Der Schöne und das Biest von S0RA ([ Hizaki Grace Project ]) ================================================================================ Kapitel 5: Part 5 ----------------- Pitschnass kam ich also zuhause an und zog mich erstmal um. Dann noch schnell ein Handtuch um den Kopf gewickelt und ich griff nach meinem Handy. Ich hielt es fest in den Händen und musste nur noch auf den grünen Knopf drücken, um Juka anzurufen. Nichts weiter… Doch mein Finger rührte sich nicht. Immer und immer wieder las ich mir Jukas Nummer auf dem Display durch, während mir immer und immer wieder Bilder der Nacht zuvor durch den Kopf schossen. Ich atmete tief ein und aus, legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. „Das kann doch nicht so schwer sein.“, murmelte ich vor mich hin und lief erstmal wieder langsam auf und ab. Ich stolperte über meine Schuhe, die auf dem Boden herumlagen und dann passierte es: Ich drückte aus Versehen auf den grünen Knopf. „Shit!!!“, fluchte ich mit riesigen Augen und hielt den Hörer an mein Ohr. Nun gab es kein Zurück mehr. Mein Herz raste und ich legte meine freie Hand fest an meine Brust, in der Hoffnung, dass mich das vielleicht beruhigen würde. „Hallo Prinzessin!“, grüßte Juka mich mit sanfter Stimme und ich biss mir auf die Unterlippe, während ich meinen Kopf leicht gegen die Wand haute. Er sagte es schon wieder! „Ähm… Hallo! Ich… also… weißt du… ich…“, stammelte ich herum, doch Juka unterbrach mich: „Du rufst bestimmt an wegen deiner Gitarre, oder? Keine Angst, die liegt noch unbeschadet bei mir im Auto! Soll ich sie vorbeibringen?“, fragte er mit einem hörbaren Lächeln. Ich bekam große Augen und starrte verdutzt Löcher in die Luft. Von da an war ich völlig aus dem Konzept gebracht. „Gitarre? Was..? Ähm… Ja! Ja, genau, deswegen ruf ich an!“, sagte ich, dachte aber im nächsten Moment: „Argh, nein, tust du gar nicht, Hizaki!!“ „Ist gut, dann mach ich mich gleich auf den Weg, in Ordnung?“, kündigte Juka an und ich schluckte schwer. „Ähm… Klar! Bis gleich.“, verabschiedete ich mich knapp und klappte mein Handy zu. Wütend über mich selbst, stampfte ich mehrmals mit dem Fuß auf und legte meine Hände an meine Wangen. „Aaahh, du Idiot!“, fluchte ich und rannte schnell ins Bad, um meine nassen Haare etwas zu föhnen und zu kämmen, bevor ich meine Jogginghose und mein ‚Dream Theater’-Shirt in Übergröße gegen ‚normale’ Kleidung austauschte. Dann klingelte es auch schon und mein Herz rutschte in den Keller. Mit großen Augen rannte ich zur Tür, stolperte wieder über meine Schuhe, die ich schließlich wutentbrannt in die Ecke schoss und öffnete Juka also die Tür. Ich lächelte angespannt und sagte: „Ähm… Hallo! Komm doch rein.“ Er präsentierte meine Gitarrentasche und betrat also lächelnd meine Wohnung. Vorbildlich zog er seine Schuhe vorne aus, da er vom Regen auch ein wenig nass geworden war und legte meine Gitarre auf dem Esstisch ab. Mein Herz raste. Wenn nicht ich auf jenes spezielle Thema zu sprechen kommen würde, würde er es tun? „Ähm… Willst du was trinken?“, fragte ich unsicher und beobachtete, wie er es sich schon auf meinem Sofa bequem machte. Also ‚auf dem Sprung’ schien er wirklich nicht gewesen zu sein… „Sehr gern!“, nickte Juka weiterhin lächelnd und blätterte in den Zeitschriften herum, die auf meinem Wohnzimmertisch lagen. „Schön, dass du dich wie zuhause fühlst, du..!“, dachte ich mir verzweifelt und eilte in die Küche, um Juka und mir ein Glas Wasser zu holen. Ich setzte mich mit größtmöglichem Abstand neben ihm hin und atmete tief durch. Eigentlich kam ich nun wirklich nicht mehr um das Gespräch herum. Er schien ja förmlich darauf zu warten, dass ich es ansprechen würde. Oder dachte er vielleicht ich könnte mich nicht mehr an den Kuss erinnern aufgrund meiner Trunkenheit? Er verhielt sich nämlich verdächtig normal mir gegenüber… Es herrschte eine Stille im Raum, die mich zu zerreißen drohte. Nervös wippte ich mit meinem Fuß auf und ab und versuchte in meinem Kopf Haupt- und Nebensätze sinnvoll miteinander zu verknüpfen, um Juka auf den Kuss anzusprechen. Doch er kam mir wie so oft zuvor: „Gehen wir demnächst wieder mal essen? Ich fand es echt schön gestern.“, sagte er und tat es – selbstverständlich – mit seiner hauchenden Art zu reden. Ich wollte weinen. Ich wollte schreien und ja, ich wollte ihm ins Gesicht schlagen. Ich war noch nie gut darin gewesen zu irgendetwas ‚nein’ zu sagen… So also auch dieses Mal: „Also… von… von mir aus! War ja… ganz lecker da…“, murmelte ich und lächelte Juka kurz schüchtern an. „A-aber wir sollten die anderen mitnehmen! Diese.. diese Spaghetti müssen sie probiert haben!!“, versuchte ich Juka gleich jeglichen Wind aus den Segeln zu nehmen, um ihm ja keine falschen Hoffnungen zu machen. Ich sah, wie Juka geknickt und seufzend den Kopf langsam senkte. „Hm… Du bist nicht gern mit mir allein, oder?“, fragte er leise und mit einer Enttäuschung in der Stimme, die mich schwer schlucken ließ. Ich sah ihn verzweifelt an und stammelte: „Nein! Also… Ja… ich… Ach Juka, das gestern war…!“ „Ist schon gut, Hizaki, du musst dich nicht rechtfertigen. Ich will mich nicht aufdrängen.“, unterbrach er mich und stand auf. Ich biss mir kurz auf die Unterlippe und dachte: „Ahh, lass mich doch mal ausreden, du Blödmann!!“ Ich stand ebenfalls schnell auf und lief ihm hinterher zur Tür, wo er seine Schuhe wieder anzog. Etwas unbeholfen stand ich da und beobachtete ihn dabei. „Juka, jetzt warte doch mal!“, bat ich verzweifelt. Ich wollte ihm nicht weh tun, aber tat ich das nicht so oder so, wenn ich ehrlich war? Und ihn anzulügen hätte es auch nicht besser gemacht… Angespannt klemmte ich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr und murmelte dann zögerlich: „Der Kuss und das alles gestern… Es war wirklich schön und ich mag dich echt gern, das weißt du, aber na ja… ich… wie soll ich das sagen?“ „Du magst mich nicht so gern, wie ich dich mag. Stimmt’s?“, fragte Juka und lächelte traurig. Ich schluckte schwer und nickte langsam, während ich ihn entschuldigend ansah. Plötzlich lachte Juka kurz auf und ich blinzelte mehrmals verwundert. „Ist schon gut, Hizaki. Mach dir keine Gedanken, ich bin es gestern ein wenig zu schnell angegangen, ich weiß. Ich… konnte mich aber nicht mehr zurückhalten, entschuldige. Aber… eines muss ich dir leider noch sagen…“ Er beugte sich zu mir vor und flüsterte mir in mein Ohr, sodass es mir heiß und kalt den Rücken herunter lief: „So einfach gebe ich nicht auf, solang kein anderer Prinz an deiner Seite ist. Verzeih mir.“ Er küsste mich auf die Wange und grinste mich kurz an, bevor er die Wohnung einfach wieder verließ. Ich legte eine Hand an meine geküsste Wange und stand wieder ziemlich lange dekorativ als Statue in meinem Flur. „Oh nein!“, säuselte ich irgendwann verzweifelt, denn nun wusste Juka zwar Bescheid, aber dass er es nicht einfach so hinnehmen würde, machte es eigentlich nur noch schlimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)