Like falling snow on my dark wounds von Hime (Yami and Setsuna) ================================================================================ Prolog: -------- „Als die Hexe erwachsen wurde, sprach sie mit niemandem mehr. Aus Angst davor, dass sie sie auffressen würde begannen die Dorfbewohner von Waltz Hagen sie zu hassen.“ Arina Tanemura Meine Geschichte ist die Geschichte der Finsternis. Die Vergangenheit ist dunkel und voller Schmerz. Wenn sie dich fürchten, wollen sie dich nicht verstehen. Kann die Zukunft glücklicher sein? Wo ist die Liebe, nachder ich so lange suchte? Sieh da, der erste Schnee fällt. Kapitel 1: The reason for my loneliness --------------------------------------- Wach, so liegt sie da. Wach und wunderschön. Sie kann nicht schlafen, indes starrt sie die Decke ihres Schlafgemachs an. Das fahle Licht des Vollmondes scheint durch das riesige Schlossfenster direkt auf das kunstvoll geschnitzte Himmelbett. Immer wieder wird der Mond von düsteren Wolken verdeckt, sodass einzelne Schatten durch den Raum huschen können. Auf der dünnen Samtdecke, die auf dem Bett ruht, beginnen sie dann ihr Schattenspiel. Überschlagen sich wie Wellen im dunklen Meer, greifen ineinander und werden dann wieder vom Mondlicht zerstreut. Sie schlägt die Decke zurück. Langsam richtet sie sich schließlich auf. Ihr langes schwarzes Haar fällt ihr dabei ins Gesicht. Sie streicht es nicht zurück. Stattdessen blickt sie hindurch, wie durch einen Vorhang, hinunter in den Hof des riesigen Schlosses. Das Schloss der Prinzessin der Zeit. Das Schloss der Prinzessin der Zeit und ihrer Schwester. Der Mond ist für diesen Augenblick wieder ganz hinter den großen Wolken verschwunden. Im Schlosshof herrscht nun tiefe Nacht. Aber sie hat keine Angst vor der Dunkelheit. Die Nacht und die Dunkelheit sind ihre Freunde. Die Dunkelheit, wie ihr Name, Yami. Ja, das bedeutet ihr Name. Wenn sie jetzt über den Schlosshof blickt empfindet sie nichts. In ihr herrscht ebenfalls tiefe Nacht. Einsamkeit. Sie fühlt sich einsam. Wie lange ist sie nun schon hier? Sie weiß es nicht. Sie weiß nicht wann sie ihren Clan verließ, um in diesem Schloss zu verweilen. Um bei der Prinzessin zu bleiben. Sie weiß nicht warum sie all das zurück lies. Sie einer der zwölf Strangers. Sie der Dark Stranger, die Hexe von Waltz Hagen. Oberhaupt des Clans der die Magie beherrscht. Die Frau, die das legendäre Schwert "Li Knight"schmiedete. Sicherlich sie mag die Menschen hier. Sie mag Kyoko. Alle sind freundlich zu ihr. Aber dennoch ist dieses Schloss nicht ihre Welt. Ihre Welt, das ist die Welt der Magie. Ihr Clan. Also, warum ist sie noch hier? In diesem ihr fremden Teil des Landes. An diesem Ort, an dem sie noch keinen Platz gefunden hat. Und nie finden wird? Sie weiß es nicht. Und doch es muss einen Grund geben. Kennt sie ihn? Gewiss, sie glaubt ihn zu kennen. Der Mond ist nun wieder hinter der Wolke hervorgetreten. Yami blinzelt. Sie hebt den Kopf und blickt auf einmal direkt in das Licht des runden Mondes. So hell und klar. Aber dennoch mysteriös und geheimnisvoll. Wie er. Er, der Grund weshalb sie hier an diesem Ort ist. Resigniert lässt sie sich zurück aufs Bett gleiten. Noch einmal kehrt die Einsamkeit in ihr zurück. Endlich dreht sie sich zur Seite und schläft ein. Im Schutze der Dunkelheit. Kapitel 2: Light shines down on me ---------------------------------- "Meine Wünsche? Mein Dilema? Das spielt keine Rolle." Es gibt Wichtigeres. Kyoko _________________________ Yami erwacht früh am Morgen. Das Licht der Morgensonne hat dass Zimmer überflutet und sanft in hellen und freundlichen Glanz getaucht. Die Gräser draußen im Hof sind noch mit Tau benetzt und die ersten Vögel fangen an zu singen Missmutig schließt Yami die Augen wieder. Jedes neue Tageslicht bedeutet neue Qualen für sie . Die Nacht ist ihre Zuflucht. Aber mit Anbruch des Tages schwindet die Dunkelheit und damit jegliches Gefühl von Schutz und Geborgenheit. Dann kommt sie sich so entblößt vor, als würde sie nackt vor den Leuten stehen. Jeder könnte alles an ihr sehen und jeder würde mit dem Finger auf sie deuten. Eine aufgeregte Stimme dringt nun plötzlich von außen zu ihr und durchbricht den dunkelen Schleier in den Yami sich wieder einzuhüllen versuchte. „Yami-chan! Meine Mama!“, ruft die fröhliche Stimme voller Elan aus. Yami kennt diese Stimme. Die Stimme gehört zu Chokola, wie Yami nur unschwer erkennen kann. Chokola ist die einzige die Yami so nennen darf. Chokola ist eine Androide, eine Roboter sozusagen. Der König fand sie einst und nahm sie in die Schlossgemeindschaft auf, in der sie nun schon viele Jahre lang lebt. Sie ist nur um die 50 Zentimeter groß, hat blondes Haar und niedliche Katzenohren und Pfoten. Im großen und ganzen sieht sie aus wie eine kleine Katze, die auf zwei Beinen geht. Selbst möchte Chokola natürlich die Geliebte des Königs sein, denn nicht nur Yami weiß dass sie sich ernsthaft in den König verliebt hat. Nun stürzt die Kleine voller Übermut und wie ein Wirbelwind ins Zimmer, im Gesicht ein freudestrahlendes Lacheln als sie ihre „Mutter“ erblickt. Schon ist Chokola auf das breite Bett gesprungen und hat sich auf Yami gestürtzt, die sich ein albernes Kichern nicht verkneifen kann. „Also hör mal wie oft hab ich dir schon gesagt du sollst mich nicht Mama nennen,“ sagt Yami mit einem ironischen Augenzwinkern und versucht Chokola spielerisch von sich zu schubsen, „Was machst du überhaupt so früh am Morgen schon hier? Hast du etwa niemand anderen gefunden, den du um diese Uhrzeit auf die Nerven gehen kannst?“ „Sehr witzig“, gibt Chokola zurück, „Nein, nein, es ist ganz anders“. Und stolz fährt sie fort: „Ich habe einen Auftrag für dich, vom König höchstpersönlich.“ Mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht lässt sich das Mädchen in die weichen Kissen plumpsen. Offenbar zufrieden über Yamis erstaunten Gesichtsausdruck. „Ach ja wirklich? Es gibt wieder etwas zu tun im Schloss? Eine größeren Auftrag etwa?“ Yami ist froh das zu hören. Solch ein Auftrag wäre eine gute Gelegenheit, dem erdrückenden Alltagsleben im Schloss zu entgehen. Chokola, die Yamis Anspannung noch etwas genießen möchte, sieht „ihre Mama“ erst eine Weile vielversprechend an. „Nun mach des doch nicht so spannend“, drängt Yami die kleine Androide undgeduldig, „erzähl schon was der König dir aufgetragen hat.“ Chokola richtet sich auf, streckt den Hals nach vorne und räuspert sich zweimal gewissenhaft, als würde sie gleich ein große Rede halten. Gerührt von diesem Anblick muss zunächst Yami schmunzeln bevor sie ihre Aufmerksamkeit ganz auf Chokolas Worte richten kann. „Also hör zu“, beginnt diese, „In einem Dorf nahe der Schlosses soll sich ein riesiger Dämonenkirit herumtreiben und bei den Bewohnern Angst und Schrecken verbreiten. ( Anm. d. Autors: Kirit= Kreuzung aus einem Menschen und einem anderen Lebewesen. z.B. Blume + Mensch = Blumenkirit. Im 30. Jahrhundert leben viele Clans, bestehend aus den einzelnen Kirits, unter der Herrschaft des Erdkönigs.) Bei dieser Bemerkung zuckt Yami leicht zusammen, was Chocola aber nicht zu mitbekommt. Stattdessen redet sie eifrig weiter: „Die Dorfbewohner leiden also, und der König voll Sorge um sein Volk fühlt sich verpflichtet die Menschen dort von dem Dämonenkirit zu befreinen. Wie du aber weißt kann man diese bösartige und heimtückische Art von Kirit auch nur mit einer einzigen Waffe besiegen. Mit „Li Knight“, dem Schwert das du einst geschmiedet hast. Es ist nun im Besitzt des Verlobten der zweiten Prinzessin, Hizuki. Er würde auch alleine losziehen um den Dämon zu töten aber, der König ist der Meinung, dass der Dämon zu mächtig ist. Nur mit deiner Hilfe und deinem Wissen über die Magie von „Li Knight“ könne es gelingen. Daher wünscht der König dich auch jetzt gleich zu sehen und mit dir die Einzelheiten zu besprechen. In der großen Halle, Kyoko sei auch dort.“ Chokola ist fertig mit ihrer Rede und macht eine verbeugende Geste. „Und geschieht alles dort so?, fragt Yami nach kurzem Schweigen, „In dem Dorf meine ich?“ „Der König sagte ich solle dir alles genauso erzählen“, meint Chokola achselzuckend. Daher weiß sie also so gut Bescheid. Yami starrt ins Leere. Vor ihrem geistigen Auge spielen sich grässliche Szenarien ab. Brennende Dörfer, schreiende Frauen und Kinder. Der König spielt also auf ihre Vergangenheit an. Das ist das einzige Problem. Sie muss den Dorfbewohner helfen das steht außer Frage, auch den Verlobten der zweiten Prinzessin würde sie niemals alleine ziehen lassen. Ein mitfühlendes Herz. Eine ihrer größten Schwächen, die ihre Mutter ihr in die Wiege gelegt hat. Sie sorgt sich zu sehr um andere, versteht die anderen Menschen, versucht deren Probleme zu lösen, ihnen zu helfen wenn es ihnen schlecht geht. Eine Gabe, die durchaus wünschenswert ist, aber dennoch auch ein Fluch sein kann. Wer sich zu sehr um andere bemüht, vernachlässigt dabei oft seine eigenen Bedürfnisse. Ist Aufopferungsbereitschaft wirklich der richtige Weg um glücklich zu werden? Aber wenn man nicht im Sinne der anderen handelt wird man dann ein besseres Leben führen? Wo ist da die Gerechtigkeit? Ist es gerecht, dass egoistische Menschen wohl glücklicher leben? Fragen über Fragen. Yami will nicht darüber nachdenken. Jetzt noch ihre eigene Lebenseinstellung in Frage zu stellen wäre endgültig ihr Untergang. Sie muss sich auf etwas anderes konzentrieren. Zu ihrem Fall gibt es noch keine Antworten. Zumal niemand ihren wahren Charakter wahrzunehmen scheint. Jeder kratzt nur an der Oberfläche. Sieht nicht das Eigentliche. So verblendet. Für die Meisten ist scheint sie unheimlich und bleiben ihr lieber fern, scheinen ihre Kraft zu fürchten. Doch das ist nicht was sie will. Niemand kennt ihr wahres Gesicht. Niemand versteht sie. Niemand dankt ihr. Natürlich es wäre ungerecht zu sagen wirklich „Niemand“. Es gibt durchaus ein paar Personen auf die diese Anschuldigung das nicht zutrifft. Aber auch auf ihn nicht? Nein, keine Zweifel mehr, nur nicht zweifeln. Sie muss stark bleiben. Zumindest stark genug um anderen helfen zu können. „Yami- chan was hast du? Ist etwas nicht in Ordnung?“ Die kindliche, leicht verunsicherte Stimme der kleinen Androide holt Yami in die Gegenwart zurück. Ihr blick festigt sich langsam wieder. Chokola sieht sie mit ihren großen runden Augen erwartungsvoll an. „Nichts mein Kind“, erwidert sie lächelnd und fährt dem erstaunten Mädchen durch das blonde Haar. Yami schämt sich. Sie hat hat vor ihrem Schützling Schwäche gezeigt. Sie sollte sich mehr zusammenreißen, schließlich darf Chokola nichts von ihrem Kummer merken. Yami will niemanden belasten, schon gar nicht ein solch unschuldiges Kind. Mit einer eleganten Drehung ist Yami vom Bett heruntergegilten und stellt sich nun prüfend vor die große Spiegelwand auf der anderen Seite des Raumes. Yami schlüpft behutsam in ein schwarzes Spitzenkleid , bevor sie sich weiter im Spiegel betrachtet. Sie sieht sehr schön aus das muss sie selbst zugeben, auch wenn ihr der Schlaf noch in den Augen liegt. In ihren großen dunkelen Augen. Ihre Haut ist zart und wie weiß wie Schnee. Ihr Teint gleicht Porzellan und harmoniert perfekt mit ihren glatten, schwarzen Haaren, die ihr bis über die Hüfte reichen. Die anmutige große Gestalt ist wohl proportioniert. Yamis Blick bleibt an ihren Katzenohren hängen, die unter der Haarpracht hervor spitzen. Da sie zum Neko Clan gehört und zur Hälfte ein Katzenkirit ist, besitzt sie diese Ohren. Sie ist sehr stolz auf das Merkmal ihrer Herkunft. Wenn sie so an ihren Clan zurückdenkt verspürt sie einen stechenden Schmerz in der Brust. Der Clan der in der Nacht seine beste Freundin gefunden hat. Der Clan, der die Magie der Welt beherrscht. Sie wäre gerne bei den Ihrigen, aber noch kann sie nicht dorthin zurück. „Genug davon jetzt!“,rügt sie sich selbst und schüttelt den Kopf. Sie dreht sich zu Chokola um, die mit den Staubkörnern auf der Samtdecke spielt, und nichts von alledem bemerkt zu haben scheint. „Kommst du mit?“, fragt Yami sie. „Ach ne, das ist doch langweilig“, antwortet Chokola, ganz in ihr, „Fang- ein- Staubkorn- Spiel“ vertieft. In sich hineinlachend verlässt Yami den Raum. Kapitel 3: The other man ------------------------ "Ich habe beschlossen mein Schicksal zu akzeptieren. Darum blicke ich nicht zurück, sondern nach vorn." Sataki ___________________________________________ (Anm. der Autorin zu diesem Kapitel: eigentlich trägt Widoseek keine Yakuta. Ich fand nur es passt zu ihm. Als Yami den langen, dunkelen Korridor in Richtung der großen Empfangshalle entlangschreitet ist sie wieder allein. Sie weiß, dass sie die Dienstboten des Schlosses anstarren und hinter ihr dir Köpfe zusammenstecken. Auch sie haben Yami noch nicht akzeptiert und werden es auch niemals tun. Sicher die anderen Stranger, wie der Wind- oder der Leaf Stranger sind schnell in die Gemeinschaft integriert worden. Es sind auch noch Kinder, tröstet sie sich, wer könnte es ihnen verübeln? Aber bei ihr ist es anders. Egal wohin sie geht ihre Kräfte sind überall gefürchtet. Ihre Erscheinung in diesem schwarzen Kleid. Die Leute reagieren auf sie mit Skepsis und Furcht. Keiner von ihnen macht sich die Mühe sie wirklich kennen zu lernen. Sie kennt das. Es war nie anders. Aber jeder abwertenden Blick der selbst noch so geringen Dienstmagd, versetzt ihr eine tiefe Wunde. Wie ein kleiner Stich mit dem Messer. Und noch einer. Und noch einer. Sie lässt sich nichts anmerken, geht stolz den weiteren Gang entlang. Endlich erreicht sie die Eingangstür aus massiven Eichenholz. Ihr kurzer Weg durch die Hölle endet hier. Erleichtert dreht sie den goldenen Türknauf und tritt in sie große Halle. Die so genannte große Halle, die früher auch „der Ort der schlafenden Prinzessin“ genannt wurde, ist ein heller und freundlicher Raum von unschätzbarer Größe. Die Decke ragt weit nach oben und wird von großen ionischen Säulen getragen, die sich überall in der Architektur des Schlosses wiederfinden. Im Boden, in der Mitte des Raumes, ist ein Mosaik eingearbeitet, das sie zwölf Tierkreiszeichen zeigt. Zudem ist die große Halle mit riesigen, fast gotisch wirkenden Fenstern ausgestattet. Der König thront auf einem Podest nahe am anderen Ende des unermesslich großen Raumes. Umgeben ist er von seinen ihm am engsten vertrautesten Untergebenen, sowie von seiner Tocher Kyoko und deren Verlobten. Als Yami eintritt herrscht mit einem Mal völlige Stille. Vorsichtig schließt sie die Tür hinter sich und bleibt davor wie angewurzelt stehen. Die plötzliche Ruhe hat sie verunsichert. „Komm ruhig, näher mein Kind“, erfasst der König das Wort mit sanfter Stimme. Er ist freundlich, ein Mann durchaus schon über 40, der sich sein Alter allerdings mit keinem Gesichtszug anmerken lässt und mit keinem Tag zu altern scheint. Die schneeweiße Haut des Königs weist keinerlei Falten auf. Yami weiß, dass dies nicht ganz ohne Nachhilfe geschieht. Sie zögert kurz tritt dann aber ein paar Schritte an den Herrscher der Erdnation heran. Nur unentschlossen nähert sie sich dem Podest aus Marmor. Da stürmt Kyoko mit einem Mal auf sie zu und fällt ihr um den Hals. Yami, na gut geschlafen, meine Liebe?“, empfängt sie sie mit einem freudigen und natürlichen Lächeln. Das ist es was Yami so sehr an Kyoko schätzt, sie verstellt sich nicht. Sie behält ihre Ausstrahlung und ihre Energie bei, mit der sie jeden begeistern kann. Jedes noch so winzige schlechte Gefühl wird von ihr hinfort gespült, so wie ein reißende Strom eines klaren Bergbaches zur taueneden Frühlingszeit die Schneemassen mit sich nimmt und sie im klaren Wasser untertaucht, bis sie sich schließlich aufgelöst haben. Von den Personen in diesem Schloss gehört Kyoko zu den wenigen, oder zu den einzigen zweien, denen Yami sich anvertrauen kann. „Ist doch ein wunderbarer Morgen, findest du nicht?“, strahl Kyoko. Yami lächelt sie an. Sie hat das Eis gebrochen. Kyoko nimmt Yami an der Hand und führt sie vor ihren Vater. Dann bleibt sie direkt neben Yami stehen und streckt sich kurz, wobei sie ihrem Verlobten ein süßes Lächeln schenkt. „Nun gut“, der König räuspert sich etwas verlegen. Offensichtlich hat er den Faden verloren und versucht nun zu jener Sachlichkeit zurück zu kehren. Er fasst sich kurz an die Stirn, ehe er fortfährt: „Du weißt weshalb wir dich schon zu so früher Stunde hierher berufen haben? Es geht um einen Auftrag, dessen Erfüllung äußerste Dringlichkeit hat. Was Chokola dir berichtete entspricht der Wahrheit. Ein furchtbarer Dämonenkirit wütet in Wiede Hagen und verwüstet ganze Landstriche. Nur Hizuki, mein zweiter Schwiegersohn, vermag das legendäre Schwert „Li Knight“ zu führen, dass den Kirit bewingen kann. Aber er ist noch zu ungeschickt und unerfahren für diese Aufgabe. Dich, als Schmiedin dieses Schwertes und und erfahrene Frau in den dunkelen Künsten, bitte ich ihn zu begleiten und ihm beizustehen. Leite ihn auf seinem Weg solange bis der Dämon tot ist. Es liegt frei in deiner Hand ob du den Auftrag annehmen oder ablehnen willst. Ich muss dich allerdings daran erinnern, welch grausames Schicksal die Leute erwartet die in der Gewalt eines Dämonenkirit sind.“ Wie unauffällig der König doch diese Bemerkung unterschiebt. „Ich frage dich nun, Yami, Oberhaupt des Neko- Clans, nimmst du den dir gestellten Auftrag an?“ Wie könnte sie dem König ihre Dienste verweigern. Es ist das einzige was ihr noch geblieben ist. Auch wenn sie nur zu gut weiß, dass das Königshaus ohne ihre Hilfe dem Fall nicht gewachsen wäre. Allerdings weiß sie auch, dass Hizuki nicht unerfahren im Umgang mit „Li Knight“ ist. Aber es gilt auch Kyoko und die anderen Menschen dieses Reiches zu beschützten. Ohne noch viel darüber nachzudenken, bestätigt Yami mit einem kraflosen „Ja, Herr“. Der König atmet sichtlich erleichtert auf. Nur Kyoko und ihr Verlobter blicken Yami besorgt von der Seite an. Die Prinzessin hat die Strin in Falten gelegt. „Hör mal, das ist wirklich eine gefährliche Angelegenheit“, sagt sie „bist du dir sicher, dass du den Auftrag annehmen willst?“ „Meine liebe Tochter“, fällt ihr der König dazwischen, „ zweifle niemals das Wort einer Frau an.“ „Du meinst ich soll mir keine Sorgen um eine gute Freundin machen dürfen?“, fragt die aufgebrachte Prinzessin. „Gut, dann nimm auch du mein Wort ernst, Vater, und erschrecke dich nicht, wenn ich dir sage, dass auch ich mit Yami und Hizuki mitziehen möchte.“ „Auf gar keinen Fall“,antwortet der entsetzte König.“Wie könnte ich meine eigene Tochter in eine Schlacht ziehen lassen?“ „Aber auch ich bin stark. Das habe ich schon mehrmals bewiesen. Ich möchte mein Volk auch selbst beschützten können.“ Kyoko verschränkt die Arme vor der Brust und sieht ihren Vater mit festem Blick ins Gesicht. „Auch ich werde selbstverständlich nicht tatenlos hier herum sitzten“, mischt sich der Verlobte der Prinzessin ein. „Ich werde meinem Bruder beistehen und die zwei Frauen beschützten. Schließlich können wir den Dämon nur mit vereinten Kräften besiegen.“ „Ganz genau“, bekräftigt Kyoko das Wort ihres zukünftigen Bräutigams, „wir müssen zusammenhalten.“ Yami wird es warm ums Herz. Soviel Beistand hätte sie nicht erwartet. „Also gut“, gibt der König klein bei, „wenn wir werden morgen noch einmal darüber sprechen meine Tochter.“ Immerhin ein kleiner Erfolg. „Etwas anderes noch.“ Er wendet sich wieder an Yami. „Ein junger Mann wartet draußen vor dem Schlosstor auf dich. Er sagt er habe Informationen zu dem Dämonenkirit erhalten, die eventuell sehr nützlich seinen könnten.“ Yamis Herz macht einen kleinen Sprung. „Ein junger Mann, der auf sie wartet“? Die Worte des Königs klingen in ihren Ohren wieder wie der liebliche Klang Glocke. „Ich würde sagen, Ihr und Kyoko beeilt euch ihn aufzusuchen“, lässt sich der König wieder vernehmen, „alle Helfer des königlichen Hauses empfangen wir mit Freuden.“ Plötzlich ist Yami nicht mehr zu halten. Sie stürzt aus der großen Halle die andere Seite des Flurs hinunter. „He, warte doch mal“, ruft Kyoko ihr hinterher, die ihr gefolgt ist, und Mühe hat mit ihr Schritt zu halten, „So eilig haben wirs nun auch wieder nicht!“ Yami überhört das Gequängel der Prinzessin. „Wer? Wer ist es der da draußen auf sie wartet? Sie muss es wissen, unbedingt.“ Eilig beschleunigt sie ihren Gang. Kyoko hat sie nun schon weit über zehn Meter hinter sich gelassen und voller Erwartung stürzt sie voran dem großen Schlosstor entgegen. Nur noch wenige Schritte trennen sie von ihrem Ziel. Ihr Blick ist nur noch auf den Lichtstrahl fixiert, der durch den breiten Türspalt des massiven Holztors fällt. Blindlings rennt sie ihm entgegen. „Gleich wird sie es wissen. Gleich wird sie sehen wer hinter dieser Tür auf sie wartet. Nur auf sie“ Mit einem kräftigen Ruck stoßt Yami das Schlosstor auf und schnellt als erste nach draußen in den Hof. Glänzendes Sonnenlicht flutet ihr entgegen, so dass sie für den ersten Moment geblendet ist und sich den Handrücken schützend vor die Augen halten muss. Sie blinzelt in die Sonne. Am Stützpfeiler des Schlosstores kann sie eine Gestalt ausmachen, die sich lässig an die ionische Säule gelehnt hat. Yamis Blick weitet sich, ihre Augen haben sich nun völlig an das grelle Tageslicht der Sonne gewöhnt. „Na, na, na, nur nicht so stürmisch meine Hübsche. Ich muss ja richtig Angst haben, wenn du mich so ausgelassen begrüßen willst“, grinst die Gestalt und wirft sich dabei ihr langes blondes Haar in den Nacken. Widoseek also. Yami ist mit einem mal zutiefst bestürzt. Die anfängliche Euphorie verflogen und hinterlässt nichts als blanke Enttäuschung. Sie hat sich in etwas hineingesteigert. Was hätte sie erwartet? Abermals beschämt von ihrem nicht zu kontrollierenden Gefühlsausbruch, der sie so übermannt hat, lässt Yami den Kopf sinken. Alles andere wäre zu schön gewesen, wie konnte sie nur so naiv sein. Mit einem bedächtigen Schritt tritt Kyoko vor sie ins Licht um Widoseek zu begrüßen: „Widoseek- sama, wir freuen uns sehr, dass du dem Schloss mit deinen dir bekannten Informationen weiterhelfen willst.“ „Die königliche Familie ist dir zu großem Dank verpflichtet“, fügt sie pflichtgemäß hinzu. „Ach nicht der Rede wert,“ winkt Widoseek bedächtig ab. „Ich hab zur Zeit eh nichts besseres zu tun“, gibt er zu, „Das Geschäft als Räuber lohnt sich im Moment nicht besonders. Außerdem wohn ich ja eh in der Nähe also, no prob.“ Widoseek zuckt lässig mit den Schultern und grinst abermals. Er trägt eine typische braun-gelbe Yakuta und an seinem Gürtel ein langes Samuraischwert. Kyoko stemmt die Hände in die Hüften. „Du hast das Räubern also immer noch nicht aufgegeben“, sagt sie in einem aufgesetzte vorwurfsvollen Ton. „Wo soll ein Mann wie ich denn hin?“, fragt er sie belustigt und dabei klopft er sich auf die eigene Schulter, „Nein, ein Mann wie ich braucht die Freiheit und das Abenteuer. Was Anständiges ist nichts für mich.“ Das Verhältnis der beiden ist locker und entspannt. Sie sind gute Freunde geworden. Yami steht nur daneben und beobachtet die beiden stumm. „Siehst du ich bin ein ganz schön verdorbener Kerl“, „Sowas mögen Frauen doch.“ Widoseek geht einen Schritt auf Kyoko zu und streckt die Hand nach ihr aus. Er hebt ihr Kinn an und sieht sie mit durchdringendem Blick an. „Außer du heiratest mich natürlich Kyoko-chan, für dich würd ich mich doch glatt in einen richtig anständigen Kerl verwandeln, was meinst du?“ Yami zuckt kurz zusammen. Ist sie eifersüchtig? Sie lacht still. Allein schon die Frage ist unsinnig. Lachend schlägt Kyoko seine Hand von ihrem Gesicht weg. „Du weißt doch ich bin schon verlobt und ich würde die Liebe meines Lebens niemals verlassen, schon gar nicht für so einen wie dich.“ Indem sich Kyoko mit wendigen Drehung geschickt von ihm abwendet streckt sie ihm demonstrativ die Zunge raus. Kyoko ist wahrlich süß. „Immer noch die ollen Kamelen“, seufzt Widoseek und verschränkt die Arme hinter dem Kopft. „Tja kann man wohl nichts machen. Aber wenn dus dir anders überlegst...“ „Jaja schon klar“, fällt ihm Kyoko ins Wort. „Wenn wir jetzt vielleicht mal damit anfangen können, weswegen du überhaupt hergekommen bist.“ „Ach so, na klar“, meint Widoseek und gängt, während er verstohlen zu Yami herüberschielt. „Oke, dann kann ich euch ja jetzt alleine lassen oder?“, fragt Kyoko plötzlich mit einem flüchtigen Blick zur Turmuhr. „Ich muss noch eine Menge erledigen, Verwaltungsaufgaben zur Sicherung des Staates, ihr wisst schon. Ihr kommt sicher auch ohne mich klar.“ In Wahrheit will sie sich nur mit ihrem Verlobten zu einem gemeinsamen Ausflug treffen. Yami weiß dies ganz genau, aber sie verkneift sich eine spöttische Bemerkung. Was ist falsch daran, wenn zwei junge, sich liebende Menschen lieber Zeit miteinander verbringen als sich um Bürokram zu kümmern. „Berichtet meinem Vater einfach später von den Informationen“, ruft sie den beiden Zurückgelassenen noch hinterher, ehe sie wieder durch das große Schlosstor verschwindet. „Tu es nicht“, ist Widoseeks erster Satz als sie allein sind. „Was soll ich nicht tun?“, fragt ihn Yami verdutzt. „Der Auftrag“, meint Widoseek ruhig, „nimm ihn nicht an.“ „Das ist ganz allein meine Sache“, fährt sie ihn forsch an, doch dann muss sie stutzen. „Woher weißt du überhaupt davon?“, fragt Yami verwundert. „Tja für nen Kuss würd ichs dir wohl sagen.“ Widoseek hat sein schelmisches Grinsen aufgesetzt. „Hör auf mit diesem kindischen Unsinn“, antwortet Yami ungerührt, „Rück lieber mit den Informationen raus die du zu dem Dämonenkirit hast.“ Widoseek sieht sie unbeteiligt an. „Hab keine“, meint er nur und sieht an ihr vorbei. Was soll das? Was machst du dann überhaupt hier?“ schnauzt Yami ihn verärgert an. „Hast du nichts besseres zu tun als meine Zeit zu verschwenden? Machst du dich über mich lustig oder was?“ Warum ist sie eigentlich so ungehalten zu ihm? Widoseek bleibt gelassen. „Nun ja, ich wollte dich nur davon abhalten etwas Dummes zu tun.“ Er tritt näher an sie heran. Sie kann schon fast seinen Atem im Gesicht spüren. Widoseek blickt ihr triumphierend in die Augen. „Du brauchst dich nicht um mich zu Sorgen“, flüstert Yami schwach und sieht zu Boden. „Ich weiß doch wie du leidest, meine kleine Hexe.“ Widoseek fährt ihr vorsichtig durchs Haar. Langsam wandert seine Hand an ihrem Körper herab. Er knöpft die Corsage ihres Kleides auf und lässt seine Hand tiefer in ihr Dekollte gleiten. Er nimmt das Mädchen hoch und drückt sie gegen die Säule des Schlosstores. Sie fühlt den kalten Stein an ihrem Rücken, den Druck mit dem sie sanft dagegen gepresst wird. Seine Hand wandert tiefer. Behutsam schiebt er den Saum ihres Rockes hoch. Während er in sie eindringt vergräbt er sein Gesicht in ihren Haaren. Yami vernimmt nur ein lautes Aufstöhnen ehe er von ihr ablässt. Erschöpft sinkt Yami an der Säule zu Boden. „Immer wieder erfrischend“, bemerkt Widoseek und bindet sich die Yakuta. „Also dann bis zum nächsten mal.“ Er dreht sich um und hebt noch einmal die Hand zum Abschied. Dann ist er auch schon über die Schlossmauer gesprungen und im Dickicht verschwunden. Yami sieht ihm noch lange nach. Sie hat ihm damals nicht helfen können, also ist die ihm zu minderst DAS schuldig. Kapitel 4: Moon and stars- the darkness knows them well. -------------------------------------------------------- "Meine Schwäche ist eine Ausrede und meine Stärke ist falscher Stolz." Kyoko ___________________________________________ (Anm. der Autorin zu diesem Kapitel: Ja, es ist Absicht, dass alle Kapitel hin und wieder in verschiedenen Stilen geschrieben sind. XD Sie bleibt allein dort stehen. Sie bleibt allein. So wie der Mond am Himmel. Auch wenn sich die Sterne sich noch so zahlreich am Nachthimmel um ihn sammeln. Sie können dem Mond nicht das Wasser reichen. Er übertrifft die Sterne bei weitem. Die Sterne sind tot. Als erloschene Planeten gefangen in Raum und Zeit, verglühen sie ewig; als niemals rastlose Gebilde, irren sie umher. Der Mond ist anders. Der Mond ist ein beständiger Planet. So sanft. Sein Licht ist so sanft. Es spielt mit der Dunkelheit der Nacht und den Schatten, es passt sich ihr an. Der Mond ist weise und schön. Pastellfarben. Er macht seine Schönheit nur Nachts für uns sichtbar. Tagsüber ist er nicht zu sehen. Aber dennoch ist er immer da. Luna, der Mond ist eine Frau. Sicherlich eine stolze Frau. Ein eitles Kind der Dunkelheit. Aber noch ist es Morgen. Und es gibt keinen Grund Sie hat es schon wieder getan. Aus Einsamkeit? Nein nicht bei ihm. Nicht aus Einsamkeit, so ist das doch? So ist das. Beim ihm ist es etwas anderes, hat es einen anderen Grund. Aber sie ist trotzdem einsam. Jetzt schämt sie sich. Sie schämt sich in diesem Moment sehr. Also schlägt sie beschämt die Augen nieder, starrt auf den kalten, nackten Steinboden unter ihren Füßen. Ein kurzer Wisch mit der offenen Hand über ihren Rock, wodurch sie den Stoff zurecht rückt und ihrem Gewand die ursprüngliche erhabene Form wiedergibt. Ein Seufzen. Für ein paar Minuten schließt sie die Augen. Genießt die Dunkelheit und Stille um sie herum. Es ist in Ordunng, nun kann sie den Kopf wieder heben. Sich aufrichten. Als sie die Augen wieder öffnet sieht sie ihn. Sie sieht im direkt in die Augen. In diese hellen, klaren Augen, die wie Sterne funkeln. Dort steht er. Am anderen Ende des Hofes. Unter der Linde. Beim den Gärten. Aufregung. Mit einem Mal ist Yami von heller Aufregung erfasst. Wie ein reißender Strom fließt sie durch ihre Adern kriecht ihr von den Zehenspitzen den Nacken hinauf und bis sie von jedem einzelnem Körperteil besitzt ergriffen hat. Wie lange steht er schon da? Hat er sie beobachtet? Sie macht einen Schritt nach vorne, tritt aus dem Schatten der Säulen, in den Hof, ins Licht der Morgensonne, das einen hell erleuchteten Pfad zu den Gärten auftut. Dort muss sie ihn. Wie ohnmächtig vergisst sie alles andere um sich herum, lässt ihren Blick nicht von ihm weichen. Das feuchte Gras kitzelt ihre Füße, aber das merkt sie ja gar nicht. Sie merkt es ja nicht. Sie ist nur auf ihn konzentriert. Schritt für Schritt geht sie auf ihn zu. Wie in Trance. Setzt einen Fuß vor den anderen. Der untere Rand des Kleides vom Tau schon ganz durchnässt. Es sind nur wenige Meter bis zu dem Baum unter dem er steht. Doch es kommt ihr vor als bräuchte sie Jahre dorthin. Der Weg dorthin ist endlos. Es kommt ihr auch so vor als wandere sie auf etwas Mystisches hin. Sie hat ihr Ziel deutlich vor Augen. Ein unglaublich schönes Licht. Etwas unglaublich Schönes. So schön wie das Funkeln des Schnees wenn das Mondlicht in sternenklaren Nächten auf ihn fällt. So steht auch er dort unter dem Baum. Schneeweißes Haar, klarer Blick, zarte Haut, so rein, so weiß. Gottesgleich. Wie ein Engel aus einer anderen Welt. Rein wie Schnee, rein wie das Mondlicht, so klar. Auch sein Blick hält ihren gefangen. Er wendet sich nicht ab. Noch wenige Meter dann wird sie bei ihm stehen. Unter dem Baum. Bei ihm im Schatten des Baumes. Ein Schritt noch. Ein Schritt. Jetzt ist sie bei ihm. „Schön dich zu sehen.“ Sie lächelt. Ein Lächeln das wohl aus ihrem tiefsten Herzen kommt. Keine Antwort. Kein Wort. Kein einziges. Nicht einmal ein Lächeln. Nicht einmal ein Zucken seiner Mundwinkel. Er bleibt wie zuvor. Seine Mimik ändert sich nicht in geringster Weise. Er starrt sie nur weiterhin wortlos an. Bin ich dir nicht einmal ein Wort wert? Bin ich dir so lästig, dass du nicht mit mir sprichst? „Du bist hier? Warum?“ Eine dumme Frage, nicht wahr? Warum ist sie in seiner Gegenwart immer so verloren. Wie der Mond am Nachthimmel. Er wendet den Blick, starrt in die lichtdurchfluteten Baumkronen über ihm. Es tut weh, aber sie versucht es abermals: „Magst du diesen Ort hier?“ Wiederum Stille. Nur das Rauschen des Windes, der die Wipfel der Bäume sanft streichelt. Blätter rascheln. Er sieht so verträumt aus. Als gehöre er nicht hier her. Als wäre er zu gut für diesen Platz. Und plötzlich weiß sie es: Sie dachte sie wäre wie der Mond. Aber sie ist es nicht. Er ist es. Sein Licht so sanft. Aber sie ist es nicht. „Sieh an, sieh an, die Hex' is' auch schon da!“ Abermals an diesem Tage reißt eine Stimme sie aus ihren Gedanken. Dieses Mal eine die ihr nicht behagt. Hizuki, unterm Arm „Li Night“, das Schwert das Dämonenkirit tötet. „Hier treffen wir uns, hab ich gehört. Wo sind die anderen? Noch nicht da, was? So, so wo treiben die sich wieder rum?“ (Eine Hexe muss die Sterne kennen. Seit Urzeiten weiß eine Hexe immer mehr über die Sterne und ihre Konstellation als normale Menschen.) Kein Wort. Von beiden nicht. Sie gibt ihm keine Antwort. Was sollte sie auch mit ihm reden? „Ah ja, beide bekannt für ihre Verschwiegenheit. Seltsames Volk“ Bekannt für meine Verschwiegenheit? Hizuki, du Narr, du weißt nicht was du da sagst! Sataki kommt hinzu. „Nun da bin ich.“ „Ja mein Bruder, da bist du.“ „Kyoko ging vor raus. Sie ist noch nicht da?“ Yami blickt ihn wortlos an. Sataki:“Bruder ich bitte dich, gib mir das Schwert und lass mich den Dämonen an deiner Stelle töten.“ Hizuki:“Wieso sollte ich, Bruder? „Li Night“ ist mein Schwert. Sataki: „Ich mache mir Sorgen um dich“ Hizuki: „Das gleiche könnte ich dir sagen, würdest du an meiner Stelle in den Kampf ziehen.“ Sataki: Der Dämonenkirit tötet Menschen; Frauen und Kinder, so wie Männer gleichsam auf grausamste Weise. Hizuki: „Ich weiß wie grausam SO ETWAS sein kann, Bruder, weißt du das nicht mehr? Sataki: „Hör auf! Das will ich nicht hören!“ Sind die Sterne verzweifelt? Weil sie niemals vollkommen sind? Weil sie unaufhaltsam ihrem Ende entgegen fliegen? Hizuki: „ Aber darum geht es ja auch nicht. Die Hexe hier wird mir helfen, das weist du doch.“ Sataki: „Was ist mit ihm da, Setsuna? Warum darf er dich begleiten aber nicht dein eigener Bruder? Was nützt einem schon das Licht des Mondes wenn man die Sterne nicht sehen kann? Wenn man die Sterne nicht sehen kann, kann man ihre Konstellation nicht deuten. Kann man ihre Konstellation nicht deuten, woran soll man sich orientieren? Wohin soll man gehen, kann man die Sterne nicht sehen? Hizuki: „ICH habe ihn nicht um seine Hilfe gebeten. Ich weiß nicht warum er hier ist.“ Die Brüder wenden sich nun mit Misstrauen Setsuna zu. Setsuna bleibt ruhig. Setsuna verflogt noch immer das Spiel des Windes mit den Blättern in den lichten Baumkronen. So als gehöre er nicht hier her. Eine weitere Stimme durchbricht das kurze Schweigen. „Tut mir leid das ihr so lange warten musstet!“ Kyoko kommt nun auf die seltsamen Truppe zugerannt. Mit rotem wehendem Haar. Mit einem fröhlichen Lachen. Ah, der Polarstern. Der Polarstern ist der hellste Stern am Himmel Er ist ganzjährig sichtbar. Er ist beliebt bei Seefahrern und Wanderen. Er weist Verirrten den Weg. Weist mir den Weg. Kyoko scheibt sich an Sataki vorbei in die Mitte der Gruppe. Nun mustert sie die Nämlichen belustigt. Sie lächelt. „Ich war noch bei Vater,“ beginnt sie. „Wir werden alle gehen.“ Eine kurze Pause. Sie wird ernst: „Er hat es uns fünf beauftragt. Wir sind nun alle verantwortlich. Wir fünf werden uns gemeinsam um den Dämonenkirit in Wiede Hagen kümmern, um das Volk zu retten. Wir genießen sein höchstes Vertrauen. Ich hoffe ihr wisst das.“ Soso, sie alle also. Kyoko, Sataki, Hizuki, Sie und Setsuna. Setsuna auch. Das heißt, Sie, das war von vornherein klar, Sie hat sich darauf schon längst eingelassen. Hizuki besitzt nun „Li Night“ natürlich müsste er sie begleiten. Kyoko ist nun einmal Kyoko. Sie hat ihr schon zuvor ihre Hilfe angeboten. Kyoko wird die Gruppe führen, nicht wahr? Sie ist Kyoko dankbar. So wie zuvor. Oder noch viel mehr? Ist sie das wirklich? Sataki geht um Kyokos Willen mit, und um den seines Bruders. Sicher nicht um Sie zu beschützten. Auch wenn er es wohl vorgibt. Aber Setsuna. Aber warum Setsuna? Wieso ausgerechnet er? Was hat er damit zu tun? Ihr ist nicht wohl dabei. Was wenn ihm bei diesem Auftrag etwas zustößt. Wenn ihm etwas zustößt, das könnte sie sich nie verzeihen. Das könnte sie niemals ertragen. Was hat Setsuna für einen Grund? Ein Gedanke. Will er sie beschützten? Ein Gedanke, den sie schnell wieder verwirft. Das wäre zu schön um war zu sein. Sie glaubt nicht mehr an Märchen. Außerdem ist nur einmal im Monat Vollmond. Warum also? Setsuna, bitte sag es mir! „Also gut, wenn niemand etwas dagegen hat, dann ist das jetzt beschlossene Sache.“, so Kyoko. Yami wartet nur auf den euphorischen Jubel von allen Beteiligten, doch er bleibt aus. Das war zu erwarten. Aber es wird noch so einiges beschlossen. Es wird beschlossen noch heute loszuziehen. Und es wird beschlossen sich auf den Weg zu machen noch ehe die Sonne am höchsten steht. Es eilt. Nicht zuletzt wurde beschlossen sich auf dem schnellsten Wegen nach Wiede Hagen zu begeben. Daher wird beschlossen sich in einer Stunde vor dem Schlosstor zu treffen. So wurde alles beschlossen gemacht. Doch Yami hat nichts dazu gesagt. Eben so wenig wie Setsuna. Kyoko lächelt Yami an. Aber das hilft Yami in diesem Moment nicht. Die Sterne haben keinen festen Platz am Himmel, es sieht nur so aus. Es sieht nur so aus als ob. Sie trennen sich hier. Hier unter dieser Linde. Bis in einer Stunde. Und sie Lässt IHN allein zurück. Ohne ein Wort. So wie die Dunkelheit den Mond vor dem Morgengrauen allein zurück lässt, so lässt sie ihn allein. Und er verblasst am klaren Himmel des neuen Morgens, mit ihrem Verschwinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)