Der Schöne und das Biest von S0RA ([ Hizaki Grace Project ]) ================================================================================ Kapitel 15: Part 15 ------------------- Am darauf folgenden Tag fasste ich erneut einen Entschluss: Ich beschloss für eine Weile bei Juka einzuziehen! Obwohl wir von der Nacht davor noch völlig verkatert waren, fuhren wir zu mir, sammelten alles Nötige ein, was ich so brauchen würde – ganz wichtig war hierbei natürlich meine Gitarre gewesen – und ab ging’s zu Juka zurück. Ich wollte für niemanden erreichbar oder auffindbar sein und ganz besonders nicht für Leute wie Kamijo oder Kaya. Sollten sie doch alle beide meine Mailbox zublubbern, bis sie explodieren würde oder Millionen von Rosen und Kärtchen in meinen Briefkasten stopfen, bis er aussah wie eine kunstvolle Blumenvase! Davon würde ich vorerst nichts mitbekommen und ich beschloss erst wieder nach Hause zu gehen, wenn ich über alles hinweg war. Juka half mir liebend gern dabei und freute sich riesig, dass ich ihm Gesellschaft leistete. Am meisten freute er sich wohl darüber, dass ich es mir zur Aufgabe machte seine Wohnung mal gründlich zu reinigen… Aber gut. Nach zwei Wochen waren wir zu einem absolut eingespielten Team geworden. Juka fuhr einkaufen und kochte, während ich den Haushalt schmiss. Jeder hatte seine kleinen Aufgaben und das Beisammensein funktionierte prächtig. Das einzig Blöde daran: Wir schafften es beide nicht uns von der Illusion zu lösen, die wir kreiert hatten und ich wusste, dass Juka irgendwann mit einem gebrochenen Herzen aus der Sache heraus gehen würde. Denn während ich bei ihm wohnte, lebten wir wie ein alteingesessenes Pärchen: Wir küssten uns zur Begrüßung und zum Abschied, neckten uns immer wieder liebevoll und wenn wir gemeinsam abends einen schlechten Film im Fernsehen guckten, kuschelten wir miteinander. Irgendwie war es ja wirklich wunderschön, aber dennoch so… irreal. Ich genoss Jukas Nähe natürlich und ich mochte ihn sehr, aber eben nicht so sehr, dass ich von Liebe sprechen konnte. Deswegen fühlte es sich insgeheim wohl auch so falsch an. Ich besaß allerdings nicht die Courage ihm meine Gedanken ins Gesicht zu sagen, denn er schien so unheimlich glücklich. Wahrscheinlich war er in seinem hübschen Kopf nun schon so weit gekommen, dass er sich sicher war mich herum bekommen zu haben. Er glaubte, dass ich ihn lieben würde. So meine Theorie. Aber vielleicht glaubte er es auch nicht, weil ich es ihm schließlich nie so direkt gesagt hatte… Ich wusste es nicht und vorerst war es mir auch egal gewesen. Somit genoss ich weiter diese schöne heile Welt und fiel Juka in die Arme, als er nach Hause kam. Ich küsste ihn und lächelte ihn fröhlich an. „Na? Wie war’s in der Stadt?“, fragte ich und schlenderte Hand in Hand mit ihm ins Wohnzimmer. Dort zog Juka erstmal seine Jacke aus und legte sie über die Lehne der Couch. „Ich hab’ Teru getroffen. Es machen sich wieder mal alle furchtbare Sorgen um dich, weil du weder die Tür aufmachst, noch ans Telefon gehst.“, erzählte er und streckte sich. Ich bekam riesige Augen. „Du hast ihm aber nicht erzählt, dass ich hier -…?!“, fragte ich nervös, doch Juka unterbrach mich: „Nein, keine Sorge! Ich sagte, dass du bei einem Freund seiest, den ich aber nicht kenne. Damit gab er sich auch zufrieden und wird es wahrscheinlich bald den anderen erzählen.“ Ich legte eine Hand an meine Brust und seufzte erleichtert. „Na Gott sei Dank!“, lächelte ich, doch Juka zog eine Augenbraue hoch und sah mich etwas skeptisch an. „Sag mal… Wann hört das Versteckspiel eigentlich auf? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Kamijo oder Kaya auch nur einen Fuß in die Nähe meiner Wohnung setzen, wenn sie es wüssten, oder?“ „Kaya bestimmt!!“, entgegnete ich mit großen Augen, woraufhin Juka seufzte. „Komm schon! Das ist doch Blödsinn. Du hast nun schon zwei Wochen das Haus nicht verlassen.“, sagte er ruhig und griff nach meiner Hand. „Sollen wir nicht mal wieder zusammen in die Stadt? Oder einfach nur mal raus?“, fragte er und sah dabei fast schon verzweifelt aus. Ich atmete tief durch und senkte nachdenklich meinen Blick. Irgendwo hatte er ja Recht, das war total albern gewesen, was ich tat. Und vielleicht war dieser Stadtbummel ein erster Schritt weg von der Illusion und zurück in die Realität. Also hob ich meinen Kopf wieder an und lächelte. „Na schön! Lass uns in die Stadt gehen. Ich zieh mich nur um und dann gehen wir irgendwo essen, ja?“, sagte ich, während ich mich schon halb auf den Weg ins Schlafzimmer machte. Apropos Schlafzimmer… In diesen zwei Wochen, die ich bei Juka verbracht hatte, kamen wir uns kein weiteres Mal so nah wie bei unserem ersten Abend. Ich wusste nicht, ob ich froh oder traurig darüber sein sollte. Nichtsdestotrotz blieben die schönen Erinnerungen an diese Nacht und ich musste jedes Mal, egal ob kurz oder lang, an diese Augenblicke zurückdenken, wenn ich das Schlafzimmer betrat. Schnell zog ich mich also um, kämmte mir noch mal die langen Haare und setzte meine Sonnenbrille auf, bevor ich mit Juka die Wohnung verließ. Wir liefen ganz normal nebeneinander her und ich genoss das schöne Wetter, welches es wirklich gut mit uns meinte. Wenn man mal eine ganze Weile nicht in der Stadt war, kam einem alles plötzlich viel bunter und aufregender vor! Ich entdeckte überall neue Sachen in den Schaufenstern und fragte mich manches Mal, was nur in den verrückten Köpfen der Modedesigner vor sich ging, aber ich musste ja den Kram nicht kaufen, den sie da ausstellten. Irgendwann kreuzte eine Eisdiele unseren Weg und wir konnten nicht an ihr vorbeigehen, ohne uns einen schönen Eisbecher mitzunehmen. Um in Ruhe zu essen, setzten wir uns auf eine Bank, die in der Nähe eines großen, gut besuchten Brunnens stand. „Erdbeere?“, fragte Juka mich und hielt mir die süße Frucht unter die Nase. „Ich hab’ doch eigene!“, kicherte ich und sah Juka verwirrt an. „Oh, ich wette, dass meine besser schmecken.“, grinste er. „Jaja, wahrscheinlich.“, kicherte ich wieder, ließ mich aber von Juka füttern und spürte seinen sanften Blick, der auf mir haftete. Ich fütterte ihn anschließend mit den Erdbeeren aus meinem Eisbecher und hatte sichtlich Spaß daran. Ich erschrak allerdings fast zu Tode, als ich ein grelles Quietschen hörte, gefolgt von einem hysterischen: „Hizaki, Hizaki, Hizaki, Hizaki!!“ Kaya rannte in einem bildhübschen Kleid auf uns zu und zerrte ausgerechnet Kamijo hinter sich her. Ich starrte alle beide mit riesigen Augen und leicht offen stehendem Mund an und gefror zu Eis. „Na klasse.“, seufzte Juka leise, bevor Kaya bei uns ankam und atmete tief ein und aus. Sein Lächeln verschwand. Kaya löste sich kurz von Kamijo, um mich stürmisch zu umarmen und ich sah aus den Augenwinkeln, dass Kamijo dies auszunutzen schien und schnell seine Hände in die Manteltaschen steckte. Täuschte ich mich oder sah er ein wenig genervt und müde aus? Auch sein sonst so charmantes Lächeln fehlte und er sah mich nicht einmal richtig an. War ich mittlerweile unsichtbar für ihn geworden? Kaya löste sich wieder von mir, suchte Kamijos Hand, klammerte sich dann aber an Kamijos Arm, da seine Hand nicht greifbar war. Ich beobachtete irritiert hinter meiner Sonnenbrille wie Kamijo die Augen verdrehte. „Mensch, Hizaki! Ich versuche schon seit Ewigkeiten dich zu erreichen! Bitte sag mir nicht, dass du wieder an irgendeinem Song bastelst! Dann sehe ich dich wohl erst in ein paar Monaten wieder, haha!“, lachte Kaya und lächelte lieblich. Er war gar nicht böse? Musste an Kamijo gelegen haben. „Ja, ich… na ja… So ähnlich.“, murmelte ich und schluckte schwer. Mein Herz raste. Konnten sie nicht einfach wieder verschwinden? Aber ich muss sagen, dass mich ihr gemeinsamer Anblick nicht so sehr verletzte, wie ich es befürchtet hatte. Dies lag womöglich daran, dass Kamijo so ungewohnt genervt wirkte und alles andere als glücklich. Vielleicht hatte er auch nur einen schlechten Tag gehabt, aber irgendwie kam es mir dennoch komisch vor. „Wie findest du mein neues Kleid?“, fragte Kaya und rückte sich relativ schnell wieder in den Mittelpunkt. Diesmal war ich ihm sogar dankbar dafür gewesen, so musste ich nichts weiter erklären. „Kamijo hat’s mir eben gekauft und ich musste es gleich anbehalten! Es ist wunderschön oder? Und ein Einzelstück. An irgendeiner Frau hätte es wohl eh langweilig ausgesehen, aber an mir wird es zu einem Juwel, findest du nicht?“ Normalerweise hätte ich ihm wohl zugestimmt, er sah wirklich toll darin aus, aber seine bloße Anwesenheit nervte und frustrierte mich fürchterlich. Warum konnte ich nicht an seiner Stelle sein? „Mhm.“, machte ich also nur und setzte ein zaghaftes Lächeln auf. Ich sah, dass Kamijo immer wieder mit einem skeptischen Blick zwischen mir und Juka hin und her sah. Juka schwieg die ganze Zeit über, bis er sein Eis aufgegessen hatte und den Becher in den Mülleimer neben sich warf. Anschließend legte er einen Arm um mich und zog mich enger an sich heran. Ich bekam kurz große Augen und schluckte dann schwer. Was tat er denn da nur?! Auch Kaya schien kurz irritiert, ließ sich in seiner Euphorie aber nicht beirren und redete weiter wie ein Wasserfall über alles, was er so Schönes mit Kamijo gemacht hatte. Nach einer Weile blieb Kamijos Blick auf mir haften und es fühlte sich an wie ein Dolch, der mich langsam zu durchbohren schien. Hinter meiner Sonnenbrille sah ich ihm direkt in die Augen, aber das konnte er wohl nicht sehen. Warum sah er mich so eindringlich an? Plötzlich unterbrach er Kayas sinnloses, aufgeregtes Reden und fragte mich relativ ruhig: „Wie geht es dir?“ Kaya stoppte mitten im Satz und drehte seinen Kopf verwirrt schauend zu Kamijo. Dann schob er etwas beleidigt seine Unterlippe vor und schmiegte sich enger an ihn. Ich wusste, dass Kaya nun eingeschnappt war, denn er hasste es unterbrochen zu werden. Kamijos Frage traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Er besaß tatsächlich die Dreistigkeit zu fragen, wie es mir denn ging. War er wirklich so dumm?! Sollte er tatsächlich nichts, aber auch gar nichts gemerkt haben? Ich weiß nicht genau, welche treibende Kraft in mir mich dazu brachte, doch ich griff zielsicher nach Jukas Hand, verhakte sie mit meiner und lächelte Kamijo lieblich an. „Es geht mir gut! Sehr gut.“, antwortete ich mit fester Stimme und konnte wieder froh über meine Sonnenbrille sein, denn meine Augen, mein Blick hätte ihm wohl die Wahrheit verraten. Ich konnte sehen, dass er etwas schwerer schluckte und sich an einem Lächeln versuchte. „Schön.“, sagte er leise und nickte langsam. Juka drückte meine leicht zitternde Hand fest und stand schließlich mit mir auf, da er anscheinend merkte, dass das Zittern schlimmer wurde. „Wir müssen dann auch mal weiter! Wir haben Hunger. Euch noch viel Spaß beim Geld zum Fenster Rauswerfen!“, wünschte Juka nicht ernst gemeint nett, ließ es aber so klingen, was sowohl Kaya als auch Kamijo etwas verdutzt schauen ließ. Lange spürte ich noch Kamijos Blick und war froh, als wir endlich weit, weit weg von ihnen waren. In einem kleinen, gemütlichen Restaurant atmeten wir beide erst einmal tief durch. „Wow. Das muss Schicksal oder so gewesen sein. Aber… du hast mich wirklich überrascht, Hizaki!“, sagte Juka und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich seufzte schwer und senkte meinen Kopf etwas. „Das war schrecklich!“, murmelte ich. „Aber überzeugend. Meinst du, du bist über ihn hinweg?“, wollte Juka wissen und stützte seinen Kopf mit einer Hand ab, während er mich eindringlich musterte. Nur zaghaft sah ich ihm in die Augen. „Gute Frage. Ich… wenn ich ehrlich sein soll, ich weiß es nicht. Es war natürlich nicht gerade schön sie so zusammen zu sehen, aber… findest du nicht auch, dass Kamijo komisch war?“, fragte ich und sah Juka nachdenklich an. Er blinzelte mehrmals und setzte sich gerader hin. „’ Komisch’? Inwiefern?“, hinterfragte er. „Na ja… Auf jeden Fall nicht glücklich! Und wenn es zwischen Kaya und ihm wirklich was Ernsteres ist, sollte er dann nicht… also… er sollte doch glücklich sein, oder?“ Ich sah ihm beinahe verzweifelt darüber ins Gesicht und registrierte seinen mehr als strengen Blick. „Hizaki?“, sagte er mahnend und verschränkte die Arme. Ich schluckte schwer. „Was denn?! Ist doch so, oder nicht? Und… und er fragte wie es mir -…“ „Hizaki!“, unterbrach er mich verzweifelt und beugte sich etwas über den Tisch zu mir vor. „Sag mir, dass das nicht wahr ist! Sag mir, dass du nicht schon wieder dabei bist diesem Kerl zu verfallen, nur weil er dich fragt, wie es dir geht! Und dass er so ‚unglücklich’ aussah, kann auch daran liegen, dass ihm Kaya auch mal auf die Nerven geht, so was kann schnell passieren. Deshalb meint er es nicht ernster mit dir! Oder hat er sich mal wieder bei dir gemeldet? Nein, hat er nicht!“ „Das weißt du gar nicht!!“, entgegnete ich ungewollt laut und schluckte dann schwer. Wieso verteidigte ich Kamijo plötzlich? Juka seufzte schwer. „Kaya wird ihn wohl aber kaum gezwungen haben sich mit ihm zu treffen. Verstehst du, was ich meine? Er hätte auch jede seiner raren freien Minuten mit dir verbringen können, wenn er es wirklich wollte. Hat er aber nicht! Er verschwendet seine Zeit mit Kaya, also mach doch bitte endlich die Augen auf, Hizaki. Ich will dir doch nichts Böses, ich will nur nicht, dass du nach den ganzen, schönen letzten Tagen wieder in ein Loch fällst, weißt du? Und ich -…“ „Ist doch gut jetzt!!“, fuhr ich ihn lautstark an und biss mir auf die Unterlippe. Jedes einzelne Wort aus Jukas Mund schmerzte wie tausend Messerstiche und je länger er sprach, desto schlimmer wurde es. Es tat unendlich weh und riss alte Wunden wieder auf. Und ich wollte nicht hören, was er da alles sagte… „Weißt du, dass du Kamijo schlecht redest, okay, das muss von deiner scheiß Eifersucht kommen, aber Kaya ist immer noch mein Freund, also lass ihn da raus!“, entgegnete ich Juka wütend und aufgebracht. „Einen tollen Freund hast du da. Wirklich, Hizaki. Wie oft hat er dir ein offenes Ohr geboten, wenn es dir mal schlecht ging? Wann ist er mal nicht das Gesprächsthema? Und vor allem: Wie oft war er nun schon Schuld daran, dass du dich selbst unglücklich gemacht hast, huh? Oh ja, einen tollen Freund hast du da.“ Ich bekam riesige Augen und einen noch riesigeren Kloß im Hals. Warum tat Juka mir nur so weh?! Aber viel mehr war es wohl die Wahrheit gewesen, die so unendlich weh tat. „Du… Du hast doch keine Ahnung!“, fuhr ich ihn wieder an und argumentierte recht schwach damit. Deswegen stand ich wohl auch auf und eilte aus dem Restaurant. Ja, das war wohl wieder typisch für mich. Mein typisches Fluchtverhalten, wenn ich nicht mehr weiter wusste oder nicht mehr weiter wollte. „Hizaki!!“, hörte ich Juka noch rufen, doch ich lief einfach weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)