Chaos On Tour von _miku-kun_ (~~True Lies~~) ================================================================================ Kapitel 19: Bous Besuch ----------------------- Kapitel 19. Bous Besuch „Du brauchst mich wirklich nicht bis nach Hause begleiten.“ „Das möchte ich aber.“ „Das ist aber nicht nötig.“ „Ich will aber nicht, dass dir irgendetwas passiert!“ „Was sollte mir denn schon passieren?“ „Was halt so alles passieren kann.“ „Und was zum Beispiel? Dass ich verprügelt oder sogar vergewaltigt werde?“ „Yapp.“ „Du spinnst.“ „Hauptsache, ich kann auf dich aufpassen.“ Grummelnd kickte Miku nach einer leeren Cola-Dose, die mitten auf dem Bürgersteig gelegen hatte. Kanon konnte ja so hartnäckig sein! Er war doch keine drei mehr. Er brauchte nun wirklich keinen Aufpasser mehr; doch es berührte ihn auf irgendeine Art, dass sich der Schwarzhaarige so sehr um ihn besorgt war. „Dann bezahlte ich aber das Taxi“, beharrte Miku und sah Kanon eindringlich an. Dieser zuckte mit den Schultern. „Meinetwegen.“ Einige Minuten später kam es auch schon angebraust. Miku und Kanon stiegen ein und verrieten dem Fahrer ihre Zieladresse. Schweigend sah Miku aus dem Fenster. Draußen hatte es gerade zu regnen begonnen und er war froh, dass das Taxi gerade noch rechtzeitig gekommen war, denn er hatte keine große Lust gehabt, nass zu werden. „Was wünschst du dir eigentlich?“ „Nani?“ Miku drehte sich fragend zu Kanon um. „Zum Geburtstag meine ich“, erklärte er lächelnd. „Du hast mir doch schon was geschenkt.“ „Aha. Und was?“ „Das Outfit.“ „Ich dachte, das war mein Weihnachtsgeschenk an dich.“ „Auch. Aber ich habe dir doch gesagt, dass ich dann auch nichts zum Geburtstag haben möchte.“ „Und warum nicht?“ „Weil das schon so teuer war.“ „Das war doch nicht teuer.“ „Doch.“ „Nein.“ „Du kannst mir nichts vormachen.“ „Schade.“ „Tja.“ Kanon überlegte kurz, schmunzelte. „Und ich darf dir wirklich nichts schenken?“ „Nein.“ „Schade.“ Miku lachte. „Du wirst es überleben.“ Das Taxi hielt und Miku bezahlte. Bevor Kanon dem Vocal ins Haus folgte, bat er den Fahrer zu warten. Miku, der im Eingang auf ihn gewartet hatte, griff nach seiner Hand und zog ihn hinter sich her die Treppe rauf. Sie beeilten sich nicht, ließen sich Zeit. Schließlich wollte sich keiner von den beiden eher trennen, als sie es mussten. Da Kanon zu Verwandten fahren musste, würden sie sich einige Tage lang nicht sehen können. Miku schloss seine Wohnungstür auf und zog Kanon hinein, schloss die Tür. Kanon drückte ihn gegen die Wand und küsste ihn. Miku erwiderte gierig und schlang seine Arme um den Bassisten. Eine Weile genossen sie es einfach nur, doch dann trennte sich Kanon wieder, blieb aber dicht vor Mikus Gesicht. „Sehen wir uns noch mal vor der Probe?“, fragte dieser ihn hoffnungsvoll. Er hatte Angst, wieder dieses schreckliche Gefühl zu bekommen und wollte den Schwarzhaarigen am Liebsten hier in seiner Wohnung einsperren, damit er nicht mehr weg konnte. Nur das ging leider nicht. „Ich denke nicht“, antwortete Kanon und strich dem Kleinen sanft durchs Haar. Er lächelte ihn aufmunternd an. „Es sind doch nur vier Tage.“ „Schlimm genug“, jammerte Miku. „Wir telefonieren, hai?“ „Na gut.“ Nach einem erneuten Kuss verabschiedeten sie sich und Kanon musste seinen Freund alleine zurücklassen, welcher sich nun niedergeschlagen auf seine Couch pflanzte. Wie sollte er die Tage bis zu seinem Geburtstag nur aushalten? Und vor allem könnten dies die langweiligsten Tage dieses sehr frischen Jahres werden. Bou war immer noch im Urlaub und Miku hatte keine Ahnung, wann er wiederkommen würde. Sie hatten zwar jeden Tag mindestens eine Stunde telefoniert, doch es war kein Wort über dessen Rückfahrt gefallen. Teruki wollte Sonoko hinterherfahren, die sich momentan in Fukuoka bei ihren Eltern aufhielt. Und Kanon war jetzt auch weg. Miku wusste selbst nicht, wie er den ersten Januar 2007 überlebt hatte. Er hatte sich mit dem neuen PS-Spiel fast den ganzen Tag überlebt. Kanon hatte es ihm freundlicherweise ausgeliehen, worüber Miku in vielerlei Hinsicht sehr froh war. Den zweiten Januar ließ er ruhig angehen. Er schlief bis zwölf, badete mindestens eine Stunde und beschäftigte sich dann damit, sich etwas zu essen zu machen. Etwas möglichst aufwendiges, was möglichst viel Zeit in Anspruch nahm. Gegen vier Uhr Nachmittags, als er gerade anfangen wollte zu essen, klingelte das Telefon. //Das muss Kanon sein!// Mikus Herz machte einen Hüpfer. Er ließ alles stehen und liegen – wie gut, dass der Herd schon seit einigen Minuten ausgeschaltet worden war – und hastete zum Hörer. „Hey! Schön, dass du mich endlich anrufst“, rief er freudig, doch seine Freude erstarb und sein Herz rutschte ihm in die Hose, als er eine andere Stimme vernahm. „Wir haben doch täglich miteinander telefoniert“, sagte Bou verwirrt, der Mikus Freude nicht ganz verstehen konnte. „Oder habe ich mir das nur eingebildet?“ „Nein, das...hast du nicht“, sagte Miku hektisch und versuchte, sich zu beruhigen. Er wollte nicht, dass Bou ihm auf die Schliche kam, dass er auf Kanons Anruf wartete. „Wie geht es dir?“ „Ganz gut. Stell dir vor, der Schnupfen ist weg! Und mein Hals und mein Kopf tun auch nicht mehr weh. Ich habe nur noch Husten. Aber das wird auch immer besser. Das ist aber nicht das, was ich dir eigentlich erzählen wollte.“ „Aha, und was dann?“, doch Bou redete bereits eifrig weiter; er schien Miku noch nicht einmal gehört zu haben. „Du weißt doch bestimmt, dass die hier jedes Jahr zu Silvester ein Feuerwerk veranstalten, oder? Hai? Auf alle Fälle war es das Beste, was ich je in meinem Leben gesehen habe! Es war einfach nur irre! Und so mega groß und bunt! Nur eins hat mir gefehlt.“ „Und was?“ „Na, du. Baka.“ „Ach, Bou“, seufzte Miku und ging in die Küche, um sich den Teller, den er gerade mit Essen befüllt hatte, zu holen und sich damit auf die Couch zu setzen. „Es tut mir wirklich Leid, dass du momentan so viel wegen mir durchstehen musst.“ „So schlimm ist das nun auch wieder nicht, wie du denkst, Miku-chan.“ Doch Miku wusste, dass das eine Lüge war. Schließlich konnte er sich noch zu genau an den Tag nach ihrer Trennung erinnern. Und was Bou seitdem alles miterleben musste. Bevor er aber dazu kam, ihm zu sagen, was er darüber dachte, sprach Bou auch schon fort: „Ich soll dir übrigens was von Teruki ausrichten.“ „Und was?“ „Dass wir am 5.Januar ein Photo-Shoot haben.“ „Na toll“, brummte Miku. „Das passt ja.“ „Hey, ist doch besser als so `ne öde Probe, oder?“ „Warum sagt Teruki mir das eigentlich nicht selbst?“ „Weil er anscheinend Geld sparen wollte“, vermutete Bou vergnügt. „Und ich wollte dich ja eh anrufen, also hat das gepasst.“ „Na dann...“ „Hast du eigentlich gerade Zeit?“ „Die habe ich immer.“ „Kann ich dann gleich mal bei dir vorbeikommen?“ Miku stutzte. „Bist du etwa schon zurück?“ „Noch nicht ganz, ich bin auf dem Heimweg.“ „Bou, dann komm doch morgen vorbei. Du musst dich doch sicher ausruhen.“ „Nein, muss ich nicht.“ „Aber - “ „Ich schätze, ich bin in einer Stunde bei dir. Bis dann!“ Er legte auf, bevor Miku auch nur einen Ton von sich geben konnte. Miku schmiss den Hörer neben sich auf die Couch und wandte sich seinem Essen zu. Während er aß, überlegte er fieberhaft, wie er sich Bou gegenüber benehmen sollte. Der Blondschopf konnte zwar noch nicht wissen, dass er nun wirklich mit Kanon zusammen war; aber Miku hatte jetzt schon ein riesig schlechtes Gewissen deswegen. Genau eine Stunde später klingelte es. Miku, der gerade fertig mit Aufräumen war, ging zur Tür und machte sie auf. Sofort sprang ihm ein wasserstoff-blondes Wesen in die Arme. „Mikuuuuu!“ Miku torkelte durch die Wucht einige Schritte zurück, bevor er den Blondschopf ebenfalls umarmte. „Hi, Bou.“ Er drückte ihn etwas von sich und sah in dessen strahlendes Gesicht, welches durch die Kälte leicht gerötet war, aber keine Anzeichen einer Erkältung zeigte. Er lächelte. „Du siehst wirklich besser aus.“ „Sag ich doch“, maulte Bou, grinste aber. „Würde ich dich jemals anlügen?“ „Nein, hast Recht“, lächelte der Vocal. „Gomen.“ „Kein Problem.“ Bou schälte sich aus seiner Jacke und hängte sie auf den Haken neben Mikus. „Sag mal, was hast du eigentlich zu Weihnachten bekommen?“, fragte er neugierig, während er auf sein Lieblings-Möbelstück in Mikus Wohnung zulief und sich dann auf der Couch zufrieden seufzend niederließ. „Nicht viel.“ Miku setzte sich neben ihn. „Geld, Klamotten und Ka...“ Er verstummte schlagartig. Da hätte er doch beinahe Kanon gesagt! „Und was?“, hakte Bou interessiert nach. „Eine alte CD von Kagerou“, log er schnell. „Und du?“ „Geld und Klamotten“, grinste Bou, seufzte dann aber. „Das gleiche, wie jedes Jahr. Ach ja!“ Er sprang auf, eilte in den kleinen Flur. Miku konnte nur ein kurzes Rascheln hören, doch dann kehrte der Blondschopf auch schon wieder zurück, seine Hände hinter seinem Rücken versteckt. „Ich habe auch noch ein Geschenk für dich.“ „Ach, Bou. Das wäre doch nicht nötig - “ Zu spät. Bou hatte ihm bereits ein kleines, dünnes Päckchen hingehalten. Von der Form her würde Miku sagen, dass es ein Buch war. Neugierig nahm er es und riss das Geschenkpapier runter. Und zum Vorschein kam, wie er schon richtig vermutet hatte, ein Buch. Ein Kochbuch. Miku musste lächeln. Bou wusste einfach immer, was ihm gefiel – beziehungsweise schmeckte. Er blätterte kurz darin, ihm lief schon beim Ansehen der Fotos das Wasser im Mund zusammen. Dann legte er es auf den Couch-Tisch und umarmte Bou kurz. „Arigatou.“ „Gern geschehen.“ Bou lächelte. „Als Dank koche ich für dich daraus was, hai?“, sagte Miku freudig, doch dann stockte er. „Oh...“ Er sah Bou traurig an. „Was ist?“, fragte dieser ihn stirnrunzelnd. „Nimmst du das Angebot jetzt doch wieder zurück.“ „Nein, das nicht aber...“ Mikus Blick wurde noch deprimierter. „Ich...weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber...ich habe nichts, was ich dir geben könnte...“ In der Tat hatte er nichts für den Blonden. Die Gitarre hatte sein ganzes Budget erschöpft, und Bou wusste noch nicht einmal, dass sie von ihm war. Zudem musste er sich eingestehen, dass er ihn in den letzten zwei Wochen komplett vergessen hatte. Ihm war das einfach nur unangenehm. „Tut mir wirklich Leid.“ „Kein Problem.“ Bou lächelte ihn leicht an, Miku konnte jedoch sehen, wie verletzt er war – auch wenn er versuchte, dies vor ihm zu verstecken. Miku drückte ihn erneut an sich. „Bou, das wollte ich wirklich nicht. Es tut mir ja so Leid, ich -“ „Miku.“ Bou lockerte die Umarmung leicht und sah ihn eindringlich an; Miku erwiderte den Blick niedergeschlagen. „Das ist doch kein Weltuntergang. Ich weiß auch so, dass du mich gern hast.“ „Es geht aber ums Prinzip“, jammerte der Vocal, den sein schlechtes Gewissen immer noch plagte. Bou wuschelte ihm seufzend durchs Haar. „Dann gib es mir halt später. Okay?“ Miku nickte, senkte seinen Blick. Aber so ganz zufrieden war er nicht; wieso hatte er denn nicht an den Blonden gedacht? Hatte er sich nicht fest genommen, ihn nie wieder zu verletzen? „Jetzt mach dir bitte keine Vorwürfe“, bat Bou ihn. „Es ist wirklich okay.“ Miku wollte gerade etwas erwidern, als das Telefon klingelte. Er löste sich von Bou und griff nach dem Hörer. „Mòshimoshi?“, meldete er sich, nachdem er abgehoben hatte. „Hey, Miku!“ Mikus Herz machte beim Klang von Kanons Stimme einen kleinen Hüpfer. „Kanon!“ „Na, lebst du noch, oder hast du mich schon zu Tode vermisst?“ Kanon lachte kurz. „Klar, würde ich sonst reden können?“ „Was machst du gerade?“ „Bou ist bei mir.“ Eine kurze Pause entstand. Miku warf einen raschen Blick auf den Blondschopf neben ihm, der ihn mit einer Mischung aus Traurigkeit und Neugierde musterte. „Dann...kannst du nicht wirklich frei reden, oder?“, hörte er wieder die Stimme des Bassisten. „Nicht wirklich.“ Und das stimmte. Wenn er jetzt etwas falsches sagte, würde Bou ihnen auf die Schliche kommen und wenn er das Zimmer verließ, erst recht. Und schließlich hatten sie abgemacht, die Bombe noch nicht platzen zu lassen. „Das ist schade.“ „Hai.“ „Soll ich es später noch mal probieren?“ „Nein, das brauchst du nicht.“ „Ich liebe dich.“ „Ja, ich weiß“, sagte Miku seufzend. Nur zu gern würde er Kanon jetzt sagen, wie sehr er ihn liebte. Allerdings wusste er nicht, wie er es rüberbringen sollte, ohne, dass Bou es mitbekam. Kanon schien zu spüren, warum sich der Vocal so niedergeschlagen angehört hatte, und fügte noch hinzu: „Du mich auch, oder?“ „Hai“, sagte Miku leise und lächelte zufrieden. „Rufst du mich an, wenn Bou weg ist?“ „Hai.“ „Okay, bis dann.“ „Ciao!“ Miku legte auf und warf den Hörer auf den Tisch. Auf eine gewisse Art und Weise fühlte er sich nun befreiter als zuvor. „Das war Kanon, oder?“ Miku wandte sich zu Bou um, der mittlerweile die Beine an seinen Oberkörper angezogen, sein Kinn auf die Knie abgelegt hatte und ihn nun matt anblickte. „Hai.“ Miku hoffte stark, dass der Blonde keine Ahnung von ihrer Beziehung hatte. Aber sogleich verwarf er diesen Gedanken wieder. Wenn Bou so etwas nun glauben würde, wäre er mit Sicherheit viel aufgelöster – da war Miku sich sicher. „Was wollte er?“, hakte Bou nach, ließ den Vocal keine Sekunde aus den Augen, welcher sich allmählich fühlte wie bei einem Verhör – nur, dass er nichts getan hatte. „Ähm...“ Miku überlegte kurz. „Er wollte nur wissen, ob es mir wieder besser geht.“ Bou machte große Augen. „Warst du krank?“ Dann zog er ein jammervolles Gesicht auf. „Und du hast nichts davon gesagt! Wie gemein.“ „Nein, nein.“ Miku musste lächeln. „Ich war nicht krank. Du kennst doch meine Probleme mit Alkohol.“ „Ja, die kenne ich nur zu genau“, murmelte Bou. Er selbst hatte den Vocal in den letzten Monaten durch die schrecklichen Stunden nach dem Verzehr von Alk begleiten müssen. „Und was hast du geantwortet?“ „Dass es mir wieder gut geht“, antwortete Miku wahrheitsgemäß. „Wo hast du eigentlich Silvester gefeiert?“ „Bei Teruki.“ Miku grinste. „Ich habe Sonoko kennen gelernt. Sie ist wirklich nett – sie mag nur keine Tiere.“ „Und woher weiß Kanon, dass du besoffen warst?“ „Weil er auch dabei war.“ „Wow.“ Bous Gesicht verdüsterte sich. „Dann war ich also der Einzige, der nicht bei Teruki war.“ „Sozusagen...ja.“ Bou schwieg. Miku war das nur Recht. Er hatte keine Lust, Bou weiter anzulügen. Obwohl das, was er bis jetzt erzählt hatte, alles der Wahrheit entsprach. „Wie...bist du mit Kanon ausgekommen?“ Bou sah ihn nicht an, sondern starrte gedankenverloren auf seine Füße. „Na ja...“ Miku zögerte und lächelte. „Wir haben uns nicht die Augen ausgekratzt, wenn du das meinst.“ „Nein, das meine ich nicht.“ Bou schaute ihn an, sah ihm aber nicht direkt in die Augen. „Was hast du gefühlt?“ „Gefühlt?“ Mikus Herz setzte aus. Das konnte doch jetzt wohl nicht wahr sein! Was sollte er denn bitte schön antworten? Die Wahrheit? Dass er sich in Kanons Nähe geborgen, sicher und pudelwohl fühlte? „Darauf...habe ich nicht wirklich geachtet“, sagte er verlegen und betete, dass Bou ihm Glauben schenkte. „Aha.“ Bou musterte ihn. „Und das soll ich dir jetzt glauben?“ Miku schluckte und der Gitarrist seufzte. „Miku, ich glaube dir nicht. Du weißt genau, was du gefühlt hast, du willst es mir nur nicht sagen – und unterbrich mich nicht!“, warf er schnell dazwischen, als Miku etwas sagen wollte, „und ich nehme dir das auch nicht übel. Es ist deine Sache, aber mir brauchst du nicht vorzumachen. Ich kenne dich. Und ich sage dir jetzt zum letzten Mal, dass ich nichts dagegen haben werde, wenn du mit ihm zusammen kommst.“ „Bou...“ Miku sah ihn traurig an. „Miku, ich will, dass du glücklich wirst. Egal, mit wem.“ Miku rutschte ein Stück näher zum Blonden und sah in dessen dunklen und bereits feuchten Augen. Er wollte irgendetwas sagen, um ihm zu zeigen, dass er ihn immer noch sehr mochte, doch er brachte es nicht fertig. Bou würde es nicht wahr haben wollen. Und so nahm er ihn einfach nur in die Arme, hielt ihn ganz fest. Er spürte, wie Bou zu zittern anfing. Miku fuhr ihm beruhigend über den Rücken, keiner sprach ein Wort. Beide wussten, dass der jeweils andere in ihren gemeinsamen Erinnerungen schwelgte. Es tat einfach nur weh. Bou schlang seine Arme um den Vocal, klammerte sich an dessen Pullover. Und zum ersten Mal seit er mit Kanon zusammen war, bezweifelte Miku, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Nach etwa zwei Stunden verabschiedete sich Bou. Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte, hatten sie beide noch eine Weile irgendein Spiel auf der Playstation gezockt und dabei versucht, den wieder aufgekommenen Schmerz ihrer Trennung zu verdrängen. Miku schloss die Tür hinter dem Blonden und musste gegen die Tränen ankämpfen. //War es auch wirklich richtig? Ich liebe Bou doch noch immer...das ist mir heute richtig klar geworden. Aber ich empfinde doch auch was für Kanon. Kuso! Ich liebe beide!// Wie er es ihm versprochen hatte, griff er nach dem Hörer, setzte sich auf die Couch und wählte Kanons Nummer. Er musste nicht lange warten, bis abgehoben wurde. Offenbar hatte Kanon nur auf seinen Anruf gewartet. „Hey, Miku.“ „Hi, Kanon.“ Mikus Herz schlug schneller. Er war froh, Kanons Stimme zu hören und doch wünschte er, er wäre hier und könnte ihn festhalten. Gegen seine Tränen kämpfte er schon lange nicht mehr an, unaufhaltsam bahnten sie sich ihren Weg über sein Gesicht. „Was ist los?“, fragte Kanon besorgt, dem nicht entgangen war, dass Mikus Stimme zitterte. „Nichts, ich...“ Miku konnte nicht weitersprechen. Er schluchzte leise. „Miku.“ Kanons Stimme war eindringlicher als zuvor. „Was ist los? War irgendetwas mit Bou?“ „Ich...ich vermisse dich nur so“, schluchzte er. Und das entsprach auch der Wahrheit. Zumindest glaubte das Miku. Er wusste nicht, warum er so aufgelöst und am heulen war, und erklärte es sich hiermit. „Das kann doch nicht dein Ernst sein“, sprach der Schwarzhaarige ungehalten und zugleich besorgt. „Es sind gerade mal vierundzwanzig Stunden her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben.“ „Ich kann doch nichts dafür“, murmelte Miku und versuchte, sich zusammenzureißen. Er hatte nun wirklich nicht vorgehabt, Kanon ein schlechtes Gewissen oder gar ihm Sorgen zu bereiten. „Das weiß ich doch“, meinte Kanon beruhigend. „Hör mal. Ich gucke, dass ich hier so schnell wie möglich wegkomme.“ „Nein, das möchte ich nicht. Du hast deine Eltern und so bestimmt eine Ewigkeit nicht mehr gesehen und da will ich nicht der Grund sein, dass du wieder so schnell fährst. Das wäre nicht fair.“ „Wie du willst. Du kannst mich so oft anrufen wie du willst.“ „Arigatou, Kanon.“ „Und wenn du es wirklich nicht mehr aushältst, komme ich – egal, was du dann sagst!“ „Arigatou, Kanon.“ „Und jetzt hör endlich auf, dich wie ein Irrer bei mir zu bedanken. Das ist nicht nötig.“ „Wenn du meinst...“ „Hai, ich meine.“ Zum Klang von Kanons Stimme gesellte sich eine andere, kindlichere, doch Miku konnte nicht verstehen, was sie sagte. „Ich muss jetzt Schluss machen“, sprach Kanon hastig. „Ist gut.“ Miku versuchte, die Niedergeschlagenheit nicht allzu sehr in seiner Stimme wiederklingen zu lassen. „Und ruf mich an, wenn was ist!“, ermahnte ihn der Bassist. „Auch, wenn es mitten in der Nacht sein sollte.“ „Aber da willst du doch bestimmt schlafen“, meinte Miku. Er wollte nicht auch noch Schuld daran sein, dass Kanon seinen Schönheitsschlaf nicht bekam. „Gerade in der Nacht störst du mich doch nicht.“ Miku war sich sicher, dass Kanon nun breit grinste. „Baka“, murmelte er nur leise. Hosted by Animexx e.V. 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