Blood Roses von Kei-hime ================================================================================ Kapitel 1: ----------- ~*~ "Lauf nicht weg!" Als ich sie grob am Handgelenk packte, zuckte sie erschrocken zusammen und wollte sich meinem Griff entreißen. Zumindest dachte ich zunächst, es wäre nur die Überraschung gewesen, doch während ich sie unnachgiebig ansah spürte ich unter meiner Hand etwas Warmes, Feuchtes. Sie senkte den Blick als sich meine Augen weiteten, ich wie in Zeitlupe von ihr abließ und meine nunmehr rote Handfläche ansah. Einige lange Sekunde standen wir beide wie versteinert im Flur, bis ich mich irgendwie zusammenriss und sie mit mir zu den Toiletten schleifte. Sie zog schwach an meinem Arm, wehrte sich aber nicht wirklich, ließ sich vor einem der Waschbecken positionieren und hielt brav den blutgetränkten Ärmel ihrer Schuluniform unter den eiskalten Wasserstrahl. "Bleib hier", befahl ich leise, um Toilettenpapier zu holen. Als ich zurück kam sah es so aus, als hätte sie sich nicht einmal minimal bewegt. Ausdruckslos starrte sie auf ihr Handgelenk, auch als ich den Ärmel hochschob, um den schmalen Schnitt ordentlich auszuwaschen und mit dem Papier vorsichtig trocken zu tupfen. Erst als die Wunde sich langsam wieder schloss ließ ich von ihr ab, warf die Tücher in den Müll und wusch mir selbst die Hände. "Willst du mich nicht fragen, warum?" Ich sah auf und in ihre matten, dunkelblauen Augen. "Nein", antwortete ich, während ich mich nach meiner Tasche bückte. "Wenn du es jemandem erzählen willst, bin ich da. Wenn nicht..." Unsicher hob ich eine Schulter und machte mich auf, zu gehen. "Warte..." Nicht mehr als ein Flüstern, doch ich blieb sofort stehen. Einen Moment war es wieder vollkommen still, dann wurde ich plötzlich an die Wand gedrückt. Ein warmer Mund presste sich auf meinen und raubte mir den Atem. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und ließ sie machen; duldete die süße Zunge und auch die Hände, die über meinen Po und meine linke Brust strichen. Hätte ich froh sein sollen? Auch, wenn ich sie liebte, ich war es nicht. Die weichen Lippen wanderten zu meinem Hals. "Versuch nicht, mir einen Gefallen zu tun. Ich mag kein Mitleid", hörte ich mich leise und kühl sagen. Sie stockte, ich bewegte mich nicht. Dann fing sie an zu zittern, und ehe ich mich versah fiel meine Tasche zu Boden und ich drückte sie an mich. Die Tränen rannen über ihre roten Wangen und sie bebte, als kriegte sie keine Luft mehr. Mein Herz schien zerspringen zu wollen, als sie schluchzte und sich an mich klammerte, ihre Finger schmerzhaft in meine Arme grub. Sie lehnte sich schwer an mich, weinte ungehalten. Mit aller Kraft hielt ich sie fest, sank schließlich mit ihr zu Boden, weil meine Beine nachgaben. Ich weiß nicht, wie lange wir dort saßen. Ich hielt sie einfach nur fest. Meine linke Hand war irgendwann zu ihrem Kopf gewandert, um das glatte, blonde Haar zu streicheln. Nach einer Weile ließ das Zittern nach und ich dachte einen Moment lang, sie wäre vielleicht eingeschlafen, doch dann löste sie sich langsam von mir, wischte sich mit einem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht und ging, ohne mich auch nur einmal anzusehen. Ich meine, ich hätte sie "Danke" sagen gehört, aber das könnte ich mir auch nur eingebildet haben, so leise und zittrig sich das kleine Wort zwischen den weißen Kacheln verlor. ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)