The Way of Death von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Auftakt ------------------ „So lange auch nur ein Funken Hoffnung in meiner zerrissenen Seele ruht, so lange auch nur ein Funken Zuversicht da ist, der mir das Gefühl gibt, dass es sich lohnt weiterzukämpfen, werde ich nicht eher ruhen, bis der Tag kommen wird, an dem ich mich an dir rächen werde…“ … langsam ging die glühende Sonne am Horizont unter. Mit ihr schien alles Leben zu erstarren. Ein leichter Nebel stieg auf und verdichtete sich langsam, umschloss Gras und Gestein, Bäume und Häuser, so als wolle er sie ersticken, heimlich, still und lautlos zugleich. Wo eben noch dichtes Getümmel auf den Straßen herrschte, lag nun eine bedrückende Stille. Wo eben noch Kinder fröhlich um ein kleines Feuer getanzt hatten, war nichts als Asche zu sehen und es roch nach verbranntem Eichenholz. Die ersten Sterne waren nun am Himmel sichtbar, doch der dichte Nebel schien deren Licht wie ein schwarzes gieriges Loch zu verschlingen. Wahrlich kein Ort, an dem man sich wohlfühlen konnte. Nicht einmal die Grillen, die sonst so oft ihr stimm dich ein zirpten, waren zu hören. Das Einzige, was man wahrnehmen konnte, war ein Rascheln hier und da. Wenn man genauer hinhörte, so konnte man jedoch auch mehr als nur das wahrnehmen. Kapitel 2: Ankunft ------------------ Es waren die Klagerufe verloren geglaubter Seelen, die niemals Ruhe finden würden in dieser tristen und gefühllosen Welt. Die glorreichen Tage waren längst gezählt und ihre Existenz hing nur noch an einem verkommenen Stück Faden, das jeden Augenblick zerreißen könnte und somit das Ende aller Lebewesen einleiten würde. „Was für ein jämmerlicher Anblick ! Nosgoth ist noch tiefer gesunken als es ohnehin schon gesunken war.“, schüttelte eine große Gestalt in dem dichten Blätterwerk aus Eiche und Ahorn in den Baumkronen verachtend mit dem Kopf. Die Haare pechschwarz, hingen ihm leicht im Gesicht, das fast ausschließlich von einem dunkelbraunen Umhang mit sonderbarer Musterung verdeckt wurde. Das Einzige, was man im Schatten des Blätterwerkes erhaschen konnte, waren die in der Dunkelheit glühenden Augen, die geheimnisvoll die Umgebung erkundeten. Der Körper, sofern er vom Mondlicht gestreift wurde, bestand aus unzähligen Muskeln und die Wirbelsäule war deutlich zu erkennen. Ein plötzlich ertönender Schrei, der Mark und Knochen erschüttern ließ, hallte urplötzlich durch den dicht bewachsenen Walt und ihm dicht gefolgt ein ungeheurer Windstoß, der um die Häuser, die nahe am Waldrand lagen, strich und sich darauf seinen Weg durch den Wald bahnte. Und da waren sie wieder. Die Klagerufe. Die von Hass und Schmerz erfüllten Schreie derer, die niemals ruhen würden, die niemals ihren Frieden finden würden… Umherschweifende Seelen, gepeinigt…ohne Hoffnung auf Erlösung. Langsam erhob sich die Gestalt aus ihrem Versteck und glitt mit ihren zerrissenen Flügeln hinab gen Waldboden. Leise und unauffällig schlich sie sich bis zum Waldrand um dann erneut mit dem Kopf zu schütteln. „ Nicht schon wieder. Was willst du damit bezwecken, alter Mann? Wozu nimmst du ihnen ihren letzten Atemzug?“ Stille. Die Welt schien den Atem anzuhalten, so als würde sie erstarren vor der Antwort jenem Mannes, der das Schicksal aller in der Hand hielt. „Ah, sieh an! Raziel, mein wichtigster und treuester Diener gibt sich die Ehre!“, hallte eine tiefe Stimme von irgendwo her. Nur kurz darauf begann der Boden zu vibrieren und es schien, als würde der Erdboden von einer gewaltigen inneren Kraft auseinandergedrückt werden. „Weder wichtig noch treu! Weder Diener noch sonst irgendwer!! Ich habe es satt Seelen zu verschlingen! Wozu?!“, brummte Raziel und seine Augen begannen noch stärker zu glühen. „Wisse, Raziel, das nur du allein die Seelen der Toten von ihren Schmerzen und Qualen befreien kannst. Je mehr Seelen du erlöst, Redeemer, umso mehr wirst du selbst davon profitieren.“, sprach die tief klingende Stimme verheißungsvoll weiter. Raziel ließen diese Worte jedoch kalt. Zu lange fühlte er sich wie eine Marionette oder besser gesagt einem Spielball, den man hin und her werfen konnte und der keine freie Entscheidung zu treffen vermochte. Doch davon hatte er genug. Er musste dem ein Ende setzen. Aber wie? Wie konnte er es schaffen in der Materiellen Welt zu verweilen, ohne dabei ständig auf Seelennahrung angewiesen zu sein? Gab es deinen keinen anderen Weg? Keinen funken Hoffnung? Da gab es zwar eine Sache… Kain hatte sie ihm einmal erzählt… die Geschichte um die Kante der Münze…doch einen Nutzen hatte sie nicht wirklich gehabt. Vielleicht für Kain , nicht aber für Raziel. Kain besaß nun den Soul Reaver, gut und schön, nur für ihn selbst bedeutete dies auf ewig in der Spektralwelt gefangen zu sein und somit auch die Marionette des Ältern. In die Materielle Welt konnte er nicht mehr gelangen…doch halt!! In seinem Kopf begann es zu arbeiten und es bereitete ihm leichte Kopfschmerzen. Wie konnte es sein , dass…!!“ Er schluckte schwer. „Sag mir..“, begann er darauf den Älteren zu fragen, „ sag mir, wieso wurde ich nicht erlöst, als ich eins mit der Klinge wurde?!“ Nach einer Sekunde des Schweigens, brach der Ältere in tosendes Gelächter aus, sodass der Boden unter Raziels Füßen ins Wanken geriet. „Raziel, dachtest du, dass du deine Rolle lange genug in dieser Geschichte Nosgoth gespielt hast? Dachtest du, dass deine Existenz nach dem Verschmelzen mit dem Soul Reaver beendet sei?! Was bist du doch für ein Narr!!! Kain kennt zwar nun mein Äußeres, doch er weiß nichts! Gar nichts!! Er wird die wahre Macht des Soul Reavers niemals enthüllen können!! Niemals !!“ Entsetzt über diese Äußerungen, ließ sich Raziel auf die Knie fallen. Er war fassungslos. „Die wahre Macht des Soul Reavers…“, murmelte er leise und schlug die Hände über den Kopf. „Was meinst du damit und was hat das alles zu bedeuten?! Willst du mich auf die Probe stellen? Willst du Kain auf die Probe stellen? Und wozu brauchtest du Möbius für dein Bollwerk?!! Antworte mir!!“ „Na, na, mein Racheengel oder sollte ich besser sagen Mordbrenner?!“, lachte der Ältere zynisch. „Möbius war nur eine Marionette oder sagen wir besser Wegbereiter für das, was schon längst überfällig war.“ „Was meinst du damit?“, fragte Raziel. Ihm wurde in diesem Moment bewusst, dass all die Dinge, die in Nosgoth geschehen waren, nicht durch Zufall geschehen waren. Sie wurden geschickt eingefädelt. „ Die Ankunft, Raziel!! Die Ankunft !!“, kam die Antwort verheißungsvoll. „Die Zeit ist nun endlich gekommen!!“ Kapitel 3: Uschtenheim ---------------------- Nosgoth – Uschtenheim- Materielle Welt Ein starker Wind durchstrich die wenigen freien Zentimeter der sonst dicht an dicht stehenden Backsteinhäuser Uschtenheims. Die mit Pflastersteinen verlegten Wege boten gerade einmal Platz für eine kleine Kutsche, doch trotzdem herrschte an jedem Tag ein reger Menschenverkehr. Auch zahlreiche Pilger verschlug es so manches Mal in die gut besuchten Schenke, die Uschtenheim zu bieten hatte. Folgte man den genau durchdachten Wegen, so gelangte man schließlich an einen etwas größeren Platz, um den sich mehrere größere Häuser befanden. Den zentralen Mittelpunkt bot ein riesiger Brunnen, aus dem tagein und tagaus frisches Wasser hervorsprudelte, das Lebensexil der Bewohner Uschtenheims. Um den Brunnen versammelten sich in regelmäßigen Abständen kleine Stände, gespickt mit den unterschiedlichsten Obst- und Gemüsesorten, die außerhalb des kleinen Dorfes auf den fruchtbaren Böden gediehen. Gerade an diesen Markttagen, an denen sich viele Menschen um den Brunnen versammelten, galt besondere Vorsicht. Egal ob Waldläufer oder einfacher Dieb, Uschtenheim war geradezu Dreh- und Angelpunkt so manch schmutziger Geschäfte. Seit der letzte König gefallen war, hatte sich das gesamte Leben der Bürger und einfacher Handelsleute schlagartig verändert. Klerus und Adel verstärkten ihre Steuereinnahmen und der Druck auf die einfachen Bauern nahm rapide zu. Dies führte auch zum sprunghaften Anstieg des Schwarzmarktes. Um diesen zu unterjochen, wurden die Wachen und Schutztruppen verstärkt. Auffällige Personen wurden sofort abgeführt oder verhört. Andere aber, so erzählt man, sah man nie wieder. Und so schien Uschtenheim ein scheinbar friedliches Dasein zu fristen, in dem Gerechtigkeit und angebliche Ordnung zu herrschen schien. Die Bedürfnisse der einfachen Menschen jedoch schienen Klerus und Adel wenig zu kümmern. Selbst kleinste Aufbegehren gegen die Hochrangigen, von denen nur die wenigsten wussten, um wen es sich bei dieser neuen Regierungseinheit handelte, wurde mit Höchststrafen belegt. Mit der Zeit entwickelte sich Uschtenheim mehr und mehr zu einer Stadt. Viele Backsteinhäuser wurden über die Jahre hinweg rings um das einstige Dorf herumgebaut und auch der Brunnen wurde vergrößert. Die nahe gelegenen Felder wurden ebenfalls vergrößert, sodass auch der Ertrag gesteigert werden konnte, was den Menschen wiederum zu Gute kam. Hinzu kam auch, dass die Kriminalität sprunghaft sank, da überall in der Stadt gut ausgerüstete Wachen vertreten waren. So war ihr muskulöser Körper von Kopf bis Fuß bedeckt mit einer schweren Rüstung, die so ziemlich jede erdenkliche Körperregion zu schützen vermochte. Auch hatten sich über die Jahre hinweg ihre Waffen verändert. Ihre Schwerter waren robuster geworden und mussten seltener erneuert werden. Die Ranghöchsten besaßen sogar Schwerter, die bei Nacht im Mondschatten zu glühen schienen. Doch wozu? Wozu diese so sonderbaren Waffen? Was trieb die Menschen dazu? Der Vampirismus war doch so gut wie vergessen. Dahin die Tage, in denen die Menschen, egal ob Mann oder Frau des Nachts in Angst und Schrecken lagen und um ihr Leben bangen mussten! Das Zeitalter der Vampire war längst vorbei und es schien, als sei dieses dunkle Kapitel so langsam aber sicher aus den Köpfen der Menschen verbannt worden sein. Doch gab es sie wirklich nicht mehr, diese Vampire? Wer konnte denn schon mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass wirklich alle vernichtet worden waren? Niemand. Und so blieb dieses dunkle Kapitel des Vampirismus trotz Verdrängung in den Köpfen jener Hochrangigen, deren Gesicht nicht einmal ihre Diener erhaschen konnten. Uschtenheim – Schenke „Mitwissen behaupten, dass es insgesamt 9 dieser Hochrangigen gibt, jedoch weiß niemand wie ihre wirklichen Namen lauten. Kluge Köpfe, die sich jedoch all zu intensiv mit dieser Thematik auseinandersetzten, verschwanden meist spurlos.“, sagte ein wohlgenährter Mann zu seinem ganz in Schwarz gekleideten Gegenüber. Als er ihm eines seiner Getränke anbieten wollte, wurde dankend abgelehnt. „ Glauben Sie mir, kümmern Sie sich lieber um andere Angelegenheiten. Es ist nur zu Ihrem und meinem Besten, bevor Sie da noch in etwas hineingeraten, das Ihnen ziemlichen Ärger bereiten könnte!“, fügte der Wirt noch hinzu, bevor er sich wieder seinen anderen Gästen widmete. „Selenia! 2 Gläser Wein für unsere Stammgäste am Fenster dort drüben!“ Ohne auch nur ein Wort zu sagen, verließ die in Schwarz gekleidete Person die Schenke. Dabei nahm die Gestalt sehr wohl wahr, wie sich die Blicke einzelner Gäste tief in ihren Rücken zu bohren schienen. Fürwahr schien sie aufgrund ihrer Größe aufzufallen, denn große Menschen traf man in Uschtenheim nur selten an. So galt also äußerste Vorsicht. Jeder Schritt wurde abwertet oder missbilligend beäugt. Das fahle Mondlicht ließ die Person scheinbar eins mit der Dunkelheit werden und so erschrak so manche Frau, wenn sie an ihr vorbeiging. Als die Person schließlich am Marktplatz ankam, durchfuhr ihr plötzlich ein stechender Schmerz in der Herzgegend und sie musste sich an einer Häuserwand festhalten um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Vorbeigehende Menschen wandten ihre Blicke ab. So schnell der Schmerz gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder, kehrte aber schon nach den nächsten Paar Schritten wieder. „ Argh, verdammt!!“, verkrampfte sich die Person. Sie spürte förmlich, wie das Blut in ihren Adern immer langsamer durch ihren Körper strömte. „Ich brauche, ich brauche…!“ „Entschuldigen Sie, junger Mann, geht es Ihnen nicht gut?!“, lies ihn eine Stimme zusammenzucken. Vor ihm stand eine Frau, die ihn besorgt musterte. Ihre Blicke trafen sich, Braun traf leuchtendes Blutrot. Die einzigen Worte, die der Mann nach eine kurzen Rundumsicht noch hervorbringen konnte, waren: „ Blut, Blut…“ Die Augen der Frau weiteten sich vor Entsetzen. Der Mann im schwarzen Gewand, richtete sich mit letzter Kraft auf und packte die Frau an ihrem Hals, zog sie an die Häuserwand und strich mit seiner einen Hand die große Kapuze zur Seite. In ihrer Panik begann die Frau wie wild um sich zu treten, doch nichts half. Selbst ihr letztes Wort „ Vam...pir..!“ wurde von der Dunkelheit verschluckt. Kapitel 4: Magie oder Zeitreise?(Part 1) ---------------------------------------- Gestärkt richtete sich der Vampir auf und strich eine herabhängende, silbern glänzende Haarsträhne langsam an seinem spitzen Ohr vorbei. Danach zog er sofort die Kapuze seines mit der Nacht verschmelzenden dunklen Mantels über und schritt von dannen. Als er jedoch die ersten paar Meter von der Leiche entfernt war, blieb er abrupt stehen. Seine Augen weiteten sich. Verdammt!! Von seiner Anwesenheit in Uschtenheim durfte niemand erfahren. Die Bissspuren an der Leiche wären gerade so ein gelungenes Fressen für die Bewohner und auch die zahlreichen Wachen. Doch wohin dann damit? Und das auch noch ohne aufzufallen. Der Vampir merkte wie das Blut in seinen ohnehin schon geweiteten Adern zu brodeln begann. Es schien, als würde er jeden Moment die Kontrolle über sein Handeln verlieren, ja sogar über seine gesamten Gedanken! „Ahhh!!!!“, schrie er plötzlich laut auf. Ein erst stechender, dann pochender Schmerz in seinem Hinterkopf lies ihn zusammenfahren. Jeder noch so kleine Atemzug, fühlte sich wie tausend Nadelstiche an. Auch seine sonst so klaren Augen schienen sich trüben. „Was, was geschieht mit mir!?“, schrie er vor Schmerzen gen Himmel und sank erneut zu Boden. Es schien, als würde er jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Das Einzige, das er gerade noch wahrnehmen konnte, waren verzerrte Stimmen aus der Ferne, die jedoch lauter und lauter wurden. „Ich muss mich zusammenreißen und sofort von hier verschwinden, aber wie?!“, durchfuhr es ihm. „Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht!“ Doch zum Nachdenken plagten ihm seine Kopfschmerzen viel zu sehr. Nur sehr langsam konnte er sich wieder aufrichten, doch seine Sicht war viel zu sehr eingeschränkt. War dies vielleicht eine Falle? Er wusste es nicht. Mühselig schliff er an der naheliegenden Häuserwand endlang und jeder Schritt schmerzte mehr und mehr. Er musste es in den naheliegenden Wald schaffen, bevor sie ihn finden würden! Jetzt galt äußerste Vorsicht! Wenn er jetzt auffallen würde, wäre er leichte Beute für die Wachen. Was würde dann aus dem Soul Reaver werden? Und was würde mit ihm geschehen. Zeit darüber nachzudenken, ja überhaupt an etwas zu denken, hatte er nicht. Wenigstens seine scharfsinnigen und hochsensiblen Ohren hatten ihn nicht im Stich gelassen und so dauerte es auch nicht lange, bis er das Wort hörte, was ihn selbst zusammenzucken und innehalten lies. „Vampir! Vampir!! Vampir!!! Wachen, ausschwärmen. Er muss hier noch irgendwo sein, also beeilt euch!“ Das Herz des Vampirs schlug ruckartig schneller, denn all das hatte er eigentlich vermeiden wollen und nun das! Dies verschärfte die ohnehin schon gefährliche Situation ungemein. „Nur noch ein paar Meter!“, sprach er sich selbst Mut zu. Unter normalen Umständen wäre es für ihn kein Problem gewesen diese Wachen zu erledigen, doch dieses ständige Pochen und Hämmern in seinem Kopf und auch die trübe Sicht, verlangsamten seinen Gang mehr und mehr. Er atmete erleichtert auf, als er das Rauschen eines kleinen Baches hörte. Geschafft. Jetzt musste er nur noch einen der sehr hohen Bäume klettern, dann erst konnte er sich zumindest etwas in Sicherheit wiegen. Doch auch beim Klettern selbst, hatte er große Mühe, denn seine Beine zitterten. Hinzu kam auch, dass seine Klauen mit jedem Zug nach oben Spuren am Baum hinterließen, so wäre es also ein leichtes für die Wachen sein Versteck zu erspähen. Was also tun? Plötzlich verspürte er ein starkes Verlangen nach dem Soul Reaver. Warum jedoch konnte er sich nicht erklären. Es kam ihm vor, als würde eine innere ihm bekannte Stimme zuflüstern. Leise Worte, die ihm fremd waren und doch irgendwie vertraut. Vorsichtig zog er den Reaver aus seinem Mantel hervor. Die große schwere Klinge spiegelte das Licht des Mondes wider. Stumm betrachtete der Vampir die Klinge von allen Seiten und hielt sie daraufhin gen Himmel. Warum er das tat, wusste er nicht. Vielleicht war es ein innerer Triebwunsch, vielleicht aber auch diese seltsame Stimme. Doch was er da tat, schien zu funktionieren, denn das Licht des Mondes reflektierte auf der Klinge immer stärker und umhüllte den Vampir schließlich mit ein. Blitzschnell schloss dieser seine Augen, da ihn das Licht stark blendete. Dieses Licht aber, schien weder zu brennen noch zu schmerzen. Es fühlte sich warm an, ja sogar geborgen und sicher. War das etwa Magie? Oder war es der Soul Reaver selbst? Fragen, auf die er keine Antwort wusste. Nach einem Moment des Ausharrens, öffnete der Vampir vorsichtig die Augen und blinzelte. Er musste sich darauf mehrmals die Augen reiben vor Staunen über das, was er erblickte. Während der Schimmer der Klinge langsam aber sicher erlosch, wurden riesige saftgrüne Grasflächen sichtbar. Ein warmer Wind durchkämmte die Gräser und zitronengelbe Schmetterlinge tanzten um die vereinzelten bunten Blumen herum. Alles schien friedlich, doch diese Idylle war nur ein Spiegel ihrer selbst. Der Vampir war sehr erstaunt. Es kam ihm wie ein Sprung in eine andere Welt vor. War es also doch Magie? Erneut zog er den Soul Reaver hervor. Ging diese Kraft wirklich von dieser Klinge aus? Und wenn ja, warum kannte er diese Wirkung noch nicht? Er, der die Klinge lange vor Raziel getragen hatte? Er, der einst Mächtigste unter den Vampiren! Oder war es die Klinge selbst, die ihn hierher führen wollte, um ihm etwas zu zeigen, das er noch nicht wusste. Eins war jedoch Fakt. Die Klinge hatte ihm gerade das Leben gerettet! „Merkwürdig.“, sagte er vor sich hin, während er den Reaver wieder in seiner Manteltasche verschwinden lies. „Dieser Ort scheint mir bekannt vorzukommen.“ Er überlegte, denn solch eine große Wiese gab es in Nosgoth nur selten. Als er sich umdrehte, um noch mehr dieser Wiese sehen zu können, verschlug es ihm die Sprache. „ Die Säulen von Nosgoth! Aber, wie kann das möglich sein!?“ Kaum hatte er das ausgesprochen, wandelte sich das Bild und dort, wo eben noch die Säulen prachtvoll empor geragt hatten, lagen nun nur noch Trümmerhaufen. „Was, was geschieht hier!? War das etwa wieder eine Zeitreise a la Möbius? Oder war dies nur eine Illusion?!! Was hat das alles zu bedeuten?!“ Der Vampir betrachtete stumm die letzten Trümmer der Säulen. Die eben noch saftgrüne Wiese lag wie ausgedorrt da. Kein Grashalm, kein Schmetterling, keine Blumen. Nur der nackte dunkelbraune Erdboden war zu sehen. Auch der Himmel selbst schien grau in grau. Langsam und vorsichtig schritt der Vampir auf eine der Säulentrümmer zu. Er senkte seinen Blick, richtete ihn jedoch sehr schnell wieder auf. Irgendetwas stimmte hier nicht, das spürte er genau. Seine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. Sein Blick war wieder klar und auch die Schmerzen waren vergangen. Dieser Ort hatte etwas Bedrohliches und Bedrückendes an sich. Vorsichtig näherte er sich einer weiteren zerstörten Säule. Ein Rascheln ließ ihn kurzerhand innehalten. Er spürte genau, dass er beobachtet wurde, konnte jedoch niemand ausfindig machen. Zudem viel ihm auf, dass die Trümmer alle mit mittelgroßen wurzelähnlichen Gebilden umrankt waren. Er sah sich nochmals um und Prüfte die Umgebung, insbesondere dabei den Boden. Es schien, als würden diese Wurzeln, dem gesamten Erdboden die Nährstoffe entzogen haben und so alles Leben erstickt zu haben, wie ein Parasit! „Parasit!?! Genau das ist es!“, hallten die Gedanken in seinem Kopf. „Der Ältere! Hier unter den Säulen sollte also sein Versteck liegen?! Die Gedanken fuhren Achterbahn und alle möglichen Informationen über diesen „Gott“ , die er kannte und die er nach dem Verschmelzen Raziels mit dem Reaver in Erfahrung gebracht hatte, ratterten nun wie eine unter Druck stehende Maschine in seinem Kopf hin und her. Kapitel 5: Magie oder Zeitreise? (Part2) ---------------------------------------- Das laute Kreischen einer schwarzen Krähe, die unruhig ihre Bahnen über den Trümmern zog, ließ ihn schlagartig zusammenzucken. Mit einem scharf prüfenden Blick musterte er den Vogel. Dem Vampir war unwohl bei dem Gedanken an diesen „ Gott“ und er wandte seine Augen sogleich auch wieder weg vom Himmel. Er kratzte sich gedankenverloren an seinem Kopf, doch je länger er an diesem Ort ausharrte, desto seltsamerer kam ihm das Geschehene vor. Zugleich verspürte er, dass dieser Ort eine Art negative Energie ausstrahlte, die ihn nur noch mehr aufwühlten. Mehrmals ging er um die Säulentrümmer herum, prüfte jeden Stein und jedes Zeichen, das dort vor Jahrhunderten eingraviert worden war, um irgendeinen Hinweis zu finden. Doch welchen Hinweis eigentlich? Nach einem Eingang , der ihm zu diesem „ Gott“ führen könnte? Wie oft hatte er die Bedeutung der Säulen studiert? Zu oft und ausführlich. So würde er nicht das finden, was er suchte. In Uschtenheim war auch nicht fündig geworden. Wenn ihn der Reaver jedoch hierher geführt hatte, so musste hier in dieser Gegend etwas sehr wichtiges befinden, etwas, dass entdeckt werden sollte. Das wie, wann und wo, stand dabei jedoch nicht zur Debatte und so blieb dem Vampir nichts anderes übrig, als die Umgebung weiträumig zu erkunden. Vielleicht würde er ja so auf etwas Nützliches stoßen. Wo hin ihn die Wege führen konnten, wusste er in groben Zügen eigentlich: an den Sumpf, den Südlichen See oder zu der Festung der Sarafanen. Er hielt kurz inne. „Sumpf, See oder Festung...“, begann er vor sich hinzumurmeln. Etwas in seinem Inneren schien von keiner der drei Möglichkeiten überzeugt zu sein. Doch welche Orte gab es noch? Erneut kam er mächtig ins Grübeln und er dachte zurück an die Zeit, als er Herrscher über ganz Nosgoth war, bekannt unter dem Namen „ Lord Kain“. Zu der Zeit kann er so ziemlich jeden Winkel seines Herrschaftsgebietes bzw. ließ es von Kundschaftern prüfen. Wer sich gegen ihn auflehnte, wurde radikal aus dem Weg geräumt, wobei keine Kosten und Mühen gescheut wurden. Was aber, wenn es damals jemanden gab… jemanden, vielleicht sogar aus seinem engsten Kreis, der ihn hintergangen hatte. „Völlig ausgeschlossen!“, schimpfte Kain mit sich selbst. „Das kann nicht sein! Mir war jegliches Vertuschen von Geheimnissen immer aufgefallen! Wer zum Teufel würde mich dann hintergangen haben…“ Chronologisch ging er alle Namen in seinem Kopf vor, die er kannte. Namen von Personen, die ihm sehr nahe standen, die er so kannte und auch die seiner Feinde. So sehr er sich auch bemühte, es fiel ihm niemand aber auch gar niemand ein, der hätte in Frage kommen können. Seine Gedanken blieben zwar immer wieder bei dem „Älteren“ und Möbius hängen, doch fiel letzterer aus der Kategorie heraus, da ihn Raziel einst getötet hatte und sich dessen Seele bemächtigt hatte. Und wieder stieß er auf ein schier unlösbares Rätsel, das er nicht zu lösen vermochte, jedenfalls noch nicht. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als seinen Weg in jene Gebiete fortzusetzen, die er damals nicht selbst erkundet hatte, jene, von denen ihm nur berichtet worden war. Vielleicht würde er so Antworten auf seine Fragen finden. Doch wo mit der Suche beginnen? Nach einiger Überlegungszeit entschied er sich für das Gebiet, das etwas weiter gen Nordwesten lag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)