Hosentasche seiner nassen Hose und hielt ihr seine Zigaretten hin, dann hatte sie wenigstens keinen Grund mehr ihm auszuweichen. „Hier hast du sie… Bist du nun zufrieden?“ Ein mittelschweres Seufzen kam über ihn. Er tat das nicht, weil er Angst vor ihr hatte, sondern weil er dieses Zigarettenthema gerade doch sehr leid war. Er war es leid, dass sie so etwas Unwichtiges ansprach. Kumikos Blick war empört, sie riss ihm förmlich die Zigarettenpackung aus der Hand – halbleer. „Wie kann man in deinem Alter schon mit so etwas anfangen? Damit ruinierst du dir nicht nur die Gesundheit! Willst du jetzt schon süchtig werden? Wenn ich dich noch einmal damit erwische, kannst du was erleben!“ Nur deswegen war sie sauer, er könnte sie damit nun gut ärgern. „Das freut mich ungemein, dass das der einzige Grund für deine Wut ist. Dann heißt das ja, ich darf noch mal!“ Er war sich seiner Frechheit bewusst, aber alles, was ihm gerade einfiel, war sie reizen. „Nani?“ Ihr Blick durchbohrte ihn, ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Es tat ihm nicht Leid, das gesagt zu haben, auch wenn es ihn gerade wie ein Flegel rüberkommen ließ. Na ja, war er das nicht auch? „Na, das, was dich anscheinend ja nicht so groß zu stören schien, wie dass ich geraucht habe.“ Davor wegrennen brachte gar nichts, aber was sollte sie ihm sagen, ohne ihm damit wehzutun? Gut, es war Sawada Shin, den haute so schnell ja nichts um, aber trotzdem hatte sie Angst davor. Natürlich wollte er eine Antwort, die hätte sie sicher auch gewollt. „Das… Das kann nicht dein Ernst sein!“ Man sah die Angst in ihren Augen, so etwas hatte er bei ihr noch nie wirklich zu sehen bekommen. Es erschreckte den 18-jährigen beinahe. „Nein, natürlich nicht, es ist ein Scherz, was sonst?“ Shin veralberte sie ein kleines bisschen, lachte jedoch nicht, so dass man sofort bemerkte, wie gelogen es doch war. Ich küsse meine Lehrerin einfach so… Natürlich… Sehe ich aus, als wäre ich so unreif, dass ich so etwas machen würde? Frauen… Man spielte nicht mit den Gefühlen von Frauen, so ein herzloser Mistkerl war er doch gar nicht und gerade bei ihr hätte er so etwas nie getan. Hatte er sich eigentlich etwas erhofft? Tief in sich wusste er es. „Ich hoffe für dich, dass es nur halb so ernst war, wie ich befürchte – such dir eine Freundin in deinem Alter.“ „Wozu?“ Shin verstand sie nicht, wieso sollte er das tun? So einsam und verlassen konnte er gar nicht sein, um sich irgendeine zu nehmen. „Das werde ich ganz bestimmt nicht. Das wäre das Falscheste, was ich tun könnte. Sich in so etwas zu stürzen, um jemand anderen zu vergessen, den man verehrt, ist es das, was du uns beibringen willst? Ganz sicher nicht!“ Nee, so einer wollte er nicht werden. „DANN würde ich es mit dieser Person nicht ernst meinen, außerdem wäre das Selbstbetrug. Und es ist nicht so, dass ich es jetzt unbedingt brauche. Ich war noch nie so erpicht darauf. Und das werde ich auch nie sein. Weißt du auch, warum?“ Er sah Kumiko eindringlich an und forschte in ihren hübschen Augen, sie wusste die Antwort nicht. Wie so oft war er ihr überlegen, das Gefühl gefiel ihm. „Weil man so etwas nicht erzwingen kann, das weiß ich.“ Seine Worte machten sie doch sehr traurig, er versuchte es vielleicht, sie zu beruhigen, aber erfolgreich war er damit nicht. War es wirklich okay für ihn, immer an sie zu denken und sie als einzige Frau zu beachten? Ohne, dass er eine Gegenleistung bekam? Wollte er sie aus der Ferne ansehen und nur in seinen Träumen ihr Liebe schenken? Vielleicht dramatisierte sie das Ganze, weil man ihr so viele Horrorstorys über Schüler und Lehrerinnen erzählt hatte. Sie wollte ihm auch keine Hoffnungen machen und sah ihn nicht an, ihr Blick hatte nur etwas Nachdenkliches und Trauriges. Wenn sie ihm die Wahrheit sagen würde, er würde den Aussichten auf mehr verfallen. So sagte sie ihm nicht, wie gut sie es gefunden hatte, wie schön dieses Gefühl geliebt zu werden gewesen war. Kumiko hatte nun das Bedürfnis zu fliehen, dumm war nur, dass ihre Klamotten noch klatschnass waren. Sie hoffte, er hatte sie in den Trockner verfrachtet und sie waren somit bald trocken. Die Nacht hier verbringen, das wollte sie bei Gott nicht. In dem Punkt vertraute sie weder Shin, noch sich selbst wirklich. Sie war schon bei dem Kuss nicht in der Lage gewesen, sich großartig zu wehren. Der Schreckmoment war groß gewesen, aber dieses Gefühl, es war nicht zu beschreiben, so hatte sie noch keiner geküsst. Und dann ausgerechnet er… Nun sagte sie gar nichts mehr, sie war wohl noch immer geschockt von ihm. Es war wohl etwas sehr rabiat gewesen, sie einfach zu küssen. Manchmal war sie wie ein unschuldiges Mädchen. Er hätte mehr nachdenken sollen. „Shin, hör zu“, kam leise von ihr, ihre Miene dabei mehr apathisch. „Ich bin dir nicht böse deswegen. Du hast den Schmerz, den ich erfahren habe, ein wenig gemildert. Mehr aber auch nicht…“ Es war richtig so, das zu sagen. „Verstehe.“ Ja, und wie ich verstehe… Es ist deine Art zu sagen, dass du lieber weglaufen willst. Und deine Art mich zu schonen, das müsstest du nicht. Für gerade eben gebe ich vielleicht auf, aber nicht in Zukunft. Ich habe zu deutlich gespürt, dass da etwas zwischen uns ist, was wir bisher noch nicht verstehen. Ich weiß nicht, ob es dasselbe ist, wie ich es empfinde, wenn du von einem anderen sprichst. Aber da ist etwas. Und selbst wenn undefinierbar, er würde seine Chancen nicht als aussichtslos bezeichnen. Nein, er war sich ganz sicher, dass er sogar sehr große Chancen hatte, sie für sich zu erobern. So oft hatte sie diese Anzeichen gezeigt, wie wichtig er ihr war, und nun hatte sie den Kuss genossen. Doch der Schock würde erst noch kommen… Shin freute sich zu früh, wenn er dachte, dass das der Anfang einer Liebelei zwischen ihnen sein würde. Dass sie irgendwann von selbst zu ihm kam und klein bei gab… Nein, da sollte er sich ganz fürchterlich irren. Schon am nächsten Schultag, einem Montag, war es soweit, sie befanden sich gerade noch mitten im Biologieunterricht, gleich darauf würde Mathematik folgen. Shin lag wie immer eigentlich auf seinem Tisch und döste vor sich hin. Das, was der Lehrer erzählte, das würde er später nachlesen und damit hatte es sich. Er nahm den Stoff immer so tödlich langweilig durch, Unterricht war doch echt das Letzte. Wieso zuhören, wenn er so müde war, und es auch auf später vertagen konnte? Als es zum Unterrichtsende klingelte, öffnete er müde die Augen und wachte allmählich auf, mal wieder pünktlich zum Ende der Stunde, es war wie ein Ritual. Er stand von seinem Stuhl auf und verließ wie alle anderen das Klassenzimmer, um sich zu seinen Freunden in eine Ecke zu verziehen. Bis auf Minami waren alle seiner Freunde anwesend – gerade am futtern. Shin ließ sich auf einem der Bänke nieder und beobachtete sie, wie sie unbeschwert, wie sie nun einmal waren, sich ihr Essen zu Leibe führten. Er holte sich eine Cola raus, das reichte vorerst. Er hatte morgens nie irgendwie großartig Appetit, er schlief viel zu gerne und zu lange, als dass er ihn so bald entwickelt hätte. Von weitem hörte man schon Schritte, sie waren schnell – rennend kam die Person näher, Shin brauchte nicht den Kopf umzudrehen, um zu wissen, dass es Minami war, der wohl mit Neuigkeiten kam. „Shin!“ rief er nach ihm und er drehte nun doch den Kopf leicht zur Seite. Minami blieb heftig atmend vor ihm stehen, stützte sich auf den Beinen ab. „Es ist was schreckliches passiert!“ Was war es nun schon wieder? Eine Prügelei? Kudô machte Ärger…? An solche Sachen dachte der Klassensprecher, aber das, was wirklich passiert war, darauf wäre er in dem Moment nicht von selbst gekommen. „Yankumi… Sie will… Sie hat… Sie will aufhören!“ Shin fühlte sich wie mit einer Bratpfanne verdroschen, als Minami das sagte. Plötzlich konnte er an nichts anderes mehr denken: Sie will gehen. Einfach abhauen wollte sie, flüchten vor ihm. Seine Beine bewegten sich wie von selbst, er sprang auf und sprintete, was das Zeug hielt. Minami wollte die anderen dazu hinreißen, ebenfalls loszulaufen und herauszufinden, was nun wieder passiert war, doch Kuma schnappte ihn am Arm. „Warte…“ Verwirrt besah der Schmächtige den sehr Dickeren, der nur mit dem Kopf schüttelte und meinte: „Lass Shin-chan das alleine regeln…“ Keiner der Jungs verstand, was Kuma damit meinte, was wohl auch besser so war. Shin rannte zunächst durch den Flur bis zum Lehrerzimmer, er öffnete die Tür um einen Spalt und belauschte die Herrschaften. „Was hat Yamaguchi nur gebissen? Sie kann doch nicht von heute auf morgen einfach so kündigen! Wir haben nicht einmal Ausschau nach einem Ersatzlehrer gehalten“, hatte der Rektor gesagt. So, das war alles, was er zum Ausscheiden ihrer Lehrerin zu sagen hatte? Shin hatte das Bedürfnis, ihn an die Wand zu klatschen, wie eine Fliege, die einen schon seit langem nervte, weil sie um einen herumschwirrte. Doch, da Kumiko wohl schon gegangen war, entschied er sich, sie ihren Problemen zu überlassen und stattdessen erst einmal nach seiner Lehrerin zu suchen. So lief er wieder los, geradewegs aus dem Schulgebäude hinaus über die Straße, immer weiter diese entlang, so schnell Shins Füße ihn tragen konnten. Verdammt, was denkt die sich einfach aufzuhören? Das kann sie uns doch nicht antun? Ich will nicht zurück in den Schulalltagstrott! Es war die amüsanteste Zeit in meinem Leben! Trotzdem bereute er noch immer nicht, reinen Tisch mit ihr gemacht zu haben, er fand es nur unfair, einfach so abzuhauen, ohne ein Wort. So schnell gerannt war er schon lange nicht mehr, er hasste Sport und schwänzte die Unterrichtsstunden gerne, gerade weil ihn dieses ewige Rumlaufen so nervte. Sie wollten doch alle gemeinsam von der Schule abgehen, zusammen mit ihrer großartigen Lehrerin. Und nun wollte sie sie alle im Stich lassen? Glaub ja nicht, dass ich das so einfach geschehen lasse, Kumiko Yamaguchi, so leicht kommst du mir nicht davon! Aus der Ferne sah er sie, wie sie langsam vor sich hinschlenderte, bestimmt wollte sie es gar nicht, natürlich wollte sie es nicht, sie liebte ihren Job. Er erinnerte sich an das Gespräch, das er mit ihr gehabt hatte, sie hatte ihm den Grund dafür genannt, weshalb sie Lehrerin geworden war. Er war beeindruckt von ihr gewesen und hatte entschlossen, ihn nicht zu verraten. Alles Weitere war nach und nach gekommen. Sie war einfach eine großartige Person an sich, es war nicht in Worte zu fassen. Die Yakuza-Tochter war die einzige Lehrerin, die er jemals hatte akzeptieren können. „Kumikooo~“, rief er sie, noch immer rasend, sie reagierte nicht, das war nun ihr Pech, da er selbst bei dieser kurzen Entfernung weiter rannte und fast in sie hinein raste. Gestoppt wurde der Junge erst, als sein Körper gegen ihren prallte und sie beide fast hingefallen wären. Da Shin allerdings einen festen Stand hatte und seine Arme augenblicklich um ihren Körper geschlungen hatte, blieb ihnen das erspart. Kumiko fiel die Tasche runter und blieb am Boden liegen, sie war wie erstarrt, aber auch geschockt. Sein Griff hatte etwas Besitzergreifendes, sie dachte einen Moment daran, einen Schulterwurf zu machen, um ihn von sich zu kriegen, aber dann spürte sie dieses Zittern, das auch ihren Körper erfasste. „Lass los, Shin…“ bat sie ihn, noch mit ruhiger Stimme. „Nein!“ Er drückte sie fester. „Geh nicht…“ Ständig brachte sie ihn dazu, um etwas zu beten, er hasste es schrecklich, fühlte sich jedes Mal erbärmlich, auch damals als er seinen Vater beinahe angefleht hatte, ihn zur Shirokin gehen zu lassen, weil es die Schule war, zu der er nun einmal gehörte. „Bestraf mich, aber nicht die anderen, sie sind ohne dich aufgeschmissen!“ Er bat sie nicht darum, ihn nicht im Stich zu lassen, sie nicht zu verlassen, schließlich war diese Gefühle der Grund dafür, dass sie gehen wollte. „Ihr habt viel gelernt, nun braucht ihr mich nicht mehr.“ Es kam leise von ihr und er sah ihr nicht ins Gesicht, das sollte er auch nicht. Shin sollte nicht in ihre mit Tränen gefüllten Augen blicken. „Du hast es versprochen, du bleibst bis zum Schluss!“ „Lass mich jetzt los, Shin.“ „Nicht bevor du vernünftig wirst!“ „Das ist kindisch, Shin…“ Als kindisch empfand er sich nicht gerade, er trug die Verantwortung dafür, dass sie ihren geliebten Job schmeißen wollte – sie war doch gerne ihre Lehrerin. Dieses Opfer für ihn, das sollte sie nicht geben. „Meinetwegen bin ich kindisch, aber du… du bist ein Feigling, Yamaguchi! Du rennst vor deinem Schüler weg, das ist… das ist echt erbärmlich!“ Kumiko war wütend, einen Feigling ließ sie sich nicht gerne nennen, sie war nicht feige, sie tat es, damit er sich davon wieder erholen konnte, das ging schlecht, wenn sie sich fast jeden Tag sehen mussten, also packte sie seinen Arm und schleuderte ihn herum. „Es geht nicht anders! Sieh dich an, du bist wahnsinnig geworden! Läufst mir mitten im Unterricht hinterher. Sei nicht so ein Idiot! Genau das ist es, was ich befürchtet hatte! Dass du alles vergisst. Dass es dir wichtiger wäre bei mir zu sein, statt in der Schule, wo du wirklich hingehörst! Du bist Schüler, also mach, dass du zurück in die Schule kommst!“ Dieses Mal war sie wirklich grausam, absichtlich. Er durfte so etwas nicht tun, damit machte er sich seine Zukunft kaputt und ihre wahrscheinlich gleich mit, weil sie es nicht verhindert hatte. Ein Idiot war er also, ein Idiot! War es so idiotisch dem Menschen, den man liebte, hinterherzulaufen, weil dieser einen großen Fehler begehen würde? Shin war total außer Atem. „Oh ja, ein Schüler, dessen Kuss du genossen hast, und das weißt du, deswegen rennst du ja weg! Du hast Angst, du könntest dich am Ende in deinen Schüler verlieben und etwas Verbotenes tun! Ich verstehe vollkommen!“ Nun standen wir hier einander gegenüber und putzten uns gegenseitig runter. War das der Weg, den Liebende gehen mussten? War es uns vorbestimmt, dem anderen Schmerz und Leid zuzufügen? Zu diesem Zeitpunkt konnte ich das einfach nicht verstehen… ich spürte beim Blick in ihre Augen, dass sie genauso dachte. Dass sie genauso fühlte – für mich. Sie wollte genauso wie ich es zu diesem Zeitpunkt wollte. Sie wollte mir am liebsten in die Arme fallen… Doch sie tat es nicht, sie drehte sich herum, weg von ihm. „Mach dich nicht lächerlich, Sawada!“ Es fiel ihr schwer, doch dieser Satz, sie hatte ihn einmal von ihm gehört, als sie ihn gefragt hatte, ob die Möglichkeit bestand, dass er etwas für sie übrig hatte. Es war seine Antwort auf die Frage gewesen, auch wenn sie ein klein wenig gescherzt hatte. Doch diese kalten Worte, er hatte es gesagt, als würde er sich so etwas überhaupt nicht vorstellen können… Und dann stellte sich heraus, dass er Gefühle für seine Lehrerin hegte, wie man sie nicht haben durfte. Wütend wie sie war, setzte sie ihre Beine in Bewegung, in der Hoffnung, er würde ihr nicht nachlaufen. Shin sah ihr nach, noch immer wütend über ihre Entscheidung – er hatte hier kein Stück mitzureden und war einfach nur aufgebracht in diesem Moment. Zwischen den Zorn mischte sich aber auch ein Hauch von Trauer. Was wurde das? Würden sie sich nun ab sofort nie wieder sehen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)