Chaos On Tour von _miku-kun_ (~~True Lies~~) ================================================================================ Kapitel 29: Der Schmerz wird zu groß Part I ---------------------------------------------- wow~ es hat zwar etwas länger gedauert als sonst aba endlich is das neue kapi da! *freu* hoffe ihr könnt mir verzeihn dass es so lange gedauert hat *lieb guck* x33 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 29. Der Schmerz wird zu groß Part I Miku hatte all seine Kraft aufwenden müssen, um den doch etwas nervig gewordenen Kanon noch vor Mitternacht loszuwerden. Dieser hatte nämlich zunächst darauf bestanden, bei ihm zu schlafen, doch der Vocal hatte sich zu verteidigen gewusst. Der guten Worte mächtig hatte er es geschafft, den Schwarzhaarigen nicht zu beleidigen oder gar zu kränken. Kanon, der manchmal ein richtiger Sturkopf sein konnte, hatte es aber am Ende doch eingesehen, dass er bei Miku auf eine unüberwindbare unsichtbare Mauer stieß, wenn er versuchte, irgendwelche Aussagen über dessen Gefühle aus ihm herauszubekommen, und so ließ er es seelenruhig geschehen, dass er von Miku praktisch vor die Tür gesetzt wurde. „Tut mir Leid, wenn ich etwas zu aufdringlich war“, beschwichtigte Kanon ihn, den das schlechte Gewissen gepackt hatte, als er dessen genervten Gesichtsausdruck bemerkt hatte. „Ach was.“ Miku reichte ihm seinen Schal und die noch feuchte Jacke. Er zwang sich zu einem etwas gequält wirkendem Lächeln. „So aufdringlich warst du nun auch wieder nicht.“ „Na, vielen Dank auch“, brummte Kanon, dem der Sarkasmus nicht entgangen war, und hockte sich mit dem Rücken zu Miku hin, der mit verschränkten Armen im Türrahmen stand und ihn beobachtete. „Das ist also sein Dank dafür, dass ich eine böse Erkältung in Kauf nehme, mich in den gefährlichsten Schneesturm seit Jahren gewagt und mich wegen der Glätte sogar beinahe auf die Fresse gelegt habe – nur um ihm Gesellschaft zu leisten“, murmelte Kanon vor sich hin, während er seine Schuhe zuband. „Und wie dankt er es mir? Indem er so genervt von mir ist, dass er mich mitten in der Nacht und in dieser bescheuerten Eiseskälte einfach so ohne die geringste Vorwarnung vor die Tür setzt.“ Weiter vor sich hinmurmelnd erhob er sich und drehte sich um. Er stutzte, als er sah, dass Miku sich offenbar das Lachen verkneifen musste. „Was ist daran denn bitte schön so lustig?“, fragte er, nun völlig beleidigt tuend. Daraufhin schaute Miku schnell gleichgültig drein und tat so, als ob ihm in den letzten Minuten überhaupt kein Grund gegeben worden war, sich über irgendjemanden zu amüsieren; er wusste genau, dass Kanon von diesen Anschuldigungen nichts ernst meinte. „Was meinst du?“, fragte er ein wenig irritiert, woraufhin Kanon ihn ungläubig anguckte und nach einigen sehr schweigsamen Sekunden gleichgültig mit den Schultern zuckte. „Vergiss es.“ Sie umarmten sich zum Abschied; Kanon konnte sich nur mit großer Mühe zusammenreißen, dem kleinen Vocal einen kleinen Kuss auf die Wange zu verpassen. Miku hielt ihm die Tür auf. „Bis morgen bei der Probe“, lächelte er. „Schlaf gut“, sagte Kanon und trat raus auf den Flur. Miku wollte sich gerade schon umdrehen und die Tür wieder schließen, als der Bassist sich noch einmal halb umdrehte und mit einem breiten Grinsen noch einen gehässigen Kommentar hinterher warf: „Aber träum nicht von mir, sonst endet das noch in einem Alptraum.“ Einen Augenblick lang genoss er noch den völlig sprachlosen Miku, bevor er die Treppe herunter polterte und aus dessen Blickfeld verschwand. Mit dem Kopf schüttelnd schloss Miku leise die Tür und kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo er sich dran machte, das Chaos zu beseitigen, was er zusammen mit Kanon in den letzten Stunden veranstaltet hatte. Sämtliche Playstationspiele waren über den Boden verteilt, dazwischen leere Flaschen, dreckiges Geschirr und weiß der Gott noch alles, was so zwei Jungs fabrizieren, wenn sie einige Stunden zu zweit sind. //Also das letzte hätte er sich auch sparen können…//, schoss es ihm durch den Kopf, während er eine Decke zusammenfaltete, doch ein warmes Lächeln konnte er sich einfach nicht verkneifen… Am nächsten Morgen war Miku guter Dinge. Vor sich hinsummend hatte er sich für die Probe zurechtgemacht und ein energiereiches Frühstück zu sich genommen. Während er sich seine Jacke anzog, musste er an Kanon denken – aber genau genommen hatte er an ihn gedacht, seit er die Augen zum ersten Mal an diesem Tag aufgeschlagen hatte. Es stimmte ihn fröhlich, dass der Bassist auch nach ihrer Trennung noch seine Nähe suchte, obwohl es für ihn recht hart war, da er ihn nicht viel berühren durfte. Außer Umarmungen. Miku sehnte sich zwar ab und zu noch nach einem zärtlichen Kuss von ihm, aber er wusste, dass das nun nicht mehr ging. Er würde Kanon damit nur noch mehr verletzen; und das wollte er nicht. Doch Miku war sich seit gestern sicher, dass Kanon sich melden würde, wenn er ihn falsch behandeln sollte. Er würde es nicht riskieren, ihn als Freund zu verlieren. Der Vocal schloss die Tür hinter sich ab und machte auf dem Absatz kehrt und lief die Treppe runter, in seiner Jackentasche schon nach seinen Handschuhen suchend. Das Wetter hatte sich zwar gebessert, denn weder schneite noch regnete es, allerdings hieß dies nicht, dass keine Kühlfachtemperaturen mehr herrschten. Miku öffnete die Haustür und wollte gerade den ersten Schritt nach draußen setzen, als er seine Nachbarin mit drei prall gefüllten Einkaufstaschen den schmalen Weg hinaufgehen sah, der durch den kleinen, nun schneeweißen, Vorgarten führte. So blieb er im Flur stehen, um ihr die Tür aufzuhalten. Takehito-san lächelte ihn freundlich an, doch wirkte sie ein wenig gestresst. „Arigatou, Akiharu-kun.“ Miku ließ die Tür wieder zufallen und verbeugte sich höflich vor ihr. „Ach was“, sagte er. „Dafür müssen Sie sich nicht bei mir bedanken.“ Sein Blick fiel auf die Einkaufstaschen. „Soll ich Ihnen helfen?“ „Was?“ Die alte Dame sah ihn verwirrt an, bevor sie kapierte. „Oh ja, das wäre sehr nett.” Nachdem der Vocal ihr zwei Tüten abgenommen hatte, folgte er seiner Nachbarin die Treppe hinauf. „Aber müssen Sie heute nicht zur Probe?“, fragte Takehito-san, die es von Miku kannte, dass er so gut wie jeden Tag früh morgens schon unterwegs war. „Doch, aber ich habe noch Zeit, bis mein Bus fährt“, erwiderte Miku lächelnd. Sie hatten das zweite Stockwerk erreicht und nun wartete er darauf, dass Takehito-san ihre Wohnungstür aufschloss. Tatsächlich war er extra früh aufgestanden, um einen Bus eher zu nehmen. Er wollte wenigstens einmal in seinem Leben überpünktlich sein. Er folgte seiner Nachbarin in ihre Wohnung und da er schon einige Male hier gewesen war, musste er auch nicht nach der Küche fragen, wo er auf der marmornen Arbeitsfläche die Tüten abstellte. „Nochmals vielen Dank“, sagte Takehito-san, die sehr erleichtert schien, dass ihr geholfen worden war. „Sehen Sie es als kleinen Ausgleich an.“ „Wie meinen Sie das?“ Takehito-san blickte verwirrt drein. „Na, dass sie auf Miruku aufgepasst haben, während ich in Europa war“, klärte Miku sie mit einem Anflug eines Lächelns auf. Miku sah ihr zu, wie sie die gerade gekauften Lebensmittel einräumte. Als Takehito-san jedoch Mirukus Namen hörte, hielt sie inne und wandte sich niedergeschlagen zu ihm um. „Ach, Tsukiyama-kun. Es tut mir so leid um Miruku.“ „Es war doch nicht Ihre Schuld“, versuchte Miku sie wieder aufzumuntern. Er wusste von ihren Vorwürfen, sich wohl nicht richtig um das Meerschweinchen gekümmert zu haben. „Ich habe übrigens eine gute Neuigkeit“, fügte er noch breit lächelnd hinzu und auf Takehito-sans fragenden Blick hin sagte er: „Ich habe mich dazu entschlossen, mir wieder ein Haustier zuzulegen.“ „Tatsächlich?“ Ihre Augen blitzten. Miku nickte und applaudierte innerlich sich selbst; er hatte es mal wieder geschafft, jemanden aufzuheitern. Und er erzählte ihr von seiner ersten Begegnung mit dem Welpen, den er von Bou geschenkt bekommen würde, und wie sehr er sich jetzt schon auf ihn freute. „Wissen Sie schon, wie Sie ihn nennen?“, fragte Takehito-san neugierig, die sich schon bereit erklärt hatte, des Öfteren mit ihm spazieren zu gehen, wen der Sänger AnCafès mal keine Zeit dazu hatte. Miku überlegte kurz, denn über diese Frage hatte er bisher noch nicht nachgedacht. Doch das brauchte er nun auch nicht; ganz spontan war ihm ein Name eingefallen, der sowohl zum Hund als auch zu ihm selbst passte. Er grinste. „Das verrate ich noch nicht.“ Takehito-san schüttelte lächelnd mit dem Kopf und packte weiter die Tüten aus. Miku sah ihr weiter zu und war mit den Gedanken so sehr bei seinem neuen Hund, dass er die Zeit völlig vergaß. Als er dann den Blick durch den Raum schweifen ließ und dieser zufällig auf der kleinen Wanduhr über dem Herd hängen blieb, zuckte er vor Schreck zusammen. „Och nö!“, maulte er. //Den früheren Bus kann ich abhaken und wenn ich Pech habe, ist der andere auch schon weg!// Bevor er aus der Küche lief, rief er seiner Nachbarin noch einen Abschiedsgruß zu. „Und sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn Ihr Hund da ist“, bat diese und Miku versprach es ihr. Vor sich hinfluchend hastete er die Treppe so schnell wie möglich runter und raste den Bürgersteig entlang zur Bushaltestelle; den Bus sah er gerade ankommen. Allerdings hatte er die Glätte nicht beachtet und so strauchelte er und wäre auch beinahe hingefallen, wenn er nicht seine Arme ausgestreckt hätte, um sich mit diesen am Boden abzustützen. Nun rannte er ein wenig langsamer und kam gerade noch rechtzeitig an der Haltestelle an. //Eigentlich sollte mich das jetzt für den restlichen Tag schlecht gelaunt stimmen, aber so langsam bin ich dran gewöhnt…//, schoss es Miku deprimiert durch den Kopf als er in den fast leeren Bus stieg und sich auf einen der hinteren Plätze niederließ. Kleine Regentropfen begannen aus den schwarzen Wolken über ihm auf Tokio und dessen Bewohner herabzufallen, als der Vocal aus der U-Bahn stieg. Als Miku die ersten Regentropfen verspürte, setzte er hastig seine Kapuze auf, damit seine Frisur nicht durch die Nässe ruiniert wurde, und eilte – so schnell der gefrorene und schneebedeckte Boden es zuließ – Richtung Proberaum. Die Straßen waren längst geräumt worden und auch auf dem Bürgersteig war vereinzelt gestreut worden; im Übrigen war der Schnee schon von unzähligen Leuten zu einer harten Masse zusammengetreten worden, sodass dieser eigentlich kein allzu großes Hindernis darstellte. Nur Miku, der mit dem eiskalten Boden einige Meter vor seiner Haustür beinahe schon Bekanntschaft gemacht hatte, wollte auf Nummer sicher gehen und ging lieber behutsam. Als er mit einer Verspätung von einer guten Viertelstunde die frisch geputzten Stufen zum Proberaum hochstiefelte, versuchte er, durch Rubbeln seine Hände wieder einigermaßen wärmer zu bekommen. Ärgerlich, dass seine Handschuhe bei diesem Wetter nicht die Arbeit leisteten, wofür sie eigentlich gemacht worden waren, übersprang er die letzen beiden Stufen, bog nach links ab und näherte sich dem Proberaum. Verwundert verlangsamte er wieder sein Tempo, als er lautes Gelächter hörte. Als er fast direkt vor der Tür stand, wusste er auch, weshalb er trotz des schallisolierten Raumes Geräusche von innen gehört hatte. Sie stand halb offen. „Und stell dir vor“, hörte Miku auf einmal Terukis Stimme belustigt sagen, während er seine Jacke auszog und sie auf einen kleinen Haken an der Wand hängte – denn diese wollte er ungern mit reinnehmen, wo sie womöglich noch die Instrumente oder die Verstärker zutropfte. „Nachdem das Shooting zu Ende war, hat Kanon mal wieder einen seiner vielen Geistesblitze gehabt – die aber meistens in einer reinen Katastrophe enden – und…“ „In einer reinen Katastrophe?“, unterbrach Kanon ihn entgeistert. „Mann, du musst doch selbst zugeben, dass es Spaß gemacht hat, sich gegenseitig mit Pizza zu bewerfen!“ „Ja, es hat so lange Spaß gemacht, bis du Bous Haare mit einer Salami-Pizza getroffen hast und er dann anfing, mit Cola um sich zu spritzen“, fügte Miku grinsend hinzu, nachdem er eingetreten war. Bou, Kanon, Teruki und – zu Mikus Verwunderung – auch Takuya, wandten sich überrascht zu ihm um. Bou eilte lächelnd auf ihn zu. „Wow, du hast es ja doch noch geschafft, herzukommen.“ „Dieses Mal habe ich versucht, überpünktlich zu sein, aber dieser Versuch stand wohl unter einem schlechten Stern“, versuchte der Vocal, sich zu rechtfertigen. Allerdings bemerkte er, dass Kanon ihn argwöhnisch musterte. „Was ist?“, fragte er ihn daraufhin. „Na ja…“, sagte der Schwarzhaarige zögernd. „Ich frage mich nur, ob du es irgendwann doch mal hinbekommst, pünktlich zu sein.“ Er grinste frech. „Ha ha.“ Miku streckte die Zunge aus und beachtete ihn nicht weiter. Er hatte schon befürchtet, dass Kanon sich bei ihm rächen würde; doch momentan war es ihm genau genommen egal. Er wandte sich Takuya zu und lächelte. „Ich dachte, du probst noch nicht mit uns. Ich bin ziemlich überrascht, dich hier zu sehen.“ Takuya erwiderte sein Lächeln freundlich und Miku schien es, als habe schon ein wenig seiner Zurückhaltung abgeworfen und als ob er sich bereits mehr mit den dreien angefreundet hätte. Nur Miku wusste nicht, ob ihn das freuen oder ärgern sollte, denn noch war Bou ihr umjubelter Gitarrist und würde dies noch einige Wochen sein. „Du hast Recht; ich bin nicht gekommen, um mit euch zu proben.“ Takuya warf Bou einen kurzen Seitenblick zu. „Bou hat mich eingeladen, mir eine richtige Probe von AnCafé anzusehen. Also…falls du nichts dagegen hast, meine ich. Kanon und Teruki stört es nicht“, fügte er noch hastig hinzu. „Nein, wieso sollte es mir was ausmachen?“, entgegnete Miku freundlich; er spürte die stechenden Blicke seiner Bandkollegen auf sich ruhen. Er hatte sogar tatsächlich nichts dagegen. Denn es war zwar unvermeidlich, demnächst mit ihm proben zu müssen, und umso verständlicher war es daher auch, dass er sich den Ablauf einer normalen Probe bei ihnen einmal ansehen wollte. Er ging zum Tisch und suchte zwischen all den vollgekritzelten Zetteln nach dem Songtext, den sie bis zum Konzert in einen neuen Song umwandeln wollten. Dabei fiel ihm ein, dass er den anderen noch gar nicht erzählt hatte, dass er seine ganze Trauer und Niedergeschlagenheit über Bous Austritt in einen weiteren Text verarbeitet hatte. Wenn er es genau überlegte, wollte er damit auch warten, bis Bou wirklich aus der Band raus war. //Es wäre nicht fair von mir, jetzt damit rauszurücken. Ich würde Bous Entschluss dadurch ins Wanken bringen und wenn es wirklich sein Wunsch ist, auszutreten, dann werde ich ihn nicht weiter davon abhalten…// „Ah“, rief er, als er das gesuchte Blatt gefunden hatte. Es war bereits ein wenig überarbeitet; einige Wörter waren durch bessere ersetzt worden, die die anderen ihm vorgeschlagen hatten. Er drehte sich um und erkannte, dass Bou und Kanon ihre Notizen bereits studierend beäugt hatten und nun ihre Instrumente an den Verstärker anschlossen. Teruki hockte bereits wartend hinter seinen Drums. Sein Blick fiel auf Takuya, der sich keinen Millimeter bewegt hatte und sich offensichtlich ziemlich fehl am Platz fühlte. Verstohlen hatte er die Vorbereitungen der anderen beobachtet. „Ähm…“ Miku überlegte kurz, dann deutete er auf einen doch etwas klapprig wirkenden Stuhl am Tischende. „Du kannst dich da ruhig hinsetzen – oder wo auch immer.“ Nachdem Takuya es sich so gemütlich gemacht hatte, wie es nur möglich war, stellte der Vocal sich auf seine Position. Die Probe verlief normal und ohne große Komplikationen. Nachdem sie sich mit einigen alten Songs, wie Snow Scene, eingespielt hatten, machten sie sich an die Komposition des neuen Songs. Miku war so sehr in seinem Element, dass er Takuya ganz vergessen hatte, der ihnen vor sich hinträumend zusah und sich nicht traute, etwas zu sagen – aus Angst, die vier bei ihrer kreativen Arbeit zu stören. Takuya hatte zwar schon in anderen Bands gespielt, doch diese waren längst nicht so berühmt gewesen wie AnCafé. Er merkte schon beim Zusehen, dass die Proben härter waren. Es war nicht so, dass er die Arbeit scheute; vielmehr fürchtete er sich davor, etwas falsch zu machen und die anderen zu behindern. Auch fragte er sich bereits, wie wohl die Cafekkos auf ihn reagieren würden. Kaum hatte Teruki verkündet, sie könnten jetzt eine Pause gebrauchen, hetzte Miku auch schon los, um sich etwas zu Trinken zu holen und sich anschließend damit auf den Verstärker zu setzen. Gierig trank er einige Schlucke und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Kanon und Bou übten jeder für sich noch einige komplizierte Griffe und Melodien, Teruki war nach nebenan verschwunden, um zu telefonieren. „Bedien dich ruhig“, sagte Miku zu Takuya, der leicht zusammenzuckte, als er angesprochen wurde, und deutete auf die Wasserflaschen, die unterm Tisch standen. „Im Kühlschrank haben wir auch Bier und anderes, aber das würde ich dir bei diesem Wetter nicht empfehlen.“ Er grinste. Takuya befolgte lächelnd seinen Rat. „Hast Recht. Das wäre jetzt nicht gerade das Klügste.“ „Eben.“ Miku wusste nicht, über was er noch mit Takuya reden könnte, und wandte sich wieder Kanon und Bou zu, die noch immer nicht aufhören wollten. Es störte ihn nicht, dass die beiden spielten anstatt mit ihm zu reden; er liebte es einfach nur, ihnen zuzusehen. Nach einigen Minuten kam Teruki zurück und blieb einige Sekunden lang im Türrahmen stehen. Dann ging er unschuldigen Schrittes zu Bous Verstärker und warf Miku heimlich einen amüsierten Blick zu. Miku kapierte sofort, beugte sich ein wenig vor und schaltete Kanons aus. Sofort verstummten die schönen Klänge von Bass und Gitarre, welche nun viel leiser und unklarer waren. „Menno“, maulte Bou los und stierte Teruki beleidigt an. „Das war aber nicht gerade nett.“ Kanon warf Miku nur einen vernichtenden Blick zu und stellte sein Instrument ab. Miku lächelte leicht. Teruki pattete den Blondschopf. „Ich dachte, wir beide beglücken Miku jetzt mal“, sagte er locker. „Nani?“, kam es wie aus der Pistole von Bou und Miku, die sich nun fragten, was der Drummer bitte schön damit meinte. Dieser wollte gerade antworten, doch der Schwarzhaarige kam ihm zuvor. „Teruki will mit dir zusammen was zu essen besorgen, Bou“, klärte er die beiden mit einem breiten Grinsen auf. „Das hättest du aber auch ein bischen deutlicher sagen können, Teru“, schimpfte Bou murrend, während er seine Gitarre wegstellte. „Wieso hätte ich?“, gab der Angesprochene grinsend zurück. „Kanon hat es doch auch verstanden.“ „Willst du etwa damit andeuten, dass ich sonst strohdoof wäre“, kam es ungläubig vom Schwarzhaarigen, woraufhin Teruki ihm einen milden Blick zuwarf und mit betont ironischer Stimme erwiderte: „Nein, alles nur das nicht.“ Kanon lächelte verschmitzt. „Danke, das Kompliment gebe ich gerne zurück.“ „Zu freundlich von dir.“ Teruki verbeugte sich übertrieben freundlich. „Aber eigentlich wollte ich damit nur sagen, dass - “ „Leute, ich will eure wilde Diskussion unterbrechen“, warf Miku hastig dazwischen, der Angst vor einem richtigen Streit hatte, und um den lauten Aufschrei seines Magens zu überspielen, „aber ich habe zufälligerweise wirklich Hunger.“ „Ach, tatsächlich?“ Teruki sah ihn lächelnd an. „Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Wir sind auch schon so gut wie weg.“ Er packte Bou am Arm und zog ihn hinter sich her nach draußen. Im Vorbeigehen warf der Blondschopf Miku noch ein warmes Lächeln zu, ehe er hinter Teruki verschwand. Miku sah ihnen belustigt hinterher. Es war schon komisch, wie Bou sich von Teruki alles gefallen ließ, ohne auch nur ein klitzekleines Murren von sich zu geben. Bei Kanon wäre er sofort ausgeflippt. Miku, völlig in Gedanken versunken, drehte die nun halb volle Wasserflasche in seinen Händen hin und her und hörte Kanon und Takuya wie aus weiter Ferne miteinander sprechen. Er erinnerte sich an ihre Europa-Tournee und mit welchem Gefühlschaos er wieder zurückgekehrt war, und es versetzte ihm einen Stich in die Brust, als er an die Streitereien zwischen Bou und Kanon dachte. Miku runzelte unmerklich die Stirn, als ihm bewusst wurde, dass sich die beiden seit Kanons richtigem Wutausbruch kaum noch verbal angegriffen hatten. Kanon hatte gemerkt, dass sein geliebter Vocal geistig völlig abwesend war, und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln her, während er mit Takuya über belanglose Themen redete – warum er das tat, wusste er nicht. Vielleicht lag es daran, dass er ziemlich niedergeschlagen wirkte und er ihn deshalb lieber im Auge behalten wollte. Miku schreckte auf, als die Tür plötzlich aufschwang. „Lieferservice!“, rief Bou vergnügt, nachdem er und Teruki mit einigen Kartons schnell ins Warme gehüpft waren. Ihre Jacken hatten sie wie Miku draußen aufgehangen, nur ihre nassen Haare und die feuchten Jeans waren deutliche Beweise für ihren kurzen Ausflug zum Italiener. Miku blinzelte ein paar Mal, um sicher zu sein, dass sich vor ihm keine Fata Morgana befand; doch der leckere Duft, der ihm bereits in die Nase gestiegen war, war so deutlich, dass er blitzschnell seine Flasche abstellte und vom Verstärker sprang. Er eilte zum Tisch, wo Bou und Teruki die Kartons abgestellt hatten, um sich von dort eine zu nehmen, doch jemand hatte ihn einige Meter vor dem Ziel am Kragen gepackt und hielt ihn mit starkem Griff am Kragen zurück. „Mensch, Shinya“, rief Miku protestierend und versuchte, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Aber schnell erkannte er, dass es keinen Sinn hatte und dass Kanon wohl immer der Stärkere sein würde, und blickte sehnsüchtig zu den Kartons, die den verlockenden Duft verströmten, den er vor einigen Sekunden aufgeschnappt hatte. „Ich habe Hunger!“ „Wann lernst du eigentlich mal, dass du nicht der einzige bist, der hungrig ist“, tadelte Kanon ihn. „Du wartest jetzt schön, bis Teruki die Pizzen aufgeteilt hat; dann kannst du essen.“ „Wir beeilen uns auch“, unterstützte der Drummer ihn und reichte Takuya eine Salamipizza. „Hier, für dich. Ich hoffe, du magst sie.“ „Danke!“ „Kanon, deine Pizza stelle ich hier hin und Bou, das ist deine. Und wenn das hier“, er deutete auf den rechten der zwei Pizzakartons, die noch vor ihm lagen, „meine ist, dann muss das hier wohl - “ „Meine sein!“, rief Miku laut und versuchte ein zweites Mal, sich von Kanon loszureißen. Allerdings ließ dieser ihn im gleichen Moment los und der Vocal, der darauf überhaupt nicht vorbereitet gewesen war, stolperte überrascht nach vorne und klammerte sich instinktiv an Takuyas Arm fest, um nicht hinzufliegen, der erschrocken zusammenzuckte. „’tschuldige“, murmelte Miku und rappelte sich wieder auf. „Kein Problem.“ Der Vocal schnappte sich seine Pizza und machte sich auf den Weg zu seinem Stammplatz; unterwegs warf er Kanon noch einen vernichtenden Blick zu. Dann fing er an, die Pizza zu verschlingen. Kanon, Teruki und Bou setzten sich, da es keine andere Möglichkeit gab, auf den Tisch. Die Zettel hatten sie dafür beiseite geschoben. Kanon musste plötzlich grinsen. „Ist das nicht komisch? Heute Morgen haben wir von Pizza geredet und jetzt essen wir welche.“ Er lächelte in sich hinein und beäugte die Pizza vor sich. „Was für ein Zufall aber auch“, meinte Bou und biss von dem Stück ab, das er in seiner Hand hielt. „Rate mal, warum Teruki und ich uns für Pizza entschieden haben.“ „Und ich glaube, dass Kanon etwas vorhat“, sagte Takuya, dem sein Blick nicht entgangen war. „Wow, du scheinst mich ja schon richtig gut zu verstehen“, meinte Kanon und grinste ihn an. Teruki sah den Bassisten drohend an. „Wag es und du bist tot – und ich meine das ernst“, warnte er ihn. „Noch mal die gleiche Sauerei ertrage ich nicht.“ „Aus Teruki spricht ein weiser Mann, Kanon“, unterstütze Bou ihn und warf ihm einen unschuldigen Blick zu. „Lass es lieber, er kann wirklich gefährlich werden.“ Kanon sah zwischen den beiden hin und her, während er angestrengt überlegte, ob er Teruki dieses Vergnügen geben wollte, ihn umzubringen. „Nee, ich lasse es lieber.“ Er lächelte gequält und wandte sich dann wieder seiner Pizza zu. „Und meine Haare sind gerettet“, seufzte Bou erleichtert auf, dann blickte er rüber zu Miku, der nur noch einige Bissen vor sich liegen hatte. „ Salami in den Haaren steht mit doch nicht so gut, oder was meinst du?“ „Uhm...“ Miku erinnerte sich wieder an das göttliche Bild, das der Blondschopf bei der Pizzaschlacht nach dem Photo-Shooting gegeben hatte und musste unwillkürlich lächeln. „Nein, nicht wirklich.“ Damit gab Bou sich zufrieden und beschäftigte sich weiter mit seiner Pizza; so fiel ihm nicht auf, dass er vom Vocal beobachtet wurde, während er aß. Miku konnte es sich selbst nicht so recht erklären, aber er fühlte sich wieder wie in den ersten Wochen, in denen er mit Bou zusammen gewesen war. //Ich muss es ihm irgendwann sagen...// „Ach, bevor ich es vergesse“, kam es von Teruki erschrocken und riss ihn somit aus den Gedanken. „Wir haben in drei Tagen ein Interview mit Aufzeichnung. Ich weiß, dass es unangenehm ist, aber wir müssen es den Fans sagen.“ Betretene Stille folgte. Bou ließ mit schlechtem Gewissen die Beine baumeln und blickte abwesend auf den Boden, während Kanon und Miku einfach nur Löcher in die Luft starrten. Takuya fühlte sich sichtlich unwohl, ausgerechnet bei so einem heiklen Thema anwesend zu sein und wünschte sich weit weg. Teruki seufzte ungehalten auf die Reaktionen der anderen. Insgeheim ärgerte er sich, weil sich die drei in den letzten Monaten so unmöglich benommen hatten, dass etwas derartig schreckliches daraus resultiert war. „Es lässt sich nun mal nicht umgehen. Wir können nicht länger damit warten. In drei Wochen ist unser erstes Konzert und wir müssen die Fans vorbereiten, dass Bou uns nach der Tournee verlassen wird.“ „Aber Teruki.“ Miku sah den Drummer hilflos an. „Wie sollen wir es ihnen nur sagen? Und welchen Grund geben wir an? Wir können doch unmöglich sagen, dass...“ Er stockte, als ihm einfiel, dass Takuya anwesend war. Und ihm wollte er auf keinen Fall auf die Nase binden, weshalb ihr geliebter Blondschopf die Band verließ. Doch Teruki wusste auch schon so, auf was Miku hinauswollte. „Das weiß ich und ich überlege auch schon die ganze Zeit, wie wir dieses Problem lösen könnten. Bou, hast du einen Vorschlag?“ Bou zuckte mit den Schultern. „Wir könnten ja sagen, dass es familiäre Gründe hat. Da wird dann auch niemand weiter nachfragen.“ „Wenn du das möchtest, machen wir es so.“ Teruki nickte zustimmend. „Oder gibt es irgendwelche Einwände?“ Miku und Kanon schüttelten den Kopf. Für Miku war es eh egal, was sie den Fans erzählen würden; es würde nichts an der Wahrheit ändern, dass Bou die Band wegen ihm und Kanon verließ. Er fühlte, wie sein Magen einen Salto rückwärts machte. Er hatte vor dem Interview Angst, denn dann war es zu spät, alles wieder rückgängig zu machen und es gab ihm auch ein Gefühl von Endgültigkeit und dem Anfang vom Ende. „Uhm…Takuya?“ Der Angesprochene sah den Blondschopf fragend an. Für ihn kam es ziemlich überraschend, gerade jetzt angesprochen zu werden, wo sie doch über ein ernstes Thema redeten, von dem er keinen blassen Schimmer hatte. „Du ersetzt mich in einigen Wochen und trägst eine hohe Verantwortung; die Fans werden viel von dir erwarten. Besonders am Anfang wird es ziemlich hart sein.“ „Das denke ich auch“, erwiderte Takuya. „Aber ich werde mein Bestes geben und viel üben, damit ich an dein Talent herankomme.“ „Du solltest nicht fast genau so gut sein wie er, sondern besser“, rief Miku, der seinen Frust über Bous Austritt noch einmal rauslassen musste, und funkelte zornig zu Takuya rüber, der ihn nun verdattert anstarrte. Er warf den leeren Pizzakarton von seinem Schoß und ehe er sich versah, sprach er genau das aus, was er die ganze Zeit über Takuya dachte: „Wenn du es nicht schaffst, besser zu sein, können wir AnCafé auch jetzt auflösen. Die Fans werden viel von dir erwarten, wie Bou dich schon richtig vorgewarnt hat. Es ist fast unmöglich, ihn zu übertreffen – er ist der beste Gitarrist, den Japan zu bieten hat! Und was ist mit uns? Wir können mit keinem zweitklassigen Gitarristen spielen!“ Ohne eine Reaktion abzuwarten, sprang er auf und eilte, ohne den vieren auch nur einen Blick zuzuwerfen, aus dem Raum. Dort schnappte er sich seine Jacke, warf sich diese über und rannte die Treppe runter nach draußen. Es regnete in Strömen. Miku ging zügigen Schrittes einige Straßen weiter und stellte sich unter eine Arkade, wo er sich eine Zigarette anzündete. Während er den Qualm beobachtete, der sich in kleinen geschlängelten Linien seinen Weg in den Himmel bahnte, versuchte er, sich wieder zu beruhigen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ so~ das war der erste teil xDD die idee für die pizzaschlacht hatte ich übrigens von nem foto~ http://alindholm.files.wordpress.com/2008/03/ancafe04.jpg ^0^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)