私はあなたと一緒にいたい von Oceanwhirl (Ich möchte bei dir sein) ================================================================================ Kapitel 9: Need of Euphoria --------------------------- Es dauerte nur eineinhalb Stunden, bis San betrunken war. Kein Wunder, denn nach noch ein paar Tequila schwenkte der Blauhaarige um auf eine komische beerige Vodka-Sorte, die echt lecker war und immerhin keinen so hohen Alkoholgehalt hatte, sodass Jun, der ein paar Runden ausgesetzt hatte, noch nicht ganz so betrunken war wie der Kleine. Ab und an waren Sans Freunde nachsehen gekommen, ob auch alles okay war mit ihrem Gitarristen - sie waren tatsächlich alle in einer Band, aber Jun hatte etwas peinlich berührt zugegeben, dass er noch nie von der Gruppe gehört hatte. San hatte gekichert und geantwortet, dass das kein Wunder war, es gab sie erst seit ein paar Monaten. Jedenfalls fand der Braunhaarige es wirklich sehr nett und fürsorglich von Sans Freunden, dass sie so auf ihn aufpassten. Nach besagten 90 Minuten (vielleicht waren es auch ein paar mehr oder weniger) lehnte San sich schließlich mit dem Rücken an die Theke, fokussierte Jun mit etwas glasigen Augen und einem winzigen, bezaubernd anrüchigen Lächeln. Leichte Röte hatte sich auf seine blassen Wangen geschlichen. Er war wirklich ziemlich hübsch. "Was ist denn nun?", murmelte er, gerade so laut, dass man es über die laute Musik hören konnte. Die Augenbrauen des Braunhaarigen hoben sich ein Stück. "Wie meinst du das?" San kicherte leise. "Nun tu doch nicht so unschuldig. Du bist doch nicht zu unserem Tisch rübergekommen, um mir einen Schnaps nach dem anderen auszugeben…" Er senkte den Kopf ein wenig, blickte durch seine blauschwarzen Ponysträhnen zu Jun hinauf. "Ich weiß doch, was du willst." Jun schwieg. War es wirklich so offensichtlich? Aber San redete schon weiter. "Ich kann mit zu dir kommen, wir machen uns einen schönen Abend." Er hob die Hand, strich sich eine Strähne zurück und Jun war beeindruckt von seiner Grazie und Eleganz. Er war wirklich schön. Seine Lippen schimmerten so seidig. "Lass uns wo anders hingehen", sagte San plötzlich und ergriff genauso plötzlich Juns Hand, zog ihn mit sich. Links an der Theke vorbei war der Durchgang zum großen Club und den Toiletten, ein langer Gang, der anbot, sich dort ein klein wenig zurückzuziehen, denn jeder, der hier vorbei kam, interessierte sich nicht, wer sich sonst noch so hier herumtrieb, sondern war auf dem Weg zum Club, zur Kneipe oder eben den WCs. San blieb abrupt stehen und drehte sich zu dem Größeren um. "Du kannst mich jetzt küssen." Seine Stimme ließ kaum eine Widerrede zu und Jun ließ sich gerne darauf ein. Seine Lippen lagen nur den Bruchteil einer Sekunde später auf denen des Blauhaarigen und San lag im selben Moment in seinen Armen. San küsste gut, nein, er küsste toll, ganz wunderbar und so leidenschaftlich, dass der Größere ihn gegen die Wand drängte, sodass der Kleine sich dem Kuss nicht entziehen konnte. Er machte aber auch nicht den Anschein, dass er das wollte. Er krallte seine Finger in Juns aufgehelltes Haar, um ihn festzuhalten, seine Zunge spielte mit der Juns und seine Augen waren geschlossen. Einige Augenblicke später lösten sich sich von einander und San leckte sich über die Lippen. "Tut dein Piercing weh?", erkundigte er sich, denn Jun hatte ihm erzählt, dass es neu war, aber der Größere schüttelte den Kopf. "Ist egal", hauchte er und küsste San noch einmal und dieser ließ sich wieder darauf ein. Als sie sich erneut voneinander trennten, kicherte San. "Du bist auch betrunken, oder?" "Nicht so sehr", erwiderte Jun und schluckte. Er war schon ziemlich besoffen, aber was spielte es für eine Rolle? Er hätte sich unter weniger Alkoholeinfluss ohnehin kaum getraut, San zu folgen und so etwas mit sich machen zu lassen und er war sich sicher, dass er es bereut hätte. "Du bist wirklich sehr hübsch", gab er zu und San lachte. "Du willst mich ehrlich ins Bett kriegen", vermutete er, aber Jun schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht so einer. Und DU wolltest MICH küssen, wenn ich mich recht erinnere." "Du hast jemand anderen", sagte San und Jun war sich ziemlich sicher, dass sein Gesicht alle Farbe verlor, doch San sprach schon weiter: "Aber er lässt dich nicht ran und jetzt holst du dir das, was du brauchst, von mir." Zuerst fiel Jun nichts ein, was er hätte sagen können und als ihm etwas einfiel, klang alles nach Ausflüchten. Es stimmte und dann wieder doch nicht. Es war schließlich Setsukis Einfall gewesen. Aber sein bester Freund hatte recht gehabt. Es war nicht so übel, gleich Erfolg zu haben. Es fühlte sich toll an, wie San auf ihn reagierte, wie er ihn küsste, dass er scheinbar noch mehr wollte. Aber Jun wollte nicht so wirken, als benutze er den Blauhaarigen nur. Dabei hatte auch der Kleinere Recht. "Das macht nichts", sagte San und riss Jun so aus seinen Gedanken. Schlanke, zarte Finger legten sich auf Juns Wange und der Braunhaarige, der den Blick betreten gesenkt gehabt hatte, wagte, zu San aufzusehen. "Ich weiß doch, dass du nicht vorhast, mich zu heiraten. Wenn du mich flachlegen willst, werd ich mit dir kommen. Aber wenn du dazu nicht bereit bist oder das nicht mit deinem Gewissen vereinbaren kannst, ist es auch okay. Es ist deine Entscheidung." Jun senkte den Kopf wieder. "Tut mir Leid, wenn du dir mehr von mir versprochen hast. Es ist nur so… Ich muss immer an ihn denken. Ich würde dich nur enttäuschen." "Liebst du ihn so sehr, dass du mich wirklich seinetwegen verschmähst?" Wieder musste Jun nicken und San stellte sich auf die Zehenspitzen, küsste den Rotbraunhaarigen kurz auf die Lippen, musterte ihn dann lächelnd. "Also eines ist ganz klar, entweder ist der Typ völlig bescheuert oder er hat noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung, was ihm entgeht. Wenn du nur annähernd so gut im Bett bist wie du küsst, bist du der fleischgewordene Traum der Schwulenwelt." Er kicherte, als Jun knallrot wurde, dabei schwieg. Er kam nicht mit Komplimenten klar, gar nicht. Seit Tagen musste er sich anhören, dass er gutaussehend und lieb war und dass man ihn gern haben musste, Mädchen tuschelten und sahen ihm nach, aber jetzt küsste er auch noch gut und war ein >fleischgewordener Traum