Asche und Rosen von abgemeldet (Luzifer x Rosiel) ================================================================================ Kapitel 15: Der einzige Ort. ---------------------------- Der heiße Höllenwind fuhr ihm heftig durch die Kleidung und durchs Haar, ließ es flattern und er machte sich nicht die Mühe, es aus dem Gesicht zu streichen. Diese Gegend der Hölle, in der er sich nun befand, war eine der am wenigsten kultivierten. Ob irgendetwas hier unten kultiviert war, darüber ließ sich zwar streiten, alternativ konnte man es ausdrücken, dass manche Gebiete verwilderter waren, als andere. Es war verdächtig ruhig. Nur der heulende, jaulende Wind. Luzifer verengte die Augen. Es verwunderte ihn nicht wirklich, dass diese wilden Tiere große Töne spuckten, wenn er fern war, aber sobald man seine Präsenz spüren konnte, verkrochen sie sich alle in ihren Löchern. Da – nur ein Wimpernschlag, ein Geräusch, das ein normales Ohr kaum vernommen hätte – im nächsten Moment erschlug er, mehr lustlos eine Horde Dämonen mit seinem Knochenschwert. War das alles gewesen? So recht war er nicht bei der Sache. Immer wieder wanderten seine Gedanken zu seinem Feinsliebchen, das er zuhause gelassen hatte. Er wusste, dass er ihn einsperren konnte. Er könnte ihm sogar die Flügel brechen, um ihn am Davonfliegen zu hindern. Aber was nützte das schon? Er liebte diesen Engel. Dieses furchtbare, grausame, stolze, eitle, kaltschnäuzige Miststück, er liebte es mit jeder Faser seines Herzens – wie konnte er ihn nur dazu bringen, das zu sagen, was er hören wollte? Und wie lange konnte er ihn noch hier unten halten? Luzifer war nicht dumm. Er wusste genau, dass es diese Umgebung war, die dem schönen Engel zusetzte, die Luft, das fehlende Licht, die fehlende Schönheit. Aber er konnte ihn nicht gehen lassen. Und er konnte ihn auch nicht behalten. Weder in Himmel, noch in Hölle könnten sie zusammen sein. Und der Schöpfer saß wahrscheinlich dort oben im Himmel und ergötzte sich an ihrem Leid. Die Erde bebte plötzlich, Luzifers Sinne waren geschärft. Ein zynischer Ausdruck legte sich auf sein Gesicht, als sie im nächsten Moment mit einem tosenden Lärm aufbrach und ein Geschöpf daraus hervor stieß, das man das letzte Mal vor Äonen von Jahren gesehen hatte. Schuppige Haut, keine Augen, einen Zackenkranz an Zähnen, den Leib, der einer Mischung aus riesigem Wurm und Schlange ähnelte und so fauliger Atem, dass er nur aus dem Allertiefsten der Hölle stammen konnte und als er das Maul aufriss und sein Schrei ertönte, da fielen die, die Luzifer begleitet hatten, tot zu Boden, da ihnen einfach die Köpfe geplatzt waren. Luzifer beobachtete dies mit ausdrucksloser Miene. „So sehen wir uns also wieder, Nyx“, murmelte er nur und erhob sein Schwert. Der Nyx, das einzige Wesen, das sogar ihm gefährlich werden konnte, denn der Nyx war nicht aus Fleisch, der Nyx war die Nacht, der Nyx war die Angst, der Nyx war der, der die Sehnsüchte und die Träume und die verborgenen Wünsche aller Lebewesen fraß. Ihn konnte man nicht einfach mit einem Schwert erschlagen, das wusste Luzifer genau und doch hieb er nach ihm, als er in seine Richtung stieß und sein stinkender Atem ihn fast schwindeln machte; Er traf ihn, tief sogar, doch dieses Wesen störte sich nicht daran, dass ihm auf einmal ein riesiges Loch im Leib klaffte, sondern stürzte sich abermals auf ihn. Wie überaus anmaßend. Er ließ sein Schwert sinken. „Verschlingen willst du mich?“, murmelte er, „Nur zu, du wirst dir an meiner Seele den Magen verderben!“ Er blieb aufrecht, als sich der tiefe Schlund über ihn senkte und dann war da nur mehr Finsternis und Luzifer, der eigentlich als der Lichtbringer geboren war, spürte zum ersten Mal ihre Unbarmherzigkeit, den Kummer, die ewige Schwärze und alles, was er je zu vergessen gehofft, wallte in einem Mal in ihm auf, da war Licht, da war der Schöpfer, da war Alexiel, wie lang war das her, da war Licht, das Licht aus dem er geboren war, da war sogar der Schöpfer, der ihn immer noch liebte und dann … … war da Rosiel. Er war wirklich da, er spürte ihn, roch ihn, der Duft von Hyazinth und Rosen durchdrang sogar die Tiefen des Nyx und mit einem Mal sehnte er sich danach, sich für dieses Geschöpf aufzugeben, sehnte sich nach seiner Liebe, nach seinem Leib und plötzlich war da gleißendes Licht, das den Nyx durchdrang und ein Kreischen ertönte, das ihm sagte, dass der Nyx gerade starb und dann war er nicht mehr umgeben von Schwärze, sondern helles, unendlich helles Licht war um ihn herum und als es langsam verblasste, sah er die Gestalt seines geliebten Engels, der ihm nachgekommen war. Rosiels Körper leuchtete hell, so hell, dass Luzifer einen Moment fürchtete, dass er in Flammen stand, doch das war es nicht, es war nur das Himmlische Licht, das er so bereitwillig gab – aufgab; Wie er es einst getan hatte und ein eiskalter Schrecken fuhr ihm durch die Glieder als ihm bewusst wurde, was das eigentlich bedeutete. Das Leuchten wurde matter und keine Sekunde später war der Höllenfürst bei Rosiel, um seinen Leib zu umfangen, der einfach aus einem Moment der Schwäche heraus, aus der Luft zu fallen drohte – war er heiß, so heiß, fast verbrannte Luzifer sich an ihm, doch er ließ ihn nicht los. Rosiel hob den Blick und flüssiges Gold traf ihn und er brachte kein Wort heraus, schüttelte nur leicht den Kopf, während er sich langsam mit ihm zu Boden gleiten ließ. „Wolltest du etwa sterben?“, ertönte Rosiels Stimme und er versuchte erzürnt zu klingen, auch wenn ihm das nicht gelang und in dem Moment da Luzifer diese Frage stellte, spürte er, dass Rosiel doch um so viel stärker war, als er selbst und er schloss einen Moment die Augen, um einen Kuss auf dessen Haupt zu hauchen. „Nein“, flüsterte er, „Ich weiß nicht, was ich wollte … manchmal fühle ich mich in der Ewigkeit ein wenig verloren …“, gab er dann zu. „Dich kann man einfach nicht alleine lassen“, murmelte der Engel dann und lehnte sich erschöpft an die gestählte Brust. Luzifer strich gedankenverlorenen durch die kristallenen Locken. „Ich ertrage es nicht, dich zu verlieren. Schon der Gedanke daran macht mich krank. Ich weiß, dass ich dich töte, wenn du hier bleibst, aber in den Himmel zurück kehren kann ich nicht.“ „Ich weiß.“ Eine Weile verharrten sie so. Dann sagte Rosiel: „Wie … kannst du jemanden, wie mich nur lieben?“ „Was für eine Frage“, entgegnete Luzifer, „Was wäre ich für ein Mann, wenn ich dich nicht liebte?“ Er spürte, dass Rosiel lächelte. Dann wieder eine Weile schweigen. „Ich liebe dich auch.“ Er hatte es nur geflüstert, doch in diesem Moment spürte Luzifer etwas, das er seit Tausenden, Hunderttausenden von Jahren nicht mehr verspürt hatte – Glück. Freude. Er umfasste das Gesicht des Engels und küsste ihn und Rosiel erwiderte diesen Kuss und als sie diesmal miteinander schliefen, an diesem fürchterlichen, schrecklichen Ort, da geschah es aus nichts, als Liebe und Zärtlichkeit. Und tatsächlich schien hernach die Sonne und es war keine fahle Höllensonne, sondern eine schöne Sonne. „Ich kenne … vielleicht einen Ort…“, sagte Luzifer irgendwann langsam. Rosiel sah ihn an. „Die Erde.“ Die Erde. Das verbotene Land zwischen Himmel und Hölle, dort, wo Gut und Böse untereinander lebten, dort, wo man sie so schnell nicht würde finden können. Aber alles aufgeben? Alles hinter sich lassen? Nun, es müsste ja nicht für immer sein. Plötzlich war alles so logisch. Es war so einfach. Rosiel lächelte. Und dieses Lächeln war alles, was Luzifer brauchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)