Chaos On Tour von _miku-kun_ (~~True Lies~~) ================================================================================ Kapitel 2: Beschmutzt --------------------- Kapitel 2. Vor der Konzerthalle bis zu ihrem Hotel brauchten sie eine knappe halbe Stunde. AnCafe hatte zwei Zimmer gemietet, wie immer. Nur die Zimmeraufteilung war anders, denn Miku, der sich sonst immer eins mit Kanon geteilt hatte, schlief nun mit Bou in einem. Zuerst hatte Kanon protestiert, als Miku seinen Wunsch geäußert hatte. „Wer weiß, was ihr miteinander anstellt?“, hatte Kanon griesgrämig gemeint. Doch auf den enttäuschten und etwas verdutzten, bettelnden Blick hatte er nachgegeben. Miku hatte ihm nur versichern müssen, die Finger vom Blondschopf zu lassen. Dieses Versprechen war ihm sehr leicht gefallen. Natürlich hatte er nicht vor es zu brechen, aber woher sollte Kanon denn wissen, dass Bou meistens anfing, über ihn herzufallen, und nicht anders herum? Während sie die Treppe hochstiegen musste Miku sich ein Grinsen verkneifen. Wenn also in dieser Nacht etwas „passieren“ sollte, konnte er die „Schuld“ getrost auf Bou schieben. Teruki und Kanon würden es am nächsten Morgen eh mitbekommen, denn dann musstet Miku und Bou sich die ganze Zeit angrinsen. Denn er hatte ja nur versprechen müssen, dass ER nicht anfangen würde, Bou zu verführen, oder? Doch Miku war zu müde. Er wollte einfach nur noch Schlafen. Schnell wünschten Miku und Bou den anderen beiden eine gute Nacht und gingen dann zwei Türen weiter in ihr Zimmer. Miku ließ sich, so, wie er war, aufs große Bett fallen. „Mann, was bin ich müde“, murmelte er leise und vergrub sein Gesicht im weichen Kissen. Es duftete angenehm. „Nicht nur du“, meinte Bou. Miku drehte seinen Kopf und beobachtete den Gitarristen dabei, wie er sich sein Shirt auszog. Er blickte auf seinen nackten Oberkörper. Bou bemerkte seinen Blick und lächelte. „Sehe ich so interessant aus?“ Miku grinste. „Wenn ich nicht so verdammt müde wäre und ich Kanon nicht so ein verdammtes Versprechen gegeben hätte, wäre es jetzt um dich geschehen.“ Bou lachte und sprang zu ihm aufs Bett. Miku legte seine Hand in dessen Nacken, zog ihn zu sich heran und fing an ihn zu küssen. Während sie im Kuss vertieft waren, spürte er, wie Bous kalte Hände sanft sein Shirt nach oben zogen. Er löste kurz den Kuss, damit Bou es ihm über den Kopf streifen konnte. Achtlos wurde es neben das Bett geworfen. Miku grinste in den Kuss hinein und fuhr mit einer Hand über den Rücken seines Geliebten, doch schlagartig löste sich Bou und legte sich neben Miku, der ihn verdattert anstarrte. „Habe ich etwas falsch gemacht?“ Bou lächelte leicht. „Nein, du Baka. Aber du solltest mal auf die Uhr gucken. Wir haben nur noch ein paar Stunden Zeit, bis wir wieder weiter müssen.“ Miku blickte auf die Wanduhr, die schräg gegenüber an der weiß tapezierten Wand hing. Er seufzte. Bou hatte mal wieder Recht. „Das war aber nicht nett.“ „Was war nicht nett?“ „Na, mich erst zu verführen und dann so was“, sagte Miku schmollend. Bou lachte und strich Miku eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich wollte dir nur beim Ausziehen behilflich sein. Ansonsten wärst du mit Klamotten eingeschlafen, so wie ich dich kenne. Außerdem habe ich dich doch gewarnt, dass ich mich für die Aktion mit Kanon noch rächen werde.“ Miku lächelte und kuschelte sich an den Blondschopf. „Na gut, dir sei vergeben.“ Innerlich wünschte er sich jedoch, dass Bou wirklich wütend auf ihn wäre, ihn sogar angeschrien hätte. Vielleicht war Bou ja in Wahrheit auch sauer auf ihn und wollte es nur nicht zugeben, doch Miku kannte den Blondschopf nur zu gut. Bou war jemand, der offen über seine Gefühle und Gedanken reden konnte. Aber wieso hatte er Kanon nur so angestarrt? Und dann noch, ohne es zu merken? Es war Miku ein Rätsel, doch er schwor sich, so etwas nie wieder zuzulassen. Von einem schrillen Piepen geweckt öffnete Miku verschlafen die Augen und versuchte, die Lärmquelle im spärlichen Licht der Morgendämmerung zu orten. Es war der kleine runde Wecker, den Kanon ihnen gestern, bevor sie sich getrennt hatten, noch zugesteckt hatte, damit sie auch ja nicht verschliefen. Miku lehnte sich etwas vor und schaltete ihn ab. Das Piepsen verstummte. Zufrieden ließ er sich wieder zurück in sein Kissen fallen. Er drehte leicht den Kopf und entdeckte Bou, der mit dem Rücken zu ihm lag. „Bou, bist du wach?“, fragte der Sänger leise. Keine Antwort. Miku seufzte. Das kann ja heute heiter werden, wenn ich ihn wecken muss, dachte Miku griesgrämig und erhob sich vorsichtig, um ins Bad zu gehen – besser gesagt zu wanken, denn der Schlaf saß ihm noch in allen Knochen. Doch den wollte Miku erst einmal mit einer schön kalten Dusche vertreiben. Nach ca. 20 Minuten kehrte er frisch angezogen und putzmunter in den Schlafraum zurück, in der Hoffnung, dass Bou vom Lärm des Weckers und der Dusche geweckt, endlich aufgestanden war. Doch dem war leider nicht so. Bou hatte sich keinen Millimeter gerührt und war immer noch tief und fest am schlafen. Miku schluckte. Er musste Bou jetzt wecken, ansonsten würden sie mit Sicherheit das Flugzeug nach Paris verpassen. Er beugte sich über Bou, drehte ihn sanft auf den Rücken und küsste ihn. Bou öffnete verschlafen die Augen. Er lächelte leicht, als er Miku über sich entdeckte. „Ohayo, Bou-chan“, flüsterte dieser sanft und kaum hatte r seinen Mund wieder verschlossen, hatte Bou auch schon seinen Arm um ihn gelegt und ihn zu sich herunter gedrückt. Er gab Miku einen zweiten Kuss und drückte ihn fest an sich. Sie genossen es in freien Zügen, denn seit sie auf Tour waren, hatten sie kaum Zeit für sich, denn ständig wurden sie von Kanon und Teruki genervt. Doch Miku löste sich und meinte: „Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen in 2 Stunden am Flughafen sein.“ Bou seufzte enttäuscht. „Ich hasse Tourneen“, maulte er. Miku grinste. „Wenn wir das alles hinter uns haben, machen wir uns eine schöne entspannte Woche. Versprochen!“ „Aber ohne Kanon und Teruki, ja?“ Miku nickte zustimmend. „Was denkst du denn? Denkste, ich will, dass die zwei uns ständig stören?“ Bou wollte etwas erwidern, doch plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein schon reisefertiger und fröhlicher Kanon kam hereinstolziert. Er schmunzelte, als er Miku über Bou knien sah, der rücklings auf dem Bett lag. Beide starrten Kanon erschrocken an. „Na, eine schöne Nacht gehabt?“ Er grinste. Miku merkte erst jetzt, dass er immer noch in einer sehr merkwürdigen Position über Bou hockte und sprang hastig von ihm runter. „Wie wäre es mal mit Anklopfen?“, fragte er, atemlos vor Schreck, und starrte Kanon an. „Habe ich. Aber ihr scheint ja sehr beschäftigt gewesen zu sein, dass ihr es nicht gehört habt. Außerdem hättet ihr ja auch abschließen können“, verteidigte sich der Schwarzhaarige belustigt. Miku und Bou brauchten sich nicht anzusehen, um festzustellen, was der andere gerade dachte. Sie bereuten es, gestern zu bequem und zu müde gewesen zu sein, dass sie nicht abgeschlossen hatten. Doch sie ließen es sich nicht anmerken, wie unangenehm es ihnen war, dass Kanon so plötzlich hereingeplatzt war. „Was willst du?“, fragte Miku ruhig. „Ich weiß ja nicht, was mit euch ist, aber Teruki und ich haben beschlossen nach Paris zu fliegen und nicht zu Fuß zu gehen. Denn wenn ihr euch jetzt nicht beeilt verpassen wir wegen euch garantiert den Flieger!“ „Ich bin schon längst fertig, nur Bou mal wieder nicht“, meinte Miku. Bou setzte sich grummelnd auf. „Dann beeile ich mich halt. Mein Gott, wer ist nur auf diese verteufelt irre Idee gekommen, in dieser Frühe zu fliegen?“ „Beschwer dich bei unserem Manager.“ Miku und Kanon warteten, dass Bou sich endlich einen Ruck gab und aufstand, doch dieser schien im Sitzen wieder eingeschlafen zu sein. Der Sänger und der Bassist warfen sich kurze Blicke zu, traten schnell ans Bett und packten den Gitarristen jeweils an einem Arm und zogen ihn hoch. Doch anstatt anzufangen sich anzuziehen blieb Bou dort stehen, wo er war. „Sollen wir dich auch noch anziehen, Bou-chan?“ Kanon grinste. Bou sah den Schwarzhaarigen wütend an. „Nein, Danke!“ Er griff nach ein paar Klamotten, die zerknüllt neben dem Bett lagen, und eilte ins Bad, doch bevor er die Tür unter einem heftigen Knall ins Schloss fallen ließ, rief er noch; „Und nenn mich nicht ’Bou-chan’ ! Ich hasse das! Nur Miku darf das!“ Miku und Kanon standen einen Moment wie angewurzelt da. Keiner bewegte sich. Es war Kanon, der sich als erster wieder fasste. „Ist er immer so drauf, wenn man ihn weckt?“ Miku nickte leicht. Kanon seufzte. „Du Armer. Naja, ich gehe mit Teruki schon runter, und versuch bitte, Bou wieder zu normalisieren!“ “Das ist leichter gesagt als getan!“, rief Miku, doch Kanon war schon verschwunden. Seufzend begann er, die wenigen Habseligkeiten, die im Hotelzimmer verstreut herumlagen, einzusammeln und sie zu den anderen Sachen in den Koffer zu werfen. Während er packte, überlegte er angestrengt, wieso Kanon Bou mit –chan angeredet hatte, denn sie wussten alle genau, dass Bou dies nicht wollte. Selbst mit Miku stritt er sich manchmal deswegen, denn der Sänger liebte es ihn so zu nennen. Es wollte ihm jedoch kein guter Grund einfallen, wieso Kanon es getan hatte. Aber warum dachte er überhaupt darüber nach? Ihm konnte es ja egal sein, was sich zwischen den beiden abspielte. Miku seufzte. Aber so egal war es ihm widerum auch nicht. Kanon war sein bester Freund und mit Bou war er momentan zusammen. Er wollte, dass die beiden gut miteinander auskamen, auch wegen der Band AnCafe. Es ging auf halb sechs Uhr zu, als Miku und Bou mit gepackten Koffern die kleine Eingangshalle des Hotels betraten. Sie gingen auf Kanon und Teruki zu, die schon ungeduldig warteten. „Ohayo, Teruki“, begrüßte Miku den Drummer. „Ohayo, Miku, ohayo, Bou.“ Teruki lächelte. „Gut geschlafen?“ Miku bemerkte verwirrt, wie Terukis Lächeln erstarb und riskierte einen Blick seitwärts zu Bou. Er erkannte in Bous Augen die Wut und blickte zu Kanon, der ihn neugierig ansah. Der Sänger schüttelte kaum merklich mit dem Kopf, um ihm verstehen zu geben, dass er es nicht geschafft hatte, Bou zu besänftigen. Er hätte es sicherlich geschafft, wenn Bou ihn nur nicht ignorieren würde, seit er aus dem bad gekommen war. Miku hoffte jedoch inständig, dass sich Bous Laune im Laufe des Tages noch verbesserte, ansonsten sah er schwarz für seine. Er erinnerte sich wieder an den Anruf vor einem Monat, der sein ganzes Leben verändert hatte. Er seufzte. Bloß nicht daran denken. „Wann kommt das Taxi?“, fragte Miku nach einer Weile, um die angespannte Stimmung etwas zu lockern. „Es müsste jeden Moment hier sein“, meinte Teruki und blickte, scheinbar sehnsüchtig, aus dem Fenster. Doch es war noch kein Taxi in Sicht. Erst nach einer halben Stunde des Wartens sprang Teruki freudig auf. „Ich hätte echt noch länger schlafen können“, murmelte Bou mies gelaunt und schien wieder einen Streit anfangen zu wollen, doch Miku, Kanon und Teruki gingen nicht darauf ein. Sie griffen nach ihren Koffern und traten nach draußen in die eisige Kälte. Schnell verluden sie ihr Gepäck, legten ihre Jacken hinzu und stiegen in das zum Glück gut beheizte, englische Taxi. Teruki ließ sich neben dem Fahrer auf den Sitz fallen, Miku und Kanon setzten sich nach hinten und nahmen Bou in ihre Mitte. „Good Morning“, murrte der Taxifahrer. Miku schätze ihn um die 40. Er trug eine mit dunklen Flecken überzogene Lederjacke,sein kurzes Haar stand in alle Himmelsrichtungen ab und sein Dreitagebart ließ ihn erst recht sehr ungepflegt aussehen. Zudem roch er stark nach Alkohol. Miku hoffte, dass er momentan nicht betrunken war. „Good Morning“, antwortete Teruki etwas nervös, wie der Sänger bemerkte. Offenbar hatte auch er es bemerkt. „We want to the Airport.“ Der Taxifahrer nickte, als Zeichen, dass er verstanden hatte, und fuhr los. Nach ein paar Minuten Fahrt entspannte sich Miku wieder, denn im Gegensatz zu seinem Äußeren fuhr der Mann recht ordentlich durch die bereits überfüllten Straßen Londons. Miku versuchte einige Male ein Gespräch zustande zu bringen, doch er bekam von allen nur knappe Antworten und so ließ er es sein. Er blickte aus dem Fenster und bemerkte, dass es zu schneien angefangen hatte. Miku freute sich. Er liebte Schnee. Wenn man auf Hokkaido aufgewachsen war, kam man nicht drum rum, Schnee zu mögen. Doch seine Freude erstarb schnell, als er sich an die schöne Zeit mit seiner Familie erinnerte. Er spürte, wie etwas auf seine Schulter plumpste und drehte erschrocken den Kopf, um festzustellen, was es war, das nun auf seiner Schulter ruhte. Es war Bous Kopf. Offenbar war er wieder eingeschlafen. Er seufzte. Jetzt konnten sie ihn gleich wieder wecken! Und dann würde er erst recht unausstehlich sein. Miku betete, dass dem nicht so war, denn er konnte es jetzt einfach nicht ertragen von ihm ignoriert zu werden. Er brauchte den Blondschopf. Das Problem war nur, dass er es nicht wusste, dass er gebraucht wurde. Aber Miku war noch nicht dazu bereit, es ihm zu sagen. Er musste es erst einmal selbst richtig begreifen und sich daran gewöhnen. „Miku, was ist los?“ Miku, der die ganze Zeit dem Fall der Schneeflocken zugeschaut hatte, blickte zu Kanon, der ihn besorgt musterte. „Gar nichts.“ „Lüg nicht.“ „Wieso sollte ich lügen?“, fragte Miku verwirrt. „Na, weil deine Tränen uns nichts vormachen können“, meinte Teruki, der sich zu ihnen umgedreht hatte, um festzustellen, was der Schwarzhaarige meinte. Miku fuhr sich mit der Hand, die nicht von Bou belagert wurde, zu seinem Gesicht und stellte überrascht fest, dass Teruki und Kanon Recht hatten. Seine Augen tränten wirklich, nicht viel, doch immerhin so viel, dass sein Gesicht unterhalb seiner Augen feucht war. Schnell wischte er sich mit dem Ärmel seines Shirts über das Gesicht. Wieso hatte er geweint? Die Sache mit seinen Eltern wollte er doch ein für alle mal vergessen. Es hatte ihn zwar hart getroffen, als er es erfahren hatte, doch er musste sich jetzt erst einmal auf die Band konzentrieren. Das war jetzt wichtiger. Miku konnte es kaum erwarten, heute Abend wieder auf der Bühne zu stehen und zu singen, denn dort konnte er alle Sorgen für einige Stunden verdrängen. Er bemerkte, dass Kanon und Teruki ihn immer noch musterten, und lächelte. „Mit mir ist alles in Ordnung,“ meinte er und versuchte, nyappy zu wirken. „Bist du dir sicher?“, fragte Teruki beunruhigt. Miku nickte. „Um mich braucht ihr euch nicht zu sorgen.“ „Aber du hast-“ „Meine Augen sind ab und zu etwas empfindlich, daher haben sie vielleicht getränt. Ich bin nyappy, wirklich.“ Teruki und Kanon sahen sich kurz an, zuckten mit den Schultern und wandten sich von ihrem Sorgenkind ab. Ihm war es nur Recht. Er hasste es, sie anzulügen, doch auch ihnen konnte er sich noch nicht anvertrauen. Außerdem schienen sie mit ihren eigenen Problemen beschäftigt zu sein. Nach einer halben Stunde Fahrt bog das Taxi in die Straße, die zum Flughafen führte. „Endlich. Wir sind da“, rief Teruki erleichtert. „Welch ein Glück“, brummte Kanon. „Noch ein paar Minuten mit diesem Typen hätte ich nicht ausgehalten.“ Teruki stimmte ihm zu und war froh, dass der Fahrer kein Japanisch verstand, denn der starrte stur gerade aus auf die Straße. „Er ist zwar sehr unfreundlich, aber er fährt doch ganz ordent-“ Ein Ruck, der durch das ganze Auto ging, hatte Miku unterbrochen. Der Sänger knallte mit dem Kopf gegen die Scheibe. „Chikushoo!“, stieß er wütend hervor und rieb sich den schmerzenden Kopf. „Was war das?“ Doch keiner kam zum Antworten, denn erneut holperte er und Miku schlug ein zweites Mal gegen das Fenster. „Sorry, but this street isn’t very good“, murmelte der Taxifahrer. „Ja, das merken wir”, rief Miku ärgerlich und beugte sich nach vorn. Er blickte durch die Frontscheibe und musste dem Fahrer Recht geben. Ein Schlagloch neben dem anderen säumte die Straße. Kanon stöhnte, als er merkte, dass der Taxifahrer mit Vollgas über diese hinwegdonnerte. „Nehmen Sie doch den Fuß vom Pedal, Mann!“ Es geschah nichts und so waren Miku, Teruki und Kanon sehr erleichtert, als das Taxi etwas abrupt vor einem Nebeneingang des Flughafens zum Stehen kam. „Welch ein Glück, dass wir das Übel da jetzt los sind“, meinte Teruki, während er ausstieg. „Ja, das Übel sind wir los“, meinte Kanon hämisch und deutete auf den Fahrer, „aber dafür haben wir jetzt ein anderes. Im Gegensatz dazu würde ich lieber 100-mal über diese vermaledeite Straße fahren.“ Miku, der sich immer noch den schmerzenden Kopf hielt, sah ihn verständnislos an. „Was meinst du?“ Kanon deutete auf den schlafenden Bou. „Schläft Bou etwa immer noch?“, fragte der Sänger verwundert. Anscheinend konnte Bou, der Schlaf als Heiligtum betrachtete, in jeder Situation problemlos schlafen. „Anscheinend ja. Ähm, Miku?“, fragte Kanon zaghaft. „Hai?“ „Bist du mir böse, wenn ich jetzt Teruki mit dem Gepäck helfen gehe? Ich möchte nämlich ungern dabei sein, wenn er erwacht.“ Er lächelte verlegen. Miku nickte. „Geh nur.“ „Arigatou“, rief der Schwarzhaarige erleichtert und stieg hastig aus. Miku sah ihm sehnsüchtig nach. Auch er wollte nicht derjenige sein, der Bou weckte, doch wenn er es nicht tat, würde Bou ewig so weiterschlafen und sie konnten das Konzert heute Abend platzen lassen. Und das wollte er den Fans auf keinen Fall antun. Außerdem schmerzte seine Schulter ein wenig. „Bou?“, fragte er leise und bewegte seine Schulter, in der Hoffnung, Bou dadurch zu wecken. Doch der Gitarrist rührte sich nicht. Miku seufzte. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als seinen Geliebten unsanft aus den schönsten Träumen zu reißen, denn er hatte keine Lust, Bou hier vor dem Fahrer zu küssen, der ihn durch den Innenspiegel bereits interessiert musterte. „Are you a Homo?“ „What?“, fragte Miku irritiert. „Are you homo?“, wiederholte sich der Fahrer. Miku spürte, wie er rot anlief. Wie kam dieser Mann dazu, so etwas zu behaupten? Er hatte sich doch bemüht, die innige Beziehung zwischen Bou und ihm nicht zu zeigen. Aber anscheinend war er dennoch zu sanft mit ihm umgegangen. Der Fahrer grinste, als er Mikus Blick sah und meinte bestimmt: „You are.“ „Äh…n-no, I…“, brachte Miku mühsam hervor. Der Fahrer drehte sich zu ihm um und legte seine verschwitzte Hand auf ein Bein des Sängers. „Forgot this boy. I can give you something better.“ Miku war sprachlos. Hatte dieser Mann sie noch alle?! Offenbar nicht, denn sonst hätte er es kaum gewagt, ihm ein so eindeutiges Angebot zu machen. Miku kochte innerlich vor Wut, dass er es zudem gewagt hatte, ihn zu berühren, doch der eindringliche, bedrohliche Blick des Mannes fesselte ihn und er wagte es nicht, sich zu bewegen, aus Angst, der Fahre könnte ihm noch näher kommen, als er ohnehin schon war. „Come on , boy“, säuselte der Mann grinsend und zeigte dabei seine gelben Zähne. Keuchend fuhr er mit seiner Hand immer höher. Miku war wie gelähmt. Sein Bein verkrampfte sich. Sein Herz fing vor Angst und Scham wie wild zu klopfen, als die schleimige Hand bei seinem Schritt angelangt war. Er wollte die Tür aufreißen, davonlaufen, weg von hier dem. Doch er konnte es nicht. Er sah in dessen Augen, wie sehr dies schon den Typen erregte, der einfach nicht aufhören wollte. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis der Mann plötzlich vor Schmerz aufschrie. Dadurch aus seiner Versteinerung erweckt blickte er dorthin, wo die Hand ihm vor einem Augenblick noch Scham zugefügt hatte. Doch da lag keine Hand mehr. Jetzt fuchtelte der Typ panisch und schmerzerfüllt mit ihr herum, denn an der Hand hatte sich irgendetwas Weißes dran festgebissen. Erst, nachdem sich dieses Etwas gelöst hatte, erkannte Miku, dass es Bou war. „B-Bou…“ Doch Bou beachtete ihn nicht. Wütend funkelte er den Mann an, der sich nun wimmernd die mittlerweile blutende Hand hielt. „Kono yarou!“ Und bevor der Mann sich wehren konnte, war Bou schon aufgesprungen – soweit es in einem Auto klappen konnte – und hatte sich auf ihn gestürzt. Fassungslos sah Miku zu, wie der sonst so ruhige Blondschopf auf den Taxifahrer einschlug. Er merkte kaum, als die Tür schwungvoll aufgerissen wurde und er kurz darauf auch schon energisch am Arm gepackt und aus dem Auto gezogen worden war. Miku, der gar nicht wusste, wie ihm geschah, stolperte rückwärts und prallte gegen etwas. Erschrocken wollte er zurückspringen, doch dieses Etwas hatte ihn an den Schultern gepackt und hielt ihn fest. Die Berührung brannte wie heißes Feuer auf seiner Schulter und er verkrampfte sich. Miku versuchte panisch sich zu befreien, doch so sehr er sich auch dagegen warf, es half nichts. Wie aus weiter Ferne hörte er eine Stimme, doch er beachtete sie nicht. Er wollte einfach nur weg. Er spürte, wie er umgedreht wurde und an diesen Jemand gedrückt wurde. Nun brannte sein ganzer Körper. Miku versuchte erneut sich zu befreien. Die Stimme sprach beruhigend auf ihn ein. Miku wehrte sich weiter gegen die unangenehme Umarmung, doch etwas in ihm sagte ihm, dass dies nicht nötig war, und so ließ er es sein. Erschöpft und mit wild klopfendem Herzen blieb er nun ruhig stehen und ließ sich umarmen. Erst jetzt schalteten sich seine übrigen Sinne wieder ein und die typische Geräuschkulisse eines Flughafens waren wie dröhnende Kanonenkugeln auf seinen Ohren. Er spürte die kalten Schneeflocken in seinem Gesicht und auf seinen Händen. Sie halfen, den Brand auf seiner Haut zu lindern und er entspannte sich ein wenig. Es kam ihm ewig vor, wie er so dagestanden hatte, mit geschlossenen Augen in der Umarmung, die ihm jetzt nicht mehr ganz so unangenehm war. Miku ließ seine Gedanken treiben und versuchte, sich auf die Geräusche um sich herum zu konzentrieren. Schreiende Kinder und der Lärm der Flugzeuge drangen in ihn ein, erinnerten ihn daran, wo er war. Hupende Autos, die an ihnen vorbeifuhren, LKWs auf dem Weg zu einer der vielen Lagerhallen, Rufe der Taxifahrer. Schlagartig verkrampfte Miku sich wieder, als er sich an das eben Geschehene erinnerte. Ihm wurde schlecht und Schwindel stieg in ihm auf. Er schloss beide Arme um die Person, die ihn immer noch umarmte, und hielt sich an ihr fest, um nicht umzufallen. „Miku, was…“ Miku schüttelte den Kopf, um zu verstehen zu geben, dass er jetzt nicht reden wollte. Er versuchte an etwas anderes zu denken und ließ seine Gedanken zur Musik treiben. Er versuchte sich an den Ablauf des Konzertes zu erinnern, das heute Abend in Paris stattfinden sollte, doch es wollte ihm einfach nicht einfallen. Was wollten sie noch mal als erstes spielen? Angestrengt überlegte er und nach und nach fiel ihm alles wieder ein. Ihm fiel auch wieder ein, dass sie heute auch noch eine Autogrammstunde vor sich hatten. Miku seufzte. In letzter Zeit schien einfach alles schief zu gehen und bei der Band kam jetzt alles auf einmal. Minutenlang ließ er sich treiben und spürte, wie der Schwindel allmählich wieder nachließ. Er öffnete die Augen, die er, seitdem er aus dem Taxi gezogen worden war, geschlossen hatte, und beobachtete die Schneeflocken, die sich auf den Asphalt unter ihnen niederließen. Miku lockerte seinen Griff etwas. „Geht’s wieder?“ Miku nickte und wollte sich aus der Umarmung befreien, doch er wurde sanft zurückgehalten. „Bitte, Teruki“, bat Miku leise, dem es jetzt wieder unangenehm wurde. Teruki ließ ihn los und Miku trat ein paar Schritte zurück. „Chikushoo“, murmelte er leise, als er merkte, wie sehr er zitterte. Er drehte etwas den Kopf und entdeckte ihre Koffer, die neben der Straße standen. Das Taxi war weg und auch von Kanon und Bou fehlte jede Spur. „Wo sind denn Kanon und Bou?“, fragte Miku leise mit zittriger Stimme. „Sie kommen gleich wieder“, meinte Teruki und betrachtete Miku besorgt. „Ist wirklich alles okay?“ Miku nickte und versuchte zu lächeln, doch anscheinend hatte er kläglich versagt, denn Teruki kam auf ihn zu und ehe Miku sich versah wurde er auch schon wieder umarmt. In ihm stieg wieder die Panik hoch, er stolperte keuchend zurück. „Gomen, Miku. Ich…“ „Komm ja nicht näher!“, rief Miku atemlos und Teruki, der gerade vorsichtig auf seinen Freund zugehen wollte, blieb erschrocken stehen. Er starrte Miku entgeistert und zugleich verwirrt an. Miku beruhigte sich wieder etwas und entdeckte Terukis Blick. Tränen stiegen in ihm auf. „Gomen, Teruki. Ich wollte dich nicht anschreien.“ Er schämte sich. War er etwa immer noch so verwirrt von dem, was da im Taxi passiert war, dass er jetzt schon Teruki aus lauter Panik und Angst anschrie? Wieso? Wieso er? Und wo war Bou? Miku ging in die Hocke und vergrub sein Gesicht. Er wollte nicht, dass Teruki ihn so sah. Es waren Tränen der Verzweiflung. Miku hatte das Gefühl, als ob der Berg an Problemen, die er mit sich trug, von Tag zu Tag immer mehr ins Unermessliche wuchs. Jemand umarmte ihn. Es war aber nicht Teruki, der ihn da in den Armen hielt. Miku entspannte sich. Er genoss einfach nur die beruhigende Wärme, die er sich so sehr herbeigesehnt hatte und drückte Bou fest an sich. Er wollte ihn nie wieder missen. Mikus Kopf wurde leicht angehoben und bevor er reagieren konnte, hatte Bou seine Lippen schon auf die seinen gepresst. Miku erwiderte und er hatte das Gefühl, als ob alle Sorgen von ihm abfielen. Nach einer Weile löste Bou den Kuss und begann, Mikus Gesicht von den Tränen zu trocknen. „Lass das, Bou“, murmelte Miku verlegen, der die neugierigen Blicke der Passanten auf sich spürte. Doch Bou war nicht davon abzuhalten und so war das Gesicht des Sängers nach wenigen Augenblicken wieder trocken. Bou strich ihm noch eine Strähne aus dem Gesicht, dann ließ er seinen Arm wieder sinken. Er betrachtete Miku eingehend. Miku schaute weg und entdeckte nun auch Kanon, der mit verschränkten Armen neben Teruki stand und schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein, doch auch sein Blick war auf Miku geheftet. „Wie geht es dir?“ Miku blickte wieder zu Bou. „Nyappy.“ Bou sah kurz weg. Aus den Augenwinkeln erkannte Miku, wie sich Kanon und Teruki langsam entfernten. Der Blondschopf wandte sich wieder seinem Freund zu. „Lüg mich nicht an.“ „Wieso sollte ich dich anlügen?“ „Weil du nicht gerade danach aussiehst, als ob du nyappy wärst“, entgegnete Bou entschieden. „So, und warum fragst du mich denn dann, wenn du die Antwort bereits kennst?“ „Weil ich mir Sorgen um dich mache!“ Bou seufzte. „Kannst du mir mal den Grund verraten, warum du dich nicht gewehrt hast?“ Miku hatte schon geahnt, dass Bou irgendwann diese Frage stellen würde, musste jedoch kurz überlegen, wie er es am besten ausdrücken sollte. „Ich weiß es nicht“, begann er zögernd. „Ich war vor Angst wie gelähmt und ich kann es immer noch nicht begreifen, was da geschehen ist.“ Wenn er jetzt über das Geschehene nachdachte, kam es ihm so vor, als ob das alles nicht wirklich passiert war, eher wie ein Stummfilm in schwarz-weiß. Doch der Schock saß ihm immer noch in allen Gliedern und obwohl Bou ihn gerade umarmt hatte und er dessen Nähe genoss, war es ihm auf irgendeine Art unangenehm, dass Bou so dicht vor ihm hockte. Die Stellen, die dieser Typ mit seiner schleimigen Hand berührt hatte, brannten immer noch und durch die unangenehmen, intimen Berührungen fühlte er sich beschmutzt. „Möchtest du darüber reden, Akiharu?“, fragte Bou leise. Miku sah ihn an, denn es kam selten vor, dass er mit seinem richtigen Namen angeredet wurde. Nur Bou hatte sich angewöhnt, ihn so anzusprechen, wenn ihm etwas sehr ernst war oder er sich ernsthaft um Miku sorgte. Miku schüttelte den Kopf und erhob sich. „Nein, ich will nicht, danke.“ Auch Bou stellte sich wieder hin und ging auf Miku zu, der jedoch erkannt hatte, was dieser vorhatte. Abwehrend hob Miku die Hände und trat zurück. „Bitte, Bou.“ Bou blieb betroffen stehen. „Gomen, Bou. Ich möchte dich nicht verletzten. Es ist nur so, ich…“ Miku stockte. „Du brauchst mir nichts erklären“, meinte Bou sanft und hielt ihm eine Hand hin. „Aber das hier musst du annehmen. Oder hast du etwas gegen Händchen halten?“ Miku seufzte leise und griff nach Bous Hand. „Nein. Und wenn, dann sage ich es dir schon.“ Das war glatt gelogen. Es kribbelte unangenehm in seiner Hand, als Bou sie nahm, und er wollte sie wieder zurückziehen, doch dann würde er Bou verletzen. Und das wollte er nicht. Bou lächelte. „Komm, wir gehen zu den anderen.“ Er wollte schon losgehen, doch Miku hielt ihn zurück. „Was ist denn noch?“ Miku schaute verlegen weg. „Ich wollte mich noch bei dir bedanken.“ „Wofür denn?“ „Dafür, dass du….für das, was da im Taxi passiert ist“, meinte Miku und sah Bou wieder an. „Ach, Miku. Dafür bin ich doch da. Nur ich hätte diesen Mann ernsthaft verletzt, wenn Kanon mich nicht davon abgehalten hätte“, murrte Bou. „Wo warst du eigentlich eben mit Kanon?“ Bou seufzte. „Das ist jetzt nicht so wichtig. Aber ich habe mir was zusammengereimt, als Kanon danach gefragt hatte, wieso ich diesen Typen angegriffen hätte. Er hat mich nämlich richtig angeschrien und ich musste ihm irgendetwas erzählen, denn sonst würde ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr unter den Lebenden weilen.“ Miku beobachtete abwesend, wie eine Gruppe Inder einige hundert Meter entfernt den Flughafen durch den Haupteingang betraten. Bou hatte sich seinetwegen mit Kanon gestritten. Er wusste selbst, dass der Bassist Gewalt verabscheute. „Miku?“ Der Sänger blickte zu dem Blondschopf. „Hai?“ „Kanon und Teruki müssen aber die Wahrheit erfahren. Ich möchte nicht, dass es zwischen uns zu Streitigkeiten kommt, während wir auf Tournee sind. Das können wir uns nicht leisten. Außerdem möchte ich, dass sie es von dir hören.“ Miku schluckte unbehagen. „Und so, wie ich dich kenne, möchtest du bestimmt, dass ich es so schnell wie möglich mache.“ Bou nickte und legte Miku eine hand auf die Schulter. „Ich weiß, es wird dir schwer fallen, doch vertraue mir. Es tut gut, wenn man es einmal von der Seele geredet hat.“ Seufzend nickte Miku. „Gut. Aber nur dir zuliebe.“ Bou lächelte. „Das reicht ja schon.“ Sie griffen nach ihren Koffern und betraten das Hauptgebäude des Flughafens. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Anm.: ich hoffe, dass euch dieses kapitel gefällt^^" zumächst ist mir nicht leicht gefallen die szene im taxi zu schreiben, denn ich wollte es Miku einfach nicht antun miku, ich verspreche dir...ich mache es wieda gut!! xDD ich habe versucht, es so authentisch wie möglich zu schreiben ^.^ an alle die bisher tapfer gelesen haben vielen vielen dank!! *an alle kense verteil* ^.^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)