Chaos On Tour von _miku-kun_ (~~True Lies~~) ================================================================================ Kapitel 30: Der Schmerz wird zu groß - Part II -------------------------------------------------- wow~ nachdem ich gut die hälfte dieses chapis auf den zugfahren nach köln zu lm.c letzte woche geschrieben habe is es jez endlich on! ^0^ außerdem thx an chi,kao und meinen bou-chan x33 yaaaaih!!! die tage bis Aroma werden schon gezählt und keine 2 wochen später is das konzi! *freu* x333 nyo~ viel spaß beim lesen! ^0^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 30. Der Schmerz wird zu groß - Part II Nachdem er sich – nach der dritten Zigarette - wieder einigermaßen gefasst hatte und sein Zorn auf Takuya verebbt war, machte er sich auf den Weg zurück zum Proberaum. Der Regen hatte offenbar eine kleine Pause eingelegt, sodass Miku zumindest einigermaßen trocken ankam. Bevor er die Tür öffnete, legte er sich noch schnell eine Entschuldigung für Takuya bereit; er wusste, dass er etwas Falsches gesagt hatte und auch, dass er keinen Streit mit ihm anfangen durfte. Denn das würde der Band schaden. Miku sammelte sich noch einmal, trat ein und, mit der dunklen Vorahnung, von wütenden und enttäuschten Freunden zur Schnecke gemacht zu werden, ging er zügigen Schrittes durch den Raum und ließ sich an der Wand auf den Boden sinken. Zunächst hielt er den Blick gesenkt, doch als keine Standpauke à la Teruki oder Kanon kam, sah er auf. Bou, Teruki und Kanon saßen noch immer auf dem Tisch. Sie waren in ein Gespräch vertieft gewesen, doch sie hatten sehr wohl mitbekommen, wie ihr Vocal wieder reingekommen war. Terukis und Kanons Blicke waren ausdruckslos, Bous hingegen eher ein wenig abwesend. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Miku ignorierte ihre Blicke und stieß einen leisen Seufzer aus. Ihm wäre es lieber gewesen, für seine dämlichen und verletzenden Worte zur Rechenschaft gezogen zu werden, als diese Stille ertragen zu müssen. Erst, als ihm wieder einfiel, wer der Grund für seinen plötzlichen Wutausbruch war, hob er ein wenig den Kopf und ließ den Blick schweifen. „Wo ist Takuya?“, fragte er und durchbrach mit seiner ganz natürlich klingenden Stimme die Stille, sein Puls raste jedoch. „Er ist gegangen“, antwortete Teruki knapp und funkelte den Vocal böse an. „Deine Worte haben ihn verletzt, was eigentlich auch verständlich ist – bei der Wortwahl. Kami, was ist nur in dich gefahren, so etwas zu sagen?“ Miku schluckte. „Ich wollte es nicht sagen…ehrlich. Es ist mir einfach so rausgerutscht“, sagte er kleinlaut und sein schlechtes Gewissen wuchs mit jedem Wort, das er hörte oder von sich gab. „Aber, Akiharu.“ Bou, der ihn bisher stumm angesehen hatte, sprang auf einmal auf und setzte sich dicht an seine Seite. Er sah ihn an. „Du bist doch sonst nicht so.“ Miku runzelte die Stirn, während er angestrengt überlegte, was der Blondschopf nur damit meinen könnte. Allerdings hatte er das Gefühl, als wäre sein Kopf wie leer gefegt, und so fragte er: „Wie meinst du das?“ „Na ja…“ Bou zögerte kurz. „Du bist nicht der Mensch, dass du andere verbal angreifst und verletzt. Das passt einfach nicht zu dir. Und wenn ich es mir genau überlege, ist es sogar das erste Mal.“ Miku zuckte mit den Schultern. Wenn er es genau überdachte, hatte Bou da sogar Recht. Seit er denken konnte, war er jedem Streit aus dem Weg gegangen, um andere nicht zu verletzen. Es gab natürlich Ausnahmen, doch im Großen und Ganzen traf dies zu. „Du solltest dich auf alle Fälle bei ihm entschuldigen“, meinte Kanon ruhig. Er wusste, dass es Miku nicht helfen würde, wenn er ihn jetzt zusammenschrie. „Das habe ich doch vor“, murrte Miku. „Denkst du etwa, ich möchte, dass wir uns untereinander nicht vertragen?“ „Nein, so war das doch gar nicht gemeint“, verteidigte sich Kanon schnell. „Ich weiß doch genau, dass gerade du als Allerletzter an so etwas denken würdest – und wenn selbst du es dann noch tun würdest, wärst du echt krank.“ „Aha. Interessant zu wissen, was ihr alle über mich denkt“, sagte Miku hellhörig und blickte wundersam in die Runde. „Nani?“ Bou sah ihn an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Du hast echt nicht gewusst, dass du der netteste und liebste Mensch bist, der mir je begegnet ist?“ Miku lächelte warm. „Wenn du es sagst, dann muss da ja was dran sein.“ „Hey, und was ist mit mir?“, protestierte Kanon laut, der es nicht gerne sah, wenn Miku den Blondschopf liebevoller behandelte als ihn. Miku warf ihm einen Blick zu und erkannte, warum der Schwarzhaarige gereizt war. „Sorry Shinya, war mein Fehler.“ Er grinste. „Wenn ihr beide es sagt, dann muss da wirklich was dran sein!“ Bou und Kanon sahen sich kurz irritiert an, und Bou wollte gerade etwas sagen, als Teruki, dem es allmählich zu bunt wurde, seinen Kommentar abgab. „Könntet ihr vielleicht eure kleine Diskussion endlich mal beenden, damit wir wieder zum wichtigeren Teil unserer Probe kommen können?“ Schwere Regentropfen prasselten auf sie ein. Miku und Bou hatten ihre Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, um sich vor der Nässe möglichst erfolgreich zu schützen, als sie sich am späten Nachmittag nach der Probe auf den Weg zur Bushaltestelle machten, die zum Glück bedacht war. Beide schüttelten sich und kleine Perlen stoben in alle Richtungen davon. Seufzend blickte Miku gen Himmel. „Alles grau in grau“, murmelte er lustlos. „Kami, wann hört es endlich auf zu regnen? Dieses Wetter ist bestimmt ein Vorbote der Apokalypse.“ „Jetzt übertreibst du aber“, erwiderte der Blonde neben ihm ein wenig belustigt. „So lange regnet es doch nun auch wieder nicht. Und außerdem haben wir Februar; da ist es kein Wunder, wenn man die Sonne eine Weile nicht sieht.“ „Trotzdem. Ich will wieder Sommer haben“, maulte der Vocal. Bou verdrehte ein wenig entnervt die Augen und versuchte, ihn so gut es ging wieder aufzumuntern. Allerdings hatte Miku sich so sehr auf seiner Meinung versteift, der Sommer würde nie kommen, was es fast unmöglich machte, ihn auf andere Gedanken zu bringen. Erst, als der Bus kam und sie sich auf eine der hinteren Sitzreihen gesetzt hatten, genoss er sichtlich die Wärme im Bus, denn er legte seinen Kopf leicht auf die Schulter des Blonden, den Kopf gen Fenster gerichtet. Er schaute müde zu, wie der Abstand zwischen den einzelnen Häusern allmählich immer größer wurde. Das Aufblinken von Ampeln und das grelle Licht von vorbeifahrenden Autos und den Straßenlaternen wirkten einschläfernd, sodass er nach kurzer Zeit einfach die Augen schloss und sich zwischen Wachsein und Schlaf treiben ließ. Bou spürte, dass Miku nicht mehr so ganz bei sich war und blieb ruhig sitzen, um ihn ja nicht zu stören. Außerdem entlockte es ihm ein verstohlenes Lächeln, als Kopfkissen benutzt zu werden. Der Blondschopf versank so sehr in Gedanken, dass er beinahe seine Haltestelle verpasste. Er drückte auf den Knopf und stupste Miku an, der nur ein leises Murren von sich gab. „Hey!“, rief Bou protestierend auf, als der Vocal sich plötzlich an seinen Arm klammerte und es sich auf seiner Schulter wieder gemütlich machen wollte. Bous Versuch, trotz dem kleinen Hindernis aufzustehen, scheiterte kläglich und so blieb er, da er Miku auch nicht verletzen wollte, sitzen. Bedrückt sah er einem Ehepaar nach, das gerade raus in den Regen trat, bevor der Bus wieder anfuhr. //Aber ein gutes hat es…//, dachte er mitleidig und blickte auf die weichen Haare seines schlafenden Nebenmannes. //Ich kann mich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass Miku nicht seine Haltestelle verpasst.// Allerdings hatte der Gitarrist alle Hände damit zu tun, den Vocal aus dem Bus zu bekommen, als dieser gut zehn Minuten später hielt. Und da er ihn nicht auch noch wie einen Besoffenen nach oben in seine Wohnung tragen wollte, fiel ihm etwas ein, womit man den Vocal immer locken konnte. Kaum war der Bus weggefahren, rüttelte der Blondschopf seinen schlaftrunkenen Freund ein wenig an den Schultern. Doch dieser murrte nur und klammerte sich weiter an ihn, als ob er eine lebensrettende Plattform im weiten Meer wäre. „Ach, Miku“, seufzte Bou auf und schmunzelte ein wenig. „Es sollte zwar eine Überraschung sein, aber wie es aussieht, muss ich dich wohl jetzt schon einweihen.“ Keine Reaktion. „Denn wenn du mich nicht loslässt und selbst nach oben läufst, werde ich so K.o. sein, dass ich dir bedauerlicherweise nichts zu essen machen kann.“ „Essen?“ Miku blickte Bou mit großen Augen an, in denen es seltsam funkelte, und ließ den Blondschopf los, welcher lächelnd nickte. Alle Müdigkeit schien vom Vocal gefallen zu sein, denn ohne Bou noch eines Blickes zu würdigen, hüpfte er voller Erwartung auf ein warmes und leckres Essen über den Bürgersteig und durch den kleinen Vorgarten zum Haus. Obwohl Bou einige Mühe hatte, dem quicklebendigen Wesen zu folgen, fühlte er sich sehr erleichtert, ihn nicht nach oben schleppen zu müssen. Allerdings fragte er sich immer wieder, wie Miku es nur schaffte, von einer Sekunde auf die andere todmüde zu werden und dann noch in den unmöglichsten Situationen schlafen zu können. „Was gibt es denn?“, wollte Miku begierig wissen, während er hastig seine Wohnungstür aufschloss und anschließend gefolgt von Bou eintrat. „Uhm...“ Das hatte Bou nicht in seinen super genialen Rettungsplan mit einbezogen. Geheimnistuerisch lächelnd entledigte er sich seiner Jacke und Schuhen. „Lass dich einfach mal überraschen.“ „Dann hast du die Überraschung aber nicht verdorben, Bou-chan. Wenn du mir nicht sagst, was du kochst, dann ist es doch noch eine, oder?“ Miku packte den Blondschopf am Arm, zog ihn hinter sich her Richtung Küche und ließ ihm somit keine Chance zu antworten. Dort inspizierte Bou erst mal Kühlschrank und Regal auf potenzielle Opfer des heutigen Abends, die wenig später auf leckre und liebevolle Art zubereitet in ihren Mägen landen sollten. Allerdings wurde er nicht wirklich fündig. „Wenn ich das richtig sehe, hast du eigentlich gar nichts“, schlussfolgerte Bou, nachdem er sämtliche Ecken auf versteckte Vorräte untersucht hatte, und sah Miku an, der ihm zugesehen hatte. „Na ja...“ Der Vocal zog nachdenklich eine Augenbraue nach oben. „Ich bin kaum zum einkaufen gekommen. Das sind alles die kläglichen Reste aus vergangenen Tagen.“ „Bist du sicher, dass es keine Jahre sind?“, argwöhnte Bou vorsichtig und erntete dafür einen frechen Blick. Miku drückte sich an ihm vorbei, um selbst nach brauchbaren Lebensmitteln zu suchen. „Also...“ Er stellte sich auf Zehenspitzen, um im obersten Fach seines Regals zu kramen. „Wir haben Eier.“ Miku drehte sich um und zeigte Bou mit einem siegessicheren Grinsen eine Eierpackung, bevor er sie auf den Tisch stellte. „Na toll. Und was sollen wir mit denen bitte schön anfangen?“ „Mensch, Bou.“ Miku betrachtete den Blonden, als ob er die dämlichste Frage auf der Welt gestellt hätte. „Mit Eiern kann man mehr anfangen, als du denkst. Eier sind die Grundlage bei fast allem, was du kochst.“ Bou warf einen abschätzenden Blick auf die Eierpackung. „Na dann will ich dir mal glauben“, meinte er und zusammen mit Miku zauberte er alles herbei, was in dieser Küche noch verwertbar war. Nach ein paar anstrengenden Minuten hatten sie es doch tatsächlich geschafft, dass die Eier auf dem Tisch nicht mehr ganz so verloren aussahen. Hinzugesellt hatten sich unter anderem etwas Mehl, ein – o Wunder – noch nicht geöffnetes Zuckerpäckchen, einige Äpfel und ein paar Tafeln Schokolade. „Und wie geht’s jetzt weiter, Oberkoch?“, fragte Bou lächelnd, die Hände auf einer Stuhllehne abgestützt, den Blick auf Miku gerichtet. „Lass mich mal überlegen...“ Nachdenklich blickte dieser auf die verschiedenen Nahrungsmittel auf dem Tisch, während er in Gedanken Sämtliches Revue passieren ließ, womit man ein Essen mit diesen Dingen zubereiten konnte. Da er sehr gerne kochte, es aber meistens ziemlich daneben ging, viel ihm etwas Gutes ein. „Ich hab’s!“, rief er vergnügt und sah den Blondschopf begeistert an. „Wir backen uns einen Schokokuchen.“ „Ein Kuchen zum Abendessen?“, entgegnete Bou überrascht. „Meinst du das ernst?“ „Wieso nicht?“ Miku zuckte mit den Schultern. „Man kann es essen und was Besseres kann man damit“, er deutete auf die Zutaten, „eh nicht anfangen. Oder willst du lieber verhungern? Außerdem ist mein Schokokuchen das Beste, was du bekommen kannst.“ Er grinste. Bou beäugte ihn misstrauisch, denn er kannte seine Koch- und Backkünste nur zu gut; und er war schon immer der Meinung gewesen, dass er dafür einen Waffenschein benötigte. Aber er wollte nicht hungrig bleiben. „Na schön, dann machen wir eben einen Schokokuchen.“ „Fein!“ Begeistert holte Miku Schüssel, Mixer und Form hervor, während Bou nur hoffen konnte, dass der Kuchen mit seiner Hilfe glücken würde. „Hast du eigentlich ein Rezept?“, fragte Bou und sah seine schon mit einem Schauer eiskalten Grauens hervorgesagte Antwort im verdatterten Gesicht des Vocals. „Rezept?“ Miku guckte wie ein Auto. Bou nickte schmunzelnd. „Sag bloß, du Genie weißt nicht, was ein Rezept ist.“ „Doch, das weiß ich wohl!“, maulte Miku beleidigt. „Hast du nun eins?“ „Nein.“ „Und wie sollen wir bitte schön backen?“ „Ganz einfach. Indem wir nach unserer Intuition gehen.“ „Aha.“ Bou schluckte. Das konnte ja was werden. Er bereute es jetzt schon, Miku vorgeschlagen zu haben, für ihn etwas zu kochen. Allerdings hatte er auch nicht damit gerechnet, dass dieser kaum etwas vorrätig hatte oder gar ihm helfen würde – und jetzt war es ohnehin zu spät. All seine düsteren Gedanken daran, dass er wohl gleich einen katastrophalen Kuchen essen würde, verdrängte er erfolgreich, indem er einfach nur das positive Herzschlagen in seiner Brust hörte, während er ein paar Eier in die Schüssel schlug. Er konnte es noch nicht wirklich fassen, dass er nach langer Zeit wieder etwas mit seinem geliebten Vocal unternahm – und wenn es das Backen eines Schokokuchens war! Vor allem die klare Rollenaufteilung, die sich von Anfang an zwischen sie gestellt hatte, seit sie die Küche betreten hatten, sorgte für ein leichtes Schmunzeln auf seinen schmalen Lippen. Denn Miku, der der festen Meinung wäre, viele Köche würden den Brei verderben, hatte sich auf die Arbeitsplatte gesetzt und ließ die Beine baumeln, während er dem Blondschopf klare Anweisungen gab, wie viel Zucker er abwiegen müsste oder wie viele Päckchen Backpulver er in die Schüssel kippen sollte. Bou befolgte seine Befehle so gut es in seiner Macht stand, obwohl eine leise Stimme in irgendeinem kleinen Hinterstübchen seines Kopfes immer wieder der Meinung war, dass der Vocal sich einfach irgendwelche Angaben frei nach Schnauze ausdachte. „Also echt. So geht das aber nicht“, sagte Miku kopfschüttelnd und sprang von der Arbeitsplatte runter, als er gesehen hatte, in was für grobe Stückchen Bou die Tafeln Schokolade schneiden wollte. „Das sieht ja aus, als ob du Holz hackst! Du musst es liebevoller machen; Schokolade hat nämlich auch Gefühle, weißt du?“ Er nahm ihm das Messer aus der Hand und griff nach einer Tafel, die Bou noch nicht ramponiert hatte. Mit sanften, und doch harten Schlägen zerschnitt er sie in feine Raspeln, während er sie mit einem liebevollen, konzentrierten Blick begutachtete. „Siehst du?“ Er sah Bou an, der daraufhin nickte. Miku drückte ihm wieder das Messer in der Hand, doch anstatt seine eigene Hand wieder wegzuziehen, ließ er diese auf Bous liegen und half ihm, die Schokolade nach seinen Wünschen zurechtzuschneiden. Bou spürte, wie diese leichte Berührung sein Puls noch ein wenig höher schlagen ließ, doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und tat so, als ob er mit den Gedanken völlig beim Schokolade schneiden wäre. Miku wurde erst bewusst, was er da tat, als es schon zu spät war; und die Hand wieder wegnehmen wollte er nicht, um Bou nicht in eine peinliche Situation zu bringen. Doch er wusste nicht, ob dies nicht noch unangenehmer für sie beide war. Um seine Unsicherheit zu überspielen, sagte er: „Guck, da sieht es doch gleich viel ansehnlicher aus, anstatt diese groben Klumpen da.“ Er deutete mit einem leichten Kopfnicken auf die Ergebnisse von Bous Schnippelei. Er grinste Bou an. „Hab ich Recht oder hab ich Recht?“ „Natürlich hast du Recht“, entgegnete Bou und blickte wehmütig auf sein missglücktes Ergebnis, während er sich von Mikus Hand durch die Tafel Schokolade führen ließ. „Ich bin eben nicht so ein Perfektionist wie du.“ „Na, willst du etwa nicht, dass das, was du isst, lecker aussieht?“, verteidigte sich Miku. „Doch. Aber ich dachte, von den Schokostückchen sieht man später nichts mehr.“ Miku lachte. „Ach, Bou-chan. Du schmeckst aber raus, ob es nun große Stückchen oder eher kleine waren. Glaub mir ruhig.“ Ihre Blicke trafen sich und Bou fragte sich, wie nah er eigentlich dran war, an innerem Feuer elendig zu verbrennen, wenn man von solch dunklen Augen angesehen wird, die vor Glück und Freude nur so strahlen. „Natürlich hast du Recht – wie immer.“ Bou lächelte verschmitzt. „Ich hab nicht immer Recht, aber im Großen und Ganzen…“ Der Vocal überlegte kurz, grinste frech, „…stimmt es schon.“ Er warf einen prüfenden Blick auf die Menge an Schokoraspeln. „Ich glaube, das könnte reichen.“ Miku zog seine Hand weg und Bou ließ ein wenig erleichtert das Messer sinken. Doch auch der Vocal war froh, denn er war sich seiner deutlichen Gefühle zwar bewusst, allerdings traute er sich nicht, sie Bou zu zeigen. Warum, wusste er nicht. Er wusste genau, dass Bou ihn liebte, dass er ihn mit offenen Armen empfangen würde. Also, wieso traute er sich nicht? Der Blondschopf schüttete das Ergebnis ihrer gemeinsamen Arbeit in die Schüssel zum schon fertigen Teig. „Und jetzt?“, fragte er, gespannt auf den nächsten Schritt. „Jetzt, mein lieber Bou“, sagte Miku und griff ohne Umschweife nach dem Mixer, den er dem nun völlig perplexen Blondschopf in die Hand drückte, „wird gemixt.“ Bou betrachtete das seltsame Gerät in seiner Hand skeptisch und schien sich offenbar zu fragen, was man damit anstellte. Miku, ein geduldiger Mensch, setzte sich wieder auf die Arbeitsplatte und wartete darauf, dass Bou etwas tat. Tatsächlich zahlte sich seine Geduld nach einem Augenblick des Schweigens und des genauen Begutachtens des Mixers aus. Bou schaltete ihn auf die höchste Stufe und hielt ihn in die Schüssel. Das nächste, was Miku wahrnahm, waren Regentropfen. Zumindest dachte er, es wären welche, denn der Teig spritzte im hohen Bogen nur so aus der Schüssel raus und verteilte sich sowohl in der Küche als auch auf Miku und Bou, der vor lauter Schreck sich nicht rührte, sodass der Mixer den Teig noch weiter dekorativ verteilte. Um einer totalen Katastrophe zu entgehen, hüpfte Miku schnell zu Bou, beugte sich vor und schaltete den Mixer aus. Dann schnipste er ein paar Mal mit den Fingern vor den Augen des Blondschopfes, der noch immer erstarrt war. Bou blinzelte ein paar Mal. „Was war das?“, fragte er dann ganz zaghaft und drehte sich langsam auf der Stelle, um sein Umfeld zu begutachten. „Das war…ähm…ein Schokoladenregen“, witzelte Miku und schaute sich ebenfalls das neue Design seiner Küche an. „Also, ich muss schon sagen….du bist künstlerisch sehr begabt, Bou-chan.“ Doch dieser fand es offenbar nicht ganz so witzig wie sein Freund. „Aber, Miku“, maulte er. „Ich habe deine Küche dreckig gemacht. Und Teig ist auch kaum noch da.“ Miku beugte sich über die Schüssel und legte den Kopf schief, als hoffte er, in den hintersten Ecken Teig vorzufinden. Tatsächlich waren die Überbleibsel eher kläglich. „Also…“ Miku drehte sich wieder zu Bou um, der bedrückt mitten in der Küche stand und es noch immer nicht fassen konnte, was er da angerichtet hatte. Er grinste. „Erstmal brauchst du dir wegen der Küche keine Sorgen zu machen, das kann man wieder sauber machen. Und wozu gibt es bitte schön den Pizza-Service?“ „Nochmal Pizza?“ Bou sah ihn ausdruckslos an, lächelte dann aber. „Du bist echt verrückt, weißt du das?“ Miku nickte und griff nach dem Telefon, um für sich und Bou Pizza zu bestellen, welcher immer wieder sämtliche Entschuldigungsformen murmelte, die sein kleiner Kopf freigab. Nachdem der Vocal aufgelegt hatte, pattete er den Blondschopf. „Jetzt hör doch auf“, bat er ihn amüsiert lächelnd. „Das ist doch kein Weltuntergang. Wozu gibt es bitte schön Wasser? Apropos Wasser…“ Miku strich mit einem Finger über die mit Teig beschmierte Wange Bous, der überrascht von dieser Berührung leicht zusammenzuckte und sich nun bemühte, nicht knallrot anzulaufen, während Miku sich genüsslich den Finger sauberleckte. Doch offenbar war er darin nicht allzu erfolgreich gewesen, denn Miku grinste plötzlich, packte den Blondschopf am Arm und zog ihn hinter sich her Richtung Bad. „Ich glaube, wie sollten uns mal von dem Teig und der Schokolade befreien“, fügte Miku noch fröhlich hinzu und konnte der Versuchung nicht widerstehen, im Gehen noch einmal vom Gitarristen zu naschen. „Anscheinend schmeckt es dir“, bemerkte dieser lächelnd und ein wenig peinlich berührt. „Klar, schmeckt es.“ Miku grinste frech und Bou beschloss, dazu einfach nichts mehr zu sagen. Er fragte sich, ob Miku das alles extra machte, um…ja, was eigentlich? In seinem Kopf schwirrten tausend Gedanken, doch anstatt einen davon auch nur ansatzweise aufzugreifen oder gar weiter zu verfolgen, blieb er lieber mit seiner Aufmerksamkeit beim Vocal, der im Bad das Licht angeknipst hatte und mit einem kurzen Kopfknicken aufs Waschbecken deutete. „Da. Waschen.“ „Ich bin doch kein Kleinkind“, maulte Bou auf, trottete aber folgsam zum Waschbeken. „Außerdem siehst du nicht gerade besser aus als ich.“ „Ich lasse dir gern den Vortritt“, grinste dieser auf den Konterversuch hin und sah dabei zu, wie sich Bou das Gesicht wusch. Seine langen, weißen Haare hingen über dem Becken, die vorderen Strähnen teilweise benetzt mit kleinen Wassertropfen. Miku seufzte leise. Er wusste nicht, was Bou jetzt von ihm dachte. Hatte er sich ihm zu weit aufgedrängt und ihn so verletzt? Oder störte ihn das gar nicht? //Hauptsache, er hat verstanden, dass ich noch immer mehr als reine Freundschaft für ihn empfinde und dass…// Hätte ihn kein warmer Wasserstrahl mitten im Gesicht getroffen, hätte er diesen Gedanken-gang noch zu einem schönen Ende geführt. Stattdessen blickte er nun erschrocken mit geöffnetetem Mund zum Blindschopf, das Gesicht und auch die Haare vollkommen nass. „Gomen.“ Bou kicherte leise und genoss den Anblick, der sich ihm bot. „Aber ich konnte einfach nicht widerstehen.“ Es dauerte einige Sekunden, bis sich Miku wieder gefasst hatte und blinzelte ein paar Mal, um sicher zu gehen, dass er das nicht geträumt hatte. „Du…du…“, sagte er langsam, im Blick immer noch das blanke Entsetzen, „du hast meine Frisur ruiniert!“ Dann gab er dem Blondschopf gerade noch die Zeit, ein leises „ups“ von sich zu geben, bevor er ein paar Sätze nach vorne sprang und den Wasserstrahl mit der flachen Hand auf Bous Oberkörper richtete; Bou stolperte daraufhin erschrocken ein wenig zurück. „Rache kann ja so süß sein“, grinste Miku und genoss nun seinerseits den Anblick Bous, desses helles Shirt jetzt nass war. „Wie wahr“, murmelte der Kleine kaum hörbar und eröffnete wieder das Feuer auf Miku. Das Ende dieser kurzen und nassen Wasserschlacht war, dass beide zwar ihr Ziel erreicht hatten, schoko- und teigfrei zu sein, nun aber wie begossene Pudel aussahen – mit den einen Unterschied, dass sie im Gegensatz zu diesen eher wasserscheuen Tieren Spaß hatten. Miku wusste nicht, wann er das letzte Mal so ausgelassen gelacht und all seine Ängste und Sorgen verdrängt hatte und genoss es daher, Bou zu beschießen, auch wenn dabei das Bade-zimmer unter Wasser gesetzt wurde. Da Bou keine Klamotten zum Wechseln dabei hatte und der Vocal ihn ungern frieren ließ, ging er mit ihm – nachdem sie ihre Haare getrocknet hatten und Miku sich wieder ein wenig gestylt hatte - ins Schlafzimmer, wo er kurz im Schrank wühlte und ihm dann ein dunkles Shirt und eine Jeans hinhielt. „Hier, bitte“, sagte er und suchte nun was für sich raus. Bou bedankte sich und ging zurück ins Bad, um sich dort umzuziehen – denn das wollte er auf keinen Fall in Mikus Gegenwart machen, ganz zu schweigen davon, dass er ihn dann auch beim Umziehen zusehen konnte – auch wenn dies sehr verlockend war… Nachdem Miku seine Kleidung gewechselt hatte, ging er in die Küche, um dort schon ein bischen aufzuräumen. Er musste schmunzeln, als er sich daran erinnerte, wie ungeschickt Bou mit dem Mixer umgegangen war und fragte sich unwillkürlich, wie oft Bou eigentlich backte. //Es kann auf alle Fälle nicht so oft sein…//, dachte er amüsiert und wischte mit einem feuchten Lappen über die Schränke und die marmorne Arbeitsplatte. „Warum grinst du so?“ Miku sah überrascht auf, denn er hatte nicht bemerkt, wie Bou hereingekommen war. Er blinzelte ein paar Mal; er hätte nie gedacht, dass das dunkle Shirt Bou so gut stehen würde. Es betonte seine gute Figur und sein hübsches Gesicht und stellte zudem einen starken Kontrast zu seinen hellen Haaren dar. „Nur so“, grinste Miku nun extra breit und fuhr mit einem Trockentuch über die Arbeitsplatte. „Ach, komm schon. Jetzt sag es“, drängte der Blondschopf ihn, der mit seiner Neugier sogar die Mikus manchmal bei Weitem übertreffen konnte. Der Vocal stellte noch ein paar Gerätschaften zurück auf ihre Plätze, bevor er sich wieder Bou zuwandte. Er lächelte. „Ich freue mich nur schon aufs Essen“, sagte er als Ausrede und zur Unterstreichung seiner Worte klingelte es an der Tür. In Miku schlugen alle Alarmglocken, als er das hörte. Er ließ sofort alles stehen und liegen und hastete an Bou vorbei zur Wohnungstür; auf dem Weg dorthin griff er nach dem Geld, das er sich zuvor schon auf der Kommode im Wohnzimmer zurechtgelegt hatte. Dann nahm er die zwei Pizzakartons an sich, drückte dem völlig verdutzten Lieferanten das Geld in die Hand, murmelte ein „Arigatou“ und schloss die Tür wieder, ehe der arme Lieferant das gerade Geschehene auch nur ansatzweise realisiert hatte. Die Kartons wie unbezahlbare Schätze in den Händen haltend und mit einem gewissen Glänzen in den Augen ging er ins Wohnzimmer, wo Bou gerade eine DVD eingelegt hatte. „Wow, kannst du Gedanken lesen?“, grinste Miku und setzte sich. Er öffnete einen der Kartons, um festzustellen, bei welchem es sich um seine Bestellung handelte, und stellte Bous Essen auf den Tisch. Bou lachte. „Und du bist unverbesserlich, wenn’s ums Essen geht“, sagte er keck, nachdem er gesehen hatte, wie er mit den Köstlichkeiten umging, und machte es sich neben dem Vocal bequem. Er griff nach der Fernbedienung, um den Fernseher anzuschalten, doch kurz, bevor er auf den entsprechenden Knopf drückte, nahm er den Arm wieder runter und sah Miku mit einem Ausdruck an, den der Vocal nicht wirklich zuordnen konnte. „Was ist?“, fragte er daraufhin ein wenig irritiert. „Na ja...“ Der Blondschopf zögerte. „Weil du nicht da warst, habe ich mir halt eine DVD ausgesucht und - “ „Ach, Bou“, unterbrach Miku ihn lächelnd und atmete zugleich erleichtert auf; er hatte etwas Schlimmeres befürchtet. „Mach doch einfach an. Ich bring dich schon nicht um.“ Es verging ein Augenblick, bevor der Blondschopf nun doch den Fernseher anmachte und den Film startete. Miku schob sich ein Pizzastück in den Mund und fragte sich insgeheim, wieso Bou gezögert hatte. Schließlich musste er doch wissen, dass er alle Filmgenre mochte – von Animes und Romantik bis hin zu Horror. Und da sie sich auch in seiner Wohnung mit seiner Filmsammlung befanden, lag die Trefferquote für einen schrecklichen Film, für den er Bou hätte umbringen können, praktisch bei null. Doch als er merkte, was für ein Film der Blondschopf eingelegt hatte, verschluckte er sich fast an einer besonders heißen Peperonie. „Bou“, keuchte er überrascht und starrte auf den Bildschirm, über den die ersten Szenen der Konzertaufzeichnung liefen. Er sah, wie Bou, Kanon und Teruki nacheinander die Bühne betraten und die jubelnden Fans begrüßten und wie er selbst nur ein wenig später voller Elan in die Mitte hopste. „Bou, warum...?“ Er konnte die Frage nicht weiter aussprechen, die ihm auf der Zunge lag. Wieso hatte Bou diese DVD von ihrem letzten großen Konzert mit Aufzeichnung nur eingelegt, wenn er doch in wenigen Wochen die Band verließ? „Ich dachte, in Erinnerungen zu schwelgen könnte nicht schaden“, sagte der Blondschopf leise und warf dem Vocal neben sich einen flüchtigen Blick zu. „Falls du nichts dagegen hast, meine ich.“ Miku wusste nicht, was er darauf sagen sollte und biss ein Stück seiner Pizza ab, bevor er den Kopf schüttelte. „Wieso sollte ich was dagegen haben?“, sagte er wahrheitsgemäß und sie hörten, wie der erste Song angespielt wurde. Er wandte bedrückt lächelnd den Blick wieder dem Fernseher zu. Schweigend hockten sie nebeneinander auf der Couch, schauten sich die DVD an und verdrückten gleichzeitig ihre Pizzen. Währenddessen keimten in den beiden alte Erinnerungen auf. Sie erinnerten sich daran, wie viel Spaß sie trotz all den Anstrengungen und Strapazen gehabt und wie eng sie aneinander gehangen hatten, denn damals waren Miku und Bou noch nicht zusammen gewesen. Miku lehnte sich an und aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie der Blondschopf noch näher an ihn rückte; ihre Blicke trafen sich. Lächelnd öffnete der Vocal seine Arme und mit einem leisen „Arigatou“ kuschelte sich Bou eng an ihn. Miku seufzte leise und strich dem Blonden sanft über den Arm. Er meinte zu spüren, wie dieser sich daraufhin ein wenig entspannte. Er konnte Bou nur zu gut verstehen, denn für ihn wäre es bestimmt auch nicht einfacher, gleichzeitig über seine Gefühle und über den Austritt aus der Band nachzudenken. Miku wusste, dass er sich was verdammt Gutes einfallen lassen musste, um Bou wieder glücklich zu machen – ohne, dass er Kanon damit verletzte. „Bou?“, fragte er nach einer Weile leise, nachdem gerade der Fanservice zwischen ihm und Bou zu sehen gewesen war. „Hai?“ Bou hob ein wenig den Kopf und sah den Vocal mit seinen dunklen Rehaugen erwartungsvoll an. Dieser zögerte kurz, um die richtigen Worte zu finden. „Hast du...damals schon gewusst, dass du mich liebst?“ Obwohl er gewusst hatte, wie unangenehm diese Frage für Bou sein musste, hatte er sich nicht zurückhalten können; und schuldbewusst wich er Bous Blick aus. „’Tschuldige“, warf er dann schnell hinterher. „War eine dumme Frage, vergiss es.“ Bou legte seinen Kopf in Mikus Schoß und sah so zu ihm auf, dass dieser quasi gezwungen war, ihm wieder in die Augen zu sehen. Dann sagte er: „Das war keine dumme Frage. Du hast das Recht, mich das zu fragen.“ Er schmunzelte leicht. „Ich denke, ich hätte dich dasselbe gefragt.“ Er überlegte kurz, bevor er weitersprach. „Mir ist erst bei deinem kleinen Unglück am See klar geworden, was meine wahren Gefühle für dich sind. Ich weiß selbst nicht genau, warum ich es da erst gemerkt habe – vielleicht, weil du mir beinahe ertrunken wärst. Aber eins weiß ich mit Sicherheit.“ Bou sah Miku aufrichtig an. „Wenn ich an unsere gemeinsame Vergangenheit denke, wird mir klar, dass ich dich schon seit langem liebe, Akiharu.“ Miku spürte einen kleinen Stich in der Brust und wandte den Blick bedrückt von Bou ab und richtete ihn auf den Bildschirm, über den unaufhaltsam die Bilder der nicht mehr wiederkommenden Vergangenheit. Doch anstatt diese auch nur ansatzweise zu realisieren, hörte er nur aus weiter Ferne, wie er selbst Nyappy In The World I sang. Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Es bereitete ihm ein schlechtes Gewissen, von Bou schon länger geliebt zu werden, als ihm bis dahin bewusst gewesen war. Aber hatte Bou nicht auch gesagt, dass er es selbst nicht gemerkt hätte? Miku war verwirrt. Um sich selbst und auch den Blondschopf von diesem unangenehmen Thema wegzubekommen, der noch immer in seinem Schoß lag und ausdruckslos zum Fernseher schaute, sprach er etwas an, was er schon seit einigen Tagen wissen wollte: „Bou, was hast du vorgestern eigentlich damit gemeint, ich würde was Falsches von dir glauben? Ich dachte nämlich immer, dass ich alles von dir wüsste.“ Bou richtete sich auf und setzte sich dicht neben den Vocal, lehnte sich an die Lehne. In seinen Augen lag etwas Trauriges und Ermüdendes, während er versuchte, Mikus allmählich besorgt werdenden Blick auszuweichen. Der Vocal seufzte leise, als er merkte, dass der Blondschopf offenbar nicht antworten wollte, doch das wollte er nicht auf sich sitzen lassen, er musste es einfach wissen. Er beugte sich ein wenig vor und sah Bou an. „Bitte, sag es mir“, bat er ihn leise. „Egal, was es ist, ich werde dich schon nicht im Stich lassen.“ „Dir wird es aber nicht gefallen“, warnte dieser ihn vor und sah ihn an. „Ach was.“ Miku winkte ab und lächelte aufmunternd. „So schlimm wird’s schon nicht sein.“ „Aber - “ „Und wenn du es nicht sagst“, unterbrach ihn der Vocal schnell mit einem drohenden Ton, „kitzle ich dich so lange, bis du es doch tust.“ Eingeschüchtert gab Bou nach. „Na gut, ich sag’s dir ja.“ „So ist fein“, wurde er von Miku daraufhin gelobt und runzelte verdutzt die Stirn. „Bin ich ein Hund, oder was?“ „Nee“, grinste Miku, wurde dann aber sofort wieder ernst. „Und jetzt weich nicht vom Thema ab.“ Bou wollte gerade zurückkontern, als der Vocal seine Arme zu einer Kitzelattacke anhob, und ließ es daher lieber bleiben. „Okay, uhm...“ Bou überlegte kurz, sah Miku nicht an, sondern starrte bedrückt auf den leeren Pizzakarton vor sich auf dem Tisch. „Ich habe gegen den Willen meines Vaters bei AnCafé mitgemacht.“ „Nani?“ Mit halb offenem Mund starrte Miku den Blondschopf erschrocken an und meinte, seinen Herzschlag nicht mehr zu spüren. In seinem Kopf schossen tausend Fragen herum, und jede schien ihm gleich wichtig zu sein. Sollte das ein blöder Scherz sein oder war es wahr? Wieso sollte Bous Vater was dagegen gehabt haben? Als sie den Plattenvertrag bei Red Café abgeschlossen hatten, hatte dieser doch unterschrieben. Und wieso zum Henker hatte Bou es ihm nie gesagt? „Es hatte ihn schon immer gestört, dass ich Gitarre spiele“, erzählte Bou langsam. „Er hat mein Hobby nie finanziell unterstützt und wurde richtig wild, wenn ich genau dann übte, wo er nicht bei der Arbeit war. Meine Mutter hat versucht, ihn zu besänftigen, aber sie hatte keinen Erfolg. Deswegen habe ich auch vor AnCafe in keiner Band gespielt.“ „Und wieso hast du dann zugestimmt, als ich dich gefragt habe, ob du nicht den Gitarrenpart übernehmen möchtest?“, fragte Miku, der richtig entsetzt von dem war, was der Blondschopf ihm all die Jahre vorenthalten hatte. Bou sah Miku seufzend an. „Ich wollte schon immer bei einer richtigen Band mitmachen, auf Konzerten spielen und so. Das ist mein Traum, den ich seit meiner Kindheit verfolge. Ich möchte mein eigenes Leben leben und nicht den Idealen meines Vaters hinterherlaufen. Kami, wer sitzt schon freiwillig in einem stickigen Büro und macht tagtäglich die gleichen Dinge?“ Er lächelte gequält und schüttelte den Kopf. „Nee, das wäre nichts für mich. Da habe ich lieber in Kauf genommen, dass mein Vater mich jetzt hasst und nichts mehr mit mir zu tun haben möchte. Dafür, dass er den Vertrag unterschreibt, habe ich ihm versprechen müssen, ihn in Ruhe zu lassen.“ Traurig senkte er den Kopf. „Mittlerweile ist es mir egal, dass ich nichts mehr von ihm höre. Wir haben uns noch nie super verstanden.“ Bou schloss seine Augen, damit Miku die aufkommenden Tränen nicht bemerkte, und versuchte, den starken Schmerz in seiner Brust zu ignorieren; doch es wollte ihm nicht so recht gelingen. Er hatte schon immer mit Miku über seine Vergangenheit reden wollen, sich aber nie getraut. Immer, wenn er dazu angesetzt hatte, war da eine Stimme in seinem Kopf gewesen, die ihn immer wieder davon abgehalten hatte. Er hatte Angst gehabt, dass Miku ihn und seine doch etwas komplizierten Gefühle nicht verstehen oder es ihn überhaupt nicht interessieren würde. Und jetzt, wo er es endlich ausgesprochen hatte, fühlte er sich erleichtert, denn jetzt konnte er endlich mit jemandem darüber reden, wenn es ihm Probleme bereitete. Doch er hatte nie gedacht, dass es ihn so mitnehmen würde. Er merkte, wie sich die dünnen und doch starken Arme des Menschen um ihn schlossen, den er über alles auf der Welt liebte, und erwiderte die Umarmung, während er noch immer gegen die Tränen ankämpfte. Doch einige von ihnen hatten sich bereits einen Weg durch die langen, schwarzen Wimpern des Blondschopfes gebahnt. Miku strich ihm beruhigend über den Rücken. „Und ich habe immer gedacht, du wärest in deiner Familie glücklich“, sagte er leise und kitzelte damit ein wenig Bous Ohr. Der Blondschopf schüttelte kaum vernehmlich den Kopf. „Das war ich noch nie“, murmelte er und sog den betörenden Duft ein, den die Haare des Vocals verströmten. „Es ist anstrengend, so zu tun, als ob ich nicht der verhasste Sohn wäre. Immer, wenn ich andere Familien sehe, die zusammen was unternehmen, frage ich mich, was ich bei meiner eigenen eigentlich noch zu suchen habe.“ „Was ist denn mit deiner Mutter?“, fragte Miku, ließ ihn nicht los. „Sie liebt mich so, wie ich bin; auch mit der Musik. Ihr gefällt es sogar, dass ich mit AnCafé erfolgreich geworden bin. Aber ich habe ein richtig großes, schlechtes Gewissen, weil ich die Liebe zwischen meinen Eltern ziemlich geschwächt habe.“ Plötzlich löste Miku die Umarmung und sah ihn an. „Und wieso hast du dann so große Opfer gebracht, wenn du jetzt austrittst?“, fragte er mit einer gewissen Schärfe. Bou blinzelte die Tränen weg. „Ich konnte doch nicht ahnen, dass ich mich in dich verliebe und Kanon damit zur Weißglut treibe“, sagte er. „Ich möchte nicht, dass AnCafé wegen mir ganz aufgelöst wird. Und du kannst es mir auch nicht mehr ausreden, Akiharu. Es ist beschlossen und ich ziehe das jetzt durch.“ Miku schwieg widerwillig. Er konnte Bou dennoch nicht wirklich verstehen, konnte es nur immer wieder auf seine Liebe zu ihm begründen – und diese Tatsache bereitete ihm nun noch mehr Unbehagen. „Wieso hast du mir das alles nicht schon eher erzählt?“, fragte er und sah den Blondschopf bedrückt an. „Ich hätte dir geholfen.“ „Ach, Akiharu“, seufzte Bou und lächelte traurig. „Wenn ich es dir erzählt hätte, hättest du mir nie erlaubt, bei AnCafé einzusteigen.“ „Stimmt“, murmelte Miku. Schweigend sahen beide zum Fernseher, der noch immer die Konzertaufnahme abspielte. Nur wirklich zusehen tat mal wieder keiner von beiden. Miku war sogar so sehr in Gedanken versunken, dass er kaum bemerkte, wie Bou den Kopf auf seine Schulter legte. Er machte sich Vorwürfe, dass er von Bous Ärger mit seinem Vater all die Jahre über nicht bemerkt hatte. //Ich war doch ganz oft bei ihm...//, schoss es ihm bedrückt durch den Kopf. //Ich hätte doch etwas merken müssen, schließlich habe ich mit ihm und seinen Eltern oft an einem Tisch gesessen...dann war das alles wohl nur gespielt gewesen...// Er warf einen Blick auf die wasserstoffblonden Haare, die allmählich begannen, seinen Hals zu kitzeln und wusste, dass er nur eines tun konnte, um dieses Wesen wieder aufzuheitern. „Bou“, flüsterte er leise und der Angesprochene sah ihn fragend an. Ohne auch nur noch einen Gedanken an irgendetwas zu verschwenden, legte er eine Hand unter dessen Kinn und wanderte mit seinem Gesicht immer näher an das des Blonden, der verdutzt mit seinen Rehaugen zu ihm aufblickte. Ihre Blicke trafen sich, als Miku so nah war, dass Bou seinen warmen Atem auf seiner Haut spüren konnte. Der Vocal lächelte und begann anschließend, seine Lippen sanft auf die des Blondschopfes zu legen. Er spürte, wie dieser, offenbar erschrocken, leicht zusammenzuckte, und fing an, ihn sanft zu küssen. Er schmeckte die Süße Bous, fühlte die Wärme, die sich von seinem wild klopfenden Herz durch die Adern rasend in seinem ganzen Körper ausbreitete, fühlte all das, was er schon so lange nicht mehr gefühlt und sogar beinahe vergessen hatte… ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ nyo~ ich hoffe es hat euch gefallen ^0^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)