Zombie-Loan: Der schwarze Klan von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Ein ganz normaler Tag... ----------------------------------- „Was ist passiert?... Wo sind alle...?“ Er lässt den Blick über das Trümmerfeld um sich herum schweifen. Alles ist verschwommen, nur ein paar schemenhafte Umrisse. Hier und da lodern ein paar Flammen,... wie tanzende Dämonen... Sein ganzer Körper schmerzt. Blut läuft ihm in die Augen. Er will es wegwischen, doch aus irgendeinem Grund greift er ins Leere. Er starrt auf seine Hand. Sein Atem beschleunigt sich schlagartig, als er auf den blutenden Stumpf starrt, der früher mal seine rechte Hand gewesen war. Sein Herz rast in seiner Brust und er stößt einen erstickten Schrei aus. Er zittert am ganzen Körper, alles was er noch zustande bringt ist ein hektisches Keuchen. Plötzlich spürt er einen leichten Druck auf seiner Schulter. Er fährt herum und schlägt blindlings die Hand einer dunklen Gestalt weg. Auf den Knien starrt er zu dem Mann, der vor ihm steht empor. Er trägt ein seltsames, weißes Gewandt und hat lange, blonde Haare die unter einer Kapuze hervor, auf seine Brust fallen. „W- wer bist du? Was willst du von mir?“ Seine Fragen sind eher ein erschöpftes Flüstern. Die Gestalt vor ihm grinst ihm beinahe schadenfroh entgegen. „Sag mir nur eins... Willst du leben?...Oder sterben?...“ Plötzlich verzieht sich die Umgebung um ihn herum. Alles scheint sich in Nichts aufzulösen. Er spürt wie er den Boden unter sich verliert und fällt. In die Dunkelheit. Plötzlich ein Klicken... Kaltes Metall schließt sich um sein rechtes Handgelenk. Seine Hand ist wieder da! Doch silbern glänzende Handschellen an einer Kette umschließen seinen Arm. Wie Fesseln... Er versucht irgendwo einen Halt zu finden doch er fällt nur immer weiter in den Abgrund... fällt immer tiefer... ins schwarze Nichts... Chika wird unsanft von dem Aufprall auf den alten Dielen seines heruntergekommenen Zimmers geweckt. Er liegt neben seinem Bett und atmet den modrigen Geruch ein, der in den, zum größten Teil schimmligen Zimmern in seiner Unterkunft zur Standard Einrichtung gehört. Einige Minuten liegt er einfach so da, dann rappelt er sich schließlich auf. Müde fährt er sich durch die zerzausten Haare und schleppt sich Richtung Badezimmer. Draußen ist es bereits taghell und er kann die Vögel zwitschern hören. Durch ein Fenster fallen Sonnenstrahlen in den sonst so tristen Flur und er bleibt einen Moment stehen um ihre Wärme zu genießen. Seine Laune bessert sich schlagartig, bei dem Gedanken daran, dass heute wohl auch eine warme Nacht ansteht... das heißt, beste Bedingungen für eine erfolgreiche Jagd. Und die ist mal wieder dringend nötig, schließlich haben sie seit einer Weile nur wenig Glück... Keine Beute, keine Jagd... und was das schlimmste ist: kein Cash!! Er kann sich kaum daran erinnern, wann er das letzte mal eine schöne, mehrstellige Zahl in seinem Kreditbuch gesehen hat... von ner schönen Stange Bargeld ganz zu schweigen... Wenn sie heute kein Glück haben, wird er wohl oder übel nach einer weiteren Geldquelle ausschau halten müssen... Als er kurze Zeit später in den gemeinsamen Speiseraum, des alten Hauses tritt, sind alle anderen bereits mit dem Frühstück fertig. Michiru begrüßt ihn mit einem freundlichen Lächeln und ihrem alltäglichen, verlegen gemurmelten „Guten Morgen!“. Er grinst ihr zu und lässt sich auf einen freien Stuhl fallen. Gerade als er zu dem Korb mit den Brötchen greifen will, tippt ihm jemand auf die Schulter. „Du sitzt auf meinem Platz, Akatsuki...“ Shito wirft ihm einen gewohnt kühlen Blick zu. „Ich seh hier nirgends deinen Namen draufstehen, Shito, also wie wär's wenn du dich einfach da drüben hinsetzt?“ Die zwei funkeln sich wütend an. „Du kannst hier nicht einfach reinkommen und anderen den Platz wegnehmen!“ „Und du kannst dich genauso gut zwei Meter weiter links hinsetzen, wo ist dein Problem?!“ „Mein Problem bist du!“ „Ach ja, wir können das auch gerne draußen klären!“ „Wie du willst! Vollidiot!“ „Scheißkerl!“ Michiru springt von ihrem Stuhl auf und drängt sich zwischen die Beiden. „Hey, mir fällt gerade ein,... wir kommen noch zu spät zur Schule! Los Beeilung!“ Sie packt Chika kurzerhand am Arm und zerrt ihn durch die Tür. Shito wirft ihm ein spottendes „Nächstes mal bist du dran, Trottel!“ hinterher, bevor auch er seine Jacke nimmt. Bevor Michiru ihn entgültig durch den Türrahmen zieht, beendet Chika den Streit noch mit einem verächtlich gemurmelten „Geh sterben, Shito!“, ein Satz den Michiru in der Regel mehrmals täglich zu hören bekommt... „Also wirklich, ich frag mich echt warum ihr sowas jeden Morgen veranstalten müsst...“ Chika antwortet mit einem verächtlichen „Tss..“ Er und Michiru schlendern den Bürgersteig entlang zu dem altmodischen Gebäude in dem sich ihre Schule befindet. Shito folgt ihnen, mit einem gewissen Sicherheitsabstand... Chika seufzt entnervt auf. „Ich hatte heute wirklich nicht vor in diese verdammte Schule zu gehen... ich konnte nichtmal frühstücken, wie zur Hölle soll ich jetzt bis zum Mittagessen überleben...?“ Um das ganze noch dramatischer zu gestalten, wiederholt er das gequälte Seufzen... „Du solltest wirklich nicht so oft die Schule schwänzen, Chika... und außerdem, ist es nicht egal ob du frühstückst oder nicht? Zombies können nicht verhungern oder?....“ Er wirft ihr einen entsetzten Blick zu. „Ich weiß selbst, dass wir nicht verhungern, das heißt aber nicht, dass wir Hunger nicht spüren können..! Wir sind genau wie Menschen, mit dem kleinen Unterschied, dass wir schon tot sind, klar! Du solltest mehr Taktgefühl haben, 500 Yen..!“ Michiru bleibt völlig entgeistert stehen und grübelt darüber nach, ob sie möglicherweise Zombie diskriminierend war, bevor ihr plötzlich bewusst wird, dass dies im Grunde nicht der springende Punkt war, da sie gerade von jemandem, der sie regelmäßig mit diversen Spitznamen anspricht, als taktlos bezeichnet wurde... Mit einem verträumten Gesichtsausdruck, grübelt sie stumm über die darin liegende Ironie nach... Chika dreht sich ungeduldig zu ihr um. „Beeil dich gefälligst, Sklave! Du musst mir vor der Schule noch etwas zu Essen kaufen, oder ich bring dich um, und esse dich!“ Michiru zuckt angesichts der Ernsthaftigkeit mit der er ihr droht zusammen, obwohl sie solche Ansagen eigentlich inzwischen gewohnt sein sollte, schließlich bekommt sie von beiden, Chika und Shito, täglich mehrere Morddrohungen an den Kopf geworfen... Das gehört genauso zu ihrem Alltag wie die ständigen Streitereinen der Beiden. Trotzdem entschließt sie sich, Chika besser was Essbares zu besorgen, weniger wegen der Gefahr selbst verspeist zu werden, sondern eher als Vorsorge, weil sie weiß, dass seine Laune sich, wenn es um Gratisessen geht, immer bessert. Als sie wenig später im Geschichtsunterricht sitzen, kann Michiru plötzlich nachvollziehen, warum Chika so häufig nicht in der Schule erscheint. Gelangweilt seufzt sie auf, muss einige Male sogar Gähnen. Sie sieht sich im Klassenzimmer um. Shito sitzt mit ausdruckslosem Gesicht auf seinem Platz rechts von ihr, vor ihm liegt sein Mathebuch. Dass sie gerade Geschichte haben, scheint ihn herzlich wenig zu interessieren... Chika sitzt etwas weiter hinten, doch sie kann das Rascheln der Chipstüte hören, die er unter seiner Bank versteckt hat, immer dann wenn er hineingreift, um sich eine neue Handvoll in den Mund zu stopfen. Sie fragt sich wie lange es wohl heute dauern wird, bis er aus dem Unterricht geworfen wird... Als wären ihre Gedanken erhört worden, schreitet ihr Geschichtslehrer zielstrebig durch die Schülerreihen auf Chika zu. Ein gespanntes Raunen geht durch die Klasse. „Chika Akastuki, wärest du bitte so freundlich und würdest das Essen einstellen und dich auf den Unterricht konzentrieren?!“ Chika sieht ihn nur wortlos an und steckt einen weiteren Chip in den Mund. „Gib mir die Tüte, du kannst sie dir nach der Stunde wieder abholen!“ Chika grinst ihn an, so als hätte er gerade einen Jackpot gewonnen. „Für 500Yen können sie die Tüte sogar behalten!“ Zwei Minuten später ist die Röte im Gesicht ihres Lehrers bereits wieder am abklingen und Chikas Sitzplatz ist leer. Michiru sieht ihn gerade noch am Fenster vorbei über den Pausenhof schlendern. Shito hat die ganze Aktion mit einem herablassenden Kopfschütteln bedacht... Chika atmet erleichtert die frische Luft ein und streckt sich. Er dachte schon der alte Kauz würde heute gar nicht aufgeben und ihn bis zur letzten Minute ignorieren... Gut, dass Michiru ihm die Chips gekauft hatte... Er läuft gelangweilt über das Schulgelände, bis zu dem kleinen Friedhof, der an den Schulgarten anschließt. Das Gebäude war früher einmal ein Kloster gewesen, deshalb befindet sich noch heute ein kleiner mit Grabsteinen gespickter Garten auf dem Grundstück. Er lehnt sich an einen hellen, marmornen Stein und schließt die Augen. „Hey, was genau soll das hier werden?“ Leicht genervt blinzelt Chika in die Richtung, aus der die Stimme kam. Vor ihm stehen drei ihm völlig unbekannte Studenten und funkeln ihn wütend an. Sie tragen die Uniformen der Nagoya Akademie, die teuerste Privatschule der Stadt. Die typische Arroganz, die die meisten Schüler dieses Internats an den Tag legen, ist für Chika gewöhnlich Grund genug, die Straßenseite zu wechseln, wenn er sie in ihren teuren Lacoste-Poloshirts, mit dem goldenen Schulemblem durch die Innenstadt flanieren sieht. Doch diesmal sieht es ganz danach aus, als würde er um eine Unterhaltung mit diesen Witzfiguren nicht herumkommen... „Hey, ich hab dich was gefragt! Sieh zu, dass du verschwindest, das hier ist unser Treffpunkt!“ „Tss, ich seh hier nirgends eine Reservierung... Was wollt ihr Naggies überhaupt auf unserem Schulgelände? Warum hängt ihr nicht am Pool in eurem tollen Streberinternat ab?“ „Warte du mieser-!“ „Lass es, Hakoto!“ Der älteste der Drei, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, wirft dem breitschultrigen Typen neben sich einen beschwichtigenden Blick zu, um sich gleich darauf herablassend an Chika zu wenden. „Als ob sich jemand wie wir wegen so einem erbärmlichen Stück Dreck die Hände schmutzig machen würde...“ „Klingt für mich nach der klassischen Ausrede eines Feiglings!“ „Du solltest besser darüber nachdenken, mit wem du hier redest, Kleiner!“ Chika gibt sich gänzlich unbeeindruckt. „Als ob ich mir die Namen von euch nervtötenden Naggies merken würde...“ Der vorher erhaltenen Ermahnung zum Trotz, springt der muskulöse Kerl namens Hakoto völlig unvermittelt nach vorne und lässt seine Faust auf Chika zurasen. Dank seiner, aufgrund der vielen Zombiejagten mittlerweile recht ausgeprägten Reflexe, ist es für Chika allerdings ein leichtes dem Schlag auszuweichen, sodass die Hand des Angreifers nicht auf sein Gesicht, sondern auf den massiven Marmorgrabstein hinter ihm prallt. Während Chika noch verzweifelt versucht einen Lachanfall zu unterdrücken, heult der Schlägertyp gequält auf, wofür er sich allerdings auch noch eine gehörige Kopfnuss seitens seines Kollegen einbringt. „Das wirst du noch bereuen, Mistkerl!“ Chika funkelt den offensichtlichen Anführer der Drei herausfordernd an, noch immer grinsend über den herumjammernden Hakoto. „Wow, ich hab richtig Angst! Ich frage mich, ob es bei euch Privatschülern wohl Tradition ist, sich bei einer Prügelei selbst außer Gefecht zu setzen...“ „Ich kann dir gern das Gegenteil beweisen!“ „Versuch's doch!“ Man kann förmlich spüren wie die Luft zwischen den Beiden brennt. Gerade als Chika mit einer Faust ausholen will, spürt er wie er von hinten unsanft am Kragen gepackt wird. „Wirklich wahr, Akatsuki, du kannst einem nichts als Ärger machen...“ Chika dreht sich wütend zu Shito um, der ihn eiskalt am Hemdkragen über den Weg Richtung Pausenhof schleift. „SHIIITO! Lass mich-..! Misch dich gefälligst nicht in meine Angelegenheiten ein, du verdammter, blöder-...!“ „Glaub mir, ich für meinen Teil würde es bevorzugen mich aus deinen kindischen Spielchen rauszuhalten... Aber Michiru hat unglücklicherweise drauf bestanden...“ „Seit wann hat 500Yen hier auch was zu melden?“ Erst jetzt bemerkt Chika, dass Michiru schnellen Schrittes und mit einem empörten Gesichtsausdruck neben ihnen herläuft. „Du Dummkopf solltest mir lieber danken! Es zeugt nicht gerade von Intelligenz sich mit diesen Verbindungsbrüdern anzulegen...“ Chika horcht auf. Auch Shito scheint, obwohl er wie sonst auch eine möglichst desinteressierte Miene zieht, ausnahmsweise ganz Ohr zu sein. „Verbindungsbrüder?“ „Yep. Sagt bloß, ihr wusstet das nicht? Diese Kerle sind von der Studentenverbindung der Nagoya Akademie. Um diese Jahreszeit hängen die aus den höheren Semstern immer in der Nähe der Highschools herum, angeblich um potenzielle, neue Mitglieder ausfindig zu machen... Aber das sind nur Gerüchte... Die Meisten würden eine Nominierung wahrscheinlich ohnehin ablehnen...“ „Warum? Ich dachte, diese Verbindungen wären immer so ne Art Karriere-Sprungbrett...“ Michiru seufzt. „Ja, das ist wahr.. die meisten einflussreichen Persönlichkeiten der Region sind ehemalige Verbindungsmitglieder... aber in den letzten Jahren, hat sich der Ruf dieser Bruderschaft verändert. Die Meisten haben jetzt Angst... es heißt, sie wären eher eine Art Sekte... und wer einmal ein Mitglied wird, bleibt es für immer...oder...“ Sie fährt mit einer eindeutigen Geste mit ihrem Zeigefinger über ihren Hals. Für einen Moment herrscht Stille. „Ähm, Shito? Du hältst immer noch meinen Kragen fest... Wenn du Angst vor den grusligen Verbindungsbrüdern hast, dann frag doch einfach 500Yen, ob sie deine Hand hält, anstatt dich an mich dranzuhängen...“ Michiru blendet das Kreuzfeuer aus wüsten Beschimpfungen, das sofort neben ihr ausbricht, einfach aus und sieht noch einmal nachdenklich zu den Drei zurückgebliebenen Studenten hinter ihnen, bevor sie sich seufzend daran macht Shito und Chika davon abzuhalten sich gegenseitig umzubringen... was keine leichte Aufgabe ist, wenn man bedenkt, dass sie, wenn sie erstmal wirklich in fahrt sind, nichtmal davon zurückschrecken sich gegenseitig mit Schwert und Schusswaffe zu bedrohen... Shiroi Yagamito blickt Michiru und den anderen mit einem verbissenen Gesichtsausdruck nach. „... So, sein Name ist also Chika Akatsuki..?“ „Sollen wir sie wirklich einfach so ziehen lassen, Shiroi?“ „Fürs erste... aber keine Sorge, so einfach kommen die uns nicht davon... setzt Akatsukis Namen auf die Liste...“ Die beiden Anderen grinsen sich vielsagend zu. „... Was das Mädchen angeht... irgendwas an ihr hat mir nicht gefallen, also findet heraus wer sie ist und behaltet sie im Auge... Als neues Mitglied ist sie jedoch vermutlich ungeeignet...“ „Was ist mit dem Anderen? Soweit ich weiß, war das Shito Tachibana...“ „Vergiss ihn...er gehört zum Xu Fu Clan...“ „Na und?“ Shiroi wirft seinem Partner ein mitleidiges Lächeln zu. „Mitglieder des Xu Fu Clans sind tabu... Wenn du auf die Jagd gehst, schießt du schließlich auch nicht auf andere Jäger... immerhin sind mehr als genug Beutetiere im Wald, um beide Parteien zufrieden zustellen...“ Er setzt ein kühles Lächeln auf. „Und ihr wisst doch, Brüder... heute Nacht fängt die eigentliche Jagd erst an...“ Kapitel 2: Auf der Jagd... -------------------------- ...Dong....Dong....Dong... Shito versucht sich verzweifelt von dem nervtötenden Geräusch abzulenken. ...Dong... Er hat das Gefühl, als würde mit jedem mal ein Messer in seinen Kopf gerammt werden. ...Dong... Er beisst unbewusst die Zähne aufeinander. ...Dong... Seine Hände sind bereits zu Fäusten geballt. ...Do-... „DAS WARS! JETZT STIRBST DU, AKATSUKI!!“ Chika sitzt einige Meter entfernt auf einer kleinen Betonmauer und fängt mit einer raschen Handbewegung den kleinen roten Gummiball, den er seit etwa 20 Minuten an ein Schild in einiger Entfernung geworfen hat, wo er jedesmal mit einem metallischen 'Dong' abgeprallt und zurück gesprungen ist. „Ich schwöre, Akatsuki, wenn du noch einmal diesen Ball wirfst-...!“ Für einige bedrückende Sekunden herrscht Stille. Wie in Zeitlupe lässt Chika den Ball zu seiner Jackentasche wandern. Shito beobachtet ihn regungslos. Im nächsten Moment hebt Chika jedoch den Arm und lässt den Ball gezielt in Shitos Richtung fliegen, wo er direkt in dessen Gesicht landet, sodass er mit einem Aufschrei nach hinten umfällt. Während Chika vor lachen beinahe von der niedrigen Mauer fällt, rappelt Shito sich mit wutverzerrtem Gesicht auf. Gerade als er mit zügigen Schritten auf seinen Partner zugeht um sich zu rächen, tritt Michiru mit einem geduldigen Seufzen zwischen die Beiden. „Könnt ihr euch nicht wenigstens einen Abend lang vertragen?“ „Wie soll das gehen, wenn dieser Trottel mir den letzten Nerv raubt!“ Chika setzt eine Unschuldsmiene auf. „Es ist langweilig, okay! Wir sitzen hier schon seit Stunden und absolut nichts ist passiert...“ Die Drei seufzten gequält auf. „Hey, 500Yen... bist du sicher, dass das hier der richtige Ort ist?“ Michiru hasst es im Grunde, sich wiederholen zu müssen... und diese Frage hatte sie in der letzten Stunde bereits mehrmals beantwortet. „Ja, ich bin mir sicher... das ist die Straße, die Bekkou beschrieben hat... Hier sind die Überfälle passiert.“ Eine junge Frau geht mit einer Einkaufstüte aus dem 24Stundenshop bepackt an ihnen vorbei. Chika springt sofort auf, doch Michiru hält ihn zurück. „Falscher Alarm, sie ist kein Zombie...“ Er lehnt sich frustriert zurück an die Mauer. „Wenn das so weitergeht, werden wir unsere Schulden nie rechzeitig zurückzahlen können...“ Die Frau verschwindet zügig um die nächste Ecke, wobei sie noch einen beunruhigten Blick zurück wirft. Michiru sieht Chika strafend an. „Ehrlich, Chika, du kannst nicht jeden Passanten gleich als einen Zombie verdächtigen...“ „Michiru, hat recht. Du solltest lernen geduldiger zu sein, Akatsuki...“ „Tu nicht so, als wüsstest du alles, nur weil du ein paar Jahrhunderte gelebt hast, Shito!“ Während die Beiden einander wütend anfunkeln, hallt plötzlich ein schriller Schrei durch die dunkle Straße. Chika und Shito lassen augenblicklich voneinander ab und sprinten dicht gefolgt von Michiru zu der Seitenstraße in der kurz vorher die junge Frau verschwunden ist. „Akatsuki!“ „Ich weiß, ich weiß!“ Chika greift mit seiner linken Hand um sein rechtes Handgelenk. Seine Hand löst sich mit Leichtigkeit von seinem rechten Arm. Shito tut es ihm gleich und im nächsten Moment werfen die beiden sich die rechte Hand des jeweils anderen zu. Als sie um das Gebäude herumschlittern zupft Chika gerade noch seine Hand zurecht, die sich völlig nahtlos an sein Gelenk gefügt hat. Die drei starren in die dunkle Gasse, auf der Suche nach der Frau. Doch von ihr ist nichts zu entdecken. „Verdammt, wo ist sie?“ „Ssscht! Hört ihr das?“ Aus den Schatten am anderen Ende der Straße sind ein paar leise Laute zu hören. Eine plötzliche Bewegung lässt Michiru zusammenzucken. Als sie näherkommen funkelt ihnen ein paar rote Augen entgegen. Eine Gestalt mit spitzen Zähnen in einem blutverschmierten Maul starrt ihnen entgegen, die bewusstlose Frau mit gekrümmten Fingern an sich gedrückt. Das Monster hat im groben menschliche Züge, strahlt aber gleichzeitig den Blutdurst eines wilden Tieres aus. Shito und Chika nicken sich kurz zu bevor sie beide mit einem hellen Lichtschein Waffen in ihren rechten Händen erscheinen lassen. Chika hält ein silbernes Katana, das an einer langen Kette an sein Handgelenk gebunden ist, während Shito mit einem leisen Klicken seine metallisch glänzende Pistole entsichert und auf das Monster vor sich richtet. Er ziehlt genau zwischen die leuchtenden Augen des Wesens, als plötzlich Michiru in seine Schussbahn schreitet. „Wartet! Das-das ist kein Zombie! Ich bin mir ziemlich sicher, dass das ein Mensch ist!“ Chika und Shito mustern sie verwirrt. „Er trägt keinen Ring um den Hals! Es kann also kein Zombie sein, oder!“ Shito legt seinen Zeigefinger auf den Abzug seiner Waffe. „Aus dem Weg, Michiru! Sieh es dir an! Dieses Ding ist eindeutig kein Mensch!“ Ein lautes Scheppern lässt Shito herumwirbeln. Der Deckel einer Mülltonne kommt etwas trudelnd auf sie zugerollt und bleibt einige Meter vor seinen Füßen liegen. Aus dem schummrigen Licht in der Gasse formen sich die Umrisse von mehreren Personen, die langsam auf sie zukommen... Sie alle haben dieselben roten, bedrohlichen Augen. Chika hebt sein Schwert doch Michiru greift nach seinem Ärmel. „Bitte, Chika! Ihr dürft sie nicht töten! Ich weiß nicht was mit ihnen passiert ist, aber ich spüre, dass in ihnen noch etwas menschliches steckt... Es ist, als wären sie von irgendetwas bessen...“ Chika seufzt gequält auf, lässt dann aber sein Katana in einem erneuten Lichtschein verschwinden, und greift stattdessen nach einem rosigen Rohr, dass inmitten von einigem anderen Sperrmüll an der dreckigen Backsteinmauer neben ihnen lehnt. „Bist du dir sicher, Akatsuki? Diese Wesen sehen nicht aus als würden sie es uns leicht machen wollen...“ Chika grinst ihn an. „Was ist Shito? Hast du etwa Angst? Wenn Michiru sagt, dass sie keine Zombies sind, heißt das es gibt auch kein Kopfgeld auf sie... warum sollten wir sie also töten?“ Michiru sieht Chika dankbar an. Auch wenn er behauptet, dass es ihm nur um das Geld geht, weiß sie, dass er im Grunde nur ihre Bitte erfüllen will. Die Wesen scheinen sie bisher nur leicht verunsichert gemustert zu haben, doch jetzt werden sie allmählich ungeduldig und setzten sich knurrend und fauchend in Bewegung. Ein junger Mann springt mit einem tiefen Grollen auf Michiru zu, doch Chika hält ihn mithilfe der Eisenstange auf und stößt ihn mit aller Kraft zurück. Als ein weiterer von den Besessenen auf ihn zukommt, weicht er haarscharf dessen, wie Klauen gekrümmten Fingern aus und zieht ihm mit einer schnellen Bewegung die Füße weg, sodass er auf dem Rücken landet. „Hey, Shito! Pennst du, oder was? Ich könnte hier etwas Hilfe gebrauchen!“ „Jaja, einen Moment!“ Shito hat mit einem gezielten Schlag das rotäugige Wesen hinter ihnen außer Gefecht gesetzt und lehnt nun vorsichtig die junge Frau an die Mauer des Gebäudes neben ihnen. „Michiru, kümmer' dich um sie!“ „Sicher!“ Michiru zückt ein Taschentuch, und tupft vorsichtig das Blut, das vom Kopf der Frau läuft aus deren Gesicht. Erleichtert stellt sie fest, dass sie außer der Platzwunde an der Stirn unverletzt zu sein scheint. Mit einem besorgten Blick beobachtet sie Chika und Shito, die einige Meter entfernt, in den Kampf mit den Zombie-ähnlichen Wesen verwickelt sind. Obwohl die beiden ihnen im Kampf sowohl taktisch also auch physisch eindeutig überlegen sind, macht sich allmählich ihr großer Nachteil gegenüber den Monstern bemerkbar. Im Gegensatz zu ihren Angreifern, werden Shito und Chika allmählich müde... „Verdammt! Warum stehen sie immer wieder auf?“ Chika schüttelt keuchend seine Hand aus, mit der er eben einem großen Kerl einen Schlag ins Gesicht verpasst hat. Shito bahnt sich seinen Weg zwischen den beißenden und kratzenden Monstern hindurch. „Sieh genau hin, Akatsuki! Sie sind wie Tiere... sie attackieren uns ohne nachzudenken... es ist fast so, als wäre ihr Bewusstsein ausgeschaltet!“ Eine blonde Frau wirft sich kreischend auf Chika und stößt ihn mit dem Rücken an die Backsteinwand. Er benötigt all seine Kraft um sie genug auf Abstand zu halten, damit sie nicht ihre spitzen Eckzähne in seine Schulter rammen kann. Aus der Nähe fallen ihm die ausdruckslosen, leeren Augen der Frau auf, die zwar vom Licht hin und wieder rötlich reflektieren, aber ansonsten keinerlei Emotionen zeigen. „Sie-... Sie sind bewusstlos?“ Shito reisst die blonde Frau von ihm weg und nickt Chika erschöpft zu. „Du hast es erfasst...“ Während die beiden versuchen wieder zu Atem zu kommen, richten sich vor ihnen alle ihrer Angreifer, einer nach dem anderen wieder auf. „Wenn das so weitergeht haben wir ein ernstes Problem...“ „Es hat keinen Zweck, Akastuki! Wir müssen sie töten!“ „Aber wenn es wirklich Menschen sind... Wir können keine unschuldigen Menschen töten!“ „Willst du lieber selbst draufgehen?“ „Nein! Aber ich werde sicher nicht zu einem Mörder!“ „Sie kommen, Akastuki! Wir müssen es tun!“ „Nein!“ Gerade als sich vier ihrer Gegner kreischend auf sie stürzen, ertönt über ihnen ein lauter Pfiff und die gerade noch mordlustigen Kreaturen erstarren ohne jede Vorwarnung. Shito und Chika blicken an den Dächern über ihnen entlang und entdecken eine dunkle Gestalt auf einem kleinen Balkon. Der Mann trägt einen schwarzen Anzug, mit einem weißen Hemd und einer dazu passenden Fliege. Er hebt seine rechte Hand, an deren einem Finger ein goldener Ring ein rotes Licht ausstrahlt. Er schnippst lässig mit zwei Fingern und die Wesen unten ziehen sich knurrend in die Dunkelheit am Ende der Gasse zurück. Chika und Shito starren ihnen verwirrt nach. Der Mann über ihnen lässt ein zufriedenes Lachen hören, das Chika jedoch ganz und gar nicht gefallen will. „Hey! Wer zu Hölle bist du und was hast du mit diesen Leuten gemacht?!“ Shito tritt einen Schritt vor ihn. „Halt dich etwas zurück Akastuki... Spürst du nicht die Aura, die von ihm ausgeht..?“ „Hä?“ Chika konzentriert sich auf den Kerl über ihnen. Er würde gerne sein Gesicht sehen, aber es liegt völlig im Dunkeln verborgen. Shitos durchdringender Blick weicht keine Sekunde von dem Anzugträger... „Es fühlt sich beinahe so an, als wäre ein Shinigami in der Nähe... es ist aber nicht ganz das gleiche...Was ist dieser Kerl?“ Ohne ein Wort zu verlieren verschwindet die Gestalt lautlos in der Dunkelheit. „Hey, warte!“ „Lass es, Akatsuki!“ „Aber-“ Shito steckt die Hände in die Hosentaschen und wendet sich von ihm ab. „Für heute sollten wir nach hause gehen... Außerdem müssen wir uns um die Frau kümmern...“ Chika wirft noch einen Blick auf das Dach, wo der seltsame Unbekannte verschwunden ist, bevor er Shito folgt. „Schätze du hast recht...“ Nachdem Michiru und die beiden Anderen die junge Frau dem Krankenhaus übergeben haben, schlendern sie gemächlich zu dem alten, baufälligen Gebäude das ihr Wohnheim darstellt. „Wir sollten morgen so früh wie möglich beim Fährmann vorbeischauen... Vielleicht weiß er, was mit diesen Menschen heute passiert ist...“ Chika nickt ihr grimmig zu. „Vielleicht hat er auch eine Ahnung, was das für ein Kerl war, der offensichtlich die Kontrolle über sie hatte...“ Shito stößt das quietschende Metalltor auf. „Vor allem müssen wir herausfinden, warum die Menschen in diese Zombie-ähnlichen Wesen verwandelt werden... Ich hab das Gefühl, dass da mehr dahinter steckt...“ Michiru fingert gedankenverloren ihren Türschlüssel aus ihrer Tasche und schließt die schwere Holztür auf. Bevor die Tür ganz geöffnet ist, wird sie schon von einer aufgedrehten Koyomi in den Flur gezerrt und mit einer stürmischen Umarmung fast erdrückt. „...Koyomi... ich.. bekomme... keine Luft!“ „Ohh Michiru-chan! Willkommen daheim! Nimm ein Glas Fanta!!“ Michiru rückt noch schnell ihre Brille zurecht, bevor ihr eine halbvolle zwei-Liter-Flasche Fanta in die Arme gedrückt wird. Sie wirft Chika und Shito noch einen nach Hilfe schreienden Blick zu, bevor sie am Ärmel in den Speisesaal gezogen wird. Gerade als die beiden sich auf den Weg zu ihren Zimmern machen, streckt Koyomi noch einmal den Kopf in den Flur. „Ach, ja Chika. Da hat jemand einen Brief für dich gebracht, er liegt da drüben auf dem Fensterbrett!“ „Oh, ähm, ja, danke...“ Während Shito sich stumm zu seinem Zimmer zurückzieht, nimmt Chika den an ihn adressierten Brief in die Hand. Es steht kein Absender darauf, aber als er die dunkelblaue Karte aus dem Umschlag zieht, erkennt er, dass es sich wohl um eine Einladung handelt. Er überfliegt die wenigen Zeilen flüchtig. Es ist die Einladung zu einem Ball... Er steht einige Sekunden schweigend und leicht verwirrt im Flur. Bis sein Blick auf das kleine Schulemblem fällt, das anstelle einer Unterschrift den Brief abschließt... Es ist das Schulwappen der Nagoya Akademie... Kapitel 3: Geladene Gäste... ---------------------------- Chika kann die gedämpften Stimmen seiner Mitbewohner bis in den verlassenen Flur hören. Plötzlich nimmt der Lautstärkepegel abrupt zu, als die schwere Holztür des gemeinschaftlichen Speisesaals knarrend aufgestoßen wird. Michiru streckt den Kopf aus dem Raum. „Chika? Du bist immer noch hier?“ Ihr Blick fällt auf das blaue Papier in seiner Hand. „Eine Einladung? Von wem?“ Er zerknüllt das Papier samt Umschlag zu einer Kugel und wendet sich zum gehen um. „Völlig egal von wem, ich werd sowieso nicht hingehen...“ Michiru will sich gerade taktvoll in den Speisesaal zurückziehen, als sie mit voller Wucht durch den Rahmen der Tür in den Flur gestoßen wird. Bevor sie weiß wie ihr geschieht, wird sie schon unter einer laut kichernden Koyomi begraben. „Chiiika! Na los, sach schon, was hastn da für nen Liebesbrief?“ Chika starrt sie einen Moment an, nicht zum ersten Mal fassungslos drüber, dass es tatsächlich Menschen gibt, die von Fanta betrunken werden können... „Ich sagte doch, es ist nicht weiter wichtig...“ Gerade als er sich umdreht um zu seinem Zimmer zu verschwinden, wirft Koyomi sich mit ihrem ganzen Gewicht auf ihn und reisst ihn von den Füßen. „Autsch..Hey!“ Bevor er sich wehren kann, hat sie die Einladung bereits aus seiner Hand gezückt und das zerknüllte Papier in Michirus Richtung geworfen. „Na los, mach es auf Michiru-chaaan!“ Sie zögert einen Moment. Aber dann siegt doch ihre Neugier... Sie lässt den Blick schnell über die kurzen Zeilen wandern und lässt das Blatt dann enttäuscht sinken. „Nur eine ganz normale Einladung zu einem Ball... Aber warum gehst du nicht hin, Chika?“ Er stößt Koyomi von sich weg und reisst Michiru den Zettel aus der Hand. „Warum wohl, sieh mal genau hin! Die Einladung kommt von der Nagoya Akademie! Als würde ich meine Zeit mit diesen arroganten, Idioten vergeuden...“ Koyomie schnappt die Einladung mit einer blitzschnellen Bewegung wieder aus seiner Hand um selbst einen Blick darauf zu werfen. „Ich denke du solltest da hingehen... Ich würde jedenfalls gehen!“ „Tss, sicher... und dich mit Fanta vollaufen lassen... Nie im Leben gehe ich auf diesen Spießer-ball!“ Koyomis Blick fällt auf die letzte Zeile des Briefs. Mit einem vielsagenden Grinsen schielt sie über den Rand des Blattes hinweg. „Bist du sicher, dass das der Grund ist... Ich glaube du willst nur deshalb nicht hingehen, weil hier ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass man mit Begleitung kommen soll... Armer Chika! Wenn du kein Mädchen finden kannst, das mit dir hingehen will, dann kannst du doch mich fragen...“ Chikas Wangen färben leicht rot und er wirft Koyomi einen wütenden Blick zu. „Das ist es nicht! Un du wärst die letzte die ich fragen würde!... Dann geh ich doch noch eher mit 500Yen!“ Michiru sieht aus, als hätte sie eben einen Schlag ins Gesicht bekommen, während Chika vor sich hinfluchend von dannen zieht. „Habe ich richtig gehört und es geht bei dieser Diskussion um den jährlichen Ball der Nagoya Akademie?“ Chika hält abrupt inne und dreht sich zu der kleinen Gestalt um, die neben Michiru erschienen ist. „V-Vorsitzende Shimotsuki?“ Das kleine Mädchen blickt mit ausdruckslosem Gesicht zu ihm auf. „Einige Studenten der Nagoya Akademie sind in der Vergangenheit immer öfter negativ aufgefallen... Ich möchte einen besseren Einblick in das Wesen dieser Schule haben, ganz besonders das einiger bestimmter Schüler... Kurz, ich möchte, dass du diesen Ball besuchst und einige Beobachtungen für mich vornimmst, Chika.“ „Aber ich-...“ „Es ist lediglich ein kleiner Gefallen, Chika... Hast du etwa schon vergessen, dass auch ich dir einen Gefallen getan habe, indem ich dich hier habe einziehen lassen?“ Das Gesicht der Vorsitzenden hat sich nicht im Mindesten verändert, doch die Aura, die sie plötzlich umgibt, strahlt etwas Bedrohliches aus. Chika schluckt sämtliche Wiederworte nervös herunter während Michiru belustigt in sich hineinkichert, was dem Mädchen neben ihr allerdings nicht entgeht. „Ach, und Michiru?“ „Huh?“ „In der Einladung ist nach einer Begleitung gefragt...Ich hoffe doch du hast ein hübsches Kleid, das für einen Ball angemessen ist...“ „HÄ?!“ Shito lässt die leicht ramponierte Tür seines Zimmers langsam hinter sich zufallen, ohne vorher das Licht einzuschalten, bis er in nahezu völliger Dunkelheit in der Mitte des Raumes steht. Lediglich ein leichter, blauer Schimmer fällt durch das Fenster herein und lässt die Umrisse seiner gesamten Einrichtung vage erahnen. Er geht seufzend quer durch das Zimmer und lässt sich nachdenklich auf sein Bett fallen. Die Vorfälle der heutigen Nacht lassen ihm keine Ruhe mehr... Dieser Unbekannte mit dem rot glühenden Ring... Shito ist sich sicher, dass es die Aura eines Shinigami war, die gespürt hat, genau in dem Moment, indem der Kerl erschienen ist. Andererseits war es nicht genau das Gleiche, wie einem echten Shinigami gegenüberzustehen... Was ihn allerdings am meisten beunruhigt ist die Tatsache, dass sie es wohl gerade diesem Kerl zu verdanken haben, dass sie heute Nacht noch einmal so davon gekommen sind. Die einzige Erklärung dafür ist, dass er womöglich noch weitere Pläne mit ihnen hat... warum sonst sollte er sie schließlich retten?... Shito hat das ungute Gefühl, dass sie ihn nicht zum letzten Mal gesehen haben... Ein gedämpftes Klingeln lässt ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Mühsam fingert er sein Handy aus seiner Hosentasche und starrt auf den leuchtenden Bildschirm. Seine Laune fällt schlagartig auf den Tiefpunkt. Toho ist so ziemlich der Letzte mit dem er sich jetzt herumschlagen will... Das Handy klingelt hartnäckig weiter, bevor es nach mehreren Minuten endlich verstummt. Shito atmet erleichtert auf, nur um im nächsten Moment genervt zusammen zu zucken, als das Klingelkonzert des Mobiltelefons von neuem beginnt. Er beißt wütend die Zähne aufeinander und ist kurz davor das Gerät einfach in den Korb mit seiner Schmutzwäsche zu werfen, als ihm plötzlich ein neuer Gedanke kommt. Er richtet sich auf und drückt rasch den grünen, kleinen Knopf auf seinem Handy. „Was ist?“ „Guten Abend, Master Shito... oder sollte ich besser sagen, guten Morgen?“ „Spar dir das Toho, sag einfach was du von mir willst...“ Am anderen Ende der Leitung ist ein Räuspern zu hören, bevor Toho mit seiner gewohnt unnatürlich freundlichen Stimme fortfährt. „Ich haben gerade zufällig von den jüngsten Vorkommnissen in dieser Nacht erfahren, in die offensichtlich auch Master Shito verwickelt war... natürlich rufe ich nun lediglich an weil ich um euer Wohlergehen besorgt war...“ Shito kann das falsche, schlangenartige Grinsen auf dem Gesicht des Exorzisten deutlich vor sich sehen. Dennoch beschließt er, bei dem kleinen Spiel mitzumachen... Wenn jemand Informationen über diesen Möchtegern-Shinigami und die falschen Zombies hat, dann ist es ein Ranghohes Mitglied der Xu Fu... „Was genau weißt du darüber?“ Für einen Moment herrscht Schweigen. „Es ist recht ungewöhnlich für Shito-sama auf eine Unterhaltung mit mir einzugehen... Ich frage mich, was er vor hat...“ „Lass den Schwachsinn, sag mir einfach was du weißt!“ „Hehe, ich fürchte, das Thema dieses Gesprächs bewegt sich in eine Richtung, die man nicht am Telefon erörtern kann... Wenn der Master mehr erfahren will, wird er uns schon einen Besuch abstatten müssen...“ „Schön, wie du willst. Wir treffen uns Morgen... du tust besser daran auch aufzutauchen, Toho!“ Shito spürt wie sich bei dem kalten Kichern, das durch das Handy dringt, die Härchen auf seinem Arm aufstellen. „Ich fürchte, das wird nicht möglich sein, Master. Gegenwärtig befinde ich mich in Hong Kong, und kehre erst zum Ende der Woche zurück... Ihr werdet euch wohl gedulden müssen bis ich zurück bin...“ „Aber-!“ „Ohh ich bin wirklich untröstlich Shito-sama! Glaubt mir, ich fühle mich wirklich mehr als geehrt, dass ihr meine Gegenwart derart vermisst, ich hatte wirklich auf den Tag gwartet, an dem ihr nach einem Treffen mit mir bittet, ich-...“ Shito schaltet das Telefon mitten in seinem Satz ab und wirft es angewidert und verärgert beiseite. Seufzend lässt er sich wieder auf seine instabile Matratze fallen. „Eine Woche, huh?... Verdammter Toho....“ ...einige Tage später.... Chika denkt an nichts böses, als er leicht gähnend in den gemeinsamen Speisesaal des Wohnhauses tritt und völlig unerwartet von hinten gepackt wird. Er verliert das Gleichgewicht und landet unsanft auf dem Boden. Augenblicklich wird er von zwei Händen auf die Holzdielen gedrückt, während ein weiteres Paar sich um seinen Hals schließt. Egal wie sehr er sich wehrt, er kann seine Angreifer nicht abschütteln... Nie ist Shito in der Nähe, wenn er seine rechte Hand wirklich brauchen kann... Der Druck um seine Kehle nimmt schlagartig zu, sodass ihm sogar der Fluch, der ihm auf der Zunge lag, im Hals stecken bleibt... Gerade als er glaubt ersticken zu müssen, lassen die Hände ihn los. Hustend richtet er sich auf und beobachtet keuchend wie seine Angreifer sich ein High Five geben. „Was.. zur Hölle... soll der Scheiß? Wollt ihr mich umlegen?!“ Koyomi bricht in schallendes Gelächter aus und legt einen Arm um Shimotsuki. „Wir gehen nur sicher, dass du auf dem Ball auch einen positiven ersten Eindruck machst, Dummkopf.“ Chika tastet nach seinem Hemdkragen, wodurch sich seine schlimmsten Befürchtungen bestätigen... „WAA-? Ich hab doch gesagt, dass ich diese verdammte Fliege nie im Leben tragen werde! Arghh.... wieso... geht das Ding... nicht runter...arhh...shit...!“ Koyomi grinst ihn zufrieden an, während Shimotsuki nur mit völlig neutralem Gesicht beobachtet, wie Chika verzweifelt versucht den Knoten um seinen Hals zu lockern... Fast wie ein Hund, der sein Flohhalsband loszuwerden versucht... „Hehe, gib es auf, Chika, das ist mein Koyomi-Spezial-Schleifen-Knoten! Den hat noch niemand aufbekommen...Hahaha!“ Chika nimmt Koyomis Superschurken-Lache nur bedingt zur Kenntnis und widmet sich weiter seinen nutzlosen Befreiungsversuchen. „Du hättest es wenigstens etwas lockerer machen können... Ich bekomm kaum Luft...“ „Beschwer dich gefälligst nicht, wir wollten nur sichergehen, dass Michiru-chan sich nicht mit dir schämen muss!“ „Tss... Ihr solltet lieber dafür sorgen, dass ich mich nicht für meinen Sklaven schämen muss...“ „WIE BITTE?!“ Chika zieht eine verzweifelte Grimasse als ihm klar wird, dass Michiru im Türrahmen steht. Mit vor der Brust verschränkten Armen wendet sie sich zum gehen um, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen. „Beeil dich gefälligst, ich habe keine Lust wegen dir zu spät zu kommen!“ Angesichts ihres ungewohnt strengen Tonfalls entscheidet er sich diesem Befehl besser folge zu leisten und schleicht, noch immer hoffnungslos an der Fliege zupfend, hinter Michiru durch den Flur. Minutenlang gehen die Beiden schweigend über den Bürgersteig Richtung Innenstadt. Die schlechte Laune die von Michiru ausgeht ist beinahe greifbar. Nach einer Weile hält Chika die Stille nicht mehr aus und seufzt ungeduldig auf. Als von Michiru trotzdem keine Reaktion ausgeht schielt er vorsichtig zu ihr rüber. Sie trägt ein leicht glänzendes, mit einigen Rüschen versehenes Kleid in einem hellen violett. Chika entscheidet sich das Risiko einzugehen und etwas zu sagen. „...Hey, 500Yen?“ „WAS?!“ Er muss den letzten Rest Courage den er besitzt zusammenkratzen, doch schließlich überwindet er sich doch seine Gedanken auszusprechen, auch wenn er sie dabei eher leise vor sich hinmurmelt. „...Dieses Kleid,...also.. ich meine... Du siehst hübsch aus damit...“ Michiru hält einen Moment inne, geht dann aber schweigend weiter. Chika fährt sich leicht genervt durch die Haare, kann sein schlechtes Gewissen aber nicht ganz verdrängen. Nach einigen Schritten wendet Michiru sich zu ihm um. „Worauf wartest du? Wenn du weiter dumm in der Gegend herumstehst sind die guten Sachen am Buffet längst weg, wenn wir ankommen.“ So lautlos wie möglich schleicht Shito durch den langen, dunklen Flur des Gebäudes, der lediglich von dem kalten Licht der Aquarien, die zu beiden Seiten in die Wände eingelassen sind, in ein eigentümliches, blaues Licht getaucht wird. Mit einem bitteren Lächeln denkt er darüber nach, dass das wohl das erste Mal ist, dass er sich freiwillig in dem Xu Fu Gebäude aufhält. Er geht an der großen, braunen Holztür, die zu Tohos Büro führt, vorbei und sucht sich seinen Weg zu der Bibliothek, die sich, wie er weiß, in der obersten Etage des mehrstöckigen Industriegebäudes befindet. Er hatte sie bisher erst ein einziges Mal betreten, und hatte damals auch nicht viel Interesse für die dort gelagerten Akten und Dokumente aufbringen können... Doch dank dem Wissen, dass die Xu Fu gerne sämtliche Informationen über ihre Feinde oder Sponsoren dokumentieren, rechnet er sich gute Chancen aus, einiges an brauchbarem Material finden zu können... In der Bibliothek angekommen, zückt er eine kleine Taschenlampe und geht die Reihen an Aktenschränken auf und ab, auf der Suche nach einem Anhaltspunkt, nach welchem System die Unmengen an Papieren geordnet sind. Als er schließlich einen Schrank, der offenbar Dokumente der Buchstaben N-P enthält, entdeckt, macht er sich an dem ersten Stapel Ordner und Mappen zu schaffen. Für einen Moment genießt er die Stille in dem verlassenen Raum, und verdrängt jegliche Gedanken daran, wie unglaublich nervtötend es wohl wäre Akatsuki dabei zu haben... Keine Frage, dass er für diese Art von Arbeit nur bedingt geeignet wäre... Shito wirft einen prüfenden Blick auf sein rechtes Handgelenk, bevor er den ersten Ordner aufschlägt. Er weiß selbst, dass er mit seinem Aufenthalt in diesem Teil der Stadt, den Radius, den er und Chika sich von einander entfernen können, gefährlich ausreizt... Andererseits hielt sich sein schlechtes Gewissen deshalb in grenzen... Schließlich konnte er im Notfall die Akten auch problemlos mit einer Hand durchstöbern... „Willkommen in der Nagoya Akademie. Dürfte ich bitte ihre Einladung sehen?“ Chika hält ihm etwas abwesend den mehrfach zerknüllten und an einigen Stellen eingerissenen Zettel hin. Der stämmige Kerl lässt seinen Blick abschätzend über Chikas gesamte Erscheinung schweifen und entscheidet sich schließlich, die Einladung noch einmal einem gesonderten Check zu unterziehen. Als der Türsteher nach dem Stück Papier greift, spürt Chika plötzlich wie sich seine rechte Hand völlig unvermittelt von seinem Arm zu lösen droht. Mit einer hastigen Bewegung verhindert er mit seiner Linken, dass er seine Hand völlig verliert und lässt sie blitzschnell in seiner Jackentasche verschwinden. Der Mann in schwarz blickt ihn misstrauisch an, winkt ihn und Michiru allerdings nach einer ausgiebigen Kontrolle der Einladung in den Empfangsraum. Michiru ruft ihm noch eine verlegene Entschuldigung hinterher, die allerdings in Chikas gemurmelten Flüchen unterzugehen schient. Sie ist sich ziemlich sicher die Worte „Vollidiot“ und „..töten..“ im Zusammenhang mit Shitos Namen zu hören... Als Michiru den großen Saal des Anwesens betritt, verschlägt es ihr für einen Moment die Sprache. Die gesamte Halle ist in einen glänzenden goldenen Schimmer getaucht, der von dutzenden kleinen und großen Kronleuchtern ausgeht und von den verspiegelten Wänden rundherum reflektiert wird. Inmitten dieses Lichtspektakels hat sich bereits eine große Menschenmenge versammelt, deren gedämpfte Gespräche in der Luft hängen. Zwischen den einzelnen Personengruppen schlängeln sich hier und da einige Kellner mit silbernen Tabletts, die mit glitzernden Sektgläsern oder Häppchen beladen sind, hindurch. „Ich fass es einfach nicht, dass ich mich dazu hab überreden lassen...“ „Komm schon! Vielleicht wird es ja ganz spaßig...?“ „Oh, das will ich sogar hoffen!“ Michiru dreht sich zu dem großen dunkelhaarigen jungen Mann hinter sich um. Er trägt die gleiche feierliche Uniform wie der Großteil der anwesenden Jungen, allerdings kennzeichnet ein dunkelblaues Emblem auf seinem Jackett, seinen Status als Schulsprecher. Er wirft einen herablassenden Blick auf Chika und greift dann völlig unvermittelt nach Mirchirus Hand, um sich ganz Gentleman-like mit einer tiefen Verbeugung vorzustellen. „Shiroi Yagamito. Meines Zeichens Schulsprecher und Organisator dieses Abends. Ich muss sagen, ich bin angenehm überrascht, dass ihr uns mit eurer Anwesenheit beehrt, Miss...?“ „M-Michiru Kita...“ „Erfreut eure Bekanntschaft zu machen, Miss Kita.“ Chika schnappt sich ein volles Sektglas, dass von einem Kellner vorbei getragen wird und leert mit einem Zug etwa 70% des Getränks. Shiroi ignoriert diese mehr als offensichtliche Geste und fährt unbeirrt fort. „Ihr solltet mich unbedingt auf einem kleinen Rundgang durch das Anwesen begleiten! Das Gebäude der Akademie hat eine weitreichende Vergangenheit zu verzeichnen...“ Bevor Michiru antworten kann, kommt Chika ihr zuvor. „Nein danke, aber ich denke wir verzichten...“ Michiru rammt ihm so unauffällig wie möglich den Ellbogen in die Seite und zieht ihn mit einem entschuldigenden Grinsen in Shirois Richtung etwas beiseite. „Entschuldige uns bitte einen kurzen Augenblick...“ Chika entwindet sich wütend aus ihrem Griff. „Hey, was zur Hölle sollte das? Du hast doch wohl nicht ernsthaft vor, dir das langweilige Gerede dieses-..“ „Hast du etwa schon vergessen warum wir hier sind? Das könnte die perfekte Gelegenheit sein, etwas mehr über diese Schule herauszufinden... Hinzu kommt, dass dieser Shiroi Yagamito einer der verdächtigen Schüler ist, den Shimotsuki erwähnte...“ Chika atmet gestresst auf und vergräbt mit einem geschlagenen Gesichtsausdruck die Hände in den Hosentaschen. „Schön von mir aus... Du hast nicht zufällig gesehen, wo der Typ mit den Sektgläsern hin verschwunden ist..?“ Kapitel 4: Das Erbe der Nagoya Akademie... ------------------------------------------ „Dieses Gebäude war in dem Jahrhundert seiner Erbauung, das größte und für damalige Verhältnisse modernste Anwesen der Umgebung. Sein Besitzer und Gründer der Akademie, Hijikato Nagoya, hat keine Kosten gescheut, wenn es um den Bau seiner Schule ging...“ Shiroi führt die Beiden in einen großen, dunklen Raum, dessen Fenster beinahe vom Boden bis zu den steinernen Dachbalken weit über ihnen reichen. Die bunten Gläser erinnern an die Schieben einer alten Kirche. Die filigran gearbeiteten Motive zeigen verschiedene Szenen aus der Edo-Periode, wie Bankette oder Feste am Hof des Shogun. Michiru betrachtet die Kunstwerke beeindruckt und versäumt es auch nicht hin und wieder eine höfliche Floskel der Bewunderung auszusprechen. Zu beiden Seiten des Saals sind mehrere große Bücherregale aus dunklem Holz aufgereiht, die dem Raum den Hauch einer Bibliothek verleihen. Michiru wird plötzlich bewusst, dass Chika während der letzten 10 Minuten verdächtig ruhig war. Sie wirft einen prüfenden Blick hinter sich, mit der nicht ganz ungerechtfertigten Befürchtung, er könne sich einfach aus dem Staub gemacht haben, die sich aber als unbegründet erweist. Er steht mit einigem Abstand hinter ihr und lässt den Blick gelangweilt über die Bücherregale schweifen. Michiru ist kurz davor sich erleichtert wieder Shirois Ausführungen zu widmen, als ihr das schmale, weiße Kabel auffällt, das sich von Chikas Hals bis zu seiner Hosentasche schlängelt. „Grrr... das glaub' ich einfach nicht...“ Michiru schnappt sich mit einer flinken Handbewegung das Kabel und reisst es, mitsamt dem daran hängenden, laufenden Mp3-Player an sich. Chika versucht das Gerät empört zurück zu erobern, doch sie bleibt hart und bringt ihn mit einem bedrohlichen Zischen zum Schweigen. „Was fällt dir ein, einfach Musik zu hören?! Hast du vergessen, dass wir nicht zum Spaß hier sind? Bleib gefälligst bei der Sache!“ Sie hält die leise vor sich hinsummenden Kopfhörer an eines ihrer Ohren und zuckt etwas zusammen, als plötzlich ein, von einem aggressiven Rhythmus unterlegter Gitarrenriff ansetzt. „... Was ist das überhaupt für eine schreckliche Musik? Klingt als würde da jemand seine Katze misshandeln...“ Chika zieht eine gequälte Grimasse und verschränkt wütend die Arme vor der Brust. „Was hast du gegen The Birthday?? Du weißt eben einen außergewöhnlichen Musikstil nicht zu schätzen, 500Yen!“ „Ich glaube eher, dass du einfach keinen Geschmack hast!“ „Ach ja?! Und das sagt mir jemand der ein Poster von Suzumura Kenichi in seinem Zimmer hängen hat! Denk vor solchen Ansagen besser darüber nach, mit wem du sprichst!“ Michiru fühlt sich einen Moment ertappt, überspielt es aber geschickt. Ihr Blick fällt auf Shiroi, der einige Meter entfernt eines der kunstvollen Fenster näher beschreibt und den Verlust seiner Zuhörer offenbar gar nicht wahrnimmt. Michiru ist einen Moment leicht perplex darüber, und versucht sich einzureden, dass er sie wohl absichtlich ignoriert, doch Chika zerstört ihren guten Willen mit einem geraunten „Ich wusste, dass er ein Freak ist...“. Sie stößt ihm den Ellenbogen in die Seite, setzt ein höfliches Lächeln auf und platziert sich unauffällig wieder an Shirois Seite, als wäre sie nie weg gewesen. Chika lässt die Hände frustriert in den Hosentaschen verschwinden und folgt ihr, mit einem sehnsüchtigen Blick auf seinen Mp3-Player, der für ihn unerreichbar in Michirus Hand ruht. „Das Anwesen ist wirklich beeindruckend, Yagamito-san. Es muss wirklich inspirierend sein in einem solchen Gebäude leben und lernen zu können.“ Michirus Bemühungen werden von Chika mit einem Augenrollen quittiert. Shiroi nimmt den Faden mit einem Lächeln auf. „Ja, man könnte es als ein Privileg bezeichnen... Wenn Sie sich für die Geschichte der Akademie interessieren, wie wäre es wenn ich Ihnen einen kleinen Einblick in den Kern unserer Schule gewähre, Miss Kita?“ Auf Michirus Gesicht erscheint ein Strahlen. „Das wäre Großartig!... Ähm, das heißt, wenn es keine Umstände macht...“ „Nicht doch... folgt mir einfach...“ Er streckt Michiru einen Arm entgegen und führt sie, von Chika gefolgt, zu einer schweren, schwarzen Holztür an der Nordseite des Saals. Zu Michirus Erstaunen besitzt die Tür weder ein Schloss, noch einen Griff. Shiroi öffnet eine kleine Holzschatulle, die neben der Tür an der Wand angebracht ist, und ein modernes, silbernes Tastenfeld, mit zehn kleinen Knöpfen wird sichtbar. Mit einer geübten Handbewegung tippt er einen fünfstelligen Zahlencode ein, den das Gerät mit einem leisen Piepen annimmt. Ein dumpfes Klicken ist zu hören, bevor die massive Tür lautlos zur Seite gleitet. Michiru und Chika werfen sich vielsagende Blicke zu und folgen Shiroi schließlich mit gemischten Gefühlen durch den Türrahmen in einen dunklen Gang, der mit steilen Stufen eine gewundene Treppe hinunterführt. Alle paar Meter wird der enge Flur von einer schlichten, flachen Lampe beleuchtet, gerade hell genug, dass sie das grobe Gestein der fensterlosen Wände erkennen können. Shiroi geht ihnen voraus, das Gesicht von ihnen abgewandt. „Ihr solltet euch geehrt fühlen... Sogar den meisten Schülern der Akademie bleibt das Betreten dieser Räumlichkeiten vorenthalten...“ „Oh ja, ich frage mich womit wir das wohl verdient haben...“ Der zynische Unterton in Chikas Stimme ist unüberhörbar. Shiroi bleibt allerdings völlig unbewegt. „...Man könnte wohl sagen, dass ich hierbei nicht ganz ohne Hintergedanken handle... Aber diese Vorgehensweise sollte euch ja mehr als bekannt sein... Warum sonst solltet ihr heute hier aufgetaucht sein?... Wenn wir schon beim Thema sind...“ Er wendet sich mit einem amüsierten Lächeln zu den Beiden um. „... Wie geht es der werten Vorsitzenden Shimotsuki? Hat sie immer noch Spaß daran mehr oder weniger menschliche Kreaturen in dieser Bruchbude zu sammeln, die sie Studentenwohnheim nennt?“ Shito löst eine weitere Seite aus der Akte auf seinem Schoß und legt sie auf einen Stapel zu seiner rechten, bevor er den schweren Ordner mit einem Stöhnen beiseite schiebt. Er hatte sich von der stundenlangen Arbeit insgesamt mehr erhofft, denn die Informationen über die Nagoya Akademie beschränken sich bisher auf verschiedene Kapital Transaktionen und Kredite, über die die Xu Fu akribisch buchgeführt haben. Ein kleines zufriedenes Lächeln kann Shito sich aber nicht verkneifen, als er daran denkt, dass sogar der große Clan der Xu Fu vor nichtmal einem Jahrhundert kurz vor dem Bankrott stand. Die Akten vor ihm sind Zeugen jedes einzelnen Geldbetrages den Xu Fu von der Nagoya Akademie im laufe der Zeit erhalten hatte. Allerdings sind diese immer als Transaktionen notiert, und nicht als Spenden oder ähnliches... Die Nagoya muss also etwas im Gegenzug erhalten haben,... etwas das hier in den Akten unerwähnt bleibt. Shito seufzt und macht sich daran, den für ihn nutzlosen Teil der verstreuten Ordner wieder in dem Aktenschrank zu verstauen, als ein leises Geräusch ihn innehalten lässt. Er steht mit dem Rücken zur Tür und hat plötzlich das Gefühl, jemand würde ihn im Halbdunkel beobachten. Als er sich umdrehen will, fährt ein ihm nur zu gut bekannter, stechender Schmerz durch seinen ganzen Körper, so überwältigend, dass er ihn in die Knie sinken lässt. Genauso schnell wie die Qualen einsetzten, sind sie im nächsten Moment wieder verschwunden, und Shito hebt keuchend den Blick in Richtung der Tür, wo eine schmale Gestalt mit einem breiten Grinsen auf ihn herabsieht. „Oh? Ihr seid es, Shito-sama? Es tut mir wirklich unglaublich leid, aber ich konnte ja nicht ahnen ausgerechnet Euch hier mitten in der Nacht anzutreffen... Ich bitte Euch, mir dieses Missgeschick zu verzeihen...“ „Tss... wenn du schon solche geheuchelten Worte benutzt, dann lass wenigstens dieses Grinsen weg...“ Shito richtet sich wütend auf, versucht sich von dem steinernen Lächeln seines Gegenübers aber nicht weiter provozieren zu lassen, schließlich ist er ausnahmsweise derjenige, der Grund zu einem Gespräch mit Toho hat... „Mich würde interessieren was der junge Master hier mitten in der Nacht zu suchen hat..?“ „Das geb ich gern zurück... Ich dachte du bist in Hong Kong..?“ „Nun ja, nachdem der Master am Telefon so erpicht darauf war mich zu sehen, dachte ich ich könnte sein Leiden etwas verkürzen und etwas früher zurückkehren... Ich konnte ja nicht ahnen, dass Ihr mich so sehr vermisst, dass Ihr sogar hier herkommen würdet... Aber glaubt Ihr nicht, dass mein privates Büro Eure Sehnsucht weitaus besser befriedigen würde-...“ „Halt die Schnauze, du perverser, verdammter,-...! Ich bin ganz bestimmt nicht deinetwegen hier!... Behalt deine kranken Phantasien von jetzt an für dich, kapiert?!“ Das leise Kichern, das von Toho ausgeht, lässt Shito kalte Schauer den Rücken hinunterlaufen. „Schön, wie Ihr wünscht, Master... Dürfte ich trotzdem fragen, was Ihr hier gesucht habt?“ Sein Blick wandert an Shito vorbei über den Boden, wo noch immer der größte Teil der weit verstreuten Akten herumliegt. Shito entscheidet sich gleich zum Punkt zu kommen, um diesem unangenehmen Gespräch ein möglichst schnelles Ende zu bereiten. „Ich will wissen was Xu Fu mit der Nagoya Akademie zu tun hat... und was es mit dieser seltsamen Bruderschaft innerhalb der Schule auf sich hat.“ „Hihi, recht ernster Stoff für eine nächtliche Unterhaltung, meint Ihr nicht auch?“ „Sag mir einfach was du weißt.“ Toho scheint einen Moment nachdenklich und lässt sich schweigend auf einem niedrigen Aktenschrank nieder. „Ich schätze Ihr konntet hier nicht mehr als die Aufzeichnungen über verschiedene finanzielle Begebenheiten zwischen uns und der Nagoya Akademie finden...“ Shito nickt stumm. „Nun ja, ich denke ihr Reichtum an Kapital, ist alles Interessante was man über die Nagoya wissen muss...“ „Aber warum sollte die Akademie einer Organisation wie Xu Fu Geld zukommen lassen? Sie müssen irgendwas im Gegenzug erhalten haben... Etwas, das in den Akten hier verschwiegen wird.“ „Ich sehe Ihr seid nicht dumm, Shito-sama... Wie soll ich sagen... Die Gegenleistungen sind zu unwichtig, als dass sie hier festgehalten werden müssten...“ Shito wird allmählich ungeduldig. Er hasst es, wenn Toho die Gespräche mit ihm immer unnötig in die Länge zieht. „Aber was genau ist es?!“ Toho scheint angesichts Shitos Ungedult recht amüsiert zu sein. „Information. Sie haben Xu Fu mit dem nötigen Kapital versorgt und wir haben als Gegenleistung etwas mit ihnen geteilt, das sie nur von uns haben konnten. Damals war es mein Großvater, der diesen recht einseitigen Handel betrieb... Die Xu Fu hatten zu dieser Zeit viele Rückschläge zu verzeichnen, also verkaufte er das wertvollste, das er damals anzubieten hatte.... Die Geheimnisse, die nur die Toho besitzen sollten...“ „Geheimnisse?“ „Ganz recht. Er verkaufte das Wissen der Toho, unsere Formeln, Rituale, die Techniken um Wesen wie diese niederen, tierhaften Zombies zu bändigen, und so weiter... Alles was gewöhnlichen Menschen normalerweise verborgen bleibt...“ Shito ist aufgrund der Gelassenheit, mit der Toho diese Tatsachen ausspricht, einen Moment zu perplex um zu antworten. „Er- Er hat dieses Wissen einfach so verkauft?!“ „Es war das einzig sinnvolle... Vielmehr war dieser Tausch mehr als lukrativ für uns, während die Nagoya ihr Geld ebenso hätten verschenken können... Mein Großvater wusste natürlich, dass ihnen all das Wissen nichts einbringen würde...“ Shito ist mehr als verwirrt und versucht verzweifelt sein Bild von den Xu Fu mit dem Handeln dieses Toho in Einklang zu bringen, was ihm allerdings mehr oder weniger misslingt. „Warum sollten die Xu Fu sich selbst einen solchen Gegenspieler schaffen? Ich dachte immer ein Grund für die Macht der Xu Fu ist die Tatsache, dass sie die einzige Organisation sind, die sich so darauf versteht mithilfe von Magie ihre Ziele zu erreichen... Warum sollten sie diesen Vorteil mit irgendjemandem teilen..?“ Tohos falsches Grinsen wird noch etwas breiter. „Ich deutete doch bereits an, dass von den Leuten der Nagoya keinerlei Gefahr für Xu Fu ausgeht. Ihr erwähntet vorher die Bruderschaft innerhalb der Schule... Nun ich denke, ich werde es euch erklären... Diese Bruderschaft beruft sich auf den Klan des Gründers der Nagoya Akademie, Hijikato Nagoya. Es war ursprünglich eine Sippe von Priestern, die ihre einst wohl frommen Ideale über die Jahrhunderte verwarfen, und ihre besonderen Fähigkeiten mehr oder weniger dazu einsetzten, sich selbst finanziellen Wohlstand zu sichern. Sie erlangten traurige Berühmtheit, aufgrund ihrer brutalen und unmenschlichen Vorgehensweise, manche behaupteten sogar, die Mitglieder der Familie wären Dämonen... So kamen sie schließlich zu dem eher unrühmlichen Titel: Schwarzer Klan... Wie dem auch sei, sie schafften sich im Laufe der Zeit zu viele Feinde und der Klan starb mit dem Tode von Hijikato Nagoya aus, und mit ihm auch das Geschlecht, dem die Magie der Priester im Blute lag. Doch die Lehren, die Hijikato vor seinem Ableben in seiner Schule verbreitete lebten weiter. Die Bruderschaft, die noch heute existiert, beruft sich auf das Erbe des schwarzen Klans, die Lehren von Hijikato Nagoya. Sie versuchen auf altem Wege dem Klan zu seinem früheren Glanz zu verhelfen... deshalb sind sie stets auf der Suche nach Möglichkeiten, die Fähigkeiten der alten Priester zurück zuerlangen... Ein sehr bedauernswertes Bestreben, ist es doch gleichsam aufwendig wie aussichtslos...“ „Woher weißt du, dass sie es nicht doch irgendwann schaffen könnten?... Oder es möglicherweise schon geschaffte haben...“ Toho lässt ein schallendes Lachen vernehmen. „Mein Großvater hätte seine Geheimnisse wohl nie mit ihnen geteilt wenn er sich nicht absolut sicher gewesen wäre... Die schwarze Bruderschaft mag ein Wissen über die dunkle Macht haben, das annähernd so groß ist wie das von uns Toho, doch ihnen fehlt das Blut um sie einzusetzen! Während das Geschlecht der Toho seit Jahrhunderten fortbesteht, ist das Erbe der Priester des schwarzen Klans längst ausgestorben. Ohne das Blut, sind sie nur ein Haufen erbärmlicher Menschen, die Zauberformeln vor sich hinmurmeln, ohne jemals einen Effekt damit zu erzielen... Auch wenn ihr Wissen noch so ausgereift ist, ihnen fehlt der wichtigste Grundbaustein um es einzusetzen, die Substanz des Ganzen! Man könnte sagen, der Kern ihrer Macht ist für sie unerreichbar...“ ...Kern?! In Shitos Kopf überschlagen sich die Gedanken . Er erinnert sich an die besessenen Menschen, die wie falsche Zombies wirkten und an ihr Treffen mit dem seltsamen Unbekannten, den scheinbar die Aura eines Shinigami umgab... Nach und nach formt sich dieses Puzzle zu einem Bild, das Shito ganz und gar nicht gefallen will... „Was wenn sie einen Kern gefunden haben?“ Toho blickt ihn verblüfft an. „Ich fürchte ich kann Ihnen nicht folgen, Master...“ Shito holt tief Luft, damit seine Worte sich nicht überschlagen. „Ich meine, was wenn die Bruderschaft etwas gefunden hat, um diese Lücke zu schließen? Etwas, das ihnen genug Macht gibt, um das gesammelte Wissen einzusetzten? Was wenn sie bereits im Besitz eines Kerns für ihre Fähigkeiten sind?“ Tohos Lächeln scheint für einen Moment etwas ins schwanken zu geraten. „Und was glaubt Ihr, könnte das sein?“ „Der Kern eines Shinigami, zum Beispiel?“ Toho springt von seinem Platz auf dem Aktenschrank auf und geht etwas unruhig hin und her. „Lächerlich! Sie sind nur ein Haufen erbärmlicher Menschen, sie könnten niemals in den Besitz eines Shinigami-Kerns gelangen. Völlig ausgeschlossen....“ Shito schweigt. Ihm ist sehr wohl klar, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es ein paar gewöhnlichen Menschen gelingt einem Shinigami den Kern zu stehlen, unglaublich klein ist. Andererseits... Toho unterbricht plötzlich seine Gedanken. „Was mich wirklich interessieren würde, ist, warum Ihr soviel Interesse an dem schwarzen Klan zeigt, Shito-sama...“ „Ich bin nicht verpflichtet, dir über alles Auskunft zu geben, Toho...“ „Schön, wie Ihr wünscht...“ Toho wendet sich zum gehen um, hält aber im Türrahmen noch einmal inne. „Lasst mich Euch noch einen kurzen Rat geben... Auch wenn die Nagoya wohl kaum die magischen Fähigkeiten besitzen, die sie sich wünschen... Für menschliche Verhältnisse stellen sie eine gefährliche Organisation dar, die sich nicht gerne an die Spielregeln hält... gerade in einer Nacht wie heute...“ „Was meinst du? Was ist heute?“ „Ihr habt es nicht gehört? Der jährliche Ball der Nagoya Akademie steht an... Es ist allgemein bekannt, dass hierbei neue Mitglieder in die Ränge der Bruderschaft geladen werden... Was allerdings offiziell verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass diesen Neulingen nicht wirklich die Wahl gelassen wird... Man hört gewisse Gerüchte versteht sich...“ „Und die wären?“ „Dass jeder, der nicht den Vorstellung des Klans entspricht, diese kleine Party so schnell nicht wieder verlässt... Die Nagoya Akademie hat mehr Einfluss über die Stadt, als Ihr euch vermutlich vorstellen könnt... für sie ist es ein leichtes einen Menschen einfach verschwinden zu lassen...“ Toho wirft mit einem neuen Grinsen auf dem Gesicht einen Blick zurück zu Shito bevor er sich endgültig zum gehen aufmacht. „Nicht, dass Ihr euch darüber sorgen machen müsstet, Master, schließlich habe ich ein Auge auf Euch... Bei Euren kleinen Freunden ist das allerdings etwas anderes...“ Shito wirft einen hastigen Blick auf seine rechte Hand, die immer noch eher schlecht als recht an seinem Arm haften bleibt und drängt sich eilig an Toho vorbei, in den dunklen Flur, der aus dem Gebäude hinausführt. „Was soll das heißen? Woher sollte jemand wie du über Shimotsuki und das Wohnheim bescheid wissen?“ Shiroi ignoriert Chika schlichtweg und setzt seinen Weg durch das dunkle Treppenhaus schweigend fort. Chika will ihm wütend folgen, als Michiru ihn am Ärmel zurückhält. „Denkst du nicht wir sollten die Gelegenheit nutzen und von hier verschwinden... Wir wissen nicht was Shiroi noch über uns weiß... Ich fürchte im Moment, ist er derjenige der alle Fäden in der Hand hält...“ Chika scheint für einen kurzen Moment nachzudenken, reisst sich dann aber von ihr los. „Kann sein, dass du recht hast, aber es sieht so aus als wären wir kurz davor herauszukriegen, was in dieser Schule wirklich vorgeht, und ich werde mir diese Gelegenheit sicher nicht entgehen lassen..!“ Michiru rennt stolpert und nach einigem Zögern hinter ihm die Treppe hinunter, bis diese plötzlich in einen großen düsteren Saal mündet. Shiroi scheint auf sie gewartet zu haben, und wendet sich, als er sie entdeckt, einer großen schwarzen Tür zu, die beinahe die gesamte Wand ihnen gegenüber einnimmt. „Die V.I.P-Party hat bereits angefangen... Der schlichte Ball oben ist nichts weiter als Dekoration... das eigentliche Fest findet hier statt...“ Ein winziger Schlitz öffnet sich im unteren Drittel der Tür und Michiru glaubt einen kurzen Moment lang ein Augenpaar hindurchblicken zu sehen. Mit einem leichten Klicken schließt sich der Schlitz wieder und kurz darauf setzen sich die schweren Türflügel in Bewegung. Chika und Michiru folgen Shiroi in den Raum dahinter, wo sich bereits eine beträchtliche Menschenmenge versammelt hat. Die Anwesenden stehen mit den Rücken zu ihnen gewandt und betrachten offensichtlich gebannt, einen kleinen Balkon der aus der massiven Steinwand ragt. Michiru zuckt zusammen als die schwere Tür hinter ihnen lautstark in Schloss fällt. Sie lässt den Blick nervös durch das Zimmer schweifen... Die Mehrheit der Leute scheinen keine Schüler der Akademie zu sein, jedenfalls tragen sie nicht die typischen Schuluniformen... An den Wänden des Raumes stehen etwa 15 vermummte Gestalten, die Michiru aufgrund ihrer langen schwarzen Gewänder im ersten Moment für Statuen gehalten hatte. Die Art und Weise wie sie die Gruppe in ihrer Mitte beobachten, lässt keinen Zweifel daran, dass sie wohl eine Wächter-Funktion innehaben. Shiroi schreitet selbstbewusst durch die Menge und stellt sich unterhalb des Balkons vor ihnen auf. Eine der vermummten Personen schleicht zu ihm hinüber und flüstert ihm etwas ins Ohr. Shiroi verdreht einen Moment die Augen, setzt aber sofort wieder ein gut gelauntes Lächeln auf. „Okay, wie ich höre sind die Vorbereitungen noch nicht ganz abgeschlossen... Aber da ich selbst meine Gäste etwas verspätet hergebracht habe, werde ich es noch einmal verzeihen... Beendet das Ritual wie gewohnt, damit wir uns endlich dem Höhepunkt des Abends widmen können..!“ Während drei der Personen in Schwarz offenbar mit kurzen Vorbereitungen beginnen, schlendert Shiroi zufrieden auf einen gepolsterten, altmodischen Stuhl neben der großen Tür zu. Als er an an Chika vorbeikommt hält er mit einem betont provokantem Grinsen inne. „Ich hoffe ihr genießt die Show...“ Gerade als Chika den Mund öffnet, um etwas zu erwidern, dringt ein spitzer Schrei durch den Raum. Michiru und Chika starren gebannt nach vorne, wo drei der vermummten Gestalten eine junge Frau in ihre Mitte zerren, die sich unter Tränen gegen ihre Angreifer wehrt. Chika tritt einen Schritt nach vorne, doch augenblicklich stellt sich ihm ein Wächter in den Weg, während zwei weitere ihn an den Armen festhalten. Die anderen Anwesenden, scheinen keinerlei Mitleid mit dem Mädchen vor ihnen zu haben, und beobachten das Geschehen vorne ohne irgendeine Reaktion. Einer der Männer in Schwarz packt die Frau an den Haaren und reisst grob ihren Kopf nach hinten, im selben Moment zückt ein weiterer einen seltsamen, mit bunten Steinen verzierten Dolch und hält ihn an ihre Kehle. Einer der Edelsteine, der am Schaft des Messers angebracht ist, schimmert in einem besonders auffälligen Rot. Michirus Herz macht einen unangenehmen Sprung, und der Schrei, der ihr eigentlich entgleiten sollte, kommt nur lautlos über ihre Lippen. Ohne zu zögern zieht die Gestalt die glänzende Klinge des Dolches über den Hals des Mädchens, dessen angstvolle Schreie im selben Moment verstummen. Ein schmaler roter Streifen zieht sich quer über ihre Haut, und ein leichtes Blutrinnsaal läuft an ihrer Kehle hinunter und färbt den Kragen ihres hellen Kleides allmählich rot. Die Wächter lassen die junge Frau los, sodass sie beinahe geräuschlos auf dem kahlen Gesteinboden zusammensinkt und reglos liegen bleibt. Während Michiru noch immer wie erstarrt auf die junge Frau blickt, reisst Chika sich fluchend von den Wächtern los und drängt sich mitten durch die Menschengruppe nach vorne. Er lässt sich vor dem Mädchen auf die Knie fallen und dreht sie vorsichtig auf den Rücken. Auch wenn sie offenbar das Bewusstsein verloren hat, atmet sie noch immer gleichmäßig und auch die Wunde an ihrem Hals scheint von nahem betrachtet nicht so schlimm wie er erwartet hatte. Er lässt den Blick über die Gruppe, die das Ganze stumm beobachtet, schweifen. Ihre Gesichter sehen völlig Emotionslos aus, und keiner von ihnen macht irgendwelche anstalten dem Mädchen zu helfen. Chika richtet sich wütend auf. „Was zur Hölle ist los mit euch..? Wollt ihr sie hier verbluten lassen!?“ Als noch immer keine Reaktion von ihnen ausgeht, ballt er wütend die Fäuste. Sein Blick sucht Shiroi, der ihn offenbar höchst amüsiert mustert. „Was ist hier los, Shiroi?! Was hast du mit ihnen gemacht..?“ Shiroi erhebt sich elegant von seinem Stuhl und wirft den schwarzen Wächtern eine schlichte Geste zu, weshalb sich diese augenblicklich in Bewegung setzen und sich um Chika herum aufstellen. Michiru macht besorgt einen Schritt nach vorne, doch sie wird sofort von der groben Hand eines der Kuttenträger aufgehalten. Shiroi wirft einen Blick auf die glänzende Uhr an seinem Handgelenk. „Es wird allmählich Zeit... Wir sollten das Ganze jetzt zu ende bringen.“ Chika sieht ihn verbissen an. „Du hast mir immer noch nicht geantwortet, Mistkerl...“ „Glaub mir, du kriegst deine Antwort schneller als dir lieb ist... Schafft die Neue beiseite...“ Einige der Wächter treten einen Schritt auf die junge Frau zu, doch Chika stellt sich ihnen in den Weg. „Wagt es bloß nicht...“ Die Gestalt, die Chika am nächsten steht, hält noch immer den verzierten Dolch in der Hand und gibt einem weiteren der Männer in Schwarz mit einer schnellen Handbewegung Anweisungen, weshalb er sich drohend zu Chika umwendet. Doch diesem gelingt es dem Angreifer geschickt auszuweichen und ihn mit einem gezielten Schlag zu Boden zu werfen. Erleichtert stellt er fest, dass seine rechte Hand offenbar wieder problemlos an seinem Arm haftet. Er entdeckt Michiru, die einige Meter entfernt, von einem der Kuttenträger festgehalten wird. Er stößt einen weiteren Angreifer schlichtweg beiseite und wendet sich der jungen Frau zu um sie vom Boden zuheben, zu seinem Erstaunen scheint sie das Bewusstsein aber schon wieder zurückerlangt zu haben. Sie wirkt leicht verwirrt, und Chika versucht verzeifelt sich etwas einfallen zu lassen, damit sie nicht Panik gerät... „Alles okay? Keine Sorge, ich hol dich hier rau-...Hey!?“ Das Mädchen klammert sich ohne Vorwarnung an seinem Arm fest, wobei sie ihre Fingernägel schmerzhaft in seine Haut gräbt. Als sie ihren Kopf hebt, starrt sie ihm mit leuchtend roten Augen entgegen, aus ihrem Mund blitzen die spitzen Enden von messerscharfen Eckzähnen hervor. Chika versucht sie verzweifelt loszuwerden, doch es gelingt ihm nicht seinen Arm aus ihrem festen Griff zu entwinden. Die anderen Anwesenden, die sich bisher kaum gerührt haben werden allmählich auch aktiver, und Chika sieht sich plötzlich einem Meer aus rot glühenden Augenpaaren gegenüber. Shiroi geht auf den Vermummten mit dem Dolch zu und reisst ihm das Messer mit einem vorfreudigen Grinsen aus der Hand. Gerade als Chika sich mühsam mit seinem freien Arm von einem weiteren Angreifer befreit, nutzt Shiroi die Gelegenheit und gebietet den Wächtern um ihn herum ihm Platz zu machen. Michiru versucht sich verzweifelt zu befreien, doch sie hat gegen den Mann der sie festhält nicht den Hauch einer Chance. Shiroi steht plötzlich breit lächelnd vor Chika, der ihn wütend am Kragen packt, doch bevor er die Gelegenheit bekommt seinem Gegenüber das falsche Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, fährt ein stechender Schmerz durch Chikas Schulter. Die Klinge die sich knapp überhalb seines Herzens in seine Brust gebohrt hat, fühlt sich glühend heiß an und für den Bruchteil einer Sekunde hat Chika das Gefühl er müsse von Innen verbrennen. Shirois Gesicht verschwimmt vor ihm, als dieser den Dolch aus der Wunde zieht. Chikas Hand rutscht von Shirois Jackett-kragen ab und sinkt kraftlos nach unten. Er glaubt einen Moment er würde Michirus Stimme hören, doch sie geht zusammen mit den anderen Geräuschen des Raumes in einem monotonen Pochen in seinem Kopf unter. Das einzige, das er wahrnimmt ist sein Herzschlag, der ihm unnatürlich schnell vorkommt... Sein Herz scheint förmlich in seiner Brust zu rasen... ---------------------------------------------------------------------------- Kleine Autorenbemerkung^^: Michiru beschwert sich am Anfang des Kapitels über Chikas schlechten Musikgeschmack, der offensichtlich gerade einen Song von >The Birthday< hörte... Naja, >The Birthday< ist die Band, die das Opening zum ZL Anime spielt, also sollte sich jeder ZL fan spätestens jetzt ein Bild von dem Song machen können, der Michiru so gar nicht gefallen will :D Chika wiederum kontert damit, dass Michiru auf Suzumura Kenichi stehe, der vergleichsweise ruhigere Musik spielt und im Anime Chikas Synchronsprecher ist^^ deshalb auch seine Bemerkung: "Denk vor solchen Ansagen besser darüber nach, mit wem du sprichst!" :D Kapitel 5: Nach jedem Fest muss einer aufräumen... -------------------------------------------------- Eine unerträgliche Hitze breitet sich über Chikas gesamten Körper aus. Er versucht verzweifelt einen klaren Gedanken zu fassen, doch es will ihm einfach nicht gelingen... Ein betäubender Druck herrscht in seinem Kopf und macht es ihm unmöglich, sich zu konzentrieren. Allmählich verliert er jegliches Gefühl für seinen Körper, so als würde etwas seinen Verstand völlig blockieren... Einen Moment ist er sich sicher, würde sterben, aber dann erinnert er sich daran, dass das wohl ausgeschlossen ist... Schließlich war er im Grunde schon lange vorher tot... Gerade als die sengende Hitze den letzten Rest seines Bewusstseins zu verbrennen droht, spürt er wie von irgendwoher ein kühler Hauch auf seine Haut trifft. Die Kälte durchdringt nach und nach seinen Körper und verdrängt das Feuer in seinem Kopf, das vor wenigen Sekunden noch seine Seele in Asche zu verwandeln drohte. Eine ihm nur zu gut bekannte Stimme erstickt die letzten Flammen schließlich vollkommen. „Akatsuki! Reiß dich gefälligst zusammen und hilf mir, du Trottel!“ Das Gefühl kehrt allmählich wieder in Chikas Körper zurück, was ihm prompt durch eine schmerzhafte Kopfnuss bestätigt wird. „Hör auf ihn zu schlagen, Shito! Ich denke er kommt wieder zu sich...“ Als sich das verschwommene Bild vor seinen Augen klärt, erkennt er Michirus Gesicht vor sich. Erst jetzt bemerkt er, dass er auf dem Boden kniet und eine Hand verkrampft in seine Haare gekrallt hat, so als hätte er Migräne... Seine rechte Hand ist verschwunden. Als er müde aufblickt erkennt er auch warum. Shito steht mit seiner silbrigen Pistole direkt neben ihm und gibt mehrere kurz aufeinanderfolgende Schüsse in verschiedene Richtungen ab. Michiru schüttelt behutsam an Chikas unverletzter Schulter. „Chika? Chika, bist du okay? Komm schon, sag irgendwas..!“ Er blickt erschöpft in ihre Augen und versucht ihr zu antworten, aber aus irgendeinem Grund kommt kein Ton über seine Lippen. Auch seine linke Hand, die er im Grunde schon längst hatte sinken lassen wollen, will ihm nicht so recht gehorchen. Was auch immer gerade mit ihm passiert war, es hatte offensichtlich kurzzeitig die gesamte Kontrolle über seinen Körper lahmgelegt. Nur langsam scheint er seinen eigenen Willen wieder durchsetzen zu können... Michiru wirft eine prüfenden Blick auf die Wunde an Chikas Schulter und seufzt erleichtert auf, als sie feststellt, das die Blutung sich offenbar nicht drastisch verschlimmert hat. Ihr Herz hämmert dennoch weiter unangenehm in ihrer Brust. Sie sieht immer noch das bedrohliche, rote Glühen vor sich, das vor wenigen Sekunden in Chikas Augen lag. Es war dasselbe rote Leuchten, das ihr auch aus den, nach Blut durstenden Augen der Zombie-haften Wesen um sie herum entgegenfunkelt und das ihr jedesmal eiskalte Schauer über den Rücken jagt, wenn sie es erblickt. Für einen kurzen Moment hatte Chika in ihr dieselbe Furcht ausgelöst, wie diese Monster... Doch jetzt haben seine Augen wieder den gleichen goldenen Glanz, den sie gewohnt war, und auch wenn er offenbar noch nicht ganz wieder er selbst ist, ist die bedrohliche Aura, die von ihm ausging, ebenfalls verschwunden. Shitos lautes Fluchen lässt sie herumschnellen. Die knurrenden Wesen, die Shito bis eben noch mit gezielten Warnschüssen direkt vor ihre Füße, hatte zurückhalten können, haben ihre unkoordinierten Angriffe plötzlich eingestellt und starren sie aus einiger Entfernung gierig an. Shiroi bahnt sich seinen Weg durch ihre Reihen, wobei sie ihm unterwürfig Platz machen. Als Michiru den zufriedenen Blick bemerkt, mit dem er Chika, der immer noch am Boden kniet, mustert, springt sie wütend auf die Beine. Shirois gute Laune schwindet allerdings sichtbar, als seine Augen von Chika zu Shito wandern. Er setzt einen enttäuschten Gesichtsausdruck auf und fährt mit einem Finger gedankenverloren über die blutige Klinge des Dolchs in seiner Hand. „Tss, Xu Fu hat wirklich ein Talent darin, mir den Spaß zu verderben...“ Shito sieht mit einem Mal noch wesentlich gereizter aus, als während seines Kampfes mit den Zombies. „Stell mich nicht auf eine Stufe mit diesen Pennern... Xu Fu hat rein gar nichts mit der Sache zu tun...“ Shiroi hebt mit neuem Interesse den Kopf. „Oh, dann bist du extra hergekommen um deine Freunde zu retten, was? Wirklich vorbildlich... Was mich allerdings mehr interessiert, ist diese Waffe in deiner Hand... oder sollte ich lieber sagen... in seiner Hand..?“ Shito geht nicht auf Shirois Anspielung ein, doch er kann sich einen kurzen Seitenblick auf die rechte Hand, die immer noch einzeln neben Chika liegt, nicht verkneifen. Sie hatten natürlich keine Gelegenheit gehabt ihre Hände unauffällig zu tauschen, aber insgeheim wünscht er sich Chika würde sich endlich zusammenreissen und wenigstens seine fehlenden Körperteile wieder an ihren Platz bringen... Shiroi bedenkt diese irrationale Szene mit einem kalten Grinsen. „Ich hatte mich ja darauf gefreut, die Macht des Steins zu benutzen um Akatsuki ein paar Manieren beizubringen, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass schon jemand vor mir auf dieselbe Idee gekommen ist... Es muss irgendein Fluch sein, hab ich recht?“ Shito seufzt teils belustigt, teils genervt auf. „Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen... Auch wenn ich ganz deiner Meinung bin und Akatsuki wirklich bessere Manieren vertragen könnte, ist bisher noch niemand auf die Idee gekommen, das mit einem Fluch oder ähnlichem zu versuchen... Ich schätze ein Dummkopf wie er, würde selbst bei solchen Maßnahmen nichts mehr dazulernen...“ Michiru glaubt ein leichtes Zucken in Chikas Gesicht zu erkennen, doch er blickt noch immer stumm auf den Boden vor sich. Shito wirft einen zufriedenen Blick auf seinen bewegungs-unfähigen Partner. „Wie war noch gleich dieses Sprichwort... Einem alten Hasen lernt man keine neuen Tricks? Hey, Akatsuki, wenn du meiner Meinung bist, sag einfach nichts!“ Diesmal ist sich Michiru sicher eine leichte Bewegung durch Chikas Körper fahren zu sehen und auch sein Gesichtsausdruck wirkt plötzlich um einiges verbissener... Außer ihr scheint das aber keinem aufzufallen. Während Shiroi noch immer darüber nachzugrübeln scheint, wie es Shito und Chika möglich war einfach ihre Hände zu tauschen, wenden die Wesen um ihn herum völlig unvermittelt den Blick zu dem kleinen Balkon, der an einer Wand des Raumes aus der Steinwand ragt. Aus den Halbschatten oben löst sich die Silhouette einer Person. Der Mann lässt seine, in einen schwarzen Lederhandschuh gekleidete, linke Hand, an der gut sichtbar ein Ring mit einem roten Edelstein glitzert, über das graue Geländer des Balkons gleiten und lehnt sich schließlich lässig darauf, um einen möglichst guten Blick auf das Geschehen unten werfen zu können. Als Shito ihn entdeckt schließt sich seine Hand noch etwas fester um den Griff seiner Schusswaffe. Shiroi scheint beim Anblick des Mannes einen beträchtlichen Teil seines so großen Selbstbewusstseins zu verlieren. „M-Meister? Ich wusste nicht, dass-...“ Der Angesprochene legt ein belustigtes Grinsen auf, das die Lachfalten um seinen Mund erheblich betont. „Du scheinst dein Fest wirklich zu geniessen, Shiroi... Kein wunder, wenn man bedenkt, dass du durchaus interessante Gäste geladen hast...“ Shito fixiert den Mann auf dem Balkon durchdringend. Es besteht kein Zweifel daran, dass es derselbe ist, dem sie schon bei ihrem ersten Treffen mit den seltsamen Zombies begegnet sind... Er stahlt die gleiche undefinierbare Aura aus, und trägt zudem wieder einen teuer wirkenden schwarzen Anzug. Doch diesmal kann Shito auch sein Gesicht klar und deutlich sehen. Er würde ihn wohl auf etwa Mitte 40 schätzen, denn seine kurzen, schwarzen Haare werden an den Schläfen von einigen grauen Strähnen durchzogen. Er wirkt rein äußerlich wie ein gewöhnlicher Mensch... Als der Blick des Mannes plötzlich auf Shitos trifft, zuckt dieser leicht zusammen. Seine Augen sind Eisblau... „Tut mir wirklich leid, aber ich muss dich leider darauf hinweisen, dass dir allmählich die Zeit ausgeht, Shiroi... Die Jagd steht schließlich noch heute Nacht an...“ „Keine Sorge, Meister, ich war gerade dabei es zu beenden...“ Shiroi wendet sich wieder Shito und Michiru zu. „Ich kann den Xu Fu keinen Anlass geben, sich gegen uns zu wenden, also gebe ich dir die Gelegenheit von hier zu verschwinden, Tachibana... Ich wäre sogar so großzügig, dir zu gestatten, das Mädchen mitzunehmen... Ich habe keine Verwendung für sie...“ Shito schenkt ihm ein mitleidiges Lächeln. „Sorry, aber wenn ich diesen Dummkopf hierlasse, verabschiedet sich auch meine rechte Hand von mir... Glaub mir, wenn ich ihn so einfach loswerden könnte, wäre mir schon einiges erspart geblieben...“ „Du scheinst etwas falsch verstanden zu haben... Ihr könnt gerne versuchen ihn mitzunehmen, ich werde euch sicher nicht aufhalten... die Frage ist eher, was er tun wird...“ Shiroi lässt den Dolch in seiner Hand spielerisch hin und herpendeln. Michiru bemerkt eine leichte Bewegung hinter sich und dreht sich zu Chika um, der zögernd nach seiner rechten Hand greift und sie mit leicht zitternden Fingern an seinen Arm anbringt, wo sie augenblicklich ihren Platz einnimmt, so als wäre sie nie fort gewesen. Michiru greift schnell nach seinem Arm als er sich leicht schwankend, ohne den Blick zu heben, aufrichtet, doch er geht einfach wortlos an ihr vorbei. Sie beobachtet verunsichert und nervös, wie Chika, mit einer Hand auf die Wunde an seiner Schulter gepresst, auf Shiroi zugeht, und neben ihm mit gesenktem Kopf stehen bleibt. „Chika? Was tust du...?“ Michiru geht einen Schritt nach vorn, doch Shito hält sie schweigend auf, während Shirois Augen angesichts dieser, für ihn mehr als positiven Entwicklung strahlen. „Du solltest es einsehen, Miss Kita... Dieser Dolch hat die nette kleine Fähigkeit das menschliche Bewusstsein auszuschalten und stattdessen nur die tierischen Instinkte zu verstärken... Wer von seiner Klinge verletzt wird, ist nichts weiter als ein willenloser Zombie...“ Michiru stellt entsetzt fest, dass Shito diese Tatsache offenbar mehr als belustigend findet, denn auf seinem Gesicht erscheint ein breites Grinsen. „Zombies?... Wenn das mal nicht wahre Ironie ist...“ Shiroi blickt ihn verwirrt an. „Ich wüsste, nicht was daran lustig sein soll...“ „Ach ja? Ich schon!“ Bevor Shiroi reagieren kann erscheint neben ihm für einen kurzen Moment ein heller Lichtstrahl und noch bevor dieser wieder vollkommen verschwunden ist, zieht blitzschnell die silberne Klinge von Chikas Katana an seinem Gesicht vorbei. Shiroi stößt einen gequälten Schmerzensschrei aus, als das Schwert sich tief in seinen Arm gräbt und dabei Fleisch und Sehnen durchtrennt. Seine Finger verlieren augenblicklich ihre Kraft und der Dolch rutscht aus seiner Hand und fällt mit einem metallischen Geräusch auf den Boden. „Shito!“ Chika verpasst dem Messer einen Tritt, der es quer durch den Raum schlittern lässt, bis es schließlich von Shito aufgehalten wird. Shiroi sieht ihm mit einem verbissenen Blick nach und wendet sich dann hasserfüllt Chika zu. „Verdammt...! Was ist hier los?! Du solltest einer von diesen seelenlosen Zombies sein!“ Chika grinst ihn belustigt an. „Tja, ich schätze in diesem Fall ist dir tatsächlich jemand zuvorgekommen... Sieht so aus, als würde dein kleiner Trick bei echten Zombies nicht ganz so gut funktionieren...“ Shiroi scheint für einen Moment die Welt nicht mehr zu verstehen, doch Chika gibt ihm keine Gelegenheit seine Gedanken zu ordnen. Wo gerade noch ein breites Grinsen auf seinem Gesicht lag, stahlt Chika im nächsten Moment eine tödliche Aura aus, der er mit einem heftigen Schlag in Shirois Gesicht Ausdruck verleiht, wodurch dieser heftig auf dem Boden aufschlägt. „Das war dafür, dass du mich heut so verdammt angepisst hast, Penner!!“ Chika schüttelt keuchend aber zufrieden seine leicht gerötete Hand aus und wendet sich von dem am Boden liegenden ab, wobei er sein Schwert in einem erneuten Lichtschein verschwinden lässt. Die Wesen und auch die in schwarze Kutten gekleideten Klanmitglieder bleiben reglos und blicken, offenbar in Erwartung neuer Anweisungen zu dem Balkon hinauf, doch der Anzugträger oben beobachtet das Geschehen weiter wortlos. Auch Shito und Michiru fixieren ihn durchdringend. Unglücklicherweise macht seine unbewegte Art es nicht gerade leichter für sie ihn einzuschätzen... Plötzlich geht doch eine Regung von ihm aus... Er bricht kurzerhand in schallendes Gelächter aus. „... ..Höchst unterhaltend, wirklich wahr! Selbst mir war nicht bekannt, dass man mit unserer Methode einen Zombie nicht in einen Zombie verwandeln kann! Es ist wirklich mehr als interessant! Und dann der Trick mit den Händen! Ich meine, das ist doch mal Entertainment pur! Ich dachte mir schon, dass ihr beiden sehr unterhaltsam seid, als ich das letzte Mal auf euch traf, aber ihr habt meine Hoffnungen wirklich übertroffen! Ja, nur leider...“ Er zückt ein weißes Seidentuch aus seiner Brustasche und wischt sich eine Lachträne aus dem Auge. „...Leider kann ich mich für heute nicht weiter mit euch amüsieren, Gentlemen... Wie soll ich sagen, die Jagd ruft!“ Er stößt sich von dem Geländer des Balkons ab und wendet sich zum gehen. „Hey, warte! Ist ja wirklich nett, dass dir die Show gefallen hat, aber wie wäre es wenn du dich mal von deinem Balkon zu uns runter bewegst und uns erklärst, was die ganze Nummer hier soll!“ Chika starrt mit wütend funkelnden Augen zu dem Mann hinauf, der sich zögernd noch einmal zu ihm umwendet. „Du bist Chika Akatsuki, hab ich recht? Du wurdest mir bereits als recht temperamentvoll beschrieben... In diesem Fall solltest du dir aber vielleicht ein Beispiel an deinem Partner nehmen... Er versteht es wirklich ausgezeichnet seinen Gemütszustand hinter einer gelassenen Fassade zu verbergen... Nun ja, ich schätze man sollte den Altersunterschied nicht außer Acht lassen... Wie dem auch sei, ich gebe dir jetzt einen wichtigen Rat, Kleiner...“ Chika, dem der Tonfall des Alten ganz und gar nicht gefallen will, ballt trotzig die Fäuste. „Weil ihr mich bisher so gut unterhalten habt, gebe ich euch heute eine zweite Chance und lasse euch ziehen... Ich könnte meine Meinung allerdings noch ändern, solltest du es wagen mich noch weiter zu reizen indem du meine kostbare Zeit verschwendest!“ Chika spürt einen stechenden Schmerz in seiner Schulter. Unter dem durchdringenden, eiskalten Blick des Mannes scheint plötzlich alle Kraft seinen Körper zu verlassen und selbst das Atmen wird für ihn unmöglich. Erst als der Alte seine blauen Augen von ihm abwendet, verschwindet auch der Schmerz und er sackt leicht zitternd und nach Luft schnappend auf die Knie. Michiru stürmt zu ihm und lässt sich besorgt vor ihm nieder, während Shito stumm den Mann beobachtet, bis er entgültig aus seinem Sichtfeld verschwunden ist. Auch alle anderen Anwesenden im Raum ziehen sich, wie auf einen stummen Befehl hin, zurück und lassen die Drei allein in dem Keller zurück. Shito atmet hörbar auf und schlendert gemächlich zu Michiru und Chika hinüber. „Mit einem hatte er recht... Du solltest wirklich lernen, dass man manchmal besser die Klappe hält, Akatsuki...“ Chika wirft ihm einen tödlichen Blick zu, als er allerdings dazu ansetzt Shito ein paar angemessene Beleidigungen an den Kopf zu werfen, zuckt er mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen und legt erneut eine Hand über die Wunde oberhalb seines Herzens. Michiru spürt etwas Erleichterung darüber, dass zumindest einer der Beiden zum Streiten momentan nicht in der Lage ist, und beschränkt sich darauf, den leicht schwankenden Chika vorm Umfallen zu bewahren. Shito wirft einen prüfenden Blick auf den, noch immer am Boden liegenden Shiroi, als er aber aus dessen Reglosigkeit schließt, dass er wohl das Bewusstsein verloren hat, entscheidet er sich ihn einfach so lassen wie er ist... „Wir sollten fürs erste verschwinden... hier gibt es nichts mehr für uns zu tun.“ Chika wirft einen missmutigen Blick auf Shito, der sich bereits auf den Weg zu der großen Holztür macht, die den einzigen Weg aus dem Raum darstellt. „Was hast du mit dem Ding vor?“ Michiru versucht einen Moment lang zu erraten wovon er überhaupt redet, als ihr Blick auf den bunt verzierten Dolch fällt, den Shito in einer Hand mit sich rumträgt. „Ich denke Bekkou wird uns dazu etwas erzählen können...“ Gerade als die Drei den Saal, der die Verbindung zwischen dem vorigen Raum und der steilen Wendeltreppe darstellt, durchqueren, reisst Chika sich von Michirus Griff los und schließt mehr oder weniger stolpernd zu Shito auf. „Da wär noch eine Kleinigkeit...“ „Was soll das sein?“ Chika wirft einen Blick über die Schulter auf Michiru, um sich zu vergewissern, dass sie außer Hörweite ist, bevor er sich wieder flüsternd an Shito wendet. „Das Sprichwort heißt: Einem alten Hund lernt man keine neuen Tricks!... Eins kannst du mir glauben, Shito, dafür stirbst du noch...“ Kapitel 6: Wie wär's mit einem kleinen 'Danke'? ----------------------------------------------- „Willkommen im Z-Loan Office, Büro für Kredite der besonderen Art! Was kann ich für Sie-... Oh, ihr seids nur...“ Yuuta, die wie die Abdrücke an ihrer Wange belegen, offenbar bis gerade eben ein Nickerchen auf dem Schreibtisch gehalten hatte, lehnt sich mit einem Gähnen in ihrem bequemen Lederstuhl zurück. Ihr Blick fällt auf Chika, der mit ungeschickten Bewegungen versucht, das von seinem Ärmel rinnende Blut daran zu hindern, auf den teuren Teppichboden zu tropfen. Die Müdigkeit in ihren Augen wandelt sich augenblicklich in ein freudiges Strahlen. „Awww, Chika, das sieht schmerzhaft aus! Das wird nicht billig! Hehe, was ist mit Shito? Nichts? Naja, es ist mitten in der Nacht, d.h. der Grundtarif für Stichwunden liegt etwas höher... Sagen wir, 25% über dem Normalpreis...?“ Chika seufzt gequält auf und trottet dann wütend vor sich hinmurmelnd in einen Nebenraum, dicht gefolgt von der zufrieden auf- und abhüpfenden Yuuta. „Hey, Yuuta! Ist Bekkou nicht hier?“ „Nope! Aber er sollte jeden Moment zurückkommen...“ Michiru lässt sich erschöpft auf eines der beiden kleinen Sofas fallen, während Shito sich mit verschränkten Armen an den schweren Mahagoni Schreibtisch lehnt und seufzt. „Ihr seid wirklich noch dümmer, als ich bisher gedacht habe...“ „....Shito?“ Sie blickt ihn verblüfft an. „Mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen... so viel ist jetzt auf jeden Fall sicher. Und ihr habt nichts besseres zu tun, als euch einfach mitten in ihre kranken Rituale zu stürzen...“ „Es ist nicht so, als wäre ich freiwillig mitgegangen... Chika hat mir diese Entscheidung mehr oder weniger abgenommen...“ „Dacht ich mir... Akatsuki ist eben ein Idiot... Wie dem auch sei, solange ihr euren Spaß auf dem Fest hattet, habe ich ein paar Informationen besorgt... Toho war so freundlich mir ein paar Details zu dieser Bruderschaft zu geben...“ Michiru lauscht ihm gebannt, wobei sie nach den jüngsten Ereignissen der Nacht allerdings nicht mehr viel schocken kann... Als ihr aber nach und nach bewusst wird, welchen Einfluss die Nagoya Akademie auf die Stadt zu haben scheint, fühlt sie sich merklich unbehaglicher. Auch Shito wirkt mehr als beunruhigt... „...Ich hoffe darauf, dass Bekkou meine Befürchtungen wiederlegen kann, aber falls nicht-...“ „Lass... looos, Yuuta!! Vergiss es! Ich bezahl dich nicht fürs Nichts-tun!! Ouch!“ Chika stolpert fluchend in den Raum und versucht sich dabei verzweifelt von Yuuta zu befreien, die sich mit einer Hand an seinem Arm festkrallt und mit der Anderen herumfuchtelnd Bandagen über den Boden verteilt. „Nein! Nein! Nein! Irgendwo muss das Blut ja herkommen! Lass mich nochmal nachsehen! Ich habs, am besten du ziehst alles aus, irgendwo muss doch wohl ein Kratzer sein! Chiiika!! Bleib... hier..!!“ „Lass los du geldgierige, masochistische, kleine-... Hey, hey! L-l-leg die Schere weg! Das ist unfair! Das ist eindeutig gegen die Regeln! Yuuta!! St-stop!! Yuuuta!!“ Da Yuuta offenbar mit ihrem Einkommen durch das Behandeln einer einzigen Wunde nicht zufrieden ist, ist sie kurz davor sich einen kleinen Bonusbetrag zu sichern, indem sie wütend mit einer spitzen Schere vor Chikas Gesicht herumfuchtelt. „Ich fürchte der Profit wird recht klein ausfallen, wenn du den Kunden selbst auseinandernimmst, Yuuta...“ Michiru zuckt unwillkürlich zusammen, als Bekkous ruhige Stimme direkt neben ihrem Ohr erklingt. Yuutas Mordversuche kommen zu Chikas Erleichterung sofort zum Stillstand. Mit leicht geröteten Wangen beginnt sie, das von ihr verursachte Chaos aus Verband-Rollen und Wattepads zusammen zu sammeln. „Er ist ein Zombie... ist ja nicht so, als hätten ein paar kleine Kratzer ihn gekillt...“ Chika wirft ihr einen wütenden Blick zu, achtet aber auffällig genau darauf, genügend Abstand zu ihr zu halten... Als Yuuta vor sich hinmurmelnd im Nebenzimmer verschwunden ist, seufzt Bekkou mit einem Kopfschütteln auf. „Ich schätze ich muss mich für ihr ungebührliches Benehmen entschuldigen... Sie ist mit den Zahlungen in diesem Monat etwas im Rückstand, aber ihr wisst ja, wie das so ist...“ Michiru rückt unauffällig etwas von Bekkou weg, der sich über die Lehne des Sofas hinwegschwingt und sich auf der weichen Polstergarnitur niederlässt. „Hat ihr die Bezahlung für eine Verletzung etwa nicht genügt?“ Michirus Blick wandert fragend zu Chika, der hörbar aufatmet und den Kragen seines noch immer offenen Hemdes beiseite schiebt. Seine Schulter ist völlig unversehrt. Das getrocknete Blut auf seinem Hemd ist das Einzige, das darauf hindeutet, das vor nicht allzulanger Zeit noch eine klaffende Wunde auf seiner Brust prangte... „Es ist nicht so als hätte sie überhaupt etwas zu tun gehabt... Aus irgendeinem Grund hat sich die Sache von selbst erledigt...“ Shito wirft ihm einen misstrauischen Blick zu, den Chika nur mit einem Achselzucken erwidert. Michiru springt aber völlig unvermittelt auf. „Es ist wie bei dem Mädchen von heute Abend! Chika, du hast es auch gesehen, hab ich recht? Wie dieser Kerl mit dem Dolch ihr-... ihre Kehle-...“ Sie unterdrückt das Schaudern, das durch ihren Körper fährt und blickt Chika durchdringend an. „Als sie uns nur wenige Minuten später angegriffen hat, war ihr Hals zwar immer noch blutverschmiert, aber ich bin mir sicher, dass die Wunde verschwunden war... Ich bin mir Einhundertprozent sicher! Ich meine, andernfalls wäre sie schließlich verblutet...“ Shito zückt geistesabwesend den Dolch und hält ihn in das kalte Licht, das von der Neonröhre an der Decke auf ihn herabfällt. Das Glänzen des glatten Metalls und der bunten Edelsteine wird nur von dem Leuchten des Blutroten Kristalls am Schaft der Waffe übertroffen. Bekkou scheint mehr als interessiert an dem seltsamen Objekt zu sein, hüllt sich aber für den Moment in Schweigen, ganz im Gegensatz zu Michiru, die bei jedem Blick auf die scharfe Klinge ein leichtes Unbehagen spürt. „Das, was Shiroi über diese Waffe gesagt hat, dass diese Menschen durch sie in Zombies verwandelt werden... Ich glaube, dass das nicht alles war... Hinter dieser Klinge ist noch mehr verborgen... Und wir wissen nicht genau warum es bei Chika nicht funktioniert hat... Ich meine, woher wissen wir, dass es keine weiteren Folgen hat?“ Sie wirft einen mehr als besorgten Blick auf Chika, doch der knöpft nur mit einem beruhigenden Grinsen sein Hemd zu. „Mir geht’s großartig, also setz nicht so ein Gesicht auf, 500Yen...“ Sie scheint nicht ganz überzeugt, genau wie Shito, der das allerdings weniger mit Besorgnis, sondern eher mit misstrauischen Seitenblicken auf seinen Partner deutlich macht... Er legt den Dolch auf dem Couchtisch vor Bekkou ab und sieht diesen aufmerksam an. „Also gut, Fährmann... wir sind alle gespannt darauf, was du uns dazu zu sagen hast...“ Bekkou starrt einige Sekunden nachdenklich auf die Waffe, nimmt sie dann schweigend in die Hand, um sie aus verschiedenen Perspektiven genauer zu betrachten und säuselt dabei einige unverständliche Floskeln über die darin steckende Schmiedekunst vor sich hin. Die anderen Drei beobachten ihn schweigend und bis zum zerreissen gespannt. Nachdem er diese Prozedur einige Minuten hingezogen hat und noch immer keine Anstalten macht zu einem Ergebnis zu kommen, hat zumindest Chikas Gedult ein Ende. „Na los, was ist alter Man? Kannst du uns jetzt etwas dazu sagen oder nicht?“ Bekkou rückt seine Brille zurecht und räuspert sich. „Das hängt ganz davon ab, was ihr wissen wollt...“ Diesmal ist Shito es, der eilig das Wort ergreift. „Der Dolch ist ein magisches Utensil, hab ich recht? Er muss irgendeine Form von eigener Energiequelle besitzen, schließlich wurde er von einem gewöhnlichen Menschen benutzt...“ Bekkou betrachtet Shito über den Rand seiner Brillengläser hinweg. „Das mag schon sein, aber es bedurfte genauerer Untersuchungen um eine eindeutige Zuordnung der Quelle zu finden... obwohl ich die starke Vermutung habe, dass es wohl mit diesem mehr als auffälligen Stein hier zu tun hat...“ Er fährt mit einem seiner langen, schmalen Finger nachdenklich über die glatte Oberfläche des glänzend roten Kristalls. „Könnte es der Kern eines Shinigami sein?“ „Hmm... wie ich sehe hast du deine Hausaufgaben gemacht, Shito-kun... Dementsprechend ist dir sicher auch bekannt wie klein die Chance ist, dass es ein paar Menschen gelingt in den Besitz eines solchen Kerns zu kommen... Zudem habe ich keinerlei Informationen darüber, dass es in letzter Zeit zu Unregelmäßigkeiten mit Shinigami kam, geschweige denn, dass einer von ihnen seinen Kern verloren hätte... Ich meine, nicht seit dem Zwischenfall mit Shiba Reiichiro...“ Chika wirkt einen Moment mehr als genervt über den Verlauf des Gespräches und wendet sich kurzerhand dem großen Panorama Fenster hinter dem Schreibtisch zu, auch wenn darin nicht viel mehr zu sehen ist, als die graue Betonfront des Nachbargebäudes. Michiru versucht in Bekkous unergründlichem Gesicht eine kleine Regung zu entdecken, die ihr vielleicht etwas mehr über das unheimliche Objekt in seiner Hand verrät, doch auch wenn sie sich sicher ist, dass er mehr weiß, als er verrät, so bleiben ihre Bemühungen doch fruchtlos. „Kannst du uns nichts Brauchbares erzählen?“ „Wie gesagt, dafür bedarf es weiterer Untersuchungen... kommt doch einfach in ein paar Tagen wieder, bis dahin sollte ich mich darum gekümmert haben...“ Bekkou winkt mit einer eindeutigen Handbewegung Richtung Tür, doch die Drei haben nicht vor, seiner Geste schon folge zu leisten... „Ein paar Tage? Als hätten wir dafür Zeit, dieser alte Spinner hat von einer Jagd gesprochen, die noch heute Nacht stattfinden soll!“ „Chika hat recht, wir können doch nicht einfach hier rumsitzen und nichts tun...“ „Doch, das können wir sehr wohl...“ Chika und Michiru drehen sich gleichzeitig zu Shito um, der ihnen einfach so ohne Vorwarnung in den Rücken fällt. Er deutet mit einer Hand beiläufig auf die schlichte Uhr über der Tür. „Es ist bereits 4:15Uhr... Die Nacht ist so gut wie vorbei... Ich befürchte, dass wir, selbst wenn wir eine Ahnung hätten, wo wir zu suchen anfangen sollten, ohnehin zu spät kommen... Zudem haben wir rein gar nichts gegen sie in der Hand, wir wissen noch nichtmal womit wir es genau zu tun haben... Ihr wisst ja was passiert, wenn man sich völlig überstürzt und unvorbereitet mit einer Organisation wie dem schwarzen Klan anlegt,... oder liege ich da falsch, Akatsuki?“ Chika wirft ihm einen trotzigen Blick zu, behält jedoch sämtliche Widerrede für sich. Michiru stößt ein hörbares Gähnen aus und schlägt peinlich berührt eine Hand vor den Mund. „Heißt das, wir gehen einfach nach hause?“ Bekkou erhebt sich höflich und bewegt sich Richtung Tür. „Ich denke das wäre für heute die beste Entscheidung...“ Shito schlendert schweigend zu Tür hinaus und auch Chika macht sich seufzend auf den Weg. Mitten im Gehen dreht sich Shito plötzlich noch einmal um, weshalb Chika beinahe in ihn hineinrennt. „Eins wäre da noch, Bekkou... Du kennst nicht zufällig einen Kerl... etwa so groß, dunkle Haare, trägt immer einen schicken Anzug... er dürfte so in deinem Alter sein...“ „Diese Beschreibung ist nicht gerade individuell, Shito-kun...“ „Diese Beschreibung ist fürn Arsch, Shito-kun, wäre treffender!“ Chika verpasst Shito eine Kopfnuss, was ihm einen eindeutig tödlichen Blick einbringt. Michiru springt schnell zwischen die Beiden um eine Eskalation zu vermeiden, und setzt dabei das betont beruhigende Lächeln auf, das bei ihr in solchen Situationen schon zur Gewohnheit geworden ist. Chika scheint im Moment aber gar keinen Wert auf einen Streit zu legen. Er blickt teils nachdenklich, teils verbissen auf den Boden. „..Seine Augen... Er hatte eisblaue Augen... Ich hab sowas noch nie gesehen...“ Bekkou zieht für einen Augenblick eine Augenbraue hoch und fixiert Chika, der plötzlich eher angespannt wirkt, mehr als aufmerksam. Nach wenigen Sekunden wendet er sich allerdings von ihnen ab. „Tut mit leid, ich kenne niemanden, auf den eure Beschreibung passt... Ihr findet ja sicher allein raus, denn wie ihr wisst, bin ich ein viel beschäftigter Mann... Also viel Glück und Ciao Ciao... Arrivederci... Sayounara... Bye bye!“ Die Drei blicken sich verdutzt an und machen sich dann leicht enttäuscht über den Ergebnislosen Besuch auf den Heimweg. „Michiru? Michiru-chan! Du bist zurück!... Ich hab mir sorgen gemacht!... Komm schon, du musst mir alles erzählen!“ „Eigentlich, würde ich am liebsten so schnell wie möglich ins Bett, Koyomi...“ Michiru schwankt totmüde durch den Gang zu ihrem Zimmer, verfolgt von einer mehr als munteren Koyomi. „Komm schon! Ihr wart lange weg! War der Ball so toll? Ohh, ich bin neidisch, ich wünschte ich hätte auf so einen Ball gehen können!“ „Glaub mir, das meinst du nicht so...“ Chika und Shito folgen den Beiden mit einigem Abstand, froh darüber, dass Koyomis eifrige Begrüßung sich auf Michiru zu beschränken scheint... „Shito?“ „Hm..?“ „Was tun wir als nächstes? Wir können die nicht einfach machen lassen, was sie wollen...“ „Können wir nicht?“ „Nein, können wir nicht!“ „Schon gut, ich weiß was du meinst... Fürs erste können wir nicht viel gegen sie tun...“ „Du hast leicht reden... Du hast nicht gesehen wie sie dieses Mädchen zum Zombie gemacht haben... Du hast sie nicht um Hilfe schreien gehört...“ Shito seufzt genervt auf. „Tss, glaub nicht, dass du der Einzige bist, der was dagegen unternehmen will! Ich benutze nur etwas dir völlig unbekanntes... Und das nennt sich: Taktik...“ Chika wirft ihm einen mahnenden Seitenblick zu, entschließt sich aber diese kleine Provokation auf sich beruhen zu lassen. „Ach ja, da wäre noch eine Kleinigkeit, Akatsuki...“ Chika blickt leicht verwirrt zu Shito auf, doch als er in den Halbschatten dessen überhebliches Lächeln erkennt, schwant ihm nichts Gutes... „Worauf genau spielst du an..?“ „Darauf, dass du mir wohl ein >Danke< schuldest, schließlich habe ich heute deine traurige Existenz vor einem Dasein als hirntotes Monster gerettet...“ Chika sucht einen Moment verzweifelt nach Worten um die Situation zu seinen Gunsten zu retten, doch egal wie er es dreht und wendet, er weiß, dass er Shito etwas schuldig ist, auch wenn es ihm einiges abverlangt, sich das einzugestehen... Er schluckt jeden Gedanken an den Verlust seiner Würde herunter und atmet tief ein, als Vorbereitung darauf, etwas zu tun, was er noch nie getan hat und ganz sicher so schnell nicht wieder tun wird... „...Okay...okay... Du hast uns heute gerettet! Dafür danke ich dir! Und ich schulde dir was!... Bist du jetzt zufrieden?!“ Chika fixiert mit knallroten Wangen den dunklen Boden vor seinen Füßen, als von Shito allerdings keine Reaktion ausgeht, blickt er vorsichtig auf. Shito macht sich gerade am Schloss seines Zimmers zu schaffen und dreht sich mit abwesendem Blick zu ihm um. „... Was? Hast du was gesagt?“ Auf Chikas Zunge liegen im Moment dermaßen viele Schimpfwörter, dass er sich nicht entscheiden kann welches er als erstes verbalisieren soll, weshalb er nur stumm, mit leicht zuckenden Fingerspitzen im Flur steht, wie ein Vulkan, dessen Ausbruch nicht mehr lange auf sich warten lässt. Schließlich gelingt es ihm wenigstens einige mehr oder weniger unzusammenhängende Worte auszuspucken. „...Du...du....verdammter... Ich fass... es... einfach nicht!... Du...verdam-...“ Shito zuckt gelassen mit den Schultern, öffnet die quietschende Tür zu seiner Unterkunft und will Chika gerade im Dunkeln zurücklassen, als dieser seine Beherrschung und damit seine Fähigkeit in logischen Sätzen zu sprechen, zurückerlangt. „Warte, Shito...“ „Was denn noch?“ Chikas Blick wandert wieder zum Boden und er fährt sich mit einer Hand verlegen durch die Haare. „Naja, ich... also... Das was 500Yen vorhin gesagt hat... Ähm... Naja, vielleicht ist da was dran und-...“ Shito verschwindet mit seinem gewohnt nachdenklich abwesenden Blick und einem lauten Gähnen in seinem Zimmer, woraufhin Chikas Gesprächspartner plötzlich die Rückseite der leicht morschen, braunen Holztür darstellt. Seine Hand wandert von seinen zerzausten Haaren, zu seiner Schulter und das leichte Unbehagen in seiner Brust fühlt sich jetzt, wo er völlig allein in dem dunklen Flur steht, noch um einiges unerträglicher an... Er denkt darüber nach, noch einmal an Shitos Tür zu klopfen, entscheidet sich letztlich aber doch dagegen und begnügt sich damit die Worte, die ihm auf der Zunge liegen, nur ungehört in die Stille der Nacht zu flüstern... „...Ich hab das Gefühl, als wär ich nicht ich selbst...“ Kapitel 7: Sayounara, Shito... ------------------------------ Zombie-Loan Kapitel 7 Das nervtötende Klingeln ihres Weckers reisst Michiru am Morgen unsanft aus dem Schlaf. Auch wenn sie am Abend zuvor beinahe augenblicklich eingeschlafen war, machen sich die fehlenden erholsamen Stunden der Nacht doch bemerkbar. Laut gähnend und mit halb geschlossenen Augen macht sie sich auf den Weg zum Badezimmer. Sie ist keinesfalls überrascht, dass sie offensichtlich die Erste ist, die sich nach dieser Nacht aus den Kissen gequält hat. Als sie wenig später durch die kühlen Flure des Hauses Richtung Gemeinschaftsraum schlendert, ist allerdings immer noch kein Laut zu hören, der darauf hinweist, dass außer ihr noch jemand anwesend ist. Umso überraschter ist sie, als sie eine der großen Doppeltüren aufstößt und den Gemeinschaftsraum doch nicht völlig verlassen vorfindet. „Chika?“ Er sitzt mit dem Rücken zu ihr auf dem Fensterbrett und lässt den Blick über die Umgebung draußen schweifen. Michirus Stimme kommt so unvermittelt, dass er zusammenzuckt und beinahe aus dem Fenster fällt. Als er sich wieder gefangen hat, dreht er sich grinsend zu ihr um. „Hey, 500Yen!... So früh schon wach..?“ „Das sollte ich eher dich fragen... Bist du nicht sonst immer der Letzte der zum Frühstück auftaucht?“ Sie lässt sich müde auf einen der Stühle an dem großen Esstisch fallen. Mit einem Seitenblick auf Chika bemerkt sie die dunklen Ringe unter seinen Augen. „Hast du heute überhaupt geschlafen..?“ Chika weicht ihrem besorgten Blick aus und springt von dem Fensterbrett um sich auf den Weg in die Küche zu machen. „Warum ist Koyomi eigentlich noch nicht wach... Sollte sie sich nicht um das Frühstück kümmern?... Ich verhungere...“ „Miiiichiiiruuu-chaaaan!!“ Als hätte sie ihren Namen fallen gehört stürmt Koyomi völlig außer Atem in den Raum. In einer Hand hält sie die Fernbedienung zu dem kleinen tragbaren Fernsehgerät in ihrem Zimmer und fuchtelt damit hektisch vor Michirus Nase herum. „Das musst du dir ansehen! Na, looos, mach schon du blödes... Ding...“ Als sie bemerkt, dass sie mit dem falschen Schalter auf den Fernseher in der Ecke des Raumes zielt, wirft sie das Gerät kurzerhand beiseite und stürzt sich auf die Knöpfe die unterhalb des Bildschirms angebracht sind. Einen Augenblick später springt das Bild flimmernd an und die monotone Stimme eines Nachrichtensprechers hallt durch das Zimmer. Chika streckt den Kopf durch die Tür, die Hand in einer Tüte Chips vergraben, die offenbar sein Do-It-Yourself-Frühstück darstellt. „Was ist denn l-...“ „Schhhht! Hör zu!“ „...-diese Krise zu bewältigen gilt. Ärztlichen Meinungen zufolge handelt es um ein Virus, das vor allem das Zentrum und den Norden der Stadt befallen hat. Experten streiten noch über die Ursache und die genaue Zuordnung der Epidemie, da die Krankheitssymptome auf keine bekannte Virusinfektion zutreffen. Die Erkrankung äußert sich vor allem in Lichtempfindlichkeit der Augen, einer erhöhten Körpertemperatur bis hin zu schlimmen Fieberanfällen und einem gesteigerten Aggressionsverhalten. Die Erkrankten befinden sich Experten zufolge wohl in einem fortgeschrittenen Fiebertrauma und sind deshalb nicht ansprechbar. Die Bevölkerung wird gebeten sich von möglichen Erkrankten in der Familie fern zu halten und sofort die Behörden zu verständigen! Alle nötigen Informationen zum Thema erhalten sie auch auf unserer Website, unter...“ „WAAAAS!!!“ „Ich glaub das einfach nicht!“ „Huh? Hey, was ist? Koyomi will auch wissen worum es geht!“ Chika und Michiru werfen sich ungläubige Blicke zu, gerade als Shito leicht verschlafen und mit seinem gewohnt abwesenden Blick in den Raum tritt. Er will sich gerade setzen, um sich in Ruhe einem ausgedehnten Frühstück zu widmen, als Chika ihn am Arm packt und Richtung Tür schleift, während Michiru nervös vor sich hinmurmelnd hinter ihnen herstürzt. „Akatsuki, Wa-?!“ „Wir haben ein Problem, Shito! Wir haben ein verdammt großes Problem!“ Bekkou schaltet mit einem tiefen Stöhnen den Fernsehapparat aus und rückt mit einem Finger die Brille auf seiner Nase ein wenig höher. Er greift zum Hörer des Telefons auf seinem Schreibtisch, hält aber noch einen Moment inne, um einen prüfenden Blick auf Yuuta zu werfen. Zu seiner Erleichterung ist sie aber mal wieder damit beschäftigt ihre beiden Hände miteinander kommunizieren zu lassen. Während er für einige Sekunden dem monotonen Tönen des Freizeichens lauscht und das gedrehte Telefonkabel gedankenverloren um einen seiner Finger wickelt, wirft er einen Blick aus dem Fenster. Die sonst eher gut besuchte Straße vor dem Z-Loan Office ist bis auf wenige Personen ausgestorben... Er braucht kein zweites Mal hinzusehen um zu erkennen, dass diese wohl nicht zum Einkaufen hier sind... Endlich meldet sich am anderen Ende der Leitung eine tiefe Stimme. Bekkou überspringt eine Begrüßung schlichtweg und entschließt sich sein Anliegen sofort vorzubringen. „Ich schätze du weißt warum ich anrufe... Ja, ich habe die Nachrichten gesehen, und ich muss dich darauf aufmerksam machen, dass ich eine eher... subtilere Vorgehensweise eurerseits bevorzugt hätte... Wie dem auch sei, ich halte ein kleines Mitbringsel in der Hand, dass ein paar meiner Angestellten heute Nacht bei mir vorbeigebracht haben und ich zerbreche mir nun schon seit einer Weile den Kopf darüber, warum ich nicht schon eher davon erfahren habe... Ich rede natürlich von dem Stein...“ Bekkou lauscht eine Weile den Ausführungen seines Gesprächspartners, wobei er mit einer Hand gelangweilt über die Klinge des Dolches auf dem Tisch vor ihm fährt. Nach einigen Minuten erhebt er sich von seinem bequemen Sessel und räuspert sich. „Ich würde diese Unterhaltung gerne weiter vertiefen, aber ich fürchte eure jüngsten Aktivitäten geben mir Anlass an eurem Engagement im Bezug auf unser Abkommen zu zweifeln. Ich fürchte, da eurerseits einige der Forderungen ganz offensichtlich missachtet wurden sehe ich keinen Vorteil mehr für mich meinen Teil der Abmachung einzuhalten... Ihr hattet eine ausgezeichnete Ausgangslage, aber ihr seid zu gierig geworden... Ich bin nicht gewillt euch weiter Deckung zu gewähren... Trotzdem recht herzlichen Dank für die Informationen, einen schönen Tag noch...“ Er legt den Hörer beiseite und greift nach seinem Mantel. Yuuta schielt neugierig zu ihm hinüber. „Was ist los, Bekkou?“ Ohne sie eines Blickes zu würdigen, reisst er die Tür des Büros auf und tritt in den Flur. „Wir arbeiten heute auswärts, Yuuta. Vergiss nicht alles Nötige mitzunehmen.“ „Yup, Sir!“ „Hey, Chika... Wo gehen wir überhaupt hin?“ „Zur Akademie, was sonst...“ Shito stößt ein mitleidiges Seufzen aus. „Tss... Du glaubst nicht ernsthaft, dass sie sich nach letzter Nacht noch immer dort aufhalten, oder Akatsuki..?“ Chika bleibt genervt stehen und fährt sich mit einer Hand nachdenklich durch die ohnehin zerzausten Haare. „Nein.. nicht wirklich... Aber hast du vielleicht eine bessere Idee, Shito?“ „Wir wärs wenn wir fürs erste unsere Hände austauschen...“ „Hä? Warum?“ „Darum!“ Chika wirft einen beiläufigen Blick über seine Schulter, in die Richtung in die Michiru und Shito wie gebannt starren. Sein Gesichtsausdruck ändert sich aber schlagartig, als er die Horde rotäugiger, sabbernder Zombies entdeckt, die sich fauchend auf sie zubewegen. „...Shit!“ Michiru zieht blitzschnell den Kopf ein, als plötzlich zwei rechte Hände über sie hinwegfliegen. Gerade als Shitos Schusswaffe sich in seiner Hand materialisiert, stürzen die Wesen schon auf sie zu. Michiru weicht mit rasendem Herzen einige Schritte zurück, als sie plötzlich etwas an der Schulter berührt und sie den heißen Atem einer der Kreaturen in ihrem Nacken spürt. „Michiru, runter!“ Ohne wirklich darüber nachzudenken, lässt sie sich auf die Knie fallen, gerade rechtzeitig um der Klinge von Chikas Schwert zu entgehen, die im nächsten Augenblick über sie hinwegstreift und nur um Haaresbreite den Arm des kahlköpfigen Mannes verfehlt, der gerade noch mit gekrümmten Fingern nach ihrer Kehle trachtete. Der Mann verengt die roten Augen zu Schlitzen und stößt ein schrilles Fauchen aus, bevor er sich knurrend Platz für seinen nächsten Angriff macht. Chika hält sein Katana drohend auf ihn gerichtet und wartet auf die nächste Bewegung seines Gegenübers, als Michiru, ihre Brille zurechtrückend, neben ihn tritt. „Vergiss nicht, dass sie nur Menschen sind! Ihr dürft sie auf keinen Fall töten, sonst-...“ „Ja ja, ich weiß... Sag das lieber mal unserem Hobby-Schützen, Shito...“ Er dreht das Schwert in seinen Händen einmal um 180° und wehrt mit der stumpfen Seite der Klinge eine erneute Attacke des Kahlkopfes ab. Michiru wendet sich Shito zu, der eine Belehrung ihrerseits aber eindeutig nicht nötig hat und die Monster mit gezielten Warnschüssen auf Abstand hält. Sein Blick fällt auf die rostige Metalltür, die nicht weit von ihm in den Lagerraum eines leerstehenden Geschäfts führt. Eine schwere Kette, an der ein verwittertes Schloss hängt, versiegelt die Tür vor unbefugten Eindringlingen. „Akatsuki, ich könnte ne kleine Ablenkung gebrauchen...“ „Bin schon dabei!“ Chikas Blick wandert über die Zombies hinweg, hinauf zu dem strahlendblauen Himmel. Ihm ist bereits vorher aufgefallen, dass die Wesen immer auffällig genau darauf achten mit der Sonne im Rücken anzugreifen... Während Shitos Kugelhagel die Zombies weiterhin auf Abstand hält, richtet Chika die glänzende Längsseite seiner Waffe auf sie. „Beeil dich gefälligst, Akatsuki!“ „Stress mich nicht!... Das ist schwerer als es aussieht...“ Endlich gelingt es ihm den richtigen Winkel zu erhaschen und das grelle Licht der Vormittagssonne auf die Kreaturen zu reflektieren, die sofort unter Schmerzensschreien ihre rot funkelnden Augen bedecken und von ihnen zurückweichen. Shito nutzt die Gelegenheit und richtet seine Pistole auf die Metalltür. Er atmet einmal tief ein und gibt zwei Schüsse auf das kleine Schloss ab, das mit einem lauten Knall in mehrere Teile zerspringt. „Beeilt euch!“ Michiru spürt wie sie von Shito an einem Arm mit in die Lagerhalle gezogen wird. Mit einem metallischen Quietschen wirft Chika die Tür hinter ihnen zu, wodurch sie einen Moment in beinahe völlige Dunkelheit gehüllt sind. Nach einigen Minuten haben sich ihre Augen allerdings an die düstere Umgebung gewöhnt, und sie kann die ungefähren Umrisse der Halle erkennen. Chika lässt sich keuchend gegen die Tür fallen und sieht zu Shito hinüber. „Und jetzt?“ „Keine Ahnung...“ Ein lauter Schlag hallt durch den leeren Raum und lässt Michiru zusammenzucken. Chika greift nach einem verstaubten Stahlrohr und klemmt es vor die Tür, die immer wieder von neuen Schlägen von draußen erschüttert wird. „Komm schon, Shito, lass dir gefälligst was einfallen!“ Shitos Blick schweift nachdenklich durch die Halle, so als hätte er Chika gar nicht gehört, was dieser mit einem empörten Knurren zur Kenntnis nimmt. Plötzlich ergießt sich ein Hagel aus Glassplittern über den Hallenboden nicht weit von ihnen, als eine der mit Zeitungen zugeklebten Fensterscheiben mit einem lauten Knall zerspringt. Zuerst bahnt sich eine schlanke, blonde Frau fauchend ihren Weg in die Halle, gefolgt von mehreren weiteren hungrigen Zombies. Chika blickt sich hektisch in dem Raum um, kann aber außer der Tür durch die sie hereingekommen waren, keinen Fluchtweg entdecken. „Toller Plan Shito! Jetzt sitzen wir in der Falle, du Idiot!“ „Ich habe noch nicht gehört, dass von dir irgendeine Idee gekommen wäre, Volltrottel!“ Die Beiden funkeln sich wütend an, doch Michiru springt schnell zwischen sie. „Könntet ihr vielleicht mal bei der Sache bleiben!“ „Dich hat keiner gefragt, 500Yen!“ Michiru verschlägt es angesichts von Chikas hartem Tonfall einen Moment die Sprache, schließlich ist sie es gewohnt, dass sich die Beleidigungen, die er ihr gegenüber äußert immer wesentlich von dem unterscheiden, was er und Shito ein Streitgespräch nennen würden... Zum ersten Mal hat sie das Gefühl, dass er tatsächlich wütend auf sie ist, und dass, was er gesagt hat, auch wirklich ernst gemeint ist. Selbst Shito scheint von Chikas ungewohnter Aggressivität leicht verwirrt zu sein... „Wir müssen verhindern, dass mehr von ihnen eindringen können,... und wir müssen uns die, die bereits hier sind, vom Leib halten...“ Chika zückt angespannt sein Schwert. „Ich übernehm die, die drin sind, kümmert ihr euch um das Fenster!“ Bevor Michiru oder Shito etwas erwidern können, hat er sich bereits auf einen der nächsten Zombies gestürzt und ihn grob zurück gedrängt, sodass sie für einen Moment freie Sicht auf das offene Fenster haben, durch das schon die nächsten Wesen in die Halle eindringen. Michirus Blick fällt auf einen völlig verstaubten, alten Schrank, der an einer Wand des Raumes vor sich hinmodert. Shito, der ihrem Blick gefolgt ist, nickt ihr kurz zu und gemeinsam bahnen sie sich ihren Weg quer durch die Halle. Gerade als sie den Schrank erreichen, werden sie von zwei Männern von hinten angegriffen, doch noch bevor Shito die Gelegenheit hat seine Waffe auf sie zu richten, springt Chika von links schlichtweg in die Angreifer hinein und reisst sie so mit seinem ganzen Gewicht zu Boden. Ehe sich einer von ihnen wieder aufrappeln kann, schlägt er den Ersten mit einem schmerzhaften Fausthieb k.o. und hält den Anderen mit seinem Katana in Schach. „Wie wärs wenn ihr Zwei euch mal beeilt, Shito!“ Shito will Chikas Ungedult gerade mit einer passenden Ansage kontern, doch bevor er dazu kommt hat dieser sich schon wieder in den Zweikampf mit einem anderen Gegner gestürzt und ist damit außer Hörweite. Michiru hat sich derweil schon an dem schweren Schrank zu schaffen gemacht, der sich allerdings kein Stück bewegen will, bevor Shito ihr zur Hilfe kommt. Die Strecke von gut 10 Metern, die sie bis zum Fenster zurücklegen müssen, gestaltet sich, dank des glatten Bodens als leichter zu bewältigen als erwartet. Michiru hatte eigentlich befürchtet, dass es problematisch werden würde, den Schrank auch tatsächlich vor das Fenster zu schieben, da schließlich immer noch weitere Zombies eindringen wollten, doch gerade als sie einen letzten Blick durch den noch freien Spalt wirft, entdeckt sie, dass die Wesen nur wie gebannt ins Innere starren, ohne einen Versuch doch noch hineinzugelangen. Sie ist sich nicht ganz sicher, aber kurz bevor Shito mit einem hörbaren Aufatmen den Schrank soweit rückt, dass auch die letzte Lücke nach draußen geschlossen wird, glaubt sie einen Moment etwas wie Unsicherheit, oder Angst in ihren verzerrten Gesichtern zu erkennen, die sonst wie die Gefühlsloser Bestien wirkten. Sie lässt sich gegen die kühle Tür des Schrankes fallen, als ihr plötzlich klar wird, das die Kampfgeräusche um sie herum verstummt sind. Als sie sich umdreht erkennt sie, dass aber längst nicht alle ihrer Gegner geschlagen sind, auch wenn Chika offenbar eine recht wirksame Technik im k.o.-schlagen von Möchtegern-Zombies gefunden zu haben scheint... Die übrigen Wesen stehen einfach reglos im Raum verstreut und funkeln sie wütend, aber offensichtlich unsicher, an. Michirus Augen suchen besorgt nach Chika und sie atmet erleichtert auf, als er sich keuchend aber offensichtlich unversehrt von dem staubigen Boden nicht weit von ihnen erhebt und gelassen auf sie zugeht. Zuerst glaubt sie er würde sich mit seinem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht wischen, doch die verkrampfte Haltung seiner Hand lässt sie eher darauf schließen, dass er wohl irgendwelche Schmerzen hat. Auch Shito scheint das seltsame Verhalten seines Partners zu beunruhigen, denn er richtet ohne eine Vorwarnung seine Waffe auf ihn. Auf Chikas Gesicht erscheint ein kaltes Lächeln. „He, willst du deine Drohungen endlich wahrmachen und mich erschießen, Shito?“ Die Entschlossenheit mit der Shito seine Waffe auf ihn richtete scheint einen Moment ins Schwanken zu geraten. Ein kurzes Zögern, das Chika sich zum Vorteil macht indem er Shito die Pistole blitzschnell mit seinem Katana aus der Hand schlägt. Noch bevor die Waffe auf den Boden trifft, hat er Shito bereits am Kragen gepackt und ihn mit all seiner Kraft auf den harten Untergrund geschleudert. Michiru kreischt verzweifelt auf, wagt es aber nicht sich Chika zu näheren, als sie das rote Funkeln in seinen Augen erblickt. Mit einem breiten Grinsen stützt er ein Knie auf Shitos Brust und hält die silberne Klinge seines Katanas an dessen Hals. Shito gibt sich unbeeindruckt. „Tss, was willst du tun Akatsuki? Bist du wirklich so ein Loser, dass du dich einfach von diesem dämlichen Stein kontrollieren lässt? Ein kleiner Sklave wie diese anderen hier? Erbärmlich, wenn du mich fragst...“ Das Grinsen auf Chikas Gesicht verblasst und er verpasst Shito einen groben Schlag ins Gesicht. „Erbärmlich, ja? Oh, nein, ich bin nicht so wie sie... Mein Kopf ist völlig klar! Ich bin mir vollkommen im klaren darüber was ich tue... Glaub mir, wenn ich dich töte, dann nur weil ich es so will...“ Shito wirft einen Seitenblick auf die anderen Wesen, die noch immer anwesend sind. Sie scheinen die Szene leicht irritiert zu beobachten... Offenbar sind sie selbst nicht sicher, ob Chika einer von ihnen ist, oder nicht... Sie scheinen aber nicht darauf aus zu sein, sich mit ihm anzulegen. Shito entschließt sich fürs erste etwas mehr Zeit zu gewinnen. „Dann sollte dir auch bewusst sein, dass, wenn du mich tötest, du auch deine rechte Hand verlierst...“ „Natürlich... wie könnte ich das vergessen! Verbunden durch ein Band des Schicksals... Klar, dass du das Thema jetzt ansprichst, um deine eigene Haut zu retten... sonst hast du dem Ganzen auch nicht sehr viel Interesse geschenkt...“ Chikas Gesichtsausdruck wirkt plötzlich um einiges ernster. „Weißt du, Shito, ich hab wirklich versucht dich als Freund zu betrachten... Nicht nur das, ich schätze, im Laufe der Zeit ging das Ganze sogar soweit, dass dich wohl als meinen besten Freund bezeichnet hätte... Aber du scheinst es gar nicht erwarten zu können, mich loszuwerden...“ Die Hand, mit der Chika Shitos Schulter auf den Boden drückt, krallt sich förmlich in dessen Hemd und der Druck der Klinge auf seinem Hals verstärkt sich merklich. „Ich war naiv genug dir zu vertrauen, Shito, aber jetzt sehe ich die Dinge plötzlich wie sie sind...“ Für einen kurzen Moment erinnert Shito sich an die letzte Nacht, und daran wie er Chika nach ihrer Ankunft im Wohnheim im Flur zurückgelassen hatte und er spürt einen leichten Stich schlechten Gewissens, eine Empfindung über die er mehr als überrascht ist. So überrascht, dass er für einen kurzen Augenblick sogar seine sonst so zuverlässige Fassade fallen lässt, was der aufmerksamen Michiru natürlich nicht entgeht... Auch Chika mustert ihn einen Augenblick mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck, der sich aber schnell wieder in dem wütenden roten Leuchten seiner Augen verliert. „So etwas wie Vertrauen ist für dich doch ohnehin ein Fremdwort, oder Shito?... Oder hattest du vielleicht vor uns irgendwann einmal zu erklären was diese verdammten Xu Fu eigentlich genau von dir wollen? Du hast es nichtmal für nötig gehalten zu erwähnen, dass du bereits vor unserem kleinen Unfall ein Zombie warst! Was hast du uns sonst noch so verschwiegen, Shito?... Wenn du mir noch was zu sagen hast, solltest du es jetzt tun... Auch wenn es mich meine Hand kostet... Im Moment will ich nichts lieber, als dieses verdammte Band zu durchtrennen, das uns aneinander bindet!“ Mit einer blitzschnellen Bewegung dreht er das Katana in seiner Hand um 90° und ein stechender Schmerz durchzieht Shitos Körper, als die Klinge sich durch seine Brust bohrt, bis sie auf den festen Untergrund unter ihm trifft. „Akatsuki... du-...“ „Sorry, Shito... Ich dachte echt wir könnten nochmal sowas wie Freunde werden... Aber ich schätze, dafür ist es zu spät... Wir sind einfach viel zu verschieden...“ Michiru spürt wie ihre Knie unter ihr nachgeben, und sie auf den Boden sinkt. Am ganzen Körper zitternd beobachtet sie, wie Chika langsam das Schwert aus Shitos Brust zieht. „Es wird wohl nicht leicht sein dich zu töten, aber ich glaube dich in Einzelteile zu zerlegen, sollte ausreichen...“ Shito schmeckt den metallischen Geschmack von Blut auf seiner Zunge und fixiert Chika durchdringend. Als sein Blick auf dessen unnatürlich roten Augen haften bleibt, tritt ein leichtes Grinsen auf sein Gesicht. „Akatsuki... Du bist ein Idiot!“ Chika wirft ein kaltes Lächeln zu ihm zurück. „Mein Part wäre jetzt wohl etwas wie: 'Geh sterben, Shito!' Aber diesmal ist es leider keine leere Drohung...“ Er legt auch seine zweite Hand an den Griff seines Katanas und richtet die Waffe senkrecht auf Shitos Herz... „Sayounara, Shito...“ Kapitel 8: Unter Feinden... --------------------------- Michiru schreit innerlich auf, als Chika die Klinge auf Shitos Herz zurasen lässt, doch ihr gelingt es nicht einen hörbaren Ruf über ihre Lippen zu bringen. Plötzlich erstarrt Chikas gesamter Körper mitten in der Bewegung und das glänzende Schwert landet mit einem fast schon melodischen Klirren auf dem Betonboden, nachdem er seine Hand hastig von ihrem Griff riss, so als hätte er sich daran verbrannt. Er krallt seine rechte Hand stattdessen mit schmerzverzerrtem Gesicht in seine Schulter. Shito nutzt die Gelegenheit und stößt ihn von sich herunter. Als er sich aufrichten will zuckt er allerdings sofort zusammen und presst eine Hand auf die tiefe Wunde auf seiner Brust. Ein leichtes Raunen scheint durch die Menge der Zombies um sie herum zu schleichen. Die Wesen wirken plötzlich um einiges unruhiger als zuvor. Chika greift erneut nach seinem Katana und quält sich leicht schwankend auf die Beine. Er versucht verzweifelt die Hitze in seinem Körper zu unterdrücken, doch sein Sichtfeld verschwimmt immer mehr vor seinen Augen, so als würde er von irgendeiner Kraft unter Wasser gezogen werden. Wie auf einen stummen Ruf hin, wenden die Wesen um sie herum ihre Köpfe Richtung Norden. Michiru hat für einen Moment den Eindruck sie würden nach etwas lauschen. Ohne irgendeine Vorwarnung setzen sie sich schließlich in Bewegung. Zwei von ihnen brechen durch ein weiteres der zugeklebten Fenster, durch das ihnen die Anderen kurzerhand folgen. Chika blickt ihnen schweigend nach, bevor auch er sich mit zögernden Schritten in Bewegung setzt, als würde ein unsichtbarer Strick ihn zwingen ebenfalls dem Norden zu folgen. Als Michirus Gefühl in ihre Beine zurückkehrt, springt sie ohne nachzudenken auf. „Chika! Warte!“ Er hält einen Moment lang inne und wirft einen Blick auf sie zurück. Seine roten Augen fixieren Michiru einige Sekunden ausdruckslos, bevor er sich schweigend von ihr abwendet und den Anderen durch das Fenster folgt. Michiru denkt einen Augenblick darüber nach ihm zu folgen, als ihr Blick den am Boden liegenden Shito streift. „Shito! Diese Wunde-...“ „...Ist halb so wild... Es schmerzt, aber von so was allein kann ich nicht sterben...“ Ihre Augen wandern mit zunehmender Besorgnis über die großflächige Blutlache, die sich am Boden unter ihm gebildet hat. „Bist du sicher? Wir sollten vielleicht trotzdem erstmal versuchen die Blutung zu stop-...“ „Ich sagte doch, ich sterbe nicht!“ Shito wendet sich entnervt von ihr ab und starrt stattdessen missmutig hinüber zu dem zerstörten Fenster, durch das ein feiner Schleier aus hellen Sonnenstrahlen in die triste Halle fällt. Seine Wut steigert sich noch weiter als ihm bewusst wird, dass es ihm nicht gelingt, seine sonst so zuverlässige Maske der Gelassenheit aufrechtzuerhalten. Doch was ihn am meisten irritiert, ist die Tatsache, dass ihn außer der Wut noch etwas völlig anderes quält... Etwas, das zu definieren er nicht im Stande ist... Michiru beobachtet Shitos Gesichtsausdruck sorgfältig und ein sanftes Lächeln legt sich auf ihre Züge. Nach all der Zeit, die sie damit verbracht hat, Chika und Shito davon abzuhalten sich gegenseitig zu bekämpfen, spürt sie einen Hauch Erleichterung angesichts dieses zaghaften Anzeichens dafür, dass ihre Bemühungen womöglich doch nicht ganz fruchtlos waren... Als Shito, der ihre Gedanken offensichtlich lesen kann wie ein Buch, ihr einen seiner klassischen tödlichen Blicke zuwirft, zerschmilz ihr Lächeln aber augenblicklich. Sie hilft ihm vorsichtig sich aufzurichten, als ein leises Klirren ertönt und sie erschrocken zusammenzuckt. „Heeey, Michiru! Wir sind's nur!“ Michiru atmet erleichtert auf, als sie Yuuta entdeckt, die dicht gefolgt von Bekkou durch das offene Fenster hereinklettert. Als Yuuta das Loch in Shitos Brust entdeckt, leuchten ihre Augen freudig auf und sie zückt ohne zu zögern den Erste-Hilfe-Kasten, den sie wie eine Handtasche bei sich trägt. Bekkou tritt gemächlich auf sie zu, rückt seine Brille zurecht und seufzt mehr als unerfreut auf. „Sieht ganz so aus, als wären wir reichlich spät...“ Michiru blickt fragend zu ihm auf. „Wie habt ihr uns überhaupt gefunden?“ „Meine Liebe, bis vor wenigen Minuten war dieses Gebäude noch von einer riesigen Horde hungriger Zombies umstellt... Er war nicht schwer zu erraten, das sich hier etwas Interessantes finden lässt...“ Er wirft einen Seitenblick auf Shito, der mit zusammengebissenen Zähnen Yuutas Behandlung über sich ergehen lässt. „Nun, was genau ist hier vorgefallen?“ Michiru zögert einen Moment, unschlüssig darüber, wie genau sie antworten soll. „Chika... er ist...“ Bekkou scheint jedes weitere Wort ihrerseits als unnötig zu erachten, und beschränkt sich darauf mit abwesendem Blick seine Brille mit dem unteren Rand seines Hemdes zu putzen. „Ich hatte befürchtet, dass das passiert... Es war nur eine Frage der Zeit, bevor er dem Einfluss des Steins nachgibt...“ Michiru starrt Bekkou wütend an. „Soll das heissen, du wusstest die ganze Zeit, dass es passieren wird und hast uns nicht gewarnt? Vielleicht hätten wir es verhindern können, wenn-...“ „Völlig ausgeschlossen! Die Wirkung des Steins liegt darin, das Bewusstsein der Betroffenen zu unterdrücken, indem er ihre animalischen Instinke verstärkt... Das menschliche Bewusstsein ist allerdings essenziell um eigene Entscheidungen zu treffen, weshalb diese bedauernswerten Seelen nicht in der Lage sind ihre Handlungen zu kontrollieren, was sie zu willenlosen Befehlsempfängern macht... Wenn das Bewusstsein erst einmal verloren ist, können auch äußere Einflüsse nichts bewirken, es sei denn-...“ Michiru starrt ihn mit großen Augen an, in gespannter Erwartung darauf, was Chika möglicherweise helfen könnte. „...Es sei denn, man besitzt den Stein, versteht sich...“ Sie kann förmlich spüren, wie in ihrem Inneren ein kleiner Kieselstein namens 'letzte Hoffnung' soeben in einen tiefen, dunklen See gefallen ist... Shito richtet sich mit einem grimmigen Gesichtsausdruck auf und beginnt damit gelassen sein Hemd zu zuknöpfen. „Tss, ich hatte ganz und gar nicht den Eindruck, dass Akatsuki nicht wusste was er tat... im Großen und Ganzen hat er recht ausführlich erklärt, warum er mich gern tot sehen würde...“ Bekkou zieht eine Augenbraue hoch und räuspert sich. „Nun, das liegt vermutlich daran, dass der Einfluss des Steins in Chikas Fall etwas anders wirken dürfte...“ „Ach ja? Inwiefern..?“ „Nun, Chika ist bekanntlich bereits ein echter Zombie, und seine Instinkte sind, dank des Vertrages mit mir, mehr oder weniger versiegelt, daran kann selbst der Stein nichts ändern... Was, auch wenn Ähnliches zu erwarten war, wirklich interessant ist, ist die Tatsache, dass der Fluch, der durch den Kontakt mit dem Stein an ihm haften geblieben ist, sich offenbar einen anderen Weg gesucht hat, um Einfluss auf Chika zu nehmen...“ Michiru lauscht Bekkou gespannt, auch wenn sie sich nicht ganz sicher ist, ob sie seinen Ausführungen auch folgen kann. „Anstelle seiner Zombie-Instinkte, setzt der Fluch seine menschlichen Emotionen gegen ihn ein...“ „...Ist so was wirklich möglich...?“ Bekkou schenkt Michiru ein mitleidiges Lächeln. „Es kommt täglich vor, dass Menschen ihr logisches Denkvermögen verlieren und völlig unbewusst die verrücktesten Dinge tun, und das nur durch die Macht ihrer eigenen Wut, oder Trauer... und das ganz ohne irgendwelche übernatürlichen Einflüsse... Ihr müsst euch nur die Nachrichten anschauen, und ihr bekommt ein gutes Dutzend Beispiele dafür geliefert...“ Michiru blickt betreten zu Boden „...Ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass Chika Shito tatsächlich so hasst, dass er ihn töten will...“ „Das glaube ich auch nicht.“ Shito steckt die Hände in die Hosentaschen und starrt zu dem zerbrochenen Fenster am anderen Ende der Halle. „Wenn er mich wirklich töten wollte, hätte er schon mit dem ersten Hieb seines Schwertes auf mein Herz zielen, oder bei der ersten Gelegenheit meinen Hals durchtrennen können... Aber er hat's nicht getan...“ Michiru fixiert Shito gebannt. Auf seinem Gesicht liegt ein ihr völlig unbekannter Ausdruck, doch egal wie sehr sie sich bemüht ihn zu entschlüsseln, es will ihr nicht gelingen einen Anhaltspunkt auf Shitos Gedanken herauszulesen. Ohne Vorwarnung wendet er sich ab und geht zielstrebig auf das Fenster zu. „Was hast du vor, Shito?!“ „Was wohl, ich schulde dem Idioten einen Tritt für das Loch in meiner Brust!“ „Aber wie willst du ihn finden?“ Shito wirft ihr ein leichtes Lächeln zu und hebt seine rechte Hand, die offensichtlich im Begriff ist sich allmählich von seinem Arm zu lösen. „Ich werde es merken, wenn ich meinem Ziel näher komme...“ Michiru wirft einen Blick zurück auf Bekkou und Yuuta, bevor sie schnellen Schrittes zu Shito aufschließt, der sich bereits auf halbem Wege durch das Fenster befindet. Yuuta sieht ihr besorgt nach. „Sollen wir sie wirklich einfach so gehen lassen? Bekkou, du weißt womit sie es zu tun haben werden, oder? Du hättest ihnen noch einen Tipp geben können!“ „Das hatte ich vor, Yuuta... Wie dem auch sei, ich habe es mir soeben anders überlegt...“ Er erwidert ihren verwirrten Blick mit einem sanften Lächeln. „Ist dir Shitos Blick gerade aufgefallen?... Hier passiert gerade etwas sehr Interessantes und ich habe mich entschlossen mich einfach zurückzulehnen, nichts zu tun, und die Show zu genießen...“ Als die kühle Frühjahrsluft, die ihm ins Gesicht schlägt, nach und nach die verschwommenen Schatten vor seinen Augen klärt, das rasende Pochen in seiner Brust ein wenig mildert, und ihm plötzlich bewusst wird, dass er, ohne so recht zu wissen warum, einer großen Menschengruppe hinterherrennt, hält Chika keuchend inne und richtet seinen Blick auf die golden leuchtende Sonne, hoch über ihm. Die grellen Strahlen brennen schmerzhaft in seinen Augen und er wendet den Blick sofort wieder ab. Allmählich klingt die seltsame Taubheit in seinem Kopf ab und hinterlässt nichts als das quälende Beissen schlechten Gewissens. Auch wenn er, dank der dunklen Flecken, die sich durch seine jüngsten Erinnerungen ziehen, den Grund für dieses Gefühl nicht ganz nachvollziehen kann, so ist der darin steckende Schmerz so präsent, dass er ihn sogar physisch spüren kann, in Form eines beinahe unerträglichen Drucks in seiner Brust. Ohne dass es ihm zunächst bewusst ist, ruht sein Blick einige Sekunden auf seiner rechten Hand, bis er verwirrt feststellt, dass es tatsächlich seine eigene ist und nicht Shitos... Völlig automatisch sieht er sich suchend nach seinem Partner um, kann ihn aber nirgendwo entdecken. Er erinnert sich dunkel daran, mit Shito und Michiru in einen Lagerraum geflohen zu sein, doch alles andere kann er nur bruchstückenhaft und verschwommen vor seinem inneren Augen vorbeiblitzen sehen. Er glaubt sich vage daran zu erinnern einen Streit mit Shito gehabt zu haben, kann sich aber den Inhalt nicht zusammenreimen. Er ist sich nichtmal sicher ob diese Erinnerung wirklich aktuell ist, oder ob er einfach verwirrt ist, und gerade etwas mit einer ihrer anderen Streitereien durcheinanderbringt... genug Stoff für Verwechslungen dieser Art hat er auf jeden Fall... Völlig in Gedanken versunken trottet er die große Einkaufsmeile der Innenstadt entlang und er hat bereits die Passage der Edelboutiquen erreicht, ehe er bemerkt, dass seine Schritte immer schneller werden und er langsam aber sicher wieder zu den letzten Nachzüglern der Menschenmenge von vorher aufschließt. Einige von ihnen werfen hin und wieder einen prüfenden Blick zu ihm, doch auch wenn in ihren roten Augen eindeutig Misstrauen funkelt, so machen sie doch keine Anstalten ihn anzugreifen. Nach einigem Zögern entscheidet er sich dem unbestimmten Drängen in seinem Inneren nachzugeben und ihnen weiter zu folgen, auch wenn ihn das Gefühl beschleicht, dass er hierbei nicht ganz aus eigenen Stücken handelt... Nach einigen Minuten kommt das Ziel der Leute um ihn herum in Sichtweite. Chika fühlt ein leichtes Unbehagen, als sich der gigantische, mit glänzenden Scheiben verkleidete Wolkenkratzer in dem sich das City Center befindet, vor ihm erhebt. Er hatte das Gebäude zwar schon unzählige Male von weitem gesehen, nicht zuletzt in den lokalen Nachrichten, da sich auch das Büro des Bürgermeisters in den oberen Etagen befindet, doch er hatte es noch nie wirklich betreten. Der, für gewöhnlich von stricktem Wachpersonal beaufsichtige Haupteingang ist verlassen und Chika kann direkt in den kreisrunden Eingangsbereich des Informationsterminals blicken, was er allerdings augenblicklich bereut. Mehrere hundert der Zombie-haften Stadtbewohner haben sich in dem hellen Saal versammelt und eine unruhige, fast schon angespannte Atmosphäre liegt in der Luft. Die Spiegel, mit denen die Wände des Raumes verkleidet sind, lassen ihre Anzahl noch um ein vielfaches größer und bedrohlicher erscheinen. Chika kann spüren wie sich sein Herzschlag erneut beschleunigt, gleichzeitig verfliegt aber zu seinem Erstaunen auch seine Anspannung merklich. Das Adrenalin in seinen Adern wischt seine Bedenken einfach beiseite, genauso wie die Gedanken, die vor kurzem noch um Shito und Michiru kreisten. Plötzlich bekommt er einen Stoß von hinten, der ihn unsanft über die Schwelle ins Innere der Halle befördert. Als er den Kopf hebt, zuckt er mit einem leichten Schaudern zusammen, als er direkt in ein paar rot glänzender Augen starrt, die seinen Blick nicht minder erschrocken erwidern. Er hebt eine Hand und berührt mit leicht zitternden Fingern die eiskalte, glatte Oberfläche des Spiegels, durch den ihn sein eigenes Abbild fixiert, eine fehlerfrei identische Kopie von ihm und trotzdem ein so fremder Anblick, dass er sich beinahe selbst nicht erkannt hätte... Ohne jede Vorwarnung zerspringt das Glas des Spiegeln plötzlich unter einem ohrenbetäubenden Knall in tausend Stücke und nur dank seiner schnellen Reflexe gelingt es Chika rechtzeitig, mit einem Arm sein Gesicht vor den umherfliegenden Splittern zu schützen. Als er sich blitzschnell umdreht, starrt er direkt in den Lauf einer halb-automatischen Schusswaffe, die ruhig in Shirois linker Hand ruht. „Was zur Hölle hast du Penner hier verloren...?“ Als Chika den Blick hebt und in die wütend funkelnden Augen seines Gegenübers sieht, erscheint auf dessen Gesicht ein bitteres Lächeln. „Diese Augen... Bist du letztlich also doch zu einem dieser erbärmlichen Köter geworden, Akatsuki...“ Shiroi lässt, zu Chikas Erstaunen, die Waffe sinken und stößt ein hämisches Lachen aus. „Warum sollte ich mir die Mühe machen dich zu töten? Hehe... Jetzt wo ich dir einfach befehlen kann, es selbst zu erledigen!... Andererseits... Ich will meine Rache genießen, also sollte ich wohl nichts überstürzen... Schließlich habe ich jetzt mehr als genug Zeit, ein bisschen Spaß mit dir als willenloses Hündchen zu hab-... Argh!“ Chika hätte gerne noch einen zweiten Faustschlag auf ihn angesetzt, doch Ersterer kam für Shiroi so unvermittelt, dass er ihn, obwohl mit eher wenig Kraft ausgeführt, auf den gefliesten Boden und somit aus Chikas Reichweite befördert hat. Die Zombies um sie herum betrachten das Schauspiel mit ausdruckslosen Gesichtern, während Shirois Miene eine ganze Palette an Emotionen zeigt, von einem Hauch Verwirrung bis zu purem, bedingungslosem Hass. Chika blickt wütend zu ihm hinab. „Zuerst Shito und jetzt du..?! Soll das ein Running-Gag werden, oder warum werde ich in letzter Zeit ständig mit einem Hund verglichen?... Das nervt, kapiert?!“ Shiroi wischt mit seinem Ärmel die winzigen Blutstropfen an seiner Unterlippe beiseite und tastet hektisch nach seiner Waffe, die ihm während des Sturzes abhanden gekommen ist. „Du... du... Wie kannst du-...?“ „Du solltest allmählich lernen deinen Gegner besser einzuschätzen, Shiroi...“ Die ruhige, belehrende Stimme weckt in Chika ein ihm bisher unbekanntes Gefühl der Ehrfurcht, das sich noch verstärkt, als er zu dem Mann mit den eiskalten blauen Augen hinüberblickt, der sich mit stolzen Schritten seinen Weg durch die Zombie-menge bahnt. „... Es ist schließlich ganz offensichtlich, dass er sich in irgendeiner Form von den Anderen unterscheidet...“ Seine stechenden Augen ruhen einen Moment auf Chika, der automatisch einen Schritt zurückweicht, eine völlig unbewusste Handlung, nur durch einen unbestimmten, instinktiven Reflex ausgelöst. Der Andere quittiert diese Reaktion mit einem zufriedenen Lächeln. „Ich muss gestehen, ich bin überrascht dich hier zu sehen... Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Fluch noch so weit fortschreiten würde,... nicht nach den Begebenheiten der letzten Nacht... Du scheinst noch den größten Teil deines Bewusstseins behalten zu haben... und doch bist du meinem Ruf gefolgt... Sehr interessant... in der Tat...“ Er stützt sich grübelnd auf seinen schwarzen, edel wirkenden Spazierstock und mustert Chika einen Moment mit abwesendem, gedankenverlorenem Blick, ehe ein leichtes Zucken durch seine Miene fährt, gefolgt von einem strahlendem Lächeln. „Nun, wo du schon mal da bist, heiße ich dich herzlich willkommen zu unserem 'Grande Finale'!“ Shiroi zuckt leicht zusammen und tritt wütend einen Schritt nach vorn. „Was soll das heißen, 'Herzlich Willkommen'? Dank diesem Kerl ist meine rechte Hand jetzt völlig nutzlos, und du willst ihn einfach wie einen von uns behandeln?!“ Chika bemerkt erst jetzt die weißen Bandagen, die Shirois gesamten Unterarm umschließen. „Sorry, aber ich kann deine Unbesorgtheit nicht nachvollziehen, Meister...“ Er adressiert seinen Meister mit einer unüberhörbaren Portion Sarkasmus, was dessen Lächeln augenblicklich einfrieren lässt. „Du solltest darauf achten wie du mit mir sprichst, Shiroi... Ich dachte wenigstens das hätte ich dir beigebracht!“ „Aber, Vater! Ich-...“ Chika Augen schweifen leicht verblüfft von dem grimmig blickenden blauäugigen Mann, zu Shiroi, der mit einer eher verkrampften Körperhaltung und gesenktem Kopf dasteht und verzweifelt versucht seinen Zorn zu bändigen. „E-er... ist dein Vater?“ Shiroi blickt zornig auf, bleibt aber stumm, weshalb sein Vater an seiner Stelle das Wort ergreift. „Ich bin wirklich untröstlich, dass ich es bisher versäumt habe mich angemessen vorzustellen... Mein Name ist Sousuke Yagamito... und ja, ich bin in der Tat Shirois Vater...“ Er wirft Shiroi einen mehr als herablassenden Blick zu und wendet sich mit einem stillen Seufzen von ihm ab. „Er ist nicht perfekt, das muss ich zugeben... aber er hat nicht ganz unrecht... Es wäre sicherlich interessant zu erfahren, was der Grund für deinen unverhofften Sinneswandel ist... Keine Sorge, es wird keinesfalls weh tun, ich will nur... einen kleinen Blick... in deinen Kopf... werfen...“ Bevor Chika merkt wie ihm geschieht, erstarrt sein ganzer Körper und in seinem Kopf wirbelt ein bunter Sturm aus Bildern und Stimmen durcheinander, so erdrückend, dass er es kaum aushält, doch gleichzeitig zu flüchtig, als dass er auch nur einen Teil von ihnen Inhaltlich erfassen könnte. Als der Wirbel sich genauso schnell legt, wie er begonnen hatte, findet Chika sich mit weit geöffneten Augen auf den Knien wieder, wo er, kaum dass sein Gehirn wieder zum Denken in der Lage ist, nach Luft schnappt, da sein Körper nur Augenblicke zuvor offenbar sogar zum eigenständigen Atmen zu überfordert war. Er hebt keuchend den Kopf und blickt trotzig zu den Eisblauen Augen vor ihm auf, in denen ein schelmisches Glitzern zu erkennen ist. „Ausgezeichnet! Ich wünschte, ich hätte noch etwas gewartet bevor ich unsere Anhänger zusammenrief, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass du im selben Moment dabei bist, deinen eigenen Partner zu töten!“ Er ignoriert Chikas Zusammenzucken und fährt unbeirrt fort. „Ich muss sagen, ich bin recht überrascht, Junge! Ausgehend von meinem ersten Eindruck von euch hätte ich nicht damit gerechnet, dass du bei einem Kampf der Überlegenere wärst, immerhin reden wir von dem ganzen Stolz der Xu Fu!... Ich muss sagen ich bereue es wirklich euren kleinen Kampf so früh unterbrochen zu haben...“ Chika blickt mit bleichem Gesicht zu ihm hoch, doch diesmal liegt eine Furcht in seinen Augen, die nichts mit der Überlegenheit seines Gegenübers zu tun hat. Was er jetzt wirklich fürchtet, noch mehr als die knurrenden, blutgierigen Zombies um ihn herum, sind die Lücken in seiner Erinnerung, die er vorhin noch kurzerhand ignoriert hatte, und die er jetzt umso verzweifelter zu entschlüsseln versucht. „Was... was hab ich getan?“ „Du erinnerst dich nicht? Oh, ein solcher Triumph sollte nicht in Vergessenheit geraten! Ich bin sicher du kannst dich erinnern, wenn du dich darum bemühst... so etwas vergisst man nicht... Du erinnerst dich sicher an das Gefühl, wenn alle moralischen Bedenken einfach ausgeschaltet sind, wie in einem Rausch!... Daran wie es sich anfühlt seinem ganzen Hass einmal freien Lauf zu lassen... wie es sich anfühlt, die Klinge noch etwas tiefer in die Wunde des Anderen zu jagen... zu wissen, dass nur eine kleine Handbewegung ausreicht, um sie das Herz durchtrennen zu lassen...“ „...Hör auf...“ Chikas Stimme ist eher ein Flüstern als ein überzeugte Aufforderung. Seine Augen sind wie gebannt auf seine rechte Hand geheftet...seine rechte Hand,... die sich inzwischen, ohne dass er es bemerkt hat, beinahe vollständig von seinem Arm gelöst hat... „... Es ist unmöglich... man kann Shito nicht einfach töten...“ „Wenn ich mich gerade nicht verhört habe, hast du selbst gesagt, dass es ausreicht ihn in Einzelteile zu zerlegen... Nachdem dein Schwert schon seine Brust problemlos durchbohrt hatte, gibt es keinen Grund an dieser Option zu zweifeln... Du solltest nicht so bescheiden sein...“ „...Du lügst...“ Ohne von seiner Hand aufzublicken, spürt Chika, dass Sousuke sich zu ihm beugt. Die Aura, die in den geflüsterten Worten, die an sein Ohr dringen mitschwingt, lässt Anspannung in jeden einzelnen seiner Muskeln fahren. „Ich bin sicher deine kleine Freundin wird es dir gerne bestätigen... „..Michiru..?“ „...Das heißt, wenn sie sich inzwischen wieder gefangen hat...“ Chika blickt auf und bemüht sich dem stechenden Blick des Anderen standzuhalten. In ihm tobt eine quälende Mischung aus Wut und Verzweiflung. „Die Arme hat doch tatsächlich das Gleichgewicht verloren, als du ihm die Brust durchbohrt hast...“ „...Hör auf...“ „...Ich muss sagen, dass ihr Gesichtsausdruck, als sie all das Blut sah, wirklich hinreißend war-...“ „Hör auf!!“ Das Feuer in Chikas Brust lodert mit einer Welle sengender Hitze, die sich rasend über seinen Körper ausbreitet, auf und visualisiert sich schließlich in dem grellen Lichtschein, der aus seiner rechten Hand erstrahlt und dessen Leuchten von den unzähligen Spiegeln im Raum hundertfach reflektiert wird, und die Wesen um sie herum dazu zwingt unter Schmerzensschreien ihre lichtempfindlichen Augen zu verdecken. Das Adrenalin in Chikas Körper verdängt sein logisches Denkvermögen vollkommen und so zeigt er auch keinerlei Zurückhaltung, als er die Klinge seines Katanas auf Sousukes Hals zuschnellen lässt. Der betäubende Rausch in seinem Kopf lässt sogar ein kleines Lächeln über seine Lippen flackern, als das Schwert auf Wiederstand trifft, und das kalte Lachen des Mannes hinter einem roten Vorhang aus Blut verschwindet... Kapitel 9: Was kostet ein Leben? -------------------------------- Zombie-Loan – Kapitel 9 Die Stille in der riesigen Halle ist fast schon greifbar, und wird nur von dem dumpfen Geräusch unterbrochen, das der auf dem Boden aufprallende Körper des blutüberströmten Mannes verursacht. Sämtliche Augen sind auf Chika gerichtet, der schwer atmend auf den Toten vor sich starrt und langsam sein noch immer erhobenes Schwert sinken lässt. Er hatte erwartet, dass sich die lodernde Wut in seinem Inneren legen würde, sobald er nicht mehr gezwungen ist, dieses kalte, provozierende Grinsen vor sich zu sehen, doch dem war nicht so... ganz im Gegenteil... Das unangenehme Gefühl in ein tiefes Loch zu fallen, und sich selbst zu verlieren, dass irgendetwas ihn von Innen heraus auffrisst, durchzieht seinen Körper stärker als jemals zuvor... Die silberne Klinge seines Katanas spiegelt für einen kurzen Moment seine rot glühenden Augen. Neben dem pochenden Schmerz in seinem Kopf, der ihm das Denken unmöglich macht, spürt er, wie er nach und nach das Gefühl für seinen Körper verliert, bis er sich schließlich eher wie ein unbeteiligter Zuschauer vorkommt, als er beobachtet, wie sich sein bewaffneter rechter Arm langsam wieder hebt. Das schillernde Rot des frischen Blutes an der Klinge des Schwertes wirkt beinahe hypnotisch auf ihn und es gelingt ihm nicht seinen Blick davon abzuwenden... Sein rasender Herzschlag kommt ihm vor, als gehöre er jemand völlig anderem... Plötzlich dringt eine helle Stimme zu ihm durch und im nächsten Augenblick spürt er einen ungewohnten Druck auf der Brust. Als er verwirrt den Blick senkt, erkennt er das verschwommene Bild von Michiru, die sich krampfhaft an ihm festkrallt. „Chika! Komm wieder zu dir... bitte!“ Bevor er reagieren kann, hat seine Hand bereits selbstständig die Spitze des Katanas auf Michiru gerichtet und auch der Aufschrei in seinem Inneren hätte es wohl nicht davon abgehalten sie mit einer einzigen Bewegung zu töten, hätte nicht im richtigen Moment jemand nach seinem Handgelenk gegriffen. Obwohl der Schleier, der seine Sicht beeinträchtigt, alles vor seinen Augen verschwimmen lässt, erkennt er die Person, die mit einem verächtlichen Blick auf ihn herabsieht, sofort. „...Shito?.. Du-...“ „...-lebst noch? Eher nicht, schließlich bin ich ein Zombie... Du warst doch wohl nicht ernsthaft naiv genug zu glauben, ich würde abkratzen, ohne dir Schwachkopf die Abreibung zu verpassen, die du eindeutig verdient hast!“ Auch wenn nicht wirklich jedes Wort deutlich zu ihm durchgedrungen ist, glaubt Chika ein kurzes Lächeln über sein Gesicht blitzen zu spüren. Er fühlt sich mit einem mal wesentlich entspannter und es fällt ihm etwas leichter sich darauf zu konzentrieren bei der Sache zu bleiben, auch wenn das Wirbeln in seinem Kopf es noch immer beschwerlich macht. Es kostet ihn einiges an Anstrengung, doch schließlich gelingt es ihm seine rechte Hand dazu zu überreden, das Katana, das nach wie vor bedrohlich auf Michiru gerichtet ist, fallen zu lassen. Shito wirft ihm einen durchdringenden Blick zu, lässt sein Handgelenk dann aber nach kurzem Zögern los. Ein erleichtertes Lächeln tritt auf Michirus Gesicht, das im nächsten Augenblick jedoch wieder erlischt, als ein heißeres Husten sie herumfahren lässt. Die Drei beobachten angespannt, wie der blutgetränkte Körper vor ihnen, sich langsam zu regen beginnt. „Tss,... wirklich anstrengend... Ich hatte ihn fast soweit, wisst ihr, aber dann... Ihr versteht es einem den Spaß zu verderben...“ Sousuke richtet sich seufzend auf, wobei er ein weißes Stofftaschentuch aus der Innentasche seines Jacketts zückt, und damit beginnt, das Blut von seinem Hals zu tupfen. „... Und mein Anzug ist ruiniert... wirklich bedauernswert... Aber nun gut, ich werde es nochmal verzeihen...“ Shito zieht misstrauisch eine Augenbraue hoch und tritt einen Schritt auf Sousuke zu. „Was genau hast du getan?...Du solltest tot sein, oder irre ich mich da?“ Der Grauhaarige lächelt ihn gut gelaunt an. „Das mag wohl war sein, aber wenn man den richtigen Einfluss besitzt kann man so ziemlich alles umgehen, wenn es sein muss sogar den Tod... “ „Lass mich raten, der Einfluss von dem du sprichst stammt vom Kern eines Shinigami...“ Sousuke wirkt einen Moment überrascht von Shitos trockener Antwort, fängt sich aber schnell wieder. „Ganz recht... Naja, 'Kern' ist vielleicht übertrieben... es ist eher ein Splitter eines Kerns, aber für unsere Zwecke mehr als ausreichend...“ Er betrachtet mit einem beinahe verträumten Blick den roten Kristall auf dem Ring an seiner Hand. „... Es genügt um die Shinigami davon zu überzeugen, man wäre einer von ihnen... natürlich ist die Macht des Steins allein nicht genug, man braucht auch das nötige Know-How um die Formeln einzusetzen, die eine Täuschung erst möglich machen, aber Wissen ist schließlich etwas, das unsere Organisation besser als irgendjemand andres zu sammeln versteht...“ Er breitet mit einer ausladenden Geste die Arme aus und lässt den Blick mit einem begeisterten Funkeln über die um sie gescharten Zombies schweifen. „Und dann wäre da natürlich noch dieser nette kleine Nebeneffekt... aber das kennt ihr ja bereits...“ Shito fixiert Sousuke mit einem eiskalten Blick. Er ist sich ziemlich sicher, die markanten grauen Strähnen in den Haaren des Mannes gut in Erinnerung zu haben, doch jetzt fällt ihm eindeutig eine Veränderung auf... Nicht nur, dass das Grau in den dunklen Haaren sich offensichtlich ausgebreitet zu haben scheint, Shito glaubt auch einige neue Falten im Gesicht des Mannes erkennen zu können. Egal was er getan hat um sich aus dem Tod freizukaufen, es hatte ihn sicher mehr gekostet als nur ein paar Formeln und das rote Glitzern des Steins... „Also schön! Shiroi, es sieht ganz so aus, als würde es losgehen!“ Shiroi tritt erwartungsvoll einen Schritt auf seinen Vater zu, der damit beginnt leise, unverständliche Formeln vor sich hinzumurmeln, gerade als ein helles, weißes Leuchten völlig unvermittelt vom Boden aufsteigt. Erst beim zweiten Hinsehen wird erkennbar, dass es sich um mehrere filigrane Linien handelt, die sich glitzernd über die Fliesen ausbreiten und dabei ein kompliziertes Muster aus Kreisen und geschwungenen Symbolen bilden. Shito ist sich sicher einige davon vage aus den Beschwörungen von Toho wiederzuerkennen. Sousuke positioniert sich direkt im Zentrum der leuchtenden Zeichen und ein begeistertes Glitzern tritt in seine Augen. Michiru tritt mit einem besorgten Gesichtsausdruck neben Shito. „Hast du eine Ahnung was er vor hat?“ Shito seufzt auf, ohne den Blick von Sousuke abzuwenden. „Ich habe absolut keine Idee, aber es ist sicher nichts gutes...“ Shiroi bedenkt die Beiden mit einem amüsierten Lachen. „Als ein Mitglied von Xu Fu solltest gerade du darauf kommen, was mein Vater tun wird...“ Shito fährt sich mit einem genervten Gesichtsausdruck durch die Haare. „Sag mir nicht er ist ein weiterer Spinner, der aus welchem Grund auch immer, versucht unsterblich zu werden... Von der Story hab ich allmählich die Nase voll...“ „Tss... Als ob wir uns mit so primitiven Zielen zufrieden geben würden... Was wir wollen, ist nicht Unsterblichkeit.. sie ist lediglich ein kleiner Nebeneffekt unserer wahren Vorstellung von Macht...“ Shito zieht eine Augenbraue hoch und fixiert ihn teils angespannt, teils interessiert. „Wofür wir wirklich so hart gearbeitet haben... was mein Vater wirklich plant, ist um einiges wertvoller als bloße Unsterblichkeit... Man könnte sagen, am Ende dieses Tages wird ein Teil des Schicksals selbst in unserem Besitz sein!“ Michiru wendet sich mit einem leicht verwirrten Flüstern an Shito. „Weißt du was er damit meint?“ „...Nicht mal annähernd...“ „Und das ist auch gut so, schließlich handelt es sich hierbei um Wissen, dass ausschließlich den Mitgliedern des WFO bekannt sein sollte...“ Michiru wirbelt überrascht herum, als Bekkous Stimme durch den Raum zu ihr herüber hallt. Die sonst so gelangweilte und desinteressierte Ausstrahlung des Fährmanns hat sich verflüchtigt und zum ersten Mal erkennt Michiru einen Hauch von Ärger auf seinem Gesicht. „Sieht ganz so aus als müsse man die Familie Yagamito daran erinnern wo ihre Grenzen liegen...“ Shiroi blickt Bekkou herablassend an. „Und wer sollte das tun? DU etwa...?“ Bekkous Schweigen lässt das Grinsen auf seinem Gesicht noch etwas mehr aufleuchten. „Dacht ich mir... Aber wenn du uns nicht aufhalten willst, bist du dann etwa nur hier um unseren großen Triumph mit eigenen Augen zu sehen?“ „Ich bin in der Tat nur zum beobachten hier... was sich hier zu sehen ergibt wird sich allerdings noch zeigen...“ Bekkous kalter Gesichtsausdruck gibt Michiru einen Moment zu denken, und er behält ihn auch noch, als er völlig unvermittelt von Shito am Kragen gepackt wird. „Was zu Hölle ist hier los Bekkou? Ich weiß, dass du uns etwas verheimlichst und ich habe allmählich genug von deinen Spielchen!“ Bekkou rückt unbeeindruckt seine Brille zurecht bevor er Shito mit seiner gewohnt gelangweilten, monotonen Stimme antwortet. „Nun, ich schätze, du lässt mir keine Wahl... Es sieht ganz danach aus als wären die Herren Yagamito darauf aus einen Platz in meinem Revier zu ergattern... dem WFO...“ „Was?!“ „Er hat recht.“ Shiroi lehnt sich entspannt an einen der Spiegel im Raum. „Wenn das Ritual abgeschlossen ist, wird mein Vater nicht nur Unsterblich sein, sondern auch einer der wenigen Auserwählten, die die Fäden des Schicksals selbst in der Hand halten... Gebieter über Leben und Tod... Kurz: ein Fährmann des WFO...“ „Lächerlich... wie sollte er-...“ Shito verstumt augenblicklich als er Bekkous Gesichtsausdruck entdeckt, der ihm mehr als deutlich macht, dass alles was Shiroi sagt, wahr ist. „Aber warum ein Fährmann?...“ „Was ist? Hat Bekkou euch nie deutlich gemacht wieviel Macht seinesgleichen wirklich besitzen? Jemand dessen Zeitvertreib es ist, Menschen gegen Bezahlung ein Leben zu verkaufen... was glaubt ihr zu was er noch so im Stande ist? Ach ja... wenn ich mich recht erinnere, war er sogar derjenige, der uns die nötigen Informationen verkauft hat, mit denen wir unseren Plan erst in die Tat umsetzten konnten... und warst du es nicht der meinem Vater den Platz als Mitglied der WFO gesichert hat, sollte unser Vorhaben gelingen...“ Michiru und Shito starren Bekkou fassungslos an. „Ich glaub das einfach nicht...“ „Nun, ich benötigte ein gewisses Startkapital um das Z-Loan Office zu gründen, dem ihr es, wie ich noch einmal betonen möchte, verdankt, dass ihr jetzt überhaupt hier steht, ich will also keine Beschwerden hören.... Ich möchte aber anmerken, dass ich keinesfalls damit gerechnet habe, dass sie die Sache wirklich durchziehen könnten... Ich muss sagen ich hätte nie gedacht, dass sie an den Kern eines Shinigami gelangen könnten, oder dass sie in der Lage wären tatsächlich das Ritual durchzuführen... nach allem, was es neben dem Geld, sonst noch... kostet...“ Bekkous Unterton lässt Michiru aufhorchen. „Was meinst du damit?“ „Was glaubst du, warum sie die letzte Nacht damit verbracht haben so eifrig Leute in willenlose Sklaven zu verwandeln und sie dann hier zu versammeln, Michiru?“ Michiru öffnet gerade den Mund um etwas zu erwidern, als sie ein lautes Kreischen innerlich zusammenzucken lässt. Weitere Schreie folgen aus der Menschenmenge um sie herum, als die Zombies nach und nach winselnd und stöhnend auf die Knie sinken, so als würden sie unter unglaublichen Schmerzen leiden. Gleichzeitig beginnen die glühenden Symbole um Sousuke sich allmählich rot zu färben. Shito bemerkt, dass Bekkou das Spektakel keinesfalls überrascht betrachtet. „Bekkou, was passiert hier?!“ „Sie werden geopfert... Sie sind das Schmiergeld, dass ihm seinen Platz im WFO sichert...“ Shito lässt den Blick über die Menschen um sie herum schweifen und denkt fieberhaft darüber nach, was sie als nächstes tun sollten, als Michiru zitternd nach seinem Arm greift. „...Shito... Ich kann sie sehen... jeder einzelne von ihnen trägt einen Ring um den Hals! Sie sind ganz plötzlich aufgetaucht und werden immer dunkler! Wir müssen etwas tun, bevor-...“ „Ich weiß, verdammt!“ Shito zückt mit einem Lichtstrahl seine Schusswaffe und richtet sie mit ausgestrecktem Arm direkt auf Sousuke. „Ich bereite dem Ganzen jetzt ein schnelles Ende!“ Er visiert sein Ziel genau an und legt bereits den Finger auf den Abzug, als sein Arm plötzlich grob zur Seite gerissen wird, weshalb sein Schuss Sousuke verfehlt und einige Meter entfernt einen Spiegel zerspringen lässt. Chika bleibt direkt vor Shito stehen und sieht ihn durchdringend an. Shito erwidert seinen Blick teils fassungslos, und teils wütend. „Akatsuki, du... Hast du dich immer noch nicht unter Kontrolle?!“ „Red keinen Schwachsinn! Ich sorge nur dafür, dass du nicht was unglaublich idiotisches machst, Shito! ...Egal wie man es betrachtet, Sousuke ist ein Mensch! Wenn du ihn einfach aus den Weg räumst, wie einen Zombie, macht dich das zu einem Mörder...“ Shito weicht einen Moment leicht verunsichert zurück, funkelt Chika aber weiterhin wütend an. „Selbst wenn es so ist... Wenn wir ihn nicht loswerden, sterben heute noch viel mehr unschuldige Menschen! Wir haben keine Wahl!... Und jetzt geh mir aus dem Weg...“ „Vergiss es! Du glaubst vielleicht die richtige Entschuldigung würde es leichter machen ihn zu töten, aber du liegst falsch! Du bist kein Killer, Shito...“ Obwohl Chikas Gesichtsausdruck ernst und gefasst wirkt, entgeht es Shito nicht, dass seine zu Fäusten geballten Hände leicht zittern. „Denkst du wirklich, du kannst einfach jemanden umbringen und danach so tun als wäre nichts passiert? Denkst du, du kannst danach in den Spiegel sehen, ohne einen Hauch schlechten Gewissens?“ Shito glaubt die Entschlossenheit in Chikas Augen einen Moment flackern zu sehen. Es war ihm nie wirklich schwer gefallen sich zusammenzureimen was in Chikas Kopf vor sich geht, nicht zuletzt dank dessen impulsiver Persönlichkeit, und auch jetzt ist er sich sicher den wahren Grund für seine Beharrlichkeit durchschaut zu haben. Immerhin war Chika selbst vor kurzem noch davon überzeugt, jemanden getötet zu haben... Er behält seine Waffe weiterhin erhoben, weicht Chikas Blick allerdings zögernd aus. „...Es ist nicht so, als wäre das dein Problem...“ Bevor Shito reagieren kann, hat Chika ihn plötzlich unsanft am Kragen gepackt und sieht ihm verbissen in die Augen. „Nicht mein Problem? Wenn du glaubst etwas tun zu müssen, das du später eindeutig bereuen wirst, dann bin ich derjenige, der dich davon abhält, so einfach ist das!“ Shito ist für einen Moment wie erstarrt und es gelingt ihm nicht den ungläubigen Ausdruck auf seinem Gesicht zu kaschieren. Chika weicht seinem Blick aus und stößt ihn mit einem leichten Ruck von sich weg. „... Immerhin... sind wir Partner. Oder irre ich mich da?“ Obwohl Shito bei Wortgefechten in der Regel der Überlegenere von beiden ist, lässt seine Verblüffung ihn stumm bleiben, was Chika mit einem Hauch Genugtuung bemerkt. Michiru blickt leicht verwirrt, von Einem zum Anderen, das Letzte was sie vorhat ist allerdings, sich in irgendeiner Form in die Angelegenheit einzumischen... „He, was ist los Shito? Sind deine drei Gehirnzellen jetzt etwa überfordert?“ Chikas provozierendes Grinsen lässt Shito aus seiner Starre erwachen. „Sorry, ich habe mich nur eben gefragt, aus welcher schlechten Telenovela du diesen sentimentalen Quatsch wohl aufgeschnappt hast... Ich hatte ja keine Ahnung, dass du ein Fabel fürs Dramatische hast, Akatsuki...“ „Pass besser auf, bevor ich dir einen dramatischen Tritt verpasse!“ „Du bist ein Vollidiot, Akatsuki!“ „Das Kompliment geb' ich gern zurück, Shito... Also, da das geklärt ist, sollen wir jetzt zur Sache kommen?“ Shito wirft einen Blick zu Sousuke, der noch immer vor sich hinmurmelnd im Zentrum der Symbole steht und inzwischen in eine Art Trance verfallen zu sein scheint. „Was schlägst du vor?“ Chika scheint ihn zu ignorieren und wendet sich stattdessen mit einem hinterlistigen Lächeln an Bekkou. „Du scheinst recht tief in der Angelegenheit drin zu stecken, Fährmann... Ich frage mich gerade was es dir wohl wert wäre, wenn Shito und ich das Ganze für dich erledigen...“ Bekkou gibt sich nach einigem Zögern geschlagen und seufzt gequält auf. „...Ich schätze, ich könnte einen kleinen Teil eurer Schulden erlassen... sagen wir, als kleine Motivation...“ Shito kann sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen, als er das entschlossene Grinsen entdeckt, dass sich augenblicklich auf Chikas Gesicht breit macht, während er mit einer schnellen Handbewegung sein Katana zückt. „Du hast es gehört, Shito! ...Lass uns etwas Cash verdienen!“ Kapitel 10: Das Tor der Shinigami --------------------------------- Zombie-Loan – Kapitel 10 Michiru kann das Zittern ihrer Hände einfach nicht unterdrücken, als ihr Blick über die am Boden liegenden Menschen um sie herum schweift, und damit auch auf die grauen Ringe, die sich von Minute zu Minute stärker schwärzen, fällt. Die aufsteigende Panik in ihr ist ihr deutlich anzusehen und lässt ihre Knie bedrohlich schwanken, sodass sie entsetzt zusammenzuckt und beinahe das Gleichgewicht verliert, als ihr plötzlich jemand mit dem Ellenbogen einen unangenehmen Stoß verpasst. „Hey... das tat weh...“ Ihre Brille zurechtrückend blickt sie verblüfft zu Chika auf, der direkt neben ihr steht, sich aber offensichtlich keiner Schuld bewusst ist. Stattdessen wendet er sich seufzend von ihr ab, sodass sie lediglich einen flüchtigen Blick auf sein aufmunterndes Lächeln erhaschen kann, was allerdings ausreicht, um ihre Anspannung wenigstens ein bisschen zu mildern. Seine Zuversicht gibt ihr aber auch zu denken. „Chika... warte mal! Ich meine... bist du okay?... Naja... schließlich...“ Chika entgeht nicht der nervöse Seitenblick, den Michiru auf die junge Frau wirft, die nur wenige Meter entfernt, mit einem grauen Ring um den Hals, bewusstlos auf dem Boden liegt. „Dummkopf! Ich bin ein Zombie... sehr viel dunkler kann sich der schwarze Ring um meinen Hals nicht mehr färben, oder?“ Dieses Argument hält Michiru für durchaus einleuchtend, wobei sie sich allerdings gleichermaßen erleichtert, wie peinlich berührt fühlt, weil sie diesen logischen Schluss nicht selbst ziehen konnte. Chika musterte derweil konzentriert die leuchtenden Symbole auf dem Boden vor ihnen, immer unter Beobachtung von Shitos zweifelnden Blicken. „Und was jetzt? Deiner Motivation nach zu schließen, könnte man glatt davon ausgehen, dass du sowas wie einen Plan hast, Akatsuki...“ Chika richtet sich seufzend auf und wirft einen entschlossenen Blick in die Runde. „Der Plan ist...“ Michiru lauscht gebannt, während Shito aufgrund der langen Pause, die Chika mitten im Satz einsetzt, ungeduldig eine Augenbraue hochzieht. „...dass wir das Planen überspringen und einfach diese bescheuerten Zeichen zerstören.“ Ohne auf Shitos gemurmeltes „Schwachkopf!“ zu reagieren, zieht Chika kurzerhand sein Katana, holt aus und lässt es mit Schwung auf eines, der am äußersten Rand des Gebildes glühenden Symbole zurasen. Doch wenige Zentimeter bevor die Klinge den Boden berührt hätte, stoppt sie plötzlich völlig unvermittelt, so als hätte sie einen unsichtbaren Stein getroffen. Im nächsten Augenblick blitzt auch schon ein greller Funkenregen auf und Chika wird, wie von einem gewaltigen Luftstoß getroffen, einige Meter durch den Raum geschleudert, bis er schließlich ächzend auf dem Rücken zum liegen kommt. Shito wirft ihm einen mitleidigen und auch etwas schadenfrohen Seitenblick zu. „Als wäre das nicht zu erwarten gewesen, Vollidiot...“ Chika richtet sich stöhnend, aber mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht auf. „Ach ja, wie wärs wenn du mal genauer hinschaust, bevor du dein Maul noch weiter aufreisst, Shito!“ Michiru wendet ihren Kopf zeitgleich mit Shito zu der Stelle um, an der Chika Sekunden zuvor sein Glück versucht hatte, und auch wenn es zunächst so schien als wäre sein Angriff vergebens gewesen, so kann sie jetzt bei genauerem Betrachten eindeutig einen feinen Riss erkennen, der sich schnell ausbreitet und sich wie einen Schlange über den Boden ausbreitet, quer durch das filigrane Muster aus Symbolen. Doch nicht nur das, auch an anderen Stellen scheint der Boden mit leisen knackenden Geräuschen zu zerbrechen. Sogar Chika selbst scheint für einen Moment erstaunt darüber, wie effektiv sein Plan sich offenbar entwickelt. Im nächsten Augenblich erschüttert ein tiefes Grollen das gesamte Gebäude und Michiru und die Anderen können gerade noch beiseite springen bevor der Boden vor ihnen krachend in seine Einzelteile zerspringt und nach unten absinkt. Obwohl sie sich im Erdgeschoss befinden, breitet sich ein gigantisches Loch vor ihnen aus, in das scheppernd die letzten, hellen Bodenfließen fallen. Keiner von ihnen kann auch nur ansatzweise das Ende des stockdunklen Schachts ausmachen. Lediglich ein kleiner Teil des Bodens scheint sich wie von Zauberhand in der Mitte des Lochs in der Luft zu halten, genau der Teil auf dem Sousuke steht, noch immer in seine leise gemurmelten Formeln vertieft. Ein breites Grinsen breitet sich auf Shirois Gesicht aus, während er begeistert zu seinem Vater hinüberstarrt. „Es ist wirklich offen! Das Höllenloch hat sich geöffnet!“ Shito gibt Chika einen kräftigen Faustschlag auf den Hinterkopf. „Klasse gemacht, Genie! Du hast das Höllenloch geöffnet!“ Chika ist kurz davor knurrend auf Shito loszugehen, als Bekkou ihn zurückhält. „Es ist teil des Rituals... deine klägliche Attacke hatte rein gar nichts damit zu tun.“ Chika atmet hörbar auf, bevor plötzlich ein beleidigter Ausdruck auf seinem Gesicht erscheint. „Hey, was meinst du mit >kläglichHölle< wie ihr es kennt vermutlich am nächsten kommt... Er wird ihn nutzen um sich seinen Weg in die Welt zwischen dem Reich der Lebenden und dem der Toten zu erschleichen...“ Kaum, dass Bekkou seinen Satz beendet, beginnt der Stein auf dem Sousuke steht sich langsam aber stetig abwärts zu bewegen, bis er schließlich ganz in der dunklen Tiefe des Schachts verschwunden ist. Chika steuert zielstrebig auf die Kante des Lochs zu. „Das heißt wir müssen den alten Sack nur da rausholen, bevor er seinen Handel beenden kann, hab ich recht?“ „So könnte man das ausdrücken, allerdings-...“ Bekkou bricht seinen monotonen Singsang mit einem desinteressierten Gesichtsausdruck ab, als Chika und Shito sich kurz zunicken, bevor sie ohne ein weiteres Wort über den Rand des Lochs in die Tiefe springen. Michiru stößt einen erstickten Schrei aus und stürzt auf den Abgrund zu, doch Bekkou hält sie zurück. „Da du kein Zombie, sondern ein zerbrechlicher Mensch bist, würde ich dir dringend davon abraten in Löcher unbestimmter Tiefe zu springen... Außerdem gibt es hier oben eine wesentlich wichtigere Aufgabe für dich zu erledigen...“ Michiru starrt den Fährmann mit fragenden Augen an, nickt ihm schließlich aber zu, bevor sie noch einen letzten besorgten Seitenblick über den Rand des Höllenschlunds wirft. Chika stößt eine bunte Serie verschiedener Flüche aus, als er unsanft am Boden des Schachts auf dem Rücken landet. Er schappt einen Moment nach Luft, kann sich aber recht schnell wieder sammeln, und ertappt sich sogar dabei, wie er zufrieden grinst, als er bemerkt, dass Shito neben ihm ähnlich wüste Worte gebraucht, um seinem Ärger Ausdruck zu verleihen. „Arrgh... War wieder mal ne spitzen Idee, Akatsuki! Autsch... du bist wirklich ein Idiot...“ Die beiden richten sich mühsam auf und sehen sich angespannt um. Sie sind in einem Raum gelandet, der, wie das Loch kreisrund und düster ist, allerdings umfasst sein Durchmesser locker das vier- oder fünffache des Randes, in den sie gesprungen waren. Lediglich zwei bläuliche Fackeln, die etwas, das an eine schlichte Tür erinnert einrahmen, spenden einen unheimlichen Schein. Direkt vor der Tür entdecken sie Sousuke der gerade eine Hand auf eine der beiden altmodischen Türgriffe legt. Shito richtet blitzschnell seine Waffe auf Sousukes Hand, doch bevor er den Abzug drücken kann, ertönt bereits ein leises Klicken, das von den Höhlenähnlichen Wänden vielfach wiederhallt, und die Tür springt einen Spalt auf. Ein grelles, weißes Licht fällt in den Raum und blendet die Beiden, während Sousuke die Tür unbeirrt aufstößt. Noch bevor Shitos Augen sich einigermaßen an das helle Licht gewöhnt haben, schließt sich ein unbeschreibliches Gefühl der Kälte um ihn und raubt ihm für einen Moment den Atem. Ein Gefühl, das er einerseits nur zu gut kennt, aber noch nie in einem solchen Umfang wahrgenommen hat. Als er sich, seine Augen mit einem Arm vor dem Licht schützend, zu Chika umwendet, lässt dessen bleiches Gesicht keinen Zweifel daran, dass er, trotz seiner eher schlechten Fähigkeiten im Aufspüren fremder Energien, gerade dasselbe Gefühl hat. Beide starren gebannt der nun offenen Tür entgegen, darauf wartend, dass sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnen und sie endlich sehen können was vor ihnen steht, auch wenn sie es im Grunde bereits wissen.... Yuuta schlägt mit einem hohen Aufschrei beide Hände auf ihre Ohren und schüttelt energisch ihren Kopf. „Was ist das nur für ein schrecklicher Lärm so plötzlich? Es macht mich wahnsinnig!“ Michiru gelingt es nicht den Blick von dem Loch abzuwenden. Gerade war die Stille um sie herum lediglich hin und wieder von einem unterdrückten Stöhnen oder einem Husten, der Menschen um sie herum unterbrochen worden, aber von einer Sekunde zur anderen drangen plötzlich Stimmen aus dem Abgrund vor ihr. Anfangs war es für sie unmöglich gewesen sie zu verstehen, da sie scheinbar vielfach von den Wänden des Schachts wiederhallten, doch nachdem sie einige Augenblicke innehielt und lauschte, ist sie sich jetzt ganz sicher. Es sind Warnungen... Irgendwer will nicht, dass jemand versucht durch das Höllentor zu gehen... „Du kannst sie verstehen hab ich recht, Michiru?“ Sie schreckt aus ihren Gedanken auf und blickt zu Bekkou auf, der sie mit einem wissenden Ausdruck mustert. Ihr Blick wandert zu Yuuta, die inzwischen versucht sich die Ohren mit Watte aus ihrem Erste-Hilfe-Kasten zu verstopfen. „Sie kann sie nicht verstehen? Heißt das, dass-...“ Auf Bekkous Gesicht erscheint ein Grinsen, das die tiefen Falten um seinen Mund noch betont. „Ganz recht... Es sind Shinigami.“ „Aber es sind so viele Stimmen! Es müssen Hunderte sein! Wir müssen Shito und Chika da rausholen, bevor-...“ „Genau daran arbeiten wir gerade... Wenn du also so freundlich wärst, zu wiederholen, was ich dir eben gezeigt habe?“ Michiru schluckt ihre Panik hinunter und versucht sich ganz auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Genau wie Bekkou es ihr vorgemacht hatte, kniet sie sich etwas vom Rand des Lochs entfernt auf den Boden und legt beide Hände auf die kalten Fließen. Einen Moment lang kommt sie sich dabei reichlich dämlich vor, doch nachdem sich ihre Konzentration einigermaßen stabilisiert hat, kann sie ein leichtes prickeln auf ihren Handflächen spüren. Plötzlich sinken ihre Hände ohne jede Vorwarnung in den gerade noch massiven Boden unter ihr! Die Oberfläche der Fließen schlägt kleine Wellen so als bestünde sie auf seiner Flüssigkeit. Michiru erinnert sich an Bekkous Warnung, dass sie keinesfalls die Hände zurückziehen dürfe, wenn sich das Portal erstmal geöffnet hat, und senkt ihre Handflächen stattdessen noch etwas tiefer in den ungewöhnlichen Untergrund. Sie schließt die Augen um sich noch besser konzentrieren zu können, und beginnt in Gedanken, nach Chika und Shito zu suchen. Unzählige kleine Schatten tanzen im Schein des weißen Lichts über die zerklüfteten Wände um sie herum. Chika starrt fassungslos auf die dunklen Gestalten sich sich schleichend, fast schwerelos um sie herumbewegen und sie feindselig mustern. Er hält zwar sein Katana mit beiden Händen vor sich, doch angesichts der glänzenden Klingen der Shinigami-Sensen kommt ihm sein Schwert plötzlich um einiges nutzloser vor. Er wendet sich zu Shito um, der sich noch nichtmal die Mühe macht, seine Waffe auf einen der dunklen Schatten zu richten. „Sieht schlecht für uns aus, Shito...“ „Verdammt richtig erkannt...“ „Was machen wir jetzt?“ „Eins steht fest, und zwar, dass wir hier festsitzen... Ich würde sagen wir kehren zum ersten Plan zurück und jagen dem Bastard, der uns das eingebrockt hat wenigstens noch eine Kugel in den Kopf bevor wir abkratzen...“ Chika sieht ihn übelgelaunt an und schüttelt energisch den Kopf. „Vergiss es, das Thema hatten wir schon... Wir schaffen ihn lebend hier raus, und wenn wir dabei draufgehn!“ „Das ist doch wohl nicht dein ernst?!“ „Das nennt man, seine Prioritäten kennen!“ „Nein, das nennt man schwachsinnig!“ „Schön, mach was du willst, ich zieh das jetzt jedenfalls durch.“ Shito schüttelt entnervt den Kopf, während er beobachtet, wie Chika sich möglichst unauffällig durch die Shinigamis vor ihnen hindurchzuschleichen versucht. Seltsamerweise scheinen sie ihn nicht angreifen zu wollen, noch nicht zumindest. Im Moment scheint Sousuke ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er hält die Hand mit dem rotglänzenden Ring wie ein Schild vor sich gestreckt und blickt herausfordernd in die Runde bevor er sich langsam zu der noch immer geöffneten Tür umwendet. Die Shinigami scheinen verunsichert darüber ob sie ihm den Zutritt in ihre Welt gewähren sollen, doch sie schreiten nicht ein. Chika nutzt ihre Unaufmerksamkeit aus und sprintet ohne jede Vorwarnung auf Sousuke zu. In dem Moment, in dem dieser sich zu ihm undreht, lässt er sich fallen und reisst ihm, über den Felsuntergrund schlitternd, die Beine weg, sodass Sousuke schwungvoll auf dem Boden landet. Der Alte richtet sich ächzend wieder auf und funkelt Chika wütend entgegen. „Du weißt einfach nicht wann es Zeit ist aufzugeben was? Aber meine Gedult ist jetzt eindeutig am Ende...“ Er richtet seine Hand auf Chika, und im nächsten Augenblick wird dieser von einer unsichtbaren Kraft rücklings auf den Boden gepresst. Ohne einen Muskel rühren zu können, spürt er wie sich der Druck auf seinem Hals und seiner Brust stetig erhöht, bis es ihm unmöglich ist zu atmen. Gerade als mehrere von Chikas Rippen schmerzhaft knacken, gelingt es Shito sich seinen Weg durch die Shinigamis zu bahnen und Sousuke einen gezielten Faustschlag ins Gesicht zu verpassen, der ihn zwingt sich von Chika abzuwenden. Im selben Moment verschwindet der Druck von Chikas Körper und er ringt hustend nach Luft. Shito steht über dem am Boden liegenden Sousuke und richtet seine Waffe direkt auf dessen Kopf. „Wenn es nach mir geht, würde ich das Ganze jetzt einfach beenden...“ Sousuke lässt ein schallendes Lachen vernehmen. „Und was sollte das bringen? Du hast es doch selbst gesehen, sogar ein abgetrennter Kopf lässt mich nicht sterben! Ich würde einfach wiederkommen!“ Shitos Augen verengen sich zu Schlitzen. „Dann werde ich dich einfach so oft erschießen bis du nicht mehr wiederkommst... Glaubst du etwa mir wäre entgangen, dass du mit jeder Reinkarnation älter wirst?“ Das Lachen auf Sousukes Gesicht erlischt augenblicklich, dafür schleicht sich ein zufriedenes Lächeln in Shitos Mimik. Chika richtet sich mühsam auf und blickt zu seinem Partner hinüber. „Shito... wag es bloß nicht! Ich warne dich...“ Shito erhöht den Druck auf den metallenen Abzug seiner Pistole, gerade als ein warmes Licht aus einer Nische in der Wand in den Raum fällt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)