Silent Hill: Remember Me von Sawa (Drehbuch) ================================================================================ Kapitel 1: "Everything changed" ------------------------------- Das Bild ist schwarz. Aus dem OFF ertönt eine flüsternde Frauenstimme. Stimme Bring mich an den Ort meiner Kindheit, die Stätte meiner schönsten Erinnerungen. Bring mich dorthin --- bring mich --- nach Silent Hill. ________________ Aufblende: Int. Lakeview Hotel - room 312 - Tag Ein junger Mann, Trent, schlägt die Augen auf. Er liegt auf einem großen alten Bett, das unter seinem Gewicht ächzt. Das Zimmer, in dem er sich befindet, ist verkommen und das Mobiliar entstammt längst vergangenen Tagen. Die grünliche Tapete wirkt zerfallen. Er erhebt sich aus dem Bett und fasst sich an die Schläfel, die ihm offenkundig schmerzt. Trent ist ein Mann im Alter von 28 Jahren. Er hat dunkelblondes, zurückgekämmtes Haar, das ihm in Strähnen hängt, müde Augen und eine lange tiefe, blutverkrustete Narbe auf seiner Wange. Er trägt ein dunkelblaues Baumwoll-Sakko mit einem braunen Shirt, auf dem sich Blutflecken ausmachen lassen, und eine Jeans. Langsamen Schrittes schlurft er zum Fenster. Er sieht hinaus auf den dahinter liegenden See, der von Nebel umhüllt wird. Aus der Tasche zieht Trent eine Zigarette, es ist seine letzte. Er zündet sie mit den Streichhölzern auf der Fensterbank an. Die Schachtel trägt die Aufschrift: "Welcome to Lakeview Hotel." Er mustert sie und schleudert sie von sich. Hinter der Zimmertür lassen sich schwere Schritte, gepaart mit einem schmerzgeplagten Stöhnen ausmachen. Trent inhaliert den Rauch seiner Zigarette, schließt die Augen und beginnt zu Summen. (Akira Yamaoka-You´re not here) cut to: (Vorspann, Titeleinblendung: SILENT HILL: REMEMBER ME) Cut to: Ext. Landstraße-Morgen Der Morgen ist nebelig und grau. Ein dunkler Chevy rast die Straße entlang, die Musik aus dem Vorspann spielt weiter. cut to: Int./Ext. Auto - Morgen Es stellt sich heraus, dass die Musik aus dem Autoradion kommt. Ein junges Paar ist auf dem Weg nach Silent Hill. Trent sitzt am Steuer. Erin hat ihre Beine angezogen und fährt mit ihrem Finger den Straßenverlauf der Karte ab. Sie ist eine junge hübsche Frau im Alter von 25, hat schulterlanges braunes Haar, trägt eine schwarze zerschlissene Jeanshose und ein weiß-blau gestreiftes Oberteil. Erin Es dürften höchstens noch vier Stunden sein. In Kürze kommen wir an Shepherd´s Glen vorbei, von da aus ist es nicht mehr weit. _______________ Trent dreht das Radio leiser und wendet sich Erin lächelnd zu. Sein Blick spiegelt auch Besorgnis wider. Erin streckt ihren Arm zum Rücksitz aus und holt einen Rucksack hervor. CLOSE UP: an ihrem Armband klimpert ein Teddybär-Anhänger. Sie bemerkt Trents Blick. Erin Was ist? ________________ Trent Gar nichts. Reichst du mir eine Cola? ________________ Erin kramt eine Dose heraus, öffnet sie und reicht diese Trent, dann holt sie einen kleinen Stapel zusammengefalteter Papiere hervor. Trent Was hast du da? ______________ Erin Meine Recherche. Diverse Internetberichte, einen Reiseführer, eine alte Karte von der Stadt. ______________ Trent Wow, dir ist es wirklich ernst damit. ______________ Erin Aber ja. ______________ Trent Einwenig mache ich mir in die Hose. Nach allem, was man darüber zu lesen bekommt, diese ganzen Sektengeschichten. ______________ Erin Ich verbinde so viel mit diesem Ort. Einige der schönsten Tage meiner Kindheit habe ich im Lake Side Amusement Park verbacht. Eine Robbie Rabbid Puppe hockt sogar noch irgendwo auf dem Dachboden. ______________ Trent Dieser pinke Hase in Latzhosen? ______________ Erin (nickt) ______________ Trent Ja, ein süßer Hase. Er sieht mir allerdings eher danach aus, als würde er Nachts kleine Kinder schänden und verspeisen. Etwa so. (er verzieht sein Gesicht zu einer bedrohlichen Fratze) ______________ Erin weicht lachend zurück, greift sich aber plötzlich an den Unterleib und zuckt vor Schmerz kurz zusammen. Trent (erschrocken) Ist alles in Ordnung? _____________ Erin Ja, es ist nichts. Es geht mir gut. Vielleicht könnten wir nur irgendwo anhalten. _____________ Trent Natürlich. _____________ Während Trent auf das Gaspedal drückt und Erin sich schweigend zum Fenster abwendet, passieren sie ein Schild, das auf eine nahegelegene Raststätte verweist. cut to: EXT. LANDSTRAßE-MORGEN Der Chevy biegt auf einen abgelegenen Parkplatz. cut to: Ext. Raststätte - Morgen Der kleine Parkplatz umschließt ein verfallendes Diner, das eine Art Tankstelle in Form von einem paar Zapfsäulen beherbergt. Tyler bringt den Chevy neben einem mintgrünen Truck zum Stehen, an dem die Lackierung abblättert. Der Ort scheint, als wäre hier die Zeit stehen geblieben. cut to: INT./EXT. AUTO - MORGEN Trent stellt den Motor aus und löst den Gurt. Erin räumt die Sachen in den Rucksack und zieht einen schwarzen Pullover über Trent Ich warte da drin auf dich. (verweist auf das Diner) cut to: EXT. RASTSTÄTTE -Parkplatz- MORGEN Sie verlassen das Auto und während sich Erin zu der sanitären Anlagen begibt, steuert Trent auf den Eingang zum Diner zu. Der Parkplatz ist still und menschenleer. cut to: Int. Raststätte - Diner - morgen Im Inneren ertönt leise Skip James´ "Devil got my woman". Das Restaurant ist klein und altmodisch, und wird von einer u-förmigen Theke eingenommen, hinter der eine ältere Frau Kaffee serviert. Es sind nur wenige Menschen drin, überwiegend ältere Herren. Trent setzt sich an einen freien Platz am Fenster. Der Bezug der gepolsterten Bank ist an mehreren Stellen aufgeplatzt und schmutzig, beige farbener Schaumstoll quillt daraus hervor. Eine junge Kellnerin kommt an seinen Tisch. Sie hat ihr blondes Haar zu einem Zopf geflochten und trägt eine pastellfarbene rosa Uniform mit einer weißen Schürze und reicht ihm die Karte. Trent Ich bräuchte noch eine. Für meine Freundin. Sie kommt gleich wieder. __________ Die Kellnerin wirft ihm einen irritierten Blick zu und platziert eine weitere Karte vor den leeren Platz. Erin kommt durch die Tür. Sie sieht blass aus. Als sie Trent erblickt, versucht sie zu lächeln. Trent Wirklich alles in Ordnung? ___________ Erin Ja, mir gehts schon besser. Ich brauchte nur eine Pause. ___________ Trent Lass uns etwas essen. ___________ Erin Ich habe keinen Hunger. ___________ Trent Du hast den ganzen Morgen nichts gegessen. Wenigstens eine Kleinigkeit. ___________ Erin Nein, ich kann nicht. (sie greift an ihren Unterleib) ___________ Trent Tut es wieder weh? ___________ Erin Ein wenig. ___________ Trent Sag, wenn ich etwas für dich tun kann. ___________ Erin Im Moment brauche ich nichts, danke. Bestell dir lieber endlich etwas, wir müssen weiter. Die Leute hier starren uns so merkwürdig an. ___________ Die Kellnerin kommt erneut an den Tisch und fragt nach der Bestellung. Trent ordert ein großes Omlett mit Speck und Orangensaft und ein Glas Leitungswasser. Erin wirkt abwesend und starrt zum Fenster heraus. Trent Bist du sicher, dass du weiter willst? Wir können jederzeit umkehren. ____________ Erin (energisch) Ja, ich bin mir sicher. Ich bin mir sogar GANZ sicher. Ich will nicht zurück. Hör endlich auf, mich davon abbringen zu wollen. ____________ Trent In Ordnung, beruhige dich wieder. ____________ Erin Entschuldige. Wahrscheinlich bin ich noch etwas müde von der Fahrt. ____________ Trent greift über den Tisch nach ihrer Hand und massiert sie sanft. Das Essen wird serviert. cut to: EXT. RASTSTÄTTE -Parkplatz- Vormittag Trent hält Erin die Autotür auf. Kurz bevor sie ihre Beine eingezogen hat und die Tür schließen will, hält er sie zurück und geht vor im Kies ihr in die Hocke. Trent Warte mal. Ich habe noch etwas für dich. ___________ Aus der Tasche seines Sakkos holt er ein kleines Kästchen hervor. Erin Was ist das? ____________ Trent Öffne es. ____________ Sie nimmt es zögernd entgegen und geht seiner Aufforderung nach. Im Kästchen befindet sich ein kleiner silberner Anhänger in Form einer Uhr und in der Größe des Teddybären, den sie um das Handgelenk trägt. Erin Aber heute ist doch nicht unser Jahrestag. ___________ Trent Nein, da hast du recht. Ich wusste nicht, wann der richtige Zeitpunkt dafür wäre und ich schätze, dass eine hässliche Raststätte irgendwo im nirgendwo nicht gerade deinen Erwartungen an eine romantische Liebeserklärung entspricht. Aber andererseits dachte ich, dass der Ort und die Zeit sowieso nicht von Bedeutung sind, denn das einzige, das zählt, ist, dass ich dich bei mir habe. Und ich möchte, dass du weißt, wieviel du mir bedeutest und immer bedeuten wirst. Die Uhr steht für die gemeinsamen Stunden und für all die kommenden Jahre, die wir miteinander verbringen werden. Und mag es in den letzten Wochen auch hart gewesen sein, so sei dir gewiss, dass du mich immer an deiner Seite hast und ich werde dir beistehen. Ich liebe dich Erin, daran wird sie nie etwas ändern. ____________ Er nimmt den Anhänger heraus und schnallt ihn Erin an das Armband. Überrascht und gerührt hält sie ihren Arm hoch, um das Geschenk besser betrachten zu können. Dann wendet sie sich Trent zu, unfähig etwas zu sagen und nach wie vor etwas mitgenommen und blass, und er richtet sich auf, um sie zu küssen. cut to: INT./EXT. AUTO - Mittag Der Nebel erschwert die Sicht auf die Straße. Erin ist eingedöst und im Radio spielt leise eine Melodie. Trent konzentriert sich auf die Fahrt, als die Ruhe plötzlich von Störgeräuschen durchbrochen wird, die so laut sind, dass Erin aufschrickt. Erin Stell das doch endlich ab! _________ Trent dreht verzweifelt an den Knöpfen und haut schließlich mit der Handfläche drauf, doch es tut sich nichts. Er wird zunehmend unruhig und verwirrt, der Chevy schwenkt zur Seite aus. Trent Ich versuche es ja, siehst du nicht!? Herrgott! Was zur Hölle ist nur los mit diesem verdammten Ding? __________ Aus dem Radio dringen unverständliche Stimmen, die etwas flüstern. Sie hören sich nicht menschlich an. Leise erklingt eine Kindermelodie. Dann wird es aprupt still. Erin richtet sich im Beifahrersitz auf. Trent ist noch immer sichtlich aufgeregt, Erin entspannt sich als sie durch die Scheibe blickt. Erin Wir sind endlich da. __________ Im Licht der Nebelscheinwerfer erscheint durch die Windschutzscheibe betrachtet ein großes Schild mit der Aufschrift: "Welcome to Silent Hill" abblende/Aufblende: ext. Silent Hill - mittag Die Kamera folgt dem Chevy durch die Straßen von Silent Hill. Die Häuser sind verfallen und verlassen. Ein nebliger Film hat sich um die gesamte Stadt gelegt und bedeckt den Himmel. cut to: INT./EXT. AUTO - MITTAG Trent fährt die Nathan Ave. entlang, vorbei an einer Aussichtsplattform, von der aus man den See sehen kann. Erin drückt sich die Nase an der Scheibe platt und freut sich wie ein Kind, als sie die Orte ihrer Kindheit wiedererkennt. Für einen kurzen Moment erscheinen die Gebäude in der Reflektion der Scheibe nicht mehr marode. Sie folgen dem Straßenverlauf zum Rosewater Park. Trent konzentriert sich auf die Straße, die Sicht wird stark erschwert durch den Nebel. TRENT Ist es so, wie du es in Erinnerung hattest? ____________ ERIN Ja, alles ist noch wie früher. Der See, die Kirche. Hier sind wir damals so oft entlang gefahren. Es kommt mir vor, als wäre ich wieder ein Kind. Nur, dass plötzlich alles so klein erscheint. ___________ TRENT Es macht mich froh dich so glücklich zu sehen. ___________ Zu mehreren Seiten sind Straßensperren aufgestellt. Mit dem Auto kommt man kaum durch. Trent parkt vor der Silent Hill Saving Bank, die sich unweit des Parks befindet. Er und Erin steigen aus dem Fahrzeug. cut to: Ext. Silent Hill - Nathan Ave. - Mittag Vom Himmel fallen Rußflocken. Trent hält die Handfläche hin und fängt sie auf. Trent Dieser Nebel, irgendwie beunruhigend. Ich hoffe nur, dass wir wieder zurück finden. (schaut nach oben) Man kann den Himmel gar nicht erkennen. _________ Erin zerrt an seinem Arm. Ihr Gesundheitszustand hat sich noch immer nicht verbessert, aber sie lacht dennoch, als sie versucht Trent mit sich zu zerren. Er greift nach dem Rucksack, legt den Arm stützend um die Hüfte seiner Freundin und gemeinsam flanieren sie durch die Straßen von Silent Hill. Hinter dem Nebel glaubt Trent eine Gestalt ausgemacht zu haben. Noch bevor er Erin davon in Kenntnis setzen kann, ist die kleine Silhouette bereits wieder verschwunden. Er tut diese Erscheinung als ein Hirngespinst ab und wundert sich, warum Erin sich nicht unwohl fühlt in dieser verlassenen und heruntergekommenen Gegend, doch sie ist entspannt und ruhig. Es ist, als würde sie die Umgebung anders sehen als er. Trent hingegen wirkt sichtlich nervös. Aus der Ferne ist ein leises Flüstern zu vernehmen. Auf dem Boden liegen vergilbte Blätter. Der Inhalt ist kaum zu entziffern. Es weht kein Wind, so bleiben sie unbewegt. Jemand hat handschriftlich in großen roten Buchstaben die Worte KEINE ERLÖSUNG KEINE VERGEBUNG darauf notiert. Trent hinterlässt einen schwarzen Abdruck seiner Schuhsohle, als er beim Vorübergehen auf einen der Flyer tritt. cut to: Ext. Silent Hill - Rosewater Park - Mittag Durchquert man den Park, so findet man sich auf einer Aussichtsplattform wider, von der aus man einen Blick auf den See hat. In der Nähe befindet sich eine Bootvermietung in Form einer kleinen heruntergekommenen Hütte, die von einer Kette versperrt wird. Der ruhige Anfang von "Sulfur" von Katatonia setzt ein und zieht sich in Form einer Endlosschleife durch die gesamte Szene. Erin findet am Geländer halt, atmet tief ein und aus, und schließt für einen Moment die Augen. ERIN Schau doch nur, der See. Er liegt so friedlich. Ich liebe diese Ruhe. _________ Trent gesellt sich zu ihr und nimmt sie in den Arm, während er den Blick in die Ferne schweifen lässt. Man kann die Umrisse eines großen Gebäudes erkennen - dem Lakeview Hotel. Eine lange Zeit stehen sie so da, ohne etwas zu sagen. Trent legt von hinten seinen Kopf auf Erins Schulter und küsst ihren Nacken, atmet den Duft ihrer Haare ein und küsst sie zärtlich auf den Hals. ERIN Es fühlt sich gut an, wenn man sich über nichts Sorgen zu machen braucht. Ich wünschte so sehr, es wäre alles nicht passiert und wir würden für immer hier bleiben. ___________ TRENT Das können wir nicht, aber ich verspreche dir, dass alles gut werden wird, wenn wir wieder Zuhause sind. __________ ERIN Es kann nicht mehr gut werden. Es wird nichts mehr so sein wie früher. __________ TRENT So etwas darfst du nicht sagen. Gemeinsam schaffen wir es, wir stehen die Sache durch. Ich werde immer da sein, Erin. (streicht ihr beruhigend durchs Haar) __________ ERIN Ja --- (knickt plötzlich ein) __________ Die Musik verstummt. Trent fängt sie auf, bevor sie zu Boden geht und nimmt sie auf die Arme, um sie zu einer nahegelegenen Bank zu tragen, auf der er sie niederlässt. TRENT Ich habe dir doch gesagt, dass du etwas essen sollst. In Zukunft hörst du auf mich. __________ Er durchwühlt den Rucksack nach einem Schokoladenriegel und einer Flasche Wasser, die er Erin reicht. Sie wendet sich ab. ERIN Du weißt, dass es nicht am Essen liegt. Ich habe keinen Hunger, verdammt. __________ TRENT Was ist es dann, Erin? Sag es mir endlich! Ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht mit mir redest. __________ ERIN Auf der Toilette -- bei der Raststätte -- es hat wieder geblutet. ___________ TRENT Aber der Arzt hatte doch gesagt, dass alles wieder in Ordnung ist. ___________ ERIN Nichts ist in Ordnung. Mein Kopf -- er tut so weh. Ich muss mich hinlegen. Lass mich --- lass mich kurz. ___________ TRENT Deine Tabletten. Wo sind sie? Hast du sie im Auto? ___________ ERIN Ich nehme sie seit einigen Tagen nicht mehr. ___________ TRENT Warum nicht? ___________ ERIN Es war nicht mehr notwendig. ___________ TRENT (fasst sich aufgeregt durchs Haar) Ok, es reicht. Wir fahren. Es war eine beschissene Idee und ich war so verantwortungslos dich hierher zu bringen. Ich bringe dich zum Auto und wir fahren wieder nach Hause. ___________ ERIN (bestimmt) Nein! ___________ TRENT Es geht dir nicht gut, es macht keinen Sinn in dieser Stadt zu bleiben, wo wir noch nicht einmal medizinische Versorgung erhalten können, wenn welche von Nöten ist und dies scheint nun der Fall zu sein. Überleg doch mal, was sollen wir denn tun, wenn es wirklich ernst wird? ___________ ERIN Lass mich doch kurz --- nur einen Moment -- ich brauche nur ein paar Stunden Schlaf, dann bin ich wieder fit. Ich verspreche es dir, aber lass uns nicht fahren. Ich will nicht wieder zurück. Ich bin nicht bereit dazu. Verstehst du denn nicht, dass ich Angst habe wieder nach Hause zu kommen? Lass mich doch nur für heute feige sein und vor der Tatsache fliehen in angenehme Erinnerungen. Ich werde noch genug Zeit haben, um mich all dem zu stellen, aber für heute, lass mir die Illusion, dass alles gut ist. ____________ TRENT In Ordnung. Wie du meinst. Ich trage dich zum Auto, leg deinen Arm um mich. ____________ ERIN (ihre Augen fallen langsam zu, sie spricht immer leiser) Nein, das ist zu weit. Es gibt hier in der Nähe ein Hotel. (verweist in die Ferne) Genau da, auf der Sandford Street. ____________ TRENT Du willst dich doch nicht in eines dieser Betten legen. Das ist doch absurd, du musst hier weg. ___________ ERIN Warum? Es ist nur ein Bett -- und im Moment brauche ich eines. __________ TRENT Ja, aber --- Erin, wir sollten einfach fahren, in Ordnung? Wir können ein anderes Mal wieder kommen, wir fahren zum nächsten Krankenhaus, lassen dich untersuchen, du erholst dich und dann suchen wir uns ein schönes Hotel, verbringen dort die Nacht, lassen uns ein schönes Abendessen aufs Zimmer kommen. Wie klingt das? ___________ ERIN (ruhig) Du willst es nicht verstehen. Bring mich dorthin. ____________ Wütend über seinen gescheiterten Durchsetzungsversuch und voller Angst um Erin, stemmt Trent sie hoch und verlässt den Park Richtung Lakeview Hotel. Erin baumelt erschöpft in seinen Armen und kann sich kaum noch wach halten. cut to: ext. Silent Hill - Lakeview Hotel - Nachmittag Das große Hotel wird von alten Bäumen umsäumt. Trent trägt Erin die Stufen hinauf zur Eingangstür. Sie ist nicht verschlossen, er stößt sie mit dem Fuß auf und tritt hinein. cut to: Int. lakeview hotel - lobby - nachmittag In der Lobby ist es dunkel, nur das Licht, das durch die verdreckten Fenster fällt, beleuchtet spärtlich das Inventar. Eine große Treppe führt zu den oberen Stockwerken. Durch eine Tür kann man den Eingangsbereich des Hotel-Restaurants erspähen. Trent legt Erin auf einen Divan in der Nähe der Rezeption ab und begibt sich auf die Suche nach einem geeigneten Raum, doch alle Türen sind verschlossen. Am Empfang findet er eine alte Klingel, die er spaßeshalber betätigt und verloren und schrill ertönt das Geräusch der kleinen Hotelglocke. Am Aushang findet er den Schlüssel zu der Zimmernummer 312. Er durchwühlt die Schubladen am Schalter und findet neben Hotelbroschüren und Feuerschutzbestimmungen eine funktionsfähige Taschenlampe, mit der er den Raum ausleuchtet. Bepackt mit den notwendigen Sachen, nimmt er sich wieder Erin an und trägt sie die Treppe hinauf ins dritte Stockwerk. cut to: INT. LAKEVIEW HOTEL - 3rd Floor - NACHMITTAG Das Zimmer befindet sich direkt gegenüber dem Treppenhaus. Der lange schmale Gang wird von einer schmutzigen und altmodischen Tapete verziert, der morsche Boden ist mit einem dunklen Teppich unterlegt und knarrt bei jedem Schritt. Es riecht modrig und Trent verzieht die Nase, als er den Schlüssel ins Schloss steckt und die Zimmertür öffnet. cut to: Int. Lakeview Hotel - room 312 - nachmittag Das Zimmer wird dominiert von einem großen Bett. Vor dem Fenster steht ein Fernseher auf einem vorgesehen Tisch, das Störbild läuft und rauscht. Trent legt Erin auf das Bett und betätigt die Knöpfe des Apparats, doch es lässt sich kein Sender einstellen, so schaltet er ihn aus. Er holt sein Handy hervor und bemerkt, dass er keinen Empfang hat. Auch das Telefon im Zimmer funktioniert nicht, die Leitung ist tot. Erin seufzt leise. Trent kniet sich neben ihr vor das Bett und fühlt ihre Stirn. TRENT Zumindest scheint es kein Fieber zu sein. Ich habe hier keinen Empfang, das heißt, wir sitzen vorerst fest. Ich hoffe, du bist dir dessen bewusst. ______________ ERIN Bleibst du bei mir? _____________ TRENT Natürlich. Schlaf jetzt. _____________ Fürsorglich zieht er die Decke über ihren Körper, der leicht zu zittern beginnt. Da bemerkt er, dass ihr Blut von der Stirn über das Gesicht rinnt. TRENT Erin! ___________ Sie hat die Augen geschlossen. TRENT (energisch) Erin, wach auf! ____________ Er rüttelt an ihr und sie öffnet kurz die Augen, verwirrt, erschöpft. TRENT Du blutest. ___________ ERIN (leise und abwesend) Ach ja? ___________ Aus einem der Schränke holt er ein Handtuch hervor. Da das Wasser im anliegenden Badezimmer nicht funktioniert, befeuchtet er es mit dem Wasser aus einer Flasche und wischt Erin damit über das Gesicht, untersucht sie, kann aber keine Wunde entdecken. Sie hat sich von ihm abgewandt, ihr Atem geht leise und regelmäßig. Er nimmt ihre Hand und erschrickt über die Kälte ihrer Haut. Das Armband hängt um ihr erschlafftes Handgelenk. Trent bettet den Kopf auf das Laken und liegt lange Zeit wort-und reglos neben seiner schlafenden Freundin. Schließlich ergreift auch ihn die Müdigkeit und er nickt ein. Abblende/Cut to: INT. LAKEVIEW HOTEL - ROOM 312 - Abend Vom Dröhnen einer lauten Sirene aus dem Schlaf gerissen, reißt Trent die Augen auf. Das Bett vor ihm ist bezogen und leer, als hätte nie jemand darin gelegen. In seiner Hand hält er Erins Armband. Der Uhranhänger ist verschwunden. Im Zimmer ist es dunkel, die Möbel werfen unheimliche Schatten. cut to: [...] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)