Angriff ist die beste Verteidigung von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: Teil 1 - Kapitel 6 ----------------------------- Say "I am wonderful" by CarpeDiem 6 Draußen vor dem Fenster des Treppenhauses regnete es immer noch in Strömen, als Akihito die Stufen zu seiner Wohnung hinauf ging. Bei jedem seiner Schritte hinterließ er eine nasse Spur auf der Treppe, obwohl er nur wenige Meter bis zu seiner Tür gegangen war. Ein Kollege von der Agentur hatte angeboten ihn nach Hause zu fahren und Akihito konnte von Glück reden, dass er bei diesem Wetter nicht mit seinem Roller hatte fahren müssen. Er wäre vollkommen durchnässt hier angekommen und vermutlich hätte er sich dabei wohl auch noch eine schlimme Erkältung eingefangen. Akihito strich sich mit einer Hand durch seine feuchten Haare und kramte anschließend in seiner Tasche nach seinem Schlüssel. Es war ein langer Tag gewesen und er freute sich darauf sich für den Rest des Abends einfach nur vor den Fernseher zu setzen und nichts zu tun. Als Akihito seine Wohnungstür erreicht hatte, steckte er den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn herum. Er öffnete die Tür und ließ den Schlüssel mit einem Klimpern in eine kleine Schale auf seinem Schuhschrank fallen, während er hinein ging. Seine Wohnung lag im Halbdunkeln und das trübe Licht, das von draußen herein kam, ließ alles kalt und trist erscheinen. An der Fensterscheibe lief in langen Schlieren der Regen entlang und Akihito blieb mitten im Zimmer stehen. Mit einem Mal überkam ihn ein Gefühl der Einsamkeit, wie er es noch nie erlebt hatte und es widerstrebte ihm, auch nur einen Schritt weiter in die Wohnung zu gehen. Er hatte sich den ganzen Tag darauf gefreut nach Hause zu kommen, aber jetzt kam ihm seine Wohnung furchtbar leer und einsam vor. Er wusste, dass er nur das Licht anmachen musste, um die trübe Atmosphäre zu vertreiben, aber das würde nichts daran ändern, dass in dieser Wohnung nicht das Geringste auf ihn wartete. Selbst, wenn es ein wenig freundlicher aussehen würde, wäre er trotzdem immer noch allein. Akihito stellte die Tasche mit seiner Kamera und seiner Ausrüstung auf den Boden und griff wieder nach seinem Schlüssel. Er konnte es jetzt nicht ertragen allein zu sein und die Vorstellung, in einer leeren Wohnung zu bleiben, schnürte ihm die Luft ab. Er überlegte einen Moment lang, aber der einzige Mensch, der ihm einfiel, und zu dem er gehen konnte, war Asami. Der Gedanke an ihn gab Akihito ein eigenartiges Gefühl von Sicherheit und er brauchte dieses Gefühl gerade jetzt wie die Luft zum Atmen. Er sehnte den Moment geradezu herbei, in dem er Asamis starke Arme um sich spüren würde. Er wusste, dass es draußen immer noch in Strömen regnete, aber er hatte noch genug Geld für ein Taxi. Akihito drehte sich um und zog die Tür wieder hinter sich ins Schloss, bevor er sich mit schnellen Schritten auf den Weg nach unten machte. +++ XXX +++ Asami saß an seinem breiten Mahagonischreibtisch in seinem Büro und telefonierte. An der großen Fensterscheibe des Hochhauses hinter ihm lief unablässig der Regen hinunter, während Tokio in einem Meer aus grauen Wolken versank. Das alles hätte Asami im Augenblick jedoch nicht gleichgültiger sein können. Sein Blick blieb auf die geöffnete Mappe in seiner linken Hand gerichtet, in der sich der Lebenslauf und das Foto eines schwarzhaarigen, jungen Mannes befand, während er sich von dem Geschäftsführer des Sion auf den neusten Stand bringen ließ. Er hörte weiterhin mit einem Ohr zu, als er sich den Hörer auf die Schulter klemmte, und dann nach einer Schachtel Zigaretten auf seinem Schreibtisch griff. Er öffnete die Packung und holte die letzte Zigarette heraus. Für einen Moment fragte er sich, ob die Schachtel nicht vor einer Stunde noch voll gewesen war, aber auch das war jetzt unwichtig. Asami ließ die Mappe in seiner Hand auf den Schreibtisch fallen und nahm sein Feuerzeug, um die Zigarette anzuzünden. Während er einen tiefen Zug nahm, endete der Bericht am anderen Ende der Leitung und Asami nickte knapp. „In Ordnung, leitet alles in die Wege, um den Rest werde ich mich heute Abend persönlich kümmern." Dann legte Asami auf und nahm einen weiteren tiefen Zug von seiner Zigarette, aber auch das schaffte es nicht seine angespannten Nerven zu beruhigen. Sein Blick fiel auf seinen Schreibtisch und auf das Bild des jungen Mannes in der Mappe. Wenn keine unvorhergesehenen Komplikationen auftraten, würde dieser Mann in spätestens vierzehn Tagen zum neuen Oberstaatsanwalt von Tokio ernannt werden. Er war ein sehr engagierter junger Anwalt und hatte sich in den richtigen Kreisen einflussreiche Freunde gemacht. Außerdem legte er mehr Wert auf seine persönliche Karriere, als auf das Gesetz, und das würde ihm letztendlich diesen Aufstieg einbringen. Das und der Umstand, dass Tohru Matsushita vergangene Nacht vor einem Hotel in Shinjuku erschossen worden war, was gewisse Dinge ins Rollen gebracht hatte. Wer genau Matsushita eine Kugel in den Kopf gejagt hatte, wusste Asami nicht und es war ihm auch vollkommen gleichgültig. Die Sache war von einem Profi erledigt worden und Asami hatte eine ganze Liste mit Auftragskillern, die so einen Job mit links erledigten. Viel interessanter war jedoch die Frage, wer den Auftrag für diesen Mord gegeben hatte, anstatt sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Matsushita war ein angesehener Politiker in Tokio gewesen und nebenbei in zahlreiche Drogengeschäfte verstrickt. Er und Asami hatten vor zwei Jahren, als Matsushita mithilfe einiger Wahlkampfspenden von Asami in den Stadtrat gewählt worden war, die Vereinbarung getroffen, dass Matsushita an gewissen Geschäften beteiligt wurde, wenn er sicher stellte, dass sich weder der Polizeichef, noch der Oberstaatsanwalt zu genau mit Asamis Clubs beschäftigten. Was den Polizeichef anging, war das nicht schwer gewesen, Kitaru Ishikawa war kurz darauf selbst geschmiert worden, aber der Oberstaatsanwalt hatte ein ernst zu nehmendes Problem dargestellt. Leute mit ideellen Wertvorstellungen waren immer ein Problem. Bis jetzt hatte dieses Arrangement sehr gut funktioniert und der Oberstaatsanwalt hatte es dank Matsushita nicht geschafft Asami Schwierigkeiten zu machen, aber jetzt nachdem Matsushita tot war, sah die Sache mit einem Mal ganz anders aus. Eines stand bereits fest: Wer auch immer den Auftrag für diesen Mord gegeben hatte, wollte Asami damit persönlich schaden und er war gerade drauf und dran dieses Ziel zu erreichen. Eine Razzia in einem von Asamis Clubs wäre fatal, und ohne Matsushita, der den obersten Richter davon abhielt auf Drängen des Oberstaatsanwalts einen Durchsuchungsbefehl auszustellen, war es nur eine Frage der Zeit, bis dem Polizeichef nichts anderes übrig bleiben würde, als den Einsatzbefehl zu erteilen. Asami hatte bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt, um heraus zu finden, wer den Auftrag Matsushita zu erschießen gegeben hatte, aber dieser Bastard hatte seine Spuren sehr gut verwischt. Asami würde sich aus diesem Grund noch heute Abend mit dem Polizeichef im Sion treffen und ihm ein Angebot machen, das er nicht ausschlagen konnte, um ihm dabei zu helfen den Oberstaatsanwalt endgültig loszuwerden. Morgen früh würden die Zeitungen dann berichten, dass es belastende Beweise gab, dass der Oberstaatsanwalt während der letzten Jahre große Summen Bestechungsgeld angenommen hatte, und selbst wenn er alles abstreiten sollte, würde ihn diese Anschuldigung sein Amt kosten. Einen neuen Staatsanwalt zu finden, war nicht weiter schwer gewesen. In dieser Stadt war wirklich jeder korrupt; jeder bis auf den amtierenden Oberstaatsanwalt, aber der würde bald sehen, wohin ihn das gebracht hatte. Die Situation war im Moment äußerst prekär und Asami durfte sich keine Fehler erlauben. Ein falscher Schritt und seine Geschäfte würden schweren Schaden nehmen. Viele einflussreiche Persönlichkeiten dieser Stadt kamen täglich in seine Clubs, um dort zu feiern, ihre gesellschaftlichen Kontakte zu pflegen oder Geschäfte von eher fragwürdiger Natur zu tätigen. Sie alle vertrauten darauf, dass diese Mitgliedschaft diskret behandelt wurde, und Asami hatte kein Verlangen danach, dass sich daran etwas änderte. Ganz zu schweigen davon, dass durchaus die Möglichkeit bestand, dass er ins Gefängnis ging, wenn die Sache ernst wurde. Aber soweit war es noch lange nicht und Asami würde das mit allen Mitteln zu verhindern wissen. Das hier wäre nicht der erste Staatsanwalt, den er aus dem Weg geräumt hätte. +++ XXX +++ Mit jedem Schritt, den Akihito Asamis Büro näher kam, spürte er, wie er langsam wieder ruhiger wurde. Sobald das große Gebäude durch das Fenster des Taxis, das ihn hergebracht hatte, zu sehen gewesen war, hatte er wieder leichter Luft bekommen und es fühlte sich nicht mehr so an, als würde bei jedem Atemzug nur ein Bruchteil des Sauerstoffs in seiner Lunge ankommen. Er wusste, dass das alles nur Einbildung war, aber er fühlte sich trotzdem besser, wenn er daran dachte, dass er Asami jeden Moment sehen würde. Er war Kirishima stumm durch das Gebäude gefolgt und schließlich waren sie in dem Korridor, der zu Asamis Büro führte. Zu beiden Seiten wurden die Wände von zahlreichen Gemälden gesäumt, von denen jedes einzelne vermutlich mehr kostete, als die Jahresmiete für Akihitos Apartment. Er erinnerte sich daran, wie Asamis Gorillas ihn bereits unzählige Male durch diesen Flur geschleift hatten, weil Asami ihnen befohlen hatte, Akihito zu ihm zu bringen. Es war eine Ironie des Schicksals, dass Akihito jetzt die Nähe des Mannes suchte, vor dem er noch vor einem Monat davongelaufen war. Als sie die Tür zu Asamis Büro erreichten, bedeutete Kirishima ihm kurz zu warten, während er die Tür öffnete. Akihito blieb stehen, auch wenn er es nur äußerst widerwillig tat. „Boss, Takaba ist hier", sagte Kirishima und durch den offenen Spalt konnte Akihito Asami sehen, der mit seinem Telefon am Ohr hinter seinem Schreibtisch saß. Als er Kirishima bemerkte, sah er kurz auf und nickte ihm dann zu, was Kirishima zum Anlass nahm, die Tür ganz zu öffnen und Akihito herein zu lassen. Akihito betrat das Büro und blieb etwas unschlüssig mitten im Zimmer stehen, während er darauf wartete, dass Asami sein Telefonat beenden würde. Kirishima hatte die Tür hinter ihnen wieder geschlossen und ging an Akihito vorbei zu Asamis Schreibtisch. Er legte ihm eine schwarze Mappe mit mehreren Blättern auf den Tisch und Asami griff nach einem Kugelschreiber, während er anscheinend gerade dabei war sein Telefonat zu beenden. „Ja, der Meinung bin ich auch", sagte er knapp. „Ich melde mich später nochmal." Dann legte Asami den Hörer auf und richtete seinen Blick auf Akihito. „Was willst du?", fragte er, bevor er seine Unterschrift unter eines der Dokumente setzte. Der gleichgültige Ton in seiner Stimme ließ Akihito einen Moment lang zögern, doch schließlich antwortete er. „Ich wollte dich sehen." Das Telefon auf Asamis Schreibtisch klingelte erneut und Asami klappte die schwarze Mappe zu und gab sie Kirishima zurück, bevor er Akihito wieder ansah. „Ich habe jetzt keine Zeit für dich. Geh wieder nach Hause. Ich ruf dich an", entgegnete er abweisend und griff anschließend nach dem Hörer des Telefons, um den Anruf entgegen zu nehmen. Akihito brauchte einen Moment, bis Asamis Worten bei ihm angekommen waren, aber als er begriffen hatte, dass er ihn wieder wegschickte, blieb er wie erstarrt mitten im Zimmer stehen. Sein Blick blieb auf Asami gerichtet, der wieder telefonierte, ohne ihm weiter Beachtung zu schenken, doch Akihito hörte das Gespräch nicht. Die Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht gewesen und er hatte das Gefühl, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Das Gefühl nicht richtig Luft zu bekommen, war mit einem Mal wieder da, doch dieses Mal war es viel schlimmer, als vorhin in seiner Wohnung. Dort hatte er sich dazu zwingen können noch eine Zeit lang durchzuhalten, denn er hatte gewusst, dass das Gefühl der Einsamkeit verschwinden würde, sobald er bei Asami war. Doch Asami schickte ihn wieder weg, weil er keine Zeit für ihn hatte und Akihito spürte, wie etwas tief in ihm in hunderttausend kleine Splitter zerbrach, die in seine Eingeweide schnitten. Er brauchte Asami und das einzige, das ihn davor bewahrt hatte, während der vergangenen Wochen den Verstand zu verlieren, war die Gewissheit, dass Asami ihm Sicherheit gab. Doch jetzt brach diese Vorstellung, an die er sich mit aller Macht geklammert hatte, um Halt zu finden, mit einem Mal wie ein Kartenhaus in sich zusammen und Akihito wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Ein Gefühl der Verzweiflung stieg in ihm auf, wie er es das letzte Mal in Hong Kong verspürt hatte. Doch das war etwas anderes gewesen. Damals hatte ihn Feilong davon überzeugt, dass Asami nicht kommen würde, um ihn zu retten und dass er ihm vollkommen gleichgültig war, aber jetzt hatte Asami die Worte selbst ausgesprochen. Akihito zuckte zusammen, als Kirishima ihm eine Hand auf die Schulter legte, um ihn mit sich aus dem Zimmer zu ziehen. „Du hast den Boss gehört. Komm schon, Takaba", sagte er auffordernd und Akihito ließ sich widerstandslos aus Asamis Büro führen. Normalerweise hätte er sich jetzt gewehrt und Asami wüste Beschimpfungen an den Kopf geworfen, wie er es wagen konnte, ihn einfach so wieder weg zu schicken, aber stattdessen folgte er Kirishima einfach nur nach draußen. Er war zu durcheinander, um sich gegen ihn zu wehren und selbst wenn er die Kraft dazu gefunden hätte, sah er keinen Sinn darin. Als Akihito durch die Eingangstür des Gebäudes nach draußen trat, wandte er sich nach rechts und begann die Straße entlang zu gehen. Der Regen hatte nicht nachgelassen und die großen, schweren Tropfen durchnässten Akihito in kürzester Zeit bis auf die Haut, während er einen Fuß vor den anderen setzte, ohne die geringste Ahnung, wo er eigentlich hinging. Er hatte geglaubt, dass sich zwischen ihm und Asami etwas verändert hätte, seit er aus Hong Kong zurück war, aber anscheinend hatte er sich das nur eingebildet. Asami hatte ihn nur gerettet, um vor Feilong keine Schwäche zu zeigen. Er war für ihn nicht mehr, als sein Eigentum, das er sich zurück geholt hatte, nachdem es ihm gestohlen worden war. Das hatte nicht das Geringste mit Gefühlen zu tun gehabt, sondern war lediglich eiskalte Berechnung gewesen. Für Asami war Akihito nicht mehr, als ein Spielzeug, mit dem er seinen Spaß haben konnte, wenn ihm der Sinn danach stand. Und wie ein unliebsames Spielzeug hatte er ihn jetzt fallen gelassen. Akihito wusste, was der Grund dafür war. Er war nicht mehr derselbe wie vor seiner Entführung; er war beschädigte Ware und Asami hatte scheinbar nach dem letzten Mal, als sie zusammen geschlafen hatten und er wegen der Handschellen durchgedreht war, endgültig das Interesse an ihm verloren. Für Asami war das hier von Anfang an ein Spiel gewesen, aber an irgendeinem Punkt hatte Akihito angefangen, in Asamis Verhalten etwas zu sehen, das nicht da gewesen war. Er schalt sich einen Idioten, dass er es soweit hatte kommen lassen, aber irgendwann, nachdem er entführt, verprügelt und so oft vergewaltigt worden war, dass er aufgehört hatte mit zu zählen, war das einzige, das ihn noch am Leben gehalten hatte, die Vorstellung gewesen, dass Asami etwas für ihn empfand. Denn wenn Asami Gefühle für ihn hatte, dann hätte er es vor sich selbst rechtfertigen können, dass er trotz allem jedes Mal, wenn Asami mit ihm schlief, mit seinem Namen auf den Lippen zum Höhepunkt kam. Feilong hatte ihm gesagt, dass Asami jedes Mal auf ihn hinunter sah und ihn erniedrigte, wenn er seinen Körper in Besitz nahm, aber Akihito hatte ihm nicht geglaubt. Er hatte tief in sich gewusst, dass er es nicht ertragen könnte, wenn Feilong Recht haben sollte. Während der ganzen Zeit, in der ihn Feilong in Hong Kong eingesperrt hatte, war sein Stolz das einzige gewesen, das er noch gehabt hatte, aber jetzt musste er erkennen, dass er seinen Stolz und sein Selbstwertgefühl schon längst verloren hatte. Asami hatte ihn die ganze Zeit über nur benutzt und Akihito hatte Lust dabei empfunden. Er fühlte sich schmutzig und wertlos, wenn er daran dachte, was man ihm alles angetan hatte. Es war Asami gewesen, der Akihito in diese Welt gezerrt und an den Abgrund getrieben hatte, und nachdem es Feilong nicht gelungen war, ihn hinein zu stoßen, hatte Asami das nun selbst getan. Akihito wünschte sich, dass er in der Lage gewesen wäre sich zu wehren, aber er hatte es immer mit Leuten zu tun gehabt, die stärker waren als er und rücksichtslos über Leichen gingen. Er hatte sich immer eingeredet, dass er getan hatte, was er tun musste, um am Leben zu bleiben, aber so einfach war das nicht. Er wünschte sich, dass er stark genug wäre, um sich selbst zu beschützen, und dass er die Kraft gehabt hätte von Asami loszukommen, bevor er sich selbst verloren hatte. Er erinnerte sich daran, wie Feilong seine Freunde gefangen gehalten hatte, um an Asami heran zu kommen und er wollte sich nie wieder so hilflos fühlen wie damals. Er wollte stark sein, um zu verhindern, dass er je wieder von anderen benutzt wurde, aber er wusste nicht, wie er das schaffen sollte. Alles was er wusste war, dass er so nicht weiter leben wollte. Er war an einem Punkt angelangt, an dem er einfach nicht mehr konnte. Und dann kam ihm ein Gedanke. Es war derselbe, der sich bereits vor ein paar Tagen in sein Denken geschlichen hatte, aber dieses Mal wollte er sich nicht so einfach wieder bei Seite schieben lassen. Akihito wünschte sich, dass er so wäre wie Roy. Dann könnte er sich selbst verteidigen und er müsste nie wieder vor irgendjemandem Angst haben. Roy war ein Auftragskiller, er war stark und er konnte seine Probleme selbst lösen. Er würde niemals jemandem hilflos ausgeliefert sein und er würde jedem, der es wagen sollte ihn zu bedrohen, eine Kugel in den Kopf jagen. Akihito hatte erst ein Mal in seinem Leben auf einen Menschen geschossen, aber er erinnerte sich noch daran, was für ein berauschendes Gefühl es gewesen war. Er hatte sich stark gefühlt und unangreifbar. Allerdings erinnerte er sich auch noch daran, wie er angefangen hatte zu zittern und was für ein schreckliches Gefühl es gewesen war, als er geglaubt hatte, er hätte diesen Kerl erschossen. Akihito verdrängte diesen Gedanken jedoch wieder. Dieses Schwein hätte den Tod verdient, nach allem, was er ihm angetan hatte. Jeder, der auf andere hinabsah, als wären sie einen Dreck wert und der Menschen benutzte und mit ihnen spielte, nur um sich dadurch überlegen zu fühlen, verdiente es, dafür mit seinem Leben zu bezahlen. Akihito blieb mitten auf dem menschenleeren Bürgersteig stehen. Der Regen fiel immer noch unablässig in dicken Tropfen vom wolkenverhangenen Himmel herab und mittlerweile hatte es zu dämmern begonnen. Er hatte nicht die geringste Ahnung wie lange er durch die Gegend gelaufen war und erst als er einen Blick auf die Straßenschilder warf, wusste er wieder, wo er sich befand. Seine Haare hingen ihm in nassen Strähnen in die Augen und sein T-Shirt und seine Jeans klebten ihm vollkommen durchnässt auf der Haut. Erst jetzt bemerkte er, dass er zitterte und sein ganzer Körper steif vor Kälte war. Aber all das spielte jetzt keine Rolle. Ein entschlossener Ausdruck trat in Akihitos Augen, als er seine Entscheidung getroffen hatte und sich wieder in Bewegung setzte. Er wollte lernen stark zu sein und er würde alles dafür tun, was nötig war, um nie wieder jemandem hilflos ausgeliefert zu sein. tbc. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)