Irgendetwas war da von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Plötzliche Nähe -------------------------- Koyama lag auf einer Liege im Garten, als Ryo durch die Tür des Zaunes ging. „Wieso wundert mich die Richtung aus der du kommst nicht?“, fragte er Ryo und schob sich die Sonnenbrille zurecht. Ryo schaute verlegen zur Seite und setzte sich auf seinen Stuhl unter dem Sonnenschirm. „Er wird nicht mehr dorthin kommen“, sagte Koyama und schob sich den Strohhalm des Cocktails in den Mund. „Ist auch besser so“, fügte er hinzu. „Sonst bist du wieder in einer anderen Welt.“ Er kicherte und Ryos Gesicht schien eine rötliche Farbe anzunehmen, die nicht auf die Sonne zurück zu führen war. Seine Augen schauten traurig auf das Buch vor ihm. „Wieso kommt er nicht?“, dachte er sich. „Ich will ihn nur noch einmal sehen! Einmal hören!“ „Hey.“ Eine Stimme dicht an seinem Ohr riss ihn aus seinen Gedanken. Koyama war nur Zentimeter von Ryos Gesicht entfernt. Er hatte sich mit den Armen auf Ryos Schultern gelehnt. „Wie wärs, wenn wir heute Abend Trinken gehen? Damit du auf andere Gedanken kommst?“, bot ihm Koyama an. „Nicht in der Stimmung“, erwiderte Ryo ohne dabei seine Enttäuschung zu verbergen. „Gut, gut, gut. Dann nicht! Du verpasst meinen super Hüftschwung, den ich nur guten Freunde präsentiere. Tegoshi hat…“ Ryo hörte Koyamas Worten nicht mehr zu. Seine Gedanken schweiften wieder zum Sonnenblumenfeld zurück. „Ich will in diese Augen blicken!“, dachte er sich wieder. „Okay. Ich gehe jetzt! Ruf mich an, wenn du es dir anders überlegt hast?“, hörte Ryo Koyama sagen und im nächsten Augenblick war dieser schon in der Villa verschwunden. Ryo schaute auf das Feld. Es lag still vor ihm. Keine Bewegungen, die ihm das Kommen des Fremden anzeigten. Er war enttäuscht. Er wollte diese Augen und diese Stimme doch nur noch ein einziges Mal sehen und hören. War das denn zu viel verlangt? Wieso konnte ihm dieser eine simple Wunsch nicht erfüllt werden? Er hatte in seinem Leben nichts Falsches gemacht. Er war immer ein Sohn, auf den die Eltern stolz sein konnten. Er war ein fleißiger Arbeiter und seine Mutter war so stolz auf ihn, dass sie ihn zum Erben der Firma machen wollte. Verdiente er es denn nicht, dass ihm wenigstens ein Wunsch erfüllt werden würde? Er verstand es nicht. Bei jeder noch so kleinen Veränderung im Feld wurde Ryo aufmerksam, doch alles schien nur sein Wunschdenken zu sein. Jedes Mal, wenn er zurück aus dem Feld kam, wurde er betrübter. „Koyama hat Recht. Er wird nicht kommen.“ Und nur wenige Augenblicke später geschah es. Ryo traute seinen Augen nicht. War es wieder eine seiner Wunschvorstellungen? Er musste sich überzeugen, dass es nicht nur seine Einbildung war. Er stürmte durch das Feld. Die Kraft, die ihn auf einmal durchströmte, schien ihm unerklärlich. Und er konnte nicht lange überlegen, wie es dazu kam, denn in dem Augenblick als seine Augen die des Fremden trafen, war alles Denken unmöglich. „Ah. Mist!“, begrüßte ihn der Fremde. „Dann geh ich mal lieber wieder!“ Der Unbekannte war schon dabei sich zu erheben. „Nein!“, rief Ryo. Es wunderte ihn, dass er noch sprechen konnte, doch schob er schnell die Verwunderung beiseite, denn er konnte diese Chance nicht so leicht davon kommen lassen. „Rufst du jetzt etwa die Polizei und ich soll solange auf die warten?“, grinste ihn der Fremde an. Ryo verstand nicht, was er wollte, doch ihm war das auch egal. Er war froh, ihn wiederzusehen. Einen Moment sagten beide nichts und schauten sich nur an. „Gut“, sagte der Unbekannte, „war nett sich mit dir zu unterhalten, aber ich muss jetzt weg… meine Handtasche aufräumen“, er konnte sich ein weiteres Grinsen nicht verkneifen. Bei dem dummen Kerl konnte er sich solche Sprüche erlauben, dachte er sich. „“Wieso kommst du immer hierher?“, fragte Ryo ihn plötzlich. „Ein klarer Gedanke. WOW! Ich bin stolz auf dich“, dachte Ryo im Stillen über sich. Der Unbekannte war sehr erstaunt über diese Frage. Er brauchte einen Moment zum Antworten und es erstaunte ihn noch mehr, als er ihm ehrlich sagte „Der Ruhe wegen! Hier bin ich alleine. Keiner, der etwas von mir möchte oder mir etwas vorschreibt. Keiner, der mir irgendwelche Lügen mit einem Lächeln auftischt und meint, die Welt ist ein einziger toller Ort. Keiner, nur ich und die Sonnenblumen.“ Ryo lies die ganze Zeit seinen Blick nicht von dem Fremden und da dieser seine Antwort beendet hatte und Ryo nichts hinzufügte, lag Stille zwischen den beiden. „Nun. Jetzt bist du aber da“, er lächelte dabei, „und für mich ist hier kein Platz mehr. Bye“, verabschiedete er sich schon. „Nishikido Ryo ist mein Name.“ Der andere schaute ihn überrascht an. „Äh. Schön, schön!“ Er wusste nicht recht, wie er darauf reagieren sollte. „Also, mach’s gut, RYO“, mit einem Winken drehte er Ryo den Rücken zu. „Du kannst bleiben“, sagte Ryo und hielt den anderen an seiner Jacke zurück. Er wollte nicht so verzweifelt klingen, doch er war schon froh, dass er überhaupt etwas heraus brachte. Der Unbekannte drehte sich mit einem verschmitzten Lächeln um. „Unter welcher Bedingung?“ „Be… Bedingung?“, stotterte Ryo verschüchtert. „Ja. Es muss doch eine Bedingungen geben. Dein Freund hat mir letztes Mal klar gemacht, dass ich hier nicht willkommen bin und nun sagst du mir, ich kann hier bleiben?“ Ryo schaute ihn unwissend an. Er hatte das Gespräch zwischen den beiden nicht mitbekommen, da er anscheinend wirklich sehr tief in Gedanken war. Er musste unwirrkürlich lachen. Nun war es an der Reihe des Fremden verwundert zu schauen. Ryo schüttelte den Kopf und als er den anderen nur erwartungsvoll anschaute, sagte dieser „Yamashita Tomohisa. Das bin ich.“ „Äh. Nett deine Bekanntschaft zu machen, Yamashita Tomohisa“, gab Ryo zur Antwort. Darauf musste Yamashita lachen. „Nur Fremde und meine Eltern nennen mich so. Du kannst Yamapi sagen“, bot er ihm an und setzte sich zu Boden. Ryo folgte ihm. Yamapi war verwundert, dass er ihm gleich diesen Namen anbot, denn Ryo war nichts als ein Fremder für ihn. Doch er konnte an ihm nichts Fremdes spüren. „Nishikido also. Kein Wunder, dass das riesige Feld Privatgrundstück ist.“ Yamapi lächelte Ryo an und dieser nickte ihm nur zu. „Aber als Besitzer der weltweit größten und gefragtesten Automarke braucht ihr doch dieses Feld nicht.“ Yamapi schaute in den blauen Himmel über ihnen. „Das Feld gehörte meinem Vater.“ Er liebte Sonnenblumen“, antworte Ryo ihm und konnte dabei seine Augen nicht von diesem schönen Geschöpf lassen. „GEHÖRTE?“, fragte Yamapi. „Musste er es aus finanziellen Gründen verkaufen, oder was?“, er lachte bei diesem Gedanken. „Er ist verstorben“, gab Ryo kurz zurück. Yamapi blickte nun in Ryos blasses Gesicht. „Das tut mir leid“, brachte er endlich heraus. „Verdammt. Gleich ins Fettnäpfchen getreten. Wie blöd von mir. Moment mal, ich werde ihn eh nicht mehr wiedersehen“, dachte Yamapi. Beide saßen eine ganze Weile nebeneinander und schwiegen. Yamapi beobachtete den Himmel, das Starren des anderen schien ihn dabei nicht zu stören. Ryo war froh ungestört das makellose Gesicht erkunden zu können. Sein Blick wanderte von den dunklen, hypnotisierenden Augen, die teilweise von dem braunblondem Haar verdeckt wurden, zu der kleinen, feinen Nase, über die sanfte, leicht gebräunte Haut der Wangen, bis hin zu den vollen, rosa Lippen. Hier blieb sein Blick lange ruhen und er fragte sich, wie sich dieser kleine Mund anfühlte und ob er es jemals heraus finden würde. „Aus welchem Grund bist du hier?“, durchbrach Ryo endlich das Schweigen, da Yamapi in seinen Gedanken versunken war. „Huh?“, bekam er als erste Antwort. Ryo sah, dass Yamapis unbeschwerte Gesichtszüge sich veränderten. Seine Augen wanderten herum und hielten dann plötzlich. Yamapi richtete seinen Blick nun ganz auf Ryo, doch seine Augen schienen ihm sagen zu wollen, dass jedes weitere Nachhaken nichts Gutes bewirken würde und Ryo wollte nicht riskieren den jungen Mann wegen einer dummen Frage nie wieder zu sehen. „Äh… Also… Schönes Wetter heute, nicht?“, versuchte Ryo das Thema zu wechseln. Yamapi musste laut lachen. Hatte Ryo seinen Blick deuten können? Hatte er wirklich verstanden, was er wollte bzw. nicht wollte? War er wirklich nicht so neugierig wie die anderen? Als Ryo mit einem gezwungenen Lächeln die Stimmung erneut aufzubessern versuchte, sagte Yamapi „Du bist anders, als ich dich eingeschätzt habe.“ Er lächelte ein schiefes Lachen und sah dabei so unbeschwert und fröhlich aus. „Ich hoffe, nur zum Besseren“, gab Ryo zurück und stimmte in Yamapis herzliches Lächeln ein. Ryos warmes und strahlendes Lächeln war eins, das die ganzen dunklen Ecken der Welt auf einmal erhellen könnte und jeden in seiner Nähe anstecken würde. Yamapi durchkam in diesem Augenblick das Verlangen dieses freundliche Gesicht berühren zu wollen. Ein Gesicht, das alle Gefühle und Gedanken wiederspiegelte. Ein Gesicht, das nicht lügen könnte. Ein Gesicht, so unschuldig und zart. Er hob die rechte Hand und streckte sie Ryos Wange entgegen. Ein Stich durchzog seine Hand und mit schmerzverzehrten Zügen zog Yamapi ruckartig seine Hand zurück. „Was war das? Was wollte er in diesem Moment tun?“, dachte er sich. Er erkannte sich nicht. Ryo beobachtete, wie Yamapi mit einem ratlosen Gesicht vom Boden aufstand. Er verzog ein krampfhaftes Lächeln, bevor er sagte: „Es ist spät. Ich muss gehen.“ „Deine Handtasche aufräumen?“ Ryo zwinkerte dabei und Yamapi konnte sich nicht mehr Halten vor Lachen. „Es tut mir leid.“ Ryo nickte. „Bis bald, Nishiki…. Nein. Bis bald, Ryo.“ „Bis bald, Yamapi“, verabschiedeten sich beide. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)