Du hättest auch das Auto wählen können von Feenk7nig ((C-Ending)) ================================================================================ Prolog: Auftakt --------------- “Oh, Eike.”, seufzte er. “Das sieht aber gar nicht gut aus. Was hast du wieder gemacht? Kannst du nicht mal selbst auf dich aufpassen?” Das Wesen hockte sich auf dem leeren und stillen nächtlichen Marktplatz neben den jungen Mann, der leblos in einer sich langsam ausbreitenden Blutlache, in der sich samten das Licht der Straßenlaternen spiegelte, am Boden lag und griff nach seiner Schulter. Es umfasste den grünen, festen Stoff der Jacke und rüttelte. “Eike? Du hörst mich wohl nicht mehr...” Es stand wieder auf und sah sich um, fast als könnten ihm Sterne, Mond und die stummen Häuser, die wie alte Wächter den Platz säumten, eine Antwort darauf geben, was nun schon wieder geschehen war. Das Digipad hatte es Eike vor gut zwanzig Minuten abgenommen. Eigentlich hatte es sich schon verabschiedet gehabt, jedoch war da dieses mulmige Gefühl gewesen als es in Eikes Gesicht sah, wie sich nun herausstellte wohl eine Art Vorahnung. Es hatte zu lange nach diesem Mann gesucht, seine Aura zu genau studiert, zuviel über ihn nachgedacht, als dass ihm vollends dessen Schicksalsaura entgangen wären. Rätselnd sah es hinab und runzelte leicht die Stirn. Sollte es sich die Mühe machen? Oder das Schicksal einfach Schicksal sein lassen? Es hatte Eike doch eh nicht noch mal sehen wollen. Aber irgendwie fühlte es sich auch schuldig. Ausgemacht gewesen war ja, das Eike sein Leben sichert, und es diesen dafür vor dem frühen Tode rettete. Natürlich, es gab keinen Vertrag, und eigentlich könnte es ihm auch egal sein, der Andere hatte sowieso zumeist nur die Hälfte gewusst, und war auch noch unverständlicherweise wütend gewesen, als er erfuhr, dass er Homunculus Existenz gesichert hatte. Trotzdem nagte es an ihm, dass sein Plan nicht aufgegangen war. Vielleicht war es nicht mal Eike sondern dieser Ehrgeiz, alles so zu regeln, dass es so war, wie gedacht und gewollt. “Nagut Eike. Ein letztes Mal will ich dir helfen. Hoffentlich dankst du mir es recht.” Homunculus schloß die Augen und löste sich innerhalb von Sekunden in roten Lichtkugeln auf, bis er völlig verschwand und der Marktplatz verlassen zurückblieb. “Es ist so hübsch hier. Die Lichter, die Sterne, die Luft. Das ist mir nie aufgefallen.” Eike drehte sich staunend mit offenem, ehrlichen Blick im Kreis und ließ seinen Blick vom Himmel zu Häusern und Laternen gleiten. “So friedlich. Das Leben ist wirklich schön.” Er streckte sich, schloss die Augen und atmete tief ein, als wäre es der erste bewusste Atemzug, den er tat. Seine blonden Haare wippten leicht im Luftzug, als er ausatmete, den Kopf zurückwarf und mit einem Lächeln seine grünen Augen wieder öffnete. Er war gerade dabei sich auf den Boden zu setzen als er leichte Schritte hörte. “Eike! Geh da weg. Komm zu mir, sofort!” Verstört drehte sich der junge Mann um, überrascht Homunculus zu sehen, den er doch gerade los geworden war. “Was? Aber ich dachte... Was machst du hier?” Homunculus war näher gelaufen, in der Ferne hörte man das unangenehme Kreischen eines Automotors. “Eike, du bist wirklich schwierig.”, bemerkte das Wesen trocken, und in seinen roten Augen schien einen Moment etwas wie Zorn aufzublitzen. “Kannst du nicht hören? Hör mal auf mich. Oder -willst- du schon wieder sterben?” Der Automotor wurde lauter, der Platz wurde langsam durch näherkommende Scheinwerfer erhellt. Eike schüttelte verwirrt den Kopf, als müsste dies wieder Klarheit in seinen Verstand bringen. Jedoch hatte er sich kein Stück von der Stelle bewegt. “Komm her. Schnell.”, versuchte es Homunculus erneut, sich gewiss, dass er nicht die Kraft hatte, Eike von dieser gefährlichen Stelle wegzuziehen. Etwas an dem Tonfall des Wesens ließ Eike nun wohl aufhorchen, denn er kam tatsächlich ein paar Schritte auf Homunculus zu. “Was-” weiter kam er nicht, denn Scheinwerferlicht blendete ihn plötzlich, so dass er die Hand vor die Augen hob und ein Auto fuhr so dicht hinter ihm entlang, dass er die Wärme des Gefährts spüren konnte und ihn der Luftdruck nach vorne warf. Er landete leicht benommen auf dem Pflaster. Die Motorgeräusche entfernten sich wieder, waren für kurze Zeit mit Gelächter durchmischt und verloren sich dann in der Ferne. Eike starrte mit aufgerissenen Augen auf die Pflastersteine dicht vor seiner Nase und versuchte sich darüber klar zu werden, was gerade geschehen war. Er drehte den Kopf um hinter sich zu blicken, dort war eben ein Auto entlanggefahren, mitten auf dem nächtlichen, friedlichen Marktplatz. Genau über die Stelle, an der er noch vor einem Moment gestanden hatte. “Was? Aber ich dachte... Es wäre vorbei.” stieß er schockiert hervor. Homunculus kniete sich neben ihn. “Das ist es auch. Aber du bist so unvorsichtig. Beinahe wärst du gestorben. Und das, obwohl dich nun gar niemand mehr umbringen will.” Missbilligend schüttelte er den Kopf, als wäre Eike in seiner Achtung gesunken. “Warum bist du zurückgekommen?”, fragte Eike, der sich nun in eine sitzende Position brachte, er spürte einen zunehmenden Schmerz in Knien und Händen, die seinen Sturz aufs Pflaster abgefangen hatten. Prüfend sah er an sich an sich herunter, seine Hose war an den Knien gerissen, und auch der Stoff seiner Jacke an manchen Stellen lädiert. Er begann, sich den Schmutz abzuklopfen. Homunculus schnaubte verächtlich, was bei ihm jedoch, wie alle Laute die er herausbrachte, seltsam klang, als wäre seine Stimme durch ein zweifaches Echo gebrochen und vom Schall verzerrt. “Ich habe mich geärgert, dass mein Plan nicht funktioniert hat.”, meinte er pikiert. “Dein Plan?”, Eike sah auf. Homunculus Gesicht mit den großen roten Augen kam näher, eine der runden Augenbrauen hob sich leicht. “Na dass du lebst. So wie ich. Das hatte ich dir doch versprochen. Oder wäre es dir lieber, ich hätte dich von dem Auto überfahren lassen?” Eike schüttelte den Kopf. “Nein.”, sagte er dann leise. “Ich bin froh, dass du gekommen bist. Wirklich. Ich danke dir.” “Na also!”, zufrieden erhob sich Homunculus und klatschte in die Hände. “Das hab ich gut gemacht. Nicht wahr?” “Äh...ja. Ich glaube schon.”, meinte er lahm. “Immerhin lebe ich noch.”, versuchte er dann, in einem lockeren Ton, das nach Bestätigung heischende Wesen zu loben, das schon wieder begonnen hatte die Augenbrauen zusammenzuziehen. "Gut.” Homunculus stemmte die Hände in die Hüften. “Falls du dich fragst, warum ich dich nicht einfach weggezogen habe, ich bin nicht stark genug. Dieser Körper ist wirklich zerbrechlich...” Nun schien das Wesen wieder in seinen eigenen Gedanken hängen geblieben, denn einen Moment lang tat es nichts und sah nur gerade aus. Schließlich lies es abrupt die Arme hängen. Was auch immer das Wesen dachte es teilte seine Gedanken nicht, wie so oft beschlich Eike das Gefühl es würde ihm etwas wichtiges vorenthalten. Aber das war lächerlich, er hatte mit diesem Geschöpf nichts mehr zu schaffen, würde es nie mehr haben - strenggenommen hätte er das auch niemals gehabt, wäre Hugo nicht wie ein Bluthund seiner Spur gefolgt. Einer Spur, die es in seiner Zeit nie gegeben hatte. Der Blonde zog nun seinerseits kurz die Augenbrauen zusammen, das war alles viel zu verwirrend um drüber nachzudenken! Und irgendetwas in ihm wisperte, dass er es auch gar nicht so genau wissen wollte... In der Idylle änderte sich nichts, die beruhigende Stille war zurückgekehrt, als wäre der Vorfall mit dem Auto nie geschehen, die einzigen Zeugen waren sie und der noch von Dunkelheit umhüllte Platz. Langsam, auf Grund seiner lädierten Knie, stand er auf, verzog dabei leicht einen Mundwinkel. Nicht ganz wissend was er nun anfangen sollte sah er Homunculus an, sonst war das Wesen immer von sich aus verschwunden, ihm entflohen bevor er hatte Fragen stellen können - ständig hatte er das nachsehen gehabt. Aber nun war es noch da - wieso war es noch da? Misstrauisch betrachtete er es, hatte es wirklich nur dafür sorgen wollten, dass ihre Vereinbarungen gehalten werden oder steckte da wieder mal mehr dahinter? Es hatte ihn so oft ins Leben zurückgeholt, aber dennoch konnte er kein Vertrauen fassen. “Was ist mit dem Digipad?”, fragte er ins Blaue hinein. Vielleicht löste sich die Situation so wieder auf, andererseits war ihm leicht unwohl, seit er so knapp und überraschend erneut den Klauen des Tods entronnen war. Homunculus horchte auf, “Das Digipad? Was soll damit sein? Du brauchst es nicht mehr, du musst keine Zeitreisen mehr unternehmen. Also vergiss es einfach. Eike.” Homunculus Lippen zeichnete plötzlich ein schelmisches Lächeln, dass ein Grübchen in einem Mundwinkel erscheinen ließ. “Was aber nicht heißt, dass du auch vergessen sollst, was ich für dich getan habe. Möchtest du vielleicht noch etwas für mich tun Eike?”, endete Homunculus seine Frage mit einem kleinen leisen Lachen, welches sympathisch hätte klingen können, wäre es nicht so verzerrt und der Gesichtsausdruck des Wesens nicht so verschlagen. Aber vielleicht täuschte er sich da auch, schließlich sah Homunculus immer etwas seltsam aus. Er war irgendwie anders als andere Menschen. Aber er ist ja auch kein richtiger Mensch, er ist irgendetwas anderes. Auch wenn Eike es immer noch nicht so recht begriff. Er räusperte sich um die Zeit zu überbrücken. “Was... Was wäre das denn? “, fragte er misstrauisch. Aber er wollte auch nicht unhöflich sein, schließlich verdankte er dem Wesen, dass er noch auf dieser Erde wandelte. “Nun, keine große Sache.”, Homunculus wedelte mit einer Hand in der Luft, so abrupt, als wolle er sie zerschneiden. “Du musst einfach nur etwas für mich zubereiten. Ich schreibe dir einen Zettel mit den Zutaten und den Formeln für die Herstellung.” Eike sah ihn fragend an und Homunculus hob die Hände in die Luft, als würde er diese wiegen. “Wie du weißt bin ich zu schwach um anstrengende Sachen zu tun. Ich habe es mehrfach versucht, aber es gelingt mir nicht. Du solltest jedoch keine Probleme haben.” Das Wesen trat einen weiteren Schritt auf Eike zu und stand nun keine zwei Handbreit vor dem jungen Mann, was dazu führte, dass Eike ins Hohlkreuz ging, aufgrund der Befürchtung, Homunculus würde gleich in ihn hinein oder durch ihn hindurch gehen. Er sah auf den dunklen Haarschopf des Kleineren hinab, bis sich plötzlich dessen Gesicht zu ihm hob und ihn die roten Augen erneut ins Visier nahmen. “Eike?” “Äh... Ja?”, murmelte der Mann verstört und runzelte leicht die Stirn. “Das machst du doch für mich, nicht wahr? Denk daran, dass ich dir geholfen habe.” Eike zögerte kurz, nickte dann jedoch zustimmend. Er dachte daran, dass er Kindern nur schwer etwas abschlagen konnte. Andererseits, Homunculus war kein Kind, auch wenn er mehrere Köpfe kleiner war als er selbst. Was war er eigentlich? Eike trat zurück und hob fast hilflos die Hände. “Okay. Ich habe aber nicht besonders viele Töpfe... nur zwei, glaube ich.” Ihm fiel die Bratpfanne wieder ein, die er in der Bar zum Ei bekommen hatte, die allerdings von dem Messerstoß in den Rücken nun leicht zerbeult war. “Und eine lädierte Bratpfanne.” Homunculus schien zufrieden. “Das wird schon reichen.” Er trat zurück und wandte Eike den Rücken zu, als schien er zu überlegen. Dann fuhr er erneut herum. “Hast du einen Zettel und einen Stift?” “Äh...” Eike begann, seine Taschen zu durchsuchen und seine Finger berührten die Kante seines Notizbuches und zogen es hervor. Er reichte es Richtung Homunculus, “Es müssten noch Seiten frei sein.” Das Wesen ergriff das Buch, nachdem es sich kurz vergewissert hatte, das kein seltsames Symbol darauf prangte. “Danke. Jetzt der Stift.” Den Stift hatte Eike inzwischen auch gefunden, allerdings war er gesplittert und die Miene abgebrochen. Ein Wunder, dass der Bleistift überhaupt soviel mitgemacht hatte. Nachdenklich sah er ihn an. “Eike? Oh, ist der Stift kaputt? Hast du keinen anderen?” Eike ließ die Hand mit dem Stift wieder sinken. “Ich befürchte nicht.” “Und bei dir zu Hause?”, fragte das Wesen nach. “Ähm, ja, dort schon.” Eike nickte kurz, während ihn eine ungute Vorahnung beschlich. “Gut, dann gehen wir.” “Was?” Seine Ahnung schien sich zu bestätigen. “Na zu dir. Ich brauche einen Stift.” Homunculus verschränkte die Arme und nickte geschäftig. So ganz recht war es Eike nicht, aber er orientierte sich kurz und drehte sich dann Richtung Rückgradstraße, ging ein paar Schritte, blieb stehen und sah sich dann nach dem Wesen um. Dieses folgte ihm mit kleinen, sanften Schritten, wie ein Schatten. Als es aufgeholt hatte, blieb es ebenfalls stehen und sah ihn fragend an. “Hast du etwa den Weg vergessen?” “Was? Nein. Auch wenn ich noch nicht lange hier wohne.” Eike hob die Hand und machte eine die Gegend einfassende Handbewegung. “Ich bin heute so oft durch diese Stadt gelaufen, selbst wenn ich bisher noch nicht gewusst hätte, in welche Richtung ich muss, jetzt kommt es mir so vor, als kenne ich die Stadt auswendig. Sogar in mehreren Epochen.“, stellte der junge Mann mit einiger Verwunderung fest. Es war wirklich ein seltsamer Tag gewesen, der seltsamste in seinem Leben. Und jetzt schien es, als würde sich ein weiterer, dieser seltsamen Tage anschließen. Er stellte fest, dass er sich die Normalität zurück wünschte. Diese Überschaubarkeit des Geschehens, die Ruhe, die Sicherheit des Alltäglichen. Unbewusst starrte er Homunculus an. “Was ist jetzt? Eike? Lauf mal los. Husch.”, Homunculus machte eine schiebende Handbewegung in der Luft. Als würde er eine Marionette bewegen wollen, dachte Eike. Aber vermutlich bin ich für ihn auch nur eine Marionette, ein nützliches Instrument. Trotzdem setzte sich der Blonde in Bewegung, bevor das Wesen noch eine seiner zierlichen Brauen heben konnte. Eike hoffte inständig, während er über das graue Steinpflaster schritt, dass Homunculus nicht ebenso eine Unordnung bei ihm anrichten würde, wie in seinen eigenen vier Wänden. Denn dann sah es übel für Eikes Wohnung aus, der viele Sachen, die sich zum Umwerfen eigneten, besaß und ein ordnungsliebender Mensch war. Hm - wobei ...hatte dieser sonderbare Raum überhaupt wirkliche Wände gehabt....? Er war so oft da gewesen aber... “Eike? Du bist noch da!?” Verwirrt ob der Gedanken aus denen er gerissen wurde, blickte Eike hinab zu seiner rechten, von wo die so vertraut verzerrte Stimme gekommen war. “... ähm ja...?” Skepsis und Irritation prägten seine Erwiderung - was wollte der Kerl nur ständig? “Dann ist gut - bist du sicher, dass wir den richtigen Weg nehmen?”, Homunculus vollführte eine ruckartige Geste mit den schmalen Fingern, ganz so, als wolle er ein Blatt vor sich aus der Luft fangen. “Wohnst du in einer Mauer?” Geistesabwesend murmelte der Blonde: “Menschen wohnen nicht in Mauern.” Eike blickte auf und tatsächlich. Er war so in Gedanken gewesen, dass er in wenigen Schritten vermutlich gegen Steine gelaufen wäre. “Oh.”, bestürzt fuhr er herum und stellte fest, dass sie an einer wichtigen Einbiegung vorbeigelaufen waren. “Doch, das tun sie.”, lächelte Homunculus. “Was?” “In Mauern wohnen, manchmal. Zu Pestzeiten hmhm.” Wieder war da die Andeutung eines schelmischen Lachens und Eike fuhr es eisig den Rücken hinab. Aber vielleicht war es auch nur die morgendliche Kälte, langsam zog sich die Nacht zurück. Ein goldener Streifen Sonnenlicht erschien am Horizont und färbte die ersten Häuser bunt. “So ganz gut kennst du die Stadt wohl doch noch nicht. Soll ich dich noch mal zurück schicken, oder reicht ein Stadtplan?”, spöttelte das Wesen. Eike ignorierte den Dämon, oder was immer es war, und lief nun mit großen Schritten zur richtigen Gasse. Vor der Tür blieb er stehen und kramte seine Schlüssel hervor. Homunculus stand gebeugt neben ihm, die Nase keine fünf Zentimeter von den Klingelschildern entfernt, die er zu studieren schien. “Du wohnst im zweiten Stock rechts.”, bemerkte er zufrieden. “Ich bin dann schon mal oben und warte auf dich.” Seine Stimme schien noch einen Moment nachzuhallen, aber das Wesen war verschwunden, noch bevor Eike zum Protestieren kam. Er schob den Schlüssel energischer als gewohnt ins Schlüsselloch und stemmte die Tür auf. Genervt fuhr er sich durch die Haare. Dann machte er sich an den Aufstieg. Oben angekommen zog er die Stirn kraus, kein schwarzgekleidetes Wesen vor seiner Tür - wo war es? Als er die Wohnung betrat hörte er das vergnügte verzerrte Summen einer Melodie aus Richtung Wohnzimmer, welches Homunculus Aufenthaltsort verriet. Eike lies die Schlüssel aufs Bord gleiten und zog seine Schuhe aus, bevor er den weichen Teppich betrat. Der Himmel, denn er durch seine Fenster sah, hatte inzwischen die Farbe weiß angenommen, und von draußen hörte man Vogelgezanke. Eikes Augen weiteten sich leicht, als er das Wesen, scheinbar fröhlich mit den Füßen wippend, auf seiner Standuhr sitzen sah. In den kleinen Händen hielt es, wie er auf den zweiten Blick erkannte, seinen Kalender, den es neugierig musterte. Plötzlich sah es auf. “Ah, du bist da. Das hat lang gedauert. Es ist schon ein Vorteil wenn man sich so wie ich bewegen kann, meinst du nicht auch?” Eike schüttelte den Kopf, was weniger Verneinung als Verwirrung war. “Was ist das hier?” Homunculus hielt den Kalender so, dass Eike ihn sehen konnte. “Bist du das? Warum bist du auf dem Blatt für den Erntemond?” Eikes Verwirrung wurde größer. “Erntemond?” Homunculus Augen blitzten. “Ach ja ich vergaß, August. Hast du etwas erfunden? Etwas wichtiges?” Es dauerte einen Moment, bis Eike dämmerte, worauf Homunculus hinaus wollte. “Nein, ich modele. Manchmal. Der Kalender war ein Geschenk von meiner Agentur.” “Modele? Agentur? Was heißt das?” “Nun...” Eike schien zu überlegen, wie man das jemandem erklärte. “Man lässt sich fotografieren und bekommt Geld dafür.” “Aha.” Homunculus wandte sich wieder dem Kalender zu. “Schade, ich habe gedacht es steckt mehr dahinter.” “So einfach ist es nun auch wieder nicht. Modeln wird unterschätzt. Es kann ganz schön anstrengend sein.” “Oh, tut mir leid Eike, ich wollte dich nicht kränken, hmhm.”, lächelte Homunculus leise in sich hinein. “Nur, weißt du, ich habe mal einen Kalender gesehen, da waren Tierbilder, und, nun, ich dachte wenn Menschen gedruckt werden heißt das... Ach, lassen wir das.” Während Eike einen Stift suchte, stellte er fest, dass er verärgert war. Das ist albern. Ich habe keinen Grund mich zu ärgern. Heute ist ein wunderschöner Tag und ich lebe. Oder zumindest könnte es noch ein schöner Tag werden, sobald er den Tag wieder für sich hatte. “Hier, der Stift.” Er reichte ihn Homunculus, welcher inzwischen seinen Platz auf der Standuhr aufgegeben hatte und mitten im Raum stand. Das Wesen nahm auf seiner Couch Platz und begann, etwas in sein Notizbuch zu schreiben. “Dauert es länger?” Homunculus sah auf, die roten Augen diesmal fast kindlich. “Ein wenig.” “So? Dann bin ich in zehn Minuten wieder da. Ich muss mir etwas anderes anziehen.” Eike suchte sich neue Kleidung aus seinem Schrank und stand wenig später im Bad unter der Dusche, wo er sich den Schmutz von der Haut wusch. Er untersuchte seine Schrammen an den Händen und Abschürfungen an den Knien. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich bei meinem Glück an einer Blutvergiftung sterbe? Er dachte an Homunculus, der auf seiner Couch saß und hatte wenig später alle Schnitte und Abschürfungen mit Desinfektionsspray bedacht. Seine Jacke steckte er in die Waschmaschine und die löchrige Hose in den Müll. Als er wenig später in anderen Sachen wieder im Wohnzimmer vorbeisah und sich die nassen Haare mit dem Handtuch trocknete, schrieb Homunculus immer noch und sah auch nicht auf, als er kam. Wie lang ist dieses Rezept denn? Hoffentlich will er nicht, dass ich das heute noch koche. “Was ist das eigentlich? Also für was ist das gut, was du zubereitet haben willst?” Homunculus sah auf. Es schien Eike, als wäre da ein leises Zögern, so rasch wie zwei schnelle Atemzüge. “Es ist ein Stärkungstrank. Hast du es etwa schon vergessen!?”, fragte Homunculus. “Was?” “Das mein Körper sehr schwach und zerbrechlich ist.” Eike blinzelte. “...ähm... Nein. Das hast du schon öfters erwähnt. Dreimal glaube ich.” Er setzte sich neben das Wesen auf die Couch um einen Blick in das Notizbuch zu werfen. Was er las, bewirkte einige Verblüffung. Neben fast alltäglichen Dingen standen dort Begriffe, die ihm nichts sagten und Sachen, die er ganz bestimmt nicht da hatte. Aber er war zu müde, um darum größere Diskussionen zu beginnen. Er hatte vor zu warten, bis Homunculus fertig war und ging, und sich dann erst mal hinzulegen und eine Weile zu schlafen. Es war schließlich ein mehr als aufregender Tag gewesen. Oder eher eine mehr als aufregende Nacht. Das Wesen richtete sich auf und legte den Stift beiseite, wobei dieser fröhlich auf den Rand des Glastisches zurollte. Kritisch sah es die ganzen 5 voll geschriebenen Seiten, in dem kleinen Notsitzbüchlein, durch. Offensichtlich zufrieden reichte es dem Blonden das Buch, der Stift wippte gefährlich auf der Kante, “Ich verabschiede mich vorerst. Eike. Vielleicht kann ich schon einen Teil der benötigten Sachen besorgen....”, sein Blick glitt nach unten wo der Stift soeben auf den weichen Teppichboden aufgeschlagen war. Eike nahm sein Notizbuch entgegen wobei er peinlichst darauf achtete die Hände des Anderen nicht zu berühren, “Das ist ein langes Rezept.”, bemerkte er, ohne es wirklich noch einmal anzusehen, die Worte schienen ihm ohnehin zunehmend an Sinn einzubüßen und die Handschrift des Geschöpfes neben ihm war seltsam - wie eben alles an der kleinen schwarzen Gestalt es war. Eins seiner wohl herausragensten Merkmale. Eike schüttelte leicht den Kopf, um die Müdigkeit noch einen Moment zurück zu drängen - sie hatte ihn wohl schon in ihren eisernen Krallen und neben ihr spürte er kleine schmale Finger, die Berührung nicht aufdringlicher, als die eines Schmetterlingsflügels. Sonderbar. Mit noch nachdenklicher Stimme setzte Homunculus nach, “Ich befürchte du wirst mir bei vielen Besorgungen helfen müssen.”, das Wesen erhob sich und sah den Menschen einen Moment an, dieser legte den Kopf schief, darauf harrend was nun wohl noch kommen würde. “Schlaf gut. Eike.”, meinte es sanft und löste sich in rotem Schein auf. Noch einen Moment sah er auf die leere Stelle, an der eben noch Homunculus gestanden hatte, träge glitt sein Blick zu dem Buch in seiner Hand und dem heruntergerollten Stift. Er hatte kein gutes Gefühl - es beiseite legend strich er sich fahrig durch die hellblonden Strähnen und erhob sich. Zeit zu schlafen und die zähflüssigen Gedanken zurück zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)