私はあなたと一緒にいたい von Oceanwhirl (Ich möchte bei dir sein) ================================================================================ Kapitel 10: Death of Euphoria ----------------------------- "Jun-chaaaaan!", krähte Setsuki, als er seinen besten Freund sah, riss ihn in eine stürmische Umarmung. "Wie war es? Ich hab euch gesehen, ihr habt rumgemacht wie die Gehirnamputierten!" "Ja, war ganz nett. Er küsst gut." "Kommt er mit zu dir?" Jun sah auf zu Yuuki, der plötzlich an der Theke auftauchte. "Nein, er hat mir seine Nummer gegeben. Aber ich will nicht… ich will ihn nicht ausnutzen oder so." "Du bist echt so ein hohler Idiot", meinte Yuuki kopfschüttelnd. Von ihm hatte Jun aber auch nichts anderes erwartet. Schließlich hatten er und Setsuki sich anfangs ausschließlich zum Beischlaf verabredet und das über Monate hinweg. Yuuki war was das anging etwas leichtfertig. Aber auch Rai schien resigniert. Seine Stirn kam mit einem hörbaren Laut auf der Theke zum Liegen. "Und ich dachte, du hättest es verstanden…" "Ich hab meine Gründe!", begehrte Jun auf und das war wirklich so. Er war eben romantisch und hatte seine Prinzipien. Wenn nicht, hätte er sich doch schon in der ersten Nacht an Tetsu rangeschmissen und er hätte den ganzen Ärger erst gar nicht. "Ich bin einfach nicht so, dass ich jemanden mit zu mir nehme, den ich gar nicht richtig kenne, nur um mit ihm… mit ihm DAS zu machen." "Sex haben", klärte Yuuki ihn auf und sein Tonfall klang ein bisschen als sei er ein Schwachsinniger. "Das nennt man Sex haben. Das darf man so sagen, wenn man älter als elf ist…" "Warum habt ihr so wenig Verständnis für mich?" Jun zündete sich eine Zigarette an und setzte sich neben Rai, der sich wieder aufrichtete. An seiner Stirn war ein bräunlicher Fleck. Musste dieser komische Kräuterschnaps sein. Das hatte er nun davon, dass er seinen Kopf auf die nicht ganz saubere Theke gelegt hatte. "Verständnis ist genau das richtige Wort", sagte Yuuki und zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. Vermutlich war er nur deshalb an die Theke gekommen. Das Velfarre war mittlerweile fast leer, auch San und seine Bandfreunde waren weg. Kein Wunder, es war schon fast zwei und es war ein Wochentag. Yuuki wartete nur noch, bis alle Gäste gingen und schloss dann die Tür ab, um Ordnung zu schaffen und aufzustuhlen. Bis dahin hieß es abwarten. Er trank allerdings keinen Tee sondern Asahi. "Kein Mensch,", fuhr Yuuki fort, "der bei Sinnen ist, kann Verständnis dafür aufbringen, dass du gerade die süßeste kleine Schwuchtel hast zu sich nach Hause gehen lassen - ohne dich -, obwohl er dir mit Sicherheit, und glaub mir, ich weiß wovon ich rede, mindestens mal die Stiefel geleckt hätte, wenn nicht noch etwas ganz anderes. Das war ein Freifahrtschein. Und du redest dich mit einem >Ich bin nicht so einer< raus. Wer bist du, Eliza Doolittle?" Jun wusste nicht, wer Eliza Doolittle war, aber er fand es nicht okay, wie Yuuki mit ihm redete. "Ich will keinen Sex, okay?", sagte er leise. "Nicht mit jemandem, der mir nichts bedeutet. Ich finde, Sex ist etwas sehr emotionales. Es bedeutet, sich jemandem auszuliefern. Jemandem zu vertrauen. Und außerdem hab ich sowieso viel zu viel Angst davor, als dass das jeder x-beliebige mit mir machen könnte." Das war ein sehr ehrliches Statement, aber wenn Yuuki sich mit weniger nicht zufrieden gab, sollte er es eben wissen. "Du hast Angst vorm Ficken?", tönte plötzlich Setsukis sehr träge, verständnislose Stimme und Jun merkte, wie er sehr nervös wurde. Er hatte noch nie mit jemandem darüber geredet. "Es ist nicht wirklich Angst davor, mit jemandem zu schlafen, es ist… es ist weil… Ich hab Angst, was falsch zu machen. Ich weiß nicht, wie sowas geht. Ich hab noch nie… nicht mit einem Mann, versteht ihr?" "Du bist Jungfrau?!" Yuuki vergaß sogar, an seiner Zigarette zu ziehen. "Du hattest noch nie Sex mit einem Mann?" Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. "Ich war noch nie vorher in einen Mann verliebt. Tetsu ist der erste." "Deine erste große schwule Liebe", leierte Setsuki, der scheinbar sehr betrunken war. "Das ist ne üble Nummer, Jun-chan…" Als ob er das nicht wusste. Der Braunhaarige seufzte und drehte die Zigarette zwischen seinen Fingern. "Versteht ihr jetzt? Ich will es nicht bereuen müssen, wenn ich später darauf zurück blicke. Es ist einfach etwas besonderes für mich. Das erste mal mit einem Mädchen… das war grauenvoll. Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen. Ich will den gleichen Fehler nicht noch einmal machen. Deshalb das mit San und deshalb… Vielleicht bin ich naiv oder ein Trottel, aber wenn es Tetsu wäre… Ich wäre sehr glücklich, wenn ich das mit ihm teilen könnte." Setsuki sah Jun einen Moment an, dann tropften ein paar Tränen von seinen Wimpern. "Das ist so süß, Jun", wisperte er und hob eine Hand, strich über den braunen Pony des Kleineren. "Das ist wie im Shojo-Manga. Du liebst ihn wirklich." "Rai, bitte, hör auf zu weinen", murmelte Jun. Er fühlte sich übel. Jetzt hatte er auch noch seinen besten Freund zum Weinen gebracht. Vorsichtig ergriff er Rais Hand, der sich an ihn schmiegte. "Du bist wie aus einem Märchen, Jun. Das kommt davon, wenn man zu viel Star Ocean zockt." Rai setzte sich wieder auf, wischte seine Tränen mit dem Handrücken weg und sah zu Yuuki und Juns Blick folgte dem seines Freundes. Der Blonde sah sehr nachdenklich aus. "Tut mir Leid, dass ich dich für verklemmt gehalten habe, Jun. Vielleicht sind wir uns doch ein bisschen ähnlicher als ich dachte." Gerade wollte Jun nachfragen, wie er das meinte, da klemmte Yuuki seine Kippe zwischen die Lippen und klatschte laut in die Hände, wandte sich an die wenige verbliebene Kundschaft. "Feierabend, Leute, ich hab hier ein echt süßes, betrunkenes Püppchen an der Theke sitzen, das heute Nacht in meinem Bett schlafen wird. Wenn ihr also die Güte hättet, euch nach Hause zu verpissen, ich muss heut noch ein Rohr verlegen!" Es entstand allgemeines Gemurre, nur Rai sprang auf und warf sich Yuuki an den Hals, kniff ihn in die Rippen. "Yuuki!!", quiekte er dabei lachend. "Was fällt dir ein, das so herum zu schreien, das muss doch nicht jeder wissen!" Yuuki lachte und hielt Setsuki fest, rieb ihm den Schnaps von der Stirn und küsste dann seine Lippen. "Jeder darf wissen, was für einem geilen kleinen Miststück ich es heute Nacht besorgen werde." Jun beobachtete die beiden, wie sie ein wenig miteinander turtelten und es wurde ihm schwer ums Herz. Setsuki und Yuuki waren so glücklich miteinander, passten so gut zusammen. Früher war Setsuki oft zickig gewesen, hatte seine Partner so oft gewechselt wie seine Socken. Von Zeit zu Zeit war er unausstehlich gewesen, hatte nur von Sex geredet, ganz so als gäbe es nichts anderes auf der Welt. Er war nicht glücklich gewesen, aber Jun hatte nicht gewusst, wie er das ändern konnte. Als sein bester Freund dann aber im Velfarre angefangen hatte, war es ganz schnell ganz anders geworden. Plötzlich war Yuuki Thema Nummer eins. Der große Blonde arbeitete schon seit Jahren hier und er war von Anfang an so empfänglich für Rais Flirtversuche gewesen, dass Jun sich bis heute fragte, wie die beiden es geschafft hatten, zwei Wochen verstreichen zu lassen, bevor sie zum ersten Mal zusammen im Bett landeten. Sie waren einfach wie für einander geschaffen. Beide liebten Sex. Sie hatten Monatelang kaum miteinander geredet, sondern immer nur miteinander geschlafen. Setsuki hatte zwei Monate lang nicht mal gewusst, wie alt Yuuki war oder wie er mit Nachnamen hieß, geschweige denn, was er denn studierte. Sie hatten sich zum Sex verabredet, ansonsten hatte Funkstille zwischen ihnen geherrscht. Solange, bis Yuuki irgendwann angefangen hatte, sich um Setsukis Freundschaft zu bemühen. Irgendwann waren sie sogar zusammengezogen, oder vielmehr war Rai bei dem Blonden eingezogen, als dessen Partner, der sich von ihm getrennt hatte, als er von Setsuki erfahren hatte, ausgezogen war. Jun fand das ganze sehr kompliziert, aber im Grunde zählte ja nur, dass es ihnen nun gut ging. Und Yuuki war wirklich sehr liebevoll und leidenschaftlich und gut für Setsuki, der völlig zufrieden mit ihm war. Jun würde seine Seele dem Teufel verkaufen, damit er mit Tetsu auch so etwas haben konnte. "Wo sind Teru und Hizaki?", erkundigte sich der Rotbraunhaarige, als Rai sich etwas rot im Gesicht wieder an die Theke setzten. "Oh, ja, ich soll dir Grüße ausrichten, aber Teru wollte nach Hause, als er gesehen hat, wie betrunken du bist, hat er gemeint, dass er deine Schicht morgen übernimmt, damit du dich ein bisschen ausschlafen kannst. Er macht sich sehr große Sorgen um dein Wohlbefinden. Bitte enttäusch ihn nicht und bleib morgen daheim, sonst wäre er traurig, weil du ihn sich nicht um dich kümmern lässt." Jun lachte leise. "Teru ist lieb, aber das wäre nicht nötig gewesen. Ich werd morgen fit sein." "Ehrlich, Jun", wandte Setsuki ein, "er ist extra früher heim, wenn du morgen zum Schichtbeginn da wärst, würdest du ihm voll eins reinwürgen." Einen Augenblick überlegte Jun und nickte dann. "Ja, natürlich. Ich werd mich aber vielleicht dennoch auf den Weg machen. Katze ist schon so lange allein." Setsuki nickte. "Wir telefonieren morgen, okay?" "Okay. Baibai, Yuuki." "Gute Nacht, wir sehen uns." Jun machte sich mit einem Winken auf den Nachhauseweg. Er rauchte ein paar Zigaretten, entschied zu laufen, statt die U-Bahn zu nehmen. Es war schwer, allein zu sein, wenn um einen herum nur glückliche Leute waren, die alle jemanden hatten, der ihnen Zuneigung entgegen brachte. Setsuki hatte Yuuki, der sich um ihn kümmerte und der ihn befriedigte. Teru hatte Hizaki und damit eine Zuckerwatte-Lovestory, die nicht zu toppen war. Nur er war alleine. Ganz alleine. Zu Hause zog Jun sich aus, legte sich nur in Shorts auf sein Bett. Er hatte aufgehört, alle fünf Minuten auf sein Handy zu sehen, es deprimierte ihn nur. Katze spazierte über die Matratze zu ihm her. Jun wusste nicht, ob sie draußen gewesen war. Er hatte befürchtet, dass das Tier durch das offene Fenster verschwinden und nie wieder auftauchen würde. Aber es war schön, dass wenigstens die Katze ihn nicht sich selbst überließ. Nicht, dass es irgendwas brachte. Jun hatte schon im Treppenhaus zu heulen begonnen. Er fragte sich, ob er etwas falsch gemacht hatte. Er fragte sich, ob Tetsu jetzt bei ihm wäre, wenn er etwas anders gemacht hätte und er ging alle Möglichkeiten durch, von vorne bis hinten. Von den Schuhen bis zum Eistee und der Tatsache, ob es überhaupt nicht besser gewesen wäre, wenn er Tetsu nicht mitgenommen hätte oder wenn sie in ein LoveHotel gegangen wären oder zu Setsuki und Yuuki oder rumgelaufen bis zum Morgen. Aber egal, wie Jun es drehte und wendete, er fand den Fehler nicht. Er hatte nichts falsch gemacht, zumindest empfand er es so. Er hatte sich höflich und gut erzogen verhalten, wie er nun einmal war (auch, wenn man ihm den Alkohol sicher ein wenig angemerkt hatte) und es hatte doch so ausgesehen, als fände Tetsu Gefallen daran. Er war so süß gewesen. So wundervoll. Er hatte gelacht und gescherzt und hatte Jun in ein paar seltsame Situationen gebracht, zum Beispiel als er bemerkt hatte, dass Jun ihn angestarrt hatte und er war auch nett und freundlich gewesen. Wo war der Punkt der dazu geführt hatte, dass Tetsu ihn ablehnte? "Ist doch alles scheiße!", schniefte Jun und vergrub sein Gesicht im Kopfkissen, heulte vor sich hin. Er war noch nie in seinem Leben so traurig gewesen. Er hatte sich noch nie so schlecht gefühlt, außer damals, als er die Weisheitszähne gezogen bekommen hatte und die Wirkung der Schmerztabletten nachgelassen hatte. Er hatte sich gewünscht, zu sterben und im Grunde würde er sich das jetzt auch wünschen, aber der Tod würde ihn ja auch nicht glücklich machen, darum ließ er es bleiben. "Ich liebe dich", schluchzte er in die Kissenfüllung, meinte aber nicht das Kissen damit, sondern Tetsu. "Ich liebe dich wirklich. Warum tust du mir das an? Was hab ich falsch gemacht? Ich will doch nur… Ich möchte bei dir sein. Ich tue alles was du willst. Aber bitte, hör auf, mir so weh zu tun." Seine Worte wurden zu einem unverständlichen Geheule, aber es gab ohnehin niemanden, der ihn hätte verstehen können. Die Katze setzte ihre Pfoten auf seinen nackten Rücken und verlagerte ein paar mal ihr Gewicht von der rechten auf die linke und umgekehrt, bis sie über Jun kletterte und sich an der Bettkante auf das Leintuch legte. Es musste etwas Schlimmes gewesen sein, was er den Göttern angetan hatte, dass sie ihn so leiden ließen. Es fiel ihm nichts ein, aber dieser Schmerz musste einen triftigen Grund haben. "Bitte", flehte Jun und krallte die Finger in sein Kissen. "Bitte, Gott, ich brauche ihn so sehr. Ich tue alles, was du von mir verlangst, wenn ich ihn nur haben darf. Und wenn nicht, dann sag mir doch wenigstens warum! Ich hab das nicht verdient. Glaube ich. Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht hab. Ich weiß nur, dass ich ihn liebe, mehr als alles andere auf der Welt. Ich würde alles für ihn tun." Es kam keine Antwort. Weder von Gott noch von Tetsu und irgendwann schlief Jun ein, erschöpft, mit verheulten Augen und am ganzen Körper frierend und zitternd von der Anstrengung und dem Alkohol. Unglückliche Liebe ist schlimm. Kein Wunder, dass der kleine unschuldige Jun so verzweifelt ist. Aber keine Angst, wir kommen voran °w° Eliza Doolittle ist die Hauptperson in Pygmalion/My Fair Lady. Als sie am Anfang durch die Blume gesagt kriegt, dass sie wohl eine Hure ist, antwortet sie recht empört "Ich bin nicht so eine!", deshalb Yuukis Kommentar. Danke für Kommis und so, das motiviert mich sehr. Ich würd das nächste Kapitel am liebsten gleich jetzt hochladen, aber ein ganz klein wenig muss ich euch ja noch auf die Folter spannen... *knutsch* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)