My Obsession von NithrilMusic (Liebes Chaos zu fünft) ================================================================================ Kapitel 1: Böses Entdecken -------------------------- Der Himmel war bedeckt und es schien, als wolle es jede Sekunde anfangen zu regnen. Aber das tat es nicht. Stattdessen hörte man eine leise tiefe Melodie aus dem langen niedrigen Neubau zwischen den viele hohen Fachwerkhäusern. Das Gebäude viel einem sogleich ins Auge, da es sich so stark von den anderen Häusern abhob. Dazu war es noch sehr bunt bemalt. Kiro war im Proberaum und spielte Bass. Er war ziemlich laut aufgedreht und die Snaredrum des Schlagzeugs vibrierte mit. Kiro schloss die Augen und ließ sich von seinen Gefühlen leiten. Genau so wurde auch die Melodie: zart, gefühlvoll, ja fast sehnsüchtig. Er war so in seiner Melodie gefangen, dass er nicht merkte wie Strify herein kam. Der Sänger kam wenige Schritte näher und lauschte einfach nur, betrachtete den kleineren Blonden mit einem leichten Lächeln. Kiro war richtig niedlich, wenn er so konzentriert war. Doch dann merkte er, dass er nicht mehr alleine war, hörte auf zu spielen und öffnete die Augen. Als er Strify erblickte, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Hey“, hauchte er leise und ging zu dem Sänger. „Hi!“, erwiderte dieser freudig, wie er eigentlich immer war, und begrüßte den Kleineren mit einem sanften Kuss, den der andere freudig entgegen nahm. Ein Grinsen strahlte Strify entgegen. Unwillkürlich musste er leise lachen und wuschelte Kiro durch die Haare. „Heee...“, beschwerte sich der Blonde, lachte aber gleich darauf und knuffte ihn in den Bauch. „Urgs...“, kam es von dem Größeren und er sah Kiro mit einem leicht spielerisch genervten Blick an. Als Antwort bekam er nur einen niedlichen unschuldigen Blick. „Ah... gug nicht so!“, seufzte er und tippte Kiro auf seine Stupsnase. „Ich weiß“, erwiderte dieser und grinste noch zu dem süßen Dackelblick. Strify musste lächeln. Ihn brachte dieser Blick dich immer wieder fast zum Dahinschmelzen. „Ach, Kiro“, seufzte er leise und nahm den anderen in den Arm. Der Kleinere kuschelte sich eng an ihn, schloss die Augen und genoss die Nähe des anderen. „Könntest du das, was du grad gespielt hast noch mal spielen?“, fragte er leise. „Klar“, antwortete Kiro und grinste Strify an. Gleich fing er wieder an diese sehnsüchtig klingende Melodie zu spielen. Er schloss wieder die Augen. Strify schnappte sich gleich einen Stift und Papier und schrieb seine Gedanken dazu zu einem Songtext nieder. Er stand neben seinem Freund, legte den Kopf auf dessen Schulter ab und schrieb weiter, während er der Melodie lauschte. Kiro lehnte den Kopf an den des Sängers und lächelte zufrieden. So standen sie eine ganze Weile, bis der Bass verstummte, Kiro etwas verlegen zu Boden blickte und nuschelte: „Tut mir Leid, aber ich weiß grad nix mehr.“ Strify lächelte ihn an. „Schon okay“, hauchte dieser, strich ihm sachte über den Kopf und erntete ein liebevolles Lächeln, bevor Kiro seinen Bass zur Seite stellte und zum PC ging. Er klickte ein wenig herum, bis aus den Boxen Musik ertönte. Der Größere war von hinten an ihn getreten und blickte ihm über die Schulter. „Was machst du da?“, fragte er Kiro lieb. „Musik an“, bekam er als Antwort. „Das hab ich bemerkt. - Da lies mal!“ Er hielt dem Blonden den neuen Songtext vor die Nase und grinste leicht. Dieser nahm das Blattpapier und studierte den Text mit einem ernsten Ausdruck. „Wow“, entfuhr es ihm. Dann drehte er sich um und lächelte Strify an. „Gut, wie immer.“ Dann stand er auf, legte dem Größeren die Hände auf die Hüften, reckte sich zu ihm hinauf und küsste ihn innig, während er die Arme nun komplett um seine Hüften schlang. Er sah nicht, wie Strify etwas rot wurde, da er die Augen schloss. Doch er spürte, wie der andere den Kuss nur zögernd erwiderte. Sogleich löste er sich wieder von ihm und sah ihn leicht besorgt an. „Was ist los?“, fragte er leise. „Nichts... was soll los sein“, bekam er als Gegenfrage. Strify legte nun die Arme ebenfalls um den anderen und zog ihn somit etwas enger an sich. „Du bist heute nur so.. zurückhaltend“, hauchte Kiro. Er war sich ziemlich sicher, dass mit dem Sänger etwas nicht ganz stimmte. Doch der versicherte ihm wieder, dass alles okay sei und kuschelte sich an ihn. Der Kleinere seufzte schwer, lehnte sich an Strify und schloss die Augen. Aber nur für einen kurzen Moment. Denn er hörte, wie jemand kam. Sogleich ließ er den Sänger los. Gerade noch rechtzeitig, denn schon öffnete sich die Tür und Shin trat ein. Kapitel 2: Fehler ----------------- „H-hey, ihr...“, grüßte er mit einem unsicheren Lächeln. Ihm war aufgefallen, dass er immer öfter in der letzten Zeit genau die zwei zusammen irgendwo vor fand. Schmerzlich kam ihm wieder in den Sinn, dass zwischen den beiden etwas laufen könnte. Sie waren sich irgendwie schon immer sehr nahe gewesen. Aber so stark wie in der letzten Zeit, war es ihm noch nicht aufgefallen. Innerlich seufzte er, ließ sich nach außen hin aber nichts anmerken. „Hey, Shin“, grüßten beide wie aus einem Munde zurück und Kiro grinste ihn an. Strify lächelte nur kurz nervös und setzte sich dann auf das Sofa und schrieb etwas auf einem Blatt. Der Drummer schluckte leicht. //Ein Herz und eine Seele!// Schoss es ihm durch den Kopf, versuchte die Gedanken, die ihn in den vergangenen Tagen immer wieder schlaflose Nächte brachten, mit einem Kopfschütteln zu vertreiben. Es gelang ihm halbwegs. Doch ein bitterer Nachgeschmack blieb ihm auf der Zunge hängen. Er wurde aus den Gedanken gerissen, als sein aller aller Lieblingssong anlief. Sogleich erhellte sich sein Gesichtsausdruck und er ging zu seinem Schlagzeug und spielte leise mit. Schloss die Augen und begann auch noch leise mit zu summen. Kiro saß wieder am PC und klickte gedankenverloren herum, während Strify an seinem neuen Songtext herum bastelte. Er war noch nicht damit zufrieden, was ihm einen kritischen Ausdruck aufs Gesicht zauberte. Kiro blickte sich nach seinem aller besten Freund um und fragte etwas besorgt, nachdem er dessen Gesichtsausdruck gesehen hatte: „Strif, alles okay?“ Der Gefragte blickt kurz auf, sah dann aber wieder hinab auf sein Papier. „Ich bin nur unzufrieden“, teilte er den anderen mit, strich etwas durch und kritzelte was andres neben dran. Seufzend ließ er sich zurück sinken und musterte sein Werk kritisch. „Aber der is doch gut“, meinte Kiro und lächelte ihm aufmunternd zu, machte die Musik aus, nahm wieder seinen Bass und begann wieder die Melodie zu spielen. Liebevoll blickte er zu dem Sänger, der ihm nur einen kurzen unsicheren Blick zu warf, bevor er sich ans Mikrofon stellte und der Melodie lauschte. Shin war etwas traurig darüber, dass Kiro genau sein Lieblingssong unterbrach, doch er beobachtete die Szene vor sich sehr genau. Und wieder stiegen die düsteren Gedanken in ihm hoch. Die Frage, ob zwischen den beiden wirklich was war, brannte ihm auf der Zunge; und in seinem Herzen. Doch er schwieg. Wie immer. Versuchte der Melodie von Kiro zu lauschen und schloss dafür die Augen. Nach einer Weile kam er in den Takt rein und spielte einfach dazu. Kurz darauf setzte Strify mit seiner sanften Stimme ein. Es klang sehnsüchtig und traurig und man bekam eine Gänsehaut, wenn man genau zu hörte und die Worte verstand, die Strify sang. Viele Minuten erklang diese herzzerreißende Musik, bevor sie langsam aber sicher verklang. Letzten Endes hörte man nur noch den Bass leise. Doch auch der verstummte bald ganz. Im Proberaum herrschte eine bedrückte Stille. Keiner der drei traute sich etwas zu sagen. Shin blickte auf die Snaredrum vor sich und kaute auf seiner Unterlippe herum. Die war schon ganz wund, weil er das in letzter Zeit sehr oft tat. Die Frage drängte ihn schließlich die Stille zu brechen. „Sagt mal...“, fing er leise an, hob den Blick aber nicht und stockte. Strify sah auf. „Was is, Shin?“, fragte er verwundert. Was hatte der Drummer? Er merkte, dass ihn etwas bedrückte. In den letzten Wochen war der Jüngste viel allein gewesen und hatte nur noch wenig gegessen, geschweige denn, dass er auch nur irgendwas mit den andren unternommen hatte. Das machte dem Sänger so langsam ernsthafte Sorgen, denn er wollte nicht, dass es ihm schlecht ging. Kiro sah Shin nur stumm an. Irgendwie hatte er eine böse Vorahnung. //Was wenn er jetzt fragt, ob Strif und ich...// Weiter wollte er nicht denken. „Ich... nun ja, das.. hört sich vielleicht jetzt doof an.. aber...“, drugste Shin herum. Es war ihm peinlich das zu sagen. Der Sänger lächelte ihn sanft an und ging zu ihm, legte ihm die Hand auf die Schultern und sagte freundlich: „Du kannst uns ruhig sagen, was los is. Wir lachen auch nicht oder so.“ Shin biss heftig auf seine Unterlippe. Er wollte den andren doch nicht zu nahe treten, doch die Ungewissheit würde ihn noch zermartern. Plötzlich hörte man nur noch, wie die Tür vom Proberaum zu schlug. Kiro war weg. Die beiden Zurückgebliebenen sahen zur Tür. „Kiro?“, fragte der Sänger leise in die Stillte und stand besorgt auf. Er wollte dem Bassisten folgen und fragen was los sei. Hatte doch bemerkt, dass auch mit ihm etwas in letzter Zeit nicht stimmte. Doch dann drangen die kaum hörbaren Worte zu ihm ans Ohr. „Läuft da was zwischen euch?“, fragte Shin ganz leise. Wollte doch nicht, dass jetzt vielleicht wegen ihm etwas in dir Brüche ging. „Was?“, ziemlich verwirrt drehte Strify sich zu dem Blonden um. Wie hatte er es bemerken können? „Nun ja...“ fing er an. Doch die Reaktion des Sängers war Shin schon genug gewesen. Er wusste, was er wissen wollte, schnappte sich seine Tasche und stürmte aus dem Proberaum. Tränen standen ihm in den Augen. Hatte Kiro ihm nicht noch vor drei Wochen versichert, dass er mit niemandem aus der Band eine Beziehung eingehen wollte? Aufgelöst lief der Neunzehnjährige die Straße entlang. Merkte nicht wie Kiro ihm entgegen kam. Der Bassist wollte wieder zurück und das klären, was er schon vor Tagen hätte klären müssen. Doch als ihm jetzt ein völlig aufgelöster Shin entgegen kam, wusste er, dass es zu spät war. „Shin“, rief er und blieb vor ihm stehen. „Was ist los?“, fragte er, obwohl er wusste was los war. „Nichts“, bekam er von dem andren nur rau zu hören, bevor dieser sich an ihm vorbei drängte und die Straße runter rannte. //Shin! Es tut mir Leid.// Dachte er und sah ihm traurig und niedergeschlagen nach. //Es tut mir so Leid!// Schnell war er im Proberaum und stand einem total verwirrten Strify gegen über. „Du hast es ihm gesagt, nicht?“, fragte er mit heißerer Stimme. Da blickte der Sänger ihn an. „Ja – Nein – Nicht direkt!“, antwortete dieser immer noch etwas verwirrt. Konnte sich die Reaktion des Drummers einfach nicht erklären und sah Kiro fragend an. Dieser sah betrübt weg. Er wusste nicht was er sagen sollte. „Wieso bist du vorhin einfach weg?“, drang die Frage an sein Ohr. Doch er wusste nicht, was er antworten sollte und schwieg deshalb. Konnte ihm die Wahrheit nicht sagen. Konnte aber auch nicht lügen. Er sah auf den Boden. War verzweifelt. Was hatte er da nur wieder angerichtet? Kiro war so in Gedanken versunken, dass er nur noch merkte, wie Strify an ihm vorbei ging und die Tür hinter ihm zu viel. __________________________________________ tut mir leid, dass es erst so spät weiter geht.. aber ich hoffte auf mehr kommentare.. danke an den einen ^.^ würd mich aber immer noch über mehr freuen... Kapitel 3: Folgen ----------------- Er schluckte. Seine Augen brannten und er ließ sich an der Wand hinab gleiten. Der Bassist fing an zu zittern, als sich Tränen in seinen Augen sammelten und er ein Schluchzen unterdrücken musste. Dass er derjenige war, der jetzt einen wahrscheinlich sehr schwerwiegenden Fehler begangen hatte, machte ihn richtig fertig. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte, dass die Band deswegen nicht zu Grunde ging. Eine Weile saß er noch weinend da. Doch dann rappelte er sich auf und ging Heim in die WG. Dort angekommen schlurfte er schnurstracks in sein Zimmer. Bemerkte nicht, wie er an einem traurig, überraschten Shin vorbei lief, der ihm nach sah. Kiro schmiss sich auf sein Bett und vergrub das Gesicht in seinem Lieblingskissen. Shin sah ihm etwas erschrocken nach. Kiro sah ziemlich verweint aus. War das wegen seiner Frage vorhin? Er machte sich Sorgen und ging dem Kleinen hinter her. „Kiro?“, fragte er leise. „Was is los?“ Doch er bekam als Antwort nur ein kaltes „Lass mich in Ruhe!“ Es gab ihm einen weiteren Stich ins Herz und er ließ den Kopf hängen. „Tut mir Leid. Ich hätte nicht fragen dürfen“, wollte er sich leise entschuldigen. Hatte doch auch nicht gewollt, dass das jetzt so endete. Doch da richtete Kiro sich auf und blickte ihn an. „Du wolltest es doch einfach nur wissen. Außerdem – ist das nicht direkt mein Problem.“ Letzteres flüsterte er nur noch und blickte wieder weg. „Welches denn?“, rutsche es Shin heraus. Er biss sich sofort auf die Unterlippe und fügte hinzu: „Du musst es natürlich nicht sagen, wenn du nich willst.“ Dann wandte er sich wieder ab und wollte gehen. „I-ist Strify da?“, hielt ihn der andere aber vom Gehen ab. „Ich glaube schon,“ antwortete er leise und wollte endgültig gehen. Doch wieder wurde er von Kiro abgehalten. Der war aufgestanden und zu ihm gekommen. Hauchte ein „Danke!“, gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging zu Strifys Tür. Etwas verdattert blickte der Drummer ihm nach. Wieso hatte er das getan? Wieso nur? Er merkte, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten und es ihm wieder einen Stich ins Herz gab. Hielt es nicht mehr aus und rannte aus der WG und in Richtung Park. Der Regen, der schon fast den ganzen Tag vom Himmel fiel, machte ihm nichts mehr aus. Er ließ sich auf eine nasse Wiese fallen und weinte. Er konnte einfach nicht mehr. Hatte seine Gefühle schon so lange unterdrückt, nur dass die Band nicht kaputt ging. Und dann tat Kiro so etwas. Strify hörte, wie jemand an seine Tür klopfte. Er wusste, dass es Kiro war. Hatte das kurze Gespräch zischen den beiden ungewollt mitgehört. Wieder liefen ihm Tränen über die Wangen. Er war vorhin einfach Heim gegangen und hatte sich in seinem Zimmer eingeschlossen. Jetzt stand er langsam auf und ging zur Tür. Schloss aber nicht auf, sondern lehnte nur seinen Kopf gegen das Holz. Er hörte deutlich, wie der Bassist wieder leise gegen die Tür klopfte und ihn förmlich anflehte, ihn rein zu lassen. Sein unterdrücktes Schluchzen war auch keineswegs zu überhören. Ebenfalls hörte Strify, wie die Tür zu knallte. Konnte sich gut vorstellen, dass Shin weg war. Er konnte nicht anders, als die Tür zu öffnen. Doch er sah seinen Freund nicht an, der ihm um den Hals fiel und wieder anfing ziemlich heftig zu weinen. „E-es tut mir so Leid“, brachte Kiro hervor und drückte Strify feste an sich. Doch der rührte sich nicht, schloss die Augen, um die Tränen zu verdrängen. „Es ist doch eh meine Schuld. Hätte ich nichts gesagt...“, flüsterte er leise, um den anderen zu beruhigen. Doch Kiro schüttelte nur den Kopf und schluchzte. „Das ist es doch nicht.“ Dann sah er ihn an. „Was dann?“, fragte der Sänger leise nach und blickte seinem Gegenüber forschend n die Augen. Kiro konnte den Blick einfach nicht erwidern und biss sich auf die Unterlippe. Aber die Wahrheit konnte er auch noch nicht sagen. Deshalb sah er Strify aus verweinten Augen an und hauchte: „Ich liebe Dich!“ Es gab Strify einen Stich ins Herz. Wusste er doch, dass das nicht das war, was Kiro ihm hatte sagen wollen. Er schob den anderen von sich und wollte ins Bad gehen. „Warte“, hielt ihn der Kleine jedoch auf. „Es tut mir Leid. Aber – ich weiß selber nicht, was zur Zeit mit mir los ist.“ Strify schwieg. Wusste nicht was er dazu sagen sollte. Er war verletzt. Zuckte nur mit den Schultern. „Muss es nicht“, brachte er dann hervor. „Doch. E-es … ist meine Schuld, wenn die Band jetzt kaputt geht“, presste Kiro stockend hervor. Er wollte es eigentlich nicht sagen. Doch jetzt war es raus. Und die Reaktion des Sängers war wie erwartet. „Nein. Ich habe es vermasselt“, sagte der nur und verschwand mit diesen Worten im Bad. „Strify!“, rief Kiro ihm hinterher. „Du weißt genau, dass das nicht stimmt!“ Er hoffte zumindest, dass Strify die Wahrheit erkannte. Als Kiro keine Antwort mehr bekam, verzog er sich in sein Zimmer und schloss ab. Blieb jedoch gleich nach der Tür stehen. „Scheiße“, zischte er und ließ sich auf die Knie sinken. Er ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich seine Nägel in die Haut bohrten. Er spürte das Blut nicht, dass langsam aus seinen Händen quoll. Sein Atem ging stoßweise und alles begann sich um ihn herum zu drehen. Er wusste nicht mehr wo oben und wo unten war und verspürte auf einmal heftigen Durst. Schwankend stand er auf, nestelte am Schloss der Tür herum bis er sie auf bekam und taumelte in die Küche. Er merkte Strify nicht, der dort gerade ein zersprungenes Glas vom Boden aufhob, nahm sich ein Glas und füllte sich Wasser hinein. Er schien wie in Trance zu sein und als er das Gefäß heben wollte rutschte es ihm aus der Hand ins Spülbecken. Es klirrte. „Scherben bringen Glück!“ Schoss es ihm durch den Kopf. //Glück .. Tse... Was is das eigentlich... es hängt alles an mir.. da spielt kein Glück mit... es ist egal für wen ich mich entscheide... die Band geht so oder so kaputt...// Dachte er nur und blickte langsam auf die Scherben. Dann spürte er eine Hand auf seiner Schulter ruhen und eine beruhigende Stimme an sein Ohr dringen. „Kiro! Es tut mir Leid. Ich wollte nicht, dass es dir jetzt so schlecht geht.“ Der Bassist fing an zu zittern, schob die Hand grob von seiner Schulter und fuhr Strify an. „Lass mich!“ Mit diesen Worten schnellte er aus der Küche, in sein Zimmer und begann einen Koffer zu packen. Schnell schrieb er noch eine kurze Notiz, die er mit seinem Schlüssel auf die Kommode legte und war verschwunden. Er musste weg. Vielleicht wurde es besser und er konnte sich entscheiden, wenn er die Jungs eine Weile nicht sehen würde. Er hatte einen schwarzen Umhang an und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, damit ihn niemand erkannte und eilte zum Hauptbahnhof. Kaufte sich dort ein Ticket und ging aufs Gleis. Wollte gerade in einsteigen. Yu war noch in der Stadt gewesen und jetzt auf dem Heimweg. So ein Mist, dass es genau jetzt regnen musste. Zum Glück hatte er seine wasserdichte Jacke an. Als er durch den Park lief, durch den er musste, um heim zu kommen, erblickte er Shin, der auf einer Wiese saß. //Was macht denn unser Küken hier? Und dann auch noch bei Regen?// Er konnte es sich absolut nicht erklären und ging zu dem Drummer, merkte dann, dass dieser weinte. Zögernd legte er seine Hand auf Shins Schulter. „Hey, Shini. Was is?“, fragte er leise und besorgt. Der Blonde zuckte zusammen und blickte ihn erst erschrocken an. Doch dann wurde sein Blick so unendlich traurig und er sah weg. „Shin...“ Yu konnte es nicht sehen, dass der Jüngere weinte. Wollte nicht, dass er traurig war. Sachte strich er ihm über den Rücken. „Ich...“, fing Shin an, „hab heut... erfahren, dass... dass Strify u... und Kiro....“ Er schluchzte auf. Hatte schon ziemlich am Anfang Yu von seinen Gefühlen zu Kiro erzählt, weil er mit jemandem hatte reden müssen. Hoffte jetzt inständig, dass der Schwarzhaarige verstand, was er ihm sagen wollte. Der nahm ihn in den Arm. „Das tut mir Leid, Kleiner. Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlen musst“, hauchte er leise. „Aber hier im Regen zu sitzen bringt dir auch nich viel. Komm mit Heim, damit du dir nich die Grippe oder sonst was holst.“ Mit den Worten stand Yu auf und streckte ihm die Hand hin. „Auf komm!“, forderte er ihn noch mals auf, als der Blonde nicht reagierte. Shin griff nach Yus Hand und zog sich langsam hoch. Schluchzte noch mals leise, hielt den Blick gesenkt und begab sich dann mit Yu in Richtung der Wohnung. Auch wenn er nicht wollte, ahnte, dass ihn dort nichts erfreuliches erwartete. Dachte sich schon, dass Kiro und Strify dort waren. Kapitel 4: Einfach weg! ----------------------- Er hatte Kiro erst gehen lassen. Doch wenige Sekunden später merkte er, dass er ihn nicht gehen lassen durfte. So rannte er ihm hinter her zum Bahnhof. Hoffte, dass er ihn noch erwischte. Rannte über alle Gleise. Und siehe da, da stand der kleine Bassist, bzw. wollte gerade einsteigen. Strify rannte auf ihn zu, schlang seine Arme von hinten um ihn und hinderte ihn somit daran ein zu steigen. „Bitte geh nicht“, presste er hervor und schluchzte auf. Er wollte Kiro nicht verlieren. Spürte aber, wie er ihn gerade erschreckt hatte. Der Sänger hörte leise seinen Namen. „Bitte lass mich nich allein...“, flehte er und drückte den kleinen Blonden enger an sich. „Ich... weiß nich ob ich das kann“, kam die Antwort kaum hörbar. „Ich will dich nich verlieren!“ Da konnte der Bassist nicht mehr gegen seine Gefühle ankämpfen, drehte sich in der Umarmung um, presste sich an den Sänger und schluchzte auf. So standen sie einige Sekunden. Die Leute umher glotzen schon, hatten den Sänger von Cinema Bizarre doch erkannt. Ein Glück, dass die Presse gerade nirgends war. Nach einer Weile löste Kiro sich aus der Umarmung und schob Strify ein Stück von sich. „Ich bleibe, wenn du mir sagst, was mit dir los ist!“ Strify nickte hastig und blickte sich vorsichtig um. „Können wir dafür heim gehen?“, fragte er leise. Kiro schluckte, nickte aber, nahm seinen Koffer hoch und machte sich mit dem Sänger auf den Heimweg. Als sie wieder in der WG waren, verzogen sie sich auf Strifys Zimmer. Kiro setzte sich auf sein Bett und blickte zu Boden. „Ich hab bemerkt, dass du mir etwas verschweigst“, kam es sogleich direkt von dem Sänger. In Kiro zog sich etwas zusammen. //Er hat es bemerkt!// Er konnte ihn nicht ansehen und biss sich auf die Unterlippe. „Ich...“, fing er an, stockte aber. Wollte dem Sänger nicht weh tun. Aber früher oder später musste er es sagen. Also warum nicht jetzt. „Was kann ich denn dafür, wenn ich zwei Menschen gleichzeitig liebe?“, fragte er verzweifelt, schluchzte wieder leise auf und ballte die Hand zu einer Faust. Da schoss ihm ein Schmerz durch den ganzen Unterarm. Er hatte die Wunden an der Hand vollkommen vergessen, keuchte auf und blickte auf das Blut, das wieder hervor quoll. Sogleich sprang Strify auf, holte Verbandszeug und versorgte Kiros Wunde, nachdem er sich von diesem die Erlaubnis geholt hatte, das zu tun. „Ich weiß, für Gefühle kann man nichts. Tut mir Leid, ich hab vorhin einfach über reagiert“, sagte er dann leise und blickte den Bassisten schuldbewusst an. Der hob die Hand und legte sie ihm an die Wange. „Ich will dich nicht verlieren“, sagte er. „Aber ich will Shin auch nicht verletzen.“ „Ich weiß. Ich will keinen von euch verlieren“, erwiderte Strify und blickte zu Boden. Man sah, dass er über Kiros Aussagen traurig war. Hatte sich wohl erhofft, den Kleinen ganz für sich zu haben. Kiro sagte darauf nichts. Er blickte sein Gegenüber nach einer Weile Schweigen an. Konnte dann seinem Bedürfnis nicht widerstehen. Und gab Strify einen sanften Kuss. Der ihn kurz erwiderte, dann aber in den Raum warf: „Tu dir nicht noch mehr weh!“ Er konnte den Bassisten nicht ansehen. „Tu ich nich“, hauchte dieser und zog den Sänger an sich, der die Umarmung erwiderte. Nach einer Weile war Strify jedoch in Kiros Armen eingeschlafen. Es war ein anstrengender Tag gewesen bis her. Kiro legte ihn sachte ins Bett und kuschelte sich neben ihn. Wenige Minuten später war auch er eingeschlafen. Als sie in die WG kamen, hörte man schon leise Stimmen aus dem ersten Zimmer, das Strify gehörte. Shin ging zielstrebig in das eigene Zimmer, schloss die Tür hinter sich ab und schmiss sich aufs Bett. Ein weiterer Weinkrampf begann ihn zu schütteln. Yu hatte ihm nur traurig nachgesehen, ließ ihn aber alleine und verzog sich ins Wohnzimmer. Er wachte auf, weil er mal für kleine Jungs musste. Da sah er einen schlafenden Kiro neben sich. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Dann stand er auf und ging kurz ins Bad. Nachdem er fertig war, führte ihn sein Weg an Shins Zimmer vorbei, aus dem ein Schluchzen drang. //Ach Shin!// Dachte er und klopfte zögernd. Das Schluchzen verstummte, sonst regte sich nichts. „Shin, darf ich rein?“, fragte er dann leise. Eine Weile hörte man immer noch nichts. Doch dann klickte das Schloss und er öffnete die Tür. Der Drummer stand am Fenster und blickte raus. Seufzend trat Strify ein und stellte sich neben ihn. „Es tut mir Leid.“ Keine Reaktion. „Ich wusste nicht, dass...“, fuhr er leise fort und legte dem Größeren die Hand auf die Schulter. Wieder keine Reaktion. „Shin, sag bitte was!“, flehte er ihn an. Aber was sollte er denn sagen. Es gab nichts mehr zu sagen. Zumindest für ihn nicht. Er hatte sich entschlossen. „Shin!“ „Was soll ich denn sagen“, kam es dann leise und genervt als Antwort. „Es tut uns Leid, dass das passiert ist!“ //Das was passiert ist, ist eben jetzt passiert. Da hilft auch kein wenn und aber.// Dachte der Schlagzeuger bei sich, drehte sich um und verschwand in der Küche. Hörte nur noch, wie Strify ihm leise seinen Namen hinterher warf. Er war zu verletzt, um ihm weiter unter den Augen zu sein. //Ich muss hier weg!// Kiro war von irgendetwas wach geworden. Als er merkte, dass Strify nicht mehr neben ihm lag, war er gleich hellwach und sprang auf. „Strif!“, rief er leise und stürmte in den Flur. Da sah er Shins Zimmertür offen stehen und ging schnell da hin, wo er Strify am Boden sitzen sah. Er weinte wieder. Kiro ließ sich vor ihm nieder, legte die Hand auf seine Schulter und sah ihn besorgt an. „Was is?“, fragte er. Doch der andere brachte nur ein leises „Shin“ hervor. „Was is mit ihm?“, hakte Kiro nach, hörte dann, wie jemand ins Zimmer kam und drehte sich um. In der Tür stand Shin, blickte sofort weg, als sich ihre Blickte trafen, schnappte sich eine Tasche und begann seine sieben Sachen einzupacken. Kiro sprang auf und fasste den Drummer beim Arm. „Jetzt warte mal“, fuhr er ihn etwas zu forsch an. Shin riss sich los. „Lass mich! - Ich bin gleich weg, dann müsst ihr euch um mich keine Sorgen mehr machen“, sagte er trocken und wandte sich zum gehen. Doch Kiro ließ so schnell nicht locker und hielt ihn an der Tür wieder auf, indem er ihn an die Wand schob. „Lass uns noch mal drüber reden. Dann wird alles viel klarer!“, flehte er. Shin stieß ihn heftig von sich, so dass Kiro fast gegen die gegenüberliegende Wand knallte. „Was bringt schon reden“, warf er ihm verächtlich entgegen und verschwand dann im Treppenhaus. Hörte noch zu deutlich Kiros Ruf: „Shiiiiiiiiiiiiiiiin!“, reagierte aber nicht drauf. Auch nicht, als er eine Tür knallen und ein Fluchen hörte. Kapitel 5: Vergessen? --------------------- Kiro stand vor der geschlossenen Tür. Sein Fuß tat ihm weh. Er hatte die Tür gerade mit seinem unbeschuhten Fuß zu getreten, vor Wut. Durch den Schmerz, verschwand der Zorn aber sofort und er drehte sich langsam um und schlurfte zu Shins Zimmer. //Weg! Einfach weg! - Dass es doch so schnell geht hätte ich nicht gedacht.// Strify hatte sich wieder in sein Zimmer eingeschlossen. Nun stand Kiro alleine vor dem verlassenen Zimmer, in dem noch allerhand rum lag oder stand. Langsam schloss der die Tür und drehte den Schlüssel mit einem Klicken um. Zu war sie, die Tür. Danach schlurfte zu Strify und bat um Einlass, der ihm auch gewährt wurde. Langsam trat er auf den Sänger zu und lehnte sich an ihn. Strify weinte wieder. „Bitte.. hör auf zu weinen“, hauchte er leise, denn ihm traten selber wieder Tränen in die Augen. Doch der Sänger wollte nicht aufhören und weiter kullerten ihm Tränen aus den Augen. „Es tut mir Leid“, hauchte der Kleinere. „Ist doch nicht deine Schuld“, erwiderte Strify und drückte Kiro feste an sich. „Doch, ist es!“ „Ich hab es ihm doch gesagt“, mit diesen Worten löste sich der Sänger von ihm. „Und ich werde ihn zurück holen!“ Sogleich war er auch schon aus dem Zimmer gerannt. „Warte!“, rief Kiro ihm noch nach „Er würde nicht auf dich hören!“ Doch der andere hörte ihn schon nicht mehr, war schon aus der Wohnung und rannte auf die Straße. Man hörte einen dumpfen Schlag, dann Reifen quietschen und Glas zersplittern. Als Kiro aus dem Haus hinaus trat, bot sich ihm ein schreckliches Bild: Ein Auto das quer stand und mit der Schnauze gegen ein Haus gefahren war und seinen Freund, der reglos am Boden lag, an Kopf und Oberkörper Blut. Geschockt stand Kiro da. Konnte sich nicht rühren. Erst als ein Krankenwagen mit Sirene heran fuhr und die Polizei die Straße sperrte wachte er aus der Starre auf und rannte zum Unfallort. Wurde von Polizisten aufgehalten. „Lasst mich zu ihm! Er ist mein Freund!“ Erst da ließen sie ihn durch und er konnte gerade noch in den Krankenwagen hechten, bevor er weg fuhr. Die Sanitäter blickten ihn erstaunt an. Doch er klärte die Lage schnell. Im Krankenhaus musste er zwei geschlagene Stunden warten, bis er zu Strify ins Zimmer durfte. Leise stellte er sich neben ihn an das Bett und betrachtete den Sänger. Strich ihm sachte über die Wange. „Was machst du nur für Sachen“, warf er leise in den Raum, legte die Hand auf die seines Freundes und schloss die Augen. Eine Träne kullerte ihm die Wange runter. „Wer bist du?“, drang die Frage dann an sein Ohr. Erschrocken riss er die Augen auf und blickte Strify an. Zog schnell seine Hand zurück. //Er erkennt mich nicht mehr! Gehirnerschütterung! Amnesie!// Schoss es ihm durch den Kopf. Niedergeschlagen ließ er Schultern und Kopf hängen und wandte sich zum Gehen. //Er wird sich an nichts mehr erinnern können!// Spürte wie ihm Tränen in die Augen stiegen und schluchzte leise. „Warte“, drang die dünne Stimme wieder an sein Ohr und eine kühle Hand fasste ihn schwach am Arm. Langsam wandte Kiro den Kopf und blickte auf die Hand an seinem Arm. Musste schwer schlucken. „Erzähl mir, was passiert ist,“ bat Strify und blickte ihn flehen an. Diesem Blick konnte Kiro natürlich nicht widerstehen, setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand und fing an zu erzählen. Ganz von Anfang an. Er musste zwischendurch immer wieder unterbrechen, da er wieder weinen musste. Hatte sich so gedreht, damit der andere das nicht sah. Mit fester Stimme erzählte er aber weiter. Als er dann fertig war, stand er auf und stellte sich ans Fenster. Ein Weinkrampf schüttelte ihn. „Kiro“, hörte er dann leise seinen Namen rufen, drehte sich um und blickte zum Bett. Der Blick des Sängers war traurig und er hatte die Hand nach ihm ausgestreckt. Kiro schluckte, ging langsam wieder zu ihm und nahm vorsichtig seine Hand. Blickte ihm in die Augen. „Ich liebe dich“, flüsterte Strify leise und drückte seine Hand. „Ich … liebe dich auch“, antwortete Kiro und strich dem Sänger über den Handrücken. Als er wieder auf blickte, war Strify wieder eingeschlafen. Ganz sachte, um ihn nicht zu wecken, legte der Bassist seine Hand neben ihn, hauchte ihm noch einen Kuss auf und verließ das Zimmer mit den Worten: „Ruh dich aus!“ Er ging wieder in die WG. Doch es fühlte sich nicht gut an so alleine. Umständlich kramte er sein Handy aus der Tasche und wählte Shins Nummer. Ließ es zehn, zwanzig, dreißig Mal klingeln. Keiner nahm ab. „Scheiße Shin! Geh ran!“ Er machte sich Sorgen um den Jüngeren. Wüsste zu gerne wo er war. Das Haus seiner Eltern ragte vor ihm auf und er musste sich überwinden zu klingeln. Hatte schon lang keinen Schlüssel mehr für diese Tür. Natürlich hoffte er, dass er freudig in Empfang genommen wurde. Doch das war nicht der Fall. Nachdem er kurz und knapp sein Erscheinen geschildert hatte, konnte er sein ehemaliges Zimmer betreten. Shin schloss hinter sich die Tür und blieb erst mal stehen. Schluckte schwer. Es machte ihn noch zusätzlich fertig, dass seine Familie ihn auch nicht mehr an nahm. Stark weinend schmiss er sich auf sein Bett und vergrub das Gesicht im Kissen. Bekam sonst nicht mit, wie seine Eltern sich wieder stritten und seinen kleineren Bruder aus dem Haus ekelten. Nur das Handyklingeln weckte ihn. Schnell kramte er es hervor und nahm ab, ohne sich zu vergewissern, wer ihn da anrief. „Ja?“, fragte er mit verweinter heißerer Stimme. „Hey, Shin. - Ich bin's Yu. Wie geht es dir?“, fragte eine besorgte Stimme am andren Ende der Leitung. Er schluckte, legte sich zurück und schloss die Augen. Erst nach einigen Sekunden Schweigen antwortete er: „Beschissen!“ Hörte ein Seufzen von der andren Seite. „Was ist los, Kleiner?“ „Ach, es ist einfach grad alles beschissen“, schluchzte Shin und wieder kullerten Tränen ihm die Wangen hinunter. Dann begann er zu erzählen, was zwischen ihm, Kiro und Strify vorgefallen war, wo er jetzt war und wie die Situation dort war. „Sollen wir uns treffen?“, fragte Yu. Vielleicht konnte er noch mal mit ihm reden und dann würden sich neue Türen öffnen. „Weiß nicht“, nuschelte der Schlagzeuger und schniefte leise. „Hör zu. Ich weiß ja wo deine Eltern wohnen und ich komm jetzt zu dir. Ist das okay?“ Shin nickte, merkte dann aber, dass Yu das ja nicht sehen konnte und antwortete leise: „Ja!“ Eigentlich wollte er ganz alleine sein. Doch er brauchte jemand, der ihm jetzt beistand. Ganz alleine würde er seine Situation gar nicht meistern können. Und als Hilfe war Yu ihm ganz recht. Der Gitarrist hatte immer ein offenes Ohr für Shins Sorgen gehabt. Und genau das war es auch, was er an dem nur im wenige Zentimeter Kleineren so sehr mochte. Nach etwa zehn Minuten klingelte sein Handy wieder. „Ich bin jetzt da“, hörte er Yu leise sagen. Seufzend stand er auf und ging runter. „Warte, ich mach auf!“ Langsam öffnete er die Haustür, blickte aber nicht auf. „Komm rein“, sagte er leise, machte Yu Platz und schloss hinter ihm die Tür wieder. Er merkte nicht, wie der Gitarrist sich zusammen reissen musste, um nicht ebenfalls in diese lethargische Traurigkeit zu verfallen. Führte ihn nur in sein ehemaliges Zimmer und schloss dort die Tür hinter ihnen. Sobald er sich sicher war, dass keiner seiner Familie auch nur Anstalten machte hier hoch zu kommen, warf er sich Yu an die Brust und weinte haltlos. Ließ seinen ganzen Schmerz raus. Der Schwarzhaarige hatte alle Mühe sich die Tränen zu verkneifen, schlang die Arme um den dürren Drummer und strich ihm beruhigend über den Rücken. Ihm fiel erst jetzt auf, dass Shin in den letzten Wochen stark abgenommen hatte. Er musste wohl sehr leiden unter seiner Liebe. Seufzend schloss er die Augen und hielt Shin weiterhin fest in seinen Armen. Wollte dem Jüngeren Halt und Kraft geben. Doch es schien ihm so schnell nicht zu gelingen, denn er merkte, wie der Blonde in seinen Armen zusammenbrach. Vorsichtig fing er ihn auf und legte ihn dann in das Bett, deckte ihn zu und setzt sich auf die Bettkante. Betrachtete ihn, strich ihm sachte über die Wange. Shin war blass und atmete flach. Yu machte sich richtig große Sorgen um ihn. Er wollte nicht, dass es ihm so schlecht ging. Wollte, dass er lachen und Witze machen konnte. Sein Handy riss ihn aus de Gedanken. Umständlich kramte er es aus seiner Jackentasche und sah auf das Display. Zeigte es an. Seufzend nahm er ab. „Was is los?“ Er klang genervter als er wollte, doch er bereute es nicht. „Na endlich gehst du ran. Wo ist Shin?“, platzte der Kleine gleich raus. „Mal ganz langsam, Kiro. Er ist bei seinen Eltern und ich bei ihm. Das muss dir reichen. Und komm jetzt ja nicht auf die Idee hier her zu kommen. Das würde alles nur noch verschlimmern“, zischte er leise, um Shin nicht zu wecken. „Yu“, keuchte Kiro. „Was ist mit ihm?“ Sorge schwang in seiner Stimme mit. „Er schläft jetzt“, antwortete Yu knapp. Hatte eigentlich keine große Lust mit Kiro zu streiten. Doch er machte genau ihn für das Geschehene verantwortlich, was er durch den Ton in seiner Stimme ausdrückte. Kiro merkte es natürlich, denn er zog scharf die Luft ein und fuhr mit belegter Stimme fort: „Hör zu. Ich weiß, ich bin Schuld. Aber Shin will ja nicht mal drüber reden, damit ich klären könnte, was da eigentlich schief gelaufen ist. So hab ich auch keine Chance, das irgendwie wieder gut zu machen. Und ich denke du dürftest mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich meine Freunde nie so leicht aufgeben würde.“ „Ich hab, verdammt nochmal keine Ahnung ob er mit dir reden will. Und ich werde ihn jetzt auch sicher nicht wecken und fragen. Er braucht den Schlaf“, konterte Yu aggressiv. „Ich hab nich gesagt, dass du ihn wecken und dazu bringen sollst mit mir zu reden“, verteidigte sich der Bassist leise. Er war durch Yus Worte verletzt worden, was man ihm nur über deutlich anhörte. „Sag mal...Weißt du eigentlich wies mir damit geht? Du hast ja keine Ahnung was mit mir los is, weil du nie fragst wies mir geht oder so. Du hast absolut keine Ahnung von der ganzen Geschichte“, schrie er dann zurück. „Ich muss mich nicht von dir anschreien lassen“, sagte Yu nur noch trocken und legte dann einfach auf. Ihm reichte es jetzt endgültig. Seufzend stützte er den Kopf in die Hände und schloss für einen Moment die Augen, um sich etwas ab zu regen. Dann merkte er, wie Shin wieder erwachte. „Hey“, flüsterte er, sah ihn besorgt an. „Wie fühlst du dich?“ Ein ausdrucksloser Blick traf ihn und ein Schulterzucken von Shins Seite war die einzige Antwort. Shin wusste nicht ob es ihm besser oder schlechter ging. Er fühlte sich nicht groß anders wie davor, richtete seinen Blick wieder an die Decke. „Tut mir Leid, dass ich gefragt hab“, murmelte Yu leise und ließ seinen Blick über den Boden schweifen. Dann merkte er, wie Shin sich aufsetzte. „Kann ich was für dich tun?“, fragte er leise und blickte ihn besorgt an. Doch der Drummer stand nur schwankend auf, ging zur Tür und meinte leise und mit dünner Stimme: „Bin gleich wieder da!“ Dann war er auch schon auf dem Gang verschwunden. Seufzend ließ Yu sich nach hinten aufs Bett fallen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte an die Decke. Das war nun auch für Kiro genug. Er schmiss sein Handy weg, rannte aus der WG ins Krankenhaus, zu Strify ins Zimmer, ließ sich neben seinem Bett auf den Boden fallen und verbarg das Gesicht in den Armen. Ein Weinkrampf nach dem anderen schüttelte ihn. Wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Der Gitarrist hatte einfach kein Verständnis für Kiro, hatte es noch nie gehabt. Es machte ihn einfach vollkommen fertig. Dann spürte er Finger, die sachte durch sein Haar fuhren. „Schscht... Kiro“, flüsterte Strify und blickte den Kleinen besorgt an. „Was is passiert?“ Doch Kiro konnte nicht antworten, schüttelte nur den Kopf und wurde weiter von Weinkrämpfen geschüttelt. Beruhigend strich der Sänger ihm weiter über den Kopf. Nachdem der Bassist die ganze Geschichte noch mal erzählt hatte, waren seine Erinnerungen wieder da und Strify wusste wieder genau was passiert war. Doch er konnte es nicht glauben, dass es soweit hatte kommen können. Es vergingen viele Minuten, als Kiro sich endlich wieder beruhigt hatte. Doch er rührte sich nicht. „Shin is bei seinen Eltern und Yu bei ihm. Ich glaub Shin is zusammengeklappt“, sagte er dafür. Strify blickte den Kleinen mitfühlend an. Er wusste, dass der sich immer noch Vorwürfe machte. Vorsichtig fasste er ihn am Arm und zog ihn hoch. „Komm hoch“, hauchte er leise und rückte ein wenig zur Seite, um dem Kleinen Platz auf dem Bett zu machen. Kiro ließ sich hoch ziehen und kuschelte sich dann neben ihn ins Bett, schloss die Augen und genoss seine Nähe. Strify schlang die Arme um ihn und drückte ihn eng an sich. Er fühlte sich schon um einiges besser und hoffte, dass er bald hier aus dem Krankenhaus raus durfte. Er mochte diese Einrichtungen nicht sonderlich. Kapitel 6: Alles wird gut ------------------------- Mit wackligen Beinen tapste er die Treppen runter und taumelte in die Küche. Shin hatte großen Durst, nahm sich sein Glas und füllte sich Wasser rein. Mit großen Schlucken leerte er das Glas und füllte sich gleich wieder nach. Das zweite leerte er etwas langsamer. Dann wollte er wieder gehen. Stellte das Gefäß neben die Spüle und machte die ersten Schritte. Doch er spürte, wie seine Knie weich waren und musste sich am Kühlschrank abstützen, um sich um zu kippen. Shin schloss die Augen und stand einige Zeit so da, atmete tief durch. Yu machte sich langsam Sorgen. Wo bliebt der Drummer so lange? Er stand auf und trat auf den Gang. Sein Blick schweifte recht und links in den Gang. Zuletzt die Treppe hinunter. Instinktiv ging er zur Küche. Und siehe da, da stand Shin. Dieser sah nicht gut aus. Schnell stützte er ihn. Ein gequälter Blick traf ihn. Dann rauschte etwas an ihm vorbei in die Küche. Es war Shins Mutter, die anfing irgendetwas herum zu werkeln und, ohne die beiden auch nur eines Blickes zu würdigen, zu reden. „Ach Shin. Du könntest vielleicht deinem Vater helfen draußen das Gartenhäuschen zu reparieren, wenn du jetzt wieder da bist.“ Yu schnappte nach Luft. Sah sie denn nicht, dass Shin ganz und gar nicht in der Lage war irgendetwas zu arbeiten? Anscheinend nicht. Doch der erwiderte nichts. Krallte sich nur etwas fester in seine Schulter. Yu könnte diese Mutter gerade Ohrfeigen. „Er kann gerade nicht“, sagte er so normal er konnte, doch der wütende Unterton war nicht zu überhören. Zu Shin gewandt, fragte er leise: „Soll ich dich wieder hoch bringen?“ Ein Nicken seinerseits. „Wieso sollte er das nicht können? Wenn er wieder Zuhause ist kann er auch helfen“, meinte die Mutter nur, wieder ohne sie anzusehen. „So etwas nennt sich Mutter“, zischte Yu nur noch, hob Shin dann auf seine Arme und trug ihn hoch auf sein Zimmer. Vorsichtig legte er ihn auf das Bett, ließ sich seufzend neben ihm nieder. „Tut mir Leid, wegen meiner Mutter“, flüsterte Shin leise. Er war ihm sehr unangenehm, dass Yu jetzt mitbekommen hatte, wie seine Familie war. „Das muss es nicht“, vernahm er die sanfte Stimme des Gitarristen. „Du kannst ja nichts dafür, dass deine Mutter so ist.“ Der Drummer blickte ihn etwas traurig an. „Danke“, hauchte er, versuchte leicht zu lächeln und legte die Hand auf die von Yu. Der lächelte freundlich zurück, nahm Shins Hand, drückte sie sachte und erwiderte leise: „Keine Ursache.“ Shin hatte leicht gelächelt. Vielleicht ging es ihm schon etwas besser. Er setzte sich auf, seufzte leise und wandte den Blick von Yu. Schien etwas verlegen und schüchtern zu werden. Seine Hand zog er nicht zurück. Der Gitarrist blickte ihn weiter lächelnd an, hob die andere Hand und strich ihm sachte über die Wange. „Geht's dir etwas besser?“, fragte er leise. Shin musste bei der Berührung schlucken, nickte dann aber kurz. Es freute Yu sichtlich. Er drückte seine Hand wieder sachte und strich ihm über den Rücken. Er merkte, dass der andere eingeschlafen war und stand vorsichtig auf. Kiro strich Strify noch einmal sachte über die Wange, hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn und verließ dann das Krankenhaus wieder. Der Bassist ging in die WG. Er wollte Romeo alles erzählen. Er musste es tun. Sonst würde der Keyboarder wieder ausrasten, weil niemand ihm etwas erzählte. Zum Glück fand er Gesuchten gleich in der Küche. „Hey Kleiner“, wurde er gut gelaunt begrüßt. „Hallo“, erwiderte er aber nur niedergeschlagen. „Was is denn los? Wo sind die andren eigentlich?“ Kiro setzte sich auf einen Stuhl. „Strify is im Krankenhaus und Yu und Shin sind bei dessen Eltern“, antwortete er. Romeo blickte ihn verständnislos an. „Was is passiert?“, fragte er nach. „Ach, erzähl mir das auf dem Weg“, fügte er schnell hinzu und verließ die Küche in Richtung Wohnungstür. „Wo willst du hin?“ Kiro war aufgesprungen und ging ihm nach. „Zu Shin und Yu“, grinste Romeo nur. „Warte!“, versuchte er den Keyboarder zurück zu halten. „Ich glaube ich sollte dir erst erzählen, was passiert ist, sonst machst du vielleicht alles nur noch schlimmer.“ Etwas verwirrt sah Romeo den Kleinen an. „Okay, wenn du meinst.“ Er ging ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa. Blickte Kiro erwartungsvoll an. Der setzte sich neben ihn, und begann zu erzählen. „Letztens nach den Proben seid ihr, Yu, Strify und du doch noch weg gegangen. Shin und ich wollten nich, weil wir einfach müde waren. Er wollt irgendwie nich allein schlafen. Und da haben wir ne Matratze in mein Zimmer dazu gelegt Und als ich dann einschlafen wollt, fragte er mich so, ob ich mit einem aus der Band was anfangen würde. Ich hab ihm versichert, dass das nie der Fall sein würde.“ Weiter erzählte er, wie er dann doch mit Strify zusammen gekommen war, Shin das raus gefunden hatte und den ganzen Rattenschwanz dazu. Geknickt ließ der Schultern und den Kopf hängen. „Oh ha!“, kam es von Romeo, der sich kurz räusperte. „Nun ja. Ich kann Shin ja irgendwie schon verstehen. Aber trotzdem hat er etwas voreilig gehandelt.“ „Und jetzt ist es meine Schuld, wenn die Band kaputt geht“, fügte Kiro noch leise hinzu. „Ach Quatsch! Es is Strifys Schuld. Er hätte ja nichts sagen müssen!“ Da sprang Kiro auf. „Das stimmt nicht!“, rief er aufgebracht auf. „Wieso nehmt ihr die Schuld immer auf euch, wo ihr doch wisst, dass es meine Schuld ist. Hätte ich Shin nicht ein leeres Versprechen gegeben, wäre es nie dazu gekommen“, schrie er fast. „Aber ich schaff es nicht alleine, das zu regeln!“ Romeo seufzte. „Ist ja gut. Ich helf dir, okay?“ Er zog den Kleinen wieder aufs Sofa und lächelte ihn zuversichtlich an. Kiro ließ sich wieder aufs Sofa fallen. Wieder kullerten ihm Tränen die Wangen hinunter. „Tränen bringen auch nichts“, kam es von Romeo, der ihm die Tränen aus der Gesicht wischte. „Außerdem steht das dir nicht.“ Der Bassist schluckte, atmete ein paar mal tief durch und wischte sich dann über die Augen. „Ich weiß nicht wo ich anfangen soll“, gab er leise zu. „Soll ich zu Shin und Yu gehen?“, fragte Romeo. Er konnte vielleicht etwas bewirken. „Wäre vielleicht nicht schlecht“, antwortete Kiro nickend. „Ich komm mit, warte aber dann draußen.“ Dann stand er auf. Romeo ging ihm nach zur Tür. „Okay.“ Sie gingen hinaus zur U-Bahn und stiegen in die nächste, die sie zum Elternhaus von Shin bringen würde. Kiro schwieg die ganze Fahrt lang. Romeo blickte ihn nur mitfühlend an. Es war bestimmt kein schönes Gefühl, das der gerade hatte. Nach wenigen Minuten waren sie da. „Dort vorne. Das ist das Haus. Ich warte hier“, sagte Kiro leise. „Alles klar.“ Romeo lächelte ihn noch mal zuversichtlich an und ging auf das größere Haus zu. Er klingelte. Kiro blickte ihm nach. Beobachtete, wie die Tür geöffnet wurde, Romeo kurz mit der Mutter von Shin sprach und der dann im Haus verschwand. Shin hörte das Klingeln der Haustür. Bestimmt nur die Post, oder jemand für seine Eltern. Er zuckte zusammen, als die Stimme seiner Mutter durchs ganze Haus tönte: „Shin! Besuch für euch!“ erschrocken blickte er Yu an, der mit den Schultern zuckte und ihn etwas bedauernd ansah. Kurz darauf klopfte es an der Tür. „Darf ich rein kommen?“, ertönte Romeos Stimme. Shin zuckte wieder zusammen. Jemand hatte dem Keyboarder bestimmt alles erzählt. Er senkte den Blick und schwieg. „Ja“, antwortete Yu und blickte zur Tür, die sich öffnete und ein freundlich lächelnder Romeo eintrat. Hinter sich schloss er die Tür wieder. „Wie geht es euch so?“, fragte er. Wusste nicht, wie er sonst ein Gespräch hätte anfangen sollen. Shin schwieg weiter. Yu warf ihm nur einen kurzen Blick zu. Wusste, dass es dem Jüngeren schon etwas besser ging, aber gut schien es ihm nicht zu gehen. „Den Umständen entsprechend“, sagte Yu und sah Romeo etwas traurig an. „Dir wurde bestimmt so einiges erzählt.“ Romeo nickte. „Ja. Kiro hat mir alles erzählt.“ Mitfühlend sah er Shin an und legte ihm die Hand auf die Schulter. Doch der schwieg nur weiter. „Und jetzt?“, warf Yu leise in den Raum und blickte beide an. „Wollt ihr vielleicht mit zu Strify kommen?“, fragte Romeo dann vorsichtig und sah von einem zum andren. „Kiro will nicht, dass die Band zerbricht. Ich ebenso nicht. Und ich glaube Strify auch nicht.“ Shin sah verzweifelt zu Yu auf und schluckte schwer. Dann senkte er den Blick wieder. „Ich weiß nicht ob ich das kann“, sagte er dann leise und blickte bedrückt zu Boden. Der Gitarrist blickte ihn traurig an und nahm ihn dann einfach in den Arm. „Vielleicht solltet ihr einfach noch mal drüber reden. Reden hilft sehr oft, Shin“, schlug er leise vor. „Ich bin voll und ganz Yus Meinung. Und wir werden euch auf keinen Fall alleine lassen“, sagte Romeo lieb. Vielleicht sollte er es ja wirklich mal versuchen. Shin lehnte sich an Yu und schluckte. Dachte noch kurz darüber nach und nickte dann. „Okay“, kam es ganz leise von ihm. Yu ließ ihn los, lächelte zuversichtlich und stand auf. „Wir schaffen das. - Let's go!“ „Genau.- Ach, ähm, Kiro steht unten und wartet. Ich wollte ihn nich allein in der WG lassen“, fügte Romeo noch leise hinzu. Wollte Shin schon mal vor warnen, damit dieser nicht gleich vor Schock wieder weg war. Doch der Drummer nickte nur kurz, stand auf und nahm seine Tasche. Dann ging er vor den adren die Treppen hinunter zur Tür. Yu und Romeo ihm nach. Die beiden waren sehr zuversichtlich, dass sie die ganze Sache doch noch klären konnten. Kiro starrte Löcher in die Luft und wartete. Er wurde immer nervöser. Was wenn Romeo es doch nicht schaffte, Yu und Shin da raus zu bekommen? Er merkte nicht, wie die drei aus dem Haus auf ihn zu kamen. Kaute nur weiter nervös auf der Unterlippe herum. Als Shin den kleinen Bassist erblickte, musste er schwer schlucken. Dann holte er tief Luft, richtete den Blick zu Boden und ging Yu und Romeo hinterher. Er war jetzt schon sehr nervös. Ob er durch hielt? „Kiro?“, ertönte dann die freundliche Stimme von Romeo. „Wir sind da. Wir können gehen“, meinte der leise. Der Bassist zuckte zusammen und blickte auf die Drei. Sein Blick blieb an Shin hängen, der ihn nicht ansah. Er schluckte. Nickte dann und ging vor zum Bahnsteig. Die anderen ihm hinterher. Yu lief neben ihm und sagte leise: „Hey Kleiner. Tut mir Leid, dass ich vorhin so ungemütlich war.“ Kiro blickte auf, lächelte dann aber sanft. „Schon okay“, erwiderte er dann leise. Hatte ja genug Zeit gehabt nach zu denken. „Wir schaffen das“, flüsterte Romeo Shin leise zu und bot ihm den Arm an, hatte bemerkt, dass der Jüngere doch noch nicht so ganz sicher auf den Beinen war. Dankend hielt dieser sich an ihm fest und schenkte ihm einen unsicheren Blick Yu grinste den Kleinen an und legte ihm den Arm um die Schultern. „Dann is ja gut.“ Gemeinsam stiegen sie in die U-Bahn. Sie setzten sich. Shin war froh zu sitzen. Er schloss die Augen und lehnte sich leicht an Yu, der neben ihm saß. Vorsichtig legte dieser den Arm um seine Schultern und drückte ihn sanft an sich. Er schien wieder zu kämpfen. Sachte nahm er Shin die Tasche aus de Hand. Er musste sie nicht tragen. Der Drummer legte den Kopf auf seine Schulter und seufzte leise. Yu lehnte seinen Kopf gegen den von Shin und lächelte sanft. Es würde alles wieder gut werden. Das hoffte er zumindest. Romeo blickte alle drei an. Er war froh, dass Shin es noch mal versuchen wollte. Er wollte nicht, dass jemand aus der Band ging. Es war schon genug, dass Strify im Krankenhaus lag. Er setzte sich dann neben Kiro und lächelte ihn zuversichtlich an. Nahm seine Hand und drückte sie sanft. //Wir schaffen das!// Dachte er. Shin kuschelte sich leicht an Yu. Er war froh, dass der Gitarrist da war. Yu strich ihm über den Rücken und hauchte ihm unbemerkt einen Kuss auf die Stirn. Dann mussten sie aussteigen. Kiro ging ihnen voraus zum Krankenhaus. Er wusste, dass es jetzt ernst wurde und er sich gut überlegen musste, was er sagte. Hoffte, dass Strify wach war. Die anderen gingen ihm nach. Shin wunderte sich, dass sie am Krankenhaus waren, doch er fragte nicht. Vielleicht war Strify etwas passiert? Kiro stand vor dem Zimmer, in dem Strify lag. „Wartet kurz“, wies er die anderen an, holte dann tief Luft und ging rein. Er sah Strify an, der wach war und grüßte leise: „Hey!“ Draußen setzte Shin sich auf einen Stuhl, der im Gang stand. Er zitterte wieder leicht. Yu legte ihm die Hand auf die Schulter und hauchte: „Wir schaffen das schon!“ Kapitel 7: Krank ---------------- Strify blickte ihn an. Sagte aber nichts. Sah nur etwas traurig drein. Kiro ging zu ihm, strich ihm sachte über den Kopf und sagte: „Fühlst du dich stark genug, um die ganze Sache zu klären? - Draußen warten Yu, Romeo und Shin.“ Der Sänger nickte nur als Antwort. Kiro ging zur Tür und rief die andren drei herein. Sie kamen und Shin setzte sich auf den Stuhl, der im Zimmer stand. Erwartungsvoll blickten Yu und Romeo Kiro an. Der mit sich zu ringen schien. Doch dann schien er die richtigen Worte gefunden zu haben. „Strify. - Shin. - Ich muss das Missverständnis jetzt einfach klären. - Es tut mir Leid, Shin, dass ich dir was versprochen hab, was ich doch nicht halten konnte. Ich... es kam dann einfach so und es tut mir wirklich sehr sehr Leid, falls ich dich irgendwie verletzt haben sollte, oder was übersehen hab.“ Shin blickte auf und dem Bassisten direkt in die Augen. Er schluckte schwer, dachte aber über seine Worte nach, stand dann schwankend auf, ging zu Kiro und umarmte ihn einfach. „Es ist okay. Ich verzeihe dir, Kiro“, sagte er leise. Gleich ließ er ihn wieder los, lächelte sachte und sah ihn freundlich an. Die Trauer war aus seinen Augen gewichen und machte einem wissenden Blick Platz. Etwas hatte sich in ihm verändert. Er spürte, wie er Kiro nur noch als Freund, Band-Kameraden ansah. Yu grinste Romeo zu. //Geht doch!// Der nickte und grinste zurück. Kiro blickte den Drummer etwas erstaunt an, lächelte aber dann danken zurück. „Danke“, sagte er leise und umarmte den um einiges größeren Blonden noch mal kurz. Shin musste sich dann wieder hinsetzen. Er war noch ziemlich k.o. Etwas unsicher blickte der Bassist dann zu dem im Krankenbett liegenden Sänger. „Ich muss mich auch entschuldigen“, erhob dieser dann mit dünner Stimme das Wort. Doch der Drummer unterbrach ihn. „Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich hätte nicht fragend dürfen.“ Er schenkte Strify ein liebevolles Lächeln und lehnte sich müde an die Wand. „Danke Shin. Du bist lieb“, erwiderte Strify leise, lächelte und man konnte Freudentränen in seinen Augen erkennen, die er vergebens versuchte weg zu blinzeln. Kiro hatte zwischen den beiden hin und her gesehen und es freute ihn sichtlich, dass die beiden sich wieder verstanden. Jetzt richtete er den Blick wieder zu Strify, blickte aber eher unsicher drein und fragte dann leise: „Verzeihst du mir dann auch?“ Verwirrt blickte ihn der Gefragte an. „Was soll ich dir denn verzeihen?“, fragte er leise. „Das... mit Shin“, kam die Antwort leise von Kiro, der den Blick senkte, aber näher zum Krankenbett ging. Strify lächelte leicht, blickte den Bassisten freundlich an. „Klar“, antwortete er fast flüsternd und ergriff Kiros Hand. Auf dessen Gesicht erschien ein glückliches Lächeln und er blickte dem Sänger in die Augen. Kiro hob die freie Hand und strich ihm sachte über die Wange. Setzte sich auf die Bettkante. Strify schloss die Augen und genoss die Berührung. Er konnte nicht verhindern, dass sich eine Träne aus seinem Augenwinkel stahl. Wurde jedoch gleich von einem zarten Daumen weg gewischt. „Schscht... nicht weinen.“ Drang die sanfte Stimme von Kiro an sein Ohr und er öffnete die Augen wieder. Aus seinen Augen strahlten Glück, Erleichterung und Zufriedenheit und er lächelte. Auch Kiro lächelte. Er war ebenfalls erleichtert. Erleichtert, dass jetzt alles geklärt und wieder gut war. Das hoffte er zumindest und wandte den Blick zu den anderen drei, die noch im Zimmer waren. Shin war indessen eingeschlafen, lehnte, ja kuschelte sich fast an Romeo, der den Arm um ihn gelegt hatte und ihn somit davor bewahrte, vom Stuhl zu kippen. Es war ein wirklich niedliches Bild mit den beiden. Yu musste darüber lächeln. Doch seine Blicke galten mehr dem Drummer, wie Romeo, der es aber sichtlich genoss, das Küken schlafend im Arm zu halten. Etwas wie Neid regte sich in dem Gitarristen. Wäre doch gerne an Stelle des Keyboarders und würde den schlafenden Shin im Arm halten. Schnell wandte er den Blick ab. Er wollte nicht, dass die anderen merkten, wie er Gefühle für Shin hegte. Er wusste ja, dass dieser in Kiro verliebt war. Wobei es ihn doch irgendwie verwunderte, wieso er diesem dann so schnell verziehen hatte. Konnte es sich nicht vorstellen. Oder waren die Gefühle des Drummers für Kiro verschwunden? Das würde heißen, dass Yu jetzt eine Chance hatte. Aber war es wirklich so? Er seufzte und blickte zu den beiden Turteltauben am Bett. Ein gequältes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als Kiro sich zu ihnen umwandte. „Yu, wollen wir mit Shin nich Heim gehen? Er gehört in ein richtiges Bett“, kam es dann leise von dem Keyboarder. Yu wandte den Blick wieder zu diesem und betrachtete Shin abschätzend. Der hatte sich im Schlaf etwas von Romeo abgewandt und man merkte deutlich, dass sein Atem schneller ging. Träumte er schlecht? Schoss es Yu durch den Kopf. Er nickte nur auf die Frage. „Ja, geht mit ihm. Ich bleib noch hier“, sagte Kiro freundlich und lächelte den dreien zu. „Alles klar.“ Romeo nahm den leichten Shin auf die Arme und ging zur Tür. „Macht nich zu viele faxen ihr zwei. Streifchen soll schnell wieder fit werden“, meinte er noch und verschwand dann im Gang. Kiro kicherte und Strify grinste. „Tschüss Romeo“, sagten sie, fast wie aus einem Munde. Yu stand noch etwas unschlüssig da. Nahm dann aber Shins Tasche und ging auch zur Tür. „Tschau ihr zwei. Viel Spaß noch hier“, sagte er leise zu den beiden Blonden. „Ja, danke Yu. Dir auch“, erwiderte Strify, der sich aufsetzte und ihm zu lächelte. Yu lächelte zaghaft zurück. „Ach, Yu. Kümmre dich bitte in meinem Auftrag gut um Shin, okay?“, kam es besorgt von Kiro. Yu blickte ihn an und nickte. „Ja, mach ich“, meinte er noch und verschwand dann hinaus. Romeo war schon ein ganzes Stück voraus und er ging schnell, um ihn einzuholen. Sie gingen gemeinsam aus dem Krankenhaus hinaus und stiegen in das nächste Taxi, baten den Fahrer sie nach Hause zu bringen. Nach wenigen Minuten waren sie auch schon da. Yu drückte dem Taxifahrer einfach einen Zwanzigeuroschein in die Hand und stieg dann mit Romeo aus. Schnell hatte er die Tür geöffnet und stieg die drei Stöcke zur WG hoch. Romeo kam ihm etwas langsamer hinterher, schloss umständlich die Tür hinter sich, ging Yu hinter her in Shins Zimmer und legte ihn vorsichtig auf dem Bett ab. Es wunderte ihn, dass der Drummer auf dem Weg nicht wach geworden war. Eigentlich hatte er einen sehr leichten Schlaf. Aber er war wahrscheinlich sehr müde gewesen. Yu zog dem jüngeren Blonden vorsichtig Schuhe und Jacke aus und deckte ihn zu. Sogleich rollte sich dieser eng zusammen, kam dadurch näher zu Yu und begann zu zittern. Er träumte schlecht. Träumte von ihm. Es war wirklich kein schöner Traum. Er wollte aufwachen. Wollte nicht weiter träumen. Doch es ließ ihn nicht gehen. Er begann stärker zu zittern, rollte sich noch enger ein und erste Tränen stahlen sich aus seinem Augen. Er wollte nicht mehr. Yu blickte besorgt zu dem Drummer, bekam gar nicht mit, wie Romeo sich aus dem Staub machte und ins Wohnzimmer ging. Der Gitarrist wollte nicht, dass Shin schlecht träumte. Doch er wusste, dass er den Schlaf brauchte. Und zwar dringend. Er rang mit sich. Entschied sich dann aber doch, den Blonden zu wecken. Sachte strich er ihm über den Kopf. „Hey, Shin“, versuchte er es leise. Aber als keine Reaktion kam, fasste er ihn etwas fester an der Schulter und rief abermals seinen Namen. Doch wieder kam keine Reaktion darauf. Seufzend beugte er sich zu ihm hinunter, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihn sein Ohr: „Shin, bitte wach auf. Bitte!“ Yu schloss die Augen und wartete. Dann hörte er Shins Stimme ganz leise. „Yu?“ Sogleich blickte er ihn an. „Du bist wach?“ Shin nickte, hielt die Augen aber geschlossen. Er war froh, dass der Gitarrist ihn geweckt hatte. Einerseits. Andererseits jedoch, wollte er nicht bei ihm sein. Und doch wollte er es. Hatte es doch befürchtet. Jetzt war seine Liebe zu Kiro in Freundschaft verwandelt. Doch die Freundschaft zu Yu hatte sich in Liebe verwandelt. Wie sollte er das denn dem Schwarzhaarigen klar machen? Sein Atem ging schneller als normal und er zitterte immer noch. Im war heißt und kalt zugleich. Hatte das Gefühl, dass seine Stirn glühte. Der Schmerz in seinem Hals zog sich bis in seine Brust und er konnte ein Husten nicht unterdrücken. Doch es war schmerzhaft. Sehr schmerzhaft. „Shin“, kam es besorgt von Yu. „Was is?“ Doch der Drummer konnte nicht antworten. Hatte das Gefühl, wie wenn er keine Stimme mehr hätte. „Shin!“ Yu war verzweifelt. Was fehlte seinem Küken? Ganz zart strich er ihm über die Stirn. Sie war ungewöhnlich warm. War er etwa krank? Noch mal fühlte er seine Stirn, was ihm die Bestätigung gab. „Ich bin gleich wieder da.“ Mit diesen Worten stand er schnell auf und ging in die Küche. Hastig füllte er Wasser in den Kocher und während das Wasser heiß wurde ging er zu Romeo ins Wohnzimmer. „Shin is krank. Kannst du nen Arzt anrufen?“, bat er den Keyboarder, der ihn erschrocken und besorgt ansah. „Klar mach ich.“ Sogleich war der aufgestanden und lief zum Telefon. Yu ging zurück in die Küche und brühte einen Salbeitee auf. Während der zog flitzte er ins Bad und holte ein Buch heraus. Es war doch gut gewesen es aufzuheben. Vielleicht konnte er damit Shin besser helfen als jeder Arzt. Seine Mutter hatte es ihm geschenkt, als er ausgezogen war. Erst hatte er gemeint, es wäre nicht nötig. Doch jetzt war er seiner Mutter doch sehr dankbar. Hastig blätterte er drin herum und suchte. Es waren verschiedene Krankheitssymptome aufgelistet und man konnte aus den Auflistungen dann die mögliche Krankheit entnehmen und was am besten dann half. Meist standen nur alte Hausmittel drin. Doch ein Arzt hatte mal zu ihm gesagt, dass genau die am besten halfen. Yu verbrannte sich, als der Tee lang genug gezogen hatte und er ihn zu Shin trug. Zum Glück hatte er nicht viel verschüttet. Er legte das Buch auf dem Nachttisch ab und setzte sich wieder zu dem Drummer. „Shin? Ich hab dir nen Tee gemacht. Den solltest du trinken“, sagte er leise, um den Jüngsten nicht zu erschrecken. Shin bewegte sich und blickte Yu aus glasigen Augen an. Er setzte sich zitternd auf, musste sich dann aber gleich an die Wand lehnen. Ihm war schwindlig. Immer noch zitternd nahm er die dampfende Tasse von Yu entgegen und nahm einen kleinen Schluck. Es war heiß. Doch irgendwie tat genau das Heiße in seinem Hals gut. Er schloss die Augen und nahm gleich zwei Schlücke hintereinander. Und ehe er es sich versah, war die Tasse leer. Müde reichte er Yu das Gefäß wieder, lehnte den Kopf an die Wand und hielt die Augen geschlossen. Er atmete schwer. Dann spürte er eine schön kühle Hand an seiner Wange. Leicht schmiegte er sich dagegen. „Romeo hat einen Arzt gerufen. Der kommt gleich“, vernahm er Yu leise Stimme neben sich. Dann zogen ihn kräftige Arme an einen Körper. Er ließ sich einfach fallen und lag dann in Yus Armen. Er hätte gar keine Kraft sich dagegen zu wehren, wenn er es nicht gewollt hätte. Doch er wollte es. Genoss die Nähe des anderen. Wollte wieder schlafen, aber nicht träumen. Konnte aber nicht. Es verging seiner Meinung nach eine Ewigkeit, bis er die Türklingel hörte. Dann stand Yu auf, legte ihn vorsichtig und sanft aufs zurück aufs Bett. Shin keuchte auf und versuchte Yus Arm zu greifen. Doch seine Hand rutschte an dem Handgelenk des Schwarzhaarigen ab. „Keine Angst ich bleib bei dir“, hörte er die beruhigenden Worte und spürte wieder die schön kühle Hand an seiner Wange. Dann trat er Arzt ins Zimmer. Kurz informierte er sich bei Yu, was Sache war und begann dann erst schweigend Shin zu untersuchen. Yu stand am Kopfende des Bettes neben Romeo und sah besorgt zu. Man konnte ihm die Sorgen richtig deutlich vom Gesicht ablesen. Es vergingen einige Minuten bis der Doktor sich aufrichtete, zwei Schritte zurück ging, Shin betrachtete, sich am Kinn kratzte und zu überlegen schien. Kapitel 8: Langer Schlaf ------------------------ „Also, meine Diagnose ist eine leichte Lungenentzündung. Wenn sie jetzt gut dran bleiben und das richtige tun, wird er nicht ins Krankenhaus müssen“, gab er dann von sich und blickte Romeo und Yu an, die nickten. „Und was ist das richtige?“, kam die leise Frage von Yu, der immer noch besorgt drein blickte. Der Arzt kramte kurz etwas in seiner Tasche und reichte ihm dann ein Medikament. „Geben sie ihm das regelmäßig. Morgens, mittags und abends jeweils fünf Tropfen und machen sie ihm am besten heiße Wadenwickel“, antwortete der etwas ältere Herr dann und lächelte dem unsicher drein blickenden jungen Mann freundlich zu. „Ich werde ihrem … Mitbewohner noch eine kleine Spritze geben, die hilft und dann dürfen sie sich ganz in Ruhe und sehr viel um ihn kümmern.“ Ein nettes Grinsen schlug den beiden entgegen. Romeo lächelte zurück. Yu dagegen blickte nur etwas verlegen zu Boden und wartete, während der Arzt in seiner Tasche nach etwas suchte und die Spritze vorbereitete. Er konnte nicht hinsehen, als dieser die Nadel an Shins Arm ansetzte. Yu konnte so etwas gar nicht haben. Hatte Angst vor spitzen Sachen. Das wusste nur zum Glück noch keiner. „So, das war es schon.“ Drang dann die freundliche Stimme des Doktors an sein Ohr und er blickte auf. Der ältere Herr stand, mit fertig gepackten Koffer da, bereit zu gehen. „Ach ja. Das Medikament geben sie am besten etwas verdünnt in Wasser und wenn, dann vor dem Essen. Machen sie es gut und dem Patienten noch gute Besserung.“ Dann führte Romeo den Arzt aus der Wohnung. Yu atmete auf, setzte sich gleich wieder zu Shin und strich ihm sachte über den Kopf. „Shin?“, fragte er vorsichtig. Als Antwort drehte Shin den Kopf zu ihm. Öffnete langsam die Augen und blickte ihn mit einem undefinierbaren Blick an. „Yu“, hauchte er nur leise. Dann schüttelte ihn der erste heftige Hustenanfall. Er krümmte sich zusammen und verzog das Gesicht vor Schmerz. Besorgt strich Yu ihm über den Rücken. Er würde den Schmerz sehr gerne einfach von ihm nehmen. Doch er konnte nicht. Deshalb wollte er alles versuchen, dass die Schmerzen nicht zu stark wurden. „Ich bin gleich wieder da“, meinte er leise und hechtete ins Bad, holte vier Handtücher, flitzte in die Küche und machte Wasser heiß. Ungeduldig wartete er bis es kochte. „Du machst dir viel Sorgen um ihn“, kam es von Romeo, der gerade die Küche betrat. Ein grinsen schlug Yu entgegen. Erschrocken hatte er sich umgedreht und blickte den Schwarzhaarigen jetzt fragend an. „Ja, kümmre dich mal um unser Küken“, erwiderte Romeo dann nur leise lachend. Yu schüttete verwirrt das heiße Wasser in eine Schüssel, legte zwei Handtücher hinein und ging wieder zu Shin. Was hatte der Keyboarder nur damit gemeint? War es etwa so offensichtlich? Er stellte die Schüssel neben Shins Bett auf dem Boden ab und sagte dann zu diesem: „Ich mach dir jetzt heiße Wadenwickel. Dann geht es dir schnell besser.“ Shin nickte nur und legte sich gerade auf den Rücken hin. Er keuchte von dem Hustenanfall. Deine Brust brannte wie Feuer. Es wurde kalt an seinen Beinen, als Yu die Decke an hob. Doch gleich darauf legte dieser ihm sehr warme Handtücher um die Unterschenkel, wickelte jeweils noch ein trockenes Handtuch darum und deckte ihn dann wieder vollends zu. Der Gitarrist stand wieder auf, ging in sein Zimmer und kam mit einer Wolldecke wieder, die er ihm noch über die Beine legte. Dann setzte er sich wieder zu ihm. „Soll ich dir noch einen Tee machen?“, fragte er leise. Ein schwaches Nicken kam als Antwort und schnell stand er wieder auf, ging in die Küche und machte wieder Tee. Diesmal machte er gleich eine ganze Thermokanne voll, nahm noch ein Glas mit ein wenig kaltem Wasser und ging wieder zurück. Er half Shin sich aufzusetzen und reichte ihm erst die gerichtete Medizin und dann eine Tasse voll mit dampfendem Tee. Fast gierig leerte der Kranke das Gefäß und gab es wieder zurück. Sogleich fiel er wieder in sein Kissen zurück. Schon das Trinken strengte ihn so sehr an, dass er schwer atmete und das Gefühl hatte, sich gleich wieder die Lunge aus dem Leibe husten zu müssen. Doch das Kratzen im Hals verging nach einer Weile und sein Atem beruhigte sich auch wieder. Die Wärme an den Beinen und er heiße Tee half wirklich sehr. Doch gleichzeitig spürte er, wie ihn eine bleierne Müdigkeit befiel. „Ruh dich aus“, vernahm er noch die Worte seines Freundes, bevor er wieder einschlief. Diesmal schlief er tief, fest und traumlos. Yu seufzte. Strich Shin noch mal ganz sachte über die Wange und ließ dann den Blick durchs Zimmer schweifen. Er entdeckte eine Matratze, die an der Wand lehnte. Da kam ihm eine Idee, die er auch gleich umsetzte. Der schwarzhaarige Gitarrist stand auf, legte die Matratze neben Shins Bett, holte sich seine eigene Bettdecke und seine Kopfkissen, noch etwas zum Lesen und ließ sich dann in dem Zimmer des Drummers auf seinem neuen Lager nieder, schlug das Buch auf und begann zu lesen. Nach wenigen Minuten fiel ihm siedendheiß ein, dass er die Wadenwickel erneuern musste. Wieder stand er auf, holte aus der Küche heißes Wasser, tunkte die Handtücher in die Schüssel und wickelte sie wieder um Shins Beine. Dann legte er sich wieder hin und las. Doch es verging keine viertel Stunde, da war er selber auch eingeschlafen. Doch lange schlief er nicht. Denn ihn quälte ein grässlicher Traum. Ein Glück konnte er immer aus eigenem Willen, dann aufwachen wenn er es wollte. So öffnete er auch jetzt die Augen und seufzte. Fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und blickte auf die Uhr. Leise aufstöhnend rappelte er sich auf, fühlte, wie warm die Wadenwickel noch waren und ging dann in die Küche. Er hatte Hunger. Doch Romeo hatte schon etwas gekocht. Beziehungsweise hatte zwei Pizzen in den Ofen geschoben. „Wenn du dich so um Shin kümmerst, muss ich mich um dich kümmern“, kommentierte der Keyboarder nur. Yu murrte leise als Antwort, schenkte sich Saft in ein Glas und ließ sich kurz am Tisch nieder. „Hey, du musst jetzt kein Trübsal blasen“, meinte Romeo, setzte sich Yu gegenüber und blickte ihn ernst an. Yu blickte zurück, seufzte und wandte den Blick wieder ab. „Ich mach mir nur Sorgen um ihn“, kam es dann leise von ihm. Umklammerte das Glas mit beiden Händen. Er wollte und konnte im Moment nicht auch noch stark sein. Romeo legte ihm die Hand auf den Arm. „Du hast dich in ihn verliebt, stimmt's?“, fragte er leise, lächelte aber sanft. Yu nickte kurz. Er wollte es Romeo anvertrauen, damit er jemand hatte, mit dem er darüber reden konnte. Und da der ebenfalls Schwarzhaarige sowieso sein bester Freund war, konnte er es ihm einfach nicht verschweigen. „Das is doch nicht schlimm. Kiro und Strify sind jetzt glücklich miteinander und aus dir und Shin wird bestimmt auch noch was.“ Des Keyboarder wollte nicht, dass es seinem besten Freund so schlecht ging. „Und was ist mit dir?“, fragte Yu dann leicht verzweifelt und blickte seinen Freund an. Daran hatte Romeo nicht gedachte. Betreten senkte er den Blick und überlegte kurz. Doch dann grinste er Yu an. „Keine Angst ich finde schon noch jemanden.“ Daraufhin konnte Yu nur nicken und wandte den Blick wieder ab, zufällig zum Ofen. „Scheiße die Pizza!“ Sie war schon leicht schwarz, als Romeo sie fluchend raus holte. „Tut mir Leid, Yu. Isst du die auch so?“ Yu nickte. „Ja, schon okay“, meinte er und musste leicht lächeln. Romeo verbrannte immer etwas. Egal was es war. Er legte seine Pizza auf einen Teller, schnitt sie noch in Stücke und verschwand dann wieder in Shins Zimmer. Der Drummer schlief immer noch. Darüber war Yu richtig froh. Er ließ sich auf der Matratze nieder und begann seine Pizza zu essen. Nur wenige Minuten später war der Teller leer und er stellte ihn beiseite. Sein Blick schweifte umher und blieb an dem bleichen jungen Mann hängen, der auf dem Bett neben ihm lag. Seufzend lehnte er sich an das Holz und betrachtete Shin weiter. Vorsichtig, um diesen nicht zu wecken, nahm er seine Hand und stricht sachte darüber. Hauchte einen sanften Kuss auf die drahtigen Finger. Sein Blick blieb jedoch an dem fahlen Gesicht hängen. //Bitte werde schnell wieder gesund!// Bat er stumm und in Gedanken. Er wollte den Jüngeren wieder lachen hören, wollte, dass sie wieder zusammen raus gehen und irgendetwas anstellen konnten. Er mochte es absolut nicht, wenn der Drummer leiden musste. Eine Träne lief Yu über die Wange. Schnell schloss er die Augen und schluckte. Doch schon musste er die Nase hoch ziehen. Er legte den Kopf auf die Matratze und seufzte. Er war ziemlich müde. Ihn hatte die ganze Geschichte doch mehr mitgenommen, wie er dachte. Und ehe er es sich versah, war er auch schon wieder eingeschlafen. Aber wieder schlief er nicht länger als eine halbe Stunde, denn er erinnerte sich an die Wadenwickel. Also weckte er sich selber und erneuerte sie. Dann stellte er sich sein Handy, bei dem er als Weckton nur das Vibrieren einstellte, legte sich dann auf sein Lager und schlief wieder. Kapitel 9: Entscheidung ----------------------- Die ganzen nächsten zwei Wochen ging es so. Yu kümmerte sich sehr intensiv um Shin, schlief in der Zeit nur sehr wenig und aß auch weniger, was ihm zusätzlich Kraft raubte. Romeo versuchte sich so gut es ging im Yu zu kümmern, bekam es aber der eigenen Meinung nach nicht gut hin. Kiro ließ sich nur selten in der WG blicken, kam aber nach einer Woche mit Strify wieder Heim. Ab diesem Tag war endlich wieder etwas mehr Leben in der Wohnung. Auch mit Shins Gesundheit ging es immer weiter bergauf. Mit Yus Zustand dagegen immer mehr bergab. Doch er wollte nicht auf die anderen drei hören und verausgabte sich für den Drummer vollkommen. Bis er dann eines Tages zusammenbrach. Ab diesem Tag kümmerte sich Kiro um Shin und Romeo um Yu. Strify musste sich zwar noch schonen, war aber auch schon wieder gut auf den Beinen. Shin lag mal wieder in seinem Bett, war wach und starrte an die Decke. Er dachte nach. Über das, was die letzten Wochen so passiert war. Waren seine Gefühle für Yu nur Ersatz für Kiro gewesen? Hatte er nur eine ausweichende Möglichkeit gesucht? Seit den letzten Tagen, in denen Kiro sich verstärkt um ihn gekümmert hatte, waren wieder Gefühle in ihm aufgetaucht, die ihn ziemlich durcheinander machten. Doch er hatte ja genug Zeit gehabt nach zu denken und war auch zu Erkenntnissen und Antworten gekommen. Auch wenn sie nicht gerade schön oder gut waren. Er musste sie annehmen, da er nichts dagegen hätte tun können. Und immer mehr war er zu einem Entschluss gekommen, den er schon begonnen hatte umzusetzen. Es hatte ihn viele schlaflose Minuten gekostet diese Entscheidung zu treffen. Letzten Endes war er aber froh darüber. Die letzten Tage hatte er immer viel mit den anderen Vieren gemacht, was er als sehr angenehm empfunden hatte. Doch die anderen wussten nicht, aus welchem Grund er so viel Zeit mit ihnen verbrachte. An diesem Abend saßen sie wieder gemeinsam im Wohnzimmer und sahen einen Film. Shin saß zwischen Kiro und Yu. Zwischen den beiden Menschen, die er wirklich sehr mochte. Doch er merkte, dass es ihn eher zu Kiro als zu Yu zog. Aber der Bassist war ja schon an Strify vergeben. Deshalb hatte er sich auch zu seinem nächsten Schritt entschieden, den er erst Morgen den anderen mitteilen würde. Denn dann war es zu spät, um ihn zu einer anderen Möglichkeit zu überreden. Ein Seufzen entrang sich seiner Kehle und er lehnte sich zurück. „Alles okay?“, kam die Frage von Yu, der ihn etwas besorgt ansah und die Hand auf seine legte. Shin lächelte ihm nur zu und nickte. Er war nicht blind. Hatte bemerkt, dass der Gitarrist Gefühle für ihn hatte. Er brach ihm nicht gerne das Herz. Aber das war ein weiterer Grund gewesen ihn so entscheiden zu lassen. Jetzt legte er den Kopf auf Yus Schulter und blickte wieder auf den flimmernden Bildschirm vor sich. Spürte kurz den unsicheren Blick des Schwarzhaarigen, der seine Hand immer noch nicht losgelassen hatte und den eigenen Kopf an seinen lehnte. Yu spürte, dass etwas mit Shin geschehen war. Doch er wurde nicht schlau aus seinen Beobachtungen. Er wollte den Jüngeren aber auch nicht fragend, aus Angst vor der Antwort. An diesem Abend genoss er es einfach neben dem Blonden zu sitzen und ihn so nah zu haben. Seit er zusammengeklappt war, hatten sie nicht viel Zeit miteinander verbringen können, was ihn sehr traurig gestimmt hatte. Deshalb genoss er es jetzt so sehr. Kuschelte sich zaghaft an den anderen, der nicht weiter darauf reagierte. Als der Film zu Ende war, gingen sie alle ins Bett. Am nächsten Morgen hatten sie ihre erste Probe seit drei Wochen, da wollten sie fit sein. Sein Wecker klingelte und er schlug auf ihn. Er war noch müde. Hatte irgendwie gar nicht richtig gut schlafen können. Doch er stand auf und ging ins Bad. Sogleich bemerkte er, dass etwas fehlte. Doch ihm fiel nicht auf was. Etwas verwirrt machte er sich fertig und ging in die Küche. Ungewöhnlicher Weise war Shin schon wach und der Tisch gedeckt. Yu bekam das Gefühl, dass heute etwas ganz anders war. Dass heute etwas anders kommen würde, als jeder von ihnen erwartete. Es war komisch. „Morgen“, grüßte Shin gut gelaunt. „Morgen“, erwiderte Yu und blickte ihn etwas irritiert an. „Ich hätte dich so früh nicht hier erwartet.“ Shin lächelte ihn nur freundlich an und antwortete: „Ich konnte nicht mehr schlafen.“ Wusste, dass das gelogen war. Aber er wusste nicht, was er sonst hätte sagen können, um nicht auf sein Vorhaben aufmerksam zu machen. Es dauerte nicht lange und die anderen drei waren auch schon wach und kamen in die Küche. Sie schienen von der Veränderung, die in der Luft lag nichts zu bemerken. Verhielten sich normal. Aber Yu konnte das nicht. Er konnte sich mit diesem Gefühl nicht normal verhalten. Worauf er auch angesprochen wurde. Doch er tat es immer mit einem „Alles okay!“ ab und frühstückte. Heute wieder weniger. Er bekam einfach nicht mehr runter. Als sie dann alle fertig waren gingen sie und kamen wenige Minuten später beim Proberaum an, wo schon Tilo und Eric warteten. Sie freuten sich, die fünf Jungs wieder fit zu sehen. Doch auch Eric spürte, dass die Stimmung nicht ganz so ausgelassen war wie sonst; was er nicht ahnte, dass Tilo über alles Bescheid wusste. Die Probe verlief gut und alle anderen erwarteten, dass sie die nächste Woche wieder einen neuen Song aufnehmen konnten. Strify, Kiro und Romeo waren wie immer. Shin versuchte auch so gut es ging, sich nichts anmerken zu lassen. Merkte aber, dass Yu anders war als sonst. Ahnte der Gitarrist etwas? Er würde es eh bald bestätigt bekommen. „Ja, super Jungs“, rief Tilo, als sie den letzten Song für heute abgeschlossen hatten und ging zu den fünf. Er blickte Shin an, der noch hinter seinem Schlagzeug zögerte. Die anderen hatten schon ihre Sachen gepackt und waren zum Gehen bereit. Kapitel 10: Mehr als nur Annäherung ----------------------------------- „Wartet!“, rief Shin und trat hinter seinen Drums hervor. Fünf fragende Augenpaare hatten sich auf ihn gerichtet. Kurz blickte er zu Tilo und nickte. „Ich muss euch etwas sagen“, fing er dann leise an, senkte den Blick und ging näher zu den anderen. „Es fällt mir nicht leicht“, fuhr er immer noch leise fort und hob dann den Blick, holte noch einmal tief Luft. „Ich verlasse die Band!“ „WAS?“ Erschrocken blickten die anderen ihn an. Strify ging auf ihn zu. „Wann?“ „Heute, jetzt“, antwortete er leise und senkte den Blick wieder. Er konnte keinem von ihnen in die Augen sehen. „Aber wieso?“ Strify verstand es nicht. Wieso verließ der Jüngste die Band? „Das hat persönliche Gründe, die ich nicht weiter erläutern möchte.“ Shin blickte den Sänger traurig an. Er hatte Tränen in den Augen. Nein, es fiel ihm absolut nicht leicht. Hatte die anderen vier doch so sehr ins Herz geschlossen. Aber er konnte nicht anders. „Glaubt mir, es ist für die Band, euch und mich besser so“, brachte er noch heißer hervor. Dann konnte er in Strifys Augen erkennen, dass dieser verstanden hatte. „Ach, Shin. Du weißt, dass wir alle wirklich sehr sehr traurig darüber sind. Aber wenn du denkst, dass es für dich und uns so am besten ist, dann tue was du tun musst“, sagte der Sänger, trat auf ihn zu und umarmte ihn mit Tränen in den Augen. „Ich hab dich doch lieb, Shini.“ Shin erwiderte die Umarmung und drückte den anderen fest an sich. „Ich dich auch.“ Dann ließ er Strify los und wandte sich an Kiro, der ihn einfach nur totunglücklich ansah. „Es tut mir Leid, Shin. Ich dachte es wäre geklärt und wieder okay“, sagte der Kleine und ihm kullerten mehrere Tränen die Wangen hinunter. Aus dem Augenwinkel sah der Drummer, wie Yu ihnen den Rücken zu drehte. Dann nahm er Kiro in den Arm. „Es war für euch geklärt. Aber für mich ist es erst jetzt“, flüsterte er ihm noch ins Ohr. Kiro konnte nur nicken. „Lass den Kopf nicht hängen, Kleiner. Du hast nichts falsch gemacht.“ Dann ließ er auch ihn wieder los, schenkte ihm ein trauriges Lächeln und verabschiedete sich von Romeo. Jetzt trat er an Yu heran, legte die Hand auf dessen Schulter und blickte ihn besorgt an. „Yu?“ Sogleich drehte sich der Gefragte erschrocken zu ihm herum. Sein Gesicht war tränenüberströmt. Das hatte Shin nicht gewollt und er schluckte schwer. Dann schlang er die Arme um den Gitarristen und drückte ihn an sich. Yu erwiderte die Umarmung und konnte ein Aufschluchzen nicht unterdrücken. Er schloss die Augen und wollte den anderen nie wieder los lassen. Er wollte nicht, dass dieser ging. Hatte ihm noch nicht sagen können, dass er ihn doch so sehr liebte. Aber es war jetzt zu spät. Shin schob ihn sanft aber bestimmt etwas von sich und blickte ihn mit Tränen in den Augen an. „Es tut mir Leid, Yu. Aber bitte weine nicht. Ich bin es nicht Wert, dass du wegen mir Tränen vergießt“, sagte er leise zu ihm. Der Schwarzhaarige schüttelte nur heftig den Kopf und erwiderte den Blick. „Nein. Du bist es mir Wert, Shin“, sagte er leise und legte eine Hand an seine Wange. Shin ergriff diese und schluckte. Er hatte es sich ja gedacht. Und es tat ihm Leid. Jetzt überwand er sich doch noch und hauchte Yu einen ganz sanften Kuss auf die Lippen. „Mach's gut“, flüsterte er ihm noch zu, bevor er sich von den Managern verabschiedete und zur Tür ging. Dort drehte er sich noch mal um, blickte die Sechs Menschen, die ihn für die letzten Jahre so sehr geprägt hatten ein letztes Mal an. „Ich werde euch vermissen. Macht's gut. Tschüss“, sagte er leise zu ihnen und ging dann schnell raus. Draußen hatte sein Onkel schon in dem weißen Umzugssprinter gewartet. Shin stieg ein und sie fuhren los. Yu hatte ihm hinterher rennen wollen, hatte ihn aufhalten wollen. Doch er wusste, dass das nicht richtig gewesen und, dass es zu spät war. Er riss sich zusammen und verließ mit den anderen den Proberaum, nachdem Tilo ihnen noch mitgeteilt hatte, dass sie sich morgen Vormittag wieder trafen, um weiteres zu besprechen. Draußen sah er gerade noch den Sprinter um die Ecke biegen. Er hätte es sich doch denken können. Schließlich stand das Gefährt schon seit gestern Abend da. Doch er hatte gedacht, dass jemand anderes aus dem Haus ausziehen würde. Shin hatte wohl in der Nacht alles still und heimlich aus seinem Zimmer geräumt. Deshalb hatte ihm heute morgen im Bad auch etwas gefehlt. Shins Sachen waren nicht mehr da gewesen. Wieso war ihm das nicht schon vorher aufgefallen? Gleich nachdem er die Tür zur Wohnung aufgeschlossen und rein gegangen war, ließ er Schuhe und Jacke auf den Flur fallen und rannte in sein Zimmer. Die Tür schloss er hastig ab, schmiss sich dann aufs Bett und begann bitterlich zu weinen. Romeo hob Jacke und Schuhe seufzend auf und räumte sie an den richtigen Platz. Kiro ging an ihm vorbei zu Yus Zimmer und wollte klopfen. „Lass ihn“, sagte der Keyboarder zu ihm und blickte traurig drein. Kiro seufzte ließ den Kopf hängen und verzog sich in sein eigenes Zimmer. Strify war in der Küche. Immer wenn er traurig war machte er sich einen Tee, setzte sich irgendwo auf eine Fensterbank, schlürfte seinen Tee und blickte hinaus. Erst Luminor und jetzt noch Shin. Wieso waren sie gegangen? Es zerriss die Band, die einst so gut, so eng zusammen war. Er hatte schon gespürt als Luminor gegangen war, dass sie nicht mehr Cinema Bizarre waren. Sie trugen nur noch den Namen. Aber sie waren es nicht mehr. Vor allem jetzt nicht mehr. Sie waren nicht mehr Cinema Bizarre, wie sie es ursprünglich einst gewesen waren. Selbst wenn sie einen Ersatz für Shin bekommen würden, wären sie nicht mehr so, wie sie es ein mal gewesen waren. Sie würden ihre Fans enttäuschen, würden absteigen und irgendwann würde es sich nicht mehr lohnen als Band zusammen zu arbeiten. Strify hatte es kommen sehen, dass die Band irgendwann zerbrechen würde. Aber, dass es so schnell ging, hätte er nicht gedacht. Seufzend blickte er in die schon leere Tasse, stand dann auf und ging zu Kiros Zimmer. Leise klopfte er. „Is offen“, kam es von drin und er ging langsam rein. Der Bassist lag auf dem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte an die Decke. Tränenspuren bestätigten Strify, dass sein Freund geweint hatte. Er setzte sich zu ihm ans Bett und strich ihm über die Wange. „Hey, mach dir keine Vorwürfe mehr. Damit kannst du auch nichts ändern. Ich weiß, es ist traurig, dass es so kommen musste. Aber wir sollten es akzeptieren und müssen halt jetzt einen Weg finden, wie wir weiter machen.“ Versuchte er Kiro etwas aufzumuntern, der ihn nur etwas gequält anlächelte. „Ich weiß. Aber ich kann es nicht.“ Mit diesen Worten zog er Strify zu sich ins Bett und kuschelte sich eng an ihn. Der Sänger seufzte und ließ es mit sich machen. „Es ist schwer, ich weiß. Und du weißt, dass ich dir helfen werde“, erwiderte er leise, strich dem Kleineren über den Kopf und hauchte ihm einen Kuss auf sie Stirn. Kiro nickte nur, blickte ihn dann immer noch traurig an und küsste ihn dann sanft. Strify erwiderte den Kuss, schloss die Augen und zog den Kleinen etwas enger an sich. In der letzten Zeit hatten sie immer mehr Zärtlichkeiten ausgetauscht und beinahe wäre mehr passiert, hätte sie das Telefon nicht gestört. Heute wusste Strify auch nicht, wie weit er sich zurück halten konnte oder wer sie wieder stören würde. Noch zaghaft und ganz sachte wanderten seine Finger über Kiros Rücken, während er den Kuss vertiefte. Der Bassist genoss die Berührungen des anderen und ließ den Kuss etwas intensiver werden. Er verlor sich ganz und gar in den Körperkontakten und ließ sich einfach gehen. Dachte nicht mehr drüber nach, was er tat. Handelte einfach aus Instinkt und Verlangen. Unbemerkt, vielleicht auch ungewollt, entsprang ein inniges Zungenspiel aus dem Kuss. Ihre Hände erforschten den jeweils anderen Körper. Suchten Stellen, an denen sie unter den Stoff krochen und über die zarte Haut des anderen strichen. Jeder spürte des anderen wohlige Gänsehaut und fuhren fort, die andere Welt zu erforschen. Immer weiter drangen die Finger in unbekannte Gefilde vor und neckten und stichelten sich gegenseitig an, doch schneller, mutiger voran zu gehen. Doch weiterhin blieben sie noch zaghaft und zögerlich. Bis endlich nach einer geraumen Weile jeglicher Stoff, der die Körper bedeckt hatte irgendwo anders war, nur nicht da wo er hin gehörte. Körper presste sich an Körper und aus dem sanften innigen, war ein wildes, forderndes Zungenspiel geworden. Weiter und weiter neckten Hände und Finger den jeweils anderen. Bis der Größere nicht weiter warten wollte und ein Stück weiter in die noch fremde Welt vordrang. Er verband sich mit dem Kleineren und war nun vollends in seiner Welt, die er so schön fand und gar nicht mehr gehen wollte. Zuerst wanderte er langsam umher, bis er einen Berg erblickte. Er ging etwas schneller. Endlich stand er vor dem Berg und blieb an dessen Fuß kurz stehen. Doch dann begann er langsam den Anstieg. Noch konnte er die höchste Stelle des Berges nicht sehen und er ging etwas schneller. Wollte irgendwann noch sie Spitze erreichen. Immer schneller trugen ihn seine Füße hinauf. Dann endlich konnte er die Spitze sehen. Aber nicht nur das: Dort oben wartete jemand mit ausgebreiteten Armen auf ihn. Er legte noch einen Zahn zu. Rannte letzten Endes das letzte Stück Weges so schnell er nur konnte. Dann fiel er dem Menschen, den er gesucht und jetzt gefunden hatte um den Hals. Doch Strify fand sich nicht auf dem Berg in Kiros Armen, sondern in dessen Bett auf ihm liegend wieder. Trotzdem lag er in dessen Armen. Atmete noch etwas schwer von dem Aufstieg. Aber er war glücklich. Hatte von der anderen Welt gesehen, was er hatte sehen wollen und zog sich jetzt langsam und vorsichtig aus ihm zurück. Ein strahlendes Lächeln kam ihm entgegen, als er Kiro anblickte. Er lächelte glücklich zurück und legte sich etwas erschöpft neben den Kleineren. Doch er hatte nicht mit mehr gerechnet. Kiro saß auf einmal auf ihm und küsste ihn wieder innig. Wollte doch auch die Welt des Sängers näher erforschen und hielt sich in dem eigenen Verlangen auch nicht mehr auf. Sehr vorsichtig und Zaghaft drang er in Strifys Welt ein, suchte den Berg und eilte ihn mit steigender Geschwindigkeit hinauf, bis er oben dem Sänger in die Arme fiel. Doch auch wie Strify, fand er sich nach seinem Aufstieg nicht in dessen Welt, sondern auf dem eigenen Bett, auf dem Sänger liegend wieder. Es war so schön gewesen in dessen Welt, dass er nur zu gerne immer dort wäre. Doch er wusste, dass das nicht ging, weil der andere auch etwas privaten Raum brauchte. Deshalb zog er sich aus ihm zurück, legte sich neben ihn und küsste ihn noch einmal sehr liebevoll, bevor er sich an Strify kuschelte und nach wenigen Minuten eingeschlafen war. Auch der Größere schlief schnell ein. Müde vor Erschöpfung. Kapitel 11: Nur noch zu viert ----------------------------- Er lag immer noch auf seinem Bett und ein Weinkrampf nach dem anderen schüttelte ihn. Der Gitarrist hatte mitbekommen, was in dem Zimmer neben an gerade los gewesen war. Viel würde er geben, wenn er das, was die beiden gerade erlebt hatten, mit Shin erleben durfte. Doch er wusste, dass er es nicht konnte. Es war zu spät. Hätte er ihm früher seine Liebe gestanden, hätten sie beide auch so schöne Sachen erleben können und Shin wäre vielleicht dann nicht gegangen. Yu vergrub das Gesicht im Kissen und weinte weiterhin bitterlich. Vermisste den Drummer jetzt schon so sehr. Er würde nicht lange ohne ihn auskommen, das wusste er jetzt schon. Irgendwann war er auf einem nassen Kissen eingeschlafen. Müde vom Weinen. Am nächsten Tag trafen sie sich mit ihren Managern und Tilo schlug vor, der Presse noch nichts davon zusagen und wenn diese nach Shin fragen würden, einfach sagen, er wäre krank, bis sie einen neuen Drummer gefunden hatten. Doch er sagte gleich, dass es eine ganze Weile dauern würde, bis er Ersatz finden würde, der seiner Meinung nach zur Band passte. „Vielleicht finde ich auch einen zweiten Shin“, meinte Tilo noch scherzhaft zum Schluss, merkte aber gleich, dass die Stimmung allgemein beim Thema des Drummers gleich auf Null sank. Sie würden nie jemanden finden, der ihren Shin ersetzen könnte, dachten die vier bei sich. Und jeder einzelne wusste, dass er das selbe wie die anderen dachte. Wieder klopfte es an seine Tür. Doch er reagierte nicht. „Yu, mach bitte auf!“, rief Kiro schon zum dritten mal. Aber Yu hatte keine Lust aufzustehen. Er kuschelte sich nur noch enger an Shins Stofftier, dass dieser vergessen hatte. Es war das einzige, das dem Gitarrist von dem Drummer geblieben war. „Yu. Hob, jetzt komm raus. Du hast dich jetzt schon lang genug da drin eingeschlossen. Wer weiß ob du in den drei Tagen überhaupt was zu dir genommen hast.“ Das war Romeo. Er schien sich wohl Sorgen zu machen. Aber Yu war das egal. Ja, seit drei Tagen, lag er schon auf seinem Bett und war immer nur nachts, als die anderen Schlafen für das Nötigste aus seinem Zimmer gekommen. Gekonnt ignorierte er ein Knurren seines Magens. Er wusste, dass er essen und trinken musste, damit er nicht im Grab landete. Aber wenn er was aß und trank, würde Shin auch nich wieder kommen. „Wenn du dich in deinem Zimmer zu Tode hungerst, bringt das Shin auch nicht wieder. Also beweg deinen verdammten Arsch hier raus. Wir haben in einer Stunde nen Fotoshooting!“ Das wirkte! Irgendwie hatte Romeo doch recht. Wenn er sich weiter in seinem Zimmer ein schloss und verhungerte, brachte das den Drummer auch nicht wieder. Aber was sollte er dann tun? Warten? Ja! Das war es. Wenn Yu wartete, würde Shin wieder kommen. Vielleicht war er ja nur für einige Zeit weg, um etwas Abstand zu bekommen. Vielleicht würde der größere Blonde ja bald wieder kommen. Und wenn Yu dann verhungert irgendwo unter der Erde lag, war das auch nicht das, was er wollte. Also rappelte er sich auf. Als er aufstand wurde ihm kurz schwarz vor Augen und er brummelte, schleppte sich dann zur Tür und öffnete. Dann stand er einem geschockten Romeo gegenüber. „Oh Gott Yu! Wie siehst du denn aus?“, entfuhr es ihm. Ein total abgemagerter Gitarrist stand vor ihm. Er hatte sehr zerzauste Haare und geschwollene rote Augen. Ob sie das bis zum Termin noch irgendwie retten konnten? „Strify, Kiro ich brauch eure Hilfe!“, rief der Keyboarder durch die Wohnung und die zwei anderen kamen sogleich. Sie packten Yu in die Küche auf einen Stuhl und bastelten an ihm herum. Versuchten alles, damit man die Spuren der letzten drei Tage nicht mehr erkennen konnte. Letzten Endes schafften sie das auch einigermaßen und gingen mit Yu zum Termin. Tilo und Eric warteten schon ungeduldig und blickten etwas verwirrt drein, als sie die vier sahen. „Was war?“, erkundigte sich Eric. „Yu hat sich seit drei Tagen nicht aus seinem Zimmer bewegt und wir mussten noch einige Spuren seines Leidens beseitigen“, erläuterte Romeo mit einem Seufzen. Yu hielt weiterhin den Blick gesenkt. Hatte bisher noch kein einziges Wort gesagt. „Ihr wisst, dass wir gleich nach dem Shooting ein Interview haben“, gab Tilo zu bedenken und schickte dann die Jungs in die Maske. Yu sagte den ganzen Tag kein Wort. Selbst beim Interview nicht. Worauf er auch angesprochen wurde. Doch Strify hatte ihn irgendwie raus reden können, ohne etwas von Shins Verschwinden preis zu geben. Wieder zu Hause angekommen, wurde der Gitarrist erst mal zum Essen verdonnert. Brav wie ein kleines Kind aß und trank er, was er vorgesetzt bekam und setzte sich dann zu den andren drein ins Wohnzimmer. Schlief dort aber schon nach wenigen Minuten tief und fest ein. Romeo trug ihn ins Zimmer, legte ihn dort auf das Bett und deckte ihn noch zu. Dann ließ er ihn in ruhe schlafen, nahm den Zimmerschlüssel noch an sich und schloss die Tür dann hinter sich. Setzte sich wieder zu Strify und Kiro und sah mit ihnen den Film noch zu Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)