Dämonisch von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Alltag -------------- Wie schon in der Kapitelübrsicht erwähnt ist diese Geschichte meine erste FF. Also im ersten Kapitel meiner ersten FF bitte nicht so streng sein... Trozdem freue ich mich auch über konstruktive Kritik! ^^ ACHTUNG: Habe keinen Beta-leser!!! (Bin aber nicht abgeneigt, falls sich "zufällig" jemand findet XD) Was OOC angeht: Habe mich bemüht es zu vermeiden... könnt mir ja in eurem Kommi schreiben ob es mir gelungen ist. Ich werde versuchen mindestens wöchentlich ein Kapi hochzuladen, also viel Freude mit meiner FF! ________________________________________________________________________ Es war ein völlig normaler Morgen Anfang November. Mai saß an ihrem Schreibtisch und starrte Löcher in die Luft. Kurz schweifte ihr Blick zur Uhr ab. Wenn sie ihren Boss richtig einschätzte, würde gleich... „Mai, Tee!“ wurde ihr Gedankengang von eben jenem unterbrochen. //Genau dass// dachte sie schmunzelnd. Sie seuftste leise und erhob sich schwerfällig. Ja, ein völlig normaler Morgen. Wenige Minuten später betrat sie mit der dampfenden Teetasse das Büro ihres Chefs und setzte die Tasse vor ihm ab. Dieser allerdings war völlig auf den Bildschirm seines Laptops fixiert und beachtete sie nicht. Leise ihre Fäuste ballend und verärgert vor sich hinmurmelnd verließ sie das Büro wieder. Ein einfaches “Danke“ war scheinbar wirklich zu viel verlangt. „Blöder Narzisst!“ murmelte leise vor sich hin, ehe sie sich wieder in ihren Stuhl fallen ließ, nur um im nächsten Moment vom (in ihren Augen) schrillen Läuten der Telefons aufgeschreckt zu werden. „Geeez, nie hat man seine Ruhe.“ murmelte sie leise in sich hinein, ehe sie abhob. „Shibuya Psychic Research, Mai am Apparat, was kann ich für Sie tun?“ „Ähm…Also…Guten Tag. Ich… ich weiß nicht richtig wie ich anfangen soll.“ „Wer spricht denn bitte?“ „Yuri. Yuri Kazumi.“ „Nun Kazumi-san, bitte schildern sie doch kurz weswegen sie anrufen.“ „Gerne. Ich… habe unlängst ein Haus geerbt… von meiner Großtante, aber es scheinen…seltsame Dinge darin vorzufallen. Deswegen würde ich gerne professionelle Hilfe… nun ja, suchen.“ „Könnten sie zur genaueren Erörterung möglicherweise persönlich vorbei kommen und uns ihr Problem schildern?“ fragte Mai freundlich, während sie den Terminkalender durchblätterte. „Doch, ja. Ich denke, dass wäre eine gute Idee.“ „Wann würden Sie denn gerne kommen?“ „So bald wie möglich, bitte.“ „Hmm, der nächste freie Termin wäre morgen um 10:30 Uhr. Würde das für Sie gehen?“ „Ja! Ja, danke sehr!“ „Ich kann allerdings nicht versprechen, dass mein Chef den Fall annehmen wird. Das hängt von seinem persönlichen Interesse ab.“ „Und… in welche Fälle wäre er wohl interessiert?“ Die Frau klang höchst nervös. „Naja… wenn sie wirkliche Probleme haben und es nicht allzu einfach ist, haben sie gute Chancen, schätze ich.“ Die Frau lachte nur hohl. „Einfach ist der Fall nun wirklich nicht. Nun, wir sehen uns dann ja Morgen, nicht wahr?“ „Ich bitte darum.“ Meinte Mai mit einem breiten Lächeln, ehe sie noch die Adresse durchgab und schließlich auflegte. Mit leisen Schritten ging sie wieder auf Narus Arbeitszimmer zu, ehe sie leise klopfte und eintrat. Kühle blaue Augen flogen ihr entgegen, offensichtlich über die erneute Störung nicht sehr angetan. „Morgen kommt ein möglicher neuer Klient, 10:30 Uhr, ist das in Ordnung?“ Ein flaches Nicken, ehe er sich wieder dem Bildschirm zuwandte. Sie wollte gerade wieder die Türe schließen, ehe seine Stimme sie zurückhielt. „Ach, Mai?“ „Ja?“ „Tee.“ Sie rollte nur mit den Augen, ehe sie erneut in die Küche zu gehen um ihrem teevernarrten, narzisstischen Boss eine weitere Tasse zu brühen. Viele Kilometer entfernt hielt sich eine Frau mittleren alters die Hände vor ihr klopfendes Herz. Hoffentlich konnten sie ihr weiter helfen… sie war beim besten willen am Ende ihrer Kräfte. ____________________________________________________________ Ja... hat sich noch nicht viel getan, was? Ist aber auch erst der Prolog... Hoffentlich bis zum nächsten Kapi! Kapitel 1: Teil I: Der Auftrag ------------------------------ So, jetzt folgt das zweite Kapi... hoffentlich kommt das besser an als der Prolog...T.T (KEIN Kommi... nicht ein EINZIGES TT.TT Na gut, war ja erst ein Kapitel...) Also... jetzt kommt erst Mal alles ein wenig in Bewegung Viel Spaß beim lesen! _____________________________________________________________________________ Mai befand sich in einem schönen, alten und traditionell japanischem Anwesen. Ein freundlicher Garten mit vielen Vögeln und geschmackvolle Gestaltung des Anwesens… eindeutig wohnte hier eine Person mit Stil. Und zwar eine reiche Person mit Stil. Sie schlenderte langsam durch den Garten, ehe sie eine Frau in mehrlagigem Kimono erblickte, alles in blau gehalten. Die Frau sah auf- eine wahre Schönheit- und ihre Augen wurden mild und traurig. „Komm nicht hier her…“ sagte sie leise. „Bitte? Ich…“ „Komm nicht, mein Kind. Es ist zu gefährlich für dich. Du darfst ihm nicht zum Opfer fallen.“ „Ich… verstehe nicht.“ Die Frau stand auf und eilte auf Mai zu, ehe sie den überraschten Teenager bei den Händen fasste. „Du musst es nicht verstehen… halte dich einfach fern von diesem Anwesen. Außerhalb des Grundstücks kann er dir nichts anhaben.“ „Wer ist ER. Und wer sind SIE?“ fragte das Mädchen schüchtern. „Ich? Ich bin jemand… der sich sehr große Sorgen um dich macht.“ Mit diesen Worten endete ihr seltsamer Traum und Mai blinzelte verwirrt ins Sonnenlicht. Leise den Kopf schüttelnd stand sie auf und zog sich an, ehe sie sich für den Tag fertig machte. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie heute wieder ein Mal zu spät kommen würde. Leise seuftsend schnappte sie sich eine Scheibe Toast, die sie im gehen hastig hinunterschlang, ehe sie Richtung Arbeit rannte. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Leise öffnete sie die Türe und schlich sich auf Zehenspitzen hinein. „Mai, Tee!“ waren die ersten Worte ihres Chefs. Wie hatte er sie hören können?!? „Dir auch einen schönen guten Morgen!!!“ meinte sie leicht verärgert, ehe sie in die Küche verschwand. Ja, sie war zu spät, trotzdem könnte er sie grüßen. Während sie darauf wartete dass das Wasser kochte, rief sie ihrem schweigsamen Arbeitskollegen die Frage zu, ob er auch Tee wollte. Die Antwort war zwar ein leises, aber doch deutliches “Ja“. Viel mehr sagte er allerdings auch nicht. //Warum musste ich ausgerechnet einen Job mit den zwei griesgrämigsten Typen überhaupt annehmen?!?// dachte sie verbittert. Die Antwort allerdings war einfach: Weil sie in den einen Hals über Kopf verliebt war. Warum verstand sie selbst am wenigsten. Er war selbstverliebt, arrogant und sein spezielles Hobby schien “Mai ärgern“ zu sein. Und auf der anderen Seite war er zum schreien gut aussehend, hatte sich für sie schon öfter in Lebensgefahr gebracht und hatte seine eigene Weise sie aufzumuntern. Leise seuftsend bahnte sie sich mit den Tassen ihren Weg zu ihrem Arbeitskollegen, dann auch zu ihrem Chef. Wie gewohnt nahm er seine Augen nicht von seiner Arbeit, weder um sie eines Blickes zu würdigen, noch um ihr zu danken. Yup, alles völlig normal. Allerdings öffnete sich um Punkt 10:30 Uhr die Türe und eine Frau mittleren alters mit schulterlangen braunen Haaren und braunen Augen trat ein, offensichtlich sehr nervös und verängstigt. „Guten Tag… Ich bin Yuri Kazumi.“ „Ah, sehr erfreut. Taniyama Mai.“ Stellte sie sich ebenfalls vor und verbeugte sich höflich. „Ich werde dann Mal Nar- äh, Shibuya-san holen!“ Zwei Minuten später saßen alle, inklusive Lin, an einem Tisch beisammen und warteten dass die Frau anfing zu erzählen. „Würden Sie bitte schildern, was für Probleme sie haben?“ fragte Naru gewohnt kühl und selbstbewusst, als die Frau noch immer schwieg. „Nun… wie ich schon erwähnt habe, habe ich unlängst ein Haus von meiner verstorbenen Großtante geerbt… es… nun, in ihrem letzten Willen stand verfasst, dass der jeweilige Eigentümer es nicht betreten sollte und es am besten einfach verfallen ließe, aber… ich war sehr neugierig. Deshalb bin ich hingefahren und wollte es mir wenigstens einmal ansehen. Aber schon die Dorfbewohner waren merkwürdig. Sobald ich erwähnte, was ich wollte, erbleichten sie und rieten mir am Besten einfach wieder umzudrehen und es dem Verfall zu überlassen. Sie behaupteten, es würde heimgesucht werden, aber natürlich glaubte ich ihnen nicht, weswegen ich es trotz aller Warnungen aufsuchte- etwas, dass ich ehrlich gesagt bereut habe. Ich ging also hin und fand zunächst nichts merkwürdig. Es war sehr alt und schon sehr renovierungsbedürftig, aber es war einmal ein sehr reiches Haus und ich fand das Grundstück allein schon wegen seiner Größe mehr als erstaunlich… ich blieb, bis es finster wurde, und da begannen dann die merkwürdigen Vorfälle. Seltsame Stimmen, die mir sagten ich solle rennen… Scharrgeräusche und… und etwas wie ein… ein Knurren, oder so. Ich weiß nicht mehr was dann geschah, ich habe einfach nur angefangen zu rennen und… das nächste, woran ich mich erinnere, ist der nächste Morgen. Ich bin im Gras aufgewacht, direkt an der Grundstücksgrenze, über und über mit… mit Kratzspuren bedeckt. Es sah aus, als hätte mich ein wildes Tier angefallen.“ Sie hatte Tränen in den Augen und atmete tief durch. „En-Entschuldigung… Ich… der Schock sitzt immer noch sehr tief. Ich war… sehr verwirrt und schleppte mich zurück ins Dorf. Die Bewohner haben mich soweit verbunden, dass ich wieder nach Hause gehen konnte… seitdem habe ich… mehrere Psychiater aufgesucht.“ Sie lachte verlegen. „Aber keiner konnte mir helfen, mir erklären ob ich mir diese Sachen nicht einfach nur eingebildet hatte oder ob ich ver- verrückt war. Aber die Kratzspuren sind medizinisch festgehalten… Und auch ich selbst konnte sie mir nicht zugefügt haben, sie waren an Körperstellen die ich so… teilweise gar nicht erreichen konnte. Zumindest nicht so, dass es diese Wunden erklären würde.“ Sie knetete nervös ihr Finger. „Ich… irgendetwas ist dort. Und ich hatte gehofft, Sie könnten mir helfen.“ Damit richtete sie ihren Blick auf Naru, der leise nickte. „Wir werden den Fall akzeptieren.“ Meinte er gewohnt kühl und sachlich. „Danke… ich… die Adresse?“ „Geben Sie sie meiner Assistentin.“ Meinte er, ehe er aufstand und mit einer mehr als knappen Verabschiedung wieder in sein Büro verschwand, Lin seinem Beispiel folgend. Die Frau wirkte erleichtert und lächelte Mai schüchtern zu. Diese stand auf um einen Block zu holen, ehe sie ihn mit einem Stift der Frau überreichte. „Ich… bin wirklich erleichtert. Wissen Sie, die Geschehnisse haben mich nicht mehr richtig losgelassen…“ Während sie sprach, schrieb sie die Adresse und nach kurzem zögern auch ihre Telefonnummer auf. „Soll ich den Schlüssel zu dem Anwesen hier lassen?“ „Sie haben ihn dabei? Wollen Sie denn nicht… mitkommen?“ Die Frau erbleichte. „Oh Gott, nein! Tun sie mit dem Haus was sie als das Beste erachten, brennen Sie es meinetwegen nieder, wenn Sie wollen. Nur, beenden Sie bitte diese Vorfälle.“ Mai nickte nur erstaunt, ehe sie die seltsame Frau verabschiedete und ihr stumm nach sah. Irgendetwas tief in ihrem inneren sagte ihr, dass eine harte Zeit auf sie zukommen würde. _______________________________________________________________________ (P.S. Ist das jetzt wirklich so schlecht dass es nichtmal Kritik verdient? Aber weil ich nicht abgeschlossene Geschichten selber hasse mach ich trotzdem weiter! :P) Kapitel 2: Ein Dämon -------------------- Auf ins neue Kapi! ____________________________________________________________________________ Mai starrte gelangweilt aus dem Fenster. Der Besuch der Frau war jetzt zwei Tage her und sie waren gerade auf dem Weg in dieses seltsame Haus. Leider hatte sie nicht damit gerechnet, dass es so weit entfernt war. Sie waren nun schon gut vier Stunden unterwegs und ihr war schlicht und einfach laaaangweeeeeeiiiiiliiiiiggggggg. Neben ihr saß der Mönch und schlief mit einem leisen Schnarchen und wieder neben dem Mönch saß John, der christliche Exorzist. Am Steuer saß Lin und neben ihm Ayako, die (selbsternannte=) Miko. Ihre Freunde waren am Tag zuvor um Beihilfe bei diesem Fall gebeten worden. Naru und Masako saßen in einem zweiten Wagen. //So typisch, dass Masako unbedingt mit Naru fahren musste!// dachte das Mädchen bitter. Ihre Rivalin hatte scheinbar ein sehr gutes Druckmittel auf Naru, da dieser bei ihr ungewöhnlich nachgiebig war. Dass es auch auf gegenseitiger Zuneigung beruhen könnte, schob das Mädchen schlichtweg beiseite. So dachte sie gerade, dass sie vor Langeweile sterben musste, ehe sie in ein kleines, idyllisches und beschauliches Dorf einfuhren. Leider machten sie allerdings keine Pause, sondern fuhren gleich zu dem besagten Grundstück weiter. Als Mai glücklich aus dem Auto sprang und sich durchstreckte, fiel ihr plötzlich etwas auf. Sie waren vor einem alten, schon halb verfallenem Haus stehen geblieben, dennoch kam es ihr bekannt vor. Neben ihr stieg Masako aus dem anderen Auto und hielt sich einen Kimonoärmel vor den Mund, ehe sie leise keuchte und in die Knie ging. Sofort waren nahezu alle um sie herum versammelt. „Masako! Masako, was ist los?“ fragte das braunhaarige Mädchen erschrocken. „Es… es geht schon. Aber… die Presänz der Geister hier ist erschreckend. Sie haben Angst und sind gleichzeitig an diesen Ort gebunden… es ist, als ob sie mir zuschreien würden ich solle verschwinden.“ „Sind sie aggressiv?“ fragte Naru, aufmerksam seine Augen zusammenkneifend. „Ich weiß nicht… sie sind wütend, auch auf uns, aber… sie werden uns nicht angreifen. Zumindest im Moment nicht.“ Mai indessen ließ ihren Blick über das Grundstück wandern. Es war… so bekannt. Und doch wieder nicht. Schließlich holte sie entsetzt Luft. „Ich kenne dieses Grundstück!“ meinte sie überrascht. Somit waren alle Blicke auf Mai gerichtet, auch der von einer zittrigen Masako, die sich eben wieder aufrichtete. „Ich habe von diesem Ort geträumt!“ „Einen von DIESEN Träumen?“ fragte der Mönch neugierig. „Ich… ich weiß nicht… da wir nicht in einem Fall waren, habe ich ihm keine Beachtung geschenkt…“ „Wann?“ kam die kurze Frage von Naru. „Dass war… an dem Tag, als uns unsere Auftraggeberin angerufen hat um sich einen Termin auszumachen… denke ich.“ „Whoa, deine Trickliste wird immer länger. Jetzt kommt sogar schon Hellsehen dazu!“ meinte der Mönch eindeutig beeindruckt. „Es… es war kein Zukunftstraum. Es… eine Frau hat mich gewarnt. Sie sagte, ich solle auf keinen Fall kommen.“ „Also so wie die restlichen Geister auch. Zuerst müssen wir das Haus erkunden. Lin, du gehst mit Masako und John, ihr drei werdet den rechten Teil erkunden. Ayako und Takigawa, ihr nehmt die Mitte, während Mai und ich die linke Seite nehmen. Spätestens vor Sonnenuntergang treffen wir uns wieder hier, niemand geht alleine.“ Mai sah ihren Boss erstaunt an. Nur äußerst selten teilte er sich selbst in eine Gruppe mit ihr. Auch sein Gesichtsausdruck war angespannt. Sie zuckte nur mit den Schultern, ehe sie ihm eben folgte. Er entfernte das Vorhängeschloss und öffnete die Türe, ehe er von den anderen gefolgt eintrat. Auf den ersten Blick erkannte man, dass es einmal ein wohlhabendes Haus gewesen sein musste. Nur war es schon verfallen und eine dicke Staubschicht lag auf dem Boden. Jedem einzelnen fiel auf, dass die Temperatur im Haus niedriger war als draußen, obwohl es Anfang November war und gewiss nicht warm. Kleine Wölkchen bildeten sich aus ihrem Atem, sobald sie das Haus betraten. „Die Temperatur ist um einiges kälter. Das lässt auf sehr hohe Aktivität schließen… Seid vorsichtig.“ War noch die letzte Warnung von Naru, ehe er sich nach Links wandte. Mai beeilte sich ihm nachzugehen. Irgendwie war ihr nicht wohl hier drinnen. Sie fühlte sich seltsam beobachtet. „Naru… fühlst du dich auch… beobachtet?“ fragte sie schließlich schüchtern, ehe sie ihren Blick weiter schweifen ließ. Zuerst dachte sie, er würde nicht mehr antworten, ehe er es doch tat. „Ja.“ Kam es kurz angebunden. Ein leises Scharren ließ sie herumfahren, doch im halbdunkel des Hauses konnte sie nichts erkennen. Mit klopfendem Herzen starrte sie in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war, ihre Sinne bis aufs äußerste angespannt. „Mai.“ „WAA…aaaah. Naru, du hast mich erschreckt!“ meinte sie, eine Hand auf ihre Brust legend. „Bleib in meiner Nähe.“ Dieser Satz bewirkte, dass sie leicht rosa anlief. „Ähh, also… ja.“ Damit zufrieden drehte er sich wieder um und ging weiter. „Sag mal… warum bin ich eigentlich mit dir in einer Gruppe? Das ist sonst eigentlich nie so…“ „… Unzufrieden?“ Sie merkte wie sich das rot in ihren Wangen verstärkte. „Ich frag ja nur…“ „Weil du so unglaublich ungeschickt bist, dass du immer in die gefährlichsten Situationen gerätst.“ Sie schnappte empört nach Luft, ehe sie verärgert losbrach. „Tut mir ja so leid, dass ich so ungeschickt bin!!!“ Verärgert wollte sie an ihm vorbei schreiten, ehe er sie am Arm packte und zurückhielt. Vor Überraschung blieb sie stehen, und das genau rechtzeitig, da sie sonst mitten in ein Loch im mittlerweile schon morschem Bretterboden gestiegen wäre und höchst unsanft auf ihre Nase gefallen wäre… hätte Naru nicht das Loch gesehen und sie zurückgehalten. //Mist!// „Ich weiß ja dass ich meistens recht habe… aber musst du es mir dann trotzdem sofort beweisen?“ kam die kühle Frage von Naru. //Mist! Mist! MIST!// Mai wünschte sich in diesem Moment über das Loch in den Brettern im Boden versinken zu können. Das war ja so peinlich… und ausgerechnet vor Naru! Sie war mittlerweile knallrot im Gesicht. „Danke“ presste sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, ihre Wut unterdrückend… bis ihr auffiel dass Naru sie immer noch am Handgelenk festhielt. Als hätte dieser ihre Gedanken gelesen, ließ er sie sofort los und ging weiter, eine knallrote Mai auf seinen Fersen. Und wäre es nicht so finster gewesen hätte sie tatsächlich das leise amüsierte glitzern in seinen Augen gesehen. Er mochte es einfach, sie zum erröten zu bringen… und es machte auch Spaß, sie ein wenig zu necken. Aber das war nicht der Grund, weshalb sie diesmal in seiner Nähe bleiben sollte. Sie hatte, gesondert vom Rest der Gruppe, eine Warnung von einem höchstwahrscheinlich hier ansässigen Geist erhalten. Grund genug um anzunehmen, dass besonders Mai in Gefahr war… und da seine Fähigkeiten ohne Frage die stärksten innerhalb der Gruppe waren, sollte sie in seiner Nähe bleiben. Nur Lin wäre vielleicht ebenso fähig, sie dank seiner Shiki vor Geistern zu schützen. Aber da auch Masako ein beliebtes Opfer war, hatte er sie schlichtweg aufgeteilt. Bis jetzt verhielten sich die Geister allerdings noch erstaunlich ruhig. Aber wenn nicht sie ihre Klientin angegriffen hatten… wer dann? Tatsächlich ein wildes Tier? Eher unwahrscheinlich. Er stoppte abrupt ab, als er letztendlich doch Aktivität wahrnahm. Und zwar unbestreitbar. Vor ihnen auf Augenhöhe schwebte eine blau leuchtende Kugel. Er hörte, wie Mai neben ihm nach Luft schnappte und brachte sich zwischen sie und den Geist. „Was willst du?“ fragte er gewohnt kühl. Er sah skeptisch zu, wie sich aus dem Ball heraus eine Gestalt löste. Eine Frau, unbestreitbar attraktiv, mit mehrlagigem Kimono. Nur, dass alle ihre Umrisse in unheimlich leuchtendem blau waren und sie halb durchsichtig war. Sie schüttelte nur leise den Kopf und eine silberne Träne rann ihr Gesicht hinab. „Geh. Was tust du hier? Du darfst nicht hier sein… geh, mein Kind!!!“ Die Stimme klang hallend und sie sah mehr als nervös aus… panisch. „Er weiß es. Er WEIß es. Du musst fliehen!“ Verwirrt blickte Mai sie an. „Du bist die Frau aus meinen…“ „Jaaaa. Aber das ist gleichgültig. Du bist in großer Gefahr. Wir können dich bald nicht länger schützen!“ Die Tränen wurden mehr, als ein leises Knurren hörbar wurde. Allerdings hörte es sich so an als würde es von unter der Erde stammen.“ „Oh Gott oh Gott. Sobald die Nacht anbricht, musst du verschwunden sein!“ „Warum droht Mai Gefahr?“ fragte Naru, wie immer in extremen Lagen, völlig ruhig. „Warum? Warum? Er will ihre Fähigkeiten!!!!“ „Wer?“ „Er kommt… er kommt. LAUFT!“ Im nächsten Moment stöhnte sie schmerzvoll auf und die Erde schien einen Moment lang zu beben. „Komm Mai!“ Doch das Mädchen war zu geschockt um zu laufen, während das Knurren lauter wurde. So packte Naru sie wieder am Handgelenk und zerrte sie mit sich, Richtung Ausgang. Als er dort, nach seinem Gefühl einer halben Ewigkeit, endlich angekommen war, traf er auch die anderen. Am Rande nahm er wahr, dass Lin eine ohnmächtige Masako trug. „Wir ziehen uns zurück!“ rief er den anderen über das mittlerweile deutlich hörbare Grollen zu, die alle schreckensbleich schnell nickten, ehe sie alle aus dem Haus rannten. Als sie, keuchend und leichenblass, bei den Autos ankamen, stoppten sie für einen kurzen Moment. Es war Sonnenuntergang… „Was zur Hölle WAR das?“ fragte der Mönch außer Atem. Mai blickte schüchtern zu Naru, der in ihren Augen irgendwie ein wenig blasser als sonst aussah. „Das… DAS war ein Dämon.“ Sagte er langsam. „Ein.. etwa wie Urado?“ Naru schüttelte nur langsam den Kopf. „Wir sprechen später. Hier ist es nicht sicher.“ Damit nickte er Mai zu, die ihm blass zum Auto nachtrottete, während die Anderen ebenfalls einstiegen. Während der Fahrt beruhigte sich ihr rasendes Herz wieder. „Naru… was meintest du mit… mit Dämon?“ „Ein Wesen, dass abgrundtief böse ist. Es ist… weit stärker als Urado.“ Mai schluckte hart, als die Erinnerung an diesen vergangenen Fall in ihr hoch stieg. Immerhin hatte sie selbst gefühlt wie es war, wenn einem die Kehle aufgeschlitzt wurde. In dem Dorf hatten sie sich bei einem Wirten eingemietet und saßen schweigend im Zimmer von Naru und Lin. Alle sahen immer noch blass aus, aber weit gefasster als eine halbe Stunde zuvor. Auch Masako war, zwar immer noch zitternd aber immerhin, bei Bewusstsein. Alle starten erwartungsvoll zu Naru, der schließlich auch anfing zu sprechen. „Ich habe es schon einmal gesagt, aber nun gut. Nach meinem Wissen ist dieses Grundstück von einem Dämon befallen.“ //Nicht Mal ein Dämon bringt ihn aus der Ruhe.// dachte Mai trocken bei sich. Masako nickte nur leise. „Es stimmt. Ich… habe seine… Präsenz gespürt.“ Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Die… die Geister sind die Wächter. Und ihnen hat die… die Klientin zu verdanken dass sie noch lebt. Aber etwas hat ihn aufgescheucht.“ „Mai.“ War alles, was Naru sagte. „I-Ich? Warum ICH?“ „Hast du dem Geist nicht zugehört? Er will deine Fähigkeiten.“ Sie schnaubte leise. „Als wären die so begehrenswert. Ich kann mir nicht vorstellen was ein Dämon damit anfangen will.“ Alle Augen waren auf die beiden Personen gerichtet. „Es ist aber gleichgültig was er will. Ich bin kein Dämonenjäger.“ War die trockene Antwort. „Du läufst weg?!?“ fragte der Mönch ungläubig. „Sollte ich nicht?“ war die einfache Antwort. „Ich gebe offen zu, dass ich nicht wüsste wie es ausgeht, wenn ich wirklich gegen den Dämon kämpfe. Von den spirituellen Kräften her, wäre ich ihm wahrscheinlich ebenbürtig. Leider kann ein normaler menschlicher Körper bei diesen Kräften nicht mithalten.“ Alle schluckten leise. Aber die Vorstellung dass ihr Chef diesem Ding an spirituellen Kräften ebenbürtig sein sollte… das jagte fast allen eine Gänsehaut über den Rücken. „Trotzdem verstehe ich nicht, was er von Mai-chan wollen könnte.“ „Nun… Vielleicht, weil sie gewisse Anzeichen von PK-LT zeigt.“ Alle starrten das braunhaarige Mädchen erstaunt an, was in ihr ein unwohles Gefühl hervorbrachte. „PK….LT???“ fragte sie verwirrt. „Mai zuliebe werde ich es noch einmal erklären.“ Meinte Naru kühl, was diese mit einem zornigen Ausdruck quittierte. „PK-LT, die Fähigkeit, lebende Objekte bis zu einem gewissen Grad zu beeinflussen. Diese Fähigkeit in der Hand eines Dämons könnte auch so komplexe Lebewesen wie einen Menschen zu einem willenlosem Diener machen.“ Mai schluckte schwer. „Aber… aber ich kann keine Lebewesen beeinflussen!“ meinte sie bestimmt. Narus Blick ruhte eine Weile auf ihr. „Noch nicht.“ War die einfache Antwort. Sie schluckte hart. „Es war ein anstrengender Tag… ich finde, wir sollten uns ausruhen.“ Kam die ruhige Stimme von John. Naru nickte leise. „Gut, legt euch nieder. Aber lasst Mai auf keinen Fall aus den Augen.“ Ein einstimmiges Nicken erfolgte, ehe sie den Raum verließen um sich die wohl verdiente Ruhe zu gönnen. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Was PK-LT angeht, weiß ich nicht ob der Name jetzt wirklich richtig ist, aber ich glaube es ist im Anime erwähnt worden... falls es falsch ist, kann man es mir ja sagen. ^^ Kapitel 3: Konfrontation ------------------------ KYAAAAA!!!!!!!!! ICH HAB KOMMIS BEKOMMEN!!!!!!!!! *vor Freude an die Decke hüpf* *mir dabei den Schädel anschlage* "Aua!" @-salira-eki-: DANKÖÖÖÖÖÖÖÖÖ!!!!!! Ich weiß ja es geht net um Kommis, aba es is voll schön wenn man trotzdem welche bekommt! höhö! Dieses Kapi is für dich! *schmatz* "WEITER GEHTS!!!!" (<= grad voll motiviert bin!) Mai starrte mit glasigen Augen auf die finstere Decke ihres Zimmers. Das Bewusstsein, dass ein Dämon hinter ihr her war trug nicht sehr zu ihrem Wohlbefinden bei. Deswegen konnte sie auch beim Besten Willen nicht einschlafen. Die ruhigen Atemzüge ihrer Mitbewohner verrieten ihr, dass diese bereits tief und fest schliefen. Leise seuftsend stand sie auf und ging zum Fenster. Von hier aus hatte man wirklich eine schöne Aussicht. Der silbrige Mond über der wilden Landschaft… dass war schon einen Anblick wert. Erneut seuftsend zog sie sich an und trat auf den Balkon hinaus. Sie würde ja doch nicht einschlafen können, bevor sie nicht wieder zu Hause war. Gerade wollte sie sich umdrehen, als sie stockte. Ihre Augen weiteten sich erschrocken und ihr Puls beschleunigte sich schlagartig. Sie konnte sich nicht bewegen. Ihre Augen weiteten sich noch mehr, als sie sich völlig von selbst in Bewegung setzte, ohne irgendetwas dagegen tun zu können. Sie wollte schreien, Lärm machen, die Anderen auf sich aufmerksam machen… doch es entkam ihr nur ein ersticktes Keuchen. So musste sie zusehen wie sich ihr eigener Körper geschickt um alle Hindernisse herum einen Weg bahnte, während alle anderen immer noch schliefen. Allzu bald war sie aus ihrem Zimmer und gleich darauf auch aus dem Haus. Eine Gänsehaut zog sich über ihren Körper als sie in die schneidend kalte Abendluft trat. //Naru… Naru, hilf mir!!!// dachte sie panisch. Doch das Gasthaus verschwand langsam aber sicher aus ihrem Sichtbereich. Die richtige Panik trat aber erst auf, als sie merkte dass sie sich auf das Grundstück des Dämons zubewegte- was wohl auch die Frage beantwortete wer hinter diesen Geschähnissen steckte. //Hat der Geist nicht gesagt, außerhalb des Grundstücks kann mir der Dämon nichts anhaben???// dachte Mai mit einer Mischung aus Zynismus und Panik. Offensichtlich hatte sich die seltsame Frau in diesem Punkt geirrt. Neben ihr bildete sich auf einmal ein seltsamer, blauer Ball, aus der sich wie schon einmal die Umrisse der Frau bildeten. Allerdings sah sie erschöpft aus, und verletzt. Sie betrachtete Mai nur aus traurigen Augen. „Es tut mir aufrichtig Leid. Wir haben alles gegeben was wir hatten… Aber als er dich bemerkt hat, konnte ihn nichts und niemand mehr zurückhalten. Es… ich kann nicht lange bleiben, außerhalb des Gründstücks, aber… halte durch. Ich versuche, Hilfe zu holen.“ Damit verschwand sie wieder und ließ Mai erneut alleine zurück. Naru rieb sich die Augen. Mittlerweile war es doch sehr spät… er sollte sich wohl am Besten auch hinlegen. Er wollte gerade den Gedanken in die Tat umsetzen, ehe er erstarrte. Eine blassblaue, umrisshafte Gestalt war vor ihm, kaum mehr zu sehen aber dennoch erkannte er sie sofort. Ihre Lippen bildeten ein Wort, doch sie war bereits zu schwach um zu sprechen… dennoch erkannte er es und riss die Augen auf. //Mai!// Überstürzt rannte er aus dem Zimmer und öffnete nicht gerade sanft die Zimmertüre des weiblichen Teils der Gruppe. Verschlafen blinzelten ihn die Frauen an, als er kurzerhand das Licht aufdrehte… nur ein Blick fehlte. „Mai!“ murmelte er leise, ehe er auf dem Absatz umdrehte und aus dem Haus stürzte. Neben ihm formte sich erneut die schwache Kugel, kaum mehr als ein bläulicher Hauch. „Führ mich zu ihr!“ befahl er bestimmt. Die Kugel schien kurz aufzuleuchten, was er als ja deutete. Er merkte, dass sie sich dem Grundstück des Dämons näherten und schluckte leise, ehe er die Zähne zusammenbiss und weiter lief. //Es dauert viel zu lange// dachte Mai indessen verzweifelt. Hätte nicht schon Hilfe kommen müssen??? Das Haus kam mittlerweile schon in Sicht… //Leb wohl schöne Welt… leb wohl… Naru// Und sie fing an zu weinen. Das Haus rückte immer näher, ehe sie hektische Schritte hörte und sich ihre Nackenhaare aufstellten. „Mai!!!“ Das war Naru. Er sollte ihr gefälligst endlich hier raus helfen. Im nächsten Moment fühlte sie, wie er sie am Handgelenk packte und festhielt. Erleichtert spürte sie wie die seltsame Starre endlich von ihr abfiel und schluchzend und zitternd krallte sie sich an seinem Hemd fest. „Mai… was machst du bloß für Sachen?“ Die Frage war allerdings sanfter gestellt als erwartet. „Tatsächlich, du bist das ungeschickteste Mädchen das ich kenne.“ Kam der trockene Kommentar hinterher. Es wäre nicht Naru gewesen, wenn nicht so ein Kommentar gefolgt wäre. Doch Mai lachte leise, zwar immer noch unter Tränen aufgelöst, aber heilfroh nicht mehr allein zu sein. Erst jetzt fiel ihr auf dass er seine Hände auf ihrer Schulter hatte und selbst in solch einer Situation fühlte sie, wie ihr die röte in die Wangen schoss. “Danke.“ murmelte sie leise. Beide wurden durch ein leises Knurren aufgeschreckt. Und erst jetzt realisierte Naru, dass sie sich bereits auf dem Grundstück des Dämons befanden… und dass dieser hinter ihnen stand. „Lauf!“ war der einzige Kommentar, den er dazu abgab. Er packte sie erneut am Handgelenk und lief mit ihr los, den kürzesten Weg vom Grundstück des Dämons hinunter suchend. Doch leider war dieser nicht dumm. Er hetzte sie über Stock und Stein, hielt sie jedoch immer von den Grenzen des Grundstücks fern. So schlugen sie sich durch Gebüsche und kleine Wäldchen, schürften sich mehrere Stellen ihres Körpers auf ehe sie abrupt an den Ufern eines Sees stehen blieben. Hinter ihnen war der Dämon, vor ihnen der See, rechts eine Steile Felswand und links wieder nur Wasser. Sie saßen in der Falle. „Naru…“ japste Mai erschrocken und hielt sich ihre schmerzende Seite. Auch er war außer Atem, jedoch noch lange nicht bereit aufzugeben. Er merkte, wie mit jeder Sekunde die Temperatur fiel. Und ein leises knacken sagte ihm schließlich, dass selbst der See zufror. Sich selbst vor Mai bringend, wich er schließlich langsam weiter vor dem Dämon zurück, mitten auf das Eis des Sees. Mit fliegenden Augen musterte er seine Umgebung… doch er sah nichts. Erst das leise knacken des Eises teilte ihm mit, dass der Dämon ebenfalls auf der Eisfläche war. Jetzt nicht mehr zögernd griff er auf seine Kräfte zurück, im vollen Wissen dass es ihn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wieder ins Krankenhaus befördern würde. Der erste Angriff kam scheinbar unerwartet, da er sah dass Blut auf das Eis tropfte, im nächsten Moment fühlte er einen starken Schlag und wurde beiseite geschleudert. Keuchend kam er auf die Eisfläche auf und versuchte den Schwindelanfall beiseite zu drängen. Vor ihm bildete sich wieder der bläuliche Ball und gleich darauf bildete sich daraus erneut die Frau. „Du hast starke Fähigkeiten.“ Stellte sie fest. Er nickte nur kurz. „Aber dein Körper hindert dich… es existiert eine Möglichkeit dass zu umgehen.“ „Sterben.“ „Nein… deine Seele muss aus deinem Körper befördert werden.“ Ein Stöhnen von Mai unterbrach ihr Gespräch. Der Dämon, immer noch nicht sichtbar, hatte sie an der Gurgel gefasst und in die Höhe gehoben. Ein weiterer Angriff von Naru brachte ihn allerdings wieder auf etwas mehr Distanz und bewirkte, dass Mai sehr unsanft auf die Eisfläche fallen gelassen wurde. „Gleich was es ist… tu es.“ Antwortete er dem Geist gehetzt und die Frau nickte. Sie zog eine einfache Kette hervor, an der ein tiefblauer Stein befestigt war aus ihrem Kimono. Allerdings war der Stein seltsam… es schien richtiggehend eisblau zu glühen. Sie hielt ihn Naru nur auffordernd entgegen, der das seltsame Schmuckstück in die Hand nahm… und augenblicklich zusammenbrach. Als er sich aufsetzte, sah er eine seltsame Szene. Mai hockte neben seinem Körper und weinte… nur, dass er die ganze Szenerie von Nebenan betrachtete. War er doch ein Geist? War er tod??? „Du bist nicht tod, falls du dich das fragst.“ Sagte die seltsame Schönheit schlicht. Nur, dass sie jetzt nicht mehr aus blauen Umrissen bestand sondern völlig real und klar vor ihm stand. „Was ist passiert?“ fragte er verwirrt. „Dieses Schmuckstück trennt deinen Körper und deine Seele. Du solltest jetzt in der Lage sein, deine vollen Kräfte ohne Hindernisse zu entfalten. Dort steht dein Gegner.“ Narus Blick fiel auf den Dämon. Er war entfernt menschenähnlich, doch ein grausamer Anblick. Seine Haltung war seltsam bucklig und blutrote Augen starrten ihn an. Die Zähne waren unnatürlich spitz und die Fingernägel waren wie die Klauen eines wilden Tieres. Sein Körper hatte eine Fellähnliche, graue Behaarung. Alles in allem war er froh, dass Mai dieser Anblick erspart gewesen blieb. Diese schien ihn jetzt auch zu bemerken und ihre Augen weiteten sich entsetzt. „N- Naru…?“ Natürlich… Im Moment musste er eher wie ein Geist wirken. Er warf ihr nur einen kurzen Blick zu, ehe er seine Kräfte sammelte. //Für sie…// dachte er leise, ehe er den Dämon angriff. Seine eigenen Kräfte rauschten nur so durch ihn hindurch und je mehr er stabilisierte, desto mehr schien hervorzuquellen. Als Mensch hatte er an diesem Punkt schon lange das Bewusstsein verloren… doch so hatte er eine Chance. Wie lange der Kampf dauerte, wusste Naru nicht. Es konnten genauso gut wenige Minuten vergehen wie mehrere Stunden, er hatte sein Zeitgefühl verloren. Jeden Moment konnte ein Angriff seines Gegners durchkommen, jeden Moment konnte er alles gewinnen oder alles verlieren. Mais und sein Leben standen im wahrsten sinne des Wortes auf der Kippe. So zog es sich hin und er hatte das Gefühl als würde es kein Ende finden… ehe er überrascht seine Augen weitete. Der letzte Angriff seinerseits war durchgedrungen und der Dämon schrie auf. Ohne zu realisieren was er tat setzte er nach und … der Dämon verschwand. Er hatte ihn vernichtet. Er… hatte es geschafft. Im nächsten Moment fühlte er sich wie von einem starken Sog erfasst, ehe er seine Augen aufschlug… und Mais verheultes Gesicht über sich sah. Sie hatte vor Kälte schon blaue Lippen. Er wahrscheinlich auch. Schließlich hatte keiner von ihnen eine Jacke mit. Er war also scheinbar wieder in seinem Körper. Und er merkte, dass es schlagartig wieder wärmer wurde. Natürlich, der Dämon war besiegt, und es war ja der Dämon gewesen der diese unnatürliche Kälte hervorgerufen hatte. Zu müde um genauer über die Geschähnisse nachzudenken, schob er einfach alle Gedanken beiseite. „Mai…“ „J-ja? Naru?“ „Dort hinten ist eine Hütte…“ Es erstaunte ihn selbst wie erschöpft er klang. Sie nickte leise, ehe sie sich aufraffte und auch ihn in eine halbwegs stehende Position stemmte. Sie war wirklich erstaunlich stark für ihre Figur. „Der…D-Dämon ist… weg?“ Ein kraftloses Nicken von Narus Seite ließ Mai erleichtert aufatmen- Ehe ein lautes Knacken hörbar wurde. Synchron wanderten ihre Blicke auf die Eisdecke, die schon im nächsten Moment große Sprünge zeigte. Durch den Dämon war das Wasser gefroren… aber der Dämon war weg. Mai kam nur noch ein erschrockenes Keuchen über die Lippen, ehe beide einbrachen. Das war der Moment, indem Naru endgültig sein Bewusstsein verlor. So bekam er den Kälteschock nicht mehr wirklich mit und auch nicht wie Mai verzweifelt versuchte, sie beide an der Wasseroberfläche zu halten, wie sie mehrmals beinahe scheiterte und sie mit äußerster Mühe und bewundernswerter Stärke Richtung Land schwamm. Zitternd blieb sie einen Moment betäubt am Ufer hocken, ehe sie sich Richtung Hütte bewegte. Sie konnte im Nachhinein selbst nicht mehr sagen, wie sie es schaffte die Hütte zu erreichen. Auch wären sie sicherlich erfroren, wäre nicht der Stapel mit Feuerholz dort gelegen. Und auch damit hätten sie nicht viel anfangen können, hätte sich nicht irgendeiner der Geister dieses Landes erbarmt und einen Funken geschlagen, der ihnen das Holz entzündete. So allerdings schaffte sie es, sich selbst und mit hochrotem Kopf und stummen Entschuldigungen auf den Lippen auch Naru bis auf die Unterwäsche zu entkleiden und in das alte, staubige und nicht sehr komfortable Bett zu stecken. Sie häufte das Holz im Feuer auf, ehe sie sich erschöpft neben Naru sinken ließ. Sie hatten es geschafft. War ihr letzter Gedanke, ehe sie der Schlaf übermannte. ____________________________________________________________________________ Und? Spannend gewesen? *g* Und ich entschuldige mich bei allen für meine Unfähigkeit, Kämpfe zu schildern... deshalb hab ichs gleich eher kurz gehalten. Was Narus Fähigkeiten angeht: Im Anime HAT Naru zwar Kräfte, es wird aber ein wenig anders dargestellt als hier.(Allerdings war er da auch nicht außerhalb seines Körpers und hat gegen einen Dämon gekämpft XD OBWOHL ich den Kampf selber wie gesagt nicht so genau beschrieben habe.... mehr Platz für Eigeninterprätation... XD Noch Mal ein dickes SORRY) Noch eine kurze Anmerkung: In diesem Kapi wollte ich auch Mai ein Mal ein wenig stärker erscheinen lassen. Immerhin wäre Naru ohne sie im See drauf gegangen... und ein Einbruch im Eiswasser ist keine Kleinigkeit. Noch dazu wenn man einen bewusstlosen Arbeitgeber mit an Land schleppen muss... Da ich so super motiviert bin werde ich das nächste Kapi villeicht schon früher hochladen. Für heute habt ihr aber Ruhe vor mir.^^ Kapitel 4: (schönes) Erwachen ----------------------------- Jaaaa... Zeit für das nächste Kapi, was? (Das hier hatte ich noch "auf der Kante" das nächste wird deswegen vielleicht ein bisschen länger dauern) Also, der Dämon wäre ja somit beseitigt und alles ist super... da kann man ja zur Abwechslung Mal ein bisschen Fluff einbauen, oder? XD @ Sali: Ahhhhh, deine Kommentare sind Balsam für jede Autorenseele! *immer fett grinsen muss wenn lese* *grins* Und was Schleichwerbung angeht.... NATÜRLICH freue ich mich darüber! *mega-fett grins* (Was heißt hier freuen?!? *auszuck* ;) ) ______________________________________________________________________ Naru erwachte nur langsam aus seiner Bewusstlosigkeit. Er spürte ein seltsames Gewicht auf seiner Brust, doch ansonsten war es komfortabel warm und ein vertrauter Geruch stieg ihm in die Nase… nur, dass seine Gedanken viel zu schwer waren als dass er ihn hätte zuordnen können. Er fühlte sich nur sehr angenehm an… War er tod??? Immerhin war er bewusstlos geworden als er im Eis einbrach. Was wohl mit Mai war? Ob sie es geschafft hatte? Schwerfällig öffnete er seine Augen und sah im ersten Moment nur braun. Brünett, um es genauer zu definieren. Und ihm kam der Gedanke dass er vielleicht doch nicht so tot war wie zuerst angenommen. Sonst konnte er wohl schwerlich so eng aneinander gekuschelt mit seiner Assistentin in einem Bett liegen, die ihren Kopf auf seine Brust gelegt hatte. Als er das realisiert hatte, fühlte er dass sich die Geschwindigkeit seines Herzschlages verdoppelte und ihm leichte röte in die Wangen stieg. //Wenn das jemand sehen könnte, würde der mich mein gesamtes Leben lang damit nerven…// dachte er. Nun, aber es sah niemand. Und es war ein durchaus sehr angenehmes Gefühl… ehe ihm bewusst wurde dass sie im wahrsten Sinne des Wortes Haut an Haut lagen. Dieser Umstand reichte um ihn nun doch nervös zu machen. Sie musste ihn ausgezogen haben… und er dachte lieber nicht weiter. Sonst könnte das führ ihn sehr peinliche Folgen haben… Er schluckte hart und versuchte das verrückte Kribbeln in deinem Bauch zurückzudrängen. //Rational bleiben, immer rational….// Was jetzt anfing richtig schwer zu werden, da sie auch noch anfing sich leise zu bewegen und sich mit einem kaum hörbaren Brummen an ihn schmiegte. Es wurde eindeutig Zeit sie aufzuwecken. „Mai… Mai, wach auf.“ Er rüttelte sie sanft an der Schulter. Verschlafen blinzelten ihn ein paar müde, braune Augen an. „Na-ruuuuuuuuuuuuuuhhh“ gähnte sie verschlafen. Warum musste sie auch so niedlich aussehen wenn sie verschlafen war? Er bemühte sich wirklich um seine normale Emotionslosigkeit… „Was machst du in meinem Bett…?“ fragte sie leicht bedröppelt. Sie war wirklich noch sehr verschlafen. Hatte dieser Chaot doch schlichtweg vergessen was geschehen war… ganz zu schweigen davon, dass ihre Körper noch immer so nahe beieinander lagen. „Whah!!!“ Im nächsten Moment fuhr sie erschrocken in die Höhe. Allerdings hatte sie die Schmalheit des Bettes nicht mit einberechnet, sodass sie mit einem lauten plumps auf dem unfreundlich harten Boden landete. „Aua…“ Dabei hatte er einen fast schon peinlich genauen Blick auf ihren Körper… und ihre Verwundungen. Zahlreiche blaue Flecken schmückten ihren zierlichen Körper und auch viele Schürf- und Schnittwunden waren zu entdecken. Mit hochrotem Kopf verschränkte sie ihre Arme vor ihrer Brust. Wenigstens hatte sie ihre gesamte Unterwäsche an… sonst wäre sie vor lauter Peinlichkeit im Boden versunken. //Wahrscheinlich sehe ich auch nicht viel besser aus…// dachte er derweil bei sich. Aber ihr Körper wirkte allein schon so zerbrechlich, mit all diesen Wunden tat es ihm fast schon weh sie so zu sehen. Unter seiner Musterung färbte sich ihr Gesicht in das herrlichste purpurrot das er sich vorstellen konnte. Sie sah wirklich in allem was sie tat niedlich aus… sogar wenn sie reichlich unelegant aus dem Bett fiel. „Tut dir etwas weh?“ fragte er. Ihr Blick fiel an sich hinunter, ehe sie ihm wieder verwundert in die Augen sah. „G-Geht schon…“ So stand auch er mit noch reichlich wackeligen Beinen auf und fing an sich anzuziehen. Mai allerdings fuhr mit hochrotem Kopf herum und mied es ihn anzusehen… bis ihr die Kälte endlich sagte dass sie sich am besten ebenfalls anzog. Deswegen schlich sie zu ihren Sachen, die dummerweise neben denen von Naru lagen und zog sich selbst ebenfalls hastig an. Aber etwas war seltsam. Täuschte sie sich, oder… nein, Naru war wirklich langsam… sogar leicht zittrig. Als sie kurz seinen Körper musterte sah sie blaue Flecken von violett bis zu den seltsamsten Mischungen. Auch Kratzer zogen sich über seinen gesamten Körper. Vor allem wenn sie mit einberechnete, dass er erst vor kurzem einen vermutlich sehr großen Teil seiner Fähigkeiten- wenn nicht gar alles- eingesetzt hatte… er musste wirklich unheimlich erschöpft sein. Erst als Naru sich anziehen wollte fiel ihm auf, dass er den seltsamen blauen Stein des Geistes noch immer in einer Hand hielt. Er ließ ihn leicht an dem Lederriemen pendeln und musterte ihn scharf, ehe er ihn sich umhängte. Ob er noch immer funktionierte? Diese Frage schien mit jeder Sekunde interessanter zu werden, da er dank des Steins nahezu immer in der Lage wäre seine Kräfte zu verwenden, ohne nachher so lange Zeit im Krankenhaus zu landen. „Was ist das?“ fragte Mai mit unterdrückter Neugierde. „Der Grund warum wir beide noch leben.“ Sie schwieg verwirrt. Er konnte ein Augenrollen gerade so unterdrücken. „Schön, deiner mangelnden Intelligenz zu liebe werde ich es also genauer erklären: Mein Körper kann mit meinen Fähigkeiten nicht mithalten, dass weißt du. Dieser Stein hat also meine Seele scheinbar kurzzeitig von meinem Körper getrennt und mir so erlaubt alle meine Kräfte einzusetzen. Deshalb konnte ich gegen den Dämon kämpfen, ohne vorher zusammen zu klappen. Verstanden?“ Sie wollte ihn gerade anfahren, von wegen sie sei nicht so dumm wie er sie gerade darstelle, ehe sie plötzlich verstummte. Ihr Blick war erneut an seinen Verletzungen hängen geblieben, die ja genau genommen ihre Schuld waren. Wenn sie nicht so dämlich gewesen wäre und dem Dämon widerstanden hätte… wenn sie es geschafft hätte, die Kontrolle über ihren Körper zu behalten… dann wäre Naru nie in diese Situation gekommen. Er hatte recht… sie war einfach dämlich. Wieso hatte er sie eingestellt??? Sie machte ja doch nichts als Ärger. Sie fühlte wie ihr die Tränen kamen und sie sich kraftlos aufs Bett fallen ließ. „Es tut mir Leid.“ Wimmerte sie leise. Oha… eigentlich hätte er erwartet, dass sie ihn einfach anfahren würde… so wie immer. Dass sie sich eben einfach verteidigte und mit gewohnter Energie weitermachen würde…sich selbst- und so auch ihm- neuen Schwung gebend. Aber einen Zusammenbruch hatte er nicht erwartet. Seuftsend setzte er sich neben sie aufs Bett. „Was tut dir Leid?“ „Wegen… wegen mir bist du wieder in Gefahr gewesen.“ Sie schluckte schwer. „Ich h-hätte es wi-wissen müssen. Sie h-hat mich ja gewarnt, und ich bin trotzdem gekommen. Un-d dann ko-konnte ich mich nichtmal dem Dämon widersetzen sondern bin gleich zu ihm hingerannt!!!“ Sie schluchzte und wischte sich hektisch über die Augen, verzweifelt versuchend den Tränenfluss zu stoppen. „Ich b-bin immer so nutzlos. Immer die, die alle in Gefahr bringt. Warum ha-hast du mich überhaupt eingestellt??? Ich verstehs nich… un… jetzt heul ich dir auch noch die Ohren voll!!!“ Wieder wischte sie sich über die Augen, ihr möglichstes versuchend ihre Tränen zu unterdrückend. Scheinbar war sie doch auch seelisch angegriffen… nach dem Erlebten wohl auch kein Wunder. Er hätte sich diesen Kommentar wohl einfach sparen sollen. „Mai… ich habe selbst entschieden, dir nachzulaufen.“ Sie merkte, dass seine Stimme sanfter war als sonst… und normalerweise legte er ihr auch keine Hand auf die Schulter. „Genau so wie auch alle anderen selbst entscheiden. Sie kennen die Risiken und du bist es nicht die sie in Gefahr bringt. Du hast ein gewisses Maß an Intelligenz erreicht, sonst wärst du nicht meine Assistentin. Und ich kann dir versichern dass er höher ist als alle anderen in deiner Klasse. Und du bist nicht nutzlos…. Weil du wirklich ausgezeichneten Tee machst.“ Der letzte Satz war wieder so Naru-typisch. Als würde seine gesamte Welt nur aus Arbeit und Tee bestehen… auch die Aufmunterung war nicht das, was man am freundlichsten nannte… aber sie wirkte. Und wie sie wirkte. Sie starrte ihn erstaunt an und die Tränen trockneten langsam. „So, und eigentlich ist es der Job eines Assistenten seinen Auftraggeber zu unterstützen und nicht umgekehrt.“ Rief er ihr streng ins Gedächtnis. Sie schniefte noch einmal, wischte sich ein letztes Mal über die Augen ehe sie nickte und schwach lächelte. „Tut mir leid…“ „Und hör sofort auf dich zu entschuldigen.“ Irrte sie sich oder klang er sogar leicht genervt. „Entschuldi-„ Er brachte sie nur mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Gehen wir zurück.“ Meinte er mit einem leisen Kopfschütteln. Naru stand erneut ein wenig schwerfällig auf und Mai folgte seinem Beispiel, sich noch schnell die Decke nehmend. Schließlich hatten noch immer weder er noch sie eine Jacke mit. Und es war doch immer noch recht kalt. Kalt genug um eine erneute dünne Eisschicht auf dem See zu bilden. „Naru… nimm du die Decke.“ „Ich brauche sie nicht.“ „Aber du bist im Eis eingebrochen!“ „Du auch.“ „Aber- aber DU hast gekämpft. Ich nicht!“ „Ich brauche sie nicht.“ „Schön. Ich auch nicht!“ meinte sie stur. Das war schon eher wieder die Mai die er kannte. So nahm er die Decke und hängte sie um sie beide… und er sah mit einem inneren Amüsement wie sie schon wieder rot anlief. „Zufrieden?“ Sie schluckte hart und nickte kurz, ehe Naru abrupt stehen blieb. „Was ist?“ „…“ „Sag schon!“ „…“ „Naru, WAS ist los?!?“ fragte sie leicht verärgert. „Ich weiß nicht wo wir sind.“ „Öh… mist.“ „Du auch nicht?“ „Nein. War gestern damit beschäftigt vor einem Dämon davon zu rennen.“ „So wie ich.“ War die steife Antwort Narus. „Und jetzt?“ „Hm.“ „Das ist nicht lustig!“ „Soll es auch nicht sein. Allerdings glaube ich dass wir von dieser Richtung gekommen sind.“ Meinte er und deutete vage in die Richtung vor ihnen. „Schlimmstenfalls gehen wir eben einfach wieder zurück…“ meinte Mai seuftsend. Naru nickte nur leise und so bewegten sie sich eben in “diese Richtung“. Nach einer Stunde Gehens wurde sie allerdings unruhig. „Sicher dass wir von da gekommen sind?“ „Nein.“ „Vielleicht sollten wir-„ „Sei leise.“ Unterbrach Naru sie auf einmal fast unfreundlich. Erstaunt schloss sie ihren Mund. „Hörst du es?“ Sie lauschte angespannt. Und da hörte sie es auch, eine leise Stimmen die nach ihnen rief. „Das ist Bou-san!!!“ platzte es freudig aus ihr heraus. Und schon sog sie Luft in ihre Lungen und brüllte zurück! „BOU-SAAAAAAAN!!!!!!!!!! WIR SIND HIEEEEEEEEER!!!!! BOU-SAAAAAAN!!!!“ Ein leises klingeln blieb in seinen Ohren zurück, als Mai samt Decke losstürmte und Richtung Mönch lief. Wer hätte jemals gedacht dass Mai bei der schmächtigen Figur so einen Lärm schlagen konnte?!? Um die Richtung brauchte er sich nicht mehr zu sorgen. Die beiden schlugen so viel Lärm dass er sie selbst blind gefunden hätte. „MAI-CHAAAAN!!!!“ //Sekunden bis zum Einschlag: 3-2-1-0// WUMMM Mai hatte den Mönchen mit ihrer Umarmungsattacke schlichtweg von den Füßen gerissen. Der störte sich allerdings nicht daran sondern zerwuschelte mit sichtbar riesiger Erleichterung nach Herzenslust ihre sowieso schon wirren Haarstränen, während die anderen ebenfalls hinzugelaufen kamen und sie halbtot drückten. „Mai…“ „…Naru auch!“ „…dachten schon, wir hätten euch verloren!!!“ „Keine Ahnung, KEINE AHNUG wie viele Sorgen wir uns….“ „…Und haben euch einfach nicht….“ „….Finden können!“ „WO WART ihr?“ „…in Ordnung???“ „….Schmerzen?“ „Was…..“ „….passiert???“ Von den Wortfetzen die er auffing konnte er sich eine ungefähre Vorstellung machen was die Gruppe denn eigentlich fragte. Mehr konnte er beim besten Willen nicht mehr verstehen. Irgendwie hatte sein Körper nämlich gerade beschlossen dass er ihn mit der Wanderung über Stock und Stein überanstrengt hatte, weswegen er sich im Moment hundeelend und hundemüde fühlte. Natürlich, bei diesem Aufwand an Energie die er verbraucht hatte… es war klar dass er sich nicht über eine einzige Nacht erholen konnte. Und da er jetzt alle anderen der Gruppe traf… erst jetzt wirklich alles vorüber war und sie beide mit Sicherheit außer Lebensgefahr waren… erst jetzt ließ die Anspannung wirklich nach und machte Platz für die gewöhnlich nachfolgende Erschöpfung. So ging er also bis zu der Stätte der freudigen Begrüßungen und sie machten auch schon Anstalten auch ihn mit Fragen zu bombardieren und möglicherweise in eine Umarmungsattacke zu ziehen… wenn er nicht in diesem Moment erneut bewusstlos zusammengeklappt wäre. ____________________________________________________________________________ my little dialog... me: *naru anstups* "Schwacher Kreislauf, der Gute..." Naru: *stöhn* me: "Oder vielleicht auch niedriger Blutzucker..." *mit Schoko-cookie vor seiner Nase rumwedel* Naru: *hatschi* me: *schultern zuck und Cookie ess* Naru: *genervt* "Vielleicht auch einfach nur erschöpft weil ich mir gerade einen Kampf auf Leben und Tod mit einem Dämon geliefert habe?!? Und im Eiswasser eingebrochen bin?!?" me: *naru auf die Schulter tätschel* "Mai ist auch im Eiswasser eingebrochen. Und die klappt nicht wegen jeder Kleinigkeit zusammen" Naru: *drop* - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - *gg* Dieser Schwachsinn musste jetzt einfach sein! XD Na, war doch ein schön fluffiges Kapi, oder? Ich steh einfach drauf Naru in Verlegenheit zu bringen. *evil grins* Aber leider ist der Typ so kalt dass man das nicht oft machen kann ohne ihn OOC zu machen. *seuftser* Okay, für alle die es interessiert, diese Geschichte ist NOCH NICHT bald aus... tut mir leid euch enttäuschen zu müssen. ;P Das war lediglich der erste Teil... und der zweite folgt sogleich. (Alle NaruXMai Fans werden ihn lieben) Sogar ein dritter Teil ist schon in Arbeit... mehr, oder weniger. Und weil ich schlicht ein furchtbarer Chaot bin und es einfach nicht lassen kann habe ich auch schon Ideen zu einer möglichen Fortsetzung. Aber das liegt noch in weeeeeeeiiiiiiter Ferne. bye naias Kapitel 5: Teil II: Grippe -------------------------- Grippe Na, das neue Kapi fängt ja schon im Namen gut an.... Grippe, da wird sich jemand seeeehr freuen. *pure Ironie* @ Sali: Dran gedacht hab ich schon, aber John ist ein Priester und müsste dafür erstmal seinen Beruf in den Wind schlagen.... und das kommt mir ein bissi OOC vor.... aber gedacht hab ich schon dran. Und ich denke noch immer. *g* Was die kleinen Dialoge angeht.... (((woher wusstest du das ich noch mehr von dem Schrott auf Lager habe??? Tatsächlich hab ich zu diesem Kapi auch sowas fabriziert... nur, dass es diesmal net so witzig is. Aber da es dein ausdrücklicher Wunsch war.... ist er am Ende des Kapis beigefügt. *räusper*))) DIALOG von der Admin nicht freigeschaltet, daher gelöscht. Ich schicks dir und jedem Interessenten per ENS Langsam öffnete er seine Augen. Irgendwie fühlte er sich noch immer elend… und warum noch mal hatte er Kopfschmerzen??? „Wie geht es dir?“ Dass war Lin. Er neigte leicht den Kopf. Neben seinem Assistenten saß Mai- offensichtlich eingeschlafen. „Wie lange war ich weg?“ Selbst er hörte, dass er matt klang. „Knappen Tag… Und diesmal hast du es übertrieben.“ „Was übertrieben?“ „Der Einsatz deiner Kräfte. Allerdings… dafür, dass du gegen so einen Dämon gekämpft und gewonnen hast…. Dafür sind die Beschädigungen viel zu leicht.“ Was Mai wohl schon alles erzählt hatte? „Ich erkläre es dir… später.“ „Laut den Ärzten hast du keine Nachweisbaren Schäden, die blauen Flecken und die Kratzer einmal ausgenommen, deswegen kannst du sobald du dich dazu in der Lage fühlst und nach ein paar abschließenden Untersuchungen das Krankenhaus verlassen. Allerdings sollst du dich noch mindestens zwei Wochen lang schonen.“ Er nickte kurz. „Gut. Dann würde ich gerne sofort aufbrechen.“ Tatsächlich musste er nicht lange auf die Ärzte warten, die ihn noch einmal untersuchten aber bei ihrer Diagnose blieben. Da Naru im Moment zu matt zum Autofahren war, würde den anderen Wagen John fahren und er selbst würde Lin begleiten. Allerdings bekam er nicht mehr viel von der Autofahrt mit, da er sofort wieder einschlief. So wurde ihm erst bewusst dass sie angekommen waren als Lin schon wieder aus dem Auto stieg. Er rappelte sich ebenfalls auf und ging ohne Umschweife sofort in sein Büro, wo er vor hatte noch schnell den Bericht zu tippen, den Fall somit zu den Akten zu legen und für den Tag Schluss zu machen. Allerdings schlief er nach nicht einmal einem Viertel über seiner Arbeit ein. Geweckt wurde er von einer besorgt aussehenden Mai, die eine Teetasse vor ihm abgestellt hatte und ihn nun sanft an der Schulter rüttelte. Er blinzelte einen Moment, ehe er wieder wach war. Irgendwie… war es seltsam kalt in seinem Büro. Vielleicht sollte er einheizen, es war ja immerhin Winter… aber er war doch sonst nie so kälteempfindlich? „Du siehst nicht gesund aus…“ sagte sie besorgt. //Ich fühl mich auch nicht gesund…// dachte er, ehe sich seine Kopfschmerzen in doppelter Stärke zurückmeldeten. „Mai…. Wir machen Schluss für heute.“ Er selbst hörte, dass er matt klang. Auch Mai zog leise ihre Augenbrauen zusammen und legte eine kühle Hand auf seine Stirn. Er musste sehr an seiner Selbstbeherrschung festhalten um nicht erleichtert die Augen zu schließen. Die sanfte Kühle tat ihm irgendwie gut. „Du glühst ja förmlich!“ meinte sie überrascht. Nun… was sollte er darauf antworten? Er hatte sich also eine Grippe eingefangen… möglicherweise war ja der Einbruch in das Eiswasser schuld. Oder die Anstrengung, alle seine Kräfte anzuwenden. Oder der Aufenthalt im Krankenhaus, wo es vor Erregern nur so wimmelte. Aber vermutlich war es alles zusammen, was seine Abwehrkräfte in die Knie gezwungen hatte. Er stand nur auf und ging kurz in Lins Arbeitszimmer. „Lin, ich mache Schluss für heute. Sperr bitte ab.“ Sein Assistent nickte nur leise, ehe Naru sich anzog und zum Gehen anschickte, leise seine leichte Schwindelattacke und seinen scheinbar fast explodierenden Schädel verfluchend. So verließ er das Haus und merkte erst nach ein paar Schritten dass Mai ihm folgte. „Was willst du?“ „Dich nach Hause begleiten. Offenbar bist du sehr krank und nicht ganz bei allen Sinnen, sonst hättest du mich sofort bemerkt.“ Nun, dieses Argument hatte etwas. Eigentlich war es sogar sehr treffend… und er musste wirklich sehr krank sein um ein Argumentationsduell gegen Mai zu verlieren. Er erwiderte nichts sondern erduldete eben stillschweigend sein Schicksal, lieber den Mund haltend als sich in seinem Zustand noch mehr zu blamieren. Mai hingegen fühlte, wie die Aufregung ihre Wangen rötete. Er hatte sie nicht abgewiesen, dass war….. Moment, dass war mehr als seltsam. Das war un-Naru-mäßig. Langsam fing sie an sich wirklich Sorgen zu machen. Wenn er so neben sich stand hatte es ihn diesmal wirklich schwer erwischt. So lief sie eine Weile schweigend neben ihm her, versuchend ihr Herzklopfen zu beruhigen. Sie hatte seine Wohnung noch nie gesehen… und sie war ehrlich gesagt neugierig wie und wo er wohnte. Schließlich bog er zu einem Wohnblock ab und sperrte die Türe auf. Mai huschte (unbemerkt?) mit ins Treppenhaus und beide blieben schließlich vor seiner Wohnungstüre stehen, die Naru jetzt aufsperrte. Er war gerade dabei, die Türe aufzumachen ehe er wieder stoppte. „Mai, ich bin sicher und wohlbehalten hier angekommen, was ich auch ohne deine Hilfe ohne Probleme geschafft hätte. Du kannst jetzt gehen.“ Das klang schon wieder fast nach dem alten Naru… Wenn… ja, wenn seine Augen nicht glasig gewesen wären, wenn er nicht blass wie eine Leiche und seine Haltung genauso fest wie seine Worte gewesen wären. So waren deutliche Lücken in seiner “Verteidigung“ sichtbar. Mai stemmte also die Hände in ihre Hüften und starrte ihm stur in die Augen. „Hm… Ich glaub dir nicht. Wenn du wieder gesund bist, kannst du mich gerne rauswerfen, und ich nehme an das wirst du auch, aber solange du dazu nicht in der Lage bist nehme ich das als Beweis dass es dir zu schlecht geht um dich alleine zu lassen.“ Einen erstaunten Naru ignorierend und über die Türschwelle schiebend betrat sie mit einem breiten Grinsen seine Wohnung. Er musste zugeben dass sie ihn Erstaunte. Vor allem weil ihre Argumentation im Moment aus seiner Sicht lückenlos war… argh, wenn doch diese dämlichen Kopfschmerzen nicht wären! Er war sich sicher sie in diesem Falle problemlos abwimmeln zu können… was wieder ihre Argumentation unterstrich. Er seuftste nur sehr leise und ergeben, ehe er Mantel und Schuhe ablegte und sich erschöpft auf sein Sofa fallen ließ… Himmel, er wurde immer müder. Irgendwie war er schon wieder auf dem besten Weg einfach wegzuschlafen, dabei war es erst acht Uhr abends. Er zuckte leise zusammen als ihm ein kühles Glas an die Stirn gehalten wurde. Mai… vielleicht sollte er ihren Lohn erhöhen. „Du siehst aus als hättest du Kopfweh. Trink das.“ Er beäugte das Getränk ein wenig misstrauisch. „Hilft allgemein gegen Kopfweh und Grippe.“ Wieder ergab er sich seinem Schicksal und trank das eklige Zeug. Er war stolz, aber nichts desto trotz intelligent genug um erkennen zu können dass sie recht hatte. Irgendwie kippte er danach einfach weg und schlief ein. Mai beobachtete ihn nur kopfschüttelnd. In so einem Zustand hätte er gar nicht erst arbeiten gehen sollen. Zaghaft legte sie ihm wieder eine Hand auf die Stirn… wie sie es sich gedacht hatte. Er glühte wirklich. Und er… zitterte? Leichter Schüttelfrost? Zaghaft sah sie sich in seiner Wohnung um- gar nicht so schlecht eingerichtet. Eine Küche, ein Badezimmer…endlich. Das Schlafzimmer. Sie schlich sich hinein als dachte sie, sie würde etwas Verbotenes tun, ehe sie sich die Decke und ein Kopfpolster angelte. Dann ging sie wieder zu ihrem erzwungenen Patienten zurück und deckte ihn zu, nach einigem Zögern schob sie ihm auch den Polster unter. Ein wenig ratlos sah sie sich um. Er hatte weder Gästezimmer noch Zusatzmatratze… Sollte sie wieder nach Hause fahren? Ein Blick auf den leichenblassen Naru lies sie diesen Gedanken schnell wieder beiseite schieben. Allerdings… er sah nicht so aus als würde er bald aufwachen. So fasste sie den Entschluss sich eben zu beeilen. Sie fuhr so schnell es eben ging zu sich nach Hause, kramte sich unter anderem einen Futon, Bettzeug, Kleidung und Medikamente zusammen, ehe sie wieder zurückfuhr… und wie erwartet schlief er noch immer wie ein Stein. Und was sollte sie machen solange er schlief??? Ihr Blick fiel auf den Laptop… ob er wohl Internet-Anschluss hatte? Warum nicht herausfinden, wie man bei einer Grippe am besten vorzugehen hatte? Grinsend machte sie sich an ihre neue Aufgabe. ______________________________________________________________________________ Ein ziemlich kurzes Kapi, aber egal. Dafür hab ich nicht lang gebraucht.... Aber Mal ehrlich: Ferien sind TOLL!!! Da hat ma viieeeel Zeit zum schreiben! *g* Und ja, ich weiss das es nicht unbedingt das originellste ist Naru mit einer Grippe ins Bett zu stecken und Mai sich um ihn kümmern zu lassen... aber die Idee hat mir persönlich einfach gut gefallen! ;P bye naias Kapitel 6: Alptraum ------------------- Hmmm.... ich habe lange hin und her überlegt ob ich Mai jetzt irgendwas auf dem Computer finden lassen soll oder nicht.... aber irgendwie is mir nix passendes eingefallen, drum hab ichs gelassen... @ Sali: Jup, aber leider is John ein katholischer Priester... (sonst würd ich ja garnet mehr zögern) ACHTUNG!!!!!!!! SPOILER! Da ich bisher nur englische Ghost-Hunt FF´s gefunden habe, hab ich eben die gelesen.... und dort sind Narus Hintergründe nun Mal allgemein bekannt. Hab wieder lange hin und her überlegt ob ich die nun wirklich einbauen soll.... und hab mich dann doch dafür entschieden. Konnte es beim schreiben eben einfach nicht ignorieren.... T.T Sorry. Werd mein möglichstes tun um seine Hintergründe verständlich darzustellen.... aber im Moment ist es eh nur ein Ein-Satz-Spoiler, also nicht sooo schlimm.... Außerdem ist die Anime-Serie schon aus, also betrifft es sowieso nur die Personen, die den Manga lesen. (Das war auch der Grund warum ich trotz Ferien für ein relativ kurzes Kapi ein bisschen länger gebraucht habe.... konnte mich eben net entscheiden...) Genug geschwafelt, auf zur Geschi!!! Blinzelnd erwachte er und fühlte sich wie gerädert. Seltsam… es duftete nach- Frühstück. Sogleich musste er ein Würgen unterdrücken. Irgendwie hatte er nicht im geringsten Appetit auf irgendetwas. „Ah, bist du aufgewacht.“ Mai?!? War sie hier geblieben?!?!? Oder einfach nur wieder gekommen? Eigentlich gleichgültig, das änderte nichts an der Frage was zum Teufel sie hier tat! Obwohl… er wollte es sich nicht einmal selbst richtig eingestehen, aber irgendwie war es… angenehm, dass sie sich um ihn sorgte. Und ihre Pflege war sicher angenehmer als Lins… Aber sie war seine Angestellte. So schüttelte er nur leise den Kopf. „Mai. Was tust du hier?“ „Frühstück machen!“ antwortete sie gut gelaunt und drückte ihm ein Glas Orangensaft in die Hand. „Der ist selbst gepresst, ganz frisch!“ sagte sie, weiterhin lächelnd. „Nein, ich meine was tust du hier?!“ „Dich pflegen, natürlich.“ „Ich brauche keine Pflege.“ Erwiederte er kühl. „Freut mich, dass es dir wieder besser geht. Aber spätestens um fünf liegst du wieder flach.“ Er zog nur leise eine Augenbraue in die Höhe. „So?“ „Yup. Meiner Recherche zufolge dürftest du “echte“ Grippe haben. Influenza.“ „Deiner Recherche zufolge?“ Seine Augenbraue wanderte noch ein wenig höher. „Mhm. Sie tritt schlagartig auf, dauert ca. ne Woche. Symptome sind: Hohes Fieber, und das hattest du, und zwar wirklich hoch, was ich weiter nicht prüfen kann, sind dann wohl diese: ausgeprägtes Mattigkeitsgefühl am ganzen Körper, Müdigkeit, starke Kopfschmerzen, manchmal durch das Fieber Kreislaufprobleme…. Ich könnte ja noch eine ganze Weile so weiter machen. Durch das Fieber hast du viel Flüssigkeit verloren, also musst du viel trinken. Und Vitamine können ja sowieso nicht schaden…“ plapperte sie fröhlich drauf los. „Ach ja, ich weiß ja dass du wahrscheinlich keinen Appetit haben wirst, aber ein kleines bisschen essen solltest du trotzdem…. Außerdem hab ich mir wirklich viel Mühe gegeben!“ Dieses Lächeln brachte ihn noch um den Verstand… normalerweise nervten ihn solche dauergrinsenden Leute. Aber sie irgendwie nicht… und auch diese Tatsache ging ihm irgendwie auf die Nerven. „Mai… deine Sorgen sind unbegründet, ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Also geh nach Hause.“ Schließlich wollte er sich ausruhen. Und wenn sie in der Nähe war… Sie verdrehte nur leise die Augen. „Tut mir leid deinen Stolz verletzt zu haben, aber alleine lassen werde ich dich nicht. Solltest du meine Anwesenheit nicht länger ertragen können, dann sag es eben und ich gebe Lin bescheid dass ER dich pflegen soll.“ Nun… Mai war als Pflege sicher noch besser als Lin… und sie machte auch viel besseren Tee als Lin… und war auch sonst angenehmer… und er sollte vielleicht doch in Betracht ziehen lieber Lin zu sich zu holen, weil er nicht wusste was er tat wenn er Tag und Nacht auf engstem Raum mit seiner- durchaus attraktiven- Assistentin zusammen lebte. Dummerweise hatte er scheinbar zu lange für und wieder abgewogen, da sie jetzt befriedigt nickte. „Dann nehme ich dass jetzt als ja.“ Und sie ging einfach wieder in die Küche zurück. Nun… er war neugierig was geschehen würde. Doch zuerst stand er auf und ging (noch immer ein wenig wackelig) in sein Schlafzimmer um sich umzuziehen, ehe er die Morgentoilette erledigte. So gerne er auch Mais Essen gekostet hätte, er musste schon allein bei dem Geruch von Essen würgen. So verweigerte er das Essen und flüchtete sich stattdessen in ein Buch. Den ganzen Tag lang lesend versuchte er ihr aus dem Weg zu gehen und zu ignorieren dass sie Tee machte, Einkaufen ging, SEINE Küche putzte, etc. etc. etc. Als Hausmädchen wäre sie auch sehr brauchbar… Allerdings merkte er zusehends, wie ihre Prophezeiung eintraf. Je später es wurde, desto höher wurde sein Fieber und durch die lange Konzentration wurden die Kopfschmerzen fast schon unerträglich. Er hätte nicht so viel lesen sollen… Er hörte, wie sich Mai ihm wieder näherte. Stumm stellte sie ein Glas vor ihm ab und legte eine Kopfwehtablette daneben. Woher wusste sie dass er gerade höllische Kopfschmerzen hatte??? Er hatte sich doch eigentlich bemüht sich nichts anmerken zu lassen… Als sie das Zimmer verließ raffte er sich mühsam auf und nahm das Pulver, ehe er sich wieder in die Kissen sinken ließ. Er hielt es kaum für möglich, aber er fühlte sich tatsächlich noch schlechter als am Tag zuvor. Das war sein letzter Gedanke, ehe er in einen unruhigen Schlaf fiel. Mai betrachtete ihren Auftraggeber nachdenklich aus der Küche heraus. Er wirkte wirklich nicht gesund… wenn es sich nicht bald besserte, sollte er wohl lieber einen Arzt aufsuchen. Leicht Hilfesuchend sah sie sich um. Sie hatte sich so gut es ging beschäftigt und auch er schien auf ihre Gesellschaft nicht besonders erpicht zu sein. Genau genommen ging er ihr sogar aus dem Weg. Ob sie wirklich so nervig war? Dabei gab sie sich wirklich Mühe, so angenehme Gesellschaft wie möglich zu sein. Sie versuchte, es ihm an nichts fehlen zu lassen, keine dummen oder nervigen Fragen zu stellen oder ihn unnötig noch mehr zu belasten… aber scheinbar gelang es ihr nicht wirklich gut. Vielleicht sollte sie doch Lin rufen… aber Naru hatte ihr Angebot auch nicht angenommen, als sie es geäußert hatte. Hoffentlich ging sie ihm nicht allzu sehr auf die Nerven… er war immerhin auch ihr Chef und konnte sie wegen dem aufdringlichen Verhalten rauswerfen. Die Angst, dass er es tatsächlich tun könnte wurde auch immer nagender. Aber es ging hier um seine Gesundheit… da konnte sie selbst wenn sie wollte nicht locker lassen. Sie wurden aus ihren Gedanken gerissen als sein Schlaf unruhiger wurde. Weit unruhiger. Ein… Alptraum? Konnte das sein? Er hatte einen Alptraum? Nun, Fieberträume gehörten auch zu den angeführten Symptomen… er war zwar ein besonderer Mensch, aber doch auch nur ein Mensch… somit wurde auch er ab und zu von Alpträumen geplagt… wovon er wohl träumte? Aber dass würde er ihr wahrscheinlich nie erzählen. Aus eigener Erfahrung wissend wie unangenehm solche Träume sein konnten näherte sie sich ihm zögernd. Dann allerdings beschloss sie, ihn aufzuwecken. Sie rüttelte ihn sanft an der Schulter und er fuhr mit einem leisem Laut der Überraschung in die Höhe. Sein Puls flatterte und er versuchte gerade eine Panikattacke zurückzudrängen. //Ein Traum… Nur ein Traum…// Dennoch wollte sich sein Herzschlag nicht beruhigen und seine Anspannung nicht lösen. //Es war nur ein Traum, verdammt! Also beruhig dich gefälligst!// Aber egal ob Traum oder nicht, wenn man den Tod seines Zwillingsbruders sah, war es immer schlimm mit anzusehen. Auch Mai merkte, dass er noch immer halb im Traum gefangen war und nicht auf ihre Fragen reagierte. Und es tat ihr weh, ihn so zu sehen. So hielt sie die Luft an und zog ihn in eine sanfte Umarmung, gleichzeitig knallrot anlaufend. //Ist das noch immer ein Traum…?// dachte Naru indessen verwirrt. So… zielstrebig war Mai doch sonst nie. Aber… es wirkte. Er fühlte, wie sich sein Herzschlag wieder langsam normalisierte. Es war… angenehm. Viel zu angenehm. Er war gerade dabei sich noch mehr in seine Angestellte zu verlieben… Und er hatte es sich gerade zum ersten Mal auch selbst eingestanden. Doch Mais Stimme unterbrach seinen Gedankengang. „Genau deswegen bin ich hier…. Schlaf jetzt weiter.“ Das allerdings musste sie nicht erst sagen. Er hätte seine Augen so oder so keine Sekunde weiter offen halten können. So wie sich Narus Herz aber beruhigte, genauso beschleunigte sich Mais. Hin und her gerissen zwischen Besorgnis, Aufregung und schlechtem Gewissen hielt sie einen fiebernden Chef in den Armen. Besorgnis, weil es ihm eindeutig nicht gut ging. Sein Verhalten war, wenn das Fieber wieder hoch ging, völlig untypisch. Aufregung, weil sie gerade die große Liebe ihres Lebens in ihren Armen hielt uns schlechtes Gewissen, weil sie seine momentane Lage aus ihrer Sicht ausnutzte um sich ihm nahe zu bringen. Dennoch war er in ihren Armen ruhig. Er schien es entweder gar nicht mitzubekommen oder- oder es war ihm nicht unangenehm. Allerdings verwarf sie den zweiten Gedanken sofort wieder. So hielt sie ihn eine Weile einfach fest, ehe sie ihn sanft wieder losließ und sich selbst schlafen legte. ___________________________________________________________________________ Argh NEEEEIIIIN! Gerade hab ichs nochmal durchgelesen.... und er ist doch ein bissi OOC geworden.... =.=' na egal. Werde mich eben bemühen das in Zukunft zu verhindern. Aber es ist eben schwierig Naru in romantische Szenen zu setzen... und ich schieb sein un-Naru-mäßiges Verhalten eben auf seine Krankheit! ;P Und... Spoiler bemerkt? Höhö... genau genommen war es ja eigentlich nur ein kleines Spoiler-chen. *gg* Joa... das nächste Kapi is "In meine Kopf Gehirn-prozesse" scho fertig (<= King Julian aus Madagaskar 1 nachmache... aber das wusstet ihr natürlich, oder? *g*) bye naias (Und ja, ich bin heut ein BISSCHEN überdreht *räusper*) Kapitel 7: Besserung -------------------- Hmmm... *verlegen am Kopf kratz* Schlechte Neuigkeiten, was die schnelligkeit des Uploadens betrifft... Ich habe diese(gesamte) Woche einen vollzeit-Besuch... daher werde ich diese Woche wohl kaup weiter uploaden können... (aber KEINE Angst, diese Geschichte wird natürlich nicht abgebrochen!!!!! harhar) Als kleines Trostpflaster hier noch ein schnelles Kapi... obwohl es wohl keine Frage über Narus Vergangenheit klärt. *hust* Tut mir leid, das kommt erst noch. ______________________________________________________________________ Wieder erwachte er leise blinzelnd und wieder fühlte er sich wie gerädert. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm allerdings, dass er dieses mal weit früher aufgewacht war als am Vortag. Mit eisigem Schrecken fiel ihm der Vorfall der Nacht ein… und wieder hatte er das Gefühl als hätte jemand in der Gegend seines Unterbauches einen Sack voll Schmetterlingen losgelassen. Hin und her gerissen zwischen Freude und Verlegenheit dachte er darüber nach, wie er Mai am besten begegnen sollte. Einerseits war die Erfahrung angenehm gewesen… andererseits hatte er das Gefühl knallrot anlaufen zu müssen wenn er auch nur daran dachte. Sie war ihm erstaunlich nahe gekommen… und hatte ihn auch völlig am Boden gesehen. Und dennoch wurde er sie nicht als “seine Pflegerin“ los. Er seuftste nur leise und sah sich um… und erstarrte. Keine zwei Meter von ihm entfernt lag sie auf ihrem Futon zusammengerollt am Boden. Sie war die ganze Nacht über bei ihm geblieben… Als hätte sie gespürt dass er aufgewacht war, fing auch sie an sich zu bewegen. Im nächsten Moment blickte ihm ein verschlafenes paar Augen entgegen. „Morgen…“ nuschelte sie leise. „Wie geht es dir?“ „Besser.“ „Hnnnngh.“ Sie setzte sich auf und streckte sich genüsslich. „Mal sehen wies am Abend ist.“ Fast hätte er mit den Augen gerollt… Aber nur fast. „Ich mach Frühstück… und diesmal wird kein nein akzeptiert, selbst wenn ich es dir in den Rachen stopfen muss. Du hast zwei Tage lang nichts gegessen!“ Sie stand auf, und tapste nur mit dem Pyjama bekleidet in die Küche. Und selbst so- mit zerrauften Haaren, müden Augen und schlabberigem Pyjama- hatte sie noch immer ihre Reize. Entschlossen sich diese Gedanken ab so fort aus dem Kopf zu hämmern schnappte er sich das Buch vom Vortag und fing wieder an zu lesen. Unterbrochen wurde er allerdings als Mai Tee mit Frühstück brachte. Appetit hatte er zwar keinen… aber sie hatte trotz allem Recht. Er musste wieder etwas essen. Zuerst allerdings griff er zum Tee, was Mai mit einem leisen unterdrücktem Kichern quittierte. „Egal wie mies es dir geht- Tee trinkst du immer.“ Dann stand sie wieder auf und verließ das Zimmer… möglicherweise um sich umzuziehen. Mit Überwindung schaffte er es ein paar Bissen hinunterzuwürgen. Wahrscheinlich hätte es sogar sehr gut geschmeckt, wenn er nicht krank gewesen wäre. Tatsächlich war Mai mit der Absicht aus dem Zimmer gegangen sich umzuziehen…. Bis sie am Badezimmer vorbei kam. Da schoss ihr schlagartig der Gedanke an eine Dusche durch den Kopf… und der Gedanke gefiel ihr. „He, Naru! Es stört dich doch nicht wenn ich deine Dusche verwende, oder?“ rief sie ihm über die Schulter zu. Da kein nein oder ähnliches kam, fasste sie es als Erlaubnis auf. (Zwei Zimmer weiter versuchte sich Naru gerade die Gedanken an eine duschende Mai mithilfe seines Buches aus dem Kopf zu schlagen) Freudig ging sie in das Badezimmer und entkleidete sich, ehe sie unter den angenehm warmen Strahl stellte. Ob Naru ihre Anwesenheit wirklich als so unangenehm auffasste? Er sprach kaum mit ihr, war auch sonst abweisend wie immer… aber er hatte sie nicht weggeschickt als sie es ihm ernsthaft angeboten hatte. Und nach dem Alptraum hatte er sich sogar von ihr umarmen lassen. Das stand irgendwie im Widerspruch… Allerdings, wenn er bei Sinnen war, schien er ihre Gesellschaft klar abzulehnen. Sobald es ihm merkbar besser ging, sollte sie ihn lieber wieder sich selbst oder Lin überlassen, ehe sie noch wirklich ihren Job los war. Nun, es half nichts, jetzt darüber nachzugrübeln. Wenn es so weit war und Naru wirklich gesund war, würde er sie so oder so einfach hinauswerfen. Suchend sah sie sich nach Duschgel und Haarshampoo um… irgendwo musste er das doch haben? Ein erfreutes „hah!“ kam ihr über die Lippen als sie endlich fündig wurde. Das erste was Naru auffiel als Mai wieder zurück kam, war dass sie nach ihm roch. Natürlich hatte sie seine Sachen verwendet... Und dass ihm der Gedanke gefiel wurmte ihn ziemlich. //Aber warum eigentlich nicht?// schoss es ihm durch den Kopf. Im nächsten Moment leise seinen Kopf schüttelnd widmete er sich wieder seinem Buch. Sie war seine Angestellte... außerdem war es nicht sicher ob sie seine Gefühle erwiderte... was für Gefühle das auch immer sein mochten. Die nächsten drei Tage waren von keinen Zwischenfällen begleitet, jedoch besserte sich Narus Gesundheit merkbar. Als er schließlich nicht mehr vom Fieber niedergestreckt sondern aufrecht sitzend und lesend seinen Abend verbrachte, befand Mai es an der Zeit sich zurück zu ziehen. Sie beobachtete ihn aus den Augenwinkeln noch eine weitere ganze Stunde, fand sich aber in ihrer Annahme bestätigt. Er würde ab jetzt ohne die geringsten Probleme selbst auskommen. So setzte sie sich neben ihn und wartete noch einen kurzen Moment, ehe sie schließlich doch zu sprechen anfing. „Naru… du bist soweit ja wieder ganz fit, oder?“ Kühle Augen trafen die ihren, als er von seinem Buch aufsah. „Also…dann…naja… dann…werde ich dich wohl von meiner Gesellschaft erlösen.“ Er nickte nur. „Wenn du irgendwas brauchst…. Egal was, irgendwas, dann ruf mich an, gut?“ Wieder ein Nicken. Sie musste zugeben, dass sie enttäuscht war. Insgeheim hatte sie sich schon ein danke erhofft. Aber es schien ihm völlig gleichgültig… sie schluckte schwer und stand auf. Irgendwie wollte sie jetzt alleine sein. Und vielleicht auch das eine oder andere gegen die Wand werfen und sich über das Leben und ihren blöden narzisstischen Boss ausheulen. So packte sie nur eilig ihre Sachen zusammen, oder eher stopfte sie kreuz und quer kunterbunt irgendwohin, ehe sie sich, schwer beladen, Richtung Tür schleppte. Warum hatte sie auch so viel Zeug mitnehmen müssen??? Bei der Türe angekommen stellte sie ihre Sachen nochmals kurz ab und machte sie auf, ehe sie über die Schwelle trat und sich ihre Sachen herausangeln wollte… aber den Schrecken ihres Lebens bekam als sie merkte dass Naru an die Tür getreten war. „Mai…“ Wahrscheinlich kam jetzt ein „Mach mir noch einen Tee“ oder so etwas in der Art. „Nimm nicht alles mit. Du kannst einen Teil derweil hier lassen und Morgen holen, schließlich sieht jeder dass das viel zu schwer ist.“ „Oh… o-okay.“ Das hatte sie nicht erwartet. Sie wollte eben eine Tasche hineinstellen, ehe Naru sie ihr abnahm und ins innere der Wohnung stellte, ehe er sich an den Türrahmen lehnte. Irgendwie war er auf einmal so nahe…. Sie merkte wie wieder das Blut in ihre Wangen schoss. „Und… danke.“ Sie merkte wie ihr eine Gänsehaut den Rücken hinunterlief und als sie aufblickte war sein Gesicht von ihrem nur wenige Zentimeter entfernt. Er hatte sich bedankt! Aber… warum war er so nahe? Er würde doch nicht… er würde sie doch nicht küssen??? Sie merkte, wie er sich ihr noch ein wenig mehr näherte-. „Und Mai….“ „J-Ja?“ „Mach doch noch einen Tee.“ Es dauerte einen Moment ehe die Worte durchsickerten. „Bitte?!? Ich bin schon am gehen! Mach ihn dir gefälligst selbst!“ schimpfte sie, ehe sie sich umwandte und die Treppen hinunterstampfte. Naru indessen konnte sich ein leises Grinsen nicht ganz verkneifen, ehe er die Türe schloss und sich erschöpft dagegen lehnte. Fast… fast hätte er sie geküsst. Immer noch leise grinsend ging er in die Küche um sich einen Tee zu machen. _______________________________________________________________________ Unberechenbar der Gute, was? Hihihi Na, immerhin ist er schon so weit dass er sich selbst eingesteht, dass ihm Mais Anwesenheit NICHT egal ist... Ich weiß es war nicht das Beste vom Besten, aber was solls... Allerdings mag ich Narus Statement am Schluss recht gerne: "Mach doch noch einen Tee!" XD Wahrlich, der Feind jeglicher Romantik! ^^' Noch eine geduldige Woche, ehe ich mich wieder hier melde! bye naias Kapitel 8: Sags durch den Tee ----------------------------- Danke für die Geduld! *verbeug* danke! *verbeug* @Miki-chaaaan: Yay, ein neuer Leser! *umherhüpf* Schön dass du da bist, nimm der einen Cookie und viel Spaß!!! @thundergirl: YAAAAAAAAAAAY, noch ein weiterer neuer Leser!!! Auch dir ein Cookie und viel Freude!!! @Sali-chan: Ach, meine unendlich treue Leserin und Kommi-schreiberin! Ohne dich wär ich schon längst in ein depri-loch gefallen und würde immer noch vier Kapitel weiter hinten rumbummeln! An dieser Stelle will ich dir einmal danken! ^^ Was deine Frage angeht: Ich habe nirgendwo deutsche Ghost Hunt FF´s gefunden, deswegen habe ich mich auf fanfiction.net geflüchtet. Dort sind auch viele FF´s zu Ghost Hunt, aber eben leider alle auf Englisch. Da ich aber in Englisch nicht so schlecht bin, hab ich eben die gelesen. ^^' Und dort sind die eben ein bisschen weiter mit dem Manga als wir hier.... somit hat (fast) jeder Autor geschrieben, was mit Naru ist, seinem verstorbenen Zwillingsbruder und blablabla. Und wenn nach der zehnten FF seine Daten immer noch exakt die selben sind und keiner davon abweicht, wird es eben auffällig. ^^' Und diese Quelle dürfte doch ziemlich zuverlässig sein.... denn auch wenn man die Anime-Serie ansieht (die vor der "Offenbarung" seiner Vergangenheit beendet ist) sieht man die passenden Stellen wo er sich beim zweiten Blick seltsam verhält. Dieses Kapitel könnte einige Fragen aufwerfen... deswegen wird das nächste Kapi ein Info Kapi werden wo hoffentlich alle noch ausstehenden Fragen über Naru und seine Vergangenheit geklärt werden! Sags durch den Tee Am nächsten Morgen stand Mai wieder vor Narus Tür um sich ihre restlichen Sachen abzuholen. Sie klingelte mit erneut geröteten Wangen und nach wenigen Augenblicken öffnete er ihr. „Ka- kann ich bitte meine Sachen haben?“ Er nickte nur, ehe er sie ihr reichte. Irgendwie… überlegte er gerade ob er sie hineinbitten sollte oder nicht. Es war seltsam, er war nur einen einzigen Abend allein gewesen… dennoch vermisste er sie irgendwie jetzt schon. So reichte er ihr ihre restlichen Sachen und überlegte, wie er sie dazu anstiften konnte zu bleiben ohne sein Gesicht zu verlieren…doch zu spät. Sie hatte alles was sie brauchte, sie würde jetzt gehen. Und doch… blieb sie zögernd vor ihm stehen. „I-Ich… hab dir Tee mitgebracht.“ Damit blickte sie mit hochrotem Gesicht auf den Boden und streckte ihm eine Thermoskanne entgegen. //Wie…süß// Das war irgendwie das einzige was ihm dazu einfiel. Und gleichzeitig beschloss er alle Gründe warum es nicht sein durfte in den Wind zu schlagen… ob sie seine Gefühle allerdings erwiderte, war eine Frage für sich. Manchmal dachte er ja, dann wieder... Er umfasste einfach ihre Hand die ihm die Thermoskanne zustreckte und zog sie erstaunlich sanft zu sich, ehe er sich langsam zu ihr hinunterbeugte. Er sah, wie sich ihre Augen kurz überrascht weiteten und zögerte noch einen kurzen Moment, ehe er sich ihr schließlich noch weiter näherte. Es kam ihm wie eine kleine Ewigkeit vor, ehe sich ihre Lippen endlich trafen. //Er wird doch nicht….-// waren die letzten Gedanken ehe ihr Herz wegen einer Überdosis Endorphine aufgab. Doch er würde… nein, er tat. Tatsächlich wurde sie gerade eben von ihrem kühlen, selbstverliebten, berechnenden und überaus intelligenten Auftraggeber geküsst. Langsam löste sie sich aus ihrem Schockzustand und schmiegte sich näher an ihn, mit dem Erfolg dass er sie endgültig in seine Arme schloss und zurück über die Schwelle zog. Augenblicklich verschränkte sie ihre Hände in seinem Nacken, ihn so noch näher zu sich ziehend. Sie merkte wie sich kribbelnde Wärme durch ihren ganzen Körper ausbreitete. Die Überraschung verwandelte sich in Aufregung und sie merkte, wie sich das rot in ihren Wangen verstärkte. Letztendlich war es der Sauerstoffmangel der den Kuss beendete und Mai legte ihren Kopf auf seine Brust. Sein Herz schlug wirklich schnell. Wahrscheinlich genauso schnell wie ihres. Ob er auch so aufgeregt war wie sie? Sie merkte, dass er ihren Kopf sanft nach oben bog und sie wieder küsste. Das war der Moment in dem auch ihr Gehirn endgültig abschaltete. Nach einer kleinen Ewigkeit lockerte er die Umarmung und sah ihr in die Augen. Ein ganz sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. Und am liebsten wollte sie ihn bei diesem Anblick erneut küssen. „Magst du nicht vielleicht rein kommen?“ Sie nickte nur aufgeregt und er löste sich vorerst von ihr um ihre Sachen erneut hineinzutragen. Neben der Tür ließ er sie allerdings achtlos stehen und zog Mai wieder an sich, während er die Türe schloss. „N-Naru…“ „Hmmm?“ Sie spürte wie er seine Nase in ihren Haaren vergrub. „Ich…ich…“ Sie spürte, wie seine Hand sanft über ihren Rücken fuhr… und jeder Gedanke war verschwunden. „Was ist jetzt?“ Sie merkte wie sie knallrot anlief. „Ich…habs vergessen.“ Er lachte leise. Und sie merkte dass auch sie leise Lächeln musste. „Dass ist das erste Mal dass ich dich lachen höre..“ nuschelte sie leise und vergrub ihr Gesicht wieder in seinem Hemd. „Wie kann man auch schlichtweg vergessen was man sagen wollte???“ „Das geht.“ meinte Mai nachdrücklich. Sie sah ihn nur leise seinen Kopf schütteln und sich langsam wieder zu ihr hinunterbeugen. Am späten Nachmittag fühlte Naru, wie sein Fieber wieder anstieg. Allerdings war es weit nicht so schlimm wie die Tage zuvor. Beide saßen aneinandergekuschelt auf dem Sofa, während Mai eine Hand auf seine Stirn legte. „Mhm. Bin neugierig wann du endlich wieder ganz gesund bist.“ Naru zuckte nur leise mit seinen Schultern. „Wird nicht mehr lange dauern.“ „Und dann?“ „Was dann?“ „Das…das m-mit uns. Ist es dir… überhaupt ernst?“ „Natürlich. Wann war ich denn je nicht ernst?“ Sie kicherte leise und auch deutlich erleichtert. „Der Punkt geht an dich.“ Mit einem glücklichen Lächeln umarmte sie ihn fester und genoss einfach nur die Nähe zu ihm. So saßen sie wieder eine Weile schweigend, während Naru seinen eigenen Gedanken nachhing. Wenn sein Bruder das sehen könnte... er würde wohl zwischen Überraschung und Schock schwanken, ehe er Mai in Beschlag nehmen würde um herauszufinden wie sie ihn aushalten konnte. "Naru...?" "Hm?" „… was ist los?“ „Was meinst du?“ „Irgendetwas beschäftigt dich doch?“ Woher wusste sie das?!? Sie hatte bei weitem besser gelernt ihn einzuschätzen als er es ihr zugetraut hätte. Immerhin hatte er sich ja eigentlich nicht abnormal verhalten.... allerdings vergaß auch er manchmal dass Mai Instinkte hatte, die einem Tier gleichkamen. Das war wohl auch die Erklärung. „Hm.“ „Erzähl es mir! ….bitte.“ „Es ist… eine lange Geschichte.“ „Gut. Ich habe Zeit.“ Er seuftste leise. Allerdings war sie ja doch soetwas wie seine Freundin. Früher oder später würde sie es herausfinden. Und es war besser, wenn er es ihr selbst erzählte als dass sie es irgendwann durch Zufall selbst herausfand. Dann konnte es auch gut sein, dass sie sich hintergangen fühlte... und das würde nur zu unnötigen Problemen führen. Allerdings war es auch für ihn einigermaßen schwierig über den Tod der ihm nahestehendsten Person zu sprechen. Immerhin war das sein Bruder, sein Zwillingsbruder... und sie hatten zusammen schon genug durchgestanden, dass er ihn seine zweite Hälfte nennen könnte.... oder wohl nennen hatte können. Er war ja tod.... und auch er gestand sich ein, dass es schlimm gewesen war, den Tod des eigenen Bruder zu sehen, denn das war durch ihre ungewöhnlich enge Verbindung geschehen. Die weite Entfernung hatte es nicht im geringsten abgeschwächt. Und selbst im nachhinein hatte er sich manchmal gewünscht, dass die Entfernung es abgeschwächt hätte. Aber Naru war nicht der Persönlichkeitstyp der vor einmal getroffenen Entscheidungen kniff oder der Vergangenheit nachhing. „Also gut. Ich werde es dir erzählen… vielleicht weißt du, dass ich nicht aus Japan stamme?“ „Hm? Nein, wusste ich nicht.“ „Stimmt aber. Eigentlich komme ich aus England.“ „Unmöglich! Du sprichst japanisch als wäre es deine Muttersprache.“ „Ich spreche mehrere Sprachen fließend. Dass ich kein Japaner bin kann man zum Beispiel daran erkennen, dass ich keine Kanji lesen kann.“ „Aber Wurzeln hast du doch hier, oder?“ „Ist anzunehmen. Ich weiß es aber nicht… genau genommen habe ich meine leiblichen Eltern nie kennen gelernt, ich wurde adoptiert… genauso wie mein Bruder.“ „Bruder? Du hast einen Bruder?“ fragte Mai neugierig. „Hatte.“ „Er ist… er ist…?“ „Bereits gestorben, ja. Wir waren Zwillinge. Eineiige, um genau zu sein.“ Mai war ein wenig blass um die Nase geworden. Kein Wunder, es war ein wenig viel auf einmal. Und doch kam auch noch mehr. „Ich habe mich schon gefragt ob du um jemanden trauerst, weil du immer ständig schwarz trägst…“ „Du hast nie gefragt.“ „Hättest du es mir denn gesagt? Außerdem wollte ich keine möglicherweise schmerzhaften Erinnerungen wecken…“ „Das ist jetzt eigentlich auch gleichgültig… es geht darum, dass er hier in Japan gestorben ist und sein Körper nie gefunden wurde. Man kann sagen, dass ich nach ihm suche.“ Das Mädchen schluckte hart. Aber es stimmte. Der einzige Zweck weswegen er nach Japan gekommen war, war um seinen Bruder zu finden und wieder nach Hause zu bringen. Ihm eine ordentliche Bestattung geben... und auch sich selbst die Möglichkeit sich endgültig zu verabschieden. Natürlich wollte er auch den Schuldigen finden.... aber sein primäres Ziel blieb nach wie vor sein verstorbener Zwillingsbruder. Obwohl sich jetzt auch eine weitere Person völlig ungefragt und unerwartet in sein Leben gedrängt hatte.... „Das ist furchtbar…“ riss sich Mai mühsam zusammen und sah ihn mitfühlend an. Naru schwieg einen Moment, ehe er weitersprach: "Das haarige an der Sache ist, dass er nicht eines.... natürlichen Todes gestorben ist." "Er... er wurde ermordet?!?" "Die genauen Details kenne ich nicht. Es war ein Autounfall mit Fahrerflucht, aber der Schuldige ist nach wie vor nicht gefunden." Wieder schwieg er einen Moment. „Du… hast meine Fähigkeiten ja schon kennen gelernt. Leider sind sie auch schon anderen Leuten aufgefallen, weswegen ich in gewissen Kreisen sehr bekannt bin. Deshalb habe ich für meinen Aufenthalt in Japan einen anderen Namen angenommen.“ „Und wie heißt du dann wirklich?!?“ Er lächelte leise, ehe er die Bombe platzen ließ: „Oliver. Oliver Davis.“ „NICHT MÖGLICH!!!!“ „Doch Mai, also schrei nicht so, ich würde mein Gehör gerne noch länger behalten.“ „A-Aber Bou-san hat doch erzählt dass dieser Davis ein Professor ist!!!“ Er lächelte sie nur arrogant an. „Mit meiner unschlagbaren Begabung und außergewöhnlichen Intelligenz habe ich die Ausbildung natürlich spielend beendet.“ Mai starrte ihn nur an… ehe sie sich wieder fasste. „Narzisst. Für mich bist und bleibst du unumstößlich Naru-chan.“ Naru zog nur leicht seine Augenbraue in die Höhe. Wieder sammelte sie sich einen Augenblick und runzelte nachdenklich ihre Stirn. Sie war wirklich hart im nehmen. "Moment Mal.... Bou-san..... Bou-san hat doch auch erzählt dass er... äh... du.... auch.... auch HELLSEHERISCHE Fähigkeiten hast???" "Nur begrenzt. Ich kann möglicherweise, wenn ich Gück habe, herausfinden wo eine Person ist wenn ich einen persönlichen Gegenstand von ihr berühre." Nur sein Zwillingsbruder war da eben auch eine Ausnahme gewesen. Mai verdaute diese überraschenden Informationen immer noch, ehe sie ein Geistesblitz traf. "AH! Bei der Sache mit Urado hattest du Masakos Kamm bei dir, als sie verschwunden ist!!!" "Exakt." "Also hast auch du damals versucht sie zu finden.... es hat aber nicht funktioniert." schlussfolgerte sie verwirrt. //Sie denkt mit.// dachte Naru angenehm überrascht bei sich. „Aber willst du es nicht auch den anderen erzählen?“ „Das ist nicht nötig.“ „Mir hast du es ja auch…“ „Dir habe ich es erzählt, weil ich dir vertraue, Mai. Und weil du mehr oder weniger so was wie meine Freundin bist….denke ich.“ Unterbrach er sie. Das Lächeln, was diese Aussage in ihr Gesicht zauberte, war breiter als alles was Naru je von ihr gesehen hatte. Und er ließ es sich nur zu gerne gefallen als sie ihn überschwänglich küsste. „Wie… wie war dein Bruder denn so? Auch so griesgrämig wie du?“ fragte sie, mit einem leisen aber verschmitztem Lächeln. „Garnicht. Man könnte sagen wir waren wie Feuer und Wasser. Er war der “soziale“ von uns beiden.“ „Hätte ich zu gerne gesehen… Einen sozialen Naru-chan…“ sagte sie lachend, ehe sie sich schlagartig aufsetzte. Genau das hatte sie schon gesehen… und zwar schon ziemlich oft- in ihren Träumen. Dass diese Person unmöglich Naru gewesen sein konnte, hatte sie schon nach dem ersten Traum herausgefunden. So hatte sie es eben als ihre Phantasie abgetan, als Personifizierung ihrer seltsamen Fähigkeiten… doch jetzt tat sich eine neue Möglichkeit auf. Sie hatte nicht Naru getroffen… sondern seinen Bruder. Seinen toten Zwillingsbruder. „Mai? Was ist los?“ „Hättest du mir das doch schon viel früher erzählt…“ „Was…?“ „Ich kenne ihn, Naru.“ „Wen? Meinen Bruder? Das ist unmöglich.“ „Nein. Er ist es, der meine Träume leitet.“ Auf diese Enthüllung hin schwieg Naru mehr oder weniger geschockt. „Aber keine Sorge, euch beide kann man wirklich nicht verwechseln. Ich habe es… als so was wie die Personifizierung meiner Fähigkeiten gesehen… oder was auch immer. Hätte ich gewusst…. Ich hätte es dir schon viel früher erzählt!“ „Wie geht es ihm?“ fragte er leise. „Ich… ich habe den Eindruck, ganz gut. Aber… wenn ich ihn sehe, werde ich ihn fragen.“ Naru schwieg. „Ist etwas nicht in Ordnung?“ „Nun… wir sind uns sehr nahe gestanden. Es… kommt ein wenig plötzlich, dass ich… zwar nur über dich aber immerhin… Kontakt zu ihm aufnehmen kann.“ Mai schmiegte sich näher an ihn. "Nahe gestanden" war sogar noch untertrieben. Bis zu seinem achten Lebensjahr war sein Zwillingsbruder der einzige gewesen, dem er je völlig vertraut hatte. Erst dann wurde er und sein Bruder von dem Ehepaar Davis entdeckt, das beide adoptiert hatte. Und es hatte auch lange Zeit gebraucht, bis er ihnen richtig vertraute. //Seltsam.// dachte er, sogar leise amüsiert. //Mai war da um einiges schneller...// „Aber warum kann ich zu ihm Kontakt aufnehmen?“ fragte sie verwirrt. //Gute Frage. Ob sie irgendwie instinktiv die Verbindung zwischen ihnen beiden gespürt hat???// „Deine Fähigkeiten sind eine Klasse für sich. Vielleicht sollte man sie einmal untersuchen…“ „Unter- Untersuchen?!? Wie? Wo? Wann?“ Er zuckte nur leise mit seinen Schultern. „Das ist im Moment noch völlig unwichtig.“ Jede Erwiderung wurde von dem klingeln ihres Handys unterbrochen. Mai wurde so aus der Unterhaltung herausgerissen, dass sie erschrocken zusammenzuckte. Leise und missgelaunt seuftsend erhob sie sich aus ihrer bequemen Position und angelte es sich. „Hallo?“ „Guten Tag. Hier spricht Yuri Kazumi“ Mai musste einige Sekunden überlegen, ehe ihr einfiel wer das war. „Ach! Sie sind doch unsere Auftraggeberin? Woher haben Sie meine Privatnummer???“ „Entschuldigen Sie vielmals, aber… als ich im Büro anrief war nur ein gewisser Lin-san anwesend und konnte mir keine Auskunft geben was genau auf dem Grundstück geschehen ist… er meinte, Sie könnten es mir erklären und war freundlicher weise bereit mir Ihre Nummer zu geben.“ „Oh! A-ach so.“ Naru sah sie leicht fragend an, da er die Frau am anderen Ende der Leitung natürlich nicht hören konnte. „Ich… wollte mich erkundigen ob es auch allen gut geht. Es wurde doch niemand verletzt, oder?“ Die Frau klang aufrichtig besorgt. „Schon in Ordnung.“ „In Ordnung? E-Es WURDE also tatsächlich jemand verletzt?!?“ „Sie müssen sich keine Sorgen machen. Das Schlimmste waren ein paar blaue Flecken und Schürfwunden… ach, und eine Grippe, mehr nicht.“ „Tse.“ Das kam von Naru. Eine richtige Grippe war alles andere als harmlos. Die ersten zwei- bis drei Tage waren sogar die Hölle gewesen… und er war nicht zimperlich. „Ich hätte Ihnen den Auftrag nie übergeben sollen… Es tut mir aufrichtig leid sie in diese Sache hinein gezogen zu haben. Ich nehme den Auftrag zurück und lasse es wohl einfach verrotten…“ „Das ist leider nicht möglich, da wir den Fall bereits abgeschlossen haben.“ „Bitte? Sie wissen, was all das verursacht hat? Waren es wirklich Geister???“ „Nun… nicht nur. Genau genommen hatten sie einen Dämon auf ihrem Grundstück…“ „Ein DÄMON????“ „Ja… aber keine Sorge, er konnte vernichtet werden.“ „Dann war es der Dämon der m-mich angefallen hat?!?“ „Ja. Die Geister des Landes waren es, die Sie vor ihm gerettet haben.“ „Oh Gott oh Gott oh Gott” „Bitte beruhigen Sie sich, der Dämon ist tot. Somit sollten Sie dazu in der Lage sein das Grundstück zu nutzen….“ Scheinbar wurde es Naru nun endgültig zu blöd zuzuhören und seine Geschäfte von Mai regeln zu lassen, da er ihr einfach das Telefon wegschnappte und einen Termin mit ihr vereinbarte. Dabei ignorierte er ein empörtes „Hey!“ von Mai. Er wirkte äußerst zufrieden als er auflegte. „Du kannst mir doch nicht einfach das Handy wegnehmen, während ich telefoniere!“ meinte sie, eindeutig verärgert. „Wenn es mit meiner Arbeit zu tun hat, schon.“ Verärgert verschränkte sie ihre Arme vor der Brust, offensichtlich nicht willens dieses Thema so schnell aufzugeben. „Ist es so schlimm dass ich meine Zeit lieber mit dir verbringe als mit Klienten eines ohnehin schon abgeschlossenen Falls? In Ordnung, das nächste Mal erkläre ich eben alles lang und breit und…“ „Hör schon auf, ich habs ja verstanden.“ Unterbrach sie ihn leise murrend. Warum musste er auch immer auf alles so gute Argumente wissen??? Allerdings verschwand ihr Unmut fast sofort wieder, als er sie erneut zu sich zog. „Das ist unfair…“ brummte sie nur noch leise. Naru allerdings zog es vor darauf nichts zu erwidern. ________________________________________________________________________________________________________________________ So, der Overfluff wäre hiermit beendet XD Ab jetzt geht es endlich wieder weiter mit der richtigen Storyline!!! (Dieser Teil ist ja nur entstanden, weil ich ein NaruXMai Fan bin und eine Glegenheit gesucht habe, sie zusammenzubringen. Da zu dieser Zeit gerade die Grippewelle umgegangen ist, hab ich mich eben davon inspirieren lassen... hatte wenigstens einer seine Vorteile dabei! XD) Und ab jetzt ist es garnicht mehr so weit bis zum Ende der FF Leute, der nächste Teil ist schon fix in meinem Kopf. Danach folgt nurnoch ein sehr kleiner Teil mit schätzungsweise zwei oder drei Kapiteln und des wars. Obwohl.... es sind sicher noch 5 Kapis geplant, also sooo bald is der Schluss nun auch wieder nicht.... aber die Halbzeit is schon Mal um. ^.^ Hoffe, dass dieses Kapi allgemein halbwegs verständlich waren und dass die Admins nicht einer Wort-Überdosis zum Opfer gefallen sind, bis zum nächsten Mal, naias Kapitel 9: ...und wieder Alltag ------------------------------- Dafür, dass ich so lang gebraucht hab, ist das Kapi aber ziemlich kurz... *mit den Schultern zuck* Das nächste wird länger, versprocheeeeen! XD Aaalso, hier noch Mal kurz Narus Vergangenheit zusammengefasst(als kleine Auffrischung^^): Kazuya Shibuya ist ein Falscher Name, in wirklichkeit ist er der Englische Professor Oliver Davis und hat auch hellseherische Fähigkeiten.(Das stammt aus der Feder des Meisters, ist also unumstößlich. XD) Sein verstorbener Zwillingsbruder, Eugene Davis, kurz Gene, ist in Japan bei einem Autounfall mit Fahrerflucht gestorben, was der Grund für Narus Anwesenheit in Japan ist. Als kleine Zusatzinfo: Naru hat sehr eigen reagiert, als Mai ihn das erste Mal bei seinem Kürzel genannt hat. Der Grund ist, dass ihn sein Zwilligsbruder (warum weiss ich leider nicht) den Spitznamen Noll gegeben hat. Und ich glaube im japanischen wird das wie Naru ausgesprochen, aber ganz sicher bin ich mir da nicht. (Und wie würdet ihr reagieren, wenn eine wildfremde Person euch genauso nennt wie euer verstorbener Zwillingsbruder???) ...und wieder Alltag! Naru hatte mit seiner Vorhersage, dass er bald wieder ganz gesund sein würde, recht behalten. So war es erneut ein völlig normaler Morgen und Mai saß an ihrem Schreibtisch und dachte nach. Sie waren jetzt schon etwa eine Woche zusammen, hatten es aber bis jetzt noch niemandem erzählt. Sie schnaubte leise. Als ob sich Naru so oder so von der Arbeit abhalten lassen würde… So gesehen hatte sich nichts an ihrem Verhältnis geändert. „Mai, Tee.“ //Wenn man vom Teufel spricht…// Es war wirklich schwierig wenn der Freund gleichzeitig der Arbeitgeber war. So stand sie nur langsam auf und machte schon beinahe automatisch den Tee. Kurze Zeit später betrat sie auch mit einer dampfenden Tasse das Zimmer und stellte sie wortlos neben Naru ab. Gerade eben wollte sie das Büro wieder verlassen, als sie spürte, dass er sie beim Handgelenk nahm und zu sich zog. Überrascht und ein wenig verdattert sah sie ihn an. „Naru? Da…. Du siehst mich doch auch sonst nie an….“ Sie versuchte, den gekränkten Unterton zu unterdrücken, schaffte es allerdings nicht völlig. „Hmm… aus gutem Grund. Wenn ich es tue, zerschmetterst du meine Arbeitsmoral.“ Sie konnte nicht anders als befriedigt Grinsen. „Nein, ernsthaft. Dass ist ein schwerwiegendes Problem!“ „Dann mach doch die Augen zu.“ Darauf hin zog er nur leise eine Augenbraue in die Höhe. „Eigentlich halte ich dich aber auch aus einem anderen Grund auf… kontaktiere Takigawa-san, Matsuzaki-san, Hara-san und Brown-san. Wir haben einen neuen Fall.“ „Klingt anspruchsvoll…“ Naru nickte nur ernst. „Dieses Mal gibt der Besitzer offen zu, dass er denkt, er hätte Dämonen auf seinem Grundstück. Wir werden nur überprüfen ob das der Fall ist. Falls es kein Dämon ist, sondern ein Geist, läuft die Arbeit wie bisher.“ „Und WENN es ein Dämon ist?“ „Ich hasse es, mich zu wiederholen, aber: Ich bin KEIN Dämonenjäger.“ „Also dann ein Rückzug… obwohl wir noch keinen Dämon getroffen haben, mit dem du es nicht aufnehmen konntest.“ „Es ist das Risiko nicht wert.“ „Versteh mich nicht falsch, das letzte was ich will ist, dass du tatsächlich ein Dämonenjäger wirst. Da würde mir deine Lebenserwartung zu rapide absinken…“ „Sorgen?“ fragte er leicht neckisch. Mai allerdings blieb ernst. „Natürlich.“ „Du musst dir aber keine Sorgen machen.“ Mai seuftste leise. „Selbst wenn du das sagst, Sorgen werde ich mir immer um dich machen. Gewissermaßen auch mein Job als Freundin…“ „Obwohl du viel öfter in Schwierigkeiten gerätst als ich.“ „Natürlich, hinter meinen genialen Fähigkeiten ist nun mal jeder her.“ Erwiderte sie (gespielt) hochmütig. Allerdings konnte sie aufgrund von Narus Gesicht nicht lange ernst bleiben und versuchte vergeblich ihr Kichern zu unterdrücken. Der verdrehte tatsächlich leise seine Augen. „Und jetzt geh endlich deiner Arbeit nach und ruf sie an, ich hab heute noch was anderes zu tun.“ „Jawohl!“ rief sie gut gelaunt und energiegeladen, ehe sie immer noch lachend sein Büro verließ. Lin, der Mais lachenden Abgang mitbekommen hatte, zog nur skeptisch seine Augenbraue in die Höhe. War es nicht normalerweise so, dass Mai wutschäumend aus dem Büro stürmte und die Türe hinter sich zuschmiss? Noch nie war sie kichernd aus Narus Büro gekommen…. Er stutzte einen Moment ungläubig, ehe er energisch den Kopf schüttelte. Eher würde E.T. landen und nach Hause telefonieren, als dass Naru einmal das normale Verhalten eines Teenagers annahm. Und doch… Auch Mai war ein außergewöhnliches Mädchen. Sollte sie es tatsächlich geschafft haben, seinem jungen Arbeitgeber den Kopf zu verdrehen? Nein, unmöglich. Er stutzte erneut als eine vor Freude strahlende Mai ihm eine Tasse Tee brachte. Als sie auch noch summend abrauschte, beschloss er seine junge Kollegin und seinen narzisstischen Boss ein wenig genauer zu beobachten. Nachdem Mai die anderen angerufen hatte, machte sie es sich wieder mit einem Buch in der Hand an ihrem Schreibtisch bequem. Sie fing gerade an es zu lesen, als Lin an ihr vorbei ging und sich ein Glas Wasser holte. Beim Rückweg blieb sein Blick allerdings an dem Buch hängen. „Was ist das?“ fragte er, seine Neugierde nur mühsam unterdrückend. Mai, mehr als überrascht einmal von dem schweigsamen Mann angesprochen zu werden, brauchte eine Weile ehe sie richtig realisierte was er eigentlich gefragt hatte. „Um… ein Buch?“ Lin beschloss in diesem Moment, dass es tatsächlich unmöglich wäre dass Naru sich in Mai verliebt hatte. „Das sehe ich. Ich frage, was du liest.“ „Oh… ein Buch über PK-LT.“ Diese Antwort überraschte ihn nun doch. „Warum?“ „Naja… Naru sagte doch, ich würde Anzeichen von PK-LT zeigen, nicht wahr? Und weil ich die Nase voll davon habe, dass alle anderen besser über meine möglichen Fähigkeiten Bescheid wissen als ich selbst, habe ich beschlossen meine freie Zeit hier sinnvoll zu nutzen und herauszufinden wozu ich vielleicht in der Lage bin.“ Nun, Lin musste zugeben dass er doch mehr als erstaunt war. Das war völlig korrekte und logische Denkweise. Er unterdrückte sein “Wer bist du und was hast du mit Mai gemacht?“ noch im letzten Moment, nickte knapp und ging in sein Büro zurück. Und was eine Liebe zwischen Mai und Naru anging… Vielleicht war es doch nicht so vollkommen unmöglich wie er am Anfang gedacht hatte. Aber wo hatte sie das Buch her? Von Naru…? Irgendwie wurde es sogar immer wahrscheinlicher. Masako konnte einem Leid tun… aber scheinbar hatte sie den Kampf um Naru gegen Mai verloren. Ein äußerst seltenes und leises Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Vielleicht würde er Naru einmal darauf ansprechen… und möglicherweise auch den Eltern seines jungen Arbeitgebers schreiben. Auf der anderen Seite der Bürotüre verfiel Mai gerade der Begeisterung. „Wahnsinn…“ murmelte sie leise. Und dazu sollte sie in der Lage sein? Das menschliche Denken beeinflussen? Sie schluckte leise. Und jetzt konnte sie irgendwie verstehen warum der Dämon hinter ihrer Fähigkeit her gewesen war. Der fand es bestimmt ….ja, amüsant, Menschen so lange im Kopf herumzupfuschen, bis diese Selbstmord oder schlimmeres taten. Ja, sogar Amokläufe. Das war eine furchteinflößende Fähigkeit… wollte sie diese überhaupt besitzen? Wollte sie jemals eine komplexe, eigene Persönlichkeit zu ihrer Puppe machen? Eigentlich nicht… aber andererseits… es war ein Weg, sich völlig gewaltlos zu verteidigen. Sollte sie zum Beispiel jemals überfallen werden konnte sie den Täter gewalt- und blutlos überwältigen… mehr noch, ihm aufzeigen, dass seine Taten falsch waren und ihn wieder auf den rechten Weg zurückbringen. Oder auch Personen mit psychischen Störungen besser helfen als jedes Medikament das jemals könnte… Sich in Menschen hineinversetzten wie niemals in ihrem Leben zuvor. Und doch… die Möglichkeiten des Missbrauchs waren ebenso nahezu unbegrenzt. Sie könnte Menschen allein durch ihren Willen in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen. Andererseits… wenn sie ihre Fertigkeiten nutzen wollte…. Dann wusste sie auch schon wozu. Therapeutin. Wollte sie das werden? Wollte sie Menschen mit psychischen Problemen helfen? Etwas Nützliches für die Allgemeinheit tun? Jetzt, wo sie darüber nachdachte, klang es nicht schlecht. Ihr war nie der Gedanke gekommen, sie könnte Therapeutin werden, und doch… je länger sie darüber nachdachte, desto mehr gefiel ihr der Gedanke. Allerdings hatte das noch Zeit. Ihr Blick fiel auf die Uhr… sie könnte nach Hause gehen. Aber irgendwie wollte sie noch auf Naru warten. So rieb sie sich einen Moment über die Augen, ehe sie kurzerhand mitsamt ihrem Buch aufstand und leise die Bürotüre ihres Chefs/Freundes aufmachte. Eisblaue Augen begegneten ihrem Blick. Doch Mai sagte nichts sondern schloss einfach die Türe hinter sich, ehe sie sich auf das Sofa in seinem Arbeitszimmer setzte und weiter las. Naru gestand sich ein, dass sie ihn Mal wieder überraschte. Aber irgendwie war es nett, sie in der Nähe zu haben. Und scheinbar hatte sie vor, auf ihn zu warten… Ein leises Lächeln schlich sich von ihm völlig unbemerkt auf seine Lippen, während er Mai einen Moment lang musterte wie sie völlig vertieft ihr Buch las. Dann schüttelte er diese Gedanken energisch ab und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. __________________________________________________________________________ Hmmm... bin immer noch nicht sicher, ob mir das Kapi jetzt gefällt oder nicht... -_-' Naja... ist nur sowas wie ein Filler... das nächste wird besser... Ach ja, und mein lieber Beta(*knuffz*)und ich führen gerade eine Diskussion ob man Tee kocht oder brüht. (Ich sage brühen, mein Beta kochen) Was meint ihr dazu? Ich lasse euch entscheiden! Weiters, ob die Gedankenstriche so komisch sind, oder so bleiben sollen. Und wieder lasse ich euch entscheiden! Harrharr, mein großmütiger Tag oder was... -o-' Würde mir bei meiner Entscheidung wirklich sehr helfen, wenn ihr in euren Kommentaren schreibt, was ihr besser findet... (Übrigens, wer sich fragt wo wir sind: Beim Prolog... X'D) lg naias Kapitel 10: Teil III: Eine seltsame Bitte ----------------------------------------- Huch, das werden ja tatsächlich immer mehr! *auf wachsende Lesergemeinde starr* Wow, das hätte ich nicht erwartet! Gewünscht, ja, aber nicht erwartet. Egal, kommen wir zum nächsten Thema: Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Monsterkapitel teilen soll oder nicht, aber irgendwie hatte ich bei jeder möglichen Stelle das Gefühl die Geschichte auseinander zu reissen... tut mir leid für die Admin, war aber irgendwie nicht zu ändern. (Manchmal hab ich das gefühl, die Geschichte steuert sich selbst und ich muss garnicht viel dazu tun... verrückt, oder? *mit den Schultern zuck*) Nochmal danke für eure Geduld, es ist aber leider gut möglich dass ich sie noch mehr strapazieren muss. Der März verspricht der stressigste Monat des ganzen Jahres zu werden und dazu bin ich auch noch krank geworden. (Aber es ist irgendwie lustig, Bekannte mit einem Anruf zu schocken, weil sich die Stimme so... krank?... anhört. Da wird einem dann zehntausendmal gute Besserung gewunschen, obwohl es halb so schlimm ist.XD) Genug mit dem sinnlosen Geschwafel, auf zum nächsten Kapi! _____________________________________________________________________ Wieder einmal gelangweilt saß sie im Auto und fragte sich, wie zum Teufel Masako es zustande gebracht hatte, wieder mit Naru zu fahren, wo doch eigentlich SIE mit ihm zusammen war. Natürlich wusste sie es nicht…. Aber trotzdem. Wenigstens wusste sie mittlerweile welches Druckmittel sie auf Naru hatte: Das Wissen, dass sein echter Name Oliver Davis war. Sie hatte ihn erkannt und konnte diese Tatsache scheinbar sehr geschickt anwenden. Mittlerweile waren sie und Naru schon zwei Wochen zusammen und sie hatte seit ungefähr einer Woche begonnen sich mit ihren Fähigkeiten auseinander zu setzten. Ayako und Takigawa waren in einem Streit vertieft, da sie dummerweise nebeneinander saßen und der Mönch sie einmal mehr als alte Frau bezeichnet hatte, während John sein Bestes versuchte um den schweigsamen Lin irgendwie in ein Gespräch zu verwickeln. Allerdings scheiterte er eher kläglich. Abgerundet wurde der Trubel noch von dem nebenher laufendem Radio, der irgendwelche Lieder von sich gab und auf Wunsch von Bou- san eingeschaltet war. Sie selbst war damit beschäftigt, eine summende Fliege bei ihren Kreisbahnen zu beobachten. Wie diese die bereits herrschende Kälte überlebt hatte und in das Auto gelangen konnte, war ihr allerdings schleierhaft. Und mitten in ihrer Langeweile schoss ihr ein Geistesblitz durch den Kopf. Sie hatte schon viel über ihre möglicherweise vorhandenen Fähigkeiten gelesen… warum nicht ausprobieren ob sie es auch tatsächlich konnte? So konzentrierte sie sich mehr auf die Fliege und verfolgte ihre Kreisbahnen, ihr möglichstes versuchend sie zu beeinflussen. Allerdings schien das die Fliege nicht im Geringsten zu stören. Und Mai konnte auch nicht die geringste Veränderung wahrnehmen. So rollte sie entnervt mit den Augen und starrte wieder aus dem Fenster. Dabei hieß es, primitive Subjekte wären am einfachsten zu beeinflussen. Von wegen. Weil die Landschaft wegen dem trüben Wetter allerdings nur grau in grau war, starrte sie trotzdem weiterhin auf die Fliege. Beobachtete, wie sie wirre Kreise flog und auch öfter Mal gegen das Fenster klatschte. Sie merkte gar nicht, dass sie schon wie hypnotisiert auf die Fliege starrte, einfach nichts denkend oder fühlend. Hätte einer der Streitenden auf sie gesehen, oder John der sich immer noch im Smalltalk übte, oder Lin der glücklicherweise im Moment mehr mit dem Straßenverlauf beschäftigt war, hätten sie bemerkt dass sich Mais Pupillen unnatürlich weiteten. So weit, dass ihre Augen rabenschwarz wirkten. Doch da jeder mit etwas anderem beschäftigt war, bemerkte die Veränderung nur Mai alleine. Denn jetzt fühlte sie die Fliege. Konnte richtiggehend mitverfolgen dass das kleine Geschöpf verzweifelt war… Allerdings hatte es keine Gedanken. Nur Instinkte. Aber auch Mais Instinkte waren ausgeprägt und unnatürlich scharf, weswegen sie von den Anderen schon ein wenig aufgezogen worden war. Eben wie die eines Tieres. So konnte sie sich besser in das einfache kleine Tier hineinversetzten als es ein anderer Mensch jemals hätte tun können. Irgendwie tat es ihr leid, wie es so hilflos gegen die Scheibe flog. Und ihre Instinkte übernahmen den Rest, beeinflussten den schwachen Geist ohne den geringsten Widerstand. Zuerst beruhigte sie das kleine Tier, ehe sie ihm befahl auf sie zuzufliegen. Und als es vertrauensselig auf ihrer Handfläche saß und dort auch sitzen geblieben wäre, wenn sie sie erschlagen hätte, erwachte sie aus ihrer Trance und ließ wieder komplexe Verhaltensmuster wie Gefühle, Sprache und Gedanken in sich hinein. So nahm sie schließlich wieder alles andere um sich herum wahr, dennoch blieb die seltsame Verbindung bestehen. Ihre neuen Fähigkeiten zaghaft ausprobierend schickte sie die Fliege wieder in die Luft und steuerte exakt wo sie wann hinflog. Das war überaus erstaunlich. Zaghaft um sich sehend, ob irgendjemand sie beobachtete, lenkte sie ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf das Insekt. Irgendwie… irgendwie war das nicht alles was sie konnte. Sie wusste nicht, woher sie die Ansicht nahm… aber irgendwie wusste sie es einfach instinktiv. So fokussierte sie alle Sinne wieder auf die Fliege und hatte das Gefühl als würde sie die Verbindung noch vertiefen… und im nächsten Moment schnappte sie entsetzt nach Luft. Sie sah das Auto aus einer anderen Perspektive…. Aus anderen Augen. Facettenaugen, um es genau zu deffinieren. Sie hatte gerade völlig den Körper und den… ja, so etwas, was wohl der “Geist“ der Fliege war, übernommen. Durch den Schreck und Schock riss die Verbindung unabsichtlich ab und sie befand sich mit wirbelndem Herzen wieder in ihrem Körper. Erst jetzt merkte sie, dass die Anderen sie anstarrten (mit Ausnahme von Lin, der glücklicher Weise noch immer mit der Straße beschäftigt war). „Ist etwas nicht in Ordnung, Mai?“ fragte Bou-san besorgt. „Alles in Ordnung… nur ein…. Ein Alptraum.“ Log sie schnell. „Einer DIESER Träume?“ Sie lächelte zittrig. „N-Nein. Ein ganz gewöhnlicher Alptraum. Ehrlich.“ Der Mönch musterte sie nur skeptisch, ließ es aber auf sich beruhen. „Sind wir eigentlich bald da?“ fragte das Mädchen neugierig. „Was weiß ich. Jedenfalls sind wir schon lange genug unterwegs.“ Maulte der Mönch leise. Glücklich über das Ablenkungsmanöver überließ sie Bou-san und Ayako wieder ihrem Streit und versuchte die Fliege wieder zu finden. Aber die schien sich irgendwo verkrochen zu haben, da Mai sie nicht mehr entdecken konnte. So verbrachte sie die restliche Fahrt grübelnd wie genau sie es jetzt geschafft hatte das Insekt zu beeinflussen. Als sie endlich ankamen sprangen sie müde und vom vielen sitzen unbeweglich und stöhnend aus dem Auto. Nur Naru verhielt sich so wie immer. Irgendwie musste Mai lächeln, bevor sie ihren Blick wieder auf das Anwesen vor ihnen lenkte… und erstarrte. „Ein…. Tempel?!?“ „Ist damit etwas nicht in Ordnung, junges Fräulein?“ fragte eine fremde Stimme. Mais Blick flog zum Eingang des Tempels, wo ein alter Mönch stand. Er hatte zwar eine Glatze, dafür war sein weißer Bart umso länger. „Guten Tag, ich bin Takedo Kurosawa und der Vorsteher dieses Tempels. Ich freue mich über ihr baldiges kommen.“ „Guten Tag. Ich bin Shibuya Kazuya, der Leiter von Shibuya Psychic Research.“ Der Blick des alten Mönchs blieb einen Moment lang an Naru haften, ehe er zu Mai weiterwanderte. Auch auf ihr ruhte sein Blick eine geraume Weile, ehe er Masako ansah. „Nun… es scheint mir, sie hätten teilweise sehr talentierte Mitglieder in ihrer Gruppe. Obwohl Sie selbst eigentlich von keinem Hilfe bräuchten, wenn es um… hm, ungewöhnliche Fähigkeiten geht.“ „Sie scheinen gut über uns informiert zu sein.“ Entgegnete Naru misstrauisch. „Nun… man könnte sagen ich bin nur sehr empfänglich. Das ist MEINE Gabe, auch wenn sie sonst relativ nutzlos ist. Aber bitte, kommen Sie doch herein.“ Damit führte er sie zu einem kleinen Anbau des Tempels, wo auf einem Tisch schon zahlreiche Tassen standen. „Bitte setzen Sie sich. Der Tee wird gleich folgen.“ Unsicher setzten sich die Gäste an den Tisch, außer Naru, der war wie gewohnt die Ruhe weg. „Könnten Sie uns vielleicht Ihr Problem schildern?“ „Natürlich…. Nun, verzeihen Sie, es ist kein Problem im herkömmlichen Sinn. Genau genommen habe ich Ihnen falsche Tatsachen vorgespiegelt, dass tut mir leid.“ Damit rutschte er ein wenig vom Tisch weg und verbeugte sich entschuldigend. „Aber ehrlich gesagt ist es mir unangenehm meine…. Hm, Bitte vor so vielen Leuten vorzubringen… Würde es ihnen etwas ausmachen wenn ich mit ihnen drei alleine sprechen könnte?“ fragte er Masako, Naru und Mai. Die Blicke der beiden Mädchen trafen sich verwundert, während auch der Rest der Gruppe erstaunt wirkte. Auf ein leises Klingeln des Alten trat ein junger Mönch ein und führte den anderen Teil aus dem Zimmer, der zwar widerwillig aber doch, folgte. „Also Mädchen… du bist ein Medium, nicht wahr?“ fragte er Masako. Diese sah ihn nur verwundert an. „J-Ja, in der Tat.“ „Und kommst du mit deinen Fähigkeiten auch zurecht?“ „Ich… hatte bis jetzt keine Probleme.“ „Verstehe… ach, jetzt weiß ich warum du mir bekannt vorkommst. Du bist die Kleine aus dem Fernsehen.“ Er lachte leise. „Entschuldige, du bist bestens versorgt. Du kannst jetzt gehen.“ Unsicher stand Masako auf und warf einen letzten Blick auf Naru und Mai. „Und nun zu euch beiden… hm. Kann ich vor euch offen sprechen?“ „Ich bitte darum.“ Entgegnete Naru eisig. „Nun… meine Nichte hat mich auf euch gebracht. Vielleicht kennt ihr sie noch, sie heißt Yuri Kazumi.“ „Kazumi- san ist ihre Nichte?“ fragte Mai erstaunt. „In der Tat, und sie war mich vor knapp über einer Woche besuchen. Und da erzählte sie mir, was mit ihrem geerbtem Grundstück vorgefallen ist… und dass du den darauf ansässigen Dämon getötet hast. Stimmt das?“ Naru nickte nur knapp. „Nun… ich spüre, dass du stärker bist als alle begabten Personen die ich bis jetzt je getroffen habe.“ „Worauf wollen Sie hinaus?“ fragte Naru nicht unbedingt freundlich. „Nun…. Dieser Tempel besitzt ein wertvolles Schwert, das wir beschützen. Es ist in der Lage, Dämonen zu töten.“ „Und was hat das mit uns zu tun?“ fragte Mai verwirrt. „Durchaus einiges. Ich suche schon seit langem nach dem rechtmäßigem Besitzer… du erscheinst mir als passend.“ Richtete er das Wort an Naru. „Warum?“ „Weil ich es spüre. Du und nur du, dir werde ich es anvertrauen.“ „Ich habe keinen Bedarf dafür. Wie ich Ihnen schon einmal gesagt habe, bin ich kein Dämonenjäger.“ Der Alte lächelte allerdings nur listig. „Ich fürchte, das kannst du dir nicht aussuchen. Die Gabe fällt einem völlig ungefragt in den Schoß und entweder man wird als Dämonenjäger geboren oder nicht. Glaub mir, im Laufe meines Lebens sind mir schon einige Jäger über den Weg gelaufen, sowohl geborene als auch Stümper. Und du bist ohne Ausnahme der Stärkste von allen.“ „Dennoch gebe ich mich damit zufrieden ein Geisterjäger zu sein.“ „Und trotzdem hast du schon Dämonen niedergestreckt.“ „Nur in einer erzwungenen Lage.“ „Du wirst noch öfter in solche Lagen geraten. Deswegen werde ich dir das Schwert schenken. Und eines Tages wirst du mir dafür dankbar sein. Und was das kleine Fräulein betrifft…“ Er fasste Mai in die Augen. „Mach sie niemals wütend, sonst könnte es auch dir schlecht ergehen.“ Naru runzelte leise seine Augenbrauen. „Wie kommen Sie darauf?“ „Sie ist.... eben so außergewöhnlich wie du. Oh ja, und wie außergewöhnlich! Ich wette, du kannst Tiere ohne Probleme kontrollieren. Und mit genug Übung auch Menschen. Sag, Mädchen, hast du schon einmal ein Tier kontrolliert?“ Sie merkte, wie die Verlegenheit in ihren Wangen brannte. Und die Verlegenheit verstärkte sich nochmals als sie merkte, dass auch Naru sie interessiert musterte. „Ein Mal.“ Flüsterte sie leise. „Wann?“ „Heute… gerade eben, während der Autofahrt. Da… da war eine Fliege und irgendwie… ihrgendwie konnte ich sie dann plötzlich einfach steuern.“ Selbst Naru wirkte erstaunt. „War es anstrengend für dich?“ „Was? Nein, gar nicht. Sie war sogar wirklich leicht zu kontrollieren, aber ich hab gehört je komplexer das Lebewesen desto schwieriger wird es.“ „Das stimmt.“ Der alte Mann lehnte sich mit einem leisen glitzern in den Augen nach vorne. „Sag Mal Mädchen… hast du sie auch besessen? Hast du die Welt aus ihren Augen gesehen?“ Mai erbleichte. „Kurz. Aber ich bin so erschrocken dass die Verbindung zerrissen ist.“ Der alte kicherte leise. „Wirklich… ich weiß beim besten Willen nicht, wer von euch beiden interessanter ist. Beide noch halbe Kinder und beide noch lange nicht ihr volles Potential ausgeschöpft. Und ausgerechnet ihr beide seid ein Paar!“ Beim letzten Satz musste er einen Lachanfall unterdrücken. „Woher…?“ „Ich bin ein Empat. Ich kann zwar fühlen, was in euch vorgeht, aber ich kann euch nicht beeinflussen, ganz anders als die kleine Lady hier. Allerdings würdest du einen Menschen wohl Momentan noch nicht schaffen.“ „Was… was würde ich denn Momentan schaffen?“ „Auf alle Fälle die weniger komplexen Lebewesen. Säugetiere dürften schon ein wenig schwerer sein, aber ich glaube das würdest du auch noch schaffen. Nur Menschen nicht. Noch nicht.“ Sie nickte langsam. Wieder musterte der Mönch beide eindringlich. „Ich würde mich wirklich dafür interessieren wie stark einmal eines eurer Kinder wird…“ „Kinder?“ fragte Mai verwirrt, während sie knallrot anlief. Daran hatte sie nicht einmal im Traum gedacht. Das würde bedeuten, sie und Naru müssten miteinander…. Sie merkte, wie sie noch um einiges röter anlief. Der Mönch lachte nur schallend. „Die pure Unschuld… nicht wahr, Shibuya-san?“ Mai realisierte bei aller Peinlichkeit, dass der Mönch nur sie als unschuldig bezeichnete. Hieß das… hieß das, Naru hatte schon einmal darüber nachgedacht….? Sie merkte, wie sie schwer schluckte. Wie gut, dass sie nicht röter werden konnte. „Lassen wir dieses Thema.“ Meinte der Teenager kühl. „Gut, zu etwas anderem. Was wisst ihr über Dämonen?“ „Nichts.“ „Zuerst solltet ihr wissen, dass nicht alle Dämonen böse sind.“ Mai runzelte daraufhin nur leise ihre Stirn. "Also, alle die ich bis jetzt getroffen habe..." fing sie an, wurde aber von dem alten unterbrochen. "Und du hast bis jetzt wie viele Dämonen getroffen???" "Äh... Zwei vielleicht?" "Eben. Nein, glaub mir, das ist eine Rasse wie jede andere auch. Aber die... hm, gutmütigen Individuen halten sich meist von Menschen fern. Also wenn es Probleme mit Dämonen gibt, sind es so gut wie immer bösartige. Und ich schätze, ihr seid immer nur zu Problemfällen gerufen worden." Der letzte Satz klang ironisch. Natürlich waren sie nur zu Problemfällen gerufen worden. Wer kein Problem hatte, brauchte natürlich auch keine Hilfe. "Also weiter. Wie gesagt, nicht alle Dämonen sind bösartig, aber ich denke du wirst mit fast keiner anderen Sorte in Berührung kommen." "Ich gedenke, überhaupt nicht in Berührung mit Dämonen zu kommen." Der alte grinste nur. "Dennoch werde ich dir das Schwert mitgeben... weißt du, dieses Schwert in der Hand eines Dämons ist nicht unbedingt das Szenario, was ich mir vorstellen möchte." "Also können auch Dämonen damit etwas anfangen?" "Natürlich." "Dann werde ich es kaum mitnehmen. Am Ende lockt es sie noch an. Und wenn sie mich verfolgen, würde ich wohl auch gegen sie kämpfen müssen."" "Dein letztes Wort?" "Ja. Und wenn sie sonst keine Probleme haben, betrachte ich den Fall als abgeschlossen." Der Mönch schien eindeutig unzufrieden. Und man sah auf dem ersten Blick dass er sich dieses Gespräch anders vorgestellt hatte. "Ich kann dich nicht zwingen." seuftste er leise. "Das können Sie in der Tat nicht." Für Naru war das Gespräch erledigt. "Nun, dann hoffe ich wenigstens dass Sie unsere Gastfreundschaft annehmen. Schließlich haben sie erst eine sehr lange Autofahrt hinter sich und es wird bald dunkel." Naru ließ sich sein Angebot noch einmal durch den Kopf gehen. Eigentlich sprach nichts dagegen, dass sie hier übernachteten und am nächsten Tag zurückfuhren... aber er hatte das Gefühl dass der alte wieder versuchen würde ihn zu überreden, dieses seltsame Schwert doch noch anzunehmen. Und möglicherweise würde er sogar Finten versuchen... Gleichgültig, beschloss er schließlich. Er hatte seine Entscheidung getroffen und dabei würde er bleiben. Da konnte dieser Mönch versuchen was er wollte. "Dann nehmen wir ihr Angebot gerne an." meinte er schließlich. "Ausgezeichnet!" Der alte Mönch war für Narus Geschmack ein wenig zu freudig. Aber er war ein logischer Mensch und aus rein logischer Sicht hatte nichts dagegen gesprochen sein Angebot anzunehmen. So führte der Klostervorsteher beide wieder zu den anderen, die in einem Nebenraum gastfreundlich versorgt wurden. Als Naru und Mai eintraten wurden sie allerdings fragend gemustert. "Der Fall ist abgeschlossen, wir fahren morgen zurück." war nur die kühle Erwiderung. "Warum? Was war denn jetzt los???" fragte Bou-san verwirrt. Da Naru nicht antwortete und durch seine Blicke eindeutig zu verstehen gab, dass er auch in Zukunft nicht antworten würde, wandten sich alle Mai zu. "Äh..." "Also? Was war jetzt so wichtig dass man uns rausgeschmissen hat?" drängte auch Ayako. "Ich weiss nicht... darf ich es sagen?" fragte sie unsicher. Der alte Mönch schüttelte nur leise seinen Kopf. "Tut mir leid, Ayako. Ich darfs nicht sagen." "Bitte???" Natürlich versuchten beide Mai zu überreden ihnen das große Geheimnis doch noch mitzuteilen, doch Mai schwieg verlegen. So zog es sich eine Weile hin, ehe der Mönch wieder auf sich Aufmerksam machte, indem er ihnen Anbot sie auf ihre Zimmer zu führen. Insgesamt standen ihnen vier Zimmer zu Verfügung, jeweils mit zwei Schlafgelegenheiten. Nach kurzer Beratung wurde beschlossen, dass sich Mai und Ayako ein Zimmer teilten, währen Lin mit Naru und John mit Bou-san in ein Zimmer ziehen würde. Und wieder fragte sich Mai, wie Masako es schaffte immer das Beste für sich herauszuschlagen. Ayako war auch keine angenehme Gesellschaft, da sie sich immer noch aufregte dass "diese kleine Göre" sich "ihr Zimmer geschnappt hatte". So war sie dann doch einigermaßen erleichtert, als sie sich schlafen legten, versprach das doch, dass sie bald am Ende ihres seltsamen Auftrags angelangt waren. Leise seuftsend setzte sich Mai in ihrem Bett auf. Ayakos gleichmäßiger Atem zeigte dem Mädchen, dass ihre Zimmergenossin noch immer im tiefen Schlaf lag. Warum sie dann nicht einschlafen konnte, konnte sich Mai beim besten Willen nicht erklären. So eine kurze Weile überlegend setzte sie sich schließlich auf und zog sich an, ehe sie hinaus trat. Ein wenig überrascht blieb sie stehen, als sie Naru ebenfalls vor dem Tempel stehen sah. Aber er wirkte im Gegensatz zu ihr angespannt. "Naru?" "Mai? Was tust du hier?" "Konnte nicht schlafen. Und du?" "Etwas hat mich geweckt." "Etwas?" "Unwichtig." Obwohl er das sagte, ließ er seine Umgebung nicht aus den Augen. Mai schwieg eine Weile, ehe sie sich bewusst wurde in welcher Situation sie war... Sie war hier mit Naru... alleine. Und sie hatten den Auftrag ja bereits "abgeschlossen". Also könnte es doch durchaus eine romantische Situation werden, oder? Kaum war ihr der Gedanke gekommen, verwarf sie ihn auch schon wieder. Naru mochte sie ja wirklich lieben... aber er war einfach nicht der Typ für Romantik. "Sag Mal... was hältst du eigentlich von dem Angebot des Mönches? Es schien ihm wirklich wichtig zu sein..." "Ich habe meine Meinung dazu schon geäußert." "Schon... aber glaubst du, er hat es aufgegeben?" "Gleichgültig." Mai seuftste leise. "Manchmal kannst du wirklich unhöflich sein." "Er muss sich eben damit abfinden." Ein leises Rascheln ließ sie auf einen nahegelegenen Busch sehen. "Da-Dass war doch nur der Wind, richtig?" "Wohl kaum. Es ist windstill." Mai schluckte hart. "Was war es dann?" "Vermutlich nur ein Tanuki oder etwas ähnliches." "Sag Mal... WAS genau hat dich geweckt?" "Ich weiß es nicht." Mai lief eine eisige Gänsehaut den Rücken hinab. "Ich glaube nicht, dass es nur ein Tanuki ist." "Und woher nimmst du diese Annahme?" "Ich... keine Ahnung. Ich weiss es einfach." Naru blickte noch einmal auf das Gebüsch, ehe er sich wieder Mai zuwandte. "Was immer es war, jetzt ist es weg." Irgendwie ließ sie diese Feststellung erleichtert aufatmen. Zaghaft rückte sie näher an ihn heran, teilweise aus Kälte, teilweise aus Furcht und teilweise weil sie ihm schlicht und einfach nahe sein wollte. Unwillkürlich musste sie Lächeln, als er einen Arm um ihre Taillie schlang und sie so zu sich zog. Das war etwas, worin sie Masako diesmal überboten hatte. "Sag Mal... warum halten wir es eigentlich geheim?" Er zuckte mit den Schultern. "Ich überlasse es dir, wann du wem was sagen willst. Mir ist es gleich." "Es ist dir egal?" echote sie ungläubig. "So oder so bist du meine Freundin. Was interessiert es mich ob die anderen es nun wissen oder nicht?" Irgendwie musste sie bei dem Kommentar Lächeln. Allerdings wurde sie kurz darauf aufgeschreckt, da er schneller als sie blinzeln konnte mit einer Hand in das Gebüsch fuhr und ein äußerst seltsames Tier zutage förderte. "Das war es, was geraschelt hat." meinte er schlicht und hielt das eigenartige Geschöpf bei den langen Ohren. "Auauauauuuuuu" Das kam von dem Geschöpf- das offensichtlich weit mehr war als es zuerst zu sein schien. "Es spricht!" kam der überraschte Kommentar von Mai. "Was bist du?" kam die kühle frage von Naru. "Aua ahu, lass mich los, du gemeiner Schuft!!!" Es zappelte und schrie, dennoch konnte es sich nicht aus Narus Griff befreien. Trotzdem hatte Mai einen guten Blick auf das wunderliche Tier: Es lief auf vier Pfoten und war vom Körperbau einem Fuchs relativ ähnlich, doch der Kopf war ein wenig anders geformt und der Schwanz war beträchtlich länger. Außerdem war seine Fellfarbe weiß und es war noch ein wenig kleiner als ein Fuchs. "Ich wiederhole mich nicht gerne: Was bist du???" Das war schon mit einem leicht drohendem Unterton. "Ich weiß nicht was der alte Tempelvorsteher an dir findet, aua, aua!!! Du bist gemein und böse und DIR sollte er das Schwert niemals überlassen, du bist unwürdig!!!! AU!!!" Beim letzten Satz hatte Naru ein wenig fester zugepackt. "Du weißt von dem Schwert?" fragte Mai verwirrt. "Naru, lass ihn doch wenigstens mit den Füßen auf den Boden!" meinte sie bittend. Langsam ließ er den kleinen Gesellen wieder auf den Boden, hielt ihn aber noch immer bei seinen Ohren fest. Da das kleine Tier scheinbar nicht blöd war, sah es ein dass es so unmöglich entkommen konnte, weswegen es widerwillig sitzen blieb. "Also, kleiner Kerl, was bist du?" fragte Mai interessiert. "Ein Dämon, natürlich!" grollte das kleine Tier mürrisch. "Was??? DU bist ein Dämon???" "PAH! Wenn meine Kräfte nicht versiegelt wären, würde ich euch doch mit Links fertig machen!!!" "Was tust du hier?" fragte Naru ungerührt weiter. "Ich lebe hier, was dagegen???" "Und der Tempelvorsteher weiß von dir?" fragte Mai unwillkürlich verwundert. "Sicher. Ich bewache schließlich das Schwert. UND ES KOMMT ÜBERHAUPT NICHT IN FRAGE DASS SO JEMAND WIE DU ES ERHALTEN SOLL!!!" "Dann sind wir uns ja einig." war die kühle Antwort Narus. "Eh?" Es war überdeutlich, dass der Dämon diese Antwort als letztes erwartet hatte. "Und da ich es auch vermeiden will überhaupt mit Dämonen in Kontakt zu kommen, rate ich dir zu verschwinden ehe ich dich fortjage." Damit ließ Naru den kleinen Dämon los. Dieser blieb perplex auf der Stelle hocken und starrte Naru an. "Du WILLST das Schwert garnicht?!?" "Nein. Und jetzt verschwinde." Mai sah Naru nachdenklich an. Er tat tatsächlich sein möglichstes um den Kontakt zu Dämonen zu vermeiden. "Warum willst du es nicht haben?" fragte der Dämon neugierig und flitzte quirrlig um Naru herum. "Das geht dich nichts an." Somit scheinbar das Thema für erledigt haltend, wandte er sich von dem kleinen Geschöpf ab. Dieser verdrehte nur seine Augen und wandte sich an Mai. "Hey du! Warum will er es nicht haben?" Doch Mai kam nicht mehr zum antworten. "Wenn du jetzt nicht sofort verschwindest, helfe ich nach." sagte er mit einem so frostigen Blick, dass selbst der Dämon erstarrte. "Wir werden uns wieder sehen!" meinte er noch lachend, ehe er in den Büschen verschwand. Naru war nach diesem Kommentar sichtlich missgestimmt. "Gehen wir zurück." meinte er leicht mürrisch. Mai erwiderte nichts und dachte noch lange über den seltsamen Zwischenfall nach. Doch nicht nur Naru und Mai waren zu dieser späten Stunde noch auf. Auch der Tempelvorsteher hatte keinen Schlaf gefunden und betrachtete das Schwert in seinen Händen. Es steckte in einer dunkelblauen Schwertscheide, auf welche ein verschlungenes Muster eingraviert war. Er seuftste leise, ehe er sich schließlich aufraffte. "Bringen wir es hinter uns, mein junger Schüler." sagte er seuftsend zu dem jungen Mann hinter sich. Dieser nickte nur kurz und folgte dem älteren Mönch gehorsam aus dem Tempel. Vor dem Wagen seiner Gäste blieben beide stehen. "Mach den hier auf. Aber pass auf, dass man keine Spuren bemerkt." Der junge Mönch nickte, ehe er routiniert verschiedene Werkzeuge hervorholte und im Autoschloss umherstocherte. "Es freut mich, dass meine dunkle Vergangenheit doch noch zu etwas gut ist." sagte der junge Mann ehrbietig, ehe ein leises Klicken verriet dass er Erfolg gehabt hatte. "In der Tat scheint es fast ein Wink des Schicksals zu sein, das deine frühere Proffession ausgerechnet die des Autoknackens war." erwiderte der alte Mönch trocken. Der alte Mönch zögerte noch einen kurzen Moment, ehe er sich wieder an den jungen wandte. "Leg das nach hinten in den Kofferraum. Aber achte darauf, dass sie es erst entdecken wenn sie angekommen sind." Der junge Mönch nickte nur leise, ehe er das Schwert ehrbietig entgegennahm und sorgfältig zwischen den diversen Gerätschaften versteckte. "Ist es wirklich eine so gute Idee das Schwert einfach so in den Kofferraum zu werfen, Meister?" "Zweifelst du an meinem Urteilsvermögen?" kam die kühle Frage zurück. "Natürlich nicht! Aber... es wird eine gewisse Weile unbeaufsichtigt bleiben...." "Wird es nicht. Der Wächter ist schon da." "Sicher. Aber auch ich finde, dass die Idee nicht unbedingt einer deiner besten ist." meldete sich der kleine Dämon zu Wort, der einen Moment vorher noch von Naru in die Mangel genommen worden war. "Leider ist das aber die einzige Möglichkeit die wir haben." antwortete der Mönch müde, nicht im geringsten über das plötzliche Auftauchen des Dämons überrascht. "Warum ER?" "Weil er geeignet ist." "Da bin ich anderer Meinung." schnaubte der kleine Geselle unwillig. "Du hast keine Ahnung wie stark er ist, mein Freund." "Sicher nicht stärker als du." gab der Dämon leicht beleidigt zurück. "Oh doch. Er hat schon ohne dem Schwert mehrere Dämonen besiegt, auf die eine oder andere Weise. Er würde auch dich schlagen, selbst wenn dein Siegel gelöst sein sollte." "Unmöglich, für einen Menschen." kam die arrogante Erwiderung. "Für ihn nicht. Seine Kräfte sind so stark, dass sie sogar seinen eigenen Körper beschädigen wenn er sie anwendet." "Dann hat er ja erst recht keine Chance." "Und wenn er seine Seele von seinem Körper trennen würde?" Das kleine Tier erstarrte. "Das Medallion?" "Ja." "Es war doch verschollen?" "Nun... wie genau er es erhalten hat, weiss ich nicht. Fest steht, dass er es besitzt." "Und der darin wohnende Geist...?" "Hat ihn als seinen Meister akzeptiert. Allerdings... ich hege den verdacht, dass der Junge keine Ahnung von seinem Glück hat." meinte der Mönch grinsend. " Ich frage mich, ob er es wegwerfen würde wenn er über den.... nun ja, jetzt seinen Shiki bescheid wüsste." "Mit Geistern meidet er keinen Kontakt. Auch mit Shiki nicht, schließlich ist einer seiner Assistenten ein Onmyouji. Und kein schwacher, möchte ich sagen." "In der Tat eine seltsame Gruppe..." murmelte der kleine Dämon leise. "Nun, mein Freund... es wird Zeit sich zu verabschieden." Der kleine Dämon nickte leise. "Keine Sorge, ich werde es gut bewachen." Der alte Mann nickte nur. "Ich weiß." Mit diesen Worten sprang der kleine Dämon ebenfalls ins Auto, während der alte Mann den Wagen schloss. "Ich danke dir für deine Hilfe, mein junger Schüler." meinte der alte noch abschließend zu dem Mönch neben ihm. "Es war mir eine Ehre, Ihnen dienen zu dürfen." meinte dieser und verneigte sich respektvoll, ehe er im Tempel verschwand. Auch der alte Mann ging zurück, hoffend dass alles ein gutes Ende finden würde. _______________________________________________________________________________ Kukuku, ein Mönch und Autoknacker! ^^ Irgendwie mag ich den Alten, er ist so durchtrieben. *rofl* Und irgendwie frage ich mich im Nachhinein, wie ich auf das ganze gekommen bin. O.o Hmmm... *abgedrehte Phantasie tätschel* Was den kleinen Dämon angeht... DA weiß ich noch genau, wie ich darauf gekommen bin. Falls irgendjemand Shounen Onmyouji (<=Animeserie) kennt: Mokkun war das Vorbild. *g* Ziemlich genau so kann man sich den kleinen Dämon vorstellen, zumindest was das Aussehen betrifft. (böse naias, hast die Idee von anderen Leuten geklaut!) Aber irgendwoher muss man seine Inspiration ja kriegen... bye naias Kapitel 11: Shiki ----------------- Oi, ich bin ja so kaputt... :( Ihr habt ja keine Ahnung wie stressig es zur Zeit ist... aber egal. (Deshalb auch nur so ein Kurzes Kapitel nach so langer Zeit...) Gomen, ich bitte um euer Verständnis! u.u' Überhaupt war ich sehr unsicher ob ich dieses Kapitel so lassen soll wie es ist... Hab auch hin und her überlegt was und wie ich es ändern sollte... mir is aber nix eingefallen... U.U Noch ma sorry! Am nächsten Morgen fuhr die Gruppe schon früh los, sich nur knapp von dem alten Tempelvorsteher verabschiedend. Dieser atmete mehr als erleichtert auf, als sie unbemerkt mitsamt dem Schwert abfuhren. Alles andere lag nicht mehr in seinen Händen. Mürrisch starrte Mai aus dem Fenster. Schon wieder hatte Masako es zustande gebracht, mit Naru zu fahren. Wie, war ihr immer noch ein Rätsel. Am liebsten hätte sie ihr einfach vor die Füße geknallt, dass sie und Naru ein Paar waren und SIE deswegen ein Anrecht hatte mit ihm zu fahren.... doch sie hatte es vor lauter Verlegenheit nicht herausgebracht und war deswegen schlichtweg übergangen worden. "Warum denn so griesgrämig, Mai-chan?" fragte Bou-san vertrauensselig und legte ihr brüderlich einen Arm um die Schulter. Mai antwortete mit einem Blick, der Naru Ehre gemacht hätte. "Wah, Mai-chan, du hängst eindeutig zu viel mit Naru ab, weisst du das?" "Genau, und außerdem weiss er dich garnicht zu schätzen! Such dir doch einen Anderen, der dich mehr verdient hat als er!" warf auch Ayako ein, die wieder am Beifahrersitz saß. "Ist aber manchmal ganz nützlich so einen Blick drauf zu haben." meinte sie schon weit weniger verärgert, sogar ein wenig schmunzelnd. "Ja klar. Damit macht man sich höchstens unbeliebt. Du willst doch nicht so wie Naru enden, oder?" "Als erfolgreicher Leiter einer eigenen Firma und vielen Bewunderen des anderen Geschlechts?" Bou-san verdrehte nur leise seine Augen. "Als kalter Frosch, der nicht bemerkt wie eines der liebenswertesten Mädchen die ich kenne ihm zu Füßen liegt." Mai fühlte, wie ihr leise die Röte ins Gesicht stieg. "Meinst du etwa mich?" fragte sie verwundert. "Nein, natürlich nicht. Masako war gemeint. Oder magst du Naru etwa auch?" meinte er mit einem breiten Grinsen. "BOU-SAN!!!" "Na eben, dass ist schon mehr die Mai die ich kenne!" meinte er weiterhin grinsend, während er spielerisch ihre Haare zerstrubbelte. "Pass auf, sonst wird Ayako noch eifersüchtig." meinte Mai, ebenfalls grinsend. "Was, die alte Hexe?" Im nächhsten Moment waren Ayako und Bou-san wieder in einem Streit vertieft. Dennoch war sie weit besser gelaunt als vorher. //Stimmt ja. So oder so ist er MEIN Freund, da kann Masako sich meinetwegen auf den Kopf stellen.// Irgendwie fühlte sie tiefe Befriedigung. Warum sollte sie sich schon aufregen? Sie hatte was sie wollte: Einen gut bezahlten Job, einen Freund, der die große Liebe ihres Lebens war und eine Familie. Dabei sah sie grinsend zu den anderen Insassen des Wagens. Ayako und Bou-san, die sich immer noch zankten, John der versuchte den Streit zu schlichten und dabei von den beiden schlicht überbrüllt wurde und der ewig schweigsame Lin. Mit einem leisen Lächeln lehnte sie sich zurück und starrte wieder aus dem Fenster. Im Moment wünschte sie sich sogar, dass es ewig so weitergehen konnte.Und da sie am vorigen Abend nicht gut und nur sehr kurz geschlafen hatte, fühlte sie wie ihr die Augen zufielen. "Mai-chan, wir sind da!" wurde sie von Bou-san geweckt. Mai gähnte leise, ehe sie aus dem Wagen ausstieg. Sie streckte sich nur genüsslich, bevor sie zu dem anderen Wagen ging um Naru zu helfen die kälteempfindlichen Gerätschaften ins Büro zu tragen- zumindest wollte sie das. Doch als sie neben einen merkwürdig erstarrten Naru trat und ihm über die Schultern blickte, was denn jetzt seine Aufmerksamkeit fesselte, erstarrte auch sie. Dort lag, eingeringelt auf einem Schwert liegend, der kleine Dämon und schien tief zu schlafen. "Nicht im ernst, oder?" murmelte Mai erstaunt. Vorsichtig beugte sie sich zu dem kleinen Tier hinunter und stupste es scheu an. Der Dämon fing an sich zu regen, gähnte und streckte sich genüsslich, ehe er die Augen auf Naru richtete. "Ah, sind wir endlich da?" war die trockene Frage des Tieres. "Was tust du hier?" war die eisige Frage von Naru. "Ich geh nur meinem Job nach und beschütze das Schwert. Alles andere musst du mit dem Tempelvorsteher regeln." "Das werde ich auch." Das klang wie eine Drohung. "Aber er wird nicht kommen um es abzuholen. Und BRINGEN würde ich es ihm auch nicht... dann wirst du nämlich erst recht in dämonische Angelegenheiten verwickelt." "Was meinst du?" fragte Naru steif. "Gehen wir rein, es ist kalt hier." meinte der Dämon und sprang aus dem Kofferraum. "Ach, liegen lassen solltest du es auch nicht. Das könnte nämlich für dich übel ausgehen." Da Naru zu stolz war um sich irgendetwas aufzwingen zu lassen, rührte er das Schwert nicht an, weswegen Mai es unsicher aufhob und dem Dämon folgte. Dieser flitzte sofort im Büro umher, kaum dass er aufgesperrt hatte. "Oh, schicke Bude." meinte der kleine Dämon erstaunt. "Entweder du erklärst auf der Stelle was das Ganze soll oder du fliegst sofort raus." "Schon gut, schon gut. Wo sind wir ungestört?" Nur mit äußerster Selbstbeherrschung ging Naru in sein Büro, während Mai ihm nachging und der Dämon, neugierig das Zimmer prüfend, ebenfalls hineinschlüpfte. "Also... wie gesagt bist du JETZT gezwungen es aufzubewahren. Die anderen Dämonen, die das Anwesen nämlich schon einige Zeit belagern, werden jeden der das Grundstück betreten will genau ansehen." "Warum?" fragte Mai verwirrt. "Sie sind leider nicht dämlich... deshalb werden sie bemerkt haben dass das Schwert nicht mehr da ist. Wir können von Glück reden, dass sie es nicht bemerkt haben als wir das Grundstück verlassen haben. Wenn du mit dem Schwert auch nur in die Nähe kommst, werden sie dich angreifen." "Ich schicke es per Post." kam die kühle Antwort Narus. "Vergiss es. Solange du es nicht persönlich ablieferst, werde ich es immer zurückbringen." Jetzt war Naru endgültig genervt. "Es interessiert mich nicht, was damit geschieht. Und es ist mir auch gleichgültig ob es ein Dämon erhält oder nicht." "DAS würde ich an deiner Stelle nicht sagen. Wenn es ein Dämon schafft, diese Klinge in seinen Besitz zu bekommen, werden sich alle anderen unter ihm scharen. Und glaub mit, vereinte Dämonen willst auch du nicht erleben." "Dann nimm du es. Du bist ein Dämon, versammel sie meinetwegen unter dir." "Würde ich gerne. Aber daraus wird nichts: Die Dämonen, die mit Menschen zusammenleben, werden von dem anderen Haufen verachtet. Würde ich also mit dem Schwert kommen, würden sie über mich herfallen." Naru schwieg und dachte scharf nach. "Also bist du soetwas wie ein Verräter unter den Dämonen?" "Einer von vielen. Wir wiederum sehen die anderen als Verräter an. Da sind wir ziemlich gespalten." "Hm." "Es ist ja nicht so, dass du es ANWENDEN musst. Aber der Druck auf den Tempel ist zu stark geworden, weswegen es dort nicht bleiben konnte. Früher oder später hätten sie ihn überrannt und das Schwert erobert. Und damit dann: Auf Wiedersehen, Menschheit!" Mai schluckte. "Die ganze Menschheit?" Der kleine Dämon nickte nur ernst. "Dämonen sind stark, aber uneinig. So nach dem Motto: Warum soll ich DEM DA folgen? ICH will der Anführer sein, folgt doch MIR!!!" "Also will jeder der Anführer sein?" "Genau. Dieses Schwert gehörte einmal einem unübertroffenem Dämonenjäger, ist aber schon ein paar Jahrhunderte her. Und sie haben sich geeinigt, dass der, der das Schwert erobert, den Dämonenjäger somit besiegt, der rechtmäßige Herrscher über die Dämonen ist. Aber der Jäger ist natürlich irgendwann am Alter gestorben, er war ja trotz aller Stärke doch nur ein Mensch. Seither haben seine Nachfolger den Kampf weiter geführt. Bis zu diesem Tage waren sie noch ungeschlagen." "Aber?" fragte Mai neugierig weiter. "Wie gesagt, der Druck wurde zu groß. Deswegen hat der alte Tempelvorsteher beschlossen, das Schwert heimlich an einen Außenstehenden abzugeben, sodass die Dämonen die Fährte verlieren. Es hat geklappt und jetzt ist es hier. Und wenn du es zurückbringst.... nun, dann ist es so gut wie erledigt mit der Menschheit. Wenn alle Dämonen der Welt ein einziges Ziel verfolgen, werden sie sich durchsetzen. Auch gegen Menschen." Nun... das war das schlimmste Szenario das geschehen konnte. Und dem Dämon war durchaus bewusst, dass er die Situation ein wenig überzeichnet hatte. Nicht alle Dämonen würden dem Besitzer des Schwertes folgen. Viele hatten die Idee der "Vereinten Dämonen" auch schon aufgegeben. Außerdem waren sie so uneinig, dass selbst wenn ein Dämon das Schwert hätte und Anspruch auf Herrschaft erheben würde, er möglicherweise auch schlicht ignoriert wurde. Und es war bei weitem nicht sicher dass die Menschen unterlegen waren... aber das wussten die Beiden ja nicht. Und der kleine Dämon wollte sich einfach unnötige Kämpfe ersparen. Und dazu war es wichtig, dass das Schwert so glücklich verschwunden blieb. Genau genommen war das gefährlichste an dieser Angelegenheit die Unberechenbarkeit der anderen Dämonen. Aber solange niemand wusste wo sich das Schwert befand, gab es schlicht auch keine Probleme. Sollten sie ruhig annehmen dass tatsächlich die gesamte Menschheit betroffen war, dann würden sie wenigstens gut darauf achten. Naru betrachtete das Schwert leicht nachdenklich. "Und soetwas überlässt er einfach so einem wildfremden Menschen?" fragte er, offensichtlich zweifelnd. "Er ist Empat und kennt dich somit besser als du denkst. Außerdem ist es ja nicht so als hätten wir eine andere Wahl gehabt." "Warum wurde es nicht zerstört?" "Warum? Nun.... auch wenn es zerstört werden würde, die Reste wären immer noch vorhanden. Aber selbst wenn nicht ist es immer noch die stärkste Waffe gegen Dämonen die es bis jetzt gibt. Außerdem...wenn das Schwert zerstört ist würden sie sich wahrscheinlich auf einen anderen Gegenstand einigen. Dann wäre eben der der Herrscher, der- keine Ahnung was- anschleppt. Sie würden zwar wahrscheinlich eine Weile brauchen bis sie es ausdiskutiert hätten, aber es würde die Situation möglicherweise im Endeffekt nur verschlechtern. Immerhin haben wir das Schwert jetzt noch in unseern Händen und die Dämonen wissen nicht, wo es ist und wer es hat. Das ist ein gewaltiger Vorteil. Wenn sie sich aber im Gegensatz auf einen anderen Gegenstand einigen: Wer sagt denn, dass der dann in unserem Besitz ist? Und selbst wenn hätte es die Lage nicht im Geringsten verändert." Natürlich konnte es allerdings auch sein, dass es ihnen mit der Zeit einfach zu dämlich wurde dem Schwert hinterher zu jagen und sich so oder so auf einen anderen Gegenstand einigten. Aber das würde auch Gegner haben und die Diskussion würde dadurch möglicherweise gleich um Jahrhunderte verlängert werden. Aber auch das brauchten die Beiden nicht zu wissen... "Hm. Es kann bleiben- aber ich habe nicht die Absicht mein Leben daran zu verschwenden und ständig nur das Schwert zu bewachen." "Das musst du nicht. ICH bin der Wächter- das heißt, ich passe auf, dass es Erstens nicht entdeckt wird und zweitens niemand einen Finger daran legt." "Hm." Naru sah nicht überzeugt aus. "Da es leider um das Schicksal der Menschheit geht, habe ich keine Wahl." meinte er sarkastisch. "Ach, ich hätte nicht erwartet dass du so schnell zustimmst." meinte der Dämon, war aber deutlich erleichtert. //Er hat den Köder also geschluckt.// dachte er befriedigt. "Ich bin nicht dumm und weiß sehr wohl worum es hierbei geht." merkte er scharf an. Das war noch eine deutliche Spur kühler gewesen. Und der Dämon deutete es zurecht als letzte Warnung. //Oder auch nicht geht.// vervollständigte er in Gedanken. Er hatte den Köder also doch nicht geschluckt. Vielleicht war ja der "Schicksal der Menschheit"-Teil doch übertrieben gewesen. Aber das wichtigste hatte er erreicht: Das Schwert durfte bleiben.... vielleicht sollte er jetzt das Gespräch auf andere Themen lenken, ehe es sich der Jugendliche doch noch anders überlegte.... nur auf welche? Ein Geistesblitz durchfuhr ihn, ehe er weitersprach: "Ein anderes Thema: Was ist mit deinem Shiki?" "Mein....was?" Er war tatsächlich erstaunt. "Du hast also tatsächlich keine Ahnung???" lachte der Dämon amüsiert. Wenn Naru eines nicht leiden konnte, war es wenn sein Gegenüber etwas wusste und er selbst nicht, obwohl es ihn betraf. Und genau dieser Fall schien eingetreten. "Ich kann mich nicht erinnern einen Shiki in meine Dienste genommen zu haben." "Und trotzdem hast du einen. Hast du dich nie gefragt warum das Medaillon genau in den richtigen Momenten funktioniert, du aber nicht ständig aus deinem Körper fliegst wenn du es sonst anfasst?" fragte er mit leisem Amüsement weiter. Das hatte er sich schon oft gefragt. Aber er hatte bis jetzt keine Antwort gewusst. Sein Medaillon war also ein Shiki??? Sein Shiki? Er nahm die Kette in die Hand und betrachtete sie nachdenklich. "Falls du recht hast und das ist mein Shiki- wäre es dann nicht an der Zeit dass er sich mir mal vorstellt?" Dass war überdeutlich gesprochen. Alle starrten den seltsamen Stein an, aus dem sich auch langsam eine Gestalt löste. Schüchtern in der Luft schwebend starrte ein daumengroßes, kleines Mädchen zurück. Sie hatte blonde, üppige Haare und azurblaue Augen und stuppste verlegen ihre Fingerkuppen aufeinander. Ab der Hüfte allerdings war sie geformt wie man sich einen typischen Dschinni vorstellte, sodass sie noch immer mit der Kette verbunden war. "Äh... hallo." Naru zog leise eine Augenbraue in die Höhe. "Warum stellst du dich erst jetzt vor?" "Ihr habt nie danach verlangt, Meister." "Wie auch, wenn ich nicht weiß, dass du existierst?" kam die kühle Gegenfrage. "Naja... ihr wirkt manchmal ein wenig mürrisch, Meister. Ich wusste nicht, wie ihr auf mich reagieren würdet... deshalb hab ich mich nicht getraut mich zu zeigen." "Wie niedlich!" entfleuchte es Mai erst jetzt. "Sag, wie heißt du, kleine???" "Ich... bin Risa. Aber ich bin älter als ihr beide zusammen." sagte sie ein wenig unsicher. "Ach Meister! Das hätte ich ja fast vergessen.... ihr habt da ein kleines Problem......-chen. Mit einem Geist." fügte sie hastig hinzu. Schon wieder wusste sein Gegenüber mehr als er. Langsam fing es an ihn zu nerven. "Also, ich hab gespürt dass ihr eine sehr tiefe Verbindung zu einer verstorbeben Seele habt. Aber diese Seele hat eigentlich keinerlei Bedauern dass er gestorben ist und seinen Tod akzeptiert. Dennoch kann er wegen der tiefen Verbindung zwischen euch keinen Frieden finden. Als rastloser Geist kann er aber auch nicht auf der Erde umherwandern, weil er die Tatsachen akzeptiert hat und somit eigentlich ja Frieden gefunden hat. Deshalb steckt er jetzt ein kleines bisschen zwischen den Welten fest... soll ich ihn herholen?" "Ja." Sie schien sich einen Moment lang zu konzentrieren, ehe neben ihr eine Gestalt auftauchte, halb durchsichtig und schwebend aber dennoch gut zu erkennen. "....Gene?" entfuhr es Naru überrascht. Der Geist war ein genaues Ebenbild von Naru.... sein verstorbener Zwillingsbruder. Die Augen des Geistes weiteten sich überrascht... ehe er Naru in eine erstickende Umarmungsattacke zog. "NOLL!!!!" "Gene...ich...ersticke!" "Ups, sorry." Er sah sich gleichermaßen verwundert wie freudig um. "Oh... Mai! Du bist also auch da!" stellte er fröhlich fest. "Äh.. hallo." "Warum bin ich eigentlich hier? Nicht, dass ich an diesen dunklen Ort zurückwill...." "Mein... Shiki hat dich gerufen." Unwillkürlich hatte Naru gezögert es auszusprechen. Es war einfach ungewohnt. "Hooo? Seit wann hast du denn einen Shiki?" "Seit kurzem." "Aha. Ich bin erstaunt, dass dein Shiki zu mir vordringen konnte. Immerhin hat das bis jetzt ja nur Mai geschafft." "Wie habt ihr euch überhaupt kennen gelernt?" "Keine Ahnung. Irgendwann ist sie einfach hereingeschneit und hat mich mit dir verwechselt. Da hab ich mir gedacht: Warum nicht ein bisschen sein Image aufbessern und zur Abwechslung Mal nett sein?" meinte er grinsend. "Gene... Du bist wirklich nicht zu bessern." meinte Naru mit einem nahezu unhörbarem seuftsen. "Ist das deine Art deinen älteren Bruder zu begrüßen?" "Du bist nur zweieinhalb Minuten älter als ich." "Und trotzden bin ich dein großer Bruder!" meinte er energisch und verschränkte die Hände vor der Brust. "Meister... Ich unterbreche euch nur ungern, aber.... ich kann seine Seele nicht allzulange festhalten." "Also gibt es keine Möglichkeit für mich, vollständig hier zu bleiben?" fragte Gene schwerst enttäuscht. "Eine Möglichkeit würde es geben... wir müssten dir einen dauerhaften Bezug zu den Lebenden verschaffen.... und den hättest du, wenn du ebenfalls ein Shiki werden würdest." "Von Noll?" Die Kleine nickte nur. "Allerdings MUSST du einem direktem Befehl deines Meisters folgen." "Das würde Noll nicht machen." entgegnete der Geist felsenfest überzeugt. "So?" fragte Naru. "Nein. Und zwar aus dem einfachen Grund weil du mich lieb hast!" entgegnete der Geist grinsend. "Gut, dann nehme ich das als dein Einverständnis." meinte Risa. Gene nickte nur. "Gib mir deine Hand, Gene." Der Geist tat wie geheißen... und im nächsten Moment fühlte er, dass ihn die Kette anzog und bindend an Naru schweißte.... ehe der Sog sofort wieder nachließ. Er war jetzt an Naru gebunden... und somit wieder an die Welt der Lebenden. "Wow... Noll, wo hast du denn den Shiki her? Sie ist wirklich extrem fähig!" "Danke!" antwortete Risa. "Aber du bist auch sehr stark." gab sie das Kompliment zurück. Im nächsten Moment waren beide im Smalltalk vertieft. "Dein Bruder und Risa-chan scheinen sich gut zu verstehen." meinte Mai leicht erstaunt. "Er war schon immer sehr Kontaktfreudig." war Narus trockener Kommentar. Leicht verwundert sah Mai sich um... und sie konnte sich nicht des Gedankens erwehren dass sie schon ein komischer Haufen waren. Einerseits war Naru allein schon mehr als genug, schaffte der es doch schon alleine, ohne Waffen einem Dämon stand zu halten. Mehr noch, ihn zu besiegen. Dann folgte der kleine Dämon, von dem sie nicht wussten welche Fähigkeiten er hatte und wie stark diese waren. Da er allerdings der Hüter des Schwertes war, hinter dem nahezu alle Dämonen der Welt her waren, war es anzunehmen dass der kleine Kerl auch entsprechende Kräfte besaß. Weiter folgte dann Risa, die ein Shiki war und scheinbar auch ein überaus Fähiger. Doch auch hier wussten sie nicht wie fähig genau. Und zuletzt Narus Zwillingsbruder. Risa hatte angemerkt dass auch Gene sehr stark war... zumindest war er bei den Untersuchungen immer mehr als hilfreich. Wenn sie dann auch noch den Rest der Gruppe dazurechnete.... tatsächlich das perfekte Chaos. Sie konnte nicht anders als Grinsen. "Ist es nicht schön deinen Bruder wieder gefunden zu haben?" Naru nickte nur leise und von ihm selbst unbemerkt zauberte sich ein schmales Lächeln auf seine Lippen. "Vor allem ist er jetzt mein Shiki.... seltsamer ist es wohl nicht möglich." Mai lachte leise. Als es schließlich leise klopfte verschwanden die nicht-menschlichen oder toten Mitglieder der Gruppe schlagartig. Nach Narus "herein" betrat Lin das Büro. "Was gibt es?" "Ich habe einen Anruf von Luella und Martin erhalten... sie planen, dich besuchen zu kommen." Naru erstarrte leise. "Was?Sie kommen nach Japan?!?" Lin nickte nur leise und verließ das Büro wieder. "Wer sind Luella und Martin?" fragte Mai erstaunt. "Meine Eltern. Adoptiveltern, eigentlich." Mai starrte ihn daraufhin nur an. Seine Eltern kamen. Sie würde seine Eltern kennen lernen!!! _______________________________________________________________ Sooo, wir lernen also seine Eltern kennen! *g* Hmmm... vorraussichtlich werden deswegen ein paar Sätze auf englisch sein... is das ein Problem? Soll ich irgendwie die übersetzte Version auch hochladen oder verschicken? Nicht dass es allzu viel wird (hoff ich doch) oder allzu schwer (kann ich garnicht) aber ich frag einfach Mal nach... joa... ich glaub, dass wars so im Allgemeinen... Übrigens wird das Hochladen im März wahrscheinlich weiterhin ziemlich unregelmäßig sein. Das tut mir wirklich Leid, aber ich fürchte ich kanns nicht ändern... Aber wir nähern uns dem letzten Teil sowieso schon ziemlich rasant! :) Das Schwert is ja sicher bei ihnen Verstaut, vorerst gibts da auch nicht die geringsten Probleme... aber falls eine Fortsetzung kommt (später) wird es wahrscheinlich Probleme damit geben! :) Wie gesagt, ich spiele mit dem Gedanken einer Fortsetzung, bin mir aber nicht sicher... Aber die kommt auf alle fälle erst, wenn ich wieder mehr Zeit habe! Bye naias Kapitel 12: TEIL IV: Besuch --------------------------- Sooooo.... eigentlich sind die Charaktere von Narus Eltern jetzt ein Mix aus verschiedenen Fanfics, die ich auf Englisch gelesen habe und meiner eigenen Phantasie. Ich weiß nicht wie sie so sind und ob ihre Charaktere treffend sind... die Idee mit der Kamera ist komplett übernommen.... hat mir einfach nur irrsinnig gut gefallen. Was die Qualität dieses Kapitels angeht... naja, ich glaub man merkt dass ich unter Stress stehe. Und bei Stress geht meine Kreativität immer flöten. Hab aber im Moment keine Zeit es zu überarbeiten und da ihr schon so lange warten musstet, wollte ich euch das Kapitel nicht vorenthalten. Erwartet euch aber nicht zu viel davon... Wenn ich mehr Zeit habe, werd ich es auch noch Mal überarbeiten. Trotzdem viel Spaß beim lesen! ________________________________________________________ Der Tag ihrer Ankunft kam schneller als erwartet und Naru wirkte sogar ein wenig angespannt. Dummerweise hatte Mai sich versehentlich verplappert und hatte den anderen Mitgliedern der Gruppe mitgeteilt, dass Narus Eltern vorbei kommen würden.... von da an waren sie nicht mehr zu halten gewesen. Jeder Einzelne brannte darauf die Bekanntschaft mit Narus Eltern zu machen. So bekam Naru seine Angestellten, ob er nun wollte oder nicht, einfach nicht mehr aus dem Büro heraus und musste sich wohl oder übel damit abfinden, was seine Laune noch mehr absinken ließ. Zwar hatte er seinen Eltern angeboten sie vom Flughafen abzuholen, diese hatten allerdings strikt abgelehnt und fuhren mit dem Taxi. Am Tag der Ankunft herrschte also denkbar gespannte Stimmung in der SPR, von Narus Seite her, weil ihm der ganze Haufen furchtbar auf die Nerven ging und alle anderen, weil sie gespannt waren seine Eltern kennen zu lernen. Die Zeit verstrich, ehe man Absätze auf dem Gang klappern hörte. KRACH Die Türe wurde um einiges zu schwungvoll aufgestoßen und eine Frau mittleren Alters betrat das Büro, eine Kamera um ihren Hals baumelnd. "Hello Darling! So nice to meet you again!!!" Bevor Naru irgendwie reagieren konnte hatte sie ihn schon in eine knochenbrechende Umarmung gezogen. Mai würde noch Jahre später schwören, dass sie seine Gelenke knacken gehört hatte. "Mum... would you... stop that?!?" keuchte er leise. "Luella Darling, please stop murdering our son." schaltete sich eine ruhige Stimme aus dem Hintergrund ein. Das musste dann wohl sein Vater sein. Er musterte die gesamte Gruppe, ehe er sich Lächeln vorstellte. "Guten Tag, mein Name ist Martin. Es freut mich sehr ihre Bekanntschaft zu machen." stellte er sich auf japanisch mit leichtem Akzent vor. "Oh my, wer seid ihr denn alle?" fragte Luella erstaunt, mit weit schwererem Akzent als ihr Ehemann. So stellten sie sich nach der Reihe vor und es herrschte ein furchtbares Durcheinander, das sich erst langsam legte als sich alle gesetzt hatten. Das war der Moment, als Mai anfing den Tee zu verteilen. click FLASH. Luella hatte gerade begeistert ein Photo von Mai geschossen. "What a cute little girl! Oli...ah, son, who is that?" Naru widerstand mühsam dem Drang seinen Schädel gegen die Tischplatte zu donnern. Beineahe hätte sie ihn "Oliver" genannt. "Dass ist Mai, meine Assistentin." stellte er sie gewohnt kühl vor. "Hooo? You never mentioned that she´s so cute!" meinte seine Mutter begeistert, während sein Vater ihn leutselig auf die Seite nahm. "Jetzt verstehe ich was dir an Japan so gefällt." meinte er, leider so laut dass jeder es deutlich hören konnte. Bou-san ertstickte halb an seinem unterdrücktem Kichern, während Ayako schallend lachte und dem hustendem Mönch nicht gerade zart auf den Rücken klopfte. Lin versteckte sein amüsiertes Schmunzeln damit, dass er einen Schluck Tee nahm und John versuchte ein Grinsen hinter seiner Hand zu verstecken. Mai allerdings lief wieder knallrot an, während Masako den letzten Kommentar von Narus Vater garnicht lustig fand. "Warum seid ihr hier?" fragte Naru, einen genervten Unterton nicht unterdrücken könnend. "How rude! Wir haben dich vermisst!" meinte Luella leicht beleidigt. "Und deine.... hm, Arbeitgeber werden auch langsam ungeduldig. Sie wollen ihr "psychic genious" wieder haben." ergänzte Martin. "Außerdem wollten wir sehen wie du hier so lebst und ob es du auch well bist!" "Ich bin durchaus in der Lage auf mich selbst aufzupassen." merkte Naru an. "Oh yes darling... aber... dir fehlt a girl!" "Luella, du weißt doch dass er es nicht mag wenn du dich in sein Liebesleben einmischt!" "I know, but...." "Nichts da! Außerdem wissen wir garnicht ob er nicht schon a girlfriend hat!" Es war das erste Mal das auch Narus Vater die Sprachen unabsichtlich ein wenig vermischt hatte. "Oh, verzeihung. Wir beide lernen noch nicht allzu lange Japanisch..." entschuldigte er sich, worüber aber alle gnädig hinwegsahen. "So, erzähl uns doch kurz was du hier so tust. Du bist doch jetzt a ghost hunter, nicht?" Er nickte nur knapp. "Oh my, deine Karriere ist wirklich außergewöhnlich!" warf Luella schließlich ein. "Warum erzählst du uns nicht von ein paar deiner Fälle?" fragte sein Vater durchaus neugierig. "Ihr könnt gerne die Akten lesen." entgegnete er. Jetzt schienen es die anderen allerdings nicht mehr auszuhalten und mischten sich ins Gespräch ein. So bekamen Narus Eltern doch noch interessante Fälle zu hören. "What, a demon!?!" entsprang es Luella entsetzt. "Ja, Naru hat ihn letztendlich besiegt. Wie wissen wir auch nicht... Mai-chan, du warst doch dabei?" fragte Bou-san neugierig. "Genau! Wir haben bis heute nicht erfahren was da eigentlich genau abgelaufen ist!!!" Alle Blicke blieben an Mai haften, und sie merkte dass sie schon wieder rot anlief. "A-Also.... soll ich wirklich die ganze Geschichte erzählen?" Als alle außer Naru einstimmig nickten fing Mai an zu erzählen... ließ dabei aber den Einbruch in das Eiswasser und somit auch die Entkleidung beider einfach weg. "I´ve a question." meinte Luella schließlich. "Warum nennt ihr meinen Sohn Naru?" Allgemeines Gelächter folgte auf die Frage. "Der Name stammt von Mai." meinte Bou-san schließlich. "Oh? Ihr gebt euch schon gegenseitig Spitznamen?" fragte die seltsame Frau halb überrascht, halb erfreut. "Naja... eigentlich ist es ein kürzel für Narzisst...." warf Mai beschämt ein. "You see? Ich habe dir immer gesagt dass du dein Benehmen ändern solltest!" meinte Luella triumphierend. Schallendes Gelächter antwortete ihr auf diese Aussage. Über die Gespräche brach langsam der Abend herein , dennoch unterhielten sie sich immer noch. "Ich bin nur so neugierig!" meinte Luella schließlich aufgekratzt. "Hast du jetzt eine Freundin oder nicht?" Diese Frage wurde von bleierner Stille gefolgt. Leise und durch viel Übung unbemerkt sah er einen Moment lang zu Mai hinüber... und diese nickte leise. Es wurde also Zeit, dass sie mit der Sprache herausrückten. "Und was wäre wenn?" fragte er, sogar leicht genießend dass er seine Mutter auf die Folter spannte. "So tell me!!! Who is it?" fragte Luella vor Aufregung erneut in ihre Muttersprache zurückfallend. Ohne zu Antworten griff er langsam zu seiner Teetasse und nippte daran, völlig ignorierend dass ihn jeder im Raum neugierig anstarrte. "Stop that, Oli..." "Darling." "Oh... sorry." "You know what happens if anybody found out that he is here!" warf Martin streng ein. "Yeah... But I don´t understand. Why aren´t you telling your friends who you really are?" fragte Luella verständnislos. "They aren´t friends. They´re minors." "So what is the difference? Don´t you trust them?" "Well.... of course I do." "Then there is no problem at all!" "So fine! If you want, tell them!" "Was soll er uns erzählen?" fragte John sanft und mit mühsam unterdrückter Neugierde, da er der einzige war dessen Muttersprache als Australier ebenfalls Englisch war und bei diesem Tempo somit noch problemlos mitgekommen war. "Well... ihr wisst, dass mein Sohn ziemlich.... talentiert ist." begann Luella. "Natürlich ist das auch Experten nicht entfallen. Bei uns in England hat er einen ziemlich bekannten Namen unter den Forschern für Paranormale Ereignisse. Aber er ist wegen einer.... privaten Angelegenheit nach Japan gekommen. Da wollte er nichts mit ihnen zu tun haben und das was er zu erledigen hat, in Ruhe erledigen. Deswegen hat er einen anderen Namen angenommen." erklärte Martin. "Und was ist dann sein richtiger Name?" fargte Bou-san erstaunt. "Oliver. Oliver Davis." Geschocktes Schweigen herrschte in der Gruppe. "Unmöglich. Oliver Davis ist ein unterrichtender Professor." warf Bou-san ein. "Yeah. Wir waren so stoltz als er mit 15 seinen Professor machte!" schwärmte Luella. Daraufhin war jeder noch geschockter. "So, who is your Girlfriend???" fragte Luella noch einmal ungeduldig. Ein leises Grinsen schlich sich auf seine Lippen, ehe er Mai einfach zu sich zog. Wieder herrschte geschocktes Schweigen. Scheinbar waren es für die anderen Mitglieder der SPR ein Schock zu viel, da sie sich einfach nicht aus ihrer Starre lösten. "War das jetzt alles?" fragte Bou-san schließlich, um Fassung bemüht. "Du bist Oliver Davis und mit Mai zusammen...." fasste Ayako die Tatsachen zusammen. "Wie lange geht das eigentlich schon so zwischen euch?" setzte sie verwirrt hinterher. "Ungefähr seit Mitte November." kam die sachliche Antwort von Naru, immer noch Mai auf seiner Schoß sitzen habend. Masako sah die Szene zwar blass, aber gefasst. Jetzt schien auch Luella sich aus ihrer Starre gelöst zu haben- "Cute!!!!" Click. FLASH. Click. FLASH. Click FLASH. Wie wahnsinnig schoss sie ein Photo nach dem anderen. "Darling, ein Photo reicht." meinte Martin sachlich. "Yeah, but he has a girlfried!!!!!!!!" "Mum, wenn du nicht aufhörst, kannst du dir eine neue Kamera kaufen." meinte Naru jetzt endgültig genervt und halb blind von den ständigen Blitzen, während er drohend zwei Finger hob um nötigenfalls seine Kräfte einsetzen zu können, falls sie nicht stoppte. "Oh no!!!! Du hast schon die letzte ruiniert!!!" "Darling, ich mag dich schocken aber wenn du mich bei meiner ersten Vorlesung als Professor auch ständig Photographiert hättest, hätte ich das Selbe getan." "Aber solche Momente muss man doch fest halten!!!" warf die Frau entsetzt ein. "Schon, darling.... aber in Maßen." Mai sah erstaunt zu Naru hinauf. "Du hältst auch Vorlesungen?" "Schon... früher jedenfalls." Click. FLASH "Mum!" "Sorry Darling. Both of you just looked so cute!" Doch Mai störte sich nicht daran sondern fragte interessiert weiter. "Also hast du auch Studenten?" "Natürlich, ich halte doch keine Vorlesung in einem leeren Saal." Mai lächelte nurnoch, ehe sie sich ein wenig vorbeugte und ihn küsste. Click. FLASH. Click. FLASH. Click. FLASH. Jetzt reichte es Naru endgültig. KLIRR Mit zwei Fingern hatte er die Kamera einfach in zwei Hälften geteilt. "Oliver!" meinte seine Mutter entsetzt, ehe sie prüfte ob der Film beschädigt war. "Thank god, er ist noch heil!"meinte sie erleichtert, ehe sie sich ihrem Sprössling zuwandte und ihm eine Standpauke über das Eigentum anderer Leute hielt. Ayako zog nur leise eine Augenbraue in die Höhe, ehe sie ihren Kommentar abgab: "Mütter sind ja doch immer gleich." Die nicht betroffenen Mitglieder der Gruppe lachten nur, ehe sie sich wieder der interessanten Szene zuwandten. ".... und deshalb wirst du mir eine neue kaufen!!!" beendete Luella ihre Standpauke streng. "Hm." Naru schien völlig ungerührt. "Naja, alles andere können wir auch Morgen besprechen..." meinte Martin müde. "Eine Sache wäre da noch." warf Naru langsam ein. "Und die wäre?" "Ich habe Gene gefunden." Luella wurde augenblicklich kreidebleich. "What...?" Auch sein Vater rang um Fassung, während Luella eine Träne über die Wange rollte. Naru stand langsam auf und deutete seinen Eltern ihm ins Büro zu folgen, während die anderen verblüfft sitzen blieben. Mai blieb verlegen sitzen und achtete gleichzeitig, dass niemand aufstand um ihnen zu folgen. Währenddessen schloss Naru die Türe hinter sich und wandte sich wieder an seine Eltern. "Wo ist er?" fragte Luella zittrig. "Hier." "Hier?" "Nicht sein Körper... sein Geist. Gene.... komm hervor." Langsam materialisierte sich Narus Zwillingsbruder neben ihm und sah seine Eltern mit Tränen in den Augen an. "Mum.... Dad...." Luella streckte zitternd eine Hand nach ihm aus, wagte es aber doch nicht ihn zu berühren. "Gene..." Das war mehr ein leises Schluchzen. "Da er zu den starken Geistern gehört, kann er eine feste Form annehmen. Das heißt, du kannst ihn anfassen Mom." setzte Naru sanft nach. Erst jetzt wagte sie es ihn zu berühren und zog ihn endlich in ihre Umarmung. Auch Narus Vater trat an seinen verstorbenen Zwillingsbruder und umarmte ihn. Es dauerte eine Weile, bis sie diesen Schock verkraftet hatten und sich von Gene lösten. "Wie hast du ihn gefunden?" fragte Martin mit leicht zittriger Stimme. "Eigentlich war es Mai die alles ins rollen gebracht hat." warf Gene glücklich lächelnd ein. "Mai?" "Ja. Sie hat.... sehr spezielle Kräfte." "Sie ist ein psychic?" Naru nickte nur. "Oh Gene! Wir haben dich so vermisst!!!" meinte Luella und wollte ihn garnicht mehr los lassen. "Wie geht es dir???" "Abgesehen davon dass ich tot bin? Ausgezeichnet, ehrlich." Obwohl Luella noch immer Tränen über die Wangen liefen, musste sie leise lachen. "Wo warst du so lange?" fragte auch Martin mit gezwungen gefasster Stimme. "Hm... in einer unangenehmen Situation." Und so erzählte Gene alles von der Zwischenwelt, in der er gefangen gewesen war und von Mai, die es als einzige geschafft hatte ihn zu erreichen. Beide Elternteile beruhigten sich langsam wieder und nach einer Weile lachten sie sogar zusammen. Doch trotz aller Widersehensfreude waren sie wegen dem langen Flug, der Zeitumstellung, den verschiedenen Überraschungen und dem langen Schlafentzug ziemlich am Ende ihrer Kräfte. So verabschiedeten sie sich auch wieder vom Rest der Gruppe, der sie neugierig musterte und fuhren ins Hotel um sich endlich auszuschlafen. Naru schaffte es schließlich auch mit seiner gewohnten Unhöflichkeit auch den Rest der Gruppe los zu werden, sodass er letztendlich nur noch mit Mai im Büro stand, während Lin in seinem eigenen Büro war und den beiden Teenagern ihre Privatsphäre ließ. So enteten sie zusammengeschmiegt auf dem Sofa und genossen die eingekehrte Ruhe. ___________________________________________________________________ Argh, ich bin unzufrieden. WIRKLICH unzufrieden. Das Kapi war so stümperhaft ausformuliert und ich bin nicht genug auf die jeweiligen Reaktionen eingegangen. Sie sind alle nur geschockt. Wie laaaangweiliiig!!! Vor allem Masako hätte noch genauer beschrieben werden müssen!!!! *mir frustriert die Haare raufe* Ich hasse es, wenn mir die Kreativität flöten geht!!! T.T Das wird mit Sicherheit noch einmal überarbeitet.... irgendwann. Aber wie schon erwähnt wollte ich euch nicht noch länger warten lassen. (Das selber bei FF's hasse. Wenn mir eine gefällt, brenne zumindest ich immer darauf, weiter zu lesen.) Außerdem hätt ichs im Moment sowieso nicht besser geschafft... Aber ich hab bald Ferien, da sprudle ich für gewöhnlich immer über vor lauter Ideen. In absehbarer Zeit werde ich also vermutlich aus dem kleinen Tief raus sein. Kritik ist natürlich erlaubt, weiß ja selber dass das nicht das Beste Kapi dieser FF ist. byebye naias Kapitel 13: Glühwürmchen ------------------------ Huch? *mir ungläubig die Augen reibe* Da hat sich ja noch ein Leser rein geschlichen! Hallo Yeelloow91, schön dass du da bist, setz dich doch und nimm dir nen Keks! Natürlich auch ein Hallo und einen Keks an alle anderen lieben Kommischreiber und Leser! Da ich so viele Anfragen nach Fluff bekommen habe, hab ich Mal ein bisschen nach gedacht... und bin zu der Meinung gekommen, dass ihr Recht hattet.^^ Was wäre denn das Leben ohne Kitsch!? XD Übrigens is es ja echt witzig, dass euch das letzte Kapi so gut gefallen hat... was das Beste ist: Das letzte Kapi hat bisher die meisten Kommentare erhalten, obwohl ich so unzufrieden war.^^ Naja, egal. Hier kommt dann Mal das nächste... Glühwürmchen Als Naru und Mai seine Eltern am nächsten Tag wieder im Büro trafen, wurde sie zu allererst von Luella in beschlag genommen und gründlich ausgefragt. So erzählte sie stockend, dass sie alleine lebte und eine Waise war, was Luella dazu brachte das Mädchen mit warmer und mitleidiger Symphatie zu überhäufen. Naru allerdings saß deutlich genervt daneben, was seine Mutter natürlich nicht davon abhielt weiter zu fragen. So beschloss die seltsame Frau, um "Mai besser kennen zu lernen" eine kleine Shopping-tour zu veranstalten. Mais müden Einwürfe von wegen sie hätte kein Geld, wurden von Luella einfach abgewehrt, indem sie sagte Mai wäre eingeladen. So fröhlich vor sich hinschwatzend nahm sie Mai einfach mit und klapperte ein Geschäft nach dem anderen ab, wobei dem Mädchen bei den Preisschildern alleine schon mehr als übel wurde. Doch scheinbar waren seine Eltern erstaunlich wohlhabend, da Luella die Preise nicht im geringsten abschreckten und Mai sowie auch sich selbst mit einer völlig neuen Garderobe ausstattete. Völlig ausgelaugt und am Ende ihrer Kräfte trottete sie in das Büro zurück, wo auch Naru scheinbar keinen einfachen Tag gehabt hatte, da sein Vater alle zwei Minuten fragte woran er denn gerade arbeitete und auch eine ausführliche Antwort erwartete. Während das Ehepaar sich fröhlich ihren Tag erzählte, saß Mai neben Naru. "Und? Wie wars?" fragte er leise und... tatsächlich ein wenig mitfühlend. "Ich bin so k.o." meinte sie nur erschöpft. Click. FLASH. "Mum!" "Und deine Mutter hat sich eine neue Kamera gekauft." meinte Mai nur müde. "Ich habs bemerkt." erwiderte er leicht ironisch. Allerdings wurde das Chaos perfekt, als auch die anderen Mitglieder der SPR auftauchten. Zwar waren sie ursprünglich nur gekommen um sich den Trubel, den Luella mit Sicherheit veranstalten würde, nicht entgehen zu lassen, doch wollten sie dann einfach nicht mehr gehen. Es endete damit, dass das Ehepaar alle Mitglieder zum Abendessen einladeten und fröhlich mit ihnen plauderte und auch oftmals peinliche Kindergeschichten über Naru ausplaudern wollten, hätte dieser das nicht äußerst konsequent verhindert. "Aber weißt du was? Irgendwie mag ich deine Eltern." meinte Mai schließlich grinsend. "Ich bin neugierig ob du das auch noch sagen wirst, wenn du sie den Rest der Woche ertragen hast." meinte er nur trocken. "Also, wann kommt ihr beide denn nach England?" fragte Luella neugierig und unterbrach somit das leise Gespräch. "Nach....England???" "Sicher, Oliver wird ja nicht ewig in Japan bleiben. Ich nehme an, dass du unserem Sohn doch nach England folgen wirst, oder?" Mai hatte das Gefühl als hätte ihr jemand einen Eisblock in den Magen gekippt. Daran hatte sie noch nie gedacht.... wenn Naru in England zu Hause war... und Gene gefunden hatte.... dann würde er wieder nach Hause gehen. Nach England. Sie war zu geschockt um irgendetwas anderes zu erfassen, da in ihrem Kopf nurnoch "England" umhergeisterte. Musste sie sich zwischen ihrer Heimat und ihrer großen Liebe entscheiden?!? Natürlich hatte es nicht immer so weiter gehen können... dennoch kam dieser Schlag sehr unerwartet. Sie fühlte, wie Übelkeit in ihr hochstieg. "En-Entschuldigung, mir ist ein wenig übel." meinte sie hastig, ehe sie schnell aufstand und aus dem Restaurant lief. Naru warf seinen Eltern nur einen Vorwurfsvollen Blick zu, ehe er Mai folgte. Er fand sie auch, wie sie zitternd und aufgelöst vor dem Restaurant stand und offensichtlich versuchte, diese Neuigkeit zu verarbeiten. "Mai... alles in Ordnung?" Mai starrte ihn nur mit großen Augen an, ehe sich die Tränen schließlich ihren Weg bahnten. "I-Ich hab nie darüber nachgedacht.... na-natürlich wirst du irgendwann nach England zurückkehren, aber... es.... es war mir nie bewusst. Ent-Entschuldigung, ich bin nur... nur..." Sie machte eine hilflose Geste mit ihren Händen, ehe sie nur noch leise Schluchzend und deprimiert auf den Boden starrte. Naru schloss sie nur sanft in seine Arme. "Natürlich habe ich auch schon darüber nach gedacht.... und ich habe beschlossen, mindestens bis zu deinem Abschluss in Japan zu bleiben. Weiter... nun, das können wir immer noch dann entscheiden." "Aber... aber.... was dann? Wirst du deine Heimat verlassen und nach Japan ziehen? Oder muss ich.... muss ich Japan aufgeben???" "Ich dachte mir, du testest aus wie es dir in England gefällt." "W-Was meinst du?" "Du ziehst, wie ich, ein oder zwei Jahre nach England. Dann lernst du das Leben und die Leute dort kennen. Und dann entscheiden wir, wo wir leben wollen." "Und.... was bevorzugst du?" Tatsächlich lächelte er leise. "Im Moment bin ich da am liebsten, wo du bist." meinte er schlicht. "Und deine Eltern...?" "Würden jede Entscheidung von mir akzeptieren müssen. Wahrscheinlich würden sie uns nachreisen, wenn wir uns entscheiden in Japan zu leben." meinte er leicht ironisch. "Aber wie gesagt hat das noch Zeit. Ich bleibe sicher, bis du deinen Abschluss hast. Aber trotzdem solltest du schon anfangen, Englisch zu lernen." "Was meinst du?" "Selbst wenn wir in Japan leben würden, würde ich oft nach England reisen. Und deine jetzigen Englischkenntnisse sind einfach furchtbar." "Danke." meinte Mai beleidigt. "Du musst zugeben das ich recht habe." "Entschuldigung dass meine Sprachkenntnisse so miserabel sind!!! Nicht jeder ist ein Srachgenie, weisst du?!?" entgegnete sie wütend. "Schön, dass du wieder normal bist." "Bitte?!?" Er hatte geplant sie wütend zu machen??? Um sie von ihrer Momentanen Traurigkeit abzulenken? "Oh, du....!!! Scher dich doch nach England!" meinte sie wütend, aber nicht ernst gemeint, was Naru natürlich wusste. "Lieber nicht. Du würdest mich zu sehr vermissen." Da Mai wusste das er recht hatte, grummelte sie nur leise in sich hinein und merkte aber gleichzeitig, wie ihr Ärger von Sekunde zu Sekunde weiter abebbte. Schließlich hatte sie sich wieder völlig beruhigt und sah fragend zu ihm auf. "Gehen wir wieder hinein?" "Wenn du willst, schon." "Ja, doch....schon. Außerdem wird mir kalt." Naru nickte nur, ehe sie wieder zurückkehrten. Luella betrachtete Mai leise fragend und mit sichtlich schlechtem Gewissen, doch schließlich schaffte Mai es alle davon zu überzeugen dass es ihr gut ging. Somit nutzte Bou-san seine Chance und sah Naru süffisant grinsend an, ehe er beiläufig seinen Komentar abgab: "Ach übrigens, Naru.... ich wusste garnicht, dass du auf Glühwürmchen stehst." Der Teenager, der gerade einen Schluck Cola genommen hatte, verschluckte sich und fing an heftig zu husten. Hatten seine Eltern jetzt tatsächlich seine Abwesenheit genutzt und doch noch peinliche Kindergeschichten über ihn erzählt?!? "Warum Glühwürmchen???" fragte der Mönch interessiert weiter, sichtlich über die heftige Reaktion des Teenagers erfreut. Also hatten sie die Geschichte doch nicht erzählt...? "Sorry , mir ist nur rausgerutscht dass du diese kleinen Tierchen sehr magst." meinte zu Narus großer Überraschung sein Vater. "Hmpf." Normalerweise war er solche Aktionen doch nur von seiner Mutter gewöhnt. "Also, warum Glühwürmchen?" fragte der Mönch drängend. "Selbst wenn du mich foltern würdest, dass werde ich dir nicht erzählen." meinte Naru eisig. Nein, das würde er sicher nicht erzählen. Und dabei blieb er auch den Rest des Abends, egal wie sehr die anderen Mitglieder des SPR auf diesem Thema verharrten. Und Naru war auch völlig davon überzeugt das auch keiner anderen Person in seinem Bekanntenkreis zu erzählen.... bis er Mai nach Hause brachte. Bis sie ihn noch auf einen Tee einlud und dann gnadenlos in die Enge drängte, sobald sie ihre kleine Wohnung auch nur betreten hatten. "Also, warum magst du Glühwürmchen?" fragte sie und fesselte seinen Blick mit ihren ausdrucksstarken Augen. "Mai, dieses Thema hatten wir schon." meinte er, zu gefangen von ihren Augen um ernsthaft genervt zu wirken, wie eigentlich geplant. "Bitte?"Ihr Blick schien noch eine Spur intensiver zu werden. Der klassische Dackenwelpen-Blick. Und Naru musste zu seinem Leidwesen feststellen, dass selbst ein Dackelwelpe daneben blass ausgesehen hätte. "Nein." Aber das klang bei weitem nicht so eisig wie geplant. "Biiiteeee?" //Sie treibt mich in den Wahnsinn.// dachte er, jetzt eindeutig in die Ecke gedrängt. Da half nur eins... Augen zu und durch. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. So schloss er seine Augen und hoffte, dass er genervt und abweisend auf sie wirkte. Aber er hatte nicht mit Mais Hartnäckigkeit und Sturheit gerechnet... und ihre Kreativität hatte er auch ein wenig unterschätzt. Das sonst so unschuldige Mädchen überschlug gerade ihre Möglichkeiten und wählte die ihrer Meinung nach passende aus, um ihren Freund zu knacken. So stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen und schmiegte sich an ihn, was dieser unwillkürlich erwiederte und sie in seine Arme schloss. //Verdammt, dabei wollte ich abweisend wirken...// dachte er nur leise bei sich. Wenigstens hatte er immer noch seine Augen geschlossen. Aber Mai war noch lange nicht am Ende ihrer Ideen. Flüsterzart strichen ihre Lippen kurzüber seinen Halsansatz. "Bitte?" "Nein, Mai." meinte er, jetzt tatsächlich ein wenig mühsam. Immer wenn sie so nahe kam, wurden seine gedanken so wirr. Nicht, dass er sich das normalerweise anmerken ließ... Ihre Lippen wanderten ein klein wenig höher. "Bitte?" Die Verwirrung wurde stärker. Normalerweise war doch er es, der sie aus dem Gleichgewicht brachte. Doch im Moment hatten sie in diesem Punkt wohl gerade die Rollen getauscht. Nicht mehr willens in diesem Spiel das Opfer zu bleiben, bog er einfach ihren Kopf in die Höhe und küsste sie, brachte sie somit zum Schweigen. Das war der Punkt an dem sie beide einfach vergaßen worum es bei dieser Diskussion ging und sich ihren Gefühlen hingaben. Schließlich schaffte Mai es doch noch sich zu erinnern, warum sie die Situation provoziert hatte. "Sagst du es mir endlich?" fragte sie schließlich mit ihrem allerbesten Dackewelbenlblick. Und Naru gab leise seuftsend nach. Wahrscheinlich hätte er jede Frage von ihr beantwortet, nur um sie jetzt strahlen zu sehen. "Gut. Das war... eine kleine Weile nach unserer Adoption. Gene und ich waren noch alles andere als vertrauensvoll.... genauer gesagt waren wir ihnen gegenüber so verschlossen, dass wir beide auf keines ihrer Entgegenkommen reagiert haben. Und um unsere Abwehrhaltung zu durchbrechen haben sie verschiedenes versucht..." Während Naru leise erzählte, holte ihn die Erinnerung an diesen Tag ein und er sah jedes Bild vor seinem geistigen Auge ablaufen. Schon wieder hatte dieses Ehepaar einen Ausflug mit ihnen veranstaltet. Als ob sie sich ihnen dadurch auch nur irgendwie näher bringen konnten. Er warf einen kurzen Seitenblick auf seinen Bruder, der ebenfalls stumm und mit auf dem Boden gerichteten Blick neben ihm ging. Schon öfter hatten sie versucht, ihnen eine Freude zu machen. Aber sie beide waren standhaft geblieben. Sie wollten nur den jeweils anderen in ihrer Nähe haben, alle anderen waren gleichgültig. So war es ja auch bis jetzt gewesen... und so sollte es bleiben. Gene fiel das viel schwerer als ihm, er war schon immer eine sehr freundliche Persönlichkeit gewesen. Schließlich waren beide immer nur sehr freundlich, rücksichtsvoll und verständnisvoll ihnen gegenüber gewesen. Aber auch er wollte nicht bei dem Ehepaar bleiben... so biss er die Zähne zusammen und war genauso abweisend wie sein Bruder, auch wenn er es nicht mochte andere Menschen zu verletzen. Obwohl ihr neuester Versuch, auch nur irgendeine Reaktion von ihnen zu erzwingen, eindeutig ein Flop war. Wandern...im Wald... und damit sollten sie sie klein kriegen??? Was für eine dämliche Idee. Da war ja sogar das Spielzeug noch verlockender gewesen. Sein Bruder sah ihm kurz in die Augen... und er sah eindeutig, das dass wohl auch seine Meinung war. Zwar wirkte er nach wie vor desinteressiert und völlig ohne Anteilnahme, doch die Zwillinge hatten schon lange gelernt sich einzig und allein anhand von Blicken zu verständigen. Und was sie gerade eben dachten, wussten beide: Während Gene nur dachte, ihnen wären die Ideen ausgegangen, war er selbst der Meinung, dass die beiden einfach völlig bekloppt waren. Gene verzog ein ganz kleines bisschen seine Augenbrauen. Er mochte es nicht, wenn er vorschnell über andere Leute urteilte. Doch er zuckte nur leise mit den Schultern und starrte wieder auf den Boden. Vielleicht wollte das Ehepaar sie auch einfach nur erschöpfen um sie weich zu klopfen. Oder sie planten wenigstens irgendeinen anderen Ausdruck aus ihren Minen zu lesen als Abweisung- auch wenn es nur Erschöpfung war. Was es auch war, es war dämlich. SIE waren dämlich. Gene setzte einen Schritt bewusst härter als zuvor. Natürlich, sein Bruder und sein Herz aus Gold. Wahrscheinlich wäre er schon langst adoptiert worden, hätten sie dann nicht auch ihn selbst dazu nehmen müssen, da die Zwillinge nicht bereit waren sich zu trennen. Diesmal stampfte Gene wütend auf den Boden. Noch weniger als vorschnelle Urteile über andere Leute konnte er es leiden, wenn er sich selbst herunter machte. Er sollte wohl aufhören soetwas in seiner Gegenwart zu denken. Zwar konnte er seine Gedanken nicht wörtlich hören, dennoch waren sie so fest anneinander gebunden, dass sie ziemlich genau einschätzen konnten, was der andere dachte. Gene war dazu über gegangen ihn finster anzustarren. Natürlich, er wollte nicht dass er aufhörte, in seiner Nähe solche Gedanken zu haben. Er wollte, dass ER ÜBERHAUPT GANZ aufhörte, solche Gedanken zu denken. //Ein sinnloser Versuch, Gene.// meinte er leicht ironisch in Gedanken. Genes Blick wurde wieder sorgenvoll. So gab er schließlich seuftsend auf, diesen Gedanken nachzuhängen. Er würde Gene ja doch nur Sorgen bereiten, wenn er weiter über dieses Thema vor sich hin grübelte. "Da sind wir." unterbrach Martin ihre Wortlose Unterhaltung und deutete auf eine winzige, unspektakuläre Lichtung. Und das sollte es gewesen sein? Sie stapften stundenlang durch einen dämlichen Wald, traten sich die Füße wund bis es Sonnenuntergang war, und das Ziel war eine stinknormale, winzige Lichtung??? Die waren ja wirklich bekloppt. Und diesmal war Gene seiner Meinung. So beobachteten sie das Ehepaar schweigend, wie sie die Picknickdecke ausbreiteten und allerlei Köstlichkeiten darauf verteilten. Da sie allerdings schon lange unterwegs waren, waren auch beide dementsprechend hungrig. Schweigend setzten sie sich auf die Decke und aßen, was sie eben bekamen. So wurde es langsam immer dunkler und kälter und beide Zwilline immer unzufriedener. Doch das Ehepaar wollte einfach nicht aufbrechen, so saßen sie wieder schweigend neben ihren gesetzlichen Vormündern. Er sträubte sie einfach, sie "Eltern" zu nennen, selbst wenn es nur "Adoptiveltern" waren. Doch nichts und niemand hatte sie auf diesen Anblick vorbereitet: Die Sonne war unter schillernden Farben endgültig untergegangen und noch während die letzten Strahlen verblassten, waren die ersten hellgrünen Lichtflecke erschienen. Doch kaum war endgültig Dunkelheit eingekehrt, breiteten sich diese Lichtpunkte unglaublich rasant aus, bevor in kürzester Zeit überall um sie herum diese winzigen Pünktchen waren. Wie auf Kommando fingen sie an in die Luft zu steigen und bildeten den Schönsten Anblick den er in seinem gesamten Leben gesehen hatte. Entsetzt sah er zu seinem Bruder- und ein ebenso ungläubiger Blick begegnete ihm- ehe der überraschte Ausdruck sich in ein strahlendes Kindergesicht verwandelte. Er brauchte keinen Spiegel um zu wissen, dass er genauso aussah. Eine Weile wurden sie von dem Ehepaar beobachtet, dass sichtlich zufrieden wirkte. "Das sind alles Glühwürmchen. Um diese Jahreszeit kommen sie häufig vor, aber dieser Ort dürfte wohl die meisten Glühwurmchen auf einem Ort beherbergen, den man in Japan finden kann." erklärte die Frau- Luella, oder wie sie auch hieß- mit einem warmen Lächeln. Scheu blickten die Zwillinge zu ihnen auf. "Sie- Sie sind hübsch." meinte Gene zaghaft. Er selbst konnte nicht anders als nicken. Das Ehepaar antwortete mit einem unglaublich warmen Lächeln- so warm das Gene nicht anders konnte als leise und sehr zaghaft zurück zu lächeln. Und das war es- das Eis war gebrochen. Endgültig. Selbst wenn es ihnen nur bei Gene gelungen wäre- durch seinen Bruder wären sie sofort auch an ihn heran gekommen. Aber auch er fühlte, dass sie ihre Abwehrhaltung überwunden hatten. Und das Ehepaar merkte es scheinbar auch, denn sie lächelten nur noch wärmer und noch glücklicher, schwiegen aber und würdigten den Moment. So standen sie einträchtig schweigend auf der winzigen Lichtung und genossen das wunderbare Naturschauspiel. Und er hatte zum ersten Mal dass Gefühl, dass dieses Ehepaar vielleicht doch einmal zu seiner Familie gehören konnte. Als seine Eltern- irgendwann vielleicht. Und Gene fühlte genau so. Mai schniefte leise. "Das ist so eine schöne Geschichte! Und deshalb magst du Glühwürmchen auch heute noch- weil sie die Kälte zwischen euch gebrochen haben." Naru nickte nur leise. "Natürlich war danach nicht alles völlig anders. Aber das war der Anfang, ab dem Zeitpunkt haben wir angefangen ihnen zu vertrauen. Und obwohl beide anstrengend sind, haben weder Gene noch ich diese Entscheidung bereut." Mit wässrigen Augen kuschelte Mai sich noch näher an ihn, was der Teenager sich nur gerne gefallen ließ. Auch hier war eine Person, der er vertraute. Und auch das hatte er nicht bereut. Lächelnd verstärkte er die Umarmung und genoss den Augenblick. Schon wieder ein schöner Moment, den er den Glühwürmchen zu verdanken hatte. _________________________________________________________________________________ Und? Hat man gemerkt, dass mein Stress endlich wieder vorbei ist?^.^ Bin grad wieder voll gut gelaunt :) Ja.... wie ich auf dieses Kapi gekommen bin? Keine Ahnung, hoffe aber, es hat euch gefallen. bis zum nächsten Mal naias Kapitel 14: Unfreiwilliger Auftrag ---------------------------------- Öhm... hallo!^^ *mich verlegen reinschleich* Ja, ich lebe noch! Und ich habe tatsächlich Mal wieder ein bisschen weiter geschrieben! Ein gaaaaanz dickes sorry, dass es so lang gebraucht hat. Aber ich bin nun Mal ein Chaot und arbeite immer Wellenweise: Teilweise hänge ich Tage vor dem Computer und schreib wie ne Irre, dann will ich die Geschichte Mal gut eine Woche nicht mehr sehen. Ja... kann auch nicht versprechen, dass es besser wird. Nur eins kann ich euch garantieren: Die Geschichte wird nach wie vor NICHT abgebrochen. Aber gut Ding braucht eben Weile. Viel Spaß mit dem neuen Kapitel, durch die lange Pause kommt mit Sicherheit etwas anderes als ihr erwartet habt. Übrigens, schaut doch auch mal bei -Run- 's Fanfics vorbei! Schließlich seid ihr ja hier, weil euch das Thema interessiert, oder? :) Außerdem schreibt sie auch viel zuverlässiger als ich *g* Nur so ne kleine Unterstützung unter Kollegen. *Run knuffz* ________________________________________________________________________________ Unfreiwilliger Auftrag Naru zählte die folgende Woche zu den anstrengensten seines gesamten Lebens. Seine Mutter war, um es kurz zu fassen, sehr anstrengend. Da sie zum ersten Mal in Japan war, lief sie eine Sightseeing tour nach der anderen ab, aufgekratzt wie ein kleines Kind. Das alles wäre halb so schlimm gewesen, hätte sie nicht darauf bestanden, dass Naru sie führte. Und da Mai ja sozusagen schon zur Familie gehörte, bestand sie darauf, dass sie sie ebenfalls begleitete und bombardierte das Mädchen weiterhin mit Fragen. "Also, Mai Darling, wie lange arbeitest du denn schon für Naru?" Zu seinem Leidwesen hatte sie seinen Spitznamen ebenfalls einfach übernommen. "Äh... also... das dürfte jetzt schon ca. ein halbes Jahr sein... wieso?" "Ah, das ist aber noch nicht sehr lange! Und, wie gefällt dir die Arbeit as a ghost hunter?" "Naja... also, manchmal ist es schon ziemlich gefährlich. Aber ansonsten gefällt es mir sehr gut." Obwohl Luella Mai unzählige unwichtige Fragen stellte, freundete sich Mai besser mit ihr an, als sie es zuerst für möglich gehalten hatte. Sie behandelte sie so, als wäre sie ihre Tochter und nicht nur die möglicherweise vorrübergehende Liebe ihres Sohnes. Naru hingegen sehnte sich schon das Ende ihres Besuches herbei. Obwohl er seine Eltern wirklich aufrichtig liebte, fing die gesamte Situation an ihn richtig zu stressen. Und dass Ayako, Bou-san, Masako und John auch öfter mitzogen und sich nach wie vor über ihn schlapp lachten, trug nicht gerade zur Entspannung seiner Situation bei. Doch auch die anstrengenste Woche ging ein Mal vorbei und gerade als Naru davon überzeugt war, das schlimmste überstanden zu haben, setzten seine Eltern noch eine weitere Überraschung nach. Sie waren gerade mit den restlichen Teilzeitmitgliedern des SPR Teams im Büro und tranken Tee, während Martin sich kurz entfernte, da er einen wichtigen geschäftlichen Anruf erhalten hatte. Naru, noch nichts böses ahnend, genoss die halbwegs eingekehrte Ruhe und den Tee, während Mai sich angeregt mit seiner Mutter unterhielt. Doch als sein Vater zurückkehrte, schlich sich ein unangenehmes Gefühl sein Rückgrad hinauf. "Ich hatte gerade einen wichtigen Anruf von einem meiner Klienten. Er hätte einen Auftrag für mich, aber da ich dummerweise für die nächsten zwei Wochen völlig ausgebucht bin, habe ich ihm gesagt, dass du das übernehmen wirst, Sohn." Naru, der jetzt eindeutig in höchster Alarmbereitschaft war, fragte schließlich nach: "Worum handelt es sich?" "Der Sohn einer Freundin meines- oder eher jetzt deines- Auftraggebers ist in den Bergen verschwunden. Laut den Angaben der Mutter wurde er von einer- äh.... Yuki Onna, oder so was, entführt." "Ausgeschlossen." erwiederte Naru sofort. "Wie meinst du das?" "Die Yuki Onna ist eine Märchengestalt. Es ist nicht mein Beruf einer Märchengestalt nachzujagen." Die Augen von Narus Vater verängten sich unheilvoll. "Möglich. Aber das ist ein wichtiger Kunde von mir, den ich nicht versetzen kann. Dummerweise bin ich durch den Urlaub hier mit meiner Arbeit wirklich im Rückstand, also kann ich das nicht selbst übernehmen. Daher bitte ich dich um diesen Gefallen." Naru knirschte leise mit den Zähnen, versuchte es aber noch einmal mit der Vernunft. "Die Geisterjagt, die wir hier praktizieren, ist auf befallene Gebäude ausgelegt. So leid es mir tut, wir können keinen ganzen Berg überwachen. Weder das Equipment, noch das nötige Fachwissen sind hier vorhanden!" "Ja, aber die Klientin will nur ihren Sohn wieder finden. Eure Aufgabe ist es, dort zu suchen, wo sich die Dorfbewohner aus Angst vor der Yuki Onna nicht hinwagen." Während Masako, Bou-san und Ayako einen Lachanfall unterdrückten, sah John nur reichlich verwirrt aus der Wäsche. Er kannte die Legende von der Yuki Onna nicht, wusste also nicht, warum seine Kollegen diese Angelegenheit so überaus komisch und grotesk fanden. "Wir sollen eine Bergtour machen?" echote Naru jetzt tatsächlich ungläubig. "Ja. Eine Bergführerin wird euch zu den besagten Stellen führen. Die Basis wird eine Berghütte sein, von der ihr Tagesmärsche in die Umgebung starten könnt." "Nein. Das ist nicht mein Arbeitsgebiet, für eine Bergsuche gibt es eine Bergrettung." "Aber eine Bergrettung kann sich nicht mit einer Yuki Onna herumschlagen!" "Die sowieso nicht existiert, also gibt es keine Probleme." Obwohl sich die Diskussion noch ziemlich in die Länge zog, gewann am Ende schließlich Narus Vater. Und somit waren auch Lin und Mai dazu verdonnert, als feste Mitglieder der SPR, mit zu machen. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Schon von Anfang an des Auftrags hatte Naru übelste Laune, da er gezwungen worden war einen Fall anzunehmen, den er sonst mit absoluter Sicherheit abgelehnt hätte. Aber da es sich ja um die Freundin eines Geschäftspartner seines Vaters handelte, hatte er keine Wahl. Und da sich das Ereignis zusätzlich noch in Japan abspielte, hatte Martin keine Skrupel gehabt, Naru den Fall auf zu drängen. So untersuchten sie jetzt den Fall des jungen Mannes, der angeblich durch eine Yuki Onna entführt worden war. Bou-san und Ayako hatten diesen Fall mit einem Lachkrampf abgelehnt als er ihnen ernsthaft angeboten worden war, während Narus Eltern es bewerkstelligten John einzuspannen, dem das Märchen von der Schneefrau noch gänzlich unbekannt war. So hatte er zugestimmt, bevor er wusste, dass er jagt auf eine Märchengestalt machen würde. Und Naru hatte schließlich ohne Wiederrede nachgeben müssen, weil Luella ihn erpresst hatte, peinliche Kindergeschichten über ihn zu erzählen, falls er sich weigerte. So war er nachvollziehbarer Weise so brummig und kratzbürstig, dass nichteinmal Mai sich recht in seine Nähe wagte. Die Autofahrt wurde eine der unbequemsten die Mai bisher miterlebt hatte, wagte sich aber nicht an den Versuch etwas daran ändern zu wollen. John, der in seiner Verwirrung nur mitbekommen hatte, dass es sich bei einer Yuki Onna scheinbar um eine Legende handelte, wagte erst jetzt sich scheu zu Mai zu beugen und sie flüsternd nach der Yuki Onna zu befragen. Dabei hatten sie allerdings nicht mit Narus scharfen Ohren gerechnet. "Die Yuki Onna" schnappte dieser sofort "ist eine alte Sagengestalt und eine Persofinizierung des Winters. Angeblich soll sie als schöne Frau im weißen Kimono auftreten, um Männer entweder in den Bergen in die irre zu führen oder ihnen die Lebensenergie auszusaugen. Dabei sind die Quellen ebenso zuverlässig wie die des Märchens vom bösen Wolf." Das schleuderte er so verächtlich von sich, als würde er eben von einem drittklassigen Schundroman berichten. In seinen Augen war das wohl auch der Fall. John, der Narus Laune zu Recht nicht unterschätzte, nahm sich vor, Mai alleine noch einmal genauer zu befragen und Naru nicht mehr mit dem Thema zu reizen. So wurde die lange Fahrt noch weiter in die Länge gezogen, da niemand mehr wagte auch nur ein Wort zu sprechen. Als sie ankamen erwartete sie ein winziges Dorf, dass nahe an einen Berghang geschmiegt lag. Mai stieg aus und machte große Augen. Die Idylle war wirklich einmalig! Und als sie ihre Augen schließlich auf den Schneebedeckten Berghang richtete, kam ihr die Vorstellung der Yuki Onna nurnoch halb so absurd vor, wie zuvor in der Großstadt. Naru allerdings stapfte gezielt auf ein winziges Wirtshaus zu, das insgesamt nur zwei Zimmer zu vermieten hatte und somit von dem SPR Team vollständig belegt war. Hinzu kam, dass eines der Zimmer nur ein Doppelbett hatte.... immerhin, sie war mit Naru zusammen, was bedeutete, dass sie sich logischer Weise mit ihm das Zimmer teilen würde. Und es war wohl auch nur für eine Nacht, bevor sie weiter auf die Berghütte mussten, dennoch war sie mehr als verlegen. Zwar hatte sie schon bei ihm übernachtet, aber da war er von einer Grippe völlig aus dem Gefecht gesetzt. Allerdings konnte sie sich nur schwer vorstellen, dass sich Naru entweder mit John oder Lin das Bett teilte. Oder auch anders herum, dass sie sich das Bett entweder mit John oder mit Lin teilen musste! Sie schüttelte sich nur leise und versuchte, diesen wirren Gedanken abzuschütteln. Während Naru zielstrebig auf das Zimmer ging, schlenderte Mai deutlich langsamer hinterher. Der Fortschritt hatte dieses Dorf noch nicht wirklich eingeholt, so war der Baustil rustikal-traditionell. Aber immerhin, die Gästezimmer hatten richtige Betten und keine Futons, wie Mai eigentlich schon erwartet hatte. So betrat sie das Zimmer und musterte es kurz. Es war einfach, aber sauber. Außerdem hatte es sehr warme Decken. Immerhin war es Winter und sie waren doch schon recht hoch, es musste also ziemlich kalt in der Nacht werden. Während Mai mit John und Lin sich anschickten, hinunter zu gehen um nach der langen Autofahrt endlich etwas zu essen, verkündete Naru nur mürrisch, dass er einen Spaziergang machen wollte. Während Mai schon drauf und dran war ihm nachzulaufen, hielt Lin sie zurück und schüttelte nur mit dem Kopf. "Lass ihm die Zeit sich mit der Situation abzufinden." meinte er nur, worauf Mai zaghaft nickte. John sah noch immer reichlich verwirrt aus. "Warum ist er überhaupt so wütend?" fragte er schließlich Lin, während sie sich in die Wirtsstube gingen und ihre Bestellung aufgaben. "Weil er durch seine Eltern gezwungen wird an einem Fall zu arbeiten, den er als unter seiner Würde betrachtet. Weil er weiß, dass er in den nächsten Tagen viel Mühe darin investieren muss, einem Luftschloss nachzujagen. Das ist in etwa so, als würde man einen der besten Schatzsucher der Welt dazu zwingen, bei einer "Schatzsuche" eines Kindergeburtstages mitzumachen." erklärte Lin ernst. "Also ist er in seinem Stolz gekränkt?" fragte John verwirrt. "Wieso ist es eigentlich so unmöglich, dass diese Yuki Onna existiert?" fragte der Priester weiter. "Die Legende von der Yuki Onna ist ein Märchen für kleine Kinder, die nicht in einen Schneesturm gehen sollen. Eine alberne Geschichte, die die im Schneesturm umgekommenen Personen erklären soll." meinte Lin trocken. "Wenn der Klient persönlich erschienen wäre und behauptet hätte, die Yuki Onna hätte ihren Sohn geholt, hätte Naru sie in die Klinik weitergeleitet. Es ärgert ihn umso mehr, dass er den Fall wegen seinen Eltern nicht ablehnen konnte und somit dazu gezwungen ist, sich als renomierter Professor einer Universität mit etwas beschäftigen muss, von dem er überzeugt ist, dass er damit nur seine Zeit verschwendet." Mai schwieg darauf hin nur, während John die Stirn runzelte. "Und was genau erzählt die Legände über die Yuki Onna?" "Dass es eine Frau mit Herz aus Eis ist, die Wanderer, in den Geschichten besonders oft Männer, in den Bergen in die Irre leitet und somit ins Verderben führt. Oft fällt sie auch über die Männer her und in den verschiedenen Versionen saugt sie ihnen das Blut oder die Lebensenergie aus. Traditionell ist es eine Frau von unglaublicher Schönheit, mit schneeweißer Haut und weißem Kimono und langen schwarzen Haaren. Manchmal ist die Yuki Onna durch irgendeine Person auch so gerührt, dass ihr Herz und somit auch sie, schmilzt." Während des Gespräches war der Wirt an den Tisch gekommen und stellte die duftenden Speisen ab. "Sie sprechen doch nicht etwa über die Yuki Onna?" fragte der Wirt, und angstvolle Bewunderung schlich sich in seine Züge. "Doch, über genau die. Warum?" fragte Mai neugierig. "Nun ja.... Als ich jung war, vielleicht ein Knabe von 14 Jahren, habe ich sie ein Mal zu Gesicht bekommen. Nur von weiter Ferne und nur sehr kurz, aber ich weiß dass es die Yuki Onna war. Allerdings leben nicht viele, die von so einer Begegnung berichten können." Alle drei waren zu erstaunt, um weiter nach zu fragen, somit entfernte sich der Wirt wieder. "Scheinbar ist nicht nur unsere Klientin davon überzeugt, dass es sie gibt." meinte John, während er dem Wirten mit den Augen folgte. //Was heißt, scheinbar ist nicht nur unsere Klientin verrückt...// dachte Mai zynisch bei sich. Allerdings behielt sie diesen Gedanken für sich und nickte nur leise, bevor sie anfing zu essen. Weil jedes Mitglied des SPR Teams seinen eigenen Gedanken nachhing, wollte kein wirkliches Gespräch aufkommen und das bleierne Schweigen, das schon während der Autofahrt auf ihnen gelastet hatte, zog sich weiter in die Länge. Als sich der Himmel schließlich verdunkelte, nahm Mai die Gelegenheit mehr als dankbar wahr und verschwand auf ihr Zimmer, um sich für die Nacht fertig zu machen. Das Naru allerdings immer noch nicht zurück gekommen war, bereitete ihr langsam Sorgen. Weil sich das Badezimmer nicht am Zimmer befand, sondern am Flur, war Mai dazu gezwungen über diesen hin und her zu huschen. Das allein senkte ihre Laune schon beträchtlich herab, doch als es schließlich auch anfing in ihrem Zimmer wirklich kalt zu werden, erlebte sie die nächste Überraschung. Und diese ließ ihre Laune endgültig in den Keller sinken: Es gab keine Heizung. Nirgendwo, egal wo sie auch suchte. Scheinbar wurde das Zimmer tagsüber durch den Küchenofen geheizt, den sie im Raum unter sich vermutete. Durch die Abwärme des Zimmers unter ihr, war auch dieses Zimmer wenigstens halbwegs warm. Aber nun ging der Ofen langsam aus und die Kälte kroch unaufhaltsam weiter. Nun, Fortschritt wurde hier anscheinend, wenn überhaupt, klein geschrieben. Schlotternd kroch sie unter die Decke und versuchte sich wenigstens halbwegs zu wärmen, mit mäßigem Erfolg. Immerhin würde ihr mit der Decke wahrscheinlich wenigstens nichts abfrieren, aber von Bequemlichkeit war sie weit entfernt. So versuchte sie, schnell einzuschlafen um die unangenehme Nacht bald hinter sich zu bringen. Gerade als sie endlich in einen unruhigen Dämmerschlaf gefallen war, merkte sie wie jemand das Zimmer betrat. Verschlafen blinzelte sie durch die Dunkelheit und versuchte etwas zu erkennen. Da ihr aber, anders als in der Stadt, keine Straßenbeleuchtung zu Hilfe kam, erkannte sie so gut wie garnichts. "Naru?" murmelte sie dumpf, aber auch eindeutig erfreut. "Ja?" Sie merkte, wie er seine Decke anhob und ebenfalls ins Bett schlüpfte. Vorsichtig tastete sie nach ihm und erwischte seine Hand, nur um zuerst zurück zu zucken. "Deine Hände sind eiskalt. Wo warst du?" "Spazieren." Vorsichtig kuschelte sie sich näher. Zwar waren seine Hände eiskalt, aber sein restlicher Körper war von der Bewegung an der frischen Luft noch erhitzt. Mai, froh endlich eine Wärmequelle gefunden zu haben, schmiegte sich sofort noch näher und schlief fast im gleichen Moment endlich ein. Naru hingegen starrte einen Moment auf die dunklen Umrisse des Mädchens, denn mehr war von ihr beim besten Willen nicht mehr zu erkennen, und schloss sie schließlich in seine Arme. Ihr gesamter Körper war kühl. Ihr musste wirklich ziemlich kalt sein. Wenigstens hatte er zumindest einen einzigen Vorteil von dieser Reise entdeckt: Er und Mai schliefen in einem Bett. Wenn auch nur für eine Nacht. Das war allerdings auch schon alles. Ansonsten war dieser Fall wohl der größte Reinfall der Geschichte der SPR. Er seuftste leise und schloss die Augen, um ebenfalls die verdiente Ruhe zu bekommen. Aber irgendwie wollte es ihm nicht so richtig gelingen. Eigentlich war er ja sehr Müde.... schließlich war er nicht wirklich spaziereg gegangen, sondern eher laufen, um sich einen Weg zu suchen sich abzureagieren. Das war bei ihm sogar ausgesprochen wichtig, denn wenn er sich nicht mit seiner Wut befasste, würde sie früher oder später durch seine Kräfte hervorbrechen. Und das war ein Ereignis, dass es mit allen Mitteln zu verhindern galt. Also hatte er sich bewusst erschöpft und gedacht somit gut einschlafen zu können. Bis Mai sich mit ihrem ganzen Körper an ihn schmiegte. Bis sie ihm so nahe kam, dass er unwillkürlich nervös wurde. Er seuftste noch einmal leise und fuhr ihr sanft durch die Haare, was sie mit einem wohligen Brummen quittierte. Zwei Sachen waren absolut sicher: Erstens, er würde sich eher die Hand abhacken als Mai von sich wegzuschieben und sie somit sicher zu verletzen. Mal abgesehen davon, dass ihr sonst sicher wieder kalt werden würde. Und Zweitens, er würde, solange Mai so dicht an ihm lag, beim besten Willen nicht einschlafen können. Wenigstens hatte er dann keine Probleme mehr, seine Wut im Zaum zu halten, dachte er zynisch bei sich. Denn schließlich würde er bei der Erschöpfung gar keine Kraft mehr für Wut haben. Ein drittes Mal leise und ergeben seuftsend, schloss er die Augen, in der Hoffnung wider besserem Wissen doch noch ein wenig Schlaf abzubekommen. _______________________________________________________________________________ War weder lang, noch besonders ereignissreich, ich weiss. Das nächste Kapi wird besser. Rechnet es als Anlaufzeit. lg naias Kapitel 15: Blut im Schnee -------------------------- Hi Leute! Wie schön, dass ihr euch noch an meine FF erinnern könnt! Gute Nachrichten: Dieses Kapi ist seeeeehr lang. Also viel Spaß auch. @Run: Das an alten Legenden immer was wahres dran ist- das findet auch die Bergführerin, die in diesem Kapi vorkommt. Sie sagt also an einer Stelle fast genau das selbe wie du! *g* ________________________________________________________________________ Blut im Schnee Irgendetwas blendete ihn. Blinzelnd und mit tränenden Augen blickte er in die Sonne, bevor er seine Lage leicht veränderte und somit dem lästigen Sonnenstrahl entging. Sein Blick fiel auf Mai hinab. Und er war im ersten Moment sprachlos. Ihr Gesicht sah so mit sich und der Welt zufrieden aus, dass sie einfach nur niedlich wirkte. Völlig unbemerkt von ihm selbst schlich sich ein freches kleines Lächeln auf seine Züge, dass er, hätte er es bemerkt, wohl sofort beendet hätte. Jetzt erst sah er sich kurz um. Erstaunlich, er hatte irgendwann also doch noch Schlaf gefunden. Vorsichtig löste er sich von ihr und stand auf. Wenn Mai noch weiterschlafen konnte, würde er sie nicht daran hindern. Nach einem letzten Blick auf das schlafende Mädchen machte er sich auf den Weg zur Dusche. Irgendetwas fehlte. Verschlafen tastete sie um sich- und wachte vollständig auf. Naru war nicht mehr da.Verwundert sah sie sich im Zimmer um,bevor sie aufstand um sich an zu ziehen. Als sie vorsichtig nach unten tappste, fand sie die restlichen drei Mitglieder schon beim Frühstück vor. John wünschte ihr sofort ein lächelndes Guten Morgen, während sie sich zu ihnen gesellte. Naru hingegen legte schweigend sein Besteck beiseite und räusperte sich leise. "Ich hatte gestern das.... Vergnügen.... unsere Klientin kennen zu lernen." Dass ihn die seltsame Frau auf seinem Spaziergang regelrecht überfallen hatte, verschwieg er lieber. Sofort hatte er die allgemeine Aufmerksamkeit der restlichen drei. "Sie meinte, ihr Sohn sei von der Yuki Onna entführt worden, als er beim Wandern vom Weg abkam. Alle Suchaktionen blieben erfolglos... die Klientin will, dass wir mit einer Bergführerin das Gebiet erkunden, in die sich das sich die Dorfbewohner nicht hineinwagen." Es fiel ihm sichtlich schwer, unvoreingenommen über den Fall zu sprechen. Trotz seiner Mühe konnte er nicht verhindern, sein Gesicht beim letzten Satz abfällig zu verziehen. "Wann soll es losgehen?" fragte Lin sachlich, offensichtlich bemüht zumindest so zu tun, als wäre er völlig unvoreingenommen und ernst. "Sobald wir fertig sind. Auch wenn der Fall ein wenig anders abläuft als sonst, seid vorsichtig. Yuki Onna hin oder her, die Berge sind auch so gefährlich." Mai nickte nur. Deswegen hatten sie also feste Wanderschuhe mitnehmen sollen. Wirklich wunderbar. Als ob sie so sportlich wäre. Gerade fragte sie sich, wie sie sich wohl am besten aus dieser Situation herauswinden konnte, als ihre Bergführerin eintraf. Dabei handelte es sich um eine junge, durchaus attraktive Frau mit strubbeligen kurzen braunen Haaren und, zu Mais Überraschung, grünen Augen. Nach einer freundlichen Begrüßung begutachtete die junge Frau ihre Ausrüstung und zeigte sich zufrieden. Nach einigen abschließenden Kleinigkeiten ging die Bergtour auch schon los. Da der Berg erstaunlich nahe am Ort lag, konnten sie nur ein beklagenswert geringes Stück mit dem Auto zurücklegen. Den Rest würden sie zu Fuß bewältigen müssen. Mai stand vor dem gewaltigen Berg und starrte mit einem mehr als mulmigen Gefühl hinauf. Und das sollten sie zu Fuß schaffen? Das schrie schon jetzt nach einem gewaltigen Muskelkater, obwohl sie doch noch garnicht wirklich angefangen hatten. Im Moment wäre sie weit lieber mit einer dampfenden Tasse Tee im Büro der SPR anstatt hier einen riesigen Felsbrocken zu erklimmen, auf dem zusätzlich in der luftigen Höhe auch noch Schnee herumlag. Aber sie war Narus Assistentin und das war wohl einer der schwersten Fälle der SPR. Also musste sie die Zähne zusammen beißen und durch. Der Aufstieg war, kurz gesagt, die Hölle. Es war Steil und Felsig und Spitz, und zu allem Überfluss auch noch eiskalt. Während ihre Bergführerin keine Anzeichen von Ermüdung zeigte, hechelte Mai völlig atemlos hinterher, ihre schwere Ausrüstung und den blöden Job verfluchend. Wenigstens lauerte hier nicht auch noch ein mordlustiger Geist, der sie vielleicht von der nächsten, übrigens erschreckend nahen und furchtbar Steilen, Klippe hinunterstoßen wollte. Mai war im Laufe der Wanderung dazu über gegangen sich darauf zu konzentrieren, einen Schritt vor den anderen zu setzen, ohne den lebensgefährlichen Abhang hinunter zu purzeln. "Was zum Teufel hat der verschwundene Kerl hier oben überhaupt gemacht?" keuchte sie, mittlerweile mehr als nur verärgert über ihre derzeitige Situation. Überraschender Weise meldete sich die Bergführerin zu Wort. "Scheinbar hat er in alkoholisiertem Zustand eine Wette angenommen, von der er dann nicht mehr zurücktreten wollte." "Was für eine Wette?" keuchte Mai, froh über die kurzweilige Ablenkung. "Dass er in der Lage ist, ihnen den Kopf der Yuki Onna zu bringen." erwiderte sie schlicht. "Idiot." Die junge Frau zuckte nur mit ihren Schultern und ging weiter.Sie sah nicht so aus, als würde es ihr um den Vermissten besonders Leid tun. Völlig verschwitzt und am Ende ihrer Kräfte kam Mai schließlich an der erwähnten Berghütte an, gerade als sie der Meinung war, nicht mehr einen Schritt weiter gehen zu können. Während John, Lin und Naru sich, ebenfalls von dem langen Aufstieg angestrengt und daher recht staksik, in der Umgebung umsahen, ging Mai sofort in das kleine Holzhäuschen. Und mehr als diese Bezeichnung verdiente es auch beim besten Willen nicht. Die Hütte bestand aus einem einzigen Raum mit Tischchen an der Feuerstelle und fünf Stühlen, also gerade ausreichend für die anwesenden Personen. In der Ecke waren mehrere Matten aufgestapelt, die wohl als Futons dienen sollten. Nur ein winziges Badezimmer befand sich nebenan, allerdings ohne fließend Wasser. Und Mai beschloss zeitgleich, dass sie heilfroh war, wenn sie diese Hütte wieder verlassen konnte. Die Bergführerin, oder besser gesagt Midori, wie sie schließlich herausgefunden hatte, schichtete gerade geübt das Feuerholz auf und wandte sich nebenbei an das andere Mädchen. "Und? Hast du gar keine Angst, dass die Yuki Onna deine Freunde holt?" fragte Midori leise lächelnd. Mai schüttelte nur den Kopf. "Meine drei Freunde glauben nicht an die Yuki Onna. Sie meinen, es wäre eine Märchengestalt. Und von einer Märchengestalt ist noch niemand entführt worden." Midori wirkte erstaunt. "Aber.... seid ihr nicht.... ich weiß nicht, Forscher für paranormale Ereignisse? Wie können sie da NICHT an die Yuki Onna glauben?!" "Naja.... nur weil sie schon mit.... sehr außergewöhnlichen Situationen zu tun hatten, heißt das nicht, dass sie deswegen allen alten Legenden Glauben schenken." Die Bergführerin wirkte jetzt ernsthaft besorgt. "In jeder alten Legende steckt ein wahrer Kern! Wenn sie nicht an die Schneefrau glauben, sind sie leichte Opfer. Wir müssen sie sofort wieder herein holen!" Mai kicherte leise. "Also, leichte Opfer sind sie nun ganz sicher nicht. Wenn die Yuki Onna existiert, und sie sucht sich einen von den dreien aus.... na, dann muss sie aufpassen, dass sie dabei nicht vernichtet wird." "Meinst du?" Midori wirkte nicht überzeugt. "Ja, meine ich." Gerade als Midori etwas erwidern wollte, kam John sichtbar gut gelaunt in die Berghütte. Und als Mai schon fragen wollte, warum er so gute Laune hatte, fing der Priester auch schon an, über die wunderschöne Umgebung zu schwärmen. Na, wenigstens hatte einer seine Freude bei diesem Ausflug. Seuftsend raffte sie sich zusammen und trat ebenfalls vor die Hütte. Schneidend kalte Bergluft wehte ihr ins Gesicht und sie leiß den Blick über die wilde Landschaft streifen. Und als sie so die Landschaft auf sich wirken ließ, drängte sich unwillkürlich der Gedanke auf, dass eine Yuki Onna hier erschreckend gut hineinpassen würde. Widerwillig schüttelte sie die Besorgnis ab und ging wieder in die Hütte. Da es schon später Nachmittag war, konnten sie die Suche nach dem vermissten Mann erst am nächsten Tag starten. So klang der Abend sehr ruhig aus, da die Gruppe durch den anstrengenden Tag allgemein erschöpft war. Und deshalb machte es Mai schließlich auch nichts aus, dass ihr Abendessen aus der Dose kam und dass sie alle mit ihren Schlafsäcken auf den mehr oder weniger bequemen Matten am Boden schlafen mussten. Denn kaum hatte sie sich hin gelegt, war sie auch schon tief und fest eingeschlafen. Schwerelos schwebte sie durch warme Dunkelheit, während leise schneeweiße Blütenblätter an ihr vorbei schwebten. Vor sich sah sie einen hellen Lichtfleck, auf den sie immer weiter zuzuschweben schien. Nach einer Weile konnte sie erkennen, dass der Lichtfleck eine Lichtung war, auf der sich zwei Personen befanden. Unwillkürlich musste sie Lächeln. Das war ein Liebespaar, dass sich gegenseitig lachend über die blumenübersähte Lichtung jagte. Das Lachen erstarb unter einem leidenschaftlichen Kuss, als der Mann die junge Frau schließlich einholte und mit seinem Schwung beide in das weiche Blumenmeer warf. Jetzt war sie nahe genug, um Gesichter zu erkennen. Und die Frau war wohl das schönste Mädchen, dass Mai je gesehen hatte. Ihre ebenholz schwarzen Haare schimmerten durch das Sonnenlicht leicht rötlich, und ihre mit dichten Wimpern besetzten, azurblauen Augen waren mit solch liebevoller Wärme auf ihren Gegenüber gerichtet, dass Mai das Gefühl hatte ihr Herz würde schmelzen. Sie trug einen rein weißen Kimono und startete die Jagt von neuem, indem sie sich geschickt aus den Armen des Mannes wand und erneut lachend mit bloßen Füßen über die Wiese rannte, umhersprang und sich wirbelnd im Kreis drehte. Als sie wieder schwer atmend in der Wiese lagen, tauschten sie solch ein inniges Liebesgeständnis aus, dass Mai die Tränen kamen. Und wärend Mai ihnen so mit den Augen folgte, wünschte sie dem Paar von Herzen alles Glück der Welt. Plötzlich fiel ihr eine weitere Gestalt auf, die versteckt zwischen den Büschen lag und das glückliche Paar ebenso genau musterte. Allerdings waren seine Augen nicht freundlich auf das Paar gerichtet, sondern voller Hass und Neid. Unwillkürlich zuckte Mai zurück, während das Unbehagen in ihr stieg. Etwas war falsch. Völlig verkehrt. Die hasserfüllte Aura schien die wünderschöne Lichtung zu verzehren unt tauchte alles in völlige Schwärze. Doch bevor alle Blütenblätter verschwanden, hörte sie den verzweifelten Schrei einer jungen Frau. Dann herrschte Stille, die nur durch ein unangenehmes leises Tropfen durchbrochen wurde. Und dem Geruch von Blut. Ein wenig verwirrt und orientierungslos schreckte sie in die Höhe. Leicht zittrig strich sie eine ihrer wirren Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah sich verwundert um. Alle außer ihr waren schon wach- wie peinlich. Also raffte sie sich mühsam auf und tappste ins eiskalte, provisorische Badezimmer und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Wenn sie das jetzt richtig einordnete, war das einer DIESER Träume gewesen. Aber die hatte sie doch eigentlich nur, wenn sie mit einem ihrer Fälle zusammenhingen, oder? Also stellte sich die Frage: Wer war diese wunderschöne Frau gewesen? Und warum war sie gestorben? Weiters: Sie hatte einen blütenweißen Kimono getragen. War es also möglich, dass das die Yuki Onna gewesen war? Aber die Yuki Onna war nur ein Märchen. Oder? Sollte sie Naru von ihrem Traum erzählen? Würde er ihr überhaupt glauben? Und welch schrecklichen Ereignisse hatten diese verliebte junge Frau in ein männermordendes Monster verwandelt??? Falls es tatsächlich die Yuki Onna gewesen sein sollte- was zu bezweifeln war. Immerhin war die Legende der Yuki Onna schon so alt- ihre Kräfte konnten die Zeit sicher nicht so außer Gefecht setzen. Wahrscheinlicher war, dass sie die Geschichte der jungen Frau aufgeschnappt hatte, die eben irgendwo hier in der Gegend gelebt hatte. So einigermaßen beruhigt wandte sie sich ihrem ausgewachsenen Muskelkater zu. Mit verzerrter Mine versuchte sie, ihre schmerzenden Muskeln zu lockern. Wunderbar, einen Muskelkater hatte sie gerade noch gebraucht. Als ob die Wanderung nicht schon so anstrengend genug werden würde. Mit steifen Schritten trat sie schließlich aus dem Badezimmer und packte ihre Tagesausrüstung in ihren Rucksack, bevor Midori sich an die Gruppe wandte. "Also, heute werden wir die Suche starten, obwohl wir den Vermissten wahrscheinlich nurnoch tot bergen können, wenn überhaupt. Am Abend werden wir wieder in der Hütte sein. Trennt euch nie, ich widerhole NIE von der Gruppe. Solltet ihr doch verloren gehen, dann bleibt auf der Stelle wo ihr seid und wartet, bis ich euch wider hole, ansonsten verirrt ihr euch nur in den Bergen und erfriert. Wenn ihr auf mich wartet, haltet euch mit auf der Stelle laufen, springen und ähnlichem in Bewegung, damit euer Körper warm bleibt. Und auch wenn ihr müde werdet, dürft ihr unter keinen Umständen einschlafen, klar? Sonst wacht ihr nämlich nicht mehr auf. Noch Fragen?" Einstimmiges kopfschütteln antwortete ihr. "Gut. Falls irgendwer nicht mehr weiter kann, werden wir umdrehen. In den Bergen hier gilt, zu allererst auf die eigene Sicherheit zu achten. Na dann los." Und ein weiterer, anstrengender Gewaltmarsch begann. Mai achtete nicht auf die foranschreitende Zeit, sondern nur darauf, den Anschluss an die Gruppe nicht zu verlieren. Ihre Glieder schmerzten, sie fühlte sich müde und ausgelaugt und an den unterschiedlichsten Körperstellen war ihr abwechselnd heiß oder kalt. Zu Mittag machten sie eine kurze Rast, die Mai sofort dazu nutzte um hinter dem nächsten Hügel einem dringenden Bedürfnis nach zu gehen. Denn so etwas ähnliches wie ein richtiges Klo würden sie erst am Abend wieder haben. So verfluchte sie die Berge und verrückte Klientinnen, bevor sie sich widerstrebend fügte und es so machte, wie es in der Steinzeit wohl gang und gebe war. Auf ihrem Rückweg ließ sie allerdings eine Bewegung stutzen, die sie gerade noch so in den Augenwinkeln bemerkte. Erschrocken fuhr sie herum und starrte mit klopfendem Herzen auf eine weiße Schneefläche vor sich. Hier war es so kalt, dass sie schon öfter an kleineren Schneefeldern vorbei gekommen waren. Aber dieses war das bisher größte. Während ihrer Wanderung hatte sie den Schneefeldern keine Beachtung geschenkt, es sei denn sie waren durch gelaufen. Aber dieses hier war irgendwie anders. Alle Härchen ihres Körpers stellten sich auf, als sie ihren Blick genauer umherschweifen ließ. Irgendetwas war hier gewesen. Sie schluckte schwer und wollte ihren rasenden Pulsschlag beruhigen, als sie das leise Knirschen von Schnee hörte. Als würde jemand darüber laufen. Das hämmern ihres Herzen dröhnte mittlerweile lauter in ihren Ohren als das tatsächliche Geräusch. Sie versuchte über sich zu lachen. Was allerdings sehr zittrig war. "Sei nicht albern, Mai." sagte sie zu sich selbst. "Die Berge und die Geschichten machen dich noch verrückt!" Gerade wollte sie sich umdrehen, als sie auf der weißen Schneedecke einen Makel entdeckte. Ein roter Tupfen. Wie der wohl hier her kam? Einen Moment schweifte ihr Blick richtung Lager zurück, bevor sie sich dem roten Ding langsam und mit zittrigen Schritten näherte. Es gab hier nichts zu fürchten, außer ihrer eigenen Phantasie. Wenn sie dem roten Tupfen jetzt nicht auf den Grund ging, dann würde sie sich später Horrorgeschichten ausspinnen. Wahrscheinlich war es irgendeine Beere, die ein vorrüberlaufendes Wildtier verloren hatte. Die Spuren des Tieres waren vom Wind verwischt, die Beere war geblieben. So etwas musste es sein. Also lief sie vorsichtig über die weiße Schneedecke und zerstörte so das reine Weiß endgültig. Sie ging vorsichtig in die Hocke- und der Tupfen war verschwunden. Ungläubig streckte sie ihre Hand in den Schnee und strich die Oberste Schicht beiseite. Hier war es doch gewesen? Verwirrt griff sie tiefer- und fasste in etwas nasses, warmes. Erschrocken Luft holend zug sie ihre Hand zurück und starrte darauf. Sie war rot. Rot vor Blut. Ein erschütterter Schrei entfuhr ihr, und sie stolperte hastig zurück. Aus dem Loch, dass ihre Hand in dem Weiß des Schnnees hinterlassen hatte, sprudelte auf einmal Blut hervor, das sich, eine Lacke bildend, immer weiter ausbreitete. Das schaurige Ereignis wurde von einem kalten, gespenstischem Kichern abgerundet. "Mai!" Naru kam auf sie zu gelaufen und blieb perplex stehend. Mai saß zitternd mitten auf einem völlig unberührtem Schneefeld. Und nichteinmal ihre eigenen Fußspuren waren auf dem reinen Weiß zu entdecken. Allerdings war sie viel zu weit darin, um die Distanz springend überwinden zu können. Einen Moment fragte er sich kurz, wie sie dorthin gelangen konnte wo sie war, ohne Spuren auf der Schneedecke zurück zu lassen. Dann allerdings überwiegte die Sorge und er lief weiter auf sie zu und schüttelte sie sanft, während die Anderen, die ebenfalls angelaufen kamen, erstaunt am Rand stehen blieben. "N-Naru. Blut... so viel Blut...." Dann fiel sie ihm um den Hals und weinte. Diesem allerdings war etwas aufgefallen und löste vorsichtig eine ihrer Hände von seiner Jacke. Und er erstarrte. "Mai..." seine Stimme hatte einen seltsamen Unterton. "Mai, deine Hand." Vorsichtig und zitternd linste sie auf ihre Hand und erstarrte. Ein leises und entsetztes Kecuchen kam ihr über die Lippen, bevor sie sich in den Schnee fallen ließ und hastig das Blut von ihren Fingern rieb. Als sie fertig war, half Naru ihr wieder vorsichtig auf die Beine und wandte den Blick zurück auf den winzigen Haufen roten Schnees. Und der rote Schnee verblasste, immer weiter und weiter, bis schließlich jegliche rote Färbung verschwunden war. Mai sah das allerdings nicht mehr. Und er würde sich hüten, sie darauf aufmerksam zu machen. Midori, die alles schweigend beobachtet hatte, meldete sich schließlich zu Wort. "Wir sollten für heute besser umkehren. Yuki Onna -sama will nicht, dass wir weiter gehen." Naru runzelte skeptisch seine Stirn, ein Blick auf Mai ließ ihn allerdings zustimmen. Sie war blass, wenn auch gefasst, aber sichtlich ängstlich. Den gesamten Rückweg über hielt Naru sich eng bei ihr, worüber Mai äußerst dankbar war. Doch auch als sie die Hütte erreichten, konnte sie sich nicht sicher fühlen. Sie waren hier oben nur umringt von Bergen und Schnee. Und das hier war das Reich der Schneefrau. Erst nach einem Tee kam Mai langsam wieder zur Ruhe und berichtete in kurzen Zügen was geschehen war. Zögerlich und stockend setzte sie dann auch ihren Traum nach. Als sie schließlich vorsichtig zu ihrem Freund nach oben linste, fühlte sie sich erleichtert. Seine Mine war nachdenklich und sie konnte es sozusagen als seine Geiserjäger-Mine einordnen. Er hatte angefangen, den Fall ernst zu nehmen. Und das bedeutete, dass es der Schneefrau höchstwahrscheinlich an den Kragen ging. "Mai, du solltest dich ausruhen. Wenn es dir besser geht, versuche noch etwas über den Fall herauszufinden. Lin, du bleibst bei Mai und beschützt sie. Was den Rest angeht- wir werden weiter suchen." Midori konnte nur ungläubig aus der Wäsche glotzen, als die vorher reichlich unwillige und träge Gruppe plötzlich Feuer fing. Die vorher zutiefst erschrockene Mai hatte sich wieder völlig unter Kontrolle und ein entschlossenes Funkeln trat in ihre Augen, während der Rest der Gruppe schon so abgebrüht war, dass sie nichteinmal unruhig wirkten. Und Midori beschloss, dass sie anscheinend Profis vor sich hatte. Also hinterfragte sie Narus Anweisungen nicht, sondern führte die jetzt geschrumpfte Gruppe weiter durch die Berge. Mai hingegen brühte sich noch einen Tee auf, bevor sie einmal tief Luft holte und sich mit einem Buch auf der Matte sinken ließ. Was für ein Glück, dass sie es mitgenommen hatte. Zuerst hatte sie es verflucht, da es ihren Rucksack noch ein wenig schwerer gemacht hatte, aber jetzt war sie wirklich ausgesprochen froh, es mitgenommen zu haben. Das lesen beruhigte sie auf eine seltsame Art und Weise. Zusätzlich lenkte es sie ab. Als sie sich wieder völlig im Griff hatte, legte sie es schließlich entschlossen zur Seite und rollte sich auf ihrer Matte ein, um weitere Informationen zu gewinnen. Und durch den Schrecken und die anstrengenden Wanderungen, schlief sie tatsächlich bald ein. Wieder schwebte sie durch warme Finsternis, bevor sich die Szene vor ihr klärte. Wieder war es das Liebespaar, doch der Mann wirkte besorgt. "Mein verehrter Herr hat Interesse an dir bekundet." "Schön für ihn." antwortete die junge Frau trotzig. "Er ist gefährlich. Du solltest ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen. Viele behaupten, er hätte Zauberkräfte." Die junge Schönheit schnaubte nur leise. "Ja, Zauberkräfte namens Geld. Und Macht." "Wenn er sich entschließt, dass er dich haben will, dann kann ich dich nicht vor ihm beschützen, meine Schönheit." Jetzt wurde sie doch langsam besorgt. "Dann... Dann müssen wir sein Einflussgebiet verlassen." meinte sie langsam. "Du willst fliehen? Bist du von Sinnen? Der einzige Weg führt durch die Berge! Hast du eine Ahnung wie gefährlich das ist? Weisst du denn garnicht, dass die Berge im letzten Winter mehr Männer getötet haben als alle wilden Tiere zusammen?!" "Also willst du mich den Fängen deines Herrn überlassen?" Der Mann wirkte unsicher und biss sich nachdenklich auf die Lippe. "Gut. Wir treffen uns eine Stunde vor dem nächsten Sonnenaufgang. Der Winter kommt in den Bergen früher... wenn wir es schaffen wollen, müssen wir so früh wie möglich los. Zieh dich so warm wie möglich an und sammle Proviant bis wir uns wider sehen. Ich muss jetzt zum Herrn." Er fasste sie an den Händen und lehnte seine Stirn an ihre. "Mögen die Götter uns beistehen, mein Herz." Das Liebespaar verblasste vor ihren Augen und Mai segelte wieder durch die Dunkelheit, bis sie schließlich ihre Augen aufschlug. Direkt neben ihr, an dem kleinen Tischchen saß Naru über die Unterlagen gelehnt, die Lin schriftlich zusammengetragen hatte, während er mit Mai auf der Hütte hatte bleiben müssen. In Ermangelung eines Laptops hatten diesmal Papier und Stifte genügen müssen. Vorsichtig stand sie auf und setzte sich neben Naru. "Und?" fragte er nach einer kurzen Pause schließlich. "Naja... es ist nicht viel, was ich herausfinden konnte. Aber immerhin etwas." Naru hob den Blick von den Unterlagen und sah sie abwartend an, bis sie schließlich wieder ihren Traum nacherzählte. Naru schrieb schweigend mit und nickte ab und zu kurz. "Und ihr? Konntet ihr etwas herausfinden?" fragte sie schließlich neugierig. "Nein. Aber das wird sich möglicherweise bald ändern." "Wieso?" "Bisher hat die Yuki Onna hauptsächlich Männer angegriffen. Also passen zur Abwechslung einmal Lin, Brown-san und ich besser in die Opferrolle als du." Mai, die nicht wusste ob sie gegen die ironische Anspielung protestieren oder sich um ihre Freunde sorgen sollte, schloss etwas griesgrämig den Mund. "Entschuldigung dass ich sonst immer so gut in die Opferrolle passe!" Tatsächlich lächelte er schmal. Normalerweise hätte sie sich darüber gefreut, wenn es kein spottendes Lächeln gewesen wäre. Und wenn er jemand anderen aufgezogen hätte. So stand sie erhobenen Hauptes auf, angelte sich ihr Buch und wollte an ihm vorbei stolzieren, während er sie, immer noch leicht spöttisch lächelnd, an den Händen fasste und zu sich zog. "Ich frage mich nur..." fing er nachdenklich an, und das spöttische Grinsen war verschwunden. "Warum hat sich die Yuki Onna dich als ihr erstes Opfer ausgesucht, wo du doch offensichtlich nicht in ihr Beuteschema passt?" Mai schwieg erstaunt. Das war eine überaus berechtigte Frage. "Egal wohin wir kommen, irgendwie bist du für jeden mordlüsternen Geist eine interessante Beute." "Höre ich da etwa Sorge?" fragte Mai erstaunt.Tatsächlich seuftste er leise, während er sie noch ein wenig näher zu sich zog. "Ich wäre ein Narr, würde ich mir keine Sorgen machen. Vielleicht sollte man einmal erforschen warum mordlustige Geister so auf dich anspringen, es in Flaschen abfüllen und als Lockmittel verwenden. Das würde vielen Geisterjägern unnötige, tagelange Warterei ersparen." "Schön, dass mein Pech so praktisch für Geisterjäger ist." antwortete sie pikiert. Und schon war das schmale, spöttische Lächeln wieder da. Aber irgendwie konnte sie ihm deswegen einfach nicht böse sein. Er lächelte selten genug, da hieß sie mittlerweile auch ein spöttisches Lächeln willkommen. Immerhin konnte sie die Gelegenheiten, bei denen Naru ehrlich und wirklich erfreut gelächelt hatte, fast an einer Hand abzählen. Wenigstens wusste sie mittlerweile halbwegs, warum er sich immer so eisern im Griff hatte: Schuld waren, einmal mehr, seine enormen Kräfte. Da die Kräfte bei den meisten Menschen, so auch bei Naru, mit Gefühlen eng zusammenhingen, hatte er sehr schnell lernen müssen sich im Griff zu haben. Sonst hätte es ohne Umstände passieren können, dass er, sollte er in einem Fensterladen etwas sehen dass ihm gefiel, ohne sein zutun mit seinen Kräften unabsichtlich die Scheibe zertrümmerte, weil sich sein Begehren auf den Gegenstand dahinter richtete. Allerdings hatte er sich mittlerweile solch eine eiserne Selbstbeherrschung antrainiert, dass soetwas nicht mehr geschehen konnte. Auch hatte er, da er seine Kräfte mittlerweile besser kannte und sie dementsprechend einsetzen und lenken konnte, nahezu vollständig unter seiner Kontrolle. Laut Lin war wohl nurnoch ein schweres Trauma dazu in der Lage, ihn auch nur annähernd die Kontrolle verlieren zu lassen. Aber da ihm seine gesamte Jugend über notwendiger Weise bedingungslose Selbstbeherrschung eingebläut worden war, war sie zur Gewohnheit geworden. Und Gewohnheiten aus frühen Jahren wurde man bekanntlich nur schwer wieder los. So hing sie in Gedanken den Informationen nach, die sie Naru und Lin nur stückchenweise hatte entlocken können. Natürlich hatten Luella und Martin auch einen Gutteil ausgeplaudert, was ihr eine große Hilfestellung gewesen war. Ein leises Seuftsen von Narus Seite ließ sie wieder in die Realität zurückkehren. "Obwohl ich nicht abgeneigt bin mich weiter von dir anschmachten zu lassen...-" fing er wieder mit diesem schmalen, spöttischen Lächeln an. Mai indessen zuckte leise zusammen. Hatte sie ihn die ganze Zeit über angestarrt?! //Oh Gott, wie peinlich!// dachte sie verlegen und lief rot an. ".... muss ich jetzt wieder an die Arbeit." vollendete er seinen Satz. Hochrot und zu verlegen um einen passenden Kommentar abzugeben, stand sie wieder auf und entfernte sich von Naru. Wieder klang der Abend recht ereignislos aus. Da Mai gerade erst geschlafen hatte, war es auch unmöglich sich jetzt schon wieder hin zu legen. Gelangweilt blätterte sie in ihrem Buch herum oder versuchte ein Gespräch aufkommen zu lassen. Naru und Lin waren unmöglich zu einer Unterhaltung zu bringen, da sie mit den wenigen Daten, die sie bereits über ihren Fall hatten, vollauf beschäftigt waren. So studierten sie eine Karte dieser Gegend und berieten, wo die Suche wohl am sinnvollsten war. Midori saß an der Feuerstelle und legte Holz nach, während sie eine Fertigsuppe über dem Feuer aufwärmte, die an diesem Abend wohl ihre Mahlzeit darstellen sollte.John hingegen sah genauso gelangweilt aus wie sie selbst, weswegen er sich Mais Buch ausborgte und genauso lustlos darin herumblätterte wie das Mädchen vor ihm. Seuftsend setzte sie sich an den Kamin und starrte in das Feuer, in der Hoffnung die Zeit so schneller tot zu schlagen. _____________________________________________________________________________ Kapitel 16: Hauptangriffsziel ----------------------------- Hauptangriffsziel Also zuerst ein Mal vieeeelen Dank für über 50 Kommis! *knuffz* Und dann entschuldigung dass es so lange dauert, aber ich habe im Moment ganz einfach viel zu wenig Zeit! ______________________________________________________________________________ Der nächste Tag begann für Mais Geschmack viel zu früh. Durch ihr seltsames Schlafverhalten war ihr gesamter Tagesrythmus durcheinander gekommen und der zusätzliche Muskelkater machte ihr das Leben nicht wirklich leichter. So stolperte sie von Zeit zu Zeit über irgendwelche Bodenunebenheiten oder Steine, während sie versuchte ihr Gähnen zu unterdrücken. Aber da sie sich ja im Reich der Schneefrau befanden, war es unklug sich zu trennen und so musste sie, ob sie wollte oder nicht, bei der Gruppe bleiben. Insgesamt konnte man ihren Zustand als ziemlich seltsam beschreiben: Einerseits beherrschte sie bleierne Müdigkeit, andererseits ebensogroße Langeweile. Und zusätzlich dazu war im Hintergrund immer noch die Angst vor der Yuki Onna vorhanden. Allerdings war ihre Wanderung ziemlich nutzlos. Da sie nicht einen gesamten Berg mit Kameras überwachen konnten, fiel die klassische Vorgehensweise der SPR von Anfang an aus. Sie konnten also nur umhergehen und hoffen, ein Zeichen des verschwundenen Mannes oder der Schneefrau zu entdecken. Beides glich der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Das einzig sichere Mittel um etwas heraus zu finden war im Moment Mais Fähigkeit, was ihrem Ego zugegebener Maßen sehr schmeichelte. Die nächste Pause fand erst wieder am frühen Nachmittag statt. Das Ergebnis des bisherigen Tages war allerdings mehr als enttäuschend: Viel Mühe, gar kein Erfolg. Den gesamten Tag waren sie über Stock und Stein gewandert, hatten aber weder etwas vom vermissten Mann, noch etwas von der Yuki Onna zu Gesicht bekommen. Um vor dem Einbruch der Dunkelheit wieder in die kleine Berghütte zu gelangen, wurde außerdem entschieden an diesem Punkt umzukehren. Völlig am Ende ihrer Kräfte schleppte sie sich schließlich zu Naru, bevor sie, ohne ein weiteres Wort, einfach an seiner Schulter einschlief. Wieder sah sie zwei Personen vor sich, diesmal aber zwei Männer. Den einen erkannte sie wieder, er war der Geliebte der jungen Frau und kniete vor einem edel gekleideten Mann. „Ihr habt mich rufen lassen, mein Fürst?“ „Allerdings. Ich habe etwas gefunden, dass mein Interesse geweckt hat. Und ich möchte, dass du es mir beschaffst.“ Die Augen des Fürsten jagten Mai einen eisigen Schauer über ihr Rückgrad. Sie waren hart und kalt, völlig lieblos aber gierig. „Und was soll ich Euch beschaffen, Herr?“ Seine Lippen verzogen sich zu einem grauenhaften Grinsen. „Ein Mädchen. Mit Augen so blau und klar wie ein tiefer Bergsee, Haare, die so weich wie Seide sind und so schwarz wie Kohle, Lippen von der Farbe von frisch vergossenem Blut und einer Haut so makellos wie ein unberührtes Schneefeld. Mir ist zu Ohren gekommen, dass diese Person zu deinem Bekanntenkreis gehört. Bring sie zu mir.“ „My Lord…“ „Irgendwelche Einwände?“ „N-Nein. Natürlich nicht, nein.“ „Hm. Ich weiß sehr wohl, dass sie deine Geliebte ist. Und ich weiß, dass du sie niemals freiwillig ausliefern würdest. Schließlich wärst du ein Narr, würdest du es tun.“ Der Diener schwieg darauf hin und starrte zu Boden, blass wie eine Leiche. Dann schien er sich zu sammeln und starrte dem Fürsten mit stechendem Blick in die Augen. Eine Tat, die sich ein Untergebener seinem Fürsten gegenüber niemals erlauben durfte. „Da habt Ihr allerdings Recht. Nie werde ich sie ausliefern, mögt ihr mich foltern oder töten, es ist gleichgültig. Aber sie wird nicht in Eure Fänge geraten, das schwöre ich bei allem was mir heilig ist!“ Der Fürst lachte nur, leise und eiskalt. „Oh, das ist ja fast wie in einem dritklassischen melodramatischen Theaterstück! Der edle Ritter, der seine schöne Geliebte vor den Klauen der Bestie rettet und sich selbst heldenmütig opfert.“ Das Grinsen wurde breiter und bestialischer. „Aber deine Rechnung kann nicht aufgehen, mein heldenmütiger Narr. Du hast einen wichtigen Punkt vergessen- “ Er ließ den Satz in der Schwebe und kam dem immer noch knienden Mann näher und sah ihm fest in die Augen. „Ich kann dich zwingen.“ Flüsterte er beinahe sanft. Und während er das sagte, weiteten sich seine Pupillen plötzlich so weit, dass seine Augen tiefschwarz wirkten. Und gleichzeitig schien jeder Kampfgeist aus den Augen des Mannes zu verschwinden. Er wirkte wie eine leblose Hülle, vielleicht wie eine besonders plastische Wachspuppe, die man aber doch immer am seelenlosen Blick als unecht erkannte. Nur bewegte sich diese Puppe, atmete und konnte sprechen. „Geh und bringe deine Geliebte zu mir.“ „Jawohl.“ Der Triumph glühte in den Augen des Fürsten, während der Mann sich mit langsamen Schritten entfernte. „Mögen die Spiele beginnen…“ flüsterte er leise, ehe er anfing zu lachen. Keuchend und schreckensbleich fuhr Mai aus dem Schlaf. „Beruhige dich. Es war ein Traum.“ Mai überlegte nur einen Sekundenbruchteil, warum sie eigentlich in seinen Armen geschlafen hatte und vergrub zitternd ihr Gesicht in seiner Jacke. Das war PK-LT gewesen- ihre Fähigkeit. Nur war es ihre Fähigkeit in der Hand eines Monsters gewesen. Und zum ersten Mal wurde ihr bewusst wie furchtbar ihre Gabe sein konnte. Wollte sie ihre Fähigkeit überhaupt meistern, wenn ein Mensch damit so furchtbare Dinge tun konnte? Und wie war es weiter gegangen? Was hatte der Mann unter der Kontrolle des Fürsten seiner Geliebten alles angetan? Naru hingegen versuchte, die grinsenden Gesichter der restlichen Gruppe zu ignorieren, die ihn schon genervt hatten seid Mai an seiner Schulter eingeschlafen war. Sogar ein leises „Awww“ von der Bergführerin hatte er Mitanhören müssen. Es war nicht besser geworden, als er sie vorsichtig in die Arme genommen hatte, um ihre Lage zu verbessern. Eher das Gegenteil. So war er die gesamte Zeit hin und her gerissen zwischen Mais Wohlergehen und dem blöden Grinsen seiner Kollegen. Mais Wohlergehen hatte gewonnen. Und wahrscheinlich würden sie ihn damit noch Jahre lang nerven. Wenigstens waren weder der Mönch noch die Miko anwesend, sonst hätte er sich deren Kommentare auch noch anhören müssen. Immerhin war der Priester meistens Taktvoll und Lin eher schweigsam- gute Voraussetzungen, um diesen Vorfall in Vergessenheit geraten zu lassen. Ein Seuftsen unterdrückend wandte er sich wieder an seine aufgelöste Freundin. „Kannst du weiter gehen?“ Sie nickte nur und stand auf, bei weitem gefasster als zuvor. Und völlig in Gedanken starteten sie den langen und anstrengenden Rückweg, den Mai ausnahmsweise nicht wirklich mitbekam. Vor sich sah sie immer noch das tragische Liebespaar. Es war nicht direkt der Trauminhalt gewesen, der sie mitgenommen hatte, sondern die Vorstellung was dem Mädchen widerfahren sein musste, um aus ihr die Yuuki Onna zu machen. Und die Vorstellung, zu was für einer grausamen Waffe ihre eigene Fähigkeit werden konnte. Das war es, was ihr Angst machte. Und das war es, was sie aus der Fassung gebracht hatte. Was musste einem durch und durch guten Menschen alles geschehen, damit aus ihm eine hasserfüllte, mordlustige Bestie wurde? Wenn sie das Glückserfüllte Lachen aus ihrem Traum mit dem gespenstischen Kichern auf dem Schneefeld verglich, würde sie nie auf die Idee kommen dass es möglicherweise von derselben Person stammen konnte. Und die Angst, dass sie es bald herausfinden würde, wurde ebenfalls immer nagender. So mit ihren Gedanken beschäftigt merkte sie erst, dass sie an der Berghütte angekommen waren, als sie schon direkt davor stand. Seuftsend sammelte sie sich und fing endlich an den anderen zu erzählen was sie gesehen hatte. Stockend erklärte sie schließlich auch ihre Gedankengänge. Eine kleine Weile schwieg die Gruppe noch, bevor Midori stockend bemerkte, dass sie jetzt am besten das Abendessen machte. Während Lin sich wieder den Unterlagen zuwandte, zog sich John taktvoll wie gewohnt zurück um dem jungen Paar Zeit für sich zu geben. „Deine Träume bringen allmählich Licht in die Sache.“ Meinte Naru schließlich, als Mai immer noch schwieg. „Ja. Aber vor dem nächsten habe ich Angst. Kannst du dir vorstellen, was das Mädchen durchgemacht haben muss, um zur Yuki Onna zu werden? ICH werde es bald erfahren.“ Wieder schwiegen beide einen Moment. Schließlich seuftste Mai schwer. „Am Besten bringe ich es schnell hinter mich. Es wird nicht leichter wenn ich es vor mir her schiebe.“ „Willst du, dass ich dich wecke wenn ich sehe, dass du einen Alptraum hast?“ Mai erstarrte einen Moment. Bot er ihr tatsächlich gerade an, neben ihr zu sitzen und sie zu bewachen während sie schlief??? Oder interpretierte sie zu viel in seine Worte und er meinte es völlig anders? Aber was könnte er sonst meinen? Zu verwirrt um zu antworten nickte sie schließlich. „Ja… bitte. Ich glaube, das würde mich beruhigen.“ Letztendlich lag sie also neben dem Tischchen kaum einen halben Meter von Naru entfernt am Boden und versuchte zu schlafen. Und da der Tag unglaublich anstrengend gewesen war, schaffte sie es trotz der Angst vor dem gewöhnlich folgenden Traum. Währenddessen wurde sie von Naru scharf im Auge behalten, der sehr überzeugend so tat als würde er sich nur und zwar wirklich ausschließlich nur mit seiner Arbeit beschäftigen. So klang der Abend langsam aus und letzten Endes war er der Einzige der noch wach war. „Jetzt gib schon deinen Kommentar ab.“ Murrte er schließlich leise und neben ihm tauchte ein breit grinsender Gene auf. „Du musst ja schon fast platzen vor lachen.“ Sagte er sarkastisch. „Stimmt.“ Gluckste sein toter Zwillingsbruder vergnügt. „Wer hätte gedacht, dass es dich einmal so erwischen würde??? Mai ist wirklich ein außergewöhnliches Mädchen.“ „Das hatten wir alles schon einmal.“ „Stimmt, aber das du für ein Mädchen deine Arbeit links liegen lässt hatten wir noch nie. Das ist ja sooooooo romantisch!“ Er hatte es also bemerkt. Natürlich hatte er es bemerkt, das war ja schließlich Gene. „Bist du jetzt fertig?“ „Nein! Noch lange nicht! Ich hab heute wirklich ein paar süße Bilder von euch aufgeschnappt, Mum und Dad werden sich freuen.“ Irgendwie hatte er das plötzliche verlangen seinen Kopf an die Tischplatte zu donnern. „Schon gut, ich hör ja schon auf… Sag Mal…. Wird Mai nicht irgendwie unruhiger…?“ „Ja- sie träumt wieder.“ Mai konnte nur tatenlos zusehen als der kontrollierte Mann seine Geliebte direkt zu dem Fürsten führte. Konnte nur zusehen, als er seine Geliebte verhöhnte und sogar schlug, ihr erklärte wie dumm sie doch gewesen war, anzunehmen, dass er nur wegen einem Mädchen seinen Fürsten verraten würde. Und sie konnte auch nichts tun als das Herz des Mädchens brach und der Fürst anfing sein grausames Spiel mit ihr zu spielen, mit dem Ziel ihren Willen zu brechen, letztendlich aber das ganze Mädchen zerbrach. Sie wollte sich am liebsten abwenden als sie mit ansah, wie er sie auf verschiedenste Weisen misshandelte, beschmutzte und verletzte, aber sie konnte sich nicht abwenden. Und endlich wurde sie vom Grauen erlöst und es wurde dünkler und die Szenerie veränderte sich. Das Mädchen, völlig gebrochen und am Ende ihrer Kräfte, saß in einer Zelle, aber immerhin alleine. Ihr Zustand war eine scheußliche Karikatur ihrer einstigen Schönheit, wie sie völlig zerschunden und ohne Kleidung in der Zelle saß. Bis schließlich sogar der Wachmann den Anblick nicht mehr ertragen konnte und die Zelle aufsperrte, ihr einen einfachen Kimono in die Hand drückte und sie gehen ließ. Allerdings kam sie nicht weit. In den Bergen war der Winter bereits eingebrochen, sodass sie schließlich im Schnee zusammenbrach und erfror. Wieder änderte sich die Szenerie: Das Mädchen, schön wie vorher aber mit schrecklich kalten Augen streifte als rastlose Seele in den Bergen umher, wo ein einsamer Wanderer sie entdeckte und mit begierigen Blicken musterte. Und die Yuki Onna war geboren. „Mai, wach endlich auf!“ Mit rasendem Herzen riss sie die Augen auf, und erst jetzt wurde ihr bewusst dass sie schrie. Die Gruppe stand mit bleichen Gesichtern und schreckensweiten Augen um sie herum, während Naru sie an den Schultern gefasst hatte, scheinbar in dem Versuch sie aufzuwecken. Die Bilder wirbelten nach wie vor in ihrem Kopf umher und das war mehr als sie im Moment ertragen konnte. Sie sprang auf, lief aus der Hütte und übergab sich am nächsten kahlen Gestrüpp, während sie von Schluchzern geschüttelt wurde. Im nächsten Moment spürte sie eine Jacke um ihre Schultern, anschließend zwei Arme die sie umfingen. Ohne ein Wort zu sagen hielt er sie fest und wiegte sie vorsichtig, während ihr Gesicht nach wie vor von Tränen überströmt war. Und ausnahmsweise verkniff er sich den Kommentar, dass sie doch nicht einfach so alleine aus der Hütte laufen konnte, wo doch die Schneefrau nach wie vor anwesend war und sie angreifen konnte. „N-Na-Naru…. Es….war einfach…. Furchtbar- das… das arme M-Mädchen.“ „Du kannst später erzählen was du gesehen hast. Im Moment solltest du dich beruhigen.“ Sie nickte nur leise und schluckte schwer, während er sie wieder in die Hütte zurückführte. Bei einem heißen Tee und unter den besorgten Blicken der anderen gewann sie schließlich langsam ihre Fassung wieder. „Er hat sie ausgeliefert.“ Murmelte Mai schließlich dumpf. „Und…der Fürst….“ An dieser Stelle brach ihr kurzzeitig die Stimme weg. „Er hat sie gefoltert und Misshandelt. Auf alle Arten die ihr euch nur so vorstellen könnt, es war ziemlich sicher alles dabei was man einem Menschen antun kann. Es war ohne Ausnahme das schlimmste was ich je gesehen habe. Weißt du, Urado hat die Mädchen gleich umgebracht, ohne sie zu foltern oder so. Aber das da…. Das war… das war noch schlimmer als Urado. Weit schlimmer. Für sie war der Tod eine Erlösung, aber… durch ihre furchtbaren Umstände… da konnte sie keine Ruhe finden. Und durch die schrecklichen Erfahrungen mit Männern, die sie gemacht hat, hat sie gelernt sie alle zu hassen.“ „Was ist mit dem Mann passiert, der sie ausgeliefert hat?“ „Ich… ich weiß es nicht.“ Wieder machte Naru ein zutiefst nachdenkliches Gesicht. „Gut. Mai, du solltest dich ausruhen.” Damit wandte er sich Lin zu und besprach sich mit ihm, während Mai fühlte dass sie sich entspannte. Er hatte einen Plan, dass sah sie ihm schon an der Nasenspitze an. Und er war gerade dabei ihn mit Lin umzusetzen. Für gewöhnlich bedeutete das, dass der Fall dem Ende zuging. Da es allerdings immer noch mitten in der Nacht war, legte sich der Rest der Gruppe wieder schlafen und auch Mai konnte ihre Augen nicht viel länger offen halten und schlief ein, diesmal ohne Angst vor weiteren furchtbaren Träumen. Immerhin hatte sie schon alles gesehen, was sich ereignet hatte. So verlief die Nacht angenehm ruhig- bis sie schließlich völlig unvermittelt und scheinbar ohne Grund mitten in der Nacht ein weiteres Mal aus dem Schlaf fuhr. Verwirrt blinzelte sie in die Dunkelheit und versuchte den Grund ihres Aufwachens zu finden, allerdings ohne Erfolg. Es war stockdunkel und totenstill- erst jetzt fiel ihr auf, dass es ZU still war. Nicht einmal der Wind war zu hören. Bis ihr ein leises Knirschen auffiel. Es hörte sich an, als würde jemand über ein Schneefeld laufen. Sie schluckte schwer und stand mit zitternden Beinen auf um einen Blick aus dem Fenster zu wagen- und dann sah sie die Gestalt. Sie trug einen schneeweißen Kimono und war wohl das schönste Wesen das Mai je gesehen hatte. Und gleichzeitig auch das schrecklichste. Ihr war, als würde sich die Hütte einfach auflösen und verschwinden, und bevor sie irgendwie reagieren konnte stand sie allein mit der Yuki Onna auf einem unberührten Schneefeld. Doch nichts geschah. Schließlich kam die Schneefrau mit langsamen Schritten auf sie zu und berührte sie beinahe sanft an der Wange. Ihre Berührung war allerdings kälter als Eis. „So dumm…so jung... so rein… und so ähnlich.“ Zitternd und verwirrt sah sie die junge Frau an. „W-Wem bin ich ähnlich?“ Die Yuki Onna gluckste leise, allerdings genauso kalt und freudlos wie auch ihr Lachen gewesen war. „Mir natürlich. Wir sind-… WAREN uns ähnlich. Genauso dumm, genauso naiv,…“ Ihre Augen wurden beinahe weich, während sie ihren Blick über Mai wandern ließ. Doch plötzlich schlug ihre Stimmung um und ihre Augen wurden stechend. „So dumm, dass ich es nicht mehr ertragen kann. So ähnlich, dass ich es nicht mehr sehen will.“ Die Hand, die an ihrer Wange geruht hatte glitt tiefer und packte sie am Hals. „Deine Existenz ist mir lästig. Deswegen wirst du mein nächstes Opfer!“ Und in diesem Moment fuhr sie erneut keuchend aus dem Schlaf. War das gerade ein Traum im Traum gewesen? Verwirrt schüttelte sie ihren Kopf und fuhr mit der Hand an ihre Wange. Sie war eiskalt, wo die Schneefrau sie berührt hatte. Nein, das war kein Traum gewesen. Und selbst wenn, dann war es kein normaler. Sie hatte mit der Schneefrau gesprochen. Und diese hatte sie gerade zu ihrem nächsten Opfer erklärt. Weil sie sich ähnlich gewesen waren. Weil sie die Schneefrau an ihr jugendliches Selbst erinnerte. Wunderbar, ein wütender und mordlustiger Geist setzte alles daran, sie zu töten. Genau das, was sie brauchen konnte. Zögernd kroch sie unter ihrer Decke hervor und näherte sich einem offensichtlich schon schlafenden Naru. Zwar konnte sie seine Gesichtszüge in der Finsternis nicht erkennen, doch sie war sich ziemlich sicher dass er es war. Scheu stuppste sie ihn an. „N-Naru?“ flüsterte sie leise und bemüht, die anderen nicht zu wecken. „Mai?“ Seine Stimme klang dumpf und eindeutig verschlafen. „Was ist los?“ „Die Yuki Onna hat mich soeben zu ihrem Freiwild erklärt.“ „Bitte?“ Sie seuftste leise und erzählte ihren Traum nach, während Naru schweigend zuhörte. „Ehrlich gesagt überrascht mich das nicht.“ Kam der trockene Kommentar am Ende ihrer Erzählung. „Und warum nicht?“ „Weil die Yuki Onna von Anfang an am stärksten auf dich reagiert hat. Das einzige was sich mit dieser Aussage geändert hat ist, dass wir wissen WARUM sie so auf dich reagiert.“ Mai biss sich auf die Lippe und sagte nichts mehr. Sollte das heißen, dass sie ihn völlig umsonst geweckt hatte? Hatte er ihr das nicht soeben auch durch die Blume gesagt? Ob er sauer war? Ihm schien es ja schließlich nicht das geringste aus zu machen, dass ein jahrhunderte alter, starker und mordlustiger Geist sie zu seinem Hauptangriffsziel Nummer eins erklärt hatte. Sie schluckte Nervosität, Angst und Beunruhigung hinunter oder versuchte zumindest so zu wirken, während sie wider zu sprechen anfing. „Oh- ja. Na dann... Dann tut es mir wirklich sehr leid, dass ich dich unnötig geweckt habe. Ja, also… dann geh ich mal wieder schlafen.“ Sie lachte ein wenig zittrig, während sie sich umdrehte um wieder zurück zu gehen. Zumindest hatte sie vor zurück zu gehen. Unerwarteter Weise hielt Naru sie zurück, indem er sie an ihrer Hand packte und zu sich zog. Durch den veränderten Schwerpunkt fiel sie ihm, gleichgültig ob freiwillig oder nicht, in den Schoß. „Damit wollte ich nicht sagen, dass du mich unnötig geweckt hast. Im Gegenteil, wenn ein mordlustiger Geist dich zu seinem Hauptangriffsziel erklärt, solltest du es mir immer sofort sagen. Damit wollte ich sagen, dass ich damit gerechnet habe und schon lange die Sicherheitsmaßnahmen um dich herum verstärkt habe. Risa und Gene bewachen dich beide rund um die Uhr. Egal ob die Yuki Onna dich töten möchte oder nicht, sie kann nicht an dich heran kommen. Mal davon abgesehen das Lin, John und ich dich ebenfalls mit all unseren Kräften beschützen werden. Und das sollte ja wohl reichen, oder?“ Der letzte Satz hatte, im Gegensatz zu den anderen, einen ironischen Tonfall angenommen. Immerhin waren sie eine fähige Gruppe. Schließlich war John der Beste wenn es um Exorzismus ging und Lin war ein fähiger Onmyouji mit mehreren Shiki und dann waren da noch Risa und Gene, die beide sehr starke Geister waren. Und naturlich Naru. Immerhin hatte der schon Dämonen zur Strecke gebracht, da könnte er es wohl auch völlig alleine mit der Yuki Onna aufnehmen. Aber er war ja nicht alleine. Sie atmete einmal tief durch und entspannte sich wieder. Zwar musste sie vorsichtig sein, aber eigentlich schwebte sie nicht wirklich in Lebensgefahr. Immerhin hatte sie ja jemanden, der sie beschützen würde. „Du solltest jetzt wieder schlafen gehen. Morgen wird ein anstrengender Tag.“ Sie nickte, auch wenn sie wusste dass sie wohl nicht einschlafen können würde. Auch wenn sie beschützt wurde, das Bewusstsein dass die Yuki Onna hinter einem her war, wirkte nicht gerade beruhigend. Naru seuftste leise. „Du wirst nicht schlafen können, oder?“ „Nein. Sobald ich alleine in meinem Bett liege, drängen sich diese Ängste nun einmal unwillkürlich auf.“ „Und wenn du nicht alleine liegst?“ Unwillkürlich starrte sie ihn an. Hatte sie sich gerade eben verhört? Oder bot er ihr tatsächlich an, dass sie bei ihm bleiben konnte? Nun ja, sie hatten doch schließlich schon in einem Bett geschlafen, also warum nicht? Wortlos und zögerlich schlüpfte sie unter seine Decke. Die Wirkung trat sofort und schlagartig in Form von grenzenloser Müdigkeit ein. Und sogar bevor sie sich bewusst nieder gelegt hatte war sie auch schon eingeschlafen. Und endlich schlief sie den Rest der Nacht traumlos und ohne weitere Störungen durch. ____________________________________________________________________________ Tja- eigentlich hätte in diesem Kapitel noch vieeel mehr passieren sollen, aber da ihr sowieso schon so lange wartet habe ich mir gedacht, hier ist eine gute Stelle um das Kapitel zu teilen. Ich hoffe es hat gefallen! :) (da ich die Angewohnheit habe mit allen Kapiteln irgendwie unzufrieden zu sein, kann ich das nie so recht einschätzen. Deshalb lass ich die Qualität meiner eigenen Arbeit ab jetzt lieber unkommentiert^^) lg naias P.S: Voraussichtlich wird das nächste Kapi "Im Angesicht der Schneefrau" heißen, wen auch immer es interessiert. Kapitel 17: Die Gefahren der Berge ---------------------------------- Soooo... nach langer Abstinenz mal wieder was neues von mir. Tja.... *Kapi überblicke* *OOC-Schmalz heraustropft* Öhm... ich werd das jetzt einfach mal Kommentarlos hochladen... _________________________________________________________________________________________ Die Gefahren der Berge Als Mai am nächsten Morgen aufwachte herrschte um sie mehr oder weniger schon reger Betrieb. Naru und Lin waren einmal mehr in eine Diskussion vertieft, während Midori und John sich um das Frühstück kümmerten. Nur irgendetwas war an Naru anders- es dauerte eine Weile bis sie es zuordnen konnte. Er wirkte müde- fast als hätte er die ganze Nacht über kein Auge zu getan. Das zeigte sich in Blässe und Augenringen. Ob etwas passiert war? Hatte sich die Yuki Onna in der Nacht vielleicht noch einmal gezeigt? Aber selbst wenn es so gewesen war- Naru würde es ihr wohl nicht erzählen. Aber einen Versuch war es wert. So wartete sie ungeduldig bis er sein Gespräch mit Lin beendet hatte und passte ihn dann ab. „Naru! Ähm- ist in der Nacht die Yuki Onna noch einmal aufgetaucht?“ Er wirkte tatsächlich ein wenig überrascht. „Wie kommst du darauf?“ „Naja… du wirkst ziemlich müde- als hättest du die Nacht über kein Auge zu getan… und da hab ich mir gedacht- dass vielleicht die Yuki Onna noch einmal aufgetaucht ist…“ Naru wurde unwillkürlich etwas heiß im Gesicht. Es stimmte, dass er die Nacht über kein Auge zu getan hatte. Jedoch war der Grund dafür ganz sicher nicht die Yuki Onna. Aber wie hätte er auch schlafen sollen, wenn sich Mai die ganze Nacht über so an ihn geschmiegt hatte? Gene machte die Situation nicht gerade besser. Er war zwar nicht sichtbar, dennoch bekam Naru nur allzu deutlich mit wie er sich buchstäblich am Boden wälzte vor lachen. Aber was sollte er ihr sagen? Vielleicht: //Nein, die Yuki Onna war nicht da, und du weißt es zwar nicht aber wenn du neben mir liegst, lenkst du mich so ab dass ich nicht schlafen kann?// Keine gute Idee. Das würde er in tausend Jahren nicht sagen. Er ignorierte Genes prustendes Gelächter weiterhin. Konnten Geister vor lachen ersticken? Aber langsam musste er ihr eine Antwort geben. „Nein, die Yuki Onna war nicht noch einmal hier.“ Antwortete er abweisend. Damit drehte er sich um und ließ eine verwirrte Mai stehen. Sollte sie doch denken was sie wollte. Das Mädchen wieder konnte sich das seltsame Verhalten ihres Freundes nicht erklären. Hatte sie ihn irgendwie wütend gemacht? Oder war er einfach nur wegen dem Schlafmangel gereizt? Aber das führte sie wieder zu ihrer ursprünglichen Frage. Irgendwas hatte Naru die Nacht über wach gehalten. Und er war offensichtlich nicht willig es ihr zu erzählen. Also was war es gewesen? Die Frage ließ sie auch nicht los, als sie sich in dem kleinen provisorischen Bad anzog und sich für den Tag fertig machte. Grübelnd starrte sie Löcher in die Luft, als sie plötzlich zusammenzuckte. „Buh.“ Sagte ein grinsender Gene. Irgendwie schien er glänzende Laune zu haben. „Soll ich es dir sagen?“ „Was sagen?“ „Warum Noll nicht geschlafen hat und warum er es dir in den nächsten 1000 Jahren nicht erzählen würde?“ „Warum?“ Gene legte eine kleine spannungssteigernde Pause ein, bevor er sich dazu herab ließ das große Geheimnis mit Mai zu teilen. „Wegen dir.“ Mai starrte ihn einen Moment lang ungläubig an. „Wegen mir?!“ „Weil du ihm so den Kopf verdreht hast, dass er nicht schlafen kann wenn du neben ihm liegst. Und weil er dir so verfallen ist, dass er sich eher beide Hände abhackt als dich von ihm weg zu schieben.“ „Unmöglich!“ „Ach ja? Und warum?“ „Weil er ja noch nicht Mal gesagt hat, dass er mich liebt. Und überhaupt werde ich während der Arbeit meistens völlig von ihm ignoriert. Und außerdem verhält er sich mir gegenüber meistens eher abweisend als einladend. Eigentlich lässt er meistens nur in extremen Situationen durchscheinen, dass er mich mag. Also zum Beispiel wenn ich heulend irgendwo am Boden sitze oder ein mordlustiger Geist oder Dämon hinter mir her ist. Ich meine, natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber… ich will es Mal so ausdrücken: Im Moment habe ich eigentlich nicht das Gefühl dass es ihn aus der Bahn werfen würde wenn ich aus irgendeinem Grund weg bin. Zwar glaube ich schon, dass er mich mag, aber… aber eben nicht so sehr, dass er nicht auch ohne mich leben könnte.“ Gene hatte ihrem Vortrag mit immer ernster werdender Mine zugehört. „Du denkst also, er ist nicht auf dich angewiesen? Du glaubst ernsthaft, er würde dich nicht wirklich lieben?“ „Nein, ich denke schon, dass er mich liebt. Sonst wäre er doch nie mit mir zusammen. Und sein Verhalten mir gegenüber ist auch völlig anders als zu allen anderen Mädchen. Aber ich denke nicht, dass er mir verfallen ist. Ich glaube nicht, dass seine Gefühle für mich seine logische Denkweise irgendwie beeinflussen oder ihn so weit aus der Bahn werfen, dass er zum Beispiel nicht mehr schlafen kann.“ Mai lächelte ein wenig schief und auch ein wenig gezwungen. „Schon von Anfang an habe ich nie erwartet dass er sich für mich ändert. Ich bin ja schon froh, dass er überhaupt etwas für mich empfindet. Und auf seine Weise ist er auch wirklich Fürsorglich und Rücksichtsvoll. Und er liebt mich, wenn auch vielleicht nicht so sehr wie ich ihn, aber das macht ja nichts. Im Moment bin ich sehr glücklich. Und ich wünsche mir, dass es zwischen uns so bleibt.“ Gene schüttelte nur schweigend seinen Kopf. „Mai, auch wenn du sonst schon halbwegs gelernt hast ihn einzuschätzen, seine Gefühle für dich kannst du überhaupt nicht beurteilen.“ Damit verschwand er wieder, immer noch den Kopf schüttelnd. Ohne ein Wort zu sagen packte er Naru am Ärmel und zog ihn so unauffällig und nachdrücklich wie möglich vor die Hütte. „Wir müssen reden!“ meinte er, als er den verwirrten Naru schließlich in einer von der Hütte aus nicht sichtbaren Ecke postiert hatte. „Was ist denn los?“ „Mai denkt, du würdest sie nicht so sehr lieben wie du es tust. Sie denkt, falls sie aus irgendeinem Grund von dir getrennt werden würde, würde dich das nicht aus der Bahn werfen. Sie glaubt wirklich, du könntest ohne die geringsten Probleme ohne sie leben.“ Naru schwieg, gleichermaßen aufgewühlt wie verwirrt, während sein Zwillingsbruder bloß seuftste. „Noll, ich kenne deine Unfähigkeit, deine Gefühle für andere Menschen richtig auszudrücken. Deshalb erwarte ich jetzt auch keine Antwort von dir. Aber Mai solltest du zumindest ein einziges Mal sagen, wie hoffnungslos verloren du ohne sie bist. Weißt du, Mai ist ein besonderes Mädchen, dass wird eines Tages auch noch sehr vielen anderen Männern auffallen. Falls sie sich einmal nicht von dir geliebt fühlt und dann jemand kommt, der seine Gefühle besser ausdrücken kann als du und ihr das Gefühl gibt, dass du ihr offensichtlich nicht geben kannst, kann es passieren, dass sie sich von dir trennt und mit einem anderen glücklich wird.“ Gene legte eine kurze Atempause ein und betrachtete seinen Zwillingsbruder aufmerksam, bevor seine Mine weicher wurde. „Schau nicht so geschockt aus der Wäsche. Du musst dich ja nicht um 180 Grad drehen, du solltest nur EIN MAL sagen, welchen Stellenwert sie bei dir einnimmt. Mai ist so ein liebender und verständnisvoller Mensch, dass das wahrscheinlich auch schon ausreicht. Aber lass dir nicht zu viel Zeit dazu- du weißt ja warum.“ Damit verschwand Gene und ließ Naru einen kurzen Augenblick für sich. Und dieser fragte sich, wie Mai bloß auf den Gedanken kommen konnte, dass sie nicht sein ganzes Leben maßgeblich verändert hatte. Mehr noch- eigentlich alles auf den Kopf gestellt hatte. Allerdings wusste er ja, wie unglaublich schwer von Begriff sie war, wenn es darum ging, ihre eigene Person zu beurteilen. So stand er jetzt, zusätzlich zur Yuki Onna, vor einem neuen Problem: Wie führte er seiner chaotischen Freundin vor Augen, wie wichtig sie ihm war? Er war noch nie gut darin gewesen seine Gefühle auszudrücken. Gene wusste sowieso von Anfang an was er dachte und seine Eltern waren, ausnahmsweise und wohl nur in diesem Fall, aufmerksam genug um seine kleinen Zeichen richtig zu deuten. Aber wie sollte er das bei Mai anstellen??? Energisch schüttelte er seinen Kopf. Das war jetzt nicht die Priorität. Hier war ja auch schließlich niemand, der sie ihm ausspannen konnte. Im Moment war es wichtig, sie vor der Yuki Onna zu schützen und darauf hatte er seine ganze Kraft zu richten. Um alles andere musste er sich später kümmern. Froh um seine eiserne Selbstbeherrschung drängte er die besorgniserregenden Gedanken gewaltsam zurück, bis sie nurnoch eine latente, aber dafür andauernde Beklemmung in seinem Unterbewusstsein waren. Dann kehrte er an seine Arbeit zurück. Ansonsten verlief der Tag wie die vorhergehenden: Sie suchten, von der Bergführerin geleitet, den Berg nach dem vermissten Mann ab, fanden aber wieder weder von ihm noch von der Yuki Onna eine Spur. Deshalb wurde einmal mehr beschlossen, für diesen Tag aufzugeben und umzukehren. Froh um eine kurze Pause hatte es sich die kleine Gruppe mehr oder weniger komfortabel auf einem Berghang bequem gemacht, während Naru scheinbar in Gedanken versunken ein kleines Stück entfernt die Landschaft musterte. Schüchtern gesellte sich Mai zu ihm, in Gedanken immer noch bei der gereizten Reaktion, als sie ihn nach dem Grund für seine schlaflose Nacht befragt hatte. Ob er immer noch so reizbar war? Oder ob sie ihm sogar auf die Nerven ging? Vielleicht wollte er je einfach auch mal wieder ein wenig Abstand von ihr, schließlich war sie in letzter Zeit eigentlich ein wenig anhänglich gewesen. Und auch wenn er sie mochte wurde es möglicherweise schlicht und einfach zu viel, zusätzlich zu dem anstrengenden Job die Yuki Onna zur Strecke zu bringen… Irgendwie hatte sie jetzt Angst ihn anzusprechen. Vielleicht sollte sie einfach wieder umkehren? Sie warf einen kurzen Blick zu den anderen Gruppenmitgliedern, die zwar in Sicht- aber nicht in Hörweite waren. Da auch Naru nicht wusste wie er das Gespräch anfangen sollte und in Gedanken immer noch bei dem besorgniserregenden Gespräch mit seinem Bruder war, zog sich das bleierne Schweigen unangenehm in die Länge. In dem Moment, als Mai seuftsend aufgeben und wieder umkehren wollte, schlugen die Gefahren der Berge genauso unerwartet wie unvorhersehbar zu. Ein lautes Grollen von oberhalb, direkt von dem nahe gelegenen Schneefeld ließ sie erstarren: Es hatte sich ein Schneeplatte gelöst und in Bewegung gesetzt und brachte dabei immer mehr Schnee in Bewegung- und zwar ohne den geringsten Grund oder irgendeine Vorwarnung. Und die tosende Lawine stürzte mitten auf sie zu. Einen Moment war es ihr so, als ob sie auf der Bergspitze eine Gestalt im weißen Kimono sehen würde- aber das dauerte nur zwei Sekunden lang an. //Das wars jetzt also// schoss es ihr halb bewusst durch den Kopf. Dabei hatte sie sich nicht einmal mit Naru versöhnt-…. Was auch immer genau das Problem gewesen war. In seltsamer Trance starrte sie auf die sich scheinbar auf einmal in Zeitlupe bewegende Lawine. Sie wäre nie in der Lage, noch rechtzeitig zu fliehen. Immerhin war der Rest der Gruppe weit genug entfernt- es würde sie wahrscheinlich also nicht ebenfalls erwischen. Bis auf Naru- denn der stand ja eigentlich nur fünf Schritte von ihr entfernt. Das war ihr letzter bewusster Gedanke, bevor es schwarz vor ihren Augen wurde. Irgendwie hörte sie noch ein lautes Donnern, dann war es auf einmal unglaublich ruhig. War sie tot? Zumindest ließ die vollkommene Schwärze es irgendwie vermuten. War Naru jetzt etwa auch tot? Vielleicht würde sie ihn dann ja sogar bald wieder sehen können? Das wäre doch eigentlich nicht so schlecht… Sie konnte sogar schon seine Stimme hören. Er rief ihren Namen. Und irgendwie hörte sich das ganz komisch an. Völlig ungewohnt, seine Stimme hatte so einen besorgten Klang. Nein, eigentlich war es mehr als besorgt. Sie musste tatsächlich eine Weile überlegen bis sie es zuordnen konnte: Panisch. Genau, das war das richtige Wort. Moment, Naru war panisch? Wie ging denn das? Sie versuchte zu Antworten, ihn zu beruhigen- aber ihr Körper war auf einmal so furchtbar schwer. Trotz aller Anstrengung brachte sie nur ein leises Stöhnen zustande. „Mai! Mai, antworte endlich!” “Na...ru...?” Die Erleichterung war nicht mehr in Worte zu fassen. Er hätte weinen können, wenn er sich nicht so gut unter Kontrolle gehabt hätte. Trotzdem war er irgendwie nahe dran. „Wie fühlst du dich? Hast du Schmerzen? Schwindel? Übelkeit?“ Endlich konnte sie die Augen aufschlagen- und sah trotzdem nur schwarz. Und irgendwie war es auch furchtbar eng. „Uh… was ist passiert?“ murmelte sie dumpf. „Wir liegen unter einer Lawine begraben.“ Antwortete er, immerhin schon relativ gefasst. „W-Was?!“ „Die Lawine- erinnerst du dich?“ Sie runzelte einen Moment lang die Stirn. „Ja.“ „Du warst völlig erstarrt. Irgendwie hab ich uns dann zu diesem kleinen Felsvorsprung gezogen, in der Hoffnung dass es uns ein wenig schützt. Hat es aber eigentlich nicht wirklich. Das wir noch am Leben sind, haben wir Gene und Risa zu verdanken, die weiß der Himmel wie die Schneemassen halbwegs von uns abgehalten haben. Deshalb liegen wir jetzt hier in völliger Schwärze unter wer weiß wie vielen Tonnen Schnee.“ „Oh…“ „Glücklicher weise befindet sich bei dem Felsen hier- das siehst du zwar nicht- entweder eine Art Schacht oder ein Tierbau oder was auch immer. Daher dürfte zumindest die Erstickungsgefahr gebannt sein, weil ich ab und zu so etwas wie einen leisen Luftzug spüre.“ Mai versuchte sich ein wenig zu sammeln. „Die Anderen…?“ „Wissen von unserer Lage und sind bereits auf dem Weg zur Hütte um Schaufeln zu holen. Glücklicherweise gibt es ja Shiki.“ Naru schien sich endgültig zu fassen, während Mai erst jetzt verwundert feststellte, dass sein Herzschlag richtiggehend raste. Andererseits, nach einer Lawine wohl auch kein Wunder. „Also, wie fühlst du dich? Ich glaube, bei meiner Rettungsaktion hast du dir ziemlich hart den Kopf angeschlagen. Ist dir Schwindlig? Schlecht?“ „Das hast du schon mal gefragt. Warum?“ „Weil ich gerne ausschließen würde, dass du eine Gehirnerschütterung oder andere Kopfverletzungen hast.“ „Jetzt wo du es erwähnst… mein Kopf tut weh. Aua. Das gibt ne heftige Beule.“ Irgendwie atmete er erleichtert auf, während Mai versuchte sich umzusehen. „Irgendwie sieht man auch rein garnix…“ „Bewegen können wir uns auch so gut wie gar nicht. Es ist einfach viel zu wenig Platz.“ Vorsichtig tastete sie um sich, nur um festzustellen, dass er recht hatte. Und erst jetzt fiel ihr auf, dass sie richtiggehend an Naru gepresst lag- und nicht im Geringsten weg rutschen konnte. „Also-„ versuchte sie zusammen zu fassen. „Wir liegen unter einer Lawine begraben, können uns nicht bewegen und warten darauf, dass die Anderen uns ausgraben, während wir irgendeinem alpinen Kleintier unser Leben verdanken, dass einen Tunnel gegraben hat und somit vor dem Erstickungstod rettet, den wir sonst erlitten hätten während wir warten?“ „Das trifft es ziemlich genau, ja.“ Entgegnete Naru trocken. „Oh….mein….- was für ein Dilemma.“ „Wir können jetzt sowieso bloß warten. Immerhin ist es nicht schlimmer verlaufen. Das Einzige was wir vielleicht noch tun können ist uns warm zu halten.“ „Und wie?“ „Das ist die Frage. Entweder es ist wärmer die Jacken geschlossen zu lassen- oder es ist wärmer sie auf zu machen und uns gegenseitig zu wärmen. Ehrlich gesagt habe ich nicht die geringste Erfahrung mit alpinen Überlebenstechniken.“ Mai schwieg und dankte im Stillen kurz der Dunkelheit dafür, dass sie ihre flammend rote Gesichtsfarbe so gut verbarg. „Mal abgesehen davon, dass es bei dieser Enge wohl kaum leicht sein dürfte, die Jacke auf zu machen.“ Fügte sie leise schmunzelnd hinzu. „Das auch. Aber wir haben jetzt genug Zeit um darüber nachzudenken.“ Antwortete er sarkastisch. „Eigentlich ist mir schon ziemlich kalt.“ Murmelte sie leise. „Dann versuch an den Zipper heranzukommen. Vielleicht wird dir dann auch schon allein durch die Bewegung wärmer.“ Während Mai versuchte, das Beschlossene in die Tat umzusetzen, bemerkte sie sehr bald dass das alles andere als leicht war. Zumindest, wenn man sich so gut wie gar nicht bewegen konnte. Nach einer halben Ewigkeit hatte sie es endlich geschafft ihre eigene Jacke aufzuzippen, mit dem Erfolg dass ihr erst recht kalt war, da Narus Jacke immer noch verschlossen war. Und so begann das ganze mühsame Spiel von vorne, diesmal mit seiner Jacke. Als auch das endlich geschafft war, gelang es Naru irgendwie sie auch noch in seine Jacke einzuhüllen und ab da wurde es dann endlich spürbar wärmer. Allerdings kam sie nicht umhin ihn irgendwie für seine Gelenkigkeit zu bewundern und fragte sich, wie er das wohl nur geschafft hatte ohne sich irgendetwas auszurenken. „Werd ich dir nicht zu schwer? Immerhin liege ich jetzt schon eine ganze Weile auf dir drauf…“ fragte sie nach einiger Zeit schüchtern. Ihr Zeitgefühl war ohnehin völlig ausgeschaltet. „Nein. So schwer bist du nicht.“ „Ja, aber…“ „Selbst wenn es so wäre, wir können im Moment sowieso nichts daran ändern.“ „Stimmt auch wieder.“ Murmelte sie leise, während sie seinem mittlerweile seit einiger Zeit wieder gleichmäßigen Herzschlag lauschte. Wenn sie sich nur noch ein wenig mehr bewegen könnte und es ein wenig heller und ein wenig wärmer wäre und sie sich nicht erzwungener Maßen in dieser Situation befinden würde, hätte es eigentlich auch sehr bequem sein können, überlegte sie träge und war im nächsten Moment völlig verschämt deswegen. Aber es stimmte. So lange war sie ihm selten so nahe. Zumindest nicht bewusst- die Gelegenheiten, als sie so nahe bei ihm geschlafen hatte konnte sie immerhin an einer Hand abzählen, und davon hatte sie- leider- ja nicht wirklich viel mitbekommen, weil sie eben geschlafen hatte. Aber in DIESER Situation war das irgendwie anders. Immerhin war Naru jetzt bei ihr. Sie wusste nicht ob sie so geduldig und ruhig hätte warten können, wenn sie völlig allein hier unter diesen dunklen, kalten Schneemassen gelegen hätte. Wahrscheinlich hätte sie vor Angst kaum klar denken können. Naru hingegen wäre wohl auch alleine ohne Probleme zurecht gekommen. Für ihn war es wohl eher unangenehm dass sie die ganze Zeit auf ihm lag- schließlich konnte er sich nicht bewegen UND sie lag zusätzlich noch auf ihm drauf- eine sicherlich ziemlich unangenehme Situation. Und das schlechte Gewissen machte sich langsam und unaufhaltsam in ihr breit. Überhaupt- war er am Morgen nicht eigentlich schlecht gelaunt gewesen? War er da nicht eigentlich eher abweisend gewesen? Wie viel unangenehmer musste das die Situation nicht zusätzlich machen? Vor der Lawine hatte sie ja eigentlich das gleiche gedacht: Das er den engen Körperkontakt vielleicht ja gar nicht so mochte? Zumindest nicht so oft, wie es in letzter Zeit der Fall gewesen war? Ob es ihm vielleicht sogar… unangenehm war? Nicht nur das zusätzliche Körpergewicht und die Enge, sondern auch ihre Nähe? Weil sie sowieso ständig an ihm dran klebte? Natürlich würde er in dieser Situation nichts sagen, schließlich konnte keiner von beiden daran etwas ändern und in so einer Situation blieb man am besten ruhig und gefasst- denn Streit führte da bekanntlich nur zu verhängnisvollen Fehlern. Und so rational wie er nun Mal war, hatte er das sicher gleich erfasst. (Anzumerken ist hier vielleicht, dass ihm zumindest Mais Nähe alles andere als unangenehm ist und er im ersten Moment nichtmal ansatzweise rational gedacht hat, da Mai nämlich bewusstlos war und er zu beschäftigt war sich Sorgen um sie zu machen) Irgendwie war ihr im Moment nach heulen zumute. Aber dann wäre er vielleicht NOCH genervter- aber zumindest entschuldigen konnte sie sich. Das half zwar eigentlich nicht viel, aber sie wollte sich zumindest irgendwie erkenntlich zeigen. „N-Naru?“ „Ja?“ Sie klang auf einmal unendlich schüchtern und irgendwie- traurig. „Es tut mir wirklich aufrichtig leid. Weißt du, du warst ja heute Morgen schon irgendwie… na ja… nicht so ganz gut gelaunt, und… na ja…. Jetzt sitzt du hier unten fest mit mir, was dir wahrscheinlich unangenehm ist und ich lieg auch noch zusätzlich auf dir drauf, was sicher langsam schwer wird und… und… du bist trotzdem immer noch ganz ruhig und warst so freundlich zu mir, obwohl die ganze Situation dich doch schon wahnsinnig… nerven muss. Dafür Danke und- Entschuldigung.“ Vielleicht sollte sie, wenn sie hier raus waren, erst Mal ein wenig abstand von ihm halten, bis es ihm nicht mehr unangenehm war sie wieder um sich zu haben. Naru konnte diesem Gedankengang irgendwie nicht so ganz folgen. „Du entschuldigst dich dafür, mit mir hier unten fest zu sitzen???“ „Ja. Ich meine… immerhin bin ich schon die ganze Nacht an dir geklebt- und das hat dir ja anscheinend gereicht. Und jetzt kleb ich schon wieder an dir- für keine Ahnung wie lange…“ Irgendwie hatte er das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Was für haarsträubende Unsinnigkeiten spann sich dieses Mädchen da bloß zusammen??? Ob sie da vom Schlafmangel beeinflusst wurde? Oder vom Schock, unter einer Lawine zu liegen? Scheinbar hatte Gene wirklich recht gehabt: Er musste ihr anscheinend zumindest einmal sagen was er fühlte- ansonsten deutete sie alles so völlig falsch! Er atmete einen Moment lang tief durch und versuchte sich zu sammeln. „Mai…. Denkst du das wirklich?“ fragte er ernst… und ein wenig fassungslos. Kaum zu fassen. Irgendwann würde ihm dieses Mädchen den letzten Nerv rauben. „…Etwa nicht?“ fragte sie schüchtern. Er schnaubte. Was für eine dumme Frage. „Wie kannst du nur auf die Idee kommen, dass mir deine Anwesenheit unangenehm wäre???“ Irgendwie war er jetzt sogar verärgert. „Weil du in der Früh…“ Sie brach ab und schluckte leise, während Naru fühlte wie ihm jetzt schließlich doch die Röte ins Gesicht schoss. Irgendwie war das wohl eine Mischung aus Peinlichkeit und schlechtem Gewissen. „Ich fass es nicht, dass du mich so weit bringst!“ grummelte er, während Mai aus Schreck ein wenig zusammenzuckte. „Gut, also hör jetzt genau zu, weil ich dir das sicher nicht noch einmal sagen werde, aber… ich….ich…ich liebe dich. Und deine Anwesenheit ist mir nie unangenehm, verstanden? Mal abgesehen davon, dass dein Fliegengewicht keine Belastung darstellt.“ Das klang eher genervt als liebevoll, und dazu noch ziemlich ruppig… aber es war ein Liebesgeständnis gewesen. Darauf hin schwiegen beide. Mai aus Schock und Naru fühlte deutlich die Verlegenheit in seinen Wangen brennen und dankte der Dunkelheit, die dieses peinliche Szenario gut verhüllte. Er war eben nicht gut darin, Gefühle auszudrücken. Überhaupt nicht gut. Hoffentlich hatte sie es jetzt endlich begriffen. Erst langsam begann Mais Gehirn wieder zu arbeiten. Er hatte es tatsächlich gesagt. Er hatte gesagt, er würde sie lieben. Und ihre Anwesenheit wäre ihm nie unangenehm. Und irgendwie schlug jetzt auch sein Herz wieder viel schneller. Vielleicht sogar genau so schnell wie ihr eigenes. Und irgendwie strömte jetzt auch kribbelnde Wärme durch ihren ganzen Körper. Es war also nicht ihre Nähe gewesen, die ihn genervt hatte, sondern irgendetwas anders. Und er wollte auch nicht mehr Abstand- im Gegenteil, er hatte gesagt ihre Nähe wäre ihm NIE unangenehm. Ihre ganzen Sorgen waren Unsinn gewesen- sie hatte nicht gewusst, dass Erleichterung auch wehtun konnte. „N-Naru?“ Keine Antwort. „Ich- ich liebe dich auch.“ Meinte sie leise und auf einmal unendlich glücklich. Diesmal erhielt sie eine Antwort, wenn auch nicht in Form von Worten. Sie merkte, wie er vorsichtig und auch ein wenig umständlich eine kühle Hand an ihre Wange legte, um sich langsam zu ihrem Nacken zu tasten und dann in einen erstaunlich sanften Kuss zu ziehen, der mit der Zeit allerdings immer leidenschaftlicher wurde. Erst als ihnen die Luft ausging ließ er kurzfristig wieder von ihr ab. Allerdings nur lange genug, um wieder zu Atem zu kommen, bevor er dort weiter machte wo er aufgehört hatte. _________________________________________________________________________________________ Tja, sie liegen jetzt also unter einer Lawine begraben... Aber ansonsten geht es ihnen ja ziemlich gut... #^________^# lg naias (P.S. Und schon wieder hat sich "Im Angesicht der Schneefrau" um ein ganzes Kapi verschoben... Ö.Ö') Kapitel 18: Im Angesicht der Schneefrau --------------------------------------- Soo, hiermit wären wir also (endlich?) am Ende des Falles angelangt. Hoffe, es hat euch gefallen ;) Im Angesicht der Schneefrau Mai wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Nur, dass es lange genug war um langweilig zu werden… und kalt. Zwar war ihr Oberkörper dank Naru immer noch angenehm warm, aber ihre Beine und vor allem ihre Zehen waren trotz flauschig weicher Wollsocken eiskalt. „Nicht mehr lange und meine Zehen frieren ab.“ murrte sie leise. „Das könnte tatsächlich passieren.“ meinte Naru leise schmunzelnd. „Was?! Ich meine…. Ist das dein Ernst???“ „Natürlich. Wir liegen bewegungslos unter einer Lawine- eigentlich können wir froh sein, wenn wir nur abgefrorene Zehen davontragen.“ Mai schluckte hart. Natürlich hatte er Recht, aber… sie mochte ihre Zehen. Die würde sie gerne behalten. „Versuch sie zu bewegen. Wenn sie besser durchblutet werden, werden sie wahrscheinlich auch wieder wärmer.“ Zumindest ihm hatte es geholfen. Und Mai beschloss den weisen Rat ebenfalls anzunehmen. Tatsächlich wurde es-langsam aber immerhin- tatsächlich besser. „Und was sollen wir jetzt machen bis die anderen kommen und uns ausgraben, mal ausgenommen von Zehen bewegen?“ „Gute Frage.“ Das war auch alles, was er sagte. „Du könntest mir ja etwas erzählen.“ Schlug sie halbherzig vor. „Zum Beispiel?“ „Öhm… zum Beispiel wie es weiter geht wenn wir hier raus sind. Du musst doch sicher irgendwelche Pläne haben, oder?“ Naru seuftste leise. „Nachdem ich nicht denke, dass die Yuki Onna uns den verschollenen Wanderer finden lässt, müssen wir uns wohl oder übel zuerst um sie kümmern.“ „Oh… und wie willst du das machen? Das klingt ja fast, als würdest du sie töten wollen.“ „Das kam mir auch in den Sinn, ja. Und es ist immer noch eine Möglichkeit.“ Er klang, als würde er Wut unterdrücken. „Du willst sie töten?!“ fragte Mai völlig entsetzt. „Ich sagte, es wäre eine Möglichkeit.“ meinte er jetzt eher genervt als wütend. „Nein!!! Naru, das kannst du nicht machen, nicht nachdem sie schon so viel durchmachen musste und-„ „Mai!“ unterbrach er sie scharf und brachte sie so zum schweigen. „Nach allem was du über mich und meine Arbeitsmethoden gelernt hast, was denkst du WILL ich machen?“ Sie schwieg und biss sich auf die Lippe. Es hatte schon öfter den Anschein gegeben, als würden ihm die Opfer gleichgültig sein und er würde alles tun, nur um seine Ziele zu erreichen. Aber hinterher hatte sich immer herausgestellt, dass das eben nicht der Fall war. Das er tat was er konnte um alles zu einem “Happy End“ zu bringen, auch wenn das Risiko sich für ihn selbst deutlich erhöhte. Die Schneefrau zu töten wäre also die allerletzte Möglichkeit, wenn er sich dazu gezwungen fühlte. Wohl fühlte sie sich dabei trotzdem nicht. „Fakt ist, das man schlicht und einfach nicht weiß was passiert, wenn man einen Geist vernichtet. Ob seine gesamte Existenz völlig ausgelöscht wird- oder vielleicht auch nur alle seine Kräfte. Oder möglicherweise auch einfach nur aus der Welt der Lebenden verbannt wird und irgendwo anders weiter existiert. Und es gibt auch keine Möglichkeit für uns, das herauszufinden. Ich gebe natürlich zu, dass ich durchaus so etwas wie Mordlust gegenüber der Yuki Onna empfinde, nachdem sie versucht hat dich zu töten. Und nachdem sie uns in diese Situation gebracht hat…“ „Wie, in diese Situation gebracht hat?“ fragte Mai verwirrt. „Ich dachte, du hättest sie auch gesehen.“ meinte Naru schlicht. „Moment-…. Da war ja was….“ murmelte sie leise. „Ganz genau. Sie hat die Lawine auf uns- oder eher dich- losgelassen. Wie gesagt, dafür könnte ich sie töten. Aber natürlich bevorzuge ich auch jetzt noch eine andere Lösung.“ Mai schwieg einen Moment lang. „Und wenn sie es schafft mich zu töten?“ fragte sie leise. Naru sog scharf Luft ein. „Das wird nicht passieren.“ „Gesetzt den Fall, es wäre so.“ Sie merkte, wie sich sein Puls wieder beschleunigte. „Dann würde ich sie töten.“ knurrte er. Mai schluckte hart. So wütend hatte sie ihn noch nie erlebt. „Auch wenn ich dich jetzt bitten würde es nicht zu tun?“ Er schwieg einen Moment lang und schien nachzudenken. „Auch dann.“ Und seine Stimme klang kälter als Eis. „Aber das wird nicht passieren.“ Setzte er deutlich sanfter nach. „Hm.“ „Warum würdest du wollen, dass ich sie ungeschoren davonkommen lasse, sollte sie –was nicht passieren wird- es schaffen dich zu töten?“ „Ich habe ihre Vergangenheit gesehen, Naru. Sie war… ich kann es gar nicht beschreiben. So schön, so freundlich und so warm. Sie ist jetzt das komplette Gegenteil ihres früheren Selbst. Und ich konnte aus erster Hand miterleben, was diese Veränderung hervorgerufen hat. Naru, ich will sie einfach nicht noch mehr leiden sehen!“ Er schwieg einen Moment, bevor er das Gespräch fortsetzte. „Dann dürfte dir der andere Plan gut gefallen.“ „Der andere Plan?“ „Hast du überhaupt nicht zugehört? Ich sagte, sie zu töten wäre EINE Möglichkeit. Das schließt ein, dass es noch eine andere gibt.“ „Wirklich?“ fragte sie gleichermaßen glücklich wie neugierig. „Ja, wirklich. Denk Mal nach, was der allererste Schlag war. Was hat ihr das Herz gebrochen?“ Mai schwieg und dachte einen Moment lang nach. „Das was wohl, als ihr Geliebter sie ausgeliefert hat, ohne scheinbar einen Gedanken an sie verschwendet zu haben. Dass er sie auch noch verhöhnte und schlug, bevor er sie in ihre Hölle geworfen hat.“ Murmelte sie traurig. „Ganz genau. Aber ihr Geliebter HAT sie nicht ausgeliefert. Das war bloß sein Körper unter der Kontrolle eines anderen.“ „Oh. Ja, aber das ändert nichts an dem, was der Fürst ihr angetan hat.“ „Das nicht“ gab er zu. „Aber das war der Anfang von allem. Sieh Mal Mai, übertrag das ganze doch einfach Mal auf uns: Wie würdest du dich fühlen, wenn ich dir das angetan hätte?“ „Ich weiß es nicht. Das entzieht sich jeder Vorstellungskraft.“ „Du würdest mich hassen. Und das mit Recht. Und jetzt denk nach, wie du dich fühlen würdest wenn du erfährst, dass es völlig anders war? Das ich dich nie ausgeliefert hätte? Was wäre wohl deine Reaktion? Würdest du mich immer noch hassen?“ Das war eine gute Frage. Würde sie? Vor allem, wenn sie an die Reaktion des Mannes dachte, als der Fürst die junge Frau von ihm gefordert hatte. Er hätte sie nie verraten. Also wie könnte die Yuki Onna ihn hassen, wenn er bis zu seinem letzten Blutstropfen für sie gekämpft hätte? Wenn er keine Möglichkeit gehabt hatte sich zu wehren, völlig egal wie sehr er sie auch liebte? Konnte sie ihn deswegen noch hassen? Dass er schlicht und einfach verhext worden war? „Wahrscheinlich nicht.“ nuschelte sie schließlich leise. Irgendwie mochte sie es nicht, wenn Naru davon sprach, dass sie ihn hassen würde. „Genau, wahrscheinlich nicht. Der Plan sieht also so aus, dass wir versuchen der Yuki Onna klar zu machen, was wirklich geschah. Und dann wird sie vielleicht aufhören, alle Männer zu hassen. Allerdings nur vielleicht. Und nach allem was sie durchgemacht hat, ist diese Chance auch nur recht gering. Aber groß genug, um es zu versuchen.“ Das stimmte. Alles was funktionieren könnte war es wert versucht zu werden, bevor Naru sie tötete. Plötzlich spannte er sich an und sein Kopf zuckte unwillkürlich in die Höhe. „Sie sind wieder da. Und sie fangen an, uns auszugraben.“ „Endlich!“ „Freu dich nicht zu früh. Es kann immer noch eine Weile dauern.“ Mai seuftste darauf hin nur leise. „Aber wahrscheinlich kann ich immerhin meine Zehen behalten.“ „Wahrscheinlich.“ Es wurde auch langsam Zeit, dass sie aus diesem Loch hier herauskamen. Nicht, dass es ihr unangenehm gewesen wäre so an Naru zu kleben- aber sie zog es vor sich bewegen zu können, wenn er sie einmal so leidenschaftlich küsste wie er es zuvor getan hatte. Sofort lief sie wieder rot an, als sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte. „Langsam kann ich sie hören.“ Unterbrach Naru ihren peinlichen Gedankengang. Wieder in der Realität lauschte Mai aufmerksam-… und hörte es auch. Gedämpftes Stimmengemurmel, das Knirschen von Schnee und Grabgeräusche- und sogar einen inbrünstigen Fluch von der Bergführerin. „Müssten sie uns nicht langsam hören, wenn wir nach ihnen rufen?“ „Das glaube ich nicht. Auch wenn wir sie hören- der Schnee würde alle unsere Geräusche schlucken. Darüber habe ich einmal einen Bericht gelesen. Die meisten Lawinenopfer, zumindest die die bei Bewusstsein sind, hören die Einsatzkräfte. Aber egal wie laut sie rufen, von Außerhalb sind sie nicht hörbar.“ „Naja, immerhin wissen sie ja wo wir sind…“ Langsam doch ungeduldig werdend lauschte sie den lauter werdenden Grabgeräuschen- bis endlich der Schnee bei ihren Füßen aufbrach. „Naru? Mai? Seid ihr in Ordnung?“ fragte ein höchst besorgter John. „Ja, alles Okay. Warte, ich versuche heraus zu rutschen!“ Was sich allerdings als weit schwieriger gestaltete als gedacht. Das Loch befand sich bei ihren Füßen- sie musste bei all der Enge also versuchen, rückwärts nach oben aus dem Loch zu robben. Und wie sie bald herausfand, war das ein unmögliches unterfangen. „Warte. Bist du verletzt?“ fragte Midori, die an dem Loch aufgetaucht war. „Nein. Bloß eine Beule.“ keuchte sie leise. „Eine Beule?! Ist dir Schwindlig? Schlecht?“ „Nein, und ich habe auch keine Gehirnerschütterung, danke der der Nachfrage.“ „Also seid ihr in Ordnung? Spürst du noch alle deine Gliedmaßen?“ „Ja, sogar meine Zehen sind noch dran.“ „Gut, dann werd ich dich jetzt an den Füßen nehmen und heraus ziehen, ok?“ „Ja, danke.“ „Bei drei. Eins…Zwei…Drei!“ Mit erstaunlicher Kraft zog die junge Bergführerin Mai an den Beinen aus dem Loch, die das nicht erwartet hatte und daher erst einmal Schnee spuckte. Darauf hin konnte sich auch Naru -reichlich unelegant- aus dem Loch hieven, da er endlich genug Platz dazu hatte. Und da noch alle mit Mai beschäftigt waren, sie in eine Decke wickelten und ihr einen dampfenden Becher Tee in die Hand drückten, bemerkten sie seine uneleganten Versuche aus dem Loch zu kommen nicht. Erst als er aufrecht und durch das lange Liegen doch ein wenig wackelig vor ihnen stand wurden sie auch auf ihn aufmerksam. So wurde auch er sofort in eine Decke gewickelt und eine sitzende Position verfrachtet, um sich anschließend mit einem Tee in der Hand neben Mai wieder zu finden. Midori überzeugte sich noch einmal, dass es ihnen gut ging und sie keine Erfrierungen davon getragen hatten, bis sie erleichtert aufatmete. „Und meint ihr, ihr schafft es zu der Hütte zurück zu gehen? Oder sollen wir hier ein Nachtlager aufschlagen? Das wäre zwar wohl ziemlich kalt, aber…“ „Nein, das wird schon noch gehen.“ meinte Mai zuversichtlich. „Immerhin war es da zwar kalt, aber nicht so kalt wie erwartet.“ Midori lächelte leise. „Was daran liegt, dass ihr in einem sehr engen Raum zu zweit gelegen seid. Natürlich wärmt sich da die Luft auf. Es dürfte wohl so ca. 4°C gehabt haben.“ „Oh… wirklich?“ Sie lachte leise. „Ja. Okay, ich schlage vor, dass wir uns besser früher als später auf den Weg machen. Es wird schneller dunkel als man denkt…“ Beide nickten und tranken ihren Tee aus, bevor sie sich aufrafften und die anstrengende Wanderung begannen. Mai merkte bald, dass das ganze Abenteuer sie mehr erschöpft hatte als sie anfangs dachte, und so wurde der Weg über die Berge eine richtige Quälerei. Sie befand sich in einem seltsamen Zustand: Zwar lag bleierne Müdigkeit über ihr, trotzdem hatte sie das Gefühl als wären ihre Sinne schärfer als normal. Und dazu das seltsame Gefühl, dass ihr zugleich kalt und heiß war. Abwechselnd überwiegte dann die eine oder andere Seite. Auch die restliche Gruppe war völlig erschöpft. Immerhin waren sie, so schnell sie nur konnten zur Hütte und wieder zurück gewandert. Auch geschlafen hatten sie nur kurz, da sie in die Nacht hinein alles vorbereitet hatten was sie möglicherweise brauchen konnten. Dazu zählte das provisorische Nachtlager, falls einer von beiden nicht weiter konnte oder verletzt war, die erste Hilfe und die Decken. Und über die Nacht hatten sie in der Hütte bleiben müssen, da sie sich bei der Finsternis nur in Gefahr gebracht hätten und nicht fähig gewesen wären wirklich zu helfen. Dann hatten sie die schwere Ausrüstung zum Unfallort und wieder zurück tragen müssen, obwohl jeder Rucksack ungefähr 30 Kilo gewogen hatte. So war es nicht verwunderlich, dass sie in der Hütte erst einmal erschöpft zusammensanken- sowohl die Lawinenopfer, als auch die Helfer. Midori raffte sich auf und verteilte mühsam noch schnell ein kaltes Abendessen, bevor auch sie sich ebenfalls einen Moment der Erschöpfung hingab. Während Mai noch schnell ihr Abendessen verdrückte, fiel ihr erst auf wie hungrig sie eigentlich gewesen war. Allerdings schaffte sie nur noch ein müdes Schulterzucken, bevor sich ihr Blick sehnsüchtig auf die einladenden Matten richtete. Und da niemand sich die Mühe gemacht hatte, Licht zu entzünden, machte es das Halbdunkel der Hütte nicht gerade einfacher die Augen offen zu halten. Gerade als sie beschlossen hatte, dass die Matten einfach zu weit weg waren und der Fußboden doch auch eine angenehme Alternative war, wurde sie wortlos ein letztes Mal von Naru hochgezogen und zur nächsten Matte bugsiert, obwohl er eigentlich genauso müde war wie sie selbst. Allerdings schlief sie auf halben Weg im stehen ein und durch die plötzlich fehlende Körperspannung und das zusätzliche Gewicht, kugelten sie einfach zusammen auf die Matte. Und als er erst einmal lag, schaffte es auch Naru nicht mehr die Augen offen zu halten und glitt sofort in tiefen Schlaf. Bei diesem Anblick noch einmal leise kichernd, raffte sich Midori ein allerletztes Mal auf um den Kamin zu entzünden, den sie glücklicher Weise vor der Rettungsaktion vorbereitet hatte, da sie schon angenommen hatte nachher keine Kraft mehr dazu zu haben. Als letztes noch waches Gruppenmitglied, da Lin und John ebenfalls schon schliefen, ließ auch sie sich auf die Matte fallen und gönnte sich den wohlverdienten Schlaf. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Als Mai am nächsten Morgen durch einen kitzelnden Sonnenstrahl geweckt wurde, war sie wieder Erwarten einmal als erste wach. Blinzelnd sah sie sich einen Moment um, bevor sie sich schulterzuckend wieder hinlegen wollte- bis ihr Blick unverhofft an Narus schlafendem Gesicht hängen blieb. Er sah einfach niedlich aus. Zwar hatte sie ihn schon schlafen sehen- sogar bei ihrem ersten Fall bei SPR- dennoch war das immer noch ein ungewohnter Anblick. Genau genommen hatte sie ihn sogar seltener schlafen sehen als Lächeln. Und das wollte schon etwas bedeuten. Unwillkürlich breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus, als sie ihn verträumt musterte. Was für einen gutaussehenden Freund sie doch hatte. Und er hatte gesagt, er würde sie lieben. Das Lächeln wurde noch breiter. Da hatte die Lawine doch tatsächlich etwas gutes an sich gehabt. Tatsächlich konnte sie ihn einmal so lange verträumt anstarren wie sie wollte, ohne einen sarkastischen Kommentar von ihm darüber zu hören. Grinsend beschloss sie die Gelegenheit beim Schopf zu packen und in aller Ruhe noch ein wenig weiter zu glotzen. Wie lange sie ihn einfach nur angestarrt hatte, wusste sie nicht. Aber irgendwann kroch der kitzelnde Sonnenstrahl weiter und weckte zu Mais Bedauern auch ihn auf. „Morgen.“ Nuschelte sie verschämt und beschloss ihr knallrotes Gesicht am Besten in seinem Hemd zu verstecken. „Morgen.“ Einen Moment lang ins Sonnenlicht blinzelnd setzte er sich schließlich vorsichtig auf und sah sich um. Der Rest der Gruppe schlief immer noch tief und fest. Ein Umstand, den er bald zu ändern gedachte. Da ihm die Yuki Onna mit ihrer letzten Aktion schwer auf die Nerven gefallen war, war es Zeit diesem unangenehmen Fall ein Ende zu setzten. Und da brauchte er auf alle Fälle Lin dazu. Als sein Blick allerdings auf seine aus irgendeinem Grund höchst verlegene Freundin fiel, beschloss er, dass die Arbeit auch ruhig noch ein wenig warten konnte. Sie blickte in mit einem leicht entrückten Gesichtsausdruck an und lächelte verträumt. Ein wirklich schöner Anblick am frühen Morgen. So tat er das einzig Richtige in dieser Situation und küsste sie, um kurz darauf die ganze Welt zu vergessen. In die Realität zurück holte sie erst ein deutliches Räuspern, halb belustigt und halb verärgert. Beide schreckten auseinander und starrten auf einen Lin, der tatsächlich so aussah als müsste er ein Grinsen unterdrücken. „Ich unterbreche euch ja wirklich ungern, aber… wolltest du dem Fall nicht bald ein Ende setzen?“ //Er sieht nicht im Geringsten aus, als würde er uns ungern unterbrechen…// schoss es Naru leicht säuerlich durch den Kopf, bevor ihn die Verlegenheit beinahe rot anlaufen ließ. Mais Gesicht neben ihm hatte schon die schönste purpurrote Farbe angenommen die man sich vorstellen konnte. Er räusperte sich leise und riss sich zusammen. „Ja. Haben deine Shiki ihn ausfindig gemacht?“ „Haben sie. Seit ungefähr zwei Stunden. Er ist bereit, uns mit unserem Plan zu helfen.“ „Um wen geht es?“ fragte Mai verwirrt. „Um den Geliebten der Yuki Onna.“ Darauf hin ließ er seine erstaunte Freundin auf der Matte sitzen und brachte das verschlafene Team in Gang. Während Mai versuchte nicht im Weg zu stehen, konnte sie nur erstaunt zusehen wie Lin einen Kreis auf den Boden malte und seltsame Zeichen und Muster an den Rand oder in die Mitte zeichnete. Am Ende setzte er vier Kerzen in je eine Himmelsrichtung und nickte Naru zu. Midori stand genauso verwirrt am Rand wie Mai und auch John sah aus, als würde er nicht im Geringsten wissen was auf sie zukam. Schließlich schlich sich Midori zu Mai. „Was zu Hölle tun die da?“ fragte die Bergführerin verwirrt. Mai seuftste leise. „Ganz ehrlich? Ich habe nicht die geringste Ahnung! Aber nachdem wir hier von Naru sprechen ist das wahrscheinlich der Abschluss unseres Falles.“ „Er will damit den vermissten Mann finden?“ „Öh… ich denke nicht. Ich glaube, dass das eher für die Yuki Onna gedacht ist. Aber wie gesagt, ich weiß es nicht. Irgendwie will er der Yuki Onna klar machen, dass ihr Geliebter sie nicht verraten hat. Wie auch immer er das anstellen will.“ Sie wurden von Naru unterbrochen, der sie anwies, alles in der Hütte an deren Rand aufzustellen, sodass der Boden des Raumes so leer wie möglich wurde. Wahrscheinlich, um genügend Platz zu haben, für was auch immer er da plante. „Mai, sobald es richtig dunkel ist, wirst du den Lockvogel spielen.“ „Den…. was???“ „Du wirst dich in den Kreis stellen, da die Yuki Onna von uns allen dich am meisten hasst. Dadurch hat Lin die Verbindung zu ihr die er braucht, um sie hier her zu zwingen.“ Erklärte er ungeduldig. „Sie soll HIER HER???“ „Ja. Und hier wird sie bewegungsunfähig gehalten, von Lins Shiki.“ Er runzelte die Stirn und wandte sich sofort wieder an Lin. „Übrigens, sollen Risa und Gene ebenfalls mitmachen?“ Lin brauchte nicht lange zu überlegen, bevor er nickte. „Je mehr Shiki ihre Kraft zu Verfügung stellen, desto sicherer wird es.“ „Gut.“ Da Naru, zumindest laut eigenen Angaben, am frühen Nachmittag alle nötigen Vorbereitungen abgeschlossen hatte, legte sich eine nervöse Anspannung über die Gruppe, die nichts tun konnte als auf das Unbekannte zu warten. Nur Naru und Lin sahen völlig ruhig aus. Midori hielt sich, nervös und zappelig, ständig in Mais Nähe auf und löcherte sie mit Fragen, die sie sowieso nicht beantworten konnte. Schließlich hatte das junge Mädchen genug davon. „Gut, hör Mal zu. Naru hat die Angewohnheit nie auszuplaudern was er genau plant. Genauso wie er die Angewohnheit hat, alles zu einem guten Ende zu führen. Also hör auf so nervös zu sein, er weiß nämlich immer genau was er plant, wenn es irgendwas mit einem Fall zu tun hat.“ Midori seuftste nur und hörte endlich auf, sinnlose Fragen zu stellen. Und das warten ging weiter, bis sich die Abenddämmerung über die Berge legte. „Gut, es geht los.“ Meinte Naru schließlich. „Mai, du stellst dich in den Kreis da. Ihr beide geht bitte an den Rand und bewegt euch nicht. Unter keinen Umständen, verstanden?“ Midori und John nickten hastig, bevor sie sich zurückzogen. „Mai, sobald ich dir ein Zeichen gebe, läufst du so schnell aus dem Kreis wie möglich und stellst dich zu den anderen.“ „Gut.“ Meinte sie mit einem mulmigen Gefühl, während sie auf die seltsamen Zeichen zu ihren Füßen starrte. Naru überflog die Hütte noch einmal schnell und genau, bevor er sich an Lin wandte und nickte. Dieser schien noch einmal Luft zu holen, bevor er die Augen schloss und anfing etwas zu murmeln. Allerdings konnte Mai nicht verstehen, was genau er sagte. Fassungslos sah sie zu, wie die Zeichen auf dem Boden zu glühen anfingen. Und sie wurden warm, wie sie spürte, da sie teilweise auch darauf stand. „Mai, jetzt!“ Erschrocken zuckte sie zusammen, bevor sie aus dem Kreis sprang und zu den Anderen stolperte. Und als sie sich wieder umdrehte, sah sie eine vor Zorn zitternde Yuki Onna im Kreis stehen. Es war, als wären alle ihre Alpträume wahr geworden. Keine zwei Meter von ihr entfernt stand der Geist, der sie töten wollte. Seltsamer Weise bewegte sie sich nicht- oder eher, konnte sich nicht bewegen, wie sie auf dem zweiten Blick feststellte. Sie zischte und knurrte, bewegte sich aber keinen Millimeter vom Fleck. Allerdings beruhigte sie sich schnell wieder. Die eisblauen Augen nahmen einen lauernden Ausdruck an und suchten ihre Umgebung nach einer Fluchtmöglichkeit um. Vergeblich, wie sie aus dem mordlüsternen Blick der Schneefrau erkennen konnte. Lin hörte schließlich mit der Beschwörung auf und stieß einen Pfiff aus. Und direkt neben ihm, knapp außerhalb des Kreises materialisierte sich ein zweiter Geist. Ein Mann, wie Mai erkennen konnte. Mai sog scharf Luft ein, als sie ihn erkannte. Sie hatte ihn schon einmal gesehen- in ihrem Traum. Das war der Geliebte der Yuki Onna gewesen. Und er starrte mit einem schmerzverzerrten Blick auf die mittlerweile wieder tobende Frau. Sie zischte und knurrte wieder und bebte am ganzen Körper. Einen Moment lang wandte er, ebenfalls zitternd, den Blick ab. „Mein Herz….“ Flüsterte er leise. „WIE KANNST DU ES WAGEN?!“ brüllte sie ihm entgegen. „WIE KANNST DU ES WAGEN, DICH VOR MIR ZU ZEIGEN???“ Sie sah aus, als hätte der Wahnsinn sie erfasst, als sie zitterte und ihm mit überschlagender Stimme furchtbare Schimpfwörter an den Kopf warf. Sie sah aus wie ein wildes Tier in ihrem hilflosen Toben. Und das war sie auch. Wahnsinnig vor Wut und Schmerz und Mordlust. Und ein Tier in ihrem Trieb, alles um sie herum zu zerstören und zu töten. Nur, dass sie sich immer noch nicht bewegen konnte. Mai wusste nicht wie lange sie tobte. Und sie konnte nur zusehen, wie der Mann bei jedem Wort heftig zusammenzuckte. Leider hörte sie nicht über die tobende Schneefrau hinweg was Naru zu dem Geist sagte, doch dieser nickte nur und fixierte den rasenden Geist entschlossen, bevor er eine zitternde Hand ausstreckte und sie beinahe sanft an der Stirn berührte. Vor der Berührung schien sich das Toben einen Moment lang noch zu steigern, bevor sie langsam ruhiger wurde und schließlich verstummte. Ihr Blick wurde glasig und starrte bewegungslos gerade aus, als würde sie mehr sehen als die Hüttenwand. Verwirrt und mit fragendem Blick sah sie zu Naru. Dieser erwiderte ihren Blick und beantwortete ihre stumme Frage. „Er zeigt ihr seine Sicht der Geschichte.“ Sagte er leise, gerade laut genug um es zu verstehen. Mit einem stummen „Oh“ auf den Lippen wandte sie sich wieder der Schneefrau zu und beobachtete, wie sich ihr Blick langsam wieder klärte. Allerdings war sie immer noch stumm. Sie fixierte ihren Gegenüber abschätzend, bevor ihr Blick wieder kalt wurde. „Na und?“ sagte sie höhnisch und mit eisiger Ruhe. „Glaubst du, es ändert irgendetwas daran, was du getan hast, bloß weil du es nicht tun wolltest?!“ Der Mann senkte den Blick und schüttelte den Kopf. „Nein. Aber ich dachte, es würde dich interessieren, dass ich gerne gestorben wäre um dich zu beschützen.“ Flüsterte er traurig. „Toll.“ Meinte sie höhnisch. „Glaubst du, das ändert etwas? Du hast gesagt, du würdest mich beschützen!!!“ zischte sie, jetzt wieder wütend. „Ja.“ „Und? Was hast du getan? Was hast du getan, nachdem du mich in die Hölle geworfen hast?!“ Er seuftste leise. „Ich habe mein Leben beendet um dir zu folgen und um dich um Knien nach Verzeihung zu bitten“ „Und du denkst also, dass ich dir verzeihen werde?“ fragte sie höhnisch. Er schnitt eine schmerzverzerrte Grimasse. „Nein. Das ist etwas, das nicht verziehen werden kann.“ füsterte der Geist. „Ganz genau. Ich werde dir niemals verzeihen. Du wolltest mich beschützen, warst aber so erbärmlich schwach, dass du nicht einmal ansatzweise Widerstand leiste konntest. Schwächlinge wie du verdienen es nicht zu existieren.“ Er nickte nur, während er die hasserfüllte Mine der Yuki Onna musterte. Schweigend starrten sie sich an. Und plötzlich veränderte sich die Yuki Onna wieder. Sie fing an zu zittern. „Also? Was willst du noch? Deine Botschaft ist angekommen!“ sagte sie leise, wobei auch ihre Stimme schwankte. „Dich erlösen, mein Herz.“ „Sag das nicht mehr!“ zischte sie leise. „Dein Herz existiert nicht mehr.“ Die Augen des Mannes wurden auf einmal weich und er lächelte schwach. „Auch wenn mein Herz gebrochen ist, ist es immer noch mein Herz. Ganz egal, was aus dir wird: Du bist du, und ich liebe dich. Ich will das Beste für dich. Daran wird sich nie etwas ändern.“ „ACH JA??? UND WO WARST DU DANN, ALS…. Als… als mein ganzes Wesen zerschmettert wurde? Wo du doch das Beste für mich willst? Wo warst du da? WO WARST DU?!“ Sie fing an, stärker zu zittern und Mai konnte nur ungläubig zusehen, wie sie anfing zu weinen. Als der Mann weiter sprach, zitterte seine Stimme vor Selbsthass. „Ich war fünf Zellen weiter, geknebelt und gefesselt und war dazu verdammt deine Schreie mit anzuhören.“ Sie schwieg, während immer noch Tränen aus ihren Augen flossen. „Aber… aber vielleicht… hilft es dir ein wenig zu erfahren, dass der Fürst ein unseliges Ende erfahren hat.“ Flüsterte er leise. Sie schwieg, also erzählte er weiter. „Zwei Wochen, nachdem deine Schreie verstummt waren, machte einer meiner Wachen einen Fehler. Er kam in meine Reichweite- ich tötete ihn und konnte mich aus der Zelle befreien. Ich kämpfte mich bis zum Fürsten durch. Bevor er mich wieder verhexen konnte, nutzte ich die Gelegenheit und stach ihm die Augen aus, sodass er keine Möglichkeit mehr dazu hatte.“ Er schwieg kurz, bevor er weiter sprach, und diesmal war es seine Stimme die kälter wurde als Eis. „Natürlich war sein Tod nicht einmal ansatzweise eine Entschädigung für das, was er dir angetan hat, aber- es war ein sehr, sehr schmerzvoller Tod, das kann ich dir versichern, mein Herz.“ Die junge Frau schwieg und starrte ihn weiter an, bevor sie von Schluchzern geschüttelt wurde. „Du… hast mir…. nicht…. geholfen….“ wimmerte sie leise. „Obwohl ich… dir vertraut….“ Sie wurde unterbrochen, indem der Mann zu ihr sprang und sie umarmte. Und diesmal tobte sie nicht bei seiner Berührung. Naru gab Lin ein Zeichen, und dieser nickte nur. Und die zuvor bewegungslose Yuki Onna sank in die Knie und krallte sich verzweifelt schluchzend an ihrem Gegenüber fest, welcher sie sanft streichelte und ihr, ebenfalls weinend, beruhigende Worte ins Ohr flüsterte. Das war zu viel für den weiblichen Teil der Gruppe, die ebenfalls haltlos heulend am Boden zusammen sanken. „Warum… warum weinst DU denn?“ schluchtste Midori. „Weil… weil… waaaah, das ist so traurig!!!“ „Uh-huh…sooo… traurig.“ Stimmte Midori zu, bevor beide nicht mehr in der Lage waren zu sprechen. Einen Moment lang schweifte Narus Blick auf die weinenden Frauen ab, bevor er ein genervtes seuftsen unterdrückte und sich wieder auf die Yuki Onna konzentrierte. Sie war immer noch hoch gefährlich und konnte sich zudem jetzt bewegen. Ein Fehler konnte Mais Tod bedeuten. So fixierte er die sich langsam beruhigende Frau sehr genau. Vorsichtig setzte sie sich auf und sah ihr Gegenüber unsicher an. Dieser musterte sie mit einem sanften Lächeln, wobei seine Augen aber immer noch voller Schmerz waren. „Ich liebe dich, mein Herz. Und jetzt kann mich wirklich nichts mehr auf der Welt von dir trennen.“ Wieder weinend schmiegte sie sich an ihn und wirkte dabei wie ein ängstliches Kind, das einen furchtbaren Alptraum gehabt hatte und getröstet werden wollte. Und der Mann widmete sich dieser Aufgabe hingebungsvoll. Und beide schienen die Welt um sich herum zu vergessen. Es dauerte lange, bis sie wieder in die Realität zurückfanden. Schließlich zog er seine Geliebte vorsichtig wieder in die Höhe und diese wandte sich zögerlich an die abwartende Gruppe. Zuerst sah sie Mai in die Augen, was Naru beunruhigt zur Kenntnis nahm und sich kampfbereit machte. „Es tut mir Leid, dass ich versucht habe dich umzubringen, nur weil wir uns ähnlich sind.“ flüsterte sie leise. Mai, immer noch mit verweinten Augen, lächelte sie breit an. „Ach was…s’is ok. Mir is ja nichts passiert, also…“ Schüchtern lächelte die ehemalige Yuki Onna zurück, bevor sie sich an Naru wandte. „Wie können wir dir jemals danken?“ Er runzelte leise die Stirn. „Indem du uns verrätst, wo dein letztes Opfer ist… und es vielleicht sogar gleich für uns ins Tal bringst.“ Ihr Gesicht wurde ausdruckslos. „Wie du wünscht…. Wenn ich fragen darf…. was habt ihr mit diesem…“ sie stoppte kurz. „Mit dieser Person zu schaffen?“ „Seine Mutter beauftragte uns, ihn zu finden.“ war die kühle Antwort. „Oh… Ach so. Gut, wie du wünschst. Ist das alles?“ „Ja.“ Sie nickte kurz, bevor sie sich zaghaft an ihren Geliebten wandte und ihn fragend ansah. Dieser nickte nur kurz und beide verblassten, bis sie verschwunden waren. Und die ganze Gruppe atmete erleichtert auf. Mai hatte nicht die geringste Ahnung wie spät es geworden war, doch es war gleichgültig. Der Abend klang entspannt mit einem Abendessen aus, bevor sich die Gruppe erschöpft die wohl verdiente Ruhe gönnte. Endlich hatten sie diesen Auftrag zu Ende geführt und konnten schlafen, ohne Angst haben zu müssen von der Yuki Onna attackiert zu werden. _________________________________________________________________________________________ So, das wars also mit der Yuki Onna. Zwar war das Ende vielleicht ein bisschen... tja, zu sehr Friede Freude Eierkuchen, da die Schneefrau ihrem Geliebten schließlich doch verziehen hat... aber ich persönlich mochte die Figur der Yuki Onna und wollte ihr ein Happy End geben.^^' Wie es jetzt weiter geht, weiß ich noch nicht genau, aber ich habe mehrere Ideen. Würde mich übrigens sehr freuen wenn ihr mir ein kurzes Feedback geben könntet, wie ihr die Story und den Abschluss dazu fandet. :S bye naias Kapitel 19: Onsen ----------------- Sooo... lange ists her seit dem letzten Kapi. ^^' Aber hier kommt das nächste! Onsen Der Abstieg von der Berghütte ins Tal begann am nächsten Tag so früh wie möglich, da alle Gruppenmitglieder verständlicher Weise nicht länger als nötig bleiben wollten. Und obwohl auch der Abstieg anstrengend war, hatten alle unglaublich gute Laune. Es war das letzte Mal, dass sie in diesen Bergen waren. Was für eine unglaubliche Erleichterung. Der vermisste Mann tauchte am Fuß des Berges auf, wobei alle Gruppenmitglieder es vermieden ihn anzusehen. Zwar war der Leichnam durch die Kälte in den Bergen gut erhalten- aber ein Toter war ein Toter und somit kein angenehmer Anblick. Überhaupt wollte die ganze Gruppe nur noch weg von diesem Dorf- somit hielten sie sich nicht einmal damit auf, ihre Klientin von dem Ende des Falles zu informieren. Das würde glücklicher Weise die Bergführerin übernehmen. Ihre Verabschiedung von Midori war kurz aber in Mais fall sehr herzlich, die die junge Frau schließlich auch zu sich einlud, sollte sie einmal in der Gegend sein. Und dann waren sie auf der Heimreise- endlich. Mai konnte es gar nicht glauben. Tatsächlich hatten sie diesen Fall hinter sich gebracht. Jetzt kamen sie wieder in die Zivilisation- mit Heizungen, fließendem warmen Wasser und elektrischen Licht. Und weit und breit keine Geister die sie umbringen wollten. Wie schön das Leben doch war! Als allererstes würde sie ein langes, ausgiebiges Bad nehmen. Vielleicht sogar ja Mal mit Schaum, man gönnte sich ja sonst nichts. Und dann würde sie sich ihren Badeschwamm schnappen und sich richtig gut abschrubben, sodass der ganze Dreck und all die Anstrengung von ihrem Körper gewaschen wurden. Und vielleicht konnte sie ja sogar Naru dazu überreden, die Arbeit einen Tag lang ruhen zu lassen. Und möglicher Weise, wenn sie es geschickt anstellte, könnte sie es vielleicht schaffen etwas mit ihm zu unternehmen? So mit angenehmen Tagträumen beschäftigt, merkte sie gar nicht, wie sie wirklich einschlief. Und träumte dort weiter, wo sie aufgehört hatte, nur noch einen Schritt weiter. Sie träumte von Wellness und heißen Quellen, wo sie den ganzen Tag im warmen Wasser liegen könnte… Ein seliges Lächeln breitete sich auf ihren Gesichtszügen aus, nicht wissend dass sie im Schlaf gesprochen hatte. Und das die ganze Gruppe es gehört hatte. Zuerst schwiegen alle. „Onsen wären wirklich eine gute Idee.“ warf Lin schließlich ein. John wirkte ein wenig zögerlich, nickte aber. Und auch Naru musste zustimmen. Durch die Anstrengungen der letzten Tage waren alle völlig erschöpft und hatten schmerzende Glieder. Einen Tag lang an einem Onsen zu halten und sich im heißen Wasser zu entspannen… das klang nach einer guten Idee. So nickte auch er. „Wir nehmen eine etwas weniger traditionelle mit Übernachtungsmöglichkeit.“ sagte er nurnoch. Schließlich hatte er keine Ahnung von der Onsen-Etikette. Er war schließlich Engländer. Das Problem, dass keiner eine Ahnung hatte wo und welche Onsen in Reichweite lagen lösten sie, indem sie an einer größeren Tankstelle hielten, wo auch öfter Mal Touristen vorbei kommen konnten und sich eine entsprechende Broschüre kauften. Nur sich selbst gegenüber gab er zu, dass er sie mit Vorfreude durcharbeitete. Seine Wahl fiel auf eine moderne, angeblich “verwestlichte“ mit Badekleidervorschrift. Das letzte was er brauchen konnte, war schließlich eine betont traditionelle, wo man sofort schräg angesehen wurde, bloß weil man sich nicht im sitzen wusch, sondern dabei aufstand… und da John offensichtlich auch kein Onsen-Experte war, festigte sich sein Entschluss zusätzlich. Während der verbleibenden Stunde der Autofahrt, ließ er sich völlig von der Vorfreude gefangen nehmen. Die kleine Ortschaft, in der das Onsen lag, war genauso verschlafen wie die, aus der sie gerade gekommen waren. Aber durch die heiße Quelle gab es wenigstens ein richtiges, wenn auch immer noch kleines, Hotel. Aber immerhin gab es hier eine Heizung. Nachdem Lin das Einchecken und die Schlüsselübernahme geregelt hatte, weckte Naru Mai auf. „Mai! Mai, wach auf!“ Sie murmelte irgendetwas unverständliches, bevor sie endlich die Augen aufschlug. „Sind wir schon da?“ fragte sie gähnend. Dieses Mal erlaubte Naru sich ein Grinsen. „Ja. Wenn auch nicht da, wo du angenommen hast, dass wir hinfahren.“ „Häh?“ „Du hast natürlich nichts von unserer Unterhaltung mitbekommen, sonst wüsstest du, dass wir bei einem Onsen sind.“ „On….sen? Wa-… Onsen?“ Ihre Augen fingen sofort an zu glitzern. „Wirklich? Ein Onsen? Gehen wir da rein?“ „Nein, wir bleiben nur davor stehen um wieder weiter zu fahren.“ meinte er sarkastisch. „Nicht…?Oh… Was zum-?“ stammelte sie einen Moment lang verwirrt, bevor sie sich wieder fing. „Wir gehen in ein Onsen!!!“ jubelte sie schließlich. „Aber… ist das gemischt oder getrennt?“ Er unterdrückte ein weiteres Grinsen. „Gemischt.“ Bei dieser Antwort konnte er richtiggehend beobachten wie sie knallrot anlief. In den meisten Onsen badete man nackt- nur hier eben nicht, was Mai aber nicht wusste. „Oh…gemischt also… uh…“ Erstaunlich wie rot sie werden konnte. Um zu sehen was in ihrem Kopf vorging, musste er nicht Gedanken lesen können. Schließlich konnte er sich ein leises Lachen nicht verkneifen, und er beschloss, seine vor Verlegenheit beinahe dampfende Freundin zu erlösen. „Du musst dir wohl allerdings noch Badebekleidung aussuchen.“ „Bade…bekleidung…?“ „Ja. Da ich nicht annehme, dass du was mit hast?“ Er konnte richtig mit ansehen, wie der Groschen fiel. „Oh. Badebekleidung, natürlich. Klar. Is ja logisch.“ „Oder hast du etwa angenommen, dass wir nackt baden?“ fragte er erstaunt, während er innerlich beinahe flach lag vor unterdrücktem Lachen. Noch dazu, wo sie jetzt erschrocken zusammengezuckt war. „Nackt?! Nein! Na-Natürlich nicht!“ Das kam ein wenig zu hastig. Und wieder war sie knallrot. Er erlaubte sich ein kleines Grinsen, während er ihr tief in die Augen sah und ein wenig näher kam, um ihr schließlich ein leises: „Hmmm. Mai, du bist eine grauenhafte Lügnerin.“ ins Ohr zu hauchen. Endlich ließ er von ihr ab und ließ seine hyperventilierende Freundin wieder zu Luft und einer normalen Gesichtsfarbe kommen, während er innerlich immer noch über ihre heftige Reaktion amüsiert war. Mai ärgern war eben immer noch ein amüsantes Hobby. Das Mädchen fing sich allerdings wieder erstaunlich schnell und war so gut gelaunt wie schon seit Tagen nicht mehr. Die Badebekleidung stellte kein großes Hindernis da, da sie in dem angrenzenden Shop des Onsen etwas kaufen konnten. Zu Mais Leidwesen, aber Narus stillem Vergnügen gab es nur hässliche Badeanzüge, sodass sie sich schließlich zögerlich für einen schlichten schwarzen Bikini entschied. Auch die Handtücher mussten sie kaufen, doch dann stand einem entspannten ausklingen des Tages im warmen Wasser nichts mehr entgegen. Da sie das einzige weibliche Mitglied der Gruppe war, verschwand sie ein wenig verunsichert allein in den Damenumkleiden, allerdings auch mit jedem Schritt wachsender Vorfreude. Daher musste Naru nicht lange auf seine Freundin warten, allerdings alleine da John und Lin, taktvoll wie sie waren, bereits alleine die Angebote des Onsen nutzten und das junge Paar alleine ließen. Als sie endlich kam, musste er an sich halten um sein Kiefer an seinem Platz zu halten und sie nicht offen anzustarren. Er wusste zwar mittlerweile durch den besonders in den letzten Tagen engeren körperlichen Kontakt, dass sie eine gute Figur hatte, aber dass er eine perfekt proportionierte Freundin hatte, war ihm doch neu. Die hübschen Beine waren keine Überraschung- schließlich trug sie regelmäßig recht kurze Röcke. Die schlanke Figur auch nicht. Aber wie gut alle Proportionen zusammenpassten, dass sie bei ihrer schlanken Figur trotzdem nicht ein wenig mager wirkte sondern einfach erstaunlich weiblich- das war ihm neu. Während sie ihm unsicher entgegen kam und einmal mehr an diesem Tag rot anlief, holte er schnell seinen Kopf aus den Wolken und versuchte sich wenigstens nicht anmerken zu lassen, dass er sie angestarrt hatte. „Magst du dich zuerst umsehen oder in eines der Außenbecken?“ Gut, es war ihm gelungen das man ihm seine plötzliche geistige Leere nicht anmerkte, während ihre Augen bei seiner Frage wieder anfingen, erwartungsvoll zu glitzern. „Ein Außenbecken!“ Er nickte nur kurz und führte sie zu einem von mehreren Außenbecken, dass dank der wenigen Badegäste noch völlig unbesetzt war. Einen Moment lang blieben beide stehen und betrachteten die überwältigende Aussicht. Das Onsen lag auf einer kleinen Anhöhe und so sahen sie einen kahlen Laubwald zu ihren Füßen, aus dem in einiger Entfernung Berge herausragten. Zwar hatten sie eigentlich beide schon genug von Bergen… aber die Aussicht war trotzdem überwältigend. Abgerundet wurde die wunderschöne Aussicht durch das dampfende Becken vor ihren Füßen. Als Mai schließlich hinein stieg entfuhr ihr ein leises seuftsen, bevor sie sich zurücklehnte und entspannte. So kam es, dass beide in angenehmen Stillschweigen das Bad genossen. Unwillkürlich schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sie wohl im Himmel war. Und so konnte sie richtiggehend fühlen, wie die letzten Reste der Anspannung und der Schmerzen in ihren Muskeln von ihr abfielen und eine wohlige und erstaunlich angenehme Müdigkeit zurückließen. „Es ist wirklich schön hier.“ seuftste sie wohlig. Naru, der die Effekte des heißen Wassers genauso fühlen konnte wie seine Freundin, nickte nur entspannt. All der Ärger und all die Anspannung waren jetzt endlich vorbei. Kein mordlustiger Geist weit und breit, der seiner leichtsinnigen Freundin etwas anhaben wollte. Vielleicht sollte er den nächsten Fall ein wenig besser auswählen- nicht, dass er bei diesem eine Wahl gehabt hätte. Aber er wollte Mai nicht schon wieder von einem mordlustigen Geist gejagt sehen. Nicht schon wieder die totale Anspannung und Selbstbeherrschung, die nötig war um sie von ihrem sicheren Unheil zu retten, in dass sie ebenso zielstrebig wie ahnungslos hineinlief. Ja, ein normaler Fall mit einem normalen Geist wäre nett, der einfach nur ein wenig Poltergeist spielte und sonst keinen Schaden anrichten konnte. Dann konnte er Mai tatsächlich auch einmal aus den Augen und sie alleine Kamerabänder austauschen lassen, ohne sofort zu ihrer Rettung eilen zu müssen, mit der eisigen Angst im Bauch, möglicher Weise zu spät zu kommen und sie zu verlieren. Seine Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als eine halb dösende Mai ihren Kopf auf seine Schulter legte. Er schluckte hart und schlang einen Arm um ihre Taille um zu verhindern, dass sie unter die Wasseroberfläche sank und äußerst unsanft erwachen würde, sich übermäßig bewusst dass sie nur einen Bikini und sonst nichts trug… „Uh… Naru…? Was machst du da?“ „Dich vor dem ertrinken abhalten, Dummkopf.“ erwiderte er trocken. //Und nebenbei meine restlichen Gehirnzellen zu Brei kochen.// dachte er zynisch, sich ihrer Nähe weiterhin nur allzu bewusst. „Oh… danke.“ Mühsam schüttelte sie den größten Teil der Müdigkeit ab, nur um kurz darauf fest zu stellen, dass sie ziemlich nahe an Naru geschmiegt war. Und das Gefühl von seiner nackten Haut auf ihrer war… aufregend. Sie merkte wie sie sofort wieder rot anlief und sich ihr Puls beschleunigte. Wirklich unglaublich aufregend. Unwillkürlich drückte sie sich noch ein wenig fester an ihn und bemerkte, dass auch sein Pulsschlag ein wenig beschleunigt war. Und als er sie küsste, entfuhr ihr ein leises keuchen. Der Kuss war leidenschaftlich und tiefer als sie es gewohnt war, während seine Hand vorsichtig ihren nackten Rücken erkundete. Zaghaft ließ sie ihre Hände ebenfalls von seiner Brust in seinen Nacken wandern, während ihre Hände unter den neuen Empfindungen anfingen zu kribbeln. Weder Mai noch Naru waren es gewohnt, die Berührungen des jeweils anderen so intensiv auf nackter Haut zu spüren, daher waren Beide in dieser Situation ein wenig schüchtern und unbeholfen, doch die überwältigenden Gefühle machten das leicht wieder wett. Jetzt schien die Hitze nicht nur in ihrem Gesicht bleiben zu wollen, sondern breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Allerdings wurde es langsam ZU heiß. So heiß, dass ihr plötzlich schwarze Flecken vor den Augen tanzten und sich alles vor ihren Augen drehte. Ihr Rausch-artiger Zustand endete, als Naru merkte, wie seine Freundin plötzlich jegliche Körperspannung verlor und somit der Kuss abrupt unterbrochen wurde. „Mai, alles in Ordnung?“ „Uh… yu-atari.“ keuchte das Mädchen leise. Yu-atari- so wurde ein Kreislaufkollaps durch zu langes heißes Baden genannt, wenn er sich recht erinnerte. „Oh. Warte, ich helfe dir.“ Während er Mai vorsichtig stützte, half er ihr aus dem Wasser und entschied, dass sie für den Moment genug gebadet hatten. In ein flauschiges Handtuch gewickelt führte er sie in einen der zahlreichen Ruheräume, wo sie sich erst einmal flach hinlegen und abwarten konnte, bis sich der Schwindel legte. Und die überwältigenden Gefühle waren schneller weg als man “Onsen“ hätte sagen können. Während Naru, nachdem er sich davon überzeugt hatte das es Mai gut ging, eher amüsiert war über die ganze Situation, wollte das Mädchen einmal mehr im Boden versinken. Da war mal die einmalige Gelegenheit einen Onsenbesuch mit Naru zu verbringen und dann küsste er sie auch noch so, dass ihr schon außerhalb des heißen Beckens schwindlig geworden wäre, und ausgerechnet dann bekam sie einen yu-atari. Der Zeitpunkt war wirklich zum schreien ungünstig. Irgendwie war sie dazu verdammt, dass bei allen richtig guten Küssen irgendetwas Unvorhersehbares geschah, das alles wieder zunichte machte. Ob nun ein mordlustiger Geist mit Lawine oder ein Kreislaufkollaps- immer lief irgendetwas schief. Wirklich unglaublich frustrierend. //Nächstes Mal brech ich nicht zusammen!// nahm sie sich genauso mürrisch wie entschlossen vor. Zuerst allerdings musste sie ihr Herzrasen, den Schwindel und die schwarzen Punkte vor ihren Augen unter Kontrolle bringen. Irgendwie war ihr auch übel. Ob das allerdings aus Frustration oder durch den Kreislaufkollaps war, konnte sie nicht genau sagen. Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem. Langsam aber sicher besserte sich ihr Zustand wieder, dennoch blieb sie lieber noch eine Weile flach auf dem Rücken liegen. Auch Naru hatte es sich bequem gemacht und war neben ihr auf dem Bauch liegend einmal mehr in irgendein Buch vertieft- und nicht nur die überwältigenden Gefühle sondern auch die romantische Stimmung hatte sich völlig in Luft aufgelöst. Jetzt war er konzentriert und hämmerte sich wer-wusste-schon-welche Fakten in sein Gehirn. Wie hätte sie auch denken können, dass der Workaholic Nummer eins jemals einen ganzen Tag ungenutzt verstreichen ließ? Naru hätte ihr heftigst widersprochen. Hätte sie ihn gefragt, hätte er gesagt dass das für ihn keine Arbeit sondern durchaus Entspannung war. Aber die Fakten merkte er sich natürlich trotzdem. Ein frustriertes Seuftsen unterdrückend starrte sie auf die Holzbalken an der Decke. Nun, sie war immer noch in dem Onsen. Sie sollte aufhören sich über Dinge zu ärgern, die sie sowieso nicht ändern konnte und den Rest des Tages genießen. Langsam kehrte auch die wohlige Müdigkeit wieder zurück. Und Mai beschloss, dass das der perfekte Zeitpunkt für ein kleines Nickerchen war. Wenn sie wieder aufwachte war sie sicher erholt genug, um wieder baden gehen zu können. Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, döste sie auch wieder ein. Nach einer Stunde leichten Schlafes wachte sie erfrischt und munter wieder auf, während Naru wie erwartet immer noch in das Buch vertieft war. Sie setzte sich auf und streckte sich, bevor sie entschied, dass einem weiteren Bad eigentlich nichts im Wege stand. Immerhin hatte sie zuvor ein wenig getrunken und jetzt eine Stunde geruht. Zusätzlich waren alle Reste des Hitzekollaps völlig verschwunden und sie fühlte sich wieder völlig in Ordnung. Nur würde sie diesmal nicht so lange im heißen Wasser bleiben wie beim letzten Mal… auf noch einen yu-atari konnte sie gut und gerne verzichten. „Ich gehe wieder baden.“ meinte sie schließlich zu Naru, der nach wie vor sehr konzentriert aussah. Sofort begegnete sie einem äußerst skeptischen Blick. „Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist.“ „Aber es geht mir gut. Ich war jetzt seit über einer Stunde nicht im Wasser und der Schwindel ist schon lange ganz weg.“ Die blauen Augen bohrten sich in ihre. „Nein. Du solltest noch ein wenig warten und auf alle Fälle viel trinken, bevor du auch nur daran denkst wieder ins Wasser zu gehen.“ Sie seuftste leise und verdrehte die Augen. „Gut, ich werde davor noch etwas trinken. Aber dann geh ich wieder ins Wasser.“ Genervt schloss Naru sein Buch und stand ebenfalls auf. „Kommst du mit?“ fragte sie erfreut. „Wer soll dich sonst vom ertrinken abhalten und aus dem Wasser ziehen, wenn du wieder kollabierst?“ Sie schnaubte verärgert. „Das wird nicht passieren.“ „Ich lasse es lieber nicht darauf ankommen.“ meinte er trocken, bevor er einfach losging. Mai konnte nichts anderes tun, als ihm verärgert nachzutrotten. Scheinbar kannte er sich schon recht gut aus, da er sie ohne zögern zu einem anderen Ruheraum führte, wo man allerdings kleine Speisen und Getränke konsumieren konnte. Erst als sie die appetitlich angerichteten Kleinigkeiten sah, fiel ihr auf, dass sie doch eigentlich auch Hunger hatte. Einen kleinen Imbiss und unzählige Tassen Tee später, bei denen Naru sicher gestellt hatte dass sie sie auch brav alle trank, stimmte er endlich zu wieder ins Wasser zu gehen. Und wie Mai vorher gesagt hatte, übertrieb sie es diesmal nicht mit dem Baden und ging rechtzeitig aus dem Wasser, was Naru mit Argusaugen beobachtete und beruhigt zur Kenntnis nahm. Aber zu einer romantischen Situation kam es trotzdem nicht mehr. Allerdings verging in dieser entspannten Atmosphäre die Zeit wie im Flug, und ehe sie es sich versahen wurde es Zeit wieder zu gehen. Mit großem Bedauern und noch größerer Müdigkeit packten sie schließlich ihre Sachen zusammen und verließen das Onsen. Zwar hatte Mai zaghaft angefragt, ob sie den folgenden Tag nicht auch im Onsen verbringen wollten, doch Naru hatte strikt abgelehnt und damit war die Sache entschieden. Schwer seuftsend warf Mai noch einen letzten sehnsüchtigen Blick auf die dampfenden Quellen, bevor sie sich schließlich zusammenriss und ging. Immerhin war das ja wohl nicht der letzte Onsenbesuch ihres Lebens. Irgendwann würde sie schon noch einmal zum baden kommen. Da das Hotel direkt neben dem Onsen lag, konnten sie einfach hinüber gehen und mussten nicht noch einmal mit dem Auto fahren. Die Zimmer waren wieder zu zweit zugeteilt, allerdings waren die Betten getrennt, wie Mai tatsächlich mit leisem Bedauern festgestellt hatte. Irgendwie war sie in letzter Zeit so häufig neben ihm eingeschlafen, dass sie sich daran gewöhnt hatte und etwas fehlte, wenn sie nicht in einem Bett schliefen. Wenn sie daran dachte, wie verlegen sie am Anfang des Falles gewesen war, nur weil sie eine Nacht gemeinsam in einem Doppelbett geschlafen hatten, kam ihr diese Nervosität schon richtig lächerlich vor. Ein leises Lächeln breitete sich auf ihren Zügen aus. Es war unbestreitbar, dass sie sich im Laufe des Falles noch ein wenig näher gekommen waren. Ob er es auch vermissen würde, zusammen in einem Bett zu schlafen? SIE würde es auf jeden Fall vermissen. Sie vermisste es ja sogar jetzt schon, obwohl sie immer noch im gleichen Raum waren. Seuftsend schlüpfte sie in ihr Bett und verkroch sich unter ihrer Decke, bemüht der Müdigkeit nachzugeben und schnell einzuschlafen. Aber irgendwie hatte sich der hartnäckige Gedanke eingenistet, dass sie doch einfach zu ihm hinüber gehen und zu ihm unter die Decke schlüpfen könnte… Sie kniff die Augen zusammen und versuchte den hartnäckigen Gedanken zu verdrängen. Nebenbei hörte sie, wie Naru das Licht abdrehte und ebenfalls ins Bett ging. //Also, hör auf so einen Blödsinn zu denken, jetzt ist es sowieso schon zu spät!// schalt sie sich in Gedanken selber, kam aber nicht umhin unter ihrer Bettdecke verschämt in Narus Richtung zu spähen- oder versuchte es zumindest, da sie in der Dunkelheit nichts sehen konnte. Knallrot anlaufend drehte sie sich auf ihre andere Seite und kniff verschämt ihre Augen zusammen. Sich so eine ganze Weile unruhig hin und her wältsend und ab und zu rot anlaufend versuchte sie, die hartnäckigen Gedanken zu ignorieren, allerdings ohne Erfolg. Irgendwann gab sie ihrem inneren Drängen zumindest teilweise nach, indem sie sich vorsichtig aufsetzte und wieder in seine Richtung starrte. Nervös biss sie sich noch einmal auf ihre Lippe bevor sie langsam ihre Füße von ihrem Bett gleiten ließ und aufstand. Mit wackeligen Knien, knallrotem Gesicht und einem furchtbar schlechtem Gewissen wankte sie schließlich zu ihm hinüber. „U-Uhm….Na-Naru?“ flüsterte sie leise, zugleich hoffend dass er wach war und eben doch nicht wach war. „Ja?“ Er war also noch wach. Oder sie hatte ihn gerade eben geweckt. //Mist. Was soll ich jetzt machen?// Sie merkte, wie sie vor Nervosität tatsächlich zu zittern anfing. War sie ihm unangenehm? Ob sie ihn nervte? Aber er hatte doch eigentlich gesagt, ihre Anwesenheit wäre ihm nie unangenehm… aber ob das mit einschloss, dass sie ihn mitten in der Nacht aus dem Schlaf riss? Wohl eher nicht… Dieser auf der anderen Seite hatte ihr nervöses herumgezappel sehr wohl mitbekommen und fragte sich schon seit einiger Zeit, was genau denn mit seiner Freundin los war. Allerdings schien sie noch mehr zu zappeln und brachte kein Wort mehr heraus. „Ist etwas nicht in Ordnung?“ fragte er langsam nun doch besorgt. „N-Nein-… Es ist nur….uhm…ka-kann ich bei-…. bei dir schlafen?“ Einen Moment fehlten ihm vor Überraschung die Worte, bevor sich ein leises Grinsen in seinen Gesichtszügen ausbreitete. Sie wollte bei ihm schlafen, hatte sich aber nicht getraut zu fragen. Aber scheinbar hatte sie der Gedanke so fest gehalten, dass sie nicht hatte einschlafen können. Und irgendwie fühlte er sich durch diese Tatsache durchaus auch geschmeichelt. Sein Grinsen wurde breiter, als er wortlos seine Decke zur Seite klappte. Er konnte hören, wie sie erleichtert aufatmete und zu ihm unter die Decke schlüpfte, um sich anschließend sofort an ihn zu kuscheln. Und da er Genes „Awwww“ konsequent ignorierte, zeigte sein Zwillingsbruder genug Taktgefühl um sie alleine zu lassen. Mai hingegen merkte, wie sie endlich wieder ruhig wurde als er seine Arme um sie schlang und keine halbe Minute später war sie mit einem seligen Lächeln eingeschlafen. ________________________________________________________________________________________ So, und nächstes Kapitel beginnt dann der nächste Fall und somit auch der nächste Abschnitt. Und auch der wird so seine Überraschungen bereit halten... ^.^ lg naias Kapitel 20: Teil V: Ein Fall in Kabukicho ----------------------------------------- Ein sehr schnelles neues Kapitel. Und ein sicherlich überraschendes XD Viel Spaß! ________________________________________________________________________________ Ein Fall in Kabukicho Gelangweilt starrte Mai Löcher in die Luft, während sie sich fragte, wie lange es wohl dauern würde, bis der nächste Fall ins Haus flatterte. Die Yuki Onna hatten sie schließlich schon abgeschlossen und zu den Akten gelegt. Kaum waren sie von dem angenehmen Onsenausflug zurück gekommen, hatte sich Naru wie ein Besessener auf die Arbeit gestürzt, was Mai zuerst völlig verwundert hatte, da er nach einem abgeschlossenem Fall nicht mehr unbedingt so wild darauf war, sich weiterhin damit zu beschäftigen. Des Rätsels Lösung war nahe liegend und einfach: Er hatte den Bericht so ausführlich wie möglich geschrieben und mit einem vorwurfsvollen Brief per Eilpost an seinen Vater geschickt, der ihm Buchstäblich alle Mühseligkeiten und Gefahren die sie hatten auf sich nehmen müssen vor die Nase knallte. Weiters war der freundliche Hinweis beigefügt, dass er und Lin, sollte sein Vater ihm noch einmal einen Fall aufdrängen, all ihre Kräfte dazu nutzen würden um ihm sämtliche Geister auf den Hals zu hetzten, die sie nur irgendwie finden konnten. Sie hatten nicht lange warten müssen bis, ebenfalls per Eilpost, ein ausführlicher Entschuldigungsbrief ankam mit dem Versprechen, Naru nie wieder zu einem Fall zu zwingen. So zufrieden gestellt lief alles wieder wie immer im SPR. Und bis auf gelegentliche Scherzanrufe und Personen die das Büro mit einer Wahrsagerstube verwechselten, kam nicht einmal ein Anzeichen für einen neuen Fall. Einerseits war das durchaus ein Vorteil, da daher kein mordlustiger Geist an ihren Fersen klebte- Andererseits wurde es schlicht und einfach langweilig im Büro. Zwar kamen ab und zu, zu den unmöglichsten Zeiten, die anderen nicht fix angestellten Mitarbeiter hineingeschneit, dennoch verbrachte Mai die meiste Zeit damit, stur Löcher in die Luft zu starren. „Mai, Tee!“ Sie seuftste leise und raffte sich auf. Das würde sich wohl auch nie ändern. Zwar HATTE sich viel zwischen ihnen geändert und mittlerweile konnte sie schon wieder in seiner Umgebung sein, ohne ständig Herzrasen und ein knallrotes Gesicht zu haben… allerdings auch nur, wenn er nichts unternahm um sie aus der Fassung zu bringen. Gelangweilt sah sie zu, wie das Wasser langsam zu kochen begann, bevor sie den Tee aufgoss, immer noch hin und her gerissen ob sie sich den nächsten Fall nun wünschen sollte oder nicht. Träge schlurfte sie schließlich in Narus Büro und stellte die Tasse vor ihm ab, nicht wirklich eine Reaktion erwartend. Und sie kam auch nicht. Nun doch ein wenig enttäuscht drehte sie sich um und schlurfte wieder zu ihrem eigenen Schreibtisch und ließ sich in ihren Sessel fallen, da weiter machend wo sie aufgehört hatte. Bis ein Klopfen sie aus ihren Gedanken riss. Sofort wurde sie hellhörig und die gewohnte Anspannung erfasste ihren Körper. Es konnte niemand wie Bou-san oder Ayako sein, da diese einfach ohne anklopfen hereinstürmten. Somit gab es zwei Möglichkeiten: Entweder wieder ein Verrückter, der seine Zukunft vorhergesagt bekommen wollte, oder ein möglicher Klient. Sofort sprang sie auf und öffnete schwungvoll die Türe, während sie sich gleichzeitig verbeugte und ein freundliches Lächeln aufsetzte. „Guten Tag, kommen Sie doch bitte herein!“ meinte sie zuvorkommend, während sie die Person an der Türe verstohlen musterte- und erst Mal verwirrt blinzelte. Sie sah aus als wäre sie aus einer anderen Zeit in das Büro gehüpft. Die Frau war vielleicht Mitte dreißig, aber trotzdem noch umwerfend schön. Sie trug einen weinroten Kimono mit goldenen Drachenmustern darauf und in den kunstvoll hochgesteckten nachtschwarzen Haaren klimperten fein verzierte Haarnadeln. Zwar war sie ungeschminkt, dennoch konnte Mai sich gut vorstellen was für eine umwerfende Erscheinung sie machen musste, wenn sie einmal traditionelle Schminke auflegte. Sie musste aussehen wie eine Geisha. Nach einem freundlichen Lächeln und einer formvollendeten Verbeugung schwebte sie schließlich herein, an einer sprachlosen Mai vorbei gleitend. Irgendwie fühlte sie auf einmal instinktiv Respekt in ihr aufkeimen, obwohl sie nicht genau sagen konnte woran das lag. Vielleicht an den flüssigen, anmutigen Bewegungen oder den intelligenten Augen, die alles mit natürlicher Eleganz überflogen. Aber irgendwie war da noch etwas anderes- etwas das sie nicht in Worte fassen konnte. Sie schien trotz ihrer relativen Jugend eine unglaubliche Weisheit und Lebenserfahrung auszustrahlen. Irgendwie brachte sie ihr sofort den Respekt entgegen, den sie auch ihrer Mutter oder ihrer älteren Schwester entgegenbringen würde. Zwar ohne die dazugehörige Liebe, aber irgendwie wusste Mai, dass diese Person weit mehr von der Welt gesehen hatte als sie selbst. Und da ihr Instinkt normaler Weise recht behielt, beschloss sie das seltsame Gefühl nicht zu hinterfragen und einfach danach zu handeln. Plötzlich aufgeregt bot sie der seltsamen Dame einen Platz an, bevor sie in die Küche eilte um ihr eine Tasse Tee zu bringen. „Uhm… wie kann ich ihnen denn helfen?“ fragte Mai, wieder halbwegs gefangen und sich erinnernd, was denn eigentlich ihre Aufgabe war. „Nun… mein Name ist Masamosi Mami und mein …Arbeitsplatz ist von seltsamen Vorkommnissen heimgesucht.“ begann die Frau mit einer ruhigen melodischen Stimme, bei der Mai einfach nicht anders konnte als aufmerksam zuzuhören. „Aber sollte ich das nicht auch deinem Auftraggeber erzählen?“ fragte sie mit einem leisen Lächeln. Mai zuckte einen Moment zusammen. „Na-Natürlich. Wenn sie bitte einen Moment lang warten würden…“ Immer noch lächelnd neigte sie einen Moment lang ihren Kopf, und wieder konnte Mai diese flüssige Eleganz nur sprachlos bewundern. Ein wenig verwirrt und aus dem Konzept gebracht, stand sie auf und ging zu Narus Büro, sich unwillkürlich wie ein ungeschickter Trampel fühlend, wenn sie ihre Bewegungen mit denen dieser mysteriösen Frau verglich. Sie schüttelte einen Moment lang energisch ihren Kopf, bevor sie entschlossen kurz an Narus Büro anklopfte und eintrat. Eisblaue Augen starrten ihr entgegen. „Gibt es etwas Neues?“ „Ja. Eine mögliche Klientin ist eingetroffen und sie möchte mit dir reden.“ „Worum geht es?“ „Uhm…. Keine Ahnung.“ Sie wurde rot. Eigentlich war es ja in ihrem Job mit inbegriffen, die Verrückten von den möglichen Klienten zu filtern. Und da musste sie eigentlich zuerst einmal ungefähr erfragen worum es ging, bevor sie die Personen an Naru weiterleitete. Dieser seuftste nur und stand auf. „Hol Lin. Ich hoffe, dass das diesmal keine Zeitverschwendung ist.“ Schnell ging sie ihrer Aufgabe nach, hoffend dass es ein ernst zu nehmender Kunde war. Aber eigentlich sagte ihr Instinkt ihr klar und deutlich, dass diese Person auf alle Fälle ernst zu nehmen war. So informierte sie schnell den Chinesen, bevor sie zu der seltsamen Frau zurückkehrte. Naru schien völlig unberührt von ihrer märchenhaften Erscheinung. Eigentlich typisch. Neugierig hörte sie dem folgenden Gespräch zu. „Könnten sie bitte kurz die Ereignisse schildern?“ Die Frau nickte, bevor sie schließlich anfing zu erzählen. “Seit einiger Zeit suchen seltsame Erscheinungen meinen Arbeitsplatz heim. Meine jungen Angestellten fallen auf einmal in so etwas wie eine Ohnmacht und wachen nicht mehr auf. Allerdings scheint es ein völlig normaler Schlaf zu sein, wenn man der Diagnose der Ärzte Glauben schenken darf. Auch kann man öfter Klopfgeräusche und ein Jammern hören, aus leeren Räumen. Das seltsame an dieser Situation ist, dass die Mädchen aufwachen und sich an nichts erinnern können, wenn man sie aus dem Haus entfernt. Aber sobald sie einen Schritt über die Türschwelle setzten, fallen sie sofort wieder in Ohnmacht.“ Sie verstummte einen Augenblick und nahm einen Schluck Tee, bevor sie weiter sprach. „Langsam fühlen sich auch unsere Kunden von diesen Vorkommnissen gestört, und da wir trotz zahlreicher Untersuchungen keine logische Ursache für die Ohnmachtsanfälle meiner Mitarbeiterinnen finden können, haben wir beschlossen auch die Möglichkeit mit einzubeziehen, dass die Ereignisse durch etwas paranormales ausgelöst werden könnten.“ Wieder schwieg sie, während sie weiter an ihrem Tee nippte und Naru in Gedanken versunken war. „Gehe ich Recht in der Annahme, dass keine Person zu Schaden gekommen ist?“ „Ja. Zu Schaden gekommen ist niemand, aber es stört nun Mal das Geschäft wenn plötzlich die Mitarbeiter reihenweise in Ohnmacht fallen und man überall ein Klopfen und Jammern hören kann.“ Falls wirklich ein Geist hinter den Ereignissen steckte, war er entweder sehr friedvoll oder sehr schwach. Möglicherweise sogar beides. Eigentlich der perfekte Fall für Mai. Das schlimmste was passieren konnte war, dass sie einschlief und das tat sie auch ohne Fall oder Geist andauernd. Sollte sie wirklich ein Opfer werden, was irgendwie wahrscheinlich war, brauchte er sie bloß von dem Grundstück tragen und alles wäre wieder in Ordnung. Doch, es war vielleicht einmal ganz angenehm, einen Fall zu haben indem niemand versuchte seine Freundin umzubringen. Geradezu entspannend. Und er konnte trotzdem an einem Fall herumpuzzeln und seiner Profession nachgehen. Wahrscheinlich zwar weniger Herausforderung, dafür auch weniger Gefahr. Hätte er nicht schon so viele haarsträubend starke und mordlustige Geister oder auch Dämonen hinter sich gehabt, hätte er wahrscheinlich abgelehnt, da er den Fall als zu langweilig empfunden hätte. Aber so…. so würde er eben irgendeinem Betrieb aus der Klemme helfen und sein Honorar kassieren. Doch, das klang nach einem guten Plan. Er würde entweder John, Ayako oder Bou-san mitnehmen, die den Geist dann auch austreiben konnten, und damit war die Sache erledigt. Nervenschonend, schnell und sauber. Noch wusste er nicht, wie sehr er sich irrte. „Gut, wir werden den Fall akzeptieren.“ meinte er schließlich und erntete sowohl von Mai, als auch von Lin einen überraschten Blick. Die fremde Frau lächelte erfreut. „Müssen wir auf irgendetwas Rücksicht nehmen?“ „Wir brauchen mindestens einen Raum zu unserer Verfügung, der als Basis dient. Weiters würden Übernachtungsmöglichkeiten für uns ein schnelles Eingreifen erleichtern, da wir über Nacht im befallenen Gebäude bleiben könnten. Falls wir mehrere Räume zur Verfügung bekommen, sollten diese Räume möglichst nahe an den Orten liegen, die am stärksten heimgesucht werden um schnell an Ort und Stelle zu sein.“ Wieder neigte die Frau ihren Kopf. „Darf man wissen, wie groß das Team sein wird?“ „Mindestens drei, höchstens sieben.“ Wieder lächelte sie ein angenehmes Lächeln. „Dann werden drei Räume genügen? Oder sollten es doch mehr sein?“ „Drei werden vorerst genügen. Falls nicht, werden wir Sie informieren.“ „Ausgezeichnet. Ich freue mich, dass sie so schnell zusagen konnten. Es ist wirklich eine Erleichterung, dass die Vorfälle wohl bald ein Ende finden werden.“ „Gut. Geben sie die Adresse meiner Assistentin. Sofern das heimgesuchte Gebäude in der Stadt ist, können wir Morgen Nachmittag da sein und mit den Untersuchungen beginnen.“ „Morgen Nachmittag, dann.“ Während Mai die jetzt fixe Klientin übernahm, kehrte Naru wieder in sein Büro zurück. Schnell warf sie einen Blick auf die Adresse. Das heimgesuchte Haus befand sich in Shinjuku, dem direkt angrenzenden Nachbarbezirk. Also würden sie nicht lange brauchen, um mit dem Auto hin zu kommen. Eigentlich konnte sie ja nach dem Fall sogar mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause fahren. Oder aber auch bleiben, immerhin würden sie drei Räume haben. Was für ein glücklicher Zufall! Endlich einmal landeten sie nicht in irgendeinem verschlafenen Nest! Und so wirklich gefährlich schien der Fall auch nicht zu sein. Ohnmachtsanfälle waren ja nun wirklich nicht so schlimm. Umso erstaunlicher, dass Naru den Fall angenommen hatte. Wahrscheinlich handelte es sich um ein Geschäft oder Kaufhaus, dass eben heimgesucht wurde. Und wenn die Verkäuferin mitten bei einem Beratungsgespräch bei unheimlichen Jammer- und Klopfgeräuschen in Ohnmacht fiel und einfach nicht mehr aufwachte, trug das nicht unbedingt zum Verkauf bei. Möglicherweise handelte es sich um einen Kimonoverkäufer, das würde die seltsame Kleidung ihrer Klientin erklären. Das könnte doch einmal ein wirklich entspannter Fall werden. Und wahrscheinlich würde ihr nicht einmal langweilig werden, da sie immer gerne verschiedene Kimonos betrachtete. Vor allem wenn sie alle so schön waren, wie der ihrer Klientin. Leise summend und mit ungewöhnlicher Vorfreude sah sie dem Fall entgegen. Nachdem sie ihre Klientin verabschiedet hatte, widmete sie sich hingebungsvoll verschiedenen Tagträumen von schönen bunten Kimonos und schlichtem austauschen der Videobänder und sonst nichts. „Mai, Tee.“ Sie seuftste und unterbrach ihre Tagträume. Heute trank er ja ungewöhnlich viel Tee. Dass ihm das Zeug nicht schon zum Hals heraus hing? Leise mit den Schultern zuckend brachte sie ihm das gewünschte Gut, gab ihm aber auch gleich die Adresse des neuen Falles. „Kontaktiere Hara-san, Brown-san, Takigawa-san und Matsuzaki-san und frag wer Lust hat in diesem Fall mit zu machen. Es sollte wenigstens einer zustimmen, alles andere ist gleichgültig.“ „Gut. Uh…Naru?“ „Ja?“ „Warum hast du den Fall angenommen? Ich meine…. das ist doch sonst eher einer von denen, die du ablehnst, oder?“ Er zog sie sanft zu sich, bevor er ihr mit dem Anflug eines Grinsens in die Augen sah. „Damit du wenigstens einmal nicht von einem mordlüsternen Geist verfolgt wirst. Schlafen tust du ja sowieso ständig, da fällt der Unterschied wahrscheinlich gar nicht so auf.“ Sie sog scharf Luft ein. „Bitte was?!“ Wütend sprang sie auf und stapfte schnaubend und verärgert vor sich hinmurmelnd aus dem Büro, während Naru ihren Abgang amüsiert beobachtete. Es war doch immer wieder witzig, sie ab und zu zur Heißglut zu treiben. Gut gelaunt wandte er sich dem Stadtplan zu, um den Anfahrtsweg für den folgenden Tag nachzuschlagen, während Mai sich langsam abregte und zu ihrem Leidwesen feststellte, dass seine Anschuldigungen eigentlich nicht ganz unberechtigt gewesen waren. Seuftsend wählte sie der Reihe nach die Nummern der Anderen, um sie von dem neuen Fall zu informieren. Das alle außer Masako zustimmten, die leider einen Drehtermin hatte, stimmte sie wieder positiv. Wahrscheinlich könnte sie wirklich die meiste Zeit einfach schlafen… Dementsprechend gut gelaunt ging sie an diesem Abend nach Hause und schließlich schlafen, nicht ahnend was der nächste Tag alles für Überraschungen bringen würde. Der Tag des neuen Falles begann ausgesprochen angenehm. Gut gelaunt und ausgeschlafen war sie an diesem Morgen tatsächlich pünktlich im SPR, wo sie anfingen träge und völlig entspannt im Schneckentempo das Equipment zusammen zu packen. Die normalerweise vorherrschende Anspannung und strikte Planung ließ an diesem Tag auf sich warten. Zwar checkten sie wie gewohnt mehrmals, ob sie auch alles einpackten, aber auch das ging völlig gelassen über die Bühne. So gelassen, dass sie sogar noch ein entspanntes und zweisames Mittagessen in einem kleinen Restaurant konsumierten, bevor sie sich träge dazu aufrafften wieder an den Fall zu denken. Etwas, was bei Naru zuvor noch nie passiert war. Am frühen Nachmittag stießen schließlich auch Bou-san und Ayako zu ihnen, und sie gönnten sich alle zusammen noch wahlweise einen Kaffee oder Tee im Büro, und diesmal ließ Naru nicht mürrisch verlauten sein Büro sei kein Kaffeehaus. Zwar konnte John erst am Abend zu ihnen stoßen, dafür passten alle in ein Auto und sie mussten nicht getrennt fahren. Genauso träge folgte dann schließlich auch die Abfahrt. Bis sie schließlich in eine Gegend fuhren, die absolut nicht so aussah wie sie es sich vorgestellt hatten. Überall waren bunte Neontafeln, allerdings noch nicht eingeschaltet. Das besondere an ihnen waren aber die Umrisse von nackten Frauen in ziemlich eindeutigen Posen. Verschämt senkte sie ihren Blick auf ihre Knie und fragte sich, durch was für einen Stadtteil sie denn da gerade fuhren. Ob sie wohl bald am Kimonoladen ankommen würden? „Darf ich vielleicht Mal die Adresse sehen?“ fragte Bou-san, mit einer gewissen Anspannung in der Stimme. Wortlos reichte Naru sie ihm nach hinten, bevor der ehemalige Mönch einen Blick darauf warf und scharf Luft einsog. „Ihr wisst aber schon, dass das in Kabukicho liegt, oder?!“ fragte er entsetzt und… tatsächlich verlegen. Naru, irgendwie was Böses ahnend, ließ seinen Blick über den erstaunten Mönch, die unterdrückt kichernde Miko und die auf einmal knallrote Mai wandern. „Gibt es dabei ein Problem?“ „Naja…“ druckste er herum. „Das kommt ganz darauf an. Ähm… ob du vielleicht bei manchen Sachen ein wenig…. gehemmt bist… oder nicht.“ „Bei manchen Sachen…?“ Irgendetwas lief hier an ihm vorbei. Warum waren auf einmal alle so verlegen, außer der Miko die halb an ihrem Lachanfall erstickte? „Kabukicho ist das Rotlichtviertel, Naru.“ Das Rotlichtviertel?! „…. Oh.“ ___________________________________________________________________________________ Ihr neuer Fall ist also im Rotlichtviertel. Tja, was da wohl noch so alles auf sie zukommt? *unschuldig pfeif* Übrigens habe ich für dieses Kapitel ein wenig nachrecherchiert- also ja, Kabuki-cho existiert wirklich. Und ja, laut meinen Quellen ist es auch ein Vergnügungsviertel. Und ja, es liegt in einem Nachbarbezirk von Shibuya, wo laut Anime das SPR liegt. *stolz auf mich* lg naias Kapitel 21: Eine Nacht im Bordell --------------------------------- @ yuuki0: Also zu deiner Frage „wie kommt man auf Rotlichtviertel“ kann ich dir zufällig ganz genau erklären wie das geht. XD Nehmen wir an, es ist Sommer und sauheiß in der Nacht.( Also so 29-33°C im Zimmer um halb eins in der Früh -.-’) Und dann kann man nicht einschlafen und dreht den Fernseher auf um bei irgendeiner alten Columbo-Wiederholung wegzudösen. Dabei stolpert man über eine „ruf-mich-aaaaan“ Werbung nach der nächsten. Nach ewiger Suche findet man endlich eine gehirnverblödende Sitcom und döst endlich ein bisschen weg- um im nächsten Moment von einem „RUF-MICH-AAAAAN!!!“ aus seinem friedlichen Schlaf gerissen zu werden. Am nächsten Tag sitzt man dann übermüdet und ein bisschen mies gelaunt vor seiner FF und überlegt sich, wie man denn die eine oder andere Szene besser ausformulieren könnte- erinnert sich an die blöden „ruf mich aaan“ Werbungen und TADAAA die Idee ist da. XD Ja- so ungefähr ist mir die Idee- mal wieder völlig aus dem nichts und meine FF-Planung über den Haufen werfend- in den Kopf geschossen. Teil II und Teil IV der Geschichte sind auch solche Exemplare- man sieht also, meine Planung hinkt ziemlich hinterher und zurzeit besteht die FF eigentlich aus eingefügten Geistesblitzen. XD (Daher beschäftigen sie sich immer noch mit Geistern, statt- wie eigentlich dem Titel nach- Dämonen…) ______________________________________________________________________________________ Eine Nacht im Bordell Einen Moment fühlte es sich an, als würde Naru der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Das Rotlichtviertel also. Natürlich hatte er das nicht gewusst, erstens lag das weit außerhalb seiner Interessen und zweitens war er Engländer. Da kannte er die japanischen Rotlichtviertel erst recht nicht. Und Mai hatte wahrscheinlich den Bezirk erkannt, aber nicht dass die Adresse im Rotlichtviertel lag. Immerhin lag das ja auch jenseits IHRER Interessen. Du meine Güte… aber er hatte schon zugesagt. Außerdem war die Adresse vielleicht im Rotlichtviertel, aber es könnte immer noch ein Nachtklub oder ähnliches sein. Andererseits konnte es auch tatsächlich ein Bordell sein. Aber bei dem Aussehen seiner Klientin hatte er irgendwie mehr auf einen Kimonoladen getippt. Überhaupt hatte sie nicht wie eine Prostituierte gewirkt. Die waren doch normalerweise anders gekleidet. „Wir sind da.“ riss Lin alle Insassen aus ihren Gedanken. Und es erwartete sie die nächste Überraschung. Das Haus vor ihnen sah eher aus wie ein traditioneller Palast. Davor war ein gepflegter japanischer Garten… was zum Teufel war das denn jetzt??? Innerlich nun doch ein wenig verunsichert stieg er aus dem Wagen und richtete seinen Blick auf das prachtvolle Haus. Bevor er allerdings auch nur daran denken konnte, möglicher Weise wieder umzukehren, kam auch schon mit einem freundlichen Lächeln ihre Klientin auf sie zu, eine kleine Mädchentraube in ihrem Gefolge, die, kaum hatten sie die Gruppe entdeckt, sofort ein kokettes kleines Lächeln aufsetzten und sie mit spürbarem Interesse musterten. Allerdings waren sie in keinster Weise gekleidet wie Prostituierte. Immerhin trugen sie alle ziemlich edle Kimonos. //Wahrscheinlich die Neugierde// quittierte Naru währenddessen in Gedanken die interessierten Blicke mit einem innerlichen Schulterzucken und wandte sich ihrer Klientin zu. „Herzlich Willkommen in der aufgehenden Sonne. Wenn ihr mir bitte folgen würdet?“ Naru ging der Klientin nach und sah sich gleichzeitig ein wenig um. Es wirkte wirklich nicht wie ein Bordell. Irgendwie war es zu edel eingerichtet- nicht überladen mit scheinbar teurem Gerümpel, dass aber alles nur Fälschungen waren. Es wirkte geschmackvoll und sehr teuer- aber warum stand dieses Haus dann in einem Rotlichtviertel? Die sechsköpfige Gruppe folgte der seltsamen Frau in einen stilvoll eingerichteten, aber traditionell japanischen Raum, wo schon geduldig zwei Mädchen warteten und den Gästen sofort Tee einschenkten, bevor sie sich mit einer respektvollen Verbeugung entfernten. Einen Moment lang breitete sich Schweigen aus, bevor ihre Klientin wieder das Wort ergriff. „Bevor irgendwelche falschen Schlüsse gezogen werden, möchte ich Sie lieber gleich aufklären, da ich weiß dass unser Etablisment unter Umständen derartige Missverständnisse hervorrufen kann. Ja, sie befinden sich hier in einem Bordell. Allerdings sollte gesagt werden, dass es ein Nobelbordell ist. Zu unseren Kunden zählen immer nur die reichsten und Besten der Gesellschaft, somit kann der äußere Anschein im ersten Moment trügen.“ Naru musste einen Moment nachdenken, bevor er entdeckte was ihn an dieser Satzstellung störte. Sie hatte gesagt, zu ihren Kunden würden nur die reichsten und Besten zählen- nicht dass die reichsten und Besten zu ihren Kunden zählten. Die Satzstellung war nur sehr gering verändert, aber es gab einen unglaublich großen Unterschied in der unterschwelligen Bedeutung. Sie gaben nicht damit an, dass sie reiche und berühmte Kundschaft hatten- es war Voraussetzung, um hier ein und ausgehen zu können. Als würden sie sich selbst über ihre Kunden stufen. Da Naru nichts erwiderte, ergriff sie wieder das Wort: „Natürlich sind daher viele bekannte Persönlichkeiten hier, weswegen bei uns kompromisslose Diskretion herrscht. Ich bitte Sie, dass zu beachten.“ „Natürlich. Allerdings kann hier ein Problem auftreten. Wir arbeiten mit Videokameras, die heimgesuchte Räume überwachen und die Aktivitäten aufzeichnen. Da ihr Etablisment allerdings ein Bordell ist, fällt diese Möglichkeit weg.“ meinte Naru genauso sachlich wie immer. Mai fragte sich, wie er das bloß anstellte. Sogar Lin schien sich ein wenig unwohl zu fühlen, während dem Rest der Gruppe deutlich die Verlegenheit ins Gesicht geschrieben stand. Aber Naru wirkte völlig entspannt- es schien ihm wirklich gleichgültig, ob sie ihre Untersuchungen in einem Bordell durchführten oder in einem Kindergarten. Wahrscheinlich würde er sich bei beiden völlig gleich verhalten. Was Mai allerdings nicht wusste, war, dass er sehr wohl verlegen war. Auch für Naru war es irgendwie eine haarige und zudem peinliche Situation- aber die Sachlichkeit ließ ihn alles etwas distanziert sehen und half ihm, wie beabsichtigt völlig normal zu wirken. Die Ruhe blieb aber auch nur beim äußeren Schein. Die Frau seuftste leise und nahm nach einer kurzen Denkpause das Gespräch wieder auf. „In diesem Fall hätte ich vielleicht angeboten, die Kameras trotzdem aufzustellen und so zu postieren, dass man sie nicht sieht und bei Abschluss des Falles auf die Vernichtung der Bänder bestanden- aber wenn ich mir ihr restliches Team so ansehe, fürchte ich, dass diese Option ebenfalls ausfällt.“ Irrte er sich…? Nein, sie hatte gerade tatsächlich angeboten, dass sie die Räume während der…. Anwesenheit von Kunden überwachten. Du liebe Güte, dass wäre ja… ja, nichts anderes als ein Pornofilm. Wie gut, dass er eine so gute Selbstbeherrschung hatte. Er warf einen kurzen Seitenblick auf seine Angestellten- diesmal war sogar Ayako knallrot angelaufen und auch Lin hatte einen leisen Rotschimmer im Gesicht. Nein, diese Möglichkeit fiel definitiv aus. Selbst er musste sich beherrschen, um nicht doch noch rot zu werden. „Nein, diese Möglichkeit fällt aus.“ war Narus trockener Kommentar dazu. Die Kurtisane seuftste leise und schwer. „Heißt das, dass Sie diesen Fall doch ablehnen?“ „Das kommt darauf an, wo und wann die Aktivitäten stattfinden.“ „Während der Arbeitszeit, vor Kunden.“ Also genau das, was sie nicht beobachten konnten, wenn er seine Assistenten nicht vor Peinlichkeit in die Ohnmacht treiben wollte. „Aber vielleicht kann ich etwas herausfinden?“ meinte Mai zögerlich. Naru wandte sich ihr zu. „Diese Entscheidung überlasse ich dir. Persönlich würde ich dir davon abraten.“ „Warum? Ich meine… der Geist dürfte verglichen mit unseren anderen Fällen doch eher harmlos sein. Und wenn ich etwas Brauchbares träume, hätten Bou-sahn, Ayako oder John vielleicht einen Hinweis, wo und wie sie den Exorzismus durchführen könnten. Und wenn Masako irgendwann vielleicht doch ein bisschen Zeit übrig hat, könnte sie mal kurz vorbei sehen und ebenfalls Tipps geben. Ich meine, bei der Yuki Onna hat es doch auch geklappt, oder?“ „Bei ihr hat es geklappt, weil das ein äußerst mordlustiger und starker Geist war, der es auf dich abgesehen hat. Somit haben wir mehr als genug Kontakt mit ihr gehabt. Bei DIESEM Geist hier werden die Ereignisse aber auf sich warten lassen.“ argumentierte er zurück. „Und selbst wenn es gut geht und du träumst etwas brauchbares, wäre das wohl auch nicht gerade wünschenswert. Denk doch einmal nach, von was du hier träumen würdest?“ Mai schluckte heftig und war froh, dass sie sowieso nicht noch röter werden konnte. In einem Bordell wäre es wahrscheinlich, dass sie etwas träumen würde was… sehr peinlich war. Wahrscheinlich, aber nicht sicher. Immerhin war die Frage, wie alt der Geist war und was sich zuvor in diesem Haus oder auch nur auf diesem Grundstück befunden hatte. Es war bei weitem nicht sicher, dass sie von einer Prostituierten träumte. Und der Geist war friedlich- also wahrscheinlich weniger traumatisiert. Und das bedeutete, dass auch die Ereignisse nicht so schlimm waren- meistens jedenfalls. „Wir wissen nicht, was ich träumen werde.“ meinte sie daher leise. „Überhaupt scheint der Geist eher friedlich zu sein, was darauf hindeutet, dass auch die Erlebnisse nicht so traumatisch sind, oder?“ „Das stimmt.“ gab Naru unumwunden zu „Allerdings wäre es durchaus möglich, dass er bei deinem Glück doch noch versucht DICH umzubringen.“ Mai schnaubte beleidigt und starrte ihn trotzig an. „Aber ich kann es ja immerhin versuchen.“ Immerhin hatten sie den Fall schon angenommen. Und bisher hatte es noch keinen Fall gegeben, den sie nicht hatten lösen können. Warum sollten sie dann bei einem anfangen, wo der Geist weder mordlüsternd noch schadend war? Naru seuftste leise, bevor er die neue Situation kurz überdachte. So stur wie Mai nun einmal war, würde sie wahrscheinlich an ihrem Entschluss fest halten. Und bevor sie irgendeine Dummheit anstellte, ließ er sie lieber gleich bleiben und ihr Glück versuchen. Er konnte nur hoffen, dass die Erlebnisse des Geistes nicht allzu tragisch waren, ansonsten hatte er wieder eine verstörte und heulende Freundin am Hals. Kein unbedingt angenehmer Gedanke. Vor allem, da Mai die Angewohnheit hatte, alles am eigenen Leib zu erfahren… Vielleicht konnte Gene irgendwie verhindern, dass ihre Träume allzu schlimm wurden. Sozusagen eine Zensur… Seuftsend passte er sich an die neue Situation an. „Gut. Bou-san und Matsusaki-san, ihr könnt wieder nach Hause gehen. Wenn wir einen Exorzismus brauchen, werden wir uns wieder melden. Und kontaktiert Brown-san, dass sein Kommen unnötig ist. Lin und ich werden zumindest diese Nacht hier bleiben und testen, ob Mai irgendetwas Brauchbares aufschnappen kann.“ Nein, den Mönch und die Miko brauchten sie wirklich nicht. Einerseits, weil die Miko ständig blöde Kommentare von sich geben würde und andererseits, weil beide nicht so wirklich zu Diskretion neigten. Wenn wirklich mächtige Leute ein- und ausgingen erfuhren davon am Besten so wenige wie möglich. Und er bezweifelte, dass ein katholischer Priester sich gerne in einem Bordell aufhielt… Ihre Klientin hatte das Gespräch zwar mitverfolgt, sah aber ein wenig verwirrt aus. „Wenn die Frage nicht stört…. Wie will das Mädchen etwas herausfinden, nur indem sie hier schläft?“ „Man könnte es als ihre Gabe bezeichnen.“ meinte Naru leise schmunzelnd. „Das verstehe ich nicht.“ erwiderte die Edelkurtisane immer noch verwirrt. „Vielleicht erklärt es Mai später noch genauer. Lin, fahr Matsuzaki-san und Takigawa-san am Besten wieder nach Hause und ladet die unnötigen Kameras wieder aus. Wir werden in den befallenen Räumen nur die Temperatur messen. Mai und ich werden derweil die Basis einrichten. Also los.“ Sofort kam wieder Bewegung in die Gruppe und Narus Anweisungen wurden mit offensichtlicher Erleichterung befolgt. Während noch schnell ein Monitor und die dazugehörigen Messgeräte in die Basis verfrachtet wurden, stieg der Rest der Gruppe wieder ein und ließen Naru und Mai vorerst alleine zurück. Da das Equipment sehr stark dezimiert war, brauchten sie auch zu zweit nicht lange um alles aufzubauen. Allerdings entging ihnen nicht, dass sie dabei neugierig beobachtet wurden. Obwohl, nicht sie beide wurden neugierig betrachtet, wie Mai nach einer Weile feststellte. Die Blicke der durchaus sehr attraktiven Kurtisanen hefteten sich alleine auf Naru. Nun ja, er war ja auch der Chef der Gruppe, deswegen galt ihm wohl die größere Aufmerksamkeit. Zumindest versuchte Mai krampfhaft, sich das einzureden. Wenigstens wurden sie von Naru geflissentlich ignoriert, was das Mädchen durchaus beruhigt zur Kenntnis nahm. Als die Basis schließlich stand, klappte Naru nur kommentarlos seinen Laptop auf und fing wie gewohnt an, die Geschichte des Hauses zu recherchieren. Und Mai kam sich auf einmal furchtbar unnütz vor. Das Equipment war aufgestellt, und ausgewechselt musste nichts werden. Naru war wohl vorerst beschäftigt und sie hatte nicht die geringste Ahnung was sie mit sich anfangen sollte. Dass öfter kichernde Mädchen am Gang hin und her huschten, wirkte nicht unbedingt entspannend. Kriechend zog sich der Abend in die Länge, und Mai beschloss früh schlafen zu gehen um möglichst bald an Informationen zu kommen. Gerade als beide beschlossen hatten auf ihre zugeteilten Zimmer zu gehen, passte ihre Klientin sie an der Türschwelle ab. Und zum ersten Mal wirkte sie ein wenig unsicher. „Entschuldigt die Störung, aber… könnte ich vielleicht einen Augenblick mit Taniyama-san sprechen? Es wäre durchaus wichtig…“ „Oh… ähm- natürlich.“ Antwortete das Mädchen verwirrt. „Würdest du mir bitte folgen?“ „Äh…sicher.“ Sie tauschte einen verwirrten Blick mit Naru und zuckte die Schultern, bevor sie der Klientin folgte und in ein anderes Zimmer geführt wurde. „Setz dich doch bitte. Möchtest du auch Tee?“ „Gerne. Aber…worüber wollten Sie denn mit mir reden?“ fragte Mai verwirrt und betrachtete die Edelkurtisane, die leise seuftste und an ihrem Tee nippte. „Ich fürchte, der Aufenthalt wird nicht besonders angenehm für dich werden…“ Mai blinzelte verwirrt. „Ich verstehe nicht recht. Warum? Ich meine, ich hätte nicht bemerkt dass mir gegenüber irgendjemand feindselig ist oder so…“ Genau genommen hatte bisher überhaupt niemand auf sie reagiert. „Nein, dass ist es auch nicht. Aber es geht darum, dass ein Haufen von durchaus erfahrenen und geübten Mädchen sich in den Kopf gesetzt haben, deinen Freund zu verführen.“ „Was?“ Die Frage, wie die Edelkurtisane erraten hatte dass sie beide zusammen waren rückte anhand dieser Information sehr schnell in den Hintergrund. Immerhin war sie eine Edelkurtisane- vielleicht hatte sie ja ein Auge für so etwas. „Lass mich dir etwas über dieses Bordell erzählen.“ meinte sie leise und mit dem Anflug eines Lächelns. „Unser Leben ist nicht leicht. Dieser “Job“ geht jeder Frau, die auch nur ein wenig Selbstachtung besitzt, unglaublich an die Substanz. Für Geld den eigenen Körper zu verkaufen… das ist für jeden schwierig, gleichgültig ob sie sagen, es würde ihnen gefallen und sie würden dieser Arbeit gerne nachgehen. Das ist eine Tatsache.“ Die tiefen Augen der Kurtisane waren auf einmal sehr müde. „Es sind schon unzählige Mädchen und Frauen an diesen Belastungen zerbrochen. Ich habe alles getan, um das hier nach Möglichkeit zu verhindern. Weißt du, diese Mädchen hier sind speziell ausgesucht, jedes für sich ein Juwel mit einem besonderen Talent, das unter anderen Umständen in dieser Situation untergegangen wäre. Aber sie haben ausnahmslos alle eines gemeinsam: Auch wenn sie die Arbeit selbst vielleicht nicht genießen- sie genießen die unglaubliche Macht, die eine Kurtisane über einen Mann entwickeln kann. Wie hilflos und teilweise auch manipulierbar sie werden, ohne dass sie es wirklich bewusst mitbekommen. Nach diesen Eigenschaften sind die Mädchen hier ausgesucht und das gibt ihnen die Kraft, ihren Stolz und ihre Selbstachtung zu wahren. Und damit können sie in dieser Welt überleben, ohne zu zerbrechen.“ Einen Moment lächelte die Kurtisane dunkel in sich hinein. „Wenn unser Gewerbe nieder und verabscheuungswürdig ist, dann sind die Männer die sich in den Armen einer Prostituierten verlieren und so hilflos wie Kinder werden, noch viel erbärmlicher als wir. Und wir haben gelernt, es amüsant zu finden wenn knallharte Redner und Politiker auf einmal anfangen zu stammeln und keine Worte mehr finden können. Zeitweise hat diese Macht auch durchaus etwas Berauschendes. Und Belustigendes. Die Oberschicht der Gesellschaft kommt zu uns und denkt, sie könnte mit ihrem Geld mehr erkaufen als eine Dienstleistung. Die Männer hier sind überzeugt, dass sie auch tatsächlich Macht über UNS hätten. Und wenn sie dann auch noch anfangen damit zu prahlen…“ Sie kicherte leise. „Wirklich, wenn man gesehen hat was ich gesehen habe, fällt es einem schwer zu glauben, dass das die Oberschicht des Landes sein soll. Ab und zu fängt man dann auch an sich zu fragen, warum das Land nicht schon lange kollabiert ist. Aber das hat nichts mit deiner jetzigen Situation zu tun. Entschuldige, ich bin abgeschweift. Was du noch wissen solltest, ist dass bei uns unglaublich strenge Regeln in Sachen Liebe herrschen. Wenn eine Kurtisane Interesse an einem Klienten bekundet, hat sie strikten Vortritt den anderen gegenüber. Wenn sie sich in ihn verliebt, ist er für die anderen Frauen ein Tabu. Es sei denn natürlich, der Klient fordert eine andere Frau an. Aber ansonsten ist es für andere Kurtisanen sozusagen verboten um seine Gunst zu werben, weil dass eine andere verletzen würde. Solche Regeln sind wichtig für uns um friedlich zusammen leben zu können. Aber da kommt ein Haken ins Spiel- sie gilt nur für die Mädchen hier- also nicht für dich. Und bei deinem Freund haben alle Mädchen Interesse bekundet und werden nach der Reihe versuchen ihn zu verführen.“ schloss sie entschuldigend. Mai schluckte nur leise und versuchte ihren wirren Gedankenhaufen zu Ordnen. ALLE Mädchen hatten an Naru Interesse bekundet?! Also würden ALLE Prostituierten in diesem Haus versuchen, ihren Freund zu verführen, vielleicht nur mit Ausnahme ihrer Klientin? Sie schluckte leise und erinnerte sich mit einem eisigen Gefühl im Bauch an die wunderschönen Gestalten der Mädchen. Was das Aussehen betraf waren sie zehn Mal so schön wie sie selber, mindestens. Zumindest wenn sie ihren eigenen Augen trauen konnte. Und alle waren hinter IHREM Freund her. Wunderbar. Nicht, dass sie es nicht schon gewohnt war, das Mädchen generell Interesse an Naru hatten. Sie konnte es eigentlich ja auch nachvollziehen- aber das waren alle keine professionellen Kurtisanen gewesen. Und jetzt hatte sie gleich ein ganzes Haus voll davon. Irgendwie begann sie es zu bereuen, Naru dazu überredet zu haben den Fall anzunehmen. „Danke für die Warnung.“ flüsterte Mai mit zugeschnürter Kehle, während die ältere Frau sie mitleidig musterte und leise seuftste. „Du solltest dich während des Falles wohl besser von dem Zimmer deines Freundes fern halten. Ansonsten würde es dich nur unnötig verletzen.“ Mai biss sich auf die Lippen und dachte nach. Sollte sie sich fern halten? War es besser nicht zuzusehen, wenn andere Frauen um Naru warben? Aber allein diese Unsicherheit würde ewig an ihr nagen und ihr buchstäblich den Verstand rauben. Nein, wenn Naru tatsächlich dem Werben der Kurtisanen nachgab, dann wollte sie das auch mit Sicherheit wissen, so schmerzhaft das auch sein würde. Andererseits redeten sie hier von Naru. Und der verhielt sich grundsätzlich unempfänglich für… solche Avancen. Er hatte sogar schon unglaublich viele schöne Mädchen abblitzen lassen. Warum sollte sich das ausgerechnet jetzt ändern? Sie hatte ja sowieso nie verstanden, wieso er sich ausgerechnet in sie verliebte, wo er doch auch nahezu jede andere haben konnte. Jetzt waren es eben professionelle Kurtisanen- na und? So oder so liefen ihm die Mädchen nach, da musste er nicht erst in ein Bordell gehen. Also fasste sie ihren Entschluss. „Ich werde zu ihm gehen. Und zwar jetzt“ meinte sie leise, aber bestimmt. „Ich würde dir davon abraten. Ich bin sicher, dass die Mädchen schon angefangen haben.“ erwiderte die Kurtisane sanft. „Danke für die Ratschläge.“ sagte Mai steif, bevor sie den Raum verließ und mit zitternden Knien direkt zu Narus Zimmer ging. Zumindest versuchte sie direkt zu gehen. Das rasende Herzklopfen und die vor Angst und Anspannung butterweichen Knie verwandelten das zielstrebige Schreiten in ein verunsichertes Wanken. Eigentlich wankte sie so stark, dass sie aussehen musste wie eine besoffene. Durch diese zeitmäßige Verzögerung brauchte sie länger als geplant, um zu Narus Zimmer zu gelangen. Verunsichert blieb sie stehen. Die Türe war offen. Und sie hörte eine gurrende Mädchenstimme. Tief durchatmend verdrängte sie die eisige Angst in ihrem Bauch und spähte mit rasendem Herzklopfen durch die Türe. Und der Anblick ließ ihr Herz einen Moment stillstehen. Er lag rücklings auf dem Bett und über ihm kniete ein halb nacktes, grinsendes Mädchen. Schlimmer noch, sein Hemd war offen. Der Schock ließ sie auf ihrem Standpunkt gefrieren während sie auf die Szene starrte, obwohl sie sich am liebsten umgedreht hätte und weggelaufen wäre. Aber dadurch dass sie, wie der berühmte Hase vor der Schlange, auf die Szene starrte, konnte sie beobachten dass seine Mine nicht im Geringsten begeistert aussah. Eigentlich wirkte er sogar eher genervt. „Würdest du bitte von mir runter gehen?“ fragte er mit deutlicher Verärgerung in der Stimme. „Soll ich wirklich…?“ hauchte das Mädchen verführerisch und drückte sich näher an ihn. „Ich bitte darum.“ Meinte er, jetzt wirklich wütend wirkend. „So? Aber warum denn?“ schnurrte sie verführerisch. „Mal abgesehen davon dass ich eine Freundin habe, die diese Situation, würde sie es sehen, Mal wieder völlig falsch deuten und mich erschlagen würde, ist es nicht unbedingt besonders…. Angenehm, buchstäblich überfallen zu werden, wenn man gerade dabei ist sich umzuziehen.“ Sie kicherte leise, während sie mit einem Finger über seinen nackten Oberkörper strich. „Aber sie ist ja jetzt nicht da. Sie sieht uns nicht. Und sie würde diese kleine Sache niemals erfahren.“ Eindeutig verärgert zog er seine Augenbrauen zusammen. „Egal ob anwesend oder nicht ändert das nichts an der Tatsache, dass ich eine Freundin habe und deine … Dienste… dementsprechend nicht benötige. Und da mir langsam die Geduld zu Ende geht, rate ich dir zu verschwinden bevor ich dich rauswerfe. Das kann nämlich ziemlich unangenehm sein.“ Der letzte Teil war schon beinahe wieder freundlich. Beleidigt zog das Mädchen einen formvollendeten Schmollmund. „Sei doch nicht so verklemmt. Was hast du schon zu verlieren?“ Naru schwieg einen Moment. „Etwas, wovon du offensichtlich nicht die geringste Ahnung hast. Und jetzt geh runter.“ Mit glitzernden Augen lehnte sie sich ein wenig vor. „Du könntest es mir ja beibringen. Ich würde es auch gerne erfahren.“ Meinte sie, nahezu triumphierend. „Das ist meine letzte Warnung: Geh-runter.“ „Willst du es mir nicht beibringen? Das, wovon ich keine Ahnung habe?“ „Gut, jetzt reichts.“ Er setzte sich schnell auf und drückte das Mädchen ziemlich nachdrücklich von sich weg. Durch den plötzlichen Schwung fiel das Mädchen sehr unsanft vom Bett und holte sich bei dem Sturz, wenn man nach ihrem Jammern gehen konnte, sicherlich mehrere blaue Flecken. Zwar wollte sie zu einem bissigen Kommentar ansetzen, doch ein eisiger Blick von Naru genügte um sie zum Schweigen zu bringen. Wutschnaubend und schimpfend verließ sie schließlich das Zimmer, direkt an Mai vorbei ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Mai sah ihr noch einen Moment verwundert nach, bevor sie unsicher das Zimmer betrat und bei dem Anblick leise lächeln musste. Er lag wieder rücklings auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen. Und gleichzeitig wirkte er müde und genervt. Vorsichtig schloss sie die Türe hinter sich und näherte sich ihm mit einem warmen Lächeln. „Wenn du die vierte Kandidatin bist, dann kannst du gleich wieder gehen.“ meinte er mit immer noch geschlossenen Augen. Mais Grinsen wurde breiter. Er hatte also schon drei abblitzen lassen. Vorsichtig setzte sie sich neben ihm aufs Bett. „Dann war das also Mädchen Nummer drei?“ Überrascht riss er die Augen auf und starrte sie an. „Mai?! Hast du….“ „Die Szene gesehen?“ unterbrach sie ihn gut gelaunt. „Ja. Hab ich. Und ich fands eigentlich ziemlich lustig.“ „Schön, dass die Situation wenigstens einem gefällt.“ knurrte er missmutig. Das Mädchen kicherte nur leise, bevor sie sich mit einem breiten Grinsen an ihn schmiegte. Sie fühlte sich plötzlich unendlich glücklich. Als würde sie sich in einem Endorphinrausch befinden. „Weißt du, ich bin wirklich sehr froh das gesehen zu haben.“ meinte sie leise. „Ach, es gefällt dir also, wenn ich von verrückten Kurtisanen drangsaliert werde?“ antwortete ihr Freund eindeutig verärgert. Gut, er hatte also wirklich miese Laune. „Nicht unbedingt das Drangsalieren gefällt mir, sondern deine Reaktion darauf. Es… es macht mich…. Na ja, glücklich, weil…. Unsere Klientin hat gemeint, ich sollte während des Falles lieber nicht zu dir gehen, weil es mich…. Verletzen könnte. Aber jetzt war das Gegenteil der Fall.“ murmelte Mai leise, während sie verschämt das Gesicht in seinem immer noch offenen Hemd versteckte. Naru merkte, wie der Ärger von ihm abfiel. „Deine Sorgen sind unnötig.“ Mai lächelte nur breit. „Ich weiß.“ Konnte Erleichterung wehtun? Im Moment war sie davon überzeugt, dass das durchaus möglich war. „Jetzt weiß ich es.“ flüsterte sie nur halb hörbar, und versuchte die Tränen der Erleichterung zu unterdrücken. „Wirklich, ich hätte nicht gedacht, dass auf einmal eine Prostituierte nach der anderen in meinem Zimmer auftaucht, sobald du nicht mehr in der Nähe bist.“ Er klang immer noch verärgert. In Mais Augen hatte seine Stimme noch nie schöner geklungen. „Wie konntest du überhaupt denken, dass ich eines dieser Angebote annehmen würde?!“ schnaubte er, noch immer wütend. Und obwohl sich diese Wut nun auch begrenzt gegen sie richtete, tat es ihrer Freude keinen Abbruch. Im Gegenteil. „Ich hoffe du weißt, dass ich dich deshalb heute nicht mehr weiter als zwei Meter von mir weg gehen lassen werde?“ Der Abend wurde ja immer besser! „Hmh. Bin ich jetzt dein Schutzschild gegen verrückte Kurtisanen?“ „Offensichtlich.“ Erwiderte er trocken. „Und was ist mit Lin?“ „Ach ja. Ich gebe ihm bescheid, dass er heute lieber nicht mehr hier her kommt. Es sei denn natürlich, er hat tatsächlich Interesse.“ Meinte Naru zynisch, während er aufstand und sich sein Handy angelte, bevor er Lin in äußerst knappen Worten die Situation erklärte. Der Ausgang war wie erwartet: Lin würde diesen Abend lieber zu Hause verbringen. So wieder zufrieden mit der Welt, hatten sie nicht gedacht dass noch etwas schief gehen konnte. Sie lagen zufrieden aneinander gekuschelt in der Dunkelheit und warteten eigentlich nurnoch auf den Schlaf- bis sie die nächste Überraschung erlebten. Alles fing mit einem Kichern an, das offensichtlich aus einem der Nebenzimmer kam. Noch nichts Böses ahnend ignorierten es beide- nur das das Kichern lauter wurde und zeitweise von einer rauen Männerstimme unterbrochen wurde. Bis auch das Gespräch endete und von einem Stöhnen abgelöst wurde. Zuerst leise und unterdrückt- aber es wurde lauter. „N-Naru?“ „Ja?“ „Da-Das ist doch nicht…. Was ich denke dass es ist, oder?!“ „Ich fürchte schon.“ Binnen Sekunden lief Mai feuerrot an. Das war doch nicht…. Ihre Gedanken wurden abrupt von einem lauten Stöhnen unterbrochen. „D-Die…. Da drüben?“ Er räusperte sich leise und rang ebenfalls um Fassung. „Naja…. Das hier IST ein Bordell.“ Nie zuvor war Mai etwas peinlicher gewesen. „Oh Gott!“ „Wohl kaum. Das hat wohl eher etwas mit den Trieben der Menschheit zu tun.“ erwiderte er trocken. Völlig entsetzt registrierte das Mädchen gezwungener Maßen die Geräusche aus dem Nebenzimmer. „Sie sind so laut!“ „Und die Wände sind dünn.“ „Aber er schreit als würde ihm was weh tun.“ „Kaum. Das dürfte so ziemlich am entgegen gesetzten Ende von Schmerz sein.“ Sie schluckte heftig. „Ob… ob DAS lange dauern wird?“ „Ich weiß nicht. Ich… schätze, das kommt darauf an.“ „Worauf?“ „Naja…. Auf seinen Geldbeutel und sein…Durchhaltevermögen. Wobei der Geldbeutel wohl reichen dürfte, wenn wir den Angaben unserer Klientin vertrauen können.“ „Ach … weißt… weißt du… vielleicht…. wie…wie lange so ein…ähm… Mensch… DAS…ähm… aushalten kann?“ Irgendwie eine peinliche Frage. „Nein.“ Beide verstummten einen Moment, wodurch die Geräusche aus dem Nebenzimmer noch lauter wirkten. „Ich glaub schlimmer kanns nicht mehr kommen.“ meinte Mai schließlich erstaunlich trocken. „Sag das nicht. Bis jetzt stöhnen sie nur, aber-“ In dem Moment fing der Mann an aufs heftigste zu fluchen. „Jetzt hast dus verschrien.“ meinte Mai verärgert. „Entschuldige.“ „Sag am Besten gar nicht, was noch schlimmer kommen könnte, sonst passiert das auch noch.“ „Woher sollte ICH wissen, was da noch alles schlimmer kommen könnte? Ganz ehrlich, ich habe nicht die geringste Ahnung von dem Arbeitsalltag einer Prostituierten!“ „Tja. Irgendwie bin ich da auch grad sehr froh darüber.“ Und da das Gespräch irgendwie nicht so recht am Laufen bleiben wollte, konnten sie auch klar und deutlich die Anweisungen hören, die jetzt erteilt wurden. „Was soll sie in den Mund nehmen?“ „Mai… willst du wirklich, dass ich dir das jetzt erkläre?!“ „Ist das etwa peinlich?“ Er schnaubte. „Ich habe völlig vergessen, dass du als Waise wohl nur mehr schlecht als Recht aufgeklärt wurdest. Also sei froh, dass du diesen Teil nicht verstanden hast und belass es im Moment dabei.“ „Aber was kann man dabei schon in….den…Mun- oh nein!“ Mit einem Mal saß sie kerzengerade im Bett. „Das geht doch nicht! Das ist ja…-“ „Ich fürchte, du hast es herausgefunden.“ „Das glaub ich nicht!“ „Dann glaub es eben nicht. Falls es dir hilft…“ „Nein! Das will ich nicht mehr hören! Und ich will auch GAR NICHT WISSEN warum zum Teufel sie sich umdrehen soll. Und nein, SAG ES JA NICHT!“ Naru seuftste leise. „Das hatte ich auch nicht vor. Und nebenbei gesagt versteh auch ich nicht Mal die hälfte, obwohl ich sehr wohl aufgeklärt wurde.“ Wobei das auch ein Affentanz gewesen war. Nun- zumindest seine Mutter. Sein Vater hatte ihm nur medizinische Fachwerke zukommen lassen und das eine oder andere Buch über Aufklärung. Das hatte eigentlich gut funktioniert und der Peinlichkeitsfaktor wurde ausgestochen. Bis seine Mutter beschlossen hatte, dass man das so doch nicht angehen konnte und bei Bienchen und Blümchen angesetzt hatte… „Irgendwie ist mir übel.“ jammerte Mai leise. „Ich denke es wird Zeit, dass du dir endlich die Ohren zu hältst.“ „Gute Idee.“ Ohne auch noch eine Sekunde länger zu warten, presste Mai sich fest ihre Hände auf die Ohren. Und obwohl sie die Geräusche weitgehend nicht mehr hören konnte, war an Schlaf nicht zu denken. „Ich kann nicht schlafen.“ jammerte sie leise. Allerdings konnte sie die Antwort, falls Naru eine gegeben hatte, beim besten Willen nicht hören. „Das bringt nichts. Sobald ich anfange einzuschlafen, halte ich mir nicht mehr so fest wie möglich die Ohren zu. Und dann kann ich sie wieder hören und wache auf. Und wenn ich sie mir NICHT zu halte, muss ich wohl innerhalb der nächsten halben Stunde kotzen gehen!“ „Du könntest versuchen, dich auf etwas anderes zu konzentrieren.“ „Und worauf?“ „Keine Ahnung. Etwas Beruhigendes.“ Mai war schon drauf und dran ihn anzufauchen, als ihr der rettende Geistesblitz zu Hilfe kam. Ohne Erklärung ließ sie einfach ihren Kopf auf seinen Brustkorb sinken- und lauschte seinem gleichmäßigen Herzschlag. Naru brauchte eine halbe Sekunde um ihr Verhalten nachzuvollziehen. Ein wenig zögerlich legte er eine Hand auf ihr noch freies Ohr, hielt es somit zu und merkte sofort wie der Erfolg eintrat. Sie seuftste erleichtert und entspannte sich- und war bald darauf fest eingeschlafen. Immerhin würde sie sich jetzt nicht übergeben müssen. Bei ihm selbst sah das völlig anders aus. Da er zumindest eine Hand brauchte, um Mai weiterhin das Ohr zuzuhalten, konnte er es bei sich selbst nicht mehr tun. Und so lag er wach und versuchte schon beinahe verzweifelt, die Geräusche auszublenden. Das ging sogar so weit, dass er anfing alle Zahlen bis Hundert hoch zu rechnen. Zuerst nur hoch zwei, dann hoch drei, hoch vier… und so weiter. Eine furchtbare Nacht später gab er sich zu, bei hoch zwanzig ausgestiegen zu sein und fühlte sich so erschöpft wie nach einem Intelligenztestmarathon für Hochbegabte. Einmal hatte er da mitgemacht- die Kopfschmerzen waren ungefähr mit damals zu vergleichen. Aber das laute Treiben hatte endlich ein Ende und soweit er das beurteilen konnte würde nicht- wie leider zuvor- ein weiterer Freier mit anderen Vorlieben nachkommen, die sogar ihm die flammende Röte ins Gesicht trieben. Aber wenigstens Mai hatte das nicht mehr mit angehört. Das war wohl auch der einzige Grund, warum sie nicht aufsprang und sich im nächsten Kloster verbarrikadierte. Andererseits wären die… Anfragen…. der Freier wohl so verständlich wie Portugiesisch für sie gewesen. Erschöpft rieb er sich mit den Händen über seine schmerzende Stirn und entspannte sich endlich ein wenig. Nur, dass jetzt schon langsam die Sonne aufging. Und Mai fing ebenfalls an, sich zu regen. Kurze Zeit später traf ein ausgeschlafener brauner Blick ein völlig übermüdetes paar blauer Augen. „Morgen. Hast du… äh… nicht gut geschlafen?“ „Gar nicht trifft es wohl eher.“ murmelte er erschöpft und fuhr sich durch eine leicht zerwuschelte Frisur. „Gar nicht?!“ echote Mai ungläubig. „Mai… wenn ich DIR die Ohren zuhalte, müsste ich mir einen dritten Arm wachsen lassen um das bei mir auch noch zu machen. Und hör jetzt besser auf zu fragen, denn du kannst mir glauben dass du NICHT WISSSEN willst, was da sonst noch so passiert ist.“ Oh, diese Kopfschmerzen. Sich eine ganze Nacht lang eisern auf verwirrende Fragen von Intelligenztests und mördermäßiges Hochrechnen zu konzentrieren war wirklich NICHT gesund. Er seuftste leise und rieb sich noch einmal über die brennenden Augen. „Entschuldigung. Weil du mir die Ohren zu gehalten hast…-„ „Das ist NICHT deine Schuld. Hör zu, lass mich einfach für ein paar Stunden schlafen, okay? Ich gebe zu, dass ich im Moment gereizt und übermüdet bin, also nicht wirklich in der Verfassung rational an irgendetwas, geschweige denn den Fall, heranzugehen.“ Mai biss sich auf die Lippen und nickte. Selten hatte er so mitgenommen ausgesehen. Und das wollte etwas heißen. „Gut… kann ich dir noch irgendwie helfen? Einen Tee vielleicht?“ „Wie wäre es mit einem Traum um schnell wieder hier weg zu kommen?“ Er hatte Tee abgelehnt?! Es schien ihm ja wirklich nicht gut zu gehen… „Oh… leider nein…“ „Ich hab es auch nicht erwartet.“ murmelte er, offensichtlich doch enttäuscht. „Warum nicht?“ „Ein schwacher Geist. Und Mai- bitte verschieb alle weiteren Fragen auf später. Ich brauch jetzt wirklich ein bisschen Schlaf.“ „Oh Entschuldigung. Soll ich vielleicht…ähm… aus dem Zimmer gehen?“ „Das kommt darauf an, wie leise du dich verhalten kannst.“ Mai lächelte mitfühlend. „Dann Gute Nacht, Naru.“ Und nach einem kurzen Kuss stand sie auf und verließ das Zimmer, während Naru schon lange eingeschlafen war. Allerdings hatten sie nicht einberechnet, dass auch Kurtisanen schon wach sein könnten. Naru würde es später auf sein übermüdetes Gehirn schieben. Wie hatte er auch vergessen können, dass, sobald Mai weg war, die Kurtisanen anfingen ihm Angebote zu machen?! Es endete damit, dass er die erste Kandidatin stoisch ignorierte und die zweite, mit der Stimmung eines aufgescheuchten Grizzlybären, der beim Winterschlaf gestört wurde, hochkant aus dem Zimmer warf, um sich dann den nächsten Sessel zu schnappen und seine Zimmertüre zu verbarrikadieren. Und jetzt-endlich- war er ungestört und konnte schlafen. ________________________________________________________________________________________ So, sie hätten jetzt also die erste Nacht im Bordell überstanden. #^_____^# Vielleicht hat das Kapitel die eine oder andere Überraschung parrat gehabt, weil die FF bisher sonst eigentlich völlig Unschuldig und mit kaum einer Anspielung verlaufen ist. Dazu hier: Ich habe nicht vor, das zu ändern. Spich, aus der Geschichte wird kein Lemon oder Lime gemacht oder auch nur Adult-Kapitel eingefügt. Aber Mal ehrlich, das hat bisher auch niemand erwartet, oder? XD Falls in dieser FF aber doch etwas zwischen ihnen passieren sollte- worüber ich selber ehrlich gesagt noch nicht wirklich nachgedacht habe- dann wird auch das kein Adult-Kappi. (Sorry, falls ich jemanden enttäusche XD) Und falls es jemanden interessiert, habe ich zwei Gründe für ihn/sie: 1.) Ich habe noch nie lemon/lime geschrieben. Keine Ahnung, wie das geht, ich denke, ich wäre ziemlich schlecht darin... falls ich tatsächlich jemals versuchen werde adult zu schreiben, dann werde ich das nicht hier ausprobieren.(wo die ff im großen und ganzen doch eigentlich gelungen ist...) 2.) Mai ist ziemlich unschuldig. Zumindest in dieser FF. XD Also nähere ich mich dem Thema sehr sehr langsam- ansonsten wäre das aus meiner Sicht ein heftiger Charakterbruch. Bei Fragen/Anregungen/Beschwerden kann man mir gerne eine ENS schichen oder ein Kommi hinterlassen XD lg naias Kapitel 22: Ein verrückter Vorschlag ------------------------------------ Tja…Nach fast zwei Monaten das nächste Kapitel. Sorry dass es so lange gedauert hat- aber ich fürchte, ich habe Bekanntschaft mit einer Schreibblockade gemacht. (War übrigens nicht schön. Da hat man Mal Zeit und will weiter schreiben, und es geht schlicht und einfach nicht. Nicht Mal ein mickriger Satz hat funktioniert, ohne sich zu denken, dass das so falsch klingt dass man am liebsten seinen Kopf in die Computertastatur donnern will ) Ich kann euch leider nicht versprechen, dass es besser wird. Ich weiß auch nicht, wann das nächste Kapitel kommt. Das einzige WAS ich weiß ist, dass die Geschichte nach wie vor ganz sicher nicht abgebrochen wird. Vielleicht ja immerhin ein kleiner Trost :S Ein verrückter Vorschlag Im Gegensatz zu Naru hatte Mai nicht die Geringste Ahnung was sie mit sich anfangen sollte. Lin war noch nicht da, Naru schlief momentan sicher wie ein Stein und die Temperaturwerte waren überall völlig in der Norm. In anderen Worten: Sie hatte nichts zu tun. Und Gesellschaft hatte sie auch nicht. Schließlich erinnerte sie sich, dass das Bordell einen durchaus sehr schönen Garten gehabt hatte. Und ein morgendlicher Spaziergang war nicht von der Hand zu weisen. Jetzt war nur noch die Frage, WO genau es hinaus ging… Mehrere Türen später platzte sie unabsichtlich in den Frühstücksraum, wie sie peinlich berührt feststellte. Und sieben junge Frauen befanden sich darin. „Oh- Entschuldigung.“ „Morgen.“ antwortete ihr eine schwarzhaarige Schönheit gut gelaunt. Sie saß an einem Tisch mit drei weiteren Schönheiten. „Du bist doch die Freundin von dem Typen, den bis jetzt noch keine geknackt hat, oder?“ „Äh… ja…“ „Setz dich doch zu uns.“ Meinte sie weiterhin sehr freundlich und deutete auf einen Platz neben sich. Ihre drei Tischnachbarinnen musterten sie neugierig, aber neutral. Und die eine erkannte sie wieder: Sie war den Tag zuvor von Narus Bett gefallen… „Ich- ich weiß nicht, ob…-“ „Ach, komm schon. Die drei haben sich an deinem Freund schon die Zähne ausgebissen und ich hab nicht vor, mir ebenfalls eine Abfuhr von ihm abzuholen, also kannst du dich ruhig zu uns setzen.“ Eigentlich fühlte Mai sich ziemlich befangen- aber die Schwarzhaarige wirkte sehr freundlich und sie hatte sonst eigentlich nichts Besseres zu tun… Zögerlich betrat sie den Raum und setzte sich ziemlich steif an den Tisch. „Aber ganz ehrlich, dein Freund hat uns alle ganz schön überrascht. Er sieht eigentlich ja nicht so aus, als ob er sich kompromisslos an eine Person binden würde.“ Mai zog ihre Augenbrauen zusammen. „Da ich nicht annehme, dass Leute, die sich kompromisslos an eine Person binden in einem Bordell zu Gast sind, schätze ich, dass du über so etwas nichts sagen kannst.“ meinte Mai bissiger als geplant. Aber ihre Gesprächspartnerin lachte nur. „Stimmt. Der Punkt geht wohl an dich. Und ich hab dir schon gesagt, dass wir jetzt nicht mehr versuchen, uns deinen Freund unter den Nagel zu reißen, also entspann dich.“ Mai wurde rot und senkte den Blick verlegen auf ihren Schoß. „En- Entschuldigung. Ich…“ „Du bist klarer weise nicht begeistert.“ „Nicht wirklich.“ Murmelte sie leise. „Ich kann dich beruhigen: Laut neuester Information hat er Ming stoisch ignoriert und Saki unsanft aus seinem Zimmer geschmissen und die Tür mit irgendwas verrammelt, als die Anderen vorhin versucht haben ihn zu… na ja… vernaschen.“ Ihre Gesprächspartnerin kicherte vergnügt. „Übrigens, darf ich vorstellen? Dass sind Ming und Saki. Mein Name ist Akemi. Die, die gleich wieder anfangen wird herumzujammern, ist Aya.“ Ming und Saki? Dann hatten die beiden vorhin gerade eben versucht, Naru zu “vernaschen“? „Wie konnte er mich einfach so aus seinem Bett werfen?“ knurrte Aya jetzt und schien den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. „Und das wo ich wirklich dachte, es wäre mir gelungen!“ meinte sie pikiert und biss wütend in ihr Brötchen. Das Mädchen, das sich Mai als Akemi vorgestellt hatte, hustete nur betont und starrte auf Mai. „Oh… ähm-“ „Schon Gut. Entgegen deiner gestrigen Versicherung war ich sehr wohl anwesend und hab sowieso die ganze Szene gesehen, du musst also keine Rücksicht nehmen. Du bist dann an mir vorbei gestürmt, falls du dich daran erinnerst.“ meinte Mai betont freundlich. „U-Uhm… Entschuldigung?“ meinte sie völlig verunsichert und lief knallrot an. „I-Ich meine…äh… viele unserer…äh… Klienten haben Freundinnen oder auch Ehefrauen und…na ja, die sind eher was Abstraktes bei uns. Also… ich wollte dich nie beleidigen oder verletzen…“ Mai seuftste schwer. „Schon gut. ICH kann ja wirklich verstehen, warum man Naru attraktiv findet. Und dank deiner kleinen Show konnte ich die Nacht ruhig- na ja… relativ ruhig… schlafen. Aber… solltest du es noch Mal versuchen, dann glaube ich, werde ich dir an die Gurgel springen.“ „Noch Mal?!“ echote sie ungläubig. „Noch Mal versuchen?! Ich hab ja jetzt noch einen Haufen blauer Flecke!!! Himmel, nein! Das nächste Mal brech ich mir noch irgendwas!“ „Mal abgesehen davon, dass er mich völlig ignoriert hat. War auch nicht angenehm“ warf Ming- oder war es Saki?- gekränkt ein. „Wenigstens hat er dich nicht angefahren wie ein unausgeschlafener Grizzlybär!“ meinte Saki- oder Ming? Egal- mit einem schaudern. „Das war echt nicht mehr lustig. Ich frage mich, was ihm heute über die Leber gelaufen ist.“ „Schlafmangel. Und Lärmbelästigung.“ Meinte Mai schulterzuckend. „Schlafmangel und Lärmbelästigung?“ kam es verwirrt von dem Mädchen, von dem Mai beschloss dass es hoffentlich Saki war. „Naja… unsere Zimmernachbaren waren gestern… ähm… laut.“ Sie lief knallrot an und verkrampfte ihre Hände in ihrem Schoß. „Wer war denn dein Zimmernachbar?“ „Ich…. Weiß nicht. Wir hatten jedenfalls Nummer drei.“ „Oh je. Das war dann wohl Kaori. Sie ist…ähm… ziemlich heftig. Die abartigsten Wünsche werden immer an sie weitergeleitet… und sie findet’s lustig. Das ist wirklich nichts für schwache Nerven.“ „Naja… deswegen konnte ich nicht einschlafen. Aber Ohren zuhalten hat nichts genützt, weil man unwillkürlich ein wenig auslässt wenn man einschläft. Und nachdem er MIR die Ohren zugehalten hat, damit ich schlafen kann, hat er die Nacht über kein Auge zu getan. Er hatte wirklich miese Laune und ich glaub, Kopfweh hatte er auch.“ schloss sie leise und mit deutlich schlechtem Gewissen. „Moment Mal.“ warf Akemi verwundert ein. „Er hat DIR die ganze Nacht über die Ohren zu gehalten damit DU schlafen kannst und selber hat er kein Auge zu getan?!“ „Ja.“ Die vier Mädchen starrten sich über den Tisch hinweg an. „Das ist ja…. Oh Gott ist das süß!“ Mai beschloss, dass sie von dieser Reaktion nicht besonders angetan war. „Zu schade, dass er nicht zu haben ist. Äh- versteh das nicht falsch, wir haben ja schon gesagt dass wir ihn nicht mehr anrühren würden- aber das ist einfach niedlich. Wirklich schön.“ „Uhuh. Beneidenswert. Den solltest du dir behalten. Was hat er denn sonst noch? Irgendwelche Fehler, die dagegensprechen ihn zu behalten?“ Irgendwie klang das, als würde sie über ein Haustier sprechen und nicht über einen Freund. „Naja… jeder hat so seine Fehler…“ murmelte Mai leise. „Zum Beispiel?“ „Naja…Er ist ziemlich narzisstisch und von sich selbst überzeugt. Dazu einen unglaublichen Intellekt, was oft nervig ist weil er fast immer Recht hat. Und es scheint ihm Spaß zu machen, mich zu ärgern oder aus der Fassung zu bringen. Außerdem kann er manchmal auch ziemlich unhöflich sein.“ „Wie wir schon bemerkt haben.“ warf Saki kichernd ein. „Ich kann nicht behaupten, dass mir das Leid tut.“ murmelte Mai. „Und ich nehme an, als Liebhaber ist er spitze. Tja, Pech gehabt.“ „Als… als Liebhaber?“ fragte Mai verwirrt. „Na, du weißt schon wo.“ Mai wusste nicht, wo. Und sie war verwirrt. „Gute Güte, ich spreche über das Bettverhältnis.“ Das verstand sie. Und sie lief sofort feuerrot an und konnte nur noch vor sich hin stammeln. „Ich…wir….nicht….also….ich…“ Die vier starrten sie einfach verständnislos an. Himmel, das war doch kein Thema das man anschnitt wenn man sich gerade Mal fünf Minuten kannte! Nun, offensichtlich dachten Kurtisanen in diesem Punkt anders. Akemi war die Erste, die eins und eins zusammen zählte. „Du bist doch nicht etwa noch Jungfrau, oder?“ Das war zu viel. Sie ließ nur ihren Kopf auf die Tischplatte fallen und wollte tief im Boden versinken. Ganz, ganz tief. Und am Besten nie wieder an die Erdoberfläche zurückkehren. „Du meine Güte! Entschuldige, wir dachten, dass du…ähm… bei so einem Freund schon… erfahrener wärst.“ „Also hat er uns alle abblitzen lassen OBWOHL er mit seiner Freundin noch nie…na ja… also, das ist jetzt wirklich bemerkenswert.“ Akemi, die Mais unglückliche Situation bemerkte, lenkte schnell ein. „Gut, anderes Thema. Ihr merkt ja, dass es ihr unangenehm ist, also geht ihr nicht auf die Nerven. Im Gegensatz zu uns ist dieses Thema für sie Privatsache.“ Wäre sie nicht immer noch vor lauter Peinlichkeit lahm gelegt, wäre sie Akemi um den Hals gefallen. „Also, wie geht es mit DEINER Arbeit so weiter? Wisst ihr schon, was die Ohnmachtsanfälle auslöst?“ fragte die Kurtisane ehrlich interessiert weiter. „Nein. Wenn es tatsächlich ein Geist sein sollte, wird man laut Naru auf Aktivitäten warten können, weil er entweder sehr schwach oder sehr friedlich ist.“ antwortete Mai murmelnd, als sie sich so weit gefangen hatte, dass sie wieder sprechen konnte. „Wie wollt ihr überhaupt etwas herausfinden, wenn ihr nicht mit Kameras arbeitet? Das war doch, soweit ich weiß, eure eigentliche Methode, oder?“ „Ja, aber…. Das geht ja nicht…. Ich meine…“ „Schon klar. Aber… hm… wie wäre es, wenn du die Abende mit uns verbringst? Wenn etwas- ähm… aus deiner Sicht verfängliches…. passiert, dann ziehen sich alle mit den Klienten auf die Zimmer zurück. Ansonsten unterhalten wir unsere Klienten mit mehreren Mädchen und teilweise auch mehreren Klienten in einem Zimmer. Meistens wird dann nur etwas getrunken und geredet und so. Und falls etwas passiert, wäre es nicht schlecht jemanden vom Fach im Nebenzimmer zu haben, oder?“ Mai konnte nichts anderes tun als Akemi anzustarren. Sie sollte sich als Kurtisane ausgeben?! „Ich… ich… ich bin ja gar nicht vom Fach.“ War das erste, was sie stammelnd von sich geben konnte. „Nur eine Assistentin… ich… mach ja nur Tee und so.“ „Aber trotzdem liegt der Hauptteil dieser Ermittlung doch an dir, oder?“ In diesem Fall stimmte das schon. Dennoch würde sie nicht von sich behaupten “vom Fach“ zu sein. Der einzige Fachmann in diesem Gebäude war zurzeit Naru. Zu verwirrt um zu bemerken dass die Mädchen jetzt mit ihrem Frühstück fertig waren, schwirrte der Vorschlag immer noch in Mais Gedanken umher. „Magst du mich vielleicht noch in die Gärten begleiten, Mai-san?“ fragte Akemi freundlich, während die anderen nur kurz winkten und verschwanden. „Äh- ja, gerne. Warum denn nicht?“ meinte Mai geistesabwesend und stand auf. Mit einem freundlichen Lächeln hakte Akemi sich bei ihr unter und zog sie mit sich. Irgendwie brachte sie diesem Mädchen schon richtiggehend Sympathie entgegen, was möglicher Weise auch daran lag, dass sie nicht versucht hatte Naru zu verführen. Schweigend wurde Mai durch ein Gewirr an Gängen gezogen, beiden ihren eigenen Gedanken nachhängend. „Was meinen Vorschlag angeht, dich Abends als Kurtisane auszugeben-… was hältst du wirklich davon?“ fragte Akemi nach einer Weile ehrlich interessiert. „Ganz ehrlich? Ich- ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Ich meine… ich bin schließlich keine Kurtisane!“ „Nein. Aber alles was du tun müsstest wäre, Tee oder auch Alkohol zu servieren. Wie gesagt, es wäre gut jemanden in der Nähe zu haben der sich auskennt. Und du kennst dich zumindest mehr aus als wir.“ Mai biss sich auf ihre Lippen. „Das vielleicht schon. Aber es ist nichts im Gegensatz zu Naru.“ „Er könnte ja auch dabei sein.“ Schlug Akemi leichtfertig vor. „Was?!“ „Naja, dein Boss könnte einen Freier spielen. Und wenn DU die Kurtisane spielst, könntet ihr euch wann immer ihr wollt zurückziehen, ohne Aufsehen zu erregen. Ich denke, die paar Berührungen die ihr dazu austauschen müsstet, werden kein Problem sein, da ihr ja tatsächlich zusammen seid. Und wir hätten den Fachmann in der Nähe für den Fall der Fälle. Das wäre auch für uns sehr beruhigend.“ Mai schwieg verlegen und dachte nach. Sie konnte doch unmöglich eine Kurtisane spielen! „Mai-san, es wäre nur ein Versuch. Wenn er scheitert, kannst du dich mit deinem Freund schon nach 30 Sekunden zurückziehen und das Experiment somit abbrechen.“ „Aber… sieh dir doch einmal die Mädchen hier an! Und dann sieh mich an! Ich bin zwar nicht entstellt, aber ich bin definitiv nicht so schön wie alle anderen hier! Es würde auffallen, wenn ich versuchen sollte mich als Kurtisane auszugeben. Mal abgesehen davon, dass ich nicht im Geringsten verführerisch wirken kann…“ Akemi grinste, als hätte sie soeben gewonnen. „Oh, hübsch genug bist du alle Mal. Ein wenig Schminke, und du wirst alle umhauen.“ Mai setzte zu einer Antwort an, wurde aber von Akemi unterbrochen. „Nein, lass mich ausreden! Wenn es um Schönheit geht, hast du keine Probleme. Ich denke, das liegt vor allem an deinen Augen. Sie sind wirklich unheimlich tief und mit ein bisschen Betonung werden sie mit Sicherheit zu einer sehr wirksamen Waffe.“ Mai schwieg nur und zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Ich würde mein Aussehen als Mittelmäßig bezeichnen. Total normal und unscheinbar.“ „Immerhin hast du dir ja mit deinem total normal unscheinbare mittelmäßigen Äußeren deinen Boss geangelt und DER ist ja wie wir wissen nicht leicht einzufangen, oder?“ Irgendwie wollte Mai dazu kein passendes Argument einfallen und starrte auf den mittlerweile erreichten Garten. Akemi zog sie nur nebenbei einen Kiesweg entlang weiter, gar nicht auf die Pracht der Anlage achtend, da sie offensichtlich viel zu sehr mit dem Thema beschäftigt war. „Sieh Mal, es ist ja nicht so, als würde für dich dabei nichts herausspringen.“ Irgendwie glitzerten ihre Augen dabei verdächtig spitzbübisch. Und Mai schluckte den Köder, sich dabei völlig bewusst, dass es ein Köder war. „Was würde deiner Meinung nach denn für MICH herausspringen?“ „Unglaublich viel. So viel, dass ich gar nicht weiß wo ich mit der Aufzählung anfangen soll! Also erstens würde ich dir beibringen, die Waffen einer Frau wirkungsvoll einzusetzen.“ Sie grinste breit, als sie das sagte. „Die Waffen einer Frau…?“ „Oh ja. Egal wie klug dein Freund auch sein mag- dem kann er sich, zumindest dir gegenüber, ganz sicher nicht entziehen. Du würdest die Verführungskunst einer Kurtisane lernen- glaub mir, in erstaunlich vielen Bereichen ist das ein unglaublicher Vorteil, ob man sich nun einen Strafzettel ersparen will oder- um seinen Freund zu etwas zu überreden.“ Mai wirkte sehr skeptisch. „Zweitens wäre es doch einmal eine interessante Erfahrung, ob sich dein Freund eifersüchtig machen lässt oder nicht, oder?“ „Naru? Eifersüchtig?! Das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen.“ „Umso reizvoller wäre ein Versuch, oder?“ Nun… die Frage hatte tatsächlich einen Reiz. Wahrscheinlich würde er bei so einem Versuch nur mit den Augen rollen und sie unbeeindruckt als Dummkopf bezeichnen. Aber… wie würde er sich wohl verhalten, wäre er tatsächlich eifersüchtig? Irgendwie konnte Mai sich das so gar nicht vorstellen. Aber allein der Gedanke… „Außerdem wäre es doch schön, wenn er einmal miterlebt wie es ist, wenn alle Personen des anderen Geschlechts hinter dem eigenen Partner her sind. Ich bin sicher, du erlebst oft genug wie es ist, wenn Frauen ein offensichtliches Interesse an deinem Freund zeigen, obwohl du neben ihm stehst und sie dich völlig ignorieren. Und das selbst wenn sie wissen, dass ihr zusammen seid. Es täte ihm vielleicht ganz gut zu erfahren wie sich das anfühlt, oder?“ Mai presste ihre Lippen zusammen und starrte zu Boden. „Naja… eigentlich wünsche ich ihm nicht wirklich, dass er erfährt wie sich das anfühlt…“ „Warum nicht? Das nächste Mal verhält er sich dann vielleicht anders- sagt ihnen zum Beispiel, dass sie sich zum Teufel scheren sollen und küsst dich dann ausgiebig vor ihren Augen, oder so.“ Jetzt musste Mai lachen. „Naru? Aber erst, wenn die Hölle zufriert.“ „Na dann fangen wir am Besten schon Mal mit dem kühlen an, was?“ Mai starrte lange schweigend gerade aus, bis sie schließlich nickte. „Okay. Gut, du hast mich überredet. Ich werde es versuchen, aber wenn es nicht klappt brechen wir das Experiment sofort ab, klar?“ „Glasklar!“ strahlte Akemi. „Gut. Also, wir haben einen Tag Zeit, um dich sexy zu machen. Also fangen wir am besten gleich an: Lektion Nummer 1: Dein Gang.“ Naru erwachte nur langsam, während er sich verwirrt nach der Uhr umsah. Zwei Uhr Nachmittags… es wurde Zeit, dass er wieder anfing zu arbeiten. Ein wenig orientierungslos stellte er fest, dass er nicht ohne Grund aufgewacht war- ein hartnäckiges klopfen an seiner Türe hatte ihn geweckt. Schnell stand er auf und öffnete, um einem mäßig verstimmten Lin gegenüber zu stehen. „Entschuldige Lin, ich bin gleich fertig und dann können wir anfangen. Die gestrige Nacht war nur sehr… laut.“ Sein Assistent zog nur eine Augenbraue in die Höhe, bevor er das Zimmer betrat und sich setzte. Naru zog sich indessen sehr schnell normale Straßenkleidung an, um nicht noch mehr wertvolle Arbeitszeit zu vergeuden. „Gibt es irgendetwas Neues?“ fragte Lin indessen, während er Narus bisherige Ergebnisse durchging. „Nichts. Wie zu erwarten. Dieses Haus hier war schon immer ein Bordell. Teilweise gab es hier auch Todesfälle, aber es gibt keinen Hinweis um wessen Geist es sich hier handeln könnte- falls es ein Geist ist.“ „Du bezweifelst, dass dieses Gebäude befallen ist?“ Naru seuftste leise. „Ich weiß es nicht. Auch Mai hat bisher nichts herausgefunden, allerdings ist es auch die erste Nacht gewesen und… na ja… ich denke, als sie eingeschlafen ist, war sie ziemlich erschöpft.“ Wieder wurde dieser Satz mit einer hochgezogenen Augenbraue quittiert. „Was war denn so anstrengen, dass du gleich bis zwei Uhr Nachmittag schläfst?“ „Nun, wir hatten das außergewöhnliche Privileg einer Kurtisane bei ihrer Arbeit zuzuhören- Freier um Freier um Freier- bis in den Morgengrauen hinein.“ Diesmal wanderten beide Augenbrauen in die Höhe. „Mai auch?“ fragte er, deutlich verwundert. „Nein, Mai nicht. Das heißt, nur den Anfang.“ „Wenn wir schon von Mai sprechen… ich habe gestern wieder einmal mit deinen Eltern telefoniert.“ Meinte Lin kurz angebunden und aus irgendeinem Grund verlegen. Naru rollte mit den Augen. „Sie könnten auch einfach MIT mir reden, anstatt den Umweg über dich zu gehen.“ „Tja, offensichtlich gibst du ihnen zu wenige Informationen.“ Wieder seuftste er leise. „Was wollten sie denn?“ „Naja… wir haben über Mai gesprochen… und unter anderem auch über diesen Fall hier.“ Wieder schwieg Lin verlegen und Naru wurde skeptisch. Sein Assistent redete doch sonst nicht so um den heißen Brei herum… „Was haben sie diesmal ausgeheckt?“ fragte er, irgendwie wieder müde. Lin schnitt eine untypische Grimasse, bevor er antwortete. „Naja… In Verbindung mit Mai und Bordell ist ihnen eingefallen, dass ihr unschuldiger Sohn mittlerweile erwachsen ist und eine Freundin hat…“ wand Lin sich weiter. Irgendwie ahnte er böses. „Und weiter?“ „Und… sie haben beschlossen, dass es eigentlich noch zu früh für euch beide ist, um sie zu Großeltern zu machen.“ Naru starrte seinen Assistenten ungläubig an, während Lin noch verlegener wurde und diese Situation so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte, und dementsprechend schnell weiter sprach. Immerhin war die Katze sowieso schon aus dem Sack. „Also deswegen haben sie mir den Auftrag gegeben dass ich darauf achten soll, dass du… dassduimmereinKondombeidirhast.“ „Das ich was?“ Naru hatte beim besten Willen nicht verstanden, was sein Assistent da runter gerasselt hatte. Lin indessen verdrehte nur seine Augen, bevor er den Gegenstand der beiderseitigen Verlegenheit aus seiner Tasche zog und seinem jungen Arbeitgeber in die Hand drückte. „Dass du DAS in deine Geldbörse tust und dementsprechend immer bei dir hast, weil man laut deinen Eltern ja nie so genau weiß!“ Naru starrte auf den Gegenstand in seiner Hand. Und er starrte und starrte- bis sich Lin der unglaublich seltene Anblick bot, Naru rot anlaufen zu sehen. „Jetzt pack es endlich weg, damit wir dieses Gespräch abschließen können. Und trag es bei dir, weil ich, wenn ich bemerke dass du es nicht tust, die strikte Anweisung habe es Mai zu geben. Und ich denke, DAS wollen wir ihr beide ersparen, oder?“ Naru räusperte sich leise und fing sich wieder, während er das Verhütungsmittel wie von Lin angewiesen in die Geldbörse steckte. „Ich denke, damit ist das Thema abgeschlossen, oder?“ Lin wirkte erleichtert. „Ja. Und ich wäre dir verbunden, wenn wir nicht mehr darüber sprechen würden.“ „Gut, das kommt mir ziemlich entgegen.“ antwortete Naru, wieder mit einer völlig normalen Gesichtsfarbe. Trotzdem konnte er sich nicht dagegen wehren sich vorzustellen, wie die Szene wohl abgelaufen wäre, hätte Lin Mai das Kondom in die Hand gedrückt- wahrscheinlich hätte sie eine ganz neue Skala von Rottönen durchlaufen. Ob man vor lauter Peinlichkeit in Ohnmacht fallen konnte? Mai vielleicht schon. Vor allem nach dem, was sie die vorangehende Nacht mit angehört hatte… Wahrscheinlich wäre sie noch zwei Wochen danach knallrot angelaufen, sobald sie Lin oder auch ihn nur zu Gesicht bekommen hätte… Immerhin blieb ihr das erspart. „Wenn wir schon von Mai sprechen… wo ist sie überhaupt?“ nahm Lin das Gespräch wieder auf. „Etwa nicht in der Basis?“ kam die verwundete Antwort von Naru. „Nein, da war ich heute als erstes und die war leer- nicht, dass sich irgendetwas getan hätte, aber es sollte doch zumindest eine Person dort bleiben, oder?“ „Eigentlich schon. Meinst du sie hat es geschafft, den hier ansässigen Geist schon wieder gegen sich aufzubringen?“ Irgendwie wurde er langsam doch besorgt. Wenn eine Person in einem befallenen Gebäude verschwand, war das in der Regel kein gutes Zeichen. „Aber bisher gab es hier nur Ohnmachtsanfälle.“ merkte Lin skeptisch an. „Ja, aber Mai hat das besondere Talent in Schwierigkeiten zu geraten.“ Beide schwiegen einen Moment und dachten nach, bevor Naru wieder aufseuftste. „Geh du in die Basis und mach weiter. Ich werde inzwischen Mai suchen. Wahrscheinlich hat sie sich ja sowieso nur irgendwo hingelegt wo sie sich nicht hinlegen sollte und ist eingeschlafen.“ Zumindest versuchte er sich das einzureden um die nagende Sorge in den Hintergrund zu drängen. Mai hingegen war weit davon entfernt einzuschlafen. Schon seit dem Frühstück versuchte Akemi ihr beizubringen, wie man sich zu Verhalten hatte um Verführerisch zu wirken. Zwar kam Mai sich dabei ziemlich bekloppt vor, aber laut Akemi meisterte sie ihre Sache hervorragend. So schlängelte sie sich hüftschwingend mit einem Tablett in der Hand durch Reihen leerer Tische und bediente imaginäre Kunden. Akemi beobachtete sie skeptisch und sah mit strengem Auge jeden noch so winzigen Fehler. Sie musste ihre Tätigkeit so lange wiederholen, bis sie es richtig machte. Nebenbei sollte sie irgendwohin mit halb geschlossenen Augen starren und irgendein komisches Halblächeln in eine Richtung schicken, wovon Mai überzeugt war dass sie es selbst in 100 Jahren nicht zu Akemis Zufriedenheit schaffen würde. „Ausgezeichnet, Mai-san!“ rief Akemi entzückt. „Du bist wirklich ein richtiges Naturtalent! Aber jetzt machen wir eine kleine Pause und essen etwas, bevor es weiter geht.“ Mai atmete erleichtert auf. Ihre Füße und ihr Rücken taten ihr weh, und ihre Motivation war schon lange am verschwinden. „Jetzt bringe ich dir etwas anderes bei.“ meinte Akemi grinsend. „Und das wäre?“ erwiderte Mai müde. „Aufklärung. Deinem Verhalten nach bist du nicht so ganz informiert und ich möchte mit den Bienchen und Blümchen aufräumen. Also sei nicht so Verlegen, dieses Gespräch wird unter uns bleiben. Und irgendwann wirst du deinen Freund dadurch sehr glücklich machen, glaub mir.“ Durch das äußerst pikante Thema beim Mittagessen, bekam Mai trotz Mühe nicht mehr als zwei Bissen hinunter, während ihr Akemi fröhlich vor sich hinplappernd einen Crash-Kurs in Sachen körperlicher Liebe verpasste. Und obwohl Mai es nie zugeben würde und vor lauter Peinlichkeit einmal mehr im Boden versinken wollte und, wie von Naru erwähnt, eine neue Skale der Rottöne durchlief, hörte sie trotzdem aufmerksam zu. Dass war ein peinliches Thema, von dem sie überhaupt keine Ahnung hatte- aber Akemi schon. Und obwohl es die natürliche Neugierde nicht schaffte die Verlegenheit zu verdrängen, so schaffte sie es doch sie so weit einen kühlen Kopf bewahren zu lassen, um dieses Gespräch zu schätzen zu wissen. Nach einer angenehmen Mittagspause ging der Unterricht in Sachen “verführerisch bewegen“ weiter. Und durch Akemis lockere Art und aufbauende Worte fing sie sogar langsam an, Spaß daran zu finden. Naru hingegen war besorgt. Er ging schon eine ganze Weile durch das Gebäude, ohne eine Spur von seiner schusseligen Freundin zu finden. Ab und zu kamen ihm zwar ein paar Mädchen entgegen, aber da keines davon Mai war ignorierte er sie stoisch. Bis es ihm schließlich zu dumm wurde, planlos in der Gegend herum zu laufen. Das nächste Mädchen, das ihm entgegen kam, wurde aufgehalten. „Entschuldige. Hast du irgendwo meine Assistentin gesehen?“ fragte er möglichst freundlich. Sie sah ihn einen Moment überrascht an, bevor sie völlig normal antwortete- ohne Wimpernschläge und gurren. „Tanyama Mai, oder? Die ist bei Akemi in der Lehre.“ Anhand des gesagten, verschwand seine Verwunderung über ihr völlig normales Verhalten sofort. Genauer gesagt verschwanden alle anderen Gedanken und machten Platz für ein riesengroßes Fragezeichen. „In der Lehre?!“ wiederholte er fassungslos. „Ja. Soll ich dich zu ihnen führen?“ „Ja….bitte.“ Auf dem Weg zu Mai fragte er sich, ob er vielleicht immer noch schlief. Mai war bei einer Kurtisane in der Lehre?! Was zum Teufel hatte er da wieder verpasst??? Das Mädchen hielt vor einer von vielen Türen und klopfte. Nach einem fröhlichen herein konnte er einen Blick in den Raum werfen: Mai stand dort, mit einem Tablett in der Hand und sah ihn verwundert an, während ein anderes Mädchen- vermutlich diese Akemi- ihn freundlich begrüßte. Schnell versuchte er, wieder in die Realität zurück zu finden, während sich das Mädchen, das ihn hergeführt hatte, knapp verabschiedete und verschwand. Seltsamer Weise lief Mai bei seinem Anblick wieder purpurrot an. Zähneknirschend gestand er sich ein, dass die Ereignisse sich sämtlich seinem Verständnis entzogen. „Mai. Wärst du so freundlich mir zu erklären, warum du ohne ein Wort aus der Basis verschwunden bist und seitdem nicht mehr auffindbar warst?“ Ein leicht knurrender Unterton hatte sich in seine Stimme geschummelt. Aber er hasste es nun mal, den Überblick zu verlieren. „Oh! Entschuldige Naru, das hab ich völlig vergessen! Ähm… Akemi hier hatte einen… ähm… Vorschlag.“ Er zwang sich zur Ruhe. „Und der wäre?“ „Also… ich weiß, dass klingt zuerst sehr komisch, aber wir würden es wirklich gerne versuchen, und wenn es nicht funktioniert, dann…-“ „Mai.“ unterbrach Naru sie scharf. „Würdest du bitte zum Punkt kommen?“ Sie seuftste schwer und warf Akemi einen kurzen Blick zu, bevor sie die Bombe platzen ließ. „Akemi hat vorgeschlagen, dass ich einen Abend lang mit den anderen Mädchen ihre Kunden bediene. Also-“ „Du sollst Kurtisane spielen?!“ echote er ungläubig. Der Ärger war völlig verpufft- untergegangen in maßloser Verwirrung. Das musste doch ein Traum sein, oder? „Ja. Aber natürlich bringe ich ihnen nur Getränke und so was. Die Mädchen und die Kunden sind zuerst alle in einem Raum und essen und trinken und so weiter. Erst wenn sie sich…äh… zurückziehen, können wir das nicht mehr beobachten. Aber vorher schon. Und nachdem sie Kameras wohl bemerken würden, müssen wir eben persönlich anwesend sein.“ Er widerstand dem Drang sich zu zwicken und zwang sich, das Gesagte zu verarbeiten. Nicht umsonst war sein IQ so hoch! Sie wollte also das Gebäude im Auge behalten und sich als Kurtisane ausgeben- aber nur in unverfänglichen Situationen. Sobald es um die richtige Arbeit der Kurtisanen ging, stieg sie aus. Gut, dass war zwar immer noch verrückt, lag aber in der Möglichkeit der Realität- vor allem wenn es um Mai ging. Was also bedeutete, dass er wohl nicht träumte. „Und deshalb diese… Übung hier.“ stellte er bemüht ruhig fest und deutete vage auf Mai, ihre gesamte Person samt einfachen Yukata und Tablett einschließend. Sie lächelte erleichtert und nickte. „Genau. Weil ich nun mal nicht weiß wie man sich als Kurtisane verhält, bringt Akemi mir bei wie ich sprechen und wie ich mich bewegen soll. Ansonsten ist es eigentlich eher wie Kellnern.“ „Und was machst du, wenn ein Kunde dich mit aufs Zimmer nehmen will?“ fragte er skeptisch. „Na ja… Ich glaube ja nicht, dass das passieren wird. Aber… Akemi hat gemeint, dass du dich ebenfalls als Kunde einschleusen sollst um dem anderen Kunden eben einfach zuvor zu kommen. Aber wenn du nicht willst, dann müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.“ Er brauchte keine zwei Sekunden um sich zu entscheiden: Er wollte zwar nicht mitmachen, aber Mai war schon zu diesem Unsinn überredet worden. Und, bei allen Feuern der Hölle, er würde sie keine Sekunde aus den Augen lassen, wenn sie sich als Prostituierte ausgab und Getränke in einem Raum voller Freier ausschenkte. So seuftste er leise. „Dir ist bewusst, wie verrückt das ist?“ „Aber so können wir am schnellsten Handeln, falls etwas passiert. Außerdem wirst du deswegen jetzt von den anderen Mädchen in Ruhe gelassen.“ „Wie das?“ fragte er mit milder Neugierde. Immerhin war ihm das schon vorher aufgefallen- es wurde schließlich seit neuestem ohne Gurren und Augengeklimper mit ihm gesprochen. „Weil sie strenge Regeln in Sachen Liebe haben. Dadurch, dass Akemi mich ausbildet, bin ich in gewisser Hinsicht eine von ihnen. Und als mein Freund bist du absolutes Tabu für alle anderen hier.“ Immerhin EIN Vorteil in diesem Wahnsinn. Er seuftste noch einmal und bereitete sich gedanklich auf einen sehr harten Tag vor. „Also gut. So wie ich dich kenne, bist du zu stur um das Experiment ohne einen Versuch aufzugeben. Deshalb werde ich unter der Bedingung mitspielen, dass wir sofort abbrechen, sollte irgendetwas passieren.“ Sie strahlte ihn an. „Danke! Mir ist wirklich sehr viel wohler, wenn du auch in dem Raum bist.“ „Ich bin noch nicht fertig.“ meinte Naru kalt. „Wenn du das nächste Mal so etwas planst, dann lass wenigstens eine Nachricht in der Basis. Woher soll ich denn sonst wissen, dass du nicht von einem Geist entführt wurdest.“ Das klang ziemlich giftig. Er durchbohrte sie noch mit einem seiner eisigen Blicke, bevor er sich umdrehte und ging. „Urks, er war sauer.“ stellte Mai schuldbewusst fest und starrte ihrem Freund nach. „Tja, wahrscheinlich hat er sich Sorgen gemacht.“ meinte Akemi. „Ob sich das wohl bis zum Abend wieder legt?“ Akemi antwortete mit einem schulterzucken, bevor sich ein gemeines Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete. „Dann müssen wir ihn so eifersüchtig machen, dass er seine Wut auf dich glatt vergisst. Also weiter, schick mir einen deiner Blicke!“ Lachend tat Mai wie geheißen, doch durch das Lachen wirkte sie weniger verführerisch als geplant. Bis zum Abend hatte sie Zeit, das zu ändern. __________________________________________________________ Also, das lässt ja auf einen lustigen Abend hoffen… Mai als Prostituierte und Naru als ein Freier. Was dabei wohl herauskommt…? (Und das weiß nichtmal ich selber, weil das Kapi noch nicht geschrieben ist. XD) Ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen und ich hoffe, dass ich diese dämliche Schreibblockade mit diesem Kapitel losgeworden bin, lg naias Kapitel 23: Ein ereignisreicher Abend ------------------------------------- Ein ereignisreicher Abend Nervös strich Mai ihren Kimono glatt und warf einen letzten Blick zu Akemi. „Keine Sorge, du schaffst das schon. Immerhin musst du ja nur soweit angepasst sein, dass du nicht auffällst.“ meinte sie gutmütig lächelnd. „Außerdem sitzt dein Freund hinter dieser Tür und wartet ganz bestimmt schon auf dich. Also bleib einfach locker.“ Unsicher nickte Mai noch einmal und atmete tief durch. Im Moment kam ihr die ganze Idee ziemlich bescheuert vor- warum noch mal war es nötig, dass sie Prostituierte spielte? Überhaupt würde man sie doch sofort enttarnen! Und was sollte sie machen, wenn das passierte? Ob das dem Bordell wohl schaden würde? „Streck den Rücken durch und lächle!“ zischte ihr Akemi ein letztes Mal zu, bevor sie ohne weitere Vorwarnung in den Raum geschoben wurde. Ein Schwall warmer Luft wehte ihr entgegen, während sie das Bild in sich aufnahm: Sie befand sich in einem relativ großen Raum mit mehreren ausschließlich männlichen Gästen, die verschiedene Speisen und Getränke zu sich nahmen, wobei die Getränke überwiegend aus Sake bestanden, aber vereinzelt auch Tee. Zwischen den niedrigen Tischen bewegten sich mehrere Mädchen hüftschwingend und geschmeidig hin- und her und servierten allerlei Köstlichkeiten. Gerade fragte sie sich, wie die Klienten wohl ein Zeichen gaben um sich mit einem der Mädchen zurückzuziehen, als sie bemerkte wie es funktionierte: Ein älterer Herr überreichte einem der Mädchen eine Blume, die diese zwinkernd und mit einem verheißungsvollen Lächeln annahm, bevor sich beide zurückzogen. Auch Mai war klar was das bedeutete und lief sofort knallrot an. „Steh nicht da wie bestellt und nicht abgeholt. Bring das lieber deinem Freund.“ sagte Akemi sehr leise und mit einem eingemeißelten Lächeln im Gesicht. Mai nahm verwirrt den Tee auf, bevor sie ein Lächeln in ihr Gesicht zwang und Naru suchte. Als sie ihn fand, wäre sie am liebsten wieder umgekehrt. Er selbst hatte sie schon lange entdeckt und schien sie richtiggehend nieder zu starren, in einer Stimmung, die jeden Horrorfilm-Regisseur begeistert hätte. Tapfer hielt sie ihr Lächeln im Gesicht und fragte sich, was ihm wohl für eine Laus über die Leber gelaufen war, bevor sie sich Akemis Unterricht in Erinnerung rief und hüftschwingend auf ihn zukam. Naru hätte ihr hingegen leicht sagen können was ihn störte: Alles. Die ganze verdammte Situation störte ihn. Mai machte die Situation nicht besser: Mit langsamen lazissiven Hüftschwüngen schlängelte sie sich durch die Tische, mit einem verlegenem Lächeln im Gesicht. Nur Mai konnte es schaffen, gleichzeitig wie die reine Unschuld und doch unglaublich… nun ja… sexy zu wirken. Misstrauisch ließ er seinen Blick über den Raum schweifen, was ihn im nächsten Moment wieder ein klein wenig entspannte. Es waren genug Mädchen anwesend, um Mai nicht weiter auffallen zu lassen. Soweit er das beurteilen konnte, gafften alle Gäste einem anderen Kimonoärmel hinterher. Wenigstens ein positiver Punkt in diesem Wahnsinn hier. Jetzt war Mai bei ihm angekommen und stellte den Tee vor ihm ab, wieder mit ungewohnter Eleganz in ihren Bewegungen. Diese Kurtisane hatte die Zeit mit Mai scheinbar wirklich gut genutzt. Schnell holte er den Kopf aus den Wolken und unterdrückte alle aufkeimenden Gefühle, von Wut bis Eifersucht und Sorge. Er war hier um ein Auge auf sie zu haben, nicht um sich zu ärgern. Das konnte er auch später- im Moment musste er aufpassen, dass keiner dieser anwesenden alten Knacker seine Freundin auf ein Extrazimmer zerrte. Im Stillen noch einmal seiner ausgezeichneten Selbstbeherrschung dankend, schaffte er es alle ablenkenden Gefühle schlicht und einfach aus seiner Gefühlswelt zu drängen, sodass er von einer Sekunde auf die andere völlig ruhig wurde und auch die Horrorfilm-Aura verschwand, als hätte es sie nie gegeben. Zumindest äußerlich wirkte er völlig ruhig. „Ist im Moment alles in Ordnung?“ fragte er sie, weiterhin nur die Umgebung musternd. „Ja, ich denke schon.“ flüsterte sie leise zurück. „Falls du ein ungutes Gefühl bekommst, dann brich das Experiment sofort ab.“ murmelte er leise zurück, bevor Mai sich wieder entfernte und auf Akemi zusteuerte, die sie von der Weite beobachtet hatte. „Sehr gut.“ meinte die Kurtisane breit lächelnd, als Mai wieder bei ihr angekommen war. „Meinst du, du kannst auch anderen Gästen was zu trinken bringen?“ Mai atmete einen Moment lang nervös ein, bevor sie nickte. Als nächstes wurde ihr Sake in die Hand gedrückt. „Geh zu dem Tisch da hinten. Dort sind so viele Mädchen, dass du mit Sicherheit nicht weiter auffällst. Vergiss den Hüftschwung nicht.“ Mai nickte zaghaft, bevor sie ängstlich die Luft anhielt und sich auf den Tisch zubewegte. Ihr eigener Herzschlag dröhnte in ihren Ohren und sie konnte die aufkeimende Angst nicht ganz unterdrücken, als sie endlich beim Tisch ankam. Ängstlich kratzte sie das letzte bisschen Selbstbeherrschung zusammen und bemühte sich, ihre Hände nicht zittern zu lassen, während sie die Sakeflasche abstellte. Vorsichtig musterte sie den Klienten, der mit einer ganzen Mädchentraube abgelenkt war und sie gar nicht beachtete. Es war schon ein älterer Herr mit graumeliertem Haar, aber trotzdem noch nicht alt. Irgendwie kam er ihr bekannt vor und sie meinte sich erinnern zu können, sein Bild auch schon einmal in der Zeitung gesehen zu haben. War das nicht irgendein Politiker? Aber eigentlich war das egal. Und mit Politik kannte sie sich ja sowieso nicht aus, also trat sie den Rückzug an und ging wieder zu Akemi, die sie erneut zu irgendeinem Tisch schickte und sie weiterhin mit Argusaugen beobachtete. Und da auch Naru sie keine Sekunde lang aus den Augen ließ, merkte sie, wie sie sich zunehmend entspannte und anfing, sich allmählich sicherer zu fühlen. Eine Weile pendelte sie so zwischen den Tischen und Akemi hin und her, die sich mit der Zeit ebenfalls zu entspannen schien. Nach etwa einer Stunde des Hin- und Herpendelns, wurde sie von Akemi schließlich nicht sofort wieder zu einem anderen Tisch geschickt. „Du machst das wirklich gut. Ich denke, ich kann dich jetzt den wachsamen Augen deines Freundes überlassen und was anderes machen, oder?“ Mai wurde sofort wieder nervöser. „Meinst du? Ich- ich bin immer noch ein wenig unsicher…“ „Mach einfach weiter wie bisher, dann ist der Abend schneller um als du glaubst.“ Mai stieß nervös etwas Luft aus und strich, nun wieder zitternd, ihren Kimono glatt. „Keine Sorge, dein Freund lässt dich ja sowieso nicht aus den Augen. Schade nur, dass das mit dem eifersüchtig machen nicht geklappt hat, obwohl ich ganz am Anfang durchaus das Gefühl hatte, dass es funktionieren würde…“ Beide Mädchen ließen ihren Blick einen Moment auf dem völlig entspannt wirkenden Naru ruhen. Er wirkte nicht einmal annähernd beunruhigt, geschweige denn eifersüchtig. Mai grinste und winkte ab. „Ich habe ja sowieso nicht erwartet, dass Naru jemals eifersüchtig sein könnte. Dafür ist er viel zu sehr von sich selbst überzeugt.“ kicherte sie leise, und durchaus wieder gut gelaunt. Akemi stimmte in ihr leises Lachen ein. „Gut, ich werd dann Mal gehen. Die Küche ist da hinten, also hol dir von dort deine Aufgaben. Vergiss das Hüftschwingen und das Lächeln nicht, ich komm in einer halben Stunde noch einmal her und seh nach wie es dir geht. Also, lass dir keine Blume in die Hand drücken, man sieht sich.“ Mai konnte nur stumm hinterher winken, bevor sie ihren Mut sammelte und sich alleine ihre Aufgaben aus der Küche holte. Und da das immer noch ohne die geringsten Probleme funktionierte, entspannte sie sich wieder und die halbe Stunde verflog viel schneller als erwartet. Nach einer kurzen Sprechpause mit Akemi, die sich noch einmal rückversicherte, dass alles in Ordnung war, machte sie weiter, während der Abend voranschritt und sie schließlich auch die letzten Reste an Unsicherheit ablegte. Auch wenn sich ein Freier mit einem Mädchen auf die Räume zurückzog, geschah das so diskret, dass Mai es nicht einmal mitbekam, was zusätzlich für Erleichterung sorgte. So setzte sie in mittlerweile gewohnter Routine ein weiteres Glas vor einen Kunden, nicht wirklich erwartend, dass die Routiene durchbrochen wurde. Gedanklich schon wieder in der Küche wollte sie gerade den Rückweg antreten, als sie unerwarteter Weise aufgehalten wurde. „Nanu, wer bist du denn, Schönheit? Dich hab ich hier doch noch überhaupt nicht gesehen.“ Mai erstarrte zur Salzsäule und wandte sich dem Freier zu. Was sollte sie denn jetzt tun?! Fieberhaft wägte sie ihre Möglichkeiten ab- weglaufen ging ja wohl leider nicht. Also versuchte sie es mit distanzierter Höflichkeit. „Ich bin auch neu hier.“ sagte sie, verlegen den Blick zu Boden richtend. „Na so was. Ich bin erstaunt, dass du mir erst jetzt auffällst. Wie heißt du denn?“ Krampfhaft fixierte sie den Boden, während sie rot anlief. Irgendwie gefiel ihr sein Blick nicht. Er betrachtete sie ungeniert von Kopf bis Fuß, bevor er sie anlächelte. Mai konnte gerade so ein Würgen unterdrücken. Sie würde sich von diesem Tisch den Rest des Abends fern halten. Doch auch wenn sie nicht mehr in seine Nähe kam- im Moment musste sie höflich bleiben, zumindest so lange ihr das möglich war. „Ich… heiße Mai.“ „Mai-chan also. Wie wäre es, wenn du dich zu mir setzt?“ //Bitte WAS?!// Verlegen stammelte sie eine Entschuldigung, bevor sie die Flucht ergriff. Das konnte doch nicht wahr sein! Dieser Typ war doch leicht drei- bis viermal so alt wie sie! Schaudernd nahm sie die nächste Bestellung auf, um sie an einen anderen Tisch zu bringen, dabei immer einen großen Bogen um den Tisch des Freiers machend. Als das eine ganze Weile gut lief, entspannte sie sich wieder. Immerhin wusste sie nun, dass sie sich auch aus heiklen Situationen herauswinden konnte. Dieses Bewusstsein war an sich eigentlich nicht schlecht. Es half ihr, sich in dieser ungewohnten Situation sicherer zu fühlen. Und so machte sie wieder weiter wie bisher, sich nicht bewusst dass der eine Freier sie durchaus nicht aus den Augen gelassen hatte. Und so bemerkte sie nicht, wie der Freier sich fröhlich schwatzend mit einem anderen Mann unterhielt und auf sie deutete, und dieser nach einer Weile wieder ungezwungen ein paar Sätze mit einem anderen sprach, kurz, dass sich herumsprach, dass es in der aufgehenden Sonne ein neues Mädchen gab. Was sie allerdings nach einer Weile bemerkte, war, dass sie auf einmal öfter gemustert wurde, wobei sie vorher nur ignoriert worden war. Als ihr das ganze mit der Zeit unheimlich war, beschloss sie, das Experiment frühzeitig abzubrechen. „Hey, Mai-chan, bring mir doch noch etwas Sake!“ drang es auf einmal an ihre Ohren, und sie drehte sich überrascht um. Der Mann, der das verlangt hatte, war ihr völlig unbekannt. Woher also kannte er ihren Namen? Außerdem musterte er sie so… so… sie konnte es nicht ausdrücken. Jedenfalls stellten sich ihr alle Härchen auf ihrem Körper auf. „Bitte schön, ein Sake für Sie!“ tauchte auf einmal Akemis rettende Stimme auf. Sie betrachtete Akemi verwirrt, aber erleichtert. Doch die junge Kurtisane warf ihr einen Blick zu, und die lächelnde Maske verschwand einen Augenblick. Sie machte einem nervösen und besorgten Ausdruck platz, während sie kurz aber energisch zum Ausgang nickte. Das bedeutete eindeutig “nimm die Beine in die Hand und verschwinde!“ Dankbar kam Mai der Aufforderung nach und schlüpfte flink zur Tür hinaus auf den dunklen Flur. Mit zitternden Fingern lehnte sie sich an die Wand und fuhr sich fahrig durch die Haare. Wenn sie nach Akemis Gesichtsausdruck ging, war das ziemlich knapp gewesen. Überhaupt waren die Blicke der Männer ziemlich… nun ja… unangenehm gewesen. Herannahende Schritte ließen sie allerdings herumfahren. „So was, du bist doch die Neue, oder?“ lallte ein eindeutig schon betrunkener Freier. Sie brachte beim besten Willen kein Lächeln mehr zustande. „J-Ja. Aber ich mache gerade Feierabend.“ Schwankend kam der Gast näher und musterte sie anzüglich von oben bis unten. „Schon Feierabend? Na… ich glaub, da werden wir zwei vorher noch ein wenig Spaß haben, nicht wahr?“ Er kam noch einen Schritt näher, sodass sie den Sakegeruch an ihm wahrnehmen konnte. Dann noch einen und noch einen- bis er knapp vor ihr stand, und Mai sich ängstlich an die Wand presste. „So ein hübsches kleines Ding…“ murmelte er leise, während er ihr geistesabwesend eine Haarsträhne zurückstrich. „Die anderen sind auch hübsch- aber so was Entzückendes wie dich hab ich hier noch nie gesehen.“ Mai beschloss gerade, dass es Zeit wurde sich mit Händen und Füßen zu wehren, und überlegte, wo ein Schlag wohl die meiste Wirkung hatte, als sich eine eisige Stimme im Hintergrund einschaltete. „Ganz Recht. Darum waren wir auch gerade auf dem Weg zu meinem Zimmer.“ Naru! Himmel, sie war noch nie in ihrem Leben so erleichtert gewesen, ihn zu sehen. Es dauerte nur eine Sekunde, bis er seine Hand auf die Schulter des Klienten legte und ihm mit einem breiten Lächeln die Zähne zeigte. Nur wirkte er überhaupt nicht freundlich. Im Gegenteil, die Horrorfilm-Atmosphäre war wieder da. Seine Augen spießten seinen Gegenüber regelrecht auf, und Mai lief ein Schauer über den Rücken. Seine Augen hatten ihr schon oft kühle Blicke zugeworfen, doch diesmal waren sie anders. Diesmal waren sie eiskalt- wie die Augen eines Jägers. Überrascht wich der Freier ein paar Schritte zurück. „Gute Entscheidung.“ meinte Naru schon beinahe freundlich. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, packte er Mai mit einem stahlharten Griff am Handgelenk und zog sie hinter sich her, weg von dem Raum voller Freier, mitten in ihr gemeinsames Zimmer. Erst dort ließ er sie los, drehte sich zu ihr um und verschränkte anwartend die Arme vor der Brust. Leider verschwand die Horrorfolm-Aura dabei nicht. Das Schweigen zog sich in die Länge und Mai biss nervös auf ihrer Lippe herum. Seine unnahbare Miene machte die ganze Situation nicht unbedingt besser. „So.“ sagte er leise. „Hast du jetzt genug von deinen Versuchen?“ Mai starrte geknickt zu Boden. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie überhaupt Notiz von mir nehmen.“ murmelte sie niedergeschlagen. Einen kurzen Moment lang rangen die verschiedensten Gefühle in Naru um Vorherrschaft, als er sie so geknickt sah. Aber dann kamen die Erinnerungen an den ganzen vergangenen Tag dazu, und Wut behielt die Oberhand. „Du warst ja auch unglaublich unauffällig. Schließlich hat dich ja nur der gesamte Raum auf die anzüglichste Weise angestarrt.“ meinte er sarkastisch, aber immer noch völlig ruhig, was irgendwie noch viel unheimlicher war, als wenn er sichtbar wütend gewesen wäre. Obwohl, es war durchaus sichtbar. Nur brodelte das ganze unter einer Eisschicht. Zwar meldete sich kurz in ihrem Hinterkopf eine Stimme, die sich fragte, warum SIE sich vor IHM zu rechtfertigen hatte, wo doch offensichtlich sie Probleme bekommen hatte und nicht er- allerdings verschwand diese Stimme schnell, als sie versuchte, die richtigen Worte zu finden. Unsicher fixierte Mai den Boden und rang um Worte. „Naru… ich… ich weiß ja selbst nicht, was da passiert ist! Ich meine… alle Mädchen hier… ich meine… die anderen sind ja viel schöner als ich! Wie hätte ich wissen können, dass sie mich tatsächlich ansehen!“ So viel haarsträubende Unsinnigkeit, die allerdings typisch für Mai war, goss eher noch Öl ins Feuer. Viel schöner als Mai, von wegen! „Und es überrascht dich, dass du angebaggert wirst, wenn du hüftschwingend an einem Haufen von alten, geifernden Idioten vorbeigehst? Wirklich Mai, ich hätte dich für klüger gehalten.“ kam dann auch Narus giftiger Kommentar, obwohl er sich immer noch bemühte seine verschiedenen Emotionen im Zaum zu halten. Immerhin hatte er sie bis jetzt noch nicht an den Armen gepackt und durchgeschüttelt, um sie zur Vernunft zu bringen. Und das war schon schwer genug. Mai hingegen blinzelte einen Moment lang verwirrt, während ihr das gerade eben gesagte ins Bewusstsein sickerte. Nach Luft ringend starrte sie ihn an und hatte das Gefühl, als würde sie den Boden unter den Füßen verlieren. Er wirkte noch immer distanziert und kühl. Sie schwankte einen Moment, bevor sie sich mühsam fing. Er hatte schon öfter Anspielungen auf ihre Intelligenz, oder eher mangelnde Intelligenz, von sich gegeben, aber immer auf eine gutmütig-ironische Weise, die zwar durchaus Spottend war, aber eben nicht verletzend. Das hier war diesmal völlig anders. Das hier war verletzend- richtig verletzend. Sie blinzelte die plötzlich hochsteigenden Tränen beiseite, die sowohl der aufsteigenden Wut als auch der Verletztheit entsprangen, oder versuchte es eher. „Du hast kein Recht so was zu sagen!“ meinte sie erschüttert. „Ich habe kein Recht, die Wahrheit auf den Punkt zu bringen, Mai?“ Jetzt gewann auch bei ihr die Wut die Oberhand. „Egal ob dumm oder nicht dumm, du hast kein Recht mich zu beleidigen!“ Mai war bei jedem Wort lauter geworden und stampfte wütend mit einem Fuß auf. „In Anbetracht der Tatsache, dass ich dich aus dieser Situation wieder rausgehauen habe, denke ich sehr wohl, dass ich ein Recht dazu habe, dir meine Meinung mitzuteilen.“ sagte er gepresst, zum ersten Mal ebenfalls gereizt wirkend. Jetzt fingen die Tränen an zu rollen, was Mai aber nicht einmal bemerkte. Zu aufgewühlt war sie. „Ich wäre aus dieser Situation sehr wohl auch wieder alleine rausgekommen!“ „Ach, und wie wäre das deiner Meinung nach abgelaufen?“ Der spottende Unterton war noch verletzender als der vorhergehende Kommentar. „Er war nicht gewalttätig! Ich hätte mit ihm gesprochen und ihm erklärt, dass ich nur eine Aushilfe bin!“ Selbst in ihren eigenen Ohren klang das nach Blödsinn, aber sie würde sich eher die Zunge abbeißen als das in dieser Situation zuzugeben. Immerhin hatte sie, als sie an die Mauer gepresst vor dem betrunkenen Freier gestanden war, nicht im Entferntesten an eine zivilisierte Unterhaltung mit Argumenten und Gegenargumenten gedacht. Eher, an welcher Stelle ein Schlag mit ihrer nicht gerade überwältigenden Körperkraft die meiste Wirkung erzielen würde…. „Er war BETRUNKEN, Mai. Du glaubst ernsthaft, er hätte dir zugehört?!“ echote er auch wie erwartet genauso zynisch wie aufgebracht. „Dann hätte ich mich eben so gewehrt! Ich bin durchaus in der Lage, mich gehen einen Betrunkenen zur Wehr zu setzen!“ Er schnaubte. Und das brachte das Fass zum überlaufen. „Hör auf, mich so abfällig zu behandeln! Vielleicht war es ein Fehler, Akemis Angebot anzunehmen. Gut! Aber du hast KEIN RECHT, deshalb auf mich herab zu sehen! Wenn es dich stört, dass ich getan habe, was ich nun einmal getan habe, dann hättest du mich verdammt noch Mal einfach in Ruhe lassen sollen, als dieser Besoffene mich bedrängt hat! Im Übrigen war er sogar charmantere und im Moment auch angenehmere Gesellschaft als du im Moment!“ brach es gereizt aus ihr heraus, während sie ihn kampflustig anfunkelte, sich nicht bewusst, dass ihr immer noch Tränen die Wange hinabrollten, was ihre Worte nicht unbedingt auf beeindruckende Weise unterstrich. „Oh, dann tut es mir Leid, dass ich mich in deine Angelegenheit eingemischt habe. Das nächste Mal werd ich ihm viel Spaß wünschen und ihm ein nettes Zimmer anraten!“ erwiderte Naru, jetzt genauso hitzig. Wieder schnappte Mai nach Luft. „GUT. Dann geh ich jetzt eben wieder!“ In ihrer Wut hatte sie tatsächlich vor, wieder zurück zu den Freiern zu stapfen, einfach um ihre Worte zu beweisen. Und sie hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass Naru sie aufhalten würde. Nicht, nach dem gerade erfolgten Gespräch. Doch das tat er- indem er erneut mit stahlhartem Griff ihr Handgelenk umfasste und fest hielt. „Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dich jetzt alleine irgendwo hingehen lasse, oder?!“ „Doch! In meiner unendlichen Dummheit habe ich das angenommen!“ fauchte sie wütend. Er schloss einen Moment lang die Augen und atmete tief durch. Die drohende Gefahr, Mai in ihrer Wut zu einem Freier zurücklaufen zu sehen, bewirkte, dass die Wut für die Sorge platz machte. Zwar waren nach wie vor alle Gefühle vorhanden, die ihn schon den ganzen Abend über malträtiert hatten, aber irgendwie hatte die Sorge der Wut gerade den ersten Platz abgejagt. „Dir ist bewusst, dass dich dann wohl der nächste Freier anfällt?“ fragte er mit erzwungener Beherrschung. „DIE sind wenigstens höflicher zu mir als du! Von einem Freier angefallen zu werden ist im Moment weit weniger verletzend!“ fauchte sie, offensichtlich immer noch wütend. Er blinzelte einen Moment, ließ sie aber nicht los. Das hatte gesessen. Dann riss er sich wieder zusammen. „Wir sollten dieses Gespräch morgen weiter führen. Im Moment sind wir beide zu aufgebracht; Und dass du in deinem aufgebrachten Zustand dem nächsten Freier freiwillig entgegen rennst, wollen wir beide nicht.“ presste er zwischen seinen Zähnen hervor. Nein, das wollten sie wirklich beide nicht. Schniefend wischte sie sich mit ihrem freien Arm über ihre Augen und landete ebenfalls wieder auf dem Boden der Tatsachen. „Dann hör auf so gemein zu sein.“ erwiderte sie schwach und ebenfalls weit ruhiger als zuvor. Naru seuftste und seine Augen büßten ihre klirrende Kälte ein. „Es war nicht meine Absicht dir weh zu tun, Mai.“ Zur Hölle, das war sogar das letzte was er wollte. Irgendwie war er es absolut nicht gewohnt sich so zu fühlen, wie er sich gerade eben fühlte. Und zu dem kunterbunten Wirrwarr kam jetzt auch noch das schlechte Gewissen dazu, das sich zunehmend verstärkte, je länger er Mai beobachtete. In Erinnerung an ihr gerade eben erfolgtes Gespräch, fingen die Tränen wieder an zu laufen. „Das hast du aber. Mehr als so ein Freier das könnte.“ meinte sie vorwurfsvoll. Er presste seine Zähne zusammen und betrachtete sie. Erst jetzt fiel die Wut vollständig von ihm ab und er nahm wahr, wie erbärmlich verletzt sie im Moment wirkte. Es war wohl wirklich nicht besonders schlau gewesen, ihr in ihrem ohnehin schon leicht labilen Zustand, bedingt durch die Flucht aus einem Raum voller geifernder Freier und anschließender Bedrängung durch ein weiteres Exemplar, auch noch Vorwürfe zu machen und sich mit ihr zu streiten. Das war wohl sogar als alles andere als klug zu bezeichnen. Und er merkte, wie sich das schlechte Gewissen noch einmal verstärkte. Irgendwie fühlte er sich gerade generell hundsmiserabel. Jetzt wusste er also, dass er es mit absoluter Sicherheit hasste, sich ernsthaft mit ihr zu streiten. Also lenkte er endgültig ein. „Das tut mir Leid, Mai. Aber ich war wütend. Und zwar nicht ganz zu unrecht.“ Trotz der Erkenntnis, dass er Streit mit Mai hasste, konnte er sich den letzten Satz einfach nicht verkneifen. Aber sie hatte einfach keine Ahnung, wie es ihm den Abend über gegangen war. Er stockte und versuchte die richtigen Worte zu finden, um ihr seine Gefühle zu vermitteln. Versuchte, ihr zu vermitteln wie er den gesamten Abend stundenlang gespannt wie eine Sprungfeder auf seinem Platz gesessen hatte, um sie nicht eine Sekunde lang aus den Augen zu verlieren. Wie er mitbekommen hatte, dass die Stimmung genauso langsam wie unaufhaltsam kippte und sie völlig unbewusst immer mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Wie er innerlich angefangen hatte zu brodeln, als er die Blicke bemerkte, die sie SEINER Freundin zuwarfen. Und schließlich, wie sie alles noch schlimmer gemacht hatte, in dem sie sich mit hüftschwingender Eleganz durch die Tische schlängelte, und nicht einmal bemerkt hatte, dass er durchaus versucht hatte sie zu warnen. Wie sie ihn nichteinmal bemerkt hatte und die Wut und Angst um sie angestiegen war, vor allem wegen der lechzenden Blicke die diese Freier seiner Freundin nachgeworfen hatten. Wie die Eifersucht ständig an seiner Selbstbeherrschung genagt hatte, und wie er versucht hatte dieses völlig neue Gefühl irgendwie unter Kontrolle zu halten- und wie er daran gescheitert war. Wenn er darin nur nicht so schlecht wäre… Müde fuhr er sich durch die Haare. „Ich wollte dich wirklich nicht verletzen. Aber Sorge, Wut und Eifersucht ist ein sehr explosiver Cocktail.“ brachte er schließlich lahm hervor. Explosive Mischung war da noch untertrieben. Das beschrieb seinen Zustand an diesem Abend nicht im Geringsten, aber besser konnte er es einfach nicht in Worte fassen. Vor allem die Eifersucht hatte es in sich. Sogar wenn er nur an den Abend zurückdachte, spürte er wie ihm fast die Galle hochkam. Ein wirklich mächtiges Gefühl. Ein letztes Mal mit dem Ärmel über die Augen wischend, kam sie einen halben Schritt näher. „Mir tut es Leid, dass der Versuch so daneben gegangen ist. Ich-… Ich dachte wirklich, dass mich neben den ganzen Schönheiten hier niemand wahrnimmt.“ murmelte sie ebenfalls einlenkend und sichtlich niedergeschlagen. Tatsächlich lächelte er schwach. Da war er wieder, ihr haarsträubender Unsinn. Wie hätte sie denn NICHT auffallen sollen?! „Da hätte ich dir gleich sagen können, dass diese Rechnung nicht aufgeht. Du stehst keinem dieser Mädchen in irgendetwas nach.“ Mai blinzelte überrascht. War das gerade ein Kompliment gewesen? Nach dem vorhergehenden Streit hatte sie damit eigentlich nicht gerechnet… „Naru? Du bist… nicht mehr böse auf mich?“ „Ich war nie böse auf DICH. Nicht wirklich. Nur so explosiv wie eine Knallgasmischung.“ entgegnete er trocken, und es schlich sich auch ein leises Lächeln auf ihre Züge. Sie machte einen weiteren zögerlichen halben Schritt auf ihn zu. „Warst du wirklich eifersüchtig?“ fragte sie jetzt schüchtern, aber auch offensichtlich neugierig. Er seuftste, und ein sehr müdes schiefes Grinsen schlich sich auf seine Züge. „Ich gestehe: Ja, total, wie nie in meinem Leben zuvor. Durchaus eine neue Erfahrung, wenn auch keine Schöne.“ Ihr Lächeln wurde breiter. Er war also tatsächlich eifersüchtig gewesen? Irgendwie war das… ja, gar kein so schlechter Gedanke. Fast schon ein wenig befriedigend. Jetzt wusste er wenigstens einmal, wie sich das anfühlte. „Können wir den Abend dann vielleicht einfach vergessen?“ fragte sie hoffnungsvoll. Vor allem den Schluss. Streit mit Naru war jetzt die neue Nummer eins von Dingen die sie hasste. Das hatte sogar “von einem mordlustigen Geist verfolgt werden“ von der Spitze verdrängt. „Vergessen wäre vielleicht keine gute Idee. Aber ad acta legen schon.“ Auch Naru hatte “sich ernsthaft mit Mai streiten“ an die Spitze seiner Hass-Liste gesetzt. Jetzt überwand er auch die letzte Distanz, indem er sie zu sich zog. Erleichtert schloss er seine Arme um ihren zierlichen Körper und steckte seine Nase in ihre verwuschelte braune Haarmähne. Er konnte spüren, wie sie sich an ihn schmiegte und ebenfalls erleichtert aufatmete. „Ich würde vorschlagen, dass wir diesen Versuch nicht noch einmal wiederholen. Du bist scheinbar einfach zu talentiert als Kurtisane.“ Mai seuftste darauf hin nur leise. So furchtbar das Experiment geendet hatte, so angenehm war der verbleibende Abend. Beide hatten einstimmig beschlossen die Arbeit einfach links liegen zu lassen, vor allem da anzunehmen war, dass sich wieder nichts getan hatte. Also lagen sie eng aneinander gekuschelt und warteten auf den Schlaf, der dank nicht vorhandener Zimmernachbarn auch nicht allzu lange auf sich warten ließ. Und so sank Mai in unzusammenhängende, aber angenehme Träume. Gestört wurde ihr angenehmer Schlummer allerdings mitten in der Nacht, in der sich ihre Blase unangenehm bemerkbar machte. Innerlich leise fluchend schlüpfte sie aus Narus warmer Umarmung und tapste in völliger Dunkelheit auf die Türe zu. Immer noch leise innerlich grummelnd schlich sie an einem offenbar noch besuchten Zimmer vorbei, in dem sie eine laute Männerstimme hörte. Sich schnell die Ohren zuhaltend lief sie weiter, bis sie am Ende des Ganges endlich die Toilette auffand. Auf ihrem Rückweg fiel ihr auf, dass die Männerstimme, die sie vorher auch schon gehört hatte, ziemlich aggressiv klang. Unwillkürlich die Stirn runzelnd trat sie ein wenig zaghaft einen Schritt näher heran. Wirklich, viel zu aggressiv für einen normalen Freier. Sie sollte Hilfe holen- vielleicht Naru, denn nach der Stimme zu Urteilen war der Kerl ein ziemlicher Klotz. Und notfalls mit seinen Kräften würde Naru wohl jeden Menschen mit Leichtigkeit von sich fern halten können. Dann allerdings splitterte Glas und eine junge Frau schrie auf, während ein dumpfer Schlag folgte und auch der Mann irgendetwas schrie. Entsetzt keuchte Mai auf, zögerte nurnoch einen winzigen Moment, bevor sie die Türe aufstieß und ängstlich in den Raum starrte. Darin befanden sich eine junge Frau, die offensichtlich bewusstlos auf dem Boden lag, und ein Gast, der genauso offensichtlich zu viel Alkohol erwischt hatte- und der die Statur eines Boxchampions hatte. Schwankend trat er einen Schritt auf Mai zu. „Was tust du hier?“ lallte er, erschreckend aggressiv klingend. „I-Ich…hab…nur…den Schrei-“ Langsam kam er, immer noch schwankend, näher, während Mai ängstlich zurückwich. Gut, die Zimmertüre zu öffnen war wohl eine wirklich ziemlich blöde Idee gewesen. Eine weitere ziemlich blöde Idee an diesem Abend. „Sie ist einfach ohnmächtig geworden. Hab’ nichts damit zu tun.“ grunzte er unfreundlich. Mai registrierte gar nicht richtig was er sagte. Im Moment hatte sie einfach nur Angst. Was darauf folgte, hatten weder Mai noch der Freier erwartet. Er erreichte das junge Mädchen und packte sie an den Armen- um auch ihr gegenüber gewalttätig zu werden oder einfach um seine Worte zu unterstreichen, zu welchem Zweck genau würde wohl keiner mehr erfahren- als sich genauso unerwartet wie plötzlich Mais Kräfte automatisch einschalteten. Binnen einer Sekunde weiteten sich seine Pupillen so stark, dass seine Augen völlig schwarz wirkten und Mai fühlte wie durch eine meterdicke Mauer hindurch die Gefühle des Mannes. Und das war wohl das seltsamste Gefühl, dass sie jemals gespürt hatte. Der Widerstand war deutlich massiver als bei dem Geist der Fliege, aber Mais Kräften war er nicht gewachsen. Vor allem auch durch den hohen Alkoholspiegel war er ein leichtes Opfer für derartige Angriffe, erkannte sie beinahe Abwesend. Alle Verteidigungsmauern wurden einfach so niedergerissen und Mai hatte plötzlich das Leben dieses Menschen in ihrer Hand. Sie konnte ihn nun Ballett tanzen oder von einem Hochhaus springen lassen- oder auch einfach gleich seine Psyche zerschmettern. Was auch immer sie wollte- er würde gezwungen sein es zu tun. Instinktiv taten ihre Kräfte aber das im Moment einzig richtige- und der große Muskelberg vor ihr klappte einfach zusammen und sank in einen tiefen Schlaf. Einen Moment völlig entsetzt starrte sie auf den außer Gefecht gesetzten Menschen, dann auf die bewusstlose Kurtisane, während ein Schauer nach dem anderen ihr Rückgrat hinauf und hinunter lief. Ohne einen weiteren klaren Gedanken zu fassen wirbelte sie herum und lief zu Naru zurück. Das eben passierte musste er einfach erfahren- er würde dann schon wissen, was weiter zu tun war, denn im Moment hatte sie nicht die geringste Ahnung. Hoffentlich war er nur nicht wieder sauer, dass sie so unbedacht gehandelt hatte. Der letzte Streit war ihr noch viel zu gut in Erinnerung… Als Naru dann auch plötzlich aus dem Schlaf gerissen wurde, brauchte er einen Moment um vollständig und klar bei allen Sinnen zu sein, bevor er registrierte, dass Mai völlig aufgelöst war. Stockend erzählte sie ihm schließlich, was passiert war. „Das war ziemlich gefährlich, Mai.“ sagte er auch sofort vorwurfsvoll. „Ich weiß.“ „Du hättest Hilfe holen sollen.“ „Aber die wäre vielleicht zu Spät gekommen.“ Naru seuftste nur, beschloss aber das Thema im Moment ruhen zu lassen. Auf noch einen Streit mit ihr konnte er einfach verzichten. „Weißt du, diese ganze Sache war ziemlich seltsam.“ sagte Mai kleinlaut. „Inwiefern?“ „Naja… ich habe ganz genau gespürt, was er gefühlt hat. Und da war zuerst einmal eine große Beeinträchtigung durch den Alkohol. Dann war da die Angst über das was ich gesehen habe und was ich daraus schließen könnte. Und letztendlich Verwirrung über das, was davor passiert ist. Es stimmt, dass er die Kurtisane angreifen wollte. Aber bevor er dazu gekommen ist, ist sie von selbst ohne sein Zutun in Ohnmacht gefallen. Das habe ich allerdings erst herausgefunden, nachdem ich ihn…übernommen hatte.“ Naru runzelte nachdenklich die Stirn. „Sie fiel in Ohnmacht, bevor er irgendetwas getan hat?“ „Ja. Einfach so.“ „Und wie hat er darauf reagiert?“ „Zuerst verwirrt, dann hab ich ihn unterbrochen.“ „Hm.“ Dann schwieg Naru, allerdings mit einer sehr nachdenklichen Mine. Und da er sonst nicht wütend wirkte, beschloss sie nachzuhaken. „Was denkst du?“ fragte Mai schließlich neugierig. Einen Moment schwieg Naru bevor er beschloss, doch zu antworten. Zwar behielt er normalerweise alle Vermutungen die einen Fall betrafen für sich, da sie sich genauso leicht als falsch herausstellen konnten- aber irgendwie war das bei Mai etwas anderes. „Nun… Dieser Ohnmachtsanfall hört sich an wie einer von denen, weswegen wir eigentlich hier sind.“ begann er doch etwas zögerlich. Normalerweise diskutierte und spekulierte er mit Lin wild an einem Fall herum, stellte eine haarsträubende Theorie nach der anderen auf und warf sie nacheinander alle wieder um- aber eben nur mit Lin. Das jetzt auch mit Mai zu tun, war doch noch ein wenig ungewohnt. „Das ist wahr.“ stimmte Mai zu, die nichts von seiner Zögerlichkeit bemerkte. Dadurch irgendwie ein wenig ermutigt, spann er seine Spekulation weiter. „Aber in diesem Fall hatte der Ohnmachtsanfall sehr wohl einen Grund: Ein wütender Freier, der drauf und dran war eine Kurtisane anzugreifen. Er war fast so etwas wie ein Schutzmechanismus. Zumindest ist sie so seinem Angriff entgangen.“ „Und worauf willst du hinaus?“ fragte sie neugierig. „Wenn die anderen Ohnmachtsanfälle nun einen ähnlichen Hintergrund haben? Natürlich würde ein Freier nie erwähnen, dass er kurz davor gewesen ist, eine Kurtisane anzugreifen, bevor diese in Ohnmacht fällt. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass hier nur sehr berühmte oder politisch bedeutende Männer ein- und ausgehen. Also Personen, die einen Skandal mit Sicherheit vertuschen wollen würden. Die Eingriffsweise dieses Geistes ist also sehr subtil: Wenn eine Kurtisane in Gefahr ist, versetzt er sie in Tiefschlaf. Die Freier sind so verwirrt oder geschockt oder überrascht, dass der Angriff abgebrochen wird. Niemand kommt zu Schaden. Die meisten Menschen haben nämlich eine instinktive Hemmung, auf eine ohnmächtige am Boden liegende Person einzuprügeln.“ schloss er seine Theorie. „Damit willst du sagen, dieses Bordell hat einen Schutz-Geist?“ scherzte Mai ungläubig. „Vielleicht. Wenn die Vermutung stimmt. Und sicher ist das noch überhaupt nicht. Aber es wäre immerhin eine erste Theorie, die passen könnte. Und es würde auch erklären, warum wir nicht die geringsten Aktivitäten vermessen konnten, immerhin war keiner von uns zu irgendeinem Zeitpunkt in akuter Gefahr. Und wenn doch, kam der Geist wohl nie dazu zu reagieren, weil sich vorher immer andere Leute eingeschaltet haben- zuerst ich, dann hast du den anderen Freier selbst außer Gefecht gesetzt.“ Unwillkürlich grinste er ein wenig. „Das hätte ich übrigens gerne gesehen.“ „Das mit dem Freier?“ „Ja. Immerhin ist er in deiner Schilderung ein wahrer Muskelberg.“ „Das ist er aber wirklich…“ „Wie auch immer, ich denke, wir sollten mal nach Beiden sehen. Immerhin ist die Kurtisane Ohnmächtig geworden, möglicherweise ist ja doch nicht der Geist daran schuld. Dann bräuchte sie wohl Hilfe.“ „Oh je! Das habe ich völlig vergessen…“ meinte Mai mit offensichtlich schlechtem Gewissen. „Hoffentlich sind beide in Ordnung.“ setzte sie kleinlaut hinterher. „Geh vor und zeig mir das Zimmer, dann werden wir es gleich wissen.“ Mai tat wie ihr geheißen und führte Naru zu dem fraglichen Zimmer. Als sie dort ankamen, warf er nur einen kurzen Seitenblick auf den außer Gefecht gesetzten Freier, während seine Mundwinkel verdächtig zuckten. Allerdings hielt er sich nicht weiter mit dem Mann auf und stieg einfach über ihn hinweg, bevor er kurz das Zimmer musterte und zur Kurtisane schritt. Dort angekommen legte er seine Finger auf ihre Halsschlagader. „Soweit ich das beurteilen kann, ist bei ihr alles in Ordnung. Ihre Atmung ist stabil und ihr Puls normal. Sie scheint wirklich nur zu schlafen.“ Unwillkürlich atmete Mai auf, obwohl ihr gar nicht bewusst gewesen war, dass sie die Luft angehalten hatte. „Trotzdem sollten wir die Klientin informieren. Und anschließend sowohl den Freier, als auch die Kurtisane zu dem Vorfall befragen.“ Mai nickte kurz, bevor sie sich auf den Weg machen wollte, wurde aber schon wieder von Naru aufgehalten, indem er ihr einmal mehr ans Handgelenk fasste. „Und wo denkst du, dass du hingehst?“ erkundigte er sich mit mildem Interesse. „Na, die Klientin informieren, oder nicht?“ Naru seuftste nur leise. „Mai. An diesem Abend hat ein ganzer Raum von alten, aber politisch durchaus mächtigen Knackern dich gedanklich schon auf das nächste Zimmer gezerrt. Anschließend, am selben Abend wohlgemerkt, wirst du zwei Mal von betrunkenen Freiern angegriffen. Glaubst du ernsthaft, dass ich dich einfach so alleine durch das Gebäude laufen lasse?“ Mai fiel daraufhin schlichtweg keine Antwort ein. Allerdings erwartete Naru auch keine und schüttelte leise den Kopf. „Also, ich werde gehen und du wartest hier und passt auf die Beiden auf, in Ordnung?“ Er wartete ihr nicken gar nicht erst ab und war kurz darauf am Gang verschwunden. Allerdings kehrte er nach kaum zwei Minuten auch schon wieder zurück. „Das war aber schnell.“ begrüßte Mai ihn überrascht. Naru zog eine Augenbraue in die Höhe, bevor er sich dazu herab ließ zu antworten. „Ich hatte das Glück, jemandem auf dem Gang zu begegnen.“ Die kurze Wartezeit verbrachten sie mit Schweigen, bevor schließlich die durchaus aufgeregt wirkende Klientin mit einer kleinen Mädchentraube im Schlepptau auftauchte. „Ist jemand verletzt worden?“ fragte sie offensichtlich besorgt. „Nein. Sehen diese Ohnmachtsanfälle immer so aus wie dieser hier?“ fragte Naru und deutete auf das bewusstlose Mädchen. Die Klientin presste nur einen Moment ihre Lippen zusammen, bevor sie sich hinunterbeugte und offensichtlich nach dem Puls fühlte. „Ja. Keine Verletzungen und eine so lange andauernde Ohnmacht, bis sie vom Grundstück hinunter getragen wird. Dürfte ich vielleicht erfahren, was hier passiert ist?“ Nachdem Naru Mai zunickte, fing sie stockend an über das Ereignis zu berichten, ließ die Gedanken-Kontrolle über den betrunkenen Freier aber aus. „Verstehe.“ meinte die Kurtisane schließlich leise und einen Moment lang schweifte ihr Blick über den schlafenden Freier, bevor sie sich wieder Mai und Naru zuwandte. „Nun, ich danke euch jedenfalls für die Information. Wir werden uns um die Beiden kümmern. Im Moment ist es sehr spät und ihr habt, soweit ich gehört habe, schon einen anstrengenden Abend hinter euch. Wir können alles andere auch noch Morgen bereden.“ Naru nickte kurz. „Ja, das ist eine gute Idee.“ Mit einem letzten Seitenblick auf Mai und einer kurzen Verabschiedung verließen sie das Zimmer wieder und kehrten auf ihr eigenes zurück, wo sie sich endlich und diesmal auch die ganze verbleibende Nacht, die schon lange ersehnte Ruhe gönnten. _______________________________________________________________________ Falls sich jemand über den Streit zwischen Naru und Mai wundert- ich wollte damit zeigen, dass sich beide in einer emotionalen Ausnahmesituation befunden haben und durch die schon vorher herrschenden Spannungen aneinander geraten sind. Schließlich ist Mai kurz vorher einfach verschwunden, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, während Naru sich dumm und dämlich sucht und sich krank vor Sorge allerlei furchtbare Situationen ausmahlt. Dann wird er Praktisch zu dem kleinen Experiment gezwungen, was seinem aufgeladenem Gemüt nicht besonders die Spannung nimmt. Mai hingegen hat deutlich die Angst zu spüren bekommen, wie es ist in einem Raum voller Freier die Kontrolle über die Situation zu verlieren, nur um anschließend auch noch von einem bedrängt zu werden und, statt getröstet zu werden, Narus Vorwürfen und gereiztem Verhalten gegenüber steht- was dann letztendlich zum Streit führt. Ich hoffe, mit dieser kleinen Erklärung etwas Licht in die Sache gebracht zu haben. :) lg naias Kapitel 24: Abschluss --------------------- Abschluss Der nächste Tag begann ohne nennenswerte Besonderheiten. Nach einem schnellen Frühstück suchten Naru, Mai und Lin zwar die Klientin auf, konnten aber keine Neuigkeiten in Erfahrung bringen. Die junge Kurtisane, die in den Vorfall verwickelt gewesen war, wachte auf sobald man sie von dem Grundstück hinunter getragen hatte und konnte sich an den gesamten Abend nicht mehr erinnern, während sich der darin verwickelte Freier tatsächlich als ein Profi-Boxer entpuppte. Aber durch den hohen Alkoholkonsum waren auch seine Erinnerungen wenig brauchbar, ganz davon abgesehen, dass er das Bordell so früh wie möglich verließ und sich als nicht bereit erklärte, weiter in die Sache verwickelt zu werden. Tatsächlich waren die einzig vernünftigen Angaben Mais eigene Schilderungen des Vorfalls, was größtenteils Frustration im SPR-Team nach sich zog. Während Naru und Lin noch einmal die Temperaturmessungen des letzten Abends überprüften, war Mai einmal mehr arbeitslos. Stirnrunzelnd und träge starrte sie aus dem Fenster und wünschte sich in ihrer Langeweile, wenigstens einen kleinen Spaziergang machen zu können. Aber da Naru dank der Vorfälle des letzten Abends schlicht nicht damit einverstanden war, sie ohne Schutz durch das Gebäude laufen zu lassen und Risa und Gene auf den ansässigen Geist angesetzt waren, hatte er nach längerer Zeit wieder den Chef heraushängen lassen und sie dazu verdonnert in seiner Nähe zu bleiben. Das war doch wirklich zum verrückt werden! Da war wenigstens einmal kein Geist hinter ihr her, der sie umbringen wollte, und dann musste sie erst in der Basis bleiben wegen der anwesenden lebenden Personen. „Mai, Tee.“ Wurden ihre Gedanken abrupt unterbrochen. Seuftsend stand sie auf, um Naru das gewünschte Gut zu bringen. Wenigstens eine kurzweilige Ablenkung in dieser zähflüssigen Langeweile. Aber nach der Teezubereitung verfiel sie wieder in diesen wachkomatösen Zustand. Frustriert stöhnend lehnte sie sich an die nächste Wand und starrte zur Decke. Und starrte und starrte- und irgendwann war die Decke einfach weg. Sie blinzelte verwirrt. Sie saß in seltsamer Schwärze- und buchstäblich im Nichts. Sie spürte den Untergrund auf dem sie saß, aber als sie hinabblickte war dort kein Boden. Als würde sie mitten auf einer Glasscheibe über einer endlosen bodenlosen Schlucht sitzen- aber ohne die Ränder zu sehen. Fast wie eine Schlucht, die sich in allen Richtungen ausweitete. Wenn sie versuchte, etwas Genaues zu erkennen, wurde ihr nur schwindlig dabei. Überhaupt war es, als würden an ihren Gelenken ein paar Gewichte hängen. Es wäre wohl ganz schön anstrengend, würde sie versuchen aufzustehen. Sie schüttelte den Kopf und sah wieder nach Oben. So etwas Ähnliches hatte sie schon bei ihren wirren Träumen mit Gene gesehen- nur war er da in einer Art Zwischenreich, zwischen den Lebenden und den Toten gefangen. Nun war er das nicht mehr, was die Frage aufwarf, was genau SIE hier eigentlich tat. Sie hatte bisher immer angenommen, dass sie diese Zwischenwelt nur durch die ungewöhnlich starke Verbindung zwischen den Zwillingsbrüdern erreichen konnte, die sie eben instinktiv aufgespürt hatte. Aber Gene war, wie gesagt, nicht mehr hier. „Hallo.“ Hörte sie eine schüchterne Stimme neben sich sagen und sie fuhr erschrocken herum. Neben ihr saß eine junge, durchaus attraktive Frau. Sie hatte lange schwarze Haare und dunkle Augen, außerdem trug sie einen recht edlen Kimono. Und sie saß neben ihr und lächelte sie zaghaft an. Also lächelte Mai, trotz ihrer Verblüffung, ebenso zaghaft zurück und erwiderte die Begrüßung. Dann sagten beide erstmal nichts mehr. „Ich bin Mai.“ setzte das Mädchen nach einem langen, unangenehmen Schweigen an. „Und du?“ fragte sie nach einer weiteren Pause, als das fremde Mädchen nicht antwortete. Diese biss sich unangenehm berührt auf ihre Unterlippe. „Ich weiß es nicht mehr.“ gestand sie geknickt. „Oh. Das tut mir Leid.“ erwiderte Mai und kam sich wie ein unsensibler Trottel vor. „Das muss es nicht. Es ist nur ein Name.“ sagte sie sofort und lächelte schwach. „Hast du mich hier her geholt?“ fragte Mai zaghaft weiter. „Nein, du bist von alleine gekommen. Allerdings glaube ich, dass du meiner Präsenz gefolgt bist.“ „Aha. Und warum bin ich hier?“ „Ich dachte, das kannst du mir sagen. Schließlich sucht ihr ja nach mir, nicht ich nach euch.“ Mai runzelte verwirrt ihre Stirn und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und den beginnenden Kopfschmerz zu ignorieren. „Du hast also mitbekommen, dass Risa und Gene versucht haben, Kontakt zu dir aufzunehmen?“ fragte Mai weiter. Der Geist zuckte nur mit den Schultern. „Sie und die anderen auch, ja. Aber das betrifft mich schon lange nicht mehr. Ich habe die Welt der Lebenden schon so lange verlassen- es gibt kaum etwas, was mich hier noch erreicht.“ „Aber du greifst ein, wenn einer Kurtisane in der aufgehenden Sonne Gefahr droht.“ stellte Mai klar. „Ja. Das schon.“ gab das Mädchen zu. „Warum?“ „Naja… ich kann mich nicht mehr an besonders viel aus meinem Leben erinnern. Aber an meinen Tod erinnere ich mich noch sehr genau- und niemand sollte so sterben wie ich, wenn ich es verhindern kann.“ Schon wieder ein Fettnäpfchen- vielleicht sollte sie einfach die Klappe halten und aufwachen. Die junge Frau beobachtete Mais schuldbewusste Mine mit gewissem Amüsement. „Willst du mich gar nicht Fragen, wie ich gestorben bin?“ fragte sie, während ihre Mundwinkel verdächtig zuckten. „Ich… ich weiß nicht… es steht mir nicht zu.“ Tatsächlich lachte der Geist leise. „Ich war eine Kurtisane. Und ich arbeitete in dem Bordell, aus dem aus du mich aufgespürt hast.“ Sie zuckte mit den Schultern, als wäre es die Geschichte einer anderen Person und nicht ihre eigene. „Ich war jung, dumm und unerfahren. Ein Mann wurde wütend- eine professionelle Kurtisane hätte ihn gewiss unter Kontrolle gehabt, aber ich war einfach nicht geeignet für diese Art von Arbeit. Er schlug mich so lange, bis er meine Seele regelrecht aus meinem Körper hinausgeprügelt hatte.“ schloss sie genau so ungerührt wie zuvor, während Mai entsetzt ihre Hände vor dem Mund zusammenschlug. Beide schwiegen wieder einen Moment, bevor Mai sich dazu aufraffte weiterzusprechen. „Deswegen versetzt du die Kurtisanen in Tiefschlaf, wenn die Situation anfängt außer Kontrolle zu geraten. Damit niemand so sterben muss wie du.“ flüsterte Mai heiser. „Ja. Aber weißt du, du kannst dir dein Mitleid sparen. Ich bin losgelöst von meinem früheren Leben. Einzig die Tatsache, dass ich ab und zu in das Geschehen des Bordells eingreife, bindet mich noch an die Welt der Lebenden. Vor allem jetzt wieder, weil in den letzten paar Jahren viele unerfahrene Mädchen hinzugekommen sind, die ebenso ungeeignet sind wie ich es damals war.“ Mai nickte verstehend. „Deshalb fallen sie sofort in Ohnmacht, wenn sie das Gelände wieder betreten. Um sie fern zu halten.“ Wieder lächelte der Geist. „Genau.“ Mai schwieg einen Moment und dachte über das Gespräch nach, während sich der Kopfschmerz mittlerweile schon unangenehm verstärkte. Trotzdem griff sie den Gesprächsfaden wieder auf. „Weißt du eigentlich, dass das Bordell Probleme hat, wegen der ganzen mysteriösen Ohnmachtsanfälle?“ Der Geist sah einen Moment überrascht auf. „Nein. Aber das lässt sich wohl schlicht nicht ändern, schließlich kann ich die Frauen nicht einfach sterben lassen.“ Mai verkniff sich den Kommentar, dass nicht alle aggressiven Freier eine Kurtisane sofort zu Tode prügeln würde. Ein blaues Auge vielleicht- aber sie war sich relativ sicher, dass Todprügeln wohl nicht so häufig vorkam. Trotzdem versuchte sie Argumente zu finden, die der Geist auch akzeptieren würde- schließlich wollte sie die Kurtisanen ja eigentlich nur beschützen. „Aber du könntest auch einfach die Angreifer in Tiefschlaf versetzen und nicht die Mädchen.“ schlug Mai deshalb vor. Einen Moment entgleisten dem Geist die Gesichtszüge. „Würde das nicht umso mehr Probleme machen?“ „Nein. Er hat dann eben einfach zu viel Alkohol erwischt und ist eingeschlafen. Immerhin bewirkst du ja auch bei den Mädchen eine Gedächtnislücke.“ Ein breites Grinsen schlich sich auf die Züge der jungen Frau. „Dafür, dass du so naiv wirkst, bist du ziemlich gerissen.“ stellte sie fest. „Der Umgang mit Naru färbt ja doch irgendwie ab.“ murmelte Mai bei sich, um dann im nächsten Moment rot anzulaufen. Allerdings ignorierte der Geist den letzten Kommentar. „Es wäre vielleicht eine Möglichkeit. Aber nicht nur, schließlich sollen die Mädchen sich vom Bordell ebenfalls fern halten, da sie nicht dazu geeignet sind.“ Mai seuftste nur leise und rieb sich die Stirn. „Du kannst sie nicht vor sich selbst retten. Sie würden wahrscheinlich einfach in irgendeinem anderen Bordell anfangen, wo die Bedingungen möglicherweise sogar bei weitem schlechter sind als hier. Und wo kein Geist ihnen zu Hilfe kommt, wenn ihnen die Situation entgleist.“ Wieder schwieg die ehemalige Kurtisane und schien nachzudenken. „Also soll ich sie deiner Meinung nach einfach weiter machen lassen? Obwohl sie unter Umständen eine Gefahr für sich selbst wären?“ „Wie gesagt, eine Gefahr für sich selbst sind sie sowieso. Du kannst dich nur entscheiden, ob du sie in deiner Nähe hältst oder nicht. Außerdem sagtest du, es fehlt an Erfahrung. Das schließt ein, dass sie Zeit zum lernen brauchen. Niemand wird mit Erfahrung geboren.“ Die Kurtisane schwieg und betrachtete sie mit einem seltsamen Ausdruck. „Du bist viel weiser als du wirkst.“ stellte sie schließlich fest. „Naja… ich habe auch meine lichten Momente.“ schloss Mai leicht grinsend. Vielleicht war sie ja mit Kopfschmerzen klüger als sonst, immerhin hatte der Geist sie innerhalb eines kurzen Abstandes zuerst als gerissen und dann als weise bezeichnet. Auch die Kurtisane lächelte schwach und kam zu einem Entschluss. „Also gut. Ich werde in Zukunft die Freier einschlafen lassen und nicht die Mädchen. Immerhin hast du in dem Punkt recht, dass sie wahrscheinlich einfach wo anders arbeiten würden.“ Mai lächelte zufrieden. Da würde Naru Augen machen, wenn sie ihm auf die Nase band, dass sie ihm den Fall vor seiner Nase völlig ohne seine Hilfe weg-gelöst hatte. Und zwar ohne dass der Geist versucht hatte, sie umzubringen. Schade nur, dass die Kurtisane hier weiterhin in dieser Zwischenwelt sitzen würde… „Kann ich dir vielleicht noch irgendwie helfen? Dich vielleicht aus dieser Zwischenwelt befreien oder so?“ Zumindest konnte sie es ja einmal versuchen… Die Kurtisane kicherte vergnügt. „Danke für das Angebot. Aber du scheinst irgendwie anzunehmen, dass ich nicht von alleine hier weg könnte.“ „Oh…ähm… tschuldige.“ stammelte Mai hochrot. Von wegen Weisheit- gerade hatte sie wieder mal bewiesen, dass sie nicht unbedingt die größte Leuchte am Himmel war. Aber Gene hatte doch auch nicht alleine weggekonnt…? Egal… Irgendwie fühlte sie sich gerade ziemlich miserabel. Die Kopfschmerzen waren wirklich ganz schön stark geworden. „Du hast deine Grenze erreicht. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann wieder.“ meinte die junge Kurtisane, bevor sie einfach verblasste und die Basis wieder auftauchte- wenn auch ziemlich verschwommen. Und die Welt schien sich außerdem ein wenig zu drehen… Verwirrt blinzeln wollte sie sich aufrichten, aber ihre Glieder klappten unter ihr zusammen. Desorientiert und mit einer offensichtlichen Gedächtnislücke versuchte sie, die Basis wieder klar zu erfassen. Was war gerade noch einmal passiert? Irgendein wirrer Traum… Sie war wohl eingeschlafen- und zwar in einer ziemlich unangenehmen Position, was auch ihren schmerzenden Nacken erklärte. Und die Kopfschmerzen. Himmel, ihr war ziemlich übel. Als hätte sie ein paar Runden auf einer Achterbahn hinter sich. Irgendetwas Wichtiges war passiert… nur was? Wo war sie nocheinmal gewesen…? Irgendetwas mit Dunkelheit. Und ein Gespräch. Mit einem Mal fiel es ihr wieder ein und sie sprang sofort auf, schwache Beine hin oder her. „Naru! Ich muss dir unbedingt… huch!“ Sie hatte die Drehung des Zimmers unterschätzt und landete unsanft auf dem Boden. Irgendwie zitterte sie auch am ganzen Körper- und dann wurde es wieder schwarz. Als sie das nächste Mal aufwachte, lag sie in einem Bett. Verwirrt starrte sie auf die Zimmerdecke und fragte sich, was da gerade passiert war. Außerdem schmerzte ihr Kopf als hätte sie ihn stundenlang gegen eine Wand geschlagen. Sie schloss die Augen und entschied sich dafür, sich erstmal lieber nicht zu bewegen. „Wie geht es dir?“ Naru?! Wieder besserem Wissen fuhr ihr Kopf herum, was sie sogleich bereute. Stöhnend presste sie eine Hand an ihre Stirn. „So gut also.“ war sein trockener Kommentar. „Was ist passiert?“ fragte sie verwirrt. „Ich hatte gehofft, dass du mir das sagen könntest. Du bist Mal wieder eingeschlafen. Als du aufwachtest, bist du aufgesprungen und hast meinen Namen gerufen. Dann bist du in Ohnmacht gefallen.“ Er runzelte die Stirn. „Lin meinte, du hast deine Kräfte überanstrengt.“ setzte er nach. Seuftsend massierte Mai ihre schmerzende Stirn. „Ich habe den Geist getroffen. Aber was daran meine Kräfte überanstrengt, verstehe ich nicht.“ Naru nickte kurz und verstehend. Offensichtlich konnte er mit dieser Information mehr anfangen als sie selbst… „Wie auch immer, ruh dich erstmal aus. Alles andere können wir auch später besprechen.“ Mai nickte, nur um kurz darauf vor Schmerz zusammen zu zucken. Als Reaktion darauf spürte sie, wie Naru sanft über ihre Stirn strich. „Schlaf. Ich kann dir aus eigener Erfahrung versichern, dass es dir dann bald besser geht.“ Ein schwaches Lächeln zuckte um ihre Lippen, bevor sie erneut in angenehme Schwärze hinabsank. Als sie das nächste Mal aufwachte, fühle sie sich schon um Welten besser. Die Kopfschmerzen waren verschwunden und das Zimmer blieb die meiste Zeit auf seinem Platz. Kaum zwei Minuten wach, kam auch schon wieder Naru in das Zimmer. „Morgen. Wie geht es dir?“ „Gut. So ziemlich jedenfalls.“ „Dann kannst du mir ja erzählen, was genau passiert ist.“ meinte er stirnrunzelnd. „Eigentlich nicht wirklich viel.“ Kurz umriss sie die Geschehnisse, während Naru aufmerksam zuhörte und dann wieder verstehend nickte. Anscheinend schien er, im Gegensatz zu ihr, wirklich zu wissen was da passiert war. „Am Ende bin ich wieder aufgewacht, nur um gleich darauf umzufallen. Aber warum genau hat mich das überanstrengt?“ „Das hat mehrere Gründe. Einer davon war sicherlich, dass du nur am Abend davor einen ausgewachsenen Menschen zum ersten Mal vollständig übernommen hast. Das hat dich geschwächt. So sehr, dass die Reise in die Zwischenwelt dich überanstrengt hat.“ Mai runzelte die Stirn. „Ich habe oft Gene gesehen. Und das hat mich nie auch nur angestrengt.“ Naru hob nur einen Zeigefinger. „Gut, dann lass mich ausführlicher erklären. Um in die Zwischenwelt zu gelangen folgst du einer Verbindung, einem sogenannten Link. Bei Gene bist du unserer ungewöhnlich starken Verbindung gefolgt, zusätzlich zu der Tatsache, dass ich noch unter den Lebenden weile und er nicht, was den Link zwischen den beiden Ebenen zusätzlich gestärkt hat. Unser Link ist folglich ungefähr mit einer fünfspurigen Autobahn zu vergleichen. Leicht zu finden und leicht zu folgen. Diesmal aber hattest du kaum einen Link, dem du folgen konntest. Die tote Kurtisane hatte keinen mehr auf der anderen Seite, der einen zu ihr aufstellen konnte. Ein Link zwischen einem lebenden und einem Mal am leben gewesenen Subjekt ist nämlich tausendmal stärker als zwischen einem Objekt und einem Geist. Der kaum vorhandene Link, dem du gefolgt bist, war zwischen dem Geist und diesem Ort hier. Also Objekt und Subjekt. Noch dazu ist die Kurtisane fast vollständig losgelöst von ihrem früheren Leben, was den Link nochmals geschwächt hat. Wenn der Link zwischen mir und Gene eine fünfspurige Autobahn ist, war dieser hier vielleicht höchstens ein Trampelpfad, der ab und zu Mal im Nichts endet, bevor er ein Stück entfernt wieder auftaucht. Ich würde sagen, das überraschende ist nicht, dass deine Kräfte überanstrengt wurden, sondern dass du überhaupt in der Lage warst, sie soweit einzusetzen.“ Mai schwieg verwirrt, während das Zimmer wieder anfing sich zu drehen. Aber eine Frage beschäftigte sie doch noch. „Warum waren Gene und Risa nicht in der Lage, die Kurtisane zu finden?“ Er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Mai… Im Gegensatz zu dir ist es nahezu unmöglich, diese Zwischenwelt zu betreten oder sie wieder zu verlassen. Und nach belieben schon gar nicht. Nicht jeder platzt so ungehindert hinein und verschwindet wieder wie du. Sogar für Geister ist es unglaublich schwierig bis nahezu unmöglich diese Grenze zu überschreiten.“ „Und warum kann ich das dann?“ „Weil du etwas Besonderes bist.“ erwiderte er schlicht. Sie glotzte ihn verdutzt an. „Sieh Mal, ich habe mit meinen Fähigkeiten sowohl Dämonen als auch einen Gott zur Strecke gebracht. Und trotz all meiner Fähigkeiten und meinem Link zu Gene konnte ich ihn nicht erreichen. Ich konnte ihn nicht einmal spüren, geschweige denn Kontakt zu ihm aufnehmen, obwohl unser Link sogar stark genug war, um ihn an die Welt der Lebenden zu ketten. Du hingegen wusstest nicht einmal, dass es ihn gibt, und bist einfach so ab und zu Mal in die Zwischenwelt gereist. Bei allem, was mir schon an Paranormalitäten untergekommen ist, so etwas habe selbst ich noch nicht gesehen.“ Mai schwieg verblüfft. „Und ich dachte immer, meine Fähigkeiten währen bestenfalls mittelmäßig.“ Naru schnaubte. „Ich würde sagen, sie sind jenseits von Mittelmäßig. Diese ganzen Zwischenweltreisen einmal ausgeklammert ist es jenseits von Mittelmäßig, in deinem alter schon so starke Kräfte zu haben, um einen ausgewachsenen Menschen kontrollieren zu können. Die meisten Leute mit PK-LT können gerade Mal Frösche vollständig übernehmen. Es gibt kaum Leute, die höher entwickelte Säugetiere schaffen. Und Menschen dann schon gar nicht.“ Unwillkürlich wurde sie rot. Zwar versuche sie, einen halbwegs geistreichen Kommentar von sich zu geben, aber ihr fiel beim besten Willen nicht ein, was sie sagen sollte. Vor allem wenn sie bedachte, von wem die Einschätzung über ihre Fähigkeiten kam. Naru war nun wirklich nicht leicht zu beeindrucken und wenn es um unglaubliche, eigentlich nicht menschenmögliche paranormale Fähigkeiten ging, brauchte er nur in den Spiegel zu sehen. „Nun, unglaubliche Fähigkeiten hin oder her, du hast unseren Fall wohl somit abgeschlossen.“ meinte Naru nach einer kurzen Gesprächspause, in der Mai immer noch verwirrt ihren eigenen Gedanken nachgehangen war. Das brachte sie wieder in die Realität und sie grinste. „Stimmt. Und diesmal hab ICH ihn gelöst- ganz allein.“ rieb sie ihm genüsslich unter die Nase. Naru zog die Augenbrauen zusammen. „Das finde ich eigentlich auch nur adäquat, in Anbetracht der Tatsache, dass du diesen Fall unbedingt annehmen musstest. Ich dachte, als ich mich dazu entschieden habe hier zu bleiben, habe ich dir klar gemacht, dass wir nurnoch auf deine Träume setzten.“ Touche. Er ließ sich wohl nicht so leicht Dinge unter die Nase reiben. Vor allem hatte er- schon wieder- recht. Er war nur hier geblieben, weil er sie nicht alleine auf dem Grundstück hatte zurücklassen wollen. Und das hatte er eigentlich auch klar und deutlich gesagt- weil sie ja weder Kameras aufstellen konnten, noch irgendwelche Aktivitäten verzeichnet wurden. Und nicht einmal er hatte vorgeschlagen, dass sie es mit ihren Träumen versuchte- das hatte sie auch selbst getan. Nein, er hatte ihr davon sogar abgeraten. „Nichts desto Trotz bin ich froh, hier wieder weg zu kommen.“ gestand er ein. „Akemi ist nett, aber trotzdem bin ich auch froh, dieses Bordell wieder zu verlassen. Irgendwie hab ich mir den Fall anders vorgestellt, als wir ihn angenommen haben.“ stimmte Mai zu. „Ich dachte, der Klientin würde ein Kimonoladen gehören.“ gab Naru zu. Mai starrte ihn verdutzt an. „Du auch?“ Auch Naru sah Mai verdutzt an. „Du hast auch gedacht, dass wir in einem Kimonoladen untersuchen?“ stellte er die Gegenfrage. „Ja. Weil sie so einen schönen Kimono anhatte…“ Sie grinste. „So was, dass wir mit unseren Gedanken Mal auf einer Wellenlänge waren…“ „Kommt wohl nicht so häufig vor.“ Beide wurden durch ein Magenknurren unterbrochen, worauf Mai sofort wieder rot anlief. „Kannst du aufstehen und essen gehen, oder soll ich dir etwas bringen?“ fragte Naru ungewohnt hilfsbereit- noch dazu ohne sie aufzuziehen. „Ich glaube, ich kann aufstehen.“ nuschelte sie verlegen. „Überanstreng dich nicht. Wir haben alle Zeit der Welt- die Klientin hat sich nämlich unendlich oft entschuldigt und uns zugesichert, dass wir so lange bleiben können wie wir wollen, als sie von deinem Zusammenbruch erfahren hat. Weiters hat sie darauf bestanden, einen Arzt zu rufen und die Rechnung zu bezahlen.“ „Oh… das ist… nett. Trotzdem würde ich langsam gerne wieder nach Hause…“ „Ich würde vorschlagen, nach dem Essen. Ich gebe Lin derweil bescheid, dass wir schon Mal das Equipment abbauen- so wenig wie das ist, müssten wir fertig sein, wenn du gegessen hast.“ Sie nickte und stand langsam auf, während sie befriedigt feststellte, dass ihre Beine ihr Gewicht ohne nennenswerte Probleme tragen konnte und die Zimmerwände wieder an ihrem Platz blieben. „Ach, und die Klientin wollte dich noch einmal sehen. Ich bin sicher, dass du auch bei ihr etwas zu Essen bekommst. Währenddessen kannst du sie auch gleich vom Abschluss des Falles informieren. Nachdem du deinen Fall ja -ganz alleine- gelöst hast, kannst du es ihr auch gleich erzählen.“ meinte er mit einem kaum wahrnehmbaren neckischen Grinsen. Bevor Mai irgendwie darauf reagieren konnte, war er auch schon verschwunden. Mit offenem Mund starrte sie ihm hinterher und wusste nicht, ob sie lachen oder schimpfen sollte. Sie entschied sich dann für lachen. Nun… das mit dem unter die Nase reiben hatte ja wirklich nicht gut geklappt. Sie hatte nicht erwartet, dass er die Tatsache so leicht und humorvoll aufnahm- sie sogar mit ihrem Versuch, ihn ein wenig zu ärgern, aufzog. Immer noch kopfschüttelnd zog sie sich schließlich an und machte sich auf den Weg zur Klientin. Zwar musste sie sich durchfragen, trotzdem saß sie ihr nur wenige Minuten später schon gegenüber, vor einer traditionell japanischen Mahlzeit, die, wenn sie so schmeckte wie sie roch, einfach himmlisch sein musste. Nach dem ersten Bissen stellte sie fest, dass das Essen sogar noch besser schmeckte als es roch. Trotzdem stopfte sie sich lieber nicht allzu voll, da sie nicht wusste wie viel ihr Magen schon vertrug. Was die Klientin anging, hatte Naru Recht gehabt: Sie entschuldigte sich endlos und schien ein furchtbar schlechtes Gewissen zu haben, während Mai ihr möglichstes tat, um ihr zu versichern, dass sie keine Schuld trug und sie ihr nicht böse war. Um sie abzulenken erzählte sie ihr schließlich vom Abschluss des Falles, was aber nur dazu führte, dass zu den endlosen Entschuldigungen auch Dankbarkeit dazu kam. „Mai-san, bitte lass mich dir als Zeichen unserer Dankbarkeit ein kleines Geschenk geben.“ „Es ist wirklich nicht nötig…“ setzte Mai an, wurde aber unterbrochen. „Bitte, es ist mir und den anderen Mädchen wirklich ein Anliegen. Nach all den Unannehmlichkeiten ist das das Mindeste!“ Mai seuftste leise und gab den Widerstand auf. Zwar waren das im Vergleich zu ihren anderen Fällen eigentlich nicht wirklich Unannehmlichkeiten- immerhin war sie diesmal in keinen Brunnen gezerrt worden, und ihr war bisher auch nicht der obere Stock des Hauses auf den Kopf gefallen. Mal ganz davon Abgesehen, dass sie nicht von Zombies eingekreist und von Dämonen verfolgt worden, oder von einer Lawine verschüttet worden war… Aber was sollte es. Wenn sie sich besser fühlte, sollte die Klientin ihr doch was schenken. Die Kurtisane machte ein Handzeichen, worauf eines der Mädchen einen Karton brachte. „Ich hoffe, dass du noch viel Verwendung dafür haben wirst.“ meinte sie mit einer anmutigen Verbeugung, bevor sie den Karton vor Mai ablegte. Diese starrte ihn unsicher an, bevor sie ihn zu sich zog und den Deckel aufklappte. Und dann blieb ihr der Atem weg. In der Schachtel lag ein purpurroter Kimono, mit einem filigranen Muster aus verschlungenen Blumen und Phönixen aus gold. Dazu ein ebenso kunstvoll gemusterter goldener Obi. Der musste ja ein Vermögen wert sein. Mehrmals versuchte sie, zum Sprechen anzusetzen, brachte aber keinen Laut hervor. Erst nach einer Weile konnte sie wieder etwas sagen. „Das… das ist ein zu wertvolles Geschenk.“ krächzte sie leise. „Das kann ich nicht annehmen.“ Die Kurtisane lächelte schwach. „Mai-san, dies hier ist ein Nobel-Bordell. Der Kimono ist bei dem, was wir hier einnehmen, ein recht kleines Geschenk.“ Die Tatsache, dass sie diesen phänomenalen Kimono als kleines Geschenk bezeichnete, ließ ihr wieder die Luft wegbleiben. „Möchtest du ihn nicht anprobieren?“ Und wie sie ihn anprobieren wollte! Aber sie konnte doch nicht einfach so… Die Kurtisane lächelte nur und klatschte einmal, worauf zwei Mädchen ins Zimmer kamen und um sie herum wuselten. Und bevor sie alles bewusst realisiert hatte, stand sie schon in Unterwäsche da, während die Mädchen anfingen sie anzukleiden. Dabei waren sie so flink, dass Mai nicht einmal zum Rotwerden genügend Zeit blieb. Kurze Zeit später stand sie völlig sprachlos vor einem Spiegel und starrte den Kimono an. So etwas schönes- und teueres- hatte sie mit absoluter Sicherheit noch nie getragen. Das war mindestens doppelt so viel Wert, als alles, was sie in ihrer Wohnung hatte, zusammen. Mehr. Das 10-Fache? Oder gar noch mehr? Jedenfalls gab es diesen Kimono ganz sicher nicht an der Stange. „Gefällt er dir?“ fragte die Kurtisane neugierig. Mai schaffte nur ein schwaches nicken. Am liebsten würde sie ihn nie wieder ausziehen- aber dann meldete sich die Vernunft wieder. Das hier war ein Festtags-Kimono. Und deshalb sollte sie ihn wieder ausziehen, bevor sie ihn noch beschädigte. Dieses Kleidungsstück war schlicht und einfach nichts für den Alltag- dafür war er auch viel zu pompös. Eine Weile betrachtete sie ihn noch verträumt, bevor sie sich wieder zaghaft an ihre Klientin wandte. „Er ist wirklich wunderschön. Aber ich weiß nicht, ob ich so ein teures Geschenk annehmen kann.“ „Er ist nur ein Bruchteil dessen, was wir hier an einem Abend verdienen. Nimm es als Bezahlung für deinen Abend, an dem du hier gearbeitet hast.“ Mai lächelte schwach. „Wirklich, ich danke Ihnen sehr. Und er ist wirklich schön, aber ich würde ihn jetzt gerne wieder ausziehen. Er ist einfach viel zu prächtig, um ihn im Alltag zu tragen.“ Die Mädchen halfen ihr auch wieder dabei, den Kimono auszuziehen, was sehr viel schneller als das ankleiden ging. Als sie wieder in ihren normalen Sachen vor dem Spiegel stand, fühlte sie sich doch irgendwie wohler. Da hatte sie nicht so viel Angst, etwas kaputt zu machen. Die Kurtisane hingegen lächelte freundlich, während Mai überlegte, wie sie jetzt wohl am Besten den Abschied einleitete, ohne Unhöflich zu wirken. Immerhin war Naru mit dem Equipment wohl schon fertig- wahrscheinlich würde er, da er Mai die Aufklärung überlassen hatte, auch einfach so wieder abfahren… zumindest wäre es möglich. Die Klientin schien ihren Zwiespalt zu bemerken, da sie ohne Umschweife den ersten Schritt machte. „Ich würde mich freuen, wenn du uns Mal wieder besuchen kommst. Natürlich tagsüber, ganz ungezwungen.“ „Danke. Ich- ich würde mich auch freuen.“ erwiderte Mai verwirrt. „Dann ist das hier kein Lebe Wohl, sondern nur ein auf Wiedersehen.“ Mai verbeugte sich und lächelte. „Auf Widersehen.“ Ein leises Klopfen unterbrach ihren Abschied und Akemi kam herein. „Ach, da hätte ich doch fast etwas Wichtiges vergessen.“ meinte die Klientin augenzwinkernd und ließ die beiden jungen Frauen alleine. „Ich habe von deinem Freund gehört, dass ihr abreist?“ fragte Akemi. „Ja, der Fall ist beendet. Jetzt geht es wieder ab nach Hause.“ „Dann komm mich doch Mal besuchen. Ich würde mich wirklich freuen, dich noch einmal zu sehen.“ Mai lächelte. „Ich denke, dass werde ich wirklich tun.“ Akemi grinste sie breit an, bevor sie sie freundschaftlich umarmte. „Na dann würde ich sagen, man sieht sich. Dann können wir auch deinen Unterricht fortsetzen.“ setzte sie Augenzwinkernd nach. „Übrigens soll ich der zwei Dinge ausrichten: Erstens, dein Team ist Abmarschbereit und wartet schon beim Auto auf dich. Zweitens, Tadao Maki, der berühmteste Architekt den Japan zu bieten hat, ist hier und hat nach einer Tanyama Mai gefragt. Willst du ihn treffen?“ „Was? Wieso… ich meine… was will er denn von mir?“ „Er hat ausdrücklich gesagt, dass er nur kurz mit dir sprechen möchte. Außerdem hat er eingeworfen, dass er sich dafür entschuldigt nur sehr wenig Zeit zu haben. Aber er meinte es wäre ihm wirklich ein Anliegen.“ „Meinst du… er ist aber kein…Freier…oder?“ „Wohl nicht. Er wäre dann wohl erst am Abend gekommen, und nicht in der Früh.“ „Aber was will er denn dann von mir?“ „Ich schlage vor, das fragst du ihn selbst.“ Zögerlich nickte sie schließlich und hob den Karton mit ihrem neuen Kimono auf, bevor sie Akemi folgte, die sie zu einem nahe gelegenen Zimmer führte. Verwirrt, wie ein Star-Architekt an ihren Namen kam, wie er herausgefunden hatte wo sie gerade war und was er von ihr wollte, trat sie schließlich in das Zimmer. Darin saß bereits ein etwas älterer Herr und schaute auf, als sie eintrat. Er hatte einen unglaublich bekümmerten Gesichtsausdruck. „Tanyama Mai, nicht wahr?“ fragte er leise. Sie nickte verirrt. „Bitte, setz dich doch.“ Schweigend tat Mai wie geheißen und setzte sich ihm gegenüber, während der Herr noch einmal tief durchatmete. „Diese Situation ist nicht leicht für mich. Ich weiß auch nicht, wie ich am Besten anfangen sollte.“ fing er an. Mai schwieg nur, gleichermaßen verwundert wie verwirrt. Sie würde ja den Anfang machen- wenn sie nur die leiseste Ahnung hätte, worum es eigentlich ging. So aber konnte sie nur abwarten. „Nun gut- ich kannte deine Eltern. Beide. Genau genommen war ich recht gut mit deinem Vater befreundet und Junko- nun, genau genommen war Junko meine erste Liebe. Aber das ist nebensächlich. Jedenfalls, deine Eltern und ich haben uns aus den Augen verloren, als ich ins Ausland ging. Ich habe seit Jahren nichts mehr von ihnen gehört. Nur, um gestern von einem guten Freund in dieses- nun ja- Etablisment geschleppt zu werden, und dort ihre einzige Tochter als Prostituierte vorzufinden.“ Er schloss die Augen, während Mai ihn erstaunt anglotzte. „Hätte ich gewusst, dass sie ums Leben gekommen sind und du in solchen Geldnöten steckst, um deinen Körper zu verkaufen- ich schwöre dir, ich hätte dir meine Hilfe schon früher angeboten. So tue ich es wenigstens jetzt. Ich werde dir finanziell so weit unter die Arme greifen, dass du nicht mehr gezwungen bist, als Prostituierte zu arbeiten. Das bin ich deinen Eltern schuldig.“ Mai war während des Gesprächs knallrot angelaufen. „Ich… Maki-san, ich fürchte, das ist ein Missverständnis. Ich arbeite nicht in diesem Bordell.“ Er sah sie verblüfft an. „Aber ich habe dich gestern gesehen.“ Mai biss sich auf die Lippen und überlegte, was sie sagen konnte. Mit: „Ich arbeite bei einem Geisterjäger, bin nur hier um einen Geist zu vertreiben, der sich als sehr freundlich und kooperationsbereit erwiesen hat“ würde er sie für verrückt halten. Nun gut- sie konnte es ja umschreiben. „Mein- mein Arbeitgeber wurde engagiert um seltsame Vorfälle in diesem Bordell zu untersuchen. Ich bin seine Assistentin und habe mich zu Untersuchungszwecken unter die Kurtisanen gemischt, dabei aber nur Getränke serviert. Nachdem ich aber bedrängt wurde, haben wir den Versuch abgebrochen.“ „Du arbeitest also nicht hier.“ versicherte er sich noch einmal. „Nein.“ Er atmete hörbar auf, was Mai doch leicht zum Lächeln brachte. „Mein Angebot gilt natürlich trotzdem.“ setzte er schnell nach. „Ich- vielen Dank, wirklich. Aber mit meinem Nebenjob komme ich wirklich gut über die Runden, zusätzlich zu dem Geld, dass ich als Waise erhalte. Ich habe eine nette, kleine, eigene Wohnung und bin zwar nicht reich, aber auch nicht arm. Ich komme schon zurecht, Maki-san.“ Er lächelte sie freundlich an. „Vom Charakter her bist du deinem Vater erstaunlich ähnlich. Nun gut, ich bin wirklich erleichtert, dass sich meine Befürchtungen als falsch erwiesen haben. Ich würde mich trotzdem freuen dich einmal wieder zu sehen- und, falls du Mal wirklich in Schwierigkeiten bist, zögere bitte nicht dich bei mir zu melden.“ Er schob ihr eine Visitenkarte zu, die Mai lächelnd annahm. „Ich danke für ihre Anteilnahme.“ meinte Mai und verbeugte sich. „Wenn du mich einmal besuchen möchtest- meine Frau und meine beiden Töchter würden sich sicher auch freuen. Sie sind ungefähr in deinem Alter.“ „Eine Frage hätte ich noch, Maki-san.“ „Und die wäre?“ „Wie haben Sie mich erkannt?“ Er lächelte. „Du bist Junko wie aus dem Gesicht geschnitten. Wirklich, vor allem die Augen hast du von deiner Mutter.“ Sie lächelte schwach. „Gut, ich hoffe ich höre von dir, Mai-san. Natürlich nur, wenn du möchtest. Leider habe ich im Moment nicht mehr Zeit… ich bin sicher, wir könnten uns sehr viel erzählen.“ „Wahrscheinlich schon, Maki-san.“ nuschelte sie leise. Und mit einer freundlichen Verabschiedung war er verschwunden und ließ eine völlig erstaunte Mai zurück. Da hatte ihr doch eben Mal Japans Star-Architekt Tadao Maki finanzielle Hilfe angeboten. Weil er mit ihren Eltern befreundet gewesen war. Davon hatte sie gar nichts gewusst- nun, es war immer wieder erstaunlich, welche Personen man so in einem Bordell antraf. Vor allem, da er erwähnt hatte, er wäre verheiratet…. Falls sie seine Familie jemals traf, erzählte sie davon besser nichts. Sonst stand wohl der Haussegen ziemlich schief. Immer noch kopfschüttelnd beeilte sie sich, um zu Naru und Lin zu gelangen, damit sie nicht noch länger mit der Nachhausefahrt warten mussten. Und während sie im Auto saß, drehte sie sich noch einmal um, nur um zuzusehen, wie die aufgehende Sonne hinter der nächsten Biegung verschwand. Vielleicht würde sie Akemis Angebot, sie einmal besuchen zu kommen, sogar annehmen. Doch, sie hatte die junge Kurtisane irgendwie ins Herz geschlossen. Allerdings nahm sie sich fest vor, nie wieder über Nacht zu bleiben. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Soo, das wars mit dem Fall im Bordell. Bleibt nur die Frage, was wohl mit Tadao Maki weiter passiert... :P Hoffe das Kapitel hat gefallen, obwohl diesmal eigentlich null Spannung drin war- aber es ist nun Mal nicht jeder Fall den sie annehmen lebensgefährlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)