Die andere Frau von Yvaine ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Dies ist meine erste Fanfic, bitte schlagt mich nicht oder rammt mich ungespitzt in den Boden, gebe mir die größte Mühe. Prolog Es war Nacht und im Hause der Jarjayes war vollkommene Ruhe alle Hausbewohner waren aufgrund der unerträglichen Sommerhitze beizeiten zu Bett gegangen. Nur eine konnte in dieser Nacht nur sehr unruhig schlafen, Oscar wälzte sich in ihrem Bett hin und her sie durchlebte gerade einen Albtraum aus dem sie einfach nicht erwachte. Im nächsten Augenblick schreckte sie hoch und aus ihrer Kehle entfuhr ihr ein Schrei des Entsetzens, ihr Herz klopfte wie wild, das dünne Seidenhemd das sie trug klebte wie eine zweite Haut an ihrem Körper, für einen kurzen Augenblick musste sie erst einmal realisieren wo sie sich befand ihr standen immer noch Tränen in den Augen die sie sich mit einer plötzlichen Handbewegung aus dem Gesicht wischte noch völlig aufgelöst und mit wackligen Beinen schob sie die Bettdecke zur Seite und stieg aus dem Bett. Sie öffnete die große Terrassentür in der Hoffnung sich dadurch ein wenig Abkühlung zu verschaffen diese Hoffnung blieb jedoch aus, wehte ihr doch eine ziemlich warme Brise entgegen, Oscar lief einige Schritte barfuß über den angenehm kühlen Terrassenboden und ließ dabei die Geschehnisse in Ihrem Traum im Gedächtnis nochmals Revue passieren. Sie sah wie André angeschossen wurde und zu Boden stürzte, wie er vor Schmerzen kaum Atmen konnte, sie sah auch das Leid der Menschen die um sie herum standen, sie begriff in diesem Moment, dass sie sich inmitten einer Revolution befand. Auch wenn André noch am Leben war wusste sie das er sterben würde. Es lag in Ihrer Hand dieses Ereignis zu ändern. Kapitel 2: ----------- Eigentlich war mir beim ersten Teil ein Fehler unterlaufen. Blöderweise habe ich das Kapitel bzw. Prolog schon hochgeladen obwohl ichs noch garnicht vorhatte, hätte lieber mal vorher die Hochladeregeln durchlesen sollen dann hätt ich auch gewusst das ichs da nicht Speichern kann. Aber naja dafür kommt der nächste Teil jetzt hinterher. Die Sonne schien ins Fenster und Oscar mitten ins Gesicht, sie blinzelte verschlafen, rieb sich die Augen und murmelte etwas unverständliches vor sich hin. Oscar war erstaunt, nach ihrem Albtraum hatte sie es tatsächlich geschafft wieder ein zu schlafen obwohl man sie in ihrer momentanen Verfassung nicht gerade als munter bezeichnen konnte. Sie stieg schnell aus ihrem Bett aus machte sich frisch und zog sich an. Oscar wollte noch so schnell wie möglich André erwischen bevor er weg war, er hatte vor heute Bernard und Rosalie zu besuchen. Oscar konnte leider nicht mitkommen da sie noch reichlich Papierkram in der Kaserne zu erledigen hatte, um so wichtiger war es jetzt für sie ihn noch mal zu sehen, die Erinnerungen an letzte Nacht riefen ihr immer wieder diese schrecklichen Geschehnisse ins Gedächtnis die ihr so real vorkamen das sie immer noch diese tief sitzende Angst und innerliche Leere verspürte. Obwohl Oscar nicht an solche Dinge glaubte wie Vorhersehung, wollte sie diesmal etwas bedachter sein. Bevor André die Sehfähigkeit seines linken Auges verlor, wurde Oscar damals von einer Krähe an der Hand verletzt, das arme Tier war vermutlich von seiner Flugbahn abgekommen und steuerte geradewegs auf Oscar zu. Aber genau dieses Ereignis war ein untrügliches Zeichen dafür, dass etwas Schlimmes bevorstand. Dieser Fehler würde ihr nicht noch mal unterlaufen, es lag an ihr das zu verhindern. Bisher hatte Oscar nie daran gedacht das André jemals etwas zustoßen könnte oder er sogar sterben würde, er war immer allgegenwärtig, war immer für sie da, konnte sie das auch von sich behaupten? Schließlich hatte sie es damals wegen ihrer Unachtsamkeit und Sturheit zugelassen das André sein linkes Auge verlor. Den seelischen Schmerz den sie in ihrem Traum empfunden hatte als sie André vor sich sterben sah war das schlimmste was sie je gefühlt hatte als würde man ihr ein Messer in die Brust rammen, auch wenn es nur ein Traum war! Gott sei Dank nur ein Traum! Dachte sie . War es wirklich nur ein Traum oder eine Warnung! Oscar war gerade auf dem Weg nach unten zum Speißesaal als ihr Sophie über den Weg lief! Guten Morgen Lady Oscar habt ihr gut geschlafen mein Kind? fragte Sophie. Ich wünsche dir auch einen guten Morgen Sophie, aber danke der Nachfrage leider war meine Nacht nicht so gut sie hätte besser sein können! erwiderte Oscar. Sophie hast du vielleicht André gesehen? Ich wollte ihn noch sprechen bevor ich wieder in die Kaserne muss! In die Kaserne ? Rief Sophie empört, habt ihr denn völlig vergessen was heute ist? Ja! Heute ist ein Tag wie jeder andere auch! erwiderte Oscar trotzig die es nicht gewohnt war so von ihrer Amme angefahren zu werden sie vergaß zuweilen, dass sie und André schon erwachsen waren. Nein eben nicht! setzte Sophie erneut an, heute kommt doch das neue Dienstmädchen, ihr wisst wie wichtig es ist persönlich die neuen Bediensteten zu begrüßen was soll man sonst von uns denken! Das gehört doch sonst nicht zu meinen Aufgaben Sophie, kann das denn nicht meine Mutter erledigen? Eure Mutter ist heut nicht im Haus sondern in Versailles, wie ihr wisst ist sie dort Hofdame der Königin falls ihr das vergessen haben solltet! sagte Sophie mit einem leichten Unterton in ihrer Stimme der Oscar nicht entging. Oscar gab sich geschlagen. Also gut Sophie ich werde rechtzeitig wieder zurück sein! Sie wird gegen Nachmittag erwartet gab Sophie zurück! Mach die keine Sorgen, ich werde pünktlich sein! Auch wenn es Oscar egal war ob nun ein neues Dienstmädchen im Hause Jarjayes eine neue Stelle antrat oder nicht, wollte sie dennoch nicht Sophies Zorn auf sich ziehen, die alte Dame konnte manchmal recht engstirnig sein und sprach manchmal mit Oscar tagelang kein Wort mehr, dies war ihre Art Oscar zu zeigen das sie etwas falsch gemacht hatte. Sophie legte nun mal sehr viel Wert auf Anstand und Benehmen. Wo ist denn nun André? fragte Oscar langsam ungeduldig werdend. Du hast mir immer noch nicht geantwortet? Sophie überlegte kurz, ich glaube ich hatte ihn zuletzt bei den Stallungen gesehen es kann sein das er aber schon weg ist! Nun aber schnell dachte sich Oscar und lief eiligst die Stufen des Anwesens hinunter in diesem Augenblick kam André auf dem Rücken seines Pferdes aus dem Stall heraus und ritt davon ohne sich noch einmal um zu schauen sonst hätte er noch rechtzeitig bemerkt wie Oscar geradewegs auf ihn zulief. Verdammter Mist! schnaubte Oscar wütend. Hätte mich Sophie nicht so lange mit diesem Unsinn aufgehalten, dann hätte ich mit André noch sprechen können! Aber was hätte sie ihm denn sagen sollen? Das sie geträumt hat er würde sterben? In der momentanen Lage in der sie sich zur Zeit befanden würde André dies wahrscheinlich für einen schlechten Scherz halten, die Luft zwischen beiden war zur Zeit zum zerreißen gespannt, manchmal konnten sie sich noch nicht mal in die Augen sehen, vor allen Dingen André beendete meist schnell das Gesprochene um dann so schnell wie möglich das Weite zu suchen aber an das was vorgefallen war wollte sie jetzt einfach nicht denken. Nein, genau diese Episode wollte Oscar schnellstens aus ihrem Leben streichen. Sie beschränkte sich darauf, dass sie höchstwahrscheinlich improvisiert hätte. Eigentlich war der wahre Grund ganz einfach, sie wollte ihn sehen! Zumindest hatte Oscar den Rücken ihres davon reitenden Freundes gesehen, somit war ihre Welt in Ordnung und sie wusste das es André noch gab und es ihm gut ging. Oscar schüttelte den Kopf und sagte leise zu sich selbst: Und das alles nur wegen eines Dienstmädchens! Zu diesem Zeitpunkt wusste Oscar noch nicht, dass genau dieses Dienstmädchen für ziemliche Aufregung in Oscars Leben sorgen würde. André mittlerweile bei Rosalie und Bernard angekommen, war froh über diese willkommene Abwechslung, denn seit dem Vorfall zwischen Oscar und ihm wo er ihr näher gekommen war, wie noch nie zuvor in seinem Leben, waren beinah zwei Monate vergangen. Er hatte sie zu Tode erschreckt als er sie auf das Bett warf und ihr die Bluse vom Körper riss. Glücklicherweise kam er gerade noch rechtzeitig zur Vernunft. Oscars entsetztes Gesicht und die Tränen in ihren Augen waren der Grund dafür, dass er sich jedes Mal wenn er sie ansah wie ein geprügelter Hund vorkam und sich zutiefst schämte. André konnte sich selbst nicht mehr im Spiegel ansehen denn er hasste sich für das was er ihr angetan hatte und hoffte sie möge es ihm irgendwann verzeihen, dies war auch der Grund warum Oscar ihm versuchte aus dem Weg zu gehen als würde sie sich von ihm bedroht fühlen. Kapitel 3: ----------- Es war schon weit nach 17 Uhr, als man ein lautes Klopfen an der großen Eichentür vernahm, Luc einer der männlichen Bediensteten öffnete die Tür und ließ den Gast eintreten. Sophie kam in Windeseile aus der Küche gestürmt, in Gedanken bei Lady Oscar die ihr doch eigentlich versprochen hatte pünktlich zu sein, von wegen. “Nein diese Kinder, versprechen Dinge die sie nicht halten!”, grummelte die alte Dame vor sich hin, um dann in der nächsten Sekunde ihr nettestes Lächeln auf zu setzen um das neue Dienstmädchen zu begrüßen. “Ah guten Tag meine Liebe!” “Guten Tag Madam!” erwiderte das Mädchen höflich. “Mein Name ist Sophie Glaces, doch du kannst mich Sophie nennen, untereinander sind wir nicht so förmlich!” “Ich bin hier Haushälterin im Hause der Familie Jarjayes und das ehemalige Kindermädchen unserer Lady Oscar!” “Aber was rede ich denn da, du bist sicherlich müde von der langen Fahrt hierher?“ “Es ist nicht so schlimm, trotz der holprigen Kutschfahrt konnte ich ein wenig schlafen. “Aber lasst mich euch, mich erst einmal vorstellen! Ich heiße Celeste Lefort!” Das junge Mädchen machte einen leichten Knicks und lächelte. Mit einer lauten und energischen Stimme das die Wände wackelten und Celeste vor Schreck zusammenfuhr rief Sophie lauthals nach Luc. “Wo bleibt der denn schon wieder? Ich hab ihm doch gesagt er soll warten!” Sophie ungeduldig von einem Bein auf das Andere tretend, suchte mit ihren Augen den Gang ab den Luc als letztes entlang gelaufen war. “Vor dem musst du dich in acht nehmen, mein Kind, der rennt jedem Rock hinterher, im Moment hat es ihm unsere Monique angetan und bei ihr wird er vermutlich jetzt sein!” “Na warte wenn ich den erwische bekommt er von mir einen Satz heiße Ohren!” Sophie setzte wieder ihr zuckersüßes Lächeln auf und wies Celeste einen Stuhl an auf den sie sich setzen sollte. “Bitte warte hier meine Liebe ich werde sofort wieder da sein“, um dann wieder im nächsten Moment lauthals nach “Luc!!!!!!!” zu rufen. Nun war Celeste ganz allein in der riesigen Eingangshalle und hatte die Möglichkeit sich erst einmal um zu schauen. Sie war beeindruckt von dem was sie sah, bisher hatte sie noch nie in so einem großen Haus gearbeitet. Das Anwesen ihres letzten Arbeitgebers war um mindestens die Hälfte kleiner und beiweiten nicht so pompös ausgestattet, dort hatte sie als Kindermädchen gearbeitet. Ihre Aufgabe war es sich um die Erziehung der beiden 9jährigen Zwillinge Camille und Antoine zu kümmern, diese Tätigkeit hatte ihr sehr viel Freude bereitet, bis zu dem Zeitpunkt als die beiden an Leukämie erkrankten und verstarben. Von einem Tag auf den anderen wurde sie nicht mehr benötigt, selbst als Haushaltshilfe wurde sie nicht gebraucht. Auf Drängen der Hausherrin mussten einige Angestellte das Anwesen verlassen, unter anderem auch Celeste, man hatte vor das Haus zu verkaufen da dort alles an die Kinder erinnerte und man wollte nur die Bediensteten mitnehmen die am längsten angestellt waren. Nun war es an der Zeit sich nach etwas neuem um zu schauen. Das Angebot bei den Jarjayes zu arbeiten kam ihr da nur recht. “Eine andere Stadt! Eine andere Arbeit!” sagte Celeste leise zu sich selbst. “Hast du etwas gesagt meine Liebe?” vernahm sie eine Stimme hinter sich. Celeste drehte sich um und sah Sophie völlig aus der Puste und Luc im Schlepptau, vor sich stehen. “Nichts wichtiges!” Antwortete Celeste schnell. “Ich habe diesen Herumtreiber endlich gefunden, und natürlich wie ich es erwartet hatte war er wieder bei Monique!” Mit erhobenen Zeigefinger wie eine Gouvernante und mit strengen Blick wies sie den bemitleidenswerten Kerl zurecht. Celeste fand die Situation urkomisch und konnte sich nur schwer ein Lachen verkneifen. “Anstatt so schnell zu verschwinden, solltest du der jungen Dame ihr Gepäck in ihr Zimmer schaffen?” Sophie gab Luc einen Schubs, so das er fast in Celestes Dekolltee fiel, den schien es nicht zu stören denn mit einem schelmigen Grinsen auf seinen Lippen und mit seinen Augen ihren Busen anstarrend war er gerade noch eine Nasenlänge von Celeste entfernt. “Untersteh dich du elender Haudegen!” Luc merkte nur noch wie ein heftiger Schlag von Sophie auf seinen Hinterkopf saußte, um wieder zu Verstand zu gelangen. “Denk noch nicht einmal daran, lass ja deine Finger von dem Mädchen!” Sophie war erzürnt und starrte ihn mit hochrotem Kopf an. Luc wie von der Tarantel gestochen machte schnellsten einen Schritt zurück und schaute betreten zu Boden. Sophie hakte sich bei Celeste unter und schob sie langsam in Richtung Küche. “Entschuldige bitte dieses Theater mein Kind, das ist nicht immer so bei uns.” “Komm wir gehen in die Küche und trinken erstmal ein Glas Milch!” “In der Zwischenzeit wird Luc so nett sein und dein Gepäck nach oben tragen!” Sophies Augen funkelten Luc bedrohlich über den Rand ihrer Brillengläser an. “Nicht war Luc?” und das in einem Ton der keine Widerrede duldete. Um Sophie nicht noch weiter in Rage zu bringen griff Luc schnell nach den beiden Taschen und lief ins oberste Stockwerk. Celeste war überrascht, für gewöhnlich ging man in anderen Adelsfamilien nicht so familiär mit dem Personal um, nicht einmal das Personal untereinander verhielt sich so herzlich gegenüber neuen Angestellten, sie war anderes gewöhnt. Sie kam sich vor wie ein Gast und nicht wie eine Hausangestellte. Sophie war es sehr wichtig das sich das junge Mädchen wohl fühlte, denn obwohl sie es nicht gerne zugeben mochte war sie recht froh darüber in den täglich anfallenden Aufgaben ein wenig entlastet zu werden. Denn das Alter machte auch bei Sophie keine Ausnahme, sie war eben keine 20 mehr. An jedem Abend eines stressigen Tages, merkte Sophie ganz deutlich wie sehr ihr die Gelenke schmerzten und sie sich regelrecht nach Hilfe sehnte, denn bei einem Nichtsnutz wie Luc, und Monique die sich nur all zu gern von dessen Avancen ablenken ließ, hatte sie nicht viel zu erwarten. Celeste machte auf sie einen positiven Eindruck, das Mädchen schien Manieren zu haben! Kapitel 4: ----------- Es war ein anstrengender Tag gewesen, Oscar hasste es sich jedes Mal um die lästigen Büroarbeiten zu kümmern. Wenn es nur bei diesem einzigen Übel geblieben wäre, heute schien wirklich alles schief zu gehen. Zuerst waren einige Papiere abhanden gekommen, die fast bis zuletzt verschwunden blieben und nachdem sie fast das ganze Büro auf den Kopf gestellt hatte wurde sie letztendlich in ihrer Schublade fündig die sie zuvor schon mindestens dreimal durchwühlt hatte. Oscar konnte sich selbst nicht erklären wie diese kleinen Übeltäter dort hingelangt sein könnten, aufgrund des stressigen Alltags hatte sie wahrscheinlich in geistiger Umnachtung oder besser ausgedrückt völliger Übermüdung die Papiere mit anderen Unterlagen zusammen in die Schublade gestopft. Und dies war noch lange nicht das Ende ihres furchtbaren Arbeitstages, einige ihrer Soldaten meinten ihrem Commandanten einen Streich spielen zu müssen, und streuten Zucker über ihr geliebtes Filet Mignon, nachdem sie einen kräftigen Bissen genommen hatte spuckte sie das widerliche Zeug zu Boden. Die Soldaten die in freudiger Erwartung an Oscars Bürotür lauschten um zu erfahren wie sie darauf reagierte, brachen in schallendes Gelächter aus, als von drinnen ein Husten und Würgen sowie kleine Flüche ausstoßend, aus dem Büro zu vernehmen waren. Mittlerweile war Spätnachmittag, Oscar völlig erschöpft und ausgehungert, beschloss endlich ihren Feierabend einzuläuten. Aber irgend etwas war da noch woran sie denken sollte, was war es denn gleich noch mal? Oscar dachte angestrengt nach. “Ah!!!, das neue Kindermädchen!” “Wie konnte ich das nur vergessen, Sophie wird mich umbringen!” Mit schnellen Schritten eilte sie den Gang entlang und auf den Hof hinaus, in Richtung ihres Pferdes. Mit einem gekonnten Sprung saß sie auch schon auf dem prachtvollen weißen Schimmel. Es wurde schon langsam Abend, die Sonne hatte sich in einen feuerroten Ball verwandelt welcher langsam am Horizont unterging. Für dieses beeindruckende Schauspiel der Natur hatte Oscar momentan keinen Blick übrig, sie trat ihrem Pferd in die Flanken und einige Sekunden später konnte man nur noch eine Staubwolke von ihr sehen. Oscars Laune war auf einem Tiefpunkt angekommen, sie hoffte dieser Tag möge endlich ein Ende nehmen, zuvor würde es aber noch eine unerfreuliche Auseinandersetzung mit Sophie geben. Sophie versuchte sich derweil nichts anmerken zu lassen und redete unentwegt auf Celeste ein. Eine Stunde später streckte Sophie die Waffen. “Es tut mir leid mein Kind, Lady Oscar scheint sich zu verspäten! Selbst André ist noch nicht nach Haus gekommen!” “André ? Wer ist André?” fragte Celeste interessiert. Sophie fasste sich mit der rechten Hand bedächtig an die Stirn und schalt sich für ihre Vergesslichkeit. “Ach, das habe ich dir ja noch gar nicht erzählt, wie konnte ich das nur vergessen? André ist mein Enkel und lebt schon seit seiner Kindheit im Hause der Jarjayes, er ist sehr gut mit Lady Oscar befreundet! Anfangs arbeitete er als Stallbursche, mittlerweile ist er Soldat in der Söldnertruppe und nur noch gelegentlich daheim!” “Du wirst ihn sicherlich morgen früh kennen lernen!” Celeste starrte gedankenverloren auf ihr halb geleertes Glas Milch welches vor ihr stand, etwas schien sie zu beschäftigen. Nach einigen Minuten des Schweigens sah sie zu Sophie und fragte einfach frei heraus. “Oscar! Ist ein ziemlich merkwürdiger Name für eine Frau, es ist nur meine Meinung aber er ist etwas einfallslos wie ich finde! Fiel dem General und seiner Frau denn nichts besseres ein?“ Celeste hielt sich die Hand vor den Mund als sie Sophies verdutztes Gesicht sah. “Oooh!!! Entschuldigung” stotterte Celeste verlegen. ”Ich hatte nicht vor das so aus zu drücken!” Sie schalt sich für ihre unbedachten Worte. Hätte ich doch nur meinen vorlauten Mund gehalten, dachte Celeste verlegen. Sophie langsam wieder etwas um Fassung ringend antwortete dennoch brav auf die Frage die sie gestellt bekommen hatte. “Nun ja irgendwie hast du ja recht! Der Grund weshalb sie so heißt ist ein ganz bestimmter, General de Jarjayes hatte sich nach fünf Töchtern einen Sohn gewünscht, als dies jedoch ausblieb, entschied er sich kurzerhand dafür seine Tochter zu einem Mann zu erziehen, daher auch der Name!” “Ich sag Dir eines ich war überhaupt nicht damit einverstanden! Schimpfte Sophie. “Lady Oscar ist eine junge Dame, sie sollte Kleider tragen und mit jungen gut aussehenden Männern ausgehen, stattdessen trägt sie Männerkleidung und ist Commandant der Söldnertruppe!” Sophie konnte sich nur schwer wieder beruhigen. Nun sah Celeste wirklich erstaunt aus. Eine Frau in Männerkleidung und dazu auch noch Commandant. Ich glaub das wird noch interessant werden, dachte sie sich im Stillen. Sophie wollte nicht noch mehr Löcher in den Bauch gefragt bekommen, viel zu sehr ärgerte sie sich darüber, dennoch konnte sie nicht leugnen das sie auch ein klein wenig stolz auf Oscar war die es mittlerweile weit gebracht hatte. Sophie fasste Celeste kurzerhand am Arm und zog sie mit sich. “Bevor ich dich noch weiter mit Belanglosigkeiten voll schwätze werde ich dir jetzt dein neues Zimmer zeigen!”. Sophie war gerade dabei Celeste die Treppen nach oben zu führen bzw. hinter sich her zu ziehen, als Lady Oscar abgehetzt in der Eingangshalle erschien. “Na endlich, da seit ihr ja!” “Ich weiß was jetzt kommt!” kam entnervt von Oscar. “Es tut mir wirklich leid das es so spät geworden ist, aber du weißt ja die viele Arbeit!” Sophie hielt abwehrend beide Hände vor die Brust, “Ja, Ja ich hab schon verstanden, die viele Arbeit!” wiederholte sie nochmals. “Dann wird es euch doch sicherlich nichts ausmachen, Celeste jetzt mit in euer Büro zu nehmen um alles weitere zu klären in Bezug auf ihr Gehalt und was sie sonst noch wissen sollte!” Sophie sah Oscar herausfordernd an. Celeste sah in Oscars wenig begeistertes Gesicht, sie betrachtete eingehend die schlanke hoch gewachsene Frau mit den langen blonden Harren und dem engelsgleichen Antlitz. Oscar war wunderschön das musste sie zugeben, allerdings zeugte ihr Stolzes und zugleich erhabenes Auftreten eher von Arroganz, wie Celeste fand. Zumindest hatte Celeste jetzt endlich ein Gesicht zu diesem eigenartigen Namen. Oscar musterte die kleine Person vor sich, irgendwie erinnerte sie, sie an Rosalie, wie sie da so vor ihr stand ,zart und zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe. Dennoch war etwas in ihrem Blick was Celeste mit Rosalie nicht gemein hatte, Celestes Augen starrten geradewegs in die von Oscar, sie schien keineswegs schüchtern zu sein und ließen in Oscar den Gedanken aufkommen das man sie nicht unterschätzen sollte. Oscar bewegte sich auf Celeste zu, blieb vor ihr stehen und schaute ihr mit intensiven Blick in die Augen. “Meine Name ist wie ihr sicherlich schon erfahren habt, Oscar Francois de Jarjayes!” Und ihr heißt Celeste?” Celeste wollte sich von Oscar nicht einschüchtern lassen und antwortete mit fester Stimme: “Ja, Madam!” Sie vernahm ein lautes Lachen von Oscar.” Du brauchst mich nicht Madam nennen, Lady Oscar reicht völlig!” Das Lachen von Oscar erweckte in Celeste den Eindruck als würde sie sich über sie lustig machen. Celeste war es nicht gewohnt das man sich auf ihre Kosten amüsierte, aber was konnte man schon erwarten von einer Frau in Männerkleidung, dachte sie verächtlich. Celestes Gedanken bewegten sich im Kreis, sie dachte an das was ihr womöglich noch bevor stand. “Bis jetzt lief alles so gut und ausgerechnet diese überhebliche Person werde ich in Zukunft bedienen müssen, na das kann ja lustig werden! Hoffentlich stimmt wenigstens die Bezahlung!” Sie mochte Oscar nicht, soviel stand schon mal fest. Mit einer herablassenden Handbewegung, forderte diese, Celeste nun dazu auf ihr zu folgen um die wichtigen Details ihrer Anstellung zu erledigen. Nachdem alle Formalitäten geklärt waren und auch die Höhe ihres Gehaltes besprochen wurde, welches zu Celestes Erstaunen höher ausfiel als sie erwartet hatte, verließ sie Oscars Büro um dann endlich von Sophie in ihr neues Zimmer geführt zu werden. Die Unterkunft die sie in ihrer vorherigen Anstellung bewohnt hatte konnte man schon als Kammer bezeichnen, dieses hier war dagegen ein Palast. Mit einer kleinen Ausnahme namens Oscar schien bisher alles perfekt zu laufen, hier würde sie sich wohl fühlen. Die Höhe ihres Gehaltes hatte sie etwas milde gestimmt. Nachdem Sophie zu Bett gegangen war und Celeste ihr Abendbrot genossen hatte, ließ sie sich genüsslich in die Kissen fallen, sie war todmüde, morgen würde ein anstrengender Arbeitstag vor ihr liegen. Und bevor sie noch weiter darüber nachdenken konnte welche Überraschungen sie im Palais Jarjayes in nächster Zeit noch erwartete, war sie auch schon eingeschlafen. Es war bereits nach 23 Uhr und Oscar ließ den Rest des Abends mit einem Glas Wein vor dem Kamin ausklingen, sie war froh darüber der Abreibung von Sophie wegen ihrem zu späten Erscheinen entkommen zu sein. Sophie war viel zu erledigt gewesen um Lady Oscar noch eine Standpauke zu halten. Vielleicht würde sie das am nächsten Tag nachholen wenn sie wieder neue Energie getankt hat, bei diesen Gedanken huschte ein kleines Lächeln über ihre Lippen. Oscar genoss es vor dem warmen prasselnden Kaminfeuer zu sitzen und dem Spiel der Flammen zu zuschauen, das half ihr dabei abzuschalten. In Gedanken war sie bei André, der sich ausgerechnet heute mit seinem Auftauchen viel Zeit ließ. Oscar vermutete das sich André noch mit Alain zum Kneipenbesuch verabredet hatte, das tat er hin wieder wenn er sich an seinen freien Tagen in Paris aufhielt. Die Freundschaft der beiden Männer zueinander war für Oscar unergründlich. Jenes Vorhaben ihn heute noch Sprechen zu können hatte sie schon aufgegeben, vielleicht war es aber auch nur eine Schnapsidee von ihr ihn beschützen zu müssen, aber sie würde zumindest in Zukunft ein Auge mehr auf André haben. Nach einer halben Stunde und einer geleerten Flasche Rotwein später beschloss Oscar ihr Gemach auf zu suchen, vor Müdigkeit konnte sie sich nicht mehr auf den Beinen halten. Nachdem sie sich in ihre weichen Kissen gelegt hatte verfiel auch sie in einen tiefen Schlaf. Kapitel 5: ----------- Sorry, das es so lang gedauert hat, daran war zum Teil die wenige Zeit die mir zum Schreiben bleibt schuld und zum anderen eine ziemlich fiese Schreibblockade die sich glücklicherweise fürs erste gelegt hat. Leider ist dieses Kapitel kürzer ausgefallen als ich eigentlich wollte und bin zudem auch wenig begeistert über das was ich hier fabriziert habe, aber damit muss ich leben, bin selbst mein schlimmster Kritiker. Das nächste Kapitel ist schon in Arbeit und ich gelobe Besserung indem ich mich diesmal mehr beeile! Danke nochmal an alle die sich meine geistigen Ergüsse reinziehen und mir Kommis hinterlassen haben! Verschlafen blinzelte Oscar in den Sonnestrahl welcher ihr Zimmer durchflutete, sie rieb sich verschlafen die Augen und beschloss noch eine Weile liegen zu bleiben. Warum sollte sie auch aufstehen, endlich nach Wochen hatte sie mal wieder einen freien Tag, das war ein Genuss in den sie nur selten kam. André hingegen war schon seit zwei Stunden auf den Beinen was für ihn eher ungewöhnlich war, er bezeichnete sich selbst als Langschläfer und obwohl er der letzte im Hause Jarjayes war der sich in der vorigen Nacht zur Ruhe begeben hatte, hielt ihn nichts mehr in seinem warmen, gemütlichen Bett. Sobald er munter war musste er unwillkürlich an sie denken, sie beherrschte sein Leben und sein Denken und dieses ständige Grübeln nach ihr brachte ihn regelmäßig um seinen Schlaf, und selbst jetzt dachte er wieder an sie, wie sie vor ihm stand, nackt wie Gott sie schuf mit einem verführerischen Blick, “Ooh diese wunderbaren Brüste, diese sinnlichen Lippen!” Er schüttelte den Kopf als ob er sich damit wieder in die Realität zurückholen wollte. “Oh nein! das kann doch nicht wahr sein, wo bin ich nur wieder mit meinen Gedanken, das sollte ich mir lieber für die Nacht aufheben!” Ein Geräusch lenkte André von seinen, nun ja “nicht gerade jugendfreien Gedanken ab”. Er schaute an sich herunter und legte eine Hand auf seinen Bauch, das Knurren seines Magens war unüberhörbar und er beschloss dem Drängen seiner natürlichen Bedürfnisse nachzugeben und sich etwas essbares aus der Küche zu besorgen. Er bemerkte nicht wie er dabei von einem neugierigen Augenpaar beobachtet wurde. “Das ist mein Enkel André!” Celeste fuhr zusammen als sie hinter sich die Stimme von Sophie wahrnahm die sie scheinbar gerade dabei ertappt hatte wie sie André unverhohlen anstarrte. Sie errötete leicht war ihr das doch unsagbar peinlich es schickte sich nicht andere Personen anzustarren oder gar zu beobachten. Celeste schnappte sich schnell den Staubwedel und fuhr in ihren Arbeiten fort, Sophie war glücklicherweise wieder gegangen, vor ihr lag noch eine Menge Arbeit. Celeste ließ sich dennoch viel zu leicht ablenken und beobachtete weiterhin den jungen Mann. Das junge Mädchen betrachtete ihn jetzt etwas genauer, er sah unwahrscheinlich gut aus, er war groß und schlank und trotz der Harre die, die linke Seite seines Gesichtes verbarg hatte er etwas sehr geheimnisvolles und anziehendes. Sie musste ihn unbedingt in ein Gespräch verwickeln. Oscar hatte es endlich geschafft ihr geliebtes Himmelbett zu verlassen, sie stand gerade auf dem Treppenabsatz um noch schnell ihren Hemdkragen zu richten und mit den Händen alles glatt zu streichen. Sie war sehr korrekt was ihre Kleidung betraf alles musste sitzen und am richtigen Platz sein, Oscar war schon fast im Flur angekommen als sie Stimmen und fröhliches Lachen von zwei Personen die sich angeregt unterhielten vernahm, die eine Stimme war ihr bestens bekannt, Oscar brauchte nicht lange zu suchen und entdeckte das Gesicht nach dem sie Ausschau gehalten hatte. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln als sie André erblickte, dieses Lächeln erstarb gleich wieder als sie ihm gegenüber Celeste erkannte. Oscar lief auf die beiden zu, blieb jedoch mit gewissen Abstand an der Tür stehen. Sie wusste nicht warum, aber irgendetwas störte sie an dem Bild, die Art wie die zwei miteinander umgingen gefiel Oscar ganz und gar nicht sie mussten sich erst vor wenigen Stunden kennen gelernt haben und benahmen sich fast so, als ob sie sich schon seit einer Ewigkeit kennen würden. Oscar stand schon eine Weile angelehnt am Türrahmen und kam sich langsam etwas lächerlich vor wie ein stiller Zuhörer teilnahmslos da zu stehen und völlig ignoriert zu werden, keiner der beiden hatte ihre Anwesenheit bemerkt. “Das Gespräch welches André und Celeste führen, muss ja wirklich interessant sein wenn sie mich noch nicht einmal wahrnehmen!” dachte sich Oscar verärgert. Erst als Celeste im Gespräch mit André beiläufig ihre Hand auf seinen Arm legte, wurde es zu viel des vertrauten Geplänkels für Oscar, ihr Gesicht wurde bleich bis zum Haaransatz und sie ballte ihre schmalen Hände zu Fäusten. Oscar lief auf Celeste zu, “Jetzt reicht´s, das ist ja nicht mehr auszuhalten, wird hier in dem Haus auch noch gearbeitet?” “Ich bezahle dich nicht fürs rumstehen und auch nicht dafür das du das übrige Personal von der Arbeit abhältst!!!” Oscar war in Rage und konnte sich nur schwer beruhigen. Als sie in die entsetzten und erschrockenen Gesichter von André und Celeste sah bereute sie es zutiefst, wie konnte sie sich nur so vergessen! Den größten Fehler den sie allerdings mit ihrem Gefühlsausbruch begangen hatte, war es André als Personal abzustempeln und das sah sie ihm an. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, ohne ein Wort zu sagen machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum. Celeste schaute vorsichtig in Oscar versteinertes Gesicht. “Verzeiht mir Madam das wird nicht wieder vorkommen! Wenn ihr nichts dagegen habt werde ich mich wieder an die Arbeit machen!” Oscar war jetzt mehr als elend zumute als sie das zarte Geschöpf, in voller Demut vor ihr stehend anschaute, selbst die Betitelung "Madam" welche Oscar, Celeste untersagt hatte sie so zu nennen überhörte sie beiläufig. Ich hab die kleine viel zu hart ran genommen, was habe ich mir nur dabei gedacht? Von Oscar kam nur ein leichtes Nicken, nicht fähig Celeste in die Augen zu schauen geschweige denn fähig dazu sich zu entschuldigen, das wäre in ihren Augen ein Schuldeingeständnis gewesen. Celeste war gegangen und Oscar stand ganz allein im Zimmer sie wandte sich dem großen Fenster zu, und konnte geradewegs noch sehen wie André die Stalltür öffnete und dahinter verschwand, sie legte die Stirn an das kühle Glas und schloss die Augen. Ihr ganzes Auftreten vor wenigen Minuten war völlig übertrieben das war Oscar bewusst, André musste ja sonst was von ihr denken und Celeste hatte sie völlig verschreckt, so hatte sich das junge Mädchen seinen ersten Arbeitstag sicherlich nicht vorgestellt! Selbst als Rosalie noch bei den Jarjayes lebte hatte sich Oscar nie so daneben benommen, es hätte auch gar keinen Grund dafür gegeben, André hatte sogar mit Rosalie getanzt und auch so verstanden sie sich prächtig. André mit einer anderen Frau zu sehen die offensichtlich Interesse an ihm zu haben schien, war für Oscar was völlig neues, mit dem sie nicht umzugehen wusste. Wenn die ganze Geschichte nicht so absurd gewesen wäre, hätte sie wahrscheinlich darüber gelacht, nur war ihr jetzt überhaupt nicht zum lachen zumute. Eine menge Gedanken kreisten in Oscars Kopf umher. “Ich sollte mich bei André entschuldigen das ist das mindeste was ich tun kann!” André stand bei seinem Pferd in der Box und zäumte es, er war mehr als wütend auf Oscar. War ihr die Freundschaft zu ihm so wenig wert, das sie ihm solche derartigen Dinge an den Kopf warf? Völlig gedankenverloren bemerkte er nicht wie Oscar den Stall betrat und auf André zuging. Zaghaft, fast schüchtern spürte er wie sich eine Hand von hinten vorsichtig auf seine Schulter legte und ihn zwang sich langsam um zu drehen. André sah direkt in die Augen von Oscar, ihr dagegen schien es dagegen unangenehm zu sein ihn an zu sehen, sie wich seinem Blick aus und drehte ihren Kopf verschämt zur Seite, dass ihr die Situation unangenehm war konnte er förmlich spüren. Auch wenn sie jetzt versuchte sich ihm anzunähern und sich vermutlich noch bei ihm entschuldigte, wollte André seinem Ärger Luft machen, es gab Dinge die er nicht auf sich sitzen lassen konnte, denn auch eine Oscar Francois de Jarjayes musste einmal etwas gesagt bekommen wenn sie einen Fehler beging. André war nicht nur wütend er war auch traurig und enttäuscht und das sollte sie zu spüren bekommen. ” Was sollte das vorhin? War das vielleicht deine Art mir guten Morgen zu wünschen?” “Ich wusste nicht dass dir unsere Freundschaft so wenig bedeutet ich bin wirklich enttäuscht von dir, das hätte ich niemals erwartet!”. Oscar konnte sehen wie wütend André auf sie war, sie hatte etwas gesagt was nicht stimmte und zudem zutiefst bereute. Ihre Freundschaft hatte eh schon einen Knacks weg und diese Situation machte es nicht einfacher. “Entschuldige, es tut mir wirklich leid, das war mir irgendwie rausgerutscht!” Mit schuldbewusster Miene schaute Oscar betreten zu Boden. André betrachtete Oscar die wie ein Häufchen Elend vor ihm stand, ihm tat´s schon wieder leid sie so angefahren zu haben, auf seinem Gesicht breitete sich ein kleines Lächeln aus er konnte ihr einfach nicht böse sein. “Ist schon in Ordnung Oscar!”, “vielleicht sollten wir die ganze Sache einfach vergessen, ewig darauf herum zu reiten bringt sowieso nichts und schließlich hast du dich bei mir entschuldigt, ich denke das ist ausreichend!” Oscar seufzte hörbar aus. André konnte sehen wie erleichtert Oscar darüber war und wenn man es recht bedachte war die ganze Geschichte einfach zu lächerlich um sich noch weitere Gedanken darüber zu machen. Eine Woche später war der kleine Zwischenfall schon wieder vergessen und jeder im Maison Jarjayes ging wie immer seinen gewohnten Aufgaben nach. Celeste hatte sich in ihrer ersten Arbeitswoche schon hervorragend eingelebt und fühlte sich wie zu Hause, mit Sophie verstand sie sich sehr gut ebenso mit dem übrigen Personal, nur Oscar versuchte sie so gut es ging aus dem Weg zu gehen, was ihr recht gut gelang denn zu ihrer Erleichterung war Oscar aufgrund ihrer sehr einvernehmenden Arbeitszeit kaum zugegen. André hingegen war für Celeste so was wie ein Lichtstrahl der ihren Tag erhellte wenn sie ihn zu Gesicht bekam, machte ihr Herz Freudensprünge und sie musste sich mächtig am Riemen reißen wenn er sie ansprach, sie hatte ihre Gesichtsfarbe schon lange nicht mehr unter Kontrolle, die abwechselnd von leicht gerötet bis Knallrot wie eine Tomate drohte anzulaufen wenn er nur in ihre Richtung sah. Allerdings hatte das ganze auch einen bitteren Nachgeschmack, war ihr doch nicht entgangen das André an Oscar einen Narren gefressen haben muss, da sie in seinen Augen eindeutig Liebe erkennen konnte wenn er Oscar ansah, auch wenn Celeste in Liebesdingen recht unerfahren war, war es doch zu offensichtlich und alle schienen es zu bemerken nur Oscar nicht. Wie auch, war sie doch viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Der arme André verschenkt seine Gefühle an eine Frau die es noch nicht einmal wahrnimmt! Celeste schüttelte den Kopf, es würde ziemlich viel Mühe kosten ihn dazu zu bringen sein Interesse auf eine andere Frau zu lenken. Und mit einem kleinen Schmunzeln bedachte sie sich selbst mit anerkennenden Blicken, hatte sie doch genügend weibliche Reize zu bieten denen ein Mann nur schwer widerstehen konnte. Kapitel 6: ----------- Oscar räkelte sich genüsslich auf dem großen Ohrensessel vor dem Kamin einer ihrer Lieblingsplätze im Haus. Außer ihr durfte niemand dort sitzen noch nicht einmal André, dieser Sessel war ihr Heiligtum, ein Ort an dem sie Ruhe fand so wie in eben diesem Moment. Eigentlich ermahnte sie sich schon seit einiger Zeit sich endlich zu erheben und sich sinnvolleren Dingen zu zuwenden, so faul zu sein sah ihr gar nicht ähnlich. Etwas widerwillig und mit einem kaum hörbaren Seufzen erhob sie sich dennoch. Vielleicht würde ihr André den Gefallen tun und mit ihr ein wenig fechten, sie bedurfte mal wieder etwas körperlicher Anstrengung um nicht den ganzen Tag faul und träge herumzuliegen. Vorbildlich und engagiert wie André nun einmal war, half er, wie es von einem gut erzogenen Enkelsohn verlangt wurde seiner Großmutter in der Küche. Holz hacken und stapeln, nicht unbedingt einer der angenehmsten Arbeiten die er unmöglich einer fast 75jährigen (kl.Anm. Ich bin mal so frei und schätze Sophies Alter auf 75) zumuten konnte oder wollte. Glücklicherweise hatte auch das ein Ende, er hatte die letzten Holzscheite gerade auf den Holzstapel gehievt der aus Andrés verklärter Sicht fast bis zur Decke reichte. Insgeheim hoffte er das ihn seine Großmutter nicht mit noch mehr Arbeit überhäufte, leicht zweifelnd betrachtete er die alte Dame aus den Augenwinkeln die, wie ihm schien schon wieder angestrengt darüber nachgrübelte welche Aufgabe sie ihrem Enkel erneut aufhalsen könnte um ihn zu beschäftigen. Draußen war wunderschönes Wetter welches regelrecht dazu einlud einen Ausritt zu Pferde oder ähnlichem zu unternehmen was zu Andrés Missfallen bei seiner Großmutter unter die Kategorie faulenzen fiel und somit von seiner Liste der Dinge die er am liebsten tat schweren Herzen für heute streichen durfte. Sophies Blick der mittlerweile auf einen der Küchenschränke ruhte, bzw. auf der Schranktür, von der André wusste das eben diese leider heute morgen den Geist beim Öffnen aufgegeben hatte, indem sie mit lauten Quietschen aus den Angeln gebrochen war, verdrehte jetzt leicht genervt hinter dem Rücken seiner Großmutter die Augen und dachte fast beiläufig für sich, das war´s dann wohl. Oscar die mit amüsierten Grinsen André betrachtete der immer noch nicht bemerkt hatte das sie hinter ihm stand und dieses Schauspiel schon einige Minuten beobachtete, sah es nun als Pflicht an ihrem Freund aus dieser misslichen Lage zu befreien. Mit einem Räuspern machte Oscar auf sich aufmerksam welches seine Wirkung nicht verfehlte und zwei überraschte Augenpaare sich zu ihr umdrehten und sie ansahen. Andrés Gesicht erhellte sich und ein Lächeln folgte, er wusste Oscar würde ihm helfen. Das war schon so als sie Kinder waren, es bestand wie eine Art Gedankenübertragung zwischen ihnen, der eine verstand was der andere dachte ohne das es ausgesprochen werden musste, eben wie Seelenverwandtschaft. Bei dem Gedanken daran fiel André auf, dass bis auf Oscar, er dieses Gefühl noch bei keinem anderen Menschen den er kannte verspürt hatte. War es womöglich Schicksal, dass sie sich unter diesen Umständen kennen gelernt hatten? Völlig in seinen Gedanken vertieft fixierte André einen imaginären Punkt an der Wand. “André! Andréeee!!! Hey sag mal schläfst du?” “Oh, entschuldige Oscar ich war kurz mit meinen Gedanken woanders!” “Ja das hab ich gemerkt, wenn Sophie dich entbehren kann…!” Sie stockte etwas in ihren Ausführungen und schaute vorsichtig zu Sophie um deren Reaktion abzuwarten ob sie es wagen konnte André von seinen Pflichten zu entbinden, bevor sie weiter sprach. “…dann würde ich dich gerne zu einem kleinen Duell herausfordern! Ich denke wir sollten etwas an deiner Kondition arbeiten!” Mit einem neckischen Grinsen im Gesicht welches Andrés Kampfeslust wecken sollte, schaute sie ihn herausfordernd an, wohl wissend das ihre Kondition momentan auch nicht unbedingt die beste war. Wenig begeistert sah Sophie erst zu Oscar und dann zu André, kleine eingeschworene Gemeinde! dachte sie sich. Sophie liebte Oscar wie ihr eigenes Kind und war deswegen nicht in der Lage ihr irgendeinen Wunsch abzuschlagen. “In Ordnung! Was auch immer Ihr noch mit ihm vorhabt, ihr könnt André mitnehmen!” der strahlte übers ganze Gesicht wie ein kleiner Junge und freute sich schon insgeheim den Nachmittag und Abend mit seiner Oscar verbringen zu dürfen. Die plötzlich Begeisterung die André an den Tag legte blieb jedoch von Sophie nicht unbemerkt, mit strengem Blick besah die alte Dame ihren Enkel und ermahnte ihn mit erhobenen Zeigefinger. “Das bedeutet aber nicht das du für den Rest des Tages faulenzen kannst, sobald Lady Oscar dich nicht mehr braucht, wirst du die Küchentür reparieren und wenn Du bis Mitternacht brauchst!” Demonstrativ stemmte Sophie die Hände in die Hüften. Oscar musste laut lachen und sah ihren langjährigen Freund vergnügt an. “André du hast es wirklich nicht leicht!”, nun stimmte auch André in das herzliche Lachen Oscars ein. “Ja da hast du wohl recht!”. Sie schlenderten gemeinsam durch den Park zu dem Springbrunnen an dem sie sich oft aufhielten. Oscar drehte sich zu ihrem Freund und reichte ihm den Degen. “Wie war denn diese Andeutung von vorhin gemeint, von wegen wir sollten an meiner Kondition arbeiten?” herausfordernd blickte André zu Oscar. “Das du mich heut mit Sicherheit nicht besiegen wirst, ich bin heut gut in Form!” flunkerte sie ihn an. “Na das werden wir ja noch sehen!” erwiderte er. André zückte seinen Degen und stellte sich in Angriffspose vor Oscar. Celeste ließ sich völlig erschöpft auf einen der Stühle in der Küche nieder, sie hatte das ganze Haus vom Dach bis Erdgeschoss staubgewischt und war jetzt am Ende ihrer Kräfte angelangt. Sie legte ihren Kopf zwischen ihre Hände und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Als sie von draußen das Geräusch aufeinander treffender Klingen wahrnahm. Angelockt von dem Krach und der Stimmen die sie hörte stand sie auf und ging zum Fenster und sah Oscar und André. Es versetzte ihr einen leichten Stich zu sehen wie gut sie sich verstanden. Die beiden Duellierenden schienen sichtlich Spaß zu haben denn das Lachen der beiden war nicht zu überhören. Sie kannte André zwar erst seit einer Woche konnte dennoch nicht leugnen sich in ihn verliebt zu haben. Die Sonne ging langsam unter und tauchte den Himmel in ein dunkles Orange. Es war spät am Nachmittag und immer noch sehr warm, beiden Kontrahenten liefen kleine Schweißperlen über das Gesicht. Von Erschöpfung war bei Oscar noch nichts zu erkennen sie war jetzt so richtig in Fahrt und André hatte sichtlich Mühe mitzuhalten, ihre Kondition hatte sie innerhalb kürzester Zeit wieder erlangt. In dem Moment als André gerade eine kleine Verschnaufpause vorschlagen wollte, holte Oscar mit einem siegessicherem Lächeln, erneut zum Schlag aus und nutzte somit seine Unachtsamkeit für sich aus. André konnte nicht mehr rechzeitig parieren stolperte rückwärts, verlor das Gleichgewicht und stürzte in den hinter ihm befindlichen Brunnen. Das Wasser war so kalt auf seinem vom Kampf erhitzten Körper das ihm für einen kurzen Augenblick die Luft wegblieb. Vor Schreck kaum einer körperlichen Regung fähig, sah er erst an sich hinunter und dann in Oscars Gesicht die sich bei dem Anblick Andrés ein hämisches Grinsen nicht verkneifen konnte. “Hättest du mir nicht vorher Bescheid geben können, das du vorhattest dich abzukühlen”? Oscar musste sich schon vor Lachen den Bauch halten, schon lange hatte sie nicht mehr so herzhaft gelacht! André strich sich ein paar nasse Strähnen aus dem Gesicht. “ Schön das ich zu deiner guten Laune beitragen durfte ich hoffe du amüsierst dich gut auf meine Kosten!” “Ach André nun sein nicht beleidigt!” freundschaftlich streckte sie ihm ihre Hand entgegen um ihm aufzuhelfen. “Hältst du das wirklich für eine gute Idee?” Er sah sie verschmitzt an. “Wie ist das gemeint André?” Nun ich könnte so hinterhältig sein mich auf deine freundschaftliche Geste einzulassen und dich als Revenge wegen des verlorenen Kampfes, mit mir ins kühle Nass ziehen? Oscar lächelte ihn nun etwas unsicher an zog dennoch vorsichtshalber ihre Hand weg und ging einen kleinen Schritt rückwärts. “Das wagst du nicht, dann wärst du wirklich ein schlechter Verlierer!” “Na, na, du kränkst mich in meiner Ehre, würdest du mir das wirklich zutrauen?” Gespielt beleidigt schaute er zu Oscar. “Ein Versuch wäre es wert!” antwortete sie. Sie streckte ihm erneut ihre Hand entgegen, André ergriff sie und ließ sich von ihr langsam wieder auf die Beine ziehen. Erst jetzt bemerkte sie das sein Hemd völlig durchnässt war und mehr zeigte als es verbergen sollte, der Stoff klebte förmlich auf seiner Haut, nur einen Moment zu lang ruhte Oscars Blick auf Andrés wohlgeformten Körper, sie konnte jede einzelne Partie seiner Muskeln erkennen und musterte ihn langsam von seinen breiten Schultern hinunter bis zu seinem Bauchnabel. Irgend etwas in ihr war nicht in der Lage ihren Blick von ihm zu nehmen. André war der erste der die Stille durchbrach. “Oscar?” Oscar erschrak aus ihrer Starre und schaute in Andrés wunderschöne smaragdgrüne Augen. Ihrer Kehle entwich nur ein Stottern zu mehr war sie nicht imstande, sie hatte einen Kloß im Hals. Eine Hitze stieg in ihr auf und augenblicklich färbten sich ihre Wangen rot, sie drehte ihren Kopf beschämt zur Seite. “Hab ich ihn jetzt etwa angestarrt? Hoffentlich hat er´s nicht bemerkt!” Ein kurzer Blick in sein Gesicht sollte ihr verraten wie er darauf reagierte, sie hoffte in seinem Gesicht lesen zu können. Er sah sie nur weiterhin fragend an. Oscar versuchte sich wieder zu fassen und ihrer Stimme wie gewohnt die nötige Gleichgültigkeit und Strenge zu verleihen. “Du solltest ins Haus gehen André und dir trockene Sachen anziehen sonst erkältest du dich noch! Das Duell ist hiermit beendet!” Oscar drehte sich abrupt um und ging zurück zum Haus und ließ ein völlig verdutzt dreinblickenden André stehen. Oscar schritt auf das Anwesen zu, sie spürte Andrés Blicke, dabei schlich immer noch abwechselnd ein heißkalter Schauer über ihren Rücken. Was war nur mit ihr geschehen? Sie verstand sich selbst nicht. Bisher hatte sie auf Andrés Äußeres noch nie so reagiert, mal abgesehen davon das sie ihn noch nie so zu Gesicht bekommen hatte. André stand immer noch mit offenen Mund da und starrte Oscar hinterher. Ihm war nicht entgangen wie Oscar ihn angesehen hatte nachdem er unfreiwillig baden ging und letztendlich durchnässt bis auf die Knochen vor ihr stand. Ihr musternder Blick und die Reaktion danach die sie darauf zeigte, konnte er sich keinen Reim darauf machen was das zu bedeuten hatte. Bei Oscar wusste man ja nie, sie konnte so unberechenbar sein wie ein Gewitter. Oscar war schon längst im Haus verschwunden als André sich langsam in Bewegung setzte um ihr zu folgen. Oscar hatte recht er musste dringend trockene Kleidung anziehen, es brach langsam der Abend an und die Luft wurde merklich kühler, es war zwar schon Juni, die Tage waren heiß und die Nächte kühl. Zudem schien sich ein Unwetter anzubahnen, der Wind nahm zu, André spürte kleine Regentropfen auf der Haut und konnte in gewisser Entfernung Blitze am Himmel erkennen. Celeste rannte die Treppe herunter auf dem rechten Arm trug sie trockene Kleidung für André. Sie hatte alles vom Fenster aus beobachtet, wenn er zur Tür rein kam, würde sie ihn abfangen. Oscar lief an Celeste vorbei, die ihr verdutzt hinterher sah, sie schien völlig abwesend und in Gedanken versunken zu sein, so das sie Celeste gar nicht registrierte. Celeste drehte ihren Kopf wieder Richtung Tür die im nächsten Moment von André geöffnet wurde. Was sie sah verschlug ihr die Sprache. “Kein Wunder das Lady Oscar völlig abwesend schien bei dem Anblick!” dachte sich Celeste im Stillen. Sie schüttelte kurz den Kopf um wieder klare Gedanken fassen zu können und mit dem kleinen Erfolg die aufsteigende Röte aus ihrem Gesicht zu verbannen. “Ich hab vom Fenster aus gesehen was passiert ist und Dir auch gleich frische Kleidung gebracht!“ Celeste lächelte etwas verlegen. Sie hielt ihm ein Handtuch hin, welches sie zuvor aus der Kommode gezogen hatte. André nahm es dankbar entgegen und wuschelte sich damit kurz durch die braunen Haare, als er im nächsten Moment kräftig nieste. “Du solltest endlich aus den nassen Sachen raus, sonst erkältest du dich noch, falls es dafür nicht schon zu spät ist!” Mit fürsorglicher Miene und schnellen Schrittes ging sie auf André zu und begann mit flinken Fingern sein Hemd aus der Hose zu ziehen. Andrés Gesichtsausdruck änderte sich von überrascht bis entsetzt und versuchte krampfhaft sein Hemd in der Hose zu halten. “C… Celeste w… was machst du da? Nimm die Finger da weg das kann ich alleine….!!!” “Ach papperlapapp, hab dich nicht so oder hast du was zu verbergen? In Andrés Gesicht erschien ein großes Fragezeichen, er war völlig sprachlos. Irgendwie handelte sie aus einem Impuls heraus und erschrak fast selbst über ihre eigene Courage. Was war nur mit ihr los? André der immer noch versuchte sich gegen den energischen Angriff von Celeste zu wehren, gab nach einigen Minuten resignierend auf, sie war so stur wie Oscar! In dem Moment als sie ihm das Hemd über den Kopf zog trafen sich ihre Blicke und sie sahen sich tief in die Augen. Celeste versank förmlich darin. Nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen schüchternen Kuss auf den Mund dabei stützte sie sich mit der linken Hand auf Andrés Brust ab während sie in der rechten sein Hemd hielt. Oscar war fast schon wieder dabei in eine ihr unangenehme Situation rein zu platzen, welch ein Pech schon wieder heimlicher Beobachter solch einer Szenerie sein zu müssen denn die Zimmertür war einen Spalt breit geöffnet. Mit offenen Mund stand sie da und war mehr als geschockt. Sie konnte nicht fassen was sie da gerade sah. Die Tatsache das ihr André, der ihr seine Liebe geschworen hatte diesen Kuss zuließ, brachte Oscars kleine heile Welt zum einstürzen. Anscheinend hatte sie gedacht das sich zwischen ihr und André niemals etwas ändern könnte, wie falsch sie doch lag. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, kleine Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln die sie hastig mit der Hand versuchte weg zu wischen. Seit sich dieser kleine Störenfried auf dem Anwesen befand, kam sie sich vor wie in einem Tollhaus. Wie konnte sich ihr bester Freund nur so von der Kleinen um den Finger wickeln lassen! Oscar verstand die Welt nicht mehr, es war eine ziemlich große Geduldsprobe welcher sie sich durch das junge Mädchen ausgesetzt fühlte. Anscheinend hatte sie Celeste doch unterschätzt. André war viel zu überrascht um auf den Kuss zu reagieren als sich Celestes Lippen schon wieder von seinen löste. Die beiden standen sich verlegen gegenüber und wussten nicht was sie sagen sollten. Das junge Mädchen hatte einen Kloß im Hals und brachte nur noch ein leise geflüstertes “Bitte entschuldige ich weiß nicht was in mich gefahren ist!” heraus. André fuhr sich nervös mit seinen Fingern durch das feuchte Haar. Er stand beschämt vor ihr und begann langsam zu frösteln. Ihm schossen tausend Gedanken durch den Kopf das ging alles viel zu schnell für seinen Geschmack. “Mal sehen was als nächstes kommt, erst zieht sie mich aus, dann küsst sie mich, hoffentlich darf ich wenigstens meine Hosen anbehalten“! Doch nichts dergleichen geschah. Das junge Mädchen drückte ihm das trockene Hemd in die Hand und sah ihm mit leicht geröteten Wangen dabei zu wie er es sich langsam über seine breiten Schultern zog. Celeste musste unweigerlich aufseufzen “Wie gut er doch aussah“! Verträumt sah sie ihn an, ihre Knie waren immer noch butterweich von dem Kuss eben. André ging ein paar Schritte auf sie zu nahm Celeste die trockene Hose ab und wand sich zum Gehen. Er drehte sich noch mal kurz in ihre Richtung und witzelte um die mittlerweile angespannte Stimmung etwas zu lösen... “Ich glaube es ist besser wenn ich den Rest auf meinem Zimmer anziehe, sonst bin ich dank dir meine Hosen auch noch los!” Er schenkte ihr noch ein kleines Lächeln bevor er das Zimmer verließ. Auf dem Weg zum Flur stand Oscar, sie hatte sich vornehmer weise in eine Ecke zurückgezogen von wo sie niemand entdecken konnte. André trat auf den dunklen Gang hinaus und schritt an Oscar vorbei um die Treppen zu seinem Zimmer hinauf zu steigen, er hatte sie nicht gesehen. Oscar sah ihrem Freund hinterher. Sie war unheimlich wütend, traurig und unglaublich enttäuscht von André. Wie konnte er behaupten sie zu lieben wenn er sich von anderen Frauen ausziehen und Küssen ließ? Eigentlich hatte sie von ihm mehr Initiative erwartet um sie abzuwimmeln. Das junge Mädchen unterschied sich von den anderen weiblichen Bediensteten im Hause Jarjayes. Mit ihrer schlanken, zierlichen Gestalt den langen schwarzen Haaren und den rehbraunen Augen, konnte man sie durchaus als schön bezeichnen und war zu Oscars Entsetzen eine ernst zunehmende Konkurrenz. Oscar konnte selbst nicht glauben das sie es ernsthaft in Erwägung zog mit Celeste in einen Konkurrenzkampf zu verfallen und das nur wegen eines Mannes. Nein nicht nur wegen irgend eines Mannes, schoss es Oscar durch den Kopf, sondern wegen André. Sie versuchte sich vorzustellen was sie dabei empfinden würde wenn zwischen André und Celeste eines Tages mehr sein sollte! Würde sie es verkraften ihn mit einer anderen Frau zu sehen? Bei dem Gedanken schnürte sich ihr Herz krampfhaft zusammen. Unaufhaltsam liefen ihr die Tränen über ihre erhitzten Wangen ...Niemals würde sie das zulassen. Er war ihr Freund sie würde ihn mit keiner anderen teilen. André hatte gerade seine Zimmertür hinter sich verschlossen und griff nach dem Kerzenständer neben sich, er zündete ihn an und begann die nasse Hose die wie eine zweite Haut an ihm klebte, abzustreifen. Als er an den Vorfall vor fünf Minuten dachte, huschte ihm ein kleines Lächeln übers Gesicht. Celeste war so ganz anders als Oscar, viel aufgeschlossener und fröhlicher das war eine Eigenschaft die er, hin und wieder an Oscar vermisste. Celeste war sehr hübsch anzuschauen dennoch würde sie nie an seine geliebte Oscar heranreichen dessen war er sicher. Der Kuss von eben hatte sich angefühlt als würde ihn seine Schwester küssen wenn er denn eine gehabt hätte. André ließ sich für einen kurzen Moment in die weichen Kissen seine Bettes fallen, er müsste gleich zum Abendessen runter ihm knurrte schon der Magen. Anschließend wartete noch eine Aufgabe auf ihn die er nicht mehr vor sich her schieben konnte, die Reparatur der Schranktür in der Küche. Während des Abendbrots herrschte eisiges Schweigen, André trug die Speißen auf und Oscar musterte ihn mit gleichgültigem Blick doch innerlich brodelte es in ihr. Er war mehr als erleichtert zu seiner Großmutter wieder in die Küche zu dürfen, dort saßen schon einige der Dienstboten und genossen das Abendessen unter anderem auch Celeste die ihm einen viel sagenden Blick zuwarf als er den Raum betrat. André war in solchen Dingen nicht sehr erfahren und konnte den Blick von ihr nicht richtig deuten, vielleicht lag es aber auch nur daran das er von der einzigen Frau die er liebte nichts anderes als Desinteresse gewöhnt war. Eine Stunde später hatten sich ein Teil der Dienstboten in ihre Gemächer zurück gezogen oder gingen anderen Aufgaben nach. Wie versprochen widmete André seine ganze Aufmerksamkeit der Schranktür. Was hätte er auch anderes tun sollen nachdem Oscar ihn so abserviert hatte! Zudem ließ das Unwetter vor der Tür welches sich vorher leise angekündigt hatte, sowieso nichts anders zu als sich im Haus zu verkriechen. Bei dem Wetter würde man noch nicht einmal einen Hund vor die Tür jagen. Die Einzige die es bei diesem Naturschauspiel vor die Tür zog war Oscar. Im Moment so schien es, lief ihr ganzes Leben den Bach runter. Erst dieses aufmüpfige Kindermädchen welches ein viel zu großes Interesse an ihrem besten Freund zeigte und auf der anderen Seite die Probleme die sie zur Zeit mit ihren Männern hatte. Sie war erst vor kurzem der Söldnertruppe beigetreten und hatte es noch nicht geschafft sich dort einzuleben, eher das Gegenteil war der Fall. Das Handtuch zu werfen war noch nie ihre Art, doch jetzt musste sie sich eingestehen der Situation und der Abneigung ihrer Männer ihr gegenüber nicht gewachsen zu sein. Oscar dachte an etwas für sie untypisches, ans Aufgeben. Geschafft! Ich bin ein Kapitel weiter! Und schon wieder hab ich für das on stellen meines Kaps ne halbe Ewigkeit gebraucht. Ich gelobe Besserung ich versprechs (hab ich das nicht schon mal gesagt?) Kommis, Anregungen, Mordrohungen oder ähnliches bitte am Ausgang hinterlassen. Danke! Schon mal im voraus! Kapitel 7: ----------- UFF ich hab mal wieder ein Kapitel geschafft und hoffe inständig eure Geduld nicht zu lange strapaziert zu haben. Bitte nicht wundern wenn euch einige Stellen aus dem Anime auffallen die ich teilweise Wort für Wort mit in meine FF eingefügt hab, das war notwendig für den weiteren Verlauf. Für meine Zwecke hab ich auch an gewissen Stellen etwas zu meinen Gunsten minimal verändert. Persönlich finde ich das Kapitel nicht so doll, da es schon arg einer Aufzählung gleicht, allerdings wie schon erwähnt ein wichtiger Bestandteil des nächsten Teils wird. Genug geschwafelt, viel Spaß beim lesen^^ In den letzten zwei Tagen hatten sich die Ereignisse wahrlich überstürzt. Lasalle einer ihrer Männer hatte aus einer Not heraus seine Waffe verkauft und wurde daraufhin ins Militärgefängnis geworfen. An alledem trug Oscar keine Schuld, das wurde ihr jedoch von Alain, dem resolutesten Soldat ihrer Kompanie unterstellt, der daraufhin seinen Vorgesetzten zum Duell herausforderte. Es war ein ungleicher Kampf gewesen, doch Alain hätte ums Verrecken nicht aufgegeben. Er gehörte zu der Sorte die es locker mit zehn Mann auf einmal hätte aufnehmen können, aufgrund seiner kräftigen Statur und seinem kantigen Aussehen jagte er vielen schon bei seinem bloßen Anblick einen Schauer über den Rücken. Er wollte einfach mal dieser verwöhnten, aristokratischen Lady, die sich für einen Mann hielt mal gehörig die Leviten lesen. Es lag nicht in seiner Absicht sie zu töten, er wollte ihr lediglich eine kleine Lektion erteilen und sie dazu zwingen das sie das Handtuch wirft und die Einheit verlässt. Wenn sie an den gestrigen Tag zurückdachte wurde ihr immer noch elend zumute sie wusste nur zu gut was in seinem Kopf vorgegangen sein mochte. Oscar hatte sich von ihm in die Enge getrieben gefühlt und bei seinem Auftreten bekam selbst sie eine Gänsehaut. Er stand ihr selbstsicher gegenüber mit einem Funkeln in den Augen, sie konnte ihm ansehen das er nur zu sehr auf so eine Gelegenheit gewartet hatte. Oscar war sich ihrer Fähigkeiten noch nie so unsicher wie bei ihm, welches ihr von seiner Seite her, auch schnell bewiesen wurde. Bis zuletzt verspürte sie das ungute Gefühl das es nicht gerade positiv für sie ausfallen könnte, solch einem Gegner stand sie noch nie gegenüber. Es hatte in Strömen geregnet ihre Kleidung war durchnässt, etwas abseits standen ihre Männer und lauerten darauf das der Kampf endlich begann. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen das einige von ihnen nichts gegen ihren Tod einzuwenden hätten. Alain war gut im dem was er tat und sie hatte sichtlich Mühe mit ihm mitzuhalten. Noch nie zuvor wie in diesem Augenblick war sie sich so bewusst geworden, dass sie die körperlich unterlegenere war. Tief in ihrem Inneren hatte Oscar schon gar nicht mehr damit gerechnet zu gewinnen, als Alain plötzlich die Waffen streckte. Ohne es überhaupt bemerkt zu haben, hatte sie ihn mit ihrer Klinge verletzt. Blut tropfte aus der Wunde unter seiner Brust und benetzte sein Hemd mit roter Flüssigkeit. Der entsetzte Gesichtsausdruck ihrer Männer entging ihr nicht, sie hatten nicht vermutet das sie als Siegerin bei diesem Kampf hervorgehen würde. Jetzt nachdem sie die nötige Kraft und Ruhe verspürte, dachte sie nochmals angestrengt über die Ereignisse nach. Alain hatte nicht aus einer Laune heraus so auf sie reagiert, er ließ seiner angestauten Wut freien Lauf. Wut und Hass auf sie und den gesamten Adel. Was tat der Adel denn schon, als wertvolles Geld zum Fenster hinaus zu schmeißen während das Volk hungerte? Zu sehr sah sie sich in letzter Zeit über mit ihren eigenen Problemen konfrontiert, als das sie wirklich in der Lage gewesen wäre sich in andere hineinzuversetzen, vor allem in die Bevölkerung. Bis zuletzt war für Oscar, Marie Antoinette die oberste Priorität, sie war die Königin und es galt sie zu beschützen, zu ihrer eigene Schande musste sie sich eingestehen, an das Volk nur nebensächlich gedacht zu haben. Das Volk war der Stützpfeiler eines jeden Landes, was zählte da die Königin, welche nur sich und ihre eigene Vergnügungssucht im Kopf hatte. Marie Antoinette war verblendet von ihrem eigenen Unglück und der unerfüllten Liebe zu Graf von Fersen. So sehr sich Lady Oscar auch darum bemühte die Königin positiv zu beeinflussen, blieb in jeglicher Hinsicht der gewünschte Erfolg aus. Innerlich ahnte Oscar das eine Katastrophe bevorstand die nicht mehr abzuwenden schien. Sie schalt sich selbst dafür nicht in der Lage gewesen zu sein die Not und Armut des Volkes zu erkennen. Wie konnte man nur so blind und ignorant sein! Ihre Männer waren eigentlich das beste Beispiel dafür, denn alle waren einfache Bürger aus dem Volk und unterstützten mit dem geringen Sold den sie verdienten, ihre Familien. Sie hatte sich für Lasalle bei General de Bouille eingesetzt und somit das Schlimmste verhindern können, damit waren alle Missverständnisse aus der Welt geschafft. Wenig später stand ihr Alain versöhnlich gegenüber und war wie man es von ihm gewohnt war, wieder zu Scherzen aufgelegt. Ihr viel ein Stein vom Herzen, in ihrem Inneren herrschte immer noch das totale Chaos welches sie nach außen hin gekonnt verbarg. Oscar war klar wenn sie sich nicht für Lasalle eingesetzt hätte, wäre ein normaler Umgang mit ihrer Truppe nicht mehr möglich gewesen. Instinktiv hatte sie das richtige getan, jetzt hatte sie nicht nur Alain an ihrer Seite, sondern auch ihre Soldaten und ans Aufgeben war nicht mehr zu denken. Es war bereits Abend geworden und selbst jetzt lag ihr Feierabend noch in weiter Ferne. Zuerst wollte sie sich noch persönlich bei General de Bouille für seinen Einsatz bedanken. Nur hatte sie sich entschieden nicht allein hinzugehen. Die Tür zu ihrem Büro wurde geöffnet und ihr langjähriger Freund trat ein, er blieb an dieser stehen und erwartete ihren Befehl. "Andre? Du hast doch heute Abend frei oder?" >JaES SIND ADLIGE…LOS HOLT SIE RAUS!!!< André und Oscar sahen erschrocken aus den Fenstern ihrer Kutsche sie wollten erst gar nicht begreifen was gerade geschah, im nächsten Moment waren sie bereits von einer wütenden Menschenmenge eingekreist die alle aufgebracht durcheinander brüllten und das kleine Gefährt mächtig ins Wanken brachten, einige von ihnen befanden sich sogar auf dem Dach ihres Kutsche. Alles ging wahnsinnig schnell, Oscar musste tatenlos mit ansehen wie mehrere kräftige Männer André am Kragen packten und durch das Fenster zogen. "Seid ihr wahnsinnig??? Lasst ihn los!!! Er ist nicht von Adel!!!" Oscars Stimme klang entsetzt und fast weinerlich, was sie zu sagen hatte schien niemanden zu interessieren. Von Panik erfasst sah sie wie André immer mehr zwischen der Menschenschar verschwand. Das war doch alles nur ein Alptraum, das konnte nicht echt sein... Zwei große Hände gefolgt von einem schmierigen Grinsen erschien vor ihr, Oscar wurde mit roher Gewalt von einem großen bulligen Kerl aus dem Wagen gezerrt, sie spürte wie man an ihrer Kleidung zog und mehrer Hände nach ihr griffen. Für Logik war in dieser Situation keine Zeit, sie wollte nur hier weg, in dieser Angelegenheit nutzte ihre hervorragende Ausbildung in der Kampftechnik überhaupt nichts, gegen diesen Menschenauflauf war selbst sie machtlos. Von weitem vernahm sie André wie er ihren Namen schrie! "Hört auf…!!! André ist kein Adliger, bitte verschont ihn!" Oscar war fassungslos, ihre vergeblichen Versuche André zu retten blieben ungehört, die Menge scherte sich einen Dreck darum ob André ein Adliger war oder nicht. Von ihren Gesichtern konnte man nur blanken Hass ablesen, ihnen schien es egal zu sein wen sie töteten, sie waren auf Rache aus. Von weitem konnte sie Flammen erkennen, die Kutsche brannte lichterloh. In der Zwischenzeit hatte Graf von Fersen den Befehl erhalten den Aufstand in Saint Antoine niederzuschlagen. Er spürte förmlich wie sich sein Magen zusammenzog als der Adjutant ihm mitteilte das, dass Wappen der Kutsche, jenes der Familie de Jarjayes darstellte und ahnte sofort das sich Oscar in Gefahr befand. Um keine wertvolle Zeit zu verlieren war er sofort mit seiner Einheit aufgebrochen. Seine Sorge um sie war groß, er hoffte so schnell wie möglich am Ort des Geschehens einzutreffen um womöglich noch das Schlimmste abzuwenden, falls es hoffentlich nicht schon zu spät dafür war. MACHT DIE SCHWEINE FERTIG!!!! Immer wieder hörte Oscar diese Schlachtrufe, von der Angst gepackt lief sie um ihr Leben wie noch nie zuvor. Mit größter Kraftaufwendung konnte sie sich aus dem Tumult befreien, dabei fiel sie auf die Knie, die durch den Aufprall auf dem Asphalt höllisch schmerzten, zudem wurde die junge Frau quasi überrannt, sie wurde getreten und bekam mehrere Schläge auf den Kopf. Oscar wehrte sich mit Händen und Füßen und allem, dem sie sonst noch habhaft werden konnte um ihre Angreifer abzuwehren. Die letzten Meter kroch sie nur noch. Als sie dachte ihr letztes Stündlein hätte geschlagen, vernahm sie die aufgeregte Stimme des Anführers, den Rest bekam sie nicht mehr mit, dazu war sie schon zu erschöpft . Mit dem Gesicht auf der Straße liegend spürte Oscar das der Ansturm erstarb und langsam Ruhe einkehrte, sie lag auf dem harten Asphalt und vermochte nicht sich zu bewegen als sie eine bekannte Stimme wahrnahm dessen Gesicht sie jedoch in ihrer derzeitigen Verfassung nicht zuordnen konnte. Dieser jemand packte sie unter dem Arm und zog sie hoch. Sie hatte unzählige Kratzer und etliche Wunden am Körper, Gott sei Dank keine so tief das sie nicht mehr in der Lage gewesen wäre aufzustehen, ihr Retter in der Not trug sie dennoch mehr als das sie lief. Der Ohnmacht nahe wurde sie grob geschüttelt und vernahm erneut die ihr bekannte Stimme. “Oscar…! Ihr dürft nicht ohnmächtig werden!” Ihr Gegenüber versuchte es abermals, die junge Frau ins Bewusstsein zu holen und rüttelte sie energisch an den Schultern. "Oscar???" Ihre Wahrnehmung war ziemlich getrübt, schwerfällig öffnete sie die Augen. “Von Fersen?” Nun konnte sie der bekannten Stimme endlich das Gesicht zuordnen. Sie war überrascht ihn hier zu sehen. Nach dem unschönen Vorfall der sich damals zwischen ihnen ereignet hatte, war viel Zeit vergangen. Lange hatten sie sich nicht mehr gesehen. Oscar war schon fast peinlich berührt. “Lady Oscar, der Spuk ist vorbei!” Sprach er beruhigend auf sie ein, er blickte sie dabei liebevoll, fast zärtlich an. Vor Erleichterung atmete sie aus, bis ihr beim nächsten Atemzug bewusst wurde das sich ihr Freund nach wie vor in Gefahr befand. Sie drückte den Grafen unsanft von sich und rief verzweifelt den Namen ihres Gefährten. "ANDRÈ…? Wo ist André um Gottes Willen!? André wo bist Du?" “Ganz ruhig ihr dürft euch jetzt nicht aufregen!” So gut es ging versuchte der Graf beruhigend auf seine langjährige Freundin einzureden, was sie nur noch mehr in Rage brachte. Sie hatte ganz schön Kraft, das musste man ihr lassen, sie versuchte sich permanent aus seiner Umarmung zu befreien. “Ach lasst mich los ihr dürft mich jetzt nicht aufhalten, mein André ist in Gefahr!" sprach sie fast weinerlich. Erstaunt sah er sie an. "Wie...? Was sagt ihr da...? Mein André...?" Für eine Moment blieb ihm sprichwörtlich die Spucke weg, mit allem hätte er gerechnet, nur nicht damit! Sollte das etwa ein Liebesgeständnis sein!? Mit ihrem plötzlichen Gefühlsausbruch hatte sie es tatsächlich geschafft ihn zu erweichen. “Also gut! Ihr versprecht mir hier zu bleiben ich werde versuchen eurem Freund zu helfen wenn ich kann!” Der Graf war weg und Oscar wieder allein, langsam glitt sie an der kalten Wand hinunter. “Mein André du musst leben!” Ihre Stimme glich nur noch einem Flüstern. Es war so viel was jetzt an Gefühlen auf sie einstürzte. Langsam schien sie zu begreifen, das ihr André keinesfalls so egal schien wie sie in letzter Zeit sich versuchte ins Gewissen zu reden. Sie spürte eindeutig Liebe wenn sie an ihn dachte. Und diese Gefühl schien schon immer da gewesen zu sein, das es immer schon mehr als nur Freundschaft war, welches sie miteinander verband. Scheinbar hatte sie es auch schon sehr früh verspürt und diese Empfindungen im laufe der Jahre immer mehr aus ihrem Herzen verbannt. ANDRÈ!!!! ANDRÈ!!!!! Rief er aus voller Kehle, bei dem ganzen Tumult konnte er kaum seine eigene Stimme vernehmen. HÄNGT IHN!!! HÄNGT IHN AUF DIESES SCHWEIN!!!!!! Das war es also was sie wollten, seinen Tod. In André breitete sich eine Angst aus, die er so in seinem Leben noch nie verspürt hatte. Sollte das etwas sein Ende sein? Das Einzigste was er sich jetzt noch wünschte, war das es Oscar geschafft hatte der wütenden Menschenmenge zu entkommen und sich in Sicherheit zu bringen. Sein Wunsch, Oscar in seinen Armen zu halten und die von ihr lang ersehnten Worte zu hören würde sich jetzt wohl niemals erfüllen. Unter den jetzt gegebenen Umständen würde das wohl nie der Fall sein, wenn denn nicht noch ein Wunder geschähe. Die Hände auf den Rücken gebunden und unfähig sich zu bewegen, hob ihn die aufgebrachte laut johlende Menge, dem provisorisch zusammen gezimmerten Galgen entgegen, der André bedrohlich näher kam. Innerlich verabschiedete er sich schon von seinem Leben! Die Rettung kam in letzter Minute, in Gestalt von Hans Axel von Fersen. Mit lauter Stimme sprach er zu den Massen die sofort verstummten. “Hört auf mich Männer bevor es euch vielleicht leid tut! Meine Name ist Hans Axel von Fersen!!!” Ein großer stämmiger Mann…vermutlich der Anführer hielt für einen Augenblick inne und musterte sein Gegenüber. Was er sagte konnte André schon nicht mehr verstehen, die Meute ließ ihn fallen, dabei schlug er unsanft mit dem Kopf auf dem harten Straßenpflaster auf und verlor sofort das Bewusstsein. Oscar saß noch immer zusammengekauert auf den kalten Stufen der kleinen Gasse in die sie von Graf von Fersen geführt wurde. Ihr brummte der Schädel und sie fühlte sich immer noch sehr benommen! Ihre Gedanken schwirrten nur um André, ihre Angst um ihn war übermächtig! Sie machte sich wahnsinnige Sorgen um ihn und zeitgleich verfluchte sie sich dafür das sie André und sich selbst wissentlich einer solch großen Gefahr ausgesetzt hatte. Wie konnte sie nur so leichtsinnig sein mit der Kutsche nach Paris zu fahren? Sie war viel zu aufgewühlt um weiter nur so dazusitzen, am liebsten wäre sie schon vor 10 Minuten aufgesprungen um nach André zu suchen nur Graf von Fersens bestimmtes Auftreten hielt sie davon ab sich erneut in Gefahr zu begeben. Also blieb sie wo sie war, starrte die graue trostlose Hauswand, weiterhin an und wartete den geeigneten Zeitpunkt ab. Langsam kehrte Ruhe in die Straßen von Paris ein und Oscar spielte mit dem Gedanken langsam ihr Versteck zu verlassen. Mit der linken Hand an der Wand abstützend schritt sie langsam die Stufen nach oben, blieb am oberen Absatz stehen um sich zu vergewissern das nicht einige des wütenden Pulks zurückgeblieben sind. Sie trat aus der Gasse heraus und hielt Ausschau nach ihrem Gefährten. Verzweifelt ging ihr Blick in alle Himmelsrichtungen, kein André weit und breit. Es war stockdunkel und die schlechte Straßenbeleuchtung erschwerte ihr die Sicht, soweit sie es in ihrer momentanen Verfassung vermochte begann sie auf wackeligen Beinen die Straßen nach ihrem Freund abzusuchen. Sie rief seinen Namen, anfangs noch zögerlich aus Furcht entdeckt zu werden, je länger ihre Suche andauerte um so unruhiger wurde sie und mittlerweile war es ihr egal ob noch jemand außer André sie hören konnte, die erfolglose Suche beunruhigte sie zusehends. vielleicht hatte ihn die wütende Meute verschleppt oder sogar getötet…, bei diesem Gedanken wurde ihr speiübel! Wie sollte sie damit umgehen wenn es André nicht mehr gäbe? Ein Leben ohne ihn konnte sie sich nicht vorstellen, denn er war für sie immer ein Stück Familie etwas was Bestand hatte und unabänderlich war. Auch wenn sie ihn vor Monaten noch wegschicken wollte…was zugegeben das Dümmste in ihrem Leben gewesen wäre! Ohne ihn wäre alles nur noch trostloser. Für einen Augenblick blieb sie stehen und hielt sich an einer Laterne fest um die aufsteigende Übelkeit zu bekämpfen, dabei fiel ihr Blick, auf die am Boden liegende Person die nur wenige Meter von ihr entfernt lag! Oscar sog hörbar die Luft ein und ihr Herz begann in einem ungleichmäßigem Rhythmus zu schlagen. An der Kleidung konnte Oscar erkennen, das es sich um André handelte und innerlich betete sie dafür das er nicht tot war. Ihre Schmerzen ignorierend lief sie schnellen Schrittes auf ihren Freund zu und kniete sich zu ihm hinunter. “André!?” Kam es nur geflüstert von ihren Lippen. Schwacher Mondschein erhellte sein Gesicht! Er hielt seine Augen geschlossen, sie konnte nicht erkennen ob er tot war oder nur bewusstlos. Oscar beugte sich über ihn und spürte seinen warmen Atem an ihrer Wange, große Erleichterung machte sich in ihr breit. “André? André hörst Du mich?” versuchte sie ihr Glück erneut. Anscheinend war er nicht bei Bewusstsein, ihre Versuche ihn dazu zu bringen die Augen zu öffnen waren vergeblich. Äußerlich sah er fast unversehrt aus mit Ausnahme der blutenden Wunde am Kopf, nur wusste sie nicht ob er noch mehr Verletzungen davongetragen hatte. Sanft sah sie ihn an, aus Reflex strich sie ihm fast zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht, als ihr bewusst wurde was sie tat und das völlig untypisch für ihr Verhalten war, sah sie sich vorsichtshalber um ob sie jemand beobachtete. “Das ist doch idiotisch wie ich mich verhalte…”, murmelte sie und schüttelte den Kopf. Wie sie ihn so betrachtete wurden ihre Augen schon wieder feucht, sie allein war schuld an diesem Unglück, wenn er nicht mehr aufwachte würde sie sich für den Rest ihres Lebens hassen. Der Verzweiflung nahe, begann sie ihn etwas energischer an seinen Schultern zu rütteln, während sie immerzu seinen Namen rief. Er sollte endlich seine Augen aufschlagen damit sie sich nicht mehr um ihn sorgen musste, damit sie wusste das es ihm gut ging. War das etwa der Augenblick? Das was sie in jener Nacht geträumt hatte? Sie hoffte inständig das es nicht so war. “Kommandant Oscar”? ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihr die sie vehement aus ihren Gedanken riss. Etwas erschrocken fuhr sie herum und erblickte einige Männer aus Graf von Fersens Truppe, die einst ihre Untergebenen waren. Ein junger Mann ungefähr Mitte zwanzig trat auf sie zu und sah sie etwas besorgt an. Oscar fühlte sich elend und wirkte wahrscheinlich auch so auf den jungen Soldaten, zudem waren die Blessuren die man ihr zugefügt hatte unübersehbar, ebenso ihre Tränen die ihr unaufhörlich über die erhitzten Wangen liefen. In Oscar bereitete sich Unbehagen aus, sie wollte nicht so von ihm angesehen werden, erst recht nicht mit diesem mitleidigem Blick. Was war sie doch in letzter Zeit zu nah am Wasser gebaut, das sah ihr gar nicht ähnlich sich diesen weibischen Gefühlen hinzugeben, André schaffte es tatsächlich langsam ihre Gefühlswelt ins Wanken zu bringen, so das sie noch nicht mal mehr in der Lage war das vor anderen zu verbergen. Mit dem Hemdsärmel wischte sie unwirsch ihre Tränen hinfort, stand abrupt auf und begann etwas trotzig den jungen Mann zurecht zu weisen. “Wenn ihr fertig seid mich anzustarren, würde ich euch darum bitten meinem Freund zu helfen und uns zu meinem Anwesen zu geleiten, er bedarf dringend ärztlicher Behandlung.” Der Weg bis nach Haus kam ihr vor wie eine halbe Ewigkeit! André blieb weiterhin bewusstlos und wurde von den Soldaten in das Haus ihrer Familie getragen. Es war mitten in der Nacht und durch den Lärm den die Soldaten verursachten, wurde ein Teil des Personals, sowie Oscars Eltern in ihrer nächtlichen Ruhe gestört. Sophie kam fast die Treppen heruntergestürzt, während Celeste sich den Schlaf aus den Augen reibend mühsam hinterher trottete. Die alte Dame wurde kreidebleich im Gesicht als sie ihren verletzten Enkel erblickte, weinend schlug sie die Hände vors Gesicht und lief auf ihn zu! "André mein Junge!!!" Schluchzte sie. Sie sah verzweifelt zu Oscar! "Was ist passiert…?" Sprach sie mit erstickter Stimme. "Er ist doch nicht etwa tot?" Wie gern würde sie ihr jetzt eine positive Antwort geben, nur leider war sie ebenso ahnungslos. Oscar schritt auf sie zu. “Er ist nicht tot, allerdings kann ich Dir nicht sagen wie es um seine Gesundheit steht, er ist bisher noch nicht zu sich gekommen!” Sophie sah aus als wäre sie um 10 Jahre gealtert, in dem Moment wirkte sie auf ihren Schützling mehr als verletzlich, sie war nicht mehr die resolute alte Dame die sie großgezogen hatte. Celeste nahm Sophie in die Arme und strich ihr sanft über den Rücken, in ihrem Inneren sah es nicht anders aus, nur musste sie nach außen hin die Fassade aufrecht erhalten, niemand sollte erkennen wie sehr auch sie sich um den jungen Mann sorgte. Oscars mitgenommener Anblick und deren Niedergeschlagenheit, da die Sorge um André schwer auf ihr lastete, ließ die alte Frau erneut in endlosen Tränen ausbrechen. Die junge Frau erwachte langsam aus ihrer Starre und hieß die Soldaten an den Verletzten auf sein Zimmer zu bringen. Unterwegs hatte sie einen der Soldaten zum Hausarzt der Familie de Jarjayes beordert, damit dieser sich schnellstmöglich auf dem Weg zum Anwesen machte. Oscar wollte keine Zeit verlieren. Es dauerte nicht lang und Dr. Lasonne erschien abgehetzt im Zimmer des Verletzten, ihm standen kleine Schweißperlen auf der Stirn. Mit besorgter Miene sah er auf seinen Patienten. "Lady Oscar? Ich muss euch bitten das Zimmer zu verlassen, damit ich André untersuchen kann!" Entgegnete er ihr in einem ernsten Tonfall. Widerwillig verließ die junge Frau das Gemach ihres Freundes. Die Minuten die Oscar vor dem Zimmer Andrés verbrachte kamen ihr beinah vor wie Stunden, etwas abseits standen ihre Eltern die mit Celeste darum bemüht waren, Sophie zu besänftigen. Irgendwann hielt sie das Warten nicht mehr aus und beschloss kurz an die Luft zu gehen. Celeste sah ihr fassungslos hinterher. Das sichtliche Desinteresse an Andrés Zustand, welches Oscar an den Tag legte ließ in Celeste eine Wut aufsteigen die sie bisher noch nie verspürt hatte. In manchen Menschen konnte man lesen wie in einem Buch, nicht so bei Oscar, ihre Maske behielt sie auch jetzt bei, wie eine Eisblume…, sie zeigte äußerlich keinerlei Empfindungen, ihre vollkommene Beherrschtheit überschattete jede Gefühlsregung. Hm! …das tat gut! Tief atmete sie die frische Nachtluft ein. Oscar war noch nie ein besonders geduldiger Mensch gewesen und diese Warterei war für sie fast wie körperliche Folter. Nichts hasste sie so sehr wie tatenlos herumzusitzen und nichts tun zu können. Dr. Lasonne wusch sich die Hände und trocknete sie ab. Nochmals warf er eine kurzen Blick auf den schlafenden André bevor er zur Tür ging und diese öffnete. Er schaute in die fragenden und übermüdenden Gesichter. “Es geht ihm soweit ganz gut außer einer Gehirnerschütterung, Prellungen und Quetschungen hat er kaum Schaden davongetragen! Er wird sich bald wieder erholen!”…lautete die freudige Botschaft des Arztes. Sophie atmete überglücklich aus, von ihr fiel jegliche Last von den Schultern. Dr. Lasonne wand sich an die Jarjayes und Sophie. “Beim Eintreffen ist mir aufgefallen das Lady Oscar ebenfalls Verletzungen davongetragen hat, zur Sicherheit möchte ich sie untersuchen um Schlimmeres auszuschließen!” Sophie schniefte und wischte sich mit einem Taschentuch noch die letzten Tränen aus den Augenwinkeln, bevor sie erwiderte. “Aber natürlich Doktor!” “Lady Oscar!?” Das alte Kindermädchen blickte sich kurz um, konnte sie jedoch nirgends entdecken. "Celeste sei so gut und bring Lady Oscar hierher!" Wies sie Sophie an, die trotz schon zu fortgeschrittener Stunde wieder in bester Laune zu sein schien. Etwas widerwillig setzte sich das Dienstmädchen in Bewegung. Sie glaubte nicht daran das Oscar auch nur ein Fünkchen Interesse, geschweige denn Mitgefühl für André übrig hatte. Wenige Minuten später erschien Oscar sichtlich erleichtert, Nachdem auch sie die Nachricht erhalten hatte, das es André bald wieder besser ginge, fiel der ganze Ballast von ihr ab und sie fühlte sich so leicht wie eine Feder. Die Angst und das Gefühl ihn vielleicht zu verlieren waren wie weggeblasen, zurück blieb nur die Ungewissheit ihn unter Umständen an eine andere Frau zu verlieren. Allmählich spürte sie die Müdigkeit in ihren Gliedern, ihr Körper forderte langsam seinen Tribut, dennoch ließ sie sich entgegen jeder Widerrede von Dr. Lasonne untersuchen und verarzten. Langsam erwachte André mit rasenden Kopfschmerzen aus seinem traumlosen Schlaf. Mit einer Hand befühlte er den Verband an seinem Kopf, er blinzelte ein paar mal um sich erst wieder an seine Umgebung zu gewöhnen, für den ersten Moment schien er zu überlegen wo er sich befand. Der erste Versuch sich langsam aufzurichten misslang, ihm tat jeder einzelne Knochen im Leib weh. Resignierend ließ er sich wieder in die Kissen fallen. Langsam kamen seine Erinnerungen bruchstückhaft zurück, die Kutschfahrt nach Paris und anschließend die aufgebrachte Menschenmenge. Was war eigentlich danach passiert? Ach ja Graf von Fersen! Murmelte André vor sich hin, während er sich seine schmerzenden Schläfen rieb. Ohne seine Hilfe wäre er mit Sicherheit nicht mehr am Leben! Sein eigentlicher Nebenbuhler hatte ihn vor dem sicheren Tod bewahrt. Für dessen Mut und Loyalität die er ihm gegenüber bewiesen hatte, würde er ihm auf ewig dankbar sein. Nochmals versuchte er sich aufzurichten und schaffte es, er sah an sich hinunter sein linker Arm war bandagiert und tat höllisch weh, ansonsten schien der Rest seines Körpers von schwereren Verletzungen verschont geblieben zu sein »dachte er«, die etlichen blauen Flecken würde er noch früh genug zu Gesicht bekommen. Seine körperlichen Blessuren waren dennoch sein geringstes Problem, noch immer wusste er nicht wie es Oscar ging, er lag allein in seinem Zimmer, niemand war anwesend den er hätte fragen können. Hier konnte er nicht länger herumliegen, er wollte aufstehen um nach seiner geliebten Oscar zu sehen. Mit aller Kraft die er noch besaß stemmte er sich aus seinem Bett und wollte sich gerade erheben, als er ein Geräusch vernahm. Anscheinend stand jemand vor seiner Tür und unterhielt sich angeregt mit einer anderen Person. Nach längerem Hinhören konnte er eindeutig die Stimmen seiner Großmutter und Celeste zuordnen, letztere erschien im selbigen Augenblick vorsichtig und so leise wie möglich, darauf bedacht die kleinsten Geräusche zu vermeiden, in seinem spärlich beleuchtetem Zimmer. Sie blickte ihn erstaunt an. “Nanu, du bist ja munter?" Was sie sah gefiel ihr ganz und gar nicht er hatte sich in eine aufrechte Position gesetzt, mit dem linken Bein über der Bettkante und sah aus, als ob er gerade aufstehen wollte. "Du willst doch wohl nicht etwa…?" Doch er wollte, ein Bein war schon draußen also zog er das zweite hinterher um dann auf ziemlich wackeligen Beinen zum Stehen zu kommen. In seinem geschwächten Zustand vermochte er sein Gleichgewicht nur eine kurze Zeit lang zu halten, bevor er mit seinem Hinterteil gen Fußboden zusteuerte. Celeste kam auf ihn zugestürzt um ihn zu stützen bevor er seinen beeindruckenden Niederfall abschließen konnte. "André…!!! Was machst Du da? du solltest liegen bleiben und dich ausruh…!" Er ließ sie gar nicht erst ausreden und fiel ihr mitten ins Wort. “Was ist mit Oscar? Wie geht es ihr? Kann ich sie sehen?" Celeste drückte André bestimmt in seine Kissen zurück, er wollte sich schon wieder aufrichten als sie sich mit ihrem gesamten Gewicht auf seine Beine setzte um ihn daran zu hindern sich ein weiteres mal zu erheben. Eine recht unkonventionelle Methode ihm am Aufstehen zu hindern aber es wirkte. Auf Andrés verdutzten Gesichtsausdruck ging sie erst gar nicht ein und redete munter weiter. “Mann oh Mann gleich soviel Fragen auf einmal, beruhig dich erst einmal! Zuallerst…brauchst du dir keine Sorgen um Lady Oscar zu machen, sie lebt! Und um deine nächste Frage zu beantworten…ja ihr geht es gut, außer ein paar Prellungen hat sie den Angriff relativ unbeschadet überstanden! Zufrieden!?" “Gott sei Dank!” Erleichert atmete er aus, ihm fiel ihm ein Stein vom Herzen, der in etwa die Größe eines Felsbrockens hatte. Celeste sah in mit fragenden Blick an. “Ich würde mich jetzt gern erheben…Wirst du liegen bleiben? Mir wird’s langsam zu unbequem auf deinen Beinen!" "Dir…? …Wird´s zu unbequem? Und was ist mit mir? Schließlich sitzt du auf mir, du hast ein ganz schön ordentliches Gewicht!" Empört stemmte sie die Hände in die Hüften. “Monsieur Grandier, das ist nicht gerade schmeichelhaft für eine Dame!” Celeste funkelte ihn böse an, zumindest versuchte sie es, im nächsten Augenblick fing sie an zu lachen und André konnte nicht anders und stimmte mit ein. André nickte ihr zu und deutete ihr an, sich neben ihn auf das Bett zu setzen. “Setz dich doch bitte zu mir und leiste mir noch etwas Gesellschaft!” Ein strahlendes Lächeln welches die schwärzeste Nacht hätte erhellen können, breitete sich auf Celestes Gesicht aus, sie kam seiner Aufforderung nur zu gern nach. Sie erhob sich von seinen Beinen und setzte sich. Sie redeten über alles mögliche über Gott und die Welt, André tat es einfach nur gut sich mit ihr zu unterhalten. Celestes Liebenswürdigkeit und ihr freundliches Wesen ließen André seine Sorgen und die Schmerzen vergessen. In ihrer Gegenwart fühlte er sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Innerlich war er geknickt das Oscar es bisher nicht für nötig hielt sein Zimmer aufzusuchen, nur zeigte er nicht seine Entäuschung gegenüber Celeste. Ihm war nicht klar das Oscar sich bereits auf den Weg zu seinem Gemach gemacht hatte und eben in diesem Moment vor seiner Tür stand. Nur noch ein kleines Stück Holz trennte sie voneinander. Was es war was sie davon abhielt einzutreten, wusste sie selbst nicht, früher wäre das sicher kein Problem gewesen einfach in die Räumlichkeiten ihres besten Freundes zu stürmen! Nur dieses Gefühl welches sie empfand bei dem Gedanken das André eine Frau bei sich hatte war irgendwie befremdlich für sie. Es war etwas wie ihr persönliches Schamgefühl was sie davon abhielt jetzt zu stören. Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und seufzte leise. Die junge Frau konnte es kaum ertragen wie gut sich André mit Celeste verstand, sie verhielten sich weniger distanziert zueinander als das was Oscar als freundschaftliche Beziehung mit André verband. Ihr wurde mit einmal schlagartig bewusst wie sehr sie sich doch in den letzten Jahren verändert hatte, diese Erkenntnis traf sie ziemlich hart, so sorglos und unbeschwert waren sie nur als Kinder gewesen. Nachdem sie den Posten in der königlichen Leibgarde angenommen hatte, veränderte sich ihr Leben von heute auf morgen. Was war André eigentlich in den letzten Jahren für sie geworden? Ein Freund, ein Zeitvertreib, jemand dem sie vielleicht mehr als nur freundschaftliche Gefühle entgegenbrachte? Sie wusste es selbst nicht, alles schien so surreal,! Es war ihr nie bewusst geworden und anscheinend hatte sie die Empfindungen für ihn die ganze Zeit über nur fest in ihrem Herzen verschlossen. Musste es wirklich erst soweit kommen das André etwas zustieß um sich ihre Gefühle einzugestehen? Seit dieses junge Mädchen in ihr Haus eingekehrt ist, war nichts mehr so wie vorher, mit Besorgnis verfolgte sie die Entwicklung zwischen Celeste und André. Das was sie am meisten bedrückte, sich jedoch nicht einmal vor sich selber eingestehen wollte oder konnte war die Tatsache, das sie sich fragte wie nun die Gefühle Andrés zu ihr waren. liebte er sie noch, wie er es ihr vor wenigen Monaten gestanden hatte? Oder war sein Interesse seit dem Einzug dieses Mädchens abgeklungen? Fragen über Fragen auf die sie keine Antwort wusste und wahrscheinlich auch nicht sehr bald erhalten würde, so wie gerade die Dinge zwischen ihr und ihrem besten Freund standen. Sie hörte fröhliches Gekicher aus dem kleinen Raum. Ein wehmütiges Seufzen entfuhr ihren Lippen und es ließ sich nicht leugnen das auch ein kleines Stückchen Eifersucht mitschwang. “Anscheinend legt er nicht viel Wert auf meine Gesellschaft, er amüsiert sich auch gut ohne mich!” etwas mürrisch schob sie sich von der Wand weg um ihre eigenen Gemächer aufzusuchen. Sie roch kurz an ihrer Kleidung die erheblich gelitten hatte und rümpfte die Nase, ein warmes Bad und frische Sachen wären mehr als notwendig wenn sie nicht weiterhin riechen wollte wie ein ganzer Pferdestall. In der Zwischenzeit genoss Celeste die Aufmerksamkeit die ihr André zukommen ließ. Hin und wieder wenn sie sich sicher sein konnte das er es nicht bemerkte, strahlte sie ihn verliebt an und hoffte das er irgendwann auch ihre Gefühle erwidern würde. Ich bitte euch um eure Mithilfe, falls euch ein besserer Titel als "Die andere Frau" einfallen sollte, dann bitte ich euch mir eure Vorschläge mitzuteilen! Irgendwie finde ich die Überschrift äußerst grottig und in meiner momentanen Einfallslosigkeit will mir einfach nichts besseres einfallen^^ An alle die es bis zum Ende durgehalten haben... WÜNSCHE ICH FRÖHLICHE WEIHNACHTEN! Kapitel 8: ----------- Schau mal einer an »mich gibt´s auch noch« Entschuldigt bitte die überaus laaaaaange Wartezeit! Nochmal vorweg möchte ich vorsichtshalber erwähnen, dass ca. 6 Tage nach dem Überfall auf die Kutsche die Revolution ausgebrochen war, die ich mal so nebenbei unter den Tisch fallen lasse. Vordergründig steht in meiner FF die Romanze zwischen LO & André an erster Stelle und nicht die Revo, daher verzeiht mir, wenn an manchen Stellen etwas entfernt bzw. hinzugedichtet wurde. Oscar erschien frisch gebadet und gekleidet im Salon und ließ sich an dem kleinen Tisch nahe der imposanten Fenster nieder, die einen großzügigen Ausblick auf das umgebende Anwesen warf. Es regnete in Strömen und spiegelte ihre momentane seelische Verfassung wider. Eigentlich war sie todmüde, nur war nach dieser Nacht nicht im geringsten an Schlaf zu denken. Um abschalten zu können ließ sie sich von ihrer ehemaligen Kinderfrau eine Tasse heiße Schokolade bringen, eine der süßen Versuchungen, der sie nur selten widerstehen konnte. Wenn nur eine Tasse diesen geschmackvollen Getränks ihre gesamte Problematik lösen könnte…dachte sie bei sich, so wäre alles um ein vielfaches einfacher. Sie ließ die umgebende Ruhe auf sich wirken bis ihr Sophie die heiße Schokolade servierte und die alte Dame, anschließend Oscar wieder sich selbst überließ. André erhob sich schwerfällig aus seinem Bett! Nachdem Celeste gegangen war und er aus lauter Erschöpfung nochmals ermüdet ins Kissen sank, fühlte er sich nach dem Aufwachen nicht wirklich erholter. Das Herumliegen bedrückte ihn nur, er hielt sich trotz allem für kräftig genug um aufzustehen. Es war seine berühmte innere Stimme die ihn aufforderte, das Objekt seiner Begierde aufzusuchen. Das Oscar ihn bisher noch nicht besucht hatte ließ ihn nicht zur Ruhe kommen! Schließlich konnte er alles mögliche hinein interpretieren, vielleicht war sie auch nur zu müde und hatte sich längst schlafen gelegt. Er würde es nie erfahren wenn er länger in seinem Zimmer liegen blieb und weiterhin desinteressiert und zu Tode gelangweilt die Decke anstarrte. Bevor er ging warf er noch kurz einen prüfenden Blick in den Spiegel, er sah tatsächlich so aus wie er sich fühlte »miserabel« Im Grunde hatte er sich auf sein Aussehen noch nie etwas eingebildet, dennoch war er sich sehr wohl bewusst, eine gewisse Anziehungskraft auf Frauen auszuüben, nur leider nicht auf das weibliche Wesen welchem schon lange sein Herz gehörte. So war das mit der Eitelkeit, die zugegebenermaßen auch an ihm nagte. André stieß einen lauten Seufzer aus, als ob er die gesamte Last der Welt auf seinen Schultern trug. Frustriert wand er seinen Blick vom Spiegel welcher mehr Wahrheit offenbarte als ihm lieb war. Ob jemals der Tag kommen würde der ihm eine neue und positive Zukunft offenbaren würde!? Dies stand nach wie vor in den Sternen geschrieben, ein Stallbursche wie er würde niemals den selben Stand erreichen wie ein gewisser Graf von Fersen. Er schritt den langen Flur zu Oscars Gemächern entlang und klopfte vorsichtig an deren Tür, als niemand reagierte, entschied er sich dafür in den Salon zu gehen und dort sein Glück zu versuchen. Oscar blickte auf, als André den Raum betrat. Ihr Herz machte ungewollt einen kleinen Hüpfer als sie ihn sah. Kurz berichtete er ihr, dass Graf von Fersen wohlbehalten im Schloss Versailles eingetroffen war. Oscar war darüber sehr erleichtert, insgeheim hatte sie allerdings erhofft, das ihr bester Freund dem anfänglichen Gespräch ein andere Wendung gab. Oscar bemühte sich sehr darum sich nicht anmerken zu lassen welch eine Unruhe in ihr herrschte, wenn sich André in ihrer Nähe befand. Oscar antwortete ihm mechanisch wie man es von ihr gewohnt war und konnte dennoch nicht verhindern, das ihre Stimme während sie sprach, seltsam weich klang. André schloss mit seiner Aussage und blickte hinaus in den Garten. Ihre Gefühle befanden sich in Aufruhr und alles in ihr schrie förmlich danach, dass er ihr weiterhin Gesellschaft leistete. “Möchtest Du Dich zu mir setzen?” kam es freundschaftlich von ihr, während sie vorsichtig die Tasse an ihre Lippen setzte um daraus zu trinken. Sehnlichst hoffte sie auf ein Ja, und wurde bitter enttäuscht. “Bedaure ich habe noch etwas vor!” antwortete er ihr kühl, in einem Ton den sie von ihm nicht gewohnt war. Verunsichert über seine sachliche Antwort, drehte sie ihren Kopf zur Seite und verbarg ihre Enttäuschung vor ihm. Sie erhob sich von ihrem Stuhl, die Tasse weiterhin in ihrer Hand haltend und beobachtete die dicken Regentropfen welche gleichmäßig und monoton die Scheibe herunter prasselten. Sie wollte jetzt nicht alleine sein, es ihm aber so direkt zu sagen, brachte sie einfach nicht über sich. Ihm war ihre Reaktion keineswegs entgangen, unverwandt starrte er sie mit neugierigen Augen an, unschlüssig ob er nun doch bleiben sollte. Eigentlich hatte er gar nichts vor, dies hatte er nur unüberlegt von sich gegeben um ihr nicht wieder einen Triumph zu gönnen. André wollte nicht schon wieder klein bei geben! »Diesmal nicht« Zumal sie doch nur Augen für den Grafen hatte. Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, drehte er sich um. Laut hallten die Absätze seiner Schuhe über den marmorierten Fußboden. Er war schon fast auf dem Weg nach draußen als ein Ansatz von Hoffnung in ihm aufkeimte, er hielt kurz inne… Vielleicht war da doch noch der Hauch einer Chance, also machte er auf dem Absatz kehrt. Er hasste sich selbst dafür, allen Anschein nach wieder zu Kreuze zu kriechen. Aber wie man immer so schön sagt »Die Hoffnung stirbt zuletzt« also warum es nicht auf einen Versuch ankommen lassen… Oscar sah gedankenverloren auf die Pfützen im Garten, die sich langsam auf der aufgeweichten Erde bildeten. “Ein wenig Zeit habe ich noch!“, vernahm sie André, zu dem sie sich überrascht umdrehte und ihn dankbar anblickte. Er schenkte ihr kurz, eines seiner unwiderstehlichen Lächeln, welches sie erwiderte. Sie sprachen nicht, schauten nur nach draußen auf die verregnete Landschaft und lauschten andächtig dem Klang der Natur. André trat näher an sie heran. Ihm wehte der Duft ihrer frisch gewaschenen Haare entgegen »sie duftete nach Flieder« es erinnerte ihn an den Sommer, grüne Wiesen…an eine glückliche Kindheit, dies alles verkörperte Oscar. Nach dem tragischen Tod seiner geliebten Eltern, war Oscar in ihrer Unbeschwertheit, die Einzige die ihn beibrachte niemals aufzugeben und ihn über den Verlust und die schwere Zeit hinweg half. Zu gern hätte er sie jetzt berührt, die Sehnsucht nach ihr, zerriss ihn förmlich, wie sehr er diese Frau doch begehrte…. Eine unglückliche Liebe die ihn ewig leiden lassen würde, kein anderer Mensch wäre jemals in der Lage diese Leere welche sich in seinem Herzen befand auszufüllen. André stand direkt hinter ihr und seine Nähe machte sie zunehmend nervöser. Warum sagte er nichts? Die Wärme die von ihm ausging umfing sie. Oscar spürte wie sie innerlich zu Zittern begann. Diesmal wollte sie den ersten Schritt wagen, denn wie sollte sich das Verhältnis zwischen ihr und André bessern wenn sie ihm nicht mal ein Stück entgegen kam… “Ich habe mir Sorgen um dich gemacht! Ich dachte ich sehe dich nie wieder…“ gab sie leise zu. Es kostete sie viel Überwindung und Mut, dies zuzugeben. Zögerlich sah sie ihn an. Er stand so nah bei ihr dass sie weiche Knie bekam und glaubte den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die Intensität mit welcher er sie betrachtete ging ihr durch und durch, dass sie rasch die Wimpern niederschlug und sich schüchtern wegdrehte. Ein rötlicher Schimmer legte sich auf ihre Wangen. André hatte sie noch nie so gesehen und konnte kaum glauben, das er scheinbar für ihren Zustand verantwortlich war. Er musste schmunzeln, ihre Verlegenheit war einfach zu süß. Er wusste nur zu gut wie schwer es für sie sein musste etwas derartiges ihm gegenüber zu äußern. “Unkraut vergeht nicht, das weißt Du doch!” kam es schon fast zärtlich von ihm. »Oh nein jetzt lass ich mich schon wieder von ihr einwickeln« Mit der Hand strich er sich fahrig durch seine dunklen, leicht gelockten Haare. Ihr engelsgleiches Antlitz brachte ihn schon wieder dazu weich zu werden wie Butter. André hätte sich dafür ohrfeigen können, dass er sie abermals wie ein verliebter Trottel mit diesem für ihn typischen Blick musterte. Sein Verstand schien immer dann auszusetzen wenn sie nur in seine Richtung atmete. Wo sollte das nur mit ihm enden… Selbst seine Großmutter, der fast nie etwas ihrer Kinder entging, betrachtete ihn gelegentlich mit diesem kritischen, sorgenvollen Blick den nur Großmütter zu haben schienen. Sie trat ein Stück vom Fenster weg und blickte André geradewegs in seine smaragdgrünen Augen in denen sie zu versinken drohte. Er stand so nah bei ihr das ihr fast die Luft zum Atmen wegblieb. Sie hielt seinem Blick stand, auch wenn es ihr außerordentlich schwer fiel. Jetzt oder nie, er wollte es darauf ankommen lassen. Ihm brannte schon seit einer Ewigkeit eine Frage auf der Seele die er endlich loswerden musste. “Wie hättest Du reagiert wenn mit mir etwas Schlimmeres geschehen wäre?” wollte er neugierig wissen. Jetzt wo er es laut ausgesprochen hatte, kam es André beinahe idiotisch vor sie etwas dermaßen geistloses zu fragen. “Was ist denn das für eine unnötige Frage?” stutzte sie leicht irritiert über seine Äußerung. “Nun ja ich glaube die Frage ist berechtigt! In den letzten Monaten hatte ich eher den Eindruck, dass ich Dir völlig gleichgültig bin und Du mir aus dem Weg gehst!?” Diese Frage konnte er sich praktisch schon selbst beantworten, schließlich hatte er sie förmlich dazu getrieben ihm zu misstrauen. Ungläubig über seine Worte starrte sie ihn an, was sollte sie nur davon halten, wie konnte er nur ihre Aufrichtigkeit in Frage stellen? “Aus deinem Mund hörte es sich mehr nach einer Feststellung an als nach einer Frage, meinst Du nicht auch!?” vorwurfsvoll blickte sie ihm entgegen. Es gab so vieles was sie ihm sagen wollte, aber noch längst nicht dazu bereit war es zu tun. Diese neue Seite, die sie langsam an sich entdeckte, bereitete ihr nach wie vor Sorgen. Sie war zu müde um ihm jetzt Vorhaltungen zu machen und auch zu verletzt dazu, also beließ sie es bei der Wahrheit. “Niemals hätte ich dich im Stich gelassen. Du müsstest wissen, das Du mir viel bedeutest!” antwortete sie geknickt. Sie sprach so leise das André genau hinhören musste um sie zu verstehen. “Du hast es mir noch nie gezeigt…” antwortete er ihr ebenso leise. André hatte Mitleid mit ihr, deutlich konnte er die Müdigkeit sehen, die sie langsam übermannte. Oscar stellte ihre leer getrunkene Tasse auf dem kleinen Marmortisch neben sich. “Es tut mir leid, dass es soweit gekommen ist. Es… ,es war alles meine Schuld! Ich hätte dich niemals darum bitten dürfen, mich zu begleiten! Ich habe schon viel zu oft in Kauf genommen, dass du dein Leben für mich riskierst!” »Bitte verzeih mir« stotterte sie verlegen und blickte ihn abwartend aus ihren großen blauen Augen an, in der Hoffnung, dass er ihre Entschuldigung akzeptierte. Gerührt von ihrer Offenheit, legte er behutsam eine Hand auf ihre Schulter. Dies war die einzige freundschaftliche Geste die er sich bei ihr zutraute. Entgegen jeder Erwartung, nahm Oscar seine große kräftige Hand in ihre und schmiegte sich Nähe suchend an sie, zaghaft hauchte sie einen Kuss auf die Innenfläche und schloss die Lider. André war vollends verwirrt und befürchtete schon, Oscar hätte mehr bei dem Überfall abbekommen als bisher angenommen. Der junge Mann war dermaßen nervös, dass ihm beinah vor Aufregung die Knie schlotterten. Sie sah ihn an und zum ersten Mal erblickte er etwas in ihren Augen was weit über ihre Freundschaft hinaus ging. “Könntest… könntest Du mich bitte in den Arm nehmen?” bat sie ihn unsicher. Es war seltsam Oscar mal nicht als die starke, unabhängige Frau zu sehen, die sie sonst immer vorgab zu sein. Er nickte ihr zu - niemals würde er ihr diese Bitte abschlagen. Ein ganzes Leben lang hatte er nicht zu hoffen gewagt, dass jemals der Zeitpunkt kam, an dem sie von sich aus die Initiative ergriff und ihm gegenüber Gefühle zuließ. Soweit es sein verletzter Arm zuließ, zog er sie näher an sich. Erschöpft und erleichtert zugleich, bettete sie ihren Kopf an seine breite Brust und ließ sich in seine weiche Umarmung fallen. Sie genoss den männlich, herben Duft der von ihm ausging, er beraubte sie jeglicher Sinne. Sie standen eine kleine Ewigkeit einfach nur da, in der André sie in seine Armen hielt, bis beiden diese kleine Zärtlichkeit nicht mehr ausreichte und sie nach mehr begehrten. Oscars Herz schlug ihr bis zum Hals und drohte vor Aufregung in ihrer Brust zu zerspringen. Er schob sie ein wenig von sich um diesen Augenblick einzufangen, er musste sich sicher sein, dass dies wirklich passierte und sie es auch wollte. Sollte er es wagen? Stumm gab sie ihm ihre Zustimmung. Seine rechte Hand legte sich vorsichtig um ihre Hüfte und zog sie wieder zaghaft an sich. Sie spürte seinen warmen leicht zittrigen Atem in ihrem Gesicht. Beruhigt darüber das er ebenso aufgeregt zu sein schien, kam sie ihm entgegen, nur wenige Zentimeter trennten sie noch voneinander. Ihre Hände verweilten auf seiner Brust, spürte seine Wärme unter dem dünnen Baumwollstoff. Oscar hatte schon längst die Kontrolle über sich verloren, alles was zählte war dieser Moment von dem sie hoffte er würde niemals enden. In ihrem Bauch schien sich ein ganzer Schwarm von Schmetterlingen zu tummeln, die wie wild hin und her flatterten. Diesen Moment hatte André vergeblich herbeigesehnt und nun schien er zum Greifen nah. Dieses Mal…so schwor er, würde er es nicht wieder verderben, wie beim letzen unschönen Ereignis, als sein Übergriff beinahe die Freundschaft zwischen ihm und Oscar zerstörte. Oscars wunderschöne blaue Augen strahlten ihn an, mit einer Intensität wie sie ihn noch niemals zuvor betrachtet hatte. Ihr Atem roch nach Schokolade… wie sie wohl schmecken würde? “Wir sollten das hier nicht tun…!” kam es wenig überzeugend, geflüstert von Oscars Lippen. Er löste seine Hand wieder von ihrer Hüfte und griff mit sanfter Gewalt in ihr seidig weiches Haar und zog ihr schönes von Engelslocken umrahmtes Gesicht noch näher an seines heran. “Dann hindere mich doch daran!” erwiderte er herausfordernd. Niemals… war ihr einziger Gedanke, bevor sie langsam die Augen schloss. Kurz bevor sich ihre Münder näherten und den längst herbei gesehnten Kuss vollenden konnten, wurden sie jäh unterbrochen. Sophie stieß mit einem kraftvollen Schwung ihres Hinterteils die Tür auf, die Hände beladen mit einem gut gefüllten Tablett voller Leckereien. Erschrocken über die plötzlich Störung, fuhren die beiden jungen Leute auseinander und versuchten schnellstmöglich soviel Abstand zwischen sich zu bringen wie es in der kurzen Zeit möglich war. Es war wie verflucht, immer dann wenn sie sich einander näherten, wurden sie durch äußere Einflüsse gestört. Als ob das Schicksal ihnen einen Streich spielen wollte… André s Herz rutschte beinahe in die Hose und Oscar wurde puderrot bis in die Zehenspitzen. Es war gar nicht so einfach sich nichts anmerken zu lassen, ihr Verhalten verriet sie viel zu sehr. Sophie bugsierte das schwere Tablett unter Ächzen und Stöhnen zum Tisch, während sie sauer dreinblickend ihren Enkel fixierte. “André du Faulpelz….!!!” keuchte sie erschöpft, während sie sich mit ihrem Spitzentuch die Schweißperlen von der Stirn tupfte. Schwerfällig ließ sie sich auf einen der umstehenden Stühle nieder. “Lässt eine arme alte Frau sich abmühen ohne helfend einzugreifen! Wo sind nur deine Manieren geblieben?” schimpfte sie weiter. Das er verletzt war und ihm nur die eine Hand zur Verfügung stand, war ihr scheinbar entgangen. Andrés Großmutter übertrieb es gelegentlich mit ihrer mütterlichen Fürsorge um Lady Oscar und hatte auf das Tablett einfach alles draufgepackt was diese gern aß. Unter Aufwand ihrer gesamten Körperkraft hatte Sophie es den Flur entlang getragen, der ihr länger vorkam als er tatsächlich war, um der Tochter des Hauses etwas Gutes zu tun und im selben Moment gewünscht, sie wäre dem Angebot Celestes gefolgt, die ihr zuvor die schwere Last abnehmen wollte. “Verzeihung…!” stammelte André leicht verwirrt. Anscheinend hatte sie nichts mitbekommen. Das war noch mal gut gegangen, stellte er erleichtert fest. Ihm kam das gerade unsäglich peinlich vor. Er schaute zögerlich zu der blonden Schönheit hinüber, die ihn beharrlich mied. Grinsend stellte er fest, das sie ebenso nervös schien über die unerwartete Unterbrechung. Oscar erlangte schnell ihre Fassung wieder und schritt auf Sophie zu, tätschelte der alten Dame liebevoll den Arm. “Danke das ist lieb von dir, aber ich glaube es ist besser wenn ich jetzt zu Bett gehe, bevor ich vor Müdigkeit umfalle, frag doch André ob er etwas essen möchte!” Sie lachte gekünstelt und blickte verstohlen nochmals zu André ehe sie den Salon verließ. “Natürlich mein liebes Kind. Ihr müsst ja völlig erschöpft sein, nach dieser Nacht…ruht euch aus!” meinte Sophie mitfühlend und blickte ihr sorgenvoll hinterher. Ihr Blut war noch immer in Wallung von den auf sie einströmenden Gefühlen. Auf dem Weg zu ihren Gemächern begegnete sie einer gut gelaunten Celeste, die eine Vase mit frischen Blumen in den Händen vor sich her trug. Oscars Miene verfinsterte sich, ihr war sofort klar, das sie in ihren Räumlichkeiten keine Blumen vorfinden würde, diese kleine Geste galt einzig und allein André. Der Kampf war eröffnet… Diese kleine fröhliche, vor sich her singende Nymphe forderte sie regelrecht dazu heraus. Celeste lief an Oscar vorbei, die ihr einen vernichtenden Blick zuwarf, diese lächelte nur süffisant zurück. Im Vorbeigehen nahm sie den zarten Duft der Blumen wahr, die ihr entgegen wehten. Sie ist sich ihrer Stellung als Dienstmädchen wohl sehr sicher. Die Kleine nimmt sich langsam zu viel heraus, dachte sie verärgert. Wenn die Kleine nur wüsste das sie ihr bereits einen kleinen Schritt voraus war. Oscar straffte die verspannten Schultern und ging siegessicher ihrem Schlafzimmer entgegen. Das junge Mädchen betrat Andrés Gemach, stellte die Vase auf der kleinen Kommode neben sich ab, bevor sie die schweren Vorhänge beiseite zog um die Fenster zu öffnen. Tief sog sie die frische verregnete Luft ein die sich rasch mit dem Duft der Blumen im gesamten Zimmer vermischte. Sie schritt zum Bett und wollte kurz die weichen Kissen samt Bettdecke aufschütteln und sich nochmals vergewissern, dass sich alles an seinem gewohnten Platz befand, eh sie wieder den Raum verließ. Sie nahm das Federkissen vom Bett und vernahm Andrés Geruch, der ihr mittlerweile so vertraut war und roch kurz daran, dabei kam ihr eine Idee. Es duftet so gut nach ihm, stellte sie lächelnd fest. Celeste gähnte herzhaft, sie war so müde. Bei dem was sie vorhatte erhoffte sie entdeckt zu werden, von André sowohl auch von Oscar. Es wird klappen, das verriet ihr, ihr untrügliches Gefühl. Das junge Mädchen schlenderte um das Bett herum und ließ sich auf die Decke sinken. Nur einen winzig kleinen Moment abschalten und ausruhen, waren ihre letzten Gedanken bevor sie verträumt die Augen schloss und mit den Gedanken an André, friedlich in seinem Bett einschlief. Oscars plötzlicher Abgang verunsicherte André, er hatte den Eindruck als ob sie es nicht länger aushielte mit ihm in einem Raum zu sein. Bereute sie es etwa? Immer diese Selbstzweifel die ihm keine Ruhe ließen. Er würde mit ihr sprechen sobald sich eine Gelegenheit ergab »nur nicht heute« André der eigentlich noch etwas Ruhe bedurfte, griff seiner Großmutter noch helfend unter die Arme bevor auch er sich zu seinem Schlafgemach begab. Leise betrat er sein Zimmer und staunte nicht schlecht als er Celeste friedlich schlummernd in seinem Bett liegen sah. Geräuschlos trat er auf sie zu, betrachtete sie eingehend und legte ihr fürsorglich die Decke über. Sie war wirklich sehr hübsch, das konnte er nicht abstreiten, sie hatte all die lobenswerten Eigenschaften die sich ein Mann an einer Frau wünschte. Vorsichtig um sie nicht zu wecken, zog er sich in seinen Sessel zurück und schloss ebenfalls die Augen. Oscar lag immer noch munter, nach ihrem Geschmack viel zu munter in ihrem Himmelbett und konnte nicht schlafen, ruhelos wälzte sie sich von einer Seite auf die nächste. Der Beinahekuss mit André beschäftigte sie viel zu sehr, sie konnte an nichts anderes mehr denken. Ihre Gefühle waren gemischt. Was war wenn er es nicht ernst mit ihr meinte? Was musste er wohl gedacht haben, als sie ohne noch einmal das Wort an ihn zu richten, den Salon verlassen hat? Dieses Missverständnis musste sie unbedingt aus der Welt schaffen; bevor es wieder zu einem größeren Problem zwischen ihnen werden konnte. Ich muss unbedingt mit ihm sprechen, jetzt sofort… Energisch schälte sie sich aus ihrer Bettdecke die sich fest um sie gewickelt hatte, zog sich eilig ihre Alltagsgarderobe drüber und schlüpfte in ihre Schuhe. Noch bevor sie das Zimmer verließ, blieb sie wenige Sekunden an ihrem Spiegelbild hängen welches ihr entgegen blickte, kritisch betrachtete sie ihr gegenüber, wuschelte sich durch die blonde lange Mähne und zupfte sich hastig ein paar widerspenstige Strähnen aus dem Gesicht. “Was tue ich da nur?” murmelte sie irritiert ihrem Spiegelbild zu. “Was machst Du nur mit mir André!” Nervös strich sie sich nochmals eine hartnäckige Strähne aus der Stirn, wand sich vom Spiegel ab und verließ ihr Zimmer. Unschlüssig stand sie vor seiner Tür und überlegte ob sie anklopfen oder einfach eintreten sollte. Da sie ihn nicht wecken wollte, entschied sie sich, sie einfach zu öffnen. Leise trat sie ein. Ihr Blick fiel zuerst auf die schlafende Gestalt im Sessel, augenblicklich umspielte ein zärtliches Lächeln ihre Lippen. Oscar öffnete vorsichtig die Tür noch ein Stück und trat näher an ihn heran, in den Augenwinkeln nahm sie links von sich ein leichte Bewegung wahr. Was sie daraufhin sah, ließ ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht weichen. Was hatte das zu bedeuten? Zutiefst schockiert über den Anblick der sich ihr bot. Oscar ballte in ihrer Erregung die Fäuste, dass die Knöchel schon weiß hervortraten. Sie ließ all ihren Emotionen freien Lauf, drehte sich um und schmiss mit voller Wucht die Tür zu, dass die Wände nur so wackelten. Ihr standen Tränen vor Wut und Enttäuschung in den Augen, die sie krampfhaft niederzudrücken versuchte, während sie aufgebracht fast den Flur entlang rannte. Dieses kleine Biest, hatte es also doch geschafft. Die junge Frau fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen, erst diese Liebesschwüre, die zärtlichen Gesten und dann »DAS« Aufgeschreckt durch den Krach den das Zuschlagen der Tür verursacht hatte, fuhren André und Celeste erschrocken aus ihren jeweiligen waagegerechten Positionen. André stemmte sich von seinem Sessel empor, öffnete die Tür und sah in den Gang hinaus. Er konnte nur noch ein paar goldene Haare erkennen, die sogleich im Nichts verschwanden. “Oscar!?” flüsterte er. Nur zu gut konnte er sich vorstellen wie das eben gesehene auf Oscar gewirkt haben musste. Celeste blieb wo sie war, auf André s Bett sitzen und spielte verklärt lächelnd mit einer ihrer dunklen Haarsträhnen. Der Punkt ging an sie, sie hatte ihr Ziel fast erreicht und einen Keil zwischen die Freundschaft der Beiden getrieben. Es dauert nicht mehr lange und André würde ihr gehören. Oscar schritt in Windeseile auf den Stall zu, sattelte noch nicht mal ihre Stute, sie saß ohnehin sicher auf dem Tier. Sie gab dem Pferd die Sporen und trieb es unerbittlich an. Ihr Ziel war der kleine See an dem sie als Kinder oft ihre kurze glückliche Zeit mit Spielen verbrachten hatten. Die dicken Regenwolken hatten sich verzogen und machten nun Platz für die wärmenden Sonnenstrahlen. Ihr Weg führte sie durch die kleine Lichtung und schon aus der Ferne konnte sie die Sonnenstrahlen auf der Oberfläche des Sees glitzern sehen. Die wenigen Meter hatte sie in Sekunden erreicht. Haltlos schluchzend ließ sie sich in das kühle nasse Gras fallen und verbarg ihr Gesicht darin, ihr war es egal das die Feuchte durch ihr Kleider kroch, nur einmal wollte sie nicht auf Perfektion achten. Bis zum Abend blieb sie verschwunden, niemand würde auf sie warten »wie armselig ist nur mein Leben« redete sie sich ein. Zur Problembewältigung oder zumindest das was ein gestandener Mann darunter verstand, brachte André dazu ebenfalls das Anwesen zu verlassen um in Paris die nächste Kneipe aufzusuchen um seinen Frust in reichlich Alkohol zu ertränken. Mit einem ordentlichen Humpen Bier und der angenehmen Gesellschaft seines besten Freundes Alain, würde er den Rest des Tages mit einem ansehnlichen Alkoholpegel schon über die Runden bringen. Als er in die, unter Soldaten beliebte Kneipe eintrat, wehte ihm bereits der Qualm und Geruch von Spirituosen jeglicher Art entgegen. Durch die Dunstwolke, sah er einige seiner Kameraden die ausgelassen mit ein paar sehr freizügigen Damen feierten, der Großteil war bereits mächtig angeschickert und ließen in geselliger Runde die Bierkrüge quer über den Tisch wandern. Einige seiner Kumpanen die noch relativ nüchtern waren und sich eher abseits hielten, hoben die Hand zum Gruß oder nickten ihm einfach zu, als sie ihn erkannten. Sein erster Gang führte ihn geradewegs und ohne Umschweife zum Tresen, ließ sich auf einen der frei stehenden Barhocker nieder und bestellte beim Wirt ein Bier. Deprimiert nahm er das Maß voll Bier und schüttete es ohne drüber nachzudenken in einem Zug seine Kehle hinunter. “Noch eins!” schnaubte er den Wirt an, der für seine schlechte Laune noch am allerwenigsten konnte. Hinter sich nahm er das heitere Lachen Alains wahr, der ihm im nächsten Moment freundschaftlich auf den Rücken klopfte. Sein Freund setzte sich auf den Hocker neben ihn und bestellte ebenfalls ein Bier. André begrüßte ihn mit einem Lächeln welches aufgesetzt wirkte, bevor er sich wieder seinem Glas widmete. “Das ihr überfallen wurdet hat bei uns schon die Runde gemacht! Siehst ganz schön mitgenommen aus! Wie geht´s unserem Oberst?” wollte er neugierig wissen. “Ihr geht´s den Umständen entsprechend gut!” antwortete André wahrheitsgemäß. Noch immer starrte dieser trübsinnig auf sein hopfenhaltiges Getränk, als ob er daraus die Zukunft lesen könnte. “Und deswegen dachtest du, zur Feier des Tages weil du überlebst hast, gehst du erst mal einen Trinken!” “So in etwa!” antwortete er knapp. In seiner überaus natürlichen, sympathischen Art, grinste er André breit an. “ Und, mein Freund was führt dich wirklich hierher, gab´s mal wieder Stress mit unserer unterkühlten Schönheit?” Damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Alain konnte er »auch nichts« verheimlichen. André seufzte schwer. “Ich glaub sie ist wütend auf mich…. und eifersüchtig!” fügte er leise hinzu. Allain stutzte »Wer?« André hob sein Glas und trank einen Schluck. »Na Oscar!« Jetzt schien Alain verblüfft. Ich habe dir doch neulich von unserem neuen Dienstmädchen erzählt… »Celeste« erinnerst du dich?” Alains Grinsen verbreiterte sich, bis es beinahe schon dämlich aussah. “Sag bloß du hast was mit der Kleinen am Laufen? Du alter Schwerenöter!” feixte er vergnügt. “Nein, natürlich nicht!” rief André entsetzt. “Aber allen Anschein nach, denkt Oscar das von mir!” Nun hatte André, Alains ungeteilte Aufmerksamkeit und er sah sich leider nicht imstande um eine Erklärung herumzukommen, dafür war die eben entfachte Neugier seines besten Freundes einfach zu groß. Also berichtete er diesem alles was er wissen wollte. “Mann du hast´s gut, dich himmeln gleich zwei schöne Frauen gleichzeitig an, dein Glück möchte ich mal haben!” Skeptisch hob André eine Augenbraue. “Ich glaube du erkennst den Ernst der Lage nicht!” “Ich denke doch! Lass doch mal zur Abwechslung unseren schönen Oberst ein wenig schmoren!” Er schnippte dem Wirt kurz zu um ihn darauf aufmerksam zu machen, sein leeres Bierglas zu füllen. “Hör mal, etwas besseres kann dir doch gar nicht passieren! Wie oft hast du wegen ihr leiden müssen! Wenn du ihr wirklich etwas bedeutest… wird sie um dich kämpfen!” Er machte eine kurze Pause und sah André fest in die Augen. André sah ihn unsicher an. “Das ist alles schön und gut, aber Oscar ist nicht so, sie ist zu stolz dafür!” “Glaubst du das wirklich!? Es geschehen noch Zeichen und Wunder, das sie die Eifersüchtige mimt, hast du bis dato doch auch nicht erwartet! Also lass es auf dich zukommen und genieße die Aufmerksamkeit, welche dir beide Damen zukommen lassen! Ich würd´s jedenfalls tun!” zwinkerte er André belustigt zu. “So” sprach er so laut, das André vor Schreck fast vom Hocker fiel. “Und damit du mir nicht weiter Trübsal bläst, sehe ich es als meine Plicht an… verkündete er feierlich. …dich dementsprechend abzulenken… und außerdem ist jetzt mein Bier alle!” nuschelte er schon ziemlich angetrunken. “Komm lass uns noch einen heben, heut ist dein Glückstag ich geb einen aus!” Es fiel André nicht schwer sich von Alain´s Fröhlichkeit ablenken zu lassen, da dieser ein Händchen dafür hatte. Je länger er darüber nachdachte umso mehr freundete er sich mit dieser hanebüchernen Idee an, den Ladys die Führung zu überlassen und einfach abzuwarten was dabei rauskam. Das feuchtfröhliche Besäufnis endete weit nach Mitternacht, als bereits der neue Tag anbrach. Zu Andrés Glück war es still im Haus und keiner bemerkte seinen Zustand. Seine Großmutter hätte ihm gehörig die Leviten gelesen, wenn sie ihn jetzt so sehen könnte. Schlaftrunken vom Alkohol kroch er ohne sich zu entkleiden in sein Bett oder besser gesagt er fiel förmlich hinein. »Das würde eine kurze Nacht werden« Kapitel 9: ----------- Hallo Ihr Lieben! Aufgrund mehrerer Anfragen, ob ich mich mal endlich in die Puschen komme und weiterschreibe, will ich euch nun nicht mehr länger warten lassen und tatsächlich mal wieder ein neues Kap hochladen. Ich bitte dennoch um Geduld was weitere Kapitel anbelangt, da ich Kinder habe und selbstständig bin. Bedeutet also, meine Zeit ist sehr knapp bemessen. Da ich aber ungern Dinge unvollendet lasse und ich das bei anderen Autoren genauso wenig mag, möchte ich mich in Zukunft wieder mehr diesem Hobby oder überhaupt irgendeinem Hobby welches ich ganz weit nach hinten geschoben habe, widmen. Das Schreiben geht etwas holprig voran, durch die jahrelange Abstinenz muss ich mich erst wieder in die ganze Geschichte reinfühlen und nach meiner kreativen Ader suchen, sofern eine vorhanden war. Und nun viel Spaß beim lesen! 2 Wochen später… Es war Juli geworden und der Sommer zeigte sich von seiner schönsten Seite. Die Sonne schickte ihre wärmenden Strahlen hinunter auf die Erde. Es duftete nach frischem Heu und Wiesenblumen. Inmitten dieser Pracht lag André ausgestreckt auf dem weichen Boden, mit den Händen hinter dem Kopf verschränkt. So lässt es sich aushalten, dachte er vergnügt während er auf einem Grashalm kauend zum Himmel hinauf sah. Die lästige Armbinde war er endlich los. Laut Dr. Lasonne musste sich André zwangsläufig noch schonen um eine schnellere Heilung zu gewährleisten. Er genoss es wahrlich mal etwas auszuspannen. »warum auch nicht« die Jarjayes hatten reichlich Personal, also konnte sie ganz gut auf seine Unterstützung verzichten. Heute war der letzte Tag an dem er entspannen durfte »die Ruhe vor dem Sturm sozusagen«, denn er und Oscar hatten sich seit dem Vorfall kaum gesehen. Er wäre ein Lügner wenn er nicht zugeben würde, das ihn die Situation schwer belastete. Bisher hatte er noch nicht die Möglichkeit bekommen, etwaige Missverständnisse aus der Welt zu schaffen. Oscar schaltete wie immer auf stur. Die einzigen und letzten Worte hatte er mit ihr vor wenigen Tagen gewechselt, oder besser gesagt…nur sie hatte gesprochen. Unwirsch hatte sie ihn unterbrochen, als er gerade zum Sprechen ansetzen wollte. Ihre Worte, die wie ein Schlag in die Magengrube war hallten immer noch in seinem Kopf nach… »“Mach was du willst André, werde glücklich mit IHR!” « Dabei hatte sie das letzte Wort extra betont und ihm dabei noch nicht mal ins Gesicht geschaut. Es war nicht nur Enttäuschung sondern auch Wut die er fühlte. Jetzt standen sie wohl wieder am Anfang, so schnell konnte Glück vergehen! Morgen musste er wieder seinen Dienst in der Kaserne antreten und unweigerlich seinem schönen Oberst begegnen. Bei dem Gedanken wurde ihm etwas flau in der Magengegend. Wenn sie sich in ihrer wenigen Freizeit doch mal daheim aufhielt bekämpften sich beide Damen, Celeste durch Taten und Oscar durch Blicke. Celeste nutzte es schamlos aus, indem sie ungeniert mit ihm flirtete um ihrer Gegnerin ordentlich eins auszuwischen! Auch wenn er es abblockte und sein volles Desinteresse zeigte, zählte letztendlich nur das was Oscar wahrnahm. Und diese sah nur wie Celeste förmlich an ihm klebte wie Honig. Sein gutmütiges Wesen ließ es einfach nicht zu, der kleinen Schwarzhaarigen unmissverständlich klar zu machen, das sie keine Chancen bei ihm hatte. Seinen letzten freien Tag wollte André nicht mit trüben Gedanken vermiesen, also stemmte er sich vom weichen Boden hoch, klopfte seine Hose ab um kleine Grashalme zu entfernen und schwang sich auf sein Pferd. Das Wetter lud förmlich dazu ein zum See auszureiten um ein paar Bahnen zu schwimmen. Zur gleichen Zeit: Oscar zog es vor, neuerdings ihr Quartier in der Kaserne zu beziehen statt, die vornehme Atmosphäre ihres Elternhauses. In den wenigen Malen, wo es sich leider nicht vermeiden ließ, dem anderen über den Weg zu laufen, ignorierten sie sich so gut wie möglich. Andrés Versuche mit Oscar ein vernünftiges Gespräch zu führen, wurden ihrerseits abgeblockt. Ihr entging es nicht das Celeste alles daran setzte Andre`s volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das Dienstmädchen erfüllte es anscheinend mit Genugtuung, weiter Salz in Oscars Wunden zu reiben. Oscar hätte Celeste lieber heut als morgen vor die Tür gesetzt, doch das konnte sie Sophie nicht antun, die auf die Hilfe des Mädchens angewiesen war. Die Zeiten waren unruhig und niemand aus dem einfachen Volk war gewillt im Hause eines Adligen zu arbeiten, demnach blieb Oscar nichts anderes übrig als in den sauren Apfel zu beißen und Celeste weiter zu beschäftigen. So kam es, das Oscar auch an diesem Tag in der Kaserne wie üblich ihren Dienst verrichtete. Es war sehr heiß und trug nicht unbedingt zu Oscars eh schon schlechter Stimmung bei. Ihren Soldaten war ihre Veränderung nicht verborgen geblieben! Oscars miese Laune brachte die Männer dazu vor Ehrfurcht zu erzittern und jede aufgetragene Aufgabe ohne Murren zu befolgen. In vielerlei Hinsicht war eine Frau als Oberbefehlshaber angsteinflößender als ein Mann. Meist drohte sie bei Ungehorsam ihren Männern damit, dass sie die Latrinen putzen durften, »eine Zumutung« wenn man bedenkt das ca. 35 Grad im Schatten herrschten. Nur einer ihrer Soldaten ließ sich wie immer wenig davon beeindrucken “Alain” Er grinste sie unverschämt an wenn sie ihn anherrschte und dafür hätte sie ihn wenn er nicht so ein Riese gewesen wäre, am liebsten geohrfeigt. Er hatte sogar noch die Unverfrorenheit besessen ihr zu widersprechen. Wie konnte er es nur wagen ihre Autorität in Frage zu stellen, eigentlich war sie der Auffassung sie wären über dieses Kapitel der Konfrontation hinaus. Nur zu gut konnte sie ahnen das André ihn eingeweiht hatte und der sich den größten Spaß daraus machte sie damit aufzuziehen. Sie stand unter seiner ständigen Beobachtung und das machte sie nur noch wütender…wütend vor allem, weil sie nicht wusste wie sie damit umgehen sollte. Um ihm nicht ständig unter die Augen treten zu müssen und somit seiner andauernden Kontrolle zu entgehen, hatte sie ihn mit einer Einheit auf Patrouille geschickt. Jetzt war es bereits kurz nach Mittag, und sie erwartete die Rückkehr ihrer Besatzung. Von ihrem Büro aus konnte sie schemenhaft die Umrisse von Personen wahrnehmen die auf die Kaserne zuschritten. So sehr Oscar auch an Disziplin und Pflichtbewusstsein festhielt, war ihr heute alles andere als danach. Oscar und ihren Männern lief der Schweiß in Strömen. Der Arbeitseifer ihrer Kompanie war auf den Nullpunkt gesunken, mit Mühe brachte sie den Appell hinter sich. In Paris herrschte ausnahmsweise etwas vergleichbares wie Ruhe, und darum beschloss sie, mit Ausnahme einiger weniger Männer die, die Stellung halten sollten, dem Rest ihrer Delegation frei zu geben und natürlich sich selbst. Sie würde erst gegen Abend wieder am Stützpunkt erscheinen um nach dem Rechten zu sehen. Wie so oft in den letzten Tagen, würde sie ihre freie Zeit am See verbringen. Normalerweise hätte sie sich in dem Fall in Arbeit gestürzt um sich abzulenken , zumindest hatte es damals hervorragend bei Graf von Fersen funktioniert. Leider wollte es diesmal nicht klappen… Das mit André setzte ihr weit mehr zu als sie sich eingestehen wollte und sie erwischte sich des Öfteren dabei sich zurückzuziehen und ihren verwirrenden Gefühlen zu widmen. Oscar betrat ihr Büro und steuerte geradewegs ihren Schreibtisch an. Sie legte ihren Degen auf den Tisch und streifte sich anschließend die Handschuhe ab um sie sorgsam neben ihren Habseligkeiten zu legen. Alain war ihr gefolgt und unbemerkt hinter sie getreten. Sie erschrak leicht als er sie ohne Vorwarnung ansprach. “Ihr solltet endlich mit ihm reden!” Ohne sich umzudrehen antwortete sie ihm recht teilnahmslos. “Wovon sprichst du Alain?” Oscar hatte sich an die offene und direkte Art Alains gewöhnt, doch manchmal empfand sie sein Benehmen als äußerst unangebracht. In adligen Kreisen bevorzugte man es lieber um den heißen Brei zu reden, dort sprach man die Dinge nicht offen aus, dies würde als nicht wieder gutzumachender Fauxpas gelten. Er trat einen Schritt näher und stand nun direkt hinter ihr. Dicht neben ihrem Ohr nahm sie seine Worte wahr die nur einem Hauchen glich. “Ihr wisst genau wovon ich rede!” Oscar empfand Alains Auftreten beinahe aufdringlich. Er stand nah bei ihr, zu nah für Oscars Geschmack! Er spielte mit einer Locke ihres Haares und atmete deren Duft ein. “Welch eine Verschwendung… Das André noch nicht den geringsten Versuch unternommen hat um euch näher zu kommen” Ihr seit schon eine Sünde wert!” Oscar lief es kalt den Rücken runter und ihre Kehle war staubtrocken, irgendetwas lief hier verdammt falsch. Alain umfasste sie von hinten und drückte sie an seinen muskulösen Oberkörper. Sofort versteifte sie sich. Oscars Puls schnellte in die Höhe. Mit aller Gewalt versuchte sie ich aus seiner Umklammerung zu befreien. Doch alles wegdrücken half nichts, er war ihr Kräftemäßig überlegen. Mittlerweile standen sie sich direkt gegenüber und ehe sie rechtzeitig reagieren konnte, befanden sich seine Lippen auf den ihren. Jeder Versuch ihn von sich zu stoßen scheiterte kläglich, sie legte all ihre Entrüstung in die ungewollte Eroberung ihres Mundes. A…Alain lass mich los verdammt!!!!!! Zu ihrer Verteidigung und weil sie es als den letzten Ausweg ansah, biss sie ihn in die Unterlippe bis sie den metallischen Geschmack von Blut wahrnahm. Oscar stieß ihn rüde von sich, hob die Hand, legte all ihre Kraft hinein und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. »Das hatte gesessen« Teils überrascht und teils amüsiert bestaunte Alain seinen aufgebrachten Oberst. Oscars Stimme überschlug sich beinah vor Wut, rot im Gesicht und schwer atmend stand sie vor ihm. “Tu das nie wieder, hörst du!!!?, sonst wirst du mich kennenlernen!!!" Brüllte sie ihn aufgebracht an. “Du hast nicht das Recht dazu, das ist nur André vorbehalten!“ Erschrocken biss sie sich auf die Zunge, jetzt hatte sie mehr verraten als sie wollte. Warum musste sie ausgerechnet ihm gegenüber ihre geheimsten Gedanken laut aussprechen. Unsicher sah sie in seine Richtung. Verzückt lächelnd betrachtete er sie voll unverhohlener Neugier. “Das war genau das was ich hören wollte! Werdet ihr es ihm nun sagen oder soll ich das für euch tun…?” Sein Grinsen wurde breiter. Ihre anfängliche Befangenheit war nun wie weggeblasen. “Untersteh dich!” “Das geht nur mich und André etwas an!” fauchte sie ihn an. Für die Frechheit, dass er sie immer noch amüsiert betrachtete, hätte sie ihn dafür am liebsten eine ordentliche Abreibung verpasst. Dieser Raum wurde ihr mit einmal zu eng für zwei Personen, es drohte sie zu ersticken, diese Nähe war ihr höchst unangenehm. Sie wollte hier nur noch weg. Hastig lief sie zur Tür. “Das Gespräch ist hiermit beendet, mach die Tür zu wenn du gehst!” rief sie ihm eilig hinterher. Alain leckte sich über seine blutende Unterlippe, es brannte. Oscar zu küssen war nicht geplant, aber eben in diesem Moment hatte Alain spontan seine Strategie geändert. Und beinahe bedauerte er es ein bisschen, das sie ihr Herz an André verschenkt hat, die Leidenschaft hatte ihn gepackt als er die süße ihrer Lippen kosten durfte und feststellen musste wie ungemein gut sie schmeckte. Irgendwie musste er der Beziehung zwischen Oscar und André auf die Sprünge helfen, er war es mehr als leid diesem Katz und Maus Spiel länger zuzusehen. In Bezug auf André ließ sie sich nie in die Karten kucken, kein Wunder das sein Freund nie wusste woran er bei ihr war. Er musste immer noch schmunzeln, so sehr belustigte ihn noch die Vorstellung von eben. Mit der Hand befühlte er die Stelle in seinem Gesicht, worauf sie ihr glühendes Mal hinterlassen hatte, der Abdruck würde sicher noch bis zum Abend zu sehen sein. Alain hatte es teuflisches Vergnügen bereitet Oscar sprichwörtlich auf den Zahn zu fühlen. Oscar musste ausgesehen haben wie ein gehetztes Tier, denn ein paar vereinzelte Soldaten die auf Alain warteten, starten sie entgeistert an, als sie das Gebäude verließ. Es war wichtig das sie jetzt Zeit für sich fand um sich zu sammeln, sie stieg auf ihr Pferd und ritt einfach drauf los. Orientierungslos irrte sie umher und steuerte dennoch instinktiv den kleinen See an, ohne zu ahnen was sie dort erwartete. Kapitel 10: ------------ Habe es geschafft das nächste Kapitel fertig zu stellen. Viel Spaß beim lesen! Hastig streifte sich André die Kleidung vom Leib und watete zunächst nur bis zu den Knöcheln ins Wasser. Es war angenehm kühl auf seiner erhitzten Haut. Ein Stückchen lief er weiter, spürte den feinen Sand zwischen seinen Zehen und ließ dann den Rest seines Körpers hineingleiten. Er schwamm ein paar Bahnen und drehte sich dabei auf den Rücken, mit den Armen seitlich ausgebreitet lag er halb an der Oberfläche und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Nichts, außer dem Summen der Bienen und dem Zwitschern der Vögel war zu hören. Diese Ruhe war einfach himmlisch Wie ein Paradies, allein mit sich und der Welt… »Allein« dachte er zumindest… Nichts ahnend das er heimlich beobachtet wurde. Oscars Weg hatte diesmal eine andere Richtung eingeschlagen. Ein recht unwegsamer Pfad der nur schwer begehbar war. Um nicht einen Umweg in Kauf nehmen zu müssen, entschied sich Oscar für die kleine Wegesänderung, da sie von der Kaserne kam und nicht wie meist von ihrem Anwesen um den See zu erreichen. Sie bemerkte nicht sofort das sie nicht allein war, da sie die letzten Meter sich zu Fuß durch das Unterholz kämpfen musste. Warum musste sie auch ausgerechnet diesen Weg wählen. Unbeholfen pflückte sie sich ein paar kleine Zweige aus den blonden Haaren die sich darin verfangen hatten und inspizierte dann ihre Umgebung um eine Möglichkeit zum sitzen zu finden. Mitten in ihrer Suche hielt sie inne, als ihre Augen etwas fanden womit sie nicht gerechnet hatte. André hatte sich mittlerweile aufgerichtet und stand bis zu den Hüften mit dem Rücken Oscar zugewandt im See und fuhr sich mit den Fingern durchs nasse Haar. Kleine Wasserperlen liefen an seinem Körper hinunter, sie funkelten in der Sonne auf seiner leicht gebräunten Haut. Oscar war so fasziniert von seinem Anblick, das sie nicht aufhören konnte ihn anzusehen. Langsam drehte er sich zu ihr und seine Nacktheit offenbarte mehr als sie verbarg. Oscar hielt den Atem an. Es war nicht das erste Mal das sie einen unbekleideten Mann sah, das war nun mal das Schicksal eines Oberst, man bekam als einzigste Frau unter Männer meist mehr zu sehen als man wollte. Um sie zu provozieren lief manchmal der eine oder andere nackt über den Gang oder präsentierte ihr den entblößten Hintern. Vor allem in ihrer Anfangszeit war das häufig der Fall um sie hinauszuekeln. In ihrer üblichen Art ignorierte sie das provokante Verhalten ihrer Mannschaft und um ehrlich zu sein interessierte sie sich dafür herzlich wenig. Doch das war etwas anderes, dies hier war ihr bester Freund. Um nicht sich, und André in eine peinliche Situation zu bringen, entschied sie sich dafür den Rückweg anzutreten. Unglücklicherweise verhakte sich ihr linker Fuß in der Wurzel eines Baumes. Bei dem Versuch ihn herauszuziehen, verlor sie die Balance und fiel rückwärts. Die Möglichkeit den kommenden Fall abzubremsen und sich irgendwo festzuhalten ergab sich nicht. Ihr Pech, dass sie so nah am steil abfallenden Ufer stand, um so schneller fiel sie mit einem lauten Schrei ins Wasser. Durch den Lärm wurden die Vögel aus den Baumwipfeln vertrieben, die dort zuvor nisteten. In großen Schwärmen flogen sie davon. Sie paddelte prustend an die Oberfläche und strich sie eiligst die nassen Haarsträhnen fort die ihr die Sicht versperrten und blickte geradewegs in das vollkommen erschrockene Gesicht Andre´s, der jetzt erst bemerkte das er immer noch in voller Blüte, wie Gott ihn erschaffen hatte vor seiner Angebeteten stand. Schnellstens rutschte er tiefer ins Wasser um seine Männlichkeit zu verdecken. “Du hier???” brachte Oscar entrüstet heraus, als sie sich halbwegs wieder gefangen hatte. Sie wollte so erstaunt wie möglich klingen, damit Andre nicht noch auf die Idee kam ihr zu unterstellen sie hätte ihn beobachtet. Fast schon entschuldigend verteidigte André seine Anwesenheit. “Ich wollte doch nur ein Bad nehmen, wie konnte ich denn wissen, das es dich ebenso hierher verschlägt?” Fast schon hysterisch redete sie auf ihn ein. “Kannst du nicht wie normale Menschen zu Hause baden?” André beäugte sie skeptisch, diese Situation war einfach urkomisch. Oscar mit klatschnassem Haar, welches strähnig herunterhing und ihm einen dunkleren Ton verlieh, dazu noch ihre durchnässte Bluse unter der sich ihr Busen hektisch hob und senkte, verlieh dem ganzem einen Hauch von Dejavu… Es erinnerte ihn an die Szene am Brunnen… Und, was noch viel wichtiger war, was wollte sie hier? Hatte sie ihn etwa heimlich beobachtet? Das musste er unbedingt herausfinden. Er musste sie entwaffnen, aus der Reserve locken und wenn es unter die Gürtellinie ging. “Und was machst du dann hier? Fragte er sie neugierig. “Anscheinend hattest du es so eilig, das du gleich mit deiner Kleidung baden gehst!” Stellte er amüsiert fest. “Oder… Er machte eine kleine Pause… “Wolltest du nur mal einen nackten Mann von der Nähe aus betrachten?” Über soviel Kühnheit musste selbst er lachen. Mit dieser Äußerung wagte er ziemlich viel, aber das war es ihm wert. Das war das erste mal seit Wochen das sie mit ihm sprach und das musste er für sich ausnutzen, deswegen schickte er noch einen hinterher. “Aber Oscar das hättest du doch einfacher haben können, du weißt doch wo sich mein Zimmer befindet!” Damit sprach er indirekt genau den Abend an als Oscar, Celeste schlafend in seinem Zimmer vorfand. Auf die Reaktion war er jetzt gespannt! Er konnte förmlich sehen wie ihr die Kinnlade herunterklappte. Jetzt war das Fass am überlaufen, Oscar biss die Zähne zusammen, ihr Gesicht wurde zornesrot und ihr Puls schnellte in die Höhe. “Du, du, du elender… sie suchte nach Worten. “So wie Celeste??? Willst du dir einen Harem aufbauen?” “Ich bin doch nicht deine Konkubine!!! DU ELENDER MISTKERL!” Schrie sie ihn an. Genau das waren die passenden Worte nach denen sie gesucht hatte. Andre war schon etwas beeindruckt über soviel Direktheit, solche Ausdrücke hatte sie ihm gegenüber noch nie verwendet. Es amüsierte ihn. Oscar kämpfte mit ihrer Wut, die sie für Andre empfand. Waren denn heute alle verrückt geworden? Erst der Kuss von Alain dann diese unverschämte Dreistigkeit von André, der nebenbei bemerkt sie immer noch spitzbübisch angrinste und ihren Busen durch die fast durchsichtige Bluse interessiert begutachtete. Jetzt wäre der geeignete Zeitpunkt um ein Stück unterzutauchen, was sie kurz darauf auch tat. André schien fast ein wenig enttäuscht, sah sie dann aber mit ernster Miene an. “Ich hatte nichts mit Celeste, das musst du mir glauben! Als ich ins Zimmer kam, schlief sie bereits, keine Ahnung warum sie ausgerechnet in meinem Bett lag? Ich hatte Mitleid mit ihr und wollte sie nicht wecken!” Richtig überzeugt schien Oscar nicht sie sah ihn weiterhin ungläubig an. “Traust du mir das wirklich zu Oscar? Gerade du müsstest mich kennen. Glaubst du ernsthaft ich würde, um es mit deinen Worten auszudrücken, mir einen Harem aufbauen? Denkst du so von mir?” Vorwurfsvoll blickte er sie an. “Ich weiß nicht was ich glauben soll!” kam es mit zittriger Stimme. “Warum geht sie zum Schlafen in dein Zimmer? Erklär mir das bitte!” “Ich kann es dir nur so sagen wie ich es eben gerade schon erwähnte, »Ich weiß es nicht!«” Obwohl der heutige Tag sehr heiß war, wurde es André zunehmend kälter, schließlich hielt er sich schon eine ganze Weile im Wasser auf und ohne Bewegung außer ein wenig Konversation mit Oscar, konnte keine Wärme aufkommen. Oscars Lippen waren ebenfalls blau, er war also nicht der Einzige der fror. “Meinst du nicht es wäre vernünftiger die Unterhaltung an Land fortzusetzen?” meinte André fröstelnd. “Wie du meinst, aber du gehst zuerst!” mahnte sie ihn hoheitsvoll. Sie wollte sich nicht schon wieder in ihrer jetzigen Aufmachung präsentieren. “Wie bitte? ICH BIN NACKT!” rief er entrüstet. “Stell dich nicht so an, das hatte dich eben gerade auch nicht gestört!” blaffte sie ihn an. Bitte! Wenn sie es so wollte! Energisch erhob er sich, so das, ob sie nun wollte oder nicht, zwangsläufig auf seine Männlichkeit schauen musste. Welche Genugtuung durchzog ihn als sie puderrot im Gesicht anlief und er ihr als Sahnehäubchen, gleich darauf sein nacktes Hinterteil präsentierte, als er an ihr vorbei durchs Wasser watete. So leicht ihr diese Gleichgültigkeit bei ihren Männern fiel, wenn diese sich nackt zeigten, bei André hatte das ganze mit Gefühlen zu tun und war um so schwieriger zu kontrollieren. Er spürte ihre Blicke im Rücken, während er langsam ans Ufer ging. Im Sand lag seine trockene Kleidung. Er ließ sich Zeit beim Anziehen, wohl darauf bedacht, dass Oscar hoffte, er möge sich beeilen, damit sie dieser präkären Situation entfliehen konnte. Sie war wütend auf ihn, da sie ihm eine Affäre mit dem Dienstmädchen unterstellte und er war ebenso wütend, weil sie seine Gefühle zu ihr infrage stellte. Wie konnte sie nur glauben, dass seine Liebe so derart schnell verschwinden würde, nur weil eine Frau Interesse an ihm zeigte. Glaubte sie im Ernst, er würde sich davon beeindrucken lassen? Er würde das Spiel jetzt einfach weiterspielen und sie damit bis aufs Mark reizen wenn notwendig! Schließlich war er ihr keine Rechenschaft schuldig, mit wem er sich seine Zeit vertrieb. Oscar beobachtete Andre beim Ankleiden und bedauerte es fast ein wenig als er nach der Hose auch noch sein Hemd anzog. Er drehte sich um und winkte ihr zu. “Hey Oscar, die Gefahr ist gebannt, du kannst rauskommen”, lachte er schelmisch. “Das findest du wohl sehr komisch!” flüsterte sie leise, während sie bis zu den Hüften frierend im Wasser stand. Ihr Hemd klebte an ihr wie eine zweite Haut, sie zog und zerrte daran und versuchte ein wenig Wasser auszuwringen, aber es half nicht viel. »Was für eine peinliche Situation« Na gut, dann sollte er eben hinschauen, und wenn er es tat würde sie ihn für seine Unverfrorenheit kräftig ohrfeigen. Sie warf die nassen Haare in den Nacken und schritt stolz mit ihrer typischen Selbstbeherrschung ans Ufer. Aber Andre war ganz Gentlemen und vermied es sie anzuschauen, auch wenn es ihm verdammt schwer fiel. Er setzte sich in den Sand und schaute aufs Wasser. Entsetzt schaute sie ihn an. “Was soll das werden? Ich dachte du reitest zum Anwesen?” “Wie kommst du darauf Oscar? Ich wollte hier meinen freien Nachmittag verbringen? Woher sollte ich denn ahnen, das es dich ebenso hierher verschlägt um dann auch noch komplett angezogen baden zu gehen?” beim letzten Satz konnte er sich das Lachen nicht verkneifen. Ihre Miene verfinsterte sich. Was sollte das? Wollte er sie provozieren? “Empfindest du die Situation als angemessen, in der ich mich gerade befinde?” fragte sie ihn barsch. “Wärst du von Adel, wüsstest du wenigstens wie du dich entsprechend zu verhalten hast”. Schrie sie ihn wütend an. Dieser Satz war jenseits aller Realität, da sie selbst die Adligen für die Schlimmsten hielt. Welchen Grund sie hatte, ihm jetzt etwas derart sinnfreies an den Kopf zu werfen, konnte sie sich selbst nicht erklären. Vermutlich pure Verzweiflung, weil sie sich verletzlich in ihrer beinahe Nacktheit fühlte und er sich weigerte zu gehen. Weil sie Angst davor hatte, schwach zu werden... Er war geschockt über ihre Worte. “Was bin ich dann bitte in deinen Augen? Nur ein einfacher Soldat, ein Stallbursche?” Jemand, mit dem man sich ansonsten nicht abgibt?” “Was soll das Oscar? Ist dir unsere Freundschaft überhaupt nichts mehr wert?” Verzweifelt schaute er sie an und wartete auf eine Antwort. “Jeder sollte bei seinesgleichen bleiben!” Schnaubte sie ihn wütend an. Andre schüttelte enttäuscht den Kopf und wandte sich von ihr ab. “Wenn du meinst!”antwortete er bedrückt. Resigniert drehte er sich um in ging in die Richtung, in welches sein Pferd stand. Er hatte schon einen Fuß im Steigbügel, da drehte er sich nochmal zu ihr um. “Eins noch Oscar… er hielt kurz inne, während er sie eindringlich ansah. “Vielleicht solltest nicht jeden, der etwas für dich empfindet von dir stoßen, sonst stehst du irgendwann ganz allein da. Und dann ist es zu spät für Reue!” Er schwang sich aufs sein Pferd und trabte langsam davon und ließ eine nachdenkliche Oskar zurück. Sie setzte sich in den heißen Sand und zog die Knie an. Oscar schluckte schwer, sie war eindeutig zu weit gegangen! Wie konnte sie nur so etwas dummes sagen, zumal es nicht einmal Ernst gemeint war. Andre war soviel besser, als alle die dem Adel angehörten. Verhielt man sich so töricht, wenn man verliebt war? Nur einmal mehr wurde ihr bewusst, dass sie ihn liebte. Um so sehr erschütterte sie es, was sie gesagt hatte und wie sehr sie Andre mit ihren Worten verletzt haben musste. Sie stützte den Kopf in ihre Hände und spürte wie ihr die heißen Tränen das Gesicht hinunterliefen. “Weinen aus Liebeskummer” Eine für sie völlig untypische Reaktion. Sie vergrub den Kopf in ihrem Schoß. Aber sie fühlte sich allein und unbeobachtet, also ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Niedergeschlagen ritt Andre zum Anwesen der Jarjayes. So hatte er sich seinen freien Tag nicht vorgestellt. Er konnte die Diskussion von eben immer noch nicht begreifen. Hatte sie das tatsächlich Ernst gemeint? Alles lief aus dem Ruder. War denn die Freundschaft überhaupt noch zu retten? Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er kehrt machen und noch einen kleinen Abstecher zur nächsten Kneipe unternehmen sollte, um seine Sorgen im Alkohol zu ertränken. Schnell verwarf er den Gedanken wieder, er hatte in letzter Zeit allzu oft darauf zurückgegriffen wenn es ihm schlecht ging, oder er einfach nur eine Ablenkung wünschte um Oscar für eine paar Stunden zu vergessen. Er zwang sein Pferd zum Anhalten indem er die Zügel straffer anzog und stieg langsam, beinahe träge herunter. Lautlos stieg er die Treppen empor und betrat die große Empfangshalle der Jarjayes. Er hoffte darauf, niemandem zu begegnen am allerwenigsten seiner Großmutter. So sehr er sie auch liebte, war sie doch manchmal wie ein Holzhammer. Bei Oscar war sie einfühlsam und immer auf ihr Wohl bedacht und das schätzte er auch sehr an ihr. Aber wenn es ausnahmsweise mal ihn betraf, war sie weniger aufmunternd, im Gegenteil! Sie versuchte dann ihm soviel Arbeit wie möglich aufzuladen, damit er nicht auf falsche Gedanken kam. Sie war immer der Auffassung, je mehr man zu tun hatte umso weniger grübelt man über gewisse Dinge. Vielleicht hatte sie auch recht damit! Aber manchmal wäre er dankbar gewesen, wenn er sich hätte jemandem anvertrauen können, dafür war seine Großmutter der falsche Ansprechpartner. Für diesen Zweck hatte er jetzt Alain, der auf seine ruppige und unbeholfene Art und Weise ihm zu helfen versuchte, oder ihm wenigstens zuhörte wenn er deprimiert und am Boden zerstört war. Andre konnte sich noch gut an die Worte seiner Großmutter vor ein paar Jahren erinnern… Es war der Abend als Oscar in einem Kleid auf den Ball ging um dort mit Graf von Fersen zu tanzen. An dem Abend konnte er kaum die Augen von ihr lassen, so schön war sie. Noch nie zuvor hatte er sie in einem Kleid gesehen und mit hochgestecktem Haar. Wie eine richtige Frau sah sie aus, wunderschön und durch das tailliert geschnittene Kleid kam ihre zarte beinahe elfenhafte Gestalt besonders zur Geltung. Auch wenn sie sich noch nie Damenhaft gezeigt hatte, passte sie sich sofort der eleganten Kleidung an! Ihr lag es im Blut, nur war ihr das selbst nicht bewusst. Als Oscar in die Kutsche stieg um zum Ball zu fahren und Sophie sich die letzten Tränen erleichterter Freude, da sie die junge Frau endlich so weit hatte, das sie ein Kleid trug, aus den Augen wischte, betrachtete sie ihren Enkel skeptisch und voller Sorge, der wie im Rausch schien. Sophie legte sorgfältig ihr Taschentuch zusammen bevor sie es in ihre Rocktasche schob, rückte ihre Brille zurecht und trat nah an ihren Enkel heran, so dass er ihren Atem an seiner Wange spüren konnte. Sachte legte sie ihre Hand auf seinem Arm um ihn aus seiner Trance zu holen. Sorgenvoll blickte sie ihn an bevor sie sprach. “Schlag sie dir aus dem Kopf meine Junge, wir sind nicht wie sie”! Damit ließ sie ihn stehen! Diese Aussage reichte aus um ihn wieder in die Realität zurückzuholen. Die alte Dame wollte ihrem Enkel nicht verletzen, doch war ihr bewusst was sie mit ihren direkten Worten bewirken würde. Er musste sie sich aus dem Kopf schlagen, ein für allemal, niemals hätte ihre Verbindung auch nur die geringste Chance. Je eher er das begriff umso besser wäre es für ihn. Vielleicht hatte sie ja recht mit ihren Worten… Denn schließlich war sie eben auf dem Weg zu Graf von Fersen um mit ihm zu tanzen und wer weiß was an diesem Abend noch geschehen würde, worauf er keinen Einfluss hatte. André war klar, wenn er Oscar heute nicht mehr zu Gesicht bekam, würde er sie spätestens Morgen in der Kaserne antreffen. Er glaubte nicht daran, das ein normaler Umgang mit ihr noch möglich war. Vor dem Zusammentreffen fürchtete er sich. Wie würde sie wohl mit seinen Worten umgehen? Gedankenverloren ging Andre die Treppen hinauf in Richtung seines Zimmers. Es war ruhig im Haus, zu ruhig, keine Großmutter in der Nähe die aufgeregt durchs Haus wuselte, was wahrscheinlich an der großen Hitze lag. Scheinbar hatten sich alle zur Ruhe gelegt, oder sich zumindest an einen kühleren Ort verzogen. Alle. Außer Celeste, sie stand etwas abseits von ihm und lugte vorsichtig durch den Spalt ihrer Tür, er hatte sie nicht gesehen. Ihr klopfte das Herz bis zum Hals, als würde es jeden Augenblick aus ihrer Brust springen, das war ihre Chance, sie musste sie ergreifen. Er sah so niedergeschlagen aus, irgendetwas musste vorgefallen sein. War womöglich Oscar schuld daran? Celeste hoffte es sehr. Schnell lief sie zum Spiegel und warf einen prüfenden Blick hinein, strich sich eiligst ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und schob sie mit den Fingern sorgfältig hinter die Ohren. Drehte sich noch kurz hin und her, um zu überprüfen ob noch alles da saß, wo es sein sollte. »Perfekt« Eigentlich war sie recht zufrieden mit ihrem Aussehen. Sie hatte große Haselnussbraune Augen und ihr glattes schwarzes Haar hatte sie hoch gesteckt, so wie es sich für Dienstmädchen gehörte. Sie war sich ihrer Wirkung auf Männer durchaus bewusst. Es mangelte ihr nicht an Angeboten. Nur Celeste war sehr wählerisch, sie war sich zu schade dafür, sich an einen Mann zu verschwenden den sie nicht von Herzen liebte. Sie hatte keine Erfahrung mit Männern! Spielte aber mit ihnen wenn sich die Gelegenheit ergab. Forderte sie heraus um sie dann fallen zu lassen. Noch nie war sie verliebt. Andre dagegen, hatte es ihr sofort angetan. Sie ging wieder zur Tür, trat hinaus und schloss sie leise hinter sich. Das junge Mädchen raffte ihre Röcke und eilte die Stufen hinunter, ihr Weg führte sie geradewegs in die Küche, dort schaute sie sich neugierig um. Was war die beste Medizin für einen Mann, der so niedergeschlagen wirkte wie Andre? »Essen« Essen war das Allheilmittel, damit beglückte Frau, jeden Mann, das hoffte sie jedenfalls. In der Küche fand sich nichts, Sophie hatte alles vorsichtshalber weggeräumt bevor sich die Fliegen darauf stürzen konnten. Also schaute Celeste in die prall gefüllte Vorratskammer und wurde fündig, die Auswahl war dermaßen groß, dass ihr die Entscheidung schwerfiel. Daraufhin lud sie hier und da kleine Köstlichkeiten auf einen Teller. Von jedem ein bisschen was. Stibitzte noch einen der köstlichen Weine, die Sophie nur allzu gerne vor ihrem Enkel versteckte, und stellte es zufrieden auf einem Tablett ab. Schnell lief sie die Treppen wieder hinauf und klopfte an Andre´s Tür. Andre lag ausgestreckt auf seinem Bett und hielt die Augen geschlossen. Wieder und wieder durchlebte er die Szene von eben, wie ein immer wiederkehrender Albtraum. Egal ob er die Augen offen hielt oder geschlossen, das Geschehene schob sich unentwegt vor sein geistiges Auge. Er haderte mit sich, war er womöglich doch zu hart zu ihr gewesen? Nein. Er konnte es ihr nicht durchgehen lassen. Trotz allem war da noch die Angst, die ihn begleitete, dass sie ihn nie wieder so nah an sich heran ließ und er sie womöglich für immer verloren hatte. Das leise Klopfen an der Tür nahm er nicht war, erst als es beim zweiten Versuch energischer wurde, schreckte er hoch. Eigentlich hatte er gar keine Lust auf Gesellschaft und wollte lieber mit sich allein und seinem Elend bleiben. In seiner momentanen Verfassung wäre er sowieso kein guter Gesprächspartner. Er befürchtete, das seine Großmutter doch sein Kommen bemerkt hatte und ihn für gewisse Arbeiten im Haus einspannen wollte. Der junge Mann wollte schon fragen wer es ist um auf Nummer sicher zu gehen um sie eventuell abzuwimmeln. Als ob sich seine Großmutter davon abhalten ließe… Langsam wurde die Wartezeit für Celeste zu lange, ungeduldig tippte sie mit dem Fuß auf den Boden. Das Tablett versteckte sie vorsichtshalber schonmal hinter sich, es sollte schließlich eine kleine Überraschung sein. Ohne eine Antwort abzuwarten, schob sie mit ihrem Hinterteil die Tür auf und betrat sein Gemach. Noch immer saß er auf seinem Bett und sah sie verwundert an. Jetzt bereute sie es beinah, dass sie so hastig ohne abzuwarten einfach eingetreten war. „E..entschuldige bitte dass ich hier so hereinplatze“ stotterte sie verlegen. Unsicher darüber was er wohl von ihrer Dreistigkeit hielt, blickte sie sich unsicher in seinem Zimmer umher. Jetzt fanden ihre Augen seine und sie konnte nichts darin erkennen das er ihr Auftreten übel nahm. „Ich habe dich vorhin kommen sehen und wollte mich nur nach deinem Befinden erkundigen? Zaghaft lächelte sie ihn an. „Und… ich habe dir etwas zu essen mitgebracht.“ Vorsichtig zauberte sie das Tablett welches sie hinter ihrem Rücken versteckt hatte, hervor und hielt es ihm unter die Nase. Der Duft von Großmutters deftigem Braten und anderen Leckereien verteilte sich im Raum und verursachte ein dumpfes grummeln in Andrés Magengegend. Ihm war völlig entgangen, dass er schon seit Mittag nichts mehr Nahrhaftes zu sich genommen hatte und sich sein Magen schmerzhaft zusammen zog. „Du siehst hungrig aus, bemerkte Celeste freudig und zwinkerte ihm zu während sie geduldig seine Reaktion abwartete. Andre war hin und hergerissen ob er das Angebot annehmen sollte, denn so hatte er sich sein „Ich ertrinke im Selbstmitleid“ nicht vorgestellt. Unentschlossen musterte er sie und überlegte was er ihr antworten sollte. Einen Moment zu lang für Celeste, sie war von Natur aus, ein eher ungeduldiger Charakter. Sie drehte sich zum Tisch und stellte dort am Rande das Tablett ab, legte ihm das Besteck zurecht, goß ihm kühlen Wein ein und stellte ihm das Essen dort hin wo er sitzen sollte. Jetzt würde ihm nichts anderes übrig bleiben als diese Einladung anzunehmen, freute sich Celeste. „Macht es dir etwas aus, wenn ich dir für eine Weile Gesellschaft leiste? „Fragte sie ihn mutig. Andre fühlte sich ein wenig von ihr überrumpelt und dennoch musste er schmunzeln! Ihm wurde bewusst, dass er unlängst einen Riesenhunger verspürte, da kam das leckere Essen gerade recht und selbst ihre Gesellschaft konnte er sich vorstellen. Er schwang die Beine vom Bett, stand auf, ging zum Tisch und bot ihr höflicherweise den Stuhl gegenüber des Tisches an. Glücklich über seine Geste ließ Celeste sich nieder. Endlich konnte sie Zeit mit ihm verbringen. Sie unterhielten sich über die verschiedensten Dinge. Es war ein anregendes Gespräch über das André den Vorfall mit Oscar schneller vergaß, als er dachte. Das war besser als jeder Alkohol, die Ablenkung tat ihm gut. Celeste brachte frischen Wind in in sein gerade so trostloses Leben. Ihr unbekümmertes Wesen und ihre Fröhlichkeit wirkten ansteckend und lenkten ihn gekonnt von der blonden Schönheit ab, die er anbetete. André kratzte den letzten Bissen auf seinem Teller zusammen. “Was hältst du davon, wenn wir einen kleinen Ausritt machen? Er staunte selbst nicht schlecht, das er ihr diesen Vorschlag unterbreitete. Langsam schaute er von seinem Teller auf, während er sich den letzten Bissen in den Mund schob. Celeste´s Herz machte einen kleinen Freudensprung über diesen unerwarteten Vorschlag. Damit hatte sie nicht gerechnet. Ihre Augen strahlten bei der Vorstellung und ihre Wangen bekamen einen leichten Rotton. Er legte das Besteck sorgfältig auf den Teller und schob ihn beiseite. Entspannt lehnte er sich mit dem Rücken an die Stuhllehne. “Nun ja, du bist doch schon eine Weile hier und hast von der Gegend sicher noch nicht allzu viel zu Gesicht bekommen? Und so wie ich meine Großmutter kenne, lässt sie dir auch sicher nicht viel Zeit für solche Zertreuungen… stimmt´s? Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er an sie dachte. Für ihr Alter hatte sie das Haus und die Bediensteten wirklich sehr gut im Griff. “Wo du recht hast, hast du recht! Bis jetzt hatte sich die Gelegenheit tatsächlich noch nicht ergeben! Deine Großmutter hat mich dermaßen gut beschäftigt, das ich das Anwesen noch nicht verlassen habe.” Schmunzelte sie. “Gibt es etwas bestimmtes was du gern sehen möchtest?” Sah er sie fragend an. “ Ähm… sie machte eine kleine Pause und schaute auf das Bild hinter ihm bevor sie weitersprach. “…mich würde Paris interessieren! Man sagt, es sei die Stadt der Liebe und wunderschön” dabei sah sie ihn verträumt an. Andrés Miene verfinsterte sich. Das blieb Celeste nicht verborgen. “Was ist?”sie sah ihn fragend an. “Du hast gesagt ich kann es mir aussuchen?” Andre zuckte entschuldigend mit den Schultern. “Es tut mir leid Celeste ich fürchte das muss ich ablehnen. Paris ist nicht mehr wie früher, es ist zu gefährlich. Überall sind Aufstände und es herrscht Tumult in den Straßen, es wäre unverantwortlich dich dem auszusetzen!“ Celeste war gerührt über seine fürsorgliche Art, anscheinend war er wirklich besorgt um ihre Sicherheit. „Nun, dann muss ich mir doch etwas anderes einfallen lassen! Wenn du sagst, es ist zu gefährlich…! Nachdenklich tippte sie mit dem Zeigefinger an ihr Kinn und dachte angestrengt darüber nach, welche Sehenswürdigkeiten sie noch interessieren würde. „Aaaah, wie wäre es denn mit Versailles? Das sehe ich immer nur vom Anwesen aus, es ist viel zu weit weg um genaueres zu erkennen. Ich möchte es gerne mal aus der Nähe betrachten.“ Mit flehendem Blick sah sie ihn an! „Bitte Andrè schlag mir diesen Wunsch nicht ab!“ Andre stand vom Stuhl auf und verbeugte sich lachend vor Celeste. „Euer Wunsch sei mir Befehl Madmoiselle“ „Aber bedenke, dass wir uns das Schloss nur von außen anschauen können! Als Oscar noch zum Garderegiment gehörte, konnte ich dort ein und ausgehen wie es mir beliebte, dies ist nun nicht mehr möglich. Wie du weißt ist sie jetzt Oberbefehlshaber der Söldnertruppe und ich habe dadurch nichts mehr in Versailles verloren!“ Und da war er wieder der Gedanke an Oscar und der missratene Nachmittag am See. Schmerz spiegelte sich in seinem Gesicht wieder und der Wunsch alles Geschehene rückgängig zu machen. Aber das war nicht mehr möglich, einzig und allein die Flucht mit Celeste aus dem Hause der Jarjayes, weit weg von Oscar und allem was er mit ihr in Verbindung brachte, und wenn es nur für ein paar Stunden war. Er legte seine Stirn in Falten und das eben gerade noch vorhandene Lächeln war aus seinem Gesicht gewichen. Er starrte zum Fenster und flüsterte fast unhörbar. „Ich war sowieso nur der Diener einer Adligen!“ Betreten sah er zu Boden. Er verwarf die schlechten Gedanken wieder und die verletztenden Worte Oscars. Aber er wollte Celeste nicht seinen Schmerz spüren lassen und setzte darum wieder ein Lächeln auf. „Komm lass uns gehen, solange es noch hell ist.“ Celeste war seine Stimmung nicht entgangen und ihr war klar dass es mit Oscar zusammen hing. Sie würde alles dafür tun um ihn wieder aufzuheitern. Sie verschwand nochmals in ihrem Gemach um sich für den Ausritt umzuziehen, sie konnte ja schlecht in der Dienstmädchenkleidung einen privaten Ausritt unternehmen. Also kramte sie das schönste Kleid aus dem Schrank welches sie besaß und öffnete ihr hochgestecktes Haar, dass in leichten Wellen auf ihre Schultern herabfloss. In der Zwischenzeit ging Andre zu den Stallungen und sattelte sein Pferd. Als er gerade dabei war für Celeste eine Stute auszusuchen, tippte sie ihn vorsichtig von hinten an. Er drehte sich fragend zu ihr. Schüchtern sah sie ihn an und druckste etwas. „Verzeih, aber da gebe es ein kleines Problem….“ „Ja und welches? Fragte André sie neugierig. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie auf einem Pferd gesessen!“ Andre lächelte Celeste charmant an. „Na wenn es weiter nichts ist, dann reitest du eben mit auf meinem Pferd! Und für die Zukunft nehme ich mir vor, dir das Reiten beizubringen.“ Das wurde ja immer besser, dachte sich Celeste. Nicht nur, dass Andre mit ihr einen Ausflug unternehmen wollte, nein er wollte sich extra Zeit für sie nehmen um ihr Reitstunden zu geben. Andre stieg auf sein Pferd und zog Celeste sanft zu sich hoch. Er platzierte sie vor sich und hielt die Zügel fest. Langsam trabten sie aus dem Stall. Dies blieb nicht unbemerkt. Sophie stand nicht weit von ihnen entfernt und beobachtete Andre und das hübsche Zimmermädchen. In ihr keimte die Hoffnung, dass ihr Enkel sich womöglich von Oscar abgewandt und dafür Interesse für Celeste hegte. Sie konnte sich nicht vorstellen, selbst wenn Oscar seine Gefühle erwiderte, dass diese Verbindung gut geht. Der General wäre alles andere als begeistert und müsste sie aus dem Hause werfen um sein Ansehen und das seiner Familie zu schützen. Es wäre das beste für alle Beteiligten wenn sich Andre in eine andere Frau, verlieben würde. Andre war nicht im Geringsten bewusst was er mit seinem törrichten Verhalten anrichten würde. Auch wenn er nur aus seiner Sicht her, einen kleinen Ausritt mit dem Dienstmädchen unternahm. Er war sich nicht im Klaren darüber, welche Gefühle Oscar ihm mittlerweile entgegenbrachte und was er mit dieser kleine Geste Celeste gegenüber auslösen könnte. Mit einem Mal konnte er zwei Frauen gleichzeitig unglücklich machen, wenn das schief gehen sollte. Oscar ritt mit dem Wissen nach Hause, das sie wahrscheinlich eben die Freundschaft zu Andre zerstört hatte. Ob er sie noch liebte? Das war eher unwahrscheinlich! Noch immer brannten ihr die Tränen in den Augen, die sich ungehindert den Weg nach draußen bahnten. Auch wenn sie es aufs tiefste verabscheute, sich so schwach und entmutigt zu fühlen, sie konnte nicht leugnen dass ihre Gefühlsausbrüche denen sie immer häufiger erlag, auch etwas Gutes hatten, sie fühlte sich endlich richtig als Frau. Hasste es und genoss es gleichermaßen. Es machte sie lebendig! All das, was sie jahrelang versucht hatte zu verdrängen ließ sich nicht länger verleugnen. Sie wollte es auch nicht mehr unterdrücken, Oscar war es leid. Sie musste sich eingestehen dass selbst Männer Gefühle hatten und Liebe empfinden konnten. Andre war dafür das beste Beispiel. Wie konnte sie nur all die Jahre glauben dass ein Leben ohne Liebe lebenswert sei?! Sie zog leicht an den Zügeln um ihrer Stute zu signalisieren dass sie stehen bleiben sollte. Mit Wehmut betrachtete sie das Rot der untergehenden Sonne. Wäre der Nachmittag anders verlaufen, hätte sie diesen Anblick vermutlich mit Andre genießen können, wie so viele Male. Sie war sich nicht sicher ob es diese Momente jemals wieder geben würde. Es war noch immer sehr heiß und die Nacht würde wahrscheinlich drückend und schwül werden. Ihre Haut war erhitzt und brachte den Stoff ihrer Kleidung dazu unangenehm an ihr zu kleben, von der kurzen Erfrischung ihres Badeunfalls war nichts mehr zu spüren. Blonde Strähnen klebten auf ihrer Stirn und der Schweiß rann ihr übers Gesicht. Sie gab ihrem Pferd wieder die Sporen, sie war nicht mehr weit von ihrem Zuhause entfernt und sie sehnte sich danach sich etwas frisch zu machen und die Kleidung zu wechseln. Schon von weitem, konnte sie zwei Gestalten hintereinander sitzend auf einem Pferd erkennen. Ein Mann und eine Frau. Je näher sie kam umso mehr blieb ihr das Herz stehen, so sehr sie auch hoffte es sei jemand anderes, traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag. Andre saß auf seinem Pferd und nah an sich gepresst sah sie ihre Konkurrentin. Alles Blinzeln half nichts, an dem Bild was sich ihr bot änderte sich nichts. Eifersucht gepaart mit unaussprechlichem Hass stieg in ihr auf. Nicht auf ihn! Sie hatte eher das Gefühl sie müsste IHN vor ihr beschützen… Oscar war erfüllt von Unsicherheit, Angst und Sorge, darüber dass Andre das Kapitel Oscar hinter sich gelassen hatte um sein Herz für eine andere zu öffnen. Die Furcht davor, dass die Kleine ihn womöglich immer mehr für sich gewann übernahm in ihren Gedanken immer mehr die Oberhand. Aber so schnell? Celeste genoss Andre´s Nähe, so dicht an ihn gelehnt, seine Wärme in ihrem Rücken spürend. Sie konnte von Glück sprechen das er hinter ihr saß, sonst hätte er die verräterische Röte ihrer Wangen bemerkt. Ihr Herz stand regelrecht in Flammen. Sie kuschelte sich noch etwas näher an ihn, was Andre als beinahe unangenehm empfand. Sie war nett, witzig und erfrischend, aber lieber wäre er Oscar näher gekommen. Ihm war auch klar, dass ihre ganze Aufmachung ihm galt und er langsam mit seinem schlechten Gewissen haderte, ob das was er gerade tat richtig war. Unbewusst machte er Celeste Hoffnung, genau das was er eigentlich vermeiden wollte. Glücklicherweise kam Versaille immer näher und damit auch die Möglichkeit dieser erdrückenden Zweisamkeit zu entfliehen. Egal was Andre und Celeste taten, es blieb nicht unbemerkt, Oscar war Ihnen mit gebührendem Abstand gefolgt. Sie konnte nicht anders, sie musste wissen was die beiden vorhatten. Gemütlich setzte sich Andre´s Hengst in Bewegung. Oscar war zu weit weg um zu verstehen, worüber sich die beiden unterhielten, aber dieses ständige Gekicher von ihr und das heitere Lachen Andrés war fast unerträglich für ihr empfindsames Gehör. Das einzige Gemurmel, welches der Wind zu ihr herübertrug war das Wort „Versailles“. Daher vermutete Oscar, dass sie dort ihr Weg hinführte. “Wenn sie weiter in diesem Tempo reiten, werden sie vor morgen früh nicht da sein!“ dachte sie verächtlich. Im gemütlichen Schritttempo bewegten sie sich gemächlich vorwärts, bis Oscar etwas aus der Entfernung wahrnahm. Staub wirbelte auf, ein Reiter war zu sehen. Kurz hielt er bei Andre und Celeste, wechselte wenige Worte mit ihnen und verabschiedete sich. Je näher er kam umso deutlicher erkannte sie ihn. »Girodel« Aprupt blieb Oscar stehen. Sie bezweckte damit, den Abstand zwischen sich und Andre zu vergrößern, es sollte nicht den offensichtlichen Anschein erzeugen, als würde sie dem Pärchen folgen. Denn ihr war klar, das Girodel eventuell unangenehme Fragen stellen könnte. Freudestrahlend ritt er ihr entgegen, als er endlich erkannte wem er näher kam. Nach seinem Heiratsantrag, hatte er sie schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen. Vielleicht war das seine Chance ihr wiederholt seine Aufwartung zu machen. „Lady Oscar, welch ein Zufall euch hier zu begegnen!“ Begrüßte er sie überschwenglich. „Soeben bin ich Andre und einer unbekannten Schönen begegnet! Habt ihr die beiden nicht gesehen? Sie waren unmittelbar vor euch!?“ „Ich habe nicht darauf geachtet!“ antwortete sie knapp. In der Ferne konnte sie nur noch annähernd die Umrisse von Andre und Celeste erkennen, bevor diese gänzlich verschwanden. Der Graf schien belustigt und überrascht zugleich. Na sowas, ich wusste garnicht das Andre ein Mädchen hat, ist es denn etwas Ernstes?“ Bei seinen Worten musste sie schwer schlucken und ihre Miene verfinsterte sich. „Andre´s Privatleben geht mich nichts an! Warum fragt ihr ihn nicht selbst?“ antwortete sie ihm patzig. Etwas irritiert über ihre Gereiztheit, versuchte er das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. „Seid ihr auf dem Weg zur Königin?“ Fragte er unsicher und musterte sie eingehend. Seine Ausfragerei ging ihr langsam zu weit. Etwas schroffer als beabsichtigt, fuhr sie ihn ungeduldig an. „Ich wüsste nicht was euch das angeht, aber genau das hatte ich vor!“ log sie. Was hätte sie ihm auch erzählen sollen, also musste wohl oder übel eine kleine Notlüge her. Und wer weiß, vielleicht stattete sie der Königin tatsächlich noch einen kleinen Besuch ab… Der Graf ließ sich von ihrer ruppigen Art nicht aus dem Konzept bringen. Ihm war es überaus wichtig ihr nochmals mittzuteilen was ihn seit geraumer Zeit beschäftigte und ihm des Nachts den Schlaf raubte. Soviel Zeit musste er ihr wert sein. „Lady Oscar wie ihr wisst, bat ich euren Vater vor einiger Zeit um eure Hand…“ Girodel schien nervös, kleine Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Er wollte seine Worte mit Bedacht wählen, denn schließlich war ihm klar was davon abhing. “Es tut mir leid, wenn ich euch beim letzten Mal zu nahe gekommen bin oder euch mit meinen Gefühlen überrumpelt habe. Ich wollte euch nur damit zeigen, wie sehr ich euch achte und was ich für euch empfinde”! “Meine Liebe zu euch, ist trotz eurer Abweisung noch genauso groß. Ich bitte euch nochmals über meinen Antrag nachzudenken! Oscar verdrehte innerlich die Augen, sie mochte Girodel, aber als Mann an ihrer Seite konnte sie sich ihn weiß Gott nicht vorstellen. Sie war äußerst beunruhigt, Girodel hielt sie davon ab Andre und Celeste zu verfolgen, sie waren bereits außer Sichtweite. Sie musste ihn so schnell wie möglich loswerden. Selbst ihre Stute wurde unruhig, sie hatte eine feines Gespür für Oscars Empfindungen. Oscar konnte nicht länger hier herumstehen und dem Liebesgesäusel des Grafen zuhören. “Ihr kennt meine Antwort Girodel und nun entschuldigt mich!” fertigte sie ihn unwirsch ab. Mehr hatte sie nicht dazu zu sagen und damit ließ sie einen völlig verdutzten Grafen zurück der ihr mit offenen Mund hinterher starrte. Oscar war es egal was er von ihr dachte. Sie gab ihrem Pferd die Sporen, und ritt so schnell es nur ging Richtung Versailles in der Hoffnung Andre und Celeste noch einholen zu können. »Verdammt« fluchte Oscar lautstark, es konnte sie sowieso keiner hören. Bei dem Schleichgang den Andre und Celeste hingelegt hatten, müsste sie die beiden jungen Leute schon längst eingeholt haben! Aber sie blieben verschwunden…wie vom Erdboden verschluckt. Wo mochten sie nur sein? Und dass nur wegen Girodel! Sie hätte ihn in der Luft zerreisen können. Sie ritt weiter bis das Schloss vor ihr auftauchte. Unschlüssig in welche Richtung sie reiten sollte, überließ sie ihrer Stute die Enscheidung. Mehr als im Kreis reiten und dadurch eventuell Andre und das abtrünnige Dienstmädchen erwischen, auch wenn dabei ihre Tarnung aufflöge, nahm sie billigend in Kauf. Als Ausrede konnte sie immerhin die Königin als Grund nennen. Oscar wusste das André nicht ohne weiteres Zutritt gewährt wurde, wenn sie nicht bei ihm war. Also, und da war sie sich ziemlich sicher, konnten sie nur von außen den Palast betrachten. Es war schon eine geraume Zeit verstrichen und die Nacht brach herein! Oscar hatte bereits alles abgesucht. “Ohne Erfolg” Das Gebiet um Versailles war sehr groß, da konnte es ein leichtes sein, dass man sich verpasste. Niedergeschlagen und mit hängenden Schultern gab sie auf, auch wenn das nicht zu ihre Art war. Was würde es auch bringen im Dunkeln weiter zu suchen! Vielleicht waren sie auch schon längst wieder zum Anwesen zurückgekehrt. Wieder daheim brachte sie ihr treues und halb verdurstetes Pferd in den Stall, gab ihm Futter und Wasser und strich im sanft über die Nüstern bevor sie sich auf dem Weg zum Haus machte. Langsam schritt sie den Weg entlang, sie hatte keine Eile. Leise knirschten die Kieselsteine unter ihren Sohlen, sie leuchteten weiß im Mondschein. Kein Licht brannte mehr im Hause Jarjayes, alle waren bereits zu Bett gegangen. Es musste mittlerweile fast Mitternacht sein. So schnell war die Zeit vergangen. Leise schlich sie in ihr Zimmer um niemanden zu wecken. Sie zündete sich noch nicht mal eine Kerze an, das brauchte sie nicht, denn ihr Gemach wurde durch das Mondlicht genug erhellt. In dem großen Zimmer war es heiß und stickig, schnell öffnete sie die Terassentür um frische Luft herein zu lassen. Es war nicht mehr als eine leichte Brise die hereinwehte, dennoch besser als garnichts. Sophie hatte ihr eine Schüssel mit Wasser zum Waschen bereit gestellt. Die Haut war feucht durch die Wärme, die Haare klebten ihr am Rücken als sie sich die Bluse über dem Kopf schob. Sie war froh sich den Schweiß und Staub des Tages vom Körper waschen zu können. Das warme Wasser verschaffte ihr nicht wirklich eine Abkühlung. Am liebsten hätte sie sich nackt zu Bett begeben, doch das schickte sich nicht. Jedes Stückchen Stoff war bei dieser Schwüle einfach zu viel am Körper, also zog sie mürrisch ihr Nachtgewand an und obwohl es nicht typisch für sie war flocht sie sich ihre Haare zum Zopf. Das war einfach angenehmer zum Schlafen und Oscar machte das nur im Notfall wenn sie die Hitze nicht ertragen konnte. Oscar griff nach einem Apfel der in einer Schüssel auf dem Tisch stand. Es war das erste Essen seit Stunden und sollte vorerst das letzte bleiben. Nur mit Mühe konnte sie die abgebissenen Stücke hinunterwürgen. Sie verspürte keinen Hunger und der Vorfall vom Nachmittag nahm ihr den Appetit. Dennoch siegte die Vernunft und sie aß ihn auf, im Hinterkopf die mahnenden Worte Sophie`s, die sie immer maßregelte sie solle doch mehr essen. Plötzlich hörte sie das schlagen von Hufen, die sich dem Anwesen der Jarjayes näherten. Zwei Personen auf einem Pferd… Das konnte nur Andre und dieses Dienstmädchen sein, dachte sich Oscar während es langsam wieder in ihr hochkochte. Waren sie also doch nicht vor ihr heimgekehrt… Wo konnten sie nur so lange gewesen sein? Sie ging ein paar Schritte auf die geöffnete Tür der Veranda zu, nur soviel das sie beide gut erkennen konnte, aber selbst nicht entdeckt wurde. Andre stieg als erster von seinem Pferd herab, danach half er Celeste, während er sie mit seinen Händen an der Taille umfasste und sie sicher wieder am Boden absetzte. Noch immer lachten sie ausgelassen und alberten herum wie Teenager, wenn auch gedämpfter um niemanden zu wecken. Nimmt das denn nie eine Ende dachte Oscar erbost, die sich hinter dem Vorhang versteckt hielt. Sie schienen sehr vertraut miteinander. Nur mit dem was jetzt kam hatte sie auf keinen Fall gerechnet. Celeste sagte etwas zu Andre was sie nicht verstehen konnte, nahm seine Hand und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Das Mädchen verabschiedete sich eiligst und verschwand im Haus. Etwas verwirrt schaute Andre ihr nach und berührte die Stelle wo sie ihren Kuss platziert hatte. Oscar konnte seine Reaktion aus dieser Position nicht erkennen und es war ihr auch egal. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, dass was sie gesehen hatte in ihrem Kopf zu ordnen. Gefangen in ihrer Hoffnungslosigkeit nahm sie nur noch wahr wie Andre sein Pferd in den Stall führte um es dort zu versorgen. Ihr drehte sich der Magen um, am liebsten hätte sie den eben gegessen Apfel wieder ausgespuckt. Oscar konnte sich nicht länger auf den Beinen halten, sie versagten ihr den Dienst. Müde und ermattet ging sie zu ihrem Bett und ließ sich darauf nieder. Das Blut rauschte in Ihren Ohren. Was sollte sie nur tun? Das beste wäre, sie würde Celeste auf der Stelle aus dem Hause jagen, wie ein lästiges Insekt, welches man schnellstens entfernen wollte. Nur so einfach wie sie es sich vorstellte war es nicht. Es hing viel mehr davon ab. Für das Einstellen des Personals war für gewöhnlich ihre Mutter zuständig und der musste sie erstmal einen driftigen Grund nennen, warum sie dem neuen Dienstmädchen kündigen wollte. Bis jetzt verrichtete Celeste die ihr aufgetragenen Arbeiten zu ihrer vollsten Zufriedenheit. Sie konnte ja schlecht sagen das Andre sich mit ihr vergnügte. Dass Privatleben ihres Personals war für Madame Jarjayes tabu, nie hätte sie sich da eingemischt. Mal ganz abgesehen von dem Mangel an gutem Personal, welches zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur schwer zu finden war. Und da war auch noch Sophie, die Hilfe dringend benötigte. Oscar ließ sich in ihre weichen Kissen fallen und starrte mit ausgebreiteten Armen an die Decke. “Egal wie ich es drehe oder wende, ich finde einfach keine Lösung für dieses Problem…” Bitte vielmals um Entschuldigung für die lange Wartezeit! Das nächste Kapitel werde ich noch diesen Monat hochladen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)