Zombie-Loan: Der schwarze Klan von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Das Erbe der Nagoya Akademie... ------------------------------------------ „Dieses Gebäude war in dem Jahrhundert seiner Erbauung, das größte und für damalige Verhältnisse modernste Anwesen der Umgebung. Sein Besitzer und Gründer der Akademie, Hijikato Nagoya, hat keine Kosten gescheut, wenn es um den Bau seiner Schule ging...“ Shiroi führt die Beiden in einen großen, dunklen Raum, dessen Fenster beinahe vom Boden bis zu den steinernen Dachbalken weit über ihnen reichen. Die bunten Gläser erinnern an die Schieben einer alten Kirche. Die filigran gearbeiteten Motive zeigen verschiedene Szenen aus der Edo-Periode, wie Bankette oder Feste am Hof des Shogun. Michiru betrachtet die Kunstwerke beeindruckt und versäumt es auch nicht hin und wieder eine höfliche Floskel der Bewunderung auszusprechen. Zu beiden Seiten des Saals sind mehrere große Bücherregale aus dunklem Holz aufgereiht, die dem Raum den Hauch einer Bibliothek verleihen. Michiru wird plötzlich bewusst, dass Chika während der letzten 10 Minuten verdächtig ruhig war. Sie wirft einen prüfenden Blick hinter sich, mit der nicht ganz ungerechtfertigten Befürchtung, er könne sich einfach aus dem Staub gemacht haben, die sich aber als unbegründet erweist. Er steht mit einigem Abstand hinter ihr und lässt den Blick gelangweilt über die Bücherregale schweifen. Michiru ist kurz davor sich erleichtert wieder Shirois Ausführungen zu widmen, als ihr das schmale, weiße Kabel auffällt, das sich von Chikas Hals bis zu seiner Hosentasche schlängelt. „Grrr... das glaub' ich einfach nicht...“ Michiru schnappt sich mit einer flinken Handbewegung das Kabel und reisst es, mitsamt dem daran hängenden, laufenden Mp3-Player an sich. Chika versucht das Gerät empört zurück zu erobern, doch sie bleibt hart und bringt ihn mit einem bedrohlichen Zischen zum Schweigen. „Was fällt dir ein, einfach Musik zu hören?! Hast du vergessen, dass wir nicht zum Spaß hier sind? Bleib gefälligst bei der Sache!“ Sie hält die leise vor sich hinsummenden Kopfhörer an eines ihrer Ohren und zuckt etwas zusammen, als plötzlich ein, von einem aggressiven Rhythmus unterlegter Gitarrenriff ansetzt. „... Was ist das überhaupt für eine schreckliche Musik? Klingt als würde da jemand seine Katze misshandeln...“ Chika zieht eine gequälte Grimasse und verschränkt wütend die Arme vor der Brust. „Was hast du gegen The Birthday?? Du weißt eben einen außergewöhnlichen Musikstil nicht zu schätzen, 500Yen!“ „Ich glaube eher, dass du einfach keinen Geschmack hast!“ „Ach ja?! Und das sagt mir jemand der ein Poster von Suzumura Kenichi in seinem Zimmer hängen hat! Denk vor solchen Ansagen besser darüber nach, mit wem du sprichst!“ Michiru fühlt sich einen Moment ertappt, überspielt es aber geschickt. Ihr Blick fällt auf Shiroi, der einige Meter entfernt eines der kunstvollen Fenster näher beschreibt und den Verlust seiner Zuhörer offenbar gar nicht wahrnimmt. Michiru ist einen Moment leicht perplex darüber, und versucht sich einzureden, dass er sie wohl absichtlich ignoriert, doch Chika zerstört ihren guten Willen mit einem geraunten „Ich wusste, dass er ein Freak ist...“. Sie stößt ihm den Ellenbogen in die Seite, setzt ein höfliches Lächeln auf und platziert sich unauffällig wieder an Shirois Seite, als wäre sie nie weg gewesen. Chika lässt die Hände frustriert in den Hosentaschen verschwinden und folgt ihr, mit einem sehnsüchtigen Blick auf seinen Mp3-Player, der für ihn unerreichbar in Michirus Hand ruht. „Das Anwesen ist wirklich beeindruckend, Yagamito-san. Es muss wirklich inspirierend sein in einem solchen Gebäude leben und lernen zu können.“ Michirus Bemühungen werden von Chika mit einem Augenrollen quittiert. Shiroi nimmt den Faden mit einem Lächeln auf. „Ja, man könnte es als ein Privileg bezeichnen... Wenn Sie sich für die Geschichte der Akademie interessieren, wie wäre es wenn ich Ihnen einen kleinen Einblick in den Kern unserer Schule gewähre, Miss Kita?“ Auf Michirus Gesicht erscheint ein Strahlen. „Das wäre Großartig!... Ähm, das heißt, wenn es keine Umstände macht...“ „Nicht doch... folgt mir einfach...“ Er streckt Michiru einen Arm entgegen und führt sie, von Chika gefolgt, zu einer schweren, schwarzen Holztür an der Nordseite des Saals. Zu Michirus Erstaunen besitzt die Tür weder ein Schloss, noch einen Griff. Shiroi öffnet eine kleine Holzschatulle, die neben der Tür an der Wand angebracht ist, und ein modernes, silbernes Tastenfeld, mit zehn kleinen Knöpfen wird sichtbar. Mit einer geübten Handbewegung tippt er einen fünfstelligen Zahlencode ein, den das Gerät mit einem leisen Piepen annimmt. Ein dumpfes Klicken ist zu hören, bevor die massive Tür lautlos zur Seite gleitet. Michiru und Chika werfen sich vielsagende Blicke zu und folgen Shiroi schließlich mit gemischten Gefühlen durch den Türrahmen in einen dunklen Gang, der mit steilen Stufen eine gewundene Treppe hinunterführt. Alle paar Meter wird der enge Flur von einer schlichten, flachen Lampe beleuchtet, gerade hell genug, dass sie das grobe Gestein der fensterlosen Wände erkennen können. Shiroi geht ihnen voraus, das Gesicht von ihnen abgewandt. „Ihr solltet euch geehrt fühlen... Sogar den meisten Schülern der Akademie bleibt das Betreten dieser Räumlichkeiten vorenthalten...“ „Oh ja, ich frage mich womit wir das wohl verdient haben...“ Der zynische Unterton in Chikas Stimme ist unüberhörbar. Shiroi bleibt allerdings völlig unbewegt. „...Man könnte wohl sagen, dass ich hierbei nicht ganz ohne Hintergedanken handle... Aber diese Vorgehensweise sollte euch ja mehr als bekannt sein... Warum sonst solltet ihr heute hier aufgetaucht sein?... Wenn wir schon beim Thema sind...“ Er wendet sich mit einem amüsierten Lächeln zu den Beiden um. „... Wie geht es der werten Vorsitzenden Shimotsuki? Hat sie immer noch Spaß daran mehr oder weniger menschliche Kreaturen in dieser Bruchbude zu sammeln, die sie Studentenwohnheim nennt?“ Shito löst eine weitere Seite aus der Akte auf seinem Schoß und legt sie auf einen Stapel zu seiner rechten, bevor er den schweren Ordner mit einem Stöhnen beiseite schiebt. Er hatte sich von der stundenlangen Arbeit insgesamt mehr erhofft, denn die Informationen über die Nagoya Akademie beschränken sich bisher auf verschiedene Kapital Transaktionen und Kredite, über die die Xu Fu akribisch buchgeführt haben. Ein kleines zufriedenes Lächeln kann Shito sich aber nicht verkneifen, als er daran denkt, dass sogar der große Clan der Xu Fu vor nichtmal einem Jahrhundert kurz vor dem Bankrott stand. Die Akten vor ihm sind Zeugen jedes einzelnen Geldbetrages den Xu Fu von der Nagoya Akademie im laufe der Zeit erhalten hatte. Allerdings sind diese immer als Transaktionen notiert, und nicht als Spenden oder ähnliches... Die Nagoya muss also etwas im Gegenzug erhalten haben,... etwas das hier in den Akten unerwähnt bleibt. Shito seufzt und macht sich daran, den für ihn nutzlosen Teil der verstreuten Ordner wieder in dem Aktenschrank zu verstauen, als ein leises Geräusch ihn innehalten lässt. Er steht mit dem Rücken zur Tür und hat plötzlich das Gefühl, jemand würde ihn im Halbdunkel beobachten. Als er sich umdrehen will, fährt ein ihm nur zu gut bekannter, stechender Schmerz durch seinen ganzen Körper, so überwältigend, dass er ihn in die Knie sinken lässt. Genauso schnell wie die Qualen einsetzten, sind sie im nächsten Moment wieder verschwunden, und Shito hebt keuchend den Blick in Richtung der Tür, wo eine schmale Gestalt mit einem breiten Grinsen auf ihn herabsieht. „Oh? Ihr seid es, Shito-sama? Es tut mir wirklich unglaublich leid, aber ich konnte ja nicht ahnen ausgerechnet Euch hier mitten in der Nacht anzutreffen... Ich bitte Euch, mir dieses Missgeschick zu verzeihen...“ „Tss... wenn du schon solche geheuchelten Worte benutzt, dann lass wenigstens dieses Grinsen weg...“ Shito richtet sich wütend auf, versucht sich von dem steinernen Lächeln seines Gegenübers aber nicht weiter provozieren zu lassen, schließlich ist er ausnahmsweise derjenige, der Grund zu einem Gespräch mit Toho hat... „Mich würde interessieren was der junge Master hier mitten in der Nacht zu suchen hat..?“ „Das geb ich gern zurück... Ich dachte du bist in Hong Kong..?“ „Nun ja, nachdem der Master am Telefon so erpicht darauf war mich zu sehen, dachte ich ich könnte sein Leiden etwas verkürzen und etwas früher zurückkehren... Ich konnte ja nicht ahnen, dass Ihr mich so sehr vermisst, dass Ihr sogar hier herkommen würdet... Aber glaubt Ihr nicht, dass mein privates Büro Eure Sehnsucht weitaus besser befriedigen würde-...“ „Halt die Schnauze, du perverser, verdammter,-...! Ich bin ganz bestimmt nicht deinetwegen hier!... Behalt deine kranken Phantasien von jetzt an für dich, kapiert?!“ Das leise Kichern, das von Toho ausgeht, lässt Shito kalte Schauer den Rücken hinunterlaufen. „Schön, wie Ihr wünscht, Master... Dürfte ich trotzdem fragen, was Ihr hier gesucht habt?“ Sein Blick wandert an Shito vorbei über den Boden, wo noch immer der größte Teil der weit verstreuten Akten herumliegt. Shito entscheidet sich gleich zum Punkt zu kommen, um diesem unangenehmen Gespräch ein möglichst schnelles Ende zu bereiten. „Ich will wissen was Xu Fu mit der Nagoya Akademie zu tun hat... und was es mit dieser seltsamen Bruderschaft innerhalb der Schule auf sich hat.“ „Hihi, recht ernster Stoff für eine nächtliche Unterhaltung, meint Ihr nicht auch?“ „Sag mir einfach was du weißt.“ Toho scheint einen Moment nachdenklich und lässt sich schweigend auf einem niedrigen Aktenschrank nieder. „Ich schätze Ihr konntet hier nicht mehr als die Aufzeichnungen über verschiedene finanzielle Begebenheiten zwischen uns und der Nagoya Akademie finden...“ Shito nickt stumm. „Nun ja, ich denke ihr Reichtum an Kapital, ist alles Interessante was man über die Nagoya wissen muss...“ „Aber warum sollte die Akademie einer Organisation wie Xu Fu Geld zukommen lassen? Sie müssen irgendwas im Gegenzug erhalten haben... Etwas, das in den Akten hier verschwiegen wird.“ „Ich sehe Ihr seid nicht dumm, Shito-sama... Wie soll ich sagen... Die Gegenleistungen sind zu unwichtig, als dass sie hier festgehalten werden müssten...“ Shito wird allmählich ungeduldig. Er hasst es, wenn Toho die Gespräche mit ihm immer unnötig in die Länge zieht. „Aber was genau ist es?!“ Toho scheint angesichts Shitos Ungedult recht amüsiert zu sein. „Information. Sie haben Xu Fu mit dem nötigen Kapital versorgt und wir haben als Gegenleistung etwas mit ihnen geteilt, das sie nur von uns haben konnten. Damals war es mein Großvater, der diesen recht einseitigen Handel betrieb... Die Xu Fu hatten zu dieser Zeit viele Rückschläge zu verzeichnen, also verkaufte er das wertvollste, das er damals anzubieten hatte.... Die Geheimnisse, die nur die Toho besitzen sollten...“ „Geheimnisse?“ „Ganz recht. Er verkaufte das Wissen der Toho, unsere Formeln, Rituale, die Techniken um Wesen wie diese niederen, tierhaften Zombies zu bändigen, und so weiter... Alles was gewöhnlichen Menschen normalerweise verborgen bleibt...“ Shito ist aufgrund der Gelassenheit, mit der Toho diese Tatsachen ausspricht, einen Moment zu perplex um zu antworten. „Er- Er hat dieses Wissen einfach so verkauft?!“ „Es war das einzig sinnvolle... Vielmehr war dieser Tausch mehr als lukrativ für uns, während die Nagoya ihr Geld ebenso hätten verschenken können... Mein Großvater wusste natürlich, dass ihnen all das Wissen nichts einbringen würde...“ Shito ist mehr als verwirrt und versucht verzweifelt sein Bild von den Xu Fu mit dem Handeln dieses Toho in Einklang zu bringen, was ihm allerdings mehr oder weniger misslingt. „Warum sollten die Xu Fu sich selbst einen solchen Gegenspieler schaffen? Ich dachte immer ein Grund für die Macht der Xu Fu ist die Tatsache, dass sie die einzige Organisation sind, die sich so darauf versteht mithilfe von Magie ihre Ziele zu erreichen... Warum sollten sie diesen Vorteil mit irgendjemandem teilen..?“ Tohos falsches Grinsen wird noch etwas breiter. „Ich deutete doch bereits an, dass von den Leuten der Nagoya keinerlei Gefahr für Xu Fu ausgeht. Ihr erwähntet vorher die Bruderschaft innerhalb der Schule... Nun ich denke, ich werde es euch erklären... Diese Bruderschaft beruft sich auf den Klan des Gründers der Nagoya Akademie, Hijikato Nagoya. Es war ursprünglich eine Sippe von Priestern, die ihre einst wohl frommen Ideale über die Jahrhunderte verwarfen, und ihre besonderen Fähigkeiten mehr oder weniger dazu einsetzten, sich selbst finanziellen Wohlstand zu sichern. Sie erlangten traurige Berühmtheit, aufgrund ihrer brutalen und unmenschlichen Vorgehensweise, manche behaupteten sogar, die Mitglieder der Familie wären Dämonen... So kamen sie schließlich zu dem eher unrühmlichen Titel: Schwarzer Klan... Wie dem auch sei, sie schafften sich im Laufe der Zeit zu viele Feinde und der Klan starb mit dem Tode von Hijikato Nagoya aus, und mit ihm auch das Geschlecht, dem die Magie der Priester im Blute lag. Doch die Lehren, die Hijikato vor seinem Ableben in seiner Schule verbreitete lebten weiter. Die Bruderschaft, die noch heute existiert, beruft sich auf das Erbe des schwarzen Klans, die Lehren von Hijikato Nagoya. Sie versuchen auf altem Wege dem Klan zu seinem früheren Glanz zu verhelfen... deshalb sind sie stets auf der Suche nach Möglichkeiten, die Fähigkeiten der alten Priester zurück zuerlangen... Ein sehr bedauernswertes Bestreben, ist es doch gleichsam aufwendig wie aussichtslos...“ „Woher weißt du, dass sie es nicht doch irgendwann schaffen könnten?... Oder es möglicherweise schon geschaffte haben...“ Toho lässt ein schallendes Lachen vernehmen. „Mein Großvater hätte seine Geheimnisse wohl nie mit ihnen geteilt wenn er sich nicht absolut sicher gewesen wäre... Die schwarze Bruderschaft mag ein Wissen über die dunkle Macht haben, das annähernd so groß ist wie das von uns Toho, doch ihnen fehlt das Blut um sie einzusetzen! Während das Geschlecht der Toho seit Jahrhunderten fortbesteht, ist das Erbe der Priester des schwarzen Klans längst ausgestorben. Ohne das Blut, sind sie nur ein Haufen erbärmlicher Menschen, die Zauberformeln vor sich hinmurmeln, ohne jemals einen Effekt damit zu erzielen... Auch wenn ihr Wissen noch so ausgereift ist, ihnen fehlt der wichtigste Grundbaustein um es einzusetzen, die Substanz des Ganzen! Man könnte sagen, der Kern ihrer Macht ist für sie unerreichbar...“ ...Kern?! In Shitos Kopf überschlagen sich die Gedanken . Er erinnert sich an die besessenen Menschen, die wie falsche Zombies wirkten und an ihr Treffen mit dem seltsamen Unbekannten, den scheinbar die Aura eines Shinigami umgab... Nach und nach formt sich dieses Puzzle zu einem Bild, das Shito ganz und gar nicht gefallen will... „Was wenn sie einen Kern gefunden haben?“ Toho blickt ihn verblüfft an. „Ich fürchte ich kann Ihnen nicht folgen, Master...“ Shito holt tief Luft, damit seine Worte sich nicht überschlagen. „Ich meine, was wenn die Bruderschaft etwas gefunden hat, um diese Lücke zu schließen? Etwas, das ihnen genug Macht gibt, um das gesammelte Wissen einzusetzten? Was wenn sie bereits im Besitz eines Kerns für ihre Fähigkeiten sind?“ Tohos Lächeln scheint für einen Moment etwas ins schwanken zu geraten. „Und was glaubt Ihr, könnte das sein?“ „Der Kern eines Shinigami, zum Beispiel?“ Toho springt von seinem Platz auf dem Aktenschrank auf und geht etwas unruhig hin und her. „Lächerlich! Sie sind nur ein Haufen erbärmlicher Menschen, sie könnten niemals in den Besitz eines Shinigami-Kerns gelangen. Völlig ausgeschlossen....“ Shito schweigt. Ihm ist sehr wohl klar, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es ein paar gewöhnlichen Menschen gelingt einem Shinigami den Kern zu stehlen, unglaublich klein ist. Andererseits... Toho unterbricht plötzlich seine Gedanken. „Was mich wirklich interessieren würde, ist, warum Ihr soviel Interesse an dem schwarzen Klan zeigt, Shito-sama...“ „Ich bin nicht verpflichtet, dir über alles Auskunft zu geben, Toho...“ „Schön, wie Ihr wünscht...“ Toho wendet sich zum gehen um, hält aber im Türrahmen noch einmal inne. „Lasst mich Euch noch einen kurzen Rat geben... Auch wenn die Nagoya wohl kaum die magischen Fähigkeiten besitzen, die sie sich wünschen... Für menschliche Verhältnisse stellen sie eine gefährliche Organisation dar, die sich nicht gerne an die Spielregeln hält... gerade in einer Nacht wie heute...“ „Was meinst du? Was ist heute?“ „Ihr habt es nicht gehört? Der jährliche Ball der Nagoya Akademie steht an... Es ist allgemein bekannt, dass hierbei neue Mitglieder in die Ränge der Bruderschaft geladen werden... Was allerdings offiziell verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass diesen Neulingen nicht wirklich die Wahl gelassen wird... Man hört gewisse Gerüchte versteht sich...“ „Und die wären?“ „Dass jeder, der nicht den Vorstellung des Klans entspricht, diese kleine Party so schnell nicht wieder verlässt... Die Nagoya Akademie hat mehr Einfluss über die Stadt, als Ihr euch vermutlich vorstellen könnt... für sie ist es ein leichtes einen Menschen einfach verschwinden zu lassen...“ Toho wirft mit einem neuen Grinsen auf dem Gesicht einen Blick zurück zu Shito bevor er sich endgültig zum gehen aufmacht. „Nicht, dass Ihr euch darüber sorgen machen müsstet, Master, schließlich habe ich ein Auge auf Euch... Bei Euren kleinen Freunden ist das allerdings etwas anderes...“ Shito wirft einen hastigen Blick auf seine rechte Hand, die immer noch eher schlecht als recht an seinem Arm haften bleibt und drängt sich eilig an Toho vorbei, in den dunklen Flur, der aus dem Gebäude hinausführt. „Was soll das heißen? Woher sollte jemand wie du über Shimotsuki und das Wohnheim bescheid wissen?“ Shiroi ignoriert Chika schlichtweg und setzt seinen Weg durch das dunkle Treppenhaus schweigend fort. Chika will ihm wütend folgen, als Michiru ihn am Ärmel zurückhält. „Denkst du nicht wir sollten die Gelegenheit nutzen und von hier verschwinden... Wir wissen nicht was Shiroi noch über uns weiß... Ich fürchte im Moment, ist er derjenige der alle Fäden in der Hand hält...“ Chika scheint für einen kurzen Moment nachzudenken, reisst sich dann aber von ihr los. „Kann sein, dass du recht hast, aber es sieht so aus als wären wir kurz davor herauszukriegen, was in dieser Schule wirklich vorgeht, und ich werde mir diese Gelegenheit sicher nicht entgehen lassen..!“ Michiru rennt stolpert und nach einigem Zögern hinter ihm die Treppe hinunter, bis diese plötzlich in einen großen düsteren Saal mündet. Shiroi scheint auf sie gewartet zu haben, und wendet sich, als er sie entdeckt, einer großen schwarzen Tür zu, die beinahe die gesamte Wand ihnen gegenüber einnimmt. „Die V.I.P-Party hat bereits angefangen... Der schlichte Ball oben ist nichts weiter als Dekoration... das eigentliche Fest findet hier statt...“ Ein winziger Schlitz öffnet sich im unteren Drittel der Tür und Michiru glaubt einen kurzen Moment lang ein Augenpaar hindurchblicken zu sehen. Mit einem leichten Klicken schließt sich der Schlitz wieder und kurz darauf setzen sich die schweren Türflügel in Bewegung. Chika und Michiru folgen Shiroi in den Raum dahinter, wo sich bereits eine beträchtliche Menschenmenge versammelt hat. Die Anwesenden stehen mit den Rücken zu ihnen gewandt und betrachten offensichtlich gebannt, einen kleinen Balkon der aus der massiven Steinwand ragt. Michiru zuckt zusammen als die schwere Tür hinter ihnen lautstark in Schloss fällt. Sie lässt den Blick nervös durch das Zimmer schweifen... Die Mehrheit der Leute scheinen keine Schüler der Akademie zu sein, jedenfalls tragen sie nicht die typischen Schuluniformen... An den Wänden des Raumes stehen etwa 15 vermummte Gestalten, die Michiru aufgrund ihrer langen schwarzen Gewänder im ersten Moment für Statuen gehalten hatte. Die Art und Weise wie sie die Gruppe in ihrer Mitte beobachten, lässt keinen Zweifel daran, dass sie wohl eine Wächter-Funktion innehaben. Shiroi schreitet selbstbewusst durch die Menge und stellt sich unterhalb des Balkons vor ihnen auf. Eine der vermummten Personen schleicht zu ihm hinüber und flüstert ihm etwas ins Ohr. Shiroi verdreht einen Moment die Augen, setzt aber sofort wieder ein gut gelauntes Lächeln auf. „Okay, wie ich höre sind die Vorbereitungen noch nicht ganz abgeschlossen... Aber da ich selbst meine Gäste etwas verspätet hergebracht habe, werde ich es noch einmal verzeihen... Beendet das Ritual wie gewohnt, damit wir uns endlich dem Höhepunkt des Abends widmen können..!“ Während drei der Personen in Schwarz offenbar mit kurzen Vorbereitungen beginnen, schlendert Shiroi zufrieden auf einen gepolsterten, altmodischen Stuhl neben der großen Tür zu. Als er an an Chika vorbeikommt hält er mit einem betont provokantem Grinsen inne. „Ich hoffe ihr genießt die Show...“ Gerade als Chika den Mund öffnet, um etwas zu erwidern, dringt ein spitzer Schrei durch den Raum. Michiru und Chika starren gebannt nach vorne, wo drei der vermummten Gestalten eine junge Frau in ihre Mitte zerren, die sich unter Tränen gegen ihre Angreifer wehrt. Chika tritt einen Schritt nach vorne, doch augenblicklich stellt sich ihm ein Wächter in den Weg, während zwei weitere ihn an den Armen festhalten. Die anderen Anwesenden, scheinen keinerlei Mitleid mit dem Mädchen vor ihnen zu haben, und beobachten das Geschehen vorne ohne irgendeine Reaktion. Einer der Männer in Schwarz packt die Frau an den Haaren und reisst grob ihren Kopf nach hinten, im selben Moment zückt ein weiterer einen seltsamen, mit bunten Steinen verzierten Dolch und hält ihn an ihre Kehle. Einer der Edelsteine, der am Schaft des Messers angebracht ist, schimmert in einem besonders auffälligen Rot. Michirus Herz macht einen unangenehmen Sprung, und der Schrei, der ihr eigentlich entgleiten sollte, kommt nur lautlos über ihre Lippen. Ohne zu zögern zieht die Gestalt die glänzende Klinge des Dolches über den Hals des Mädchens, dessen angstvolle Schreie im selben Moment verstummen. Ein schmaler roter Streifen zieht sich quer über ihre Haut, und ein leichtes Blutrinnsaal läuft an ihrer Kehle hinunter und färbt den Kragen ihres hellen Kleides allmählich rot. Die Wächter lassen die junge Frau los, sodass sie beinahe geräuschlos auf dem kahlen Gesteinboden zusammensinkt und reglos liegen bleibt. Während Michiru noch immer wie erstarrt auf die junge Frau blickt, reisst Chika sich fluchend von den Wächtern los und drängt sich mitten durch die Menschengruppe nach vorne. Er lässt sich vor dem Mädchen auf die Knie fallen und dreht sie vorsichtig auf den Rücken. Auch wenn sie offenbar das Bewusstsein verloren hat, atmet sie noch immer gleichmäßig und auch die Wunde an ihrem Hals scheint von nahem betrachtet nicht so schlimm wie er erwartet hatte. Er lässt den Blick über die Gruppe, die das Ganze stumm beobachtet, schweifen. Ihre Gesichter sehen völlig Emotionslos aus, und keiner von ihnen macht irgendwelche anstalten dem Mädchen zu helfen. Chika richtet sich wütend auf. „Was zur Hölle ist los mit euch..? Wollt ihr sie hier verbluten lassen!?“ Als noch immer keine Reaktion von ihnen ausgeht, ballt er wütend die Fäuste. Sein Blick sucht Shiroi, der ihn offenbar höchst amüsiert mustert. „Was ist hier los, Shiroi?! Was hast du mit ihnen gemacht..?“ Shiroi erhebt sich elegant von seinem Stuhl und wirft den schwarzen Wächtern eine schlichte Geste zu, weshalb sich diese augenblicklich in Bewegung setzen und sich um Chika herum aufstellen. Michiru macht besorgt einen Schritt nach vorne, doch sie wird sofort von der groben Hand eines der Kuttenträger aufgehalten. Shiroi wirft einen Blick auf die glänzende Uhr an seinem Handgelenk. „Es wird allmählich Zeit... Wir sollten das Ganze jetzt zu ende bringen.“ Chika sieht ihn verbissen an. „Du hast mir immer noch nicht geantwortet, Mistkerl...“ „Glaub mir, du kriegst deine Antwort schneller als dir lieb ist... Schafft die Neue beiseite...“ Einige der Wächter treten einen Schritt auf die junge Frau zu, doch Chika stellt sich ihnen in den Weg. „Wagt es bloß nicht...“ Die Gestalt, die Chika am nächsten steht, hält noch immer den verzierten Dolch in der Hand und gibt einem weiteren der Männer in Schwarz mit einer schnellen Handbewegung Anweisungen, weshalb er sich drohend zu Chika umwendet. Doch diesem gelingt es dem Angreifer geschickt auszuweichen und ihn mit einem gezielten Schlag zu Boden zu werfen. Erleichtert stellt er fest, dass seine rechte Hand offenbar wieder problemlos an seinem Arm haftet. Er entdeckt Michiru, die einige Meter entfernt, von einem der Kuttenträger festgehalten wird. Er stößt einen weiteren Angreifer schlichtweg beiseite und wendet sich der jungen Frau zu um sie vom Boden zuheben, zu seinem Erstaunen scheint sie das Bewusstsein aber schon wieder zurückerlangt zu haben. Sie wirkt leicht verwirrt, und Chika versucht verzeifelt sich etwas einfallen zu lassen, damit sie nicht Panik gerät... „Alles okay? Keine Sorge, ich hol dich hier rau-...Hey!?“ Das Mädchen klammert sich ohne Vorwarnung an seinem Arm fest, wobei sie ihre Fingernägel schmerzhaft in seine Haut gräbt. Als sie ihren Kopf hebt, starrt sie ihm mit leuchtend roten Augen entgegen, aus ihrem Mund blitzen die spitzen Enden von messerscharfen Eckzähnen hervor. Chika versucht sie verzweifelt loszuwerden, doch es gelingt ihm nicht seinen Arm aus ihrem festen Griff zu entwinden. Die anderen Anwesenden, die sich bisher kaum gerührt haben werden allmählich auch aktiver, und Chika sieht sich plötzlich einem Meer aus rot glühenden Augenpaaren gegenüber. Shiroi geht auf den Vermummten mit dem Dolch zu und reisst ihm das Messer mit einem vorfreudigen Grinsen aus der Hand. Gerade als Chika sich mühsam mit seinem freien Arm von einem weiteren Angreifer befreit, nutzt Shiroi die Gelegenheit und gebietet den Wächtern um ihn herum ihm Platz zu machen. Michiru versucht sich verzweifelt zu befreien, doch sie hat gegen den Mann der sie festhält nicht den Hauch einer Chance. Shiroi steht plötzlich breit lächelnd vor Chika, der ihn wütend am Kragen packt, doch bevor er die Gelegenheit bekommt seinem Gegenüber das falsche Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, fährt ein stechender Schmerz durch Chikas Schulter. Die Klinge die sich knapp überhalb seines Herzens in seine Brust gebohrt hat, fühlt sich glühend heiß an und für den Bruchteil einer Sekunde hat Chika das Gefühl er müsse von Innen verbrennen. Shirois Gesicht verschwimmt vor ihm, als dieser den Dolch aus der Wunde zieht. Chikas Hand rutscht von Shirois Jackett-kragen ab und sinkt kraftlos nach unten. Er glaubt einen Moment er würde Michirus Stimme hören, doch sie geht zusammen mit den anderen Geräuschen des Raumes in einem monotonen Pochen in seinem Kopf unter. Das einzige, das er wahrnimmt ist sein Herzschlag, der ihm unnatürlich schnell vorkommt... Sein Herz scheint förmlich in seiner Brust zu rasen... ---------------------------------------------------------------------------- Kleine Autorenbemerkung^^: Michiru beschwert sich am Anfang des Kapitels über Chikas schlechten Musikgeschmack, der offensichtlich gerade einen Song von >The Birthday< hörte... Naja, >The Birthday< ist die Band, die das Opening zum ZL Anime spielt, also sollte sich jeder ZL fan spätestens jetzt ein Bild von dem Song machen können, der Michiru so gar nicht gefallen will :D Chika wiederum kontert damit, dass Michiru auf Suzumura Kenichi stehe, der vergleichsweise ruhigere Musik spielt und im Anime Chikas Synchronsprecher ist^^ deshalb auch seine Bemerkung: "Denk vor solchen Ansagen besser darüber nach, mit wem du sprichst!" :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)