Der Schöne und das Biest von S0RA ([ Hizaki Grace Project ]) ================================================================================ Kapitel 3: Part 3 ----------------- Juka verriet mir nicht, wo wir hinfahren würden, bis ich mich schließlich mit ihm bei einem italienischen Restaurant wieder fand. Europäische Küche? Fand ich klasse, das war mal etwas anderes. Das Restaurant sah auch recht nobel aus, sodass ich mich fragte, woher denn Juka plötzlich so viel Geld gehabt hatte, um mich auch noch einzuladen. Wir setzten uns etwas abseits der anderen Gäste an einen Zweiertisch und schwupps huschte auch schon ein Kellner vorbei, um an unserem Tisch eine Kerze anzuzünden. Dann eilte er wieder weg, kam aber schnell mit zwei Speisekarten zurück. Ich sah mich kurz etwas im Laden um, bevor ich die Karte musterte. „Trinkst du Wein mit mir oder magst du das nicht?“, fragte Juka irgendwann und ich sah entsetzt von meiner Karte auf. „Wein?? Hast du mal auf die Uhr geschaut?? Es ist doch nicht mal sieben!!“, entgegnete ich empört. Juka schmunzelte nur etwas und zuckte mit den Schultern. Er nahm seine Sonnenbrille ab, die er wieder während der Autofahrt getragen hatte und legte sie auf dem Tisch ab. „Na und? Wir haben doch ein bisschen was zu feiern, oder? Stell dich nicht so an, der soll hier wirklich gut schmecken.“, argumentierte er und lächelte mich sanft an. Ich seufzte und ließ kurz den Kopf hängen. „Hm… Na schön… Aber nur ein Glas!“, stellte ich als Bedingung, denn ich war mir über die rasche Wirkung von Alkohol bei mir im Klaren und wollte keinesfalls vor Juka in den Seilen hängen. „Ein Glas, versprochen.“, wiederholte Juka, grinste leicht und klappte die Karte zu. Ich zeigte Juka, was ich essen wollen würde, damit er für mich bestellen konnte, denn ich war zu schüchtern mich an dem korrekten italienischen Namen meiner Spaghetti zu versuchen. Letztlich schaffte auch er es nicht, aber der Kellner verstand ja trotzdem, was wir haben wollten. Während wir auf unser Essen warteten, spielte ich mit einer Serviette herum, fühlte mich aber beobachtet, da mir auffiel, wie Juka mich die ganze Zeit über sanft lächelnd anstarrte. Irgendwann erwiderte ich den Blick verdutzt und fragte: „Ähm… ist… irgendwas..?“ Juka schüttelte den Kopf und verneinte nur mit einem: „Mh-mh…“ Sein Lächeln wurde breiter und mein Blick nur verwirrter. „Okay…“, sagte ich und spielte also weiter mit der Serviette herum, bis ich etwas Schiffähnliches daraus gebastelt hatte. Die Stille zwischen uns machte mich wahnsinnig und dann auch noch sein Blick dazu, der mich geradezu zu durchbohren schien. Als unsere Getränke ankamen, lenkte ich mich also mit dem Glas Wein von Jukas Blick ab. Ich roch erst an der alkoholischen, roten Flüssigkeit und verzog kurz das Gesicht. Ich betete, dass mir das Glas nicht zu schnell zu Kopf steigen würde. „Auf unsere kommende Tour!“, sagte Juka und wir stießen an. Nun musste auch ich lächeln bei der Vorstellung von unseren Auftritten. „Ich kann es kaum noch erwarten… Ich sehe alles schon vor mir! Passende Bühnendeko… Wir, in unseren aufwendigen Outfits… Hach, das wird herrlich!“, schwärmte ich und seufzte glücklich. Dann lächelte ich Juka etwas verlegen an und sagte: „Ach übrigens: Danke für deinen Vorschlag mit dem Gitarrensolo. Ich werde mir Mühe geben euch nicht zu enttäuschen!“ Juka schüttelte weiterhin lächelnd den Kopf. „Das wirst du schon nicht, davon bin ich überzeugt. Nichts zu danken. Es wäre eine Schande, wenn du nicht in den Mittelpunkt gerückt werden würdest… Du bist doch unsere Prinzessin!“ Er zwinkerte mir kurz zu und ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss und meine Wangen sich rot färbten. Prinzessin, sagte er… Prinzessin, sagte er ständig! Und immer wieder aufs Neue machte er mich verlegen damit. Meinen Kindheitstraum habe ich natürlich nie vergessen… „Jasmine und Teru.. sind aber auch Prinzessinnen…“, entkräftete ich schnell Jukas Aussage und schaute verlegen auf meinen Schoß. Juka lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. „Nein. Hofdamen vielleicht, aber die Prinzessin bist du.“, grinste er und trank genüsslich einen Schluck Wein. Ich atmete tief durch, wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war verunsichert so allein mit Juka in diesem schicken Restaurant. Gott sei Dank kam dann auch endlich das Essen und ich konnte mir damit die Zeit vertreiben ohne Jukas Blicken ausgeliefert zu sein. Ich aß in Ruhe und zuckte zusammen, als Juka plötzlich anfing zu lachen. Er hielt sich eine Hand vor den Mund und sah mich entschuldigend an. Ich gefror in sämtlichen Bewegungen und starrte Juka nur irritiert an. Was war denn plötzlich so lustig gewesen? Er biss sich grinsend auf die Unterlippe, beugte sich zu mir vor und strich mir sanft mit einem Finger etwas Soße von der Wange, um sie dann von seinem Finger zu lecken. Ich bekam riesige Augen und wurde wieder rot. Hastig griff ich nach meinem Schiff, beziehungsweise meiner Serviette, und wischte mir die Soße aus dem Gesicht, die kreuz und quer dort verteilt war. // Na super, Hizaki, tauch doch gleich mit deinem Gesicht im Teller ein und tanz dazu vielleicht noch auf dem Tisch!! //, ärgerte ich mich innerlich und schluckte schwer. „Süß.“, betitelte Juka nur das Geschehen und aß in Ruhe weiter. Ich seufzte und aß dann auch mehr als vorsichtig weiter, um mich nicht wieder zu blamieren. Mit der Zeit fragte Juka ausnahmsweise mal ohne mich anzusehen: „Hizaki… Darf ich dir eine etwas persönlichere Frage stellen? Du musst auch nicht antworten, wenn du nicht willst.“ Ich starrte ihn wie versteinert an, während mein Herz in den Keller rutschte. Eine etwas persönlichere Frage? Am liebsten hätte ich ‚nein’ geschrieen, aber meine Neugier war einfach zu groß. „Ähm… also… von mir aus!“, stammelte ich also mit vollem Mund und schluckte mein Essen erst dann herunter. Mein Herz raste aufgeregt und ich fixierte Juka weiter mit meinen großen Augen. Zur Beruhigung griff ich schnell nach dem Weinglas und trank hastig einen großen Schluck. Blöde Idee gewesen… „Tja, ich hoffe, ich wirke nicht zu aufdringlich oder so, aber…“ Er hielt kurz inne. „Gibt es schon einen Prinzen an deiner Seite?“, fragte Juka mit einer plötzlich hauchenden Stimme und lächelte mich wieder sanft an. Ich bekam einen riesigen Kloß im Hals. Ich hatte doch schon Schwierigkeiten mit Kaya über so was zu reden und dann wollte auch noch Juka über mein Liebesleben Bescheid wissen! Was war nur los gewesen mit allen? Ich öffnete meinen Mund, bereitwillig etwas zu sagen, egal was, doch es kam kein Pieps heraus. Ziemlich lange Zeit sogar kam nichts heraus. Irgendwann stand ich mit den Worten „Entschuldige mich…“ auf und lief zu den Toiletten. Ich sah mich im Spiegel an und legte meine Hände an meine roten Wangen. Ich atmete tief durch, biss mir auf die Unterlippe und lief angespannt auf und ab. Ich starrte an die Decke und schnippte mehrmals vor Nervosität mit den Fingern. Warum fragte er das? Was sollte ich antworten? Und was würde passieren, wenn ich antwortete? All diese Fragen schossen mir durch den Kopf. Ich stellte mich wieder vor den großen Spiegel, presste fast meine Nase dagegen und sah mir selbst mit einem skeptischen Blick tief in die Augen. Ich erkannte mich kaum wieder und musterte lieber noch mal, ob das auch wirklich ich war vor dem Spiegel. Kein Zweifel… Das war ich. Langsam beruhigte ich mich wieder, zupfte meine Haare etwas zurecht, dann noch mein Shirt, musterte mich von allen Seiten und zuckte schließlich erschrocken zusammen, als sich plötzlich die Tür öffnete und ein fremder Mann mich etwas irritiert ansah. Ich lächelte ihn mit einem engelsgleichen – wenn auch aufgesetzten – Lächeln an und schlich mich schnell wieder aus dem Raum. Noch ein Mal tief durchgeatmet und ich setzte mich wieder zu Juka, der mich besorgt anschaute. Was ich da noch nicht merkte: Juka hatte heimlich mein Weinglas wieder aufgefüllt, während ich weg gewesen war, sodass ich wieder die Möglichkeit hatte einen großen Schluck daraus zu trinken. Ich hustete kurz, da der Schluck wirklich groß war und strengte mich an, Juka verlegen anzulächeln. „Du, ich wollte jetzt nicht…!“, fing Juka an sich entschuldigen zu wollen, doch ich hob die Hand lässig und unterbrach ihn. „Nein, nein, schon gut! Also… es gibt… keinen ‚Prinzen’ an meiner Seite.“, brachte ich etwas schwerfällig heraus, lächelte aber weiter angespannt. Am liebsten hätte ich noch hinten angehängt ‚Wieso fragst du? ’, aber die Antwort darauf war mir dann doch nicht geheuer. Juka lächelte plötzlich wieder über das ganze Gesicht und sah kurz zur Seite. Bevor er irgendwas dazu sagen konnte, versuchte ich ein Ablenkungsmanöver und sagte schwer intelligent: „Hast du schon gehört? Morgen soll es regnen!“ Ja… Mir war klar, dass die Aussage genauso sinnfrei gewesen war, als wenn ich gesagt hätte: ‚Was interessieren mich die Erdbeerpreise, ich hab doch Gummistiefel an! ’ Juka belächelte meinen Satz nur und ignorierte ihn auch netterweise. „Hm… Kann ich gar nicht verstehen. Schließlich bist du so niedlich und hübsch noch dazu!“, sagte er und schloss seine Augen halb, während er mich anlächelte. Ich wollte mich unter dem Tisch verkriechen. Mit Komplimenten konnte ich nur schwer umgehen, stammelte also nur verlegen ohne Juka anzusehen: „Ähm… danke…“ Etwas Besseres fiel mir nicht ein und ich schwieg wieder. Er leider auch. Mein Kopf glühte und ich befürchtete, dass so langsam aber sicher auch der Wein seinen Teil dazu tat. Das Glas wurde irgendwie nicht leerer… Die Stille zwischen uns kam mir schier endlos vor, doch Juka rettete mich vor dem totalen Nervenzusammenbruch, indem er schließlich fragte: „Möchtest du irgendwas als Nachtisch haben?“ Ich blinzelte mehrmals und rief unkontrolliert laut, da ich mich so riesig über den Themenwechsel freute: „JA! …Ähm… Ich meine… Ja, sehr gern! Ein Eis oder so…“ Juka nickte und besorgte uns also die Eiskarte. „Oh, der sieht lecker aus. Sollen wir uns den teilen?“, fragte er und tippte auf das Bild eines großen Erdbeerbechers. Ich nickte eifrig und lächelte Juka wieder vorsichtig an. Aus den Augenwinkeln sah ich zu meinem Weinglas, welches nicht mal zur Hälfte geleert war, dachte mir ‚Jetzt ist auch egal!’ und trank den Rest mit zugekniffenen Augen in einem Zug leer. Dann atmete ich tief durch und schluckte schwer. Ich merkte, dass Juka etwas schmunzelte. „Und? War doch lecker, oder?“, fragte er. Ich nickte wieder nur und hustete leise hinter vorgehaltener Hand. Der Geschmack des Weins lag mir noch auf der Zunge und ich hatte das Gefühl eine fürchterliche Fahne zu haben. Juka bestellte unser Eis und der Kellner räumte den Tisch ab. Somit befand sich nichts mehr auf dem Tisch, womit ich mich hätte ablenken können. Sogar meine Serviette hatte er weggeräumt... Juka lehnte sich wieder etwas nach vorn und stützte seinen Kopf mit einer Hand ab. „Gefällt es dir hier?“, wollte er wissen und hatte schon wieder dieses ‚hauchige’ in seiner Stimme. Das merkte ich sofort! „Ich… Ja! Es ist sehr schön hier… Und das Essen war auch lecker.“, antwortete ich und lächelte zaghaft. Ich versuchte mir nichts von meiner Nervosität anmerken zu lassen, aber dass solche Versuche immer nach hinten losgingen, das war mir klar. Versuchen konnte man es ja trotzdem, oder? „Ah, das freut mich. Ich finde es sehr schön mal mit dir allein zu sein. Ich bin sowieso… recht gern in deiner Nähe.“ Jukas Worte kamen wie kleine Wölkchen bei mir an und hüllten mich in einen Wattebausch, sodass ich wieder nicht mehr heraus bekam als ein verlegendes: „Aha…“ Ich war ein schrecklicher Gesprächskiller, glaube ich. Doch Juka ließ nicht locker, im Gegenteil: Er legte seine Hand vorsichtig auf meine, die gerade zufällig auf dem Tisch ruhte und hatte wieder diesen ganz seltsamen Blick. Der Kloß in meinem Hals wurde größer und größer. „Darf ich dich noch etwas fragen… Hizaki?“, fragte er dann schon fast flüsternd und sah mich eindringlich an. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich saß da wie eingefroren und konnte nichts erwidern. Das schien ihm auch egal gewesen zu sein, denn er holte kurz Luft, um mit seiner Frage zu beginnen, doch genau in diesem Moment kam der Kellner mit unserem Eis. Ich hätte ihn dafür knutschen können! Ich nutzte die Gunst der Stunde und zog meine Hand schnell zurück. Irgendwie musste ich ja schließlich mein Eis essen, nicht wahr? Doch dann fiel mir auf: „Oh, er hat den zweiten Löffel vergessen!“ „Das macht doch nichts.“, lächelte Juka, griff nach dem Löffel, schaufelte nach einer Erdbeere mit Sahne und hielt sie mir vor die Lippen. Ich schielte auf das süße Obst vor meinem Gesicht und schluckte schwer. Zögerlich öffnete ich meinen Mund und ließ mich von Juka füttern. Also irgendwie… Das war unheimlich niedlich von ihm, muss ich gestehen! Er machte eine ganze Weile so weiter, bis ich die Initiative ergriff, ihm den Löffel aus der Hand nahm und ihn also fütterte. Ich musste die ganze Zeit lächeln, ich fand die gesamte Situation einfach unheimlich süß und freute mich darüber. Mit der Zeit wurde ich auch immer entspannter und verlor endlich meine Anspannung, denn Juka kam nicht mehr auf seine geheimnisvolle Frage zurück. Nach dem Eis bezahlte Juka tatsächlich alles und wir verließen das Restaurant. Die frische Luft fühlte sich wie eine Wand an gegen die ich frontal zu prallen schien und der Alkoholgehalt in meinem Blut meldete sich wieder. Ich hielt mir kurz den Kopf und stieg neben Juka ins Auto ein. Ohne es zu wollen schlief ich unterwegs ein und bekam erstmal nichts mehr mit. Ich bekam sogar noch nicht einmal mit, wie Juka mich in meine Wohnung trug und sanft auf meinem Sofa ablegte. Dass er es gewesen sein muss, bekam ich deutlich zu spüren, als ich plötzlich ein fremdes Paar Lippen auf den meinen spürte. Ich traute mich nicht die Augen zu öffnen. Es kam mir vor wie ein Traum. Es musste ein Traum gewesen sein! Doch es war kein Traum. Es war real. Alles war real. Juka kniete tatsächlich über mich gebeugt und küsste mich. Seine Lippen fühlten sich an wie Seide… Weich und angenehm warm zugleich. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hoffte, dass er weiterhin glauben würde, dass ich schlief und dann von mir ablassen würde, doch der Kuss dauerte endlos an. Mir kam es zumindest endlos vor… Irgendwann wagte ich es doch meine Augen zu öffnen und blickte schließlich in das Augenpaar Jukas, nachdem er sich nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht gelöst hatte. Mir war schwindelig und mein Blick noch etwas verschwommen vom Schlaf und vom Wein. Ich schluckte schwer. Mein Hals fühlte sich fürchterlich trocken an, mein Herz raste erneut. „Sag doch was… Irgendwas!“, flehte ich in Gedanken, doch er schwieg und sah mich einfach nur an. Lange Zeit tat er das, bis er mir zärtlich über die Wange streichelte und flüsterte: „Schlaf schön, meine kleine Prinzessin.“ Dann löste er sich gänzlich von mir und ich hörte kurze Zeit später wie meine Haustür sich schloss und wie seine Schritte über den Flur hallten, bis sie schließlich verstummten. Ich lag da wie versteinert. Bewegungsunfähig. Unfähig überhaupt irgendetwas zu tun, geschweige denn zu denken. Ich lag einfach nur da, starrte an die Decke und fühlte dem Kuss nach. Meinem ersten Kuss, um es an dieser Stelle mal zu gestehen. Völlig fertig von der ganzen Aufregung, vom Wein und vom Tag an sich schlief ich also wieder ein und träumte verwirrende Sachen vor mich hin. Ich wusste, dass mich am nächsten Morgen die Realität wieder schwer einholen und all die quälenden Fragen erhaschen würden… Nämlich wieso, weshalb, warum und vor allem: Wie würde ich Kaya das beibringen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)