Mehr als Freundschaft von konohayuki (... herrscht zwischen Elyne und Kyralia [Challenge-Antwort]) ================================================================================ Kapitel 2: Versuchung [Böse] ---------------------------- Es war Nacht geworden, und die Kutsche fuhr in gemäßigtem Tempo in Richtung Arvice. Dannyls Blick war aus dem Fenster gerichtet, sein Kopf schwirrte aufgrund der vielen Gedanken, die gleichzeitig versuchten seine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Gleichmäßiges Atmen neben ihm brachte einen dieser Gedanken endgültig an die Oberfläche. Dannyl wagte es nicht, seinen Blick von der dunklen Landschaft ab und seinem Reisegefährten zuzuwenden. Anders als ihm selbst schien es Ashaki Achati nichts auszumachen, in dieser Kutsche zu schlafen, ein für ihn tatsächlich unmögliches Unterfangen, wie er festgestellt hatte. Doch er wusste nicht genau, ob seine Schlaflosigkeit nicht einfach mit dem Durcheinander in seinem Kopf zu erklären waren. Seine Augen wanderten nun doch zu Achati. Es war erst wenige Stunden her, seit der Sachakaner ihm ein eindeutiges Angebot gemacht hatte. Im ersten Moment war er schockiert gewesen, auch wenn er nicht umhingekonnt hatte, sich geschmeichelt zu fühlen. Achati war nicht unbedingt das, was man unattraktiv nennen würde, und es lag Dannyl fern, etwas in der Richtung zu behaupten. Aber gleichzeitig war direkt Tayends Gesicht vor seinem inneren Auge aufgetaucht. Tayend, den er ohne ein wirkliches Wort des Abschieds in Imardin zurückgelassen hatte. Es hatte dafür gesorgt, dass der Streit, den sie kurz vor seiner Abreise gehabt hatten, zurück in sein Gedächtnis gerückt worden war. Ein Stich in seinem Herzen erinnerte ihn daran, dass er sich Tayend gegenüber immer noch schuldig fühlte. Gleichzeitig hegte er aber auch einen gewissen Groll gegen seinen Geliebten, einfach weil er sich nicht wirklich kompromissbereit gezeigt hatte. Dannyl runzelte die Stirn. Noch immer hatte er Tayends „Dann kann es sein, dass du mich nicht mehr in Kyralia finden wirst“ noch viel zu deutlich in den Ohren. Es war der erste Moment, in dem er sich in Versuchung geführt fühlte. Trotzdem war er sich eigentlich sicher, dass er nichts tun würde, was gegen Tayend ging. „Ich liebe ihn immer noch“, dachte er bei sich. „Obwohl er sich so verändert hat. Aber trotzdem … vielleicht wäre es interessant.“ Der Gedanke schreckte ihn in derselben Minute ab. „Wie kannst du im selben Gedankengang behaupten, Tayend zu lieben und darüber nachdenken, ob es eine lohnende Erfahrung wäre ihn zu betrügen?“, schalt er sich selbst. „Du wirst Tayend treu bleiben.“ Achati neben ihm begann leise zu schnarchen. Auf Dannyls Gesicht schlich sich ein leichtes Grinsen. Er genoss die Gesellschaft des Anderen, seit seiner Ankunft in Sachaka hatte er ihn begleitet und war ihm ein guter Freund geworden. Ein Freund. Nicht mehr, und nicht weniger. Dannyl schüttelte den Kopf. Dass er sich überhaupt solche Gedanken machen musste … Eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, in Sachaka auf solche Probleme zu stoßen. Und es war ja auch nicht so, als ob er nicht so schon genug Probleme hätte. Augenblicklich gesellten sich zu dem Gesicht von Tayend die von Sonea und Lorkin. „Allein die Wahl meines Gehilfen hat die Probleme ja schon vorprogrammiert“, dachte er bei sich. „Vielleicht hatte Sonea ja wirklich recht.“ Dannyl seufzte. Es war schon lange her, dass er sich einmal gewünscht hatte, kein Knabe zu sein. Nun war er beinahe wieder soweit. „Es würde die Sache einfacher machen, denn dann wäre ich gar nicht in dieser Situation.“ Andererseits hätte er Tayend so nie so kennenlernen dürfen und können, wie er ihn nun kannte. Und Dannyl war sich sicher, dass er diese Erfahrungen und Erkenntnisse nicht hergeben wollte. Niemals. Ihm fiel auf, dass er inzwischen wieder oft an Tayend dachte. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal mit ihm in Kontakt gestanden? Mit Schrecken fiel ihm auf, dass er sich nicht daran erinnern konnte, Tayend auf irgendeine Weise kontaktiert zu haben. Er beschloss, dies nachzuholen, sobald sie wieder in Arvice waren. „Und was ist, wenn er schon gar nicht mehr in Imardin ist?“, meldete sich ein kleines, neckisches Stimmchen in seinem Hinterkopf. Dannyl schüttelte den Kopf. Langsam hatte er das Gefühl, dass er sich selbst fertig machte und in die Rolle des Bösen steckte. „Welche ich ja auch innehätte … würde ich ihn jetzt betrügen.“ Ein halbersticktes Gähnen neben ihm holte ihn wieder zurück aus seiner, wie er im Nachhinein befand, bedrückenden Gedankenwelt. Achati streckte sich, gähnte noch einmal herzhaft und öffnete dann die Augen. Mit erstaunlichem Elan wandte er sich zu Dannyl. „Es geht doch nichts über ein paar Stunden Schlaf, finde ich. Habt Ihr denn auch ein wenig Ruhe gefunden, Botschafter?“ Dannyl lächelte und hoffte, dass seinem Gegenüber nicht auffiel, dass es ein wenig gekünstelt war. „Kutschen sind nicht unbedingt mein Lieblingsschlafplatz, und ich hatte einiges, was ich mir durch den Kopf gehen lassen musste. Ich hätte wohl sowieso keinen Schlaf gefunden, also habe ich auch erst gar nicht den Versuch unternommen, einschlafen zu wollen“, antwortete er wahrheitsgemäß. Noch während er sprach fiel ihm auf, dass Achati seine Antwort auf Spitze aufnehmen konnte. Achati sah ihn einen Moment nachdenklich an, dann nickte er. „Ich denke, sobald wir in Arvice sind, werdet Ihr Kontakt mit Imardin aufnehmen wollen, immerhin braucht Ihr einen neuen Gehilfen.“ Dannyl war froh, dass sein Gesprächspartner nicht auf ihr vertrauliches Gespräch einging. Er nickte erneut. „Ja, das wird wohl unumgänglich sein. Und ich hoffe, dass sie Erfolg haben werden, Sachaka ist nicht unbedingt das erste Reiseziel von jungen Magiern aus Kyralia, wie Ihr euch sicher vorstellen könnt.“ Nun war es an Achati zu nicken. „Das ist wohl wahr. Und das ist ein Zustand, den wir beide wohl nicht gutheißen, würde ich meinen. Ich habe das Gefühl, dass Euch Sachaka trotz der Unannehmlichkeiten, die Ihr hier schon hattet, gefällt.“ „Euer Gefühl trügt euch nicht“, antwortete Dannyl. „Es gibt zwar einiges, was ich von meinem Standpunkt aus nicht gutheißen oder verstehen kann, aber historisch gesehen ist dieses Land eine Fundgrube von neuem Wissen – und vor allem bekomme ich auch eine andere Sicht der Geschichte zu sehen als die, die in Kyralia gelehrt wird.“ Achati lächelte. „Ich meine mich daran zu erinnern, dass Ihr etwas Ähnliches schon erwähntet.“ Nachdem Dannyl dies bestätigt hatte, verfielen sie beide in Schweigen. Dannyls Gedanken drifteten wieder zurück zu dem, worüber er sich vor Achatis Aufwachen Gedanken gemacht hatte. Wenn er mit Imardin Kontakt aufnahm, dann konnte er gleichzeitig auch den Brief an Tayend schreiben … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)