Starlight Express: Rusty und Caseys Abentuer 2 von Vegetale (Das zweite Lehrjahr) ================================================================================ Kapitel 13: Der neue Champion ----------------------------- Kapitel 13: Der neue Champion Zwei Tage später verließen Casey und sein kleiner Zug die Küste und setzten Ihre Reise weiter in das Landesinnere vor. Am späten Nachmittag passierten sie die Grenze zu Elektanis. „Elektanis, endlich! Von diesem Land habe ich schon so viel gehört!“ erklärte Casey. Das Land grenzte an Pretonia und der Lehrling war gespannt, ob es stimmte, was die Leute so alles erzählten. „Auf jeden Fall sind die Gleise viel moderner als in den anderen Ländern. Und in einem Top-Zustand.“ erklärte Dinah. „Ja, das Fahren hier ist fast wie ein Gleiten.“ schwärmte Dustin, während sie in Richtung Hauptstadt fuhren. Die Nacht verbrachten Sie auf einem kleinen Bahnhof. Tatsächlich sahen hier die Gebäude viel moderner aus, fast futuristisch. Und so war es auch mit den Zügen, denen sie bisher begegnet waren. „Du warst also noch nie in Technopolis?“ fragte der Stationsvorsteher, als Casey am Abend mit Ihm und seiner Familie zu Abend aß. „Nein, ich habe nur viel Tolles gehört.“ „Dann wirst Du morgen eine Überraschung erleben. Technopolis und Elektanis sind mit keinem anderen Land zu vergleichen.“ Früh am nächsten Morgen ging es weiter. „Wir sind gleich da! Ich kann schon die ersten Gebäude sehen!“ rief Casey, welcher aus dem Führerhaus gelehnt, nach vorne blickte. Am Horizont erhoben sich turmhohe, graue und weiße Gebäude. „Wow, das da vorne ist also Technopolis! Die Leute haben nicht übertrieben!“ Ein weit verzweigtes Gleisnetz führte in den Hauptbahnhof und zu vielen anderen Stationen und Nebenbahnhöfen. Casey musste sich sehr konzentrieren, um kein Signal oder keine Hinweistafel zu übersehen. Dann aber fuhr er mit seinem Zug in den imposanten Hauptbahnhof von Technopolis ein und kam auf dem dritten Gleis zum Stehen. „Wir sind endlich da! Es war schon immer mein Wunsch, diesen Bahnhof einmal persönlich zu besuchen!“ schwärmte Dinah.“ Seht euch das nur an!“ Der Hauptbahnhof war ein prächtiger hochmoderner Bau, die Wände im unteren Bereich waren mit weißem Marmor verkleidet. Über Ihnen wölbte sich ein großes Glasdach, mehrere Luken, die verschlossen werden konnten, sorgten für ausreichend Luftzirkulation. „Mann, so saubere Bahnsteige habe ich schon lange nicht mehr gesehen.“ meinte Rusty und ließ sich an dessen Kante nieder. „Mann kann fast davon essen.“ bemerkte Dinah. „UWAH!“ Rusty fuhr plötzlich erschrocken hoch. Etwas hatte ihn von hinten angestoßen. “Was in Starlights Namen ist denn das?“ Ein rundes, flaches Etwas bewegte sich summend auf dem Bahnsteig hin und her. In der Mitte hatte es eine Erhebung, die rot leuchtete. „Das kenne ich! Bei mir zu Hause gibt’s die auch! Das ist ein Staubsauger, der automatisch saugt! Sensoren verhindern, das er vom Bahnsteig herunterfällt oder an einer Wand stehenbleibt.“ „Du kennst dich gut aus, Junge.“ Ein Mann mit einer blauen Arbeitshose und einem Besen war hinter einer Hausecke aufgetaucht, offensichtlich jemand von der Putzkolonne. „Hehe, danke.“ lächelte Casey, nahm seine Mütze ab und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Woher kommt Ihr?“ „Aus Kommoran.“ „Dann habt Ihr schon eine weite Reise hinter euch. Technopolis wird auch die Stadt der Wunder genannt.“ „Ein treffender Name. Ich habe schon viel über dieses Land gehört.“ „Dann wünsche ich euch noch einen schönen Aufenthalt. Das Betriebswerk befindet sich übrigends zwei Kilometer weiter östlich von hier. Nehmt das Gleis 32a, dann kommt Ihr direkt hin.“ „Danke, Sir.“ Der Mann ging wieder seiner Arbeit nach, der seltsme Staubsauger folgte wie ein Hund. „Komisches Ding.“ brummte Rusty. „So Leute, ich erledige erst mal die Formalitäten, dann machen wir uns auf den Weg ins Betriebswerk.“ erklärte Casey und zog die erforderlichen Papiere aus seiner Umhängetasche. Diese ließ er neben Rusty stehen. Nach einer Weile begann Rusty in besagter Tasche zu kramen. „Rusty! Was soll das? Das sind Caseys Sachen! Du kannst nicht einfach darin rumwühlen!“ rügte Ihn Dinah. „Ich suche doch nur…ah, da ist es.“ Kopfschüttelnd beobachtete das Waggonmädchen, wie die kleine Dampflok das Liga-Informationsbuch herauszog. Dann begann er darin zu blättern. „Elektanis….aha, da. Hier ist also ein gewisser Volta Favorit?“ brummte Rusty. Er gab ein Bild von der Lok und er las die Informationen. „Oh mann! Der Bursche ist in der A-Liga! Wir haben doch ausgemacht, das wir solche Brocken nicht herausfordern!“ gab er laut seinem Unmut preis. „Dann machen wir nur einen Trainingslauf. Herausfordern können wir Ihn immer noch, wenn wir das passende Level erreicht haben.“ meinte Dinah. „Wir brauchen als nächstes einen C-oder B-Ligisten, um weiterzukommen!“ „Schon gut, Rusty. Aber es ist immer gut, seinen zukünftigen Gegner kennenzulernen! Und vor allem reizt mich diese tolle Stadt!“ schwärmte Dinah. „Da! Seht nur, da kommt gerade ein neuer Zug an!“ Die Lok, welche gerade mit einer Garnitur Personenwaggons einfuhr, besaß eine moderne, schnittige Form, keine Ecke und Kante war zu erkennen. Rusty verzog das Gesicht. Aalglatt, war sein Gedanke. Die Leute auf den Bahnsteigen, die in der Nähe vorbeigingen, warfen den Besuchern erstaunte und interessierte Blicke zu. „Mann, das ist noch eine richtige Dampflok! Die gibt es doch bei uns schon lange nicht mehr!“ hörte Casey einige Leute sagen. „Ja, nur noch den alten Elias, der im Museum für technische Geschichte lebt!“ „Hast Du gehört, Rusty? Die haben noch eine einheimische Dampflok!“ bemerkte Dustin. „Ja, die fristet ein armseliges Dasein in einem Museum! Als Ausstellungsstück!“ „Wir können Ihn ja mal besuchen gehen. Casey will Ihn bestimmt kennenlernen. Und-Cyrills Hülle soll doch hier auch stehen…“ sagte Dinah. „Ugh-erinnere mich nicht daran!“ schluckte Rusty. Casey hatte inzwischen alle wichtigen Ankunftsformalitäten erledigt und machte sich auf den Rückweg. Dabei wurde er immer wieder durch die architektonischen Wunder der weitläufigen Bahnhofshalle abgelenkt und wäre beinahe mit einer weiteren vollautomatischen Kehrmaschine zusammengestoßen, die selbstständig auf den Bahnsteigen Ihren Dienst tat. „Wow! Hier ist wirklich alles vollautomatisch!-Rollbänder und -treppen! Die gibt es in Kommoran nicht!“ „Ja, unsere Besucher aus dem Ausland staunen jedes Mal, wie modern hier alles ist. Die größten Erfinder und Wissenschaftler kommen aus unserem Land.“ hatte der Mitarbeiter im Anmeldungsbüro mitgeteilt und ihm Informationsmaterial mitgegeben. Rusty fühlte sich inmitten all dieser hochmodernen Umgebung sichtlich unwohl. Warscheinlich, weil er irgendwie nicht hierher passte. Aber Dinah war wie Dustin begeistert. Dinah fuhr immer wieder mit Ihrer Hand über den weißen Marmor, auf dem sie saß. Rusty stieß gelangweilt eine Dampfwolke aus und seufzte. “Technopolis ist nicht nur die modernste Stadt auf dem Kontinent, sondern die vielen Erfindungen haben sie auch zur Reichsten von allen gemacht.“ erklärte das Waggonmädchen. „Das ruft leider auch viele Neider auf den Plan.“ „Neider?“ wunderte sich Dustin. „Am schlimmsten sind die Kleptomanier! Die Klau-und Kopier-Nation, (Copy-Cat Nation) wie sie auch spöttisch genannt wird.“ „Zum Glück gibt’s bei uns nichts wertvolles für diese Klaubrüder.“ knurrte Rusty. „Tch, Red würde gut zu denen passen. Kommoran sollte Ihn Dorthin überstellen!“ Kurze Zeit später kehrte Casey zurück. „So, da bin ich wieder. Ich hoffe, Ihr musstet nicht zu lange warten, Freunde.“ „Kein Problem. Weißt Du, wo wir diesen Volta finden?“ fragte Rusty. „Ah, hast Du sich schon informiert?“ meinte Casey, als er das Info-Buch in Rustys Schoß entdeckte. „Ja, wir sollen uns ins große Depot beim Südbahnhof begeben. Dort befindet sich auch das Betriebswerk, es ist alles ein Gebäude. Dort finden wir Ihn auf jeden Fall. Fast alle Loks und Waggons wohnen dort. Und dort kriegen auch wir eine Bleibe. Wir müssen uns nur beim Betriebsleiter melden. Später dann, wenn wir uns etwas ausgeruht haben, kläre ich die Formalitäten für das Wettrennen. “ „Der Bursche ist aber ein A-Ligist! Das geht nicht so einfach!“ meinte Rusty. „Ich weiß. Es soll auch nur ein Proberennen werden, das nicht gewertet wird.“ Während der Fahrt zum Betriebswerk kam Casey mit seinem kleinen Zug auch an einem großen, aufwendig gestalteten Bau vorbei. „Das ist das technische Bahnmuseum! Von dem die Leute vorhin am Hauptbahnhof gesprochen haben!“ rief Dinah. „Hier hin haben sie auch Cyrill überführt.“ sagte Casey leise, der sich an den Fernsehbericht und sein Abenteuer vom letzten Jahr erinnerte. Bald darauf passierten sie ein großes Tor, das den Eingang zum Areal des Betriebswerkes bildete. „Mann, das ist ja ne richtige kleine Stadt!“ staunte Rusty. „Sind das etwa alles Lok-und Waggonschuppen? Hier kann man sich ja glatt verirren!“ „Gebäude B23! Da müssen wir hin, hat mir der Mann im Büro des Stationsvorstehers gesagt.“ erklärte Casey und steuerte Rusty langsam in das Innere der großen Halle. Als die Dampflok vor einem Prellbock zum Halten kam, sprang Casey aus dem Führerhaus und Rusty und die beiden Waggons transformierten. Der Lehrling sah sich um. „Hm, niemand da. Schauen wir mal dort drüben in den Stellboxen nach.“ Die ersten Beiden waren leer. Aber in der Dritten würden sie fündig. „Hey, das ist er doch!“ zischte Dinah. „Du hast recht. Das muss dieser Volta sein.“ nickte Rusty. Die E-Lok saß in Ihrer Box auf einem bequemen Sitz, der wie ein richtiges Sofa aussah und schien eingedöst zu sein. Unzählige Plaketten und Fotos schmückten die Wände. „Schau, Rusty! Sie trägt auch so ein Stirnband! Und es ist ein Blitzsymbol auf der Plakette! Wie Meister Justus erzählt hat! Er war also auch auf der Insel der Drachen!“ „Hallo? Entschuldige die Störung. Wir sind gerade angekommen.“ sagte Casey und kam näher. Die grün-gelbe Lok schlug die Augen auf und hob den Kopf. „Hallo, Du bist sicher Volta.“ grüßte der Lehrling. „Mein Name ist Casey, das ist mein Partner Rusty. Und die beiden Waggons heißen Dinah und Dustin.“ „Beim Starlight! Eine richtige Dampflok! Schon lange war bei uns keine mehr zu Gast! Willkommen im Hauptbetriebswerk von Technopolis!“ sprach die Lok erfreut und erhob sich, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Rusty überragte sie um einen Kopf. Jedoch Auffälligste an Volta war sein fächerförmiger Haarputz. Er war ebenfalls grün und besaß oben einen gelben Rand. Mann, wie viele Dosen Haarspray die wohl pro Tag braucht, dachte Casey. Volta reichte dem Jungen die Hand. „Was führt euch nach Technopolis? Ich sehe, Du bist im zweiten Lehrjahr. Du und dein Zug wollt wohl unser Land kennenlernen.“ „Das auch. Vor allem wollen wir dich herausfordern!“ „Ihr wollt gegen mich antreten? In einem Rennen?“ „Ja Volta. Nach den Unterlagen hier bist Du der Champion von Technopolis!“ erklärte Casey. „Das bin ich leider nicht mehr. Eure Daten sind in punkto Technopolis nicht mehr auf dem Laufenden. Ich habe bei der letzten Meisterschaft beim Finalrennen verloren. Da wurde ich nur Vierter. Und dann habe ich auch noch gegen meinen jüngeren Bruder verloren. Von drei Durchgängen, die gelaufen wurden, nur ein Mal gewonnen. Deshalb heißt der neue Champion für unseren Bahnhof und unser Land Electra. Er ist zwar vom Rennkomitee noch nicht anerkannt worden, da er noch ziemlich neu ist und noch nicht genug Plaketten hat, doch das wird sich sehr schnell ändern. Vor drei Tagen ist er mit zwei weiteren Plaketten zurückgekommen. Wenn das so weitergeht, ist er bald A-Ligist. Seine Technik ist unschlagbar!“ „Electra? Wer ist das? Von dem hab ich noch nie etwas gehört.“ bemerkte Rusty. „Tja, wie gesagt, Electra ist mein jüngerer Bruder. Das neueste Modell unseres Lokomotivwerks. Schnell, leicht und voll Computergesteuert! Er kann sogar die Weichen und Signale per Funk fernsteuern! Damit wäre ein Lokführer bei Ihm beinahe überflüssig.“ seufzte Volta. „Seit seiner Indienststellung vor sechs Monaten hat er nun schon sechs Plaketten gewonnen und ist auf dem besten Wege, Champion zu werden! - Meine Zeit als Rennlok ist vorbei. Wisst Ihr, die Karriere einer Rennlok geht auf und unter wie die Sonne. Die Sonne meiner Karriere ist im Sinken und sie geht mit Electra als neuem Champion wieder auf.“ „Dann wird Greaseballs Stern auch einmal sinken und vielleicht wird die Sonne mit Dir als neuem Favoriten von Kommoran wieder aufgehen.“ meinte Casey. „Du erwartest zu viel, Casey! Wir sind davon noch weit entfernt!“ „Rede keinen Unsinn! Wir sind schon in der C-Liga!- Wie ist Electra denn so? Kämpft er wenigstens fair?“ „Das tut er. Und wir verstehen uns gut. Schließlich sind wir Brüder. So, und nun zeige ich euch, wo Ihr für die Zeit eures Aufenthaltes wohnen könnt. Der Betriebsleiter hat mir die Aufgabe der Gästebetreuung übertragen, wenn ich nicht gerade Dienst habe.“ „Du warst also auch auf der Insel der Drachen.“ bemerkte Rusty und wies auf Voltas Stirnband, während sie sich zu den Gästequartieren begaben. Dieser nickte. Das ist aber schon lange her. Feuer ist zwar nicht mein Element, so wie deines, aber das Nutzen von Attacken mit Blitzen ist eine feuerverwandte Technik.“ „Verstehe.“ „Hm, als erstes muss ich mir ein neues Renn-Liga Buch besorgen. Das hier ist noch von vorletztem Jahr. Ich habs von Digger bekommen.“ Rusty, Dinah und Dustin bekamen zusammen eine große Stellbox, Casey wurde in die Quartiere darüber verwiesen. „Nummer Fünf ist gerade frei. Hier hast Du den Schlüssel. Steck Ihn einfach in den dafür vorgesehenen Schlitz unter der Klinke.“ erklärte Volta und reichte dem Jungen den elektronischen Türöffner. „Wow! Eine Chip-Schlüsselkarte! Wie in der Zukunft!“ „Du kennst dich gut in technischen Dingen aus.“ „Ich habe schon einiges darüber gelesen, aber das meiste kenne ich aus dem Fernsehen.“ „Aber sag einmal, was sind das für seltsame Schuhe, die da hinten an deinem Rucksack hängen? Die haben ja auch Räder! Aber alle hintereinander und in der Mitte!“ „Das sind Inline-Skates. Die benutzen wir bei mir zuhause.“ „Sieht interessant aus. Wir kennen hier so etwas nicht. Bei uns fahren nur wir Züge auf Rädern. Und die sind auch nicht so angeordnet.“ „Ich weiß. Vielleicht erfindet einer eurer klugen Köpfe einmal diese Dinger. Du kannst Ihnen ja einen Tipp geben und sie beschreiben.“ „Morgen ist mein Lokführer wieder hier, Mr. Roberts. Sein Bruder arbeitet in einem dieser Technischen Entwicklungslabors. Ihn wird das sicher interessieren.“ „Denke ich schon. Ich kann euch später dann zeigen, was man mit den Dingern alles machen kann!“ „Casey, dürfte ich eure Plaketten einmal sehen?“ fragte Volta. „Tch, er glaubt uns nicht!“ dachte Rusty ärgerlich. „Na sicher! Moment…“ Der Lehrling holte die lederne Mappe hervor und klappte sie auf. „Ho! Tatsächlich! Sogar gegen Espresso, den harten Brocken!- Acht Plaketten! Du machst dich, Kleiner! Ich hätte nicht gedacht, das eine Dampflok noch zu solchen Leistungen fähig ist.“ bemerkte die grüne E-Lok anerkennend. „Gerade das wollen wir beweisen.“ nickte der Lehrling. Casey stieg mit seinem Rucksack nach oben und schritt die Türen ab. „Nr. 5. Da ist es.“ Als der den elektronischen Schlüssel in die vorgesehene Öffnung steckte, glitt die Tür Sekunden später mit einem leisen Summen auf. Das Zimmer war modern eingerichtet, ähnelte sonst aber in der Ausstattung den Quartieren auf den anderen Bahnöfen. Neugierig probierte Casey die Knöpfe aus, die er fand und staunte jedes Mal über das, was sie auslösten. Das Fenster öffnete oder verdunkelte sich, die Tür öffnete und schloß sich wieder oder eine andere Tür glitt auf und gab den Blick auf das Badezimmer frei. „Toll, hier hat jeder sein eigenes Bad!“ Nachdem er ausgepackt hatte, begab er sich wieder nach unten. Er entdeckte Volta, der mit Rusty , Dinah und Dustin auf einem Bahnsteig der großen Lok-Halle stand. Außerdem war noch ein Lokführer bei Ihnen. Der Junge gesellte sich zu der Gruppe. „Casey, das ist Mr. Borrow, der Lokführer von Electra.“ stellte Volta vor. „Guten Tag, mein Name ist Casey Jones. Ich bin ein Lehrling aus Kommoran.“ Die Uniformen der Lokführer von Elektanis waren blaue Einteiler, mit gelben Ärmelaufschlägen und Kragen. „Du bist also der Lehrling von Rusty.“ „Und wo ist Ihre Lok?“ „Er müsste gleich kommen. Ich bin schon vorher am äußeren Servicegleis ausgestiegen. Eigentlich bräuchte er gar keinen Lokführer mehr. Wir könnten Ihn einfach von der Stellwerkzentrale aus programmieren, so wie seine neuen Waggons. Die Daten für Steuerung und Signale werden über einen Leitungsdraht zwischen den Schienen in Electras Computer übermittelt. Er weiß also genau, was er tun muss. Vielleicht wird das Fahren ohne Lokführer später einmal eingeführt.“ „Aber dann wären wir ja überflüssig! Und bisher hat jede Lok immer einen Lokführer gehabt!“ „Das ist wahr, mein Junge. Aber noch ist es zum Glück ja nicht soweit. Ganz ohne Anweisung von mir kann selbst Electra nicht seinen Dienst verrichten. Obwohl Electra die Perfektion selbst ist! Die größte Errungenschaft, seit Lokomotiven gebaut werden! Und da kommt er auch schon.“ erklärte Mr. Borrow nicht ohne Stolz. Ein großes Tor auf der rechten Seite der Lokomotivenhalle glitt langsam und geräuschlos auf und eine imposante Gestalt rollte herein. Electra war im Humanoid-Modus eine glänzende, rot-blaue Lok mit einer ebenso farbigen, riesigen Irokesen-Punk-Frisur, die aus seiner Kappe ragte. Sein dunkelhäutiges Gesicht war starr nach vorne gerichtet, langsam bewegte sich Electra auf seinen Lokführer zu. Ihm folgten vier Waggons, ebenfalls im Humanoid-Modus. „Der Waggon rechts von Electra ist Wrench, eine fahrbarer Seilwinden-Kranwaggon.“ erklärte Mr. Borrow. Der Waggon trug als Kopfbedeckung eine Seilwinde auf dem Kopf, eine zweite befand sich um die Hüfte als Gürtel. „Und das da ist Joule, ein Wagen für Sprengstoff und andere gefährliche Güter. Sie wurde aus besonders widerstandsfähigem Material gebaut, damit im Notfall das Gefahrgut gesichert ist. Sie wird benötigt, um gefährliches Sprengmaterial in den Norden des Landes zu transportieren, dort befinden sich unsere drei größten Bergwerke für Rohstoffe. Wir haben außerdem schon von Nordsland einen Auftrag für drei Waggons ihres Types bekommen. Nordsland hat das größte Bergbauwesen des Kontinents und wir beziehen fast die Hälfte unserer Erze von dort.“ Joule war schlank und hochgewachsen und hatte ebenfalls eine Punkfrisur, blond mit roten Strähnen. Hinten war das Haar zu einem Schopf zusammengebunden, ein langer rot-blonder Zopf ragte als Abschluß hinten am Kopf herab. Ihr Gesicht war mit roten und blauen Warnstreifen geschminkt, um darauf aufmerksam zu machen, das sie ein Waggon für spezielle gefährliche Güter war. Auf den Schultern trug sie einen blau-rot-weiß gestreiften Überwurf, der mit Warnhinweisen beschriftet war. Der Rest Ihres schlanken Körpers war mit einer Hülle aus glänzenden Chromplatten überzogen. „Dann haben wir hier noch Purse, den elektrisch gesicherten Panzerwaggon für wertvolle Güter und Aid, einen Sanitäts-und Reparatur-Waggon für erste Hilfe und andere Notfälle. Sie kann Menschen und Zügen gleichermaßen in Notsituationen helfen.“ fuhr Mr. Borrow fort. Purse trug eine rote Schirmmütze, war ebenfalls silbergrau und besaß ebenfalls das Warnzeichen für elektrische Sicherung. Aid trug einen Helm, der jenen ähnelte, die die römischen Legionäre früher trugen. Auf dem Helm saß eine blaue Warnblinkleuchte, bestimmt hatte sie auch eine Sirene, um in Notfällen schnell am Unfallort zu sein. Ein Überwurf mit einem roten Kreuz vorne auf der Brust vervollständigte Ihre Erscheinung. Ihr Gesicht war weiß und zwei rote breite Streifen zierten die Wangen. Jeder Waggon hatte zudem besonders betonte Augen durch eine individuelle Färbung, die teilweise wie etwas überschminkt aussah, fand Casey. „Alle Waggons, die Ihr hier seht, gehören zur neuesten Baureihe, wie Electra. Wenn sie sich gut bewähren, wird im nächsten Jahr eine weitere Baureihe folgen.“ Electra war inzwischen vor seinem Lokführer stehengeblieben. Er überragte Ihn natürlich um einiges an Größe, auch Rusty reichte Ihm gerade bis zum Brustkasten. „Grummel…wieder bin ich der Kleinste hier!“ grollte er im Stillen. „Sogar die Waggons sind größer als ich!“ „Electra meldet sich zurück. Betriebscheck durchgeführt und abgeschlossen!“ meldete die E-Lok. „Ordnungsgemäße Funktion der kompletten Garnitur- bestätigt!“ meldete Wrench. Ihre Stimme klang verzerrt wie die einer Maschine. Genauso war es mit den anderen Waggons. Nur Electra hatte eine normal menschlich klingende Stimme. „Hey, Leute, wie oft soll ich es noch sagen, Ihr seid keine steifen Computer, obwohl jeder von euch einen eingebaut hat, sondern selbst denkende Geschöpfe! Die perfektesten, die bisher geschaffen wurden. Also benehmt euch auch so. Werdet lockerer!“ ermunterte Mr. Borrow die Waggons und Ihre Lok. Ihr habt nicht nur eure Daten, sondern auch Fähigkeiten wie wir Menschen! Instinkte zum Beispiel. Handelt nicht immer nur stur nach euren Programm!“ „Tut mir leid, wir müssen uns erst daran gewöhnen.“ bemerkte Electra. “Diese ganzen fremdartigen Gefühle...“ „Keine Sorge, Ich habe doch schon bei eurer Inbetriebnahme versprochen, das ich euch immer hilfreich zur Seite stehen werde.“ lächelte Volta. “Fangen wir gleich an. Schaut, wir haben Besuch aus Kommoran!“ „Kommoran-die Hauptstadt von Ruthia.“ bemerkte Joule trocken. „Äh, hi, Electra. Ich bin Rusty. Und das ist Casey, mein Lehrling.“ stellte sich die kleine Dampflok etwas unbehaglich vor. Die hypermoderne Lok starrte ihn zuerst kurz an. „Du bist eine Dampflok.-Prüfe Datei....hm…hm…Baureihe nicht bekannt.“ „Electra!“ mahnte Mr. Borrow. „Du klingst wieder wie ein Computer!“ „Tut mir leid, Sir.“ „Ist nicht schlimm. So was wie mich gibt’s hier wohl nicht und hat es wohl nie gegeben.“ „Oh doch. Vor langer, langer Zeit waren unsere ersten Lokomotiven auch Dampfer. Aber das war noch bevor ich geboren wurde Ihr kennt doch sicher den legendären Cyrill.“ erklärte Mr. Borrow. „Und ob wir den kennen. Wir haben schließlich seine Hülle letztes Jahr entdeckt.“ bemerkte Casey. „Ach Ihr wart das! Ja, deshalb kommt mir dein Gesicht auch irgendwie bekannt vor!“ nickte Mr Borrow. Nach und nach machten sich alle untereinander bekannt. Nebenbei stupste Casey Rusty an und wies auf Electra. „Ich soll..?“ „Na los, Kumpel! Warum muss ich immer die Herausforderungen machen?“ raunte Casey Ihm zu. Also trat Rusty vor, straffte seine Gestalt und erklärte: „Electra, ich würde gerne gegen dich ein Wettrennen laufen.“ „Gleich um eine Plakette, Mann? Nach meinen Berechnungen habt Ihr höchstens eine Chance von 30 Prozent.“ „Warum nicht? Ich verlasse mich nicht auf Berechnungen. Sondern darauf, das immer etwas Unvorhergesehenes geschehen kann. Wir wollen es versuchen!“ sprach Casey. „Mein kleiner Optimist!“ seufzte die Dampflok. „Da musst Du dich aber anstrengen, denn ich bin sehr schnell. Sogar schneller als mein älterer Bruder Volta! Und ich habe starke Attacken! Und der Stationsvorsteher hat meine Anerkennung vom Rennkomitee heute früh erhalten. Sie haben die Aufzeichnungen gesehen und sind schwer begeistert. Ich habe die Nachricht vorhin empfangen. Also ist es jetzt offiziell. Ich bin der neue Champion von Elektanis.“ „Hey, toll, Kumpel! Gratuliere!“ rief Mr. Borrow. „Wie viele Plaketten hast Du bis jetzt?“ fragte Casey. „Mit den letzten Zwei, die ich kürzlich gewonnen habe-neun.“ antwortete Electra. „Nur Eine mehr als wir! Er ist auch C-Ligist! Dann können wir wirklich ein reguläres Rennen laufen!“ „Der schlägt uns mit fliegenden Puffern!“ „Und wenn schon, Rusty! Wir lernen Ihn auf jeden Fall besser kennen und welche Techniken er bei Rennen benutzt.“ „Okay. Du hast meinen Lehrling gehört. Wir treten gegen dich an.“ seufzte Rusty. „Gut. Ich werde dem Stationsvorsteher in Kenntnis setzen, damit er einen Termin festlegt. Ihr müsst euch dann bei Ihm melden.“ erklärte Mr. Borrow. „Verstanden.“ nickte Casey. „Und bis dahin-seid unsere Gäste.“ erklärte Volta. Kurz darauf saßen Casey und Co. mit Ihren neuen Freunden in Electras Stellbox zusammen und erzählten. Electras war noch größer und komfortabler eingerichtet als die von Volta. Letzterer hatte sich verabschiedet, da sein Dienst begonnen hatte. Mr. Borrow hatte Mittagspause und würde erst zur nächsten Schicht in zwei Stunden wieder kommen. Doch zuvor hatte er einen Lieferdienst beordert, Casey etwas zu essen zu bringen. „Aber das nächste Mal koche ich Dir wieder etwas.“ bemerkte Dinah. „Ich bin erst seit gut sechs Monaten in Betrieb und hatte nicht so viel Zeit für Rennen. Ich musste erst die ganzen Arbeitsabläufe hier lernen und Fahrbetrieb trainieren.“ erzählte Electra nach dem Mittagessen. „Aber bis zur Weltmeisterschaft schaffe ich leicht den Rest. Außerdem habe ich sämtliche Renndaten und Regeln in meinem elektronischen Gedächtnis gespeichert! Eure fehlen noch. Aber das wird gleich erledigt.“ Electra schloß kurz die Augen und öffnette sie dann wieder. „Datenbank ergänzt.“ sagte er. „Was könnt Ihr denn für Attacken?“ fragte Casey die Waggons. „Also ich noch keine. Zudem bin ich in erster Linie ein Rettungswaggon. Joule ist bisher immer Electras Rennpartnerin gewesen, einmal war es auch Purse.“ erklärte Aid. „Aha. Und was kann sie?“ „Sie kann ziemlich unangenehme Blitznadeln loslassen. Das zwiebelt vielleicht, wenn die treffen! Sprengstoffattacken sind wegen der zerstörerischen Wirkung und Gefahr grundsätzlich verboten! Es gibt bisher auch keine solche Attacken.-Purse kann als Attacke “Zahltag/Goldregen” aber die wurde ihm verboten. Ihr könnt es euch ja denken, warum.” “Klar, er kann ja nicht mit Geld schmeißen. Er soll es ja sichern und nicht verprassen.” grinste Casey. Pünktlich kam Mr. Borrow von seiner Mittagspause zurück. „So, Electra. Unsere nächste Schicht steht an. Von euch Waggons brauche ich nur Purse.“ Der gepanzerte Waggon nickte und erhob sich mit Electra. „Sag mal Volta, wie wäre es, wenn Ihr eine kleine Rundfahrt mit unseren Gästen macht und sie dann zu unserem Stationsvorsteher bringt, wegen der Formalitäten für das Rennen.“ sprach Mr. Borrow. „Aid und ich begleiten euch.“ sprach Joule. “Für uns gibt es gerade nichts zu tun.“ „Hey, das wäre toll. Ich möchte gerne mehr von Technopolis sehen!“ nickte Casey. Der Lehrling, Rusty, Dinah und Dustin sahen zu, wie Electra zu einer schnittigen, stromlinienförmigen E-Lok transformierte und sein Lokführer dann in den Führerstand kletterte. „Also, bis nachher!“ „Gute Fahrt!“ Langsam glitt Electra aus der großen Halle, sein Elektromotor surrte leise. „Weiches Anfahren. Ich wette, die Fahrgäste spüren kaum, wenn Electra losfährt oder bremst.“ meinte Dinah. “Bei Dir Rusty ruckelt das immer.“ „Das ist nun mal so bei Dampfloks. Nur eine elektronische Steuerung kann eine so präzise Fahrt steuern.“ erklärte Casey. „Wollen wir gleich los? Oder wollt Ihr euch vorher etwas ausruhen?“ fragte Volta. „Nein, wir sind nicht müde. Volta, können wir auch in das technische Museum fahren? Ich würde gerne den alten Elias kennenlernen. Ich habe einige Leute von Ihm sprechen hören.“ bat der Junge. „Kein Problem. Elias freut sich sicher, eine Lok aus seiner Familie zu sehen.“ erklärte Joule und Volta nickte. Und so waren die neuen Freunde wenig später auf dem Bahngelände von Technopolis unterwegs. Alle waren im Humanoid-Modus gelblieben, Volta, Joule und Aid konnten nun das erste Mal Casey mit seinen Rollerblades in Aktion sehen. „Das ist cool! Er hängt sich einfach hinter seine Lok und lässt sich ziehen! Das keiner von den Entwicklern hier bei uns bisher auf so eine Idee gekommen ist!“ sagte Joule begeistert. Casey staunte über die hohen und modernen, meist turmförmigen Gebäude. So stellte er sich eine Stadt aus der Zukunft vor. In der Ferne glitzerten die Scheiben der Glasfassaden in der Sonne. Im Ostteil der Stadt gab es fast nur Fabriken und Entwicklungsstätten. Ein riesiges, modernes Industriegebiet. Was Casey besonders überraschte war, das es keine Umweltverschmutzung gab, keine Abgase stiegen aus den Kaminen in den Himmel, nur dünne, weiße Rauchfahnen. Der Ostbahnhof war fast ein reiner Güterbahnhof. Nur für die Arbeiter gab es zwei spezielle Bahnsteige für den Personen-Werksverkehr. Während der Fahrt hielten Joule und Aid fast immer Ihren Funkkontakt aufrecht. Jeder der neuen Waggons hatte ein Funk-und ein Ortungsgerät, außerdem ein modernes Navigationssystem. „Da vorne ist das Museum. Ihr seid sicher auf eurem Weg vom Hauptbahnhof hier vorbeigefahren. Elias ist dort nicht nur ein Ausstellungsstück, er macht auch Führungen durch seine Abteilung und manchmal auch noch Museumsausfahrten.“ erklärte Volta. Der Eintritt für alle Bahnbediensteten war frei. An diesem Nachmittag waren nur einige Schulklassen in den Hallen unterwegs und eine Gruppe wurde tatsächlich von einer großen, blau-schwarzen Dampflok im Humanoid-Modus angeführt. Casey und seine Freunde schlossen sich der Gruppe an, einige der Kinder umringten sofort die Loks und Waggons und bestaunten sie. „Oh-welch seltener Besuch! Normalerweise verirren sich keine noch im Dienst stehenden Züge hierher!“ rief Elias lachend. „Dieser junge Lehrling und seine drei Partner sind aus Kommoran und wollten dich kennenlernen.“ erklärte Volta.“ „Willkommen im technischen Museum von Elektanis! Es ist das Größte und Einzige auf dem ganzen Kontinent!-Entschuldigt mich für einen Moment, ich will nur noch diese Führung beenden und dann nehme ich mich für euch Zeit.“ „Klar, kein Problem.“ Vor Joule war ein kleines Mädchen stehengeblieben und reckte die Arme. Es mochte wohl erst sechs Jahre alt sein, doch das hochgewachsene, schlanke Waggonmädchen mit der wilden Frisur machte Ihm keine Angst. „Heb mich hoch!“ rief das Kind. Und Joule leistete der Bitte sofort Folge. Sie hob das kleine Mädchen hoch, welches vergnügt kicherte und das ernst blickende Waggonmädchen anstrahlte. Und Joule begann das Lächeln zu erwidern. Sie hatte noch nicht viel mit Menschen zu tun gehabt, doch es begann Ihr zu gefallen. Aber sie hatte auch viele Fragen. Doch die würde Ihr Mr. Borrow oder andere Menschen sicher beantworten können. Vorsichtig setzte Joule das Mädchen wieder ab. Wenn sie auch neu war, eines hatte man Ihr bereits erklärt: Das sie Menschen vorsichtig und behutsam behandeln musste. Vor allem Kleine wie diese Kind. Es winkte Ihr lächelnd zum Abschied zu, dann lief es zu seinen Klassenkammeraden. „Das war wohl das erste Mal, das sich ein Kind für dich interessiert hat.“ bemerkte Dinah, die neben Sie getreten war. Joule nickte. „Man hat uns einiges über unsere Erbauer gelehrt, aber es ist ein seltsames Gefühl, sie so nahe bei sich zu haben.“ sagte sie. „Menschen sind etwas Besonderes. Und wir sind fast so wie sie. Und das verdanken wir dem Starlight Express.“ Kurze Zeit später kehrte Elias zurück. „So, jetzt habe ich für euch Zeit. -Ihr Vier seid also aus Kommoran.“ „Mein Name ist Casey Jones und das ist mein Partner Rusty. Und das sind Dinah und Dustin.“ „Ein dampfender Verwandter! Ich habe schon lange keine Dampflok mehr zu Besuch gehabt! Seit dem letzten Dampftreffen ist bereits einige Zeit vergangen! Sei willkommen, Bruder!“ rief Elias erfreut und reichte Rusty die Hand. „Ist das nicht langweilig, tagein, tagaus nur hier in diesem Museum festzusitzen?“ wollte Rusty wissen. „Nein, für mich nicht. Es gibt immer etwas zu tun. Vor allem die Führungen machen mir großen Spaß. Und es kommen immer wieder Kinder, die mit mir spielen wollen. Und manchmal gibt es noch Sonderfahrten mit mir, denn ich war einst die Schnellste und stärkste Lok von Technopolis! -Du siehst, ich bin nicht einsam.-Kommt, ich führe euch herum!“ „Na siehst Du, Rusty, der alte Bursche ist zufrieden mit seinem Dasein.“ raunte Casey seinem Partner zu, als sie Elias in die Abteilung für Verkehrsgeschichte folgten. „Ach, bevor ichs vergesse. Seht mal nach draußen.“ Alle blickten durch die großen Fensterscheiben. Auf dem Platz vor dem Museum stand eine gut fünf Meter hohe Statue auf einem Sockel. „Wer ist das?“ fragte Casey. „Das, meine lieben Freunde, ist Cyrill, der Starke. Er wurde einst vor über 200 Jahren hier in Technopolis erbaut, in Elektanis nahm die Geschichte der Eisenbahn auch ihren Anfang. Cyrill hat sich durch große Taten einen Namen gemacht. Er ist zur Legende geworden. Das Gesicht der alten Elias war auf einmal ernst geworden. „Ich weiß. Er hat uns davon erzählt. Er spricht vor allem oft mit Rusty.“ „Was? Wirklich? Dann ist Cyrill dein spiritueller Führer!“ „Die Beiden waren es auch, die sein Grabmal entdeckt haben, Elias.“ sprach Volta. „Ja, wir sind zufällig dort hineingeraten.“ murmelte Rusty kleinlaut. „Und Cyrill hat Ihm seinen Helm überlassen.“ bemerkte Casey. „Ach deshalb hat er gefehlt.“ „Auch Espresso hat uns einiges erzählt. In Via Coronna gibt es ebenfalls eine Gedenkstätte.“ „Dann wird sich der alte Cyrill sicher freuen, das Ihr seine alte Heimat besucht. Wisst Ihr, zu Cyrills Lebzeiten beherrschten Unruhen und Kriege den Kontinent. Viele Menschen verloren damals Ihr Leben, es herrschten Chaos und Leid. Heute gibt es Organisationen und Allianzen, die sofort einschreiten, wenn irgendwo Not und Leid herrschen. Sei es durch einen Krieg oder eine Naturkatastrophe.“ „Hast Du das auch miterlebt, Elias?“ „Oh nein. Ich bin zwar alt, aber nicht so alt. Doch Cyrill und seine Brüder und Schwestern haben es erlebt. Und sie kämpften mit den Menschen für ein besseres Leben. Vor allem ein Tyrann wollte unsere und die angrenzenden Länder erobern und unterwerfen. Aber Cyrill hat das verhindert.“ erzählte Elias weiter.“ Es war eine dunkle Zeit. Vielen Menschen ging es damals nicht so gut wie heute und viele unserer Nachbarländer waren neidisch auf uns Elektanier. Elektanis ist eines der größten und fortschrittlichsten Länder. Das war es auch damals schon. Die klügsten Köpfe brachte es hervor, die unser Land den Wohlstand brachten. Elektanis fürchtete damals um seine Vormachtstellung, deshalb teilte es nur wenige Erfindungen mit den Anderen, z.B, die Eisenbahn, der Ausbau des Gleisnetzes nahm hier seinen Anfang.“ „Oh ja, das alte Spiel um die Vormachtstellung.“ seufzte Casey. „Heute ist das anders. Viele Völker haben aus der Vergangenheit gelernt und wir Elektanier teilen nun unser Wissen und arbeiten mit vielen anderen Ländern zusammen. Es entstand ein richtiges Netzwerk. Natürlich hat jedes Land auch streng geheime Projekte.-Wie gesagt, Cyrill wollte Menschen und Züge gleichermaßen vor denen beschützen, die anderen Leid zufügten. Er reiste viel, wie ihr und lernte.“ „Er hat uns erzählt, was in der letzten großen Schlacht passierte und das Ihn seine Anhänger zurücklassen mussten. Und keiner hat den geheimen Standort des Grabmals preisgegeben.“ „Das Böse ist niemals ganz aus der Welt verschwunden. Und das wird es auch nie.“ seufzte Elias. „Ich weiß. Das ist bei uns auch so. Wie zwei Seiten einer Münze.“ „Genau. Das Eine kann nicht ohne das Andere. Gut und Böse, Licht und Dunkelheit. Aber die Menschen haben in den letzten Jahren viel gelernt und arbeiten jetzt besser denn je zusammen, um Konflikte zu lösen. Unruhestifter wird es immer wieder geben. Sei also auf deinen Reisen trotzdem immer vorsichtig und wachsam.“ „Ja, Elias. Diese Erfahrung musste ich vor Kurzem machen.“ „Moment mal! Davon habe ich gelesen! War das der Fall mit der illegalen Mine?“ „Genau. Wenn Rusty nicht gewesen wäre. Er hat mich schon oft vor Schlimmeren bewahrt.“ „Das gehört sich auch für eine echte Lehrlok.“ nickte Elias anerkennend. „Sag, bist Du auch früher Rennen gefahren?“ fragte Dustin. „Hoho, nein. Zu meiner Zeit gab es die Rennliga noch nicht. Erst als die verschiedenen Loktypen entwickelt wurden. Und in den letzten Jahren gab es meist immer nur zwei Favoriten. Volta und Greaseball, der ja aus eurer Heimat stammt. Mal sehen, ob er auch gegen Electra ankommt!“ „Stimmt. Ich habe es nachgelesen. Volta hat vier Final-Siege errungen, Greaseball bisher drei. Aber vielleicht gibt es bald einen dritten ernstzunehmenden Gegner!“ erklärte Casey. „Wirklich? Wer soll das sein?“ „Mein Partner Rusty!“ „Was? Du machst wohl Witze! Eine Dampflok gegen Diesel und eine supermoderne E-Lok?“ Eilas begann zu lachen. „Du wirst schon sehen! Wir haben Electra zu einem Rennen herausgefordert! Wir sind bereits in der C-Liga!“ „Ihr habt wirklich Mut, Ihr beiden! Also das Rennen werde ich mir nicht entgehen lassen!“ Während des angeregten Gesprächs hatte die Gruppe eine weitläufige Halle betreten. „So, das ist nun die meine Abteilung. Hier steht eine Auswahl alter Loks und Waggons aus der Vergangenheit von Technopolis.“ erklärte die große Dampflok stolz. Elias wies auf eine Reihe von Waggons und drei Lokomotiven, die hintereinander in fünf Reihen standen. Casey lief neugierig um die Austellungsstücke herum, blieb immer wieder stehen, um sich bestimmte Details zu betrachten. Rusty überkam wieder ein mulmiges Gefühl. „Elias...diese Waggons und Loks hier...sie rühren sich nicht mehr. Sind die etwa...auch nur leere Hüllen?“ „Nicht alle. Einige Waggons stammen noch aus der Zeit bevor das große Wunder mit uns geschah. Es sind ganz normale Fahrzeuge, die nie zum Leben erwacht sind. Aber die anderen, Diese hier vorne sind nur noch die leeren Hüllen derer, deren Seelen vor langer Zeit zum Starlight Express in den Himmel zurückgekehrt sind. Jede Seele von unserer Art kehrt irgendwann einmal dahin zurück, wo sie einmal herkam. Aber die Menschen haben zum Gedenken und für die vielen Jahre treuer Dienste diese Maschinenmodushüllen liebevoll restauriert und somit Ihr Gedenken an Sie erhalten. Wenn meine Zeit kommt, wird meine Hülle auch hier Ihren Platz einnehmen. So wie die von Cyrill. Aber das wird noch eine Weile dauern.“ lächelte die alte Dampflok. “Und glaube mir, kleiner Rusty, davor brauchst Du dich nicht zu fürchten. Wir verschwinden ja nicht. Unsere Seelen sind dann nur wieder ein Teil des Sternenhimmels, über den der Starlight Express wacht.“ „Wo ist eingentlich Cyrill aufgebahrt?“ fragte Casey, als er sich wieder der kleinen Gruppe anschloss. „Dort hinten, in dem separaten Raum mit dem Vorhang. Und da gehen wir jetzt hin.“ erklärte Elias. Hinter dem schweren, grünen Vorhang, in dessen Mitte sich das Emblem der Eisenbahngesellschaft von Elektanis befand, stand ein großer, dunkelblauer Waggon, dessen Fenster innen mit violetten Vorhängen verhüllt waren. In der selben Farbe waren auch die Wände gehalten, rechts neben dem Eingang war eine vergoldete Tafel mit einer Inschrift angebracht. „Das also ist Belle. Sie war ein Schlafwagen und Cyrills engste Gefährtin. Man hat alles getan, um Ihre Hülle vor der Zerstörung zu bewahren, nachdem Ihre Seele Cyrill zu den Sternen gefolgt war. Lange wurde sie an verschiedenen Orten versteckt gehalten, bis der Krieg, mit dem der Tyrann Sydar fast den ganzen Kontinent überzogen hatte, beendet war. Erst vor vierzig Jahren wurde sie unter einem Berg von alten Planen wiedergefunden, als man eine alte Fabrikhalle abriss. Sie wurde restauriert und hat seitdem Ihren Platz hier im Museum. Und seit letztem Jahr ist in Ihrem Innern Cyrills humanoide Hülle aufgebahrt.“ erzählte Elias. Volta, Joule und Aid waren beim Vorhang stehengeblieben und hatten Ihre Köpfe gesenkt. „Viele Loks und Waggons kommen hierher, um den Beiden Ihre Ehre zu erweisen.“ „Darf…darf man auch da reingehen?“ „Wenn Du willst...am hinteren Ende dort.“ Casey nickte und schritt langsam neben dem großen Waggon her, bis er die offene Tür entdeckte. Er stieg die Stufen empor und schob den Vorhang beiseite. Ein schmaler Gang tat sich vor Ihm auf, auf der linken Seite entdeckte Casey nebeneinander etliche Abteiltüren. „Aha. Erste Klasse.“ murmelte er. Langsam schritt er weiter, der dicke Teppichboden dämpfte seine Schritte. Die Beleuchtung war gedämpft, einige alte gerahmte Fotos zierten die Wände zwischen den Fenstern. Der Gang endete an einer verglasten Metalltür mit dem Emblem der Eisenbahngesellschaft. Der Lehrling drückt sie auf und betrat nun einen größeren Raum, die zweite Klasse. Hier gab es keine Abteile und eine Glaswand versperrte den Weiterweg. Casey sah sofort warum. In der Mitte des Raumes, auf einem massiven Tisch, war ein rotes Tuch ausgebreitet und darauf lag eine ungewöhnlich große menschliche Gestalt aufgebahrt. Der Körper selbst war mit einem schweren, dunkelblauen Tuch verhüllt, das in der Mitte wieder das Emblem der Bahngesellschaft von Elektanis zierte. „Cyrill…sie haben dich also heimgebracht. Das freut mich. Du und Belleseid nun endlich wieder vereint. Eure Seelen wie auch eure Hüllen. Cyrill, Rusty hält deinen Helm in Ehren und er hat große Fortschritte gemacht. Aber das weißt Du ja sicher.“ murmelte der Lehrling und blickte durch die Glasscheibe. „Natürlich.“ vernahm er plötzlich eine Stimme. „Hallo, Cyrill.“ „Es ist schön, das Ihr beiden den Weg hierher gefunden habt. Ich wünsche euch noch viel Spaß hier in Technopolis, ihr habt ja bereits neue Freunde gefunden.“ „Ja, das haben wir.“ nickte Casey. Rusty war indessen auf eine Empore gestiegen, die extra für Loks und Waggons seitlich am Schlafwagen angebaut worden war, damit auch diese einen Blick nach innen durch zwei unverhüllte Fenster werfen konnten. „Danke, das Du mir immer Mut machst, Kumpel.“ murmelte die kleine Dampflok und blickte auf die verhüllte Gestalt. Plötzlich zuckte Dinah, den neben Rusty stand, zusammen. „Belle?“ keuchte sie erschrocken. „Dinah, halte immer ein Auge auf Casey. Es ist gut, das Du wieder dabei bist. Mit Cyrills Lehrling habe ich das auch immer getan.“ „Das werde ich, Belle.“ nickte Dinah. „Cyrill hat also mit Dir gesprochen?“ staunten die anderen, als alle wieder in der Haupthalle standen. Casey nickte. „Und ich habe Belles Stimme gehört.“ bemerkte Dinah. „Was? Ehrlich? Was hat sie gesagt?“ „Das ich ein Auge auf dich halten soll, junger Lehrling.“ Casey zog eine Schnute. „Frauen.“ brummte er. Die Anwesenden mussten daraufhin herzlich lachen. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)