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Mehr als Freundschaft

... herrscht zwischen Elyne und Kyralia [Challenge-Antwort]
von

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Opfer

Opfer
 

Es war ein ruhiger Sommerabend in Elynes Hauptstadt Capia. Eine sanfte Brise sorgte für ein wenig Abkühlung nach dem ungewöhnlich heißen Nachmittag und aus einer Ecke der Stadt drang heiteres Lachen und Musik herüber.

Tayend seufzte wohlig, ließ sich von den beruhigenden Klängen ein wenig einlullen und sank tiefer in seinen gepolsterten Stuhl auf der Terrasse seiner Wohnung zurück. Er fühlte sich wohl. Das Einzige, was jetzt noch fehlte war … Dannyl.

Tayends Stirn legte sich in Falten. Eigentlich hätte der kyralische Botschafter schon längst zurück sein müssen. Tayend erinnerte sich noch gut daran, wie Dannyl zu ihm gekommen war und ihm erzählt hatte, dass er von einem Mitglied des elynischen Hofes eine Einladung zum Mittsommernachtsfest erhalten hatte.

„Der Höflichkeit halber musste ich annehmen“, hatte er gesagt und dabei leicht gequält ausgesehen. Tayend hatte es ihm nicht verübeln können, so wie er dieses Mitglied kannte, würde Dannyl sich sehr viel über Finanzen anhören müssen. „Aber ich bleibe maximal eine Stunde dort, wenn es sich machen lässt. Schließlich habe ich dir versprochen, den Abend mit dir zu verbringen.“

Tayend hatte genickt und ihm den weisen Rat mit auf den Weg gegeben, während des ihm höchstwahrscheinlich bevorstehenden Vortrages nicht einzuschlafen. Dannyl hatte gelacht, ihn einmal herzlich gedrückt und sich dann verabschiedet.

Und obwohl Tayend sich sicher gewesen war, dass Dannyl sich an sein Versprechen halten würde, war dieser jetzt schon eine Stunde überfällig.

Erst hatte Tayend sich keine Sorgen gemacht, Dannyl war zwar schon etwas länger in Capia, trotzdem verirrte er sich ab und zu noch in den kleineren Gassen der Stadt. Aber normalerweise fand er nach spätestens einer halben Stunde auf den richtigen Weg zurück.

„Vielleicht konnte er sich noch nicht loseisen“, überlegte Tayend weiter. Doch den Gedanken verwarf er schnell. Dannyl konnte sehr überzeugend sein, wenn er wollte, dass wusste Tayend aus eigener Erfahrung. Wenn er etwas erreichen wollte, dann schaffte er das auch. Und Tayend glaubte nicht, dass Dannyl sich allzu lang in der Gesellschaft eines sehr langweiligen Gesprächspartners aufhalten wollte.

Tayend überlegte weiter. Vielleicht amüsierte sich Dannyl ja auch auf dem Fest und hatte schlicht und ergreifend vergessen zu ihm zurückzukommen. Tayend konnte nicht verhehlen, dass dieser Gedanke ihm einen schmerzhaften Stich versetzte. Trotzdem konnte er sich nicht vorstellen, dass dies der Grund für Dannyls Fernbleiben war. Es war einfach nicht Dannyls Art, ein Versprechen zu vergessen, dafür war er ein viel zu pflichtbewusster Mensch.

Tayend seufzte erneut. Er würde bis zum nächsten Morgen warten, wenn Dannyl bis dahin noch nicht wieder aufgetaucht war konnte er immer noch die zuständigen Personen informieren. Er erhob sich von seinem Stuhl und betrat seine Wohnung. Wenn Dannyl noch nach Hause kommen würde, dann hatte er einen Schlüssel für die Tür und konnte ihn eventuell wieder wecken.

Nachdem er die Tür des Balkons verschlossen hatte machte er sich auf den Weg ins Schlafzimmer. Nach einiger Zeit des Herumwälzens fiel er schließlich in einen traumlosen, aber trotzdem unruhigen Schlaf.
 

Dannyl entfuhr ein leises Stöhnen als er mit schmerzendem Kopf wieder zu sich kam. Er versuchte, seine rechte Hand zu seinem Kopf zu heben um eine besonders schmerzende Stelle ein wenig zu massieren, doch er merkte, dass seine Hände aneinandergefesselt waren.

Dannyl öffnete die Augen. Eine Steinwand tauchte erst verschwommen, dann immer klarer werdend vor seinen Augen auf. Mühsam versuchte er sich in eine sitzende Position zu hieven und das Chaos in seinem Kopf zu ordnen, damit er sich darüber klar werden konnte, was ihn hierher verschlagen hatte und eventuell auch warum er hier war.

Langsam kehrten die Erinnerungen zu ihm zurück. Er war auf dem Weg zurück von dem Mittsommernachtsfest gewesen, von diesem extrem langweiligen Treffen mit einem Angehörigen des elynischen Hofstabes. Dannyl hatte zwar zugeben müssen, dass das Fest sehr amüsant gewesen war, auf den Vortrag über Elynes finanziellen Stand hätte er aber gut und gerne verzichten können. Er hatte sich schnellstmöglich abgesetzt und sich dann durch einige Seitengassen den Weg zu Tayends Haus gesucht. Und auf halbem Weg hatte ihn jemand von hinten niedergeschlagen.

Es ärgerte ihn, dass er nicht gemerkt hatte, dass sich ihm jemand mit bösen Absichten genähert hatte. Er war ein Magier, er musste so etwas spüren können. Sonst merkte er es doch auch immer.

Aber vermutlich hatte ihn seine Vorfreude auf den Abend mit Tayend unaufmerksam gemacht.

Vorsichtig versuchte Dannyl nach seiner Magie zu greifen, um die noch doch recht lästigen Schmerzen in seinem Kopf ein wenig zu lindern. Er war erstaunt, als er keinen Zugang zu seiner Magiequelle bekam.

Hektisch suchte er nach einem Grund dafür und fand relativ schnell eine mögliche Ursache.

„Magie unterdrückende Medikamente …?“, mutmaßte er resigniert. Das war natürlich wieder einmal typisch. Natürlich hatten seine Entführer gewusst, was er war – allein schon wegen seiner Popularität als Botschafter und seiner Robe – und hatten dementsprechende Vorbereitungen getroffen. Wäre es anders gewesen hätte er sich ohne Probleme befreien können.

In diesem Moment meldete sich Dannyls Bauch mit einem leisen Grummeln. Entnervt schnaubte Dannyl. Hätte er doch den Imbiss, den man ihm auf dem Fest angeboten hatte angenommen …

Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten und darüber nachzudenken, wie er aus dieser Situation hinauskam. Allerdings hoffte er, dass bald jemand auftauchen würde, der ihn mit Nahrung und eventuell auch einem Schmerzmittel versorgte …
 

Tayend versuchte, seine Beunruhigung in Grenzen zu halten, als er darauf wartete, dass Irand Zeit für ihn erübrigen konnte.

Dannyl war nicht wieder aufgetaucht, und da Lord Errend ebenfalls nicht auffindbar gewesen war hatte Tayend sich damit begnügt ihm eine schriftliche Nachricht überbringen zu lassen und hatte sich dann auf den Weg in die Große Bibliothek gemacht, um mit Irand, dem ersten Bibliothekar und einem seiner besten Freunde über seine Sorgen zu reden.

In diesem Moment tauchte besagter Bibliothekar hinter einem Bücherregal auf. Er sah Tayend mit einem offenen Lächeln an, welches jedoch zu verschwinden begann, als er Tayends Gesicht sah.

„Was ist los, Tayend?“, fragte er. Tayend zuckte zusammen. Offensichtlich konnte man ihn lesen wie ein offenes Buch.

„Ihr erinnert Euch noch an Botschafter Dannyl?“, wollte er wissen, und hielt seine Stimme so neutral wie möglich. Irand sah ihn an, dann lächelte er wissend.

„Natürlich, wie könnte ich ihn vergessen?“, stellte Irand eine Gegenfrage. „Ein sehr netter Mann. Er scheint es dir ja auch angetan zu haben, und er kommt häufiger hierher um zu lesen.“

Tayend fühlte sich leicht unwohl, Irand schien durch Dannyls und seine „freundschaftliche“ Fassade hindurch blicken zu können. Nicht, dass es ihn bei Irand verwunderte oder beängstigte, ihn beängstigte eher der Gedanke, dass andere diese Fassade eventuell auch durchschauen konnten.

„Nun ja …“, begann er und trat nervös von einem Bein auf das andere. „Wir waren gestern Abend verabredet, und er ist nicht aufgetaucht. Ich habe mir keine Sorgen gemacht, er hatte vorher noch eine Verabredung mit jemandem aus dem elynischen Hofstab, aber als ich ihn heute Morgen kontaktieren wollte habe ich ihn nicht angetroffen.

Ich war schon bei Lord Errend, und mir wurde gesagt, dass weder er noch Botschafter Dannyl am heutigen Tag dort aufgetaucht sind. Ich mache mir Sorgen.“

Irand sah ihn mitleidig an.

„Ich kann dich verstehen, Tayend, aber … vielleicht warst du ein wenig zu voreilig. Vielleicht hat er gestern ein nettes Mädchen kennengelernt …“

„Das glaube ich nicht“, fiel Tayend ihm ins Wort. Sofort bereute er seine Worte. Auch wenn er glaubte, dass Irand sie durchschaut hatte, er durfte nicht riskieren, dass Dannyl seinen Posten verlor, weil er unvorsichtig gewesen war und durch ihn herausgekommen war, dass sowohl er als auch Dannyl „Knaben“ waren. Ruhiger fügte er hinzu: „Ich denke, dann hätte er sich bei mir gemeldet. Ich meine, es ist fast Mittag, dann wäre er doch mit Sicherheit schon aufgetaucht um mir davon zu erzählen.“

Es war eine schlechte Ausflucht, aber immerhin war es eine. Irand nickte, bedachte ihn aber mit einem leicht zweifelnden Blick.

„Vielleicht solltest du warten, bis Lord Errend Kontakt zu dir aufnimmt und ihn fragen, ob er nicht versuchen kann, Kontakt mit Dannyl aufzunehmen, wenn er sich bis dahin noch nicht gemeldet hat“, schlug Irand vor. Tayend nickte. Der Vorschlag klang plausibel.

„Und bis dahin kannst du dich hier nützlich machen“, setzte Irand nach. „Komm, hier sind ein paar Bücher, die eingeordnet werden müssen. Das wird dich ablenken.“

Tayend nickte wieder und folgte den gegebenen Anweisungen. Trotzdem konnte es die ihn eigentlich erfüllende Arbeit nicht schaffen, ihn von seinen Sorgen abzulenken. Er erwischte sich immer wieder dabei, wie er zur Tür der Großen Bibliothek starrte und auf einen Ankömmling wartete. Lord Errend wusste, dass er Tayend hier finden würde, wenn er seine Nachricht bekam. Zumindest hoffte Tayend das. Denn langsam beschlich ihn das ungute Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Ganz und gar nicht in Ordnung.
 

Langsam wurde Dannyl ungeduldig. Sein Magen gab inzwischen wirklich protestierende Geräusche von sich, seine Schmerzen waren auch nicht weniger geworden und er wollte zumindest ansatzweise wissen, was hier gespielt wurde.

Er sah nach rechts, als er ein leises Knarzen wahrnahm. Die Tür seiner Zelle hatte sich geöffnet, und ein junges Mädchen betrat mit einem Tablett den Raum. Dannyl erkannte, dass es sich um ein Mädchen elynischer Herkunft war.

Mit gesenktem Kopf hastete sie zu ihm, stellte das Tablett neben ihm auf den Boden und huschte genauso schnell wieder aus dem Raum, wie sie ihn betreten hatte. Dannyl hob eine Augenbraue. Irgendwie hatte ihn der Auftritt des Mädchens verstört. Aber zumindest hatte er jetzt etwas, womit er seinen Magen füllen konnte.

Er begann, das Tablett eingehender zu betrachten.

Ein Becher mit einer klaren Flüssigkeit – Wasser, so hoffte er zumindest – ein paar Scheiben trockenes Brot und einen Apfel hatte man ihm bringen lassen.

Dannyl seufzte. Es würde seinen Magen zumindest ansatzweise füllen. Mit seinen gefesselten Händen machte er sich daran, sein Mahl zu verspeisen.
 

Inzwischen war es später Nachmittag und Lord Errend hatte sich immer noch nicht bei Tayend gemeldet. Tayend beschloss, dass es nun an der Zeit war selbst noch einmal beim ersten Botschafter der Gilde vorbeizuschauen, vielleicht hatte er die Nachricht auch einfach nicht erhalten.

Doch gerade als er Irand freundlich zugenickt hatte und auf die Tür der Großen Bibliothek zusteuerte, öffnete sich diese.

Lord Errend betrat den Raum. Seine Wangen waren gerötet und aus seinem Blick sprach Besorgnis.

„Tayend von Tremmelin?“, wandte er sich an Tayend. Dieser deutete eine Verbeugung an.

„Ja, Mylord?“, fragte Tayend. Er bemerkte, dass er leicht zitterte.

„Ich komme wegen Eurer Nachricht zu Euch“, begann Errend. „Es ist nämlich so, dass Botschafter Dannyl heute zu einem Treffen nicht erschienen ist, und ich dorthin gehen musste um seinen Platz einzunehmen. Ich habe versucht, mit Botschafter Dannyl per Gedanken Kontakt aufzunehmen, doch es scheint, als wäre er von der Verbindung abgeschirmt. Auf jeden Fall antwortet er nicht.“

Tayend atmete tief ein und versuchte ruhig zu bleiben. Seine Sorge nahm weiter zu.

„Wir werden der Suche nach Dannyl oberste Priorität geben, auch wenn sie wohl größtenteils im Verborgenen ablaufen muss. Es wäre der Position der Gilde mit Sicherheit nicht zuträglich, wenn herauskommen würde, dass wir zu einem unserer Mitglieder keinen Kontakt mehr aufbauen können. Wir hoffen daher auf Eure Mithilfe, immerhin steht Ihr Botschafter Dannyl sehr nahe.“

Tayend nickte. Natürlich würde er helfen wo er konnte.

„Außerdem werdet Ihr Unterstützung von einem alten Freund von Botschafter Dannyl erhalten. Sein alter Mentor, Lord Rothen ist auf dem Weg hierher und wird vermutlich noch heute Abend hier antreffen.“

Tayends Augenbraue hob sich. Es gab Zufälle, die waren eigentlich zu schön um wahr zu sein. Nicht, dass er sich nicht darauf freute Rothen zu sehen. Dannyls Mentor war ihm schon bei ihrem ersten Treffen sympathisch gewesen und er hatte das Gefühl gehabt, dass diese Sympathie auf Gegenseitigkeit beruht hatte.

„Soll ich Lord Rothen dann heute Abend abholen?“, fragte er Lord Errend, welcher ihn immer noch musterte.

„Natürlich, ich werde Euch Bescheid geben wenn er sich bei mir meldet“, gab Errend zurück. „Wollen wir uns dann Morgen früh treffen und den Rest in Ruhe besprechen?“

Tayend nickte.

„Ja, Mylord, so wird es wohl das Beste sein.“

Lord Errend nickte, dann wandte er sich zum Gehen.

„Bis Morgen“, sagte er zum Abschied.

Tayend stützte sich schwer gegen eines der Bücherregale und auch die tröstende Hand von Irand, die er auf seiner Schulter spürte konnte nichts daran ändern, dass seine Sorgen sich vervielfacht hatten.

„Geh nach Hause, Tayend, gönn dir ein bisschen Ruhe“, sagte Irand in diesem Moment zu ihm. Tayend nahm den Rat dankend an.

Während er von der Großen Bibliothek zurück zu seiner Wohnung ging fingen seine Gedanken wild an zu kreisen. Wie sollte er bei der Suche von Nützen sein? Nun gut, er kannte Dannyl besser als fast jeder andere Mensch, zudem war er seine vertrauteste Person hier in Capia. Aber Tayend glaubte nicht, dass sich Dannyl an einem dieser Orte aufhielt. Sonst wäre er ja über die Gedankensprache der Magier erreichbar gewesen.

Als er sich seiner Haustür näherte fing Tayend an, in seiner Tasche nach seinem Schlüssel zu suchen. Nach kurzer Zeit fand er ihn. Er öffnete die Tür und ging ohne Umschweife in die Küche, wo er sich ein Glas Wasser einschenkte. Unruhig, wie ein eingeschlossenes Tier, begann er mit dem Glas in der Hand in der Küche auf und ab zu laufen. Seine Gedanken waren schon wieder bei Dannyl.

Er hoffte, dass sein Liebhaber gut behandelt wurde, dort, wo er jetzt war. Dann dass Dannyl entführt worden war, davon ging Tayend inzwischen aus. Er stellte das Glas auf dem Esstisch ab – er fragte sich, wann er es geleert hatte, er konnte sich nicht daran erinnern – und seine Füße trugen ihn wie von selbst in sein Schlafzimmer.

Dort öffnete er seinen Kleiderschrank und schob seine bunten Gewänder beiseite, sodass eine versteckte kleine Kiste zum Vorschein kam. Bedächtig nahm Tayend sie aus dem Schrank und öffnete sie. In dieser Truhe waren ein paar Kleidungsstücke von Dannyl verstaut, nur für den Fall, dass er einmal über Nacht bleiben würde. Trotzdem hatten sie beide sich nicht getraut, diese Roben offen in Tayends Schrank zu hängen, man konnte ja nie wissen.

Auch in Dannyls Haus gab es so eine Kiste für Tayend.

Der Anblick von Dannyls Roben sorgte dafür, dass Tayend ruhiger wurde. Er nahm den Stoff in die Hände, ließ ihn durch seine Hände gleiten. Tayend schloss die Augen, erlaubte sich einen ruhigen, in sich versunkenen Moment.

Beständiges Klopfen an seiner Haustür ließ ihn aufschrecken. Schnell verstaute er die Kiste wieder an ihrem vorgesehen Platz, hängte die Roben wieder davor und ging dann zur Tür, um sie zu öffnen. Eine junge Frau blickte ihm entgegen.

„Tayend von Tremmelin?“, fragte sie schüchtern. Tayend nickte. „Botschafter Errend hat mich geschickt um Euch zu sagen, dass Lord Rothen in etwas einer Stunde den Hafen von Capia erreichen wird.“

Tayend zwang sich zu einem Lächeln.

„Vielen Dank“, sagte er. Die Frau deutete einen kleinen Knicks an, dann drehte sie sich um und eilte durch die Straßen davon. Tayend seufzte gequält auf.

Es würde nicht einfach sein, Rothen von Dannyls Verschwinden zu erzählen …
 

Als die ersten Häuser von Capia in Sicht kamen konnte Rothen ein erleichtertes Seufzen nicht verhindern. Er fuhr nicht gerne mit dem Schiff, nur Dannyl zuliebe tat er sich diese Reisen ab und zu an. Trotzdem würde er sich nie an diese Art des Reisens gewöhnen können.

Und jetzt plagte ihn zudem noch ein ungutes Gefühl in der Magengegend, da Botschafter Errend ihm per Gedankenrede mitgeteilt hatte, dass Dannyl verschwunden war und er an den Ermittlungen teilhaben sollte. Es behagte ihm nicht, dass Dannyl einfach verschwunden war. Es passte nicht zu ihm, und wenn er ehrlich war, dann wusste er nicht, was ihn mehr beunruhigen sollte: Die Tatsache, dass Dannyl verschwunden war oder der leichte Verdacht, dass Dannyl entführt worden war.

Rothen wusste, dass Dannyl in der Lage war sich zu verteidigen, wenn es denn sein musste, auch wenn er kein großer Freund der Kampfkünste war. Wenn er denn entführt worden war, dann waren die Entführer stark oder zumindest sehr klug.

Und auch das war ein Grund beunruhigt zu sein, zumindest für Rothen.

Als das Schiff im Hafen von Capia anlegte war Rothen immer noch in Grübeleien versunken. Nachdem seine Koffer ausgeladen waren sah er sich suchend um, erblickte aber keine Kutsche mit dem Gildenzeichen. Nur ein einzelner Mann in auffälliger Kleidung war zu sehen, und dieser kam zielstrebig auf ihn zu. Erst als er näher kam erkannte Rothen Dannyls Assistenten, Tayend von Tremmelin.

Es wunderte ihn nicht, dass er hier auftauchte, doch er hatte damit gerechnet, von einem Gildemagier abgeholt zu werden. Nicht, dass er etwas gegen die Gesellschaft von Tayend hatte, der Mann war ihm sehr sympathisch, aber … er hätte sich schon gerne ein Transportmittel gewünscht.

Inzwischen war Tayend bei ihm angekommen. In dem noch relativ jungen Gesicht hatten sich Sorgenfalten festgesetzt, und Rothen meinte einen leichten Schimmer von Verzweiflung in den Augen des jungen Tremmelin erkennen zu können.

„Lord Rothen“, begrüßte Tayend ihn mit einer leichten Verbeugung. „Es freut mich, Euch hier begrüßen zu dürfen, auch wenn die Umstände unseres Zusammentreffens nicht unbedingt die Günstigsten sind.“

Er rang sich ein gequältes Lächeln ab.

„Es freut mich trotzdem, hier zu sein“, gab Rothen zurück, um dem jungen Mann ein wenig Rückhalt zu geben. Zumindest hoffte er, dass er dies erreichen würde.

„Ich habe mich angeboten, Euch hier abzuholen, da auch ich an den Ermittlungen die Botschafter Dannyl betreffen beteiligt sein werde“, sprach Tayend in diesem Moment weiter. „Vermutlich habe ich ihn das letzte Mal vor seinem … Verschwinden gesehen.“

Rothen fiel auf, dass Tayend bei seiner letzten Aussage gezögert hatte. Glaubte er etwa nicht, dass Dannyl einfach nur so verschwunden war?

Tayend sah inzwischen auf die Koffer, die Rothen mitgebracht hatte. Als er einen von ihnen ergreifen und in die Höhe wuchten wollte, winkte Rothen lächelnd ab.

„Lass ruhig, ich mach das schon“, sagte er, und brachte die Koffer mit ein wenig Magie dazu, ein kleines Stück über dem Boden zu schweben.

Tayends Mund öffnete sich kurz in stillem Staunen, klappte aber schnell wieder zu. Rothen vermutete, dass Tayend die Befürchtung hatte, dass sein Verhalten als unziemlich aufgefasst werden konnte.

„Wenn Ihr mir folgen wollt?“, sagte Tayend nun und setzte sich in Bewegung. Rothen folgte ihm.

Sie folgten ein paar kleineren Gassen vom Hafen weg und weiter ins Innere der Stadt hinein, kamen an einem größeren Platz vorbei, auf dem vereinzelt Marktbuden standen und bogen dann nach links in eine der Hauptstraßen ein.

Rothen war wieder einmal verblüfft über die einfache Schönheit, die dieser Teil Capias ausstrahlte. Die einfachen weißen Fassaden hatten etwas, was Rothen nicht beschreiben konnte, aber er fühlte sich wohl.

Wie jedes Mal, wenn er hier war konnte er verstehen, dass Dannyl inzwischen gerne hier lebte.

„Manchmal habe ich das Gefühl, dass Capia ihm eher ein Zuhause ist als Imardin“, dachte Rothen bei sich, als Tayend vor einer Tür stehen blieb und diese aufschloss.

Er öffnete die Tür und hielt sie für Rothen auf, damit er eintreten konnte.

„So wie ich es verstanden habe, soll ich Euch für die erste Nach aufnehmen, da Lord Errend kurzfristig kein Zimmer für Euch hat finden können“, sagte Tayend, der die Tür hinter sich schloss. Rothen ließ seine Koffer mit einem leisen Geräusch auf dem Boden aufkommen.

„Das ist für mich kein Problem“, teilte er Tayend mit. „Ich hoffe, ich mache Euch damit keine Umstände.“

„Ach was“, gab Tayend zurück. Das erste Mal, seit Rothen angekommen war, war etwas wie ein echtes Lächeln auf dem Gesicht des Gelehrten zu sehen. „Für Freunde von Dannyl habe ich immer ein Plätzchen frei.“

Aber sofort wurde sein Geschicht wieder besorgt.

„Ich hoffe, es geht ihm gut“, murmelte er leise, und mehr zu sich selbst als zu Rothen. Dieser legte Tayend eine Hand auf die Schulter.

„Keine Angst, wir finden ihn schon“, meinte er und versuchte, optimistisch zu klingen. In diesem Moment fiel ihm auf, wie kalt es doch in der Wohnung war.

Auch Tayend schien in diesem Moment dasselbe zu spüren.

„Komisch, eigentlich sollte es hier nicht so kalt sein“, sagte er und runzelte die Stirn. „Ich habe doch alle Fenster verschlossen …“

Seine Aussage wurde durch das Klackern, welches nur ein geöffneter Fensterrahmen wenn er gegen den Fensterrahmen schlug, in ihrer Glaubwürdigkeit nicht unbedingt unterstützt.

Trotzdem glaubte Rothen dem jungen Gelehrten, in dessen Gesicht sich ein Ausdruck der Verwunderung breitmachte.

„Entschuldigt bitte“, murmelte er abwesend. „Ich gehe eben nachsehen. Das Gästezimmer ist die zweite Tür von links, es gibt ein angeschlossenes Bad. Macht es Euch bequem, wenn Ihr noch etwas benötigt, dann ruft mich.“

Mit diesen Worten verschwand Tayend durch die nächste Tür.

Rothen seufzte. Warum nahm Tayend das Verschwinden von Dannyl so mit?

In diesem Moment hörte er einen unterdrückten Aufschrei.
 

Tayends Hände hatten angefangen unkontrolliert zu zittern, als Rothen die Küche betrat.

Der Magier brauchte nicht lange, um die Situation zu erfassen.

Tayend stand am Fenster, welches gewaltsam geöffnet worden war. Glassplitter waren auf der Anrichte verteilt und Tayend hielt einen Zettel in seinen stark zitternden Händen.

Rothen trat vorsichtig an ihn heran und nahm Tayends Hände sanft in seine. Vorsichtig entwand er den Zettel seinem Griff.

Es stand nicht viel auf dem kleinen, leicht vergilbten Stück Papier, doch Tayend schien – aufgrund seiner Reaktion – eine tiefere Bedeutung in ihnen zu sehen.

Rothen versuchte sich einen Reim darauf zu machen, doch er konnte es nicht. Er legte den Zettel auf die Anrichte zu den Scherben und schloss Tayend in die Arme. Der Gelehrte brauchte jetzt Zuwendung um sich ein wenig zu beruhigen.

Die blaue Tinte ließ die Worte auf dem Zettel im verlöschenden Licht wie frisch geschrieben wirken: „Diskreditiere ihn. Dann wird er zurückkehren.“
 

Tayends Hände hatten endlich aufgehört zu zittern. Doch von Ruhe konnte für den Gelehrten keine Rede sein, seine Gedanken waren viel zu aufgewühlt.

Rothen saß ihm gegenüber an seinem Esstisch und hatte ihm und sich einen Tee gekocht, welchen Tayend dankbar angenommen hatte und jetzt in kleinen Schlucken trank. Zwischen ihnen auf dem Tisch lag der Zettel mit der Botschaft, der Tayend inzwischen beinahe wie eine Barriere zwischen ihm und Rothen vorkam.

Denn früher oder später würde die Frage kommen, warum diese Botschaft ausgerechnet an ihn gegangen war und wie er denn in der Lage sein sollte, Dannyl zu diskreditieren.

„Geht es Euch jetzt ein bisschen besser?“, brach Rothen in diesem Moment die Stille zwischen ihnen. „Ihr standet doch sehr unter … Schock.“

Tayend nickte nur, er wusste nicht, wie weit ihm seine Stimme gehorchen würde.

„Ihr wisst, dass ich wegen der Botschaft fragen muss, oder?“, fragte Rothen ihn. Aus seinem Blick sprach echtes Bedauern. „Ich würde es Euch gerne ersparen, glaubt mir das.“

Tayend nickte wieder nur und atmete einmal tief durch.

Auch Rothen straffte sich.

„Also gut, Tayend. Warum ging diese Nachricht ausgerechnet an Euch? Und wie würdet Ihr in der Lage sein, Botschafter Dannyls Reputation Schaden zuzufügen?“

Tayend atmete wieder tief durch, schloss kurz die Augen.

„Ich …“, setzte er an, merkte jedoch, dass seine Stimme kurz davor stand einfach wegzubrechen. „Ich … Kennt Ihr die Gerüchte über meine … nun ja … Vorlieben?“

Rothen nickte.

„Es hat eine Zeit lang dafür gesorgt, dass die Gerüchteküche rund um Botschafter Dannyl ordentlich gebrodelt hat.“

Tayend spannte sich an. Er wusste nicht ob es das Richtige war, was er jetzt tat. Er wusste nicht, ob er Dannyl damit gegenüber seinem ehemaligen Mentor Unrecht tat, ob Dannyl ebenfalls so gehandelt hätte. Aber Tayend fühlte sich in diesem Moment schutzlos und an die Wand gedrängt und konnte über keine andere Möglichkeit nachdenken.

„Was ich Euch jetzt erzähle, das muss – fürs Erste in diesen Räumen bleiben“, sagte Tayend. „Ich weiß nicht, ob ich gerade das Richtige tue, ob es in Dannyls Sinne wäre … aber ich sehe auch keine andere Möglichkeit. Ihr wisst, ich bin ein „Knabe“. Und … Dannyl ist es auch.“

Es wurde still. Sehr still. Zu still für Tayends Geschmack. Auf Rothens Gesicht ließ sich keine Reaktion auf das eben Erfahrene ablesen, er saß einfach reglos da.

Dann vergrub er sein Gesicht in seiner rechten Hand.

„Ich hätte es wissen müssen“, murmelte er. „Seine strikte Weigerung gegen eine Wahrheitslesung damals, seine darauf folgende Distanz zu Beziehungen jeglicher Art … Dann seid Ihr wohl der Grund, warum er mir seit er als Botschafter in Elyne arbeitet wesentlich fröhlicher vorkommt?“

Tayend nickte leicht perplex.

„Seid … ihr nicht geschockt?“, fragte er vorsichtig. „Oder angewidert? Ich meine, Kyralia ist ja nicht unbedingt für seine Toleranz gegenüber … unserer Gruppe bekannt.“

Rothen sah ihn an.

„Ich bin … geschockt, ja. Aber viel mehr darüber, dass ich die Zeichen vorher nicht habe deuten können, dass ich nichts bemerkt habe, obwohl ich Dannyl eigentlich ziemlich gut zu kennen glaube. Vermutlich bin ich noch ein … toleranter Vertreter meines Volkes.“

Tayend lächelte, etwas wie Erleichterung schien auf seinem Gesicht zu erscheinen.

„Ich … wusste nicht, wie Ihr reagieren würdet“, gab er zu. „Ich hatte Angst, dass Ihr Dannyl danach … weniger schätzen würdet und dass ich die Beziehung zwischen Euch und ihm irgendwie schädigen würde …“

„Keine Sorge, so ist es nicht“, beschwichtigte Rothen ihn. „Aber wir müssen jetzt überlegen, wie wir weiter vorgehen. Sollte diese Information über Dannyl nämlich an die Öffentlichkeit kommen …“

Er ließ den Satz unausgesprochen, doch Tayend war klar, was dann passieren würde. Dannyl würde aus der Gilde ausgeschlossen und sowohl in Imardin und in Capia enteignet werden. Er würde ein Leben als nicht akzeptierter und verstoßener Mensch führen müssen.

„Ich möchte den Forderungen nicht nachkommen“, sagte er. „Aber … ich weiß auch nicht, wie wir an Dannyls Entführer herankommen können.“

Rothen seufzte.

„Genau das müssen wir austüfteln“, meinte er. „Und bis dahin können wir nur hoffen.“

Tayend schluckte. Aufmunternde Worte waren etwas anderes …
 

Das junge Mädchen war wieder in seiner Zelle aufgetaucht und hatte ihm etwas zu essen gebracht. Dannyl war aufgefallen, dass ihre rechte Hand verbunden war.

„Was hast du dir da an der Hand getan?“, fragte er sie, als sie das Tablett abstellte. Sie sah ihn schüchtern an, sagte aber nichts.

„Na komm, es ist sterbend langweilig hier, und eine simple Unterhaltung wird jawohl nicht so schlimm sein, oder?“, gab Dannyl nun endgültig entnervt von sich.

Das Mädchen ging vor ihm in die Hocke.

„Ich habe eine Botschaft überbracht“, flüsterte sie. Dannyl hob eine Augenbraue.

„Und an wen?“, fragte er weiter nach. Sofort wurde sie wieder unruhig.

„Er war nicht anwesend“, murmelte sie. „Deshalb musste ich ein Fenster einschlagen und die Botschaft so ins Haus bringen.“

„Das beantwortet meine Frage nicht“, gab Dannyl zurück.

„Ich wüsste nicht, dass ich einem Gefangenen Rechenschaft über das, was ich tue schuldig bin.“

Ihre Stimme klang auf einmal schneidend.

„Mein Meister hegt Groll gegen dich, solltest du wissen. Und er nutzt jede noch so winzige Information, die er über dich hat aus. Wie zum Beispiel …“

Doch sie beendete den Satz nicht, als sie Schritte hörte, die sich der Zelle näherten.

„Ich habe mich wieder gehen lassen …“, grollte sie, und warf Dannyl noch einen letzten vernichtenden Blick zu. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um, verließ die Zelle und schloss die Tür mit einem lauten Krachen.

Dannyl verhielt sich noch eine kurze Zeit ruhig, dann breitete sich langsam ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.

Im Eifer des Gefechts hatte die junge Frau nicht bemerkt, dass das Glas, in welchem sich sein Wasser befunden hatte nicht mehr ganz gewesen war, und wenn er Glück hatte, dann hatte sie während ihrer überstürzten Flucht aus seiner Zelle auch nicht bemerkt, dass sie die Tür nicht abgeschlossen hatte.

Dannyl kicherte verhalten. Manchmal hatte er einfach zu viel Glück.

Wohlig streckte er seine Arme, die er dank der Hilfe einer Glasscherbe wieder ohne Einschränkung bewegen konnte und stemmte sich vom Boden hoch. Er würde erst einmal versuchen, seine Zelle zu verlassen. Und dann würde er herausfinden, was hier eigentlich gespielt wurde …
 

Rothen erwachte erst spät an diesem Morgen. Während er seine verspannten Glieder mit ein wenig Magie dazu brachte, sich zu lockern fiel sein Blick auf Tayend. Sie waren beide am Tisch eingeschlafen, nachdem sie bis in die frühen Morgenstunden beraten hatten, was sie tun sollten. Sie waren zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen, irgendwann hatte sie beide ihre Müdigkeit übermannt.

Das Gesicht des jungen Gelehrten war selbst im Schlaf noch angespannt, die Sorgenfalten schienen seine Stirn nicht mehr verlassen zu wollen. Rothen konnte ihn verstehen.

„Und nach seinem Geständnis gestern noch mehr“, dachte er. Er seufzte. Nein, seine Reaktion war nicht gespielt gewesen. Aber trotzdem hatte er das Gefühl, dass er nicht richtig reagiert hatte, dass er irgendetwas falsch gemacht hatte. Er wusste nur nicht, was er falsch gemacht haben sollte.

Er beschloss, Tayend noch schlafen zu lassen, er war sicher, dass dieser jedes bisschen Schlaf gebrauchen konnte, dass er kriegen konnte.

Mit wenigen Schritten war er an der noch immer von Glassplittern bedeckten Anrichte. Die Splitter beförderte er mit einer unwirschen Handbewegung und ein bisschen Magie in den dafür vorgesehenen Eimer, dann reparierte er das Fenster.

In diesem Moment bemerkte er, wie eine ihm bekannte Präsenz sein Bewusstsein berührte.

„Rothen?“, hallte Dannyls Gedankenruf zu ihm. Eine Welle der Erleichterung durchflutete Rothen. Noch nie war er so froh gewesen, Dannyls Gedankenstimme zu hören.

„Ja?“, fragte er. Er spürte, wie sich die anderen Magier in ihrer Umgebung respektvoll aus dem Gespräch zurückzogen, mit Ausnahme von Lord Errend.

„Botschafter Dannyl, wo seid Ihr?“, fragte Errend. Seine Gedankenstimme war schneidend, Rothen konnte es ihm nicht verübeln.

„Das wüsste ich auch gerne“, gab Dannyl zurück. „Ich konnte mich nur durch eine Verkettung glücklicher Umstände aus dem Raum befreien, in welchem ich festgehalten wurde, und erst jetzt haben die Magieblocker, die man mir verabreicht haben muss nachgelassen. Aber eigentlich wollte ich nur mitteilen, dass ich noch rausfinden will, wer mich denn da gekidnappt hat.“

Der stumme Vorwurf in Dannyls Worten Lord Errend gegenüber war auch Rothen nicht verborgen geblieben. Es war unhöflich, in die Gedankenrede anderer einzugreifen noch bevor sie richtig begonnen hatte.

„Ich … ziehe mich dann zurück“, ertönte Errends Gedankenstimme, die offensichtlich peinlich berührt klang. „Es freut mich zu hören, dass Ihr wohlauf seid, Botschafter Dannyl.“

Dann zog sich auch Errend zurück.

„Wenn du weißt, wo du ungefähr bist, dann lass es mich wissen, in Ordnung?“, sagte Rothen. „Tayend macht sich die ganze Zeit große Sorgen um dich, vor allem, da er eine … Nachricht von deinen Entführern erhalten hat.“

„Tatsächlich?“, Dannyls Stimme klang erstaunt. „Ich frage jetzt mal nicht nach dem Inhalt, so viel Zeit habe ich nicht. Aber … grüß ihn von mir, bitte. Und sag ihm, dass alles gut wird.“

Rothen lächelte.

„Das werde ich“, versprach er Dannyl. „Meld dich bei mir.“

„So schnell wie möglich“, antwortete Dannyl, dann unterbrach er die Verbindung.

Rothen schüttelte den Kopf und fand wieder in seine Umgebung zurück. Er bemerkte, dass Tayend ihn aus müden Augen anstarrte.

„Gedankenrede?“, fragte er ohne Einleitung. Rothen nickte.

„Mit wem?“, wollte Tayend wissen.

„Mit Lord Errend“, fing Rothen an. „Und mit Dannyl.“

Plötzlich schien Tayends Müdigkeit wie weggefegt zu sein.

„Wie geht es ihm? Wo ist er?“, sprudelten die Fragen aus seinem Mund. Rothen sah ihn beinahe väterlich an.

„Er weiß selbst nicht genau wo er ist, und versucht es gerade herauszufinden. Aber er sagte mir, dass ich dich grüßen soll und das alles gut wird.“

Tayend stand kurz davor, in Tränen auszubrechen, das sah Rothen ihm an.

„Das ist so typisch Dannyl“, murmelte er, während er mit dem Ärmel seines Gewandes über seine Augen wischte. „Und was heißt das jetzt für uns?“

„Wir werden warten, bis Dannyl erneut Kontakt mit mir aufnimmt. Und dann werden wir entscheiden, wie wir ihm helfen können.“

Tayend nickte. Ja, das klang vernünftig. Und er merkte, wie sich seine Anspannung langsam aber sicher zu lösen begann.
 

Dannyl versteckte sich in einem Seitengang, als sich schnelle Schritte seiner Position näherten. Erst kam ein Mann in sein Blickfeld, dann die junge Frau, die ihm das Essen in seine Zelle gebracht hatte. Der Mann zog sie erbarmungslos am Handgelenk hinter sich her.

„Aber …“, stotterte die Frau, offensichtlich um ihre Fassung bemüht.

„Kein aber“, knurrte der Mann sie an. Seine Stimme kam Dannyl irgendwie bekannt vor und auch den Mann selbst hatte er schon einmal irgendwo gesehen. „Du bist schuld daran, dass der Magier entkommen ist. Was glaubst du, was uns für eine Strafe blüht, wenn herauskommt, dass wir einen Magier entführt und gegen seinen Willen festgehalten haben?!“

Die Frau schnaubte angewidert.

„Es hat dich die ganze Zeit nicht gestört, du wolltest doch nur Rache an ihm nehmen“, gab sie zurück. „Aber jetzt, wo’s gefährlich wird bekommst du kalte Füße. Ich sage dir, jetzt ist es zu spät. Und du solltest mich nicht dafür verantwortlich machen, du hast dich ja noch nicht einmal getraut, in seine Zelle zu gehen!“

„Er kennt auch mein Gesicht, du Dummkopf!“, schnauzte der Mann. Dann waren die beiden außer Hörweite. Dannyl versuchte krampfhaft sich zu erinnern, wo er den Mann schon einmal gesehen hatte, doch der Name wollte einfach nicht in seinem Kopf auftauchen.

Er beschloss, sich noch ein wenig umzusehen. Vielleicht würde ihm ja etwas hier auf die Sprünge helfen, wer denn sein Entführer war.

Denn wenn er ehrlich war, dann wusste er niemanden – mit Ausnahme von Fergun, aber der war eine Kategorie für sich – der sich an ihm rächen wollen würde. Und vor allem hatte er keine Ahnung, wie er sich hatte rächen wollen.

Dannyl ging vorsichtig weiter, immer lauschend, ob nicht jemand seines Weges kam. An der ersten Tür machte er Halt und versuchte vorsichtig, sie zu öffnen. Er hatte jedoch keinen Erfolg, die Tür war verschlossen.

„Ich muss ein Fenster oder so etwas finden“, dachte er. „Irgendetwas, womit mich meinen ungefähren Aufenthaltsort ausmachen kann …“

Er bewegte sich weiter den Gang hinunter, probierte immer wieder die Türen an dessen Seiten zu öffnen. Bei einer Tür hatte er sogar Glück, dahinter befand sich allerdings nur eine einfache, fensterlose Abstellkammer.

Letztendlich kam er an einem Treppenhaus an. Dannyl wusste, es war ein Risiko, diese Treppe hinunter zu gehen, immerhin konnte an ihrem Ende jemand auf ihn warten. Aber er wusste, er musste dieses Risiko eingehen.

Er brauchte die Information wo er war, ansonsten konnten Rothen und Tayend ihm nicht helfen …
 

Tayend tigerte unruhig in seiner Küche auf und ab. Sie warteten nun schon wieder fast zwei Stunden darauf, dass Dannyl sich meldete, aber bis jetzt hatte Rothen noch kein weiteres Lebenszeichen seines ehemaligen Schülers bekommen.

„Setzt Euch, Tayend“, sagte Rothen zum wiederholten Male, wohlwissend, dass es nichts bringen würde. Dafür war Tayend viel zu aufgewühlt, und das sah man ihm deutlich an.

„Ich kann nicht“, antwortete dieser. „Dafür bin ich viel zu aufgeregt. Kann er sich nicht endlich melden?“

„Ruhig bleiben, auch er muss sich erst einmal ein Bild über die Lage verschaffen“, mahnte Rothen. Tayend ließ sich nun doch auf einen Stuhl an seinem Esstisch fallen.

„Warten ist so verdammt schwierig …“, murmelte er. Rothen sah ihn mitfühlend an.

„Ich weiß“, antwortete er. „Ich weiß.“
 

Dannyl hatte es geschafft, die ein Stockwerk weiter unten liegende Ebene ungesehen zu erreichen, und hatte tatsächlich einen offenen Raum gefunden, in dem es ein Fenster gab.

Nachdem er sich versichert hatte, dass sich niemand auf dem Korridor, in welchem besagtes Zimmer lag, befand, schloss er leise die Tür hinter sich und trat an das Fenster.

Unter sich konnte er die Dächer von Capia ausmachen, und wenn er ehrlich war, dann beruhigte ihn diese Tatsache. So würde es für Tayend und Rothen einfacher und schneller sein, zu ihm zu gelangen.

„Wenn sie denn herausfinden können, wo ich bin …“, murmelte Dannyl, während er per Gedankenrede Kontakt mit Rothen aufnahm und ihm seine Eindrücke von seinem jetzigen Standpunkt übermittelte.

„Tayend sagt, dass er eine Vermutung hat, wo du dich befinden könntest“, teilte ihm Rothen mit, nachdem er sich kurz aus dem Gespräch zurückgezogen hatte. „Wir werden dorthin aufbrechen.“

„In Ordnung“, antwortete Dannyl und hoffte, dass Tayend wirklich das richtige Gebäude im Kopf hatte.

Als er sich wieder in Richtung der Tür bewegte, hörte er auf dem Gang Schritte.
 

Rothen folgte Tayend durch kleine Gassen und Hinterhöfe durch Capia. Er fand es erstaunlich, wie sich der Gelehrte zu Recht fand, Rothen selbst hatte nämlich schon kurz nach ihrem Aufbruch die Orientierung verloren. Hätte man ihn in Capia ausgesetzt, er hätte den Weg zurück zum Hafen oder zu Tayends Haus mit Sicherheit nicht gefunden.

Allerdings konnte er ausmachen, dass sie sich auf ein größeres Haus zubewegten.

Rothen fragte sich, was sie tun würden, wenn sich Dannyl nicht in dem Haus befinden würde, welches sie ansteuerten. Wäre Tayend in der Lage, über einen weiteren Ort nachzudenken, an dem sich Dannyl aufhalten könnte? Und wenn Dannyl wieder eingefangen werden würde und dieses Mal keine Möglichkeit zur Flucht erhalten würde, wäre Tayend bereit, Dannyls Reputation zu opfern um ihn wiederzubekommen?

Wenn er den Gelehrten ansah, dann konnte er sich diese Frage nicht beantworten.

Rothen schüttelte den Kopf.

„Ich sollte nicht immer so pessimistisch denken“, murmelte er so leise, dass Tayend ihn nicht hören konnte.

Ihr Weg führte sie immer näher an das Haus heran.
 

Die Schritte näherten sich dem Raum, in welchem Dannyl sich versteckt hielt, und er begann sich nach einem Versteck umzusehen. Außer einem Wandschrank und zwei schweren Vorhängen am Fenster ließ sich nichts finden.

Als die Tür des Raumes geöffnet wurde, stand Dannyl hinter einem der Vorhänge. Um sich selbst ein wenig zusätzliche Sicherheit zu verschaffen hatte er sich zusätzlich mit ein wenig Magie unauffälliger gemacht, sodass er nur auffallen würde wenn jemand auf die Idee kam, den Vorhang zur Seite zu ziehen.

Er hörte, dass zwei Personen eintraten.

„Und noch immer kein Zeichen von diesem Magier!“, vernahm er wieder die Männerstimme von vorhin.

„Was hast du erwartet? Dass er hier bleibt und uns bei nächster Gelegenheit in die Arme läuft?“

Und auch wieder die spöttische Frau. Dannyl konnte nicht anders als zu grinsen. Wenn die beiden wüssten, wie nahe sie ihm waren …

„Aber seit ich von seinem Verschwinden sind die Ausgangstüren ohne Pause bewacht“, sprach der Mann nun wieder. „Hat er sich in Luft aufgelöst oder was?“

„Abele, hör auf mich anzuschreien.“

In Dannyls Kopf machte es „Klick.“. Er wusste nun, wer sein Entführer war, und er kannte auch den Grund, aus dem er entführt worden war. Und plötzlich hoffte er, dass die beiden den Raum so schnell wie möglich verlassen würden, damit er von hier flüchten konnte …
 

Rothen und Tayend standen an der Tür des großen Hauses und betrachteten es. Von außen sah es, bis auf seine Größe, ziemlich unscheinbar aus, und Rothen wusste nicht, ob er dem Gespür Tayends in dieser Hinsicht trauen konnte, obwohl er es musste.

„Seid Ihr sicher, dass es das richtige Haus ist?“, fragte er. Tayend sah ihn leicht mahnend an.

„Nein, aber es war das erste Haus, welches mir bei dem Gedankenbild, welches Ihr mir gezeigt habt, in den Sinn kam. Ich war schon einmal hier und habe einen ähnlichen Ausblick genossen.“

Tayend sprach es nicht aus, aber er brauchte es auch nicht. Rothen wusste, dass Tayend daran dachte, dass es für Dannyl garantiert kein Genießen des Ausblickes gegeben hatte.

Rothen seufzte.

„Ich werde noch einmal Kontakt zu Dannyl aufnehmen“, sagte er. „Oder es zumindest versuchen.“

„Dannyl?“, rief er seinen ehemaligen Schüler. Es dauerte eine Weile, dann antwortete Dannyl.

„Rothen? Ich weiß, wer mich entführt hat.“

Dannyls Gedankenstimme klang gehetzt, beinahe panisch. Rothen hob eine Augenbraue.

„Dannyl, was ist los?“, fragte er drängender.

„Mein Entführer und seine Freundin stehen beinahe neben mir“, teilte Dannyl ihm mit. Rothen verzog das Gesicht.

„Na wunderbar“, meinte er. „Möchtest du mir verraten, wer es ist?“

„Der ehemalige Assistent des Finanzministers, Abele“, antwortete Dannyl. „Hör zu, Rothen, ich erkläre die näheren Umstände später, aber erst einmal muss ich hier raus. Können Tayend und du euch irgendetwas einfallen lassen, was sie ablenkt?“

„Wir werden uns was überlegen, und bis dahin musst du allein durchhalten“, versicherte ihm Rothen. Ihre Verbindung brach ab und Rothen öffnete die Augen.

„Tayend, ist dies das Haus von einem … Abele?“, fragte er.

Mit leicht erstauntem Blick beantwortete Tayend die Frage.

„Ja, aber warum ist das wichtig?“

„Dann sind wir am richtigen Haus“, meinte Rothen. „Jetzt müssen wir uns nur noch einen Plan ausdenken, wie wir den Hausherren ablenken können, sodass Dannyl die Möglichkeit hat zu verschwinden …“
 

Dannyl hoffte, dass Rothen und Tayend sich beeilen würden. Langsam wurde es nämlich unangenehm, hinter diesem Vorhang zu stehen.

Er merkte, dass sein linkes Bein langsam einschlief, und der Vorhang schien auch schon länger nicht mehr benutzt worden zu sein, denn feiner Staub begann von ihm herab zu rieseln und ihm hartnäckig in seiner Nase zu kitzeln …
 

„Seid Ihr sicher, dass das eine gute Idee ist?“

Tayend klang nicht gerade begeistert, und Rothen war es auch nicht. Aber auf die Schnelle war ihm nichts anderes eingefallen.

„Habt Ihr einen besseren Plan?“, fragte er deshalb Tayend. Dieser senkte den Blick und schüttelte den Kopf. „Na also.“

Mit diesen Worten betätigte er den Türklopfer des Hauses Abele.
 

„Warum geht denn niemand und öffnet die Tür?“, beschwerte sich Abele lautstark. Die Frau an seiner Seite kicherte verhalten.

„Du hast doch den Bediensteten freigegeben, damit sie auch ja nicht über deinen gekidnappten Magier stolpern. Und den Wachen hast du gesagt, dass sie ihre Position auf keinen Fall verlassen dürfen“, sagte sie zuckersüß, aber mit unverhohlenem Spott in der Stimme.

„Alles muss man selbst machen“, grummelte Abele. Dann hörte Dannyl Schritte, die den Raum verließen. Erst, als die Tür ins Schloss gefallen war traute er sich zu niesen.

Nachdem er sich hinter dem Vorhang hervor gekämpft hatte, machte er sich – darauf bedacht keinen falschen Schritt zu tun – auf den Weg ein paar weitere Stockwerke hinunter, immer hoffend, dass er keiner anderen Menschenseele begegnen würde.

Dies klappte auch ganz gut, bis er das Erdgeschoss erreichte. Als er die Wachen sah wusste Dannyl, dass er noch ein gutes Stück Arbeit vor sich hatte um hier herauszukommen …
 

Tayend beobachtete mit einem diebischen Vergnügen, wie sich die Tür von Abeles Haus öffnete, und der Hausherr feststellen musste, dass man ihm einen Klopfstreich gespielt hatte. Abele sah sich suchend um, murmelte etwas, was Tayend auf die Entfernung nicht verstehen konnte und schlug die Tür dann mit einem lauten Krachen wieder zu.

„Geschieht ihm Recht“, dachte Tayend bei sich.

Rothen neben ihm schien das Ganze relativ wenig zu beeindrucken, er wartete auf eine erneute Meldung von Dannyl.

„Ich hoffe, er hat bereits einen Weg gefunden“, murmelte er. Tayend legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Ich bin mir sicher, dass er einen Weg findet“, sagte er. Rothen sah ihn dankbar an. Er wusste, in was für einer Situation Tayend sich befand, und ihm dann noch so etwas wie Hoffnung zu vermitteln, das zeugte von wahrer Stärke.

„Ich fürchte, uns wird nichts anderes übrigbleiben als zu warten“, meinte Rothen.

„Ja“, antwortete Tayend. „Ich hoffe, es dauert nicht allzu lang …“

Rothen nickte und fügte in Gedanken hinzu: „Das hoffe ich auch, Tayend.“
 

Nach einer halben Stunde hatte Dannyl sich immer noch nicht gemeldet, und langsam zweifelte Rothen am Erfolg ihres Planes.

„Ich denke, ich werde noch einmal versuchen, Kontakt zu Dannyl aufzubauen“, sagte er. Tayend nickte nur.

„Kontakt zu mir?“, hörten sie da eine ihnen bekannte Stimme. Rothen drehte sich ein Stück.

„Dannyl“, brachte Rothen über die Lippen, da war Tayend schon aufgesprungen und hatte sich Dannyl um den Hals geworfen.

„Ähm … Tayend?“, murmelte Dannyl und sein Gesichtsausdruck wurde leicht panisch. „Du weißt schon …“

„Keine Sorge, Dannyl“, sagte Rothen, und er wusste, dass Dannyl an seinem Gesicht ablesen konnte, dass er um Tayends und Dannyls kleines Geheimnis wusste.

Dannyl hob eine Augenbraue, aber er würde erst später nachfragen. Zuerst mussten sie hier weg.

„Tayend, ich bin ja auch froh dich zu sehen, aber … vielleicht sollten wir uns einen anderen Aufenthaltsort suchen als … ähm … dieses durchaus nette Gebüsch?“

Tayend ließ Dannyl los.

„Du hast ja Recht …“, murmelte er. „Ich … ich …“

Dannyl schüttelte den Kopf.

„Ist schon okay“, meinte er. Dann wandte er sich an Rothen. „Nicht ganz der Ablauf deines Besuchs, den ich mir erhofft hatte …“

„Kann ich mir vorstellen“, sagte Rothen mit einem Zwinkern. „Komm, wir suchen uns erst einmal ein nettes Plätzchen, und dann werden erst einmal alle Fragen geklärt.“

Dannyl nickte. Es tat gut, bei Rothen und Tayend zu sein.
 

Kurze Zeit später saßen sie in der großen Bibliothek. Sie hatten sich ein stilles Plätzchen gesucht und Irand hatte ihnen versprochen, darauf zu achten, dass sie niemand stören würde.

„Also“, begann Rothen das Gespräch. „Zuerst einmal möchte ich eines wissen: Wer ist dieser Abele?“

Dannyl seufzte.

„Dazu muss ich weiter ausholen, fürchte ich“, sagte er. „Damit der Zusammenhang klar wird.“

„Ich bin ganz Ohr“, gab Rothen zurück. „Und ich habe Zeit.“

Dannyl holte Luft.

„Als ich meinen Posten als Botschafter antrat, war er der Assistent des jetzigen Finanzministers. Schon damals gab es ein paar Höflichkeitstreffen zwischen mir und besagtem Minister, und auf einem teilte er mir mit, dass er glaubte, dass es im Kreise seiner Untergebenen jemanden gab, dessen Weste nicht ganz so weiß war wie sie schien.

Nach einiger Zeit der Recherche stellte sich heraus, dass es sich um Abele handelte, also konfrontierten wir – Botschafter Errend, meine Wenigkeit und der Finanzminister – ihn mit den Vorwürfen und führten unsere Beweise auf.

Er gab zu, dass er einiges von Elynes Ressourcen unterschlagen und abgezweigt hatte. Normalerweise hätte es eine Gerichtsverhandlung geben müssen, die mit seinem Tode geendet hätte, doch ich bat den Finanzminister, Abele eine Möglichkeit zum Neuanfang zu geben.“

„Ziemlich nobel, Dannyl“, unterbrach ihn Rothen. „Aber scheinbar ist das Ganze nicht so angekommen, wie du gehofft hattest.“

Dannyl lächelte traurig.

„Nein, nicht wirklich. Abele hat mir damals klar gemacht, dass er lieber gestorben wäre, als ein Leben in der Schmach zu führen, von einem Magier praktisch vor dem Tod gerettet worden zu sein.

Seine feindliche Gesinnung gegen Magier war damals schon bekannt, allerdings kennst du mich ja – ich bin ein unverbesserlicher Optimist.

Der Finanzminister jedenfalls stimmte zu, es wurde nicht an die Öffentlichkeit getragen und Abele gab seinen Posten „freiwillig“ ab.

Scheinbar hat mir Abele nie verziehen. Allerdings verstehe ich immer noch nicht ganz, was diese Entführung ohne irgendeine Form von Erpressung, Forderung oder Sonstigem sollte. Oder … gab es Forderungen?“

Tayend senkte den Blick und Rothen antwortete an seiner Stelle.

„Es gab eine Forderung … und sie ging direkt an Tayend.“

Dannyls Blick wurde erst fragend, dann verstehend.

„Wie hat er es rausbekommen?“, fragte er.

„Das wüsste ich auch gerne“, murmelte Tayend. „Allerdings … muss ich mich noch bei dir entschuldigen, Dannyl.“

Als Dannyl schwieg fuhr Tayend fort.

„Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und Rothen war bei mir, als ich die … Nachricht bekam. Also … habe ich ihm von uns erzählt.“

Sowohl Tayend als auch Dannyl schwiegen.

„Kann ich sicher sein, dass du uns nicht an die Gilde verrätst, Rothen?“, fragte Dannyl. Es war mehr eine rhetorische Frage, denn er hoffte die Antwort zu kennen. Sie zu hören würde es allerdings besser machen.

„Ja“, antwortete Rothen schlicht und erhob sich. „Ich werde jetzt gehen und Botschafter Errend in Kenntnis setzen, dass du wohlauf bist.“

Als seine Schritte verklungen waren, sah Dannyl Tayend an.

„Was war die Forderung, die man an dich gestellt hat?“, wollte er wissen.

Tayend verzog gequält das Gesicht.

„‘Diskreditiere ihn‘“, murmelte er. „Er wollte, dass ich unsere Beziehung offenlege, damit du ausgestoßen wirst …

Aber glaub mir, dieses Opfer hätte ich nie gebracht. Nie. Es war …“

Dannyl kam zu ihm, und schloss ihn in die Arme.

„Es ist in Ordnung, Tayend“, murmelte er. „Es wäre ein Opfer gewesen, welches … hoch gewesen wäre.“

„Ich hätte immer das Gefühl gehabt, dich betrogen und hintergangen zu haben“, flüsterte Tayend, und Dannyl spürte, wie erste Tränen seine Robe zu berühren begannen. Er zog Tayend näher an sich und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. „Ich hätte dir nie wieder in die Augen sehen können.“

„Aber es ist ja nicht dazu gekommen“, sagte Dannyl. „Und ich wette mit dir, Rothen und dir wäre ein anderer Plan eingefallen, wie ihr an die Entführer und an mich herangekommen wäret.“

Tayend schwieg und schmiegte sich weiter an Dannyl.

„Was wird jetzt mit Abele geschehen?“, fragte er nach einer Weile. Dannyl zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht genau …“, meinte er. „Aber ich fürchte, wenn Botschafter Errend meine Entführung öffentlich macht, dann wird auch der Finanzminister seinen Mund aufmachen und ein paar alte Begebenheiten aus dem Leben Abeles werden an die Öffentlichkeit gelangen.“

„Also wird er vermutlich sterben“, murmelte Tayend.

„Ja, vermutlich“, gab Dannyl zu.

Tayend seufzte.

„Also ist er das Opfer seiner eigenen Pläne …“, sagte er. Dannyl nickte.

„Vielleicht sollten wir jetzt gehen, ich muss mich schließlich noch bei Botschafter Errend melden.“

Sie lösten ihre Umarmung, Tayend sah Dannyl an.

„Willst du heute Abend vorbeikommen?“, fragte er. Dannyl nickte.

„Aber dieses Mal komme ich auch wirklich an“, meinte er augenzwinkernd. Tayend nickte und lächelte Dannyl an.

„Bis heute Abend“, verabschiedete er ihn.

Versuchung [Böse]

Es war Nacht geworden, und die Kutsche fuhr in gemäßigtem Tempo in Richtung Arvice. Dannyls Blick war aus dem Fenster gerichtet, sein Kopf schwirrte aufgrund der vielen Gedanken, die gleichzeitig versuchten seine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Gleichmäßiges Atmen neben ihm brachte einen dieser Gedanken endgültig an die Oberfläche.

Dannyl wagte es nicht, seinen Blick von der dunklen Landschaft ab und seinem Reisegefährten zuzuwenden. Anders als ihm selbst schien es Ashaki Achati nichts auszumachen, in dieser Kutsche zu schlafen, ein für ihn tatsächlich unmögliches Unterfangen, wie er festgestellt hatte. Doch er wusste nicht genau, ob seine Schlaflosigkeit nicht einfach mit dem Durcheinander in seinem Kopf zu erklären waren.

Seine Augen wanderten nun doch zu Achati. Es war erst wenige Stunden her, seit der Sachakaner ihm ein eindeutiges Angebot gemacht hatte. Im ersten Moment war er schockiert gewesen, auch wenn er nicht umhingekonnt hatte, sich geschmeichelt zu fühlen. Achati war nicht unbedingt das, was man unattraktiv nennen würde, und es lag Dannyl fern, etwas in der Richtung zu behaupten. Aber gleichzeitig war direkt Tayends Gesicht vor seinem inneren Auge aufgetaucht. Tayend, den er ohne ein wirkliches Wort des Abschieds in Imardin zurückgelassen hatte. Es hatte dafür gesorgt, dass der Streit, den sie kurz vor seiner Abreise gehabt hatten, zurück in sein Gedächtnis gerückt worden war.

Ein Stich in seinem Herzen erinnerte ihn daran, dass er sich Tayend gegenüber immer noch schuldig fühlte. Gleichzeitig hegte er aber auch einen gewissen Groll gegen seinen Geliebten, einfach weil er sich nicht wirklich kompromissbereit gezeigt hatte.

Dannyl runzelte die Stirn. Noch immer hatte er Tayends „Dann kann es sein, dass du mich nicht mehr in Kyralia finden wirst“ noch viel zu deutlich in den Ohren.

Es war der erste Moment, in dem er sich in Versuchung geführt fühlte. Trotzdem war er sich eigentlich sicher, dass er nichts tun würde, was gegen Tayend ging.

„Ich liebe ihn immer noch“, dachte er bei sich. „Obwohl er sich so verändert hat. Aber trotzdem … vielleicht wäre es interessant.“

Der Gedanke schreckte ihn in derselben Minute ab.

„Wie kannst du im selben Gedankengang behaupten, Tayend zu lieben und darüber nachdenken, ob es eine lohnende Erfahrung wäre ihn zu betrügen?“, schalt er sich selbst. „Du wirst Tayend treu bleiben.“

Achati neben ihm begann leise zu schnarchen. Auf Dannyls Gesicht schlich sich ein leichtes Grinsen. Er genoss die Gesellschaft des Anderen, seit seiner Ankunft in Sachaka hatte er ihn begleitet und war ihm ein guter Freund geworden. Ein Freund. Nicht mehr, und nicht weniger.

Dannyl schüttelte den Kopf. Dass er sich überhaupt solche Gedanken machen musste … Eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, in Sachaka auf solche Probleme zu stoßen. Und es war ja auch nicht so, als ob er nicht so schon genug Probleme hätte. Augenblicklich gesellten sich zu dem Gesicht von Tayend die von Sonea und Lorkin.

„Allein die Wahl meines Gehilfen hat die Probleme ja schon vorprogrammiert“, dachte er bei sich. „Vielleicht hatte Sonea ja wirklich recht.“

Dannyl seufzte. Es war schon lange her, dass er sich einmal gewünscht hatte, kein Knabe zu sein. Nun war er beinahe wieder soweit.

„Es würde die Sache einfacher machen, denn dann wäre ich gar nicht in dieser Situation.“

Andererseits hätte er Tayend so nie so kennenlernen dürfen und können, wie er ihn nun kannte. Und Dannyl war sich sicher, dass er diese Erfahrungen und Erkenntnisse nicht hergeben wollte. Niemals.

Ihm fiel auf, dass er inzwischen wieder oft an Tayend dachte. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal mit ihm in Kontakt gestanden?

Mit Schrecken fiel ihm auf, dass er sich nicht daran erinnern konnte, Tayend auf irgendeine Weise kontaktiert zu haben. Er beschloss, dies nachzuholen, sobald sie wieder in Arvice waren.

„Und was ist, wenn er schon gar nicht mehr in Imardin ist?“, meldete sich ein kleines, neckisches Stimmchen in seinem Hinterkopf. Dannyl schüttelte den Kopf. Langsam hatte er das Gefühl, dass er sich selbst fertig machte und in die Rolle des Bösen steckte.

„Welche ich ja auch innehätte … würde ich ihn jetzt betrügen.“

Ein halbersticktes Gähnen neben ihm holte ihn wieder zurück aus seiner, wie er im Nachhinein befand, bedrückenden Gedankenwelt.

Achati streckte sich, gähnte noch einmal herzhaft und öffnete dann die Augen. Mit erstaunlichem Elan wandte er sich zu Dannyl.

„Es geht doch nichts über ein paar Stunden Schlaf, finde ich. Habt Ihr denn auch ein wenig Ruhe gefunden, Botschafter?“

Dannyl lächelte und hoffte, dass seinem Gegenüber nicht auffiel, dass es ein wenig gekünstelt war.

„Kutschen sind nicht unbedingt mein Lieblingsschlafplatz, und ich hatte einiges, was ich mir durch den Kopf gehen lassen musste. Ich hätte wohl sowieso keinen Schlaf gefunden, also habe ich auch erst gar nicht den Versuch unternommen, einschlafen zu wollen“, antwortete er wahrheitsgemäß. Noch während er sprach fiel ihm auf, dass Achati seine Antwort auf Spitze aufnehmen konnte. Achati sah ihn einen Moment nachdenklich an, dann nickte er.

„Ich denke, sobald wir in Arvice sind, werdet Ihr Kontakt mit Imardin aufnehmen wollen, immerhin braucht Ihr einen neuen Gehilfen.“

Dannyl war froh, dass sein Gesprächspartner nicht auf ihr vertrauliches Gespräch einging. Er nickte erneut.

„Ja, das wird wohl unumgänglich sein. Und ich hoffe, dass sie Erfolg haben werden, Sachaka ist nicht unbedingt das erste Reiseziel von jungen Magiern aus Kyralia, wie Ihr euch sicher vorstellen könnt.“

Nun war es an Achati zu nicken.

„Das ist wohl wahr. Und das ist ein Zustand, den wir beide wohl nicht gutheißen, würde ich meinen. Ich habe das Gefühl, dass Euch Sachaka trotz der Unannehmlichkeiten, die Ihr hier schon hattet, gefällt.“

„Euer Gefühl trügt euch nicht“, antwortete Dannyl. „Es gibt zwar einiges, was ich von meinem Standpunkt aus nicht gutheißen oder verstehen kann, aber historisch gesehen ist dieses Land eine Fundgrube von neuem Wissen – und vor allem bekomme ich auch eine andere Sicht der Geschichte zu sehen als die, die in Kyralia gelehrt wird.“

Achati lächelte.

„Ich meine mich daran zu erinnern, dass Ihr etwas Ähnliches schon erwähntet.“

Nachdem Dannyl dies bestätigt hatte, verfielen sie beide in Schweigen. Dannyls Gedanken drifteten wieder zurück zu dem, worüber er sich vor Achatis Aufwachen Gedanken gemacht hatte.

Wenn er mit Imardin Kontakt aufnahm, dann konnte er gleichzeitig auch den Brief an Tayend schreiben …

Lächerlich

„Lächerlich, absolut lächerlich“, polterte Tayend. Dass ihm niemand zuhörte, außer vielleicht die alte Kommode, in welcher er einige seiner Roben aufbewahrte, störte ihn nicht. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, seine Wut zu zügeln um nicht irgendetwas zu zerstören.

Dannyl würde nach Sachaka gehen, ohne ihn. Dabei war Tayend sich so sicher gewesen, dass er es sein würde, der ihn weiter auf seinen Abenteuern und Reisen begleiten würde, dass sie ihre Beziehung in diesem Sinne so weiterführen würden wie sie begonnen hatte. Damals, als sie durch Elyne gereist waren, als Dannyl beinahe gestorben war und so wieder erkannte hatte, wer er wirklich war … Tayend hatte wirklich daran geglaubt, dass es so weitergehen würde wie früher.

Aber scheinbar hatte er sich in seinem Partner geirrt. Nein, dieser hatte sich nicht für ihn entschieden, sondern würde nun Lorkin, Soneas und Akkarins Sohn, mit sich nehmen.

Tayend schnaubte missbilligend und warf seiner Kommode einen bösen Blick zu. Gerade Lorkin, welch eine skandalöse Entscheidung!

Wer konnte sich ausmalen, was für Konsequenzen – ob nun potentiell oder durchaus real – diese Entscheidung nach sich ziehen würde? Jedem war klar, dass sich Dannyl mit dieser Entscheidung auf dünnes, sehr dünnes Eis wagte. Nicht nur Lorkins Leben würde in Gefahr sein, immerhin würden die durch seine Eltern gefallenen Ichani womöglich Rache nehmen wollen, nein, die fragile Beziehung zwischen Sachaka und Kyralia konnte ebenfalls durch diese Wahl angegriffen werden.

Nein, es war wirklich keine kluge Entscheidung. Wer kam denn auf die Idee, eine Person, deren Hintergrund so viel Konfliktpotential bot, in einer solchen noch relativ instabilen Zeit nach Sachaka zu schicken? Noch dazu als Assistenten des Botschafters?

Tayend schüttelte den Kopf und ließ sich auf einen der Holzstühle sinken, die im Raum verteilt standen.

Er selbst wäre wesentlich besser geeignet, diese Reise anzutreten, sagte er sich. Nun gut, er war nun auch bei weitem nicht der geeignetste Kandidat dafür, das musste er zugeben. Die Sachakaner galten noch immer als sehr konservativ was die sexuelle Orientierung anging, auch wenn sie nicht darauf reagierten wie die Obrigkeit in Lonmar, soweit Tayend informiert war.

Für jemanden wie ihn, der sehr offen zu sich und seinen Gefühlen stand, würde es dort drüben sicher einige Probleme geben, sofern er sich nicht etwas zurückhielt.

Aber immerhin hatte er schon Erfahrungen mit dem Amt des Assistenten sammeln können, war er doch damals Dannyls Helfer in Elyne gewesen. Das konnte ihm doch eigentlich nur Pluspunkte bringen, oder?

Außerdem kannte er Dannyls Macken, wusste, wo er seine Schriften hin verlegte, wenn er sie nicht wiederfinden konnte und hatte auch eine Ahnung von seinem Ordnungssystem. Lorkin würde sich das alles noch aneignen müssen, was ihm die Arbeit am Anfang sicher schwerer machen würde.

Trotzdem war er der Meinung, jemand, der sich nicht erst einarbeiten musste, wäre eine bessere Wahl.

Die Lage in Sachaka war durchaus noch als brisant zu bezeichnen, jemand, der Erfahrung mitbrachte und sich dezent verhalten konnte sowie flexibel mit unbekannten Situationen umzugehen wusste war dort sicher besser aufgehoben als ein Jungspund, der noch grün hinter den Ohren war.

Dannyl würde sich das auch anhören müssen, beschloss er. Sobald er nach Hause kam, verstand sich.

Tayend rümpfte die Nase.

Zwischen Dannyl und ihm stellten sich immer mehr Differenzen ein, das war ihm in letzter Zeit mehrfach aufgefallen. Dannyl schienen seine regelmäßigen Treffen mit anderen wie ihnen nicht sonderlich zu gefallen, zumindest hatte er das Gefühl. Zudem stritten sie sich wegen immer mehr kleinen Dingen. Auch wenn diese kleinen Dispute meist durch Nichtigkeiten ausbrachen und sich genauso schnell wieder legten, wie sie gekommen waren, Tayend fand sie nicht unbedingt angenehm. Sie zehrten an seinen Nerven und wenn er ganz ehrlich mit sich war, begannen ihn diese ständigen Konfrontationen zu zermürben.

Manchmal, in seinen ganz schwachen Momenten, fragte er sich, ob es überhaupt noch Sinn machte, ihre Verbindung aufrecht zu erhalten. Gerade jetzt hatte er wieder einen solchen Punkt erreicht.

Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Eigentlich war er sich sicher, dass er Dannyl immer noch so liebte wie am Anfang ihrer Beziehung. Er war sich ebenfalls sicher, dass er ihn nicht verlieren wollte. Aber manchmal fragte er sich auch, ob das nicht schon längst passiert war, und er nicht schon auf einem Pfad ohne Wiederkehr wandelte. Vielleicht war es genau diese Befürchtung, die ihn distanziert wirken ließ und Dannyl tatsächlich von ihm entfremdete.

Tayend seufzte.

Er würde versuchen, sich mit Dannyl zu versöhnen. Aber erst, nachdem er seinen Standpunkt dargelegt hatte. Vielleicht würde sich doch noch alles zu seinen Gunsten richten.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von: abgemeldet
2009-08-20T20:55:53+00:00 20.08.2009 22:55
Hy :)

Verwundernswert, dass hier nur ein Kommentar ist. Dem muss ich Abhilfe schaffen.

Zuerst fiel mir einmal die besondere Länge des Kapitels auf - über 8000 Wörter! Eine Herausforderung für meine Konzentration. Ich habe mich geweigert die ff auf meine Favo-Liste zu setzen, ehe ich sie fertig gelesen habe - was mich genau drei Anläufe kostete weil ich gut 1 Stunde daran verbrachte. Fast hätte ich sie daher nicht mehr gefunden, aber jetzt bin ich endlich fertig und kann sie mit gutem Gewissen favorisieren :D

Vorweg einmal ein GROßES Lob an den werten Autor - dein Stil ist bahnbrechend. Wüsste ich es nicht besser, so hätte ich glauben mögen, dass du einfach eine Passage aus "Die Gilde der schwarzen Magier" kopiert und hier eingefügt hast, so sehr ähnelt dein Stil Trudi Canavans.
Du schreibst flüssig, machst Absätze an den perfekten Stellen und bist sehr stilsicher. Hut ab!

Nun zu meiner Kritik:
An sich bin ich nicht der Typ Leser, der Fehler zählt. Mein persönliches Limit, dass ich den Autor auf einzelne Fehleer hinweise, liegt bei 3 Fehlern im ganzen Kapitel.
Hier habe ich nun eine Ausnahme gemacht, weil ich die Länge des Werkes berücksichtige (und weil ich es eine Schande finde, dass winzige Fehler in einer sonst so guten Geschichte sind).
Also, ich fand genau 5:

<Die Tür seiner Zelle hatte sich geöffnet, und ein junges Mädchen betrat mit einem Tablett den Raum. Dannyl erkannte, dass es sich um ein Mädchen elynischer Herkunft war.> (der letzte Teil stimmt nicht überein. Ich schätze du wolltest entweder "dass es sich handelte" oder nur "dass es war" schreiben.)

<Dann dass Dannyl entführt worden war, davon ging Tayend inzwischen aus.> (Du meinst vermutlich „denn“, oder?)

<„So wie ich es verstanden habe, soll ich Euch für die erste Nach aufnehmen, da Lord Errend kurzfristig kein Zimmer für Euch hat finden können“>
(Nacht)

<Er beschloss, Tayend noch schlafen zu lassen, er war sicher, dass dieser jedes bisschen Schlaf gebrauchen konnte, dass er kriegen konnte.>
(„das/welches“ er kriegen konnte ;) )

<„Er weiß selbst nicht genau wo er ist, und versucht es gerade herauszufinden. Aber er sagte mir, dass ich dich grüßen soll und das alles gut wird.“> (Hier das genaue Gegenteil des vorigen Beispieles. "und dass alles gut wird" gehört hier.)

Und das wars dann auch schon :)
Fehler macht jeder (ich muss es wissen), und ich bin wirklich nicht eine derjenigen, die auf denen anderer herumreitet, aber ich hoffe du verstehst meine Kritik/ meinen Ratschlag nicht falsch.

Jetzt ist mir aber während des Lesens eine Frage aufgekommen, die ich gerne beantwortet hätte:
Du hast geschrieben, dass Dannyl an einem Fenster steht und die Dächer Capias sieht, dann jedoch warten muss, bis Tayend und Rothen kommen um ihn zu befreien. Warum lässt du Dannyl nicht einfach durch Levitation (ich glaube, dass das das richtige Wort dafür ist) hinausfliegen?

Ansonsten, durchwegs positiv. Du hast die Charaktere von Dannyl und Tayend, ebenso wie Rothens und sogar die Atmosphäre Elynes gehr gut eingefangen.
Es ist ein Genuss zu lesen und ich bin wirklich beeindruckt.

Nun sehe ich gerade, dass ich dir hier einen ganzen Roman hinterlassen habe^^“
Ich hoffe das stört nicht zu sehr, für gewöhnlich sind meine Kommentare deutlich kürzer.

lg, Mary
Von:  Palmira
2009-07-11T09:25:20+00:00 11.07.2009 11:25
Hallihallo!
So, ich bin die First Lady, wie ich sehe... Dann kann ich leider nicht sagen "Dem und dem stimme ich in allen Punkten zu, fertig". Schade.
Ich freue mir so oder so immer einen Ast, wenn hier jemand DannylxTayend schreibt, einfach eine tolle Kreation von Trudi. Ich bin trotzdem bemüht, unvoreingenommen zu sein.
Etwas langatmig, ja... Würde ich nicht unbedingt zustimmen. Man kann den Eindruck gewinnen, weil du zwischendurch nur bei den Fakten geblieben bist. Dannyl war z.B. zwischendrin in einer kritischen Situation, da ist die Wahrnehmung oft sehr genau, aber die Frau war kaum detailliert. Vielleicht entspringt das einem Unwillen gegen OCs, aber ich persönlich hätte das nicht übel genommen.
Dafür sprachlich gut, auf jeden Fall.
Mit dem IC ist es glaub ich manchmal schwierig. Ich persönlich finde, dass Tayends Charakter stellenweise widersprüchlich im Buch verzeichnet ist und man ihn deshalb schwer einschätzen kann (deshalb mag ich ihn ja so gern). Ich hätte nur zu bemängeln, dass Dannyl manchmal etwas sehr locker mit seiner Gefangenschaft umgeht und Rothen... Na ja, ich vermute mal, dass Menschen aus einem Umfeld wie Kyralia zwar nicht immer homophob sein müssen, doch irgendwie haben diese Personen generell die Angewohnheit, dass sie da auf Abstand bleiben. Ist nur meine eigene Beobachtung. Rothen grabscht aber ganz unbeeindruckt herum, vielleicht ist er einfach zu alt, um sich von solchen Feinheiten beeindrucken zu lassen :D
Und sonst noch... Ich bin auf ff.de nicht angemeldet, hab dir aber mal ein Review geschrieben, und da meinte ich, dass keine Fluff-Stimmung aufkommen würde. Hat sich hier gebessert, obwohl es kaum Gelegenheit für solche Sachen gab, aber so ganz... Okay, diesmal lautet das Genre auch anders, ich wollte nur darauf hinweisen. Die Gefühle der Kerls sind da noch etwas Mangelware.
So, ein stattliches erstes Review, hab ich das wieder gut gemacht... Keep schreibing! ^-^

sun


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