Chaos On Tour von _miku-kun_ (~~True Lies~~) ================================================================================ Kapitel 13: Helsinki -------------------- nyo~ dieses kapitel ist etwas länger als die anderen, ich hoffe ihr haltet das durch *lachflash* ich habe lange hin und her überlegt was nun als nächstes geschen könnte da ich so langsam aba sicher den überblick über meine eigene ff verliere xDD ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 13. Helsinki //Wieso ich?//, dachte Miku ärgerlich, während heißes Wasser auf ihn einschlug. //Wieso nur immer ich?// Er stand nun schon seit einer dreiviertel Stunde unter der Dusche, mit dem Versuch, seine Gefühle in den Griff zu bekommen. Was aber gar nicht so einfach war. Er hatte nach dem Fanservice nur an Kanon denken müssen, es war ihm sogar schwer gefallen, ihn anzusehen. Auf der Bühne war es Miku noch einigermaßen leicht gefallen, so zu tun, als ob nichts wäre, aber vor seinen Bandkollegen war das ein echt hartes Stück Arbeit gewesen. Sein Herz schlug Sturm, wenn er mit Kanon redete, - bzw. reden musste. „He, Miku! Lebst du noch?“, ertönte auf einmal genau die Stimme, die er jetzt am wenigsten hören wollte. Miku stellte das Wasser ab und griff nach einem Handtuch. „Bin gleich soweit“, rief er und er konnte hören, wie sich Kanon wieder von der Badtür entfernte. Doch anstatt sich zu beeilen, ließ er sich Zeit und trocknete seinen Körper sogar dreimal ab, bevor er in seine Boxer-Short schlüpfte. Zu allem Übel, das ihn die letzten Tage heimgesucht hatte, kam noch erschwerend hinzu, dass er allein mit dem Schwarzhaarigen in einem Zimmer schlafen musste. Bou hatte nämlich ausdrücklich darauf bestanden, mit Teruki in eins zu kommen. Miku vermutete stark, dass dies wieder einer dieser dämlichen Verkuppelungsversuche war. Außerdem war sein kleiner, schwarzer, nicht zu ersetzender MP3-Player unauffindbar. //Mach einfach das Beste draus//, redete sich der zierliche Vocal ein, während er die Tür aufschloss. //Ein Gutes hat es doch. Du kannst ihn morgen früh davon abhalten, zu Bou zu laufen, um Wecker zu spielen.// „Wow, ein ’gleich` bedeutet bei dir also `ne Viertelstunde. Gut zu wissen.“ Kanon hockte lächelnd auf seinem Bett. „Na und? Immerhin lege ICH Wert auf mein Äußeres“, gab Miku zurück, spürte, wie sein Herz schneller schlug. Er wusste selbst nicht, warum er das jetzt gesagt hatte. //Kanon sieht einfach umwerfend aus, er – Halt!! So darf ich erst gar nicht anfangen!// Ohne, dass er weiter über Kanons Aussehen nachgrübeln konnte, wurde er von diesem aufs Bett gezogen, sodass Miku genau über ihm lag, die Hände hatte er gerade noch über dessen Schultern aufstützen können. Kanon grinste ihn an. „Nimm das sofort zurück.“ Miku sah in Kanons dunkle Augen. „Ich denke erst gar nicht dran.“ Kanon drehte den Vocal schnell, aber sanft, auf den Rücken und beugte sich über diesen. „Also findest du, dass ich ein hässliches Entlein bin.“ Miku runzelte die Stirn und versuchte sich den Bassisten als hässliches Entlein vorzustellen, das seelenruhig und brav auf einem See herumplantschte. Unwillkürlich musste er lächeln. „Natürlich nicht.“ //Und jetzt geh endlich runter von mir!// Kanon tippte ihm schmunzelnd auf die Nasespitze. „Dann findest du mich also…sagen wir mal…anziehend und gut aussehend?“ Miku errötete, was Kanon dazu veranlasste, den Kopf auf die Seite zu legen. „Wow, du wirst sogar rot. Dann muss es ja stimmen.“ Er grinste frech. „Das stammt nur von dem heißen Wasser“, murmelte Miku, obwohl er genau wusste, dass dem nicht so war. „Klar“, meinte der Schwarzhaarige sarkastisch. „Wenn 20 Minuten nach dem Duschen vergangen sind, ist die immer noch so heiß, dass du rot wirst.“ Kanon fuhr mit dem Finger von der Nase zu Mikus Lippen, wo er einen Moment verharrte, und ihn dann zurückzog. „Sach’ mal“, sagte er nachdenklich. „Du hast noch nichts über den Fanservice gesagt.“ Miku schluckte unbehagen. //War ja klar, dass das kommen musste.// „Was soll man schon groß darüber sagen“, nuschelte er leise. „Ob dir das gefallen hat, zum Beispiel.“ Kanon ließ sich neben Miku sinken, rutschte etwas tiefer und legte seinen Kopf auf Mikus Bauch. Mit einem Arm kuschelte er sich an ihn. Miku überlegte, was er jetzt tun sollte und da er zu keinem anderen Ergebnis mehr tendierte als zu diesem, legte er eine Hand auf die Schulter des Bassisten, was diesen leicht zusammenzucken ließ. Erschrocken zog Miku seine Hand wieder zurück. „Habe ich was falsch gemacht?“ „Nein.“ Kanon griff lächelnd nach Mikus Hand und legte diese wieder auf seine Schulter. Bevor er sie losließ, strich er noch einmal sanft darüber. „Ich habe mich nur gewundert, das ist alles.“ Miku lächelte verlegen. Kanons Nähe brachte das Blut in seinen Adern zum Rauschen. Zaghaft fing er an, Kanon über die Schulter zu streichen. Dieser schloss zufrieden grinsend die Augen. Auch Miku genoss es, das musste er selbst zugeben. Die Wärme, die von Kanons Körper ausging, und auch die gleichmäßigen, sanften Bewegungen dessen Brustkorbes beim Atmen, entspannten ihn. Eine Weile hatten sie da gelegen, miteinander gekuschelt. Miku wäre beinahe eingeschlafen, wenn Kanon ihn nicht auf einmal angesprochen hätte. „Du hast mir immer noch nicht geantwortet.“ Sie sahen sich an. Miku ließ seine Hand sinken „Kann ich offen reden?“ Kanon nickte verwundert. „Klar. „Also. Ich…“ Miku errötete und wich Kanons Blick aus. „Ich mag es, dich zu küssen. Ehrlich. Aber ich bin mir über meine Gefühle noch nicht im Klaren. Ich habe dich sehr gern, Shinya. Ich weiß auch nicht warum, aber seit Snow Scene konnte ich nicht aufhören an dich zu denken und…ach! Ich weiß auch nicht!“ „Aber ich weiß es.“ Kanon fuhr Miku sanft lächelnd durchs Haar. „Aha“, brummte dieser. „Dann klär’ mich doch mal bitte auf.“ „Gern!“ Der Schwarzhaarige lachte auf und beugte sich über seinen Freund und Bandkollegen. „Du bist dabei, dich in mich zu verlieben!“ Für diese Äußerung erntete er einen erschrockenen Blick Mikus. „Aber Kanon! Ich - “ Zum dritten Mal, innerhalb von zwei Tagen, spürte er die weichen Lippen des sonst so schroffen Kanons auf den seinen und ohne wirklich zu wissen, was er da tat, erwiderte er. Kanon bat mit seiner Zunge um Einlass, den Miku schüchtern gewährte. Sanft umspielte er dessen Zunge, forderte sie zum Spielen auf, was Mikus Herz immer schneller schlugen ließ. Mit seinen Fingern glitt er über Mikus Brustwarzen, um dort zu verharren und diese zu massieren. Eine Woge aus unerträglicher Hitze durchflutete Miku, und trotzdem riefen Kanons zärtliche Berührungen auf ihm eine Gänsehaut hervor. „Lass das“, murmelte Miku und löste sich, der das alles nicht mehr wollte. Doch Kanon fing an, ihn erneut zu küssen, dieses Mal jedoch ungestümer. „Kanon. Hör auf!“, wehrte sich Miku und drehte seinen Kopf weg, und, anstatt auf ihn zu hören, wanderte Kanon mit seinen Händen immer tiefer und ließ seine Lippen über Mikus Hals wandern, der jetzt ausgestreckt vor ihm lag. Miku, dem bewusst wurde, dass Kanon gar nicht mehr zu bremsen war, wusste sich nicht anders zu helfen, als diesen heftig von sich zu stoßen. Schnell setzte er sich auf, bevor Kanon auf die Idee kommen könnte, sich erneut auf ihn zu stürzen. „Hör bitte auf“, flehte Miku verängstigt. Er sah erneut die Szene im Waschraum der Konzerthalle vor sich, wo Kanon genau so ungestüm gewesen war. Kanon war Mikus Angst nicht entgangen und wandte schuldbewusst seinen Blick ab. „Tut mir Leid.“ „Schon okay.“ Etwas anderes, was er sagen konnte, wollte ihm nicht einfallen. Der Kuss hatte Miku gefallen, doch das war auch alles gewesen. Die sanften Berührungen hatten etwas in ihm hervorgerufen, von dem er schon wieder nicht wusste, was es war: auf alle Fälle fühlte er sich unbehagen. Kanon krabbelte unter die weiße Bettdecke und legte sich auf den Rücken. Den Kopf drehte er zu Miku. „Sollen wir jetzt endlich schlafen?“ Er lächelte leicht. „Gern“, sagte Miku, hüpfte rüber zu seinem Bett und schlüpfte unter die Decke. Nachdem Kanon das Licht ausgemacht hatte, rollte er sich zusammen und schloss die Augen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie müde er war und sein letzter Gedanke bevor er einschlief, galt den letzten zwei Konzerten und dass er am nächsten Tag etwas tun musste, was er schon lange hätte machen sollen. Denn wenn alles zu seinen Gunsten laufen und Teruki Recht haben sollte, hätte er dann ein Problem weniger, um das er sich kümmern musste. „Puh, endlich keinen Stress mehr.“ Teruki ließ sich erleichtert auf einen Stuhl fallen. Er beugte sich vor und streckte seine Arme über den Tisch. Nach und nach trudelten auch seine Kollegen im Backstage-Room auf, mindestens genau so erschöpft. „Wenn ich noch einmal das Wort Autogramme höre, schreie ich“, murrte Kanon und wollte sich gerade auf die Sitzbank zwischen Wand und Tisch häuslich niederlassen, als einer vom Staff hereinkam und sich entschuldigend verbeugte. „Verzeiht bitte die Störung“, sagte dieser und wandte sich sofort Kanon zu. „Ein Fan hat sich gerade beschwert, dass du bei ihr vergessen hättest zu unterschreiben.“ Miku und Bou prusteten los. Kanon warf den zweien noch einen vernichtenden Blick zu, bevor er mit dem Mann verschwand, um seinen Fehler wieder gut zu machen. „Es trifft irgendwie immer Kanon, kann das sein?“ Der Blondschopf setzte sich grinsend neben Teruki und der Vocal ließ alle Ereignisse des heutigen Tages Revue passieren – und musste Bou Recht geben. Egal, ob zunächst im Flugzeug, wo Kanon fälschlicherweise einen Platz neben einer alten Dame zugewiesen bekommen hatte und daraufhin deren Geplapper in irgendeiner exotischen Sprache über drei Stunden lang ertragen musste. Oder die zwei Reporter, die ihn beim Interview regelrecht ignoriert, ihre Fragen nur an die anderen drei gestellt hatten. Soundcheck und Autogrammstunde waren dagegen noch ein Spaziergang gewesen, wo Kanon nur rumgezickt hatte, weil erst sein Verstärker und dann noch sein Stift nicht so richtig funktionieren wollte. „Warum freust du dich darüber eigentlich so, Bou?“, fragte Teruki und schielte zu diesem rüber. „Ich find’s lustig.“ „Und findest du es auch lustig, wenn Kanon seine Gereiztheit gleich wieder an dir auslassen wird?“ Das breite Grinsen verschwand und der Blondschopf zog eine Schnute wie sieben Tage Regenwetter. „Nee.“ „Also. Benimm dich gefälligst.“ „Ich benehme mich doch!“, beschwerte sich Bou beleidigt. „Was mache ich denn?“ „Du bist überhaupt nicht ausgelastet, bist total aufdringlich.“ Teruki erhob sich, ging um den Tisch herum, weiter zur Tür. „Wohin willst du?“, wollte Miku neugierig wissen. „Nur kurz telefonieren“, antwortete Teruki lächelnd und ging. „Tse.“ Bou schüttelte verwirrt den Kopf. „Versteh’ einer mal diesen Menschen.“ Miku grinste. Er fand das Verhältnis zwischen Bou und Teruki einfach nur amüsant. Beide waren darauf bedacht, sich nicht mit dem anderen zu streiten und sich auch keine vernünftigen Beleidigungen an den Kopf zu werfen. „Warum grinst du so, Miku-chan?“ „Ich frage mich nur, wieso du dich nicht richtig mit Teruki streiten kannst.“ „Nani? Ist das so?“ Bou machte große Augen, Miku nickte zustimmend und setzte sich auf die Sitzbank, Bou gegenüber. „Immer, wenn ihr kurz davor seid, macht einer von euch den Rückzieher. In diesem Fall wohl Teruki.“ Er grinste. „Wow, das ist mir noch nie aufgefallen“, sagte Bou voller Verwunderung. „Du hast eine echt gute Menschenkenntnis, Miku-chan. Fast schon zu gut. Da kriegt man ja richtig Angst.“ Miku griff lachend nach der Chip-Packung, die mitten auf dem hölzernen Tisch lag, und stopfte sich einige in den Mund. Genau in diesem Moment betrat ein missmutiger Kanon den Raum. Miku und Bou wandten sich ihm zu. „Und? War es so schlimm?“, fragte Bou und grinste frech. „Frag nicht“, knurrte dieser, machte es sich neben Miku auf der Sitzbank bequem und streckte sich. Sein Blick wanderte vom enttäuscht aussehenden Bou – warum auch immer – zu der Chip-Tüte in Mikus Hand, der immer wieder lustlos in diese hineingriff, um sich wenigstens etwas zu beschäftigen. „Gibst du mir was von deinem Frustfutter ab?“ „Wieso Frustfutter?“, wollte Miku irritiert wissen, hielt ihm jedoch besagtes Objekt direkt unter die Nase, in die der Bassist auch sofort hineingriff. „Nur so“, meinte er dann, genüsslich kauend. Suchend sah er sich um. „Wo ist eigentlich Teruki?“ „Geplatzt“, kam es zeitgleich von Bou und Miku. „Cool.“ Kanon grinste und holte sein Handy hervor. Miku und Bou sahen sich an und seufzten. //So langsam frage ich mich, ob Kanon nicht schon längst süchtig ist, so oft wie der spielt...// Bou musste wohl auch eingesehen haben, dass es keinen Sinn hatte, nur untätig herumzusitzen und darauf zu warten, dass es endlich losging – was allerdings noch 2 Stunden dauerte -, und holte einen MP3-Player hervor. Der Vocal betrachtete ihn gelangweilt und desinteressiert. Doch auf einmal änderte sich Letzteres. „Hey“, rief er aufgebracht und erstaunt, starrte Bou mit weit aufgerissenen Augen an. „Das ist ja meiner!“ Bou sah auf, lächelte verlegen. „Ich habe ihn in Paris im Zimmer gefunden. Teruki muss ihn wohl da vergessen haben.“ Er setzte seinen berüchtigten Dackelblick auf. „Darf ich trotzdem?“ „Klar“, sagte Miku lächelnd, doch innerlich war er dabei, einer gewissen Person den Hals umzudrehen. Wenn Teruki den beschriebenen Zettel mit seinen Gefühlen nicht gefunden hätten, dann wüssten die anderen jetzt nicht so genau über ihn Bescheid. Und dann auch noch den MP3-Player! Wenn Bou nicht gewesen wäre, dann... Miku schüttelte den Kopf, um diesen schrecklichen Gedanken zu vertreiben. Aber wer weiß, was er noch alles dort – dank Teruki – vergessen hatte. //Vielleicht sollte ich heute Nacht mal nachsehen, ob noch alles da ist...// „Miku, mach mal Platz. Ich will mich hinlegen, “ unterbrach ihn Kanons, etwas abwesend klingende, Stimme. Der Vocal zeigte ihm den Vogel. „Du spinnst doch. Ich war hier als Erster.“ „Dann machen wir es halt anders...“ Kanon, das Display seines Handys nicht aus den Augen lassend, hob seine Beine auf die Sitzbank, streckte sie aus – und zu Mikus Entsetzen legte er den Kopf in dessen Schoß. „Kanon!“, ächzte Miku, sein Herz machte jedoch einen verräterischen Hüpfer. Kanon hatte sich dazu aufraffen können, sein Handy beiseite zu legen. Und schloss zufrieden seufzend die Augen. „Also, ich finde es hier sehr bequem. Und jetzt zapple nicht so viel, ich will schlafen!“ Grummelnd betrachtete Miku den Schwarzhaarigen. //Er sieht echt fertig aus//, dachte der Vocal betrübt. //Aber nach diesem Stress ist das auch kein Wunder.// Miku spürte ein leichtes Stechen in seinem Oberschenkel und wollte sich anders hinsetzen, doch der Kopf des Bassisten störte. „Uhm, Kanon?“, fragte er zaghaft, doch es kam keine Antwort. Offenbar war Kanon längst am Schlafen. Seufzend bereitete sich Miku innerlich schon mal auf ein verspanntes Bein vor. //Egal.// Er betrachtete den schlafenden Kanon, dessen Mund leicht auf stand, schmunzelnd. //Wenigstens hat er es bequem.// Miku hob seinen Kopf und dabei fiel sein Blick auf Bou, der den Vocal schon länger mit einem sanften Lächeln im Gesicht beobachtet hatte, wie er mit der ganzen Situation – namentlich auch Kanon genannt – umging. Miku musste kein großer Menschenkenner sein, um die Verletztheit und den Schmerz in dessen kleinen, unschuldigen Augen zu erkennen, und wandte sich beschämt ab. Er wünschte, Kanon hatte ihn nie als Kissen beansprucht. //Wenn Bou wenigstens nicht im Raum wäre. Weiß Kanon denn nicht, dass er ihm damit ziemlich weh tut? Oder macht er das mit Absicht? ...Vielleicht will er aber auch nur Bou demonstrieren, dass ich nichts gegen ihn habe und er sogar Chancen bei mir - // Miku brach seinen Gedankengang abrupt ab, während sein Magen sich zu einem kleinen Klumpen unwillkürlich zusammensackte. Die Vorstellung, mit dem Bassisten tatsächlich zusammen zu sein, ihn tatsächlich zu lieben, war absurd. Miku spürte, wie Kanon sich zu ihm umdrehte und etwas oberhalb seiner Hüfte einen Arm um ihn schlang und sich an ihn schmiegte, als wäre er ein Riesenkuscheltier. Miku erstarrte. Da ihm nichts anderes einfiel, was er mit seinen Händen machten sollte, mit denen er die ganze Zeit schon rumgespielt hatte, legte er sie vorsichtig auf Kanons Schulter. „Wieso bist du so verklemmt?“ Wie auf frischer Tat ertappt, sah Miku erschrocken zu Bou auf und lächelte verlegen. „Keine Ahnung“, antwortete er und wandte seinen Blick wieder Kanons friedlich aussehendem Gesicht zu. „Das musst du aber nicht meinetwegen sein“, sagte der Blondschopf weiter. „Mir macht das nichts aus, ehrlich. Ich - “ „Das ist eine Lüge“, fiel Miku ihm schroff ins Wort. „Du bist verletzt – das sieht selbst ein Blinder mit einem Krückstock! Warum gibst du uns denn keine Chance mehr? Ich habe dir doch gesagt, dass der Kuss auf dem Eiffelturm von Kanon ausging und - “ „Schon vergessen? DU hast ihn doch ständig angestarrt – OHNE, dass es dir aufgefallen sein sollte. Sieh es doch endlich ein!“ „Schön! Und wenn es so sein sollte. Warum kämpfst du denn nicht um mich? Ich zumindest würde es bei dir machen.“ „Weil...“ Bou stiegen Tränen in die Augen, gegen die er anzukämpfen versuchte. „Weil ich gegen Kanon immer verliere!“ Das erstaunte Miku. „Wenn du immer gegen Kanon verlierst, warum hast du mich denn bekommen? Und nicht Kanon...“ „Das war pures Glück.“ „Glück?“ Bou nickte. „Wenn ich dir nicht als Erster meine Liebe gestanden hätte, hättest du dich bestimmt auf Kanon eingelassen. Wusstest du, dass er dir eine Woche später dir auch seine Gefühle gestehen wollte? Aber er hat es gelassen.“ Bou konnte nicht mehr gegen die Tränen ankämpfen. Sie flossen nun unaufhaltsam an seinem mädchenhaft wirkenden Gesicht herunter. Miku sah eine Sekunde lang zu Kanon, vorsichtshalber nachschauend, ob dieser noch am Schlafen war. Er hatte nämlich keine Lust, dass ausgerechnet er ihren kleinen Streit mitbekommen musste. Dann sah er wieder zu Bou, der weiter über das redete, was er schon längst hatte loswerden wollen. „Er hat es dir nicht gesagt, weil er wusste, dass du mich nehmen würdest. Er hat es dir aus Liebe nicht gesagt, weil er dich nicht verletzen wollte.“ Miku hörte nur noch mit einem Ohr zu. Er wusste zwar längst, was Kanon für ihn empfand, doch erst jetzt begriff er, wie sich dieser in den letzten sechs Monaten wirklich gefühlt haben muss. Und dieses Gefühl tat verdammt weh. Die Tür öffnete sich und Miku sah zu Teruki, der grinsend hereingekommen war. Doch sein Blick wurde ernster, als er Bous Tränenfluss entdeckte. „Bou, was ist los?“, fragte er besorgt, doch statt zu Antworten wischte sich der Blondschopf nur das verräterische Nass fort. Verwirrt sah Teruki zu Miku mit einem schlafenden Kanon im Schoß. Nur um darauf noch verpeilter drein zu schauen. Er schien etwas sagen zu wollen, doch offensichtlich fand er nicht die richtigen Worte, denn er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. „Sag bloß, ihr seid jetzt endlich ein Paar“, stieß er dann nach einer Weile atemlos hervor. „Nein, natürlich nicht“, erwiderte Miku. Er zog eine Augenbraue hoch und sah Teruki skeptisch an. „Und was heißt hier `jetzt endlich`?“ Teruki schaffte es zu einem Lächeln. „Dann könnte ich dich ja auch fragen, was du mit `Nein, natürlich nicht` meinst.“ Miku zog eine beleidigte Schnute und schwieg. Gegen Teruki kam er einfach nicht an. „Und wie hat Kanon es geschafft, dich als Kissen zu benutzen?“ „Kennst ihn doch“, murrte Miku. „Er setzt sich immer durch.“ „Nee, mein Lieber.“ Teruki lachte und zwinkerte ihm zu. „Nur bei dir.“ „Er hat sich einfach da unten breit gemacht! Ich bin unschuldig“, rief Miku zu seiner Verteidigung hervor. „Ganz so unschuldig bist du aber auch nicht.“ „Wieso?“ „Scheuch’ ihn da doch einfach runter, wenn du das nicht willst.“ „Geht nicht.“ „Wieso?“ „Wenn ich ihn wecke, benimmt er sich bestimmt wie Bou.“ Dafür erntete er einen tödlichen Blick der besagten Person. Teruki setzte sich neben Bou, nicht ohne diesen vorher noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Doch dieser schaute nun so ausdruckslos drein, dass er es schnell aufgab. „Wo warst du eigentlich?“, fragte Miku und versuchte, Kanons Kopf zu ignorieren, der sich allmählich in seinen Magen bohrte. „Telefonieren.“ „Mit Sonoko?“ Teruki nickte und sah auf seine Armbanduhr. „Leute. Sollen wir uns nicht langsam mal fertig machen?“ „Schön. Und wer weckt Kanon?“ „Ich mach’s!“ Bous Hand schnellte nach oben. „Dann kann ich mich endlich mal revangieren.“ Er grinste fies, doch Teruki winkte ab. „Ich glaube, es ist besser, wenn Miku das macht. Die Wahrscheinlichkeit auf Schlechte Laune à la Kanon wird sehr geringer sein, als wenn es einer von uns beiden macht. Und ich habe keine Lust auf ein Konzert mit einem mies gelaunten Bassisten!“ Auf Bous enttäuschten und traurigen Blick hin fügte er noch schnell hinzu: „Und auf einen traurigen Gitarristen auch nicht.“ Er griff nach Bous Hand, um diesen vom Stuhl hochzuziehen. „Lass uns schon mal vorgehen. Das könnte sich nur noch um Jahre handeln.“ Folgsam wie er nun einmal war – auch wenn es nur bei Teruki war -, verließen er und der Drummer den Raum. „War ja mal wieder klar, dass alles an mir hängen bleibt“, murmelte Miku und wandte sich dann seinem “Problem“ zu. Vorsichtig stupste er den Bassisten an. „He, Kanon. Aufwachen.“ Kanon bewegte sich etwas, wenn auch nicht viel. Miku dachte stirnrunzelnd darüber nach, wie man ihn am Besten wecken könnte. Dann grinste er. „Tja, Kanon. Gomen, aber das muss sein.“ Da er mit dem Schwarzhaarigen schon seit einer Ewigkeit ziemlich gut befreundet war, wusste er ganz genau, wo dessen Schwachstelle lag. Ohne viel Rücksicht auf Verluste nahm Miku ihm seine heiß geliebte, schwarze Sonnenbrille ab – die er phänomenaler Weise auch im Winter pausenlos trug. Warum auch immer. „Was für eine schöne Sonnenbrille du da doch hast, Kanon“, sagte er mit spielerisch klingendem Ton. Und sofort spürte er, wie ein Ruck durch den Körper des Bassisten ging und dieser aufschreckte. Alle Müdigkeit war aus seinen Augen verschwunden, als er Miku fassungslos anstarrte. „Wo ist sie?“ Grinsend hielt Miku die Sonnenbrille hoch über seinem Kopf. Kanon setzte sich auf und versuchte vergeblich, sie in die Finger zu bekommen, da Miku nun auch noch wild mit dem besagten Objekt herumfuchtelte. Kanon, der nur an seine heiß geliebte Sonnenbrille denken konnte, vergaß dadurch, dass er Miku nur am Arm packen musste, um sein Ziel zu erreichen. „Mikuuu“, jammerte er. Dieser dachte jedoch nicht einmal im Traum daran und genoss es, dass der sonst immer so cool und lässig wirkende Kanon auch ganz anders sein konnte. „Wenn du sie mir jetzt nicht sofort wiedergibst, dann...“ „Was dann?“, lachte der Vocal. Kanon kniff die Augen zu engen Schlitzen zusammen. „Dann...küsse ich dich!“ „Ach du Schreck!“ Schnell gab Miku Kanon seine Brille wieder, die er – o Wunder – nicht aufsetzte, sondern erst einmal auf den Tisch legte. Schön weit weg von Miku, wohlgemerkt. Bettelnd sah er Miku an. „Bekomme ich trotzdem einen?“ Miku musterte ihn eingehend und musste grinsen. „Dein Dackelblick ist noch nicht einmal annähernd so gut wie Bous.“ „Ich warte.“ Miku seufzte. Da hatte er den Salat. „Nur, wenn du dann nyappy bist und auch zu den anderen beiden nett bist – vor allem zu Bou!“, forderte er. „Wenn das alles ist...“ Kanon setze sich auf Mikus Schoß und küsste ihn. Seine Arme legte er um Mikus Hals. Mit seiner Zunge bat er gierig um Einlass, und Miku forderte ihn darauf zu einem heißen Spiel auf. Der Vocal wusste nicht, warum, doch er fand es seltsamerweise so gut, dass er sich wünschte, die Zeit möge stehen bleiben. ***Flashback VII** Erdrückende Hitze empfing die vier Member von AnCafe, als diese raus auf die dich bevölkerte Straße Tokios traten. Schnell verabschiedete sich Teruki von den anderen, aber nicht ohne Miku vorher noch einmal ausdrücklich an den Songtext zu erinnern. Kaum war dieser von der Masse verschluckt worden, redeten Kanon und Bou gleichzeitig auf den armen Miku ein, der kein einziges Wort verstand. „Stop mal, Leute!“, rief er dazwischen, um den zweien Einhalt zu gebieten. Sofort verstummten Kanon und Bou – aber auch nur, um sich giftige Blicke zuzuwerfen. Die drei konnten ja nicht ahnen, dass das nun an der Tagesordnung sein würde. „Und? Hast du Lust?“, fragte der Schwarzhaarige Miku ohne große Umschweife. „Nein, hat er nicht!“, herrschte Bou diesen an und wenn Miku nicht dazwischen gegangen wäre, wären die zwei in aller Öffentlichkeit aufeinander losgegangen. Selbst jetzt warfen einige Passanten ihnen schon irritierte Blicke zu. „Jetzt hört endlich auf! Alle beide! Was ist denn heute los mit euch?“ Kanon und Bou beruhigten sich wieder etwas. Schließlich wollte keiner der beiden riskieren, dass ihrem Liebling etwas passierte, der immer noch zwischen ihnen stand, mit ausgestreckten Armen. „Was wolltet ihr mir jetzt sagen? Und nacheinander, bitte!“, fuhr Miku schnell fort, denn beide hatten erneut dazu angesetzt, gleichzeitig zu sprechen. „Ich wollte mit dir Schwimmen gehen“, fing Kanon an. „Und ich wollte dich auf ein Eis einladen.“ Miku sah stirnrunzelnd vom einen zum anderen. Nur zu gern würde er schwimmen oder ein Eis essen gehen. Aber er wollte keine Einladung vorziehen. Doch mit Bou musste er dringend reden – heute. „Hört mal“, sagte er nach einem Moment, lächelte verlegen. „Gomen, aber ich habe keine Zeit.“ „Aber - “ „Du hast Teruki doch gehört, Kanon“, seufzte Miku. Ich muss übermorgen einen Text haben. Und bis jetzt habe ich noch nicht einmal angefangen!“ Er umarmte Kanon, um sich von ihm zu verabschieden. Als er das Gleiche mit Bou machte, flüsterte er leise: „Du weißt, wo.“ Bou zwinkerte kurz und entfernte sich. Miku stellte fest, dass er Kanon nicht Tschüß gesagt hatte. Der Vocal hatte sich schon umgedreht und wollte gerade ebenfalls gehen, als er von hinten an der Schulter gepackt und herumgerissen wurde. Er sah in Kanons bettelndes Gesicht. „Wie wäre es denn mit morgen?“ „Das...kann ich nicht versprechen“, sagte Miku. „Ich rufe dich an, wenn ich kann, hai?“ Kanon nickte zufrieden und ließ den Vocal endlich seines Weges ziehen. Nachdenklich überquerte Miku die Straße, um in die Fußgängerzone zu gelangen, in der ein noch viel größeres Treiben herrschte. //Warum ist er nur so wild darauf, mit mir schwimmen zu gehen? Er könnte doch auch Teruki fragen oder andere Freunde...Und was hat er nur mit Bou?...// Doch Miku konnte ja nicht wissen, dass sich Bou und Kanon von nun an wegen jeder Kleinigkeit streiten würden, und welche Folgen dies gut ein halbes Jahr später haben würde. Als er an der Lieblings-Eisdiele angekommen war, entdeckte er auf Anhieb den Blondschopf, dessen weißen Haare im Licht der Sonne die gleiche Wirkung hatten wie ein Leuchtsignal auf dem Meer im Sturm. Bou musste schon auf seinen Freund und Bandkollegen gewartet haben, wenn er sah ihm ungeduldig entgegen. „Hat er etwas gemerkt“, fragte der Blonde, kaum dass Miku in Hörweite war. „Nee, der peilt so was nicht“, antwortete Miku lächelnd und Bou lachte zum ersten Mal an diesem Tag. Einige Minuten vergingen, in denen sie schweigend neben der überfüllten Eisdiele standen, peinlichst darauf bedacht, den anderen nur aus den Augenwinkeln her zu beobachten. Beide wollten unbedingt miteinander reden, doch keiner traute sich den Anfang zu machen. Zudem wollte Miku nicht hier darüber sprechen. „Sollen wir uns ein Eis auf der Hand mitnehmen?“, fragte Miku, der nach einer halben Ewigkeit das Schweigen nicht mehr ertragen konnte. Bou nickte und zusammen bestellten sie sich zwei große Portionen Eis. Miku wollte der netten Dame hinter der Theke gerade das Geld geben, doch der Blondschopf neben ihm war schneller. Bou sah den überraschten Blick und grinste. „Schon vergessen? ICH habe dich eingeladen, nicht du mich.“ Sie traten beiseite, um die nächsten Kunden drankommen zu lassen. „Arigatou, Bou-chan.“ Miku schleckte genüsslich an einer Erdbeerkugel. Dann stockte er und sah Bou gequält an. „Gomen, Bou!“, jammerte er. Der Blondschopf runzelte die Stirn. „Was denn? Schmeckt dir dein Eis etwa nicht?“ „Doch, doch“, versicherte der Vocal. „Aber...“ Er warf Bou einen traurigen Blick zu. „Ich habe nur vergessen, dass du es hasst, `Bou-chan’ genannt zu werden.“ „Ach so.“ Zu Mikus Verblüffung umarmte dieser ihn lachend. „Ich hasse es auch, da hast du Recht. Aber du darfst mich gerne so nennen, Miku-chan.“ „Uhm...Bou-chan?“, stieß Miku ächzend hervor. „Hai?“ „Würde es dir was ausmachen....mich nicht gleich...umzubringen?“ „Oh, gomen.“ Bou, der nicht gemerkt hatte, dass er Miku im Eifer des Gefechts zu sehr an sich gedrückt hatte, löste sich sofort und der Vocal schnappte nach Luft. „Gomen, Miku!“, stieß Bou weinerlich hervor, aus Angst, dieser wäre nun wütend, weil er so ungeschickt war. „Schon gut.“ Der Vocal deutete grinsend auf Bous Eis, das langsam aber sicher Füße bekam. „Dein Eis ist gleich weg,“ „Oh.“ Erschrocken bemühte sich Bou nun, die ganzen Tropfen an der Waffel, die nicht gerade wenig in ihrer Anzahl waren, in seinen Mund zu befördern. Doch es half alles nichts. Keine zehn Minuten später saß Miku in der U-Bahn, mit einem quengelnden und völlig verklebten Blondschopf neben sich auf der Bank. Drei Stationen später stiegen sie wieder aus, um mit dem Bus in den Vorort zu fahren, in dem Bou lebte. Dieser hatte den Vocal nämlich dazu überredet, noch einen kleinen Spazierganz zu tätigen – bevor er sich völlig zusaute. Kaum war der Bus davon gesaust, machten sich die zwei auf den Weg durch den immerhin etwas kühleren Wald. Immer noch jammerte der kleine Blonde unaufhörlich drauf los. „Warum wischst du dir deine Hände nicht einfach ab?“, fragte Miku, der es nach einer Weile einfach nicht mehr ausgehalten hatte, entnervt. „Dann ist doch meine schöbe Hose im Eimer“, protestierte Bou lauthals. Miku seufzte. „Bleib mal stehen.“ Er griff in seine Hosentasche und holte ein Taschentuch hervor. //Wie gut für Bou, dass ich immer eins dabei habe...// „Gib mir bitte deine Hände“, forderte er und Bou streckte ihm brav seine klebrigen Hände vor. Miku betrachtete sie kurz, bevor er sich daran machte, sie zu säubern. Er konnte immer wieder nur noch über Bous Schusseligkeit staunen. „Miku. Das kann ich doch auch machen“, sagte Bou, der sich nicht gerade wohl fühlte. Er war doch kein kleines Kind mehr! „Du musst nicht...“ Ein Blick des Vocals reichte aus, um den niedlichen Gitarristen verstummen zu lassen. Erst, als er Bou größtenteils sauber bekommen hatte und das Taschentuch anschließend wieder einsteckte, sagte er: „So, wie ich dich kenne, hätte das bei dir Jahre gedauert. Außerdem kann ich es nicht ertragen, wenn du pausenlos am Jammern bist!“ Bou, der sich während dieser verbalen Attacke richtig erniedrigt gefühlt hatte, sagte ganz kleinlaut: „Gomen, Miku.“ Miku konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Sag bloß, du hast Angst vor mir.“ „Hab ich nicht“, maulte Bou. „Ich fühle mich nur richtig klein und unnütz, wenn du so was zu mir sagst.“ Ein leichter Windhauch brachte den zwei Jungs für einen kurzen Moment mehr Kühle und ließ die grün leuchtenden Blätter über ihren Köpfen sanft rascheln. „Meinst du das ernst?“ Mikus Stimme war ganz ruhig und auch sein Blick hatte etwas Sanftes an sich, doch in Wahrheit kochte er vor Wut. Er war wütend auf das, was Bou gesagt hatte. Auf dessen zögernden Nickens forderte Miku ihn mit einer knappen Geste auf, sich zu setzen und Bou ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm sinken, der neben ihnen am Wegrand lag. Sein Blick ruhte auf einer Ameise, die sich vor seinen Füßen darum bemühte, über eine weggeworfene Plastiktüte zu klettern. Dabei hätte sie auch einfach um das besagte Hindernis herumkrabbeln können. Aus den Augenwinkeln her merkte er, dass sich Miku neben ihn gesetzt hatte und ihn nun erwartungsvoll ansah. „Wie kommst du darauf?“ Auf Bous Schweigen hin legte Miku einen Arm um ihn und drückte diesen leicht an sich. „Du bist ein Baka, Bou-chan! Du hast keinen Grund, dich so klein und unnütz zu fühlen, ganz egal, was und wie ich es sage – Wenn, dann bin ich hier der Baka. Ich möchte dir nie wehtun und ich möchte auch nicht, dass du dich so fühlst. Dazu hast du kein Recht!“ Bou hob seinen Kopf und Miku sah ihn aufmunternd an. Bou lächelte. Genau das liebte er an Miku; dass er immer die richtigen Worte parat hatte und einen aufzumuntern versuchen wusste. „Hast Recht.“ „Sag ich doch!“ „Aber nicht damit, dass du dir die Schuld gibst. Du gibst dir immer die Schuld! Das darfst du nicht.“ „Wenn du meinst.“ „Hai, ich meine!“ „Aber dieses Mal hast du dir doch auch die Schuld gegeben.“ „Stimmt auch wieder.“ Sie grinsten sich an und nun schlang auch Bou einen Arm um den Vocal. Sanft strich Miku dem Blonden über den Arm und dabei fiel ihm auf, dass Bou ziemlich dünn war. Nach Mikus Meinung fast schon zu dünn. „Miku-chan?“ „Hai?“ Miku sah ihn fragend an und entdeckte auf Anhieb eine leichte Röte, die das Gesicht des Blondschopfes zierte. „Ich für meinen Teil finde, dass das gestern...nicht übel war.“ Miku spürte, wie er rot wurde. Sein Herz pochte schneller als es ohnehin tat, wenn er in Bous Nähe war. „Das finde ich auch“, sagte er ganz verlegen. Ein sanftes Lächeln huschte in Bous Gesicht. „Denkst du jetzt anders über...uns?“ Miku konnte seine Gefühle immer noch nicht so ganz verstehen, doch sie gefielen ihm sehr. „Wir könnten es zumindest mal versuchen...“ „Bist du dir sicher?“ Miku nickte. Bou sprang ihm strahlend in die Arme und knuddelte ihn so sehr, dass Miku rücklings vom Baumstamm fiel. Bou, der während dem Sturz sich nicht hatte trennen wollen, lag über ihm und dachte erst gar nicht daran, ihn loszulassen. „Uhm...Bou, würde es dir was ausmachen, mich loszulassen?“ Das hatte Miku zumindest sagen wollen, doch Bous weiche Lippen, die sich urplötzlich auf seinen Mund gepresst hatten, hinderten ihn daran. Doch das störte ihn gar nicht weiter. Gierig bat er um Einlass, den Bou auch sofort gewährte. *** Flashback VII Ende*** Das Konzert hatte mal wieder alle Erwartungen übertroffen, die Fans hatten sich mit Kreischen bei AnCafe bedankt und auch der erneute Fanservice von Miku und Kanon war reibungslos verlaufen. Nun feierte AnCafe den Erfolg dieser Tour mit dem Staff. Nach dem letzten Gig in Stockholm würden sie für eine Party keine Zeit haben, da sie sofort zurück nach Japan flogen. Teruki unterhielt sich mit Kenzo, dem Tontechniker, mit dem er sich richtig angefreundet hatte, als ihn jemand anstubste. Fragend drehte er sich zu Miku um, der direkt hinter ihm stand. In der Hand einen Plastikteller, auf dem nur ein angebissenes Hähnchen lag, doch Krümel und kleine Überreste verrieten, dass er wohl mal randvoll gewesen sein musste. „Ach, unser kleiner Fresssack lässt sich mal blicken“, begrüßte Teruki ihn grinsend. „Ich bin kein Fresssack!“, beschwerte sich Miku beleidigt, doch er biss sofort in das Hähnchen und mampfte vor sich hin. Kenzo und Teruki lachten. „Wie kannst du eigentlich so viel essen?“, fragte Kenzo Miku neugierig. „Weiß nicht“, murrte Miku und stopfte sich den Rest in den Mund. Nachdem er wieder einigermaßen frei sprechen konnte, wandte er sich an Teruki und sagte: „Ich brauche deine Hilfe. Kenzo, wärest du wohl damit einverstanden, wenn ich ihn dir kurz klaue?“ Kenzo nickte, wenn auch irritiert, und als Dank für seine Zustimmung drückte Miku ihm den leeren Plastikteller in die Hand. Er bedeutete Teruki ihm zu folgen und gemeinsam zwängten sie sich zwischen den anderen hindurch, Miku ging sogar am Buffet vorbei, ohne irgendeine leckere Köstlichkeit mitzunehmen, aber nicht ohne einen sehnsüchtigen Blick darauf zu werfen. „Wo sind Bou und Kanon eigentlich?“ „Bou wird mal wieder umschwärmt, nehme ich an. Bei Kanon weiß ich es nicht.“ Miku öffnete eine Tür und sie traten hinaus ins Kalte und sofort erübrigte sich die Frage. Teruki blieb stöhnend stehen, um das Ganze in Ruhe betrachten zu können. „Irgendwie war das klar.“ Miku brachte es nur zu einem zustimmendem Nicken. Ihr Bassist stand etwas abseits der Tür, in der Hand eine wohl nicht ganz so unschuldig wirken lassende Flasche. Um ihn herum eine vierköpfige Bande, alle längst besoffen. Miku zerrte den Ältesten schnell weiter, damit dieser erst gar nicht in Versuchung kam, zu Kanon zu stürmen und diesen darauf aufmerksam zu machen, dass sie morgen noch ein Konzert hatten. Sie bogen um eine Ecke und blieben stehen. Teruki sah sich um, konnte jedoch nichts außer einem leeren Parkplatz und kahlen Bäumen entdecken. „Was sollen wir hier?“, fragte er und stutzte, als er Mikus angespanntes und nervös wirkendes Gesicht entdeckte, seine Augen verrieten seine Hilflosigkeit. „Miku...“ „Teruki, ich brauche deinen Rat.“, sagte der Jüngere ohne große Umschweife. „In zwei Dingen.“ „Okay, dann schieß mal los.“ „Ich...“ Miku stockte kurz, wich Terukis leicht besorgten Blick aus. Er wollte nicht, dass dieser die langsam aufsteigenden Tränen der Verzweiflung sah. „Ich muss dir und Bou Recht geben. Ich habe lange dagegen angekämpft und wollte es zunächst selbst nicht glauben. Aber jetzt weiß ich es besser, ich weiß nur nicht wie ich damit umgehen soll. Ich - “ Teruki, der nur Bahnhof verstanden hatte, packte ihn an den Schultern, drehte ihn zu sich um und sah diesen eindringlich an. „Wovon sprichst du, verdammt?“ „Ich glaube, ich liebe Kanon“, schluchzte Miku auf, was ausreichte, um Teruki für einen kurzen Moment sprachlos zu erleben. „Wieso glaubst du das nur?“ „Weil es sich genau so anfühlt wie bei Bou – aber mit einem Unterschied. Ich will ihn nicht lieben!“ „Baka.“ Teruki versetzte ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf – was er normalerweise nur bei Bou machte. „Du kannst nichts für deine Gefühle. Es ist, wie es ist. Ich an deiner Stelle würde das akzeptieren und mit Kanon glücklich werden.“ „Das kannst du doch nicht sagen“, meinte Miku, sah den Älteren an. „Hast du schon mal zwei auf einmal geliebt?“ „Nein, ich - “ „Dann weißt du nicht, wie das ist.“ Miku wandte sich traurig niedergeschlagen von ihm ab. „Besonders nicht, wenn es deine besten Freunde sind und du keinen von ihnen verlieren möchtest. Und egal, für wen du dich entscheidest, der andere wird eifersüchtig sein. Kanon und Bou streiten sich doch jetzt schon genug wegen mir!“ Teruki vergrub vorsichtshalber seine Hände in den Hosentaschen, bevor diese noch zu Eisklötzen erstarrten, und lehnte sich an die Mauer. „Für wen würdest du dich entscheiden, wenn du es jetzt auf der Stelle müsstest?“ Diese Frage hatte Miku sich noch nicht gestellt. Er überlegte, horchte in sich hinein. „Ich weiß es nicht genau“, sagte er dann langsam. „Aber um ehrlich zu sein und weil Bou so abweisend ist, tendiere ich momentan eher...für Kanon.“ Er drehte sich um, sah Terukis Lächeln und einen Augenblick später fand er sich in dessen starken Armen wieder. „Und du bist zu mir gekommen, damit ich dir sage, was du jetzt machen sollst. Richtig.“ Miku nickte. „Geh zu Kanon und - “ „Nein!“, rief Miku, sah Teruki geschockt an. „Ich - “ „Nein, Miku! Lass mich ausreden“, herrschte Teruki ihn an, und der Vocal verstummte. „Du und Kanon braucht es Bou nicht zu sagen und auch nicht zu zeigen. Versucht es erst einmal, vielleicht will Kanon – oder du – nach ein paar Tagen nicht mehr.“ Miku hatte zwar geahnt, dass Teruki so etwas in der Richtung sagen würde, doch er hatte es auch hören wollen. //Noch vor fünf Stunden habe ich mich noch dagegen gestäubt, mit Kanon zusammen sein zu können, aber jetzt...//Seufzend löste sich Miku aus der Umarmung. „Okay. Ich sage es ihm. Aber wehe, du verrätst es Bou.“ „Bin ich lebensmüde?“ Miku grinste. „Nein.“ Jetzt fühlte er sich besser. Es war, als ob ein großer Damm in ihm gebrochen wäre. Denn jetzt blickte er durch das ganze Gefühlschaos, das ihn in letzter Zeit gequält hatte, durch – auch, wenn es nicht das war, was er sich gewünscht hatte. Miku wusste nun, dass es keinen Sinn hatte, gegen die Liebe zu Kanon anzukämpfen. //Ich muss es akzeptieren.// Er holte eine Zigarette hervor und zündete diese an. Sofort nahm er einen kräftigen Zug und beobachtete den Rauch, der in einer geraden Linie über ihren Köpfen gen Himmel schwebte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass kein Wind wehte. „Und was ist das zweite?“, riss Terukis Stimme ihn aus seinen Gedanken. „Nani?“ Miku sah ihn irritiert an, dieser schmunzelte. „Sag bloß, du hast vergessen, dass du mich noch etwas fragen wolltest.“ „A-ach so“, sagte der Vocal schnell, als es ihm wieder einfiel. Verlegen lächelte er. „Jetzt, wo du’s sagst...“ „Also. Raus mit der Sprache, ich will endlich zurück ins Warme!“ Miku nahm noch einen Zug an seiner Zigarette, bevor er fragte: „Weißt du noch, was ich dir über meine Eltern erzählt habe?“ Teruki nickte verwundert. „Klar weiß ich das noch, aber - “ „Dann weißt du doch bestimmt noch, was du daraufhin gesagt hast, oder?“ „Dass du das nicht so ernst sehen solltest und sie dich trotz deiner Homosexualität nicht hassen würden.“ „Genau das.“ „Schön. Und was willst du jetzt von mir?“ Miku schnippte den Stummel seiner mittlerweile aufgerauchten Zigarette weg, er trat kurz drauf und sie erlosch. „Ich möchte das gerne geklärt haben, bevor wir in Japan sind.“ „Gut.“ „Ich will sie anrufen.“ „Mach das.“ „Teruki, ich meine es ernst“, sagte Miku mit Nachdruck. Wieso reagierte Teruki nur so teilnahmslos? Hatte nicht gerade er darauf bestanden, dass er immer zu ihm kam, wenn er Hilfe brauchte? Teruki ahnte, warum Miku leicht zornig auf seine Reaktion war, und erklärte, ebenfalls ärgerlich: „Miku, ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich dir helfen soll! Soll ich sie für dich anrufen, oder was?“ „Natürlich nicht“, sagte Miku zähneknirschend und schalt sich innerlich für seinen kleinen Wutausbruch. Den hatte Teruki nun wirklich nicht verdient, er hatte schon so viel für ihn getan. „Ich weiß nur nicht, was ich sagen soll. Sie legen bestimmt wieder auf, wenn sie wissen, dass ich es bin.“ „Ach, Miku. Du bist echt ein hoffnungsloser Fall! Natürlich werden sie nicht auflegen – wieso sollten sie auch? Deine Eltern haben seit einem Monat nichts mehr von dir gehört, sie machen sich bestimmt Sorgen um dich.“ „Wenn das stimmen würde, hätten sich mich doch schon längst angerufen“, murmelte Miku leise, doch mehr zu sich selbst als zu Teruki. „Und was du sagen könntest...“ Teruki schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Dir wird schon was einfallen. Sei einfach spontan.“ Miku wollte etwas erwidern, doch er entschied sich dagegen. Terukis Vorschlag klang logisch und – zum Teil – auch durchführbar. Aber das nahm ihm nicht seine Angst. Der Drummer warf einen Blick auf die Uhr. „Sie müssten gerade aufgestanden sein, am besten rufst du sie jetzt an.“ „H-hey, Teruki! Wer hat denn gesagt, dass ich das jetzt machen will? Außerdem habe ich kein Han...arigatou!“ Ehe er sich versehen konnte, hatte Teruki ihm sein Handy in die Hand gedrückt. „Ich sage das!“ Er versetzte Miku noch einen heftigen Schlag auf die Schulter, der ihn wohl aufbauen sollte, und verschwand, mit der Ausrede, er müsse einen idiotischen Bassisten davon abhalten Selbstmord zu begehen. Und so war Miku auf sich allein gestellt. Missmutig betrachtete er Terukis silbern farbenes Handy, dass dieser normalerweise dazu nutzte, um mit seiner Freundin zu telefonieren. Langsam wählte der Kleine die Nummer, seine Finger zitterten leicht. Ob vor Anspannung oder der beißenden Kälte wusste er nicht. Vielleicht beides. Er wartete, dass jemand dran ging, doch es tutete pausenlos weiter. Miku wollte gerade auflegen, als endlich abgehoben wurde. „Mòshimoshi?“ Beim Klang dieser ihm sehr vertraute Stimme machte sein Herz einen Hüpfer. Es tat gut, seine Mutter zu hören und er ärgerte sich, dass er nicht schon viel eher angerufen hatte. „Hallo? Wer ist da?“, ertönte erneut Kazuyas Stimme. „Uhm...hi, Okasan“, meldete sich Miku nervös und angespannt zugleich. „Aki-chan? Bist du das?“ Miku nickte, doch dann fiel ihm ein, dass seine Mutter das ja gar nicht sehen konnte und warf noch ein „hai“ hinterher. Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Miku konnte Geschepper hören und vermutete, dass er Kazuya gerade unten in der Küche ihres Sushi-Restaurants erwischt haben musste, in dem sie als Köchin tätig war. Das Telefon dort war nämlich mit dem Telefon oben in ihrer Wohnung verbunden. „Wie geht es dir denn?“, fragte Kazuya. „Wir haben ja eine Ewigkeit nichts mehr von dir gehört. Wie war eure Tour?“ „Alles prima, und mir geht es gut. Und dir?“ „Kann nicht klagen.“ Erneutes Schweigen. Miku ließ sich an der kahlen Außenmauer der Halle nach unten rutschen, hockte sich hin. Es machte ihn traurig, dass ihr Gespräch so trocken verlief. Früher war es anders gewesen, ihre Telefonate waren lebendiger und selten ohne Pause. „Wie...läuft es mit Bou und dir?“ Es klang ernsthaft interessiert, aber irgendwie auch gezwungen. „Gut“, log Miku schnell, denn er hatte keine Lust ihr alles zu erklären. „Wir...verstehen uns noch ganz prima.“ „Grüß ihn doch mal von mir, hörst du?“ „Hai, mache ich.“ Erneutes Scheppern und hektische Rufe. „Ich freue mich übrigens sehr über deinen Anruf. Dein Vater und ich haben uns schon gefragt, warum du dich nicht meldest. Selbst anrufen konnten wir nicht, du musst deine Nummer gewechselt haben.“ Miku stöhnte. „Gomen, Okasan. Das hatte ich ganz vergessen!“ „Nicht schlimm“, doch Miku konnte etwas Enttäuschung aus ihrer Stimme heraushören. „Aber das erklärt immer noch nicht, warum du jetzt erst anrufst.“ „Weil....“ Mikus Herz sank ihm in die Hose. Sollte er es wirklich sagen? Dass er gedacht hatte, sie würden ihn nun hassen und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen? Kazuya deutete sein Schweigen jedoch richtig und sagte in einem ruhigen Tonfall: „Akiharu, es tut mir und deinem Vater schrecklich Leid. Dass wir dich damals so angeschrien haben, als du bei uns zu Besuch warst.“ Miku hörte, dass seine Mutter es wohl ernst meinte, doch warum hatten sie ihn denn dann erst so sehr verletzt, dass er es kaum noch ausgehalten hatte? „Ihr habt zu mir gesagt, dass ihr nichts mehr mit mir zu tun haben wolltet“, sagte er leise, seine Augen brannten. „Ach, Akiharu“, seufzte Kazuya. „Du weißt doch, dass wir dich lieb haben. Egal, wie du bist.“ „Aber warum sagt ihr das dann?“ Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Miku versuchte sich den Gesichtsausdruck seiner Mutter vorzustellen, doch es wollte ihm nicht gelingen. „Ich rufe eigentlich nur an, um dich etwas zu fragen“, sagte Miku mit zitternder Stimme. „Und was?“ Miku schloss die Augen, dachte an die schönen Tage mit seinen Eltern auf Hokkaido und wie sie zusammen gelacht hatten. Doch all das schien in weite Ferne gerückt zu sein, Miku ließ seinen Tränen freien Lauf. „Ich möchte nur wissen, ob ihr mich noch haben wollt“, schluchzte er. „Natürlich wollen wir das!“, rief seine Mutter protestierend. „Risa fragt mich ständig, ob du auch dieses Jahr wieder zu Silvester hier hoch kommst.“ Miku hatte nicht vergessen, dass es Tradition war, dass die ganze Familie Tsukiyama auf Hokkaido in ihrem kleinen gemütlichen Sushi-Restaurant das Neujahrsfest feierte; er hatte es nur verdrängt. Mit seiner ganzen Familie auf einem Haufen zu sein hatte ihm zwar bisher immer viel Freude bereitet, doch nun würden sie ihn bestimmt mit Verachtung und Misstrauen begegnen. „Ich...kann dieses Jahr nicht“, sagte er leise. „Aber wieso denn nicht?“, wollte Kazuya enttäuscht wissen. „AnCafe feiert dieses Jahr zusammen.“ Was eine ziemliche Lüge war, denn Teruki würde mit seiner Freundin, Bou mal wieder mit seinen Eltern und Geschwistern im Skiurlaub und Kanon ebenfalls bei Verwandten feiern. Ohne sich zu verabschieden legte er auf. Das Display des Handys verbreitete ein helles Licht, doch nach ein paar Sekunden saß Miku erneut im Dunkeln. Nur das fahle Mondlicht, das durch die dunklen Wolken auf ihn herabfiel, spendete spärliches Licht. Es war zum heulen. Hätte er doch nie angerufen. Dass seine Eltern ihn nicht erreicht hätten war eine Lüge. Zwar hatte er seine Nummer gewechselt, doch sie hatten die Handy-Nummer von Teruki, Kanon und Bou. Sogar von ihrem Manager. Sie hatten ihn in Wahrheit gar nicht anrufen wollen. Und nur zu gern wäre er bei der einzigen Familienfeier im Jahr dabei, doch er sah schon seine zwei Cousins vor sich, wie sie sich über seine Zuneigung zum männlichen Geschlecht lustig machten. Dann feierte er eben allein mit Miruku. Auch gut. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ kommis pls *lieb guck* :3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)