Chaos On Tour von _miku-kun_ (~~True Lies~~) ================================================================================ Kapitel 24: Kiss ---------------- Kapitel 24. Kiss Auch am nächsten Tag war Takuya bei Miku und Kanon Gesprächsthema Nummer eins, als sie sich einige Straßen vor dem Gebäude, in dem AnCafé ihren Proberaum hatten, zufällig über den Weg liefen und sich mit einer innigen Umarmung freudig begrüßt hatten. Doch die beiden konnten sich immer noch keinen Reim drauf machen, wieso und seit wann Bou sich mit Fans abgab und umso mehr verharrte Miku auf seiner etwas abstrakten Theorie, dass dieser seltsame Junge die neue Liebe ihres Blondschopfes war – oder werden könnte. Er fühlte sich zwar nicht besonders wohl bei seiner Vermutung und doch war es möglich. Im Proberaum angekommen, konnte Miku sich nicht länger zurückhalten und stürzte sich sofort voller Neugierde auf den schon längst anwesenden Blondschopf, der sich gerade um seine weiße Gitarre kümmerte. „Bou, jetzt sag es uns endlich!“, rief er ungeduldig und hüpfte gespannt von einem Bein aufs andere; dabei ließ er den zierlichen Gitarristen keine Sekunde aus den Augen. „Wo und wie hast du ihn kennengelernt?“ „Hai, dafür bin ich auch“, bemerkte Kanon, der genau so neugierig wie sein Freund war, und gesellte sich zu ihnen. „Miku platzt gleich schon vor Neugier.“ Seufzend stellte Bou seine Gitarre weg und wandte sich ihnen wieder zu. „Wovon redet ihr?“ Für diese Frage wurde er von Miku und Kanon gepattet. „Was wir meinen?“ „Takuya-kun natürlich!“, quiekte Miku und fiel dem Blondschopf in all seiner Ungeduld um den Hals. „Und...wieso wollt ihr das...wissen?“, keuchte Bou, der mit der zappelnden Klette alle Mühe hatte, sich überhaupt auf den Beinen zu halten. „Da fragst du noch?“, protestierte der Vocal lautstark und sah den Blonden erbost an. „Er hat auf uns zwar einen schüchternen, aber doch recht netten Eindruck gemacht.“ „Schlecht aussehen tut er auch nicht“, kam es beiläufig von Kanon. „Stimmt, er ist ein echtes Prachtexemplar.“ „Er steht auf der gleichen Niedlichkeitsstufe wie du.“ „Recht ordentlich und zivilisiert sieht er auch aus.“ „Und er ist höflich.“ „Ihr werdet bestimmt - “ „Hey!“, rief Bou erschrocken dazwischen, der bisher perplex zugehört hatte, und presste dem Vocal schnell eine Hand vor den Mund, damit dieser ja nicht weitersprechen konnte; Miku sah ihn irritiert an. „Das hört sich ja so an, als ob ich was von Takuya-kun möchte! Wie kommt ihr nur darauf?“ Fragend sah er zwischen Kanon und Miku hin und her. „Also, meine Idee war’s nicht“, sagte Kanon und warf Bou einen unschuldigen Blick zu. //Na, vielen Dank auch, Kanon...//, dachte Miku ärgerlich, der sich überhaupt nicht wehren konnte. Bou wandte sich langsam wieder Miku zu und betrachtete ihn stirnrunzelnd. „Mikuuu?“, zischte er unheilverkündend. Miku blickte verängstigt zu ihm herauf und erwartete eine Standpauke á la Bou, doch nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil. Die Gesichtszüge wurden wieder sanfter und auch an seinen dunklen Rehaugen veränderte sich etwas. Miku konnte jedoch nicht genau sagen, um was es sich da handelte; er wusste nur, dass was in ihnen lag, das sein Herz für einen Moment aussetzen ließ. Bou nahm seine Hand runter, zugleich kam er mit seinem Gesicht immer näher und ehe Miku sich versah, hatte der Blonde schon die Lippen auf die Seinen gepresst. //Bou...//, schoss es ihm traurig durch den Kopf, während Bou den Druck ein wenig verstärkte. Miku wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste, dass Kanon keinen Meter entfernt neben ihnen stand, und das wohl ziemlich geschockt betrachten musste; und dennoch konnte er nicht anders. Vielleicht lag es an der gemeinsamen Zeit und wie schön sie trotz allem doch gewesen war, und, dass er Bou nicht von sich stoßen und ihn somit verletzen wollte. Oder aber, dass da noch etwas in ihm war, das ihn bei Bou noch immer schwach werden ließ. Er erwiderte zaghaft. Bou, der das überhaupt nicht erwartet hatte, löste sich schnell wieder, blieb mit dem Gesicht jedoch dicht über dem des Vocals, dessen Blut in seinen Adern wie verrückt am Rauschen war. „Du bist so ein Baka, Miku-chan“, sagte Bou leise und senkte den Blick. „Meine Gefühle für dich haben sich nicht verändert und sie werden auch immer die Gleichen sein. Ich hoffe, das hast du jetzt endlich mal begriffen. Takuya-kun habe ich erst vor ein paar Tagen zufällig kennengelernt und wir sind noch nicht einmal wirklich miteinander befreundet, es ist rein beruflich. Bald wirst du es verstehen, was ich damit meine. Ich will nichts von ihm und werde es auch nie wollen. Akiharu.“ Er sah ihn mit wässrigen Augen an. „Du bist der Einzige für mich. Immer, wenn ich in Schwierigkeiten stecke oder es mir einfach nur dreckig geht, bist du es, der mir hilft und Trost spendet. Du weißt immer, wie es mir geht und liest mir jeden Wunsch regelrecht von den Lippen ab. Ich bin so froh, dass wir einander begegnet sind. Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde.“ Er ließ den Kopf ein wenig hängen und klammerte sich an den Armen des Vocals fest. „An meiner Liebe zu dir wird sich nie was ändern, Akiharu. Bitte, begreif das endlich“ Miku wusste nicht, was er darauf sagen sollte; allein, dass sein Herz wie verrückt in seinem Brustkorb raste, rief in ihm ein Gefühlschaos hervor. Er fühlte sich wie an dem Tag von Bous erster Liebeserklärung am Seeufer. Und erst nach dieser zweiten Liebeserklärung wurde ihm richtig bewusst, dass es Bou ernst mit ihm meinte. „Bou, ich...“ „Du brauchst nichts zu sagen und erst recht möchte ich keine Entschuldigungen von dir hören“, sagte Bou leise, mittlerweile flossen seine Tränen unaufhaltsam das Gesicht herunter. „Wohl eher muss ich mich bei dir und Kanon entschuldigen. Ich weiß doch, dass ihr zusammen seid und habe es trotzdem getan. Tut mir Leid...“ Und ohne, dass Miku auch nur daran denken konnte, etwas zu erwidern, hatte er sich von ihm losgerissen und war nach nebenan gestürmt. „Bou!“ Der Vocal sah ihm bedrückt hinterher und wollte gerade dazu ansetzen, zu ihm zu laufen, doch jemand hatte ihn an der Schulter gepackt und somit zurückgehalten. „Lass ihn, Miku.“ Irritiert drehte sich der Vocal zu Teruki um, der vorhin noch nicht da gewesen war. „Wo kommst du denn her?“ „Vom Mond.“ Teruki entledigte sich seiner Jacke und passte mit einem Auge auf, dass Miku sich auch ja nicht vom Fleck rührte; doch dieser schien dies wohl kaum in der Anwesenheit des Drummers zu wagen. „Ich weiß zwar nicht, was jetzt schon wieder los ist. Aber du solltest ihn in Ruhe lassen. Und bevor du fragst“, fügte er noch beruhigend lächelnd hinzu, als Miku gerade den Mund aufgemacht hatte, „ich bin schon unterwegs.“ „Arigatou, Teruki.“ „Du brauchst dich nicht zu bedanken, ich mache das hauptsächlich für Bou und AnCafé.“ Ohne ihn auch noch ein einziges Mal anzusehen, war er Bou in den Nebenraum gefolgt. Nun waren Miku und Kanon allein; ein unerträgliches Schweigen erfüllte den Raum. Kanon, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnte, blickte starr auf den Boden. Da die schwarzen Haare den größten Teil seines Gesichtes verdeckten, konnte Miku nicht genau sagen, was in ihm vorging. Doch etwas Gutes war es nicht, so viel stand fest. „Uhm, Kanon?“, fragte Miku zaghaft, doch Kanon reagierte nicht. Er seufzte. Er wollte dieses Missverständnis so schnell wie möglich klären. „Ich glaube, du hast da was völlig falsch verstanden. Der Kuss - “ „Miku!“, fauchte Kanon auf einmal und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Miku verstummte schlagartig. „Hast du, während du in Bous Armen lagst und dich von ihm küssen ließest, auch nur ein einziges Mal daran gedacht, wie ich mich dabei fühle? Anscheinend nicht – denn sonst hättest du ihn ja von dir gestoßen!“ „Gomen, Kanon. Ich - “ „Lass es einfach, ja?!“ „Aber, Kanon! Du hast überhaupt keinen Grund, eifersüchtig zu sein.“ „Ach, tatsächlich?“ Kanon sah ihn feindselig an. „Und was ist mit der Tatsache, dass du mit Bou ein halbes Jahr zusammen warst und dass er dich wahrscheinlich mehr liebt als ich es jemals tun werde?“ „Wie kommst du denn jetzt darauf?“, brachte Miku entsetzt hervor, doch ehe Kanon darauf eine Antwort geben konnte, öffnete sich die Tür und Teruki betrat den Raum, gefolgt von einem ziemlich deprimiert dreinschauenden Bou. „Lass uns später darüber reden, ja?“, meinte Miku ruhig zu Kanon, der daraufhin gleichgültig mit den Schultern zuckte. Die Probe verlief recht schweigsam. Zwischen Miku und Kanon konnte man die Spannung regelrecht knistern hören, während Bou sich geistlich abgesondert hatte und Mikus Blicken sorgsam auswich, während er monoton auf seiner Gitarre seine Töne zu ’Kiss’ spielte. Der Gesang, den Miku von sich gab, war unkoordiniert und von einer gewissen Schwere, wo hingegen der Bass offenbar ein eigenes Tempo vorgeben wollte. Nur das Schlagzeug schien als Einziges von dieser instrumentalen Katastrophe verschont geblieben zu sein. „Jetzt beherrscht euch doch mal!“, rief Teruki ärgerlich, nachdem er aufgehört hatte zu spielen und die anderen darauf ebenfalls ihre Instrumente gesenkt hatten. „Bou, du musst mehr Energie geben. Dein Spiel ist zu schlapp! Kanon, es wäre ausgesprochen hilfreich für uns alle, wenn du dich an mein Tempo halten würdest! Außerdem ist ’Kiss’ kein heftiger Song, also spiel gefälligst mit mehr Gefühl! Das Gleiche gilt auch für dich, Miku! Ohne Gefühl und Konzentration geht es nicht!“ Miku, Kanon und Bou antworteten nicht. Betreten sahen sie auf den Boden und Teruki schüttelte verständnislos den Kopf. Er konnte seine drei Bandkollegen einfach nicht verstehen. Bou hatte ihm zwar eine grobe Zusammenfassung gegeben, was passiert war, und Teruki wusste nur zu genau, weshalb diese Probe ein glatter Reinfall war. //Wenn die drei das nicht bald regeln und aufhören, sich gegenseitig weh zu tun, wird das noch schlimme Folgen haben...sowohl für jeden einzelnen als auch für AnCafé. Kuso...ich glaube, ich bin der einzige, der überhaupt an die Band denkt!...// „Teruki, können wir denn nicht für heute Schluss machen?“, fragte Bou und sah den Drummer weinerlich an. „Wow, da sagst du endlich mal was richtiges“, murmelte Kanon, während er mit einer Hand über die glatte Oberfläche seines Basses glitt. „Halt du dich doch da raus!“, fauchte Bou zurück. „Und wenn ich du wäre, würde ich auch aufhören wollen. Ansonsten zerstörst du aus Wut noch deinen Bass!“ „Nee, dann muss eher deine heißgeliebte Gitarre dran glauben!“ Kanon funkelte ihn zornig an und stellte seinen Bass ab. „Ha! Davon träumst du doch nur, sie in deine dreckigen Finger zu bekommen! Das ist meine! Und niemand kommt auch nur in ihre Nähe!“ „Als ob ich das nicht schaffen würde!“ „Ich bin stärker als du denkst!“ Kanon lachte. „ Du kleiner, niedlicher Zwerg willst stärker sein als ich?“ „Hallo?! Geht’s noch!“, rief Miku dazwischen, der bisher schockiert zugehört hatte. Er hatte zwar geahnt, dass die beiden wieder anfangen würden, sich zu streiten – wo sie doch einige Tage richtig gut miteinander umgegangen waren, was Miku allerdings immer noch ein Rätsel war. Doch dass Kanon wieder so heftig drauf war, hätte er nicht für möglich gehalten. Miku hatte Angst, dass Kanon erneut durchdrehte und handgreiflich wurde, und stellte sich zwischen die beiden, um sie von einander wegzuhalten. „Miku!“, knurrte der Schwarzhaarige wütend. „Warum schützt du ihn? Er ist doch der Grund, warum wir jetzt so mies drauf sind! Er soll das gefälligst wieder ausbaden! Außerdem hat er doch selbst gesagt, dass er stark genug ist. Nicht wahr, Bou?“ „Was redest du da für Müll?“, rief Bou und funkelte ihn zornig an. „Du bist doch Schuld an allem! Wenn Miku nichts von deiner Liebe zu ihm erfahren hätte, wären wir jetzt glücklich zusammen! Du hast alles kaputt gemacht! Oh, Miku! Wie konntest du dich nur in diesen Mistkerl verlieben?!“ „Sag Miku nicht, was er zu fühlen hat!“, rief Kanon ihm noch entgegen, bevor er Anstalten machte, auf Bou loszugehen, der noch immer seine Gitarre um sich hatte. Miku wollte ihn aufhalten, doch er wurde so hart zur Seite gestoßen, dass er rücklings zu Boden ging. Durch den heftigen Schmerz wurde es Miku für einen Moment schwarz vor Augen, doch als es wieder etwas besser wurde, bekam er gerade noch mit, wie Kanon den Blondschopf wutentbrannt schlug. Bou, der ängstlich bis zur Wand zurückgewichen war, als Kanon auf ihn losgegangen war, hatte den Schlag mit voller Wucht im Gesicht abbekommen und keuchte. Doch dann fing auch er an, auf den anderen einzuschlagen. „Hört auf!“, rief Teruki, während er auf die beiden Kämpfenden zuhastete, doch er wurde entweder nicht gehört oder überhört. Sein Blick fiel auf die weiße Gitarre, die gefährlich zwischen den beiden hin und her schwang. „Kanon! Du machst seine Gitarre ja noch kaputt!“ Doch zu spät. Kanon hatte Bou mit einem heftigen Schlag zu Boden geworfen. Doch in seinem Flug nach unten hatte der Blonde reflexartig, um nicht hinzufallen, nach Kanons Kragen gepackt. Miku, der sich wieder aufgerappelt hatte, schnellte zu ihnen, um das Schlimmste zu verhindern. Jedoch konnte er nur noch hilflos mit ansehen, wie Kanon mit all seiner Wucht auf Bou fiel und die beiden die Gitarre zwischen sich begruben. Miku konnte sich nicht vorstellen, dass das Ganze wohl nicht schmerzfrei gewesen war und kaum hatte er diesen Gedanken gehabt, hörte er auch schon schmerzerfüllte Laute. Teruki und Miku halfen Kanon auf, der sich – ohne seine Helfer auch nur eines Blickes zu würdigen – seinen schmerzenden Bauch rieb. Mikus Magen zog sich eng zusammen, als ihm die Schrammen und dunklen Flecken im Gesicht und an den Armen auffielen, die Bou ihm zugefügt hatte. Teilweise war auch sein Shirt an den Armen und an der Schulter ein wenig zerrissen. //Selbst schuld...//, schoss es ihm durch den Kopf, als Kanon aus seinem Sichtfeld verschwand und er kurz danach eine Tür laut ins Schloss fallen hörte. Und dennoch verspürte er auch Mitleid. Seine Aufmerksamkeit galt jetzt erst einmal Bou, der sich unter einem lauten Ächzen aufgerichtet hatte und sich den Kopf rieb, und Mikus Herz sackte eine Etage tiefer, als er in dessen übel zugerichtetes Gesicht blickte. Es war unter all den Schlägen knallrot angelaufen und mit Kratzern und dunklen Flecken nur so überzogen. Doch Mikus größte Sorge galt einer kleinen Wunde an der Stirn, etwas oberhalb des linken Auges, aus der es blutete. „Du siehst ziemlich mitgenommen aus“, meinte Miku fürsorglich und betrachtete ihn; den Schmerz in seinen eigenen Rippen ignorierte er. „Das ist halb so schlimm“, murmelte der Kleine leise, sein Blick war auf sein Instrument gerichtet, das vor ihm auf seinem Schoß lag. Miku hatte vermutet, dass sie in der Mitte geborsten war, doch dem war zum Glück nicht so. Und auf die Schnelle konnte er auch keinen großen Schaden feststellen. „Ist sie...heile?“, fragte Miku zaghaft. Bou überreichte seine Gitarre Teruki, der sie vorsichtig in die Hand nahm und musterte. Erst dann antwortete er auf die Frage. „Der Hals ist angeknackst und einige Saiten sind gerissen. Aber mehr habe ich noch nicht gefunden.“ „Sie hat auch einige Dellen“, bemerkte Teruki und gab sie wieder Bou. „Du solltest sie auf jeden Fall noch einmal genauer untersuchen lassen. Und dann kann man sie auch gleich reparieren, danach müsste sie wieder wie neu aussehen.“ Bou legte sie behutsam auf seine Beine und fuhr mit der Hand sanft über die Oberfläche, sein Blick war abwesend. „Hauptsache, sie ist nicht durchgebrochen. Für mich ist sie aus irgendeinem Grund unersetzlich geworden.“ „Hast du deinen Gönner eigentlich schon gefunden?“, fragte Teruki, als ihm wieder eingefallen war, wie Bou die Gitarre bekommen hatte. Der Blondschopf schüttelte traurig mit dem Kopf und zuckte kurz zusammen, als er damit eine Welle aus Schmerzen auslöste. „Bou. Du darfst dich nicht so viel bewegen.“ Miku stand auf und sah sich suchend nach etwas um, mit dem er den Blonden das Blut aus dem Gesicht wischen konnte. Er entdeckte einen Lappen, nahm ihn und hielt ihn kurz unter den Wasserhahn. Dann ging er wieder zu den anderen beiden und hockte sich hin, was erneut den Schmerz in seinen Rippen hervorrief und ihn kurz schwindlig werden ließ. „Das gleiche gilt auch für dich, würde ich sagen“, kam es von Teruki und wollte Miku schon den Lappen aus der Hand nehmen, doch Miku hielt diesen fest umklammert. „Nein, es geht schon.“ Er lächelte Teruki beruhigend an und fing an, Bou das Blut aus dem Gesicht zu wischen. Bou zuckte kurz zusammen, als der kalte und nasse Lappen seine Wunde berührte. „Gomen.“ „Miku, ich kann das auch machen“, sagte Bou kleinlaut. Daraufhin hielt Miku ihm den Lappen hin, damit er es selbst machen konnte, doch Bou nahm ihn nicht. Verlegen lächelnd sah er den Vocal an. „Nein, mach du es lieber.“ „Woher der plötzliche Sinneswandel?“ „Na ja...das weckt Erinnerungen...“, murmelte Bou leise. „Stimmt.“ Schweigend nahm Miku seine Arbeit wieder auf, während er sich – genau wie Bou – erinnerte. Denn Bous Reaktion auf sein führsorgsames Verhalten war nicht gerade neu. „Hat Kanon dir eigentlich sehr weh getan?“, fragte Bou, dem nicht entgangen war, mit welcher Wucht der Bassist ihn getroffen hatte. Miku, der fertig war, ließ seine Hand sinken und schüttelte den Kopf, denn er wollte den Blondschopf auf keinen Fall beunruhigen. „Keine Sorge. Mir geht es gut.“ Er senkte traurig den Blick. „Tut mir Leid, Bou. Nur wegen mit ist Kanon auf dich losgegangen. Ich hätte besser aufpassen sollen.“ „Schon okay, Miku. Du konntest nicht wissen, dass er mich angreifen würde.“ „Doch, das konnte ich.“ „Nein, niemand konnte das“, sprach Teruki beruhigend auf ihn ein. „Hör auf, dir die Schuld zu geben. Das bringt nichts.“ „Aber Teruki!“, rief Miku mit zitternder Stimme und sah ihn verzweifelt an. „Ich wusste, dass Kanon schnell die Kontrolle über sich verliert und dann unberechenbar wird!“ Aus Terukis Blick sprach pure Verwirrung, während Bou an dem Ärmel des Vocals zupfte, um dessen Augenmerk auf sich zu haben. „Sag bloß, es ist nicht bei diesem einen Mal geblieben“, sagte er ruhig, wollte seine innere Unruhe so verdecken. „Wovon redet ihr, verdammt?“, schaltete sich Teruki ein und sah fragend zwischen den beiden hin und her. „Als ich vorgestern bei Kanon war, hat er mich geküsst“, sagte Miku leise und erzählte Teruki die ganze Geschichte. Er berichtete ihnen auch, von der Silvesternacht, als Kanon auf den Jugendlichen losgegangen war, und wie er ihn in Helsinki einmal regelrecht an der Wand festgenagelt hatte. Dabei wich er gezielt den besorgten und verständnislosen Blicken der beiden aus. „Und ich dachte, Kanon wäre der Frieden in Person“, sagte Teruki langsam, nachdem Miku geendet hatte, und schüttelte ratlos den Kopf. „Bitte?!“, rief Bou hysterisch und sah den Älteren an, als ob dieser gerade einem Irrenhaus entflohen wäre. „Kanon ist jetzt schon zum zweiten Mal auf mich losgegangen! Der, und friedfertig?! Dass er das bei mir macht, kann ich ja noch nachvollziehen, aber - “ „Bou! Sag doch so was nicht!“ „Aber dass du auch was abkriegt hätte ich nicht gedacht“, vollendete Bou seinen Satz, der Mikus Protestschrei geflissentlich überhört hatte. „Er hatte mir selbst versichert, dass er dir nur Gutes tun will, schließlich liebt er dich doch.“ „Nani?“ Miku sah ihn völlig verpeilt an. „Wann hat er dir das denn gesagt?“ „Ist ’ne lange Geschichte.“ Bou lächelte entschuldigend, dann wandte er sich Teruki zu. „Wie wäre es, wenn du mit Kanon mal darüber reden würdest? Du bist ja offenbar der einzige, der nicht auf seiner Feindesliste steht.“ „Mit halben Fuß schon“, seufzte Teruki und sah den Blondschopf traurig an. „Aber ich fürchte, dass ich das trotzdem nicht kann.“ „Wieso denn nicht?“, riefen Miku und Bou im Chor. „Weil ich finde, dass das eine Sache zwischen euch dreien ist“, sagte Teruki bestimmt. Er hatte es satt, ständig irgendjemanden für jemand anderen auszuhorchen. „Ihr seid alt genug und könnt das unter euch klären. Und guckt mich nicht so an!“, fügte er noch warnend hinzu, als er die betretenen Gesichter der zwei gesehen hatte. „Ich habe euch bisher immer geholfen und gebe euch gern noch weiterhin Ratschläge. Aber ausführen müsst ihr sie selbst! Außerdem stellt ihr euch manchmal echt dümmer an, als ihr seid – wenn ich das mal so sagen darf. Könnt ihr euch denn nicht denken, wie sich der andere fühlen muss, wenn ihr dies oder das macht oder sagt? Ihr denkt einfach nicht nach, bevor ihr irgendetwas macht. Ja, das stimmt, Miku! Wenn du und Kanon nicht so zweideutige Sachen über Takuya-kun gesagt hättet, hätte es keinen Streit gegeben.“ „Woher...“ „Bou hat es mir erzählt. Ach, und Bou.“ Er sah ihn eindringlich an. „Du bist auch nicht ganz unschuldig. Du lässt dich immer wieder auf Kanons Sticheleien ein. Und wenn ihr beiden“, er deutete auf Miku und Bou, die Terukis kleiner Standpauke mit offenem Mund lauschten und ihn perplex ansahen, „endlich mal ruhig über eure jetzige Gefühlslage sprechen würdet, hätten wir glaube ich schon ein Problem weniger.“ „Bist du jetzt endlich mal fertig?“, maulte Bou und stierte den Drummer beleidigt an. „Also echt.“ Teruki pattete ihn. „Komm, ich bringe dich nach Hause.“ „Aber - “ „Keine Widerrede!“ Teruki erhob sich und zog den Gitarristen auf die Beine, der vor Schmerzen leise aufstöhnte. „Du musst dich jetzt erstmal ausruhen. Und deine Gitarre bringe ich danach zur Reparatur.“ Kaum hatte er dies gesagt, hatte er dem Blonden auch schon das Instrument aus der Hand gerissen und packte es vorsichtig in den Koffer. Dann blickte er zu Miku, der immer noch auf dem kalten Boden hockte und seinen Bewegungen gedankenverloren verfolgte. „Kommst du mit?“ Der Vocal schüttelte mit dem Kopf. „Mir ist gerade ’ne Idee für einen Song gekommen und will sie aufschreiben, bevor ich sie wieder vergessen habe.“ Teruki runzelte ein wenig die Stirn. „Na gut. Aber mach nicht zu lange, ja? Du siehst nämlich auch nicht gerade fit aus.“ „Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut“, versicherte Miku ihm und lächelte. Teruki und Bou tauschten vielsagende Blicke aus, ehe sie sich von ihm verabschiedeten und verschwanden. Das Lächeln aus Mikus Gesicht verschwand; er seufzte. Er hasste es, seine Freunde zu belügen, denn ganz die Wahrheit war es nicht gewesen, die er ihnen aufgetischt hatte. Ihm ging es überhaupt nicht gut. Seine Rippen brannten wie Feuer und die Schulter, auf die er gefallen war, fühlte sich nicht besser an. Doch am meisten schmerzte es, dass Kanon tatsächlich in all seiner Wut auf den kleinen Blondschopf losgegangen war und dass er – Miku – nicht in der Lage gewesen war, ihn aufzuhalten und zu besänftigen. Besonders traurig stimmte es Miku, dass der Bassist ihn so brutal beiseite gestoßen hatte. Schließlich liebte Kanon ihn doch. Miku verstand es einfach nicht. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ kyaaaah!!!! sry bou! sry kanon! *schlechtes gewissen hab* ~.~ kommis pls x3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)