Die Schandsage von Kita (Von Wahren Helden und anderen Halunken) ================================================================================ Kapitel 1: Der Schatz --------------------- Ein paar Worte vorweg: Fünf Jahre lang hab ich die CDs der Band gesammelt und an dieser Geschichte geschrieben. Im fertigen Zustand habe ich sie an die Schandmäuler geschickt und um Erlaubnis gebeten, sie hier hochladen zu dürfen. Vor 'nem Monat hab ich dann eine sehr nette Antwort bekommen mit der Erlaubnis zur Veröffentlichung ^_^ -> http://i57.photobucket.com/albums/g237/Mi_chan785/Schandmaul.jpg <- Am Ende jeden Kapitels werde ich die verwandten Lieder aufzählen =) Und nun viel Spaß ^^ Und so zogen wir los, dem Schatz auf der Spur. Ist’s Gold oder Silber, ist’s Edelstein pur? Keiner wusste, was es war Und das war sehr sonderbar... „Seid Ihr sicher, dass Ihr Euch das leisten könnt?“ Rhow seufzte genervt. Fragen dieser Art hörte er zuhauf und er hasste sie. „Ja, dessen bin ich mir ganz sicher! Aber wenn Ihr Euch überzeugen wollt...“ Er kramte in einer seiner vielen Taschen und zog ein paar matte Münzen hervor. „Zufrieden?“ Der Wirt der kleinen Gaststube drehte sich um und ging. Es dauerte nicht lange und er kam mit einem kleinen Tablett zurück, das er vor Rhow auf den Tisch stellte, doch gerade als der seine Hand nach seinem mehr als dürftigen Frühstück ausstrecken wollte, ergriff der Wirt seinen Arm. „Ich fürchte, ich muss darauf bestehen, dass Ihr im Voraus bezahlt.“ Missmutig runzelte Rhow die Stirn und brummte: „Hast du Angst, ich könnte an einer Lebensmittelvergiftung verrecken?“ Der Wirt jedoch musterte ihn voller Skepsis und hob auffordernd eine Augenbraue an, womit er seine wachsende Ungeduld mehr als deutlich zeigte, worauf Rhow ihm widerwillig die verdreckten Münzen in die Hand drückte. „Da, und jetzt lass mich endlich essen! Ich verhungere fast.“ Das war nicht einmal übertrieben. Das magere Frühstück aus Wasser, einem Ei und einem Stück Brot mit Käse war die erste Mahlzeit, die Rhow seit gut fünf Tagen zu sich nahm, und nachdem der Wirt ihm das Geld abgeknöpft hatte, würde es wohl auch die letzte für die nächsten fünf Tage sein. In Gedanken verfluchte Rhow den Wirt für sein Misstrauen – denn es war voll und ganz berechtigt. Rhow war ein Vagabund, heim- und mittellos und reiste ziellos durch die Lande, wobei er sich von Zeit zu Zeit ein wenig Geld verdiente, mit Arbeiten, für die sich keiner die Hände schmutzig machen würde, der es nicht wirklich nötig hatte. Ab und zu ließ er auch mal eine Brieftasche den Besitzer wechseln, was jedoch mit einem gewissen Risiko verbunden war. Und dieses hart erkämpfte Geld versuchte er mit allen Mitteln so lange wie möglich zu behalten, auch wenn das hieß, gelegentlich ein Wirtshaus als Zechpreller zu verlassen. Doch in schlechten Zeiten wie diesen war wachsendes Misstrauen an der Tagesordnung, zumal, wenn man an abgenutzten und teils zerrissenen Kleidern eindeutig als Landstreicher erkennbar war. Doch alles Fluchen half nun auch nichts mehr. Das Geld hatte der kleine, nach Alkohol stinkende Wirt eingesteckt und er würde es wohl bei nächster Gelegenheit für eine weitere Flasche billigen Fusels ausgeben. Traurig, aber leider nicht zu ändern. Von Zeit zu Zeit musste Rhow etwas Vernünftiges zu sich nehmen – auch wenn das Brot schmeckte, als sei es mehr als nur einen Tag alt und der Käse nicht mehr der frischeste war – nur von Almosen konnte auf Dauer keiner leben. Gedankenverloren sah der Landstreicher aus dem trüben Fenster und beobachtete die wenigen Leute, die auf den Straßen der Hauptstadt unterwegs waren. Einer erweckte dabei besonders seine Aufmerksamkeit – ein junger Mann, der seiner Kleidung nach zu urteilen mindestens aus der höheren Mittelklasse stammen musste. Er lief durch die Straße und heftete kleine Zettel an Bäume, Zäune und Häuser. Schnell trank Rhow sein Glas abgestandenes Wasser aus und steckte den Rest des Brotes ein. Dieser Anschlag interessierte ihn. Schon öfters hatte er sich ein wenig Geld verdient, indem er irgendeinen gesuchten Kleinkriminellen dem Richter ausgeliefert hatte. Und dieser Auftrag versprach einiges, denn schon von weitem konnte er das königliche Wappen über dem Text ausmachen. „An alle tapferen und starken Männer Ahrlandens“, las Rhow, „des Königs Schatz ward gestohlen...“ Den Rest überflog er. Nur die Worte „finden“ und „fürstliche Entlohnung“ sprangen ihm förmlich ins Auge. Klingt vielversprechend, dachte er, sah sich verstohlen um, riss den Zettel vom Baum und steckte ihn ein. „Je weniger davon wissen, desto weniger Konkurrenz für mich...“ Auf dem Weg zum Schloss riss er noch etwa ein halbes Dutzend weiterer Papiere ab und entledigte sich ihrer. Konkurrenz im Voraus zu verhindern war eine seiner leichtesten Übungen. Ins Schloss zu kommen erwies sich da als erheblich schwieriger. Erst als er den Wachen das Papier mit der königlichen Frage unter die Nase hielt und ihnen klar machte, dass er deswegen hergekommen sei, ließen sie ihn durch – wenn auch nur in Begleitung eines bewaffneten Mannes. Rhow staunte nicht schlecht, als er den reich geschmückten Thronsaal betrat. Zum einen war er tief beeindruckt von der Schönheit des Raumes, doch gleichzeitig schäumte er innerlich vor Wut. Der König protzte nur so mit seinem Reichtum, während vor den schweren hölzernen Toren sein Volk in Scharen den Hungertod starb. Doch er war schlau genug, seinen Unmut nicht zu zeigen – wollte er doch schließlich die Belohnung abkassieren. Sehr zu seinem Ärger musste er jedoch feststellen, dass er nicht der einzige war, der sich auf den Anschlag gemeldet hatte. Außer ihm waren noch zwei weitere Männer anwesend. Das alleine war nicht das Problem, aber Rhow vermutete, dass diese beiden ihm doch ernsthaft Schwierigkeiten bereiten konnten. Der eine von ihnen musste unter seinen Vorfahren einen Riesen gehabt haben, so groß und muskulös war er. Insgeheim musste Rhow an eine Eiche denken: groß und kräftig, aber wenig – beziehungsweise gar kein – Hirn. Jedenfalls machte er nicht den Eindruck, einen Buchstabierwettbewerb gewinnen zu können. Der andere wirkte fremdländisch und gegen den anderen recht schmächtig – auch wenn er in Wirklichkeit Rhow in nichts nachstand – schien jedoch anderweitig gefährlich zu sein: Rhow schätzte, dass er mit dem Bogen, den er auf seinem Rücken trug, recht gut umzugehen verstand. Eine lange Narbe quer über seine rechte Gesichtshälfte zeugte von mindestens einem schweren Kampf, den er überlebt hatte. Erst als Rhow am Ende der langen Halle angekommen war, fiel ihm der König auf, der ein wenig zusammengesunken auf seinem Thron saß und seufzte, als er Rhow sah. „Wanderer, Tagelöhner, Landstreicher... sind das die starken Männer dieses Landes?“ Rhow überging diese Bemerkung und verbeugte sich leicht. „Euer Majestät, ich kann Euch versichern, dass ich gerade weil ich ein Landstreicher bin, das Land besser kenne als jeder andere und daher keiner besser geeignet wäre, Euch Euren Schatz zurückzubringen.“ Der Riese lachte laut und seine Stimme klang wie ein Donnergrollen. „Du halbes Hemd? Wie willst du denn den Dieb schnappen? Majestät, überlasst das lieber mir.“ Bevor jedoch eine hitzige Diskussion zwischen den beiden ausbrechen konnte – Rhow war mit der Betitelung als halbes Hemd so überhaupt nicht einverstanden – ertönte lautes Geschrei vom Eingang her und ehe die im Raum Wartenden wussten wie ihnen geschah, wurde die Tür aufgerissen und eine junge Frau von unsagbarer Schönheit stürmte mit wutverzerrtem Gesicht herein, gefolgt von einem wild gestikulierenden Wächter. „Ihr dürft hier nicht einfach rein! Hört Ihr nicht? Bleibt sofort stehen!“ Rhow war nicht der einzige, der beim Anblick der hübschen Frau weiche Knie bekam. Auch der König saß auf einmal kerzengerade in seinem Thron und schickte den Wächter mit einer unwirschen Handbewegung nach draußen. „Was ist Euer Begehr, schöne Maid? Was füllt Euer Herz mit solcher Erregung?“ „Das hier!“ Sie hielt ihm einen zerknitterten Zettel entgegen. Rhow erkannte es sofort als die Nachricht, die ihn und die beiden anderen ins Schloss geführt hatte. „An alle tapferen und starken Männer dieses Landes... “, zitierte sie und sah auf. „Wieso ruft Ihr nur die Männer auf, Euren Schatz zu finden? Denkt Ihr nicht, dass auch eine Frau den Dieb gesehen haben könnte?“ Der König lächelte verschmitzt. „Nun, ich möchte ein hübsches Fräulein, wie Ihr eins seid, nicht einer solchen Gefahr aussetzen.“ „Oh, traut Ihr mir nicht zu, dass ich selbst erkenne, wenn ich mich in Gefahr begebe?“ Ihre Schlagfertigkeit brachte Rhow zum Schmunzeln, während der König sich ein perplexes Räuspern abzwang. „Nun denn. Was wollt Ihr?“ „Ich möchte mich melden, den Schatz zu suchen!“ Der Riese begann laut zu lachen und Rhow sah hastig zu Boden, damit sie sein Grinsen nicht bemerkte. „Eine Frau? Fräulein, was willst du denn auf dieser Reise?“ Die Frau funkelte ihn wütend an. „Dein Gehirn ersetzen? Wenn ich mir dich so ansehe, glaube ich nämlich nicht, dass du eins hast!“ Nun war es Rhow, der laut losprustete. „Ein wahres Wort!“ „Schluss mit den Possen!“, donnerte der König. „Wenn ihr vier die einzigen sind, die Mut genug haben, sich auf diese Reise einzulassen, dann soll es so sein! Ihr werdet gemeinsam ausziehen und mir meinen Schatz zurückbringen!“ Rhow verzog das Gesicht. Zu viert? Das bedeutete nur ein Viertel der Belohnung für ihn. Auch die anderen schienen von dieser Entscheidung nicht allzu begeistert, das konnte er an ihren Mienen ablesen. Andererseits... wer konnte schon sagen, was das Schicksal mit ihnen vor hatte? Vielleicht war es ganz nützlich, sie dabei zu haben. Für einen Bogenschützen und einen Schläger gab’s immer Verwendung. Und wer hatte nicht gerne eine hübsche Frau in der Begleitung? „Worauf wartet ihr noch? Geht nun! Und wagt es nicht, ohne meinen Schatz zurückzukehren!“ Vor den Toren des Schlosses machte der Große seinem Unmut Luft. „Verdammt, was soll das? Jetzt hab ich euch als Klotz am Bein dabei!“ Rhow verschränkte die Arme vor der Brust. „Wer hier wem ein Klotz ist, wird sich erst noch zeigen. Was mich viel mehr stört, ist die Tatsache, dass ich die Belohnung jetzt mit euch teilen muss!“ „Wieso du? Wer sagt denn, dass ein Landstreicher wie du den Schatz findet? Was kannst du denn, außer Almosen erbetteln?“ „Sei bloß vorsichtig!“, zischte Rhow. „Vielleicht wirst du meine erbettelten Almosen noch brauchen, der König hat uns jedenfalls kein Weggeld mitgegeben!“ Die Frau trat zwischen die beiden. „Meine Güte, was seid ihr eigentlich für Narren? Statt hier herumzustehen, sollten wir lieber das Beste aus der Sache machen und endlich losziehen! Unser stummer Bogenschütze macht es uns gerade vor!“ Tatsächlich hatte der Schweigsame sich schon einige Meter von ihnen entfernt. „Hey!“, rief der Riese. „Wart’ auf uns!“ Schnell hatten sie ihn eingeholt, was er nur mit einem leisen Seufzen kommentierte. „Du läufst einfach los? Hast du einen Plan, wo wir suchen müssen?“, fragte Rhow, doch der Schütze antwortete ihm nicht, was der Vagabund mit einem Stirnrunzeln abtat. „Schön... renn du ruhig los, aber in dieser Richtung liegt nur Wüste. Unser Dieb müsste schon ziemlich schwachsinnig sein, dorthin zu fliehen.“ „Und wo sollten wir deiner Meinung nach suchen?“, fragte die Frau. Rhow verbeugte sich leicht. „Dass Ihr nach meiner bescheidenen Meinung fragt, ehrt mich... hätte ich den Schatz des Königs gestohlen, würde ich mich auf dem schnellsten Wege nach Westen begeben.“ „Wieso ausgerechnet nach Westen?“ „Nun, es ist klar, dass der König nach mir suchen würde. Also müsste ich so schnell wie mir möglich das Land verlassen. Ahrlanden erstreckt sich noch weit hin in alle Himmelsrichtungen, im Westen ist die Grenze am schnellsten überwunden und das Nachbarland über die Meerenge leicht zu erreichen. Der Weg nach Westen erscheint mir also am sichersten und schnellsten.“ Die Frau nickte nachdenklich. „Ja, das leuchtet mir ein... vielleicht sollten wir wirklich auf unseren Vagabunden hören...“ „Bitte“, Rhow senkte das Haupt, „nennt mich Rhow.“ „Rhow? Ein ungewöhnlicher Name...“ „So ungewöhnlich wie Eure Schönheit.“ Der Große stöhnte. „Du liebe Zeit, was für ein Gesülze! Für einen Landstreicher redest du ziemlich hochgestochen, Rhow.“ Rhow sah ihn finster an. „Ich kann auch anders, damit Leute wie du mich auch verstehen... hast du auch einen Namen? Oder hast du zu wenig Grips um ihn dir zu behalten?“ Der Angesprochene überging das und sagte: „Mein Name ist Flint.“ „Pff! Und du machst dich über meinen Namen lustig? Lachhaft!“ Die Frau fuhr sich durch ihre braunen Locken. „Ich bin Irima.“ Rhow zwinkerte ihr zu. „Ein hübscher Name.“ An den Schweigsamen gerichtet fragte er: „Und wie sollen wir dich nennen?“ Der antwortete nicht, sondern ging schweigend weiter, diesmal nach Westen. Rhow kratzte sich kurz am Kopf und eilte ihm hinterher. „Sag mal, kannst du überhaupt sprechen? Nicht? Wie sollen wir dich denn dann ansprechen?“ „Der Stumme wär’ passend!“, sagte Flint. „Oder Narbengesicht. Bogenschütze? Du könntest wenigstens eine kleine Reaktion zeigen!“ „Er ignoriert euch“, seufzte Irima, „das einzig Kluge, was man machen kann, das weiß ich jetzt schon... und nun kommt, wir verschwenden nur unsere Zeit.“ Und so zogen sie als recht ungewöhnliche Gruppe von Stadt zu Stadt. Doch wo sie auch hin kamen und wen sie auch fragten, niemand hatte den Dieb des Schatzes gesehen. Und was die Reise noch erheblich erschwerte, war die Tatsache, dass keiner – nicht einmal die vier selbst – wusste, wie des Königs Schatz eigentlich aussah. Kein Mensch konnte ihnen sagen, nach was sie eigentlich suchten – Gold? Silber? Edelsteine? Jedoch ließen sie sich davon nicht beirren und reisten weiter, auf der Suche nach dem geheimnisvollen Schatz. Lieder: - Der Schatz Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)