Golden Sun - Die Geschichte geht weiter von abgemeldet (Unsere Helden, zwei jahre Später) ================================================================================ Kapitel 1: Einführung --------------------- Zwei Jahre sind vergangen, seit die Alchemie wieder über Weyard erstrahlte. Das Volk aus der ehemaligen Stadt Vale, welche zusammen mit dem Aleph-Berg in der Erde versank, wurde in dieser Zeit zu einem kleinen, jedoch sehr angesehenen Nomadenstamm. Auch wenn es jedem frei stand, sich in einer anderen Stadt niederzulassen, genoss das Nomadenvölkchen ihre gemeinsame Reise um die gerettete Welt, und suchten beinahe gar nichtmehr nach einer neuen, festen Heimat – so erging es allerdings nicht nur ihnen. Ivan, Mia, Cosma und Aaron waren seid dem Untergang des Aleph-Bergs nichtmehr von der Seite der Reisenden gewichen, und waren ein fester Teil der Reisegruppe geworden. Auch Felix, Jenna, Isaac und Garet genossen es, in frieden die Welt nocheinmal bereisen zu können… so dachten jedenfalls alle. Eines Nachts verschwand Felix, ohne eine Nachicht oder eine Spur zu hinterlassen. Zurecht erzürnt über das verschwinden ihres Bruders versuchte Jenna Isaac und die anderen zu überreden, mit ihr gemeinsam ihren Bruder zu suchen – Isaac jedoch versuchte Jenna von dem Gedanken abzubringen, und zum Bleiben zu überreden. Jenna hätte es sich nie träumen lassen, einmal wieder von ihren Freunden getrennt zu sein – doch war sie zu besorgt um ihren Bruder, und so verschwand sie ebenfalls ohne weitere Diskussionen, um ihn zu suchen. Die Sorge um Jenna wiederum veranlasste schließlich doch Isaac, loszuziehen um die Situation zu klären, Cosma folgte ihm ohne zu zögern – schließlich sorgte sich Ivan um Cosma, Garet um Isaac, Aaron um Jenna und Felix und Mia um alle zusammen. Und die Adepten trennten sich alle nacheinander von dem Nomadenvolk um sich zu finden – und den Grund herauszufinden, aus dem sie sich verloren hatten… Diese Geschichte beginnt mit Isaac, der noch nichts gefunden hat – doch kurz davor steht gefunden zu werden. Kapitel 2: Un-be-sieg-bar ------------------------- Er hielt die Augen fest geschlossen, um den sanften Wind und das leise zwitschern der Vögel auf sich wirken zu lassen. Die Sonne stand hoch am Himmel, jedoch verdeckte das riesige Gebäude vor ihm ihr Licht. Er wusste, dass die Sonne da war – aber er spürte nur das Gebäude. Seine Anwesenheit und seine größe, er spürte das Gebäude und das beunruhigte ihn ein wenig – andererseits war es nicht ganz unlogisch. Seufzend öffnete Isaac die Augen und lehnte den Kopf in den Nacken, um bis an die Spitze des Venus-Leuchtturms hinaufschauen zu können – wohlbemerkt vergebens, denn das gelb-orangene Licht, welches dort erstrahlte blendete ihn viel zu sehr – es war viel heller als die Sonne es je sein könnte. „Ich sag es dir nur ungern…“ flüsterte er dem Turm mit einem ironischem Ton zu „Aber ich wollte dich nie wieder sehen… wehe wenn du keinen Felix hast…“ leise knurrend begab er sich zum großen Eingangstor. Es war ein purer Akt der verzweiflung, der ihn hergetrieben hatte. Auf seiner Suche nach Jenna hatte er sich die wenigen Informationen zusammentragen können, das Jenna immer besser Informiert war als er, sogar schon mal mit Felix zusammen gesehen wurde – da er niemals auf Jennas Fährte kam, entschloss er sich, nach Felix zu suchen, und wenn er Felix hatte, würde Jenna folglich zu ihm kommen. Jedoch war der einzige Anhaltspunkt den er bekam, dass eine braunhaarige Gestalt sich vor wenigen Tagen in der Nähe des Venus-Leuchtturms herumgetrieben hatte, und dem wollte er nun auf den Grund gehen. Knurrend schob Isaac die Tür auf und gleich kam ihm ein schwall der trockenen, leicht modrigen Luft entgegen – natürlich hatte sich seit dem erstrahlen des Turms nie jemand die Mühe gemacht, hier zu Lüften. „Isaac!“ rief jemand, doch Isaac war zu sehr damit beschäftigt, sich an den Weg durch den Turm zu erinnern. „Isaac!“ hörte er es erneut, und diesmal wandt er sich vom Turm ab – auf dem erdigen Weg vor dem Eingang des Turms rannte ihm jemand entgegen… ein blauer Zopf, ein blau-weißes, Ärmelloses Kleid… „Mia…?“ fragte er langsam und schaute noch einmal genau hin. Es war eindeutig Mia, wenn sie sich auch von einigem schweren Stoff getrennt hatte und etwas mehr Farbe bekommen hatte. Tatsächlich sah sie… gesünder aus. „Mia!“ rief er zurück, und seine Mine hellte sich etwas auf. „Uff!“ Bei Isaac angekommen sank das Mädchen schnaufend auf die Knie. „Wusste… ich doch, dass du hier bist…“ keuchte sie triumphierend. „Was in aller Welt tust du hier? Garet hat dich dazu angestiftet, auch loszuziehen, oder?“ Sie hatten sich seid Monaten nicht mehr gesehen. Isaac hatte sich damals nicht die Mühe gemacht, irgendjemanden mitzunehmen – er war auf eigene Faust losgezogen, nur Cosma hatte ihn schnell wieder ein – auch sie jedoch, verlor Isaac auf der reise wieder. Nichts ungewöhnliches eigentlich, eben einer mehr, den es zu finden galt. Jedoch hatte er damals gehofft, dass wenigstens seine anderen Freunde das Leben mit den Nomaden weiterhin genießen würden. Andererseits kannte er seine Freunde gut, sie würden nie ein Abenteuer scheuen – daher überraschte ihn Mias auftreten auch eher wenig. „Hat er nicht!“ protestierte Mia, während die sich langsam wieder auf die Beine raffte. „Ich habe… ihn… angestiftet…“ gab sie leise zu. Sie lächelte etwas unbeholfen, Isaac jedoch nickte langsam. „Dir konnte er sicher nicht widerstehen. Du bist sein Verstand. Ihr seid also zusammen unterwegs? Wo ist er?“ Er sah sich nach seinem alten Freund um – ihn zu sehen würde seinen Tag endgültig retten… die Gesellschaft seiner Freunde war das, das ihm am meisten fehlte. „In der Stadt. Ich bin allein los, weil mit ein Händler sagte, er habe dich in Richtung des Leuchtturms gehen sehen… ich wollte wissen, ob da etwas dran ist, bevor ich Garet aufscheuche.“ Wieder lächelte sie, sie lachte sogar, und fiel Isaac um den Hals – eine ungewohnte Spontanität ihrerseits, doch Isaac erwiderte die Umarmung und musste ebenfalls lächeln. „Ich bin froh, dich wieder zu sehen…. Und ich freue mich, Garet wieder zu sehen… und ebenfalls freut mich, dass es euch gut geht.“ Sagte er, wobei er und die Blauhaarige wieder voneinander abließen. „Aber du musst erst selbst einem Gerücht auf die Spur gehen, stimmt’s?... Lass mich mit dir gehen – vielleicht brauchst du meine Hilfe.“ Isaac nickte ohne zu zögern. „…Und wenn nicht das, dann deine Gesellschaft. Ich bin das allein reisen nicht gewohnt….“ Der folgende Gang in den Leuchtturm fiel Isaac nunmehr leichter als gedacht, gar dachte er kaum noch an den Turm. Er war lediglich glücklich, sich endlich mit jemandem unterhalten zu können- und das tat er. Gemeinsam erinnerten sich die beiden an den Weg durch den Leuchtturm, und während des Aufstiegs erzählten sie die ganze zeit von dem, was sie in den Monaten Suche voneinander verpasst hatten. Mia hatte auch, genauso wie Isaac selbst, nicht den Ansatz einer Theorie, warum Felix verschwunden sein könnte, ebenfalls keine Hinweise auf den Verbleib von Jenna, Ivan und den anderen. Die Nachicht selbst, dass außer ihr und Garet alle anderen der ehemaligen 8 sich auf die Sinnlose Suche nacheinander gemacht hatten, schockierte Isaac fast überhaupt nicht mehr, auch wenn er es nicht im geringsten gutheißen konnte – alles drehte sich im Prinzip um das verschwinden von Felix, welcher mit dieser Aktion gänzlich in Isaacs Ungnade gefallen war. „Da ist es schon!“ stellte Mia vor der Treppe zur Turmspitze fest, und bewirkte damit einen leichten Umschwung von Isaacs guter Laune. „Pass auf deinen Kopf auf, wenn du da bist, Felix…“ nuschelte er und beschleunigte seinen Schritt, um so schnell wie möglich am höchten Punkt anzukommen. Was er an der Spitze des Venus-Leuchtturmes vorfand, überraschte ihn ein wenig – und demotivierte ihn außerordentlich. Da war jemand, ja. Und es war ein braunhaariger Mann. Er hatte sogar ein schönes Schwert, und doch war er ein völlig unbekannter. „Verdammt.“ Entfuhr es Isaac emotionslos, woraufhin der Fremde den Blick mit hochgezogener Augenbraue auf ihn richtete. „Verdammt?“ fragte der fremde Mann höflich, doch Isaac besann sich keiner guten Manieren. „Ja, verdammt.“ Entgegnete er, wofür Mia ihn leicht mit dem Ellenbogen in die Seite stieß. „Verzeihung, Sir. Er meinte, wir wollten nicht stören…“ „Ich meinte wirklich verdammt..“ grummelte Isaac, jedoch so leise, dass nur Mia ihn hören konnte. Der Fremde jedoch verzog skeptisch das Gesicht. In seinen Augen sah man tiefes Misstrauen und etwas, dass Isaac von seinen Gegnern nur zu gut kannte: Angriffslust. „Ich verstehe….“ Knurrte der Fremde leise. „SIE hat euch geschickt!“ Mia legte den Kopf schief „Sie? Wer?“ fragte sie, und das Fragezeichen stand praktisch über ihrem Kopf. „Stell dich nicht dumm, Mädchen. Dieses kleine verteufelte Weibsbild hat Angst bekommen und diesen Kerl stattdessen zum Duell hinaufgeschickt… hm! Und du sollst den Kampf wahrscheinlich bestätigen, habe ich Recht? Oder vielleicht soll ich sogar gegen DICH kämpfen?“ wutentbrannt zog der Fremde seine Waffe und Mia wich einen Schritt zurück „Wa-was? Wir sind nicht… ich meine wir wollen nicht… wir… wir… wir haben nichts getan!“ „Jaaa, noch nicht! Nehmt DIES!“ der Fremde stürmte vor und sprang mit einem angesetztem horizontalen Schwerthieb auf die beiden zu – Isaac jedoch zog ebensoschnell sein Schwert und parierte geschwind – gerade noch rechtzeitig. „Ich würde es vorziehen, die nicht wehzutun, weißt du…“ sagte er kühl, den Fremden Wahnsinnigen jedoch überzeugte das wenig. „Was bildest du dir ein? Nur weil du einen schlag parieren konntest?“ „Wie kam der Kerl hier rein…“ murmelte Mia zweifelnd, während bei den beiden Männern vor ihr der Kampf entbrennte. Zunächst war Isaac klar im Vorteil, doch je länger der Kamof dauerte, desto besser wurde der Fremde – selten zuvor hatte Mia einen Feind sehen dürfen, der es im Zweikampf mit Isaac aufnehmen konnte, und niemals einen so verrückten. Stahl schlug auf Stahl, die Geräusche dieses Duells konnte man sicherlich bis zum Fuße des Leuchtturms hören – schließlich griff sogar Mia mit ihren heilenden Gebeten ein um Isaac zu unterstützen, dennoch schien der Kampf gegen den Unbekannten fast schon verloren. „HÖR AUF!“ laut und deutlich ertönte der Befehl von unterhalb der Leuchtturmsspitze. Beide Männer verharrten mitten im Schwung ihrer Waffen. „IDIOT! DÄMLICHER VOLLIDIOT! WAS GLAUBST DU, WER DU BIST?!“ ein roter Blitz schoss an der Seite des Leuchtturmes hinauf und landete kurz vor dem Kreisrunden Miniaturplaneten. Als sich das Licht verzog erkannte man, was hinter der Stimme steckte. Zunächst war es nur ein Schatten, aus dem sich langsam eine schmale Figut formte. Bald erkannte man die sehr weiblichen Kurven, die langen Beine, die seidigen, rotbraunen Haare und vor allem: Das erzürnte Gesicht. Es war Jenna. Zum ersten mal fiel Isaac wirklich auf, wie sehr sie sich äußerlich in den letzten zwei Jahren verändert hatte. Ihre Haare waren wesentlich länger, jedoch noch immer etwas ungeordnet, das Gesicht reifer, ernster, und insgesamt war sie noch weiblicher geworden, als sowieso schon. Auch ihre Kleidung hatte sich verändert. Sie trug ein hautenges Kleid, ebenfalls ärmellos sowie Mias, doch reichte es nur bis weit über die Knie. Sie trug enge Stoffhandschuhe bis zu den Ellenbogen, eine enorm dünne Stoffhose und darüber wiederum Stiefel bis zu den Knie. Alles in Farbtönen von braun bis rot. Isaac starrte sie ohne sein eigenes zutun an, er konnte nicht realisieren, dass sie tatsächlich da war. Einfach so, wie aus dem nichts, ohne, dass er sie im Moment gesucht hatte, oder nach ihr Fragte. Sie war einfach da, wie ein Phönix aus der Asche – jedoch wahrscheinlich wesentlich gereizter als als ein solcher. „Du feiges Gör! Du wolltest dich um unser Duell drücken!“ warf der Fremde Schwertkämpfer ihr vor, sie jedoch schüttelte heftig den Kopf. „Nur, weil du hirn- und rückratloser Matschkopf nicht einmal FÜNF Minuten auf mich warten kannst, legst du dich gleich mit unschuldigen an! Gut, ich habe mich verspätet, aber das gibt dir KEIN Recht einfach auf alles lebende in der Umgebung loszugehen und dabei auch noch MEINE Ehre zu beschmutzen! Ich würde mich NIE davor drücken DIR Affe auf die Rübe zu geben.“ „ALSO GUT!“ entrüstete sich der Fremde. „Dann kämpf endlich!“ Wieder jedoch schüttelte Jenna den Kopf. „Weißt du, Kurth… wollen wir nicht woanders kämpfen? Hier oben ist es ein wenig unfair, weißt du?“ Wutentbrannt stieß der Mann, der offentlichtlich Kurth hieß, sein Schwert in Richtung Boden. „DU DRÜCKST DICH DOCH!“ „Nein, es ist wirklich so! Hier bin ich im Vorteil…“ „JETZT AUCH NOCH DIE WOHLTÄTERIN SPIELEN! ES REICHT!“ sein Schwert in der Hand stürmte er auf Jenna zu, diese seufzte nur und zog ebenfalls die Waffe (eine Silbrige Lanze, die Isaac zuvor noch nie bei ihr sah) und der Kampf begann. Mia und Isaac, welche die Auseinandersetzung mit höchstem Interesse verfolgt hatten, waren nicht weit von ihnen entfernt. Isaac lag halb auf dem Boden, während Mia sich ein wenig um seine Wunden kümmerte. „Ich kann es nicht glauben…“ murmelte Isaac leise, noch immer hatte er die Augen nicht von Jenna wenden können. Ihm war schwindelig, und er hätte dutzende Gründe dafür haben können. „Sollten… sollten wir ihr nicht helfen?“ fragte Mia leise „Ich meine… wobei…“ eine Weile lang sahen die beiden dem Kampf einfach nur zu. Die beiden bekriegten sich teilweise mit Psynergy – Jenna mit unglaublisch schönen und athletischen sprüngen und tänzen, bei denen sie einige Flammen und Feuerstoße freisetzte und auf Kurth richtete, Kurth hingegen mit Kräften, die man keinem Element zuordnet konnte… zum Beispiel beherrschte er den Hammer, mit dem er Jenna zu erdrücken versuchte, oder die Erstarrung, aus der sie sich jedoch seltsamerweise mit Leichtigkeit hinauswinden konnte. Es war ein erstaunlicher kampf, bei dem die Tatsache, dass der Fremde offensichtlich ein Adept war, fast nebensächlich erschien. Die beiden bekämpften sich mit allen Mitteln, und genau wie zuvor Kurth, wurde Jenna schneller und stärker, je länger der Kampf andauerte. „Sie hat trainiert…“ stellte Mia fest. „Ob sie… besser ist als ich…?“ fragte Isaac sich, doch Mia schüttelte den Kopf. „Bestimmt nicht. Obwohl sie wirklich sehr… meine güte, ich frage mich, wie man sich in so kurzer Zeit so verbessern kann.“ „Du hast keine Chance! Noch ist es nicht zu spät, aufzugeben..“ Bot Jenna ihrem Konkurent an. Sie ging leicht in die Knie und sprang schließlich in die Luft, höher als man es einem Menschen je zutrauen würde. Im ganzen Kampf schien es so, als hätte sie den Bezug zur Schwerkraft vollkommen verloren. „Niemals!“ rief Kurth, doch Jenna schien es nichtmal mehr zu hören. Sie hatte sich in rage gekämpft, dass erkannte Isaac sofort. Sie konnte nichtmehr aufgehalten werden, sie konnte nichtmal mehr anhalten, wenn die es wollte. Sie war ein Mars Adept, und als solcher war es für sie mittlerweile unmöglich den Kampf unbeendet zu lassen. „Wie du willst… ich habe dich gewarnt! Ich… ich explodiere fast vor energie…“ „Oh!“ entfuhr es Mia plötzlich „Jetzt verstehe ich! Isaac, erinnerst du dich noch an unseren Kampf mit Saturos und Menardi hier?“ Isaac nickte leicht. Er erinnerte dich noch zu gut, dennoch wusste er nicht ganz, worauf Mia hinauswollte. „Na überleg doch mal… wir hatten sie schon fast geschlagen und dann-„ „Ah! Jetzt verstehe ich!“ Isaac richtete sich schwungvoll wieder auf. „Der Venus-Leuchtturm hat ihren ihre Kraft zurückgegeben… das Element hat sie gestärkt, sie sagten, Feuer und Erde stünden in einer… in einer Biosymetrischen Beziehung zueinander.“ Mia nickte hastig. „Das selbe muss jetzt mit Jenna passieren. Hier oben hat sie sicher viel mehr Kraft als sonst.“ „Du hast nicht die Geringste Chance! Komm sofort wieder runter!“ brüllte Kurth, als Jenna dank ihrem unglaublichen Sprung AUF der leuchtenden Venusminiatur gelandet war. Das Licht wand sich in einzelnen Armen um den Körper der Mars-Adeptin und schien fast mit ihr zu verschmelzen „Ich bin un-be-sieg-bar!“ stellte Jenna fest – doch seltsamerweise schien sie alles andere als glücklich darüber zu sein. „Ich… ich… aaaah, VORSICHT!“ „Duck dich!“ rief Isaac auf Jennas Warnung hin und zog die irritierte Mia mit sich hinunter, kurz darauf sammelten sich rote und gelbe Licher um Jenna herum und explodierten völlig ohne ihr zutun in einer enorm großen Schallwelle aus Erd- und Feuerenergie. Die Explosionswelle schlug knapp über den Köpfen von Isaac und Mia hinweg, dennoch spürten beide die überwältigende Energie, die davon ausging. „Aaaaah! Kurth, nein!“ hörten die beiden Jenna rufen und wagten es, die Köpfe wieder zu heben. Jenna kniete keuchend am Rande der großen Plattform, den Blick nach unten gerichtet. „Kurth! Halt dich fest, ich – „ „Nein! Ich will keine Hilfe von dir, das war nicht fair!“ hörte man die Stimme des Wahnsinnigen von etwas weiter unten. Er war offensichtlich nicht klug genug gewesen, Jennas Warnung ernst zu nehmen, und wurde von der Welle von der Plattform gefegt. Isaac musste sich später noch überlegen, ob es wirklich gut war, dass die Welle nicht genug Kraft hatte ihn gänzlich… von der Bildfläche zu entfernen. „Ich habe dir gesagt, dass ich hier im Vorteil bin, aber du wolltest nicht hören!“ verteidigte sich die Braunhaarige, während die einen geeigneten Weg nach unten suchte, wo Kurth sich an einem kleinen Vorsprung festhielt. „Jenna!“ rief eine weitere – andere – Stimme aus Richtung der Treppe sie war Isaac und Mia ebenso vertraut wie Jennas Stimme. Es war Cosma. Keuchend und halb zerstört kroch sie die letzte Treppenstufe hinauf und sank dort auf die Knie, wie Mia zuvor, als sie Isaac am Fuße des Turmes traf. „Wiesorennstdunurimmerso…?“ schnaufte sie, ohne bei ihrem Satz Luftzuholen. Als sie wieder etwas Luft bekommen hatte, sah sie sich etwas genauer um, ihre lilafarbenen Augen weiteten sich bei dem, was sie sah „Isaac? Oh Isaac, du bist ja auch da! Und Mia! Liebe Güte, das ist wundervoll!“ sie strahlte, und Isaac und Mia lächelten halbherzig zurück. Beide waren ungleiblich verwirrt, doch auch erfreut, Cosma zu sehen. „Für deine Gemächlichkeit kann ich nichts… kannst du mir helfen? Kurth hat ein kleines Problem…“ murmelte Jenna etwas verstört. Isaac konnte sich durchaus vorstellen, dass sie zuletzt vollends die Kontrolle über das geschehen verloren hatte. „Kurth sagst du?“ widerwillig trennte Cosma ihren Blick von Isaac und Mia, auch überging sie gnädigerweise die Bemerkung über ihre so genannte ‚Gemächlichkeit’. Ihre reaktion, als sie Kurth’s missliche Lage sah, fiel jedoch ganz anders aus als Jennas: Cosma begann zunächst zu kichern, was jedoch letztendlich in einem heiteren, fast schon genugtuendem Lachen endete. „Haa haaa! Ist klein Kurth aus dem bett gefallen? Hat die liebe Jen dich so unsanft geweckt? Wuuhaha!“ Jenna, welche neben Cosma noch immer auf den Knien war, seufzte leise. „Cosma, bitte…“ sagte sie leise, ihre Freundin jedoch wehrte ab. „Ich helfe doch DEM nicht! Er will dich TÖTEN Jen, TÖTEN! Das kann ich nicht zulassen, lieber lasse ich ihn da unten verrecken.“ „Ja aber… mmh…“ Jenna strich sich eine lange Strähne hinter die Ohren. Jetzt wandte sie sich erstmal an Isaac und Mia. „Isaac… Mia… es tut mir leid, dass er euch meinetwegen Probleme gemacht hat… vergebt mir bitte.“ Automatisch nicken beide und wurden anschließend Zeugen eines weiteren athletischen Aktes des Mars-Adeptin. Zielsicher sprang sie von Vorsprung zu Vorsprung, bis sie schließlich auf Kurths Ebene angelangt war. Vorsichtig beugte sie sich nach vorn. „Nimm meine Hand Kurth… du musst dich gut festhalten.“ „Ich habe es schon mal gesagt, ich will deine Hilfe nicht.“ Störrisch wandte der Hängende den Blick von Jenna ab, diese seufzte erneut. „Das ist äußerst unerfreulich, mir jedoch vollkommen gleich! Meine Geduld hat GRENZEN falls du es noch nicht bemerkt hast.“ Sie Griff an seinen Arm und versuchte, ihn hochzuziehen, jedoch fehlte ihr dazu anscheinend die Kraft, und Kurth war nicht gerade dabei ihr zu helfen. „Ich… ich helfe dir, warte!“ sagte Isaac, der mit Cosma und Mia das ganze Geschehen verfolgt hatte. Er versuchte, auf die selbe Weise den Turm hinabzugehen wie Jenna, bei ihr jedoch sah das ganze wesentlich einfacher aus, als es war. „Sei bloß vorsichtig…“ mahnte Mia und versuchte, ihn ein wenig zu navigieren. Als Isaac schließlich bei jenna angekommen war, hatte sie zumindest schon mal einen ganzen Arm von Kurth hinaufgezogen, dieser jedoch machte es ihr absichtlich schwer. „Hohlkopf.“ Raunzte Isaac, als er seinen anderen Arm griff und ihn gemeinsam mit Jenna auf den Vorsprung zog. „Sie will dir helfen, und du…“ „Ich habe nicht darum gebeten.“ Keuchte Kurth und schlug mit der Faust auf den Vorsprung. „Und du! Ich wusste, dass du ihr Verbündeter bist.“ „Halt die Klappe, Kurth…“ forderte die, nun völlig erschöpfte, Jenna ihn auf. „Wir duellieren uns ein andermal, ja? WO-AN-DERS….“ Tatsächlich war sogar Kurth zu erschöpft um zu wiedersprechen. „Meietwegen. Mal schauen, ob du dann auf deine Tricks verzichten kannst… und nur dass dus weißt, das hier zählst nicht, es steht immer noch 13:14.“ Jenna schnaubte leicht. „Ich zähle das hier nicht, wenn du das mit der Klippe nicht zählst.“ „Stimmt, das war echt unfair!“ stimmte Cosma zu, die das Gespräch von oben verfolgt hatte. „MISCH DU DICH NICHT EIN!“ schnauzte Kurth. „Also bitte. Ich verschwinde, bereite dich gut vor, nächstesmal bist du dran!“ mit seiner Warnung verschwand der Unruhestifter durch die nächste Tür, die er von seinem Standpunkt aus gefahrlos erreichen konnte. „Kommt wieder rauf, da unten ist es zu gefährlich!“ Rief Mia zu den beiden Rettern hinab. Jenna jedoch sank abermals auf die Knie, diesmal vor Erschöpfung. „Sofort, warte kurz!“ antwortete Isaac für Jenna, Mia gab sich mit dieser antwort zu frieden und wurde von Cosma zu einem ausgedehnten Wiedersehens-Gespräch beschlagnahmt. „He… bist du in Ordnung?“ fragte Isaac die Braunhaarige sanft und kniete sich zu ihr nieder. „Ich glaube schon… ich hätte mich hier nicht auf ein Gefecht einlassen sollen, oder? Ich… ah, es tut mir so leid, dass du da mit hineingezogen wurdest… so leid…“ verstört schloss sie die Augen, Isaac legte einen Arm um sie und zog sie etwas an sich. „Ist schon gut… du konntest ja nicht wissen, dass wir hier waren, hm? Ich bin nur froh, dich wiederzuhaben.“ Seufzend legte Jenna ihren Kopf an seine Schulter. Er war schon immer, seid ihrer Kindheit, ein Meister darin sie zu beruhigen. „Ich hatte aber gehofft, dich unter schöneren Umständen wiederzusehen. Du weißt schon, so ein richtig schönes Wiederseheneben.“ Isaac grinste und streichelte ihr zur Beruhigung etwas über den Rücken. „Ich habe es mir auch anders vorgestellt aber… das war ein faszinierender Auftritt eben.“ Jetzt grinste sogar Jenna, was Isaac mehr als fröhlich stimmte. „Freut mich, dass er dir gefallen hat.“Lächelnd half Isaac Jenna auf die Beine, jedoch hielt sie sich noch ein wenig an ihm fest. „Hör mal Jen, du musst mir jetzt etwas versprechen, ja?“ Mit großen Augen blickte das Mädchen zu ihm hinauf, jedoch nickte sie nur, ohne vorher zu fragen. „Du darfst nie… nie nie wieder irgendwo hingehen, ohne mich mitzunehmen, ja? Versprich mir das!“ Jenna legte den Kopf leicht in die Schräge. „Nirgendwo?“ Wiederholte sie, woraufhin Isaac leise lachte und seine Stirn kurz an ihre legte. „Naja… in einem begrenzen Raum stehen dir Freiheiten zur Verfügung.“ Jenna lächelte beruhigt. „Dann ist gut: Versprochen.“ Ein weiteres mal drückte der Blonde sie an sich, um sie schließlich endgültig loszulassen. „Schaffst du es rauf?“ fragte der fürsorglich, Jenna jedoch seufzte nur. „Eben noch hast du meinen Auftritt gelobt…“ murmelte sie ehe sie ohne große Umwege mit nur zwei Sprüngen den Leuchtturm erklomm. Isaac rieb sich leicht den Hinterkopf, er wusste genau, was jetzt kam. „Schaffst DU es rauf?“ fragte sie von oben herab, woraufhin er ergeben seufzte. Vorsichtig, und doch so würdevoll wie möglich kletterte er die Wand hinauf, wurde jedoch sofort fast wieder heruntergeschmissen – wieder hatte er ein Mädchen am Hals, diesmal war es Cosma. Doch auch ihr klopfte er sacht auf den Rücken. „Na Plagegeist… hast mich wohl vermisst.“ Cosma boxte ihm mit ihrer kleinen Faust in die Seite, wahrscheinlich war es nicht böse gemeint – doch schmerzte es Isaac mehr als jeder Schlag, den jenna ihm je verpasst hatte. Die Kleine hatte kraft. „Vermisst? Nie! Ich habe eben nur gedacht, dass ein Schwächling wie du sich vielleicht nicht lang allein zurechtfindet und mir sorgen gemacht…“ grinsend legte Isaac seine hand auf Cosmas Kopf und zerwuschelte ihr ihr Haar, sie lachte darauf nur und schlug seine Hand wieder weg. In der kurzen zeit, in der sie und Isaac zusammen gereist waren, hatten sie sich wahrlich aneinander gewöhnt und liebten es, sich gegenseitig ein wenig aufzuziehen. Isaac hatte auch gelernt, es vollends zu verstehen, dass Cosma und Jenna beste Freundinnen waren. Sie passten perfekt zueinander. Währenddessen waren sich auch Mia und Jenna in die Arme gefallen und tauschten einige Worte des freudigen Wiedersehens aus. Zwar hatten die beiden nie besonders viel miteinander zu tun gehabt, doch fühlten sie sich auf eine merkwürdige Art und Weise miteinander verbunden. Auch so eine Sache, die Isaac verstand, warum wusste er jedoch selbst nicht. „Jen, wie wäre es… wenn du uns etwas von diesem Kurth erzählst?“ fragte Mia sie vorsichtig, und sofort schlug ein Ausdruck der reue in Jennas Gesicht über. „Nun er ist… ein… Wahnsinniger. Einmal hatte er mich angegriffen, und ich besiegte ihn, deshalb hat er… hat er mich… ausgewählt. Ich bin jetzt seine… ‚Erzfeindin’. Ständig klebt er mir an den hacken und verlangt einen Kampf, es ist fast unerträglich. Und die Wahrheit ist, nunja… ich denke ich bin nicht ganz unschuldig, dass ihr ihn hier getroffen habt.“ Mia und Isaac tauschten einen kurzen, fragenden Blick untereinander aus, den sie anschließend jedoch auf Jenna richteten. „Was meinst du?“ fragten beide, und Jenna seufzte. „Mir kamen Gerüchte zu Ohren, dass du dich in der Gegend hier aufhältst. Ich vermutete schon, dass du, wenn du schon mal hier bist… zum Leuchtturm gehen würdest, um dort vielleicht nach Felix oder mir zu suchen. Wo vermutet man schon eher einen Adepten, heutzutage? Jedenfalls benutzte ich dieses Wissen, um vor einem Duell mit Kurth zu flüchten… ich sagte, ich hätte wichtigeres zu tun, ich müsse zum Turm. Er jedoch… naja… Gestern Nacht bekam ich einen Brief, in dem er mich herausforderte. er schrieb, er würde zur Mittagsstunde an der Spitze des Leuchtturmes auf mich warten und ‚mich vernichten’. Mein Plan schlug also fehl – und das hätte ich mir denken können. Das schlimmste jedoch war, ich hätte ihn benachrichtigen können, dass ich doch nicht zum Turm gehe – aber ich tat es nicht, weil ich damit auch die Chance vertan hätte, dich und Mia vielleicht wiederzusehen. Ich habe mir immerhin auch Sorgen gemacht, allerdings… naja… habe ich euch direkt mit dem Wahnsinn konfrontiert. Das tut mir wirklich leid, wirklich….“ „Nun hör doch auf dich zu entschuldigen.“ Lächelte Mia, und legte Jenna eine Hand auf die Schulter. „Du wusstest ja auch nicht mit Sicherheit, dass wir überhaupt herkommen. Aber wieso hast du nicht einfach gesagt, dass du nicht hingehst… und wärst dann doch gekommen?“ Jenna lächelte halbherzig. „Der kriegt mehr mit, als man glaubt. Ich bin so schon paranoid genug wegen dem, er ist… irre, aber dennoch ein guter Kämpfer.“ Mia nickte bei dem Gedanken an die unerfreuliche, wenn auch recht kurze Auseinandersetzung mit Jennas bekanntem. Cosma war es schließlich, die sie aus den Gedanken riss. „Aber ihr dürft Jenna wirklich keine Vorwürfte machen…“ sagte sie, dabei schaute sie unschuldig unf hinterhältig grinsend in die Luft. Jenna ahnte bereits, dass sie nun einen Seitenhieb einstecken müsste. „Sie hatte gar keine andere Wahl… sie hätte nicht einen einzigen Tag mehr ohne dich durchgehalten, Isaac.“ Jenna kniff ein Auge zusammen. „Autsch…“ murmelte sie leise, Isaac blickte einmal zwischen den beiden hin und her. „Nun… ich weiß ja, dass du zu Übertreibungen neigst..“ stellte er, an Cosma gewandt, fest. „Allerdings..“ fuhr er fort, und mit dem folgenden Satz fühlte er sich endlich wieder wie Jennas Verteidiger. „Hätte ICH es auch nichtmehr lang durchgehalten.“ Erhobenen Hauptes schritt er voran, wobei er Jenna sacht am Handgelenk fasste und mit sich zog. Cosma, verärgert über den missglückten Seitenhieb, hakte sich bei Mia unter und folge mit ihr den beiden zur Treppe. „Ich würde es wirklich vorziehen, diesen Ort zu verlassen. Wir haben hier zwar ein paar Schätze gefunden, dennnoch… -„ Jenna reagierte bevor sie sich selbst auch nur die CHANCE gab rot zu werden. „Ja, lasst uns gehen.“ Beschloss sie hastig, und Mia stimmte ihr zu. „Ja, zur Stadt. Da wartet immerhin eine grooße… Überraschung.“ Jenna wandte sich kurz zu der Merkur-Adeptin um. „…Überraschung sagst du?“ fragte sie neugierig, doch Isaac ließ ihr keine Chance. Grinsend zog er sie mit sich den Leuchtturm hinab, und ihm und Mia fiel es schwer, die beiden anderen Mädchen wegen der benannten ‚Überraschung’ ruhig zu halten. Nach einem Marsch von mehreren Stunden endlich in der Stadt angekommen, gab es einen überglücklichen, zwei die sich seid langem wieder einfach nur wohl fühlten, und zwei enttäuschte. „ER ist die Überraschung?“ fragten Jenna und Cosma im Chor, als der große Garet sie überschwänglich in die Arme nahm und drückte. Auf diesen Satz hin jedoch, ließ er sie Augenblicklich wieder los. „Was soll das heißen ER ist die Überraschung?“ fragte er zornig, während die beiden Mädchen sich innerlich bereits verbündet hatten, und einander anschauten. „Ich habe mit so was gerechnet wie, hm… einem Kuchen!“ sagte Cosma, und Jenna nickte zustimmend. „Es müsste ja nicht unbedingt ein Kuchen sein, aber an Essen dachte ich auch…“ Garet stapfte mit dem Fuß auf dem Boden auf. „Ihr würdet also ESSEN… MIR vorziehen, ja? PFF! BITTE! Das könnt ihr haben!“ wütend wandt er sich von den Mädchen ab und stapfte in Richtung Gasthaus – wurde jedoch von zwei kleinen Frauenhänden an seinem Rücken aufgehalten. Als er sich umdrehte stand wieder Jenna vor ihm, die sich auf die Zehenspitzen stellte und ein wenig auf seiner hervorgetretenen Stirnader herumtippte. „Ach Garet… du hast dich nicht verändert… man kann dich soo leicht aufziehen.“ Sie lächelte, und Garet kochte – jedoch war seine Reaktion eine andere als vermutet: Er griff Jennas Taille und warf sie in die Luft wie ein kleines Kind, fing das quietschende Ding wieder auf und wieder holte das ganze. „DU änderst dich NIIIIIE…!“ warf er ihr vor, dennoch lachte er, und freute sich gemeinsam mit seiner alten Freundin über das wieder sehen. Tatsächlich freuten sich alle genauso wie die beiden über die Szene, allein schon dafür hatte sich dieser Tag gelohnt. Kapitel 3: Gemütlicher Abend im Gasthaus ---------------------------------------- Den ganzen Tag verbrachten die fünf Freunde in Lalivero. Sie lachten gemeinsam, unterhielten sich und beanspruchten einen großen Tisch im Gasthaus für sich - es kam ihnen fast vor, als hätten sie sich niemals aus den Augen verloren. Als sie sich nach endlosen ausgelassenen Plaudereien und Schwelgen in der Vergangenheit dazu entschlossen, sich über weiteres Vorgehen zu beraten, war die Nacht bereits hereingebrochen und das Leben spielte sich nur noch im Gasthaus ab. „Wir könnten doch einfach wieder zurückgehen. Mein Vater hätte sicher nichts dagegen, uns wieder mitzunehmen.“ Schlug Garet grinsend vor – sein Großvater hatte in den letzten zwei Jahren ein Alter erreicht, in dem ihm die Verantwortung des Bürgermeisters zu viel war. Darum trat er aus seinem Amt zurück und sein Sohn wurde vom Dorf einstimmig zu seinem Nachfolger gewählt. „Unsere Familien aufzuspüren wäre sicherlich auch wesentlich leichter, als nach Felix zu suchen.“ Stimmte Isaac langsam zu. Mia jedoch schien von der Idee weniger begeistert zu sein. „Aber was ist mit Ivan und den anderen?“ fragte sie besorgt, und diesmal meldete sich Cosma zu Wort, die vor Müdigkeit den Tisch im Gasthaus zu ihrem neuen Kissen ernannt hatte. „Bei Ivan könnte ich mir gut vorstellen, dass er selbst bereits zurückgegangen ist – in der Hoffnung, dass wir einfach nachkommen, wenn wir uns alle wieder zusammengefunden haben, versteht ihr?“ Jenna, entgeistert von dem neuen Gesprächsthema, hatte sich ein wenig an Cosma gelehnt und schüttelte langsam den Kopf. „Aber Aaron würde nicht einfach zurückgehen, ohne Felix gefunden zu haben… und Felix? Was weiß ich, was wiedermal in ihn gefahren ist – ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, dass er uns einfach so zum Jux verlassen hat und dann zurückkommt. Er ist da irgendwo und tut etwas unglaublich dämliches, wie immer, und ich werde nicht ruhen, ehe ich ihn gefunden habe.“ Trotz sprach aus Jennas Ton, man merkte deutlich, wie gekränkt sie war, dass ihr eigener Bruder sie nicht in seine Pläne eingeweiht hatte. „Jenna, willst du etwa sagen, die Leuchttürme zu entfachen war… dämlich von deinem Bruder?“ fragte Mia ruhig, und Jenna schüttelte etwas zögernd den Kopf. „Aber sie an der Seite von Saturos und Menardi zu entfachen, war dämlich.“ „Da hat sie Recht.“ Stimmte Cosma zu. „Die haben mich entführt…“ grummelte sie, und Jenna nickte. „Mich doch auch. Die beiden waren unnütz und dumm…. „ Dies war eine dieser Dinge, die man den beiden auf keinen Fall ausreden konnte – dennoch hatte Mia die Mars-Adeptin ein wenig im Groll gegen ihren Bruder bremsen können. „Schau, vielleicht hatte Felix also gute Gründe, uns ohne Warnung zu verlassen. Er weiß sicherlich, was er tut.“ Jenna jedoch schüttelte abermals den Kopf. „Womöglich hast du Recht, und er wollte, dass wir zurückbleiben ohne nach ihm zu suchen. Aber auch, wenn er weiß, was sein Ziel ist, weiß er vielleicht nicht, dass er die Hilfe seiner Freunde brauchen könnte.“ Isaac nickte zustimmend auf Jennas Einwand „Ich glaube auch, dass du Felix ein bisschen zu sehr vertraust, Mia. Und auch er vertraut sich zu sehr – er konnte doch nicht wirklich annehmen, dass seine Schwester ihm nicht hinterher eilen würde, oder?“ Jenna seufzte leise. Natürlich wusste sie, dass es ihre Schuld war, dass auf Felix’ verschwinden alle auseinander geworfen wurden… doch das wollte nun mit Sicherheit niemand hören. „Oder eben, er ist nicht freiwillig verschwunden…“ Überlegte Cosma, doch nun war es an Jenna, zu widersprechen. „Du glaubst, jemand hätte meinen Bruder entführt? Niemand könnte meinen Bruder überwältigen, oh nein… und selbst wenn: Warum sollten sie?“ „Hey, wen kümmert’s?“ unterbrach ein aufgebrachter Garet seine vier Freunde. „Felix ist weg, auf die eine oder andere Weise, und das ist definitiv nicht unsere Schuld. Also warum belassen wir es nicht einfach bei dieser Tatsache und… akzeptieren es?“ „Sehr witzig Garet…“ knurrte Jenna leise, wobei sie ihn mit einem ihrer bösesten Blicke anfunkelte. Mia jedoch schlug sich auf die Seite des Rothaarigen. „Zumindest in einem Punkt hat er Recht – Felix ist weg, auf die eine oder andere Weise. Ich denke auch nicht, dass es uns weiterhilft, wenn wir ewig darüber diskutieren – wir müssen jetzt entscheiden, ob wir weitersuchen, oder nicht. Garet hat seine Meinung dazu geäußert.“ Cosma schmunzelte ein wenig. „Unglaublich, wie du ihn immer in Schutz nimmst, Mia…“ „W-was? Ich… ich wollte doch nur…“ die Merkur-Adeptin spürte, wie ihr sofort ein wenig Röte in die Wangen schoss, vor allem wegen Cosmas schadenfreudigem Lächeln. Jenna jedoch zwickte ihre grinsende Freundin sofort in die Seite – jetzt wollte sie DOCH beim Thema bleiben. „Meinetwegen könnt ihr ja zurückgehen – dann wüsste ich wenigstens, wo IHR seid. Aber, wie schon gesagt, ich werde nicht zur Ruhe kommen, ehe ich weiß, wo mein Bruder ist und wie es ihm geht.“ „Oh bitte Jen, du wirst NIEMALS zur Ruhe kommen, egal was passiert.“ Murrte Garet, doch ein erneuter böser Blick der Braunhaarigen brachte ihn abermals zum Schweigen. „Ich begleite dich natürlich auf der Suche nach Felix… ich will ihn genauso sehr finden wie du.“ Beschloss Cosma schließlich. Sie und Jenna blickten einander kurz an, lächelten, und umarmten sich kurzerhand – es war ganz klar, dass sie einander nicht allein lassen würden. Der nächste, der seine Entscheidung traf, war Isaac. Seufzend blickte er die beiden Freundinnen an, wie sie sich in den Armen lagen, dann schließlich zu seinem Freund Garet. „Prinzipiell habe ich überhaupt keine Wahl. Ich begleite dich natürlich, Jenna.“ Irritiert ließ Jenna von Cosma ab und wandte sich Isaac zu. „Du hast eine Wahl… fühl dich nicht… gezwungen mir zu folgen…“ sie wurde bei jedem Wort leiser. „Oder so… ich meine, du… hm..“ Man merkte genau, dass das, was sie sagte etwas anderes war als das, was sie fühlte. Zweifellos wollte sie die Möglichkeit, ohne Isaac zu reisen, nicht wirklich in Erwägung ziehen. Dieser jedoch grinste nur, und griff ohne zu zögern nach Jennas Hand. „Ich habe keine Wahl, nein. Was glaubst du denn, warum ich überhaupt wieder von meiner Familie weg ging, hm? Nur, weil ich mich um dich gesorgt habe. Und ich würde sicherlich nicht ruhiger schlafen, wenn ich wüsste, dass ich dich habe ohne mich weitergehen lassen. – und jetzt zieh nicht so ein Gesicht, du kannst es nicht ändern.“ Unzufrieden, aber dennoch einsichtig, nickte Jenna und wandte sich schließlich garet und Mia zu. „Und was ist mit Euch beiden…? Ich meine… ich weiß, Garet, dass du nicht unbedingt viel von Felix hältst, aber du… du bist immer ein lustiger Reisegefährte.“ Sofort sah man, wie eine große Ader an Garet Stirn zum Vorschein trat. Sein ganzes Gesicht verzog sich zu etwas, was kaum mehr als menschlich anzusehen war – seine Wut nahm jedes Mal Gestalt einer Bestie in seinem Gesicht an. „Lustiger Reisegefährte? LUSTIGER REISEGEFÄHRTE?! Ich geb’ dir gleich lustiger Reisegefährte! Weißt du was? Ich komme mit, ob du willst oder nicht, ich wird dir zeigen, aus welchem Holz ich geschnitzt bin! Meine Gegner werden bei meinem Antlitz erschaudern und flüchten, und du wirst sehen, was für ein LUSTIGER REISEGEFÄHRTE ich bin!“ Mia schob beruhigend ihre Hand auf Garets Schulter. „Wenn du dich so aufführst, erschaudern nicht nur deine Feinde vor dir…“ nuschelte Jenna schmunzelnd, und Mia schüttelte ihre lange, blaue Mähne, um von der Mars-Adeptin abzulenken. „Was sie sagen will, ist, dass sie weiß, wie furcht erregend du sein kannst – und sie wäre froh, dich dabei zu haben. Das mit dem lustigen Reisegefährten… hat sie doch nur gesagt, weil sie so gern Zeit mit dir verbringt. So ist es doch, oder Jenna?“ Mit einem flehenden Blick schaute sie quer über den Tisch zu Jenna hinüber, man sah, wie versucht sie war, einfach ‚nein’ zu sagen, doch wollte sie den guten Willen Mias offensichtlich nicht einfach so zunichte machen. „Natürlich. Hör auf Mia, Garet, sie weiß, dass ich immer nur dein Bestes will.“ Sie räusperte sich kurz, aus Angst sie würde etwa wie eine Lügnerin klingen. „Nun, dann hätten wir das also auch geklärt. Dann bleibst nur noch du übrig, Mia.“ „Da fragst du noch? Natürlich komme ich mit euch! Ich könnte euch niemals allein ziehen lassen. Ihr könnt auf mich zählen.“ Die ganze Runde warf Mia dankbare Blicke entgegen und lächelte ihr zu. Es war wahr, man konnte auf Mia zählen, immer. Sie war ein wahrlich guter Mensch. „Hee… wir haben jetzt beschlossen, dass wir zusammen weiterreisen – aber doch nicht mehr Heute oder?“ fragte Cosma mit einem süßen Bettelblick in die Runde. „Ich bin so erschöpft… ihr seid doch sicher auch dafür, für die Nacht hier ein Zimmer zu Kaufen, oder?“ Auf diesen Vorschlag hin traf sie ein verständnisloser Blick ihrer Sitznachbarin „Du bist erschöpft? Was hast du denn heute groß getan?“ Cosma rümpfte die Nase „Ich bin dir einen ganzen Turm hinterher gerannt. Keine konstruktiven Einwände? Prima!“ Die Juppiter-Adeptin sprang von ihrem Platz auf, und tapste mit dem deprimierend kleinen gemeinsamen Geldbeutel von ihr und Jenna, zum Inhaber des Gasthauses. Schon kurze Zeit später stand sie mit zwei Schlüsseln in der Hand wieder bei den Anderen – einen der Schlüssel warf sie Isaac zu. „Du und Garet, ihr schlaft oben, erste Tür links von der Treppe aus. Mädels? Ihr kommt mit mir.“ Grinsend hüpfte sie, munter den Schlüssel umherwirbelnd, zur Treppe – Jenna und Mia warfen sich nur einen kurzen Blick zu, bis sie schließlich ebenfalls aufsprangen, und der davon eilenden Cosma hinterher rannten. Die beiden Männer jedoch blieben gelassen sitzen und bestellten sich eine Runde des berühmten Lalivero-Überraschungsgetränks. Es war nun zeit, das Wiedersehen allein weiterzufeiern. Mia und Jenna standen mit irritierten Blicken in dem Gemeinschaftszimmer der Mädchen, während Cosma, unschuldig grinsend, das Bettlaken aufschüttelte, die Vorhänge zuzog, das Gepäck unsanft in der Ecke des Raumes abstellte, und schließlich begann sich umzuziehen. „Das ist ein Witz, oder...?“ Fragte Jenna zweifelnd, und deutete dabei auf das Bett. Richtig, das Bett, Singular. Ein ziemlich kleines Bett, kleiner sogar als gewöhnliche Feldbetten. „Wie sollen wir alle drei da drauf passen…?“ fragte Mia, mit einem ebenso zweifelnden Unterton wie Jenna. Cosma, die mittlerweile in ihr weiß-rosafarbenes Nachthemd geschlüpft war, hopste schwungvoll auf die Matratze und blickte von dort aus beleidigt auf ihre Freundinnen herab. „Was sollen diese Zweifel? Ich bin eben ein sparsamer Mensch – was bei unseren Einnahmen momentan auch bitter nötig ist – außerdem habe ich es zumindest hinbekommen, dass wir unter uns Frauen sind.“ Jenna seufzte resignierend. „Mädchen, Cosma. Zur Frau fehlt dir noch ein bisschen was.“ Cosma funkelte sie böse an. „Das macht doch jetzt auch keinen Unterschied! Jammert nicht, und zieht euch um. Ihr dürft euch eben nicht so breit machen.“ Ein weiteres Mal seufzte Jenna, jedoch offensichtlich nur der Theatralik wegen. „WIR? Du warst es doch damals, die mich in Alfahra im Tiefschlaf auf dem Bett drängte.“ Cosma errötete ein wenig und wurde dabei noch zorniger. „Uh! Das ist ewig her! Du bist ja so NACHTRAGEND!“ Mia konnte sich nicht länger zurückhalten. Erst kicherte sie nur leise, doch schließlich brach sie in ein heiteres Gelächter aus. „Oh, ihr erinnert mich an Garet und Isaac… die beiden keiften sich auch so oft an, obwohl sie in Wirklichkeit nicht ohne einander könnten.“ Amüsiert kramte Mia ihre weiße Schlafrobe aus der Tasche und begann ebenfalls, sich umzuziehen, anschließend kramte sie auch Jennas Nachtbekleidung heraus und warf ihr diese zu. Als sich schließlich auch die Braunhaarige umgezogen hatte, stand Cosma mit gesenktem Blick und hinter dem Rücken verschränken Händen vor ihr. „Ehm… wahrscheinlich hat Mia Recht. Ich weiß ja, du verulkst mich nur… vielleicht hätte ich nicht so schnell böse werden sollen.“ Jenna schüttelte grinsend den Kopf, und löste dabei ihren Zopf. „He, mach dir keine Gedanken, ich lege es doch darauf an. Du tust also nur, was ich von dir erwarte...“ lachend schritt die Mars-Adeptin zum Bett und ließ sich darauf nieder. „Du…“ murrte Cosma leise hinter ihr her, und schon wieder ließ der Zorn sie etwas Rot anlaufen. Diesmal jedoch beherrschte sie sich etwas besser, schüttelte nur den Kopf und sprang schließlich zur Rache auf Jenna zu, packte sie an den Schultern und drückte sie auf das Bettlaken hinunter. Jenna lachte nur noch lauter, quietschte sogar vergnügt auf, als Cosma sie zu kitzeln begann. Sie wälzte sich herum, zerwuschelte dabei ihr ganzes Haar und zog schließlich auch Cosma neben sich aufs Bett, um sich vor der hinterhältigen Attacke zu retten. Nun schließlich stieg auch Cosma in das Lachen mit ein, es dauerte ein paar Minuten bis sich beide wieder einigermaßen beruhigt hatten. „Na, das kann ja eine heitere Nacht werden...“ Gab Mia sich selbst lächelnd zu bedenken, und sofort machten die beiden anderen Mädchen ihr auf dem Bett platz. „Wusstest du das noch nicht? Mit uns beiden kommst du niemals zur Ruhe.“ Verkündete Cosma stolz und schob sich in die Mitte des Bettes, den rechten Arm schlang sie um Jenna, den linken um Mia, und drückte beide an sich heran. „Ah, du bist furchtbar...“ schmunzelte Jenna, und Cosma stimmte mit einem breiten Grinsen zu. „Übrigens, Jenna…“ bemerkte Mia plötzlich mit einem faszinierten Unterton „Ich habe dich noch nie wirklich mit offenen Haaren gesehen… du siehst ganz anders aus.“ Jenna blinzelte fragend zu der Blauhaarigen hinüber. „Gut anders, oder schlecht anders?“ fragte sie vorsichtig. „Überwältigend gut – warum trägst du dein Haar nicht öfter so?“ „Dasselbe könnte ich dich fragen… es stört beim Kämpfen, wenn einem andauernd die Strähnen um die Haare fliegen. Allerdings muss ich auch sagen, dass dir der Zopf irgendwie besser steht.“ „Hee, ist ja gut!“ unterbrach Cosma genervt. „Ihr beide seid ganz Hübsche.“ Mia und Jenna tauschten einen irritierten Blick aus. „Oh, denkst du, wir finden dich nicht hübsch? Verzeih’, dass wir dich nicht beachtet haben…“ flüsterte Mia entschuldigend – natürlich konnte Cosma, zumindest ihr, nicht länger wirklich böse sein, und nickte nur murrend. „Unsinn. Ich weiß doch, dass ihr mich nicht ignoriert – immerhin liege ich zwischen euch und… habe die Macht euch von diesem kleinen Stückchen Matratze zu stoßen.“ Sie grinste verstohlen, reckte dem Arm ein wenig zur Seite und zog schließlich an der kleinen Lampe neben dem Bett, woraufhin der ganze Raum sich verdunkelte. Nur durch die Vorhänge schien noch ein wenig Licht von den Sternen und dem Mond herein. „Ach, Cosma, da gibt es etwas, das ich dich noch fragen wollte…“ überlegte Jenna leise, wobei sie sich etwas enger an ihre Freundin herankuschelte, vielleicht aus Angst vor der Bettkante. „Was ist es? Frag ruhig!“ „Nun, eben am Tisch sagtest du, du würdest meinen Bruder genauso sehr finden wollen wie ich…“ „Habe ich… und?“ „Nun, warum?“ Für eine kurze Zeit wurde der Raum von einer unangenehmen Stille erfüllt, unangenehm, vor allem für Cosma. „Nun, weil… immerhin sind wir lange Zeit miteinander gereist. Wir sind doch alle gute Freunde… als du nicht mehr bei mir warst, wollte ich dich auch unbedingt finden, das ist doch ganz klar.“ „Aber das ist nicht alles, oder? Da ist doch noch etwas…“ mit einer so simplen Antwort konnte Jenna sich nicht zufrieden geben – nicht, solange sie sich im Recht fühlte. „Nun, ich vermisse ihn eben.“ Cosma spürte ein Nicken an ihrer rechten Schulter. Sie wusste, dass diese Antwort eigentlich nicht ausreichend war, doch ihr trauriger Ton überzeugte Jenna offensichtlich, das Thema auf sich beruhen zu lassen. „Das verstehe ich. Also gut, dann lasst uns schlafen – Morgen früh werden wir unsere Konzentration brauchen können, vielleicht finden wir ja noch ein paar Hinweise… es ist furchtbar nervig, ziellos jeden Winkel der Karte absuchen zu wollen. Alle drei Mädchen nickten. „Ich habe auch ein schwarzes Brett nicht weit vom Gasthaus gesehen… damit könnten wir es auch mal versuchen.“ Schlug Mia noch vor, ehe die Drei sich mit einem gemeinsamen „Gute Nacht…“ zusammenkuschelten. Schon nach einigen Minuten schliefen Mia und Jenna, Cosma jedoch brauchte noch einige Stunden länger – der Gedanke an einen großen, braunhaarigen Mann mit sanften, dunklen Augen und einem, ihrer Meinung nach, furchtbar komplizierten Charakter hinderte sie daran, die Augen zu schließen. Kapitel 4: Ein neuer Piratenkönig? ---------------------------------- Als Isaac und Garet am nächsten Morgen am Frühstückstisch im Gasthaus saßen, schien die Welt der beiden nahezu perfekt. Alle Tische waren besetzt und die Tavernengäste sorgten für eine leise rauschende Stimmenkulisse - und was Garet und Isaac anging, dank dem glücklichen Wiedersehen des gestrigen Tages konnten die das leckere Essen seit vielen Wochen endlich wieder genießen. „Wo sind denn die Mädchen?“ mampfte Garet als er bereits ein halbes Schwein und drei Scheiben Brot verschlungen hatte. Isaac konnte nur dir Schultern heben. „Schlafen wahrscheinlich noch.“ In dem nun folgenden Moment, so unpassend er vielleicht auch war, merkten Isaac und Garet, wie sehr sie doch zueinander gehörten. Solange mussten sie einander vermissten, doch nun war die ganze alte Vertrautheit wieder da. Sie waren Brüder. Der Moment verflog ebenso schnell, wie er gekommen war. So schnell, dass man ihn mit Leichtigkeit einfach hätte verpassen können. „Das ist UNMÖGLICH!“ Die laute Mädchenstimme von draußen übertönte das gemütliche und vor allem friedliche Geplauder im Gasthaus, und Garet und Isaac wussten sofort, was los war. „Jenna.“ Seufzten beide im Chor, sofort sprangen sie auf, ließen alles stehen und liegen (abgesehen von dem halben Brot, welches Garet noch im Mund hatte) und verließen im Eilschritt die Taverne. Jenna war wie so oft nicht zu übersehen – sie stand ein Stückchen rechts vom Gasthaus, mit einem Zettel den sie an sich drückte, und gegenüber eines alten Mannes, mit dem sie sich gerade ein eifriges Wortgefecht lieferte. „Es ist wahr, es ist genau wie es dort steht. Warum sollte sich ein Blatt Papier anlügen, Mädl?“ fragte der Alte verärgert, doch das war für Jen kein Argument, es beruhigte sie nichtmal Ansatzweise, im Gegenteil, er brachte die Braunhaarige mehr und mehr in Rage. Wer hier nicht wusste, wie man einen zornigen Mars-Adepten ordentlich beruhigt, war hoffnungslos verloren. Heroisch wie eh und je sprang Isaac zwischen den alten Mann und Jenna, ohne ihr auch nur die Chance zu geben, wieder loszuschreien. „Was ist hier los?“ er hatte die Frage noch nicht ganz ausgesprochen, da hatte Jenna ihm auch schon den Zettel vor die Nase gedrückt. „Wow! Langsam!“ Noch wärend er sich den Zettel ordentlich zurechtlegte, begann Jenna schon wieder laut zu werden. „Siehst du das? SIEHST DU DAS?! Schau doch mal!“ quietschte sie, doch Isaac wurde nicht so recht Schlau aus dem, was er sah. ~GESUCHT – Tod oder lebendig~ war die Überschrift. Darunter das Bild eines Mannes, gezeichnet wie von Kinderhand. Der Standort des Kopfes ließ sich nur dank den Gesetzen der Anatomie erschließen, schwarze Striche darin sollten wohl Falten darstellen. Auf dem Kopf befand sich ein grauer Flaum, vermutlich die Haare, und der Körper bestand aus sage und schreibe neun Strichen. „Hä…?“ fragte Isaac verwirrt, Jenna klopfte aufgeregt auf den unteren Rand des Blattes. „Da! Da!“ noch immer irritiert folgte er ihrem Finger mit dem Blick. ~Der gefährliche und gnadenlose Piratenkönig Kraden – 10.000 Goldmünzen Belohnung~ Seine Augen wurden größer und größer. „PIRATENKÖNIG?!“ „Unser Kraden?!“ Garet hatte sich über Isaacs Schulter gebeugt und schüttelte empört den Kopf „Niemals!“ Jenna war sichtbar glücklich, endlich etwas Beistand zu haben und nahm dem völlig zu Holz erstarrten Isaac den Zettel wieder ab. „Kraden ist ein ehrenhafter Mann! Und vor allem viel zu alt um Pirat zu werden.“ „Verbündete der Piraten…?“ Der Gastwirt, dem der Lärm von draußen nicht entgangen war, stand halb vor der Tür seines Ladens, blickte zu der Adeptengruppe und schüttelte verwundert den Kopf. „Dabei habt ihr gestern Abend so normal gewirkt…“ „Was? Wir sind keine Piraten!“ empörte sich Jenna, doch Isaac sah das Unglück bereits kommen. „Ihr habt es doch gerade zugegeben! Verdammte Betrüger!“ „Oh-oh..“ Garet trat einen Schritt vor seine Freunde, wärend der Blonde Ausschau nach der nächstbesten Fluchtmöglichkeit hielt und die Mars-Adeptin panisch an der Tavernenwand hinaufschaute – auch sie merkte, wann sie sich in die Schlinge redete. „Cosma! Mia!“ rief sie laut, kein Problem für ihr gut trainiertes Stimmorgan. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sich Cosmas blonder Wuschelkopf durch eines der Fenster schob. „Waswillstdu?“ nuschelte sie verschlafen und deutlich verstimmt, noch ließ sie sich nicht von der Hektik anstecken. „Cosma, wir türmen! Nimm Mia und komm sofort her!“ Die Juppiter-Adeptin verharrte einen Moment lang regungslos am Fenster, man sah die Rädchen hinter ihrer Schädeldecke nahezu Arbeiten, doch irgendwann machte es *Klick* und sie fing an, die Situation zu begreifen – spätestens, als der Gastwirt die Tür zur Taverne aufriss und „Schneidet den Piraten den Weg ab!“ schrie. „MIIIIAAAA!“ rief Cosma aufgeregt und plötzlich mehr als wach, kurz verschwand sie im Zimemr und tauchte wenige Momente später wieder am Fenster auf. „Hier kommt das Luftkissen!“ Cosma sprang voller Elan aus dem dritten Stock des Gasthauses, einen hektisch voll gestopften Rucksack über der Schulter und eine verwirrte Mia an der Hand mit sich zerrend. Kurz vor dem Aufprall auf dem Boden nutzte sie ihre Psynergy, um den Sturz abzufangen. „Da lang!“ befahl Isaac spontan, er rannte los und die anderen ihm hinterher – er war nun mal der geborene Anführer. „Haltet die Piraten!“ rief der alte Mann sofort, glücklicherweise war er körperlich nicht mehr fit genug, der Gruppe hinterherzulaufen. „HALTET DIE PIRATEN!“ auch andere, die es hörten und die Fünf vorbeirennen sahen, fingen an es zu schreien- glücklicherweise waren sie im handeln langsamer, immerhin war nirgendwo ein Schiff zu sehen. Schon bald jedoch, als jedermann in Lalivero das Wort „PIRATEN!“ im Halse steckte, fingen die ersten Wachen mit der Jagd an, doch Isaac – Meister der Flucht – gelang es nach der ein oder anderen Strapaze, sein Freunde aus der Stadt zu führen und mit ihnen gemeinsam zu flüchten. Selten sah man die Adepten so weit rennen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)