Starlight Express: Rusty und Caseys Abentuer 2 von Vegetale (Das zweite Lehrjahr) ================================================================================ Prolog: Elektanis ----------------- Eine geheime Werkstatt in der Hauptstadt Technopolis... Eine Gruppe von Technikern und Wissenschaftlern hatte sich um einen großen Tisch versammelt, auf dem etliche Pläne mit Skizzen und technischen Zeichnungen ausgebreitet lagen. "Meine Herren, die Vorplanung und Entwicklung auf dem Papier ist nun abgeschlossen, die Designs festgelegt. Es folgt nun Phase zwei: die dreidimensionale Konstruktion am Computer zur Festlegung aller übrigen Komponenten und Bauteile. Sie wissen meine Herren, das alles was hier gesprochen wird und was sie hier sehen, strengster Geheimhaltung unterliegt!" erklärte einer der Anwesenden. Zustimmendes Nicken war die Antwort. "Unsere Nachbarn von Boykottanien darf kein Details jemals in die Hände fallen! Dieses Projekt ist unser bisher größte Errungenschaft in der Geschichte der Eisenbahn von Elektanis." Kapitel 1: Pewter will nicht hören ---------------------------------- Hallo, dies ist der Start für den zweiten Teil meiner STex-Fanfic. Es hat eine ganze Weile gedauert, ich habe den Schluss zwei mal umgeschrieben, weil er mir nicht gefallen hat und zur Fortsetzung nicht gepasst hätte. 1.Pewter will nicht hören. Das neue Jahr begann mit trübem, nebeligem Wetter. Überall lag Reif auf den Gräsern und Bäumen. Trotz der klirrenden Kälte war es in Rustys Führerstand immer mollig warm. Casey Jones verrichtete wie gewohnt seinen Dienst, doch immer wieder gingen seine Gedanken auch zu seinem Vater, nach Hause, in die andere Welt, aus der er eigentlich stammte. Noch zwei Jahre...dann wäre seine Ausbildung abgeschlossen. Aber würde er jemals wieder zurück nach Hause können? Aber er wollte gerne seine Lehre hier fertig machen und er hoffte, das es ihm möglich sein würde. Er wünschte, er könnte seinem Vater eine Nachricht zukommen lassen, doch wenn er in klaren Nächten den Starlight Express und Cyrill seinen Wunsch nahebrachte, hüllten diese sich in Schweigen. Auch in seinen Träumen. Im letzten Brief von Loisel stand, das zur Zeit in Rätina meterhoher Schnee in den Bergen lag und die Loks ohne Schneeräumer gar nicht fahren konnten. Die Schneefräserlokomotiven waren unentwegt im Einsatz. Im Brief waren auch ein paar Fotos gewesen, über die sich Casey besonders gefreut hatte. Casey freute sich bereits darauf, wenn er wieder mit Rusty auf Reisen gehen konnte. Die kleine Dampflok hatte inzwischen eine gute Konstitution erreicht, um lange Fahrstrecken zügig zu bewältigen. Deshalb würde Casey dieses Jahr auf jeden Fall Elektanis und Edo in Angriff nehmen. Doch zuerst wollten sie es noch einmal mit Espresso versuchen, um doch noch die Plakette von Via Coronna zu erringen. An den Abenden saß Casey über den Gleisplänen und Karten und plante im Vorraus bereits die ungefähre Route. Wegen der Entferungen konnten sie diesmal keine langen Umwege in Kauf nehmen. Casey musste ja wieder rechtzeitig zu seiner zweiten Zwischenprüfung zurück sein. "Wir werden diesmal einen Monat früher aufbrechen." erklärte er Rusty, Digger und Pop schließlich. Sonst müssen wir uns zu sehr abhetzen und das wäre nicht gut." "Wie Du meinst mein Junge." "Meint ihr, Mr. Corell erlaubt Dinah uns wieder zu begleiten?" "Nun...da musst Du ihn schon selber fragen. Vielleicht klappt es, wir haben ja vor zwei Monaten einen neuen Speisewagen zu unseren Waggonpark hinzubekommen." "Ja, Oskar.-Hehe, der bisher erste männliche Speisewaggon den ich kenne. Dinah ist noch immer dabei, sich mit ihm wegen verschiedener Gerichte auszutauschen." "Klar, sie musste ihn ja auch einlernen. Aber jetzt klappt das schon ganz gut mit ihm." Also trug Casey Mr. Corell seinen Wunsch vor. "Dinah hat gute Dienste geleistet und sich vorbildlich um dich gekümmert im letzten Jahr. Ich werde Ihr erlauben, euch wieder zu begleiten, wenn es Ihr Wunsch ist." "Das ist er, Mr. Corell. Ich danke ihnen vielmals." "Wir haben ja jetzt unseren Oskar. Dann kann er auch zeigen, was in Ihm steckt." Sichtlich gut gelaunt verließ Casey wieder das Büro des Stationsvorstehers. Jedoch in zwei Wochen würde seine Geduld auf eine harte Probe gestellt werden. Casey, Mr. Corell hat angeordnet, das Du diese Woche mit einem unserer Diesel arbeiten sollst und zwar mit Pewter." erklärte Francis. "Er sagt, Du hast jetzt die nötige Erfahrung auch mit anderen Loks zu fahren, die keine ausgebildeten Lehrloks sind." "WAS? Mit diesem Lausediesel? Das wird total schief gehen! Pewter wird nie tun, was ich sage! Der stellt sich bestimmt auf bockig!" "Gerade deshalb. Irgendwann musst Du auch mal mit anderen Loks arbeiten. Und da kommst Du um Greaseballs Brüder nicht herum. Deshalb fangen wir mit dem Jüngsten an. Und keine Sorge. Ich werde die ersten paar Stunden mit Dir fahren, bis ihr euch eingewöhnt habt." "Darauf kannst Du lange warten! Pewter wird mir nicht gehorchen." "Oh doch! Er muss. Auch wenn er den Lehrling oder Lokführer nicht leiden kann, die Erfüllung des Dienstes steht für eine Lok oder Waggon an erster Stelle! Ihr beide müsst lernen, euch zusammenzuraufen." "Na großartig!" Auch Pewter war nicht sonderlich begeitstert von Mr. Corells Anweisung, die ihm Steel überbrachte. "Was? Ich soll mit dem Lehrling des Dampfeimers fahren? Niemals lass ich den in mein Führerhaus!"schimpfte Pewter. "Francis wird aber die ersten Stunden mit dabei sein. Und du musst folgen, ob Du willst oder nicht! Du bist eine Lok und hast deine Pflichten zu erfüllen." erklärte Steel."Mir ist es ja auch nicht recht, aber das musste ja irgendwann so kommen!" "Wenn Francis weg ist, schmeiß ich diesen doofen Lehrling aus meinem Führerstand und fahr allein weiter!" "Komm bloß nicht auf die Idee! Du könntest großen Ärger mit Mr. Corell kriegen! Mr. Kelmon kommt heute nachmittag vorbei und wird dich kurz einweisen. Es ist ja nur für ein paar Tage, also reiß dich zusammen, Kleiner!" Und dann war es soweit. Ein ziemlich missmutiger Pewter rollte in den Güterbahnhof von Kommoran ein, wo Casey mit Francis bereits wartete. "Oh je, was der schon für eine Miene zieht!" dachte sich der junge Lehrling. "Morgen, Pewter." grüßte Loghead fröhlich. "Morgen." murrte der junge Diesel zurück. Francis stieß sein Mündel an. Also setzte Casey ein Lächeln auf und sagte:"Morgen, Pewter. Wir beide werden bestimmt ein gutes Team." "Ph, abwarten. Ich will erst mal sehen, was Du kannst!" antwortete der Diesel spitz. "Pewter, benimm dich!" mahnte Francis. "Casey ist einer der fleißigsten Lehrlinge hier in Kommoran! Und jetzt transformiere, wir müssen einige Rockies zusammenstellen und dann die Waggons an ihren Bestimmungsort bringen." Nur mit leichtem Unwillen leistete Pewter der Aufforderung von Loghead Folge. Beide Lokführer stiegen in das Führerhaus. "So, Casey. Meinst Du, Du kriegst den Motor alleine an?" "Ich denke schon." nickte der Lehrling und führte die entsprechenden Handgriffe aus. Loghead ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Grollend sprang der Dieselmotor an-um gleich darauf wieder auszugehen." "Arrch! Da! Siehst Du? Du hast doch gesehen, das ich alles richtig gemacht habe!" fluchte Casey. "Das hast Du. -Pewter, wenn das noch einmal vorkommt, gibts Ärger!" sagte Francis ernst. Und schon sprang der Motor wieder an und lief, als sei nichts gewesen. "Na also, warum nicht gleich so." Den ganzen Vormittag brachten die beiden Lokführer und Pewter damit zu, einen Güterzug zusammenzustellen und dann ging es ans Ausliefern in die umliegenden Fabriken und Ortschaften. Nach der Mittagspause sagte Francis:" So, Casey. Du hast keine Probleme mit der Bedienung. Ab jetzt arbeitet ihr beide ohne mich weiter. Und Du, Pewter, mach ja keinen Ärger!" "Jaja, schon gut." Francis sah dem langsam aus dem Güterbahnhof rollenden Zug nach. Für den Nachmittag waren Lieferungen zu weiter außerhalb liegenden Industrieanlagen vorgesehen. Brav rollte Pewter auf den Gleisen dahin, hielt an den ensprechenden Signalen und schien keinen Ärger mehr machen zu wollen. Casey entspannte sich etwas. Offensichtlich schien die Zusammenarbeit doch zu klappen. Doch er wurde enttäuscht. Denn plötzlich und ohne Vorwanung machte der Diesel mitten auf freier Strecke eine Vollbremsung! Casey flog mit dem Oberkörper nach vorne über das Armaturenbrett, die Rockies, die angekuppelt waren, prallten unsanft mit den Puffern aneinander, die zum Glück die härtesten Stöße abfingen. "Au! Aua! Hey, Pewter, Mann, was soll der Quatsch?" rief der vorderste Rocky. "Pewter! Was soll das? Warum hältst Du an?" "Ganz einfach: Weil ich keine Lust mehr mit Dir habe!" "Ist dein Generator durchgebrannt? Du kannst doch nicht einfach auf freier Strecke ohne bereichtigen Grund anhalten! Und was soll das mit mit keine Lust? Ich bin dein Lokführer, also musst Du das tun, was ich Dir sage!" "Du bist nur ein Lehrling! Und Lehrlinge machen oft Fehler.." meinte der Diesel scheinheilig. "Das ist doch...vielleicht machen wir Fehler, das ist so, doch wir lernen daraus! Das ist der Sinn und Zweck! Aber wir haben jetzt keine Zeit für Diskussionen! Pewter, ich warne dich....wenn Du nicht sofort..." "So-und jetzt raus mit Dir!" rief Pewter und transformierte einfach in den Humanoid-Modus. Casey fand sich im nächsten Moment auf dem Gleisbett neben den Schienen wieder, die Waggons rollten aus. "Aua! Verdammt, das kannst Du nicht machen, Du Mistkäfer! Wenn Du nicht sofort zurückkommst, sorge ich dafür, das Du eine Menge Ärger mit Mr. Corell kriegst! Und ich meine wirklich eine Menge!" "Pöh, Du alte Petze! Fang mich doch! Und ich werde Mr. Corell erzählen, das Du gar nicht nett zu mir warst!" rief der Diesel, streckte Casey frech die Zunge heraus, sprang seitlich über eine Weiche und fuhr auf einem alten Nebengleis weiter, das er vor seiner Vollbremsung entdeckt und sich gleich einen Streich ausgeheckt hatte. "Dieser kleine....ich wusste, das gibt Ärger! Nur gut, das ich vorrausgedacht habe!" knurrte Casey, stand auf, klopfte sich den Dreck von seiner Hose und holte seinen Rucksack, der einen Steinwurf weiter an der Böschung lag. Schnell waren die Rollerblades angelegt und Casey folgte dem kleinen Weg neben den alten Gleis. "Und was sollen wir so lange machen?" fragten die vier zurückbleibenden Rockies. "Ihr rührt euch nicht von der Stelle. Wartet, bis ich wieder zurück bin. Den krieg ich! Und wenn ich Ihn an den Ohren oder Puffern wieder zurückzerren muss!" "Viel Vergnügen." wünschte ein roter Rocky. Die vier Güterwaggons sahen den davoneilenden Casey nach. "Glaubt ihr, der kann ihn zur Vernunft bringen?" fragte der grüne Rocky. "Pewter?-Wohl kaum."bemerkte der gelbe Güterwaggon. "Wollen wir wetten?" fragte der blaue Rocky am Ende des Zuges. Glücklicherweise verlief der Weg neben dem Gleis, auf dem Pewter unterwegs war. Doch er war uneben, voller Schlaglöcher und sah aus, als würde er bereits Jahre lang nicht mehr genutzt werden. Casey musste aufpassen, um keinen Sturz zu riskieren. Doch er kam gut vorran und entdeckte bald den kleinen Ausreißer, der in ein gemütliches Dahinrollen verfallen war. "Hmmm...wenn ich jetzt rufe, jagt er wieder davon und ich hole ihn nie ein! Ich muss ihn überlisten, er ist viel schneller und auch stärker als ich. Mit roher Gewalt werde ich wohl nicht viel ausrichten können. Das ist auch der falsche Weg, doch wenn er nicht hören will..." Die Gegend wurde immer felsiger und bald entdeckte Pewter vor sich ein großes Bergwerksgelände. "Oh-eine Mine! Aber die ist verlassen. Hey, da kann ich mich gut verstecken und mir ausdenken, was ich Mr. Corell sagen werde. Ja, wie gemein Casey zu mir war! Hihi! Und Grease und meine Brüder stehen hinter mir! Ich brauch also keine Angst zu haben!" Zielstrebig rollte der junge Diesel auf das Gelände und wählte eines der Gleise aus, das zu einem alten Lokschuppen führte. Das rostige Warnschild, das halb zugewuchert auf der linken Seite neben der Weiche stand, übersah er. "Heh, ich glaube kaum, das Casey mich hier so schnell findet! Ich habe ja einen gewaltigen Vorsprung." sagte Pewter vergnügt. "Ach, glaubst Du?" Im nächsten Moment kam Casey von der alten Laderampe, unter der der kleine Diesel durchrollte, herabgesegelt und landete genau auf Pewter. Er klammerte sich an dessen Schulteraufbauten fest und versuchte, den Ausreißer zu Boden zu ringen. "Hey, lass mich los! Wie hast Du mich so schnell gefunden?-Oh, Du hast deine doofen Rolldinger dabei gehabt! Manno!" knurrte Pewter und versuchte Casey abzuschütteln. Ein wütendes Gerangel entstand, der junge Diesel drehte sich und versuchte sein Anhängsel wegzudrücken. "Wenn Du es nicht anders willst, Dir werd ichs zeigen! Mit Dir werd ich schon fertig!" rief der junge Lehrling wütend und versuchte den dickköpfigen Diesel die Füße wegzutreten. Er war so wütend über die Sturheit dieser Lok, das sein Verstand sich ausgeschaltet hatte. Und dann passierte es. Pewter verlor plötzlich den Halt, weil er gegen eine Weiche stieß. Er stolperte und stürzte mit Casey zu Boden, der beim Aufprall des Diesels nachgab und einbrach! Ein riesiges Loch entstand, Lok und Lehrling stürzten schreiend mit dem Gleisstück in die Tiefe und prallten nach etwa vier Metern hart auf. Sand und Geröll rieselten von oben auf beide herab. Als der Staub wieder gelegt hatte, versuchte Casey hustend wieder auf die Beine zu kommen. Doch es ging nicht. Er steckte mit dem linken Fuß fest. Durch das von oben einfallende Tageslicht konnte er sehen, das ein Stück Schienenstrang und einige Felsbrocken darüber lagen. Ein großes Loch klaffte über ihnen. Ihm gegenüber hockte Pewter in der gleichen misslichen Lage. Sein rechtes Bein war bis zum Knie verschüttet. "Verdammt! Na großartig!" fluchte er und warf einen finsteren Blick auf Pewter. "Das ist alles deine Schuld! Sieh mal, in was für eine missliche Lage Du uns gebracht hast! Fehlt bloß noch, das ich wegen Dir nicht auf Reisen gehen kann, wie geplant!" Wütend knurrend, versuchte Casey, den Schutt und die Steine wegzurollen. Schließlich schaffte er es sogar sein Bein alleine wieder freizubekommen. Er trat mehrere Male auf und stellte erleichtert fest, das nichts gebrochen war. Die festen Schuhe seiner Rollerblades hatten wohl schlimmeres verhindert. "Glück gehabt. Aber bei Dir sieht es nicht so gut aus..." murmelte Casey. Der junge Diesel wimmerte. Ihm war ein Weichenstück mit dem Geröll auf das Bein gefallen und machte ein Freikommen aus eigener Kraft ebenfalls unmöglich. "Auuhuuh! Ich glaube mein Bein ist beschädigt!" Casey stapfte heran und versuchte, das Weichenstück anzuhelben, jedoch ohne Erfolg. Es war zu schwehr. "Nichts zu machen! Es ist alles verkeilt! Alleine schaff ich das nicht! Das hast Du fein hingekriegt!" fluchte Casey und hob ein altes Blechschild hoch, das er zwischen den Felstrümmern entdeckt hatte. Dann las er die rote Aufschrift. "Einsturzgefahr. Für Züge nicht passierbar.-Hast Du das nicht gelesen, Du Blödlok?!" schrie Casey plötzlich zornig und warf das Schild nach Pewter. Der schrie auf, als es ihn am Kopf traf und begann loszuheulen. "HALT DIE KLAPPE!" "Ho! Ho! Was sind das für böse Worte? Das ist aber eines Lokfürers nicht würdig!" vernahm der Lehrling plötzlich eine bekannte Stimme. "Cyrill? Du musst uns helfen! Wir stecken beide hier fest! Sag Rusty Bescheid!" "Tut mir leid, das kann ich nicht. Du weißt ja, ich..." "Jaja, ich weiß, Du bist tot. Aber hast Du gemerkt in was für einer beschissenen Lage wir sind? Wir stecken hier beide fest!" "Casey, komm mal wieder runter und beruhige dich! Du bist doch sonst nicht so!" Der junge Lehrling seuftze. "Du hast recht. Tut mir leid, Cyrill. Aber dieser kleine Bengel hat mich so wütend gemacht-das ich..." "Casey!" "Schon gut.-Aber ist das nicht toll? Ich bin schon wieder irgendwo eingebrochen. Das letzte Mal in dein Grabmal und jetzt mit dem da hier in diesen alten Stollen!" brummte der junge Lehrling ironisch und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Pewter hatte aufgehört zu klagen und sah den jungen Lehrling verwundert an. "Hä? hat der einen Stein auf die Birne gekriegt? Mit wem redet er da?" dachte sich der junge Diesel. "Also denke daran. Ein kühler Kopf bringt sich weiter." sagte Cyrill noch, bevor er sich wieder in Nichts auflöste. Casey warf seufzend die Arme hoch, dann atmete einige Male tief durch. Er musste wirklich wieder einen klaren Kopf kriegen. Zur Zeit wurden seine Handlungen nur durch reine Wut gesteuert. "Okay. Pewter, hör mir zu. Es tut mir leid, das ich dich angeschrien habe." "Und das Schild auf mich geschmissen hast." "Ja, auch das. Es tut mir leid, Okay? Aber jetzt müssen wir überlegen, wie wir aus dieser misslichen Lage wieder herauskommen. Mal sehen.... Pewter, wurde dein Dieseltank beim Sturz beschädigt?" "Nein, ich sehe nirgedwo was auslaufen." "Das ist schon mal beruhigend. Pewter, kannst Du transformieren? Vielleicht kommst Du dann los." Der junge Diesel versuchte es. "Geht nicht! Warscheinlich, weil ich feststecke!" "Oder wegen deiner Verletzung." "Und was jetzt?" wimmerte Pewter. "Ich hoffe, jemand wird auf die zurückgelassenen Rockies aufmerksam. Die haben gesehen, in welche Richtung ich gefahren bin. Aber es kann noch Stunden dauern, bis uns jemand findet! Ich muss versuchen, Hilfe zu holen. Aber erstmal muss ich hier raus. Hochklettern kommt nicht in Frage. Das ganze Stollensytem ist zu instabil." "Was -Du willst mich hier alleine lassen?" "Anders gehts wohl nicht. Mann, ich wusste nicht, das Du so ein Hasenfuß bist, Pewter! Ein richtiges Baby!" "Ich bin kein Baby!" rief der junge Diesel beleidigt. "Bist Du doch, Baby!" "Du bist schon wieder gemein!" "Heee...wer stört hier meine Ruhe...." ertönte plötzlich eine leise Stimme aus der Dunkelheit hinter Casey. "Was war das?" fragte Pewter zitternd. Ein leises Quietschen ließ beide aufhorchen. "Hoffentlich bricht nicht gleich noch was zusammen..." murmelte Casey besorgt. Wieder diese matte Stimme."Hallo, ist da jemand?" "Ja, wir sind hier unter dem Loch! Hallo! Wer ist da? Wir brauchen dringend Hilfe!" rief der junge Lehrling. Das Quietschen und Knarren nahm zu und es kam definitiv aus dem dunklen Gang hinter ihm. Dann löste sich aus der Dunkelheit eine humanoide Gestalt und wankte schwerfällig in das Licht. "Aaaaachh....ist das hell!" keuchte der Fremde. Casey konnte es nicht glauben. "Das ist eine alte Grubenlok! Im Humanoid-Modus! Ist die hier vergessen worden?" "Der ist ja total vergammelt!" "Pewter! Benimm dich! Der Typ ist vielleicht unsere Rettung!" Bei jeder schwerfälligen Bewegung rieselte Staub von der kleinen Gruben-Diesellok, mit der ihr ganzer Körper gepudert war. "Oh, jetzt kann ich euch sehen. -Eh? Nanu? Was ist denn hier passiert? Die ganze Decke ist eingebrochen!" "Ja, weil ein bestimmter ungezogener Diesel nicht aufgepasst hat!" brummte Casey. Pewter zog eine beleidigte Schnute. "Wer bist Du eigentlich? Ich heiße Casey und der da drüben feststeckt, ist Pewter." "Ich heiße Gurney. So wie es hier aussieht, muss viel Zeit vergangen sein." "Die Mine wurde vor langer Zeit stillgelegt. Aber wieso hat man dich hier zurückgelassen?" "Die Arbeiter sagten, man würde mich später abholen. Bis dahin sollte ich schlafen. Und das habe ich auch getan. Bis ihr mich mit eurem Geschrei geweckt habt." "Gurney, ich muss Hilfe holen! Der Kleine hier steckt fest und ich krieg ihn nicht frei. Und Du bist in einem viel zu schlechten Zustand, außerdem sind alle beiden Gänge verschüttet. Ich selbst muss versuchen, hier irgendwie raus zu kommen, aber dazu muss ich einen Duchschlupf finden. Gurney, Du bleibst hier und leistest Pewter Gesellschaft! Dann ist er nicht ganz alleine. Er hat nämlich schreckliche Angst.-Hörst Du, Pewter? Opa Gurney bleibt hier bei Dir, Du bist also nicht alleine wenn ich Hilfe holen gehe." sagte Casey. Pewters Gesichtsausdruck zeigte, das er nicht ganz zufrieden mit der Sache war, doch Casey ignorierte es. Er begann nun fieberhaft nach einem Durchschlupf zu suchen. Dabei fand er einen alten Helm mit einer Grubenlampe die sogar noch funktionierte. "Prima! Das kann ich gut gebrauchen." lächelte er und setzte den Helm auf. Tatsächlich fand Casey eine kleine Öffnung, die er vergrößern konnte, als er mit einer alten Spitzhacke Felsenstücke zur Seite stemmte. "Weißt Du, wohin dieser Stollen führt, Gurney?" "Wenn Du immer gerade aus gehst, kommst Du an den Ausgang der Mine." "Sehr gut.-Also Pewter, ich geh los und hole Hilfe." "Beeil dich!" "Ich mach so schnell ich kann. Der alte Gurney bleibt ja bei Dir. Also Kopf hoch." "Sei vorsichtig, Junge." Casey schlüpfte durch die Öffnung. Kaum war der junge Lehrling weg, begann Pewter leise zu wimmern. "Nana, hast Du etwa Angst, Kleiner?" "Was ist, wenn er sich verirrt?" "Er wird sich nicht verirren. -Ich mach Dir einen Vorschlag. Damit Du auf andere Gedanken kommst, werde ich Dir eine Geschichte erzählen." "Ist sie spannend, Opa?" Die alte Lok nickte und ließ sich ächzend auf einen Felsen neben Pewter nieder. Die meiste Zeit musste Casey sich kriechend fortbewegen, da der Schacht an vielen Stellen teilweise eingestürzt war. Und immer noch rieselten Staub und kleine Steinchen von der Decke. "Das gefällt mir gar nicht...Wenn vor mir eine Stelle ganz eingestürzt ist, hab ich ein Problem..." hustete Casey und kroch weiter. Nach einer Weile konnte er wieder ein Stück aufrecht gehen. Und endlich... "Da! Licht!" Er hatte den Ausgang des Stollens erreicht. Weiter hinten konnte er das große Loch sehen. "Aha, da sind wir also eingebrochen. Ist ein ganz schönes Stück entfernt. Wie sollen wir Pewter und den Oldtimer da bloß rauskriegen. Wenn wir nicht aufpassen, bricht hier alles in sich zusammen und das ganze Areal senkt sich ab. Und dann können wir nur noch buddeln." murmelte Casey. Er legte den Helm neben dem Stolleneingang ab, kletterte auf allen Vieren die Böschung hinauf und fuhr dann mit seinen Rollerblades den Weg den er gekommen war, zurück. Endlich auf der Trasse angekommen, entdeckte er die Rockies, welche auf dem äußersten Gleis standen und Däumchen drehten. "Hey, da ist Casey!" rief der Vorderste. "Aber ohne Pewter! Hey, Mann, was ist passiert? Und wie siehst Du aus?" fragte der rote Rocky. Casey klopfte sich den Staub von seiner Uniform "Wir beide sind oben in der Mine eingebrochen! Pewter steckt fest, ich krieg ihn alleine nicht frei und schon gar nicht aus dem Loch heraus! Wir müssen Hilfe anfordern!" "Na großartig! Ich ahnte, das das schief geht!" brummte der blaue Rocky. "Hoffentlich kommt bald eine Lok vorbei. Sonst muss ich mir woanders ein Telefon suchen." "Dürfte nicht zu lange dauern. Zwei Züge sind schon durchgerauscht." Während Casey in seine normalen Schuhe zurückwechselte, bemerkten die Rockies, wie rechts vor ihnen auf dem mittleren Gleis automatisch eine Weiche umsprang. "Da muss gleich ein Zug kommen! Das Signal steht auch auf Grün! Das ist deine Chance, Kumpel!" bemerkte der rote Rocky. "Zu blöd, das ich keine rote Warnflagge dabei habe! Dann muss es auch so gehen." Casey wartete bis die Lok am Horizont sichtbar wurde. Dann hob er seine Arme und winkte. "Hey, ich glaube, das ist Silver!" rief der rote Rocky. "Der Onkel von Grease und Co?" meinte der gelbe Güterwaggon. "Genau! Er hat sein Depot drüben in Aldoran!" Silver war eine große, schwere Diesellok mit einer glänzenden Stahlhülle. "Ich will dich ja nicht ängstigen, Adam, aber ich glaube, da ist jemand auf unserem Gleis! Und er winkt wie verrückt. Da muss was passiert sein." "Ich habs schon gesehen, Silver. Werd langsamer." Die große Lok schaltete herunter und bremste vorsichtig. "Das ist ja ein Lehrling...." murmelte Adam. Wenige Meter vor Casey, der neben dem Gleis stand, kam der große Diesel fast lautlos zum stehen. Der Lokführer öffnette das Seitenfenster und beugte sich hinaus. "Gibts ein Problem, Junge? Ist ein Zug entgleist?" fragte er. "Das nicht. Aber da oben im alten Berkwerk brauchen zwei Loks Hilfe! Ein Kollege von Dir und eine alte Grubenlok. Der Boden hat nachgegeben und jetzt sitzt Pewter mit dem Oldtimer dort fest! Sein Bein steckt außerdem fest." "Der kleine Pewter? Mein Neffe?" entfuhr es Silver. "Ja, genau." "Was treibt eine normale Diesellok denn da oben?" "Pewter war ungezogen und ist mir abgehauen! Er wollte wohl verstecken spielen und hat nicht aufgepasst!" brummte Casey und vermied es weiter negativ über den jungen Diesel zu sprechen. "Hast Du gehört, Adam? Sag sofort im nächsten Stellwerk beschreid! Mein kleiner Neffe schwebt in Lebensgefahr!" rief Silver und dessen Lokführer ergriff das Mikrofon des Funkgerätes und stellte Kontakt mit der Notrufzentrale am Hauptbahnhof her. Und wenige Minuten später, im Hauptbahnhof von Kommoran... "Was? Eine Lok ist im stillgelegten Bergwerk an der Osttrasse eingebrochen? Aber das Gelände ist doch für Loks verboten wegen akuter Einsturzgefahr!" sagte der leitende Streckenwart, als die Meldung bei Ihm einging. "Weiß man welche Lok verunglückt ist?" "Es ist ein Diesel aus unserem Bahnhof. Pewter. Er war gerade mit Jones unterwegs." "Was im Namen des Starlight Express haben die zwei da zu suchen?-Na, ich schicke gleich mal den Bergungstrupp los." "Nanu, was will Steel denn mit dem Bergungskran? Ist irgendetwas passiert?" wunderte sich Rusty. "Keine Ahnung. -Hey, Steel! Ist irgend ein Zug entgleist?" rief Digger ihm entgegen. "Ich weiß nicht, was euer Lehrling mit Pewter angestellt hat, aber mein kleiner Bruder sitzt auf dem Gelände der alten Mine fest! Ist eingebrochen und wir müssen Ihn jetzt aus dem Loch rausholen!" knurrte Steel. "Was? Casey würde niemals so einen Blödsinn machen! Er versieht immer ordentlich seinen Dienst! Das war bestimmt Pewter, der ihm einen Streich gespielt hat! Ist eigentlich Casey etwas passiert?" "Nein, der hat eine Lok angehalten, von dessen Lokführer der Hilferuf eingegangen ist! Mein armer kleiner Bruder sitzt jetzt in einem dunklen Loch und ist verletzt! Also geh mir aus dem Weg, Dampfeimer! Und dein Lehrling wird von mir was zu hören kriegen!" grollte Steel und schubste Rusty zur Seite. "Einen feuchten Funken werde ich tun! Ich komme mit!" "Verzieh dich!!" Ein Fausthieb des Diesels knallte gegen Rustys Backe. Der ging fluchend zu Boden, kam aber erstaunlich schnell wieder auf die Beine und ging nun selbst mit erhobener Faust auf Steel los! "Von euch lass ich mir nicht meinen Lehrling schlecht machen!" zischte die kleine Dampflok. Digger konnte trotz der Sitouation sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Rusty! Steel! Was soll das? Wir haben einen Notfall und ihr prügelt euch? Transformiert sofort und dann schaffen wir diesen Kran zur alten Mine!" Mr. Charleston, Steels Lokführer, war mit dem Bergungstrupp und dem größten Kran eingetroffen. Digger grinste verhalten. Rusty ließ sich nicht mehr so einfach von Steel einschüchtern. Er war sogar aggressiver geworden, wenn jemand ihn oder seinen Lehrling beleidigte. Sechs Streckeposten begleiteten den Zug zur Mine. An der Abzweigung warteten noch immer die Rockies und Casey. Inzwischen hatte es zu dämmern begonnen. "Jemand muss die Rockies endlich zu ihrem Zielpunkt bringen." meinte Digger. "Ich bestimmt nicht! Ich will hierbleiben und helfen!" rief Rusty besorgt. "Und ich auch nicht!"brummte Steel. "Der Kran muss in Position gebracht werden!" Also wurde eine weitere Lok angefordert, um die Rockies abzuholen. Dann zog Steel langsam den Kran die Nebenstrecke zu Mine hinauf. Rusty schob von hinten. "Langsam, Steel. Nur noch etwa zweihundert Meter. Weiter können wir nicht. Das ganze Gelände ist ausgehöhlt mit Gängen und Stollen und der Boden zu schwach, um eine Lok oder den schweren Kran zu tragen. Hier auf dem Gelände verkehrten auch normalerweise nur die kleineren Grubenloks." Plötzlich knirschte es unheilvoll unter Steels Rädern. "Oh nein! Stop! Steel! Rückwärtsgang!" rief Mr. Charleston. Auch Casey, der aus dem Fenster sah, hatte die Warnrufe vernommen. "Digger! Halt! Sonst bricht Steel auch noch ein! Rückwärtsgang! Schnell!" Digger reagierte sofort und half mit Rusty, den Diesel wieder auf sicheren Boden zu ziehen. "Schneller! Die Gleise unter mir sacken ab!" rief Steel, dessen Vorderteil sich bereits etwas nach unten neigte. "Weiter...weiter-Stop! Gut so!" rief einer der Streckenposten. Schließlich stand Steel wieder auf sicherem Boden. Langsam brach die Nacht herein. Am Kran und den Loks wurden die Scheinwerfer eingeschaltet und das Gelände abgeleuchtet. "Das Loch ist da drüben! Verdammt, ich weiß nicht, ob wir mit dem Kranarm bis dorthin kommen!" fluchte Mr. Charleston. "Versuchen wir es. Wir können nicht näher heran, ohne selbst einzubrechen. Selbst zu Fuß wäre das jetzt zu gefährlich, die ganze Minendecke scheint instabil geworden zu sein. Und einen Kran mit größerer Reichweite haben wir nicht." Sheldon, einer der Streckenposten, wagte es, mit den Füßen im großen Haken am Ende der Kette stehend, dem Kranführer Anweisungen über Funk zu geben. "Weiter...noch ein stück...ich kann das Loch schon sehen..." Gurney und Pewter war der Lärm und das plötzliche helle Licht nicht entgangen. "Sie sind da! Ich höre einen Kran!" rief der junge Diesel. "Haaalo! Holt mich hier rauuus!" Dann wollte er sein Signalhorn erschallen lassen, doch Gurney hinderte ihn daran. "Nein, Kleiner! Der Lärm könnte weitere Teile des Stollens zum Einsturz bringen! Die wissen schon, wo Du bist." "Ich seh sie! Pewter und eine alte Grubenlok! Der Diesel steckt mit einem Bein fest. Lasst mich jetzt langsam runter." meldete Sheldon, als er in den Krater unter sich sehen konnte." Junge, junge, das wird ein hartes Stück Arbeit, die Beiden da rauszukriegen!" Beide Loks blickten hinauf in das Licht und sahen den Steckenposten langsam immer näher kommen. Schließlich konnte er von dem Haken absteigen. "Endlich kommt Hilfe!" jammerte Pewter. "Na Du sitzt ja ganz schön fest. Mal sehen...ich glaube, das Teil da muss zuerst weg." murmelte Sheldon und begann die Kette an dem Weichenstück zu befestigen. "Okay. Jetzt ganz langsam aufwärts." Geröll und kleinere Trümmerteile polterten zur Seite, als das schwere Weichenstück langsam angehoben wurde. "Pewter! Kannst Du dein Bein jetzt rausziehen?" "Ich versuchs. Nggh...auu..." "Mach weiter, ich glaube, Du kommst frei!" ermunterte Guney den jungen Diesel. "Aahh....ah! Mein Bein ist draußen!" "Okay! Wieder ablassen!" ordnete Sheldon über Funk an. Das schwere Trümmerstück wurde an seinen Platz zurück gesenkt. Der Streckenposten löste die Kette und besah sich Pewters Schaden am Bein. "Kannst Du stehen, Kleiner?" "Ich versuchs....auu! Tut weh!" "Setz dich wieder. Ich will Dir die Kette ummachen, damit wir dich hier heraushieven können. Und dann kommt der Oldtimer dran." Der Motor des Krans dröhnte auf, als er langsam begann, Pewter anzuheben. Plötzlich begann der Boden in der Grube zu erzittern. "Verdammt, die Vibrationen und der Lärm des Kranmotors bringen weitere Teile der Mine zum Einsturz! Jungs, die Sache wird langsam brenzlich!" Sheldon kletterte wieder auf den großen Haken des Krans und warf Gurney einen besorgten Blick zu. "Keine Sorge, mein Freund. Falls ich verschüttet werde, ist das nicht schlimm. Ich überstehe so etwas besser als Du." "Wir holen dich auf jeden Fall, versprochen!" "Opa Gurney!" rief Pewter verängstigt." Ich will nicht, das Du hierbleibst!" "Verdammt! Das sieht nicht gut aus! Los, holt die beiden da schon raus!" rief Digger dem Mann im Führerhaus des Krans zu. Langsam wurde Pewter in die Höhe gehoben, als der Boden der Grube plötzlich Risse bekam! "Oh nein! Da unten muss noch ein Stollen sein! Hier kracht alles in sich zusammen! Opa Gurney!" Die alte Grubenlok versuchte einen sicheren Grund zu finden, doch die Risse im Boden waren überall. Schon sackte eines von Gurneys Beinen ein. "Oh nein!" rief Pewter entsetzt. Er stieß sich mit den Rädern ab, die noch den instablilen Boden berührten, schwang ein Stück nach vorne und bekam die rechte Hand der Grubenlok zu fassen, bevor sie ganz einbrach. "Uaaah! Das Loch wird immer tiefer! Der ganze Boden kracht ein!" heulte Pewter panisch. In das Grollen mischte sich nun auch das Klatschen von Wasser. "Mist! Wer da runterfällt, den kriegen wir nicht mehr raus!" fluchte Sheldon. Pewter hielt mit beiden Händen Guneys Handgelenk umklammert. Er hatte schreckliche Angst, als er das tiefe, schwarze Loch unter sich sah, über welchem sie nun schwebten, doch er wollte die alte Lok nicht loslassen. "Hey, Kleiner! Zappel nicht so herum! Sonst fällt der Kran noch durch dein Gewicht nach vorne! Halt still!" versuchte Gurney den jungen Diesel zu beruhigen. Ächzend und knarrend und quälend langsam wurde das Seil eingeholt. "Verdammt! Die Beiden haben zu viel Gewicht! Der Hebemotor brennt noch durch, wenn das so weitergeht!" fluchte der Mann im Führerhaus. Und dann passierte es. Der Kranarm konnte das zweifache Lokgewicht nicht halten, die Haltestrebe brach und der ganze Ausleger krachte nach unten und schlug auf ein überhängendes Gleisende auf. Pewter und Co. fielen tiefer in das Loch und hingen weiterhin über dem schwarzen Abgrund. "Verdammt!" fluchte Digger."Jetzt haben wir den Salat! Wie sollen wir die drei da bloß rauskriegen?" In Rustys Kopf arbeitete es fieberhaft. Das Ende des Auslegers hing über der Grube, konnte aber nicht mehr angehoben werden. "Kann man das Seil noch einfahren?" fragte Digger. "Der Motor geht noch, aber der machts fürchte ich auch nicht mehr lange. Die Belastung ist zu hoch." "Verdammt, wenn das Seil reisst, ist mein kleiner Bruder verloren! Das ist alles deine Schuld, verdammter Lehrling!" knurrte Steel. "Was? Pewter ist von sich aus abgehauen und hierhergerollt! Ich konnte ihn leider nicht davor bewahren, Mist zu bauen!" "Steel, jetzt ist nicht die Zeit zum Streiten! Wir brauchen eine Lösung-und zwar schnell!" Plötzlich riß sich Rusty aus seiner Starre, kletterte auf den Kran und begann sich auf allen vieren auf die Spitze des Auslegers zuzubewegen. "Rusty, spinnst Du? Was treibst Du da?" rief Digger entsetzt. "Dieser Idiot! Mit seinem zusätzlichen Gewicht bricht der Ausleger noch ganz ab! Oder stürzt noch tiefer!" fluchte Steel. "Ich glaub, ich weiß, was er will. Er will versuchen, vorne die drei mit dem Drahtseil hochzuziehen." meinte Casey. "Das schafft er doch nie! So stark ist er nicht!" "Dann versuchen sie das Seil so weit wie möglich einzuholen. Vielleicht kann er sie dann mit den Händen erreichen! Die Spitze des Auslegers scheint genug Halt auf dem Schienenstrang, auf dem er liegt, zu haben." "Hoffen wir es. Sonst stürzt Rusty auch noch ab!" meinte Casey besorgt. Inzwischen hatte die kleine Dampflok das Ende des Auslegers erreicht. Die Seilwinde lief immer noch quälend langsam nach oben. Rusty legte sich bäuchlings auf die Metallstreben und blickte hinunter. Sheldon konnte er fast mit seiner Hand erreichen, würde dieser den Arm ausstrecken. "Sheldon! Nehmen sie meine Hand!" rief die kleine Dampflok. Der Streckenposten reckte seinen Arm, Rusty bekam das Handgelenk zu fassen und zog den Menschen ohne Probleme nach oben zu sich auf den Ausleger. "Klettern sie über den Ausleger zurück auf sicheren Boden! Ich versuche, die Beiden ebenfalls zu bergen!" "Das schaffst Du nicht! Der Oldtimer hängt nicht am Seil!" "Ich muss es aber irgendwie hinkriegen!" knurrte Rusty. Sheldon seufzte und begann über den Ausleger zum Kran zu klettern. Die Dampflok blickte wieder in das Loch und reckte abermals ihren Arm hinunter. "Hey, Oltimer! Kannst Du über Pewter nach oben klettern bis Du das Seil erreichst? Ich könnte dich dann zu mir hochziehen!" "Ich kann es ja mal versuchen...."murmelte Gurney. Plötzlich kam das Seil mit einem Ruck zum Halten. Im Führerhaus des Krans leuchtete eine rote Warnlampe auf. "Das wars! Der Motor der Seilwinde hat schlappgemacht! Jetzt liegt es an Rusty." Unterdessen versuchte Gurney, sich an Pewters Arm hochzuiehen. Dem jungen Diesel schmerzte schon der rechte Arm, doch er wollte nicht loslassen. Jedoch fehlte der alten Grubenlok die Kraft, sich hochzuarbeiten. "Es hat keinen Sinn. Lass mich los, Junge. Ich hab nicht mehr dir Kraft, mich hochzuziehen." "Nein, Opa Gurney! Ich lass dich nicht los! Ich will nicht, das Du in das tiefe schwarze Loch fällst! Dort kriegen wir dich nie wieder raus! Du hast mir so schöne Geschichten erzählt und ich will noch mehr davon hören!" rief Pewter und umklammerte mit aller Kraft die Arme der alten Grubenlok. "Ich lass nicht..." "Soso Du hörst also gerne Geschichten..." Der junge Diesel nickte. "Komm, Opa! Versuch es nochmal!" "Du bist ein richtiger Dickkopf." Plötzlich landete ein Drahtseil neben Rustys Füße. Am Ende hatte es eine Schlaufe, groß genug, um einen Fuß hineinzusetzen. "Lass das Seil in das Loch! Der Oldtimer soll sich daran festhalten!" rief Digger."Dann zieht Steel ihn hoch!" "Okay!"nickte Rusty. "Hey, Gurney! Versuch, das Seil zu erreichen!-Pewter, schwing ihn vorsichtig hin und her, bis er es zu fassen kriegt!" Diesmal befolgte der junge Diesel Rustys Anweisung ohne ein Widerwort. Nach zwei Versuchen bekam die alte Lok das Drahtseil zu fassen und hing sich daran. Pewter atmete erleichtert auf, als er von dem Gewicht befreit wurde. Und kurz darauf trat Gurney seine Reise an die Oberfläche an und wurde auf sicheren Boden geschleppt. Plötzlich drang ein gefährliches Knarren an Rustys Ohren. Der Schienenstrang begann sich langsam nach vorne zur Grube zu neigen. "Verdammt! Jetzt wirds brenzlig!" knurrte die kleine Dampflok, ergriff das Drahtseil, an welchem noch immer Pewter baumelte und begann ihn von Hand hochzuziehen. Schließlich konnte er ihn an einem der Kuppelringe ergreifen und auf den Ausleger ziehen. "Er hat ihn! Steel! Zieh an!" Der Diesel begann den Kran langsam vorwärtszuziehen, knirschend schleifte der Ausleger über den sich immer weiter neigenden Schienenstrang. Der Kranführer behielt die Bolzen und Gelenke des Auslegers unter seinem Führerhaus genau im Auge. Rusty löste die Kette, mit der Pewter am Haken festgemacht war. "Pewter, mir nach! Wir müssen nach vorne klettern!" rief er. "Ich kann aber mein rechtes Bein kaum bewegen!" "Nimm dich zusammen! Wer weiß, wie lange der Ausleger noch hält! Wenn die Gelenke vorne brechen.." "Schon gut, schon gut!" nickte der junge Diesel gequält. "Los, Du zuerst!" Aber auf halbem Weg machte Pewter schlapp und Rusty musste von hinten nachhelfen. Aber schließlich hatten sie es geschafft. Hilfreiche Hände zogen beide auf sicherem Boden. "Du warst klasse, Rusty! Das hätte ich Dir nicht zugetraut, Kumpel!" sagte Casey erleichtert. "Du bist jetzt Rusty aber etwas schuldig." meinte Digger. "Na toll! Greaseball wird mir den Hals umdrehen!" dachte sich Pewter unbehaglich. Der beschädigte Kran wurde am Eingang der Mine zurückgelassen, ein Reparaturteam würde sich darum kümmern. Die beiden geretteten Loks kamen in die Werkstatt, Steel erstattete Greaseball Bericht. "Dieser Rosteimer hat-WAS?" "Du hörst richtig. Der Dampfeimer hat seinen Hals riskiert um einen von uns zu retten. Und es ist ihm auch gelungen." "Jetzt musste sich ein Diesel von einer Dampflok retten lassen! Na Pewter wird was zu hören kriegen!" knurrte Greaseball. "Bin gespannt, wie Grease reagieren wird. Vor allem, ob er sich bei Dir für die Rettung bedanken wird." meinte Casey, als er mit Rusty in den Lokschuppen zurückkehrte. "Ich auch. Vor allem, wie wird Pewter sich mir gegenüber verhalten?" "Warscheinlich so, wie Grease es ihm befielt." brummte Casey. "Okay, ich seh zu, das ich den Staub von mir runterkriege." "Jedenfalls bin ich froh, das Dir nichts passiert ist." "Ich auch. Aber mit dieser Diesel-Bande will ich in Zukunft nicht mehr zusammenarbeiten!" "Aber das wird sich wohl nicht immer vermeiden lassen." "Dann sollen die sich entsprechend benehmen!" "Ich denke, dafür wird Mr. Corell schon sorgen." Am nächsten Tag war Pewter wieder repariert und konnte zu seinen Brüdern in den Lokschuppen zurück. Greaseball erwartete Ihn bereits. "Um, hallo, Greaseball. Hehe, ich hab Casey ganz schön ins Schwitzen gebracht." grinste der junge Diesel. Aber statt eines Lobs bekam Pewter von Greaseball einen Klaps gegen den Hinterkopf. "Hab ich Dir nicht gesagt, Du sollst keine Dummheiten machen?" zischte der große Diesel. "Aber ich hab gedacht.." "Shut up! Mit deinen Streichen hast Du den Zeitplan des Güterverkehrs durcheinandergebracht! Ein bischen ärgern ist okay, aber das heißt nicht, das Du einfach abhauen kannst und dich über den Dienstplan hinwegsetzt! Ich bin für dich und die anderen verantwortlich! Was soll Mr. Corell jetzt von mir denken? Das ich nicht mal meine jüngeren Brüder unter Kontrolle habe und sie mir auf der Nase herumtanzen? Vor allem Onkel Silver wird sich eins ins Fäustchen lachen!" "Tut mir leid, großer Bruder..." wimmerte Pewter. "Und warum hast Du diesen alten Rostdiesel nicht losgelassen? Der hätte besser dort unten bleiben sollen!" "Aber Opa Gurney kann so tolle Geschichten erzählen! Und er ist ein Diesel wie wir!" Greaseball schnaubte verächtlich. "Eine Grubenlok, pah! Für die hat doch hier niemand mehr Verwendung! Und dann spielt dieser Dampfeimer noch den Helden und rettet euch!" Bei dem Oldtimer dauerte es etwas länger, bis er wieder in Stand gesetzt worden war. "Na? Wie gefällst Du Dir jetzt?" fragte Mr. Kelmon. "Ich erkenne mich nicht wieder! Und dieser dunkelblaue Lack...er steht mir gut. Aber-wo soll ich als Grubenlok tätig sein?" "Keine Sorge. Mr. Corell hat schon einige Anfragen losgeschickt. Und so lange bleibst Du hier. Ich denke, da gibt es jemand, der gerne mehr von Dir wissen will..." "Jaja, der kleine Pewter. Er macht zwar gerne Dummheiten, aber er kann auch stillsitzen und zuhören." Der alte Gurney verbrachte die erste Zeit in einem Unterstand neben dem alten Lokschuppen. Und oft schlich sich nachts heimlich Pewter zu ihm, damit die Grubenlok ihm weitere Geschichten erzählte. "Vielleicht bringt der alte Gurney den Bengel auf andere Gedanken." meinte Casey, als er die Beiden von Rustys Führerhaus aus beobachtete, als er und die Dampflok Spätdienst hatten. "Das bezweifle ich." brummte Rusty. "Und beiden wird der Kleine wohl niemals so zuhören." seufzte der Lehrling während Rusty in die Nacht davondampfte und der Lokschuppen in der Ferne zurückblieb. Fortsetzung folgt... Kapitel 2: Die zweite Herausforderung ------------------------------------- Sorry, das es so lange gedauert hat, aber ich hatte im letzten halben Jahr zu viel um die Ohren und Probleme. Aber jetzt geht es endlich weiter. 2. Die zweite Herausforderung Schließlich war es wieder soweit. Die zweite große Lehrreise stand an. Die letzten Wochen hatte Casey einen groben Reiseplan erstellt über die Zielbahnhöfe und Länder, die er diesmal mit Rusty und Co. besuchen wollte. Zuerst würde es zurück nach Torrone gehen, um es noch einmal gegen Espresso zu versuchen. Selbst Rusty war damit einverstanden. "Und Du hast keine Angst, nachdem was letztes Jahr passiert ist?" "Etwas mulmig ist mir schon, doch ich will es noch mal probieren." "Alles klar. Espresso und Cappuchina werden sich sicher freuen, uns wiederzusehen." Doch wegen Dinahs Begleitung gab es ein Problem. "Zwei unserer Speisewaggons müssen überholt und aufgearbeitet werden. Da kann ich Dinah hier nicht entbehren. Tut mir leid, Casey, ich hatte ganz vergessen, das die Termine bereits so früh anstehen. Und ich dachte, Du brichst erst nächsten Monat auf." "Natürlich Sir, ich verstehe das." meinte Casey und versuchte, nicht zu enttäuscht auszusehen. "Aber ich schlage Dir folgendes vor. In zwei Monaten könnte ich Dinah mit dem Reisezug nach Pretonia schicken, der regelmäßig im Frühjahr und Sommer dorthin fährt. Ihr trefft euch dann in Heringsburg, der Endstation." "Hey, prima! Bis dahin kommen ich, Rusty und Dustin alleine klar. Na ja...wir könnten auch ganz ohne sie...aber Dinah ist ne tolle Köchin und sie hat eine Schlafkabine. Und unsere beste Freundin." "Haha, natürlich. So ein Speisewaggon ist schon bequemer auf einer Reise. Also einverstanden. Ich werde mich melden, wenn Dinah zu euch stoßen kann." "Und ich werde meine Reisetermine so abstimmen, das wir in ca. 3 Monaten in Pretonia sind." "Dann stößt Dinah also erst später zu euch." bemerkte Digger, als Casey ihm und Francis die Sachlage erklärt hatte. "Ist kein Problem. Ich bin ja jetzt alt genug und kann auf mich selber aufpassen." Als Casey jedoch die skeptischen Blicke seiner Kollegen bemerkte, verdrehte er die Augen. "Was denn? Glaubt ihr mir etwa nicht?" maulte er. "Ich brauch kein Kindermädchen!" Die beiden Lokführer lachten. "Casey, wir haben nur Spaß gemacht. Natürlich bist Du schon recht selbstständig. Aber suche trotzdem den Rat von Erwachsenen, falls nötig." "Natürlich, Francis." Auch diesmal gab es wieder eine herzliche Verabschiedung. Mit Casey brach diesmal auch ein zweiter Lehrling auf. Er war zwar so alt wie Casey, aber erst im ersten Lehrjahr. Marty hatte einen älteren Diesel als Lehrlok. Der alte Barnaby war eine ältere Baureihe und hatte bisher nur auf dem Güterbahnhof seinen Dienst verrichtet. Keiner ahnte, das von einem Hügel aus zwei dunkle Augenpaare die Abreisevorbereitungen beobachteten. "So so. Es geht also wieder los. Wurde auch langsam Zeit!" knurrte Red Caboose. Er war es langsam leid, sich immer verstecken zu müssen und nur Däumchen zu drehen. Nach der üblichen stürmischen Umarmung von Buffy und den Glückwünschen der Anderen konnte es endlich losgehen. "Bis bald, Dinah! Wir sehen uns in Heringsburg!" rief Casey und winkte. "Pass auf dich auf, kleiner Lehrling!" "Arch, sie nennt mich noch immer kleiner Lehrling!" "Weil Du es eben noch bist." bemerkte Rusty. "Bin ich nicht! Die anderen..." "Schon gut. Konzentriere dich lieber auf die Strecke vor Dir." Als die Luft rein war, machte sich auch Red Caboose auf den Weg. Er schlug die Strecke ein, die Casey genommen hatte. Um nicht zu sehr aufzufallen, hatte er seine Verkleidung mit brauner Farbe überstrichen. Schließlich suchte man nach einem roten, streunenden Bremswaggon und nicht nach einem braunen. Aber er musste trotzdem auf der Hut sein. Mit der Zeit merkte Red Caboose das er diesen Weg schon einmal gefahren war. Und er war ihm in keiner guter Erinnerung geblieben. "Oh nein! Schon wieder diese Sümpfe! Hier wäre ich letztes Jahr beinahe abgesoffen! Müssen die gerade wieder diesen Weg nehmen? Ich hoffe, diese Wasserbiester erkennen mich nicht." Langsam rollte er weiter auf dem Gleis, hielt sich aber wohlweislich vom Ufer fern. "Du hast ja sehr viel Mut, dich noch einmal hierher zu wagen!" Der Bremswaggon zuckte zusammen. "Was? Wer spricht da?" Dann entdeckte er die beiden Sumpfkobolde auf ihren Kröten. "Ihr schon wieder!" "Glaubst Du, wir haben dich und deine Tat vergessen? Da nützt es Dir auch nichts, wenn Du jetzt deine Verkleidung braun bepinselt hast! Wir erkennen dich immer wieder!" rief Gloob. Plötzlich sprangen drei Sumpfpanther auf die Gleise und knurrten drohend. "Wieder diese Biester!" "Verschwinde! Du hast hier nichts zu suchen! Das Delta ist für dich auf immer tabu! Denn wenn der Flussvater dich hier noch einmal erwischt, läßt er dich nicht mehr auftauchen!" rief Plitsch. Das ließ sich Red nicht zwei Mal sagen. Er machte kehrt und rollte so schnell ihn seine Räder trugen, davon. Rusty und Casey ahnten davon nichts. Der Lokführerlehrling sah die ganze Zeit verträumt auf das Delta hinaus, während er am Fenster des Führerhauses lehnte und die Landschaft an sich vorbeiziehen ließ. Er dachte an sein Abenteuer vom letztem Jahr, als das große Hochwasser die Freunde eingeschlossen hatte. Schließlich wurde es wieder Abend und die kleine Gruppe schlug ihr Lager auf einer kleinen Landzunge auf, die vom Bahndamm in einen der unzähligen Flussarme ragte. Aber diesmal hielt sich Casey vom Wasser fern. Er wollte nicht noch einmal die Bekanntschaft mit Blutegeln machen und dem daraus resultierenden Sumpffieber. "Seltsam..." "Was, Casey?" "Die Mücken. Es ist warm und ich habe sie über dem Schilf schwirren sehen. Doch sie kommen nicht zu meiner Lampe oder der Mückenlampe, die ich letztes Jahr in Udiana bekommen habe. Selbst wenn ich zum Schilf gehe, weichen sie zurück." "Ich glaube, die große Flussmutter hat den Mücken gesagt, das sie uns in Ruhe lassen sollen. Schließlich hast Du damals die kleine Wassernymphe gerettet. meinte Dustin. "Stimmt, ich habe schon an sie gedacht. Wo sie jetzt wohl ist und wie es ihr geht?" Casey erhob sich und schlenderte zum Ufer hinunter. Tatächlich machte keine der Mücken Anstalten, sich auf ihn niederzulassen oder ihn zu umschwirren. Schweigend blickte in die Abenddämmerung mit der untergehenden Sonne und dann auf das blaue Armband, welches er ständig an seinem rechten Handgelenk trug. Plötzlich tönte ein wunderschöner Gesang über das Wasser, ein leichte Brise kam auf. Gleichzeitig begannen die blauen Steine des Armbandes zu leuchten. Auch Rusty und Dustin hoben ihre Köpfe. "Wie schön das klingt...so kann nur eine Wassernymphe singen." "Lau....ob sie das ist?" Als das Lied geendet hatte, ertönte ein helles Lachen. "Casey! Du bist wieder zurück!" Aus dem Wasser tauchte ein Kopf auf, der Körper darunter schien mit dem Wasser zu verschwimmen. Über dem Kopf des Wesens schwebte ein winziges helles Licht. "Lau?" fragte Casey zaghaft. "Du erinnerst dich also noch an mich!" "Wie könnte ich dich vergessen. Aber Du bist so...groß geworden! Und das nach nur ein paar Monaten. Und Du sprichst bereits perfekt." "Wir Wassergeister wachsen schnell. Es ist schön, das Du hier wieder vorbeisiehst." "Das ergibt sich auch nur, weil es letztes Jahr mit dem Lokrennen gegen Espresso nicht geklappt hat." "Lokrennen? Erzähl mir mehr davon!" Und Casey berichtete, was sich letztes Jahr in Via Coronna zugetragen hatte und wie Rusty dabei beinahe sein Augenlicht verloren hätte. "Du liebe Zeit! Ihr erlebt wirklich aufregende Abenteuer auf euren Reisen! Erzähl mir bitte mehr, ich höre gerne Geschichten." Als Casey von Red Caboose erzählte, erinnerte sich das Wasserwesen an etwas. "Wisst Ihr was? Ich habe von meinem Papa gehört, das dieser miese Bremswaggon vor vier Tagen an der Grenze unseres Deltas gesichtet worden ist, doch drei Sumpfpanther haben ihn davon abgehalten unser Reich wieder zu betreten." "Red Caboose? Hast Du gehört, Rusty? Der Kerl hat sich uns schon wieder an die Fersen geheftet!" "Scheint so. Wir müssen wachsam sein!" nickte die Dampflok. "Auf jeden Fall hat der Kerl ganz schön Fersengeld gegeben, hat Plitsch mir erzählt." kicherte Lau. "Auf jeden Fall wird er euch nicht ärgern, während Ihr in Via Coronna seid. Ein Umweg dorthin dauert einige Tage. Und so lange er sich im Bereich des Deltas aufhält, steht er ständig unter Beobachtung." "Das ist prima. Aber wenn Caboose uns noch mal in die Quere kommt, lernt er uns kennen!" knurrte Dustin. "An dich traut sich dieser Kerl bestimmt nicht ran, Dustin. Du bist sicher sehr stark." lächelte Lau. Daraufhin wurde der Tende ganz verlegen und kratzte sich hinter dem Kopf. "Na ja ich bin schon stark, aber nicht so helle wie Rusty." "Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, Dustin." grinste Casey. So verging die Zeit, bis Lau plötzlich den Kopf hob. "Oh, meine Eltern rufen nach mir. Es ist schon spät. Auf wiedersehen, Casey. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder." "Das wäre schön. Von meinen ganzen Freunden bist Du die Ungewöhnlichste. Grüß deine Eltern von mir." "Mach ich! Und viel Glück bei eurem Lokrennen. Ich hoffe, Du gewinnst diesmal, Rusty!" lächelte Lau und winkte den Dreien zu, bevor sie langsam auf den Fluss hinausglitt und mit der Dunkelheit verschwamm. Eine kleine Weile war noch der goldene Lichtpunkt zu sehen, bis dieser ebenfalls in der hereingebrochenen Nacht verschwand. In dieser Nacht schlief Casey mit einem zufriedenen Lächeln ein. Ob er wohl noch mehr solchen wundersamen Wesen hier begegnen würde? In Udiana gab es ein großes Hallo, als Casey mit Rusty in den kleinen Bahnhof einfuhr. Man hatte die mutige Tag des Lehrlings nicht vergessen. "Hört alle her! Unser Held ist wieder da!" rief Remus. Casey wurde ein wenig verlegen, als der Bahnhofsvorsteher ihn auf diese Weise titulierte. Wie ein Lauffeuer sprach sich die Neuigkeit in dem kleinen Ort herum. Die Dorfbewohner hatten Caseys Tat nicht vergessen, als die Insel fast gänzlich überschwemmt worden war. Es wurde sogar ein kleines Fest zu Ehren der beiden Helden gefeiert und mit noch besserer Laune traten die Freunde ihre Weiterreise nach Via Coronna an. Einige Kilometer vom Rand des großen Deltas hockte Red Caboose missmutig auf einem Felsen. "Bremssand und Schmieröl! Dieser Bengel hat die ganzen Deltabewohner auf seiner Seite! Und ein Umweg würde Tage dauern! Das fängt ja gut an! So werde ich sie wieder aus den Augen verlieren!" knurrte er. Aber es half alles nichts. Er musste den langen Weg nehmen und hoffen, später wieder auf die Spur von Rusty und seinen Freunden zu stoßen. Auch in Via Coronna gab es ein großes Hallo, als der kleine Zug wieder in das Depot einfuhr. "Espresso! Espresso! Sie sind wieder da!" rief Cappuchina aufgeregt und kam ein die große Lokhalle gerollt. "Wer Cara mia?" "Rusty und seine Freunde!" "Bei Cyrills Taten! Sie haben Ihr Versprechen gehalten! Komm, gehen wir sie begrüßen!" "Hast Du gehört, Giovanni?" sprach Vittorio, Espressos Lokführer. "Los, folgen wir Ihnen." Es folgten mehrere herzliche Umarmungen und Schulterklopfen. "Gut siehst Du aus, Rusty! Und hey, dein Anstrich...beim letzten Mal hat noch an manchen Stellen was gefehlt. Aber jetzt bist Du komplett." lächelte Espresso. "Das ist alles Caseys Werk." "Und hast Du weiter trainiert, wie ich es Dir gesagt habe?" "Ja, wenn mich keiner gesehen hat. Aber was glaubst Du, was mir einmal passiert ist..." erklärte Rusty und erzählte von dem Zwischenfall mit dem Baumstamm. "Mama Mia! Du hast das Ding durchgehauen? Das musst Du mir an einer Schwelle vorführen!" "Äh, ich weiß nicht, ob das nochmal klappt. Das war eine reine Reflexhandlung." "Wir werden es aber trotzdem versuchen." "Hätt ich bloß nichts gesagt.." dachte Rusty. Er wusste, das er damals irgendwie nicht er selbst gewesen war... "Wo ist Dinah? Ist sie diesmal nicht mitgekommen?" fragte Cappuchina. "Nein, sie wird zu Hause gebraucht. Aber wir treffen uns in drei Monaten in Heringsburg."antwortete Casey. "Aaah, die Cote d´Or!" seufzte Espresso. "Ich freue mich schon darauf, wenn ich wieder den Urlaubsexpress dorthinziehen darf!" "Aber sag mal, das ist nicht dein Helm, den ich letzes Mal repariert habe. Was ist mit Ihm passiert?"fragte Giovanni. "Habt ihr den Bericht über die Entdeckung von Cyrills Grabmal gesehen?" fragte Rusty. "Und ob! Ganz Torrone war aus dem Häuschen! In den letzten Monaten pilgern immer wieder tausende Leute nach Technopolis, um ihm mit ihrem Besuch zu ehren." nickte der Werkstattleiter. "Na ja, wir haben das Grabmal entdeckt." antwortete Casey etwas verlegen. "IHR wart das?" Vittorio fiel fast die Kinnlade herunter. "Ja, ein ziemlich verrückter Zufall. Aber es soll nicht jeder davon erfahren, sonst haben wir vor Reportern keine Ruhe mehr." "Versteh ich gut. Erzählt doch mal, wir halten dicht." Also berichteten Casey und Rusty von ihrer großen Entdeckung auf der Heimreise von Torrone. "Mama mia!" staunten die Anwesenden. "Und so bin ich zu Cyrills Helm gekommen." erklärte Rusty. "Beim Starlight! Das ist eine große Ehre! Du bist wirklich etwas Besonderes, sonst hätte er sich Dir nicht gezeigt." nickte Espresso anerkennend. Nachdem sich Casey und sein Zug sich eingerichtet hatten, suchte der Lehrling den Stationsvorsteher auf. "Casey Jones! Wie geht es Dir? Ho, Du bist aber gewachsen!" "Guten Tag, Signore Andretti! Ich freue mich wieder hierzusein. Und ich und Rusty haben uns entschieden, nocheinmal Espresso herauszufordern." "Ihr wollt es also noch einmal versuchen. Das ist wirklich mutig." "Ja, Sir. Ich weiß, das letztes Jahr hätte böse enden können, aber Rusty war sehr tapfer." "Das war der kleine Neri in der Tat." "Und er hat fleißig trainiert." "Diesmal werdet Ihr alleine gegen Espresso antreten. Es hat sich kein anderer Herausforderer eingefunden. Auf jeden Fall freue ich mich, das Rustys Augen wieder völlig in Ordnung sind." "Dr. Franco hat damals auch vorbildliche Arbeit geleistet. Nicht zu vergessen, Dr. Sammer. Er hat Rusty bereits zwei Mal gerettet." "Ich habe gehört, der Dottore wird in den nächsten Wochen in Technopolis mit einem Ehrenpreis für seine Arbeit ausgezeichnet." "Das hat er auch wirklich verdient." Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, kehrte Casey ins Depot zurück. Er und Signore Andretti hatten ausgemacht, das das Rennen diesmal in drei Tagen, am Sonntag stattfinden würde. Rusty und Espresso standen vor einem Stapel alter Schwellen, umringt von Dustin, Cappuchina und dem gutmütigen Gallo. "Das klappt doch nie..." murmelte Rusty. "Es wird nicht gehen...." "Versuch es doch einfach. Wir werden auch nicht lachen. Sonst verärgern wir noch den ehrenwerten Cyrill." Rusty seufzte. Er wusste, das Espresso im Rennen keine Nachsicht zeigen würde, auch wenn sie Freunde waren. Also konzentrierte er sich, nahm einen sicheren Stand ein, holte mit seinem rechten Arm aus und ließ seine Faust mit aller Kraft auf die Schwelle krachen! Es knackte einmal laut. Ein "oooohhhh" ging durch die Anwesenden. "Na bitte. Sie ist nicht durch." meinte Rusty geknickt und schüttelte seine schmerzenden Finger. "Aber fast. Sieh Dir das an! Letztes Jahr konntest Du noch nicht mal fest zuschlagen. Du hast gute Fortschritte gemacht. Mal sehen, wie Du dich am Sonntag schlägst." Als die kleine Gruppe sich zerstreuen wollte, um wieder Ihren Arbeiten nachzugehen, ließ ein lautes Knacken alle herumfahren. Espresso und die anderen konnten gerade noch sehen, wie die Schwelle, jetzt in zwei Teile zerbrochen, zu Boden polterte. "Beim edlen Cyrill! Du hast sie doch durchgehauen!" staunte Gallo. Rusty konnte nur sprachlos starren. Hatte der Starlight Express etwa heimlich nachgeholfen? Schneller als gedacht, waren die drei Tage vorrüber, die Rusty mit trainieren und sich vorbereiten verbracht hatte. Tatsächlich fand sich kein zweiter Herausforderer, so das es diesmal wohl keine herumfliegenden Teile geben würde, dem Starlight sei dank. Schon nachdem Casey sich bei Mr. Adretti angemeldet hatte, hingen bald darauf überall in und in der nähe des Bahnhofs und auch bald in den Waggons der Züge Plakate die das Rennen ankündigten. "Habt ihr gelesen? Der kleine Neri aus Kommoran ist wieder da und will es nochmal gegen Espresso versuchen!" redeten die Loks und Waggons aufgeregt durcheinander. "Ich bin gespannt, ob Rusty es diesmal schafft." "Endlich gibt es wieder mal ein Wettrennen! Beim letzten vor zwei Monaten hat unser Espresso ja dem Diesel aus Politanien eine herbe Schlappe erteilt!" "War ja auch klar. Der Bursche hatte auch erst vier Plaketten! Hat sich zu viel vorgenommen." "Auf jeden Fall hat der kleine Neri sicher mehr drauf. Bei bereits sechs Siegen." "Aber obs für einen Siebten reicht?" "Jedenfalls macht er einen besseren Einduck als letztes Jahr. Er scheint stärker geworden zu sein. Hast Du seine Arme gesehen? Sie sind nicht mehr so schmächtig." bemerkte Gallo. Am Samstag Nachmittag vor dem Rennen telefonierte Casey noch einmal mit Francis. "Und-soweit alles klar mit euch? Ist Rusty sehr nervös oder hat er Angst?" "Nervös ist er schon. Aber er versucht es zu überspielen." "Casey.." Logheads Stimme wurde auf einmal ernst." Da ist noch etwas was ich euch sagen muss. Lead ist auf dem Weg nach Pretonia." "Was ? Seit wann?" "Er ist vor zwei Tagen mit einem Güterzug aufgebrochen. Das heißt, er könnte jeder Zeit bei euch im Depot aufkreuzen, bevor er mit seiner neuen Fracht nach Kommoran zurückkehrt! Ich und Pop haben Mr. Corell davon abgeraten und gesagt er sollte irgend eine andere Lok einteilen, doch es ging nicht anders. Ich weiß nicht, ob Lead es wagen wird, Ärger zu machen, aber seid trotzdem auf der Hut!" "Wir halten die Augen offen!" nickte Casey. "Oh mann, das wird Rusty gar nicht gefallen...einer von Grease Brüdern ist hier..." Und so war es auch. "WAS? Ausgerechnet Lead? Der hat mich in Kommoran schon mal in die Schlackegrube geschubst!" "Keine Angst, Rusty, ich halte die Augen offen!" versuchte Casey seinen Lokpartner zu beruhigen. "Hey, konzentirere dich Morgen ganz auf dein Rennen gegen Espresso! Ich und die anderen Kumpels werden auch die Augen offen halten. Wenn der nur eine falsche Bewegung macht, hängen wir ihn kopfüber in die Schlackegrube da vorne!" rief Gallo. Den ganzen restlichen Tag hielten Casey und die Anderen immer wieder ausschau nach dem mattsilbernen Diesel, doch Lead tauchte nicht auf. Ob er im Güterbahnhof von Via Coronna geblieben war? Spät in der Nacht rollte eine dunkle Gestallt so leise wie möglich in das stille Depot. Bei einem Signalmast an der Rennstrecke blieb sie stehen, verhielt dort einige Zeit und rollte dann weiter, bis sie in hinter der großen Lokhalle zum Stehen kam und transformierte. Ein silbrig matter Diesel gab ein erleichtertes Seufzen von sich, ehe er einschlief. Der große Tag war da. Wieder strömten die Menschenmassen zur Arena oder wurden mit Sonderzügen aus der Hauptstadt hergefahren. "Und?" fragte Casey Gallo und Espresso. Beide schüttelten Ihre Köpfe. "Ich habe am Güterbahnhof nachgefragt. Ein Diesel mit Namen Lead ist gestern dort eingetroffen aber seit heute Morgen hat ihn keiner mehr gesehen. Bestimmt ist er auf dem Weg hierher." "Hörte ich da gerade meinen Namen?" Casey fuhr herum. Lead kam langsam auf die kleine Gruppe zugerollt. "Was für ein glücklicher Zufall, das ich heute das erste Mal den kleinen Rusty gegen einen Oberligisten rennen sehen kann! Das wird sicher sehr interessant. Sein zweiter Versuch, was?" "Ich rate Dir, Lead, keine Tricks!" knurrte Casey. "Tricks? Hey, ich bin hierhergekommen, um mich etwas zu amüsieren! Glaubst Du ich kann vor so vielen Menschen und Loks ein krummes Ding drehen?! Ich bin nicht so wie ein gewisser Caboose!" rief Lead entrüstet. "Da ist er!" zischte Rusty, der das ganze vom Lokschuppen aus beobachtete. "Das ist einer von Greaseballs Brüdern?" fragte Espresso. "Ja, Lead!" "Keine Sorge, er wird nicht dazu kommen, igendetwas auszuhecken!-In Ordnung. Wir müssen uns fertig machen! Signore Andretti betritt gerade die Empore. Hast Du deinen Helm, Rusty?" Die Dampflok nickte und hob ihn hoch. Der Bahnhofsvorsteher begrüßte die Zuschauer "Der kleine Neri Rusty aus Kommoran will es dieses Jahr noch einmal versuchen, nachdem er letztes Jahr ja diesen schrecklichen Unfall hatte. Aber Cyrill und dem Starlight Express sei dank, ist er wieder vollständig einsatzbereit. Begrüßen sie mit mir den Herausforderer Rusty aus Kommoran!" Donnernder Applaus brandete auf. Nach seinen schwehren Unfall war Rusty den Bürgern von Via Coronna sehr ans Herz gewachsen und alle freuten sich, das es der kleinen Dampflok wieder gut ging. Na ja, bis auf eine Ausnahme.... "Wie im letzten Jahr ist Dustin sein Waggonpartner. Vielleicht wird es Ihnen heute gelingen, eine Plakette zu gewinnen und damit der Oberliga noch näher zu kommen?" Lead hatte sich auf einen Platz zwischen den anderen Loks und Waggons zurückgezogen. "Na, da bin ich ja mal gespannt, was der Blecheimer zustande bringt..." "Und hier ist unser allseits beliebter Favorit, Espresso! Mit dabei wie immer seine bezaubernde Partnerin Cappuchina!" Wieder brandete donnernder Applaus auf. Espresso rollte mit seinem Waggonmädchen zur Startlinie, wo bereits Rusty und Dustin warteten. "Hals-und Beinbruch, Rusty. Wir sind zwar Freunde, aber beim Rennen werde ich wieder alle Register ziehen." "Ich erwarte auch nichts anderes von Dir. Wenn ich gewinne, dann will ich es mir ehrlich erkämpft haben." "Das ist der richtige Geist! Cyrill kann stolz auf dich sein!" Bevor Rusty seinen Helm aufsetzte, schickte er noch ein kurzes Stoßgebet zum Himmel. "Cyrill..... Starlight Express....bitte wacht über uns und sorgt dafür, das es keinen Unfall gibt." "Hast Du Angst, Kumpel? Die Strecke weckt schließlich böse Erinnerungen..." raunte Dustin. "Ich habe keine Angst. Sonst könnte ich hier gar nicht starten. Aber ich bin nervös. Und Casey ist es sicher auch." Viele hundert Kilometer entfernt, auf einer Strecke in Ruthia, drückte Dinah im Gedanken beide Daumen. "Jetzt müssten sie jeden Moment starten....Rusty, Dustin...ich wünsch euch Glück!" murmelte sie. Und nicht nur sie war im Gedanken bei der kleinen Dampflok und Ihren Waggonpartner... "Alle Loks bereitmachen, setzt eure Helme auf!-Fünf, vier, drei, zwei, eins-START!" rief Signore Andretti und beide Loks sputeten los! Espresso übernahm sofort die Führung. Rusty wollte seine Kräfte schonen, er würde sie noch dringend in der Finalrunde brauchen. So blieb er in der ersten Runde ein ganzes Stück hinter Espresso. "Er traut sich nicht her." meinte Cappuchina. "Das wird er schon noch, Cara mia. Er will seine Kräfte für die entscheidende Runde sparen. Und jetzt hat er keinen anderen Gegner, an dem er zuerst vorbei muss. So blieb die erste Runde ohne nennenswerte Ereignisse. In der zweiten Runde näherte sich Rusty langsam immer mehr der gegnerischen Lok. Er wusste, an Espresso ohne blaue Flecken vorbeizukommen, würde schwierig werden. Plötzlich verlangsamte Espresso in der zweiten Runde drastisch sein Tempo, bis er auf gleicher Höhe mit Rusty lief. "He, kleiner Neri, es wird langweilig! Los, mach Dampf! Das ist ein Rennen und keine Spazierfahrt!" rief der Favorit und versetzte ihm einen ordentlichen Klaps auf die Schulter! "Hast Du etwa Angst vor mir?" "Hab ich nicht!" "Dann zeig was Du kannst! Den Zuschauern wird sonst langweilig! Du läufst hier gegen einen Oberligisten, da muss man schon mehr bieten, schon während der ersten Runden, nicht erst am Schluss!" "Also gut!" nickte die kleine Dampflok und beschleunigte. "Na also, warum nicht gleich so!" grinste Espresso und heftete sich Rusty an die Fersen. "Oh nein, Espresso hat Rusty angestachelt, Gas zu geben! Hoffentlich hält er das durch und verarusgabt sich nicht!" meinte Casey besorgt. "In der Oberliga ist Durchhaltevermögen auch sehr wichtig. Es ist schließlich ein Wettrennen und kein Hintereinanderherfahren." erklärte Giovanni. "Ab der siebten Plakette werden die Rennstrecken auch länger." "Ja, genau so! Lass deine Kolben pumpen!" feuerte Espresso seinen Gegner an. Beide liefen ein kurzes Stück nebeneinander, dann salutierte Espresso grinsend und zog an Rusty vorbei. "Ich darf keine Angst mehr davor haben, verletzt zu werden! Ich muss lernen, einstecken zu können! Ich kann das!" knurrte Rusty und erhöhte sein Tempo. So bestand die zweite Runde größtenteils im Austausch von Attacken. Bald standen Rustys Haare in alle Richtungen ab, aufgrund von Espressos wohl dosierten Stromschlägen. "Elektrische Attacken steckt er ja ganz gut weg." meinte Cappuchina. "Dampfloks sind bekannt für Ihre "dicke Hülle". Die können wenn sie wollen, ganz schön einstecken. Du weißt doch, was man über Cyrills letzte Schlacht überliefert hat. Eine Dampflok kann man nicht so einfach niederringen, so lange man nicht das Feuer oder gar die Lebensflamme erstickt." Ein Glockensignal läutete die dritte und letzte Runde ein, die Signale sprangen von gelb auf grün. Dabei bemerkte niemand, das das grüne Licht über Espressos Gleis etwas zu flackern begann... "Jetzt gehts um die Wurscht!" dachte sich Rusty. "Oh man und mir tut jedes Gelenk weh! Aber ich muss da durch! Das würde auch Cyrill sagen!" Er atmete zwei Mal tief durch, schickte ein Stoßgebet zum Starlight Express und ging auf Höchstgeschwindigkeit. "Ich krieg dich, Espresso!" "Er holt auf! Jetzt will er es wissen!" rief Cappuchina. "Espresso und Rusty laufen jetzt auf gleicher Höhe!-Oh, da hat der kleine Neri wieder einen schmerzhaften Stromschlag einstecken müssen!" kommentierte Mr. Andretti. Knurrend rieb sich Rusty seine schmerzende Seite. "Ob ich mal eine Feuerattacke versuchen soll? Aber ich kann keine Richtige! Egal, irgendwann muss ich das doch hinkriegen!" dachte er "Feuerball!" Pop hatte ihm oft gezeigt, wie man als Dampflok diese Standart-Feuerattacke ausführte. Doch bei Rusty kam nur eine Schwarze runde Rauchwolke aus dem Mund. "Was sollte das denn werden?" lachte Espresso."Kannst Du keine Feuerattacken, kleiner Neri?" "Mist!" fluchte Rusty und ballte seine Fäuste. "Aber ich kann das!" Und schon hatte Espresso einen Schwall Wasser im Gesicht. Prustend schüttelte er sich. "Danke für die Erfrischung!" grinste er. "Nur noch dreihundert Meter bis zum Ziel! Wird der kleine Neri es schaffen?" kommentierte Signore Andretti. "Komm schon, Rusty! Zeigs Ihm!" rief Casey und hielt die Fäuste geballt. "Los, Kumpel, lass knacken!" feuerte Dustin seinen Lokpartner an. "Bei mir knacken schon alle Gelenke!" dachte sich die kleine Dampflolk ironisch. Beide Züge liefen Kopf an Kopf auf das Ziel zu. Der Boden vibirierte unter sechzehn Räderpaaren. Auch der Signalmast, der neben Espressos Bahn stand. Er markierte das Ziel. Doch plötzlich neigte sich der Signalmast knarrend nach vorne, das grüne Licht flackerte wieder, diesmal stärker-und erlosch plötzlich! Und das Stahlgebilde stürzte auf die Gleise zu, bereit, die Kontrahenden unter sich zu begraben! Zuerst schien es, als würden die Kabel der Signalleuchten den Stahlmast vor dem Kippen bewahren, doch mit einem knisternden Funkenregen rissen die beiden Leitungen, das Stahlgerüst war einfach zu schwer. "Vorsicht!" Ein Aufschrei ging durch die Menge! "BREMSEN! BREMSEN!!" brüllte der Streckenposten, welcher dem kippenden Mast zuerst fallen sah und schwenkte wie wild eine rote Warnflagge. "Das schaffen Sie nicht mehr, selbst mit einer Vollbremsung kommen beide nicht mehr rechtzeitig zum Stehen!" rief Vittorio. "Und auch nicht unten durch!" "RUSTY! OH NEIN!" Casey schlug entsetzt die Hände vor den Mund. Mehrere Warnschreie ertönten. "Kumpel! Da!" rief Dustin. "Der Signalmast! Er kippt auf die Gleise! Bremsen!!" "Nicht schon wieder! VER-DAMMT!" fluchte Rusty wütend. Rusty und Espresso traten trotzdem auf die Notbremse -doch das Unglück schien unausweichlich. Beide würden mit dem unstürzenden Mast kollieren. Fast wie in Zeitlupe sah Rusty den Mast vor sich auf die Gleise zukippen. Selbst wenn er beschleunigen würde, würde er es warscheinlich nicht rechtzeitig schaffen vorbeizukommen, bevor der Mast auf die Schienen stürzen würde. Er und Espresso mussten bremsen-aber das bedeutete, das beide Züge mit dem Stahlmast kollidieren würden oder er würde auf sie stürzen-wie jener Brükenpfeiler damals. Schon schlitterten sie mit kreischenden Bremsen und stiebenden Funken unter dem herabkippenden Mast hindurch, der Espresso bereits erreicht haben müsste-plötzlich ein Schrei-ein lauten Knall-und den Signalmast schwang wieder zurück, brach völlig aus der Verankerung und krachte neben den Gleisen auf den Sandigen Boden, eine Staubwolke wirbelte auf. In diesem Moment hätte man in der Arena eine Stecknadel zu Boden fallen hören können. Totenstille herschte auf den Rängen, als Rusty und Espresso mit Ihren Waggons zum Stehen kamen-unverletzt. Und beide hatten das Ziel durchfahren. Signore Andretti erwachte als erster wieder aus der Starre. "Hat die Zielkamera das aufgezeichnet?!" rief er. "Si!" "Ich will sofort die Aufnahmen sehen! Es ging alles so schnell! Wie haben die es geschafft, den Signalmast aus dem Weg zu stoßen?" Die Arena war erfüllt von aufgeregten Murmeln und Rufen. Würde dieser Lauf gewertet werden? Als Vittorio und Giovanni den umgestürzten Mast erreichten, waren bereits zwei Streckenposten anwesend und diskutierten aufgeregt miteinander. "Vittorio! Sieh mal!" "Das metall ist im Bodenbereich teilweise zerfressen! Hier, genau an den zwei Streben die in Richtung der Gleise stehen! Und die Vibrationen bei der Geschwindigkeit-Es wird ja nur bei Rennen mit Höchstgeschwindigkeit gefahren.-es war klar, das der Mast instabil wurde und umgeknickt ist!" "Säure! Sie muss irgendwann ausgelaufen sein-aber von was?" "Oder jemand hat mit Absicht.."murmelte Vittorio. "WAS? Sabotage?!" rief einer der Streckenposten. "Das hat es ja noch nie gegeben!" "Wird schlecht nachzuweisen sein. In den Akkumulatoren vieler Loks befindet sich hochkonzentrierte Säure, das kann wer weiß wann passiert sein...." Kurz darauf verfolgten der Bahnofsvorsteher und einige seiner Mitarbeiter atemlos den Zieleinlauf. "Da-sehen sie! Espresso dreht sich herum, um Cappuchina vor dem Zusammenprall zu schützen-der Mast berührt Ihn fast schon am Rücken-und der kleine Neri-" "-er macht einen Pufferschlag-und haut den Mast mit seinem Arm wieder zurück!" staunte einer der Streckenposten. "Das ging so schnell-man kann es nur in der Zeitlupe richtig sehen!" Als Espresso und Rusty nebst Anhang bei dem umgestürzten Signalmast ankamen, standen bereits etliche Bahnbedienstete aufgeregt und lautstarkt diskutierend an der Stelle. "Euch ist nichts passiert? Ich dachte schon, ich müsste wieder jemanden zusammenflicken!" stöhnte Giovanni erleichtert. " "Nein-wir sind unverletzt." "An alle Anwesenden! Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit!" drang plötzlich Signore Andrettis Stimme aus den Lautsprechern. Sofort wurde es still in der Arena. "Die Auswertung der Zielaufnahmen belegt, das Rusty, der kleine Neri, geistesgegenwärtig im entscheidenden Moment den kippenden Mast mit einem Pufferschlag aus dem Weg geräumt hat! Er hat somit sich und Espesso vor großen Schaden bewahrt!" Im nächsten Moment brandete ohrenbetäubender Jubel auf. Die Zuschauer erhoben sich von Ihren Plätzen, jubelten und applaudierten und stimmten Sprechchöre mit "Rusty, Rusty, Rusty!" an. "Rusty! Hast Du wirklich-" staunte Casey. "Ich-ich weiß nicht...das ging alles so schnell...." schluckte die Dampflok. "Ich habe nur einen fuchtbaren Knall gehört, dachte schon, jetzt kracht er auf meinen Rücken-aber nichts war." murmelte Espresso. "Ich kann es nicht glauben...aber wir haben den Mast zurückkippen und zu Boden gehen gesehen!" "Los, ich will mir auch die Zielaufnahme ansehen!" rief Espresso und die Freunde schlossen sich Ihm an. Dann folgte noch eine Durchsage. "Und das Foto Finish zeigt, das Rusty knapp als Erster die Ziellinie passiert hat! -Ob allerdings dieser Lauf gewertet werden kann, müssen wir erst mit der Rennkommision klären! Aber für uns alle ist Rusty eindeutig der Sieger-oder?" Signore Andrettis Worte fanden lautstark Zustimmung bei den Zuschauern. "Da vorne ist der Überwachungsraum!" rief Giovanni. "Da seid Ihr ja. Ich bin froh, das euch nichts passiert ist! Und Du Rusty....mama mia, wie hast Du nur so schnell reagieren können?" sprach Signore Andretti, der gerade die Tür öffnete. "Nun-äh..." begann die kleine Damplok unsicher. "Dürfte ich mir die Zielaufnahme auch einmal ansehen?" drängelte sich Casey vor. "Aber natürlich. Kommt mit." Casey und seine Freunde folgten dem Stationsvorsteher zu einem Monitor. Staunend verfolgten alle den Zieleinlauf auf dem Schirm. "Unglaublich, nicht?" "Wie bei den Baumstämmen damals..." murmelte die kleine Dampflok. "Du hast uns vor schlimmen Schäden bewahrt! Mama Mia! Cyrill kann stolz auf dich sein!" rief Cappuchina und fiel Rusty um den Hals. "Genau! Ich hab schon den Mast kurz auf meinem Rücken gespürt, doch bevor er richtig getroffen hat, war er schon wieder weg!" nickte Espresso. "Auf jeden Fall hat der kleine Neri geistesgegenwärtig gehandelt! Er ist wirklich besser geworden! Und ich gönne Ihn auf jedenfall den Sieg, sollte der Lauf gültig sein." "Wir werden unsere Loks alle auf dem Prüfstand schicken und sehen, ob eine eine undichte Stelle hat. Aber das hätten sie normalerweise von selbst gemerkt und sofort gemeldet! Und ich hatte keinen Fall von ausgelaufener Säure in den letzten Stunden oder Tagen." erklräte Giovanni. "Also wohl doch Sabotage!" "Das wäre eine unglaubliche Schweinerei!" knurrte der andere Streckenposten."So etwas hat es hier in Torrone noch niemals gegeben!" Zur gleichen Zeit, in einer dunklen Ecke der Arena... Lead fluchte leise vor sich hin. "So ein Mist! Es hätte fast geklappt und er wäre mit dem Mast kollidiert!" dachte er sich."Wieso ist dieser Dampfeimer auf einmal so stark?! Besser ich verschwinde von hier...aber noch nicht ganz, sonst ist es zu offensichtich das ich was damit zu tun gehabt habe! Es steht ja noch aus, ob der Lauf gewertet wird...wenn nicht, wars wenigstens ein Teilerfolg..." "Bis wann wissen wir, ob der Lauf und der Sieg Rustys gültig sind?" fragte Casey unterdessen. Er saß mit Gallo und allen anderen anwesenden Loks in einer Ecke der Tribühne zusammen. Vittorio hatte sich auf den Weg gemacht, um auf Caseys Wunsch sich nach dem Aufenthalt von Lead zu erkundigen. Auch zwei Waggonmädchen hatten sich bereiterklärt, sich umzusehen. "Signore Andretti setzt sich gerade mit den Mitgliedern der Rennkommision von Torrone zusammen. Die brauchen warscheinlich eine Stunde, vielleicht gehts auch schneller, bis sie eine Einigung gefunden haben. Jedes größere Land hat so eine Kommision, meist in der Hauptstadt, die in solchen Fällen wie heute das letzte Wort hat." erklärte Giovanni. Draußen auf dem Betriebsgelände wurde gerade der beschädigte Signalmast geborgen und zur weiteren Untersuchung in die Werkstatt gebracht. Der Werkstattmeister und seine Leute wollten sich den Schaden später genauer ansehen. "Die sehen, was ich gemacht habe?" schluchte Rusty. "Ja und? Sollen sie deine Heldentat ruhig sehen. Schließlich gehts um unseren Einzug in die Oberliga!" meinte Casey. "Ist Dir das etwa peinlich?" "Na ja....zu viel Bekanntheit ist mir auch nicht ganz geheuer. Grease findet das ja ganz toll, wenn er überall erkannt und angehimmelt wird, aber ich möchte lieber nicht so bekannt wie ein bunter Hund werden." "Nun...aber das wird sich mit der Zeit wohl nicht vermeiden lassen. Bleib einfach wie Du bist und Du wirst die Annerkennung kriegen, die Du verdienst. Und hab einfach mehr Selbstvertrauen. Einen Anfang hast Du schon gemacht." Endlich, vierzig Minuten später, betrat Signore Andretti wieder den Überwachungsraum. Die Zuschauer hatten ausgeharrt, jeder wollte nun wissen, wie die Rennkommision entschieden hatte. "Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit! Die Rennkommision hat sich beraten und eine Entscheidung getroffen! Das heutige Rennen wird für gültig erklärt! Der Sieger heißt somit Rusty aus Kommoran!" Tosender Beifall und Jubel brandete auf. "Verdammt!" fluchte Lead, der die Nachricht über die Lautsprecher auf dem Hauptbahnhof mitgehört hatte."Das gibt einen Rüffel von Grease!" "YEAH! Hast Du das gehört, Rusty? Wir haben es geschafft!" jubelte Casey. "Toll, Kumpel!" "Ich bitte den Neri Rusty und seinen Lokführer zur Siegerehrung auf das Podium!" "Kommt, Ihr Beiden!" rief Casey und Espresso musste erst mit einem Schubs nachhelfen, damit Rusty sich in Bewegung setzte. "Ach, ich wünschte, Dinah wäre jetzt hier..." seufzte Dustin. "Ich auch..." murmelte Rusty. Zur gleichen Zeit in Kommoran... "Woo-woooo! Ja, das ist mein Junge!" jubelte Pop und vollführte einen Freudentanz, als er das Ergebnis im Radio gehört hatte. "Ho, langsam alter Junge! Bring den Lokschuppen nicht zum Einsturz." grinste Pop. "Sie haben es geschafft! Sie sind endlich in der Oberliga!" rief Dinah und die Waggonmädchen Buffy, Ashley und Lizzy, ein zweite-Klasse Waggon kreischten und jauchzten vor Freude. "Gut gemacht, Rusty und Dustin. Gratuliere, Casey." lächelte Francis. Ganz anders war die Stimmung bei den Dieseln im Lokschuppen am anderen Ende des Bahnhofs. "Verflucht! Jetzt kann der Dampfeiner gegen Oberligisten antreten! Sogar gegen mich!" knuurte Grease und hieb mit seiner Faust gegen die nächstgelegene Wand, sodaß der Putz herabbröckelte. "Die Sache mit dem Signalmast geht sicher auf Leads Konto und es hätte fast geklappt! Wie schafft dieser Dampfeimer das nur?" fluchte Steel. "Und wo steckt bloß dieser Red Caboose? Von dieser roten Ratte hört man gar nichts mehr!" bemerkte Copper. "Erwähne bloß nicht diesen Versager! Der soll bleiben, wo der Pfeffer wächst!" grollte Greaseball. "Schalt den Kasten ab, ich will den Quatsch mit der Siegerehrung gar nicht mehr hören!" "Ich danke euch allen!" rief Rusty glücklich und hob die Plakette hoch. "Vor allem danke ich euch, meine Freunde." "Nein, wir haben zu danken! Du hast Espresso und Cappuchina vor Schaden bewahrt." bemerkte Gallo. "Du bist der Größte, Rusty!" rief Espresso und stieß seine Faust in die Luft. "Nanu, Lead? Freust Du dich nicht, das Rusty gewonnen hat? Schließlich ist er doch eine Lok aus deinem Bahnhof." bemerkte Vittorio, als er den silbernen Diesel entdeckt hatte. "Ph, der schafft es doch nie, so gut wie mein Bruder Grease zu werden!"brummte dieser. "Wenn Du dich da mal nicht täuscht..." Lead begann zu lachen. "Das soll wohl ein Witz sein? Rusty ist ne alte Damplok! Wenn er so schnell wie mein Bruder wird, fällt er auseinander! Oder sein Kessel explodiert! Hahaha! Irgendwann stößt er an seine Grenzen und dann wird er einsehen müssen, das der ganze Quatsch mit dem Rennen verlorene Liebesmüh war! Grease ist zwanzig Mal stärker, der stampft Ihn ungespitzt in den Boden!" "Wenn Du meinst....wir werden ja sehen, wer Recht hat." meinte Vittorio."Sag mal...mit Dir ist doch alles in Ordnung, oder? Kein Leck in deinem Akkumulator?" "Eh? Wieso fragen Sie? Ich bin in bester Ordnung!" "Na ja..irgendeine Lok muss Säure verloren haben, Du hast ja sicher mitbekommen, was während des Rennens passiert ist." "Wollen Sie etwa behaupten, das ICH-" "Ich behaupte gar nichts. Aber aus Sicherheitsgründen werden alle Loks mit Akkumulatoren morgen einem Schnellcheck unterzogen." "Meinetwegen. Aber ich muss morgen früh wieder zurück. Meine Fracht ist verderblich und duldet keinen Aufschub!" "Und?" fragte Casey am anderen Tag. "Wir haben alle Loks überprüft. Lead zuerst, weil er früh wieder zurück musste. Wir konnten nichts verdächtiges bemerken. Der Säurestand seines Akkus war okay. Und kein Hinweis darauf, das in letzter Zeit Säure ausgelaufen ist." erklärte Giovanni und breitete resigniert die Arme aus. "Mist! Dann muss er es anders gemacht haben! Lead war es! Da verwette ich meine Taschenuhr!" knurrte Casey. "Und wenn schon. Er hat damit sein Ziel nicht erreicht. Du hast deine siebte Plakette gewonnen. Mit der Achten werdet Ihr dann ebenfalls Oberligisten." erklärte Espresso. "Und wohin wird euch eure Reise nun als nächstes führen?" fragte Vittorio. "Nach Pretonia. Wir wollen uns dort mit Dinah treffen Es dauert noch fünf Wochen, bis sie nach Heringsburg kommt. " Euer Weg führt euch durch Conrail. Ich habe gehört, das es dort Unruhen gegenben hat, als fast alle Bremswagen dort außer Dienst gestellt wurden. Und Bremswaggons die man vernachlässigt, können ziemlich übellaunig werden." erklärte Vittorio. "Das haben wir schon an Red Caboose bemerkt. Aber Conrail kann doch seine Bremswagen nicht einem ungewissen Schicksal überlassen." "Man sucht auch gerade nach anderen Ländern oder Bahnstationen, die welche aufnehmen könnten. Die Umstellung und Modernisierung ging dort ein wenig zu schnell von statten. Und wegen dem großen Güterverkehr dort waren entsprechend viele Bremswaggons in Betrieb." "Ich verstehe. Wir werden wachsam sein." nickte Casey. Am nächsten Morgen war alles für die Weiterreise bereit. "Rusty, Du und deine Freunde werdet uns hier immer willkommen sein." "Ich danke Dir, Espresso." lächelte die kleine Dampflok. "Und grüßt Dinah von uns." bemerkte Cappuchina. "Das werden wir. Ich soll euch übrigends schöne Grüße von Ihr ausrichten. Wir haben gestern noch mit Kommoran telefoniert. Alle waren natürlich in heller Aufregung, als sie das mit dem Mast gehört haben, aber auch überrascht und erleichtert, das das Schlimmste verhindert werden konnte." antwortete Casey. "Also dann, Gute Reise!" wünschten Giovanni und Vittorio. Rusty und Dustin transformierten und Casey bestieg das Führerhaus. "Machts gut und vielen Dank für die leckeren Vorräte!" Zufrieden dampfte Rusty aus dem großen Betriebsgelände und ließ zum Abschied seine Pfeife ertönen. "Auf Wiedersehen, Gallo!" rief Casey als sie unterwegs dem Diesel begegneten. "Alles Gute, euch Beiden ! Und möge Cyrill euch beschützen!" "Also auf zu neuen Abenteuern!" lachte Casey und ließ sich den Fahrtwind um die Nase wehen. "Aber ohne Red Caboose bitte!" brummte die kleine Dampflok. "Ob das wohl klappen wird?" „Hoffentlich ist der Kerl da wo der Pfeffer wächst!“ Immer weiter blieben Via Coronna und die große Arena in der Ferne zurück, bis der Rundbau hinter dem Horizont verschwand. Und Casey wusste bereits, wer der Nächste Gegner sein würde, als er sein Informationsbuch zur Rennliga, in das er einen Blick hineingeworfen hatte, wieder zuklappte. Fortsetzung folgt.... Kapitel 3: Verschleppt-das Schicksal der Con-Cabooses ----------------------------------------------------- Endlich habe ich Zeit gefunden diese FF weiterzuschreiben. Ich hoffe, es kommt nichts dazwischen und ich kann fließend weitermachen. 3. Verschleppt-das Schicksal der Con-Cabooses "Oh mann, ich dachte, ich finde nie aus diesem Torrone herraus! Ich hätte mich fast in diesem Delta verirrt, nachdem ich die Panther abschütteln konnte!" knurrte Red Caboose als er einsam die zweigleisige Strecke entlangrollte. Er war froh, endlich weit genug von der Gegend zu sein, wo er letztes Jahr dieses schreckliche Erleblins gehabt hatte. Beinahe von einem wütenden Flussgeist ertränkt zu werden. Er schwor sich in nächster Zeit einen großen Bogen um alle Gewässer zu machen. "Was wohl der Dampfeimer und dieser nervige Lehrling wohl gerade treiben? Ich muss mal wieder auf einen Bahnhof und die Züge dort ausspionieren. Oder eine Eisenbahnerzeitung ergattern." murmelte er. "Mann, die Gleise hier sind ja ganz schön zugewachsen! Scheint, als wäre die Strecke hier stillgelegt oder so was." "Nanu? So ganz alleine unterwegs?" Red Caboose hielt mit quietschenden Bremsen und sah sich um. "Wer ist da? Komm raus!" rief er. Ein fremder Bremswagen rollte langsam aus seiner Deckung. Er war himmelblau lackiert und trug ein großes, gelbes C auf dem Brustkasten. Und sie war weiblich. "Wow! Das gleiche könnte ich dich auch fragen! Was macht so ein hübsches Fräulein ganz alleine hier draußen? Ich hab schon ewig lange kein Caboose-Mädchen mehr gesehen!" "Sie ist nicht alleine, Fremder!" Weitere Bremswaggons der gleichen Farbe und Beschriftung kamen von allen Seiten aus Ihrer Deckung hervor und umringten den Neuankömmling. "Was machst Du hier, Fremder? Das ist unser Revier!" fragte ein männlicher blauer Caboose. "Ich bin nur auf der Durchreise, Leute. Wo bin ich hier eingentlich?" "Im Grenzland zwischen Torrone und Conrail. Fast unbewohntes Gebiet hier." "Und was macht Ihr hier alle? Seid ihr auch abgehauen, weil euch die Arbeit stinkt?" "Aha! Du bist also ein Streuner! Das hab ich mir gleich gedacht!" "Ich und meine große Klappe!" verfluchte sich Red im Innern. "Deinem Aussehen nach stammst Du aus Ruthia. Du bist ja ganz schön weit weg von zu Hause." grinste ein anderer blauer Caboose. "Ihr wollt mich doch nicht etwa verpfeifen? Wir sind doch alle Brüder..und Schwestern...Wer seid ihr blauen Jungs und Mädels mit dem gelben C eigentlich?“ „Wir sind Con-Cabooses aus Conrail. Vor einigen Monaten hat man uns alle bis auf drei ausgemustert! Weil sie uns nicht mehr brauchten! Genauso erging es unseren Bremsern!“ „WAS? Man hat euch ausrangiert? Gefeuert? - Jaja, es ist überall dasselbe Problem. Seit die Waggons eigene Bremsen haben, die von der Lok gesteuert werden, ist unsere Zeit abgelaufen!“ seuftze Red. „Aber Mr. Snare hat sich das nicht gefallen lassen. Er hat uns zusammengetrommelt weil er uns als Bewacher für seine Kristallmine braucht. Und wenn er ein paar Arbeitskräfte braucht, beschaffen wir sie Ihm. So haben wir wieder etwas zu tun. Unser Boss hat uns die Hälfte vom Profit versprochen. Wenn alle Kristalle abgebaut sind, wird der Gewinn geteilt.“ "Eine Kristallmine? Wo befindet die sich?" "Oben in den Bergen." "Und wer ist dieser Mr. Snare?" "Was selbst mal ein Bremser. Aber er hat nicht die Hände in den Schoß gelegt. Er hat mal von alten Claims in den Bergen gelesen und ist mit uns auf die Suche gegangen. Und Bingo-wir wurden fündig!" "Hey, ist es gut dem Fremden alles zu erzählen, CC-Grove?" knurrte ein schwarzhaariger Con-Caboose. "Hier zurücklassen werden wir den Kerl sowieso nicht. Mr. Snare freut sich über jede helfende Hand." "Äääh...ich habe aber nicht vor, hier zu verweilen, ich muss dringend weiter..." stammelte Red, dem es langsam dämmerte, das er hier in eine subtile Gesellschaft geraten war. Um ein Mine zu betreiben, bedafte es spezieller Vorlagen und Leute. Nicht jeder konnte einfach so Bodenschätze ausbeuten, vor allem glaubte er kaum, das dieser ehemalige Bremser eine Konzession hatte. Red wusste über Bergbauregeln Bescheid, eine Konzession kostete viel Geld. Und ohne Fachleute lief sowieso nichts. "Nix da! Du kommst schön mit uns mit, Roter!" Und schon packten mehrere Hände zu und hielten Red an den Armen fest. „Na großartig! In was bin ich da wieder reingeraten!“ dachte sich Red Caboose verzweifelt, als er von seinen blauen Kollegen umringt und weggebracht wurde. Nach mehreren Stunden Fahrt über alte wacklige Gleise, die plötzlich mitten in einem unwegsamen Wald am Fuß eines Gebirges endeten, ging es über Stock und Stein weiter. „Au! Aua! Meine Räder! Wo bringt Ihr mich denn hin?“ „Hört euch den Weichkeks an! Kein Wunder, wenn man zeitlebens auf ruhigen Gleisen gerollt ist! Hier musst Du dich umgewöhnen, Roter! Wir rollen auch da, wo keine Gleise verlegt sind! Unsere Räder und Fahrgestelle haben sich daran gewöhnt.“ höhnte CC-Grove. Red Caboose biss die Zähne zusammen und versuchte, so gut es ging, losen Steinen und herumliegenden Ästen auszuweichen. Dies war wirklich keine Gegend für Waggons geschweige denn für Loks! Auf einmal lichtete sich der Wald und gab den Blick auf eine mit Gestrüpp überwucherten hohen Palisadenzaun frei, der nach wenigen Metern mit der dichten Bewaldung verschmolz. Einsame Gegend, ein versteckter Ort. Klar, hier ging es nicht mit rechten Dingen zu, waren Red Cabooses Gedanken, als sich eine kleine Tür im Zaun öffnette. Ein grobschlächtig aussehender Mann in nicht schmuddeliger Arbeitskleidung trat heraus. Und er trug ein Gewehr im Arm. „Mist, wo bin ich hier nur gelandet? Das ist ne´ illegale Mine, klarer Fall!“ „Mach schon das Tor auf, Belroy, wir habens eilig!“rief der vorderste der C-Cabooses. „Wo habt Ihr denn den aufgelesen, CC-Baker? Seid Ihr nicht schon genug?“ „Er wird in der Mine helfen, also mach schon!“ knurrte CC-Grove. Der Mann knurrte unwirsch und verschwand wieder durch die Tür. Wenig später schwang ein großer Torflügel auf und gab den blick auf eine weitläufige Minenanlage frei, die sich teilweise an einem Berg hochzog. Eiligst verlegte Gleise, schäbige Hütten aus Wellblech und Holz, Abraumhalden mit Geröll. Und zwischen den Felsen Männer in schäbiger Kleidung, die sich zwischen den Felsen zu schaffen machten, Stücke herausbrachen oder nach etwas gruben. Und am Fuß der Felswand führte eines der Gleise in einen Stollen. Nur eine Hütte machte einen besseren Eindruck. Sie stand ein wenig Abseits zwischen einer Gruppe von Bäumen. Auf diese hielten die Con Cabooses mit Red nun zu. „Hey, Boss! Wir sind wieder zurück!“ rief CC-Grove. Ein breitschultriger, streng dreinblickender Mann von etwa vierzig Jahren mit wettergegerbtem Gesicht trat ins Freie. Er trug einen zerschlissenen Anzug, der Ihm wohl eine gewisse Würde verleihen sollte, dies aber nur bedingt erfüllte. „Und? Hattet Ihr Erfolg?“ wollte der Boss wissen. „Nicht direkt, Mr. Snare. Aber wir haben noch einen freiwilligen Helfer aufgelesen.“ grinste CC-Baker etwas nervös und schubste Red Caboose nach vorne. Das ernste Gesicht des Mannes im Anzug verfinsterte sich. "Ich sagte doch, ich brauche noch eine Lok, nicht noch einen Bremswaggon!" knurrte Mr. Snare. "Wir haben leider Keine gefunden, Boss." "Vielleicht kann ich helfen. Ich wüsste eine Lok, die sich hier gut machen würde! Sie ist schnell..und sehr stark!" mischte sich nun Red in das Gespräch ein. „Ach ja? Und wo soll die sein? Willst Du die etwa aus Ruthia hier anschleppen?“ brummte Mr. Snare. Das geübte Auge des Leiters der Mine hatte Red Caboose sofort an seiner Registrierung erkannt. „Der Kerl weiß gut über Bremswaggons Bescheid!“ dachte Red. „Klar, die sagten ja, er sei früher ja selbst Bremser gewesen.“ „Nein, die Lok von der ich rede, muss hier in der Nähe sein. Sie zieht wie ich alleine umher. Mr, Snare, ich schlage ihnen ein Geschäft vor. Sie lassen mich laufen und ich besorge ihnen die Arbeitslok, die sie brauchen.“ „Hmmm....“ „Der Bursche ist echt ein echtes Arbeitstier! Eine Dampflok. Nicht besonders groß, also wie geschaffen für den Stollen.“ „Also schön. Schaff mir diese Lok hierher. Aber den Lokführer kann ich hier nicht brauchen! Verschwindet einer von denen, wimmelt es bald hier von Suchmannschaften!“ „Und Sie lassen mich dann rollen?“ „Das werden wir noch sehen. Bring mir erst einmal diese Lok! Und damit Du nicht einfach abhaust, werden vier meiner Jungs hier dich begleiten.“ „Na klar! Doof ist der nicht!“ dachte Red Caboose seufzend und blickte auf die vier männlichen Con-Cabooses, die Mr. Snare auswählte und anrollen ließ. „Okay, dann mal los! rief CC-Claw, ein besonders kräftiger Bremswaggon mit einer Narbe auf der rechten Wange und versetzte Red einen Stoß. Er taumelte nach vorne und hätte sich der Länge nach hingelegt, wenn er sich nicht an einem Felsbrocken festgehalten hätte. Seufzend schloss er sich seinen blaulackierten Kollegen an. Irgendwann würde er schon eine Gelegenheit finden, sich aus dem Staub zu machen. „Conrail….“ Leise murmelnd las Casey in seinem Bahnreiseführer. „Hey, Rusty. Wusstest Du, das es in Conrail die meisten Cabooses gab? Aber seit den letzten zwei Jahren wurden fast achzig Prozent davon ausgemustert. Was die Burschen jetzt wohl machen?“ fragte er sich. „Als ob mich das interessieren würde! Ich kann Cabooses nicht ausstehen!“ knurrte Rusty, welcher es sich auf einem Felsen gemütlich gemacht hatte. „Ich fände es schrecklich, wenn man mich ausmustern würde!“ klagte Dustin zitternd.“Was würde dann aus mir werden? Ich würde langsam auf einem Abstellgleis verrosten!“ „Hey, hey, Dustin. Keine Panik. Dich wird niemand ausmustern. Dafür bist Du zu nützlich.“ beruhigte Ihn Casey. „Und auch ich würde das niemals zulassen, Kumpel.“ bemerkte Rusty und klopfte Dustin beruhigend auf die Schulter. „Vergiss nicht, Du bist mein Rennpartner.“ Der Tenderwaggon lächelte erleichtert. Zur selben Zeit, gar nicht weit entfernt… „Schon drei volle Tage gondeln wir hier in der Gegend herum! Und keine Lok weit und breit!“ „Ich glaube, die Lok von der Du faselst, gibt es gar nicht! Du hast nur eine Ausrede gesucht, um bei nächster Gelegenheit zu türmen!“ knurrte CC-Claw und ließ seine Knöchel knacken. „Nein, Jungs, ich sag die Wahrheit! Diese Lok gibt’s wirklich! Sie ist mit einem Lehrling auf Reisen!“ „Dann können sie ja überall in der Weltgeschichte herumdampfen! Und am Ende erwischt man uns noch und sperrt uns in einen alten Lokschuppen! Uns kannst Du nicht für dumm verkaufen, Roter!“ grollte CC-Baker und rollte nervös auf dem zweigleisigen Schienen auf und ab. „Hey, Jungs, was haltet Ihr davon, wenn wir Ihn Stück für Stück auseinander nehmen?“ „Verdammt, die werden mich ungespitzt in den Boden stampfen! Ich muss-„ Plötzlich ruckte Red Cabooses Kopf herum. Er hatte etwas gehört. Das zischende Stampfen einer Dampflok. Sollte etwa… „Hey, Con´s, seid mal still! Hört Ihr das?” sprach Red. CC-Claw hob seinen Kopf und zog die Luft ein. „Ich rieche eine Dampflok…los, wir sehen nach!“ rief er. „Ich glaubs nicht! Der hat uns gar nicht angeflunkert?“ meinte CC-Baker. „Es kommt aus dieser Richtung!“ „Leise Leute! Die dürfen uns nicht bemerken!“ Das Gelände ist gebirgig und felsig. Und die Gleise machen viele Kurven. Die werden uns erst im letzten Moment bemerken.“ CC-Claw war der Vorderste. Plötzlich blieb er ruckartig stehen und stieß die Ihm folgenden Waggons zurück. „Die befinden sich gleich hinter diesem Hügel! Hocken alle drei auf einem Felsen und machen Pause.“ zischte der Bremswaggon. Red Caboose rollte langsam vor und lugte hinter dem Felsen, um den sich das Gleis schlängelte, hervor. „Oh mann, ich glaub es nicht! Da sind die drei ja! Ohne Dinah diesmal….das macht die Sache einfacher. Hey, Claw! Da ist die Lok, von der ich gesprochen habe! Na, siehst Du, ich hab nicht gelogen!“ zischte Red. „Glück für dich, Roter!“ knurrte CC-Claw leise. „Okay, dann fang mal an! Aber wehe, Du machst ein krummes Ding, wir behalten dich im Auge! Und glaub nicht, das Ihr gegen uns ankommt! Wir sind keine normalen Cabooses, vergiss das nicht! Con-Cabooses wird nachgesagt, das sie die stärksten und gefürchtetsten unter den Bremswaggons seien!“ „Schon gut. Ihr könnt mir vertrauen.“ Die Con-Cabooses schnaubten verächtlich. „Was denn?“ „Trau niemals einem fremden Caboose!“ gab CC-Baker von sich. Grummeld drehte sich Red um und machte sich bereit. Casey und Rusty zuckten erschrocken zusammen, als sie eine altbekannten Spruch hörten. „Ich will über alle Gleise regieren, und mir mein eigenes kleines Reich kreiren. Liebe und Freundschaft-darüber lache ich! Mehr Macht, das reizt mich! Ich bin Red Caboose und spiele nicht fair, also gebt lieber auf und wehrt euch nicht mehr!“ „Das darf doch nicht wahr sein! Ich habe gehofft, diese Leier nie wieder hören zu müssen!“ stöhnte Rusty. „Red Caboose!“ rief Casey wütend. “Habt Ihr mich vermisst?” grinste der rote Bremswaggon. „Ganz und gar nicht! Du treibst dich also immer noch herum? Lass uns in Ruhe!“ rief Dustin. „Was wollt Ihr gegen meine Anwesenheit tun? Mich einfangen? Versuchts doch“ Wir sind hier ganz unter uns! Keiner kann euch helfen!“ grinste Red Caboose, schnitt eine Grimasse und streckte die Zunge heraus. „Glaubst Du, ich werde nicht mit Dir fertig?! Ich habe keine Angst mehr vor Dir!“ zischte Rusty. „Ach, so mutig auf einmal? Dann hol mich doch! Zeig mir, was Du kannst.“ „Rusty, sei vorsichtig! Der führt doch was im Schilde…“ flüsterte Casey. „Und wenn schon! Der kann was erleben! Dustin, los, den kaufen wir uns!“ „Ja, jetzt kann er was erleben!“ rief der Tender. „Casery, Du bleibst hier. Das ist eine Sache zwischen und Loks und Waggons. Der kriegt jetzt so ne´ Abreibung von mir für all den Ärger, den ich durch Ihn erdulden musste!“ Und schon stürzten die kleine Dampflok und der Tender los, bereit, den unverschämten Bremswaggon zu ergreifen! „Rusty! Nein! –Oh mann! Der geht hinter Ihm her ohne nachzudenken! Da ist doch sicher etwas faul!“ fluchte Casey und beeilte sich, seine abgelegten Rollerblades wieder anzulegen. Red Caboose war im nächsten Moment hinter der Kurve verschwunden, gefolgt von einer wütenden Dampflok und ihrem Tender. Aber es wurde nur eine kurze Verfolgungsjagd, den zwei S-Kurven später wurden die Verfolger Reds durch ein langes dickes Stahlseil, das quer über die Gleise gespannt war, gestoppt. „Verdammt! Er hat uns wieder reingelegt! Und diesmal hat er sogar Verstärkung dabei!“ fluchte Rusty. „Wer sind die Typen! Die sehen fast so aus wie er!“ rief Dustin. „Schnappt sie euch!“ rief CC-Grove und die beiden blauen Bremswaggons, die das Stahlseil hielten, rollten schnell aufeinander zu, um es um die Körper der beiden zu schlingen. „Hee, hört auf damit!“ rief Dustin. Rusty reagierte sofort. Ohne groß zu überlegen, stieß er Dustin vom Gleis, der daraufhin den schrägen Abhang rückwärts hinunterrollte, noch bevor sich das Stahlseil ganz um Ihn gewickelt hatte. Sein erschrockener Schrei wurde von der aufgewirbelten Staubwolke verschluckt. „Verdammt! Der Dicke geht uns durch die Lappen!“ schrie einer der blauen Bremswaggons. „Das war nicht besonders gescheit von Dir, Dampfer! Da geht’s ganz schön steil runter! Dein Kumpel wird sich den Hals brechen!“ knurrte CC-Grove, während Rusty immer weiter eingewickelt wurde. Eine Seilschlinge legte sich um seinen rechten Arm und zog Ihn an seinen Körper. Diese blauen Bremswaggons waren so geschickt wie Cowboys, die ein entflohenes Rind einfingen. „Muss-Transfor-„ keuchte die Dampflok und versuchte sich zu konzentrieren. „Achtung!“ rief CC-Claw, der das eine Ende des Stahlseils festhielt. „Schnell, er darf nicht transformieren!“ rief CC-. Baker. „-mati-AH!“ Ein harter Schlag mit einer Metallstange traf Rustys Kopf. Die Damplok kippte und krachte zu Boden. „Na, hoffentlich ist sein Schädel noch ganz.“ meinte Red Caboose. „Ein Eisenschädel ist härter als ein Knochenschädel, Roter. Er kann höchstens ne Delle kriegen.“ Inzwischen hatte auch Casey den Ort des Zwischenfalls erreicht und hatte mitansehen müssen, wie Rusty niedergestreckt worden war. „Hey! Was fällt euch ein? Lasst sofort meine Lok in Ruhe! Red Caboose! Diesmal bist Du zu weit gegangen!“ rief Casey wütend. „Verdammt! Das ist der Lehrling!“ fluchte CC-Grove. „Ich hab doch gesagt, wir hätten den Roten nicht als Lockvogel nehmen sollen! Der ist zu bekannt bei den Beiden und der Bengel hat Lunte gerochen!“ „Zieht Ihm auch eins über und lasst Ihn dann liegen!“ zischte Red. „Spinnst Du? Der wird keine Ruhe geben und uns die Ranger und die Polizei auf den Hals hetzen!“ „Ihr wollt Ihn doch nicht etwa…“ schluckte der rote Bremswaggon. Er war zwar hinterhältig, doch einen Menschen das Leben nehmen? Er hätte es fast einmal getan. Damals auf der Insel im Delta. Damals war er rechtzeitig von seinem Vorhaben abgebracht worden. Zum Glück. Er hatte lange darüber nachgedacht. Ein Menschenleben war Greaseballs Gunst nicht wert. Absolut nicht. So weit wollte er niemals gehen, hatte er sich deshalb geschworen. Und keine Lok oder kein Waggon hatte es jemals gewagt, einem Menschen das Leben zu nehmen. Und Red wollte wirklich nicht der Erste sein. „Rusty! Habt Ihr ihn etwa niedergeschlagen? Und wo ist Dustin?“ rief Casey wütend. „Ihr seid wohl alle Streuner! Das werde ich melden, verlasst euch drauf!“ „Baker! Schnapp Dir den Jungen!“ befahl CC-Grove. Der besagte Bremswaggon stürmte auf Casey zu. „Mist! Wenn der mich erwischt, wer weiß, was die mit uns anstellen! Ich brauche Hilfe! –Gut, das ich meine Inliner anhabe! Der wird sich wundern!“ dachte Casey, wendete und spurtete los. Ein Glück für Ihn, das die Gleise in dieser Welt keine Schwellen hatten und er wie die Loks und Waggons die ebene Stelle zwischen den Gleisen nutzen konnte. Und wie gut er das konnte, zeigte er nun den blauen Cons. „Was hat denn der für komische Schuhe an? Mit Rädern? Aber der ist doch kein Waggon. Ph, bestimmt wieder so ne verrückte Erfindung aus Elektanis, weil manche Menschen wie wir sein wollen…“ knurrte der Bremswaggon. „Weglaufen nützt nichts! Ich hab dich gleich!“ „Das wollen wir erst noch sehen! Versuch mich zu kriegen, Blauer!“ „Vielleicht kann ich sie im Canyon da vorne abschütteln!“ dachte der Junge, verließ das Gleisbett und raste auf die zerklüfteten Felsten zu. „Die Felsen sind ziemlich glatt und abgeschliffen! Eine richtige Skater-bahn! Da wird selbst der Blaue Schwierigkeiten haben!“ „Wieso dauert denn das so lange! Kann der nicht mal einen kleinen Jungen einfangen?“ knurrte CC-Grove gereizt. „Los, schaut mal, was der macht! Ich bleib bei der Lok!“ Die verbliebenen beiden Con-Cabooses nickten und machten sich an die Verfolgung. „Ich werde Ihnen helfen.“ sagte Red Caboose und wollte sich den Zweien anschließen. „Nichts da! Du bleibst bei mir!“ „Na schön!“ knurrte Red und verschränkte brummig die Arme vor seinem Brustkasten. „Da vorne ist Baker! –Was macht der da zwischen den Felsen?“ „Er jagt den Bengel! –Hey, seht mal, das gibt’s doch nicht! Hast Du schon mal so einen wendigen Menschen auf Räderschuhen gesehen?“ rief CC-Claw. „Uah! Der fährt schräg an einer Felswand entlang! Der Bengel ist verrückt!“ schüttelte sich CC –Shroud. „Krr…er ist unglaublich wendig! Wir sind zu schwerfällig für solche Kunststückchen! Also müssen wir Ihn mit einer List fangen!“ Es dauerte nicht lange, bis die beiden Bremswaggons zu ihrem blauen Kollegen aufschlossen. „Gut, das Ihr kommt! Ich hab Mühe, den Bengel einzuholen!“ schnaufte Baker. „Hey, er rast auf die Schlucht zu!“ rief CC-Claw. Da das Gelände ein wenig abschüssig vor dem Felsvorsprung wurde, gewann Casey zusätzlich an Schub und setzte über den fast zweieinhalb Meter breiten Abgrund. „Oh mann! Dieser Rotzlöffel! Los, das schaffen wir auch!“ rief einer der drei Bremswaggons. „Spinnst Du? Wir sind zu schwer, CC-Shroud!“ „Aber er entkommt uns! Hier im Canyon kann er sich überall verstecken!“ knurrte CC-Claw. Also nahmen alle Drei Anlauf und sprangen! Aber natürlich reichte der Schwung für die schwereren Bremswaggons nicht aus und so stürzten sie, kurz bevor sie die andere Seite erreichten mit einem Schrei in die Tiefe- -um bereits nach zwei Metern unsanft aber ohne Schäden bäuchlings auf dem Boden des Abgrundes zu landen. „OW!“ „AH!“ „UH!-Dieser verdammte Rotzbengel!“ fluchte CC-Baker und zog sich zusammen mit Shroud wieder auf die Räder. „Los, er entwischt uns noch!“ fluchte CC-Claw und krallte seine Finger in die Felsen. „Wartet! Ich war hier schon einmal! Dieser Graben führt in Richtung der Gleise zurück!-Los, folgt mir!“ „Und der Bengel?“ „Abwarten!“ grinste CC-Baker. Als Casey sich sicher wähnte, hielt er kurz an, um zu verschnaufen und um zu überlegen, was er nun machen sollte. Der nächste Bahnhof lag gut fünfzig Kilometer entfernt, am Fuße dieser Berge. „Diese blauen Cabooses sind erst mal beschäftigt. Jetzt ist nur noch einer bei Rusty. Vielleicht kann ich Ihn ebenfalls weglocken und meinen Kumpel befreien! Mist! Red Caboose ist sicher auch noch da! Wenn ich nur wüsste, wo Dustin abgeblieben ist!“ In der Ferne unter sich konnte Casey die Gleise erkennen. Also rollte er im Schutz der Felsen abwärts, stets auf verdächtige Bewegungen achtend. Er war schon fast am Ausgang des Canyons, als plötzlich hinter Ihm ein Stahlseil mit einem Gewicht hervorschoss, sich um Caseys Brust schlang und seiner Fahrt ein abruptes Ende setzte! Der junge Lehrling verlor den Halt und stürzte. „Yiah! Wir haben ihn!“ jauchzte CC-Shroud. „Hab ichs euch nicht gesagt? Dieser Graben führt in Richtung der Gleise und endet kurz vor dem Ausgang des Canyons.“ grinste CC-Claw, der das andere Ende des Stahlseils in seiner Faust hielt. Casey schüttelte benommen seinen Kopf. „Oh mann! Ohne Helm und Schützer wäre ich glatt....mich hats voll auf die Felsen gehauen!“ „Schnappt Ihn euch!“ „Jawohl!“ Und noch ehe Casey richtig reagieren konnte, wurde er auch schon wie ein Päckchen verschnürt. Dustin war nach einigen Metern rücklings zu Boden gestürzt, hatte sich überkugelt und rutschte dann auf seinem breiten Rücken auf dem Geröllhang immer tiefer, bis er endlich am Fuß des Abhangs in einer Schlucht zum Liegen kam. Aufwirbelnder Staub nahm Ihm die Sicht, Geröll und kleine Steine rieselten und polterten um Ihn herum in die Schlucht. Für einige Minuten blieb er benommen liegen. Schließlich begann sich Dustin wieder stöhnend zu rühren. Mühsam rappelte sich der schwerfällige Waggon auf. Seinen Helm hatte er verloren, er lag einige Meter oberhalb zwischen dem Geröll. Als der Staub sich verzogen hatte, versuchte Dustin oben am Hang Rusty zu erkennen, doch die Felsen nahmen alle Sicht. „Rusty! Verdammt, warum hast Du das gemacht?“ stöhnte er. Zum Glück war er bei diesem halsbrecherischen Sturz unverletzt geblieben. „Da komm ich doch nie wieder rauf!“ jammerte der Tender. Doch er versuchte, auf allen Vieren wieder nach oben zu klettern. Aber er schaffte es nur soweit, das er seinen Helm mit den Fingern erreichen und holen konnte, dann rutschte er mit dem lockeren Geröll wieder auf den Grund der Schlucht. „Was mach ich nur? Ich-ich muss einen anderen Weg finden! Oh Rusty…Casey… was hat dieser Red bloß vor? Wie soll ich euch bloß wiederfinden? –Ich brauche Hilfe! Und ich muss aus dieser Schlucht raus!“ Die Schlucht war dunkel und unheimlich. Doch Dustin nahm allen Mut zusammen und rollte vorwärts. Nach einiger Zeit glaubte er leise Stimmen zu hören. „Hallo? Ist da wer?“ rief er. „Hiiierr…..“wisperte es leise. „Hä?“ Dustin war sich sicher, das leise Wispern kam aus dem Fels! Er legte sein Ohr auf die Felsen und lauschte. „Roll weiiiter….“ „Hallo? Ist da wer drin? Aber das ist doch solider Fels! Und Felsen können doch nicht reden?“ Doch dann kam Ihm ein Gedanke. „Aaah, Ihr seid bestimmt Felsenkobolde und wollt mir helfen, oder?“ „Nein…“wisperte es. “Die Seele der Erde spricht zu Dir. Ich führe dich aus dieser Schlucht.“ Dustin wusste zuerst nicht was er sagen sollte. Also nickte er nach einer Weile und meinte:“Ooookey…“ Und tatsächlich. Der geheimnisvollen Stimme folgend, erreichte schließlich der Tender den Ausgang der Schlucht. Und als er nach zwei Stunden mühevollen Kletterns wieder das Gleis erreicht hatte, fand er bald den verlassenen Lagerplatz mit Caseys Sachen. „Casey!! Rusty!! Seid Ihr da?“ Aber nur der Wind war zwischen den Felsen zu hören. Casey… Rusty, Kumpel…“ murmelte er traurig. „Dustin…“ „Eh? Wer spricht denn jetzt da?“ „Ich bin es, der Geist von Cyrill! Dustin, Du must Hilfe holen!“ „Ja, Du hast recht!“ „Hab keine Angst, Du wirst immer Hilfe bekommen. Jemand wacht über dich.“ „Der Starlight Express und Du?“ „Wir auch. Doch da ist noch jemand…“ „Wer?“ „Das wirst Du erfahren, wenn die Zeit reif ist. Beeil dich jetzt!“ Dustin nickte und packte Caseys Sachen zusammen. „Ich muss zum nächsten Bahnhof und dem Vorsteher dort alles erzählen! Alleine kann ich nichts tun! Die Bahnleute müssen mir helfen!“ sagte er laut zu sich selbst und rollte los. Nach einer Weile blieb er stehen, ließ seinen Blick schweifen und sagte: “Äh-danke auch, für die Hilfe.“ Doch diesmal vernahm er keine Stimme. „Wirklich seltsam…das ist schon das zweite Mal, das mir die Geister helfen, wenn Casey in Gefahr schwebt.“ Als Rusty wieder zu sich kam, worde er von mehreren Menschen und Bremswaggons über ein einsames Gleis geschleppt. Inzwischen war es dunkel geworden und sie befanden sich in einer mondbeschienenen Ebene. „Ah, er ist aufgewacht.“ war das erste, was er vernahm. Als er versuchte, sich zu bewegen, merkte er, das seine Arme an seinem Gurt festgekettet waren, eine Eisenstange hielt Rücken und Beine aufrecht. Außerdem hatte man ihn geknebelt. Er konnte also wieder um Hilfe rufen, noch eine Attacke ausführen. „Los! Beweg dich! Sonst nehmen wir dich auseinander!“ rief einer der blauen Bremswaggons mit einem großen gelben C auf dem hölzernen Brustkasten und stieß die Lok vorwärts. Vorne zogen zwei Bremswaggons. an einer Kette. „Wer seid Ihr Typen eigentlich?“ fragte er gedämpft durch den Knebel. „Das wirst Du noch erfahren! Halt jetzt einfach die Klappe und mach keine Zicken, hörst Du?“ knurrte der Bremswaggon zu seiner Linken. Inzwischen begann sich auch Casey wieder zu regen. Das erste was er bemerkte, war, das er getragen wurde. Er sah auf und blickte in Red Cabooses ernstes Gesicht! „Na? Aufgewacht?“ „Red, Du mieser..“ „Still, Bengel!“ „Wo sind Rusty und Dustin?“ zischte Casey. Reds Kopf ruckte nach rechts. Erst jetzt konnte der Junge die dunklen Umrisse der Dampflok ausmachen und Rustys typischen Geruch wahrnehmen. „Lass mich runter!“ „Geht nicht. Du bist gefesselt.“ Tatsächlich war Casey noch immer verschnürt, seine Inliner hatte man Ihm abgenommen. „Wer sind diese Kerle?“ fauchte er seinen Träger an. „Con-Cabooses.“ „Was? Wo bringen die uns hin?“ „Darf ich nicht sagen.“ „Cafey? Bift Fu wach? Gefts fir fut?“ vernahm der Junge auf einmal die gedämpfte Stimme seiner Lok. „Rusty? Beug deinen Kopf zu mir, wenn Du kannst, ich nehme Dir den Knebel vom Mund!“ wisperte der Junge. Also beugte Rusty so gut es ging, seinen Kopf seitlich zu Casey herüber, bis dieser den Knoten lösen konnte. „Uff, danke.-Ist mit Dir alles okay?“ „Mir fehlt nichts.“ „Ich wurde leider „kaltgestellt“. Sie haben mir mein Kohlefeuer herausgenommen! Nur meine Lebensflamme brennt noch! Das bedeutet, ich hab gerade mal so viel Energie, das ich mich minimal bewegen kann.“ flüsterte die Dampflok und warf Red Caboose einen hasserfüllten Blick zu. „Die Mistkerle wissen, wie man eine Dampflok lahmlegt!“ knurrte Casey leise. „Wo ist Dustin?“ „Ich konnte Ihn vom Gleis stoßen und er ist in die Schlucht hinuntergerollt. Hoffentlich hat er sich nichts getan! Aber es war eine reine Affekt-Handlung.“ „Dann besteht vielleicht noch Hoffnung.“ Casey hatte Angst. Wohin wurden sie nur gebracht? Und in was für ein mieses Spiel steckte Red wieder drin? „Da hast Du uns ja wieder in was Tolles reingeritten, Red!“ knurrte Rusty. „Hey, diesmal bin ich unschuldig! Ich bin den Conrails in die Hände gefallen und Ihr Boss wollte, daß ich eine Lok für Ihn beschaffe! Ich bin genauso ein Gefangener wie Ihr!“ „Erzähl das dem Starlight Express! Du lügst ja, wenn Du deine Luke aufmachst! Ich traue Dir keinen Meter über das Gleis!“ fauchte Rusty zurück. „Schnauze da hinten!“ blaffte CC-Claw und ruckte am Stahlseil. „Überhaupt, wie hast Du den Knebel abgekriegt? - Ah, der Bengel ist auch aufgewacht! CC-Baker! Stopf den Beiden wieder die Luken! Keiner darf uns hören!“ Und wenig später hatten Rusty und jetzt auch Casey einen neuen Knebel über dem Mund. „Sorry.“ grinste Red Caboose etwas verlegen. Seltsam. Der rote Bremswaggon verhielt sich heute anders als sonst. Keine Schadenfreude, nein, sein Blick wirkte eher-besorgt. Also war er wohl wirklich auch ein Gefangener. Hatten Ihn die Con-Cabooses am Ende erpresst, Ihnen Rusty und Ihn selbst in die Hände zu spielen? Nein, dachte Casey. Sicher war wieder eine von Reds hinterhältigen Ideen nach hinten losgegangen und er hatte sich ins eigene Holz gesägt. Als es zu dämmern begann verließ der Trupp das vertraute Gleis und tauchte in einen dichten Wald ein. Es wurde jetzt viel beschwerlicher, Rusty vorwärtszubringen. Schließlich rastete die Gruppe an einem kleinen See. Zwei der vier Con-Cabooses schliefen, zwei hielten Wache. Beim Prüfen der Fesseln fiel CC-Shroud etwas auf. „Hey, das ist ja ein hübsches Armband, das Du da trägst. Kann ich das mal sehen?“ grinste er. „Maff die Finfer dafonn!“ muffelte Casey. „Tut mir leid, Kleiner, aber ich kann dich nicht verstehen.“ Doch kaum hatte der Con-Caboose das blaue Armband berührt und versucht, abzustreifen, zog er mit einem Aufschrei die Hand zurück! CC-Claw und CC-Grove schreckten aus Ihrem Dösen auf. „Was zum Starlight-„ rief Letzterer. „Arggg…ich wollte …ich hab mir die Hand verbrannt…“ keuchte Shroud. „Wie –an der Dampflok?“ grinste Claw. „Nein, der Bengel hat ein Armband, das wollte ich..“ „Äh-Jungs, ich würde die Finger davon lassen…“mischte sich Red Caboose ein. „Der hat das Armband von einer Flußnymphe bekommen. Und es ist verhext.“ „So ein Quatsch!“ winkte Baker ab. „Ist kein Quatsch! Die Sumpfkobolde haben es mir selbst erzählt!“ „Hört auf mit dem Quatsch! Der Boß soll sich darum kümmern!“ knurrte CC-Grove. Ohne dass jemand darauf achtete, waren hinter Ihnen im See die Wasservögel auf einmal sehr unruhig geworden, als sie das Aufblitzen des Armbandes gesehen hatten. Zwei Enten, drei Bläßhühner und ein Graureiher flogen auf und verschwanden am Himmel. Wenig später setzte der kleine Trupp den beschwerlichen Weg fort. Rusty hatte mehrmals versucht, zu transformieren, doch es klappte nicht. Warscheinlich lag es daran das er so unbeweglich gemacht worden war. „Sag mal, Casey….“ begann Red. „Waff?!“ knurrte der Junge auf seinen Armen ungehalten. „Habt Ihr schon wieder eine neue Plakette gewonnen?“ „Na logo! Fin Forrone! Fegen Fesfresso!“ nuschelte Casey und Red glaubte den Lehrling unter seinem Knebel grinsen zu sehen. "Grr, also dieser Dampfeimer hat auch in Torrone gesiegt! Noch eine und er ist Oberligist! Das gibts doch gar nicht! Wie macht der Kohleschlucker das?!" dachte sich der Bremswaggon. "Egal. Auf jeden Fall sitzt er hier erstmals fest. Hmph, ich aber auch." Zwei Tage später hatten Sie endlich Ihr Ziel erreicht. Casey hatte kein gutes Gefühl, als er die Palisadenwand und die bewaffneten Wachen oben patrollieren sah. Diesmal sah es nicht gut aus für Ihn und Rusty. Das waren Verbrecher. Und die würden sicher nicht zimperlich mit Ihnen umgehen. Die großen Torflügel schwangen auf und ließen die Ankömmlinge herein. Und als sie wieder krachend hinter Casey und Rusty zufielen, wussten beide, das sie sich in einer ziemlich üblen Lage befanden…. Fortsetzung folgt…. Kapitel 4: Ausbeutung --------------------- Kapitel 4: Ausgebeutete Arbeiter „Ah, da kommt schon der Boß! – Der Rote hat die Wahrheit gesagt. Das hier ist die Lok!“ erklärte CC-Grove und deutete auf den krumm dastehenden Rusty. Mr. Snare musterte die kleine Dampflok etwas skeptisch, dann fiel sein Blick auf Casey und seine Miene verfinsterte sich. „Sagt mal seid Ihr von allen guten Geistern verlassen?! Wieso schleppt Ihr diesen Lehrling mit an! Ich hab doch gesagt, wir können den Lokführer hier nicht gebrauchen! Und dann noch ein Lehrling!“ „Tut uns leid, Sir! Aber der Bengel ist plötzlich aufgetaucht und hat alles gesehen!“ „Ich glaubs nicht! Warum habt Ihr ihm nicht eins übergebraten und Ihn dann liegengelassen?“ wetterte Mr. Snare. „Aber er hätte sicher geqatscht!“ „Grmbl! Na also schön, dann wird er eben hier mithelfen!“ Das noch ein Güterwaggon mit dabei gewesen war, verschwiegen die Cons wissentlich. Sie wollten nicht noch mehr Ärger. Und Groove wusste, WIE wütend sein Boss werden konnte! Red Caboose hatte Casey inzwischen wieder auf den Boden heruntergelassen und auf CC-Groves Zeichen zerschnitt Shroud die Fußfesseln. Casey gefiel der Leiter dieser Mine, wie er sofort an den unzähligen Loren erkennen konnte, von Anfang an nicht. Der kannte kein Pardon mit seinen Leuten, da war er sich sicher. Aber er ließ sich nicht anmerken, dass er Angst hatte. Mr. Snare musterte den Jungen. „Hm, zweites Lehrjahr. Also bist Du etwa fünfzehn-sechzehn. Das ideale Alter, um hier mitzuarbeiten! Normalerweise sollten sie sich zurücklassen, aber jetzt, wo Du alles gesehen hast, Pech für dich, Junge.“ Casey funkelte den Mann wütend an. „Der Bengel heißt Casey und seine Lok Rusty. Na, hab ich zuviel versprochen?“ „Red, Du verdammter Mistkerl!“ grollte Casey. „Und das hatte er dabei.“ sagte CC-Baker und hielt die Inliner hoch. „Ach deshalb ist der Junge barfüßig. Komische Dinger. Auf jeden Fall behalte ich sie hier. -Nanu, was ist denn das? So ein schönes Armband!“ „Vorsicht, Sir! Wir haben schon versucht, es ihm abzuehmen, aber es scheint verhext! Es hat mir fast die Finger verbrannt, als ich es Ihm abnehmen wollte!“ warnte CC-Shroud. „Soso…“ Natürlich überwog die Gier des Mannes und er versuchte es ebenfalls. Mit demselben schmerzhaften Ergebnis „AAARGHH!“ „Der Con-Caboose hat sie doch gewarnt.“ lächelte Casey verschmitzt. „Dir wird das Grinsen schon noch vergehen, Bengel! Du wirst mit den Anderen hier arbeiten! Ohne Extra-Begünstigungen! –Cons, sorgt dafür, dass die beiden getrennt untergebracht werden und nie in einer Schicht zusammenarbeiten! Die könnten sonst was aushecken!“ „Alles klar, Boss!“ „Was wird in dieser Mine eigentlich abgebaut?“ „Das willst Du gerne wissen, was, Bengel? Nun, ich und meine Bremser-Kollegen, samt unserer Con-Cabooses waren auf einmal arbeitslos. Wegrationalisiert! Aber das habe ich mir nicht bieten lassen! Ich habe die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, als ich hörte, dass es hier in der Gegend rote Kristalle geben soll, die sehr begehrt sind. Aber man braucht dazu eine Konzession. Doch das war mir zu umständlich und so haben wir hier in den Bergen, weitab jeder Zivilisation diese hübsche Mine aufgemacht. Partner zum Mitmachen waren schnell gefunden. Die Cons hier.“ „Rote Kristalle?“ „Genau. Das verlangt Fingerspitzengefühl. Je mehr Ihr beim Ausgraben zerbrecht, desto mehr Ärger bekommt Ihr! Die länglichen Kristalle müssen so weit wie möglich ganz bleiben. Nur dann können sie zur Energiegewinnung genutzt werden.“ „Energiekristalle? Davon hab ich noch nie gehört…“ dachte sich Casey. „Und was ist mit mir? Ich habe Ihnen die Lok besorgt, kann ich jetzt verschwinden? Ich werde nichts ausplaudern und das Land so schnell wie möglich verlassen.“ mischte sich nun Red Caboose ein. Mr. Snare grinste böse. „Für wie blöd hältst Du mich, Roter? Du wirst schön hierbleiben!“ „Scheiße!“ fluchte Red im Gedanken. „Hey, Roter! Willst Du nicht bei uns Con´s mitmachen? Diese Kristalle, die hier abgebaut werden, sind sehr wertvoll, sie können Energie in großen Mengen speichern und werden für den Bau von Akkumulatoren gebraucht! Wir werden alle steinreich und brauchen dann nie wieder zu arbeiten!“ säuselte ein weiblicher Con-Caboose. „Ich heiße übrigends CC-Azura.“ „Ich trau ihm nicht, Grove!“ knurrte CC-Claw. „Wir werden sehen, wie er sich macht. Letztlich wird der Boß entscheiden, ob er einen Anteil am Gewinn kriegt!“ antwortete Grove. „Azura, zeig dem Roten, wo unsere Quartiere sind! Und finde eine sinnvolle Arbeit für Ihn!“ „Oooh, ich wüsste da schon was. Stove braucht eine Hilfe in der Küche. Sie wird sich sicher freuen.“ lächelte CC-Azura. „Na bestens. Schaff Ihn gleich dorthin. - Und kümmert euch auch um den Bengel und die Lok! Sie sollen so schnell wie möglich an die Arbeit gehen!“ knurrte Mr. Snare und wandte sich zum Gehen. „Alles klar, Boss!“ nickte CC-Grove. Ziemlich zerknirscht folgte Red Caboose dem weiblichen Bremswaggon in Richtung Baracken. Na toll, jetzt sollte er auch noch als Küchenjunge arbeiten! „Na, wo sind die beiden Neuen?“ dröhnte plötzlich eine tiefe Stimme. Ein stämmiger, dunkelblauer Con-Caboose mit einer Narbe quer über dem linken Auge trat vor. Rusty, Casey und Red zuckten zusammen. „Die Beiden da, CC-Blue.“ erklärte Grove. „Macht Ihnen die Fesseln ab!“ Rusty und Casey waren heilfroh, als sie sich wieder richtig bewegen konnten. „Erstens, ich würde nicht mal daran denken, zu transformieren, das würde nämlich deiner Lebensflamme nicht gut bekommen!“ knurrte CC-Blue. „Du wirst nur zu einer Maschinenlok, wenn wir oder Mr. Snare es Dir befehlen, klar?“ „Ich würde auf Blue hören. Er ist der Caboose von Mr. Snare.“ bemerkte CC-Baker. „Grove-Du bist dran!“ Der Con-Caboose nickte und holte ein Stahlseil hervor. „Scheint wohl sein Lieblingsspielzeug zu sein.“ zischte Casey Rusty zu. Plötzlich bekam die Dampflok einen unsanften Stoß in den Rücken von CC-Baker und rollte und holperte in die Mitte der Anwesenden, direkt vor Grove. „So, jetzt wirds Zeit, den Kleinen zu bändigen! Was meint ihr, folgt er gleich oder wird er sich zuerst zur Wehr setzen?“ fragte CC-Grove in die Runde. „Was habt Ihr Mistkerle vor? Rusty hat euch nichts getan!“ rief Casey. „Das werden wir sehen. Mr. Snare hat uns alleine die Aufgabe überlassen, die Loks für die Arbeit „abzurichten“. Mr. Snares Wachen und auch wir machen das Gleiche mit den Minenarbeitern, wenn sie nicht spuren wollen.“ grinste CC-Shroud. Die Bremswaggons bildeten einen Kreis um die Rusty und Grove, Casey wurde an den Schultern von CC-Baker festgehalten. „So, mein Kleiner! Die schöne Zeit des Herumreisens ist nun vorbei! Von nun an wirst Du für uns arbeiten! Wenn Du schön artig bist, kannst Du vielleicht einmal wieder zu deinem Lehrling zurück.“ grinste Grove und hielt das Stahlseil, an dessen vorderem Ende sich eine Schlinge befand, wie ein Lasso. Rusty funkelte den Bremswaggon wütend an. Er wusste, warum er diese Waggonart hasste. „Du wirst die Loren mit dem Abraum aus dem Stollen ziehen und die leeren wieder zurück! Du hast genau die richtige Größe dafür!“ „Vergiss es!“ grollte Rusty. Nein, diesmal würde er nicht klein bei geben! Er hatte genug vor Greaseball und seinen Brüdern gekuscht. Und von einem Caboose würde er sich nichts mehr gefallen lassen! Grove holte aus und die Schlinge sauste auf Rusty zu. Doch dieser duckte sich weg, packte aber die Schlinge mit der Faust, ein fester Ruck-und CC-Grove holte es fast von den Beinen. „Ah, der Kleine ist also widerspenstig. Sehr schön.“ „Rusty! Das hat keinen Sinn! Die machen sicher Ernst, wenn Du nicht nachgibst! Spiel jetzt nicht den Helden!“ rief Casey. „Besser, Du provozierst die Kerle nicht!“ Doch diesmal stieß er bei Rusty auf taube Ohren. Zu groß war dessen Groll auf Bremswaggons und er würde nicht so einfach kuschen wie früher. Zur gleichen Zeit nickten sich Baker und Shroud zu, sprangen nach vorne, ergriffen Rusty an den Armen und hielten Ihn fest. „Ihr verdammten Cabooses! Ich weiß, daß man euch niemals trauen kann!“ fluchte Rusty und versuchte, sich wieder loszureißen. Grove hatte der Dampflok inzwischen die Schlinge seines Seiles um den Hals geworfen und und zog nun mit einem Ruck zu! Sofort wurde Rusty wieder losgelassen. „Drei gegen einen! Das war nicht fair, Ihr Cons! Hört sofort auf damit!“ rief Casey und wollte zu Rusty hinüberlaufen, wurde jedoch von Baker festgehalten. „Du bleibst schön hier!“ Rusty versuchte unterdessen, die Schlinge wieder von seinem Hals zu bekommen, doch Grove gab Ihm keine Gelegenheit dazu. Eine Schlinge legte sich um das rechte Bein der Lok, ein weiterer harter Ruck-und Rusty machte mit dem harten Boden Bekanntschaft. Schon war der Con-Caboose über Ihn und zog das Stahlseil immer fester an. „GUUAAAH!“ „Rusty!“ „Tut weh, was? Ist ne Spezialanfertigung von mir. Damit macht man jeden gefügig!“ Wieder riß der Bremswaggon an dem Stahlseil. „Je mehr Du dich sträubst, desto mehr zieht sich die Schlinge zu.“ „Rusty, nein!-Er soll damit aufhören!“ rief Casey. Rusty hustete und fluchte. Wieder einmal zur Schnecke gemacht von Cabooses. Hörte das denn nie auf? Dafür würde er Red noch richtig Feuer unter seinem hölzernen Hintern machen, wenn er die Gelegenheit dazu bekam, das schwor er sich. Red Caboose zuckte leicht zusammen, als er Rustys Schrei hörte. „Ah, unsere Cabooses zeigen der neuen Lok wohl gerade, wo es langgeht.“ meinte Stove. Sie war ein älterer, rundlicher Speisewaggon. „Hoffe, der Kleine ist nicht zu störrisch.“ „Stimmt. CC-Grove und Blue können ganz schön fies werden, wenn man nicht das tut, was die sagen.“ meinte Azura wissentlich nickend. Wobei wir finden, das man das nicht mit roher Gewalt tun muss.“ „Oh nein, die sind ja schlimmer als ich!“ dachte Red unbehaglich. „In was sind wir da bloß reingeraten! Ob Grease das wohl gewollt hätte?“ Inzwischen hatte Dustin schnaufend die Ebene erreicht und rollte langsam auf den kleinen Bahnhof zu. Zwei Waggonmädchen, die auf Ihren Anschlusszug warteten, bemerkten den loklosen Tender als erstes. „Was ist denn mit Dir passiert, Dickerchen? So ganz allein ohne Lok? Das passt gar nicht zu einem Waggon.“ meinte Erstere. „Ich muss den Bahnhofsvorsteher sprechen! Es ist dringend!“ rief Dustin. „Mein Kumpel und sein Lehrling sind verschleppt worden!“ „Was?“ Beide Waggonmädchen nickten sicher verstehend zu. „Lilly, ruf Mr. Horton, das hier scheint ne´ ernste Sache zu sein!“ „Bin schon unterwegs, Milly! –Mr. Hortooooon!“ Wenig später hockten alle drei auf dem Bahnsteig zusammen. Wer gerade konnte, gesellte sich dazu, egal ob Lok, Waggon, Bahnarbeiter oder Fahrgast. „Das ist ja ungeheuerlich! Und Du sagst es waren blaue Cabooses mit einem gelben C? Etwa so wie hier auf dem Schild?“ fragte Mr. Horton und wies auf eine große Tafel über dem Eingang zur Bahnhofshalle. „Ja, genau so! Casey sagte was von Conrail.“ „Das ist unsere Bahngesellschaft hier. Ihr seid hier in Condar. Wegen der vielen Bergbaugesellschaften im Süden hatten wir auch viele Cabooses. Doch seit zwei Jahren sind sie überflüssig geworden, wegen der neuen Bremssysteme, die die Lokführer und Loks steuern können. Einige konnten an andere Länder abgegeben werden, doch viele sind verschwunden und zu Streunern geworden. Aber das Cabooses Loks entführen, hab ich noch nie gehört…“ „Aber ich habe etwas von verschwundenen Loks gehör, Mr. Horton.“ „Du Millie?“ Das Waggonmädchen nickte. „Ich hörte einmal vor einigen Monaten Bahnarbeiter darüber sprechen, daß einige Loks spurlos verschwunden waren. Bei Nacht und Nebel. Als die Lokführer am nächsten Tag sie zum Dienst abholen wollten, waren sie nicht mehr da. Bis heute weiß man nichts über Ihren Verbleib.“ „Auf jeden Fall werde ich die Behörden informieren! Dustin, Du bleibst so lange hier im Bahnhof. Eine Lok, vor allem mit einem Lehrling kann nicht so einfach verschwinden!“ „Ich hoffe nur, sie finden Casey und meinen Kumpel!“ „Das werden sie. Ein Lehrling unterliegt besonderem Schutz. Passiert etwas, setzen sofort die Behörden alles daran, den Fall zu klären.“ Unterdessen hatte Rusty auf Caseys Bitten hin seinen Widerstand aufgegeben. Der Lehrling war daraufhin zu seiner Lok geeilt. „Tu was sie sagen, auch wenns schwer fällt! Dustin wird bestimmt Hilfe finden! Bis dahin müssen wir durchhalten!“ zischte er leise. „Hör auf zu flüstern, Bengel!“ rief CC-Blue und hob den Jungen am Kragen in die Höhe. „Baker, bring Ihn zu den anderen Arbeitern, sie sollen Ihm zeigen, was er zu tun hat!“ Blue ließ Casey wieder unsanft zu Boden fallen. „Na dann komm mal mit.“ knurrte Baker packte Ihn am Arm und schleifte Ihn in Richtung der Baracken. „In einer Stunde ist Schichtwechsel. Du gehst dann mit dieser Gruppe in den Stollen.“ „Mich wundert es, das man noch gar nicht nach den vermissten Loks sucht.“ „Das tut man schon, aber keiner vermutet uns hier in dieser Einsamkeit. Wir Cabooses allein können nun mal die Loren nicht ziehen. Wir sind keine Loks. Und Bergbauloks sind so gut wie gar nicht zu bekommen für unseren Zweck. Nicht auf legale Weise, Kleiner.“ grinste CC-Baker. „Wehe wenn Ihr Rusty etwas antut! Dann könnt Ihr was erleben!“ „Hahaha! Was denn? Keine der Loks darf transformieren. Im humanoid-Modus machen sie nur wenig Lärm. Und wir haben Wege und Mittel, damit das so bleibt.“ Traurig sah Rusty Casey nach, während man die Beiden trennte. Hoffentlich würde er mit Ihm bald wieder in Kontakt treten können. „Hier Jungs, Ihr kriegt Verstärkung!“ CC-Blue stieß Rusty zu den anderen Loks, die neben den ausgelegten Gleisen im Staub saßen. Es waren hauptsächlich kleinere Dieselloks, die eigentlich für Rangierarbeiten verwendet wurden. Rusty konnte aber erkennen, dass sie alle ehemalige Con-rail Loks waren. „Willkommen im Club.“ seufzte eine grünlackierte Lok mit verbeultem Chassis. Bei einer Anderen war das Glas eines Scheinwerfers zerbrochen und man konnte die Lampe sehen. Meine schöne neue Lackierung, dachte sich Rusty. Casey hat sich so viel Mühe damit gegeben. Hoffentlich sehe ich bald nicht auch so aus!“ In der Nähe hielt ein Con-Caboose Wache. CC-Blue nahm Rusty die Stahlseil-Schlinge ab, aber nur, um sie durch ein Metallhalsband mit einer Kette zu ersetzen. „Hey, ich bin doch kein Hund!“ grollte Rusty. „Schnauze!-Ihr da! Ich will, das Ihr den Neuen nachher in die Arbeit einweist!“ „Schon gut, Blue.“ seufzte die grüne Diesellok. Der Caboose trollte sich. „Wie lange seid Ihr schon hier?“ „Keine Ahnung. Wir haben jedes Zeitgefühl vergessen.“ „Na toll…“ Rusty ließ sich seufzend auf den staubigen Boden nieder. Diesmal steckten Sie wirklich in der Klemme… „Hier, der Bengel macht mit euch die nächste Schicht! Erklärt Ihm, was er tun muss!“ rief Baker und schob Casey durch die Tür in eine der Baracken. Ein Haufen Männer in zerschlissener Kleidung sah auf. „Ein Lokführer-Lehrling? Und noch nicht mal von hier? Wie tief ist Snare schon gesunken, das er jetzt schon Kinder rekrutiert!“ knurrte Einer. „Das war ein dummer Zufall! Der Bengel gehört auf jeden Fall von nun an zu eurer Gruppe!“ Baker schlug die Tür zu und ließ Casey mit den Fremden alleine. „Wie ist dein Name, Junge?“ „Casey.“ Die anwesenden acht Männer stellten sich vor. „Johnsy.“ „Robert.“ „Abe.“ „Norton.“ „Slim.“ „Brand.“ „Alex.“ „Peter.“ „Wann fängt eure Schicht an?“ wollte Casey wissen. „In zwei Stunden, denke ich. Du wirst es schon hören.“ antwortete Abe. „Wo ist denn hier das Klo?“ Robert wies zu einer Tür am Ende des Ganges. Casey lief den Flur hinunter und öffnete die Tür. „Puuahh! Du liebe Zeit! Geht hier der ganze Kontinent aufs Klo?“ Der Junge hielt sich die Nase zu. Es gab nicht einmal ein richtiges WC, nur ein Plumpsklo, das auch keinen sauberen Eindruck machte. „Ekelhaft! Ich glaube, ich und Rusty stecken ziemlich in Schwierigkeiten!“ Kurz darauf saß Casey mit seinen neuen „Kollegen“ zusammen, die ihm das Wichtigste erklärten. „Du wirst auf jeden Fall zuerst helfen, das Geröll in die Loren zu schaufeln, das wir losschlagen. Mit der Zeit werden wir Dir dann zeigen, wie Du beim heraus lösen der Kristalle vorgehen musst.“ erklärte Brand, der Älteste der Gruppe. Ein lautes Scheppern riss die Gruppe aus Ihren Gedanken. Jemand schlug mit einem Hammer wohl ziemlich heftig gegen eine Stahlplatte. „Hörst Du? Schichtwechsel. Insgesamt gibt es vier Teams. Unseres ist als nächstes dran. Für ca. sieben Stunden.“ „Sieben Stunden?!“ schluckte Casey. „Du gewöhnst dich dran.“ meinte Abe. Als die acht Arbeiter und Casey aus der Baracke traten und zum Stollen hinübergingen, sah der Lehrling zum Himmel. Es musste später Nachmittag sein. Seine Uhr war bei Dustin geblieben, darüber war Casey erleichtert. Aber Rusty konnte er nirgends sehen. Auch Red Caboose war nirgends auszumachen. In der Mitte des Stollens verlief das Gleis, eine alte Diesellok brachte gerade eine Fuhre leerer Loren herein. Casey und seine Kollegen trugen nun verbeulte Helme mit einer Öllampe auf dem Kopf. Nun sahen sie wie richtige Bergleute aus. „Hey, Kleiner. Schönen Gruß von deinem Kumpel. Er ist bei uns, mach Dir keine Sorgen.“ flüsterte die grüne Lok Casey zu, als sie an Ihm vorbeirollte. „Danke..-„ „Scratch.“ „Danke, Scratch.“ Am Ende des Stollens bekam Casey eine Schaufel in die Hand gedrückt. „Wie gesagt, fang schon mal an, den Abraum in die Loren zu schaufeln.“ erklärte Peter, der eine Spitzhacke aufhob. Wenig später schallte das dumpfe Klopfen der Hacken und das scharrende Geräusch der Schaufeln durch den Stollen. Casey war zwar das Schaufeln von Kohle gewohnt, doch das hier war pure Knochenarbeit. Bald tat Ihm jeder Muskel weh. „Hey, ich hab wieder was!“ rief nach einer Weile einer der Männer. „Casey! Komm mal her!“ Der Lehrling trat zu den Männern und sah in eine Felsöffnung, die freigelegt worden war. Etwas tiefrotes leuchtete auf. „Wow….“ "Siehst Du diese leuchtenden Kristalle? Auf die haben wir es abgesehen. Der Berg ist voll davon. Und die bringen bares Geld. Aber sei vorsichtig, wenn Du sie herausschlägst! Je mehr sie zerbrechen, desto weniger sind sie wert! Sie haben zwar eine gewisse Härte, doch wehe, Du schlägst einmal zu fest zu oder lässt einen fallen! Dann zieht Mr. Snare Dir den Hosenboden stramm!" „Das hat er bereits deutlich gemacht.“ knurrte Casey. „In ein-zwei Tagen zeigen wir Dir, wie man die Kristalle freilegt. Deshalb benutzen wir nur kleine Hacken. Hinter jedem Stück Fels kann ein Kristall sein. Und wir müssen diese Hohlräume ausfindig machen, in denen diese Kristalle sitzen.“ erklärte Norton. „Ich habe verstanden.“ „Die Kristalle kommen in diese Kisten. Steck bloß nichts davon ein, die Cons kontrollieren jeden, wenn sie die Kisten holen! Jede Stunde kommt einer von denen!“ erklärte Peter mit mahnender Stimme. „Ich will meinen Kopf behalten.“ „Vernünftiger Bursche.“ Als die Schicht endlich zu Ende war, mussten Norton und die Anderen Casey tragen, so erschöpft war er. „Das ist nichts für den Jungen! Wenn das so weitergeht, überlebt er das nicht!“ flüsterte Robert seinen Kollegen zu. „Was können wir schon dagegen tun? Der arme Boris und Allan haben es auch nicht geschafft.“ gab Peter zurück und sah hinauf zu einem Platteau. „Verdammt ich hoffe nur, jemand kommt Snare auf die Schliche!“ Zurück in der Baracke, legte Norton Casey auf einer Pritsche in der Ecke ab. Draußen war es bereits Nacht. „Lassen wir Ihn schlafen. Er wird seine Kraft brauchen.“ Während Casey in einen erschöpften Schlaf gefallen war, wurde nun Rusty in seine neue Arbeit eingewiesen. Loren in den Stollen hineinschieben und volle, mit Abraum beladene schwere Loren wieder aus dem Stollen ziehen. Dies war besonders mühsam, da der Stollen leicht schräg nach unten in das Innere des Berges führte. Aber bereits dieses Gefälle reichte, um die Waggons schwerer erscheinen zu lassen. Red Caboose hatte es da besser. Er lag auf einer alten zerschlissenen Matratze hinter der Lagerküche und sah in den Himmel. CC-Azura hatte Ihren Schlafplatz um die Ecke. Für Ihn würde es erst Morgen etwas zu tun geben. Heute hatte er bereits beim Geschirrspülen helfen müssen. Er, ein Caboose! Wie demütigend! „Dustin, Du hast wirklich Schwein gehabt! Du wärst bestimmt zu den Loren gekommen.“ dachte er. Dann schweiften Reds Gedanken wieder zu Casey und Rusty. Was die beiden jetzt wohl machten? Am nächsten Morgen rollte Dustin müde hinter Milly und Lilly in den Hauptbahnhof von Con-City ein. Auf Anweisung der Behörden war er hierher verlegt worden, da man hier den Fall bearbeitete. Nachdem Dustin dem Stationsvorsteher noch einmal alles genau berichtet hatte, setzte sich dieser mit Mr. Corell in Verbindung. „Mr. Corell ist gerade nicht in seinem Büro, aber die Sekretärin wird die Nachricht weiterleiten, wenn er zurückkommt.“ „Sir, darf ich auch jemanden anrufen?“ „Wen denn?“ „Mr. Digger. Und Francis Lockhead! Er ist Caseys Vormund.“ „Verstehe. Kein Problem. Mal sehen, ob wir einen der Beiden an die Strippe bekommen.“ Die Vermittlung in der Telefonzentrale von Kommoran stellte eine Verbindung zum alten Lokschuppen her. Digger nahm ab. „Ja bitte?“ „Hallo Digger…“ „Hey, Dustin! Seit wann rufst Du denn denn an? Sonst ist doch immer Casey-es ist doch nichts passiert oder?“ „Digger, Rusty und Casey wurden entführt!“ „WAS?“ „Es war Red Caboose…er hat uns eine Falle gestellt…und da waren noch mehr Cabooses…aber bevor sie mich erwischen konnten hat mich Rusty in die Schlucht geschubst in die ich gerutscht bin…und als ich endlich wieder da hinausgefunden habe, waren beide verschwunden…“ „Beim Starlight! Die Beiden geraten doch immer wieder in Schwierigkeiten! Hast Du die Behörden informiert?“ „Hab ich! Gleich am nächsten Bahnhof.“ „Das ist schon mal sehr gut. Dann werden die sich mit uns in Verbindung setzen. Vielleicht weiß Mr. Corell bereits Bescheid! Wenn nicht, geh ich Ihm das gleich melden! Du tust, was Dir die Bahnbediensteten sagen, hörst Du? Wo seid Ihr eigentlich gerade?“ „Condar…“ „Verstehe. Von uns wird wohl keiner kommen können, hier ist zurzeit einfach zu viel los und wir können keinen von unseren Lokführern entbehren! Okay, Dustin! Halt die Ohren steif. Und hilf den Leuten dort so gut Du kannst, Rusty und Casey wiederzufinden, okay?“ Dustin nickte, legte wieder auf und atmete erleichtert aus. „Na siehst Du, er hat dich nicht zur Schnecke gemacht, Kleiner.“ lächelte Millie. „Und Du hast auf der Herfahrt die ganze Zeit gejammert, das Du großen Ärger kriegen würdest.“ „Wenn ich doch bloß wüsste, wo sie sind! Es kann doch nicht so schwer sein eine Dampflok zu finden!“ seufzte Dustin und ließ sich auf den Bahnsteig des Abstellgleises nieder, zu dem er mit Millie rangiert worden war. „Wenn Du wüsstest, Kleiner. Es gibt hier einige unzugängliche Gebiete. Na komm, rollen wir zu Lilly, sie wartet in der Waggonhalle auf uns. Du bleibst so lange bei uns, bis die Vorgesetzten entscheiden, was weiter passieren soll-oder bis deine beiden Kumpel gefunden sind.“ erklärte das Waggonmädchen. Die nächsten Tage vergingen mit trister Schinderei in Kristallstollen. Nach zwei Tagen wurde Casey gezeigt, wie die Kristalle aus dem Fels geholt wurden. Mit dem Wegschaffen des Abraums wurde sich in der Gruppe immer wieder abgewechselt. Holte sich Caseys Gruppe Ihre Essensration, so hielt sich Red Caboose immer im Hintergrund um den vernichtenden Blicken des Jungen nicht ausgesetzt zu sein. So beobachtete er Ihn heimlich und sein Zustand gefiel Ihm gar nicht. „Bremssand und Schlacke! Ich wollte, das die Beiden aus dem Rennen sind, aber ich dachte nicht, das die den Bengel hier so schinden wie die Anderen!“ dachte sich Red, dann schüttelte er den Kopf.“ Beim Starlight, krieg ich jetzt schon Gewissensbisse? Um den Teekessel tuts mir nicht leid, aber der Junge...hoffentlich geht er nicht drauf..er sieht nicht gut aus...verdammt, das gibt’s doch nicht, selbst solch ein Schlitzohr wie ich hat noch irgendwo Gefühle! Das muss an unserem Bund zu den Menschen liegen, den der Starlight einst geschlossen hat. Selbst ich kann nicht mitansehen, wie ein Menschenleben zugrunde gerichtet wird. Was Grease wohl jetzt tun würde?“ Während alle stumm Ihrer Arbeit nachgingen, bemerkte keiner die Wasservögel, welche sich auf einem alten knorrigen Baum am Ende der überwucherten Palisade niedergelassen hatten und das geschäftige Treiben beobachteten. Doch bereits nach kurzer Zeit flogen die Tiere auf und zogen über den Wald davon. Die Luft im Stollen war staubtrocken. Bald musste Casey immer wieder husten. Und das Wasser wurde wie das Essen streng rationiert. „Kann ich nicht noch einen Becher Wasser haben? Mein Hals kratzt so unangenehm...“ „Mehr gibt’s nicht! Auch nicht für dich!“ herrschte ihn der Con-Caboose an. „Erst wieder in zwei Stunden!“ Der blaue Bremswaggon zog sich wieder an den Stollenausgang zurück zur Wache. Casey sah ihm wütend hinterher. „Dann eben nicht, Blödbremser!“ zischte er.“Starlight Express…ich hoffe, wir kommen hier noch mal lebend raus…alle Hoffnung liegt jetzt bei Dustin.“ Als sich Casey erschöpft neben einer halbvollen Lore zu Boden sinken ließ, entdeckte er etwas. Neben den Gleisen stand ein voller Becher mit Wasser. Der Junge sah sich um. Keiner zu sehen. Er überlegte nicht lange, hob den Becher auf und leerte ihn in einem Zug. Red der hinter einem Felsen im Stollen verborgen stand, nickte zufrieden. „Gut gemacht.“ murmelte er so leise, das niemand es hörte. „Sagt mal, Leute, hat jemand von euch mir seine Wasserration gegeben?“ „Wir? Nein, wieso?“ bemerkte Peter. „Weil plötzlich ein voller Becher neben mir stand. Da hinten, neben der Lore.“ „Wir waren die ganze Zeit hier. Vielleicht einer der Bremswaggons. Scheint einer Mitleid mit Dir zu haben-doch er darf sich nicht erwischen lassen. Und Du darfst dich nicht beim Herumstehen erwischen lassen.“ antwortete Abe. Casey sah noch einmal in Richtung Ausgang, konnte aber niemanden sehen. Er zuckte die Schultern und hob die kleine Hacke wieder auf. Die Campküche leitete Stove, ein alter Buffetwaggon. Red hatte sich bereits soweit mit ihm angefreundet und konnte problemlos ein und ausgehen. Nur zu den Essenszeiten musste er anwesend sein. Sonst wurde er von den anderen Cabooses zu Arbeiten verdonnert, die die Cons selbst nicht gerne verrichteten. Doch es blieb Ihm immer noch Zeit, manchmal etwas vom Essen zu stibizen. Nachts schlich er dann heimlich zur Baracke, das Caseys Gruppe bewohnte. Der Lehrling hatte seinen Schlafplatz direkt unter einem Fenster, sodaß Red ohne Probleme heimlich dem Jungen immer wieder etwas zustecken konnte. Einmal war Peter, der neben dem Jungen seine Schlafstätte hatte, wach geworden. Als er aber Reds flehenden Blick und die stummen Bitten sah, nichts zu verraten, hatte der Mann nur lächelnd genickt. „Sag mal Red, wo sind die belegten Brote von gestern Abend? Es waren noch zwei Stück da und die lagen hier auf dem Tablett im Kühlschrank!“ „Keine Ahnung, Stove.“ meinte der Bremswaggon unschuldig. Der Buffetwaggon stemmte die Hände in die Seiten. „Hör zu, Roter! Ich bin nicht blind! Ich weiß genau, das Du die Stullen gemopst hast. Was hast Du damit gemacht? Wir Waggons essen keine menschliche Nahrung!“ „Schon gut. Ich hab sie dem Bengel zugesteckt, letzte Nacht. Zufrieden?“ Stove schüttelte den Kopf. „Verpfeifst Du mich jetzt?“ „Ich hab nichts gesehen, wenn sie dich erwischen. Und erwarte keine Hilfe von mir! Du lässt Dir wohl von keinem gerne etwas sagen, was?“ „Ich bin Red Caboose, ich mache immer was ich will!“ entgegnete der Rote spitz. „Das glaube ich Dir. Aber ich verstehe es trotzdem nicht. Du hast die beiden verraten und jetzt hilfst Du dem Jungen. Ich glaube, Casey tut Dir jetzt leid. Du hast nicht damit gerechnet, das er hier so behandelt wird, nicht wahr?“ „Ich hab nur Angst, das er abkratzt! Er ist schließlich ein Lehrling! Und der Jüngste hier. Sonst könnte es mordsmäßig Ärger geben!“ „Oh ja, ich hoffe, darüber ist sich Mr. Snare im Klaren! Wenn einem Lehrling durch menschliches Verschulden umkommt, erhält die höchste Strafe!“ „U-und was ist mit Loks und Waggons?“ „Hat Dir das noch niemand erklärt? Roter, wenn der Lehrling durch deine Schuld sein Leben verlieren würde, würdest Du ganz schön in der Klemme stecken, sag ich Dir, ehrlich!“ Red Caboose schluckte. Als Red in dieser Nacht wieder heimlich in der Küche nach Essbarem suchte, wurde er von Stove überrascht. „Hier, Roter. Das ist heute von Mr. Snares Abendessen übrig geblieben. Es wird Ihm mehr Kraft geben, als die Stullen von Gestern.“ Der Buffettwaggon reichte Red ein kleines Päckchen. „Danke für deine Hilfe, Stove.“ „Schon gut. Pass nur auf die Wachen auf.“ Red Caboose war froh, das er einen Mitstreiter bei seinem Plan gefunden hatte. Doch ewig konnte er dieses Spiel nicht treiben. Es musste etwas geschehen. Er musste hier raus. Casey musste hier raus. Aber Casey würde nicht ohne Rusty gehen. Der Bremswaggon fluchte leise. Diesmal hatte er wirklich Mist gebaut. Als alles schlief, schlich sich Red zur Baracke, wo die Caseys Gruppe schlief. Ein blauer Caboose hielt um die Ecke an der Eingangstüre Wache, schlief aber bereits halb. Schnell holte Red sein Päckchen hervor, schob es durch das halb geöffnete Fenster und ließ es auf den Schlafenden darunter fallen. Casey erwachte durch den dumpfen Aufprall auf seine Schulter. „Was-ist das denn? Schon wieder?“ Er wickelte das Päckchen aus. „Diesmal sogar Fleisch! “ Leise erhob sich Caesey und lugte aus dem Fenster. „Keiner zu sehen. Hmm...auf der Serviette ist feiner Sand. Das kann nur einer der Cabooses gewesen sein! Offensichtlich ist einer besorgt um meine Gesundheit.“ Casey hatte das erste Mal seit er in dieser Welt war, richtig schlechte Erfahrung mit Menschen gemacht. Aber offensichtlich fand sich immer jemand, der trotz allem ein gutes Herz hatte. Doch er und Rusty mussten hier weg. Und das so bald wie möglich. Fortsetzung folgt…. Kapitel 5: Unerwartete Hilfe ---------------------------- Ich dachte, ich würde dieses Kapitel nie schaffen. Und dieses Abenteuer ist noch nicht abgeschlossen. Es folgt noch ein Kapitel bevor die Reise in ein neues Land weitergeht. 5. Kapitel: Unerwartete Hilfe „Los, alle antreten! Heute ist wieder Waschtag!“ rief CC-Blue und scheuchte alle Männer aus den Baracken. „So Leute! Heute dürft ihr euch mal wieder richtig waschen. Ihr sollt ja nicht krank werden. Die Cabooses werden euch helfen.“ erklärte Mr. Snare. „Na, wenigstens etwas.“ knurrte Casey leise und klopfte sich den Staub von seiner rissigen Hose. Seit er hier war, hatte er keine Gelegenheit mehr gehabt, die Kleider zu wechseln, alle seine Sachen waren ja bei Dustin geblieben. Alle reihten sich um zwei lange Tröge, über denen in unregelmäßigen Abständen Wasserhähne montiert waren. Das Wasser war kalt, aber besser eine Wäsche damit als gar keine. Natürlich konnte es Red Caboose nicht lassen und machte sich einen Spaß daraus, Caseys abgelegte Sachen zu schnappen. Doch schon nach wenigen Metern streckte Ihn ein Fausthieb nieder. CC-Blue hatte sich über Ihn aufgebaut. „Lass den Scheiß! Zum herum albern haben wir hier keine Zeit!“ grollte der blaue Bremswaggon, schnappte sich Caseys Kleider und warf sie dem Jungen zu. „Geschieht Dir recht!“ zischte der Lehrling zu Red, während er wieder zu den anderen Arbeitern zurückkehrte. Fluchend rieb sich Red Caboose die schmerzende Wange und zog sich wieder auf die Beine. „Nicht mal ein kleines bischen Spaß haben darf man hier…“ Derweil im Hauptbahnhof von Con-City… Im Beratungszimmer hatten sich der Bahnhofsvorsteher und sein Stab und eine Abteilung der Polizei versammelt und diskutierten aufgeregt miteinander über die jüngsten Ereignisse im Fall der verschwundenen Loks. „So geht das nicht weiter! Jetzt ist auch noch ein Lehrling aus Kommoran verschwunden! Seit Monaten versuchen wir einen Spur zu finden, ohne Erfolg!“ wetterte der Stationsvorsteher. „Deshalb haben ich und meine Leute auch um die Unterstützung eines Spezialisten gebeten. Den berühmtesten Detektiv der Nebelinsel. Mr. Tally.“ erklärte Sergeant Buko, der die Ermittlungen leitete. „Etwa DER Mr. Tally?“ „Genau, Sir.“ nickte der Polizeibeamte. „Ich glaube, das war wohl mein Stichwort.“ Die Tür ging auf und ein hochgewachsener schlaksiger Mann in einem weiten grünen Mantel betrat den Raum. Auf dem Kopf trug er eine schwarze Melone, die er jetzt zum Gruß abnahm. „Danke, das sie sich bereiterklärt haben, uns zu helfen, Sir.“ erklärte der Bahnhofsvorsteher, welcher aufgestanden war und dem Neuankömmling die Hand reichte. „Wenn es um einen verschwundenen Lehrling geht, ist es geradezu meine Pflicht, meine Fähigkeiten zur Lösung des Falles bereitzustellen. Als mich die Meldung erreichte, habe ich sofort die nächste Fähre genommen und bin gerade mit dem Küstenexpress angekommen.“ „Sagen Sie uns, was Sie benötigen, Sir, wir besorgen es so schnell wie möglich.“ erklärte Sergeant Buko. „Zuerst einmal bräuchte ich sämtliche Unterlagen der Vermissten.“ „Gut. Bei der Letzten müssen wir leider passen, weil Lok und Lehrling aus Kommoran stammen und die Unterlagen Zeit brauchen, bis sie hier sind.“ „Kommoran, hm? Interessant. Na, dann werfen wir zuerst einen Blick auf die bereits länger vermissten Loks.-Gibt es irgendwelche Zeugen?“ „Ja, einen Tender. Er wurde von den Entführten aus Kommoran getrennt.“ „Dann lassen sie den Burschen ebenfalls herbringen.“ „Wird gemacht, Mr. Tally. „ nickte Sergeant Buko und eilte aus dem Raum. Wenig später saß der Detektiv mit Dustin auf dem Bahnsteig zusammen. „Und jetzt erzähle mir genau, was passiert ist. Jedes Detail ist wichtig, hörst Du?“ „Jawohl, Mr. Tally.“ nickte Dustin und begann. Der Detektiv hörte aufmerksam zu. „Cabooses… blaue Bremswaggons mit einem gelben C auf dem Brustkasten…Con-Cabooses also… und ein roter Caboose, der vom selben Bahnhof stammt wie Du…. hm. –Sagen sie, Mr….” “Holsworth, Sir.” stellte sich der anwesende Lokführer vor. „Mr. Holsworth, vor einigen Monaten wurde doch eine größere Flotte von Cabooses außer Dienst gestellt.“ „Das stimmt.“ „Was ist mit Ihnen geschehen? Wo haben Sie ein Unterkommen gefunden?“ „Nun, einige wurden nach Nordsland vermittelt, andere auf die Bahnhöfe anderer Länder verteilt, wo eben noch Cabooses gebraucht werden.“ „Alle?“ „Äh…für die restlilchen acht und einen alten Buffetwaggon sind wir noch am Suchen, aber die sind nach zwei Wochen plötzlich verschwunden. Abgehauen. Das ist jetzt schon einige Monate her.“ „Aha. Da haben wir ja einen Teil der flüchigen Con-Cabooses. Unser Freund Dustin hier ist Ihnen begegnet. Und sie haben seinen Lokpartner samt Lehrling verschleppt. Aber wofür? Dustin, hast Du die Cabooses darüber reden hören?“ „Nein, Sir. Es ging so schnell! Rusty hat mich gleich den Abhang in die Schlucht gestoßen, damit sie mich nicht auch noch erwischen!“ „Verstehe. –Mr. Holsworth, ich brauche die Akten aller verschwundenen Loks die sie haben.“ „Alles klar. Ich sehe, Sergeant Buko lässt sie gerade in den Besprechungsraum bringen.“ „Sehr gut. Ich habe da schon eine Vermutung…-Danke, Dustin, das war es fürs erste. Aber bleibe auf jeden Fall in der Nähe.“ „Mach ich, Mr. Tally.“ Als nächstes studierte der Detektiv die Fotos und die technischen Daten der verschwundenen Loks. Dustin sah neugierig durch das Fenster in den Saal und beobachtete seinerseits den Mann. „Hmmm…..sehr interessant…meine Vermutung verstärkt sich.“ „Welche Vermutung Mr. Tally?“ fragte Mr. Holsworth. „Bei allen entführten Loks handelt es sich um Typen kleinerer Bauart. Keine E-Loks, nur Diesel. Mit starker Maschinenenleistung. Das kann eigentlich nur eines bedeuten…“ „Was denn?“ „Nun, ich komme zu der Schlussfolgerung, daß derjenige, der die Loks gestohlen hat oder stehlen hat lassen, sie für eine bestimmte Sache braucht. Der Größe und Ausstattung nach würde ich sagen, für den Bergbau. Und das nicht für legalen Abbau. Sonst hätte er sie nicht heimlich entwendet.“ „Beim Starlight! Sie haben recht! So könnte es sein…natürlich! Eine illegale Mine! Es gibt hier in Condar ja leider auch einen Schwarzmarkt für illegal geschürfte Bodenschätze!“ Mr. Tally nickte. „Ich bin sicher, jemand betreibt irgendwo eine illegale Mine im großen Stil…“ Der Detektiv stand auf und schritt zu einer Landkarte an der Wand. „Hmm….zu ungenau-Mr. Corvett, ich brauche eine detailliertere Karte mit allen Angaben von Bodenschätzen!“ „Wird gemacht, Mr. Tally!“ „Wow, der ist aber schlau!“ murmelte Dustin, der die Recherche durch das offene Fenster vom Bahnsteig aus beobachtete. „Also…welche Bodenschätze bringen hier am meisten Gewinn?“ „Das liegt auf der Hand, Mr. Tally. Die roten Kristalle!“ erklärte Sergeant Buco. „Man braucht sie zur Energiegewinnung.“ „Genau, Sir.“ „Gut. Wo gibt es die meisten Vorkommen?“ „Das ist schwer zu sagen, Sir. Es ist ein ziemlich großes Gebiet im südlichen Gebirge. Der kann sich überall einen Claim illegal abgesteckt haben!“ knurrte Sergeant Buco. „Die südlichen Berge…eine wilde, teilweise noch unerschlossene Gegend.“ „Das stimmt.“ „Immerhin sind wir der Sache ein Stück näher gekommen. Der Aussage von Dustin hier, fand der Zwischenfall am äußersten Ausläufer des östlichen Gebirges statt. Wir werden hier mit der Suche beginnen.“ Zwei weitere Tage waren vergangen. Casey merkte, wie er sich immer mehr unwohl zu fühlen begann. Die harte Arbeit und das mehr schlecht als rechte Essen begann an seinen Kräften zu zehren. Immer wieder plagten Ihn leichte Schwindelanfälle und er musste dann kurze Zeit inne halten. An diesem Abend, als sich der Lehrling und seine Gruppe, zu der er gehörte müde zu Ihren Unterkünften schleppten, nutzte Casey die Chance und stahl sich heimlich davon. „Casey! Nicht! Wenn die dich erwischen!“ zischte Abe. „Lass Ihn. Er will nach seiner Lok sehen. Schon seit Tagen lässt es Ihm keine Ruhe.“ flüsterte Norton zurück. In leicht gebückter Haltung schlich Casey, so rasch er konnte, zwischen Abraumhügeln, gestapelten Kisten und Baracken hindurch, bis er den Platz erreichte, wo sich die Loks befanden. Im letzten Tageslicht konnte er die kleine Gruppe sehen. „Rusty! Endlich-aber…oh nein!“ durchfuhr es Ihm, als er langsam näher kam. Casey erschrak als er sah, in welchem Zustand sich Rusty befand. Traurig saß er auf dem Boden, angekettet wie ein Hund. Er war schmutzig und über und über mit angetrocketem Schlamm bedeckt und hatte sogar einige kleinere Dellen in seiner Hülle. Die letzten Tage hatte es immer wieder geregnet und der Boden war aufgeweicht. „Was treibst Du hier, Bengel?! Es ist verboten, hier alleine herumzustromern!“ Casey fuhr herum und sah Mr. Snare vor sich stehen! „Was haben sie mit meiner Lok gemacht?!“ „Nun, er wollte zuerst nicht kooperieren, da mussten meine Cabooses ein bischen „ sanfte Gewalt“ anwenden. Jetzt ist er zahm wie ein Lämmchen.“ „Sie verdammter...“ „So geht es jeden, der nicht pariert! Und jetzt verschwinde zu deiner Gruppe, dann will ich von einer Bestrafung mal absehen! Aber wenn das noch mal vorkommt, werde ich nicht so nachgiebig sein!“ Casey warf dem Mann einen hasserfüllten Blick zu, dann lenkte er seine Schritte in Richtung Baracken. Auch Mr. Snare begab sich zu seiner Hütte. Zu allem Übel fing es gleich darauf wieder an zu regnen. Rusty hatte Casey gar nicht bemerkt. Aber die grüne Diesellok hatte das Gespräch belauscht. Sie fluchte leise. Musste dieser Mistkerl gerade jetzt auftauchen? So war Casey um seine Gelegenheit gebracht worden, mit Rusty zu reden. „Hey, Rusty..“ „Mmmh? Was denn, Texco?“ „Dein Lehrling war gerade da..“ „WAS?“ „Shhh! Aber leider hat Ihn dieser blöde Snare entdeckt und wieder weggejagt! Wenigstens hat er Ihn nicht bestraft.“ „Verdammt! Ich würde so gerne mit Ihm reden, sehen, wie es Ihm geht!“ Traurig hockte Rusty im Regen angekettet in der Dunkelheit. Auf der Palisade konnte er die Wachen patrollieren sehen. Nachts brannte im Lager so gut wie offenes Licht, um nicht dessen Anwesenheit zu verraten. Nur in einigen Hütten brannten schwache Petroleumlaternen. „Verdammt, Starlight Express! Sieh uns nur an! Warum lässt Du so was zu! Warum?!” rief Rusty laut und hieb mit seinen Fäusten in den vom Regen aufgeweichten Boden zu seinen Füßen. Plötztlich knallte eine leere Öldose gegen seine Schläfe und fiel mit einem leisen Klatschen in den Dreck. „Ruhe da hinten!“ erscholl hinter seinem Rücken eine barsche Stimme. „Oder Du kriegst den Knebel!“ Mit einem Knall flog die Tür einer Baracke wieder zu. Rusty war sich sicher, das es CC-Blue gewesen war. Also hüllte er sich in Schweigen, um nicht von mehr Geschossen bombardiert zu werden. Schließlich kauerte er sich auf dem Boden zusammen und fiel in einen unruhigen Schlaf. Er begann zu träumen. Doch es erschien Ihm nicht der Starlight Express, sondern Cyrill. „Cyrill! Siehst Du, was da gerade vorgeht! Casey und ich sind gefangen! Ich weiß nicht, ob es dem Jungen gut geht! Und ich kann nichts tun! Als ich einmal versucht habe, zu Ihm zu gelangen, hab ich einen Satz heiße Ohren und Dellen in meine Hülle von den Con-Cabooses bekommen! Ich wünschte, der Starlight könnte uns helfen!“ „Du weißt, das das nicht geht, Rusty. Ich würde euch ja helfen, aber ich kann nicht mehr in die Welt der Lebenden zurück.“ „Das ist mir schon klar.“ grollte die Dampflok. „Rusty...der Starlight hat euch zwar zum Leben erweckt, doch was ihr daraus macht, müsst ihr selbst entscheiden. Er da oben kann euch nicht immer helfen. Ihr müsst euer Leben selbst in die Hand nehmen. Statt zu jammern, versuche selbst, etwas zu bewegen! Und damit meine ich keine Waggons! Gebrauche deinen Verstand!“ „Was glaubst Du, was ich die ganze Zeit tue! Ich zerbreche mir bereits den Kopf, wie wir von hier türmen können! Aber das Lager wird zu streng bewacht!“ „Rusty, siehst Du den hellen Stern dort am Himmel? Er trägt meinen Namen.“ „Das weiß ich. Espresso hat es mir erzählt.“ „Ich weiß nicht, ob es Dir helfen wird, aber wenn Du traurig oder einsam bist, sieh hinauf zu den Sternen. Ich und alle anderen Loks und Waggons da oben wachen über euch. Und es wird auch wieder ein Licht am Ende des Tunnels geben. Deine Gelegenheit wird kommen.“ „DU hast gut reden! Terrence, die gelbe Diesellok, hat sich aufgelehnt und was hat es ihm gebracht? Die Brandmarken unter seinen Armen und im Nacken wird er für immer tragen! Du warst groß und stark, keiner konnte es mit Dir aufnhehmen! Sieh mich an! Ich bin nur eine kleine Tenderlok! Was kann ich schon ausrichten!“ „Mehr als Du denkst. Wenn Du nur an dich glauben würdest!“ „Ich allein gegen Die alle hier? Du spinnst!“ „Hey, mit wem quatscht Du da, Teekessel?“ Rustys Augen sprangen auf. Ein blauer ConCaboose stand plötzlich vor Rusty, CC-Baker. Er hatte Wachdienst und war bei seiner nächtlichen Runde bei den gefangenen Loks angelangt, als er die Dampflok im Schlaf hatte murmeln hören. „Mit niemandem.“ murmelte Rusty und rollte sich auf die andere Seite, die Kette, mit der er angebunden war, klirrte leise. „Ich hörte dich aber, wie Du den Namen des legendären Cyrill erwähnt hast. Ja, das war ein richtiger Kerl von Lok! Nicht so ein Schwächling wie Du! Aber der ist ja vor über 200 Jahren abgekratzt. Der kann Dir nicht mehr helfen!“ grinste der blaue Caboose höhnisch und versetzte Rusty einen Tritt! „OW!!“ „Träum schön, Teekessel!“ Lachend rollte der Bremswagen davon. „Aggh! Das gibt ne weitere Delle! Scheiße!“ fluchte Rusty. Dann seuftzte er schwer und versuchte, wieder einzuschlafen. Der Rest seiner Nachtruhe verlief traumlos. Eine laute Stimme schreckte Rusty aus dem Schlaf. „Aufstehen! Ihr zwei da! Ihr seid in der ersten Schicht dran! Na los! Schafft die leeren Loren in den Stollen!“ rief einer der Männer, der die Arbeiter beaufsichtigte. Es war heller Tag, zum Glück hatte es aufgehört zu regnen. „Meine Gelegenheit wird kommen…toll! Aber wann?“ knurrte die Dampflok leise, als sie sich schnaufend auf Ihre Beine zog. Mit kreischenden Bremsen kam eine braune Diesellok zum Stehen. Hinter Ihr waren ein Personenwaggon und Dustin angekoppelt. Mr. Tally stieg als erster aus und musterte die Gegend. „Also hier ist es passiert?“ Dustin transformierte. „Ja, Mr. Tally, Sir.“ „Also gut. Leute, jetzt heißt es ausschwärmen und nach Spuren suchen!“ Nachdem alle Polizisten und Helfer ausgestiegen waren, transformierten auch die Lok und das Waggonmädchen Millie, um bei der Suche zu helfen. „Also die Gegend hier ist zu felsig und zu schluchtenreich. Hier ist ein denkbar schlechter Ort für einen Minenbetrieb mit Loks. Wir werden weiter im Süden unsere Suche fortsetzen.“ erklärte Mr. Tally, nachdem er das Gelände inspiziert hatte und Dustin noch einmal über seinen Weg zurück zum Rastplatz befragt hatte. Der Zug setzte sich wieder zusammen und rollte weiter in Richtung Süden. „Hier geht es nicht mehr weiter. Wie gesagt, das ist unerschlossenes Gebiet.“ bemerkte Mr. Murham, der Lokführer der Diesellok. Die Gruppe stand neben einem Prellbock, an dem das Gleis endete. „Stimmt. Für Züge is´ hier Endstation.“ bemerkte Shandor, die braune Diesellok. „Aber Ihr könntet im Humanoid-Modus doch mit uns mit, oder?“ fragte Mr. Tally. „Nu ja, aber nur erschwert.“ „Stell dich nicht so an, Shandor!“ meinte Milly und stemmte Ihre Fäuste in die Hüften.“Nimm Dir ein Beispiel an Dustin!“ Tatsächlich begann der Tender die Äste einiger Sträucher beiseite zu drücken und hielt Ausschau nach Spuren, so wie er es bei dem Detektiv gesehen hatte. Beim Starlight, er vermisste seinen Kumpel und Casey so sehr! Vielleicht waren sie sogar in Not! Sie mussten endlich einen Hinweis oder eine Spur finden! „Bitte liebe Berggeister, oder was damals sonst zu mir gesprochen hat! Helft mir, meine Freunde wiederzufinden!“ betete Dustin im Stillen. „Also los! Folgen wir Ihm!“ bemerkte Mr. Tally, der eine Karte der Umgebung studiert hatte. Ich halte dieses Tal hier für sehr geeignet. Wir werden zwar einige Zeit brauchen, um dort hin zu gelangen, aber wir haben ja vorgesorgt.“ Der Detektiv schulterte einen Rucksack und folgte dem ausgerollten Pfad, den Dustin hinterlassen hatte. Bald umgab die Wanderer ein dichter Wald. Shandor war bereits zwei Mal über eine Wurzel gestolpert und hatte lauthals geflucht. Mr. Tally hatte Ihn jedes Mal zur Ruhe ermahnt. „Wenn es sein muss, fluche bitte etwas leiser! Man soll uns nicht schon Meilen zuvor kommen hören!“ ermahnte er den Diesel. „Okay, sir.“ „Pass besser auf, wo Du hinstapfst! Benutze doch deine Scheinwerfer.“ schlug Mr. Murham vor. „Hey! Kommt alle her! Schnell!“ schallte plötzlich Dustins Stimme durch die Stille des Waldes. Ein Eichelhäher flog ärgerlich krächzend auf. Mit einer unglaublichen Gewandheit eilte Mr. Tally in Richtung des Rufes. Sicher sprang er über Wurzeln, wich Bäumen und Dornen aus, bis er neben Dustin stand. „Da, Sir! Hat das was zu bedeuten?“ fragte der Tender und wies auf einen Baumstamm. In Kopfhöhe des Mannes war die Rinde großflächig abgeschrammt. „Hier kommt der Regen kaum durch das Blätterdach…mal sehen….“ Der Detektiv leuchtete mit der Taschenlampe und untersuchte mit einer Lupe den Stamm und dann den Boden. „Ha!“ rief er plötzlich und hob etwas auf. „Was ist? Haben Sie etwas?“ keuchte Mr. Murham, der mit den Übrigen eingetroffen war. „Das ist Kohle!“ rief Milly. „Nicht ganz. Diese kleinen Teilchen sind Schlackereste. Also verbrannte Kohle. Und das kann nur bedeuten…“ „Rusty war hier!“ rief Dustin aus. “Darf ich, Sir?“ Der Tender deutete auf die Schlackebrocken und nahm sie aus der Hand des Detektivs. Dann roch er kurz daran. „Die sind von meinem Kumpel! Ich kenne genau den Geruch seines Feuers, seiner Asche und Schlacke!“ „Hä? Du erkennst die Verbrennungsrückstände deiner Zuglok am Geruch? Also für mich riechen Dampfloks alle gleich.“ meinte Shandor. „Du scheinst eine besondere Nase für Mineralien zu haben, mein Freund. Kein Wunder, Du hast ja auch tagtäglich damit zu tun. Da bekommt man eine Sensibilität dafür.“ „Manchmal glaube ich sogar, die Felsen würden mit mir reden, ja- als ich in die Schlucht gerollt bin, habe ich so etwas wie leise Stimmen gehört, sie haben mir den Weg verraten…“ sprach Dustin. Shandor sah mit skeptischer Miene zu seinem Lokführer hinüber und beschrieb mit dem Zeigefinger kreisende Bewegungen neben seiner Schläfe. Für Ihn hatte Dustin eindeutig eine zu lebhafte Fantasie. Oder einfach nur einen Vogel. „Auf jeden Fall war hier eine Dampflok!“ bemerkte Milly. „Eine Dampflok war hier mitten im tiefen Wald? Das is´ allerdings mehr als seltsam. Loks gehen niemals freiwillig hier her, wenn es keine Gleise gibt.“ meinte Shandor. „Außer- man zwingt sie dazu.“ antwortete Mr. Tally. „Gut gemacht, Dustin!“ lobte Milly. „Also weiter! Und haltet die Augen offen! Sucht nach einem Trampelpfad oder abgeknickten Ästen!“ Als es Abend wurde, rastete die Gruppe auf einer Lichtung mit einem Teich. „Zu dumm. Der Regen der letzten Tage hat alle Spuren verwischt. Und Gras richtet sich sehr schnell wieder auf. Aber sie könnten hier gewesen sein.“ meinte Mr. Tally.“Denn eine Dampflok braucht auf jeden Fall Wasser!“ „Das leuchtet ein.“ bemerkte einer der Männer. Später, als alle schliefen, schlich sich Dustin an das Ufer des Teiches und beugte sich über die stille Wasseroberfläche. „Äh, hallo, wenn in diesem Teich eine Wassernymphe wohnt, ist hier einmal eine Dampflok vorbeigekommen? Und ein Junge? Casey heißt er. Er ist ein Freund der Wassernymphen. Er hat sogar einmal eine gerettet!“ Aber er erhielt keine Antwort, der Teich blieb still. Seufzend kehrte er zu seinem Schlafplatz zurück, nicht ahnend, das die Oberfläche des Teiches plötzlich an einer Stelle zu leuchten begann. „Hab keine Angst, Hilfe ist unterwegs!“ wisperte eine zarte Stimme. „Hey, Dustin! Aufstehen! Es geht weiter!“ Shandor rüttelte den schlafenden Tender wach. Dustin reckte sich und gähnte herzhaft. Die Männer packten Ihre Ausrüstung zusammen und machten sich für den Abmarsch bereit, während Mr. Tally noch einmal eingehend die Umgebung sondierte, um eventuell übersehene Hinweise aufzuspüren. „Sind alle soweit?“ fragte der Detektiv, als er zurückkehrte. „Wir können weiter.“ antwortete Mr. Murham. Plötzlich erfüllte ein Rauschen die Luft. Die Gruppe sah nach oben- und staunte! „Hey, seht mal!“ rief einer der Männer. „Das ist aber ein riesiger Vogelschwarm!“ „Das sind doch nur die Teichbewohner.“ meinte ein Anderer „Los, wir müssen weiter!“ Aber als die Gruppe die Lichtung wieder verlassen wollte, stellte sich der gemischte Schwarm den Leuten in den Weg! Die Tiere flatterten aufgeregt und schnatterten und krächzten. Sie waren weit geflogen, hatten an mehreren Stellen und Orten versucht, den Menschen klar zu machen, das sie Ihnen folgen sollten, doch diese hatten es nicht verstanden. Und dann waren sie zurück an Ihren Teich gerufen worden. „Die benehmen sich aber seltsam. Das hab ich noch nie beobachtet. Unsere Enten und Schwäne im Park haben noch nie verrückt gespielt.“ bemerkte Mr. Murham. Aber Dustin verstand. „Ich glaube, sie wollen das wir ihnen folgen.“ sagte Dustin. “Sie wissen bestimmt, wohin Casey und Rusty gebracht wurden!“ „Du machst wohl Witze, Dustin!“ schnaubte Shandor. „Nein, das könnte stimmen! Seht nur, wie die Tiere sich verhalten!“ erklärte Mr. Tally. „Es ist zwar ein sehr ungewöhnliches Verhalten, aber Dustin hat mir einige höchst merkwürdige und unglaubliche Erlebnisse berichtet, die er und seine Freunde auf Ihren Reisen erlebt haben. Und denken sie daran „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als es sich unserer Schulweisheit träumen lässt.“ „Das sagen gerade sie? Ein Mann der Tatsachen und der messerscharfen Deduktion?“ wunderte sich Mr. Murham. „Ich habe auch schon etliche geheimnisvolle Dinge in meinen Fällen erlebt, glauben sie mir. Folgen wir Ihnen. Sie werden uns mit Sicherheit zu den verschwundenen Loks führen.“ „Wisst Ihr, wo meine Freunde sind? Ich suche sie schon so lange! Bitte bringt uns hin!“ rief Dustin. Ein Graureiher klapperte mit seinem langen Schnabel, zwei Enten quakten und flatterten. „Sie wissen es!“ jubelte der Tender. „Die verstehen, was Dustin sagt?“ staunte Shandor. „Du versetzt mich in Erstaunen, Dustin. Dieser Fall wird wohl in meiner Sammlung einen besonderen Platz einnehmen.“ meinte Mr. Tally und klopfte dem Tender auf die Schulter. “Also los! Zeigt uns, wo sie die Entführten hingebracht haben!“ Fünf der Wasservögel übernahmen die Führung. Sie staksten, flatterten oder watschelten vorneweg und blieben immer wieder stehen, um sich zu vergewissern, dass man Ihnen folgte. „Rusty! Casey! Wir kommen!“ murmelte Dustin. Und bevor er die Lichtung verließ, blickte er noch einmal zu dem in der Morgensonne glitzernden Teich hinüber. „Danke, liebe Wassernymphe!“ Ein leises glucksendes Kichern drang aus den Tiefen des Gewässers. Jedes Mal, wenn die Spitze der Hacke auf den Fels traf, fuhr ein stechender Schmerz durch Caseys Arme. Beim Starlight, er fühlte sich richtig elend. Lange würde sein Körper die Strapazen nicht mehr durchhalten. Kohle schaufeln war nichts im Vergleich dazu. Beim nächsten Schlag bildete sich ein Riss in der Felswand. Als Casey noch einmal zuschlug, zersprang ein Teil der Wand und gab eine Öffnung frei. Dahinter glimmte es tiefrot. „Wow…ich glaub diesmal hab ich einen Volltreffer gelandet…“ Ein besonders schöner und großer roter Kristall befand sich in der Öffnung, die Casey freigelegt hatte. Er war unbeschädigt und von excellenter Reinheit. „Leute, kommt schnell her! Ich hab einen Kristall, einen ganz großen gefunden!“ rief Casey. Alle seine Leidensgenossen scharten sich um Ihn. „Wow! Was für ein Prachtstück!“ staunte Abe. „Ich hol den Boss! Der will das sicher sehen! Seht zu, das ihr das Ding rauskriegt! Und zwar ganz!“ erklärte Slim. „Sonst kriegen wir Ärger hoch zehn!“ „Okay, Casey. Ruh Dich aus. Wir haben da mehr Erfahrung mit dem Bergen. Du siehst auch nicht gut aus.“ meinte Alex. Casey nickte müde und ließ sich auf einen Felsen nieder. Wenig später kam Slim mit CC-Shroud zurück. Die übrigen Arbeiter waren gerade dabei den weiter freigelegten Kristall herauszuholen. „Okay, er ist vom Fels gelöst…jetzt langsam…vorsicht, nicht anschlagen…“ sagte Alex. „Stellt Ihn hier auf den Felsklotz.“ „Na, ich hab doch nicht übertrieben, oder?“ meinte Slim. „Ich werd´ verrückt! Das ist wirklich der Größte, den ich gesehen habe!“ rief der Caboose aus. „Seid bloß vorsichtig damit!“ Auch Casey war aufgestanden und an den glattgeschliffenen Felsblock getreten, auf dem sein geborgener Fund stand. „Wer hat Ihn entdeckt?“ „Casey.“ „Du hast Ihn gefunden Bengel? Dann trag Ihn auch ins Freie!“ rief CC-Shroud. „Bringt eine Transportkiste her!“ „Wir haben gerade keine! Alle sind voll!“ „Na toll! Wann kreuzen denn endlich wieder die Händler auf! Hier stehen bleiben kann er auch nicht! Mmmh…Dann trag Ihn so raus! Aber vorsichtig, verstanden? Ich hole den Boss! Das muss er sich ansehen!“ CC-Shroud eilte wieder aus dem Stollen. „Hier, meine Jacke. Legt den Kristall da hinein.“ schlug Norton vor. „Wir sollten das zu zweit machen. Das Ding ist schwer.“ erklärte Alex. „Ich mach das.“ meldete sich Robert. „Ich helfe. Schließlich habe ich Ihn gefunden.“ sagte Casey. Beide ergriffen die Unterseite der Jacke, in die der Kristall gelegt worden war. „Vorsichtig jetzt. Wir gehen vor.“ erklärte Alex. „Passt bloß auf, wo Ihr hintretet!“ Langsam bewegte sich der Zug der Arbeiter aus dem Stollen in Richtung Ausgang. Als Casey und Robert ins Freie traten, kam gerade Mr. Snare angerannt. Seine Augen gingen fast über, als er den großen rot glühenden Kristall in den Händen der Beiden entdeckte. „Hey! Wer hat euch erlaubt, den Kristall so herauszutragen!“ rief Mr. Snare wütend. “Seid ihr verrückt? Das Ding ist ein Vermögen wert! Holt sofort eine Spezialkiste!“ „CC-Shroud hat gesagt wir sollen-AH; Casey, Vorsicht!“ Doch Roberts Warnschrei kam zu spät. Vom hellen Tageslicht geblendet und durch die schwere Arbeit entkräftet, konnte er für einige Momente nicht sehen, wo er hintrat, stolperte und ließ los! Robert konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren und den Fall abfangen, der schwere Kristall kippte – schlug auf den felsigen Boden auf und das empfindliche Mineral zersprang in unzählige Stücke! Gleichzeitig erlosch das rote Glühen. „NEEEIIIN!“ heulte Mr. Snare. Lähmende Stille folgte. Keiner sprach ein Wort, Casey zog sich langsam wieder auf die Beine. „Oh Scheiiiße…“ zischte er leise. „Ich will nicht wissen, was jetzt passiert.“ flüsterte Abe. Rusty hob den Kopf. Wer hatte da geschrien? „Das war Snare. Hörte sich nicht gut an…“ meinte Scratch. Casey getraute sich nicht, in Snares Gesicht zu sehen. Sicher war es vor Wut rot angelaufen. „Tut mir leid....aber es gibt bestimmt noch mehr davon..“ stammelte er ängstlich heraus. Junge, jetzt hast Du echt Mist gebaut, dachte er zu sich selbst. „ES TUT DIR LEID? WEISST DU, WAS DIESER KRISTALL WERT WAR? EIN VERMÖGEN!! SO EINEN KRISTALL FINDET MAN NUR SEHR SELTEN UND DU DUMMER BENGEL LÄSST IHN FALLEN!“ schrie Mr. Snare aufgebracht. “ICH WERDE DIR ZEIGEN; WIE LEID ES MIR TUT; DAS ICH DIR NICHT DEN HALS UMGEDREHT HABE!!“ Im nächsten Moment holte der Mann mit seiner Hand aus und schlug Casey mit voller Wucht ins Gesicht! Der Schlag schickte den Jungen zu Boden, die Anwesenden keuchten entsetzt auf. „Ja, geben sie´s ihm, Boss! Seinetwegen haben wir ein Vermögen verloren!“ rief CC-Blue aufgebracht. „Du kleine Ratte!“ schrie Mr. Snare aufgebracht und versetzte Casey als nächstes einen Fußtritt! Der harte Tritt katapultierte den Jungen gegen eine Felswand, wo er seitlich gegen das Gestein schlug. Caesey schrie auf und hielt sich die Schulter. „Dir werd ich helfen!“ Der Aufruhr lockte auch die anderen Cabooses und Menschen des Lagers herbei. Allen voran Red Caboose und Stove. „Was ist denn-Casey! Was hat der Bengel angestellt, das der Boss so sauer ist?“ fragte der rote Bremswaggon, als er den Lehrling mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden liegen sah. Als Antwort wies CC-Shroud auf die Jacke mit dem zerbrochenen Kristall. „Beim Starlight! Der muss ja riesig gewesen sein!“ „Ja, und der Bengel hat Ihn fallengelassen. Dumm gelaufen, würd ich sagen, seehr dumm.“ Stove gab einen erschrockenen Laut von sich. Sie kannte Snares Wutausbrüche gut. „SHROUD! Hast DU etwa angeordnet, den Kristall herausbringen zu lassen?! OHNE Vorsichtsmaßnahmen?!“ wetterte Snare weiter. „Glubb-äh, ich dachte-„ Weiter kam der CC-Caboose nicht. Snare hatte plötzlich ein Eisenrohr in der Hand und ließ es auf Ihn niedersausen! CC-Shroud konnte zwar etwas ausweichen, doch das Ende des Rohres traf seinen hölzernen Brustkasten. Es knackte laut und mit einem Aufschrei ging der blaue Bremswaggon zu Boden. „DU BLÖDER I-DI-OT!!“ schrie Snare aufgebracht und hieb zum zweiten Male zu. Ein Schrei-und CC-Shroud rührte sich nicht mehr. Ein erschrockener Laut ging durch die Reihen der Anwesenden. Rusty zerrte verzweifelt an seiner Kette. Er konnte nur die versammelte Menge sehen und vereinzelte Schreie hören. Aber einen Schrei hatte er genau erkannt! Den Schmerzensschrei seines Lehrlings! „Verdammt! Casey! Scratch, hilf mir!“ Die Dampflok spürte, das Casey in Gefahr war. Gemeinsam zerrten sie an der Kette, deren Verankerung im Boden sich langsam zu lockern begann. Im nächsten Moment kam schnaufend Terrence, die gelbe Diesellok angerollt. Sie hatte gerade Dienst und alles mitbekommen. „Snare ist übergeschnappt! Weil dein Lehrling einen großen Kristall fallengelassen hat, prügelt er jetzt auf Shroud und Casey ein!“ rief er. “Ich kann das nicht mitansehen! Mir reicht, was er mit mir angestellt hat!“ „Nein! Los, hilf mit, die verdammte Kette loszureißen!“ rief Rusty. Red durchfuhr ihn ein eisiger Schreck. Ein Schlag wäre doch okay gewesen. Aber Mr. Snare ließ es nicht dabei, nein, er hatte Casey auch noch gegen die Felswand getreten! Und jetzt schlug er auf CC-Shroud wie ein Besessener ein! Caboose hatte schon einmal im Fernsehen gesehen, wie brutal Menschen untereinander sein konnten. Aber unter seinesgleichen war so etwas nicht üblich. Loks und Waggons prügelten sich manchmal-aber sie fügten sich niemals ernsthafte Verletzungen oder Schäden zu. Er erinnerte sich an das letzte Jahr im Flussdelta von Torrone. Damals war er auch vor Wut ausgerastet und hatte dabei den Jungen fast erwürgt. War er wirklich selbst so brutal gewesen? Konnte er genauso grausam sein? Ja, grausam, das war es. Er erlebte jetzt das erste Mal vor seinen Augen, wozu jemand in blinder Wut fähig war. Es selbst zu erleben, war völlig anders als wenn man es selbst tat. So weit, daß der Junge ernsthaft Schaden nahm, wollte er es nicht kommen lassen. Er wollte ihn und Rusty doch nur Ärger machen, aber ohne, sie in Lebensgefahr zu bringen. Das hatte ihm Greaseball auch nicht befohlen! Würde Casey etwas geschehen, wäre es allein seine Schuld. Noch bevor Snare das dritte Mal zuschlagen konnte, ging Stove dazwischen! „Es ist genug, Boss! Kein Con soll wegen eines Kristalls zerstört werden!“ rief sie und hielt das Handgelenk mit der Eisenstange umklammert. „Boss, das bringt nichts!“ rief CC-Baker. Aber der Mann schien wie von Sinnen zu sein. Er riss sich los und stieß Stove zurück, die gegen Red taumelte. „Dieser Bengel wird es bereuen, mich um ein Vermögen gebracht zu haben!!“ „Boss! Nein!“ rief CC-Azura.“ Sehen sie doch! Seine Schulter läuft schon blau an! Er hat genug Strafe erhalten! Sie werden ihn noch umbringen! Er ist ein Lehrling! Sie wissen doch, was das bedeutet!“ „Genau, Boss! Der Bengel hat sein Fett wegbekommen, aber totschlagen sollen sie ihn trotz allem nicht!“ rief Red. „Er ist ein Lehrling und minderjährig! Das dürfen sie nicht!“ Casey hob den Kopf. Er glaubte sich verhört zu haben! Red setzte sich für IHN ein? Red Caboose zeigte Mitleid? Offensichtich steckte wohl trotz allem noch ein guter Kern in diesem sonst so hinterlistigen Waggon. Oder Ihm waren die Augen geöffnet worden. „NGGHH-JAH!“ Klirrend sprang die Verankerung aus dem Boden. „Endlich!“ rief Rusty. „Los, versucht diesen Irren aufzuhalten! Ich hab Snare erst einmal so jähzornig erlebt!“ rief Scratch, der noch als einziges angekettet war. Rusty rollte auf die Menge zu und zwängte sich zwischen zwei Con-Cabooses durch. CC-Shroud lag am Boden und rührte sich nicht. Seine Holzkonstruktion war an mehreren Stellen mehr oder weniger durch Gewalteinwirkung geborsten. Und Casey kauerte an der Felswand und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schulter. „Casey!“ rief die Dampflok aus. „Jetzt wirst Du sehen, was deinem Lehrling blüht, weil er mich um ein Vermögen gebracht hat! Dieser Kristall da-„ rief Snare und deutete auf den Haufen Bruchstücke am Boden, hätte genug eingebracht, um uns allen ein angenehmes Leben zu bieten!“ „Sie meinen wohl eher Ihnen selber.“ bemerkte Casey trocken. Shit, manchmal konnte er einfach nicht seinen Mund halten. „Dir zeig ich´s, Du kleiner Mistkerl!“ brüllte Snare und schwang das Metallrohr! Rusty war mehr als schokiert. Dieser Mann misshandelte seinen Lehrling! Seinen Lehrling, auf den er aufpassen sollte, dass ihm nichts geschah! Er hatte es den Leuten von der Eisenbahnergilde versprochen! „Nein, das darf er nicht...“ schluckte die Lok. „Tja, der Bengel hat es echt vermasselt. Hätte eben den Kristall nicht fallen lassen sollen. Jetzt schlägt der Boss ihn windelweich.“ grinste CC-Blue. Ihm schien das Ganze völlig kalt zu lassen. „Nein, er wird Ihn umbringen! Siehst Du das denn nicht?“ „Und was glaubst Du soll ich tun? Etwa einschreiten? Er ist der Boss, ich leg mich mit ihm nicht an!“ Mr. Snare schien wirklich wie von Sinnen zu sein. Das was er Monate lang gesucht hatte, hatte dieser Bengel so einfach zerstört! Schon wollte er mit dem Eisenrohr auf den Jungen einschlagen, als Abe einschritt, Snares erhobenen Arm festhielt und versuchte, Ihm die Eisenstange zu entwinden! „Hören Sie auf! Davon wird der Kristall auch nicht wieder ganz!“ rief er. „Verdammt, helft mir doch mal, Leute!“ Doch die linke Faust Snares schickte Ihn zu Boden. Stöhnend blieb er liegen und hielt sich die blutende Nase. „Warum habt ihr überhaupt zugelassen, das der Bengel den Kristall trägt? Bin ich nur von Idioten umgeben?“ wetterte Snare weiter und schlug zu! „IAAH!“ Abe schrie auf, als die Stange seine Schulter streifte! „Er ist verrückt geworden! Er bringt die beiden noch um!“ rief einer der Arbeiter. Schon stürmten die ersten Männer auf den Minenleiter zu, wurden aber von den bewaffneten Aufsehern zurückgedrängt. „Sie sind sind wirklich ein raffgieriger Kerl! Genügen Ihnen die ganzen Kristalle nicht, die sie bis jetzt ausgraben haben lassen?“ rief Casey matt. „Aber es gibt immer wieder Welche, die den Kragen nicht vollkriegen können!“ „DU! Für diese Frechheit breche ich Dir das Genick!!“ schrie Snare außer sich und stürmte mit erhobenem Arm auf Casey zu! „AAUF-HÖÖ-REEN!!!“ Ein wütender Schrei erfüllte das Tal. Gleichzeitig hoben Mr. Tally und die anderen Männer des Suchtrupps Ihre Köpfe. „Das kam aus der Richtung! Es kann nicht mehr weit sein! Vorwärts! Aber verhaltet euch leise! Wir dürfen nicht entdeckt werden!“ erklärte der Detektiv. Die Vögel stiegen in die Luft und kreisten über dem Suchtrupp. „Das war Rusty, mein Kumpel! Da bin ich mir sicher!“ rief Dustin. Und nach einer Weile… „Da! Die Vögel landen dort vorne!“ „Hey, seht Ihr das auch? Das sieht aus wie ein Palisadenzaun!“ zischte einer der Männer. „Wir sind am Ziel. Was für ein Fall! Geführt von einer Gruppe Vögel. Mein Freund, der Zeitungsreporter des „Fog Telegraph“ wird staunen, wenn ich Ihm davon erzähle!“ bemerkte Mr. Tally. „Haltet euch bereit, Männer!“ zischte Sergeant Buko und zog seine Waffe. Forsetzung folgt… Kapitel 6: Cyrills Fluch ------------------------ Zuallererst möchte ich mich bei Ischi von Fanfiktion.de sehr herzlich bedanken für die netten und ausführlichen Kommentare der letzten Kapitel. So erfahre ich, welche Stellen gut sind und den Lesern gefallen. Kapitel 6: Cyrills Fluch In Rustys Innerem brodelte es. Er musste etwas tun, sonst war Casey verloren! Und das würde er sich später niemals verzeihen! „Starlight Express, hilf mir! Ich muss Casey retten-aber wie soll ich gegen diese Cons ankommen? Die meisten stehen immer noch hinter Ihrem Anführer Und sie sind viel stärker!“ „Weil deine Angst dich immer noch kontrolliert! Du musst diese Angst abwerfen! Denke an das, was das Wichtigste für dich ist.“ hörte Rusty plötzlich wieder Cyrills Stimme. „Daraus ziehst Du deine Kraft, Du wirst sehen!“ „Das...wichtigste...Casey, mein Lehrling...mein Kumpel Dustin…“ „Rusty, was ist das wichtigste für dich?“ hörte er nun auch die Stimme des Starlight Express fragen. Rusty schreckte aus seinen Gedanken auf. „Casey!-Schluss mit der Gewalt! Keiner soll mehr unnötig leiden!“ rief Rusty. Plötzlich bemerkte er, wie die Angst von ihm abfiel und einem neuen Gefühl Platz machte: Wut. Es war als erwache er aus einer Trance. Und er sah, das Snare wieder auf Casey losgehen wollte! Für Rusty war das Fass übergelaufen. Dieser Snare verletzte mutwillig wehrlose Leute und Cabooses und würde sicher auch vor Mord nicht zurückschrecken. „UUWWAH!“ Eine Schockwelle raste durch die Versammelten, einige hob es von den Beinen. Der eiserne Ring um Rustys Hals zersprang und fiel klirrend zu Boden. „Das….das kenne ich! Das…das war Cyrills Dampfdruck-Schockwelle! Ich habe davon gelesen! Genauso ist es beschrieben! Aber nur Cyrill selbst war zu so etwas imstande!“ stammelte einer der Arbeiter. Mit geweiteten Augen sah Casey, wie mit seiner Lok eine unheimliche Veränderung vorging. Die blauen Pupillen verschwanden plötzlich und nur noch weiße Augäpfel waren sichtbar, gleichzeitig erschien auf seiner Stirne ein kleiner Stern, der in einem hellen weißen Licht pulsierte. „So, Du willst also gegen mich antreten? Komm nur her, Rosteimer! –CC-Blue! Mach Ihn platt!“ bellte Snare. „Rusty, was geschieht mit Dir? Es sieht aus, als sei irgendeine verborgene Kraft in Ihm geweckt worden..“ murmelte Casey. Er versuchte wieder aufzustehen, doch ein stechender starker Schmerz in seiner verletzten Schulter ließ Ihn wieder zu Boden gehen. Sein Hals brannte und Ihm war schwindelig vor Schmerz. Doch er wollte wachbleiben, er durfte jetzt nicht ohnmächtig werden! „Komm mal wieder runter, Kleiner! Sonst wird es dein kleiner Lehrling hier büßen!“ knurrte CC-Blue. „Dann hast Du Feigling etwa Angst, dich mit mir anzulegen?!“ grollte Rusty mit seltsam verzerrter Stimme. „Hah, ein Schlag und Du kommst nicht mehr auf die Räder! Wenn ich mit fertig bin, bist Du reif für die Schrottpresse!“ „Rusty stieß einen wütenden Schrei aus und stürmte auf den großen Caboose zu! CC-Blue wusste nicht, wie Ihm geschah, als er von dem Heranstürmenden voll gerammt wurde und er zu Boden geschleudert wurde. „Weg hier, Leute! Die Dampflok dreht durch!“ rief Slim. Alle Menschen rannten außer Reichweite, die Verletzten nahm man mit. „Schießt!“ rief Snare.“Durchlöchert seinen Dampfkessel!“ Und was tat Rusty? Er ballte seine Fäuste und hieb sie mit voller Wucht auf den Boden, was den selbigen heftig zum Beben brachte! Eine Baracke stürzte in sich zusammen, kleinere Felsbrocken regneten von den umliegenden Hängen, fast alle verloren das Gleichgewicht und kippten um. „Wow! Cyrills legendärer Dampf-Erdhammer! Ist sein Geist in die Lok gefahren? Woher beherrscht er diese Attacken?“ bemerkte Johnsy, welcher gerade Casey vorsichtig aufhalf, um Ihn aus der Gefahrenzone zu bringen. „Rusty….heißt das, er kämpft jetzt wie Cyrill?“ „Nach den alten Überlieferungen, ja. Keine andere Dampflok war jemals wieder zu solchen Attacken fähig. Bis jetzt.“ Die Wachposten bekamen es langsam mit der Angst zu tun. Vor allem, als sie von einem ziemlich wütenden Rusty zur Seite gefegt wurden, noch ehe sie richtig Ihre Waffen anlegen konnten. „Was macht Ihr denn?! Schießt endlich!“ wetterte Snare. Er begann in seiner Hosentasche zu kramen und zog eine kleine Pistole heraus, das Metallrohr hatte er zu Boden fallen lassen. „Rusty!“ Schon feuerte der Minenleiter zwei Mal auf die Brust der Dampflok-mit dem Resultat, das die Kugeln wirkungslos abprallten! „Tch, mit dem Spielzeug kann er die Stahlplatten einer Lok nicht durchschlagen.“ meinte Abe. Gleich darauf flog die Waffe in den Staub, Snare wurde von einer Faust am Kragen gepackt und in die Höhe gehoben. Der Mann versuchte, Rusty mit einer Faust ins Gesicht zu treffen, was Ihm auch gelang, doch der Schlag zeigte keine Wirkung. „Finger-weg-von-meinem-Lehrling!!“ rief Rusty und schleuderte dann den Mann in hohem Bogen von sich. „Und Du lässt die Finger von meinem Boss!“ hörte Rusty hinter sich CC-Blue knurren, der sich wieder erhoben hatte und beide Fäuste erhoben hatte. Aber ehe er seinen Schlag ausführen konnte, rammte Ihn Rustys ausgestreckter Arm. Er versenkte sich im hölzernen Brustkasten von CC-Blue, welcher erschrocken aufschrie und abermals zu Boden ging! „OOOAAAHHH!“ brüllte Rusty. „Oh nein! Rusty, dreh jetzt bloß nicht durch!“ schluckte Casey. „Scheiße! Der Dampfer ist uns über! Weg hier!“ rief einer der Wächter und wollte in Richtung Tor laufen- als diese mit einem Schwung aufgestoßen wurden und eine bunte Schar auf das Gelände stürmte! Gleichzeitig fielen drei Schüsse, alle Anwesenden fuhren zusammen. Mr. Tally stand zwischen den aufgebrochenen Torflügeln und hatte drei Mal in die Luft gefeuert. „Meine Herren! Anwesende Cabooses und übrige Waggons! Diese illegale Mine ist ab sofort geschlossen!“ rief er mit lauter und ernster Stimme. Für Dustin und Shandor war es kein Problem gewesen, das hölzerne Tor aufzubrechen. Und durch den Radau war niemand mehr auf den Palisaden gewesen. „Waffen fallenlassen! Na los!“ rief Sergeant Buko. Die bewaffneten Posten gehorchten. Dustin war sofort zu Rusty geeilt. „Kumpel, endlich habe ich dich gefunden!-Eh, Rusty, was ist mit dir? Warum siehst Du so komisch aus? Was ist mit deinen Augen?“ Die Dampflok starrte den Tender an. „Dus…tin?“ „Ja, ich bin es! Jetzt wird alles gut!“ „Du..Du hast uns gefunden…“ „Ja, Rusty! Kumpel, ich bin hier! Ihr seid gerettet! Bitte beruhige dich wieder! Hörst Du? Und ich habe Hilfe mitgebracht! Aber Du musst aufhören, so wütend zu sein.“ „Dustin…“ Die Dampflok hielt inne, der leuchtende Stern auf seiner Stirn verschwand und die Augen nahmen wieder Ihre normale Form an. Im nächsten Moment aber verdrehten sie sich und Rusty klappte zusammen. „Kumpel!“ Dustin kniete neben der bewusstlosen Damplok nieder und öffnette zuerst die Feuerbüchse. Erleichert stellte er fest, das die Lebensflamme noch brannte. Aber nur schwach, sein Brennmaterial war längst zu Asche geworden. „Er hat keine Energie mehr….warte Kumpel, gleich geht’s dir besser!“ Dustin kramte einige Kohlebrocken und trockenes Holz aus seinem Ladebauch und warf das Brennmaterial in die Feuerbüchse. Dann bließ er vorsichtig, damit das Holz sich entzündete. Wenige Minuten später loderte wieder ein Feuer in der Brennkammer-und Rusty kam wieder zu sich. „Kein Wunder, das er keine Energie mehr hatte, nach den Attacken die er ausgeführt hat.“ bemerkte einer der Con-Cabooses, welcher von Shandor vorbeigeführt wurde. „Attacken?“ „Hättest Ihn erleben sollen! Wie der große Cyrill! Wo hat er das gelernt?“ „Gelernt? Gar nicht! Ich wusste gar nicht, das er das kann.“ Verwundert wandte sich der Tender wieder Rusty zu, dessen Augen sich langsam wieder öffnetten. „Wa-was…-Dustin…„ „Dem Starlight sei Dank, Du stehst wieder unter Dampf! Es wird alles wieder gut. Hab keine Angst mehr. Mr. Tally und die Polizei übernehmen jetzt.-Wo ist Casey?“ „Casey…-Casey!“ „Hier, Rusty..“ meldete sich eine matte Stimme. Einer der Polizisten trug Casey auf den Armen heran. „Sergeant! Hier sind einige Verletzte! Menschen und Cabooses! Den Jungen hier hat´s übel an der Schulter erwischt!“ rief der Beamte. „Casey! Oh nein! Du siehst furchtbar aus! Genau wie Du, Kumpel! Es tut mir so leid, wir konnten euch nicht früher finden!“ klagte der Tender. „Schon gut. Ihr seid noch rechtzeitig gekommen.“ murmelte Casey. „Was war denn eigentlich mit Dir los, Rusty? Es schien, als wärest Du…nicht Du selbst..“ meinte Dustin. „Nicht ich selbst? Was meinst Du damit? Ich ..ich erinnere mich nicht…ich weiß nur noch, das dieser Snare wie wild auf jeden eingeschlagen hat und dann…Filmriss.“ murmelte Rusty verwirrt. „Aauh…meine Hände!“ „Es sah aus, als wäre Cyrills Geist in dich gefahren! Du hast sogar seine Attacken ausgeführt, hat einer der Arbeiter gesagt.“ erklärte Casey. „Cyrill….ich habe vor einiger Zeit mal von Ihm geträumt….er sprach zu mir…sagte, meine Gelegenheit würde kommen….hatte wohl recht, der Alte…“ Die Verletzten wurden notdürftig versorgt und die beschädigten Cabooses notdürftig zusammengeflickt. „Verdammt….was war bloß mit Dir los, Du Dampfeimer….jetzt siehst Du wieder aus, als könntest Du kein Wässerchen trüben…“ stöhnte CC-Blue, der unter strenger Bewachung zu den anderen Con-Cabooses gebracht wurde. Casey ließ seinen Blick schweifen. „Rusty! Hast Du Red gesehen? Wo steckt der Kerl?“ „Mist! Den hab ich ganz vergessen! Sergeant! Haben sie unter den Gefangenen auch einen roten Bremswaggon?“ „Was? Nein, nur blaue.“ Casey und Rusty stießen gleichzeitig einen saftigen Fluch aus. „Aber-um ehrlich zu sein, diesmal hat Red mitgeholfen, meinen Hals zu retten.“ sagte der Lehrling dann. „Was? Das glaub ich nicht! Im Flussdelta wollte er dir doch den Garaus machen!“ „Ich weiß. Aber Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als er mitansehen musste, wie Snare mich zurichten wollte. Er versuchte Ihn sogar zu beschwichtigen.“ „Tch!“ zischte Rusty angewidert. „Und ich glaube, er war es, der mir nachts immer heimlich Essen durch das Fenster zugesteckt hat. Oder mir heimlich Wasser hingestellt hat. Der Kerl hat trotz seines miesen Characters irgendwo noch ein Herz.“ „Red? Dir helfen? Nein, dann wohl noch eher Stove!“ „Es ist aber die Wahrheit. Red Caboose hat nachts heimlich Casey immer Essen gebracht.“ sprach der Buffetwaggon, welcher in Begleitung zweier befreiter Arbeiter vorbeirollte. “Und ich hab Ihm immer das Essen zugesteckt.“ „Tja, so kann man sich täuschen. Aber wir müssen trotzdem vor Ihm weiter auf der Hut sein!“ meinte Casey. Keiner beobachtete inzwischen die Wasservögel, welche laut kreischend einige hundert Meter entfernt über den Baumwipfeln kreisten. „Mann, verschwindet! Ich hab doch diesmal einiges wieder gutgemacht! Lasst mich in Ruhe!“ Red Caboose schwang die Arme um die schreienden Vögel zu verscheuchen. Als Mr. Tallys Gruppe die Mine gestürmt hatte, hatte er sich zwischen den Baracken versteckt und war unentdeckt geblieben. Und in einem günstigen Moment konnte er durch das aufgebrochene Tor verschwinden. Es schien, als konnte dies der rote Bremswaggon am besten. Heimlich verschwinden, wenn der Boden unter Ihm für seine Räder zu heiß wurde. „Red Caboose kratzt mal wieder die Kurve!“ „Sergeant! In dem Haus dort gibt es eine Funkanlage!“ erstattete einer der Polizisten seinem Vorgesetzten Meldung. „Dann rufen sie Verstärkung her!“ „Verstanden, Sir!“ „Mendis, wie viele Gefangene haben wir?“ wandte sich der Sergeant an einen weiteren Uniformierten. „Mit dem Anführer und seinen Handlangern siebenundzwanzig Mann, dann noch elf Cons. Die befreiten Arbeiter helfen unseren Männern beim Bewachen.“ „Das ist gut. Wir können jede Hilfe brauchen. Die Meisten von denen sehen aus, als ob sie schon einiges auf dem Kerbholz hätten!“ Rusty und Dustin wichen nicht von Caseys Seite. „Wie geht es meinem Lehrling?“ fragte die Dampflok. „Seine Schulter ist zwar verletzt, aber die Knochen sind heil geblieben. Er hat einen riesen blauen Fleck, aber die Prellung wird in einigen Tagen abheilen. Doch er wird seine Schulter noch eine Weile schonen müssen. Und er braucht Ruhe und gutes Essen, dann kommt er bald wieder auf die Beine.“ „Oh man, Rusty, Du siehst furchtbar aus…das wird ne ordentliche Putzarbeit und die Dellen müssen ausgebeult werden…“ murmelte Casey, welcher auf einer Decke lag und am Verband seiner Schulter zupfte. Zuletzt musste er noch eine Spritze über sich ergehen lassen, ein Stärkungsmittel, wie der Doktor sagte. „Ich schlage vor, wir bringen den Jungen in die Hütte des Anführers. Das ist noch der beste Platz hier.“ meinte Sergeant Buko. „Ich werde Ihn tragen.“ bot sich Rusty sofort an. „Dann kommt mal mit.“ „Dustin, hilf bitte den Leuten wo Du kannst. Ich bleibe bei Casey.“ „Kein Problem, Kumpel.“ nickte der Tender. Drei der Polizisten verteilten Wasser und Essen, das man in Stoves Lagerräumen gefunden hatte. Der Buffetwaggon, der nicht zu den Gefangenen musste, half bereitwillig mit. Nun mussten die Snare und seine Leute zusehen, wie sich Ihre ehemaligen Gefangenen die Bäuche vollschlugen. Und Shandor stand mit verschränkten Armen bei der Gruppe der gefangenen Cons und sorgte mit seiner Anwesenheit dafür, das keiner aufmuckte. Die sichergestellten Kristalle, welche in einer Hütte lagerten, wurden von zwei Polizisten bewacht. „Mr. Tally, wir werden in 24 Stunden Verstärkung bekommen. Dann können wir die Gefangenen abtransportieren.“ „Sehr gut, Sergeant. Behalten sie vor allem den Anführer der Bande im Auge! Einige der Arbeiter haben erzählt, das er auf den Lehrling losgegangen ist und Ihn fast umgebracht hätte!“ „So ein Hundesohn! Na der wird sich wundern, wenn Ihm erst der Prozess gemacht wird!“ schnaubte Sergeant Buko. Gerade kniete der Detektiv neben der Jacke, worauf immer noch der zerbrochene Kristall lag, hob nachdenklich ein Bruchstück auf und besah es sich. „Sir? Wollen sie auch etwas zu essen?“ fragte Stove, die vorbeirollte. „Wie-oh, nur eine Kleinigkeit.“ Dankend nahm er einen dargebotenen Apfel an. „Damit hat alles angefangen.“ meinte Stove und blickte auf die Bruchstücke des Kristalls. „Du warst Zeuge des Vorfalls?“ „Nicht von Anfang an. Ich kam hinzu, als Mr. Snare loszubrüllen begann.“ „Erzähle mir alles, was Du weißt.“ Stove nickte und begann zu berichten. „Einige haben also eingegriffen, Du eingeschlossen.“ „Ja, ich habe miterlebt, was er mit dem armen Terrence hat anstellen lassen, nachdem er sich einmal geweigert hatte, weiterzuarbeiten. Da war außerdem noch ein roter Caboose, der mir in der Küche geholfen hat, aber der ist verschwunden. Komischer Kerl war das. Erst liefert er den Lehrling und die Lok an Mr. Snare und die Cons aus, dann aber scheint Ihn wohl das schlechte Gewissen gepackt zu haben. Er konnte auch nicht wissen, das Snare jedes Mittel recht ist, um schnell reich zu werden. Hätte ich das auch damals bereits gewusst…“ „Es ist auf jeden Fall gut, das Du einsichtig bist. –Zu ärgerlich nur, das uns der Halunke entkommen ist! Ich würde Ihn zu gerne verfolgen und stellen, doch alleine wäre das zu gefährlich und meine Anwesenheit wird hier benötigt.-Ich danke Dir, Stove. Und jetzt werde ich nach dem Lehrling sehen.“ „Jederzeit zu Diensten, Mr. Tally.“ Wenig später betrat Mr. Tally die Hütte und war erstaunt eine fast bis an die Decke reichende Dampflok neben einem Sofa auf dem Boden sitzen zu sehen. Auf der Couch lag Casey. „Wie geht es Dir, Junge?“ „Ganz gut. Bin nur müde.“ „Ich bin übrigends Mr. Tally. Privatdetektiv von der Nebelinsel.“ „Wow, so etwas wie Sherlock Holmes?“ „Eh? Ist das ein Kollege von mir aus Kommoran?“ „Haha, nein. Das ist ein bischen komplizierter.“ grinste Casey. „Du kannst es mir ja später erzählen.“ „Okay, Sir.“ „Meinst Du, Du kannst mir berichten, was vorgefallen ist?“ „Geht schon. Von Anfang an?“ „Je mehr, desto besser. Wie seid Ihr hierhergeraten?“ Also erzählte Casey was Ihm und Rusty alles hier widerfahren war. „Beim Starlight! Dann seid ihr ja fast drei volle Wochen hier! Dieser Snare hat sich wirklich einen guten Platz ausgesucht, hier kommt so schnell keiner her. Aber wir hatten besondere Hilfe.“ „Besondere Hilfe, Sir?“ „Ja-stell Dir vor, einige Wasservögel haben uns hierhergeführt.“ Casey lächelte. „Ich glaube, ich weiß, wessen Verdienst das war…“ Am Abend dieses ereignisreichen Tages schrieb Sergeant Buko mit Mr. Tallys Hilfe einen ausführlichen Bericht über die Ereignisse, die zur Aushebung der illegalen Mine geführt hatten. Wie gemeldet traf die Verstärkung einen Tag später auf dem Minengelände ein. Weitere Polizisten und eine Untersuchungskommission. „Wie sieht es aus? Sind die Verletzten transportfähig?“ fragte der Hauptmann der Neuankömmlinge. „Sind sie. Keine soweit lebensbedrohlichen Verletzungen, meinte der Doc.“ erklärte Sergeant Buko. „Gute Arbeit, Sergeant. Endlich konnten wir die Burschen dingfest machen. Die Arbeiter haben ja ein Vermögen für diese Bande aus dem Berg geholt!“ „Einen Teil haben die Sklavenarbeiter verdient, da wird das Gericht sicher nichts dagegen haben. Den Erlös aus dem restlichen Teil wird wahrscheinlich einem guten Zweck zugutekommen.“ Am Nachmittag brach dann der Tross mit den Gefangenen und Befreiten auf. Casey wurde abwechselnd von Rusty und Dustin getragen. Auf dem Bahnhof der nächstgelegenen Siedlung wartete bereits ein Transportzug. Shandor hängte sich hinter der Zuglok ein und musste Ihr auf der Fahrt in die Hauptstadt alles haargenau erzählen. „Das ist wirklich unglaublich! Und die Cons haben einfach so mitgemacht?“ „Na ja, versetz Du dich mal in Ihre Lage. Sie hatten Angst, auf dem Abstellgleis zu landen oder wer weiß sonst wo.“ „Ist auch wieder wahr. Bin gespannt, was für eine Strafe die Jungs erwartet, besonders CC-Blue.“ 10 Stunden später lief der Zug in Con-City ein. Die Gefangenen wurden unter strengster Bewachung ins städtische Gefängnis gebracht, die Con-Cabooses wurden in einem alten Lokschuppen eingesperrt und unter strenge Bewachung von zwei Dieselloks und zwei Polizisten gestellt. Casey wollte zuerst nur eins: Eine ausgiebige Dusche und dann in Kommoran anrufen. Und das tat er dann auch. „Hallo, Mrs. Alpa. Ja, ich bins, Casey. Ja, sie haben uns gefunden und befreit. Und das verdanken wir vor allem Dustin und Mr. Tally. Mir und Rusty geht’s soweit gut. Ein paar Tage Ruhe und wir können weiterreisen.“ „Dem Starlight sei Dank! Alle hier haben sich große Sorgen um euch gemacht!“ „Bitte sagen sie gleich Francis und den Anderen Bescheid. Sie werden sicher erleichtert sein. Sorry, das ich euch solchen Kummer bereite.“ „Das ist doch nicht deine Schuld, Casey. Ihr hattet eben Pech. Doch es ist großartig, das Dustin geholfen hat, euch zu finden.“ „Genau. Ich melde mich morgen wieder. Dann gibt’s mehr Details.“ Teller, der Geselle von Mr. Corell steckte seinen Kopf zur Tür herein. „War das Casey?“ fragte er. „Ja, Teller! Sie wurden gefunden! Es geht Ihnen gut.“ „Klasse! Ich sag gleich den anderen Bescheid!“ rief der Geselle und stürmte aus dem Büro. Im Gang traf er zuerst Mr. Corells Stellvertreter, Mr. Banner. „Mr. Banner, Sir! Ich habe Neuigkeiten!-Sie haben Casey und Rusty wiedergefunden! Es geht Ihnen gut!“ „Dem Starlight sei Dank! Wer hat die Beiden denn verschleppt?“ „Das hat er nicht erzählt. Ich denke, er braucht jetzt Ruhe. Mrs. Alpa hat gesagt, er würde sich noch mal melden.“ „Jedenfalls können wir jetzt alle etwas ruhiger schlafen.“ Die gute Nachricht verbreitete sich bald wie ein Lauffeuer im Hauptbahnhof von Kommoran. Natürlich freuten sich Digger, Pop und Francis am meisten. Und Buffys Jauchzen hallte durch die ganze Gleishalle. Casey gönnte sich nach den ausgestandenen Strapazen ausgiebige Ruhe. Rusty wurde in der ansässigen Werkstatt des Betriebswerks vom Schmutz und seinen Dellen befreit. „Dem Starlight sei Dank! Mein Anstrich hat das Ganze gut überstanden! Casey hat sich so viel Mühe damit gegeben!“ seufzte die Dampflok. „Die wundgescheuerte Stelle an deinem Hals wird sich auch bald regenerieren. Ich verstehe das nicht. Die meisten von denen sind ehemalige Eisenbahner. Wie konnte die nur so etwas zulassen?“ meinte der Werkstattmeister kopfschüttelnd und trug eine helle Paste auf die aufgescheuerten Stellen am Hals auf. „Vor allem Terrence und Scratch werden eine Weile brauchen, das Erlebte zu verdauen. Wann ist denn eigentlich die Gerichtsverhandlung?“ „In drei Tagen. Wegen uns Loks, die wir ja ebenfalls anwesend sein werden, findet sie draußen im Hof hinter dem Gerichtsgebäude statt. In den Saal passen wir nicht alle rein, schon Terrence würde nicht durch die Tür kommen.“ „Auf jeden Fall sind eure Freunde in Kommoran heilfroh, wie?“ Rusty nickte. „Casey hat gestern nochmal mit Mr. Corell und den anderen telefoniert und alles genau erzählt. Zu blöd nur, das Red Caboose entwischt ist!“ „Dieser rote Bremser aus eurem Bahnhof? Unsere Kollegen und Züge halten die Augen offen und machen sofort Meldung, wenn sie den Burschen sehen.“ „Leider nur ist er ein Ass im Verstecken und abhauen!“ Schließlich war es soweit. Die Gerichtsverhandlung wurde im von der Polizei abgeriegelten Hof des Gerichtskomplexes eröffnet. Alle Angeklagten und Zeugen waren anwesend. Mr. Tally saß neben Casey, Rusty hockte auf der anderen Seite neben Ihm auf den Boden. Es gab auch einen „Rat der Geschworenen“, ausgewählte Bürger der Stadt, die eine beratende Funktion innehatten, wenn es zur Entscheidung über die Verurteilung kam. Zuerst mussten alle Zeugen, außer den Angeklagten, draußen vor dem Gerichtsgebäude warten, bis die Zeugenvernehmung an der Reihe war. Mr. Tally besprach sich mit Casey und Rusty, auf was sie zu achten hatten. Jeder Zeuge wurde nacheinander verhört. Dann war Casey an der Reihe. Da er noch nicht volljährig war, hatte Mr. Tally eine vorläufige Vormundschaft für den Lehrling übernommen. Deshalb begab er sich auch mit dem Jungen in den Zeugenstand. „Du brauchst keine Angst zu haben. Erzähle genau, was Du der Polizei und mir auch berichtet hast. Wenn die Anwälte dich fragen, gibst Du Ihnen die entsprechenden Antworten.“ erklärte der Detektiv. Casey nickte und musste zuerst einen Schwur ablegen, die Wahrheit zu sagen. „Laut Aussage der Männer und Cabooses behaupten sie, deine Lok wäre plötzlich losgestürmt und sei auf Mr. Snare und die Cabooses losgegangen. Dabei hätte sie zwei Attacken des legendären Cyrill benutzt und glühende weiße Augen ohne Pupillen, gehabt. Und die Leute berichten von einem hellen Licht auf seiner Stirne, das wie ein Stern ausgesehen haben soll. Warst Du dabei, als das passiert ist?“ „Ja, Sir. Genauso ist es gewesen.“ „Woher kann deine Lehrlok diese Attacken?“ „Das…weiß ich nicht. Wir haben sie niemals trainiert. Ich war selbst überrascht.“ Ein Murmeln ging durch die Anwesenden. „Hatte deine Lok bereits einmal dieses Verhalten gezeigt?“ „Nein, noch nie.“ „Und was sagt deine Lok dazu?“ „Er sagt, er kann sich an nichts mehr erinnern. Nur noch das er gesehen hat, wie Mr. Snare wieder auf mich losgehen wollte. Von dem Kampf hat er nichts mitgekriegt.“ „Gut, ich danke Dir, Jones. Möchten Sie sich noch äußern, Mr. Tally?“ „Der Junge hat mir die gleiche Geschichte erzählt. Und ich konnte beobachten, wie nach unserem Eindringen der Tender Dustin Rusty wieder zur Ruhe bringen konnte. Mit dem Resultat, das die unnatürlichen Erscheinungen wieder verschwanden.“ „Danke, Sir. Das war es von mir.“ Als nächstes wurde Rusty befragt und musste seine Erlebnisse in der Mine berichten. Ich bitte nun die Dampflok Rusty in den Zeugenstand.“ „Na komm, Du bist dran.“ murmelte der Gerichtsdiener und machte eine entsprechende Geste. Also trat die kleine Lok vor. Casey, der mit Mr. Tally und seinem Anwalt zusammen in der vordersten Reihe hinter einem Tisch saß, nickte ihn aufmunternd zu. „Rusty, hebe deine rechte Hand und sprich mir nach: Ich schwöre, die Wahrheit zu sagen,die reine Wahrheit im Namen des Starlight Express.“ Dann stellten Ankläger und Verteidiger ihre Fragen. „Erzähle uns bitte, wie es dazu kam, das Mr. Sting tätlich gegen deinen Lehrling vorgegangen ist.“ Also berichtete Rusty an was er sich erinnerte. „Der große Kristall entfiel seinen Händen und zerbrach. Wie es geschah, habe ich nicht gesehen, ich kam erst später hinzu als ich das wütende Gebrüll von diesem…“ „Mr. Snare?“ Rusty nickte und warf dem Hauptangeklagten einen finsteren Blick zu. „Dieser Mr.Snare brüllte, dass es in der ganzen Mine zu hören war! Ich bat Terrence, mir zu helfen, die Kette loszureißen, was uns auch gelang. Dann eilte ich zu der Stelle, wo sich alle versammelt hatten. Casey lag bereits am Boden, seine Schulter war blau angelaufen und einige der Anwesenden versuchten, den Kerl davon abzuhalten, Casey noch schlimmeres anzutun!“ „Benutzte Mr. Snare dieses Eisenrohr, mit dem er einige Leute und Cabooses verletzte?“ „Genau.“ „Was ging dabei in Dir vor, Rusty?“ „Ich-ich hatte Angst um Casey...das er ihn in seiner Wut umbringt...und ich wurde selber wütend. Ich weiß noch, wie ich laut aufschrie...-dann weiß ich nichts mehr.“ „Du kannst dich an nichts mehr erinnern, was danach geschah?“ fragte der Richter dazwischen. „Nein, euer Ehren. Ich kann dazu nichts sagen. Ich erinnere mich nur noch, das plötzlich Dustin vor mir stand und auf mich einredete. Dann verlor ich für kurze Zeit das Bewusstsein, weil meine Energie völlig verbraucht war.“ „Danke, Rusty. -Ich bin mit meiner Befragung fertig, euer Ehren.“ Die Dampflok kehrte an ihren Platz zurück. „Als nächstes rufe ich Con-Caboose Baker, Kennummer C-026 in den Zeugenstand.“ „….Die Lok begann plötzlich laut zu schreien, so einen Wutschrei hab ich noch nie gehört! Er hat sich irgendwie losgerissen und ist dann auf Mr. Snare und uns losgegangen!“ erzählte der blaue Bremswaggon. „Deine Kollegen behaupten, Rusty hätte pupillenlose, weiß glühende Augen und einen helles sternförmiges Licht auf der Stirn gehabt. Kannst Du das ebenfalls bezeugen?“ „Ja. Diesen Anblick werde ich nie vergessen! Er hat Cyrills Fluch geerbt.“ „Cyrills Fluch?“ „So nennen viele Nicht-Torroner die besondere Fähigkeit, die die legendäre Lok gehabt haben soll. Besser bekannt als Starlight-Zustand.“ erklärte Johnsy. Starlight –Zustand?“ wunderte sich Casey, unter den Anwesenden entstand aufgeregtes Gemurmel, Mr. Tally hob eine Augenbraue. „Nachdem was ich hier erlebt habe, wundert mich gar nichts mehr.“ meinte er. „Ich bitte um Ruhe!“ rief der Richter. „Ich verstehe.“ nickte der Verteidiger. „Was geschah dann?“ „Er hat Mr. Snare und CC-Blue fertiggemacht! Mir wurde Angst und Bange! Nach dem Schlag gegen seinen Brustkasten ist Blue nicht mehr aufgestanden! Und dann auf einmal waren dieser Detektiv da, in Begleitung dieser zwei Waggons, der Diesellok und noch einigen Leuten, die dem Ganzen ein Ende bereitet haben. Der Tender da hat auf den Dampfer eingeredet und er wurde wieder friedlich. Dann aber fing er an zu taumeln und ist dann zusammengeklappt, seine Feuerbüchse war erkaltet.“ „Das ist das Gefährliche am Starlight –Zustand. Die Feuerbüchse kühlt aufgrund des hohen Energieverbrauchs völlig aus. Und wenn es die Lebensflamme erwischt…“ murmelte Johnsy. „Casey, halte von nun an immer ein Auge auf deine Lok.“ „Das werde ich.“ nickte der Lehrling. „Ich glaube, diese kleine Kommoraner Dampflok ist etwas Besonderes.“ bemerkte Mr. Tally. Es folgte noch die Befragung von Dustin und den anderen beteiligten Loks und Cabooses. Stove berichtete, wie schlecht es Casey zeitweilig gegangen war und wie Red Caboose dafür gesorgt hatte, das er wenigstens genug zu essen bekam. „Die erste gute Tat von Red seit ich hier bin.“ bemerkte Casey. Auch die Arbeiter erzählten nacheinander, wie sie für die Mine zwangsverpflichtet und verschleppt wurden. „Und Sie haben auch dieses seltsame verhalten der Dampflok Rusty beobachtet?“ fragte der Anwalt Johnsy, nachdem dieser seine Geschichte erzählt hatte. „Alle anwesenden, Sir. Als wäre der große Cyrill in Ihn gefahren!“ „Sie scheinen sich ja sehr gut mit Cyrill Geschichte auszukennen, wie ich vorhin bemerkt habe.“ „Ich stamme aus Torrone und kenne all die alten Geschichten, die meine Mama mir als Kind erzählt hat. Man sagte, Cyrill hätte so etwas wie den Starlight-Zustand gehabt, wenn er kämpfte.“ erklärte Johnsy. „Mit den Symptomen, die die kleine Damplok damals gezeigt hat.“ „Erzählen Sie mehr über dieses Phänomen.“ „Nur ganz besondere Loks bekommen diese Fähigkeit. Sie müssen ein gutes, reines Herz haben, hieß es, dann tritt diese Fähigkeit zu tage. Aber man muss sie richtig kontrollieren können. Sonst schlägt man in seiner rasenden Wut alles kurz und klein. Ich weiß nur von einer Lok, die fähig war, den Starlight-Zustand zu kontrollieren. Und das war der legendäre Cyrill. Deshalb ist Rusty auch fast außer Kontrolle geraten. Aber sein Tenderkumpel hat Ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Außerdem hat der Starlight -Zustand leider auch einen ungewollten Nebeneffekt. Der Nutzer verlor danach immer das Bewusstsein und brauchte einige Zeit, um sich zu regenerieren. Durch den hohen Energieverlust kühlt bei einer Dampflok die Feuerbüchse völlig aus. Cyrill machte den Fehler ihn zu oft einzusetzen. Das hat Ihn letztens auch das Leben gekostet.“ „Oh je! Verstehe. Rusty ist damals auch zusammengeklappt. Hörst Du, also lass es lieber sein.“ flüsterte Casey seiner Lok zu. „Das werde ich auch! Es gibt nichts Schlimmeres als nicht bei Sinnen zu sein!“ „Wie gesagt, Rusty ist die erste Lok, die seit dem legendären Cyrill diese Fähigkeit gezeigt hat.“ bemerkte Johnsy. Zuletzt war Mr. Snare an der Reihe. „Ich habe mich mit einigen meiner ehemaligen Kollegen und den ausrangierten Cons zusammengetan, weil man uns vor die Türe gesetzt hat! Ich wusste aus meiner Tätigkeit als Bremser und Rangierer, welches Vermögen man mit diesen Kristallen machen konnte. So zogen wir in die Berge und suchten nach einem geeigneten Ort, bis wir fündig wurden.“ „Das sie dazu allerdings eine gesetzliche Konzession brauchen, war Ihnen doch bewusst, oder?“ fragte der Ankläger. Mr. Snare brummte. „Entschuldigen Sie, aber ich habe sie nicht verstanden.“ „Das war mir klar, aber wir wollten das Ganze auch nicht im großen Sinne aufziehen.“ „Da sie aber dann Loks und Menschen verschleppen ließen und für sie arbeiten ließen, spricht aber für etwas anderes! Sie hätten auch auf ehrliche Weise wieder zu Arbeit kommen können!“ „Mein Mandant gibt die schwierigen Umstände als Grund für seine Tat an. Der Beruf des Bremsers ist eine aussterbende Tätigkeit.“ erklärte der Verteidiger. „Werter Kollege, es gibt dutzende Möglichkeiten, z.B. Umschulungen, um wieder im Arbeitsleben Fuß zu fassen. Ihr Argument ist nicht von Bedeutung. Mr. Snare und seine Komplitzen wählten den illegalen Weg, obwohl Ihnen die Konsequenzen bewusst waren!“ erklärte der Ankläger und erhielt ein zustimmendes Nicken von etlichen Anwesenden die der Verhandlung beiwohnten. „Und dann begingen sie die schlimmste Tat. Sie zwangen einen minderjährigen Lehrling zur Schwerstarbeit, was damit endete, das sie Ihn als er einen Fehler beging, fast umbrachten!“ „Ich wollte den Bengel niemals umbringen! Aber als er diesen prachtvollen Kristall zerstört hat, habe ich rot gesehen!“ „Ihnen ist also der Wert eines Kristalls wichtiger als ein Menschenleben!“ „Das habe ich nie behauptet!“ „Die Aussagen der Zwangsarbeiter und anderer Zeugen zeigen aber ein anderes Bild! Und dann gibt es noch einen untrüglichen Beweis für Ihre Habgier.-Casey, komm bitte einmal zu mir.“ Casey ging langsam auf den Ankläger zu. „Wie erklären sie sich das, Mr. Snare? Sie haben dem Jungen doch diese Verletzung zugefügt! rief dieser und zog Caseys Ärmel aus seinem Hemd, damit alle die noch immer teilweise blau angelaufene Schulter sehen konnten. „Woher sollte der Junge sonst die Verletzungen haben? Er ist eindeutig misshandelt worden! Von Ihnen!“ Jetzt gab es kein Halten mehr. Empörte Stimmen kamen von allen Seiten und der Richter musste mehrmals mit seinem Hammer auf das Pult schlagen, ehe sich die Anwesenden wieder beruhigten. „Euer Ehren, der Fall ist klar: Mr. Snare hat nicht nur illegal eine Kristallmine betrieben, er hat sich auch noch der Freiheitsberaubung schuldig gemacht! Und was das schlimmste ist: Er hat einen Minderjährigen misshandelt, der sich aufgrund von Schwäche nicht einmal wehren konnte!“ erklärte der Ankläger. „Da habe ich nichts gegenzusetzen, Herr Kollege. Das hier spricht wirklich für sich.“ nickte der Verteidiger. „Mr. Snares Habgier hat Ihn blind gemacht.“ Dann erhob sich der Sprecher des Geschworenen-Rates. „Euer Ehren, der Rat hat bereits einstimmig beschlossen, den Angeklagten für Schuldig zu befinden! Das Gleiche gillt für die hier anwesenden Con-Cabooses. Für Stove plädieren wir mildernde Umstände, wenn nicht sogar Freispruch.“ „In Ordnung. Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Das Urteil wird morgen verkündet.-Die Verhandlung ist bis morgen Vormittag vertagt!“ Und am nächsten Tag verlas der Richter dann das Urteil. „Thorben Snare, sie werden hiermit wegen Freiheitberaubung, Körperverletzung, illegalem Abbau von Bodenschätzen und Misshandlung eines Minderjährigen zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt!“ Der Hauptangeklagte nahm die Verurteilung reglos zur Kenntnis. Es folgten die Urteile der übrigen Angeklagten. „Und was wird aus uns?“ fragte CC-Blue. „Nun, man könnte euch ebenfalls einsperren, das ist jedoch nicht im Sinne eines Waggons. Es interessieren sich allerdings zwei Bahngesellschaften für euch. CC-Blue, Baker, und Grove kommen mit fünf anderen von euch nach Lunia. Sie brauchen noch Cabooses als zusätzliche Sicherungswaggons für die Züge ihrer Bergstrecken. Die Arbeit dort ist keine Urlaubsfahrt, also genau das Richtige für euch! Die Restlichen werden in Nordsland Arbeit und ein Zuhause finden.“ „Bei den schweren Erzzügen? Das wird auch kein Zuckerschlecken.“ erklärte Shroud.“Dort sieht jeder so aus wie Blue. Aber wir haben es wohl nicht besser verdient.“ „Ich bin heilfroh, das es vorbei ist.“ bemerkte Casey, als er Mr. Tally einen Tag später zum Bahnhof begleitete. „Das glaube ich Dir, Junge.- Ah, da steht schon mein Zug abfahrbereit.“ „Vielen Dank für alles Mr. Tally! Sie sind ein toller Detektiv!“ „Und ich danke euch für dieses unglaubliche Abenteuer. Rusty, gib gut auf deinen Lehrling acht.“ „Das werde ich, Sir!“ „Alles Gute Dustin. Du bist wirklich ein unglaublicher Kerl.“ „Hehe, echt?“ lächelte der Tender verlegen. „Und bescheiden. Zwei gute Eigenschaften.“ Mr. Tally bestieg seinen Waggon und öffnette das Fenster seines Abteils. Der Schaffner gab das Signal zur Abfahrt. „Also dann, alles Gute, Ihr drei! Und viel Glück!“ rief der Detektiv und winkte. „Wiedersehen, Sir! Vielleicht besuchen wir sie einmal auf der Nebelinsel!“ „Ich würde mich aufrichtig darüber freuen, Casey!“ Seufzend sahen die Freunde, wie der Zug in der Ferne verschwand. „Wann meinst Du, können wir weiter? Dinah wollte sich doch mit uns in Heringsburg treffen.“ „Keine Sorge. Meiner Schulter geht’s schon viel besser. Die Cons sind schon auf dem Weg zu Ihren neuen Bestimmungsorten, wir werden Ihnen also nicht mehr begegnen. Stove hatte Glück, sie darf wieder hier als Buffetwaggon arbeiten. „Apropos Buffet-Waggon: Wir dürfen nicht vergessen, unterwegs Dinah Bescheid zu geben, damit sie rechtzeitig losfährt.“ „Geht klar. Unser nächstes Ziel heißt also Pretonia!“ Ende des Conrail-Zyklus Fortsetzung folgt… Kapitel 7: Der Charmeur von Pretonia ------------------------------------ Kapitel 7:Der Charmeur von Pretonia „Da! Ich kann das Meer sehen!“ rief Casey aufgeregt und beugte sich aus dem Führerstand. Vor Ihnen wuchs am Horizont eine immer größer werdende, türkisblaue Fläche empor. Sie hatten die Felsenküste von Pretonia erreicht. „Mann! Schau doch nur, Rusty! Wie das glitzert!“ rief Dustin begeistert. “So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen!“ „Für mich ist das etwas zu viel Wasser!“ knurrte Rusty. „Los, wir suchen uns einen schönen Strand und dann machen wir eine Pause!“ rief Casey. Es dauerte nicht lange und die kleine Gruppe stieß auf einen Schienenweg, den Rusty und sein Tender nun folgten. Er führte sie die felsige Küste entlang und durch unzählige Tunnel. Nach und nach aber wanden sich die Gleise schließlich von den Klippen hinunter zur Küste und folgten den immer breiter werdenden Sandstränden. Casey seufzte und blickte aus dem Fenster des Führerhauses. Vor vier Tagen hatten sie mit Kommoran telefoniert und Dinah war hoch erfreut, das sie sich bald wieder sehen würden. Bestimmt wartete sie schon im Bahnhof von Heringsbourg auf sie. Schließlich zog Casey die Bremsen an und Rusty kam schnaufen und mit kreischenden Rädern zum Stehen. „So! Pause!“ rief der Lehrling und sprang aus dem Führerhaus. Rusty und Dustin transformierten und sahen dem Jungen hinterher wie er über die Felsen die wenigen Meter hinunter zum Strand lief. Doch bevor er den Sand betrat, zog er Schuhe und Strümpfe aus und ließ sie auf einem Felsen stehen. Dann sprang er auf die sandige Fläche und rannte auf die Brandung zu. Erst kurz vor den auslaufenden Wellen blieb er stehen, atmete einmal tief durch und seufzte zufrieden. „Herrlich!“ murmelte er und ließ seinen Blick schweifen. Als seine Augen dem linken Küstenverlauf folgten, konnte er am Horizont eine große Stadt auf einem vorgelagerten Kap ausmachen. Dort lag Ihr Ziel. „Das da vorne muss Heringsbourg sein! Von dort aus führt eine Schnelltrasse direkt in die Hauptstadt von Pretonia, LaBriee! Doch zuvor ruhen wir uns etwas aus.“ Im Schatten einer hoch aufragenden Klippe schlugen die Freunde Ihr Lager auf. Casey stellte seine Schuhe auf der ausgebreiteten Decke ab, kurz darauf folgte der Rest seiner Uniform, bis auf die Unterhose. Dann lief er in die Brandung und ließ das Wasser um seine Füße laufen. „Ich liebe diesen salzigen Duft!“ rief er und atmete tief ein. „Ich war schon so lange nicht mehr am Meer!“ Dustin kam neugierig näher und stellte sich ebenfalls in die Gischt. „Das kitzelt mir zwischen den Rädern!“ kicherte er. Rusty, der auf einem flachen, großen Stein hockte und seine Räder vorsorglich vom Sand fernhielt, verdrehte die Augen. Manchmal konnte Dustins kindisches Getue wirklich nerven. Vor allem, als er sich einfach auf seinem dicken Hinterteil mitten in die Brandung setzte! „Was soll der Quatsch, Dustin! Willst Du solche Rostflecken kriegen, wie ich sie vorher hatte?“ Aber der Waggon hörte nicht auf Ihn. „Oh Mann, wenn Rusty zu viel Wasser sieht, wird er immer miesepeterig! - Mecker nicht, Kumpel! Du könntest auch wieder einmal eine Wäsche vertragen! Aber weil das hier Salzwasser ist, wollen wir es diesmal bleiben lassen!“ sprach Casey. „Ich bleibe hier jedenfalls sitzen, sonst kriege ich noch mehr Sand in mein Getriebe!“ brummte die kleine Dampflok und verschränkte demonstrativ die Arme vor die Brust. Plötzlich wirbelte ein heftiger Windstoß den Sand auf! „Hey! Was war den das?“ rief Rusty, erhob sich und klopfte sich den Sand ab. Casey stand noch immer in der Brandung und starrte zum Bahndamm hinüber. „WOW!“ enfuhr es Ihm. „Was hast Du gesehen?“ wollte Dustin wissen, der noch immer mit dem Rücken zum Strand saß. „Eine irren schnellen Zug! Der ist vorbeigezischt wie eine Rakete! Ich glaube, das war der berühmte TGV-Express von Pretoria mit seiner Lok Bobo! Der Bursche ist in der B-Liga! Das wäre dein nächster Gegner, Rusty!“ So wie der vorbeigezischt ist, hole ich den nie ein! Das war ne´ Hochgeschwindigkeits E-Lok! Die Herausforderung können wir uns sparen!“ brummte Rusty. „Hochgeschwindigkeits – Dampfloks gibt es nicht!“ „Gibt es doch! Bei mir in meiner Welt, die blaue Ente.“ bemerkte Casey. (Casey meint die „Cannard“) „Blaue Ente? Na, der Name passt!“ kicherte Rusty. „Nachher fahren wir nach Heringsbourg und treffen uns erst einmal mit Dinah. Dann werde ich mit Bobo reden.-Ha, und jetzt ab in die Fluten!“ rief Casey und watete tiefer in das Wasser. „Sei bloß vorsichtig! Wir können dich nicht rausholen, wenn Du absäufst!“ rief Rusty. „Keine Angst. Vergesst nicht, ich stehe unter dem Schutz der Wassernymphen. Und sicher auch unter dem Ihrer Meeresverwandten.“ Nachdem sich Casey im Meer ausgetobt hatte, kehrte er an den Strand zurück, wo Dustin bereits mit einem Handtuch wartete. „Danke, Dustin! Was gibt es zu essen?“ „Das Gulasch aus der Dose. War übrigens die Letzte. –Vorsicht, heiß.“ Rusty öffnete die Klappe seiner Feuerbüchse und holte den Blechnapf heraus. Seit dem Fehlen von Dinah hatte die Dampflok mehr schlecht als recht das Kochen übernommen, das hauptsächlich darin bestand, Dosen zu öffnen und deren Inhalt zu erwärmen. „Danke Kumpel. Wir werden sowieso in Heringsbourg die Vorräte aufstocken. Und dann ist ja Dinah wieder da.“ lächelte der Lehrling und nahm den Napf entgegen. “Darf ich auf deinen Schoß sitzen, Rusty?“ „Dir ist wohl etwas kalt, hm?-Na, komm her. Aber nach dem Essen ziehst Du dich gleich wieder an.“ sprach die Dampflok und hob Ihren Lehrling zu sich auf den Schoß. „Hehe, ja „Mama.““ Eine Stunde später trafen die Freunde in Heringsbourg ein. Dinah stand vor der Einfahrt zum Bahnhof auf dem fünften Gleis und hielt Ausschau. Endlich konnte sie in der Ferne eine weiße Rauchwolke aufsteigen sehen. „Ja, sie kommen!“ dachte sie erfreut. Sie freute sich, nun wieder auf Reisen zu gehen und nicht mehr Greaseballs abschätzigen Blicken und Bemerkungen ausgesetzt zu sein. „Der Hauptbahnhof! Dinah erwartet uns auf Gleis fünf! Das haben die mir im Stellwerk mitgeteilt und die Weichen entsprechend gestellt!“ sagte Casey. „Ich kann sie sehen! Hey, Dinah!“ rief Rusty und winkte. Lok und Tender waren im Humanoid-Modus geblieben, Casey hatte Dustins Kupplungsringe ergriffen und ratterte auf seinen Inlinern dahin. Bald darauf gab es auf Gleis fünf eine freudige Begrüßung. „Casey! Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als ich das mit der Entführung mitbekommen habe! Ist mit Dir auch alles in Ordung?“ „Alles bestens, Dinah.“ „Und Du, Dustin hast sehr verantwortungsvoll gehandelt und gleich Hilfe gesucht. Und Du, Rusty…stimmt das wirklich mit Cyrills Fluch?“ „Die anwesenden Zeugen haben es jedenfalls gesehen. Ich auch.“ antwortete Casey. „Sei nur vorsichtig! Cyrill hat es das Leben gekostet!“ mahnte das Waggonmädchen besorgt. „Tch, Greaseball hat es natürlich nicht geglaubt.“ „Wie geht es unseren Freunden?“ „Alles im grünen Bereich zu Hause. Grease ist so großspurig wie immer, genauso wie seine Brüder.“ „Das dachte ich mir!“ knurrte die Dampflok. Casey rieb sich derweil seine rechte Schulter. „Hast Du noch immer Probleme mit der verletzten Schulter?“ fragte Dinah besorgt. „Leider. Aber nur wenn ich mich von den Beiden ziehen lasse. Das geht doch ganz schön in Arme und Schultern.“ „Ein Glück, das ich jetzt wieder da bin. Du wirst auf das dich ziehen lassen wohl noch einige Zeit verzichten müssen.“ „Hab verstanden.“ seufzte Casey. „Ich muss mich jetzt im Büro des Stationsvorstehers melden und herausfinden wo wir nächtigen können.“ Während er sprach, war Casey wieder in seine Straßenschuhe gewechselt, aber nicht um vorher einen Blick auf seine Inliner zu werfen. „Mist, die Räder gehen langsam flöten. Und ich hab keinen Ersatz! Vielleicht können die in Technopolis etwas machen. Ist ja das fortschrittlichste Land hier.“ dachte der Lehrling und schlug dann den Weg in das Hauptgebäude des Bahnhofs ein. Wenig später waren sie zum Gästelokschuppen hinter dem Bahnhof unterwegs, als Dinah eine Entdeckung machte. „Seht mal! Da ist Bobo!“rief das Waggonmädchen, als sie auf einem der hinteren Gleise des Bahnhofs zum Stehen kamen. Die orangefarbene TGV-Lok lehnte lässig gegen einen Laternenpfahl und unterhielt sich gerade mit einigen Leuten vom Personal. Bobo war braungebrannt und hatte dunkelblondes streng nach hinten gekämmtes Haar. Auf seinem Kopf thronte eine Baskenmütze. Neugierig kamen die vier Freunde näher, bis sie vor dem Favoriten von Pretonia standen. „Hallo, wen haben wir denn da?“ lächelte Bobo, als er die drei Fremden erblickte. Casey stellte fest, das er mit einem leichtem Akzent wie die Franzosen sprach und genauso das „H“ verschluckte. „Guten Tag, mein Name ist Casey Jones. Ich bin ein Lokführer-Lehrling aus Kommoran. Und das sind meine Partner Dinah, Rusty und Dustin.“ „Ahh..Reisende! Willkommen, meine Freunde an der wunderschönen Côte de Solaire!“ rief Bobo überschwenglich und breitete die Arme aus. Dann fiel sein Blick auf Dinah. Sofort erwachte in Bobo der für Pretonianer typische Charme. „Oh, Madmoiselle! Ich bin entzückt, Ihre Bekanntschaft zu machen!“ gurrte er, vollführte eine elegante Verbeugung und gab Ihr einen Handkuss. „Ganz meinerseits, Mr. Bobo...“ antwortete Dinah verlegen und errötete. „Cote-was?“ fragte Rusty, das letzte Wort nicht verstanden hatte. „Das heißt Sonnenküste!“ übersetzte Casey, der noch ein wenig französisch aus der Schule konnte. “Wir konnten uns bereits von euren tollen Stränden überzeugen.“ „Bon, bon.“ nickte die TGV-Lok. „Allerdings sind wir wegen einer anderen Sache hier. Rusty will ein Rennen gegen dich laufen!“ „Dein Freund? Eine Dampflok? Ich bin der Schnellste hier in Pretonia!“ „Ich weiß. B-Liga. Aber wir wollen es trotzdem versuchen.“ nickte der Junge. „Welche Liga habt Ihr erreicht?“ „Die C-Liga.“ „Da muss sich dein Partner aber anstrengen! Will er wirklich gegen moi laufen?“ („moi“ –französich für „mich“) „Wir versuchen es einfach.“ „Ihr habt wirklich Mut! Und das gefällt mir! Ich nehme die Herausforderung an! Aber das Rennen wird nicht hier in Heringsbourg ausgetragen, sondern in meinem Hauptbahnhof in LaBriee! Morgen früh fahre ich wieder mit dem Expresszug zurück. Ihr könnt euch hinten ankuppeln, ich nehme euch mit!“ „Danke, sehr nett!“ „Na, hoffentlich hält das mein Fahrgestell aus, wenn der volle Pulle fährt!“ dachte Rusty unbehaglich. Und am nächsten Morgen wurden tatsächlich Rusty, Dinah und Dustin an den letzten Waggon des TGV-Express angekuppelt. Bobo hatte erklärt, das die kleine Dampflok nicht zu arbeiten brauchte, sondern sich einfach mit Ihren Waggons mitziehen lassen könnte. Und dann gings los. Rusty wackelte ordentlich hin und her, als Bobo immer mehr an Geschwindigkeit zulegte. „Na, geht’s, noch, Kumpel? Wenns zu schnell wird, brauche ich nur zwei Mal deine Pfeife zu betätigen und Bobo weiß dann Bescheid und vermindert etwas sein Tempo.“ erklärte Casey, der sich den Fahrtwind um die Nase wehen ließ. „Außerdem kann ein Hochgeschwindigkeitszug nur auf speziellen Trassen sein Tempo voll ausfahren, So wie hier. Auf einer normalen Gleisstrecke wäre das zu gefährlich, die Schienen und das Stromnetz würden einer solchen Belastung nicht standhalten!“ Rusty war es ganz schwummerig, als der Zug endlich in LaBriee einfuhr. „Also das war mir eindeutig zu schnell!“ schnaufte er. Es folgten die üblichen Formalitäten. Der Stationsvorsteher warf Casey einen skeptischen Blick zu, als er die Bitte des Lehrlings vernahm, doch er versprach, das Rusty seine Chance bekommen sollte. „Nachdem was ich alles über euch gehört und gelesen habe, bin ich echt gespannt, was deine Lok leisten kann.“ lächelte Monsieur Bonnature. „Ich danke Ihnen, Sir!“ Wenig später hatte sich Casey in seinem Zimmer über dem Gästelokschuppen häuslich eingerichtet. Außerdem hatte er festgestellt, das, egal wohin sie kamen, in jeder Stellbox eines Lokschuppens oder Depots immer mindestens eine große Matratze lag. Die Menschen wollten es Ihren zum Leben erwachten metallenen Partnern auch ein wenig bequem machen. Manchmal standen auch Sitzgelgenheiten dabei. Später hatte der Junge erfahren, dass eine Liegematratze in jeder Stellbox sogar Vorschrift auf dem Kontinent war. Plötzlich hörte er von draußen durch das geöffnete Fenster seines Zimmers Rusty laut fluchen! Der Junge beugte sich aus dem Fenster und sah seinen Partner, wie er mit erhobenen Armen einen Hund verscheuchte, der schnell Reißaus nahm und über die Gleise in ein Gebüsch verschwand. „Was ist denn los?“ „Dieser verdammte Köter! Er hat das Bein an mir gehoben!“ schimpfte Rusty und zeigte auf sein linkes Bein, an dem ein feuchter Fleck zu sehen war. „Haha, hat er dich nassgemacht? Ach, da vorne ist ein Wasserhahn, damit kriegst Du das gleich wieder weg!“ grinste Casey. „Auf den anderen Bahnhöfen sind die Hunde nicht so frech! Da gibt’s nicht mal solche Viecher! Ich kann sie nicht leiden!“ „Aber sie sind auch treue Partner der Menschen. Also halt dein begossenes Bein unter den Hahn und ärgere dich nicht mehr!“ Brummend rollte Rusty zum Wasserhahn an der Wand des Lokschuppens. Am Abend sah Bobo bei seinen Gästen vorbei. „Hallo, mon amis, wollt Ihr mitkommen auf einen Becher Öl? Im „Chez Couchette“ treffen wir Jungs uns fast jeden Abend! Es gibt auch Unterhaltung. Der einzige Zeitvertreib, den wir hier haben.“ lächelte er und zwinkerte verstohlen mit einem Auge. Rusty und Dustin verstanden zwar nicht, was Bobo mit diesem Wink meinte, erklärten sich aber bereit. „Darf ich auch mit?“ fragte Dinah. „Tut mir leid, ma chérie, aber unser Club ist nur für Jungs!“ erklärte Bobo und setzte sich in Bewegung. „Tut mir leid, Dinah.“ entschuldigte sich Rusty und er und Dustin schlossen sich der TGV-Lok an. „Pah-Männer!“ brummte das Waggonmädchen verärgert und kehrte in den Lokschuppen zurück. Dann merkte sie, das Casey fehlte. Als sie den beiden Loks und dem Tenderwaggon nachsah, bemerkte sie den Jungen, der sich heimlich an Dustin gehängt hatte und sich mitziehen ließ. „Dieser Lausejunge! So spät am Abend gehört ein Junge in seinem Alter bereits ins Bett! schimpfte sie. Das „Chez Chouchette“lag etwas abseits der Hauptgleise. Es war ein alter, ausgedienter Lokschuppen, der nun als Clubhaus für die männliche Lok-und Waggongemeinschaft diente. Über der Tür prangte der Name in grellbunter, verschnörkelter Neon-Schrift, ein ernst dreinblickender Rocky-Güterwaggon hielt vor der Tür Wache. „Guten Abend, Rocky Rouge! Wie ist die Stimmung da drinnen?“ fragte Bobo. „Noch ruhig, aber wenn Chi-Chi erst Ihren Auftritt hat, tauen die Jungs schon auf!“ „Na klar, wie immer. Ich habe heute Gäste dabei. Sie kommen aus Kommoran.“ „Alles klar. Viel Spaß da drinnen!“ antwortete Rocky Rouge und trat zur Seite. Dann packte er den Türgriff und zog das Schiebetor auf. Leise Musik und schummriges Licht fiel auf das Gleis. Casey entdeckte neben dem Eingang an der Wand ein altes, vergilbtes Plakat. Darauf war nur noch schemenhaft ein Waggonmädchen zu sehen und darunter stand in großen Buchstaben „Chi-Chi“(sprich Schi-Schi). „Oh Mann, das sieht mir wie ein Nachtklub für Züge aus! Irre!“ murmelte er. Dann bemerkte der Junge, das Bobo und seine beiden Freunde schon eingetreten waren. „He, wartet auf mich!“ rief Casey und wollte Ihnen folgen, doch ein rot-schwarzer Arm schob sich Ihm in den Weg! „He, wo willst Du denn hin, ma Petite?“ fragte Rocky Rouge streng. „Ich gehöre zu denen! Ich bin der Lokführer von der Dampflok!“ protestierte der Junge. „Kannst Du nicht lesen?“ brummte Rocky Rouge und deutete auf ein Plakat an der Eisentüre. “Hier dürfen nur Loks und Waggons rein! Wir sind ein reiner Männerverein! Waggonmädchen, Lokführer und vor allem minderjährige Lehrlinge wie Du sind hier nicht erlaubt! Mach lieber, das Du ins Bett kommst, Du Dreikäsehoch!“ „Oh Mann!“ maulte Casey. „Was ist los, Rocky?“ fragte Bobo, der mit Rusty in der Tür stand. „Dieser kleine Lauser wollte sich reinschleichen!“ „Nonono! Das ist nichts für Kinder! Nur für erwachsene Züge!“ antwortete die TGV-Lok und wedelte mahnend mit Ihrem rechten Zeigefinger. „Es ist schon spät, Casey. Geh zu Dinah zurück, damit sie nicht so alleine ist. Vor allem solltest Du in der Dunkelheit nicht alleine hier draußen herumstreunen. Das gehört sich für einen anständigen Lehrling in deinem Alter nicht! Erst wenn Du siebzehn bist, kannst Du abends auch alleine oder mit Freunden ausgehen.“ „Okay, Rusty.“ seufzte Casey und wandte sich zum Gehen. „So ist es brav. Sei nicht traurig. Es ist nur zu deinem Besten.“ Brummelnd fuhr der Junge auf seinen Inlinern in Richtung Gäste-Lokschuppen. „Das ist gemein! Immer dürfen nur die Erwachsenen abends weg! Und wir müssen ins Bett! Ich bin doch kein Kleinkind mehr!“ Nach einer Weile blieb Casey stehen und sah zurück. Die Neon-Reklame war in der Ferne nur noch als heller Fleck in der Dunkelheit auszumachen. „Außerdem will ich wissen, wie es in so einer Lok-Bar abgeht! Genauso wie in den Hafenbars in London oder Bristol?“ Der Junge überlegte kurz, dann huschte ein verschmitztes Lächeln über sein Gesicht. Er wendete und fuhr zurück. Allerding scherte er nach rechts aus und näherte sich von der Seite dem Gebäude, so leise er konnte. Duch die Fenster fiel schwaches, buntes Licht nach draußen. Casey näherte sich dem Mittleren, wischte mit dem Handrücken erwas den Staub weg und linste hindurch. Der Innenraum ähnelte tatsächlich einem Nachtklub, wie er es schon oft bei sich zu Hause im Fernsehen gesehen hatte. Es gab Tische, an denen Loks und Waggons hockten, vor sich Ihre Becher, an der Decke hingen bunte Scheinwerfer und eine Spiegelkugel, es gab sogar eine Bühne und eine Bar, hinter dessen Tresen eine grüne Diesellok stand. Caseys Augen suchten Bobo, Rusty und Dustin. Bald darauf fand er sie auch, sie saßen an einem Tisch gleich neben dem Treppenaufgang zur Bühne. Der Junge merkte, das die kleine Dampflok sich etwas unsicher fühlte, sie war sicher noch nie in so einem Etablissement gewesen. Dustin sah sich nur neugierig um. Bobo merkte die Unsicherheit seines Gastes, legte väterlich einen Arm um Rusty und redete Ihm zu. Der Vorhang der Bühne war noch zugezogen, doch jetzt glitt er auf und ein rundlicher Tankwagen trat mit einer Jongliernummer auf. „Hehe, das ist toll!“ grinste Casey und sah weiter zu. Als die Darbietung beendet war, hörte der Junge dumpf den Applaus der Zuschauer. Der Vorhang schloss sich wieder, um einige Minuten später wieder aufzugehen. Was oder besser, wer dann auftrat, verschlug Casey und auch Rusty und Dustin die Sprache! „Na, hab ich euch zu viel versprochen? Liebe Freunde, das ist Chi-Chi, (nicht Gokus Frau, der Name wird Schi-Schi gesprochen, weiches “sch”) der Star des „Chez Couchette!“ Ein Waggonmädchen stand nun auf der Bühne. Das Glitzern in Ihrem nachtblauen Haar erweckte den Eindruck eines nächtlichen Sternenhimmels. Sternförmig waren auch Ihre Ohrringe. Ihre Gesichtszüge verrieten, das sie zwar nicht mehr die Jüngste war, aber trotzdem noch schlank und gutaussehend. Sie trug ein durchsichtiges knappes Neglige mit einem Pelzsaum. Darunter konnte man Ihren dunkelblauen BH und ein ebensofarbiges Höschen erkennen. Ihre Beine steckten in dünnen, dunkelblauen Strümpfen. „Wow, jetzt kapier´ ich, warum hier nur große Jungs reindürfen!“ murmelte Casey mit großen Augen. Die Musik hatte zu spielen begonnen und Chi-Chi begann nun zu singen. Dazu bewegte sie sich im Takt der Musik in wiegenden Schritten und vollführte hin und wieder kleine Drehungen oder ließ Ihre Hüften kreisen. Dann verließ Sie die Bühne, kurvte durch den Saal und strich um die einzelnen Gäste, welche Ihr bewundernde und schmachtende Blicke zuwarfen. Aber Rusty staunte wohl mehr erschrocken als bewundernd. Und als Chi-Chi mit Ihrer Hand an seinem Arm entlangstrich, bekam er dunkle Backen. Casey musste grinsen. Man sah an, das es Rusty mehr als peinlich war. Und dann setzte sich das Waggonmädchen auch noch auf seinen Schoß! Nun lief das Gesicht der armen Dampflok völlig dunkel an, Ihre Nackenhaare sträubten sich. Bobo grinste nur und Casey am Fenster musste sich den Mund zu halten, um nicht laut loszuprusten. Plötzlich aber wurde er von hinten am Kragen gepackt und hochgehoben! „Da hören doch die Weichen auf zu quietschen! Du Lausebengel bist ja immer noch da! Wie hast Du dich an mir vorbeigeschlichen?“ rief Rocky Rouge. „Oh-Mist!“ fluchte Casey. „So jung und schon ein Spanner! Ich glaubs nicht!“ „Hey, ich bin kein Spanner! Ich war…nur ein bischen neugierig!“ „Auf jeden Fall bringe ich dich jetzt zum Gäste-Lokschuppen zurück! Damit Du nicht wieder auf dumme Gedanken kommst! Und ich werde einen der Lokführer oder Streckenwärter als Aufpasser beordern, damit Du nicht wieder auf dumme Gedanken kommst!“ „Mach Dir keine Mühe! Ich habe genug gesehen!-Hey, Rocky! Wer ist denn diese Chi-Chi?“ „Ein Schlafwagen. Ein älteres Baujahr bereits, aber immer noch gut in Schuss! Aber da sie in letzter Zeit wenig zu tun hat, unterhält sie uns abends immer wieder mal.“ „Oh mann! Ihr seid uns wirklich unglaublich ähnlich!“ „Auch Loks und Waggons brauchen hin und wieder ein wenig Zerstreuung! Und in unserem Club wollen wir unter uns sein!“ „Läuft diese Chi-Chi auch sonst immer in diesem scharfen Outfit wie eben herum?“ „Natürlich nicht! Außerhalb des Lokschuppens hat sie immer Ihren Morgenmantel an! Normalerweise müsste ich dein unmögliches Verhalten dem Stationsvorsteher melden!“ „Was? Oh nein-bitte nicht! Ich werde von nun an anständig sein und gleich ins Bett gehen!“ „Also gut. Dann will ich noch mal ein Auge zudrücken!“ Inzwischen war Rocky beim Gäste-Lockschuppen angekommen. Er öffnete die Tür und setzte den Jungen ab. Sofort kam Ihm Dinah entgegen. „Casey, wo warst Du so lange?“ fragte sie besorgt. „Dieser kleine Lauser hat Spanner gespielt!“ „WAS? Pfui, schäm dich, Casey! Das tut ein Lehrling nicht!“ „Mann, ich hab nichts Schlimmes gesehen! Nur dieses tolle Schlafwagen-Waggonmädchen! Hehe, und weißt Du was? Sie hat sich auf Rustys Schoß gesetzt! Und mein armer Partner ist ganz dunkel im Gesicht geworden!“ „Das reicht jetzt aber! Marsch ins Bett mit Dir!“ schimpfte Dinah und wies in Richtung Lokführerquartiere. “Danke, dass Du Ihn hergebracht hast, Rocky. Ich werde jetzt aufpassen, damit er keine Dummheiten mehr macht!“ „In Ordnung. Gute Nacht, Madame Dinah.“ „Was? Du hast alles gesehen?“ fragte Rusty am nächsten Morgen erschrocken, als Casey Ihm sein nächtliches Abenteuer gestanden hatte. „Hihi, bis zu der Stelle, wo sie sich auf deinen Schoß gesetzt hat! Dann hat mich der Türsteher-Rocky erwischt und zurückgebracht!“ „Mann, war mir das peinlich! Erzähl es bloß niemandem weiter!“ „Keine Sorge!“ „Und lass in Zukunft solchen Unsinn!“ „Okay-Ha-Tschiii!“ „Na bitte! Jetzt hast Du dich auch noch erkältet!“ „Tja-die Strafe folgt auf dem Fuß.“ „Halloooo....jemand da?“ Die Tür wurde einen Spalt beiseitegeschoben und Chi-Chi trat ein. Tatsächlich trug sie jetzt einen pinkfarbenen Morgenmantel, der keine Blicke auf Ihren Körper zuließ. „Au weh!“ schluckte Rusty und wurde wieder leicht dunkel im Gesicht. „Ah, Du bist also der kleine heimliche Beobachter von letzte Nacht! Rocky Rouge hat mir von Dir erzählt!“ lächelte das Waggonmädchen und strich dem Jungen durch das Haar. „Wie heißt Du denn?“ „Casey Jones, Madame. Und das ist mein Partner Rusty.“ „Stimmt, die schüchterne junge Lok, die am liebsten vor Scham im Boden versunken wäre! Aber nach meinem Auftritt haben wir uns noch ganz nett unterhalten. Er hat halt noch wenig Erfahrung mit Waggonmädchen.“ „Habe ich doch! Aber nicht auf diese Weise!“ brummte Rusty. Chi-Chi kicherte. „Aber er ist sooo süß, wenn er dunkel wird, der Kleine...“ lächelte sie. „Warum nennt mich jeder immer nur Kleiner!“ grollte Rusty. „Hey, das ist keine Beleidigung, sondern ein Kompliment! Klein und nett, mit einem goldenen Herzen, das bist Du.“ „Öäh-wirklich?“ Rusty bekam schon wieder dunkle Backen. „Na, Chi-Chi, bringst Du wieder mal einen der Jungs aus der Fassung?“ Im Torrahmen war ein weiteres Waggonmädchen erschienen, jünger und noch schöner. Von der Kleidung her erinnerte sie Casey an eine dieser Can-Can Tänzerinnen aus dem Moulin Rouge in Paris. „Ah-Du bist es, Pompadur.“ „Pompadur?“ „Sie ist Bobos Waggonmädchen, Rusty. Die Kleine begleitet Ihm bei jedem Rennen und auch sonst, wenn sie gemeinsam Dienst haben. Sie ist ein Tanz-und Salonwaggon.“ erklärte Chi-Chi. „Genauso habe ich mir den vorgestellt-Ha-Tschiiii!“ „Oh, da hat sich aber einer ganz schön erkältet!“ sprach Pompadur. „Wer bist Du, kleiner Lehrling?“ „Ich gehöre zu Rusty und heiße Casey Jones.“ „Du siehst aus, als hättest Du wieder mal die ganze Nacht durchgemacht, Pompadur.“ bemerkte Chi-Chi. „Stimmt. Eine große Geburtstagsparty eines unserer Regierungsminister. Wir waren die ganze Nacht unterwegs.“ „Du Ärmste! Soll ich Dir ein Schlaflied singen?“ „Beim Starlight -nein! Du weißt doch, was dann jedes Mal passiert!“ „Was denn?“ wollte Casey wissen. „Wenn Chi-Chi Ihr Schlaflied singt, fällt alles im Umkreis von einem halben Kilometer in tiefem Schlaf! Das ist Ihre Attacke! Chi-Chi ist eigentlich auch nur ihr Künstlername. Mit richtigem Namen heißt sie “Dreaming star”.“ „Was? Waggons können auch Attacken lernen?“ „Natürlich! Und so ein Team ist bei einem Rennen doppelt gefährlich! Aber es gibt nur wenige Waggons, die sie dafür einsetzen. Sie dienen in erster Linie zum Eigenschutz oder zur Verteidigung.“ erklärte Pompadur und strich dem Jungen durch das Haar. Auf einmal stutzte sie und Ihre Hand blieb auf seiner Stirne. „Die Stirn dieses kleinen Lehrlings fühlt sich ganz heiß an! Ich glaube, er hat Fieber!“ „Wie? Lass sehen!“ sprach Dreaming Star und rollte herbei. Auch sie befühlte Caseys Stirn. „Stimmt. Junger Mann, Du musst sofort ins Bett!“ „Oh Mann! Und das nur, weil ich ein bischen heimlicher Beobachter gespielt habe!“ maulte der Junge. „Das hast Du jetzt davon! Warum bist Du nicht gleich zurück zum Lokschuppen gegangen?“ tadelte Rusty seinen Lehrling. „Na komm. Ich gehe mit Dir hinauf und wenn Du willst, bleibe ich ein wenig bei Dir. Ich bin nicht nur eine gute Sängerin, sondern auch eine prima Krankenschwester.“ bot sich Dreaming Star an. „Dinah ist gerade unterwegs zum Einkaufen. Vielleicht ist es gut, wenn jemand bei Ihm bleibt.“ meinte Rusty. „Und ich werde dem Bahnhofsdoktor Bescheid geben. Er soll sich deinen kleinen Lehrling einmal anschauen, nicht das es schlimmer wird!“ schlug Pompadur vor. „Das wäre sehr nett von Dir.“ „Tu ich gerne. Der Junge macht einen netten Eindruck.“ „Er ist auch ein braver Lehrling. Das von gestern war eher eine Ausnahme.“ „Rocky Rouge hat mir davon erzählt. Aber so sind Jungs nun mal. Das andere Geschlecht zieht sie oft magisch an.“ Pompadur verließ den Lokschuppen und machte sich auf den Weg zum Doktor, Dreaming Star begleitete Casey nach oben. Das Waggonmädchen musste sich bücken, um durch die Tür zu gelangen. „Gib mir deine Sachen, ich räume Sie auf.“ sagte sie dann und hing Caseys Uniform über einen Stuhl, während der Junge ins Bett schlüpfte. „Tut Dir irgendetwas weh?“ fragte sie dann. „Der Hals. Aber nur ein wenig.“ „Soll ich Dir etwas zu trinken bringen?“ Casey schüttelte den Kopf. Zwanzig Minuten später war bereits der Bahnhofsarzt da. Er untersuchte Casey und maß Fieber. „Neununddreißig drei. Das bedeutet für dich strenge Bettruhe, junger Mann! Und viel trinken!“ „In Ordnung, Doc.“ nickte der Junge müde. „Ich werde bei Ihm bleiben, Doktor.“ „Gut, Dreaming Star. Achte darauf, daß er von dieser Medizin alle vier Stunden einen Löffel voll nimmt!“ Das Waggonmädchen nickte. „Ist es ernst, Doktor?“ fragte Rusty, als der Arzt wieder die Stufen herunterkam. „Nein, er hat nur eine Erkältung. Sollte das Fieber aber weiter steigen, ruft mich sofort!“ „Verstanden.“ „Ich werde gleich einen Tee aufsetzten.“ sagte Dinah, die inzwischen zurückgekehrt war. “Casey braucht jetzt viel Flüssigkeit.“ So musste Casey also den ganzen Tag das Bett hüten. Er döste, nahm seine Medizin oder las etwas. Und immer wieder kamen die beiden Waggonmädchen vorbei und sahen nach ihm. “Find ich lieb von euch, das ihr nach Casey schaut.” sagte Dinah. “Kein Problem. Wir lieben die Lehrlinge, die immer wieder auf ihren Reisen herkommen und kümmern uns um sie. Denn nicht jeder hat ein Waggonmädchen als Anhang an seiner Lok dabei.” So wurde es Abend. Im Betriebswerk kehrte langsam Ruhe ein. “Na, wie gehts Dir?” fragte Dreaming Star, als sie nach dem Kranken sah. „Oh Mann, ich kann nicht schlafen, mir ist so furchtbar warm!“ klagte der Junge unterdessen. „Warte, das haben wir gleich.“ lächelte Dreaming Star. Sie trat an die Treppe und rief Pompadur zu sich. “Ihr müsst mir ein wenig helfen. Der Junge kann nicht einschlafen.” “Oh, ich verstehe, Chi-Chi.” lächelte Pompadur. “Dein berühmtes Schlaflied?” Das Waggonmädchen nickte. „Richtig. Aber ich werde es so singen, dass nicht jeder einschläft. Nur Casey.“ „Äh-geht das?“ „Ja natürlich. Mein Gesang kann zweierlei Wirkung haben. Wenn Pompadur einen Part übernimmt, ist es nicht mehr so wirksam.“ Sie setzte sich ganz nahe an Caseys Bett und begann zu singen. Dreaming star: Lah-lalalala-schlafe ein, schlafe ein..... Lah-lalalala-schlafe ein, schlafe ein (Pompadur) Irgendwann, irgendwo-überall liegt Ärger, Freude oder Spannung in der Luft ob Lächeln oder Seufzen, was auch passiert, Ganz egal, was Du machst, ein Lied reicht manchmal aus Refrain (Pompadur/Dreaming Star) Leg dich zur Ruhe-wenn die Nacht kommt steht mein Wagen ganz still ---und ich sing! Leise! Die Zaubermelodie trägt dich weiter Kind, komm schließ die Augen, und reise mit mir ins Land der Träume (Dreaming Star) Lah-lalalala-schlafe ein, schlafe ein... Lah-lalalala-schlafe ein, schlafe ein... (Pompadur) Wenn Du mutlos bist, total verwirrt Wenn Du alles verlierst und die Angst dich besiegt, dann vertrau einem Freund, der stark genug ist und das Lied das dich führt tief ins Herz von Dreaming Star Refrain (Pompadur/Dreaming Star) Stunde um Stunde-wenn die Nacht kommt, (schließ die Augen) steht mein Wagen ganz still Und ich sing-----Leise! Die Zaubermelodie trägt dich weiter Kind, schließ deine Augen und reise mit mir ins Land der Träume. Derweil schlief Rusty in seiner Box und wälzte sich unruhig hin-und her. Dabei murmelte er leise vor sich hin: „Wasserstrahl-denk gut nach nicht mal Pfiff klappt jetzt mehr Schädelwums ist auch nicht neu Greaseball-Schaffst Du nie Puffernhieb hilft nicht mehr---„ (Pompadur/Dreaming Star) ---nur das Lied von Dreaming Star!“ Und Ihre leise und sanfte Stimme wirkte. Genauso wie die wunderbare Melodie. Innerhalb weniger Augenblicke war Casey eingeschlafen. Beide Waggonmädchen schritten langsam die Stufen hinunter und fuhren mit ihrem Gesang fort. „Nur das Lied von Dreaming Star Waggons (Pompadur /Dreaming Star) Irgendwann, irgendwo-überall liegt Ärger, Freude oder Spannung in der Luft dann vertrau einem Freund, der stark genug ist und das Lied das dich führt tief ins Herz von Dreaming Star Refrain: (Dreaming Star) Leg dich zur Ruhe-wenn die Nacht kommt steht mein Wagen so still ---und ich sing! Leise! Die Zaubermelodie trägt dich weiter Kind, komm schließ die Augen, und reise mit mir ins Land der Träume.... Lah-lalalala-schlafe ein, schlafe ein... Lah-lalalala-schlafe ein, schlafe ein... (Melodie „Das Lied von Pummeluff“ aus Pokemon 3 Movie Soundtrack) (Disclaimer: Ich besitze keinerlei Rechte an Text und Musik und verdiene kein Geld damit.) „Klappt doch immer wieder.“ lächelte das Waggonmädchen. „Was für ein schönes Lied! Wie geht es Casey?“ fragte Dinah. „Er schläft. Genauso wie unser Kleiner hier.“ lächelte Dreaming Star und sah zu Rusty hinüber. “Jetzt haben wir Zeit noch ein wenig zu plaudern.” Die Waggonmädchen setzten sich an einem Tisch zusammen. Pompadur packte eine Schachtel Pralinen aus und stellte sie auf den Tisch. “Fährst Du mit Ihm die Rennen?“ „Nein, ich bin nur als Begleitung für den Jungen dabei und das aus gutem Grund, wie Du siehst. Dustin ist Rustys Rennpartner.“ „Da hat Casey wirklich Glück.“ „Der kleine Lauser hat dich gestern Abend in diesem Club beobachtet. Sag, wie ist es so als Sängerin für die ganzen Mannsbilder?“ „Ich kann Dir sagen, die Burschen vergöttern mich! Ich brauche nur zu singen, ein bischen mit den Hüften zu wackeln und schon wagt keiner der Jungs auch nur einen Ton von sich zu geben!“ schmunzelte Chi-Chi. „In dieser Hinsicht sind männliche Menschen und Züge alle gleich!“ „Das stimmt. Aber Rusty scheint in diesen Dingen noch recht unschuldig zu sein. Hat er denn keine Freundin?“ „Nein. Bisher hat er noch nicht die Richtige gefunden. Außerdem meint er, das kein Waggonmädchen eine alte Dampflok zum Freund haben will!“ „Rusty ist nicht alt. Aufgrund seines Zustands sieht er zwar so aus, aber sein an seinem Gesicht erkennt man, das er noch jung ist!“ „Aber Ihm fehlt das nötige Selbstvertrauen. Und deshalb zieht Casey mit Ihm von Bahnof zu Bahnhof, um Ihn für die Liga zu trainieren und rennen zu lassen.“ „Habt Ihr schon Plaketten gewonnen?“ „Ja-wir sind in der D-Liga mit dem Anspruch, Loks der Liga C und B herauszufordern. Deshalb will Rusty gegen Bobo antreten, um die entscheidende Plakette für den Aufstieg zu erringen.“ „Das ist doch schon ganz toll! Ich sage Dir, aus dem kleinen Rusty wird noch etwas!“ „Nenne Ihn aber bloß nicht in seiner Gegenwart „Klein“! Das hört er gar nicht gerne!“ „Aha! Eitel ist er also schon!“ Die drei Waggonmädchen kicherten leise. Fortsetzung folgt… Anhang: Deutsche Übersetzung der französischen Worte: ma petite- Kleiner Bon- Gut. Mon amis – meine Freunde Cherié – etwa: Liebling moi – ich Kapitel 8: Ein besonderer Wettbewerb ------------------------------------ Kapitel 8: Ein besonderer Wettbewerb Am nächsten Tag fühlte sich Casey bereits bedeutend besser. Er hatte kein Fieber mehr und auch die Erkältung hatte nachgelassen. Aber Dinah wies Ihn an, wenigstens noch bis Mittag liegen zu bleiben. Also tat Ihr Casey den Gefallen. Eine ganze Weile wälzte er sich genervt mal auf die Eine, mal auf die andere Seite. Ihm war langweilig und an schlafen war nicht zu denken. Plötzlich jedoch hörte er bekannte Stimmen. Er stand auf, schlüpfte in seine Hausschuhe und sah aus dem Fenster. Unten, am Eingang zum Lokschuppen, konnte er Bobo und Rusty stehen sehen. Ersterer überreicht der Dampflok gerade ein kleines Buch. „Hier, Mon Ami, das kannst Du sicher gut gebrauchen.“ lächelte er und zwinkerte verstohlen mit dem rechten Auge. „Das Liebesleben unserer Zugfreunde.“ last Rusty auf dem Einband. „WAS?“ „Ich habe bemerkt, Dir fehlt noch die Erfahrung im Umgang mit Waggonmädchen. Dieser kleine Ratgeber wird Dir bestimmt behilflich sein.“ lächelte Bobo. „Man sagt, die menschlichen Männer von Pretonia sind die besten Liebhaber des Kontinents! Warum also nicht auch wir pretonianischen männlichen Loks? Ein Verhaltensforscher hat uns viele Jahre studiert und dieses Buch über uns geschrieben. Hier erfährst Du genau, was für Unterschiede zwischen uns und den Menschen bestehen, wenn es um L´Amour geht. Und Du findest viele praktische Tipps. Er hat das hauptsächlich für uns Loks und Waggons geschrieben, aber auch die Menschen lesen es gerne.“ Rusty starrte Bobo entsetzt an. „Grrmph...ich weiß, wie Menschen sich reproduzieren, ich hab schon mal ein Buch darüber gelesen!“ Bobo seufzte. „Das ist wahr, mon Ami, aber wir können das leider nicht. Ich finde das ungerecht, der Starlight Express...“ „Ihr seid trotz allem Maschinen, das dürft ihr nicht vergessen. Euch sind nun mal Grenzen gesetzt. Der Starlight Express weiß schon, warum er es so eingerichtet hat.“ erklärte Vinrouge, der sich zu den Beiden gesellte. Er war Bobos Lokführer. „Es ist aber trotzdem ungerecht!“ schmollte Bobo weiter. „Größtenteils ahmt ihr nur unser menschliches Verhalten nach. Ihr wollt uns ähnlich sein, weil ihr ja auch fast wie wir aussehen. Ihr könnt ja eure Waggonmädchen gernhaben, ein bischen mit ihnen schäkern, aber mehr ist nun mal nicht. Was glaubst Du, was hier loswäre, wenn ihr Jungs alle paar Monate in die Glut kommen würdet? Wenn ich ich daran denke, was dann noch während der Partnerwahl los wäre... Nicht auszudenken! Dann würde der ganze Zug Verkehr jedes Mal für einige Tage lahmliegen, bis sich die ganze Aufregung wieder gelegt hätte. Und wenn es dabei noch Nachwuchs gäbe, könnten wir bald den ganzen Betrieb hier vergessen. Ihr wisst ja, wie es ist, wenn eine von unseren Schaffnerinnen oder Lokführerinnen in andere Umstände kommt. Dann muss sie für der Familie und die Kinder da sein, bis sie groß genug sind.“ „Bien! Ist auch wieder wahr.“ schnaufte Bobo. Rustys Gesicht war bereits ziemlich dunkel angelaufen. Beim Starlight, so hatte er das ganze wirklich noch nicht gesehen. Casey drehte sich vom Fenster weg und hastete prustend zu seinem Bett, um sich unter der Decke zu verkriechen, bevor er in schallendes Gelächter ausbrach! Beim Starlight, DAS Buch musste er sich mal heimlich ausleihen! Er erinnerte sich noch gut daran, das George einmal solch speziellen Heftchen heimlich in die Schule mitgebracht hatte, aber dabei erwischt wurde, als er und seine Bande diese „anrüchigen Magazine“ in einer stillen Ecke des Pausenhofs angeguckt hatten. Mit dem Ergebnis, das die Heftchen konfisziert wurden und George und seine Kameraden je einen Eintrag ins Klassenbuch erhielten. „Ph, der hat Sorgen! Mir reicht das noch von dieser Betty als ich mal ein Mensch war! Ich lass mich nicht gern von anderen begrabbeln, auch wenns ein Waggonmädchen ist!“ dachte sich Rusty, nachdem er in den Lokschuppen zurückgekehrt war und ließ das Buch unter seiner Lokmatratze verschwinden. Doch sein Interesse war geweckt. Später, wenn er alleine war, würde er einen Blick in die Seiten riskieren. Doch er würde niemandem verraten, das er in seiner Menschlichen Gestalt beinahe verführt worden wäre. Zwei Tage waren vergangen und Bobos Dienstplan hatte es noch nicht möglich gemacht, das Rusty gegen Ihn zum Rennen antreten konnte, außerdem waren zwei Loks wegen eines technischen Defektes ausgefallen. Deshalb hatte sich Casey mit Rusty bereiterklärt, einen Teil der Fahrten zu übernehmen, damit keine Züge ausfielen. So saßen sie wenigstens nicht untätig herum und es kam wieder etwas zusätzliches Geld in die Reisekasse. Schließlich überbrachte Bobo eine gute Nachricht. „Antoine und Simion sind wieder einsatzbereit. Ich denke, Monsier Bonnature wird morgen-äh?„ „Vinrouge! Vinrouge!“ Bobos Lokführer wandte sich herum. „Was ist denn, Arthur?“ Ein Arbeiter im Blaumann kam angelaufen. Auf dem Arm saß ein brauner Falke. „Sieh doch!“ Der Mann hob den Arm mit dem Vogel an. „Das ist doch der Falke des Leuchtturmwärters von Saint-Philipe! Scheint etwas sehr wichtiges zu sein.“ bemerkte Bobo. „Saint-Philipe?“ fragte Casey. „Oui, er ist der schnellste Nachrichtenübermittler. Lazare Perion wohnt mit seinem Gehilfen auf einer im Meer vorgelagerten Insel an der Nordküste, auf der der Leuchtturm steht. Was schreibt er denn, Arthur?“ fragte Vinrouge. „Sie brauchen dringend eine neue Lampe! Und das noch vor Anbruch der Dunkelheit! Sonst haben die Schiffe ein Problem!“ „Warum ruft er nicht einfach an? Gibts da draußen kein Telefon?“ wunderte sich Casey. „Es liegt an den starken magnetischen Feldern des Gesteins an dieser Stelle. Sie lassen keine Funksignale durch. Egal ob durch die Luft oder durch Leitungen. Nur mit dem Strom klappt es, da die Leitungen speziell abgeschrimt wurden. Auf den letzten zehn Kilometern muss ich deshalb mit dem Strom fahren, der sich in Bobos Akkumulator gespeichert hat. Und die Lampen sind eine Spezialanfertigung aus Elektanis. Denn an Saint-Philipe führt eine wichtige Schifffahrtsroute vorbei. Signale können also nur per Licht-oder Flaggenzeichen gegeben werden. Und der helle Strahl weißt den Schiffen den Weg.“ „Verstehe.“ „Vinrouge, wir müssen uns sofort auf den Weg machen! Lazare braucht so schnell wie möglich Ersatz!“ bemerkte Bobo. Dann hatte er plötzlich eine Idee. „Mmmm....wie wäre es, wenn wir das Ganze als Wettkampf aufziehen? Da ich sowieso schneller bin als Du, Rusty, schlage ich folgendes vor: Diesmal soll es nicht um Schnelligkeit gehen. Jeder von uns bekommt einen Plattformwagen mit einer Ersatzlampe angehängt und wer als erster seine Fracht heil ans Ziel bringt, hat gewonnen. Schaffst Du es, bekommst Du die Plakette von LaBriee. Es sind 183 Kilometer von hier bis San Philipe an der Nordküste. Bei gutem Tempo braucht eine Lok etwa zwei Stunden. Und man muss es vor Einbruch der Nacht schaffen. Aber diese Lampen sind sehr empfindlich. Sie werden zwar gut uns sicher verpackt, doch ein zu heftiger Stoß und -bing! Glasschaden!“ meinte die orangefarbene Lok. „Mal sehen, was der Stationsvorsteher dazu sagt. Er hat das letzte Wort und kennt die genauen Wettkampfregeln.“ bemerkte Vinrouge. „Hmm....es steht nichts in den Liga-Regeln, das Loks nur gegeneinander um die Wette rennen müssen. Im gewissen Sinne ist das ja auch ein Wettrennen.“ meinte Monsieur Bonnature wenig später, als ihm der Vorschlag unterbreitet wurde. „Das ist keine Schlechte Idee. Dann kannst Du endlich lernen, vorsichtiger zu fahren.“ meinte Casey. „Na toll! Du weißt ja, wie ich beim Laufen schaukle!“ „Im Maschninenmodus. Aber im Humanoid-Modus kannst Du deinen Lauf besser kompensieren.“ „Diesmal dürfen euch eure Lokführer begleiten. Aber sie dürfen die Lampe nicht festhalten. Nur auf dem Plattformwaggon sitzen und anfeuern ist erlaubt. Oder sie dürfen ihre Loks warnen, wenn sie zu schnell fahren und die Lampe beschädigt werden könnte.“ sprach der Stationsvorsteher. „Wie gesagt, das ist diesmal ein spezielles Rennen.“ In aller Eile wurden also die Vorbereitungen getroffen und am Nachmittag war es dann soweit. Zwei Plattformwaggons im Humanoid-Modus standen bereit. Auf dem Rücken hatte jeder eine spezielle Tasche geschnallt bekommen, in der sich je eine Leuchtturmlampe befand. „Wir sind bereit, Monsieur Bonnature.“ „Gaston, Louis, Ihr wisst Bescheid. Denkt daran, auch wenn es ein Wettkampf ist, die Lampen sollten heil ans Ziel kommen, auf jeden Fall Eine davon!“ „OUI!“ kam es wie aus einem Mund von den beiden Waggons. „Das gillt vor allem für euch, Rusty und Bobo! Sicherheit vor Schnelligkeit diesmal.“ „Verstanden.“ nickten beide Loks. Rusty rollte vor Louis, Bobo vor Gaston. Casey und Vinrouge hatten es sich auf den Schultern der Plattformwaggons bequem gegmacht, so gut das eben ging. „Viel Glück, Ihr drei.“ wünschte Dinah. Bobo und Pompadur küssten sich zum Abschied. Rusty blickte verlegen zur Seite. Gaston grinste. „Bis bald, ma cherie.“ hauchte die orangene Lok ihr zu. „Gut Fahrt, Kumpel.“ wünschte Dustin. „Danke, Freunde.“ nickte Rusty. „Achtung! Bereitmachen zum Start!“ rief Monsieur Bonnature. Beide Loks sahen hinauf zu den Signalen. Als die Lichter auf Grün sprangen, erwachte Bobos Motor surrend zum Leben und beide Transportzüge fuhren diesmal langsam an, beschleunigten aber dann stetig. Die Zurückbleibenden winkten. „Wann werden wir erfahren, wer gewonnen hat?“ fragte Dinah. „Wenn der Leuchtturmwärter seinen Falken zurückschickt. Das wird aber nicht vor morgen vormittag sein.“ In rascher, aber gemäßigter Fahrt ging es durch die liebliche Landschaft in Richtung Nordküste. „Wenn wir am nördlichen Meer sind, haben wir Pretonia praktisch fast einmal durchquert.“ bemerkte Casey. Bobo glitt einige hundert Meter vorneweg, Rusty folgte schnaufend. Immer wieder warf Casey einen prüfenden Blick auf die Lampe. Manchmal schwankten Louis oder Gaston bedrohlich, wenn es zu schnell um eine Kurve ging. „Bobo, geh langsamer in die Kurven! Die Lampe ist schwer und ich habe Mühe, immer richtig gegenzusteuern!“ rief Gaston. Wenn die beiden Züge an einer Weichenkreuzung halten mussten, nutzen die beiden Lokführer dies für eine schnelle Pinkelpause. „Casey! Los!“ rief Rusty und winkte. „Komm ja schon!“ Der Lehrling hastete hinter einem Busch hervor. „Da! Ich kann das nördliche Meer sehen! Jetzt geht es weiter die Küste entlang!“ rief Casey nach fast zwei Stunden. „Nachschub!“ rief Rusty zwischen seinen Schnaufern. Casey nickte und Louis reichte eine stabile Umhängetasche hoch, die mit Kohlebrocken gefüllt war. Weil Dustin nicht dabei sein konnte, hatten sie das Problem der Brennmittelversorgung auf diese Weise gelöst. Der Plattformwaggon hatte drei solcher „Futterbeutel“, wie er sie nannte, in seinem Ladebauch verstaut. Rusty nahm die Tasche in Empfang, hing sie sich um den Hals und begann sich einige Kohlebrocken in den Mund zu schieben. „Das Problem habe ich zum Glück nicht, Mon ami.“ lächelte Bobo, welcher gerade neben Rusty fuhr. Als er jedoch wieder nach vorne sah, verdüsterte sich seine Miene. „Auch das noch! Da zieht ein Sturm auf! Seht Ihr die dunklen Wolken, die sich da vorne auftürmen? Jetzt brauchen sie die Ersatzlampe mehr denn je! Nur ihr Licht strahlt hell genug, um sie vor den Klippen zu warnen!“ rief Bobo. „Dann los! Legen wir einen Zahn zu!“ rief Casey. „Wie weit ist es noch?“ „Wir haben gerade Coquillac passiert! Bis zum Ziel noch ca. 40 Kilometer! Die Weiche, die zum Leuchtturm abzweigt, müsste bald kommen!“ rief Vinrouge zurück. Der Wind begann böig aufzufrischen. Die beiden Waggons duckten sich hinter Ihre Loks, um weniger Luftwiderstand zu bieten. „Wie siehts aus?“ keuchte Rusty. „Gib noch etwas Gas! Die Lampe liegt noch immer sicher im Rucksack!“ Kurze Zeit später passierten sie ratternd die Weiche die auf das Service-Gleis zum Leuchtturm führte. „Ho-ho-hoo, langsam!“ rief Louis und versuchte, sein Gleichgewicht zu halten. Der Wind hatte an Stärke zugenommen und beide Züge mussten Ihr Tempo verlangsamen. „Wenn das so weitergeht, kriegen wir heute Nacht noch einen Orkan! Zum Glück sind wir bald da. Wegen der schweren dichten Wolken wird es heute auch schneller dunkel.“ „Da! Ich kann den Leuchtturm schon sehen!“ Zwischen den dunklen Wolken tauchte der lange, steinerne Bau auf. Aber kein Licht brannte oben in der Spitze. „Beeilen wir uns! Die Sache ist ernst!“ bemerkte Bobo.“Es kann jeden Moment zu regnen anfangen!“ Beide Lokführer kramten Ihre Regenmäntel hervor und legten sie an. Keinen Augenblick zu früh, denn wenig später öffnete der Himmel seine Schleusen. „Uah! So ein Mist!“ fluchte Casey. Rusty lag inzwischen fast zweihundert Meter vor Bobo. Er war bereits so weit gekommen, jetzt wollte er auf alle Fälle versuchen, als Erster am Leuchtturm zu sein. Und endlich tauchte der schlanke, steinerne Bau hinter den Klippen auf. „Ja, Rusty! Wir haben es gleich geschaft! Wir-OH NEIN!“ Mit quietschenden Bremsen kam die Lok auf dem zum Meer hinunterführenden Gleis zum Stehen. Den Grund dafür erkannte Casey sofort. Ein eingleisiger, ca. 1200 Meter langer Schienenstrang führte über einen Damm durch das aufgewühlte Meer. Schon jetzt schwappten die Wellen fast bis zu den Schienen hoch. Der Leuchtturm selbst stand auf einem Felsenriff, das über den Damm mit dem Festland verbunden war. Neben dem Gleis verlief noch ein schmaler Fußweg. „Auch das noch! Ein eingleisiger Fahrweg mitten über das Meer! Und hohe Wellen! Das traut sich Rusty nie!“ dachte Casey verzweifelt. „Rusty! Wir müssen weiter!“ „Nein, ich kann nicht! Sieh Dir doch die Wellen an! Die sollen rüberkommen und die Lampe holen!“ „Das geht nicht! Die ist viel zu schwer! Und die Wellen würden die Männer fortspülen! Aber Du bist viel schwerer! Dich hauen die Wellen nicht so leicht um! Los, Rusty!“ Aber die kleine Dampflok bewegte sich nicht und schüttelte den Kopf. Zur gleichen Zeit ging auf halber Höhe des Turmes ein Fenster auf und ein Mann mit einem Fernglas spähte hinaus in Richtung Klippen. „Sie sind da! Und es ist die Dampflok, von der Monsieur Bonnature geschrieben hat!“ rief der Gehilfe des Leuchtturmwärters. „Jetzt trifft auch Bobo ein!“ „Hm…die Dampflok sieht aus, als hätte sie Angst, den Damm zu passieren. Am besten, wir gehen hinunter und erwarten sie.“ Bobo kam neben seinem Gegner zum Stehen. „Was ist, mon Ami, wir sind noch nicht am Ziel!“ sagte er. „Rusty hat Angst vor der Brandung. Er hat eigentlich Angst vor jedem tiefem Wasser.“ „Ohhh...das ist nicht gut. Dann muss ich wohl die Sache zu Ende bringen und für euch ist hier Endstation. –Tut mir leid, MonAmi, aber hier ist nicht das Ziel.“ sagte Bobo und transformierte. Vinrouge war abgestiegen und stellte von Hand die Weiche um. „Tut mir leid, Casey.“ seufzte er und stieg ins Führerhaus. „Schon okay.“ nickte der Junge etwas traurig. Aber er wusste, das er Rusty zu nichts zwingen konnte. „Entschuldige, das ich so ein verdammter Feigling bin, aber ich kann einfach nicht! Wenn ich diese hohen Wellen sehe.... erinnern sie mich immer daran, als der entgegenkommende Zug mit der Brücke in den Fluss stürzte!“ erklärte Rusty zitternd. Bobo war langsam angefahren und machte sich an die Überquerung des Dammes. „Unser Favorit kommt! Die Dampflok traut sich wohl nicht.“ bemerkte Perion und steckte das Fernglas weg. „Egal wer kommt, Hauptsache er bringt eine funktionierende Lampe mit!“ Tatsächlich schien der Wettkampf für Rusty und Casey gelaufen zu sein. „Müssen wir hier bleiben und den Sturm abwarten? Ich möchte lieber wieder hinter die Klippen.“ zitterte Rusty. „Erst wenn die Lampe oben installiert ist! Und die Zweite muss als Reseve hierbleiben! Erst wenn Bobo sie geholt hat, können wir von hier weg!“ erklärte Casey. „Na toll!“ seufzte Rusty. Plötzlich stockte Casey der Atem. Ein meterhoher Brecher rollte heran, direkt auf Bobo, der sich gerade mitten auf den Damm befand, zu! Mit voller Wucht schlug er über Lok und Waggon zusammen! Den Flachwaggon riss es von den Gleisen, begleitet von einem knirschenden und krachenden Geräusch! „Bobo! Monsieur Vinrouge!!“ rief Casey entsetzt. „Die Welle hat sie voll erwischt!“ schluckte Rusty. Als die Wassermassen abgelaufen waren, wurde das ganze Außmaß des Schadens sichtbar. Der Flachwaggon war wieder in den Humanoid-Modus transformiert, er hing halb im Wasser und klammerte sich an den aufgeschütteten Steinen des Dammes fest, gerade kletterte der Lokführer zurück auf die Gleise und half Gaston wieder an Land. Von Bobo aber fehlte jede Spur. „Bobooo!!!“ brüllte Vinrouge hinaus in den Strum. Auf einmal tauchte der Kopf der Lok einige Meter weiter wieder auf, Ihre Arme schossen vor und sie bekam einen der Felsen zu fassen. „Dem Starlight sei Dank!“ seufzte Casey, als er die Lok erkannte, die sich abmühte, wieder auf den Damm hinauf zu kommen. Gaston und Vinrouge schafften es, mit vereinten Kräften Bobo wieder hinauf auf die Gleise zu ziehen. Casey kramte sein Fernglas hervor und spähte hindurch. „Wie sieht es aus?“ fragte Louis. „Totalschaden! Der Behälter ist geborsten und die Lampe hinüber. Nur noch Scherben!“ stöhnte Casey, als er sah, wie der Lokführer ein Bruchstück in seine Richtung hob. “Na toll! Jetzt dauert es noch länger bis unsere Lampe montiert werden kann!“ „Hast Du das gehört, Rusty? Jetzt liegt es an uns! Nur unsere Lampe ist noch heil! Und die wird dringend gebraucht! Komm schon! Oder willst Du etwa, das Bobo kommt und sie abholt und es nochmal versucht?“ rief Louis. „Casey da stimmt was nicht.“ bemerkte Rusty. Der Lehrling spähte durch sein Fernglas und was er sah, gefiel Ihm gar nicht. „Auch das noch! Bobo hat, als er von den Wellen gegen den Deich geschleudert wurde, einen Schaden an seinem Bein erlitten!“ „Sag, das das nicht wahr ist…“ „Es ist aber so. Ich fürchte, wir müssen doch über den Damm auf die Klippe.“ Zur gleichen Zeit endeckte der Leuchtturmwächter Lichtsignale, die vom Meer kamen. „Mon Dieu! Eines der Schiffe gibt schon Lichtsignale, warum es kein Leuchtfeuer ausmachen kann!“ rief er, dann drehte er sich zu der wartenden Dampflok um. Der Gehilfe hatte ein Megaphon aus dem Leuchtturm geholt. “Ihr müsst euch beeilen! Ein Schiff gibt schon Lichtsignale! Bobo ist beschädigt, er kann nicht mehr fahren! Wir brauchen die zweite Lampe!“ rief er zum Festland hinüber, wo Rusty ungeduldig ausharrte. „Hörst Du das?-Mon Ami, Du musst das letzte Stück bis zum Leuchtturm schaffen! Sonst gibt es eine Katastrophe! Es sind immer viele Schiffe hier unterwegs! Einige werden den Riffen und Felsen der Küste zu nahe kommen und auflaufen!“ hörte Rusty die Stimme von Louis hinter sich. „Nur Du bist noch einsatzfähig und nur noch wir haben eine intakte Lampe! Komm schon!“ Und zur Bestätigung stieß er einmal von hinten gegen die kleine Dampflok, um sie aus ihrer Lethargie zu wecken. „Rusty, die Sache ist ernst! Du hast doch schon in Taiga-Drubania Mut bewiesen! Und jetzt brauchen wir wieder diesen Mut!“ „Also gut! Ich will nicht, das durch meine Feigheit Menschen in Not geraten! Ich versuche es.“ „Gut so. Denk daran, der Starlight ist mit uns. Und Cyrill hält ebenfalls ein Auge auf uns.“ Louis hob Casey von Rustys Schultern und der Lehrling stellte die Weiche um. Bobo war mit seinem Lokführer und Gaston beim Leuchtturm angelangt. „Das sieht nicht gut aus. Geh in den Leuchtturm, damit nicht noch mehr Salzwasser in den Riss gelangt.“ meinte Monsier Perion. Die Lok blickte hinüber zum Anfang des Dammes. „Komm schon, Rusty, mon Ami!“ bat der Favorit von Pretonia im Stillen. „Rusty, wir machen es folgendermaßen! Transformiere in den Maschinenmodus! Und Du auch, Louis! So seid ihr schwerer und die Wellen können euch nicht so leicht vom Gleis werfen! Rusty hat den Vorteil, dass er noch etwas mehr wiegt als Bobo!“ „Eine gute Idee!“ nickte der Plattformwaggon. „Die Lampe hat eine Schutzhülle gegen Nässe, ich hoffe nur, die Holzverpackung hält einen Brecher aus.“ Also transformierte der Zug, Casey kletterte in das Führerhaus und sah aus dem Fenster. „Okay! Vorwärts, Rusty!“ Langsam dampfte Rusty vorwärts und auf den Deich hinauf. Stampfend und im Schrittempo ging es Stück für Stück voran. Casey behielt das Meer im Auge. Der Sturm schien noch stärker geworden zu sein, erste Wellen schwappten bereits über die Gleise. „Weiter...weiter...sieh nicht auf das Meer hinaus! Konzentriere dich einfach nur auf die Strecke...ich behalte das Meer im Auge!“ sagte Casey. „Verdammt, warum ist das auf einmal so anstrengend, vorwärtszukommen?“ „Das ist das Magnetfeld, von dem Vinrouge sprach! Komm schon, wir haben fast die Hälfte der Strecke geschafft!“ Inzwischen, beim Leuchtturm... „Er kommt! Anscheinend hat Casey Rusty überreden können.“ bemerkte Bobo, der die weißen Rauchwolken aufsteigen sah, ehe sie vom Sturm verweht wurden. “Wenn bloß mein Bein nicht beschädigt wäre, könnte ich ihm helfen! Ich merke, das auch er Probleme wegen dem Magnetfeld hat.“ „Zu gefährlich Mon Ami, wenn noch mehr Wasser durch den Riss eindringt, könnte es einen Kurzschluss geben! Wir wissen nicht, wie tief deine Hülle beschädigt wurde.“ erklärte Vinrouge. „Ich habe noch nie erlebt, das eine Lok so viel Angst hat einen Deich zu überqueren.“ meinte der Leuchtturmwärter. „Rusty hat einmal mitangesehen, wie ein Zug von einer Brücke in den Fluss gestürzt ist. Seither hat er Panik vor Wasser.“ „Dann kann ich Ihn gut verstehen. Das ist kein schöner Anblick.“ „Rusty! Achtung! Brecher von Rechts!“ „Uaaah! Ich habs gewusst!“ „Nicht stehenbleiben! Weiterfahren! Wir haben das Meiste bereits geschafft! Nur noch ein paar hundert Meter! Ihr seid jetzt viel schwerer! Die Brecher können euch nicht mehr so schnell umwerfen!“ „Aber der ist so grooooooß!!“ heulte Rusty. Plötzlich transformierte er wieder in den Humanoid-Modus zurück und blieb wie erstarrt stehen! Casey befand sich neben Ihm auf dem Gleis. „Mensch, Rusty! Was machst Du-WAAAH!“ Caseys entsetzter Schrei wurde von den herabstürzenden Wassermassen erstickt! Als das Wasser abgelaufen war, lag nur noch Louis bäuchlings auf den Gleisen. „Oh nein! Wo ist Rusty? Und der Lehrling? Sie müssen ins Meer gespült worden sein! Was machen wir jetzt?“ rief Bobo und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Wartet-seht doch!“ rief Gaston und wies nach vorne. Gerade zog sich Louis auf die Knie-und Casey krabbelte unter Ihm hervor! „Dieu soit loué! (Gott sei Dank) Louis hat den Lehrling vor der Welle abgeschirmt!“ rief Vinrouge. Casey hustete und spuckte etwas Meerwasser aus. „Uff, danke, Louis! Die Lampe! Ist sie noch heil?“ Der Waggon tastete kurz den Rucksack ab. „Ich glaube schon.“ „Puh..-hey, wo ist Rusty? RUSTYY!!“ „Mon dieu! Er muss in das Meer geschleudert worden sein, als die Welle über uns zusammenschlug! Wäre er nur nicht zurücktransformiert!“ „RUUUSTYYY!“ schrie Casey verzweifelt in den Sturm hinaus. Als die Wellen über der Dampflok zusammenschlugen, wurde Rusty von den Beinen gerissen und fortgespült. Nun trieb er hilflos in der wogenden Strömung, doch durch sein Gewicht und die Magnetanziehung sank er langsam immer tiefer in Richtung Meeresgrund. Verzweifelt ruderte er mit den Armen, um zur Oberfläche zu gelangen, doch er war zu schwer und konnte das weitere Absinken nicht verhindern, da seine Hohlräume immer mehr voller Wasser liefen. Das wars dann wohl, dachte er, während ihm langsam die Sinne zu schwinden schienen. Es würde nicht lang dauern, bis das Wasser seine hinterste Brennkammer mit der Lebensflamme erreichen und diese auslöschen würde. Auch konnte er nicht verhindern, das Wasser durch seinen Mund in seine eiserne Lunge lief. Warscheinlich würde er vorher ersticken, bevor es seine Lebensflamme erwischte. Plötzlich merkte er, wie er mit dem rechten Seite auf dem sandigen Boden aufkam. Nun war die Oberfläche endgültig unerreichbar für Ihn…sein Schicksal schien besiegelt. Er würde auf dem Meeresgrund sein Leben beenden. Seine letzten Gedanken galten seinem Lehrling, bevor er die Besinnung verlor. „Casey…es tut mir leid…“ Fortsetzung folgt… Kapitel 9: Im letzten Moment ---------------------------- Kapitel 9: Im letzten Moment Verzweifelt blickte der Lehrling auf die tosende See hinaus. Inzwischen war der Fougasse, der Gehilfe des Leuchtturmwächters, mit einer Taschenlampe vom Leuchtturm her über das Gleis gelaufen. „Louis! Es tut mir leid, aber wir brauchen die Lampe!“ „Ja, verstehe.“ nickte der Waggon. „Casey, mon ami, wir können im Moment nichts tun! Und es ist gleich dunkel! Es ist zu gefährlich, noch länger hier draußen zu bleiben!“ Wie betäubt ließ sich der Lehrling von dem Mann an der Hand mitziehen. Er konnte es immer noch nicht glauben. Rusty war weg, irgendwo da unten in der tosenden See. „Wie tief ist das Wasser hier?“ „Etwa fünf Meter!“ „Oh nein…Rustyy! Transformiere in den Maschinenmodus!!“ Casey wusste, das Rusty zwar schwimmen konnte, aber nur als Mensch.* Als Lok war er selbst im Humanoid-Modus zu schwer. „Achtung!!“ Louis deutete nach rechts. Eine neue riesige Welle rollte heran. „Hinlegen!“ befahl der Fougasse und die beiden Menschen warfen sich zwischen die Gleise und versuchten Halt zu finden, Louis kniete wieder als Schutzschild über sie. Wieder schlug die Welle über den dreien zusammen! Der Leuchtturmwärter musste sogar die Stahltür schließen, damit kein Wasser in den Turm gespült wurde. „Casey! Casey, alles okay?“ Fougasse rüttelte den Jungen. „Uagh! Hust! Ja, bin nur nass bis auf den Nabel.-Und wo ist Louis?“ Vom Plattformwagen fehlte jede Spur. „Mon dieu! Die Meerkobolde meinen es heute gar nicht gut mit uns!“ stöhnte Fougasse. “Wir sind erledigt!“ Rustys regloser Körper wogte wie dickes Seegras träge in der Strömung hin und her. Plötzlich vernahm die Lok eine Stimme. „Rusty…Rusty!“ Er schlug die Augen auf und entdeckte eine vertraute Gestalt. Sonst herrschte nur Dunkelheit. „Cyrill! Bin ich jetzt beim Starlight Express im Himmel?“ „Nein, das bist Du noch nicht! Aber Du wirst es, wenn Du nichts unternimmst!“ „Falls Du es noch nicht weißt, ich treibe mehrere Meter unter Wasser auf dem Meeresgrund! Ich bin abgesoffen!“ „Es werden noch mehr absaufen, wenn Du nichts unternimmst! Schiffe und Menschen! Und ein Plattformwaggon mit einer wichtigen Fracht!“ „Louis!“ dachte Rusty entsetzt. Die Lampe. Der Leuchtturm. Die Schiffe, die kein wegweisendes Leuchtfeuer hatten. „Aber was soll ich tun? Ich kann nicht nach oben schwimmen!“ „Rusty. Das Wasser ist ein Teil von Dir. Ebenso wie das Feuer. Füge beides zusammen und Du hast die Kraft, die Du benötigst!“ Cyrill verschwand und statt dessen hatte Rusty eine Flamme und Wasserkugel vor sich schweben. „Füge beides zusammen….Feuer zu Wasser…Wasser zu Feuer…Dampf! Ich brauche Dampf! Viel Dampf!“ Dann hörte Rusty noch etwas. Die verzweifelte Stimme seines Lehrlings, die angstvoll aus der Ferne nach Ihm rief! Das genügte. Er schob mit seinen Händen die Flamme und die Wasserkugel zusammen, sie reagierten, ein helles Licht blendete Ihn und- „CASEY!!“ Plötzlich schoss aus allen Öffnungen von Rustys Körper das Wasser mit hohem Druck wieder heraus! Die Augen der Dampflok wurden wieder pupillenlos, doch sie konnten Louis sehen, der gerade ebenfalls langsam auf den Meeresgrund sank. Inzwischen waren auch der Leuchtturmwärter Lazare und Vinrouge auf das Gleis gelaufen und leuchteten mit Taschenlampen die aufgewühlte Meeresoberfläche ab. Beide Männer hatten sich mit einem Tau gesichert, um nicht von weiteren Wellen fortgespült zu werden. „Nichts. Es hat keinen Sinn. Und unsere Signallampe ist zu schwach, um alle Schiffe zu erreichen!“ bemerkte Ersterer. „Das ist eine Katastrophe! Was sollen wir nur tun? Starlight Express, hilf uns!“ schickte Vinrouge ein Stoßgebet zum Himmel. Und sein Gebet wurde erhört. Plötzlich durchbrach etwas Großes mit einem lauten Schrei die Wasseroberfläche, nur einen halben Meter vor dem Damm! Im Schein der Lichtkegel der Taschenlampen konnten die beiden Menschen eine Gestalt erkennen, die etwas in die Höhe stemmte. „Das-das ist Rusty!!“ schrie Casey. “Und er hält den Rucksack mit der Lampe über seinen Kopf!“ „Und Louis! Er hängt an seiner Schulter! –Gaston! Fougasse! Wir brauchen eure Hilfe!“ rief Lazare. „Rusty!“ In diesem Moment fiel Casey ein riesiger Stein vom Herzen. Sein Lokpartner war wieder aufgetaucht! Und er hatte Louis mitsamt der Fracht gerettet! Dann entdeckte er wieder die leuchtenden Augen. „Oh nein! Wieder der Starlight-Zustand!“ Vinrouge warf Rusty das Ende seines Taus zu, dieser Fing es mit einer Hand und gemeinsam zogen alle Drei die Lok an den Damm heran. Gaston nahm Rusty die Lampe ab und brachte sie zusammen mit dem Leuchtturmwärter und Fougasse in das Gebäude. „Okay. Danke, Gaston. Wir übernehmen jetzt. Häng den Rucksack an den Haken hier, ich schalte den Transportkran ein!“ Während die Lampe langsam nach oben glitt. eilten die beiden Männer die Stufen hoch. Mit vereinten Kräften wurden Rusty und Louis wieder auf sicheren Boden gezogen. Kaum war die Dampflok in Sicherheit, verschwand der Starlight-Zustand wieder. „Rusty! Du hast schon wieder-„ Die kleine Dampflok hustete und spuckte einen Schwall Meerwasser aus, der Rest lief überall aus den Öffnungen an seinem Körper heraus. „Casey….dem Starlight sei Dank! Ich dachte schon, es wäre aus mit mir!“ schnaufte Rusty. „Ich-ich bin bis auf den Grund gesunken….da hörte ich eine Stimme…es war Cyrill…und dann hörte ich dich schreien und Louis war ebenfalls am Untergehen…so habe ich Feuer und Wasser zusammengefügt, wie Cyrill es mir gesagt hat, aber dann…mist, schon wieder Filmriss!“ „Du warst wieder im Starlight Zustand. Deshalb die Gedächtnislücke.“ erklärte Casey. “Kannst Du aufstehen?“ „Werds versuchen.“ „Du hast mein Leben gerettet, mon Ami! Ich war schon am Untergehen, da fühlte ich plötzlich, wie mich etwas ergriffen und den Rucksack mit der Lampe abgenommen hat! Ich habe mich instinktiv an den Kuppelringen festgekrallt. Rusty ist wie ein Ballon nach oben getrieben, überall kam so etwas wie Dampf aus Ihm heraus…das hat uns zur Oberfläche gebracht…“ antwortete Louis, welcher seinem Retter hilfreich unter die Arme griff. Vinrouge half von hinten nach. „Kommt schon! Alle in den Leuchtturm!“ rief Gaston, welcher angerollt kam. „Werde jetzt bloß nicht wieder ohnmächtig, Rusty!“ dachte Casey besorgt, als sie das letzte Stück über den Damm zur Klippe rollten oder liefen. Plötzlich durchschnitten zwei helle Lichtstrahlen die Dunkelheit und begannen zu rotieren. „Seht nur! Das Leuchtfeuer ist wieder da!“ rief Gaston. Die Anwesenden jubelten, nur Rusty lächelte matt. „Danke, Starlight Express. Danke, Cyrill.“ murmelte er. „Dem Starlight sei Dank! Ihr habt es geschafft!“ rief Bobo und half mit, Rusty auf eine Lokmatratze, die hinter der Wendeltreppe lag, zu bugsieren. Hinter Ihnen fiel die schwere Stahltür ins Schloss und wurde verriegelt. Im Innern klangen der heulende Wind und die gegen die Küste schlagenden Brecher gedämpfter. Endlich waren alle in Sicherheit. „Hier unten schlafen immer die Loks und Waggons, wenn ein Zug mit einer Lieferung über Nacht hierbleibt.“ erklärte Bobo. „Casey, Du und Vinrouge solltet nach oben in den Wohnbereich gehen. Ihr seid total durchnässt und solltet euch trocknen.“ „Aber Rusty…ich muss aufpassen..“ „Mach Dir keine Sorge. Wir sind ja da.“ lächelte Gaston. „Wir haben sogar noch etwas Kohle hier.“ erklärte Louis und holte die Umhängetasche hervor. Sie ist kaum nass geworden in meinem Ladebauch. Aber das hat mich auch so schnell im Wasser nach unten gezogen.“ Casey prüfte aber lieber selbst, wie es um Rustys Feuer stand. Nur noch eine schwache Glut glimmte in der Feuerbüchse, die aber mit einer Portion Kohle wieder zum Brennen gebracht wurde. „Wie geht’s Dir?“ fragte der Lehrling. „Soweit ganz gut. Bin nur völlig erledigt.“ „Wenigstens bist Du diesmal nicht ohnmächtig geworden.“ „Vielleicht, weil ich diesmal nur kurz in diesem Zustand war.“ „Könnte sein.“ „Geh nun nach oben. Nicht das Du wieder krank wirst. Du zitterst schon vor Kälte. Wir werden jetzt erst einmal alle eine Runde schlafen.“ „Okay.“ nickte Casey und stand auf. Wenig später hockten Casey und Vinrouge in Decken gewickelt in je einem Sessel und genossen den heißen Tee, den Fougasse ausgeschenkt hatte. „Das war wirklich im letzten Moment! Ein Schiff hatte sich bereits bedrohlich den Riffen genähert!“ erklärte er. „In der Tat.“ nickte Casey und gähnte. Fougasse blickte aus dem Fenster. „Der Sturm scheint langsam nachzulassen. – Übrigends: Ihr könnt dort auf der ausgezogenen Couch schlafen.“ „Danke, mon Ami.“ nickte Vinrouge und erhob sich. Casey trottete Ihm hinterher, legte sich auf die eine Seite und rollte sich zusammen. Fougasse breitete noch eine Decke über den Lehrling. „Gute Nacht, Ihr beiden. Ich und Lazare werden abwechselnd Sturmwache halten.“ Vinrouge wusste, das bei Stürmen und Unwettern immer ein Leuchtturmwärter oben beim Leuchtfeuer Wache hielt und das Meer und die Küste beobachtete. Da der Funkverkehr hier wegen der Magnetfelder nicht funktionierte, verständigte man sich mit Lichtzeichen. Als Casey am nächsten Morgen erwachte, schien die Sonne durch das schmale Fenster. Der Lehrling reckte sich und gähnte, dann fielen Ihm wieder die Ereignisse von gestern Abend ein. „Rusty!“ rief er aus, sprang von der Couch und lief zu seinen Kleidern hinüber, die in einer Ecke zum Trocknen aufgehängt waren. Als er festgestellt hatte, das sie trocken waren, zog er sich schnell an und stieg dann die Treppen hinunter. Dort fand er Bobo, Gaston und Louis friedlich schlummernd vor. Auch Rusty schlief noch friedlich. Casey atmete erleichtert auf. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Langsam stieg er wieder die Stufen empor. Vinrouge schlief noch und schnarchte leise vor sich hin. Casey legte den Kopf in den Nacken. Von der Spitze des Turmes hatte man bestimmt eine schöne Aussicht. Also erklomm er die restlichen Stufen, bis er den Raum mit dem Leuchtfeuer erreichte. Vor der inzwischen abgeschalteten Lampe stand Lazare Perion und spähte mit dem Fernglas auf das Meer hinaus. „Guten Morgen, Mr. Perion.“ „Ah-guten Morgen, junger Lehrling.“ „Es ist kaum zu glauben, das gestern Abend noch ein Sturm wütete.“ „Das ist wahr. Aber das Wetter hier an der Küste kann sich sehr schnell ändern. Man glaubt auch, das die Magnetfelder nicht ganz unschuldig seien. Aber das wird noch erforscht. Jedenfalls ist es gut, das wir eine der Lampen retten konnten, die Riffe hier am Cap sind tückisch.-Schlafen die Anderen noch?“ Casey nickte. „Was hältst Du davon, wenn wir zusammen das Frühstück vorbereiten?“ „Das ist eine gute Idee. Ich kriege langsam Hunger.“ „Haha, das macht die Seeluft, mon Ami.“ Nach dem ausgiebigen Frühstück, das fast bis halb elf Uhr dauerte, schallte plötzlich die Sirene einer Diesellok zum Leuchtturm herüber. „Ah, das ist Germaine, mon petit frangine (kleine Schwester)! Sie hat Dustin und Dinah hergebracht! Und ma Cherie Pompadur!“ rief Bobo von unten. Die rot-weiße schnittige Diesellok transformierte in ein junges, hübsches Mädchen mit feuerrotem, langem Haar, hinter Ihr erschienen Dinah und Dustin und Pompadur, die Monsieur Bonnature und zwei Mechaniker als Passagiere mitgebracht hatte. Auf der Klippe vor dem Leuchtturm trafen alle zusammen. „Ich habe, als der Sturm sich gelegt hat, eine Boteneule nach LaBriee geschickt. Tagsüber fliegt einer meiner beiden Falken, Nachts meine Eule. Ihr Zuhause befindet sich oben in der Spitze über dem Leuchtfeuer. Ich habe mir Blancine aus dem Fürstentum der weißen Eulen mitgebracht und sie hier weiter ausgebildet.“ erklärte Lazare. „Ich habe letztes Jahr mit Rusty ein Rennen dort gegen die „Fürstin“ gewonnen. Nur-wer hat jetzt eigentlich gestern gesiegt?“ bemerkte Rusty. „Das muss Monsieur Bonnature entscheiden.“ „Bobo, mon amour, ist es sehr schlimm?“ fragte das Waggonmädchen. „Mach Dir keine Sorgen, unsere beiden Techniker kriegen das schon wieder hin.“ „Und wer hat nun gewonnen? Wer war zuerst am Leuchtturm?“ wollte der Stationsvorsteher wissen.“ „Na ja…“ begann der Leuchtturmwärter, doch Bobo sagte sofort: “Natürlich Rusty! Er hat es geschafft, die Lampe unbeschädigt zum Leuchtturm zu bringen! Ich bin ja auf halber Strecke über dem Damm gescheitert.“ „Bobo hat Recht!“ nickte Gaston. „Was ist denn gestern Abend genau passiert?“ fragte der Stationsvorsteher. Daraufhin berichteten beide Leuchtturmwärter und Vinrouge, was sich während des Sturmes ereignet hatte. „Und vor allem hat Rusty gewonnen, weil er mir das Leben gerettet hat!“ rief Louis. “Und ohne Ihn lägen ich und die Lampe bestimmt noch da unten auf dem Meeresgrund!“ „Aber ich bin erst nach sehr viel Überredungskunst…“ begann Rusty. „Nichts da! Du hast die Aufgabe erfüllt und mit der Lampe den Leuchtturm erreicht. Du warst auch als Erster an der Weiche beim Damm. Hättest Du als Erster den Damm überquert, dann hätte es wohl dich voll erwischt.“ erklärte Bobo.“Oder auch nicht. Wer weiß. -Monsieur Bonnature, die Plakette hat sich Rusty redlich verdient!“ Als alle anderen Pretonianer zustimmend nickten, war auch der Stationsvorsteher überzeugt. „Du hörst es, Rusty. Ich erkläre dich also hiermit zum Sieger dieses Wettlaufes und überreiche Dir die Plakette von Pretonia.“ Alle Anwesenden klatschten und jubelten begeistert, als Monsier Bonnature der Dampflok feierlich die Plakette überreichte. „Ich danke euch, meine Freunde.“ lächelte Rusty. „Toll! Eine neue Plakette! Grease wird vor Neid platzen! Das ist unsere Achte! Weißt Du, was das bedeutet, Rusty?“ strahlte Casey über das ganze Gesicht. „Ihr seid jetzt in der Oberliga! Seid einer Ewigkeit hat es keine Dampflok mehr in der oberen Liga gegeben! Tolle Leistung, Ihr Beiden!“ rief Dinah. „Und wohin soll es nun als nächstes gehen?“ fragte Pompadur, als sie zusah, wie Casey seine Sachen, die Dinah aus LaBriee mitgebracht hatte, ordnete. „Auf jeden Fall nach Elektanis. Ich möchte endlich Volta kennenlernen. Er steht in der Favoritenliste gleich nach Greaseball.“ „Das Land der großen Erfinder und Techniker? Ich hoffe, Rusty fühlt sich dort nicht vollkommen fehl am Platz.“ „Das glaube ich nicht. Cyrill stammt ja auch ursprünglich aus Elektanis.“ „Ach ja-und da gab es doch letztes Jahr diesen Bericht, das Cyrills Grabmal gefunden wurde.-Moment mal! Das wart Ihr doch, oder?“ „Hehe-ja. Wir sind eher durch Zufall da eingebrochen. Als wir auf der Rückreise von Torrone waren.“ „Ihr erlebt vielleicht Abenteuer, da kann man glatt neidisch werden.“ Rusty besah sich mit Dustin die Plakette. „Ich kann es immer noch nicht glauben, das wir so weit gekommen sind. Aber an Geschwindigkeit bin ich Dir nicht gewachsen, Bobo.“ „Nun, das werden wir sehen, wenn Ihr es bis zum großen Finalrennen schaffen solltet.“ bemerkte die TGV-Lok. „Wenn wir es schaffen. Die Gegner werden jetzt immer schwieriger zu schlagen sein.“ „Dann musst Du eben härter trainieren, mon Ami. Ich habe übrigends beobachtet, das Du bei deinem Training keine Feuerattacken einsetzt.“ sprach Bobo. „Nun ja…ich habe da ein kleines Problem….ich kann keine.“ „Es ist nicht nur das. Rusty hat Angst, Feuerattacken einzusetzen. Da ist früher mal etwas passiert… ehrlich gesagt, ist er seitdem ein bischen auf Kriegsfuß mit seiner Energiequelle. Wir arbeiten aber daran.“ erklärte Casey, welcher hinzukam. In der Hand hielt er die Mappe mit den bisher gewonnenen Plaketten. Rusty übergab Ihm die Neueste und der Lehrling verstaute sie sorgfältig in einer noch leeren Plastikhülle. „Angst vor Feuer? Du, eine Dampflok? Das ist wirklich ungewöhnlich. -Nun, ich wüsste da einen Ort, wo man Dir helfen könnte.“ „Was? Wo?“ „Die Insel der Drachen.“ „Insel der Drachen? Leben da etwa…“ „Genau. Jene geheimnisvolle Insel, die die Dampfloks aufsuchten, als sie noch die vorherrschenden Zugmaschinen waren. Wenn jemand sich mit Feuer auskennt, dann sind es die Drachen.“ „Hab ich richtig gehört? Es gibt hier DRACHEN? Richtige fliegende, feuerspeiende Drachen?“ fragte Casey mit großen Augen. „Genau. Die Insel liegt am oberen Ende unserer nördlichen Küste im Nebel. Sie ist seit ewigen Zeiten Ihre Heimat.“ „Woah! Das will ich sehen!“ Rusty rollte mit den Augen. Na toll! Wieder ein brandgefährliches Abenteuer! In letzter Zeit scheinen sich diese zu häufen! „Casey! Drachen sind riesig! Die werden uns fressen!“ wandte Rusty ein. Bobo begann zu lachen. „Die fressen keine Lokomotiven! Würden denen auch schwer im Magen liegen! Und auch keine Lehrlinge! Aber sie sind die Herren des Feuers! Selbst die Feuerkobolde in den Vulkanen ordnen sich Ihnen unter.“ erklärte er. „Zur Zeit der Dampfloks sind viele von Ihnen zu der Insel übergesetzt, um zu lernen, besser mit dem Feuer umzugehen.“ erklärte er schmunzelnd. „Besser mit Feuer umzugehen? Meist brennt es doch nur in meiner Feuerbüchse und heizt das Wasser in meinem Tank. Zu etwas Anderem ist es doch nicht zu gebrauchen.“ bemerkte Rusty. „Du irrst, mon Ami. Die Kunst, Feuerkraft richtig zu nutzen, dosieren und einzusetzen, da steckt mehr dahinter. Das war der Hauptgrund, warum so viele Dampfloks zu den Drachen gingen, um von Ihnen zu lernen. Diese Wesen sind älter als alle Loks, die je gebaut wurden und lebten bereits lange vor unserer Zeit.“ Rusty stieß geräuschvoll eine Dampfwolke aus. Er hatte Angst-doch er wollte Casey nicht enttäuschen und vor Bobo als Feigling dastehen. „Also gut. Wir können uns ja einmal auf der Insel umsehen. Ich hoffe nur, wir werden es nicht bereuen!“ Und zwei Tage später… Nachdem Bobs Schaden an seinem Bein wieder behoben worden war, hatte er mit Monsieur Bonnature ausgemacht, das er Rusty und seine Begleiter in die Stadt an der Küste begleiten würde, von wo aus sie zur Insel übersetzen konnten. Dann würde er nach LaBriee zurückkehren. „So, wir sind da. LeContre.“ Bobo kam auf dem Dühnenkamm zum Stehen. Unter ihnen lag ein weiter Sandstrand, hinter der kleinen Küstenstadt begannen felsige Klippen. „Die Insel der Drachen befindet sich in dieser Richtung.“ sagte er und wies auf das Meer hinaus. „Man kann gar nichts erkennen.“ bemerkte Rusty. „Das liegt daran, dass sie ständig von Nebel umhüllt ist. Ein Leuchtfeuer warnt jede Nacht die Schiffe, genauso wie Leuchtbojen. Dreißig Seemeilen um die Insel ist Sperrgebiet. Das Refugium gehört einzig den Drachen. Man sagt auch, das Leuchtfeuer würde von einem Drachen kommen, der Nacht für Nacht auf einem Felsen an der Küste sitzt und sein Feuer in den Himmel speit. Außerdem beherbergt die Insel einen Vulkan, der einst vor langer, langer Zeit aus dem Meer emporgestiegen ist und diese einzigartige Insel bildete.“ „Wow! Diesen Drachen-Leuchtturm würde ich zu gerne mal live erleben.“ bemerkte Casey. „Und wie kommen wir hin? Gibt es eine Schiffsverbindung?“ „Nun, Mon ami, es gibt nur einen, der euch zur Insel bringen kann. Und das ist der alte Francsoise. Er und seine Familie halten seit Generationen den einzigen Fährbetrieb zur Insel aufrecht.“ „Was? Mit einer Fähre über das Meer? Vergesst es!“ rief Rusty und unterstrich seinen Standpunkt mit einer entsprechenden Handbewegung. „Wo finden wir diesen Francsoise?“ fragte Casey, der gar nicht auf Rustys Weigerung einging. „Im alten Stadteil von LeContre. Am alten Fischereihafen.“ „Dann lasst uns dorthin fahren.“ „Parbleu! Es ist eine Ewigkeit her, das ich eine Dampflok und Ihren Lokführer zur Insel gebracht habe!“ staunte der alte Fischer, als Bobo ihm Rusty und Casey vorstellte. „Du kannst uns also übersetzen.“ sprach letzterer. „Das kann ich. Aber eure Waggons müssen hierbleiben. Für sie ist der Zutritt verwehrt.“ „Verstehe. Also nur Rusty und ich.“ „Dann bleibt ihr so lange im Lokschuppen von LeContre, bis die beiden zurücksind.“ erklärte Bobo.“Das heißt aber auch, hier trennen sich unsere Wege. Ich muss leider zurück nach LaBriee. Aber vielleicht treffen wir uns ja beim großen Finalrennen wieder.“ „Wir werden uns auf jeden Fall Mühe geben. Hab vielen Dank für alles, Bobo.“ sprach Casey und reichte der orangenen Lok die Hand. „Ich habe zu danken. Ihr habt mit eurer Tat das Leben vieler Seeleute gerettet.“ So nahmen Casey und seine Freunde also Abschied vom sympatischen Charmeur von Pretonia. „Alles Gute und „Bonne Chance“ (viel Glück) auf eurem weiteren Weg!“ rief die orangene Lok und winkte. Dann beschleunigte sie und rauschte in Richtung Heimatbahnhof davon. Dustin und Dinah bezogen den kleinen Lokschuppen. „Passt auf euch auf.“ mahnte Dinah. „Das werden wir.“ „Wann legt das Boot ab?“ fragte Dustin. „In einer Stunde.“ erklärte Casey. „Wir begleiten euch hinunter zum Hafen.“ antwortete Dinah. „Und dieser Kahn trägt mich ganz bestimmt?“ meinte Rusty zweifelnd, als er das Schiff erblickte, das an der Kaimauer fest getäut träge auf den Wellen schaukelte. Das Gurgeln und Gluckern des Meerwassers, wie es gegen die steinerne Mauer schwappte, verursachte ein flaues Gefühl in Rustys Feuerbüchse. „Der hat schon mehrere deiner Vorgänger zur Insel hinübergebracht, also keine Angst.“ versuchte der alte Fischer die Dampflok zu beruhigen. Troztdem ging Rustys Verladung auf den Kutter nicht ohne Theater ab. Dustin lud daraufhin den kleinen Angsthasen einfach über die Schulter und trug ihn an Bord, wo er ihn wieder absetzte. „So, und jetzt hör auf, immer so viel Angst zu haben!“ ermahnte Dustin seinen Lokkumpel. „Du hast gut reden! Du musst ja auch nicht mitfahren!“ grollte Rusty und ließ sich auf einer der Ladeluken nieder, die ächzend und knarrend unter seinem Gewicht nachgab. „Dann kannst ja losgehen!“ rief Francoise und warf den Dieselmotor an. Die Leinen wurden gelöst und das Boot legte ab. Dustin und Dinah winkten zum Abschied. Während der Überfahrt klammerte sich Rusty an einen der Ladebäume fest und zitterte am ganzen Körper. „Parbleu! So einen Angsthasen habe ich noch nie erlebt. Alle anderen Dampfloks, die ich übergesetzt habe, stellten sich nicht so an.“ meinte Francoise zu Casey, der neben Ihm im Führerhaus stand. Langsam brach die Dunkelheit herein, der Fischer entzündete die Positionslichter und den Scheinwerfer auf dem Dach des Steuerhauses. „Leg dich besser etwas hin, Junge. Es dauert noch eine Weile, bis wir am Ziel sind.“ „Alles klar.“ nickte Casey, holte seinen Schlafsack und rollte Ihn auf einer der Ladeluken neben Rusty aus. „Versuch auch, etwas die Augen zuzumachen, Kumpel.“ riet er Ihm. Später in der Nacht passierte das Schiff eine Passage von speziell markierten Bojen, bis es schließlich zum Stehen kam. Francoise warf den Anker und begab sich zu den beiden schlummernden Passagieren. „Junge, wach auf, wir sind da.“ „Was? Es ist ja noch Nacht...“ murmelte Casey und rieb sich die Augen. Rusty schreckte hoch. „Wo sind wir?“ fragte er zitternd. „Hier ist für mich Endstation.“ sagte Francsoise, welcher gerade ein großes Netz voll mit verschiedenen Kisten und Behältern mit Hilfe seines Kranes entlud. Sein Kutter war neben einem kahlen, ebenen kleinen Felsenriff angelandet, auf dem das Netz nun abgelassen wurde. „Aber-hier ist doch weit und breit nichts? Soll das etwa die Insel sein?“ schluckte Rusty. „Natürlich nicht! Ihr werdet bald abgeholt, keine Sorge.“ „Was? Hier sollen wir warten, bis wir abgeholt werden? Auf diesem kahlen Felsen?“ „So war es schon immer, mon Ami.“ So mussten Rusty und Casey wohl oder übel aussteigen. „Alles Gute, Ihr Beiden!“ rief Francsoise und winkte. Kurz darauf hatte die Dunkelheit das Boot verschluckt. „Lässt der uns einfach in der Dunkelheit zurück! Man sieht gar nichts!“ zitterte Rusty und schlang seine Arme um sich. Casey lief das winzige Felsenriff ab. Er brauchte keine dreißig Schritte dafür. Auch mit seiner Taschenlampe konnte er nicht viel sehen. Aber plötzlich glaubte er eine Bewegung in seinem Lichtkegel bemerkt zu haben. „Hörst Du das?“ zischte Casey. „Was?“ „Klingt wie ein Rauschen.“ „Das ist das Meer rings um uns herum!“ „Nein, das hört sich anders an!“ „Ich frag mich wie lange wir noch wa-aaaaaah!“ „Rusty!!“ Etwas großes, Schwarzes war vom Himmel herabgestoßen und plötzlich war die kleine Lok verschwunden! Im nächsten Moment fühlte Casey, wie ihn etwas an den Armen ergriff und vom Boden in die Luft riß! Der Junge schrie angstvoll und erschrocken auf! Genau das Gleiche geschah mit dem Vorratsnetz. Wenige Augenblicke später war das kleine Felsenriff wieder so verlassen, wie vor einer Stunde… Fortsetzung folgt... *siehe erstes Buch, Kapitel: „Sei vorsichtig, was Du Dir wünschst“. Kapitel 10: Die Insel der Drachen --------------------------------- Kapitel 10: Die Insel der Drachen. Als Casey wieder zu sich kam, lagen er und Rusty auf einem felsigen Strand. Langsam zog die Dämmerung herauf. Sein Rucksack lag neben Ihm, vom Netz mit den Vorräten fehlte allerdings jede Spur. „Was war denn -das?“ fragte die Dampflok. „Keine Ahnung. Aber etwas hat uns per Luftpost hierher gebracht! Ich konnte das Meer unter mir erkennen, dann verlor ich vor Schreck die Besinnung.“ „Schau mal! Wir sind auf der Insel!“ Vor ihnen erhob sich eine bizarre Felslandschaft mit hohen Bergen. Und zwei der Höchsten waren sogar aktiv! „Vulkane! So stelle ich mir die Heimat der Drachen vor.“ murmelte Casey. „Aber bis jetzt sind noch keine zu sehen.“ meinte Rusty. Aber plötzlich erfüllte ein Rauschen die Luft, das langsam anschwoll, Windwirbel zausten die Haare der Beiden Freunde. „DAA!“ rief Casey, der den Kopf gehoben hatte und deutete nach oben. Zwei riesige Körper verdunkelten die Sonne. Sie senkten sich auf den Strand nieder und Casey und Rusty sprangen in Deckung hinter einen großen Felsen. Wenige Augenblicke später hörte man nacheinander einen dumpfen Aufprall, Sand und kleine Kiesel wirbelten herum. Der Lehrling wagte als Erstes, wieder seinen Kopf hinter der Deckung hervorzustrecken. Auf dem Strand waren zwei riesige Kreaturen niedergegangen, Casey endeckte lederne Schwingen, die sich langsam zusammenfalteten und an einen schuppigen Rücken anlegten. „O gütiger Starlight! Ich dachte mir, das sie groß sind-aber SO groß?“ schluckte er. Nun stieg auch die Sonne hinter den Gipfeln empor und tauchte den Strand in ein goldenes Licht. Und beschien zwei haushohe Drachen mit langen Hälsen und länglichen, schuppigen Köpfen. Einer war feuerrot, der Andere hellbraun. „Rusty, ich glaube, wir werden erwartet…“ murmelte Casey mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Wie sollte er sich mit den Wesen verständigen? Konnten sie die menschliche Sprache? Langsam trat der Lehrling hinter dem Felsen hervor, Rusty folgte zögernd. „Äh-Hallo?“ fragte Casey leise. Im nächsten Moment wandten sich beide Köpfe in seine Richtung und senkten sich auf die beiden Neuankömmlinge zu! „Uahh! Das sind wirklich Drachen!“ bibberte Rusty, als sich der riesige rote Kopf langsam näherte. Er sah wirklich furchterregend aus. Zwei lange spitz zulaufende Hörner wuchsen seitlich aus seiner Stirne, mehrere Kleinere bedeckten die Stirn und die lange Schnauze. Und erst die Zähne! Der Drache schnaubte und eine dunkle Rauchwolke hüllte Lok und Lehrling ein. „Uuuh...das stinkt nach Schwefel! Die haben wirklich so einen schlechten Atem, wie in den Gesichten erzählt wird.“ meinte Casey. Rusty stand nur stocksteif da und rührte sich nicht. „Rrrrr....kleiner Feuerbruder....“ knurrte der rote Drache. „Er kann tatsächlich sprechen!“ staunte Casey. „Natürlich kann er sprechen! Er ist nicht dumm!“ Ein Mann mit einer großen Lederschürze kam auf sie zu. Darunter trug er nur eine blaue Latzhose und ein paar feste, schwarze Schuhe. In der Hand hielt er einen langen Schraubenschlüsel wie ein Zepter. „Dem Starlight sei Dank! Ein Mensch! Wer sind sie?“ fragte Casey erleichtert. „Ich bin Meister Justus und lebe schon lange hier. Es ist lange her, seit das letzte Mal eine Dampflok diese Insel betreten hat.“ „Ich hätte nicht gedacht, das es hier auch Menschen gibt.“ bemerkte Rusty. „Ich bin der Einzige hier auf der Insel.“ „Was? Sie leben hier ganz alleine?“ Justus nickte. „So wie meine Vorgänger. So wurde es vor langer Zeit zwischen den Drachen und uns Menschen vereinbart.“ „U-und wer sind diese beiden Drachen?“ „Das sind Fafnar und seine Gefährtin Galathea. Fafnar ist das Oberhaupt der Drachensippe.“ „Es gibt noch mehr?“ „Natürlich! Die Insel wird von einer angesehenen Population bevölkert.“ „Verstehe. Hallo-äh, mein Name ist Casey Jones, Lokführerlehrling im zweiten Jahr. Und das ist mein Kumpel Rusty.“ stellte sich der Lehrling mit seiner Lok vor. Beide Drachen brummten zustimmend. Das braune Weibchen verzog Ihre Schnauze sogar zu einem Lächeln. „Aber nun kommt mit mir. Ich bringe euch zu meinem Zuhause.-Da geht’s lang.“ Meister Justus wies auf einen steinernen Pfad, der sich den Strand hinaufwand und in dem hügeligen Gelände verschwand. „Wir sehen uns, kleiner Feuerbruder und kleiner Lehrling.“ sprach Galathea und beide Drachen breiteten Ihre Schwingen aus. Wieder gab es einen mittleren Sturm, als sich beide Wesen in die Lüfte erhoben und in Richtung der Berge davonflogen. „Beeindruckend…“ staunte Casey. Nach einem einstündigen anstrengenden Fußmarsch über Stock und Stein und durch zwei mit spärlichem Grün bewachsenen Tälern, in denen einige wilde Bergziegen weideten, erreichten sie Justus Zuhause. Eine Höhle am Fuße eines riesigen Berges. Im Innern gab es unzählige Räume und Kavernen, es war angenehm warm. „Das hier ist das Gästequartier für Lokführer. Und für den Hunger deiner Lok gibt es dort drüben einen ordentlichen Kohlevorrat. Die gibt es hier auf der Insel genug.“ erklärte Justus. Helle leuchtende Kristalle, die überall an den Felswänden befestigt waren oder auf natürliche Weise aus dem Felsen wuchsen, tauchten die ganze Höhle in ein angenehmes Licht. Es war unglaublich, war mancherorts die Natur hervorbrachte, staunte Casey. „Wie gesagt. Hier wirst du so lange wohnen.“ „Alles klar, Meister Justus.“ Als Schlafplatz diente eine Nische im Fels, die mit dicken Fellen ausgelegt war. Sonst gab es noch einen Tisch und zwei Stühle und einen kleinen Schrank. Alles ziemlich rustikal. „Wow, es ist, als wäre man viele hundert Jahre in die Vergangenheit gereist.“. Nachdem Casey seine Sachen ausgepackt hatte, sah er sich etwas in der Höhle um. Rusty hatte seinen Platz ganz in der Nähe neben der großen Kohleschütte. „Ich muss schon sagen. Die Kohle hier ist 1A Qualität.“ bemerkte er. „Komm, wir sehen nach Justus.“ In den Außenwänden gab es immer wieder fensterartige Öffnungen, die einen Blick auf die umliegende Landschaft freigaben. Einmal entdeckte Casey sogar die Umrisse eines oder mehrerer Drachen hoch am Himmel. Hin und wieder kamen sie auch an steinernen Skulpturen vorbei. Sie zeigten vor allem Drachen aber auch andere Tiere und Casey völlig unbekannte Fabelwesen. „Ob die Meister Justus wohl angefertigt hat? Hmm…aber das Gestein sieht aus, als wäre es schon vor langer Zeit behauen worden.“ sinnierte Casey. Schließlich gelangten sie in die größte Höhlenhalle, die eine Werkstatt zu sein schien. In der Ferne hörte Casey so etwas wie einen Generator summen, Justus hatte anscheinend auch einige elektrische Maschinen hier. „Ah, da seid Ihr ja! Willkommen in meiner Werkstatt!“ Rusty erkannte hier und da Teile von alten Dampfloks. „Was machen Sie hier eigentlich den ganzen Tag, jetzt wo kaum noch Loks hier auf die Insel kommen?“ fragte Casey. „Oh, es gibt immer etwas zu tun, glaub mir. Aber ich freue mich natürlich immer, wenn ich Besuch vom Festland bekomme. Aber nun erzählt mal. Warum seid Ihr eigentlich auf die Insel gekommen?“ wollte der Maschinist wissen. „Nun, Rusty hat ein Problem mit Feuerattacken. Na ja, mit seinem Feuer allgemein.“ „Erklärt es mir bitte genauer. Ist einmal irgendetwas passiert?“ „Nun ja..“ Die Dampflok druckste herum. „Erzähle es mir, Rusty. Nur dann können wir entscheiden, was zu tun ist.“ „Wir?“ „Ich und die Drachen.“ Rusty seufzte und begann zu erzählen. „Ich hab einmal einen riesen Fehler gemacht. Ich hab auf den Rat eines Diesels gehört.“ „War es Grease?“ fragte Casey. „Nein. Es war Steel. Er hat gesehen, das ich auch gerne eine Feuerattacke lernen wollte, und hat mir gesagt, ich solle ein wenig Spiritus zu Hilfe nehmen. Mein Atem wäre heiß genug, um ihn zu entzünden, wenn ich ein paar Tropfen davon in den Mund nehmen und wieder ausspucken würde. Dann würde ich ein Gefühl für die Hitze bekommen und es bald ohne Hilfe können. Und ich war so dumm und hab auf ihn gehört!-Steel wollte sich nur einen Scherz erlauben, weil er dachte, mir würde vom Geschmack dieses Zeugs schlecht werden und ich könnte ihn nicht im Mund behalten. Einer Diesellok wird von Anfang an die Gefährlichkeit und der richtige Umgang mit dem Treibstoff verständlich gemacht. Lecks im Tank müssen sofort gemeldet werden. Deshalb haben wir uns damals bei Turnov so beeilt, das die Lecks schnellstmöglich wieder abgedichtet werden.“ erzählte Rusty. “Aber eine Dampflok kommt normalerweise nie mit Spiritus oder Diesel in Berührung, deshalb wird sie auch nicht direkt über die Gefahren aufgeklärt. In der Werkstatt von Mr. Kelmon steht immer so eine Flasche bei den Reinigungsmitteln herum. Ich hab sie mir heimlich ausgeliehen und mich beim Güterbahnhof in einer Ecke versteckt. Und dann ist es passiert. Steel hat mich absolut nicht vor der Gefahr einer Verpuffung gewarnt! Ich Dummkopf ließ auch noch die Flasche offen, das austretende Gas vermischte sich mit der Luft und als ich mein Feuer besonders stark anfachte, um genug Hitze in meinem Atem zu haben, hat sich das ganze Gasgemisch um mich explosionsartig entzündet! Die Flasche platzte dadurch und der Inhalt spritzte auf mich! Ich stand sogleich in Flammen und geriet in Panik! Zwei Rangierarbeiter entdeckten mich als ich schreiend wie eine lodernde Fackel aus meinem Versteck stürmte, wo ich mein Expreriment durchgeführt hatte. Einer der Männer warf mir eine Löschdecke über und stieß mich zu Boden. Zum Glück konnten die Flammen schnell erstickt werden. Dabei wurde aber auch der eine Arbeiter leicht verletzt.... Und wie ich erst aussah! Meine Haare waren total versengt und durch die explosionsartige Verbrennung hat sogar meine Hülle Schaden genommen, obwohl sie eigentlich feuerfest ist. “ „Oh nein...das ist wirklich voll in die Hose gegangen!“ schluckte Casey. „Rusty…Rusty…“ „Erst nach diesem Zwischenfall wurde ich von Digger und Mr. Kelmon auf die Gefahren hingewiesen. Sie konnten es zuerst nicht verstehen, wie ich überhaupt auf diese verrückte Idee gekommen war. Ich beichtete ihnen alles und Steel wurde verwarnt.“ „Verdammt, ich konnte doch nicht ahnen, das der Kleine so eine Dummheit machen würde! Ich hab das doch nur spaßhalber gesagt!“ versuchte sich Steel damals herauszureden. –Verstehen sie jetzt, Meister, warum ich Angst habe, Feuerattacken zu lernen? Ich habe Angst, mich wieder zu verletzen. Oder andere. Vor allem wegen Casey trau ich mich nicht mehr an Feuerattacken.“ „Ich verstehe. Du musst damals einen ziemlichen Schock erlitten haben. Dein Verhältnis zum Feuer ist seitdem gestört. Das darf bei einer Dampflok nicht sein.“ erklärte Meister Justus. „Es ist gut, das Ihr beide hier hergekommen seid. Wenn Dir einer bei diesem Problem helfen kann, dann sind es die Drachen, die Herren des Feuers. Ich werde gleich eine Nachricht an den Rat der Drachen senden, um ein Treffen zu vereinbaren.“ Meister Justus begab sich in den hinteren Bereich seiner Werkstatt. Dort führte ein Rohrsystem aus dem Boden die Felswand hinauf und verschwand in der Decke. Zuerst legte der Betriebsmeister einen Hebel um, dann drehte er ein großes, eisernes Rad auf. „Was ist das für eine Maschine?“ fragte Casey. „Eine etwas umfunktionierte Dampfmaschine. Wenn genug Druck aufgebaut ist, fährt oben eine große Feuerfontäne in den Himmel. Das ist unser vereinbartes Signal, wenn der Rat der Drachen zusammenkommen soll.“ „Wow. Ein künstlicher Feuerspeier also!“ „So könnte man es auch nennen.“ Plötzlich erfüllte ein dumpfes Grollen die Höhle. „Keine Angst, das ist nur der Druck der sich aufbaut.“ Augenblicke später war über den dreien ein Donnern zu hören. Casey und Rusty zogen erschrocken die Köpfe ein. Meister Justus zog den Druckhebel zurück und drehte das Radventil wieder zu. „Die Energie kommt direkt aus der Erde. Deshalb ist es hier auch so warm. Übrigends-es ist gleich Mittagszeit. Habt Ihr Hunger?“ „Ich schon.“ nickte Casey. „Danke, nein. Ich habe mich schon reichlich an der Kohleschütte bedient.“ erklärte Rusty. „Dann lass uns mal sehen, was der alte Pierre alles so mitgeschickt hat. Ich bin noch nicht ganz mit dem Einräumen fertig geworden.“ Rusty entschloss sich ein Nickerchen zu machen, während die beiden Menschen die Küche aufsuchten. Zum Kochen gab es einen Gasherd, der Kühlschrank wurde vom Generator angetrieben. „Frische Nahrung gibt es nicht so oft hier, aber ich habe einen kleinen Garten am Fuß des Berges, wo der Boden nicht nur aus Fels besteht.“ erklärte Meister Justus, während Casey die Konserven und Kartons aus dem Transportnetz holte und sie an den Schlosser weiterreichte, der alles verstaute. Später am Nachmittag entschuldigte sich Meister Justus, da er zu der Versammlung musste. „Dürfen wir nicht mit?“ „Tut mir leid, Casey. Nur ich darf dem Rat der Drachen die Anliegen der Besucher überbringen. Ich bin in etwa drei Stunden wieder zurück.“ Durch eine Fensteröffnung sahen Casey und Rusty dem Schlosser nach, wie er einem Pfad weiter hinauf in die Berge folgte. „Was hältst Du davon, wenn wir ein bischen deine Attacken trainieren?“ fragte Casey. „Meinetwegen.“ meinte Rusty schulterzuckend. Also begaben sich beide nach draußen und Rusty übte alle Attacken durch, die er bisher konnte. Als Casey Ihn ermunterte, es mal mit einer Feuerattacke zu versuchen, streikte die Dampflok jedoch. „Nicht mal einen kleinen Feuerball? Versuch es doch wenigstens.“ Aber Rusty schüttelte den Kopf. „Ich habe mit dem Rat der Drachen gesprochen. Sie sind bereit Dir zu helfen. Du wirst mit zwei von Ihnen eine Reise in das Zentrum der Insel unternehmen, dort, wo das Feuer der Erde an die Oberfläche kommt.“ erklärte Meister Justus. „Zuvor müssen wir aber noch einige Vorbereitungen treffen.“ „Wo das Feuer an die Oberfläche kommt? Ich soll doch wohl nicht in einen Vulkan steigen?“ fragte Rusty mit einem unguten Gefühl in der Feuerbüchse. „Unsinn! Aber hier auf dieser Insel befindet sich der „Quell allen Feuers“. „Der Quell allen Feuers? Was ist das nun wieder?“ „Das wirst Du sehen, wenn Ihr dort seid. Morgen fangen wir mit den Vorbereitungen an, Rusty.“ In dieser Nacht fand Casey nur wenig Schlaf. Sie waren mal wieder in ein aufregendes Abenteuer geschlittert. Er hoffte, das er Rusty auf dieser Reise begleiten durfte. Vor allem wollte er die Drachen näher kennenlernen. Doch bisher hatten sie sich den Beiden nicht mehr genähert, als Casey mit Rusty draußen trainiert hatte. Doch er wusste, das diese Geschöpfe sie aus der Ferne beobachteten. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück bekam Casey ebenfalls eine Lederschürze, ähnlich derer, die Meister Justus ständig trug. „Du wirst mir in der Werkstatt helfen, so lernst Du nebenbei noch eine ganze Menge.“ „Ich freu mich schon darauf, Meister.“ „So, Rusty, dann komm mal hier her und setz dich auf den Felsblock.“ wies Meister Justus die kleine Dampflok an. Der Betriebsschlosser ging langsam um Rusty herum, besah sich sein Oberteil. Dann nickte er und holte einen Schraubenschlüssel. „Als erstes werden wir nun dein Oberteil entfernen.“ erklärte Meister Justus. „Was? A-aber wieso? Da ist doch nichts kaputt.“ meinte Rusty. „Vielleicht nicht. Aber ich sagte ja, für deine spezielle Reise müssen bestimmte Vorbereitungen getroffen werden. Dazu muss ich einige deiner Komponenten entfernen, unter anderem auch dein Oberteil hier.“ „Was? Sein Oberteil kann man komplett entfernen?“ fragte Casey erstaunt. Wollte Meister Justus Rusty etwa zerlegen? „Natürlich. Ich hab das früher oft tun müssen, um für Reparaturen besser an bestimmte Stellen heranzukommen. Die Deckelklappe zu seiner Feuerbüchse wird zwar fehlen, aber das macht nichts. Selbst wenn ich seinen Überwurf abnehme, kann er noch normal herumfahren. -Hilfst Du mir mal? Da vorne liegt noch ein passender Schraubenschlüssel. Ich sage Dir, welche Muttern Du lösen musst. “ „Okay.“ nickte der Lehrling. Mit vereinten Kräften wurden die Halteschrauben gelöst und das Oberteil mit einem kleinen Flaschenzug über den Kopf gezogen. Ein wenig Asche rieselte dabei heraus. „Uah, ich …fühl mich so komisch…“ schluckte Rusty. „Das ist ja so, als steht Rusty in Unterwäsche da.“ meinte Casey und musste plötzlich über seinen Einfall grinsen. „Sehr witzig, Casey!“ brummte Rusty und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und jetzt noch die Handschuhe.“ erklärte der Meister und holte einen anderen Schraubenschlüssel. „Wa-was? Kann man die etwa auch...noch niemals wurden die mir entfernt!“ „In deinem jetzigen Modus ist das nicht schlimm. Du brauchst die Räder ja jetzt gerade nicht. Nur die an deinen Füßen.“ „Meister Justus, wie ist das eigentlich, wenn ein ganzer Teil, also zum Beispiel ein Fuß entfernt werden müsste, um zum Beispiel eine Reparatur durchzuführen?“ fragte Casey. „Solche komplexen Reparaturen werden eigentlich nur im Maschinenmodus durchgeführt. Sollte es aber im Humanoid-Modus nötig werden, sind besondere Vorbereitungen nötig und nur speziell ausgebildete Schlossermeister können dies ausführen. Unter dieser Hülle-“ Justus tippte auf das weiche, nachgiebige Gewebe auf Rustys Arm“-verlaufen Gefäße mit einer öligen Substanz. Du kannst es am ehesten mit unserem Blutkreislauf vergleichen. Aber dieses Gewebe ist nicht so leicht verletzbar wie unsere Haut.“ „Wow! Ich wusste gar nicht, das es so viel über Humanoid-Loks zu wissen gibt! Aber halt mal. Wenn er sich mal nach vorne beugt, fällt dann nicht seine ganzes brennendes Kohlefeuer heraus?“ „Hast Du Dir eingentlich schon mal den Bauplan einer Dampflok genau angeshen?“ „Ja, natürlich.“ „Ist Dir dann niemals aufgefallen, das die Feuerbüchse so gebaut ist, das sie vom eingang leicht schräg nach unten verläuft? Und die dahinterliegende Kammer mit der Lebensflamme liegt noch tiefer.“ „Oh, das ist mir noch nie aufgefallen. Muss das bei Bedarf mal nachholen.“ Außerdem verhindern Haltedornen ein zurückfallen der brennenden Kohle. Wirf mal bei der nächsten Wartung einen genaueren Blick in seine Feuerbüchse.“ „Das werde ich.“ Justus montierte eine einfache Klappe vor die Feuerbüchse. „So, damit Du nicht ganz ohne Deckel herumrollst. „Und jetzt wollen wir weitermachen. Leg deine rechte Hand hierher, Rusty. Keine Angst, es wird Dir nichts passieren. Anfangs ist es etwas ungewohnt, aber Du gewöhnst dich schnell daran.“ Geschickt montierte Justus die Räder auf beiden Seiten ab und verstaute die Teile in dafür vorbereitete Fächer. Rusty verzog immer wieder das Gesicht. Es war ihm unheimlich, auf einmal von fast allen schützenden Komponenten befreit zu sein. „Und nun wollen wir mal sehen.“ Langsam streifte Justus den ersten Handschuh ab. Ein sehr helles Gewebe kam darunter zum Vorschein. „Deine Hände sind ganz hell. Bestimmt weil da noch nie Licht drangekommen ist. Nur die Fingerspitzen sind dunkel. Rusty besah sich schweigend seine Hände. „Und so soll ich mit den Drachen mit? Ganz ohne Schutz? Das kann nicht ihr Ernst sein, Meister Justus!“ schluckte er. „Den wirst Du nicht brauchen. Vertrau mir. Und vertrau vor allem deinen Feuerbrüdern.“ Dann warf Justus Rusty eine Tube zu. „Was ist das?“ „Eine Schutzemulsion für deine äußere Hülle. Trage sie überall auf.“ „Sonnencreme?“ grinste Casey. „Es ist nur ein Schutz für die erste Zeit. Bis das Gewebe seiner äußeren Hülle sich auf die äußeren Einflüsse eingestellt hat.“ erklärte Justus. „Na komm, ich helfe Dir. Hinten kommst Du ja schlecht ran.“ „Wann soll es eigentlich losgehen?“ fragte Casey, als sie mit der Auftragungsprozedur fertig waren. Jetzt bildete die Emulison eine feste Schicht auf Rustys Hülle. „Morgen. Die beiden Drachen, die dich begleiten werden, werden dich abholen.“ erklärte Meister Justus. „Au Backe….“ schluckte Rusty. „Kopf hoch, Kumpel. Ich werde dich ja begleiten.“ „Nein, Casey. Rusty muss alleine gehen.“ erklärte der Schlosser und schüttelte den Kopf. „Was?“ „Bei diesem Ritual der Findung muss deine Lok alleine ihren Weg beschreiten. Nur die Drachen werden ihm zur Seite stehen.“ „Och mann!“ „Keine Sorge. Bei mir wird Dir so lange nicht langweilig werden. Und mach Dir keine Sorgen um Rusty. Die Drachen passen schon auf, das Ihm nichts passiert.“ „Na schön.“ seufzte Casey. „Du hast Meister Justus gehört. Ich darf dich leider nicht begleiten.“ „Jetzt muss ich nur noch dein Fahrgestell überprüfen und dann bist Du bereit für deine große Reise.“ Rusty schluckte. Er ganz alleine mit zwei riesigen Drachen in einer feindlichen Umgebung ohne Gleise? Das konnte ja heiter werden. Er schlitterte in letzter Zeit wirklich von einem gefährlichen Abenteuer in das nächste. Erst turmhohe Wellen und nun glühende Flammen und Lava. Er begann sich nach seinem ruhigen Leben in Kommoran zurückzusehnen. Doch Casey zählte auf Ihn und enttäuschen wollte Ihn Rusty auch nicht. Dazu hatten sie schon viel zu viel erlebt. Und dann waren da noch Greaseball und seine Brüder. Sie würden ihn erst recht verhöhnen, würde er versagen oder einen Rückzieher machen. „Starlight Express…..Cyrill….ich hoffe, Ihr werdet auch weiterhin über mich wachen.“ betete er im Stillen. Fortsetzung folgt… Zu diesem Kapitel habe ich einige Illustrationen auf www.Princessvegata.deviantart.com , die Rusty ohne seine Aufbauten zeigt. Kapitel 11: Aufbruch zur Höhle der ewigen Flammen ------------------------------------------------- Kapitel 11: Aufbruch zur Höhle der ewigen Flammen Am nächsten Morgen war es dann soweit. „Rusty, wach auf.“ sprach Meister Justus und rüttelte die Dampflok an der Schulter. „Mrrhhhh?“ “Es wird Zeit. Sie warten schon draußen auf dich.“ „Wa-was? Aber ich…-hab doch noch gar nicht gefrühstückt!“ Neben Rusty wurde nun auch Casey wach. „Uaaah…geht’s etwa schon los?“ „Ja, Ihr Schlafmützen! Kommt, die Drachen mögen es nicht, wenn man sie zu lange warten lässt.“ Knurrend hievte sich Rusty auf die Beine und rollte zur Kohleschütte. Dort schob er sich hastig einige Kohlebrocken direkt in die Feuerbüchse. „Nimm nicht zu viel. Sonst schleppst Du zu viel Gewicht mit Dir rum. Auf eurem Weg gibt es genug Kohle.“ Nach einer Schnellwäsche zog sich Casey hastig an und eilte dann zu den bereits Wartenden. „So, hier bin ich.“ jappste er. „Dann kommt.“ bemerkte Meister Justus und begab sich zum Höhlenausgang. Diesmal wanderten sie von der Küste weg und immer weiter in die Insel hinein. Hinter diesem Berg warten bereits deine Begleiter. Wir sind gleich da.“ Die kleine Gruppe bog um die Ecke und gelangte in ein weites Tal. Und mitten auf dem steinernen Pfad standen zwei Drachen. Den Ersten erkannte Rusty sofort. „So, da sind wir. Ich hoffe, Ihr musstet nicht zu lange warten.“ erklärte Meister Justus. „Na ja….“ knurrte eine tiefe Stimme. „Das sind Fafnar und Galathea. Sie werden dich zu der Höhle der ewigen Flammen führen.“ stellte der Schlosser die beiden gut zweieinhalb Meter hohen Fabelwesen vor. „Beim Starlight, ich vergesse immer, wie riesig die sind, wenn man direkt vor Ihnen steht!“ schluckte Casey. Rusty nickte. Fafnar war ein großer, kräftiger Drache von feuerroter Farbe. Er hatte ein grimmiges, entschlossenes Gesicht und ein zähnestarrendes Maul. Seine langen Hörner bogen sich an den Spitzen nach unten, ein kleineres Horn ragte vorne zwischen seinen Nasenlöchern heraus. „Oh nein! Ausgerechnet der! Der hat mich schon bei unserer Ankunft immer so finster angestarrt!“ raunte Rusty Casey zu. Galathea war ein schlankes hellbraun gefärbtes Weibchen mit einem sanften Blick und großen dunklen Augen. Zwei Drachen, wie sie nicht gegensätzlicher hätten sein können. „Aber nicht alle sind so groß wie wir, junger Lehrling.“ erklärte Galathea und lächelte. „Halt dich an sie, Kumpel. Sie ist bestimmt sehr nett.“ flüsterte Casey Rusty ins Ohr. „Bist Du bereit, kleiner Feuerbruder?“ fragte Galathea. Die Dampflok nickte. „Dann folge uns. Wir werden während der ganzen Reise nicht von unseren Flügeln Gebrauch machen.“ „Wie lange werden wir unterwegs sein?“ „Das hängt ganz von Dir ab.“ brummte Fafnar. „Meister Justus…“ Beide Drachen neigten Ihre Köpfe zum Abschied und stapften los, Rusty verabschiedete sich ebenfalls rasch von seinem Lehrling. „Das wird schon, Kumpel. Hab keine Angst.“ versuchte Casey seinem Lokpartner Mut zu machen. Rusty nickte nur seufzend und rollte dann hastig hinter seinen Führern her, was wegen der schlechten Wegverhältnisse gar nicht so einfach war. Casey blickte besorgt zu den rauchenden Vulkanen weiter im Innern der Insel. „Dort oben ist die Höhle des ewigen Feuers. Sie werden einige Zeit unterwegs sein.“ erklärte Meister Justus. „Die sehen mir aber ziemlich aktiv aus! Können die ausbrechen?“ „Die Feuerkobolde sorgen schon dafür, das sie nicht ausbrechen.“ „Feuerkobolde? Ich kenne bisher nur Sumpfkobolde. Drei haben mir letztes Jahr das Leben gerettet.“ „Dann hast Du ihre nächsten Verwandten kennengelernt. Bloß könnten sie es in einem Vulkan niemals aushalten. Die Feuerkobolde jedoch leben im Innern der Vulkane. Sie sind die einzigen Wesen, die diese Hitze aushalten können.“ „Verstehe.“ nickte Casey, während sie langsam zurückgingen. Auf einmal entdeckte Casey zwei mit Gras überwachsene Grabhügel. „Wer liegt dort begraben? Das sind doch Grabhügel, oder?“ Meister Justus nickte. „Das waren meine Vorgänger. Sie hatten sich wie ich für ein Leben hier entschieden und auch hier ihre letzte Ruhe gefunden.“ „Verstehe.“ „Und jetzt wollen wir uns mal ans Werk machen und uns den Zustand von Rustys Komponenten ansehen.“ Erklärte Meister Justus. „Stimmt, jetzt können wir uns die Teile auch innen genau ansehen.“ „Der Überwurf und die Handschuhe dienen einzig zum Schutz. Und die werden wir jetzt ein wenig aufpeppen. Dann braucht er wirklich keine Angst mehr zu haben, sich zu verbrennen.“ „Auf-peppen?-Wie denn?“ „Warts ab. Du wirst schon sehen. Die Drachen werden uns dabei helfen. Indirekt.“ „Aha. Ich finde es immer noch schade, das ich Rusty nicht begleiten darf. Ich mache mir ein wenig Sorgen.“ „Hab keine Angst, es passiert ihm nichts. Schließlich ist er ihr kleiner Feuerbruder. Und Du wirst mir hier helfen. Rustys Oberteil muss dringend gesäubert werden und auf Schäden untersucht werden. Morgen dann werden wir das Material besorgen und die Komponenten aufarbeiten.“ Also arbeitete Casey fleißig mit Meister Justus in der Werkstatt, sodaß sie bis zum Mittag mit allem fertig waren. „Sehr gut. Und weil Du so fließig warst, gibt es nach dem Mittagessen eine besondere Überraschung.“ „Echt? Was denn, Meister?“ „Hehe, wenn ich es jetzt verraten würde, wäre es doch keine Überraschung mehr.“ „Stimmt auch wieder.“ seufzte Casey. Nach dem Mittagessen und als die Küche aufgeräumt war, stieg Casey mit Meister Justus eine aus den Felsen gehauene Treppe nach oben. „Wo gehen wir eigentlich hin?“ „Nach oben, auf die Plattform.“ „Plattform?“ „Dieser Berg hat einen abgeflachten Gipfel, den meine Vorgänger noch weiter geebnet haben. Und Du wirst auch gleich sehen, warum.“ Meister Justus hatte gerade die letzten Stufen erklommen und schritt auf einen Ausgang zu. Tatsächlich befand sich außen eine etwa zwei mal drei Meter große Felsplattform. Casey erkannte, das nachträglich der Fels bearbeitet worden war um die große Fläche zu schaffen. Neben dem Höhlenzugang war eine Eisenstange in den Boden gerammt worden, am oberen Ende besaß sie eine Öse und an dieser war ein länglicher, spitz zulaufender Gegenstand mit einer langen Kette befestigt. „Was ist das?“ fragte Casey. „Ein altes Drachenhorn. Pass einmal auf.“ Meister Justus setzte das Horn an und bließ hinein. Ein langgezogener tiefer Ton schallte durch das Tal. Im nächsten Augenblick löste sich ein Drache aus dem kreisenden Schwarm und schoß auf den Höhleneingang zu. Leichtfüßig setzte er auf dem steinernen Vorsprung auf. „Egidia, meine Freundin! Schön dich zu sehen!“ „Ich grüße dich, Meister Justus.“ antwortete das schlanke Weibchen mit den goldfarbenen Schuppen und verzog ihre Schnauze zu einem sanften Lächeln. „Hi, Egidia.“ grüßte Casey. „Oh hallo, junger Lehrling! Freut mich, dich kennenzulernen! Ich habe gehört, deine Lok ist mit Fafnar und Galathea unterwegs.“ „Das stimmt.“ „Dann ist sie in guten Händen.“ „Hast Du Lust auf einen kleinen Rundflug, Casey?“ fragte Meister Justus. „Auf dem Drachenrücken?“ „Genau.“ „Cool! Na klar!“ nickte Casey eifrig. „Dann komm.“ Egidia bekam ein Geschirr mit einer Decke umgeschnallt. Darauf sitzt es sich auf jedenfall besser als auf den harten Schuppen. -Steig auf, ich setze mich hinter dich. Halt dich an den Schlaufen da vorne fest. Und keine Angst, wir passen schon auf, damit Du nicht herunterfällst.“ Cool, ich reite auf einem richtigen Drachen!“ dachte sich Casey. „Und-Los gehts!“ Egidia breitete ihre Schwingen aus und stieß sich kraftvoll ab. „Wooaaahhh!“ Der Drache zog seine Kreise um die Insel und flog dann ein Stück auf das Meer hinaus. Dort gab sie dann eine Kostprobe ihrer Feuerkraft. „Woooaahh! Klasse! So spucken also Drachen Feuer!“ „Und manche unserer kleinen Feuerbrüder können das auch. Viele kamen schon hierher um diese Kraft in sich zu finden und sie richtig anzuwenden.“ erklärte Egidia. Sie umkreisten die ganze Insel, bis sie schließlich zur Plattform zurückkehrten. „Danke, Egidia . Das war ein toller Flug.“ „Schön, das es Dir gefallen hat, kleiner Lehrling. Nicht alle Lehrlinge waren so mutig wie Du.“ „Ich sehe keinen Grund, Angst zu haben.“ An einem anderen Ort auf der Insel hatte jedoch jemand einen guten Grund, Angst zu haben. Und zwar Rusty. Gerade musste er eine schmale Felsbrücke über eine tiefe Schlucht überqueren. „Nur Mut! Und sieh nicht nach unten!“ ermahnte Galathea die kleine Dampflok. „Die hat gut reden! Die beiden können ja fliegen!“ brummte Rusty in seinen Bart und bemühte sich, auf den Weg vor sich zu konzentrieren. Wie viele Prüfungen musste er noch durchstehen auf seinen Reisen? Er hatte es sich angenehmer vorgestellt. Aber die Abenteuer und Geschehnisse der letzten Monate…er hatte den Eindruck, als würden die Herausforderungen mit jedem Ziel größer. „Starlight Express…ich hoffe, Du hast einen guten Grund für das alles…“ murmelte er, als er endlich den Rand der Brücke erreicht hatte. „Na endlich!“ knurrte Fafnar und wandte sich zum Gehen. Galathea zuckte entschuldigend mit den Schultern. Rusty seufzte und folgte den beiden Drachen weiter durch die schroffe Felsenlandschaft. Abends saß Casey in der aus dem Fels gehauenen Wanne und träumte von seinem Flug mit Egidia. Dabei fielen Ihm langsam die Augen zu. Als Meister Justus nach dem jungen Lehrling sah, lächelte er und schüttelte den Kopf. Caseys Kopf lag auf seinen Armen, die auf dem Wannenrand ruhten und er redete leise im Schlaf. „Höher, Egidia….“ murmelte er lächelnd. „He, kleiner Lehrling, wach auf!“ „Uh-was? Oh, ich muss eingeschlafen sein.“ „Passiert Dir das eigentlich öfters, das Du beim Baden einschläfst?“ „Manchmal, wenn ich hundemüde bin. Dann sieht meist Rusty nach mir und fischt mich raus. Ich hab mich schon öfters am nächsten Morgen gewundert, wie ich ins Bett gekommen bin. Deshalb dusche ich eigentlich lieber, um nicht abzusaufen. Aber wenn mein Gesicht das Wasser berührt, bin ich gleich wieder hellwach. Schutzinstinkt.“ „Das ist gut. Aber jetzt ab ins Bett, Du kannst kaum noch die Augen offen halten. Morgen wartet eine besondere Arbeit auf uns.“ „Mach ich…“ Rusty stöhnte genervt, als er auf dem felsigen Boden versuchte, sich in eine angenehme Liegestellung zu bringen. Die beiden Drachen schliefen bereits zusammengerollt in seiner Nähe. Aber plötzlich bewegte sich Galatheas langer Schwanz langsam wie eine Schlange über den Boden und unter Rustys Kopf. „Eh-ahh…danke, Galathea.“ seufzte er, als er das besondere Kopfkissen wahrnahm. Jetzt hatte er es wenigstens etwas bequem. Am nächsten Tag stand zu Caseys großer Freude wieder ein Flug auf Egidias Rücken an. Meister Justus hatte zwei Umhängekörbe mitgenommen, einen davon erhielt der Lehrling. „Wo fliegen wir heute hin?“ fragte Casey. „In die Schlucht der Erneuerung.“ erklärte Meister Justus. „Schlucht der Erneuerung?“ „Die Drachen nennen sie so, weil sie sich dorthin zurückziehen, wenn sie sich häuten. Die Felsen dort sind rauh genug, damit sie leichter ihre alte Haut abstreifen können. Dieser Prozess dauert einige Tage, doch in der Schlucht gibt es eine Quelle, die sie mit Wasser versorgt. In dieser Zeit frißt ein Drache nichts. Du kannst Dir vorstellen, wie viel alte Drachenhaut dort herumliegt. Und diese gehen wir nun aufsammeln.“ „Ich verstehe. Und die Drachen lassen das einfach zu?“ „Natürlich. Sie brauchen sie ja nicht mehr.“ Casey war begeistert. Das Drachenweibchen landete auf einem Vorsprung oberhalb der Schlucht. „Dieser Pfad führt hinunter in die Klamm. Egidia wird uns nachher wieder hier abholen.“ „Alles klar. Bis später, Egidia!“ Langsam stiegen sie mit den Körben den steinigen Pfad hinunter. Am Eingang zur Schlucht stand eine steinerne Drachenfigur. „Die hat mein erster Vorgänger angefertigt. Er war ein begabter Bildhauer. Auch die Figuren in der Höhle stammen von ihm.“ Zwischen den hohen Felswänden war es totenstill. Nur hin und wieder war das Klappern und Pochen von rollenden Steinen zu hören. „Wir müssen noch tiefer hineingehen.“ erklärte Justus. Und nach einer Weile.... „Casey! Schau!“ In einer Ecke unter einem vorstehenden Felsen lagen zusammengeknüllte, längliche hautähnliche Gebilde in verschiedenen Farben. Abgestreifte Drachenhäute. „Cool!“ „Komm, sammeln wir sie ein. Achte darauf, das sie nicht zu zerfetzt sind. Suche nur die Stücke heraus, die nicht zu viele Löcher und Risse haben.“ Casey hob eines der Stücke auf. Sie waren federleicht, aber er konnte sie nicht zerreißen. „Mann, die sind ganz schön widerstandsfähig.“ staunte er. Langsam gingen er und Justus zwischen den Felsen umher und suchten nach geeigneten Häuten. Nach einer Weile entfernte sich Casey von Meister Justus und gelangte immer tiefer in die Schlucht. Dabei war er so beschäftigt, nach den Drachenhäuten zu suchen, das er nicht auf die Umgebung achtete und plötzlich gegen etwas Weiches und nachgiebiges stieß. „Was ist denn das? Wo kommt die schwarze Wand auf einmal her? Moment...das ist keine Wand. Das ist...“ Casey sah nach oben und blickte in die roten Augen eines Drachen. Eines pechschwarzen Drachen. „Uah! Tut mir echt leid! Ich wollte dich nicht stören. Ich verschwinde gleich wieder.“ „Du störst nicht. Oder hast Du Angst vor mir?“ fragte der Drache mit tiefer Stimme. „Nein. Meister Justus hat gesagt, ich brauche mich nicht vor euch zu fürchten. Ihr seid zwar sehr groß und furchteinflößend, aber auch faszinierend. Der schwarze Drache verzog seine Schnauze zu einem Lächeln. Er lag neben der Felswand und bog seinen Hals zu dem Jungen herab. „Wie heißt Du, mutiger kleiner Mann? Bist Du ein Lehrling?“ „Ja. Man nennt mich Casey. Ich bin mit meiner Lok hier. Doch die ist gerade mit Fafnar und Galathea unterwegs.“ „Ahhh...auf dem Pfad der Findung...“ murmelte der schwarze Drache. “Ich heiße Arwid.“ Jetzt endeckte Casey die trockenen Hautfetzen, die seitlich noch am Körper des Drachens hingen. „Du bist noch mitten in deiner Häutung.“ „Ja, junger Lehrling. Es ist meine Dritte. Wenn wir spüren, das unsere äußere Haut zu eng wird, ziehen wir uns hierher zurück. Sie wird immer trockener und irgendwann platzt sie dann auf und wir streifen sie ab.“ Mit seinem rechten Hinterlauf versuchte Arwid ein Stück trockene Haut abzustreifen. „Warte, ich helfe Dir. Ich komme besser heran.“ Casey ließ seinen Korb stehen und lief neben den Drachen. „Du bist wirklich sehr mutig, junger Lehrling. Nicht so wie der Letzte, der hier war.“ „Wann war denn der letzte Lehrling hier?“ fragte Casey, welcher vorsichtig auf Arwids Hinterlauf geklettert war und begann vorsichtig die Hautfetzen abzupellen. „Das ist viele Jahre her. -Ja, Du machst das sehr gut. Das ist viel besser, als sich an den Felsen zu scheuern.“ „Darf ich einige Stücke davon mitnehmen?“ „Aber natürlich.“ nickte Arwid. „Erzähl mir von diesem Lehrling.“ „Sein Name war Gary. Oh, er war ein schrecklicher Angsthase! Obwohl ihm Justus Vorgänger Marvin erklärt hatte, das von uns keine Gefahr drohte, traute er sich so gut wie gar nicht aus der Höhle. Seine Eltern hatten ihm als Kind viele Schauermärchen über uns Drachen erzählt und immer gesagt, wir würden ihn holen, wenn er nicht brav wäre.“ „Und das hat er geglaubt? In welchem Lehrjahr war der denn?“ „Erstes. Er war etwas jünger als Du. Schon unsere Größe jagte ihn Angst und Schrecken ein.“ „Na ja, nicht jeder kann mutig sein.“ „Eines Tages, nahm ihn Marvin mit zum Häute sammeln, ganz so wie jetzt. Aber sie konnten nicht auf Sidonius, das war Marvins Drachenpartner, herfliegen, der Junge geriet fast in Panik bei dem Gedanken. So gingen sie den beschwerlichen Fußweg zur Schlucht. Unterwegs kamen plötzlich einige der Drachen, die am Himmel gekreist hatten, nieder, um ihren Freund Marvin zu begrüßen. Und es kam wie es kommen musste. Gary dachte, die Drachen würden angreifen und ergriff die Flucht. Alles Rufen des Meisters half nichts, der Junge rannte panisch vor Angst zwischen den Felsen davon, um sich irgendwo zu verstecken. Auf seiner Flucht passte er nicht auf, stürzte und verstauchte sich sein Bein. Aber seine Angst trieb ihn weiter und tiefer in die Schlucht hinein, bis er zur Quelle hier gelangte. Und hier sind wir uns dann begegnet.-Oh, Gary hatte solche Angst. Dabei war ich noch ein Jungtier und hatte meine erste Häutung hinter mir. Ich war damals nur halb so groß. Warum hast Du nur solche Angst vor mir, fragte ich ihn. „Du willst mich nicht fressen? Oder verbrennen?“ entgegnete Gary. „Natürlich nicht. Wir Drachen fressen keine Menschen. Und wir verbrennen sie auch nicht. Nur Fische und andere Beutetiere nehmen wir als Nahrung. Außerdem sind die Dampfloks unsere Feuerbrüder. Wir können doch nicht die Lokführer unserer Feuerbrüder fressen.“ „Ja, da hast Du recht.“ Und Gary lächelte das erste Mal. „Wa-was tust Du hier ganz alleine?“ „Ich habe mich gehäutet und wollte meinen Durst stillen.“ „Deine Haut...sie glänzt wie schwarze Seide...es sieht wunderschön aus..“ „Und glaubst Du, so ein wunderschönes Geschöpf könnte dir ein Leid antun?“ „Nein...“ Langsam fasste der Junge vertrauen. Er begann zu spüren, das ich ihm nichts Böses wollte. Und als ich meinen Kopf ganz nahe an sein Gesicht brachte, traute er sich das erste Mal mich zu berühren. „Siehst Du? Es geschieht Dir nichts. Ich werde jetzt Meiser Marvin rufen. Hab keine Angst, mein Feuer ist nur ein Signal.“ Da sein Bein verstaucht war, hob ich meinen Kopf und schickte ein Leuchtfeuer in den Himmel. Marvin würde es richtig deuten und herkommen.“ „Und Gary hat seine Angst verloren?“ Arwid nickte. „Das freut mich. -So, ich habe weggemacht, was ging.“ Casey rutsche vom Rücken des Schwarzen. „Vielen Dank, junger Lehrling.“ „Ach, hier bist Du, Casey. -Oh, Du hast dich bereits mit Arwid angefreundet, wie ich sehe.“ „Und er hat mir von Gary erzählt.“ erklärte der Junge, während er die schwarzen Hautstücke in den Korb legte. „Ach ja, Gary, der Angsthase. Der alte Sidonius war immer ganz traurig, weil er so Panik vor ihm hatte. Aber nach seiner Begegnung mit Arwid ist es ja besser geworden. Er konnte ihm die Angst nehmen.“ „Ich glaube, das reicht. Unsere Körbe sind voll. Machen wir uns auf den Rückweg.“ „Alles Gute Arwid. Vielleicht sehen wir uns.“ „Bis bald, junger Lehrling.“ Wieder zurück in der Werkstatt, ging es an die Bearbeitung der Häute. Das hieß, sie wurden weichgeklopft, um sie elastischer zu machen. Eine mühsame Arbeit. „Sehr gut. Diese Häute werde ich nun auf Rusty Komponenten anbringen.“ „Und wie soll das gehen?“ „Ich weiche die Stücke in dieser Lösung ein, das macht die Häute klebrig. Dann werden sie aufgebracht und im Feuer fixiert. Die Haut verbindet sich dann mit dem oberflächlichen Metall.“ erklärte Meister Justus. „Interessantes Verfahren.“ „Meine Vorgänger haben es über die Jahre hinweg entwickelt. Wenn man hier meist alleine lebt, hat man viel Zeit…“ Meister Justus suchte sich bestimmte Hautstücke aus und weichte sie in einem Bottich mit einer violettfarbenen Flüssigkeit ein. „Iih…“ murmelte Casey und hielt sich die Nase zu. „Ich weiß, es stinkt ein bischen. Deshalb steht der Bottich auch hier in dieser Kammer mit dem Fenster nach draußen.“ Nun kam der schwierigste Teil. Die Häute mussten ohne Falten angebracht werden. Casey ging Meister Justus so gut er konnte, zur Hand. Am Ende des Tages waren sie mit dem Oberteil fertig. „Gut. Morgen dann kommt es dann zur endgültigen Fixierung ins Feuer.“ „Bist Du endlich fertig?“ brummte Fafnar. Rusty kniete am Wegrand und schob sich gerade einige Kohlestücke ein. Diese lagen zum Glück immer wieder am Wegesrand. Für seinen Wasservorrat gab es nur wenige Seen und Teiche, meist hatte es einen unangenehmen Beigeschmack. „Ich komm ja schon! Wie weit ist es denn noch?“ „Unser Ziel ist dieser Berg dort. Am Fuß des Massivs liegt der Eingang zur Höhle der ewigen Flammen.“ erklärte Galathea. Rusty blickte in die Ferne. Er schätzte die Entfernung auf etwa noch dreißig Kilometer. Auf Schienen wäre man schnell dort, jedoch über die steinigen Pfade dauerte es für eine Lok drei Mal so lang. Außerdem dämmerte es bereits. Seufzend warf er das letzte Kohlstück in seinen Tender und stakste hinter den Drachen her. Am nächsten Tag, Casey war gerade mit Justus beim überwachen des Fixierungsprozesses, steckte Egidia ihren Kopf zum Fenster der Werkstatt herein. „Hallo, Ihr Beiden!“ lächelte sie. „Hallo, Egidia! Was führt dich her?“ „Meister Justus, mein Großvater, der alte Sidonius, möchte gerne Casey kennenlernen. Darf ich ihn mitnehmen?“ „Aber natürlich, Egidia . Der alte Bursche freut sich sicher über den Besuch.“ Auf Caseys fragenden Blick sagte der Meister:“ Geh nur. Du kannst jetzt sowieso gerade nichts tun. Den Ofen überwachen kann ich auch alleine.“ „Alles klar. Bis später.“ Kurz darauf war er wieder mit Egidia durch die Lüfte unterwegs. Casey war durch einen zusätzlichen Gurt gesichert, da er nun das erste Mal alleine flog. Ein kegelförmiger Berg war Ihr Ziel, unterhalb des Gipfels befand sich der Eingang zu einer Höhle. Mit sicherem Flügelschlag glitt Egidia durch die Öffnung und landete in der großen Felsenhalle. „So, wir sind da. Mein Opa ist hier irgendwo, sicher schläft er in einer Ecke der Höhle. Die Beiden brauchten nicht lange zu suchen. An einer geschützten Stelle lag ein alter Drache mit wettergegerbter Haut, die Augen geschlossen. „Ich hoffe, wir sind nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen.“ murmelte Casey, als sie langsam nähergingen. „Neinnein, mein Großvater schläft die meiste Zeit. Er ist eben nicht mehr der Jüngste.“ „Das verstehe ich gut.“ Die Haut des alten Drachen war sehr hell, fast weiß. Jetzt bewegten sich die länglichen Nüstern und schnüffelten. Gleich darauf öffneten sich die stahlblauen, vom hohen Alter leicht getrübten Augen, langsam hob sich der längliche Kopf und sah in die Richtung der Neuankömmlinge. „Hallo, Opa. Da bin ich wieder. Und ich habe den jungen Lehrling mitgebracht.“ sprach Egidia. „Aaach…wilkommen! Schon lange hat kein Lehrling mehr diese Insel mit seiner Lok mehr betreten. Deshalb freue ich mich, das Du bei mir vorbeischaust. Ich war einst der gute Freund von Justus Vorgänger. Doch seit er von uns gegangen ist, habe ich mich hierher zurückgezogen. Nun ist meine Enkelin Meister Justus treue Freundin.“ „Guten Tag, äh-Sir…“ Casey wusste nicht so recht, wie man einen so altehrwürdigen Drachen ansprach. „Hey, nicht so förmlich. Nenn mich einfach Sidonius.“ Der alte Drache streckte einladend den langen Schwanz aus. Casey verstand die Geste und ließ sich auf die dargebotene Sitzgelegenheit nieder, do das er Sidonius gegenübersaß. „Ich lass euch beide dann mal alleine. Nachher hole ich dich wieder ab, Casey.“ „Alles klar, Egidia.“ Zuerst erzählte Casey dem alten Drachen wie er und Rusty hierhergelangt waren und den Zweck Ihres Besuchs. „Das ist ja eine unglaubliche Geschichte. Ich habe immer gerne den Lokführern zugehört, wenn Sie von der Welt außerhalb unserer Insel erzählt haben.“ „Opa Sidonius, konntet ihr eigentlich schon immer sprechen?“ „Nein, unsere Ahnen haben die menschliche Sprache von Schiffbrüchigen gelernt, die auf dieser Insel strandeten und diese gaben ihre Kenntnisse immer an die nächste Generation weiter. Leider geriet dabei auch vieles wieder in Vergessenheit. Doch als der erste Meister entschloss, für immer auf dieser Insel zu bleiben, hatten wir immer jemanden, mit dem wir sprechen konnten.“ „Wer war eigentlich die erste Lok, die hierherkam?“ wollte Casey wissen. „Dies geschah eher durch Zufall. Oder durch eine Fügung des Schicksals. Nach einem schrecklichen Unwetter fanden zwei meiner Ahnen eines Tages eine Lok mit ihrem Lokführer am Strand. Sie waren auf einem Schiff gewesen, das im Sturm gesunken war. Der treue Lokführer hatte alles getan, damit sein Partner nicht unterging. Zum Glück hatten sie zwei Holzschwellen auf dem Wasser entdeckt, die sie oben gehalten hatten. Der Name der Dampflok war Cyrill. Schnell entdeckten meine Ahnen, das er uns sehr ähnlich war. Auch in ihm brannte ein Feuer, aber keine Dampflok konnte damals Feuerattacken ausführen. Cyrill bat die Drachen, ihm beizubringen, das Feuer auch anders zu nutzen. Er wollte damit seines Gleichen und Menschen vor Unheil bewahren und beschützen. Die große Lok war die Erste, die Feuerattacken lernte. Bevor er uns aber wieder verließ, traf er mit dem Ältesten meiner Ahnen ein Abkommen. Auch Cyrills Brüder und Schwestern sollten die Gelegenheit bekommen, zu lernen, das Feuer optimal zu nutzen. Nach ihrer Rückkehr erzählte seinen Brüdern davon und so kamen immer wieder Dampfloks auf unsere Insel und irgendwann entschloss sich ein Maschinist, der einen der Lokführer begleitet hatte, für immer auf der Insel zu bleiben.“ „Cyrill....von ihm hab ich das erste Mal in Via Coronna gehört. Espresso und Cappuchina baten damals um Beistand für Rusty, damit er wieder sein Augenlicht bekäme.“ erklärte Casey. „Man sagt, er ist eine Legende auf dem Kontinent.“ „Die Völker der südlichen Länder verehren ihn fast genauso wie den Starlight Express.“ „Aber erzähl doch mal, was in Via Coronna passiert ist und warum Rusty sein Augenlicht verloren hatte.“ „Das waren meine schlimmsten Momente damals. Aber ich fange am besten von Vorne an… „Bei allen Feuerkobolden! Das muss wirklich schwer für euch gewesen sein. Aber zum Glück ist alles gut ausgegangen.“ „Ja, Opa Sidonius. Aber sag mal, gibt es wirklich auch Feuerkobolde?“ „Natürlich gibt es sie. Sie spielen eine wichtige Rolle, sie sorgen dafür, das Vulkane nicht ausbrechen und alles in Schutt und Asche legen. Auch unter den Vulkanen hier auf unserer Insel leben welche, aber ich habe bis jetzt noch keinen gesehen. Es sind Wesen, die lieber im Verborgenen leben. Nur der schwarze Arwid behauptet, er hätte welche am Kraterrand gesehen, als er einmal dicht über den Vulkan geflogen ist.“ „Ich kenne bisher nur Sumpfkobolde.“ „Bist Du ihnen etwa begegnet?“ „Oh ja. Drei von ihnen.“ nickte Casey und erzählte von seinem letztjährigen Abenteuer im Delta. „Glut und Schwefel! Das war wirklich ein aufregendes Abenteuer! Hast Du noch mehr solche Geschichten?“ Der Junge nickte. „Genug, um ein ganzes Buch zu füllen. Übrigends bin ich Arwid gestern in der Schlucht begegnet. Er häutet sich gerade.“ „Ach Junge, ich könnte Dir stundenlang zuhören, aber ich will dich nicht nerven.“ „Das tust Du nicht. Pass auf, ich erzähle Dir von unserem Abenteuer in Drubania. Dort gibt es eine Lok mit Namen Turnov….“ Casey erzählte, bis Egidia zurückkam, um den Jungen wieder zurückzubringen. „Es ist schon spät, Opa.“ sagte sie. „Natürlich. Ich habe mich sehr über deinen Besuch gefreut, Casey. Und über deine tollen Abenteuer, von denen Du mir erzählt hast.“ „Auf Wiedersehen, Opa Sidonius. Es war schön, dich kennenzulernen.“ „Kann dein Großvater eigentlich noch fliegen?“ fragte Casey Egidia auf dem Rückflug. „Nicht mehr so gut. Deshalb verläßt er die Höhle nur noch selten und nur in Begleitung eines jüngeren Drachen. Ich und die Anderen bringen Ihm immer das Essen in die Höhle.“ „Wie alt ist dein Opa eigentlich?“ „Zweihundertsechzehn Jahre.“ „Wow! Ein stolzes Alter!“ Egidia nickte. „Meine Ur- Großtante ist zweihunderteinundsechzig geworden. So alt wie bisher kein anderer Drache.“ „Genauso habe ich das mir auch gedacht. In den Legenden und Geschichten meiner Welt erzählt man sich, das Drachen auch so alt werden können.“ Der alte Sidonius lag vor dem Höhleneingang und besah sich den Sonnenuntergang. „Hab dank für deine wunderbaren Geschichten, die Du mir erzählt hast, Casey. Ich wünsche Dir und deiner Lok alles Gute auf deiner weiteren Reise.“ Fortsetzung folgt… Kapitel 12: Der Weg in die Flammen ---------------------------------- Kapitel 12: Der Weg in die Flammen „So, wir sind da.“ Fafnar und Galathea standen am Rand einer steil abfallenden Felswand. Unten erstreckte sich eine Ebene und weit hinten, am Fuß des höchsten Vulkanes der Insel, befand sich ein großer Höhleneingang. Ein altes, wackliges Gleis führte direkt dorthin. Das Gestein rings herum leuchtete in den verschiedensten Rottönen. „Dort vorne ist der Eingang zur Höhle der ewigen Flammen. Von hier aus musst Du alleine weitergehen.“ erklärte Galathea. „Und was werde ich dort drin vorfinden?“ „Deine größten Ängste denen Du dich stellen musst!“ knurrte Fafnar. „Etwa so-ohne jeglichen Schutz?“ antwortete Rusty und wies auf sich. „Unsere Aufgabe ist fürs Erste erfüllt. Jetzt liegt es an Dir.“ „Also gut. Rusty sei kein Feigling! Du hast schon so viel geschafft! Ach-wenn jetzt doch nur Casey da wäre!“ dachte die Dampflok im Stillen. Sie stieg auf die Gleise und rollte auf ihnen die felsige Rampe hinab in die Senke und dann weiter auf den Höhleneingang zu. Unzählige gezackte Felsen geben dem Eingang die Form eines zähne starrenden Ungeheuermauls. „Du hast nichts…zu befürchten, Rusty.“ versuchte sich die kleine Dampflok Mut zu machen. Beim Starlight, sie hatte bereits etliche gefährliche Sitouationen gemeistert. Und sie glaubte nicht, das Galathea sie belügen würde. Rusty schluckte und rollte weiter. Im Innern empfing den Suchenden eine drückende Hitze. Die einzig vorherrschende Farbe hier schien rot zu sein. „So fühlt es sich wohl im Innern meiner Feuerbüchse an. Wenn ich mittendrin auf den glühenden Kohlen sitzen würde.“ dachte Rusty. Plötzlich schoss ein rotglühender Drachenkopf aus Flammen aus den Tiefen der Höhle mit aufgerissenem Maul auf Rusty zu! Eine Wand aus brennender Hitze traf die Lok, welche schreiend die Arme vor das Gesicht warf! Es war wie damals, als die Flammen ihn in eine lebende Fackel verwandelt hatten! Von einem Moment auf den Anderen konnte Rusty nicht mehr klar denken. Panisch fuhr er herum und raste über die Gleise zurück. Er fühlte nicht einmal, das die Flammen keinerlei Schmerz an seiner Hülle verursacht hatten, Rusty fühlte nur noch nackte Panik. Fafnar reckte seinen langen, schuppigen Hals und schnaubte: “Das gibt’s doch nicht! Er kommt wieder aus der Höhle und hetzt hierher zurück, als wenn tausend Feuerkobolde hinter Ihm her wären! Der Kleine ist voll in Panik.“ Schwer keuchend und schnaufend kam Rusty schließlich vor den beiden Drachen zum Stehen. „Du bist ja total durch den Wind! Was war denn da drin so schreckliches?“ knurrte Fafnar. „Ein riesiger Drachenkopf…aus Flammen…er wollte mich verschlingen!“ Der männliche Drache rollte nur genervt mit den Augen. „Ist ja klar. Die Höhle zeigt Dir deine größten Ängste. Und denen musst Du sich stellen! Wenn Du das nicht tust, wirst Du niemals eine Feuerattacke beherrschen können!“ „Dann verzichte ich lieber darauf! Was brauche ich unbedingt eine Feuerattacke!“ meinte Rusty trotzig. “Ständig muss ich mich für irgendetwas in Gefahr begeben! Langsam reichts mir!“ „Also so einen Feigling wie dich habe ich noch nie erlebt!“ donnerte Fafnar wütend. “Du bist eine Schande für deine anderen Feuerbrüder!“ Rusty machte sich vor Angst ganz klein. Am liebsten wäre er in ein Mauseloch gerollt. „Fafnar! Sei nicht so hartherzig zu ihm! Er hat eben Angst!“ verteidigte Galathea die verängstigte Dampflok. Der rote Drache wandte sich schnaubend ab und ließ sich mit einem dumpfen Rumms zu Boden fallen. „Es ist hoffnungslos. Die Angst lähmt sein vernünftiges Handeln!“ Galathea bog ihren langen schlanken Hals zu Rusty herab und legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Du brauchst keine Angst zu haben, kleiner Feuerbruder. Deine Hülle ist gegen Feuer resistent, das habe ich Dir schon erklärt. Du wirst keine Schmerzen fühlen. Und es wird noch besser, wenn Du erst einmal das Ritual durchlaufen hast.“ Rusty legte sich zwischen ihren riesigen Vorderläufen nieder. Galathea beugte ihren Hals schützend um die kleine Lok und bettete ihren Kopf neben ihren Rücken. „Rusty, die Flammen tun Dir nichts. Du wirst nicht verbrennen, ehrlich. Und das Feuer ist ein wichtiger Teil deines Selbst.“ „Aber die Hitze…“ „Nur der erste Moment ist schlimm. Danach wird sich dein Körper daran gewöhnen. Denk an deine Feuerbüchse! Die Flammen verbrennen doch auch nicht dein Inneres, oder?“ „Äh-nein….“ „Na siehst Du. Wir würden dich auch niemals in diese Höhle lassen, wenn Gefahr für dein Leben bestünde. Du musst es nur wagen, den ersten Schritt zu tun.“ Nach einigem Hin und Her und der Überredungskunst von Galathea entschieden sich beide Drachen Rusty bis vor den Höhleneingang zu begleiten. „Grrmph! Also so was hab ich noch nie erlebt!“ grummelte Fafnar. „Was bringt das schon, rein musst Du sowieso alleine!“ Tief im Innern hockte ein roter Feuerkobold auf einem Felsen. Unzählige kleine Flammen züngelten aus seinem Fell, die größte bildete die Spitze seines Haarschopfes. Schwarze große Augen mit roten Schlitzen in der Mitte starrten zum Höhlenausgang hinauf, der lange, schlanke Schwanz mit der flammenden Quaste schwang träge hin und her. „Phah, was für ein Feigling! Alle anderen Feuerbrüder hatten keine Angst!“ schnaubte er und keckerte leise. „Er hat leider schlechte Erfahrung mit Feuer gemacht, habe ich von den Drachen gehört.“ bemerkte der Flammendrache mit tiefer Stimme, der neben Ihm schwebte. „Dann ist er ein hoffnungsloser Fall.“ „Du willst so schnell aufgeben, Flammenhüter?“ Der Kobold überlegte. „Vielleicht würde…ein kleiner Anreiz helfen. Wir können ja wetten, ob er sich dann in unser Reich traut und gewillt ist die Kammer der ewigen Flammen zu betreten.“ „Ihr wollt also…“ „Das muss der König entscheiden. Ich muss jetzt los. Er wartet auf meinen Bericht.“ erklärte Flammenhüter und sprang geschmeidig von Fels zu Fels. Der Flammendrache verharrte reglos an seinem Platz. „Ich wünschte, ich könnte Dir helfen, Feuerbruder. Doch das ist mir leider verwehrt. Die Feuerkobolde sind hier die Herren. Du musst deine Angst überwinden und von selbst in unser Reich kommen.“ „Flammenhüter, wo ist der Feuerbruder, der mit den Drachen gekommen ist?“ fragte der König der Feuerkobolde. Er hockte im Schneidersitz auf einem erhöhten Felsen einer kleinen Insel, die inmitten eines brodelnden Lavasees lag. Er war ein wenig größer als die Anderen seiner Art und trug einen Stirnreif mit einem dunkelroten Edelstein. Drei goldene Ringe klingelten leise bei jeder Bewegung seines Schwanzes. „Mein Herrscher, der Feuerbruder fürchtet sich und will die Höhle nicht betreten. Deshalb habe ich gedacht, das vielleicht ein kleiner Anreiz…“ „Ich habe schon verstanden, Flammenhüter. Dann soll es so sein.“ rief der Oberste und hob die Hände empor. Sofort wurden drei Kobolde von einem roten Feuer umgeben und schossen nach oben in Richtung Krateröffnung des Vulkans. Im nächsten Moment erfüllte ein Grollen den großen Berg. Rusty zuckte erschrocken zusammen. „Wa-was war das?“ „Ich fürchte, Du hast sie verärgert…“ knurrte Fafnar. „Wen?“ „Die Hüter.“ „Das kann nicht sein. Wieso sollten die Feuerkobolde verärgert sein?“ meinte Galathea. „Da!“ Aus dem Vulkankrater schoss eine Dreifach-Flamme, die schnell in die Richtung flog, in der Meister Justus Höhle lag… Zur gleichen Zeit, auf der anderen Seite der Insel… Meister Justus hob den Kopf. „Ist etwas, Meister? Sie sehen so-„ Weiter kam Casey nicht, denn plötzlich verdrehte er die Augen und brach zusammen. „Es geht also los…und dein Lokkumpel traut sich nicht von alleine…tja, sieht aus als müsstest Du ihm ein wenig helfen.“ seufzte der Schlosser, hob den Jungen auf und trug Ihn zu seiner Schlafstätte, wo er Ihn auf der Decke ablegte. Plötzlich schwebten drei Flammen in die Höhle. „Ist es so schlimm, das Ihr eine derartige Maßnahme ergreifen müsst?“ Als Antwort ertönte ein mehrfaches Keckern. „Nun gut, wie ihr meint. Aber seid vorsichtig.“ Casey fühlte sich schwerelos. Er öffnete die Augen-und erschrak! Unter sich sah er seinen Körper auf dem Bett liegen, daneben stand Meister Justus. „Was geschieht mit mir? Wieso bin ich hier oben?-Wa-AAAAH!“ Eine unsichtbare Macht riss Ihn plötzlich von der Stelle, aus der Höhle und durch die Luft. Er flog mit atemberaubender Schnelligkeit über die zerklüfteten Berge der Insel, eingeschlossen in eine Rote Flamme -auf den höchsten Gipfel zu, und durch die Krateröffnung in das Innere des Vulkans! Drückende Hitze empfing Ihn, er schwebte immer tiefer, dem Boden mit der glühenden Lava zu. Bis er plötzlich auf einer großen Felsenplatte zum Halten kam. Gehetzt blickte Casey sich um. Überall loderten Flammen, er war von Ihnen eingeschlossen. Die Hitze raubte Ihm fast die Besinnung, es fiel Ihm schwer zu atmen. Atmen? Erst jetzt bemerkte er, das sein Brustkorb sich nicht mehr hob und senkte. Casey sah an sich herab. Sein Körper wirkte jetzt irgendwie durchsichtig. Und der Junge begann zu verstehen. Sein Körper war in der Höhle bei Meister Justus zurückgeblieben. „Meine Seele hat meinen Körper verlassen und ist hierhergeflogen! Aber warum?“ „Weil Du hier gebraucht wirst.“ vernahm er plötzlich eine knarrende Stimme, begleitet von einem leisen Keckern. „Wa-Wer spricht da?“ Erst jetzt erkannte er die kleinen, feuerroten Wesen, die durch die Flammen auf Ihn zukamen. Sie reichten Ihn bis zu den Knien und sahen den Wesen etwas ähnlich, denen er schon einmal begegnet war. Feuerkobolde, schoss es ihm durch den Kopf. „Wir konnten nur deine Seele zu uns bringen, dein Körper könnte hier nicht existieren, die Flammen würden Ihn sofort verzehren.“ erklärte der größte der Feuerkobolde. Er musste der Anführer sein, denn er trug eine Kette aus glitzernden Steinen um den Hals, außerdem zierte ein tropfenförmiges dunkelrotes Juwel, eingefasst in einen Stirnreif seine Stirn. So stelle ich mir die Hölle vor, dachte sich Casey. „Aber was wollt Ihr von mir?“ „Das wirst Du noch sehen.“ Im nächsten Moment schossen zwei leuchtende Ketten aus dem Boden, umschlangen Caseys Körper und fesselten Ihn an einen pfahlförmigen Felsen. „Was soll das? Lasst mich wieder frei!-Ruuusty!“ Die kleine Dampflok, welche abermals vor dem unheimlichen Höhleneingang angekommen war, zuckte zusammen. War das nicht Caseys Stimme gewesen? Langsam rollte er wieder in die Höhle und lauschte. Und tatsächlich! Aus dem Inneren drang der Ruf seines Lehrlings zu Ihm. „Casey! Bist Du da drin?“ schrie Rusty, um das Grollen der Flammen zu übertönen. „Rusty?-Rusty!!“ „Nicht schon wieder! Wie kommt Casey auf einmal in die Höhle?“ „Ich fürchte, das waren die Hüter.“ seufzte Galathea. „Was?“ „Sie wollen, dass Du zu Ihnen kommst. Egal wie.“ Rusty stöhnte genervt auf. Jetzt musste er wohl schon wieder den Retter spielen! Langsam reichte es ihm mit den ganzen Aufregungen. Aber er konnte Casey nicht im Stich lassen. Er konnte es einfach nicht. Dazu hatten Beide schon zu viel erlebt. Und ein Ende dieser Erlebnisse war wohl nicht abzusehen. „Rusty…“ „Cyrill!“ „Die Feuerkobolde haben Caseys Seele zu sich geholt. Wenn Du nicht willst, das er für immer Ihr Gefangener bleibt, musst Du dich Ihrer Prüfung stellen.“ „Na großartig!“ „Wie Galathea es schon sagte. Du brauchst die Flammen nicht zu fürchten. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich war der Erste, der diese Höhle betreten hat.“ Rusty ballte die Fäuste und er ließ einmal geräuschvoll Dampf ab. „Na schön. Na schön! Wenn Ihr es so wollt Hüter, dann komme ich eben!“ rief die Dampflok in die Höhle „Aber ich tue das einzig und alleine nur wegen Casey! Damit das klar ist!“ „Das ist die richtige Einstellung. Hab Vertrauen, Dir wird nichts passieren.“ lächelte Galathea. Rusty wusste, das er Ihr vertrauen konnte. Das Drachenweibchen würde Ihn niemals belügen, das spürte er. Also nahm er all seinen Mut zusammen und rollte abermals in das rotglühende Licht der Höhle. „Diesmal bin ich auf diesen Feuerdrachen gefasst…der macht mir keine Angst mehr! Keine Angst….“ knurrte Rusty und sah sich nach allen Seiten um. Und da kam er auch schon brüllend angeschossen. Und die kleine Dampflok antwortete diesmal nicht mit weglaufen-sondern mit einem Wasserstrahl! „HOOOUUUAAH! Lass das!“ brüllte der Flammendrache und wich zur Seite aus. „Wusst ichs doch. Du magst Wasser nicht.“ „Ich würde aber hier drinnen sparsam mit deinem Wasser umgehen. Denn hier gibt es keinen Fluss oder keine Quelle.“ „Jetzt wo ich dich so vor mir sehe, bist Du gar nicht so schrecklich, wie am Anfang.“ „Dann hast Du die erste Hürde bereits geschafft.“ Rusty streckte seine Hand aus und berührte vorsichtig die Schnauze des Flammendrachen. „Galathea hatte recht. Die Flammen verbrennen mich nicht.“ dachte er. Plötzlich erschien ein Feuerkobold vor den Füßen der Dampflok. „Wuah! Wer bist Du?“ „Wir haben deinen kleinen Lehrling gefangen! Weil er sich unbefugt in unserem Gebiet aufgehalten hat.“ „Was? Casey ist doch bei Meister Justus! Das kann nicht sein!“ „Du hast Ihn doch gehört, oder?“ keckerte Flammenhüter. „Aber-hier drin kann kein Mensch lange überleben!“ „Das stimmt. Aber Du kannst Ihn wiederhaben-wenn Du die Prüfung bestehst, die wir dir auferlegen werden.“ „Was für eine Prüfung?!“ „Folge diesen Pfad hinunter in unser Reich, dann wirst Du es erfahren.“ Der Feuerkobold verpuffte in einer kleinen Flamme. „Halt! Warte!“ rief Rusty. “Oh nein….was mach ich jetzt nur…“ „Geh nur, kleiner Feuerbruder. „Na schön. Wenn Ihr es so wollt… Du kommst nicht mit?“ „Mein Lebensraum ist hier oben. Ich darf in das Reich der Hüter nur mit der Erlaubnis des Königs.“ „Verstehe. Du bist wohl der Wachdrache für hier.“ „Mrh, so könnte man das auch sagen.“ „Hast Du eigentlich auch einen Namen?“ „Ja-Pyro.“ „Ich bin Rusty. Also bis später, Pyro. Vielleicht sieht man sich.“ Caseys Körper zuckte unruhig hin und her, Schweiß lief Ihm über das Gesicht. Meister Justus wich nicht von seiner Seite und kühlte die Stirne des Bewusstlosen. „Das haben die Hüter noch nie getan….na ja, es hatte ja auch noch keine Lok jemals solche Angst, die Höhle der ewigen Flammen zu betreten.“ dachte er. Rusty folgte dem gewunden Pfad immer tiefer in die Höhle hinab. Rechts und links des Felsenpfades loderte das Inferno. Feuer wohin man sah. Tief unter Ihm brodelte die Lava und immer wieder schossen meterhohe Flammenzungen empor, die ganze Umgebung glühte in einem tiefen Rot. „Unheimlich, echt unheimlich….Casey, in was für eine Sache sind wir da bloß wieder reingeraten! Ich hoffe, es ist die Sache wert, nachher Feuerattacken zu beherrschen!“ „He, vorsicht!“ Das leise Keckern ließ Rusty innehalten. Vor Ihm auf dem Pfad hockte ein rundlicher kleiner Feuerkobold und sah ihn mit großen Augen an. „Oh, entschuldige. Ich hab dich nicht gesehen.“ „Schon gut. Bist Du der Feuerbruder Rusty?“ Die Dampflok nickte. „Ich bin Flammentänzer. Schon lange hat uns keiner mehr von euch besucht. Als der Letzte hier war, war ich noch sehr jung.“ „Das liegt daran, das es so gut wie keine Dampfloks mehr gibt.“ seufzte Rusty. „Das ist schade. Sehr schade.“ meinte Flammentänzer. „Ich suche meinen Lehrling Casey. Weißt Du wo er ist? Kannst Du mich zu Ihm bringen?“ Der rundliche Feuerkobold nickte und fragte dann: „Darf ich mal deine Feuerbüchse sehen?“ „Wie? Na gut.“ Rusty öffnete den Deckel und Flammentänzer hopste hinein. „Hey, sei vorsichtig-ach, Du bist ja ein Feuerkobold, dir macht das ja nichts aus. Uah, vorsichtig! Du schiebst meine Kohle ganz durcheinander!“ „Du hast es aber nett hier. Hier könnte man sich fast niederlassen.“ „Tja, aber das Feuer brennt nicht ununterbrochen. Nur meine Lebensflamme ganz hinten.“ Flammentänzer krabbelte über die glühenden Kohlen bis vor die hinterste Kammer. „Hey-hihi, das kitzelt!“ Rusty kratzte sich nervös über den Bauch. Flammentänzer hatte indes das hintere Ende der Feuerbüchse erreicht. Mit großen Augen besah sich der junge Feuerkobold Rustys Lebensflamme. „Du hast eine sehr schöne und reine Lebensflamme.“ „Echt? Ich dachte, alle Flammen wären gleich.“ „Oh nein. Jede Flamme ist anders. In Form und in den Farben. Wir Feuerkobolde kennen uns da aus.“ „Na klar.“ seufzte Rusty und hob die Augenbrauen. „Also, wie kommen wir zu Casey?“ „Folge einfach weiter diesem Pfad. Er führt uns direkt in unser Reich.“ Flammentänzer krabbelte wieder nach vorne und lugte aus der halb geöffneten Klappe der Feuerbüchse ins Freie. Je tiefer es in den Berg ging, desto mehr hatte Rusty den Eindruck, das die Hitze immer mehr zunahm. Er erinnerte sich daran, wie Digger Ihm einmal erzählt hatte, das tief unter der Erde das Gestein flüssig war, Wissenschaftler von Elektanis hatten dies bei Ihren Forschungen herausgefunden und nutzten sogar diese geothermische Wärme. „Wir sind gleich da. Siehst Du da vorne die Insel im großen Lavasee?“ sprach Flammentänzer. Halb lief, halb rollte Rusty den steinigen Pfad zur Insel herab. Zwischen den Felsen tauchten nach und nach immer mehr Feuerkobolde auf, immer öfters war ihr charakteristisches Keckern zu hören. In der Mitte der Insel erkannte Rusty jetzt einen felsigen Pfeiler-und daran war Casey mit einer leuchtenden Kette gefesselt. „Casey!“ „Rusty! –Dem Starlight sei Dank!“ Etwas schlitternd kam die kleine Dampflok auf der Insel zum Stehen. „So, hier bin ich. Lasst Casey sofort frei! Ich werde die Bedingungen erfüllen, die Ihr mir stellt.“ „Du hast also den Mut gefunden, hierherzukommen.“ „Ich kann meinen Lehrling nicht im Stich lassen. Aber ich finde es fies, das Ihr ihn einfach entführt habt!“ „Wir mussten eben zu einer Spezial-Maßnahme greifen.“ „Nur damit ich herkomme? Na toll!-Casey? Geht es Dir gut? Du wirkst so…irgendwie durchsichtig.“ Flammentänzer sprang aus der Feuerbüchse und sagte:“ Das kommt daher, das nur seine Seele hier ist.“ „Ach ja, Cyrill hat es mir ja gesagt.“ „Cyrill spricht zu Dir?“ „Ja, manchmal.“ Ein Raunen ging durch die anwesenden Feuerkobolde. „Dann ist er dein spiritueller Führer auf deinen Reisen.“ bemerkte Flammenhüter. Rusty sah seinem Lehrling an, das die Hitze Ihm immer mehr zu schaffen machte. „Ihr, Feuerkobolde! Schickt Casey sofort zu Meister Justus zurück! Die Hitze bekommt Ihm nicht!“ „Unser Feuerbruder hat recht.“ nickte Flammentänzer. „Nun gut. Du hast den Weg hierher gefunden und das wollten wir ja. Er kann wieder in seinen Körper zurück.“ brummte der König und hob eine Hand. Sofort fielen die Ketten ab. „PYRO!!“ rief er laut. Sekunden später kam der Flammendrache angeflogen. „Bringe die Seele des jungen Lehrlings zurück.“ „Wie Ihr wünscht, Hoheit.“ nickte das Wesen aus Flammen. „Steig auf, junger Lehrling.“ Casey tat wie Ihm geheißen, tatsächlich fand er auf dem Rücken von Pyro Halt. „Danke, Rusty. Du bist ein echter Freund.“ lächelte Casey, bevor er mit dem Flammendrachen emporstieg und auf den Ausgang auf dem Gipfel zusteuerte. „Mach Dir keine Sorgen. Seine Seele ist wieder auf den Rückweg in seinen Körper.“ erklärte Flammentänzer. Schneller als er dachte, befand sich Casey wieder vor dem Eingang zur Höhle von Meister Justus. „Schwebe jetzt einfach in die Höhle. Deine Seele findet von alleine wieder zu deinem Körper.“ „Okay-woah, ja, Du hast recht! Leb wohl, Pyro und danke!“ rief Casey, als er von einer unsichtbaren Macht in Richtung Höhleninneres gezogen wurde. Und wenige Augenblicke später schlug er die Augen auf-und fuhr auf seinem Lager hoch. „Casey! Dem Starlight sei Dank! Da bist Du ja wieder!“ „Mann, das war echt abgefahren, Meister Justus! Ich war tief im Krater des großen Vulkans im Zentrum der Insel! Ich bin Rusty begegnet! Er hatte zuerst Angst, die Höhle zu betreten, doch wegen mir ist er gekommen. Allerdings war etwas verstimmt, das die Feuerkobolde mich als Lockvogel benutzt haben.“ „Daran siehst Du, das man die Hüter der ewigen Flammen nicht verärgern darf.“ „Aber jetzt hab ich einen schrecklichen Durst!“ sagte Casey und stand langsam auf. „Flammentänzer, da Du bereits mit unserem Feuerbruder Freundschaft geschlossen hast, wirst Du ihm auf dem Pfad der Findung zur Seite stehen.“ erklärte unterdessen der König der Feuerkobolde. „Ja, eure Hoheit.“ „Geht es jetzt mit dieser Prüfung los?“ wollte Rusty wissen. „Dein Vertrauen in das Feuer ist durch jenen schrecklichen Unfall von damals gestört. Das muss wieder in Ordnung gebracht werden. Und dazu musst Du den Pfad der Findung beschreiten, um dieses Vertrauen wieder zu erneuern und um dein Feuer besser nutzen zu können. Und dazu brauchst Du keine Hilfsmittel, nur deine Kohle.“ „Also gut.“ Rusty spürte, das die Hitze um Ihn herum Ihn immer weniger belastete. Vielleicht konnten ihm die Feuerkobolde wirklich den richtigen Umgang mit Feuer lehren. Er wusste nun, das er niemals den Spiritus hätte verwenden dürfen. Es gab nun mal Dinge, die für eine Dampflok tabu waren. „Siehst Du den gewundenen Weg dort? Den müssen wir folgen.“ erklärte Flammentänzer. „In Ordnung. Bin gespannt, was mich erwartet.“ meinte Rusty. Also verließen die Beiden wieder die Felseninsel und stiegen langsam neben dem großen Lavasee noch tiefer in den Krater hinab. Rusty fragte sich, was Ihm am Ende dieses Weges „Kohle! Die liegt hier einfach so herum! Ein Paradies für uns Dampfloks. Wenn nur nicht dieses ganze vulkanische Feuer wäre.“ Plötzlich erfüllte ein schauriges Heulen die Luft. „UAH! Was ist das?“ „Ah, das ist die Seele des Tyrannen Sydar.“ „Was? Der Tyrann, der von Cyrill besiegt wurde?“ „Genau. Wegen seiner bösen Taten wurde seine Seele hierher verbannt. Siehst Du diese vergitterte Höhle? Dahinter sitzt er seine Strafe ab. Erst wenn wenn er diese verbüßt hat, kommt seine Seele wieder frei und kann ins Jenseits. Aber das wird noch eine Weile dauern, hat mein großer Bruder gesagt…“ „Also hier möchte ich nicht für Ewigkeiten festsitzen…“ murmelte Rusty. „Es kommen auch nur wirklich böse Seelen hierher.“ Rusty beeilte sich, außer Hörweite des klagenden Jammerns zu kommen, Flammentänzer hopste hinter Ihm her. „Das geht ja immer tiefer hinunter! Wenn das so weitergeht landen wir noch im Kern dieser Welt..“ dachte die kleine Dampflok unbehaglich. „Außerdem spüre ich, das mein Wasservorrat langsam zur Neige geht. So langsam müssten wir mal am Ziel ankommen. Und wie ich lebend wieder hier herauskommen soll, ohne Wasser, ist mir ein Rätsel…“ Der Pfad endete schließlich am Rand einer großen und tiefen Grube. Ein helles gelbes Licht drang nach oben, Rusty konnte kaum hineinsehen. Es war, als blicke er direkt in die Sonne. Er wandte seinen Blick zur Seite und fragte Feuertänzer: “Und wie soll es nun weitergehen?“ „Da unten findest Du die Antwort.“ „WAS?-Hör mal, das da unten ist warscheinlich der heißeste Punkt des ganzen Vulkans, wenn nicht sogar der Kern dieser Welt. Da unten kann keiner überleben! Ich würde in Sekunden zusammenschmelzen! Du glaubst doch nicht, das ich da runterspringe oder so!“ rief die Dampflok aufgebracht. Dabei machte sie einen unachtsamen Seitenschritt zu nahe an den Rand der Grube, das poröse Gestein brach weg und Rusty verlor den Halt! Wild ruderte er mit den Armen, drehte sich, kippte nach hinten weg-und stürzte mit einem gellenden Schrei in die Tiefe! Flammentänzer hatte sich mit einem Satz an die Öffnung der Feuerbüchse geklammert und fiel nun mit der kleinen Dampflok in die scheinbar bodenlose Tiefe. Aber der Aufprall kam nicht. Statt dessen verlangsamte sich Rustys Fall, bis er plötzlich ruckartig zum Stehen kam. Die kleine Dampflok hielt die Augen zusammengekniffen. „Rusty…“ rief plötzlich leise jemand seinen Namen. „Flammentänzer?“ „Mach die Augen auf.“ Langsam schlug die kleine Dampflok die Augen auf. Um ihn herum sah er nur ein goldenes Licht. Und vor Ihm schwebte Flammentänzer. „Wo-wo sind wir hier? Bin ich jetzt auf den Weg zum Starlight Express?“ Der rundliche Feuerkobold gluckste. „Aber nein, kleiner Feuerbruder. Wir sind genau da, wo vor Dir auch all die anderen Dampfloks gewesen sind, die sich dieser Prüfung unterzogen haben. „Heißt das, die sind alle freiwillig in dieses Loch gesprungen?“ Flammentänzer nickte. Aber keiner hat jemals so gezögert wie Du. Sie hatten alle Vertrauen in sich selbst und wussten, dass Ihnen nichts geschehen würde.“ „I-ist das etwa…“ „Ja, Du bist im Kern dieser Welt. Wo das Feuer geboren wird.“ Rusty riss die Augen auf und sah sich erstaunt um. Er schien irgendwo in diesem goldenen Licht zu schweben, kleine goldene Flammen züngelten an seinem Körper entlang, verbrannten Ihn aber nicht. Es war fast, als streichelten sie Ihn sanft im Vorrübergleiten. „Hier wird das Feuer geboren?“ Der Feuerkobold nickte. „Ich dachte…es wäre eine einzig und alles verzehrende Hölle….“ „Für manche ist es das. Aber diejenigen die unter dem Schutz der Drachen und Feuerkobolde stehen, haben nichts zu befürchten. Du bist genauso ein Wesen des Feuers wie ich.“ „Was? Ich?“ „Natürlich auf andere Weise. Aber Du wurdest aus Feuer geboren, als man deine Hülle aus glühendem Metall erschuf und Feuer gibt Dir die Energie um zu funktionieren.“ erklärte Flammentänzer. „Ich glaube, ich fange an, die Zusammenhänge zu verstehen. Feuer ist nötig, damit Metall und Stahl entstehen kann. Ohne dies geht es nicht.“ „Das ist richtig. Und jetzt verstehst Du sicher auch, warum Du keine Angst vor dem Feuer haben musst-vorausgesetzt, Du setzt es richtig ein.“ Rusty nickte und ließ seinen Blick wieder schweifen. Das goldene Licht verbreitete in seinem Innern eine angenehme Ruhe, er fühlte sich entspannt und schwerelos-und froh. Nein, er brauchte Feuer wirklich nicht zu fürchten. „Das…das ist phantastisch…“ Rusty verspürte nun keine Angst mehr. „Hehe, Greaseball würde hier keine drei Sekunden bestehen.“ gluckste er. „Greaseball?“ „Er ist ein Diesel.“ „Oh, ich verstehe.“ „Und nun schließe die Augen und konzentriere dich. Konzentriere dich auf deine innere Energiequelle.“ Plötzlich konnte er eine bekannte Stimme in seinen Gedanken hören. „Feuer ist Kraft-und Wärme. Selbst die Sonne ist pures Feuer. Ein brennender Feuerball, ohne den diese und andere Welten nicht existieren könnten.“ erklärte der König der Feuerkobolde. „Ja, ich sehe es...“ murmelte Rusty. Vor seinen geschlossenen Augen erschienen in seinen Gedanken Bilder. „Komm mit auf eine Reise in die Vergangenheit, als die Menschen gerade gelernt hatten, auf zwei Beinen zu gehen. -- Das erste Feuer kam vom Himmel-“ ein Blitz zuckte aus den Wolken und schlug in die Grassteppe ein. „Und aus der Erde.“ Ein Vulkan schleuderte glühende Brocken heraus, die gleichfalls im Gras landeten, das sich entzündete. „Die Menschen erkannten schon bald, welchen Nutzen das Feuer brachte. Ohne das Feuer hätten sie warscheinlich die immer kälter werdenden Perioden nicht überlebt. Und es bot auch Schutz vor wilden Tieren. “ „Aber die Menschen benutzen das Feuer auch um zu zerstören.“ „Das stimmt, es wurde auch für zerstörerische Zwecke benutzt, das ist wahr. Doch das ist nur die eine Seite. Ohne das Feuer wären die Menschen heute nicht das , was sie sind. Viele Erfindungen, unter anderem auch ihr Dampfloks, hätten ohne Feuer nicht realisiert werden können. Verstehst Du, Rusty? Feuer ist die Kraft, die dich und deine Brüder und Schwestern vorantreibt. Denke immer daran. Du brauchst nur das reine Feuer, mehr nicht.“ „Ich habe verstanden, großer Feuerkönig.“ „Du kannst diese Kraft jederzeit nutzen.“ „Ja. Die treibende Kraft.“ Plötzlich wurden Rustys Augen wieder pupillenlos er überkreuzte die Arme vor der Brust und stieß sie dann wieder von sich. Gleichzeitig verdunkelte sich sein Körper, aber die Leitungen, die Ihn durchliefen, färbten sich golden wie das Licht um Ihn herum. Im nächsten Moment erlosch der Zustand wieder. „Was-war denn das?“ „Du kannst in den Starlight-Zustand gehen! Das konnte bisher nur der legendäre Cyrill!“ „War ich etwa schon wieder in diesem Zustand? Ich…ich kann das einfach nicht steuern…aber-ich fühl mich jetzt irgendwie anders…“ „Bereit für Feuerattacken?“ „Ja.“ nickte Rusty lächelnd. „Dann ist deine Findung nun beendet. - PYRO!“ rief Flammentänzer laut. Im nächsten Moment schoß der Flammendrache von oben herab und nahm Rusty auf seinen Rücken. „Meine Aufgabe ist nun erfüllt. Alles Gute, kleiner Feuerbruder.“ erklärte Flammentänzer. „Leb wohl, kleiner Freund.“ lächelte Rusty. „Und danke für deine Hilfe.“ In atemberaubender Geschwindigkeit brachte Pyro Rusty aus den Tiefen des Vulkanes wieder an die Oberfläche und bis vor die Höhle. „Fuuh, danke, Kumpel. Ohne deine Hilfe hätte ich es wohl nicht zurückgeschafft. Mein Wasser ist fast alle.“ „Deshalb bin ich ja da. Alles Gute, kleiner Feuerbruder.“ „Danke, für alles.“ murmelte Rusty, als sich der Flammendrache langsam auflöste. „Seht Ihr, Hoheit, auf meinen kleinen Bruder kann man sich verlassen.“ lächelte Flammenhüter. „Du hat deine Sache gut gemacht, Flammentänzer.“ nickte der König der Feuerkobolde dem rundlichen Untergebenen zu, welcher neben seinem ältern Bruder stand. „Danke, Hoheit.“ lächelte der Jüngere etwas verlegen. Bevor Rusty die Höhle verließ, starrte er nachdenklich auf seine Hände. „Es ist tatsächlich nichts passiert. Nicht eine Brandverletzung. Wenn ich da damals an meine armen Haare und meine Hülle denke…ich hab mich zwei Wochen nicht vor die Tür getraut.“ seufzte er leise. Dann lächelte er. „Casey wird staunen, wenn ich Ihm erzähle, wo ich war.“ Dann trat die kleine Dampflok langsam nach draußen. Fafnar und Galathea hoben ihre Köpfe, als sie die Bewegung am Höhleneingang wahrnahmen. „Rusty! Ich sehe an deinem Gesicht, das Du erfolgreich warst.“ sagte Zweitgenannte. Die Lok nickte. „Die Feuerkobolde konnten mich eines Besseren belehren. Ich war im Kern dieser Welt um das zu erfahren. Jetzt weiß ich, dass das Feuer keine Gefahr mehr für mich ist, wenn man es richtig einsetzt. Feuer zerstört nicht nur, es ist auch Leben-es erzeugt Energie für uns Dampfloks.“ Rusty konzentrierte sich, atmete tief ein und als er mit geöffneten Mund wieder ausatmete, schoss eine Flammenkugel heraus! „Er hat es geschafft! Er hat seine erste Feuerattacke gelernt!“ freute sich Galathea. „Woah! Es klappt wirklich! Und ich habe keine Angst mehr, es zu tun! Sie ist weg! Casey und Meister Justus werden Augen machen!“ Fafnar grunzte zufrieden und verzog nun das erste Mal, seit er Rusty begegnet war, das zähnestarrende Maul zu einem Lächeln. „Und nun komm, es wird Zeit, zurückzukehren. Steig auf.“ brummte er. „Ich soll auf deinen Rücken steigen? Aber ich wiege über sechs Tonnen!“ „Hab keine Angst! Ich bin der Stärkste von allen! Was glaubst Du, wer dich von dem Riff hierhergeflogen hat?“ lachte Fafnar. „Das warst Du?“ Der rote Drache nickte. „Das glaubt mir Keiner daheim.“ Rusty kletterte auf die Schultern des roten Drachen und hielt sich an eine der Schuppen des Halses fest. Fafnar breitete seine riesigen Schwingen aus, zwei schnelle Schritte, er stieß sich kraftvoll ab und erhob sich in die Luft. Galathea folgte. „Wie wäre es, wenn wir zusammen eine Feuerattacke versuchen?“ fragte Fafnar, als sie auf das Meer hinausschwenkten. „Uh-wir beide? Also gut. Aber lach mich nicht aus, wenn ich es versiebe.“ „Schon gut. Das wirst Du nicht.-Bereit, Rusty?“ „Bereit.“ nickte die kleine Lok. Beide holten Luft und als sie ausatmeten, schoss je eine längliche Flamme aus Maul und Mund Und dann verschmolzen die beiden Flammenzungen nach einigen Metern zu einer Großen. „Wow! Jetzt bist Du wirklich Ihr kleiner Feuerbruder!“ Rusty und der Drache wandten Ihre Köpfe. Egidia schloss zu Ihnen auf und sie trug jemanden auf Ihrem Rücken. „Casey! Du hast es gesehen?“ rief die kleine Dampflok. „Ich wusste, das Du es schaffen würdest.“ „Die Feuerkobolde haben mir dabei geholfen.-Aber, wo kommt Ihr beide denn so schnell her?“ „Egidia hat bemerkt, das Ihr auf dem Rückweg wart und hat mich abgeholt.“ „Das Grundprinzip hat er jetzt kapiert. Jetzt muss er seine Technik nur noch verfeinern.“ meinte Galathea. „Kennst Du jemanden, der ihm dabei helfen könnte?“ „Mmmm....in Edo gibt es einen Meister der Elemente, habe ich gehört. Er könnte ihm noch mehr beibringen.“ „Edo? Das liegt auch auf unserer Reise.“ sagte Casey. „Meister der Elemente. Hört sich sehr interessant an.“ Wieder zurück bei Meister Justus, führte Rusty noch einmal seine Feuerattacke vor. Danach musste er heftig husten. „Tut mir leid, aber mein Wasser ist alle.“ krächzte die Dampflok. Dann rollte er hinunter an den nahen See und füllte erst einmal seinen Tank auf. „Wir bringen euch morgen zurück auf das vorgelagerte Riff und geben dann das Zeichen, das Ihr abgeholt und zurück auf das Festland gebracht werdet.“ erklärte Fafnar. „Alles klar.“ nickte Casey. Schließlich kehrte Rusty zurück. „Na? Wassertank voll?“ grinste der Lehrling. Sein Lokpartner nickte. „Und noch etwas Wichtiges. Feuerattacken verbrauchen die meiste Energie. Wende sie also nicht zu oft hintereinander an, sonst ist dein Feuer zu schnell heruntergebrannt und dein Wassertank schneller leer.“ erklärte Meister Justus. „Danke für den Tip.“ „Ich habe hier noch etwas für dich.“ Rusty hockte sich nieder und der Schlosser holte ein breites, elastisches Band hervor. Dieses zog er der Lok nun über die Stirn. „Passt perfekt.“ „Ein neues Stirnband?“ „Das bekommen alle Loks von mir, die hier waren.“ „Das habe ich selber noch nicht geshen. Zeig mal her, Rusty.“ Vorne befand sich eine Metallplakette, in die das Symbol einer Flamme eingraviert war. „Sieht cool aus.“ „Vor einigen Jahren war sogar einmal eine E-Lok aus Elektanis hier zu Besuch. Sie bekam von mir eines mit einem Blitzsymbol auf der Plakette.“ „Wir treffen uns dann morgen früh unten am Strand.“ erklärte Fafnar. „Alles klar. Wir werden pünktlich sein.“ nickte Meister Justus. „Galathea…“ „Ja, Rusty?“ Das Weibchen wandte seinen Kopf. „Danke für deine Geduld.“ „Gern geschehen, kleiner Feuerbruder.“ Wenig später waren alle Drei in der Werkstatt versammelt. „Deine Komponenten sind nun alle aufgearbeitet und fertig.“ „Endlich! Ich bin froh, wenn ich wieder in meiner Hülle stecke.“ seufzte die Dampflok. „Fangen wird von unten an.“ erklärte Meister Justus und rollte einen Wagen herbei, in dem sich die Teile befanden. Als Rusty sein Oberteil wieder aufgesetzt bekam, fühlte es sich anders an.“ „Seltsam...fühlt sich an, wie...Leder...“ „Das ist Drachenhaut, Kumpel. Während Du unterwegs warst, haben ich und Meister Justus eine dünne Schicht aufgebracht. Weißt Du, manchmal streifen Drachen ihre alte Haut ab, wenn sie ihnen zu eng geworden ist. Und diese Haut kann für viele nützliche Dinge verwendet werden. Wir waren an einem speziellen Ort, wo Drachen sich häuten und haben dort diese Häute gesammelt.“ erzählte Casey. „Schlangen häuten sich auch. Digger hat mir das mal mit einer Fleckenotter gezeigt. Von denen leben Einige im verlassenen Teil des Bahngeländes. Sie sind aber harmlos.“ bemerkte Rusty. „Genau. Sie sind ja auch mit den Drachen verwandt. Auf jeden Fall ist so eine Haut ein guter Feuerschutz für Außen. Du brauchst also keine Angst mehr zu haben, anzukokeln.“ grinste der Lehrling. „Apropos ankokeln: Für dich habe ich auch noch ein kleines Abschiedsgeschenk, weil Du so fleißig mitgeholfen hast, Casey. Hier.“ Justus reichte dem Jungen eine flache Schachtel aus Holz. Oben im Deckel war das Bild eines Drachen eingeschnitzt. „Wow! Danke! Die ist echt toll!“ „Schau aber erst einmal, was drin ist.“ Casey klappte den Deckel auf. Im Innern lagen zwei olivgrüne Lederhandschuhe. „Oooh, sieh nur Rusty! Haben sie die selbst gemacht?“ Justus nickte. „Und das sind keine normalen Arbeitshandschuhe. Diese sind aus Drachenhaut gefertigt.“ „Ich weiß nicht, was ich sagen soll...“ „Es freut mich, das sie Dir gefallen. Sie sind übrigends absolut feuerfest. Was natürlich nicht heißen soll, das Du damit ins Feuer greifen sollst. Aber sie sind sehr widerstandsfähig.“ lächelte der Meister. „Ich denke, sie passen Dir.“ „Mal sehen...hm..noch ein wenig groß, aber ich wachse ja noch. In ein-zwei Jahren sitzen sie dann perfekt.“ „Nun siehst Du, was ich in den langen Winterabenden mache.“ „Wirklich kunstvolle Dinge.“ lächelte Casey. „Und Du bist nun auch wieder komplett.“ lächelte Meister Justus und zog die letzte Schraube fest. „Ich danke Ihnen, Meister. – Puh, ist schon ein Unterschied ohne die ganzen Aufsätze. Das merke ich jetzt.“ Am nächsten Morgen folgte der Abschied. Meister Justus begleitete die Beiden zum Strand wo bereits Fafnar und Galthea warteten. Auch Egidia war anwesend. „Alles Gute, kleiner Feuerbruder. Und auch für eure weitere Reise, junger Lehrling.“ „Danke, Egidia. Lass Opa Sidonius von uns grüßen.“ lächelte Casey. „Das werde ich.“ nickte das Drachenweibchen. „Gute Reise!“ rief Meister Justus und winkte. Casey blickte der langsam im Nebel versinkenden Insel nach. Wieder einmal war ein aufregendes Abenteuer zu Ende gegangen. „Dinah und Dustin werden Augen machen, wenn sie hören, was wir alles erlebt haben!“ lächelte er. „Ich freue mich, sie wiederzusehen.“ Auf dem flachen Felsenriff hieß es dann endgültig Abschied nehmen. „Wir werden dem Fischer ein Signal senden. Er wird euch dann bald abholen.“ „Alles Gute für eure weitere Reise. Und vergiss nicht, was Du bei uns gelernt hast, Rusty.“ „Das werde ich bestimmt nicht, Fafnar.“ „Lebt wohl.“ rief Galathea zum Abschied. Beide Drachen erhoben sich wieder in die Lüfte und flogen zur Insel zurück. Es dauerte nicht lange und eine rote Feuerzunge schoss hoch über Rusty und Caseys Köpfe hinweg. Und noch Eine. Zur gleichen Zeit begann auf dem Pier vor Francoises Haus ein struppiger Briard aufgeregt zu bellen. „Ist es wieder soweit, Pascal, mon ami?“ fragte der alte Fischer und stapfte auf den Steg. „Rwoff!“bellte der Hund aufgeregt. „Dann wollen wir die Beiden mal wieder abholen.“ Als die Sonne langsam hinter dem Horizont versank, näherte sich der Kutter von Francouise der Küste. „Da sind sie!“ rief Dinah, welche mit Dustin und Pascal auf dem Steg wartete. „Rusty! Ich kann Dinah und Dustin sehen!“ Die Dampflok hatte wieder stöhnend den Ladebaum umklammert. Casey seufzte. Seine Angst vor schwankenden Schiffen hatte er nicht verloren. „Ich will nur wieder auf festen Boden!“ jammerte Rusty. “Sind wir bald da?“ „Ja, Du großer Held.“ Casey schüttelte lächelnd den Kopf, während er am Bug stand und der Kutter langsam seinen Heimathafen ansteuerte. Fortsetzung folgt… Kapitel 13: Der neue Champion ----------------------------- Kapitel 13: Der neue Champion Zwei Tage später verließen Casey und sein kleiner Zug die Küste und setzten Ihre Reise weiter in das Landesinnere vor. Am späten Nachmittag passierten sie die Grenze zu Elektanis. „Elektanis, endlich! Von diesem Land habe ich schon so viel gehört!“ erklärte Casey. Das Land grenzte an Pretonia und der Lehrling war gespannt, ob es stimmte, was die Leute so alles erzählten. „Auf jeden Fall sind die Gleise viel moderner als in den anderen Ländern. Und in einem Top-Zustand.“ erklärte Dinah. „Ja, das Fahren hier ist fast wie ein Gleiten.“ schwärmte Dustin, während sie in Richtung Hauptstadt fuhren. Die Nacht verbrachten Sie auf einem kleinen Bahnhof. Tatsächlich sahen hier die Gebäude viel moderner aus, fast futuristisch. Und so war es auch mit den Zügen, denen sie bisher begegnet waren. „Du warst also noch nie in Technopolis?“ fragte der Stationsvorsteher, als Casey am Abend mit Ihm und seiner Familie zu Abend aß. „Nein, ich habe nur viel Tolles gehört.“ „Dann wirst Du morgen eine Überraschung erleben. Technopolis und Elektanis sind mit keinem anderen Land zu vergleichen.“ Früh am nächsten Morgen ging es weiter. „Wir sind gleich da! Ich kann schon die ersten Gebäude sehen!“ rief Casey, welcher aus dem Führerhaus gelehnt, nach vorne blickte. Am Horizont erhoben sich turmhohe, graue und weiße Gebäude. „Wow, das da vorne ist also Technopolis! Die Leute haben nicht übertrieben!“ Ein weit verzweigtes Gleisnetz führte in den Hauptbahnhof und zu vielen anderen Stationen und Nebenbahnhöfen. Casey musste sich sehr konzentrieren, um kein Signal oder keine Hinweistafel zu übersehen. Dann aber fuhr er mit seinem Zug in den imposanten Hauptbahnhof von Technopolis ein und kam auf dem dritten Gleis zum Stehen. „Wir sind endlich da! Es war schon immer mein Wunsch, diesen Bahnhof einmal persönlich zu besuchen!“ schwärmte Dinah.“ Seht euch das nur an!“ Der Hauptbahnhof war ein prächtiger hochmoderner Bau, die Wände im unteren Bereich waren mit weißem Marmor verkleidet. Über Ihnen wölbte sich ein großes Glasdach, mehrere Luken, die verschlossen werden konnten, sorgten für ausreichend Luftzirkulation. „Mann, so saubere Bahnsteige habe ich schon lange nicht mehr gesehen.“ meinte Rusty und ließ sich an dessen Kante nieder. „Mann kann fast davon essen.“ bemerkte Dinah. „UWAH!“ Rusty fuhr plötzlich erschrocken hoch. Etwas hatte ihn von hinten angestoßen. “Was in Starlights Namen ist denn das?“ Ein rundes, flaches Etwas bewegte sich summend auf dem Bahnsteig hin und her. In der Mitte hatte es eine Erhebung, die rot leuchtete. „Das kenne ich! Bei mir zu Hause gibt’s die auch! Das ist ein Staubsauger, der automatisch saugt! Sensoren verhindern, das er vom Bahnsteig herunterfällt oder an einer Wand stehenbleibt.“ „Du kennst dich gut aus, Junge.“ Ein Mann mit einer blauen Arbeitshose und einem Besen war hinter einer Hausecke aufgetaucht, offensichtlich jemand von der Putzkolonne. „Hehe, danke.“ lächelte Casey, nahm seine Mütze ab und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Woher kommt Ihr?“ „Aus Kommoran.“ „Dann habt Ihr schon eine weite Reise hinter euch. Technopolis wird auch die Stadt der Wunder genannt.“ „Ein treffender Name. Ich habe schon viel über dieses Land gehört.“ „Dann wünsche ich euch noch einen schönen Aufenthalt. Das Betriebswerk befindet sich übrigends zwei Kilometer weiter östlich von hier. Nehmt das Gleis 32a, dann kommt Ihr direkt hin.“ „Danke, Sir.“ Der Mann ging wieder seiner Arbeit nach, der seltsme Staubsauger folgte wie ein Hund. „Komisches Ding.“ brummte Rusty. „So Leute, ich erledige erst mal die Formalitäten, dann machen wir uns auf den Weg ins Betriebswerk.“ erklärte Casey und zog die erforderlichen Papiere aus seiner Umhängetasche. Diese ließ er neben Rusty stehen. Nach einer Weile begann Rusty in besagter Tasche zu kramen. „Rusty! Was soll das? Das sind Caseys Sachen! Du kannst nicht einfach darin rumwühlen!“ rügte Ihn Dinah. „Ich suche doch nur…ah, da ist es.“ Kopfschüttelnd beobachtete das Waggonmädchen, wie die kleine Dampflok das Liga-Informationsbuch herauszog. Dann begann er darin zu blättern. „Elektanis….aha, da. Hier ist also ein gewisser Volta Favorit?“ brummte Rusty. Er gab ein Bild von der Lok und er las die Informationen. „Oh mann! Der Bursche ist in der A-Liga! Wir haben doch ausgemacht, das wir solche Brocken nicht herausfordern!“ gab er laut seinem Unmut preis. „Dann machen wir nur einen Trainingslauf. Herausfordern können wir Ihn immer noch, wenn wir das passende Level erreicht haben.“ meinte Dinah. „Wir brauchen als nächstes einen C-oder B-Ligisten, um weiterzukommen!“ „Schon gut, Rusty. Aber es ist immer gut, seinen zukünftigen Gegner kennenzulernen! Und vor allem reizt mich diese tolle Stadt!“ schwärmte Dinah. „Da! Seht nur, da kommt gerade ein neuer Zug an!“ Die Lok, welche gerade mit einer Garnitur Personenwaggons einfuhr, besaß eine moderne, schnittige Form, keine Ecke und Kante war zu erkennen. Rusty verzog das Gesicht. Aalglatt, war sein Gedanke. Die Leute auf den Bahnsteigen, die in der Nähe vorbeigingen, warfen den Besuchern erstaunte und interessierte Blicke zu. „Mann, das ist noch eine richtige Dampflok! Die gibt es doch bei uns schon lange nicht mehr!“ hörte Casey einige Leute sagen. „Ja, nur noch den alten Elias, der im Museum für technische Geschichte lebt!“ „Hast Du gehört, Rusty? Die haben noch eine einheimische Dampflok!“ bemerkte Dustin. „Ja, die fristet ein armseliges Dasein in einem Museum! Als Ausstellungsstück!“ „Wir können Ihn ja mal besuchen gehen. Casey will Ihn bestimmt kennenlernen. Und-Cyrills Hülle soll doch hier auch stehen…“ sagte Dinah. „Ugh-erinnere mich nicht daran!“ schluckte Rusty. Casey hatte inzwischen alle wichtigen Ankunftsformalitäten erledigt und machte sich auf den Rückweg. Dabei wurde er immer wieder durch die architektonischen Wunder der weitläufigen Bahnhofshalle abgelenkt und wäre beinahe mit einer weiteren vollautomatischen Kehrmaschine zusammengestoßen, die selbstständig auf den Bahnsteigen Ihren Dienst tat. „Wow! Hier ist wirklich alles vollautomatisch!-Rollbänder und -treppen! Die gibt es in Kommoran nicht!“ „Ja, unsere Besucher aus dem Ausland staunen jedes Mal, wie modern hier alles ist. Die größten Erfinder und Wissenschaftler kommen aus unserem Land.“ hatte der Mitarbeiter im Anmeldungsbüro mitgeteilt und ihm Informationsmaterial mitgegeben. Rusty fühlte sich inmitten all dieser hochmodernen Umgebung sichtlich unwohl. Warscheinlich, weil er irgendwie nicht hierher passte. Aber Dinah war wie Dustin begeistert. Dinah fuhr immer wieder mit Ihrer Hand über den weißen Marmor, auf dem sie saß. Rusty stieß gelangweilt eine Dampfwolke aus und seufzte. “Technopolis ist nicht nur die modernste Stadt auf dem Kontinent, sondern die vielen Erfindungen haben sie auch zur Reichsten von allen gemacht.“ erklärte das Waggonmädchen. „Das ruft leider auch viele Neider auf den Plan.“ „Neider?“ wunderte sich Dustin. „Am schlimmsten sind die Kleptomanier! Die Klau-und Kopier-Nation, (Copy-Cat Nation) wie sie auch spöttisch genannt wird.“ „Zum Glück gibt’s bei uns nichts wertvolles für diese Klaubrüder.“ knurrte Rusty. „Tch, Red würde gut zu denen passen. Kommoran sollte Ihn Dorthin überstellen!“ Kurze Zeit später kehrte Casey zurück. „So, da bin ich wieder. Ich hoffe, Ihr musstet nicht zu lange warten, Freunde.“ „Kein Problem. Weißt Du, wo wir diesen Volta finden?“ fragte Rusty. „Ah, hast Du sich schon informiert?“ meinte Casey, als er das Info-Buch in Rustys Schoß entdeckte. „Ja, wir sollen uns ins große Depot beim Südbahnhof begeben. Dort befindet sich auch das Betriebswerk, es ist alles ein Gebäude. Dort finden wir Ihn auf jeden Fall. Fast alle Loks und Waggons wohnen dort. Und dort kriegen auch wir eine Bleibe. Wir müssen uns nur beim Betriebsleiter melden. Später dann, wenn wir uns etwas ausgeruht haben, kläre ich die Formalitäten für das Wettrennen. “ „Der Bursche ist aber ein A-Ligist! Das geht nicht so einfach!“ meinte Rusty. „Ich weiß. Es soll auch nur ein Proberennen werden, das nicht gewertet wird.“ Während der Fahrt zum Betriebswerk kam Casey mit seinem kleinen Zug auch an einem großen, aufwendig gestalteten Bau vorbei. „Das ist das technische Bahnmuseum! Von dem die Leute vorhin am Hauptbahnhof gesprochen haben!“ rief Dinah. „Hier hin haben sie auch Cyrill überführt.“ sagte Casey leise, der sich an den Fernsehbericht und sein Abenteuer vom letzten Jahr erinnerte. Bald darauf passierten sie ein großes Tor, das den Eingang zum Areal des Betriebswerkes bildete. „Mann, das ist ja ne richtige kleine Stadt!“ staunte Rusty. „Sind das etwa alles Lok-und Waggonschuppen? Hier kann man sich ja glatt verirren!“ „Gebäude B23! Da müssen wir hin, hat mir der Mann im Büro des Stationsvorstehers gesagt.“ erklärte Casey und steuerte Rusty langsam in das Innere der großen Halle. Als die Dampflok vor einem Prellbock zum Halten kam, sprang Casey aus dem Führerhaus und Rusty und die beiden Waggons transformierten. Der Lehrling sah sich um. „Hm, niemand da. Schauen wir mal dort drüben in den Stellboxen nach.“ Die ersten Beiden waren leer. Aber in der Dritten würden sie fündig. „Hey, das ist er doch!“ zischte Dinah. „Du hast recht. Das muss dieser Volta sein.“ nickte Rusty. Die E-Lok saß in Ihrer Box auf einem bequemen Sitz, der wie ein richtiges Sofa aussah und schien eingedöst zu sein. Unzählige Plaketten und Fotos schmückten die Wände. „Schau, Rusty! Sie trägt auch so ein Stirnband! Und es ist ein Blitzsymbol auf der Plakette! Wie Meister Justus erzählt hat! Er war also auch auf der Insel der Drachen!“ „Hallo? Entschuldige die Störung. Wir sind gerade angekommen.“ sagte Casey und kam näher. Die grün-gelbe Lok schlug die Augen auf und hob den Kopf. „Hallo, Du bist sicher Volta.“ grüßte der Lehrling. „Mein Name ist Casey, das ist mein Partner Rusty. Und die beiden Waggons heißen Dinah und Dustin.“ „Beim Starlight! Eine richtige Dampflok! Schon lange war bei uns keine mehr zu Gast! Willkommen im Hauptbetriebswerk von Technopolis!“ sprach die Lok erfreut und erhob sich, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Rusty überragte sie um einen Kopf. Jedoch Auffälligste an Volta war sein fächerförmiger Haarputz. Er war ebenfalls grün und besaß oben einen gelben Rand. Mann, wie viele Dosen Haarspray die wohl pro Tag braucht, dachte Casey. Volta reichte dem Jungen die Hand. „Was führt euch nach Technopolis? Ich sehe, Du bist im zweiten Lehrjahr. Du und dein Zug wollt wohl unser Land kennenlernen.“ „Das auch. Vor allem wollen wir dich herausfordern!“ „Ihr wollt gegen mich antreten? In einem Rennen?“ „Ja Volta. Nach den Unterlagen hier bist Du der Champion von Technopolis!“ erklärte Casey. „Das bin ich leider nicht mehr. Eure Daten sind in punkto Technopolis nicht mehr auf dem Laufenden. Ich habe bei der letzten Meisterschaft beim Finalrennen verloren. Da wurde ich nur Vierter. Und dann habe ich auch noch gegen meinen jüngeren Bruder verloren. Von drei Durchgängen, die gelaufen wurden, nur ein Mal gewonnen. Deshalb heißt der neue Champion für unseren Bahnhof und unser Land Electra. Er ist zwar vom Rennkomitee noch nicht anerkannt worden, da er noch ziemlich neu ist und noch nicht genug Plaketten hat, doch das wird sich sehr schnell ändern. Vor drei Tagen ist er mit zwei weiteren Plaketten zurückgekommen. Wenn das so weitergeht, ist er bald A-Ligist. Seine Technik ist unschlagbar!“ „Electra? Wer ist das? Von dem hab ich noch nie etwas gehört.“ bemerkte Rusty. „Tja, wie gesagt, Electra ist mein jüngerer Bruder. Das neueste Modell unseres Lokomotivwerks. Schnell, leicht und voll Computergesteuert! Er kann sogar die Weichen und Signale per Funk fernsteuern! Damit wäre ein Lokführer bei Ihm beinahe überflüssig.“ seufzte Volta. „Seit seiner Indienststellung vor sechs Monaten hat er nun schon sechs Plaketten gewonnen und ist auf dem besten Wege, Champion zu werden! - Meine Zeit als Rennlok ist vorbei. Wisst Ihr, die Karriere einer Rennlok geht auf und unter wie die Sonne. Die Sonne meiner Karriere ist im Sinken und sie geht mit Electra als neuem Champion wieder auf.“ „Dann wird Greaseballs Stern auch einmal sinken und vielleicht wird die Sonne mit Dir als neuem Favoriten von Kommoran wieder aufgehen.“ meinte Casey. „Du erwartest zu viel, Casey! Wir sind davon noch weit entfernt!“ „Rede keinen Unsinn! Wir sind schon in der C-Liga!- Wie ist Electra denn so? Kämpft er wenigstens fair?“ „Das tut er. Und wir verstehen uns gut. Schließlich sind wir Brüder. So, und nun zeige ich euch, wo Ihr für die Zeit eures Aufenthaltes wohnen könnt. Der Betriebsleiter hat mir die Aufgabe der Gästebetreuung übertragen, wenn ich nicht gerade Dienst habe.“ „Du warst also auch auf der Insel der Drachen.“ bemerkte Rusty und wies auf Voltas Stirnband, während sie sich zu den Gästequartieren begaben. Dieser nickte. Das ist aber schon lange her. Feuer ist zwar nicht mein Element, so wie deines, aber das Nutzen von Attacken mit Blitzen ist eine feuerverwandte Technik.“ „Verstehe.“ „Hm, als erstes muss ich mir ein neues Renn-Liga Buch besorgen. Das hier ist noch von vorletztem Jahr. Ich habs von Digger bekommen.“ Rusty, Dinah und Dustin bekamen zusammen eine große Stellbox, Casey wurde in die Quartiere darüber verwiesen. „Nummer Fünf ist gerade frei. Hier hast Du den Schlüssel. Steck Ihn einfach in den dafür vorgesehenen Schlitz unter der Klinke.“ erklärte Volta und reichte dem Jungen den elektronischen Türöffner. „Wow! Eine Chip-Schlüsselkarte! Wie in der Zukunft!“ „Du kennst dich gut in technischen Dingen aus.“ „Ich habe schon einiges darüber gelesen, aber das meiste kenne ich aus dem Fernsehen.“ „Aber sag einmal, was sind das für seltsame Schuhe, die da hinten an deinem Rucksack hängen? Die haben ja auch Räder! Aber alle hintereinander und in der Mitte!“ „Das sind Inline-Skates. Die benutzen wir bei mir zuhause.“ „Sieht interessant aus. Wir kennen hier so etwas nicht. Bei uns fahren nur wir Züge auf Rädern. Und die sind auch nicht so angeordnet.“ „Ich weiß. Vielleicht erfindet einer eurer klugen Köpfe einmal diese Dinger. Du kannst Ihnen ja einen Tipp geben und sie beschreiben.“ „Morgen ist mein Lokführer wieder hier, Mr. Roberts. Sein Bruder arbeitet in einem dieser Technischen Entwicklungslabors. Ihn wird das sicher interessieren.“ „Denke ich schon. Ich kann euch später dann zeigen, was man mit den Dingern alles machen kann!“ „Casey, dürfte ich eure Plaketten einmal sehen?“ fragte Volta. „Tch, er glaubt uns nicht!“ dachte Rusty ärgerlich. „Na sicher! Moment…“ Der Lehrling holte die lederne Mappe hervor und klappte sie auf. „Ho! Tatsächlich! Sogar gegen Espresso, den harten Brocken!- Acht Plaketten! Du machst dich, Kleiner! Ich hätte nicht gedacht, das eine Dampflok noch zu solchen Leistungen fähig ist.“ bemerkte die grüne E-Lok anerkennend. „Gerade das wollen wir beweisen.“ nickte der Lehrling. Casey stieg mit seinem Rucksack nach oben und schritt die Türen ab. „Nr. 5. Da ist es.“ Als der den elektronischen Schlüssel in die vorgesehene Öffnung steckte, glitt die Tür Sekunden später mit einem leisen Summen auf. Das Zimmer war modern eingerichtet, ähnelte sonst aber in der Ausstattung den Quartieren auf den anderen Bahnöfen. Neugierig probierte Casey die Knöpfe aus, die er fand und staunte jedes Mal über das, was sie auslösten. Das Fenster öffnete oder verdunkelte sich, die Tür öffnete und schloß sich wieder oder eine andere Tür glitt auf und gab den Blick auf das Badezimmer frei. „Toll, hier hat jeder sein eigenes Bad!“ Nachdem er ausgepackt hatte, begab er sich wieder nach unten. Er entdeckte Volta, der mit Rusty , Dinah und Dustin auf einem Bahnsteig der großen Lok-Halle stand. Außerdem war noch ein Lokführer bei Ihnen. Der Junge gesellte sich zu der Gruppe. „Casey, das ist Mr. Borrow, der Lokführer von Electra.“ stellte Volta vor. „Guten Tag, mein Name ist Casey Jones. Ich bin ein Lehrling aus Kommoran.“ Die Uniformen der Lokführer von Elektanis waren blaue Einteiler, mit gelben Ärmelaufschlägen und Kragen. „Du bist also der Lehrling von Rusty.“ „Und wo ist Ihre Lok?“ „Er müsste gleich kommen. Ich bin schon vorher am äußeren Servicegleis ausgestiegen. Eigentlich bräuchte er gar keinen Lokführer mehr. Wir könnten Ihn einfach von der Stellwerkzentrale aus programmieren, so wie seine neuen Waggons. Die Daten für Steuerung und Signale werden über einen Leitungsdraht zwischen den Schienen in Electras Computer übermittelt. Er weiß also genau, was er tun muss. Vielleicht wird das Fahren ohne Lokführer später einmal eingeführt.“ „Aber dann wären wir ja überflüssig! Und bisher hat jede Lok immer einen Lokführer gehabt!“ „Das ist wahr, mein Junge. Aber noch ist es zum Glück ja nicht soweit. Ganz ohne Anweisung von mir kann selbst Electra nicht seinen Dienst verrichten. Obwohl Electra die Perfektion selbst ist! Die größte Errungenschaft, seit Lokomotiven gebaut werden! Und da kommt er auch schon.“ erklärte Mr. Borrow nicht ohne Stolz. Ein großes Tor auf der rechten Seite der Lokomotivenhalle glitt langsam und geräuschlos auf und eine imposante Gestalt rollte herein. Electra war im Humanoid-Modus eine glänzende, rot-blaue Lok mit einer ebenso farbigen, riesigen Irokesen-Punk-Frisur, die aus seiner Kappe ragte. Sein dunkelhäutiges Gesicht war starr nach vorne gerichtet, langsam bewegte sich Electra auf seinen Lokführer zu. Ihm folgten vier Waggons, ebenfalls im Humanoid-Modus. „Der Waggon rechts von Electra ist Wrench, eine fahrbarer Seilwinden-Kranwaggon.“ erklärte Mr. Borrow. Der Waggon trug als Kopfbedeckung eine Seilwinde auf dem Kopf, eine zweite befand sich um die Hüfte als Gürtel. „Und das da ist Joule, ein Wagen für Sprengstoff und andere gefährliche Güter. Sie wurde aus besonders widerstandsfähigem Material gebaut, damit im Notfall das Gefahrgut gesichert ist. Sie wird benötigt, um gefährliches Sprengmaterial in den Norden des Landes zu transportieren, dort befinden sich unsere drei größten Bergwerke für Rohstoffe. Wir haben außerdem schon von Nordsland einen Auftrag für drei Waggons ihres Types bekommen. Nordsland hat das größte Bergbauwesen des Kontinents und wir beziehen fast die Hälfte unserer Erze von dort.“ Joule war schlank und hochgewachsen und hatte ebenfalls eine Punkfrisur, blond mit roten Strähnen. Hinten war das Haar zu einem Schopf zusammengebunden, ein langer rot-blonder Zopf ragte als Abschluß hinten am Kopf herab. Ihr Gesicht war mit roten und blauen Warnstreifen geschminkt, um darauf aufmerksam zu machen, das sie ein Waggon für spezielle gefährliche Güter war. Auf den Schultern trug sie einen blau-rot-weiß gestreiften Überwurf, der mit Warnhinweisen beschriftet war. Der Rest Ihres schlanken Körpers war mit einer Hülle aus glänzenden Chromplatten überzogen. „Dann haben wir hier noch Purse, den elektrisch gesicherten Panzerwaggon für wertvolle Güter und Aid, einen Sanitäts-und Reparatur-Waggon für erste Hilfe und andere Notfälle. Sie kann Menschen und Zügen gleichermaßen in Notsituationen helfen.“ fuhr Mr. Borrow fort. Purse trug eine rote Schirmmütze, war ebenfalls silbergrau und besaß ebenfalls das Warnzeichen für elektrische Sicherung. Aid trug einen Helm, der jenen ähnelte, die die römischen Legionäre früher trugen. Auf dem Helm saß eine blaue Warnblinkleuchte, bestimmt hatte sie auch eine Sirene, um in Notfällen schnell am Unfallort zu sein. Ein Überwurf mit einem roten Kreuz vorne auf der Brust vervollständigte Ihre Erscheinung. Ihr Gesicht war weiß und zwei rote breite Streifen zierten die Wangen. Jeder Waggon hatte zudem besonders betonte Augen durch eine individuelle Färbung, die teilweise wie etwas überschminkt aussah, fand Casey. „Alle Waggons, die Ihr hier seht, gehören zur neuesten Baureihe, wie Electra. Wenn sie sich gut bewähren, wird im nächsten Jahr eine weitere Baureihe folgen.“ Electra war inzwischen vor seinem Lokführer stehengeblieben. Er überragte Ihn natürlich um einiges an Größe, auch Rusty reichte Ihm gerade bis zum Brustkasten. „Grummel…wieder bin ich der Kleinste hier!“ grollte er im Stillen. „Sogar die Waggons sind größer als ich!“ „Electra meldet sich zurück. Betriebscheck durchgeführt und abgeschlossen!“ meldete die E-Lok. „Ordnungsgemäße Funktion der kompletten Garnitur- bestätigt!“ meldete Wrench. Ihre Stimme klang verzerrt wie die einer Maschine. Genauso war es mit den anderen Waggons. Nur Electra hatte eine normal menschlich klingende Stimme. „Hey, Leute, wie oft soll ich es noch sagen, Ihr seid keine steifen Computer, obwohl jeder von euch einen eingebaut hat, sondern selbst denkende Geschöpfe! Die perfektesten, die bisher geschaffen wurden. Also benehmt euch auch so. Werdet lockerer!“ ermunterte Mr. Borrow die Waggons und Ihre Lok. Ihr habt nicht nur eure Daten, sondern auch Fähigkeiten wie wir Menschen! Instinkte zum Beispiel. Handelt nicht immer nur stur nach euren Programm!“ „Tut mir leid, wir müssen uns erst daran gewöhnen.“ bemerkte Electra. “Diese ganzen fremdartigen Gefühle...“ „Keine Sorge, Ich habe doch schon bei eurer Inbetriebnahme versprochen, das ich euch immer hilfreich zur Seite stehen werde.“ lächelte Volta. “Fangen wir gleich an. Schaut, wir haben Besuch aus Kommoran!“ „Kommoran-die Hauptstadt von Ruthia.“ bemerkte Joule trocken. „Äh, hi, Electra. Ich bin Rusty. Und das ist Casey, mein Lehrling.“ stellte sich die kleine Dampflok etwas unbehaglich vor. Die hypermoderne Lok starrte ihn zuerst kurz an. „Du bist eine Dampflok.-Prüfe Datei....hm…hm…Baureihe nicht bekannt.“ „Electra!“ mahnte Mr. Borrow. „Du klingst wieder wie ein Computer!“ „Tut mir leid, Sir.“ „Ist nicht schlimm. So was wie mich gibt’s hier wohl nicht und hat es wohl nie gegeben.“ „Oh doch. Vor langer, langer Zeit waren unsere ersten Lokomotiven auch Dampfer. Aber das war noch bevor ich geboren wurde Ihr kennt doch sicher den legendären Cyrill.“ erklärte Mr. Borrow. „Und ob wir den kennen. Wir haben schließlich seine Hülle letztes Jahr entdeckt.“ bemerkte Casey. „Ach Ihr wart das! Ja, deshalb kommt mir dein Gesicht auch irgendwie bekannt vor!“ nickte Mr Borrow. Nach und nach machten sich alle untereinander bekannt. Nebenbei stupste Casey Rusty an und wies auf Electra. „Ich soll..?“ „Na los, Kumpel! Warum muss ich immer die Herausforderungen machen?“ raunte Casey Ihm zu. Also trat Rusty vor, straffte seine Gestalt und erklärte: „Electra, ich würde gerne gegen dich ein Wettrennen laufen.“ „Gleich um eine Plakette, Mann? Nach meinen Berechnungen habt Ihr höchstens eine Chance von 30 Prozent.“ „Warum nicht? Ich verlasse mich nicht auf Berechnungen. Sondern darauf, das immer etwas Unvorhergesehenes geschehen kann. Wir wollen es versuchen!“ sprach Casey. „Mein kleiner Optimist!“ seufzte die Dampflok. „Da musst Du dich aber anstrengen, denn ich bin sehr schnell. Sogar schneller als mein älterer Bruder Volta! Und ich habe starke Attacken! Und der Stationsvorsteher hat meine Anerkennung vom Rennkomitee heute früh erhalten. Sie haben die Aufzeichnungen gesehen und sind schwer begeistert. Ich habe die Nachricht vorhin empfangen. Also ist es jetzt offiziell. Ich bin der neue Champion von Elektanis.“ „Hey, toll, Kumpel! Gratuliere!“ rief Mr. Borrow. „Wie viele Plaketten hast Du bis jetzt?“ fragte Casey. „Mit den letzten Zwei, die ich kürzlich gewonnen habe-neun.“ antwortete Electra. „Nur Eine mehr als wir! Er ist auch C-Ligist! Dann können wir wirklich ein reguläres Rennen laufen!“ „Der schlägt uns mit fliegenden Puffern!“ „Und wenn schon, Rusty! Wir lernen Ihn auf jeden Fall besser kennen und welche Techniken er bei Rennen benutzt.“ „Okay. Du hast meinen Lehrling gehört. Wir treten gegen dich an.“ seufzte Rusty. „Gut. Ich werde dem Stationsvorsteher in Kenntnis setzen, damit er einen Termin festlegt. Ihr müsst euch dann bei Ihm melden.“ erklärte Mr. Borrow. „Verstanden.“ nickte Casey. „Und bis dahin-seid unsere Gäste.“ erklärte Volta. Kurz darauf saßen Casey und Co. mit Ihren neuen Freunden in Electras Stellbox zusammen und erzählten. Electras war noch größer und komfortabler eingerichtet als die von Volta. Letzterer hatte sich verabschiedet, da sein Dienst begonnen hatte. Mr. Borrow hatte Mittagspause und würde erst zur nächsten Schicht in zwei Stunden wieder kommen. Doch zuvor hatte er einen Lieferdienst beordert, Casey etwas zu essen zu bringen. „Aber das nächste Mal koche ich Dir wieder etwas.“ bemerkte Dinah. „Ich bin erst seit gut sechs Monaten in Betrieb und hatte nicht so viel Zeit für Rennen. Ich musste erst die ganzen Arbeitsabläufe hier lernen und Fahrbetrieb trainieren.“ erzählte Electra nach dem Mittagessen. „Aber bis zur Weltmeisterschaft schaffe ich leicht den Rest. Außerdem habe ich sämtliche Renndaten und Regeln in meinem elektronischen Gedächtnis gespeichert! Eure fehlen noch. Aber das wird gleich erledigt.“ Electra schloß kurz die Augen und öffnette sie dann wieder. „Datenbank ergänzt.“ sagte er. „Was könnt Ihr denn für Attacken?“ fragte Casey die Waggons. „Also ich noch keine. Zudem bin ich in erster Linie ein Rettungswaggon. Joule ist bisher immer Electras Rennpartnerin gewesen, einmal war es auch Purse.“ erklärte Aid. „Aha. Und was kann sie?“ „Sie kann ziemlich unangenehme Blitznadeln loslassen. Das zwiebelt vielleicht, wenn die treffen! Sprengstoffattacken sind wegen der zerstörerischen Wirkung und Gefahr grundsätzlich verboten! Es gibt bisher auch keine solche Attacken.-Purse kann als Attacke “Zahltag/Goldregen” aber die wurde ihm verboten. Ihr könnt es euch ja denken, warum.” “Klar, er kann ja nicht mit Geld schmeißen. Er soll es ja sichern und nicht verprassen.” grinste Casey. Pünktlich kam Mr. Borrow von seiner Mittagspause zurück. „So, Electra. Unsere nächste Schicht steht an. Von euch Waggons brauche ich nur Purse.“ Der gepanzerte Waggon nickte und erhob sich mit Electra. „Sag mal Volta, wie wäre es, wenn Ihr eine kleine Rundfahrt mit unseren Gästen macht und sie dann zu unserem Stationsvorsteher bringt, wegen der Formalitäten für das Rennen.“ sprach Mr. Borrow. „Aid und ich begleiten euch.“ sprach Joule. “Für uns gibt es gerade nichts zu tun.“ „Hey, das wäre toll. Ich möchte gerne mehr von Technopolis sehen!“ nickte Casey. Der Lehrling, Rusty, Dinah und Dustin sahen zu, wie Electra zu einer schnittigen, stromlinienförmigen E-Lok transformierte und sein Lokführer dann in den Führerstand kletterte. „Also, bis nachher!“ „Gute Fahrt!“ Langsam glitt Electra aus der großen Halle, sein Elektromotor surrte leise. „Weiches Anfahren. Ich wette, die Fahrgäste spüren kaum, wenn Electra losfährt oder bremst.“ meinte Dinah. “Bei Dir Rusty ruckelt das immer.“ „Das ist nun mal so bei Dampfloks. Nur eine elektronische Steuerung kann eine so präzise Fahrt steuern.“ erklärte Casey. „Wollen wir gleich los? Oder wollt Ihr euch vorher etwas ausruhen?“ fragte Volta. „Nein, wir sind nicht müde. Volta, können wir auch in das technische Museum fahren? Ich würde gerne den alten Elias kennenlernen. Ich habe einige Leute von Ihm sprechen hören.“ bat der Junge. „Kein Problem. Elias freut sich sicher, eine Lok aus seiner Familie zu sehen.“ erklärte Joule und Volta nickte. Und so waren die neuen Freunde wenig später auf dem Bahngelände von Technopolis unterwegs. Alle waren im Humanoid-Modus gelblieben, Volta, Joule und Aid konnten nun das erste Mal Casey mit seinen Rollerblades in Aktion sehen. „Das ist cool! Er hängt sich einfach hinter seine Lok und lässt sich ziehen! Das keiner von den Entwicklern hier bei uns bisher auf so eine Idee gekommen ist!“ sagte Joule begeistert. Casey staunte über die hohen und modernen, meist turmförmigen Gebäude. So stellte er sich eine Stadt aus der Zukunft vor. In der Ferne glitzerten die Scheiben der Glasfassaden in der Sonne. Im Ostteil der Stadt gab es fast nur Fabriken und Entwicklungsstätten. Ein riesiges, modernes Industriegebiet. Was Casey besonders überraschte war, das es keine Umweltverschmutzung gab, keine Abgase stiegen aus den Kaminen in den Himmel, nur dünne, weiße Rauchfahnen. Der Ostbahnhof war fast ein reiner Güterbahnhof. Nur für die Arbeiter gab es zwei spezielle Bahnsteige für den Personen-Werksverkehr. Während der Fahrt hielten Joule und Aid fast immer Ihren Funkkontakt aufrecht. Jeder der neuen Waggons hatte ein Funk-und ein Ortungsgerät, außerdem ein modernes Navigationssystem. „Da vorne ist das Museum. Ihr seid sicher auf eurem Weg vom Hauptbahnhof hier vorbeigefahren. Elias ist dort nicht nur ein Ausstellungsstück, er macht auch Führungen durch seine Abteilung und manchmal auch noch Museumsausfahrten.“ erklärte Volta. Der Eintritt für alle Bahnbediensteten war frei. An diesem Nachmittag waren nur einige Schulklassen in den Hallen unterwegs und eine Gruppe wurde tatsächlich von einer großen, blau-schwarzen Dampflok im Humanoid-Modus angeführt. Casey und seine Freunde schlossen sich der Gruppe an, einige der Kinder umringten sofort die Loks und Waggons und bestaunten sie. „Oh-welch seltener Besuch! Normalerweise verirren sich keine noch im Dienst stehenden Züge hierher!“ rief Elias lachend. „Dieser junge Lehrling und seine drei Partner sind aus Kommoran und wollten dich kennenlernen.“ erklärte Volta.“ „Willkommen im technischen Museum von Elektanis! Es ist das Größte und Einzige auf dem ganzen Kontinent!-Entschuldigt mich für einen Moment, ich will nur noch diese Führung beenden und dann nehme ich mich für euch Zeit.“ „Klar, kein Problem.“ Vor Joule war ein kleines Mädchen stehengeblieben und reckte die Arme. Es mochte wohl erst sechs Jahre alt sein, doch das hochgewachsene, schlanke Waggonmädchen mit der wilden Frisur machte Ihm keine Angst. „Heb mich hoch!“ rief das Kind. Und Joule leistete der Bitte sofort Folge. Sie hob das kleine Mädchen hoch, welches vergnügt kicherte und das ernst blickende Waggonmädchen anstrahlte. Und Joule begann das Lächeln zu erwidern. Sie hatte noch nicht viel mit Menschen zu tun gehabt, doch es begann Ihr zu gefallen. Aber sie hatte auch viele Fragen. Doch die würde Ihr Mr. Borrow oder andere Menschen sicher beantworten können. Vorsichtig setzte Joule das Mädchen wieder ab. Wenn sie auch neu war, eines hatte man Ihr bereits erklärt: Das sie Menschen vorsichtig und behutsam behandeln musste. Vor allem Kleine wie diese Kind. Es winkte Ihr lächelnd zum Abschied zu, dann lief es zu seinen Klassenkammeraden. „Das war wohl das erste Mal, das sich ein Kind für dich interessiert hat.“ bemerkte Dinah, die neben Sie getreten war. Joule nickte. „Man hat uns einiges über unsere Erbauer gelehrt, aber es ist ein seltsames Gefühl, sie so nahe bei sich zu haben.“ sagte sie. „Menschen sind etwas Besonderes. Und wir sind fast so wie sie. Und das verdanken wir dem Starlight Express.“ Kurze Zeit später kehrte Elias zurück. „So, jetzt habe ich für euch Zeit. -Ihr Vier seid also aus Kommoran.“ „Mein Name ist Casey Jones und das ist mein Partner Rusty. Und das sind Dinah und Dustin.“ „Ein dampfender Verwandter! Ich habe schon lange keine Dampflok mehr zu Besuch gehabt! Seit dem letzten Dampftreffen ist bereits einige Zeit vergangen! Sei willkommen, Bruder!“ rief Elias erfreut und reichte Rusty die Hand. „Ist das nicht langweilig, tagein, tagaus nur hier in diesem Museum festzusitzen?“ wollte Rusty wissen. „Nein, für mich nicht. Es gibt immer etwas zu tun. Vor allem die Führungen machen mir großen Spaß. Und es kommen immer wieder Kinder, die mit mir spielen wollen. Und manchmal gibt es noch Sonderfahrten mit mir, denn ich war einst die Schnellste und stärkste Lok von Technopolis! -Du siehst, ich bin nicht einsam.-Kommt, ich führe euch herum!“ „Na siehst Du, Rusty, der alte Bursche ist zufrieden mit seinem Dasein.“ raunte Casey seinem Partner zu, als sie Elias in die Abteilung für Verkehrsgeschichte folgten. „Ach, bevor ichs vergesse. Seht mal nach draußen.“ Alle blickten durch die großen Fensterscheiben. Auf dem Platz vor dem Museum stand eine gut fünf Meter hohe Statue auf einem Sockel. „Wer ist das?“ fragte Casey. „Das, meine lieben Freunde, ist Cyrill, der Starke. Er wurde einst vor über 200 Jahren hier in Technopolis erbaut, in Elektanis nahm die Geschichte der Eisenbahn auch ihren Anfang. Cyrill hat sich durch große Taten einen Namen gemacht. Er ist zur Legende geworden. Das Gesicht der alten Elias war auf einmal ernst geworden. „Ich weiß. Er hat uns davon erzählt. Er spricht vor allem oft mit Rusty.“ „Was? Wirklich? Dann ist Cyrill dein spiritueller Führer!“ „Die Beiden waren es auch, die sein Grabmal entdeckt haben, Elias.“ sprach Volta. „Ja, wir sind zufällig dort hineingeraten.“ murmelte Rusty kleinlaut. „Und Cyrill hat Ihm seinen Helm überlassen.“ bemerkte Casey. „Ach deshalb hat er gefehlt.“ „Auch Espresso hat uns einiges erzählt. In Via Coronna gibt es ebenfalls eine Gedenkstätte.“ „Dann wird sich der alte Cyrill sicher freuen, das Ihr seine alte Heimat besucht. Wisst Ihr, zu Cyrills Lebzeiten beherrschten Unruhen und Kriege den Kontinent. Viele Menschen verloren damals Ihr Leben, es herrschten Chaos und Leid. Heute gibt es Organisationen und Allianzen, die sofort einschreiten, wenn irgendwo Not und Leid herrschen. Sei es durch einen Krieg oder eine Naturkatastrophe.“ „Hast Du das auch miterlebt, Elias?“ „Oh nein. Ich bin zwar alt, aber nicht so alt. Doch Cyrill und seine Brüder und Schwestern haben es erlebt. Und sie kämpften mit den Menschen für ein besseres Leben. Vor allem ein Tyrann wollte unsere und die angrenzenden Länder erobern und unterwerfen. Aber Cyrill hat das verhindert.“ erzählte Elias weiter.“ Es war eine dunkle Zeit. Vielen Menschen ging es damals nicht so gut wie heute und viele unserer Nachbarländer waren neidisch auf uns Elektanier. Elektanis ist eines der größten und fortschrittlichsten Länder. Das war es auch damals schon. Die klügsten Köpfe brachte es hervor, die unser Land den Wohlstand brachten. Elektanis fürchtete damals um seine Vormachtstellung, deshalb teilte es nur wenige Erfindungen mit den Anderen, z.B, die Eisenbahn, der Ausbau des Gleisnetzes nahm hier seinen Anfang.“ „Oh ja, das alte Spiel um die Vormachtstellung.“ seufzte Casey. „Heute ist das anders. Viele Völker haben aus der Vergangenheit gelernt und wir Elektanier teilen nun unser Wissen und arbeiten mit vielen anderen Ländern zusammen. Es entstand ein richtiges Netzwerk. Natürlich hat jedes Land auch streng geheime Projekte.-Wie gesagt, Cyrill wollte Menschen und Züge gleichermaßen vor denen beschützen, die anderen Leid zufügten. Er reiste viel, wie ihr und lernte.“ „Er hat uns erzählt, was in der letzten großen Schlacht passierte und das Ihn seine Anhänger zurücklassen mussten. Und keiner hat den geheimen Standort des Grabmals preisgegeben.“ „Das Böse ist niemals ganz aus der Welt verschwunden. Und das wird es auch nie.“ seufzte Elias. „Ich weiß. Das ist bei uns auch so. Wie zwei Seiten einer Münze.“ „Genau. Das Eine kann nicht ohne das Andere. Gut und Böse, Licht und Dunkelheit. Aber die Menschen haben in den letzten Jahren viel gelernt und arbeiten jetzt besser denn je zusammen, um Konflikte zu lösen. Unruhestifter wird es immer wieder geben. Sei also auf deinen Reisen trotzdem immer vorsichtig und wachsam.“ „Ja, Elias. Diese Erfahrung musste ich vor Kurzem machen.“ „Moment mal! Davon habe ich gelesen! War das der Fall mit der illegalen Mine?“ „Genau. Wenn Rusty nicht gewesen wäre. Er hat mich schon oft vor Schlimmeren bewahrt.“ „Das gehört sich auch für eine echte Lehrlok.“ nickte Elias anerkennend. „Sag, bist Du auch früher Rennen gefahren?“ fragte Dustin. „Hoho, nein. Zu meiner Zeit gab es die Rennliga noch nicht. Erst als die verschiedenen Loktypen entwickelt wurden. Und in den letzten Jahren gab es meist immer nur zwei Favoriten. Volta und Greaseball, der ja aus eurer Heimat stammt. Mal sehen, ob er auch gegen Electra ankommt!“ „Stimmt. Ich habe es nachgelesen. Volta hat vier Final-Siege errungen, Greaseball bisher drei. Aber vielleicht gibt es bald einen dritten ernstzunehmenden Gegner!“ erklärte Casey. „Wirklich? Wer soll das sein?“ „Mein Partner Rusty!“ „Was? Du machst wohl Witze! Eine Dampflok gegen Diesel und eine supermoderne E-Lok?“ Eilas begann zu lachen. „Du wirst schon sehen! Wir haben Electra zu einem Rennen herausgefordert! Wir sind bereits in der C-Liga!“ „Ihr habt wirklich Mut, Ihr beiden! Also das Rennen werde ich mir nicht entgehen lassen!“ Während des angeregten Gesprächs hatte die Gruppe eine weitläufige Halle betreten. „So, das ist nun die meine Abteilung. Hier steht eine Auswahl alter Loks und Waggons aus der Vergangenheit von Technopolis.“ erklärte die große Dampflok stolz. Elias wies auf eine Reihe von Waggons und drei Lokomotiven, die hintereinander in fünf Reihen standen. Casey lief neugierig um die Austellungsstücke herum, blieb immer wieder stehen, um sich bestimmte Details zu betrachten. Rusty überkam wieder ein mulmiges Gefühl. „Elias...diese Waggons und Loks hier...sie rühren sich nicht mehr. Sind die etwa...auch nur leere Hüllen?“ „Nicht alle. Einige Waggons stammen noch aus der Zeit bevor das große Wunder mit uns geschah. Es sind ganz normale Fahrzeuge, die nie zum Leben erwacht sind. Aber die anderen, Diese hier vorne sind nur noch die leeren Hüllen derer, deren Seelen vor langer Zeit zum Starlight Express in den Himmel zurückgekehrt sind. Jede Seele von unserer Art kehrt irgendwann einmal dahin zurück, wo sie einmal herkam. Aber die Menschen haben zum Gedenken und für die vielen Jahre treuer Dienste diese Maschinenmodushüllen liebevoll restauriert und somit Ihr Gedenken an Sie erhalten. Wenn meine Zeit kommt, wird meine Hülle auch hier Ihren Platz einnehmen. So wie die von Cyrill. Aber das wird noch eine Weile dauern.“ lächelte die alte Dampflok. “Und glaube mir, kleiner Rusty, davor brauchst Du dich nicht zu fürchten. Wir verschwinden ja nicht. Unsere Seelen sind dann nur wieder ein Teil des Sternenhimmels, über den der Starlight Express wacht.“ „Wo ist eingentlich Cyrill aufgebahrt?“ fragte Casey, als er sich wieder der kleinen Gruppe anschloss. „Dort hinten, in dem separaten Raum mit dem Vorhang. Und da gehen wir jetzt hin.“ erklärte Elias. Hinter dem schweren, grünen Vorhang, in dessen Mitte sich das Emblem der Eisenbahngesellschaft von Elektanis befand, stand ein großer, dunkelblauer Waggon, dessen Fenster innen mit violetten Vorhängen verhüllt waren. In der selben Farbe waren auch die Wände gehalten, rechts neben dem Eingang war eine vergoldete Tafel mit einer Inschrift angebracht. „Das also ist Belle. Sie war ein Schlafwagen und Cyrills engste Gefährtin. Man hat alles getan, um Ihre Hülle vor der Zerstörung zu bewahren, nachdem Ihre Seele Cyrill zu den Sternen gefolgt war. Lange wurde sie an verschiedenen Orten versteckt gehalten, bis der Krieg, mit dem der Tyrann Sydar fast den ganzen Kontinent überzogen hatte, beendet war. Erst vor vierzig Jahren wurde sie unter einem Berg von alten Planen wiedergefunden, als man eine alte Fabrikhalle abriss. Sie wurde restauriert und hat seitdem Ihren Platz hier im Museum. Und seit letztem Jahr ist in Ihrem Innern Cyrills humanoide Hülle aufgebahrt.“ erzählte Elias. Volta, Joule und Aid waren beim Vorhang stehengeblieben und hatten Ihre Köpfe gesenkt. „Viele Loks und Waggons kommen hierher, um den Beiden Ihre Ehre zu erweisen.“ „Darf…darf man auch da reingehen?“ „Wenn Du willst...am hinteren Ende dort.“ Casey nickte und schritt langsam neben dem großen Waggon her, bis er die offene Tür entdeckte. Er stieg die Stufen empor und schob den Vorhang beiseite. Ein schmaler Gang tat sich vor Ihm auf, auf der linken Seite entdeckte Casey nebeneinander etliche Abteiltüren. „Aha. Erste Klasse.“ murmelte er. Langsam schritt er weiter, der dicke Teppichboden dämpfte seine Schritte. Die Beleuchtung war gedämpft, einige alte gerahmte Fotos zierten die Wände zwischen den Fenstern. Der Gang endete an einer verglasten Metalltür mit dem Emblem der Eisenbahngesellschaft. Der Lehrling drückt sie auf und betrat nun einen größeren Raum, die zweite Klasse. Hier gab es keine Abteile und eine Glaswand versperrte den Weiterweg. Casey sah sofort warum. In der Mitte des Raumes, auf einem massiven Tisch, war ein rotes Tuch ausgebreitet und darauf lag eine ungewöhnlich große menschliche Gestalt aufgebahrt. Der Körper selbst war mit einem schweren, dunkelblauen Tuch verhüllt, das in der Mitte wieder das Emblem der Bahngesellschaft von Elektanis zierte. „Cyrill…sie haben dich also heimgebracht. Das freut mich. Du und Belleseid nun endlich wieder vereint. Eure Seelen wie auch eure Hüllen. Cyrill, Rusty hält deinen Helm in Ehren und er hat große Fortschritte gemacht. Aber das weißt Du ja sicher.“ murmelte der Lehrling und blickte durch die Glasscheibe. „Natürlich.“ vernahm er plötzlich eine Stimme. „Hallo, Cyrill.“ „Es ist schön, das Ihr beiden den Weg hierher gefunden habt. Ich wünsche euch noch viel Spaß hier in Technopolis, ihr habt ja bereits neue Freunde gefunden.“ „Ja, das haben wir.“ nickte Casey. Rusty war indessen auf eine Empore gestiegen, die extra für Loks und Waggons seitlich am Schlafwagen angebaut worden war, damit auch diese einen Blick nach innen durch zwei unverhüllte Fenster werfen konnten. „Danke, das Du mir immer Mut machst, Kumpel.“ murmelte die kleine Dampflok und blickte auf die verhüllte Gestalt. Plötzlich zuckte Dinah, den neben Rusty stand, zusammen. „Belle?“ keuchte sie erschrocken. „Dinah, halte immer ein Auge auf Casey. Es ist gut, das Du wieder dabei bist. Mit Cyrills Lehrling habe ich das auch immer getan.“ „Das werde ich, Belle.“ nickte Dinah. „Cyrill hat also mit Dir gesprochen?“ staunten die anderen, als alle wieder in der Haupthalle standen. Casey nickte. „Und ich habe Belles Stimme gehört.“ bemerkte Dinah. „Was? Ehrlich? Was hat sie gesagt?“ „Das ich ein Auge auf dich halten soll, junger Lehrling.“ Casey zog eine Schnute. „Frauen.“ brummte er. Die Anwesenden mussten daraufhin herzlich lachen. Fortsetzung folgt… Kapitel 14: Miese Tricks! ------------------------- 14. Miese Tricks Nach diesem interessanten Besuch brachten Volta und die drei Waggons Rusty und Casey zurück zum Hauptbahnhof. Diesmal verblieben Sie im humanoiden Modus und Casey zeigte, der einheimischen Loks und den Waggons, wie er es mit seinen Rollerblades handhabte. „Auf so eine Idee muss man erst mal kommen! Das würde sich bei uns wohl kein Lokführer trauen.“ sprach Volta, der mit Joule und Aid auf dem Nebengleis dahinrollte. „Rusty darf auch nicht zu schnell fahren, sonst haut´s mich vom Gleis. Was seine Geschwindigkeit angeht, hat er in den letzten Monaten ganz schön zugelegt.“ erklärte Casey. Hintereinander rollten die beiden Garnituren auf einem der Nebengleise in den Hauptbahnhof ein. „Siehst Du dieses runde Turmgebäude? Das ist die Verwaltung. Ganz oben hat der Stationsvorsteher sein Büro.“ erklärte Volta und wies auf den weißen, säulenförmigen Bau, der sich in der Mitte des Hauptkomplexes stolz in den Himmel erhob. „Wow, von dort hat man sicher die beste Aussicht auf den ganzen Bahnhof und die Gleise! -Wartet hier, Freunde. Ich gehe das mit dem Wettrennen klären.“ antwortete Casey und erhob sich, nachdem er wieder in seine normalen Schuhe gewechselt hatte. Dinah reichte Ihm die Mappe mit den Unterlagen und der Lehrling machte sich auf den Weg in das Innere des großen Komplexes. In der Rotunde, dem Anmeldebereich, musste Casey erst etwas warten, bis er von der Empfangsdame aufgerufen wurde. Ein junger schlaksiger Lehrling nahm Ihn dann mit nach oben. „Mein Name ist Winston Taker. Ich bin der Lehrbursche des Stationsvorstehers. Wenn ich mit meiner Lehre fertig bin, werde ich einer seiner Assistenten sein.“ „Verstehe. Genau wie Edward Tingle bei mir zu Hause in Kommoran. Du bist dann hier in der Verwaltung tätig. Am Schreibtisch.“ „Genau. Aber machmal muss auch ich hinaus auf das Bahngelände. Wenn es die Sitouation erfordert. Meist dann in Begleitung des Vorstehers. -So, wir sind da.“ Die Beiden betraten ein modernes, großes Büro. Auch hier hatte der Stationsvorsteher wieder den größten Schreibtisch. Und auch er trug wie alle Bahnmitarbeiter einen Overall, nur hatte er zusätzlich eine Weste mit besonderen Abzeichen über seinem Einteiler. „Mr. Vendell, hier ist der Lehrling, der eine Unterredung mit Ihnen wünscht.“ „In Ordnung, Mr. Taker.“ Der hochgewachsene Junge verschwand in einem Nebenraum, offenbar seinem Büro. „Guten Tag, Mr. Vendell, Sir. Mein Name ist Casey Jones. Ich bin ein Lehrling aus Kommoran und möchte meine Lok gegen Ihren Favoriten laufen lassen.“ „Aha. Welche Liga?“ „C-Liga.“ antwortete der Junge und reichte dem Stationsvorsteher die Unterlagen. Der warf einen kurzen Blick darauf. „Eine Dampflok? Das ist in der Tat erstaunlich. Und Ihr habt es bis in die C-Liga gebracht?“ „Und wir wollen noch weiter, Sir! Bis in die große Meisterschaft!“ „Na, ob dein -wie heißt dein Partner-ah, hier steht es, Rusty. Ob dein Rusty gegen Electra eine Chance hat? Er hat bisher alle seine Gegner um Längen geschlagen! Und das waren nicht nur C-Ligisten. Die letzten Beiden waren aus der B-und A-Liga!“ „Wir wollen es troztdem versuchen! Es ist ein gutes Training! Electra ist ja auch noch C-Ligist, habe ich gehört.“ „Das stimmt. Wir können also ein ordnungsgemäßes Rennen durchführen. Dann lass mich mal sehen...in zwei Tagen, nachmittags um fünfzehn Uhr können wir den Wettlauf abhalten.“ „In Ordnung.“ „Rennstrecke ist das Gleis 1a und b. Vom Hauptbahnhof bis zum Ostbahnhof. Diese Gleise wurden speziell dafür umgebaut. Und wenn Ihr es schaffen solltet, ist euch diese Technopol-Plakette sicher. Bisher haben sie nur sehr wenige Loks errungen.“ Mr. Vendell zeigte Casey den reich verzierten Preis, von dem ein Exemplar an der Wand in seinem Büro hing. „Wow-die sieht echt toll aus! Alles klar. Wir werden pünktlich sein.“ „Deine Unterlagen behalte ich solange hier, um die nötigen Eintragungen zu machen. Du bekommst sie nach dem Rennen wieder. Und vergiss nicht, beim Bahnarzt vorbeizuschauen! Wann war dein letzter Routinecheck, mein Junge?“ “Zuhause, in Kommoran.” „Wurde das alles in deinem Gesundheitspaß vermerkt?“ Casey nickte. „Gut. Also, bis in zwei Tagen.“ „Vielen Dank, Mr. Vendell.“ Über eine Sprechanlage rief der Stationsvorsteher wieder seinen Lehrling zu sich, der Casey nach unten bis zur Tür begleitete. „Deine Lok darf also gegen Electra antreten?“ fragte Winston. „Ja, in zwei Tagen.“ „Toll, eine Dampflok ist noch nie gegen Electra angetreten. Nicht mal der alte Elias hat es probiert.“ Gegen Abend kehrten die Ausflügler ins große Depot zurück. Electra war mit seinen Waggons bereits eingetroffen und transformierte gerade wieder in den Humanoid-Modus. Die Waggonmädchen suchten Ihre Stellboxen auf, Purse verabschiedete sich ebenfalls, er war hundemüde und klagte über schmerzende Achsen. „Na, habt Ihr euch gut amüsiert?“ fragte er. „Das Museum war echt toll! Und wir haben den alten Elias kennengelernt.“ antwortete Casey. „Ach ja, mein Urahne, sozusagen. Er war auch bei meiner Einweihungsfeier dabei. Das war ne´ tolle Show! -Hey, wollt Ihr sie euch ansehen? Mr. Vendell hat mir eine DVD zukommen lassen!“ „Au ja! Das will ich sehen!“ „Wir auch!“ nickte Dinah. „Gut. Aber zuerst statte ich der Waschanlage einen Besuch ab. Wollt Ihr mit? Ihr braucht gar nichts machen, es geht alles vollautomatisch!“ „Rusty hätte mal wieder eine Wäsche nötig.“ meinte Dinah. „Ihr aber auch!“ maulte die kleine Dampflok. „Dann gehen wir alle! Das wird bestimmt lustig!“ „Oh Mann, Dustin! Für dich ist wohl immer alles lustig!“ knurrte Rusty. „Sei nicht so bärbeißig, Partner! Probier es einfach aus!“ riet Casey und schob die kleine Dampflok in Electras Richtung. „Na schön!“ „Dann kommt einmal mit!“ sprach die E-Lok und führte Ihren Besuch in den hinteren Teil der großen Halle. Hier befand sich die automatische Waschstraße für Loks und Waggons. „Am liebsten durchlaufe Ich sie im Humanoid-Modus!“ „Hast Du nicht Angst, dass das Wasser einen Kurzschluss bei Dir verursachen kann? Du stehst doch ständig unter elektrischer Spannung!“ meinte Rusty. „Haha, keine Sorge. Meine Außenhülle ist doppelt isoliert. Und meinen Abnehmern macht Nässe nichts aus.“ Electra rollte zu einer Schalttafel und betätigte einen roten Knopf. Zuerst ertönte ein summendes Signal, dann schaltete eine Ampel über dem Eingang zur Waschstraße auf Grün. „Wir können. Folgt mir.“ sagte er dann. Die E-Lok schob die durchsichtigen dicken Plastikvorhänge auseinander und betrat die Anlage. Rusty, Dinah und Dustin folgten. „Passt auf. Das unter euch ist ein Förderband. Klinkt eure Räder in die vorgesehenen Halter ein, bleibt einfach stehen und entspannt euch, der Rest geschieht vollautomatisch!“ Zuerst bekamen alle Vier eine Dusche mit warmem Seifenwasser, das aus mehreren übereinander angeordneten Düsen in den Wänden rechts und links spritzte. Electra reckte seine Arme nach oben und hob den Kopf, damit das Wasser überall hinkam. Dinah kicherte: “Das kitzelt!“ Auch Dustin fand seine Freude daran, nur Rusty hielt den Kopf gesenkt und ließ die Schultern hängen. Und das Förderband transportierte die Gruppe langsam immer weiter, zum nächsten Waschgang. Der nächste Abschnitt bestand aus rotierenden Bürsten, die von allen Seiten auf die Passierenden einwirkten. „Toll! Das kratzt so schön!“ rief Dustin. „Wah, meine Haare!“ klagte Rusty, dessen Frisur herumgewirbelt wurde. „Auau! Diese Borsten schaben mir ja den ganzen Anstrich wieder herunter!“ „Stell dich nicht so an! Es passiert gar nichts! Mein Anstrich bleibt dran.“ antwortete Dinah. Als nächstes folgte ein Spülgang mit klarem Wasser, dann der Trockenvorgang, der nocheinmal Rustys Haare ordentlich durcheinanderwirbelte. Fast wäre Ihm dabei sein Stirnband vom Kopf geweht worden. Schließlich war der Reinigungsvorgang beendet und die Vier kamen am anderen Ende der Waschstraße durch einen zweiten durchsichtigen Vorhang wieder heraus. „Und schon sind wir fertig.“ lächelte Electra und fuhr sich durch seine bunte Punk-Mähne. Auch Dinah prüfte den Sitz Ihrer Frisur. Bei Dustin war das nicht nötig, da fast seine gesamten roten Haare unter dem Helm verborgen waren. Aber er nahm Ihn ab, ruffelte einmal durch seinen orangeroten Schopf und setzte Ihn sich danach wieder auf. „Haha, Rusty, wie siehst Du denn aus!“ lachte Dustin. Electra und Dinah drehten sich zu der kleinen Dampflok herum und begannen dann ebenfalls zu lachen. Tatsächlich bot Rusty mit seinen nach allen Seiten abstehenden Haaren und dem schiefen Stirnband einen komischen Anblick. „Sehr witzig!“ brummte er und versuchte mit seinen Fingern seine zerzausten Haare wieder zu ordnen. „Na komm mit zu Casey. Der hat einen Kamm. Damit kriegen wir dich schon wieder hin.“ lachte Dinah und nahm Rusty bei der Hand. „Ich weiß, warum ich automatische Waschanlagen hasse! In Kommoran gibt es auch eine! Zwar nicht so modern, aber auch mit so einem nervigen Gebläse!“ grollte die kleine Dampflok. “Wenn Greaseball und die anderen mich so sähen, die würden sich totlachen und noch tagelang darüber ihre üblen Witze reißen!“ Schließlich waren die Freunde wieder in Ihrer Box angelangt. „Nanu, Rusty, wie siehst Du denn aus?“ grinste Casey. „Kannst Du Ihm helfen, seine Frisur wieder in Ordnung zu bringen?“ fragte Dinah. „Kein Problem. Setz dich hierher. Ich mach das schon, Rusty.“ „Und wenn Ihr fertig seid, treffen wir uns in meiner Box! Ich bereite solange die DVD vor!“ sprach Electra. „Alles klar!“ nickte Dustin. Der Junge hatte einen Kamm aus einer seiner vielen Jackentaschen geholt und nahm Rusty zuerst das Stirnband ab. Dann begann er, seine zerzausten Haare wieder in die richtige Form zu bringen. „Danke, mein Freund! Wenn ich dich nicht hätte!“ lächelte die kleine Dampflok dankbar, als Casey Ihm zum Schluß wieder das Stirnband wieder aufzog. „Ist doch Ehrensache! Und jetzt sehen wir uns den Film von Electras Präsentations-Feier an!“ Als die Freunde etwas später in Electras Box eintrafen, machte sich die E-Lok gerade an Ihrem DVD-Spieler zu schaffen. „Ah, da seid Ihr ja! Gleich geht’s los. Nehmt schon mal Platz!“ sagte er und deutete auf das große Sofa, das in einer Ecke der Box stand. Die drei Freunde ließen sich darauf nieder, Casey kletterte in Rustys Schoß. „Wow! Das ist ja ein Riesensofa!“ staunte der Junge. „Na klar. Ist ja auch für uns Loks und Waggons konstruiert.“ lächelte Electra und gesellte sich zu den Anderen auf die Sitzgelegenheit. Das rote Kunstleder knarrte ordentlich, doch die starke Federung hielt. „Echt? Die bauen hier auch Möbel für euch?“ fragte Rusty. „Sie waren ein Geschenk des Stationsvorstehers, als dieses neue Depot eröffnet wurde. Auch wir sollten es bequem haben.“ „Toll, das sollten die mal bei uns in Kommoran machen!“ „Okay. Dann wollen wir mal.“ bemerkte Electra. Die E-Lok betätigte die Wiedergabe auf der Fernbedienung. Zuerst erschien nur die Halle des Depots, ein großer, bis fast an die Decke reichende, silberner Vorhang verdeckte drei Gleise nebeneinander. Auf einmal setzte futuristisch klingende Musik ein, Nebelschwaden stiegen hinter dem Vorhang auf und hüllten die ganze Halle ein. Dann tönte es aus den Lautsprechern: „Meine Damen und Herren! Es ist soweit! Die Technopolis Lok- und Wagggonbauwerke präsentieren mit Stolz Ihre neueste Baureihe, die uns auf den Weg in die Zukunft begleiten wird! Sie wird die Erste einer neuen vollcomputerisierten Lokomotivengeneration sein! Begrüßen sie mit mir den neuen Star von Technopolis-ELECTRA!“ Der Vorhang bauschte sich in der Mitte auf und riss dann, als sich Etwas Großes auf dem mittleren Gleis immer weiter nach vorne schob, mehrere Scheinwerfer flammten von beiden Seiten auf. Und durch den Riss und die Schwaden künstlichen Nebels schob sich eine schnittige blau-rote E-Lok in das Licht. Applaus brandete auf. Zu Electras Rechten erschien dann der silberbeschlagene und mit Warnfarben lackierte Sprengstoff-und Gefahrgutwaggon Joule, gefolgt von Wrench. Und auf der linken Seite erschienen Aid und Purse im Maschinenmodus. „Jetzt kommt meine Lieblingsstelle. Unsere erste gemeinsame Transformation!“ erklärte Electra lächelnd, der in den Erinnerungen an diese Feier schwelgte. „Electra und Waggonkomponenten! Transformation iniziieren!“ drang es aus den Lautsprechern. Und auf Kommando vollzogen Alle gleichzeitig und elegant Ihre Transformation in den Humanoid-Modus. Wieder brandete Beifall auf. „Transformation abgeschlossen! Humanoid Modus in Betrieb.“ meldete das Quintett. „Willkommen, Freunde! Der Bahnhof von Technopolis wird von nun an euer Zuhause sein!“ Ein Mann in einem weiß-gelben Einteiler mit einer Weste hatte den Bahnsteig zwischen Electra und Joule betreten. „Das ist Mr. Vendell!“ rief Casey. „Ich danke Ihnen allen für die wunderbare Begrüßung! Wir freuen uns sehr, endlich unseren Dienst aufnehmen zu können und wir hoffen auf eine gute Zusammenarbeit zum Wohle von Elektanis!“ begrüßte die neue E-Lok die Anwesenden. Wieder folgte Applaus. „Und nun werden Ihnen Electra und die Waggons einige interessante technische Daten über sich vermitteln.“ erklärte Mr. Vendell. „Ich gehöre zur Baureihe E-1552-001 Drei Hochleistungs-Akkumulatoren erlauben mir eine Spitzengeschwindigkeit von 250 Stundenkilomtern!“ begann Electra. Rusty erbleichte. „Casey, den hole ich nie ein! Der fährt mir gleich auf und davon!“ jammerte er. „Stell dich nicht so an! Electra kann nur auf einer fast kurvenlosen und speziellen Schnelltrassen-Strecke 250 Spitze fahren!“ raunte Casey zurück. „Trozdem! Ich komme zur Zeit gerade über die Hundert! Schneller kann ich nicht!“ „Schon gut, Du Angstlok! Du musst ja nicht beim ersten Mal gegen Ihn siegen.“ „Meine Akkumulatoren können Energie für bis zu fünf Stunden speichern, in denen ich dann netzunabhängig arbeiten kann.“ fuhr Electra auf dem Video fort. „Mein Fahrsystem funktioniert vollautomatisch und kann über jedes Stellwerk gesteuert werden. Aber ich kann Weichen und Signale auch selbst steuern, wenn nötig. Dabei hilft mir mein computergesteuertes Navigationssystem, damit es keine Unfälle gibt. Damit wäre ein Lokführer eigentlich bei mir überflüssig. Doch trotz aller modernster Technik gehört immer noch ein menschlicher Kollege in meinen Führerstand. Denn ohne die genialen Techniker von Technopolis würde es uns nicht geben.“ „Mann, oh Mann! Ich wünschte, ich hätte bei meiner Einweihung auch so einen großen Bahnhof gehabt! Aber ich war nur eine Dampflok von vielen, die gebaut wurde. Nichts Besonderes.“ klagte Rusty. „Warte nur, wenn wir ersteinmal die Meisterschaft gewonnen haben, kriegst Du auch deinen „großen Bahnhof“ sagte Casey. “Dann bist Du etwas Besonderes.“ Die kleine Dampflok seufzte. Das würde Ihnen doch nie gelingen! Nach weiteren scheinbar endlosen technischen Erklärungen und einer abschließenden Rede von Mr. Vendell war die DVD zu Ende. Dinah hatte bemerkt, das Casey langsam die Augen zufielen. „Du solltest schlafen gehen, das war heute ein ereignisreicher Tag.“ sagte sie. „Du hast recht. Und morgen geht’s zum Rundum-Check, damit alles okay ist, wenn wir gegen Electra antreten.“ „Da geht Ihr am besten zu Meister Remus. Er kennt sich am besten mit Dampfloks aus. Er kümmert sich auch immer um den alten Elias.“ erklärte Electra. „Danke für den Tip!-Also dann, gute Nacht, Leute.“ antwortete Casey und gähnte. Als er am nächsten Morgen ausgeruht hinunter in die Betriebsräume kam, waren Electra und seine Components bereits unterwegs. Rusty lag noch immer lang hingestreckt auf seiner bequemen Matratze und schnarchte. „Rusty! Aufwachen, Du alte Schlafmütze! Weißt Du, wie spät es ist?“ rief Casey und rüttelte seinen Lokpartner an der Schulter. Grummelnd hob Rusty langsam seinen Kopf und rieb sich über die Augen. „Und ich hab so schön geträumt! Diese Lokmatratzen sind einfach super!“ schnaufte er. „Trotzdem kein Grund, den ganzen Tag darauf zu verbringen!“ rief Dinah, die am Eingang zu Rustys Stellbox stand. Ich und Dustin sind schon eine ganze Weile wach!“ „Schon gut, schon gut!“ knurrte die Dampflok und erhob sich langsam. „Casey, Frühstück gibt es in der Kantine hier gleich um die Ecke. Dort sitzen auch ein paar Mitarbeiter.“ erklärte Dinah. In der kleinen Kantine traf Casey auch auf Horatio Remus, einen der Betriebsschlosser des Ausbesserungswerkes. Er trug einen grünen Overall mit einer dunkelblauen Arbeitshose darüber. „Unsere Werkstätten liegen im hinteren Teil dieses Komplexes. Lass Dir aber zuerst dein Frühstück schmecken und komm dann mit deinem Zug vorbei.“ „Alles klar.“ Volta hatte für Rusty einen Vorrat an Kohle bringen lassen, die an einem speziellen Platz in der Lokhalle bereitstand. Die kleine Dampflok bediente sich ausgiebig, bis Ihr Tender wieder gefüllt war. Nebenher plauderten beide über Ihre Erlebnisse auf der Insel der Drachen. Natürlich verschwieg Rusty, das er zuerst einen Mords-Schiss gehabt hatte, die Höhle zu betreten. Nach einem kurzen Telefongespräch mit Francis begaben sich Casey und seine Freunde gemeinsam in das große Ausbesserungswerk. „Wow! Eine so modern ausgestattete Werkstatt habe ich noch nie gesehen! Diese vielen Monitore und Computer…“ staunte der Lehrling. „Damit können wir jede Lok und jeden Waggon genau unter die Lupe nehmen. Egal wie alt oder wie neu.“ erklärte Mr. Remus. „Könnten Sie auch bitte meine Räder nachsehen, Sir? In letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass sie nicht mehr ganz gleichmäßig laufen!“ bemerkte Dinah. „Natürlich. Komm mit. Das wird meine Kollegin Vicky am Laufcomputer testen. Er zeigt jede Ungereimtheit während des Probelaufs an.“ „Kollegin? In den Werkstätten arbeiten weibliche Mechaniker eigentlich selten.“ „Nicht bei uns. Frauen sind in technischen Berufen bei uns genauso willkommen wie männliche, wenn sie dafür geeignet sind.“ Den Rest des Tages verbrachten Casey, Rusty, Dustin und Dinah im Ausbesserungswerk des großen Depots. Meister Remus war ein erfahrener und geduldiger Lehrmeister, der Casey gerne hilfreich unter die Arme griff und auf alle Fragen eine Antwort wusste. Da er sich auch um Elias kümmerte, kannte er sich gut mit Dampfloks aus. Er entdeckte auch eine undichte Stelle in der Außenverkleidung am linken Bein von Rusty und schweißte sie wieder zusammen. „Jetzt setz dich mal hier her.“ erklärte der Meister. “Okay. Jetzt das beschädigte Bein hier hochlegen und stillhalten.“ Die kleine Dampflok zuckte zusammen, als eine blaue Flamme aus der Öffnung der Schweißpistole zischte. „Keine Angst. Solche Arbeiten sind doch bestimmt schon öfters bei Dir gemacht worden.“ lächelte Meister Remus und brachte die Flamme an die beschädigte Stelle. „Auuu!“ klagte Rusty und biß die Zähne zusammen. „Tut Ihm das weh?“ fragte Casey besorgt. „Keine Sorge. Normalerweise macht es den Loks gar nichts aus. Genauso wie das Rostabschleifen. Aber dein Kleiner hier ist etwas empfindlich.“ lächelte Meister Remus, ohne von seiner Arbeit aufzusehen. “Eines Tages musst Du solche Arbeiten auch selbst ausführen können, besonders, wenn ein lebenswichtiges System undicht werden sollte.“ „Oh Mann! Ich hasse Schweißarbeiten!“ knurrte Rusty, der Mühe hatte, stillzusitzen. “Und ich hasse es, wenn mich alle immer „Kleiner“ nennen!“ Meister Remus sah auf und lachte. „Lass das mal nicht den alten Elias hören! Der macht keinen Mucks, wenn es ans Schweißen geht.“ „Hey, gibt es etwas, was Du nicht hasst?“ fragte Casey lächelnd. “Kein Wunder, das Greaseball und die anderen dich immer gehänselt haben!“ „Hah, es ist schlimm, wenn an einem immer so viel repariert werden muss! Dauernd verliere ich eine Schraube oder eine Mutter oder ein anderes Stück von mir!“ „Aber es ist schon wesentlich besser geworden! Denk an die neue Rauchkammertür, die Du im Betriebswerk von Kommoran bekommen hast!“ „Schon gut, ich sag nix mehr.“ knurrte Rusty. Langsam ging die Sonne über Technopolis unter und tauchte die weißen Türme der Gebäude in ein rötliches Licht. „Endlich fertig!“ seufzte Rusty, als er aus der großen Halle ins Freie rollte. Dabei bemerkte er nicht die rote Gestalt, die schnell hinter einer Mauer in Deckung huschte. „Ha! Dacht ich´s mir doch, das der Bengel hierherkommen will, um diese neue Lok herauszufordern!“ dachte Red Caboose. „Ich hab zwar damals geholfen, euch aus der Mine rauszuhauen, doch das ändert nichts daran, das ich weiter verhindern werde, das Ihr eure zwölf Plaketten nicht bekommt! Und es wäre besser, wenn Du dich nicht immer in Alles und Jenes einmischen würdest, Bengel!“ „Oh, schaut doch mal! Ist das nicht wunderschön?“ fragte Dinah und wies auf die im Abendrot leuchtenden Gebäude. Alle hoben Ihre Köpfe und sahen zum Himmel. So bemerkte keiner, wie sich Red Caboose hinter Ihren Rücken langsam und leise davonmachte. Reds Anstrich war zwar immer noch tomatenrot, doch nun besaß er nicht mehr das Emblem von Kommoran, sondern eine gefälschte Registriernummer und das Abzeichen der Eisenbahngesellschaft von Technopolis auf seinem Gehäuse. Doch er wusste, das Rusty und Co. sein Gesicht jeder Zeit wiedererkennen würden. Kurze Zeit später traf er in einem etwas abseits stehenden, leeren Lagerhalle mit drei vermummten Gestalten zusammen. Alle hatten sich in die dunkelste Ecke gedrückt und tuschelten miteinander. Neben den Männern standen zwei schwarze Aktenkoffer. „Wie siehts aus?“ fragte einer der Fremden. „Alles ruhig da draußen. Keiner schöpft Verdacht. Und es macht auch kein Gequatsche von kleptomanischen Agenten die Runde!“ „Gut. Und Du willst uns wirklich bei der Sache helfen?“ „Na klar! Was glaubt Ihr, warum ich in euer Land gekommen bin! Damit kann ich dann zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen! Ihr kriegt Electra für euer Land Kleptomanien und nebenbei löst er auch noch mein Problem.“ grinste der rote Bremswagen. „Dieser Rosteimer und sein Lehrling von dem ich euch erzählt habe, werden bestimmt wieder versuchen, sich einzumischen, aber gegen Electra hat der Dampfer keine Chance!“ „Du bist ein ziemlich hinterhältiger Gauner!“ entgegnete ein anderer der drei Vermummten. „Dafür bin ich berühmt! Und Industriespionage ist mal etwas ganz neues für mich! War doch ein guter Trick, mich als Technopolis-Bremswaggon getarnt, zusammen mit den Güterwaggons in die Anlieferung des Labors miteinzuschmuggeln, um die Baupläne für Electra aus dem Computer herunterzuladen! Wer weiß, ob Ihr einen der heimischen Waggons hättet bestechen können! Aber ich helfe euch umsonst, weil die ganze Sache auch gut in meine Pläne passt!“ „Na, wie dem auch sei: Du weißt, was Du zu tun hast! Nullfünfzehn hat Dir genau erklärt, wo Du den Chip einsetzen musst! Gewinne Electras Vertrauen und schlage dann im rechten Moment zu!“ „Kein Problem. Ich habe da so meine Tricks...” Die beiden Agenten sahen sich an und grinsten hinterhältig zu, als Caboose gerade nicht hinsah. „Wir aber auch…“ raunte Einer und griff in seine Manteltasche. „Hey, Roter. Warte noch.“ hielt Ihn einer der Agenten zurück. „Was gibt’s denn?“ „Dieses Halsband hat ein Funkgerät und einen Peilsender, damit wir in Verbindung bleiben, falls es Ärger gibt oder deine Tarnung auffliegt. Dann kommen wir und holen dich da raus. Ehrenwort.“ Einer der Männer hielt ein rotes dünnes Metallband in der Hand, das sich Red ohne Widerstand umlegen ließ. „Okay. Und jetzt schnappe ich mir diesen Punk-Heini!“ grinste der Bremswaggon und rollte langsam aus dem Versteck. Die beiden Männer warteten, bis Red Caboose einige Meter entfernt war, dann betätigte Einer der Beiden die Enter-Taste an seinem Laptop, den er in seinem aufgeklappten Aktenkoffer auf einem Regal stehen hatte. „Programm iniziiert.“ erschien mit roter Umrandung auf dem Monitor. Red Caboose blieb plötzlich stehen, riss weit die Augen auf –dann sackte sein Kinn auf seinen Brustkasten. Im nächsten Augenblick hob er wieder den Kopf, doch diesmal zierte ein bösartiges Grinsen sein Gesicht. „Jetzt wird sich zeigen, was diese verbotene Erfindung aus dem geheimen Regierungslabor der Elektanier kann. Der Rote ist die ideale Testperson! Er wird genau das tun, was wir Ihm per Computer übermitteln. Während er die Pläne heruntergeladen hat, haben wir uns im Safe etwas bedient.“ erklärte einer der Agenten. „Nullsechzehn, Nullachtzehn, halten wir uns bereit.“ „Genau. Und dein Befehl lautet: Bring die neueste Baureihe in deine Gewalt-und halte jeden auf, der sich Dir dabei in den Weg stellt!“ grinste der Mann am Computer. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)