Allein unter Männern-Das totale Chaos? von Akikou_Tsukishima (Dysfictional Family) ================================================================================ Kapitel 5: Wo ist mein Bruder? - Sagt es mir! --------------------------------------------- Kiro: Mensch, Strify, wo steckst du? Strify: Na wo wohl? Ich war einkaufen, so wie Lu es mir gesagt hat, und unterwegs hab ich eine süße Schnecke getroffen. (lallt, egal wie sehr er es versucht zu vertuschen) Kiro: *Er hatte also tatsächlich wieder getrunken(rollt die Augen). War er denn schon vollkommen abhängig?* Strify du kommst jetzt sofort heim! Strify: Hey jetzt halt mal den Ball flach, ja! Du bist nicht mein Vater! Sag mir erstmal, was los ist? Kiro: Esssss…(rauschen)…Passsiert...(rauschen)… Sssshin… Mist, Funkstörung. Wo war Strify bloß? Dann war der Empfang ganz weg. Ich hätte das Handy vor Wut gegen die Wand klatschen können. Strify befand sich in einem Funkloch und Sky erreichte ich gleich gar nicht. Aber darüber konnte ich mir jetzt keine Gedanken mehr machen. Der Krankenwagen kam gerade vorgefahren. „Wo ist der Verletzte?“, fragte mich eine süße Rettungshelferin. Nein, ich durfte jetzt nicht an Frauengeschichten denken. Shin war schwer verletzt und ich war meiner Sanny treu. „9. Stock, folgen Sie mir!“ Oben angekommen, hockte Lu, blutverschmiert, immer noch weinend, bei Shin und Kati war bei Yu, der wieder wach war, und sich gerade noch mal übergab. Nachdem sie Shin auf eine Trage gehievt hatten, fragte der Helfer: „Sollen wir Sie vielleicht auch gleich mitnehmen, eine Liege ist noch frei!“ Yu machte gleich große Augen. Er hasste Krankenhäuser. „Nein, es ist nichts schlimmes, er hat bloß einen Magen-Darm-Infekt. Das wird schon wieder, das schaffen wir auch ohne ärztliche Hilfe, dank Großmutters Kräuterbuch.“ Sie grinste bei dieser frechen Lüge. Der Helfer lächelte verschmitzt, dann machte er wieder ein ernstes Gesicht. Unten angekommen, hatten sich schon viele Schaulustige eingefunden, sogar Reporter, die gleich auf mich und Lu zu gerannt kamen. Sie wollten genaue Angaben zum Geschehen. „Luminor, was ist vorgefallen?“ „Kein Kommentar!“, warf er ihnen entgegen. Aber sie gaben nicht auf. „Bitte, nur eine kurze Ereigniszusammenfassung.“ Lu wurde wütend und legte seinen fürchterlichsten Blick auf. „Ich sagte“, sagte er mit eiskalter Stimme und ganz langsam, dass man es ihm von den Lippen ablesen konnte: „Kein Kommentar!“ Verdutzt wich die Reporterin zurück. Ja, Lu konnte ganz schön unheimlich sein. „Darf ich mitfahren? Ich fühle mich dafür verantwortlich und möchte ihn nicht wieder allein lassen!“ „Ja, steigen Sie ein!“, sagte ein 3. Helfer und schloss hinter Lu die Tür. Nachdem der Krankenwagen sich einen Weg gebahnt hatte, kamen alle auf mich zu gestürmt. „No Comment!“, war meine endgültige Antwort und schon verschwand ich in der Haustür. Ein Glück, dass man einen Schlüssel brauchte, um in den Hausflur zu kommen. Wow, was war denn da vor unserem Haus los? Ein Haufen Schaulustige und Reporter. Was war hier bloß los? „Da ist Strify!“, schrie eine Frau und alle kamen auf mich zu gerannt. Ich rannte schnell ums Haus herum und kletterte über die Mauer in den Hof. Man, mein neues T-Shirt war voll dreckig und ein kleiner Riss war auch drin. Was hatten die Jungs bloß angestellt? Oben erwartete man mich schon. „Strify, wo warst du? So lange braucht kein Mensch zum Einkaufen!“, knallte Kiro mir zur Begrüßung an den Kopf. „Doch, wenn man Strify heißt!“, grinste ich. „Du solltest bloß den Wocheneinkauf erledigen und nicht gleich shoppen gehen!“, brüllte Kiro. „Man, freundlicher kannst du mich auch nicht begrüßen, oder?“ Ich warf meine Jacke auf die Garderobe und beachtete Kiro nicht weiter. In der Stube lag ein kreidebleicher Yu auf dem Sofa und schlief. Kati saß bei ihm. „Pssst!“, zischte sie, wie eine Schlange, mit wütendem Blick, und das, obwohl ich noch nicht mal ein Wort gesagt habe. „Wie sieht der denn aus, wie eine Leiche? Es ist doch noch gar nicht Halloween, oder wurde es dieses Jahr vorverlegt?“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Dafür erntete ich aber böse Blicke. Aber davon ließ ich mir meine gute Laune nicht nehmen. „Wo sind Lu und Shin? Und was wollen die ganzen Reporter unten?“ Kiro schien gleich auszuflippen. „Mensch Strify! Hörst du überhaupt mal zu, wenn man dir mal etwas erklärt? Die sind hier wegen Shin?“ Aha Shin also. „Was hat er denn angestellt? Ist irgendein Groupie schwanger von ihm und er muss jetzt dazu Stellung nehmen? Ich hab ihn mir gar nicht so mutig vorgestellt. Er macht doch immer so auf schüchtern.“ Ich grinste. Kiro schlug mir dafür mit der Faust eine ins Gesicht. Ich war so überrascht, dass ich erst mal zu Boden ging. Kiro stand kurz davor, zu explodieren. „Strify, ich fasse es nicht! Lass deine Scherze! Hier geht es um etwas Ernstes, etwas sehr Ernstes.“ „Ja okay, aber wegen so einer Schwangerschaft musst du doch nicht gleich ausrasten!“ Ich faste mir erst mal prüfend ans Auge, dann setzte mich erst mal in einen Sessel, um mich von Kiros Veilchen zu erholen. Kiro stand kurz davor, Strify zu verprügeln. Ich ging dazwischen. Noch einen Verletzten konnten wir nicht gebrauchen und außerdem brauchte Yu Ruhe. „Kiro, lass es! Es reicht. Schlimm genug, dass einer im Krankenhaus ist.“ „Krankenhaus? Wer? Das Mädchen?“ Kapierte Strify überhaupt etwas? Selbst wenn ich nicht wüsste, was hier vorgefallen ist, wäre mir klar, dass etwas Schlimmes passiert sein muss. Aber wenn man fast nur Alkohol in der Rübe hat, kapiert man wohl nichts! Ich holte einmal tief Luft, um meinen Ärger runter zuschlucken, dann sagte ich ruhig: „Shin, er ist im Krankenhaus.“, weil Yu schon wieder kurz davor stand, zu erwachen. Bevor Strify was sagte, hielt ich ihn davon ab. Ich beugte mich zu Yu und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf weiter Schatz!“ Er drehte sich zur Seite und schlief gleich wieder ein. Dann schob ich Kiro und Strify in die Küche. „Was, Shin? Wieso, das ist doch ein Scherz, ihr verarscht mich!“ „Nein!“, schrieen Kiro und ich Strify an, dass er zusammenzuckte und ganz klein auf dem Stuhl wurde, auf den er sich gesetzt hatte, nachdem er sich einen Eisbeutel aus dem Kühlschrank geholt hatte. „Sehen wir aus, als würden wir Scherze machen?“ Er schüttelte den Kopf und sagte ganz kleinlaut: „Nein, nicht wirklich! Wie ist es denn passiert, und was ist überhaupt passiert?“ Es ist ganz schön spät geworden. Ich sah auf mein Handy, mehr als 10 verpasste Anrufe, und alle von Kiro. Mhh, was war denn so wichtig? Na ja er wird es mir ja zu Hause sagen. Etwas war heute anders: Sonst steht Shin doch immer schon in der Tür um mir bereits im Hausflur eine Standpauke zu halten, so dass alle Nachbarn immer gleich neugierig aus ihren Wohnungen spähen. Ich öffnete die Tür. Keiner da? Ob die alle schon schliefen, oder noch aus waren? Leise schlich ich mich zur Küche, um mir noch was zu trinken zu holen, dann wollte ich in meinem Zimmer verschwinden. Aber es war jemand in der Küche, ich nahm schwaches Kerzenlicht wahr. Dort saß Lumi, bei Kerzenschein und hielt sein Gesicht in den Händen verborgen. Es sah so aus, als würde er weinen, aber es sah nicht nur so aus, er tat es tatsächlich, ich konnte ihn schluchzen hören. Schnell ging ich in die Küche und umarmte ihn von hinten. „Lumi, was ist los? Wo ist mein Bruder?“ Bei dem Wort *Bruder* zuckte er zusammen. Er drehte sein verweintes Gesicht zu mir. Mindestens 5 Minuten sahen wir uns so an, in dem schmalen Kerzenschein sah ich in sein tränennasses Gesicht, seine Schminke war vollkommen zerlaufen und seine Augen waren rot angeschwollen. Dann rannte Lumi aus der Küche. Kiro stand im Türrahmen. Er lehnte sich mit der linken Schulter an den Rahmen und funkelte mich böse an. Aber sagen tat er nichts. Womöglich wartete er auf eine Antwort von mir, wo ich so lange war?! „Ähm… ich kann das erklären…!“ Luminor kam zurück. Er hatte sich sein Gesicht gewaschen, es von der zerlaufenen Schminke gereinigt. Er schaltete das Licht ein und versuchte zu lächeln. „Und was möchtest du essen?“ Seine freundliche Art machte mich stutzig. Nicht, dass er sonst nicht freundlich fragte, aber es war trotzdem seltsam. Er ging zum Tisch beugte sich runter, strich seine Haare aus dem Gesicht und blies die Kerze aus. Dann schaute er zu mir auf, weil ich immer noch nichts sagte, ihn nur stumm anstarrte, redete er weiter. „Du hast doch bestimmt Hunger, so ohne Lunch?“ Wenn er wüsste, dass ich mir unterwegs einen Döner gegönnt hatte und eigentlich satt war, war er bestimmt traurig, und ich wollte ihn nicht noch trauriger machen, als er so schon war. „Ja, aber eine Tomatensuppe, aus der Tüte, reicht mir.“ „Nein, das ist ja Fastfood! Du ernährst dich gesund, keine Widerrede! Ich werde gleich anfangen, alle Zutaten zuzubereiten. In ungefähr ½ Stunde kannst du essen.“ Irgendetwas stimmte wirklich nicht. Normalerweise erlaubte Lumi es mir, zu solchen Uhrzeiten, und dann auch noch in der Schulzeit, ein Schnellgericht zu zubereiten, damit ich auch ja nicht zu lange wach bleiben muss und am nächsten Tag ausgeschlafen bin. Aber er wollte unbedingt kochen. Seit er, wegen mir, aufgehört hatte, zu rauchen, regte er sich immer beim Kochen ab. Irgendwas war faul. Warum musste er sich beim Kochen abregen, was hatte ihn so aufgewühlt? Und wo war mein Bruder? Er hätte schon längst auf der Matte stehen und mit mir schimpfen müssen, aber er tat es nicht. Hatte er wieder einen wichtigen Termin? „Warum ist Shin nicht hier?“ Luminor ließ vor Schreck gleich den Kochlöffel fallen. Dieser landete auf dem Boden, und verteilte überall rote Spritzer. Als Luminor sie sah, brach er zusammen. Kiro fing ihn auf. „So viel Blut… Ich hatte sein Blut an den Händen!“ Gedankenverloren starrte Lumi auf seine Hände. „Ist gut Lu, besser du gehst jetzt ins Bett. Der Tag war für dich schrecklich genug. Nicht dass du dich noch verletzt.“ „Aber Sky hat doch Hunger, wer soll ihr Essen kochen, wenn nicht ich?“ Er brach wieder in Tränen aus. „Du jedenfalls nicht. Im Moment richtest du mehr Schaden als Nutzen an. Ich werde schon dafür sorgen, dass sie was isst.“ Ermutigend grinste Kiro Lumi an. Er lächelte schwach zurück. Kiro half Lumi hoch. Ich wollte helfen, aber ein Blick von Kiro deutete mir, dass ich sitzen bleiben sollte. Er duldete keine Widerworte. Was war hier bloß los? Was war mit Strify, Yu und Kati, waren die alle noch aus? Und warum war Luminor so aufgelöst. Nach ungefähr 10 Minuten kam Kiro zurück und stellte sich wortlos an den Herd. Die Töpfe schepperten mehrmals. Na ja, das konnte ja heiter werden. War er nur so sauer, weil ich heute nicht in der Schule war und nicht auf seine Anrufe reagiert habe? Also, man kann es mit dem Sauersein auch übertreiben. Dann knallte er mir einen Teller mit roter Pampe auf den Tisch. Sah voll ungenießbar aus. Konnte Kiro wirklich nicht kochen, oder hatte er aus Wut diese Pampe zusammengerührt? Bei uns konnte irgendwie keiner wirklich kochen, außer Lumi. Die Weihnachtasgans vor 3 Jahren war die reinste Katasthrophe, Nudeln wurden so zäh wie Gummi, sogar selbst eine einfache Ofenpizza brannte an. Aber Normalerweise lächelte Kiro mich immer an, wenn er sich verkocht hatte und sagte: *Sieht zwar nicht so toll aus wie bei Lu, aber ich hoffe es schmeckt trotzdem.* Bei diesem Gedanken musste ich lächeln und probierte es gleich bei Kiro aus, um die gedrückte Stimmung etwas aufzulockern, er jedoch blieb mürrisch. „Wo warst du heute? Wir haben dich gebraucht. Warum war dein Handy aus? Sonst lässt du es auch immer an, um erreichbar zu sein.“ Noch bevor ich mich rechtfertigen konnte, fuhr er fort: „Und jetzt sag nicht, dein Akku war leer, du hast es erst gestern Nacht geladen.“ Tja das wars dann wohl mit meinem Akku-Joker. Ich kann doch nichts dafür, wenn dort, wo ich war, die Handys aus sein mussten. Aber das konnte ich Kiro nicht erzählen. Außerdem in der Schule hätte ich mein Handy auch ausmachen müssen. Obwohl, wäre ich in der Schule gewesen, wäre ich jetzt längst zu Hause gewesen und das Handy eingeschaltet. Na ja, wenigstens ging es nicht um die Schule, jedenfalls nicht wirklich, er hatte mir ja noch nicht gesagt, was ihn so aufregte. Abwechselnd sah ich auf meinen Teller, wo die Suppe Blasen schlug und wahrscheinlich ein Eigenleben entwickelte, und auf Kiro, dessen Augen mich unentwegt anstarrten und mich zu durchbohren schienen, sie funkelten böse, es war voll unheimlich. Auf die Suppe hatte ich keinen Appetit. Als ob er wüsste, was ich denke, befahl er mir: „Iss! Ich habe Luminor versprochen, dass du jetzt etwas isst.“ „Ja, aber nicht diesen Fraß!“, protestierte ich. „Was ist denn hier für ein Lärm? Ach Sky, auch endlich da? Wir dachten schon, du kommst nicht mehr.“ Kati kam in die Küche. Auch sie hatte eine ernste Miene aufgesetzt. Konnte mir jetzt endlich mal jemand sagen, was Sache ist? „Kati, Kiro macht mir Angst und schaut mich so böse an. Er will, dass ich diesen Fraß esse.“ Ich deutete auf den Teller vor mir. Das Zeug brodelte vor sich hin, wie ein Hexenzaubertrank, voll eklig. „Ist es denn verwunderlich, dass er sauer ist? Er hat mehr als 10 Mal versucht, dich zu erreichen und das in innerhalb von 3 Stunden. Jedes mal ging deine Mailbox ran. Es war dringend.“ „Könnte ich nun endlich mal erfahren, was los ist? Ihr konfrontiert mich hier mit Tatsachen, von denen ich keine Ahnung habe!“ Kiro entgegnete nur: „Hättest du dein Handy angehabt, wüsstest du bescheid. Ich dachte, auf dich ist wenigstens noch Verlass. Wenn Strify mal nicht rangeht, ist dass eine Sache, aber bei dir ist das anders. Wir wollen ständig mit dir in Kontakt bleiben, um zu wissen, dass es dir gut geht.“ Allmählich wurde ich sauer. Ließen sie mich absichtlich im Dunklen tappen? „Du bist nicht mein Bruder, du hast mir nichts zu sagen. Und wo ist Shin überhaupt? Jetzt sagt mir endlich was hier abgeht, verdammt noch mal! Redet mit mir!“ „Nicht in diesem Ton, junge Dame!“, schimpfte Kiro. „Im …. Er ist im…“ Luminor stand wieder hinter Kiro. „Lu zurück ins Bett! Los!“ Kiro drängte ihn wieder in sein Zimmer. „Kiro lass mich los! Wann soll, sie es denn erfahren, wenn es morgen in der Zeitung steht?“ Er drängte sich an Kiro und Kati vorbei, kam zu mir, legte seine Hände auf meine Schultern, schaute mir in die Augen und sagte dann: „Sky, es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber…“ Er hielt inne und schnappte nach Luft, konnte mich für einen Augenblick nicht ansehen, ihm rannen erneut Tränen übers Gesicht. Dann schluckte er und versuchte es erneut, nachdem er wieder meinen Blickkontakt gesucht hatte. Ich starrte ihm unentwegt in die Augen, während er sprach. „Dein Bruder ist im Krankenhaus!“ Ich glaubte gleich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Luminor wollte mich tröstend umarmen, aber ich lies es nicht zu. „Sky!“ „Lass mich!“ Ich schlug seine Hand weg, schluckte tapfer meine Tränen runter. Dann schrie ich sie an: „Und das sagt ihr mir erst jetzt?“ Ich drängte mich an ihnen vorbei, „Sky, warte!“, schnappte mir meine Tasche und rannte auf mein Zimmer. Dort warf ich sie wütend in eine Ecke und schloss die Tür hinter mir, sie knallte so laut, dass man es bestimmt noch im unteren Hausflur hörte, und starrte dann in die Dunkelheit. Ich schloss ab, ich wollte nicht, dass Kiro in mein Zimmer kam, auf irgendeine Entschuldigung konnte ich echt verzichten. Heulend warf ich mich ins Bett, vergrub mein Gesicht im Kopfkissen. Shin, was machst du nur für Sachen? Was ist mit dir los, warum bist du im Krankenhaus? Mir fielen meine letzten Worte an Shin vom Morgen wieder ein. Ich hätte mich für die letzten Worte, die ich heute früh zu Shin gesagt hatte, ohrfeigen können. Warum hatte ich mich ausgerechnet heute so sehr aufgeregt und ihm nicht wenigstens *Tschüss* gesagt. Was wenn ich es ihm nie wieder sagen kann, ihm überhaupt nichts mehr sagen kann? Nur ein *Ich hasse dich, du verstehst mich einfach nicht! Ich hasse DICH!*, hatte ich ihm hinterher gerufen. Ich liebte meinen Bruder doch, könnte ihn niemals hassen. Es war doch bloß halt eine von den üblichen geschwisterlichen Streitigkeiten, die es in jeder guten Familie gibt. Wie sehr ich ihn liebte und vermisste, weil er nicht da war, wurde mir erst jetzt klar, als er nicht da war, hier an meiner Seite um mich zu trösten, weil ich weiß genau, dass ich ihm nicht egal war, er auch immer für mich da war und auch weiterhin da sein würde. Sogar seine Streitereien mit ihm vermisste ich. Wie sehr wünschte ich jetzt, er wäre hier, würde mich in die Arme nehmen und mir sagen, dass alles wieder gut wird. Dann würde er mir die Tränen aus dem Gesicht wischen, freundlich und aufmunternd lächeln und *Wein nicht mehr, lächelnd gefällst du mir 1000 Mal besser!*, sagen. Zum Schluss würde er zusammen mit mir in die Küche gehen und Schockopudding machen. Auch wenn er kein Meisterkoch war, er machte den besten Schockopudding überhaupt. Früher durfte ich ihm immer dabei zusehen und jetzt helfe ich ihm immer dabei. Es war wie ein Ritual. Wir beide fühlten uns danach immer besser und lächelten uns an. Nicht umsonst hieß es Schockolade macht glücklich. Aber diesmal tat er es nicht. Ohne ihn war es hier nicht wie sonst. Ich kann nicht mit ihm und auch nicht ohne ihn, aber genau das ist es doch, was Geschwister ausmacht, oder? Er gehörte doch zu uns, zu mir, ist doch nun mal mein Bruder und daran wird sich auch nie etwas ändern. Ich will Kiro oder Luminor gar nicht als Brüder haben – sie sind auch *so* wie Brüder für mich, genau wie Yu und Strify auch, und Katarina nicht zu vergessen, wir gehörten nun mal alle zusammen, waren eine Familie, wenn auch recht schräg – ich will nur ihn, nur dich Shin. Nur dich will und kann ich als Bruder akzeptieren. Warum wird einem, wie sehr man jemanden mag – oder gar liebt – immer erst klar, wenn diese Person nicht da ist? Shin morgen komme ich zu dir ins Krankenhaus und dann werde ich für dich da sein, wenn du mich am meisten brauchst, so wie du immer für mich da warst, auch wenn ich es nicht immer so aufgefasst habe, wie es gemeint war. Ich habe schon zu oft an mich selbst gedacht. Irgendwie finde ich dich, egal wie, nichts und niemand wird mich aufhalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)