Werwolf Paria von Aion (Mondenkind) ================================================================================ Kapitel 2: Erdbeben ------------------- Die harten Klänge der Musik umspülte sie. Es lief gerade, passender Weise wie sie schmunzelnd feststellen musste, einer ihrer Lieblingssongs. Rage of the Heart von Shadow Voice. Ein extrem hartes Stück mit hohem Speed und einem unglaublichen Gitarrensolo in der Mitte. Frost schien damit Zorn, Wut und Schmerz nur so in die Welt hinaus zu heulen. Terra liebte den Song. Zumal der Sänger, der sich hinter dem Namen Shadow Voice verbarg ein absoluter Hingucker war. Anfangs waren Shadow Voice eine vollständige Band, trennten sich allerdings recht schnell wieder. Es gab Reibereien zwischen Frost und seinem Leadgittaristen, keinen großer Plattenvertrag und schleppende Verkaufszahlen. Das Übliche eben. Frost hatte dann ein Soloalbum geschrieben und in einem Hinterhofstudio aufgenommen. Die Scheibe wurde erst zum Geheimtipp, dann zur Nummer Eins in den Staaten. Danach ging es steil bergauf mit Frosts Karriere. Shootingstar musste nach diesem Aufstieg ganz neu definiert werden. Bei späteren Projekten lud er immer neue Gastmusiker ein, schrieb die Songs aber immer selbst und übernahm natürlich Vocals und Leadgitarre. Dabei waren einige Kult verdächtige Scheiben entstanden. Leider alles vor ihrer Zeit, sie hatte ihn nie live gesehene. John Frost, war in den frühen Achtzigern mit einem Flugzeug verunglückt. Was seiner Musik noch mehr Anhänger einbrachte. Die meisten hielten ihn für einen Gott des Rock, zumal er mit seiner Musik dem Zeit Geist gut zehn Jahre vor raus war. Seine Scheiben klingen heute noch so klasse wie damals. Terra grinste glücklich vor sich hin. Schlängelte sich durch die Masse an Leibern auf die Tanzfläche und fing an ihren wilden Emotionen freien Lauf zu lassen. Das Stroboskoplicht gab den Tänzern einen geisterhaft, ruckartigen Rhythmus. Terra bewegte sich mit so einer so ausgelassenen Wildheit, das sie nicht lange alleine blieb. Ein paar Typen die sich wohl einbildeten sie beeindrucken zu können, gesellten sich headbangend und tanzend zu ihr. Verkrampft versuchten sie Augen- oder auch gleich Körperkontakt aufzubauen. Terra ignorierte sie und ließ sich ganz von der treibenden Musik vereinnahmen. Sie ließ ihren Zorn und den Frust dieses Abends in ekstatischer Bewegung von ihr aufsteigen und schaffte es tatsächlich sich davon zu befreien. Nach drei Songs in voller Länge ließ sich sich wieder in die Menge fallen und steuerte die Bar an der Rückwand des Raums an. Ihr rotes Haar hing ihr wild und strähnig in die von winzigen Schweißperlen gezierte Stirn und ihr T-Shirt klebte ihr klitschnass am Körper. Sie gab dem Barkeeper ein Zeichen und bestellte einen Tequila Sunrise und lehnte sich mit dem Drink in der Hand an den Tresen. Gut das es keine Ausweiskontrollen mehr gab wenn man erst mal drin war, grinste sie in sich hinein. Sie betrachte müde aber wieder einigermaßen glücklich die Masse der Tanzenden und nippte an ihrem Cocktail. Einer der Typen von der Tanzfläche kam auf sie zu und wollte sie wohl gerade ansprechen. Terra warf ihm einen derart vernichtenden Blick zu das er es sich ganz schnell anders überlegte und noch auf dem Absatz kehrt machte. Terra trank einen Schluck und genoss das Gefühl wie ihr der Alkohol langsam ein wenig in den Kopf stieg. Sie trank nicht oft, aber manchmal war das Gefühl sehr angenehm und befreiend... . Einfach ein paar Minuten nicht an ihr scheiß Leben denken müssen, dass war ein Luxus den sie sich einfach nehmen musste. Sonst würde sie irre werden das wusste sie. Sie ließ sich von einem heftigen Drumsolo mitreißen und bangte heftig mit. Das tolle daran war das man dann kaum denken konnte. Plötzlich lief es ihr kalt den Rücken runter, sie schreckte auf und sah sich hastig um... nichts, gar nichts. Aber Terra wurde das Gefühl nicht los das sie jemand beobachtete. Vielleicht der Typ den sie vergrault hatte... nein sicher nicht das hätte sich anders angefühlt. Terra fühlte sich mehr wie ein Kaninchen, das wusste das es vom Fuchs beobachtet wurde. Ihre Nackenhärchen stellten sich auf und ihr Blick wurde suchend, hastig. Sie konnte es ohnehin auf den Tod nicht ausstehen wenn man sie zu lange taxierte und wenn das dann auch noch einer heimlich tat, machte sie das Fuchsteufels wild. Mit zornfunkelnden Augen tastete sie die tanzenden Massen ab. Nichts, keiner sah auch nur flüchtig in ihre Richtung, zumindest niemand den sie sehen konnte. Verdammt warum war sie so klein. Grummelnd und schlecht gelaunt wollte sie sich zum Tresen wenden, doch dann lenkte sie etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich. An der Treppe wurde es plötzlich laut und Unruhe begann sich wie Wellen auf einem stillen Teich auszubreiten. Die Tänzer gerieten ins Stocken, am Treppenabsatz wurden Rufe und einige deftige Flüche laut. Terra reckte sich auf die Zehenspitzen und späte über die Köpfe der Menge. Zu klein, verdammt. Fluchend wie ein Seemann setzte sie sich auf den Barhocker. Schlug ihre knie unter und reckte sich erneut. Endlich sah sie was. Ihr Gemecker und Gefluche blieb ihr im Hals stecken, als sie sah wer für den Tumult verantwortlich war. Slashs ungewaschener, blonder Kopf ragte wie ein Leuchtturm aus der Menschenmenge und seine muskulösen Arme pflügten sich durch die Menge. So ein Mist, mussten dieser Mistkerl und seine Gang ausgerechnet heute Nacht, ausgerechnet diesen Club aufmischen. Sie hatte auch wirklich kein Glück. Slash und seine Gang waren Stadtweit dafür bekannt, dass überall wo sie auftauchten der Ärger und eine zünftige Schlägerei nicht lange auf sich warten ließen. So gut wie jeder kannte diesen Redneck von außerhalb den man nie in was anderem als einer zerrissenen Bluejeans und einem Holzfällerhemd sah. Der Kerl war so riesig wie gemein und das wollte schon einiges heißen. Mit seinen fast zwei Meter und zehn war er der größte hier in diesem Raum und er hatte anscheinend die Kraft von zwei Ochsen. Er kam nur um Girls aufzureißen und Stunk zu machen und trotzdem ließ ihn jeder Türsteher rein. Einer soll mal versucht haben ihn nicht rein zu lassen, der starb noch in der selben Nacht auf dem Weg zum Krankenhaus. Leider hatte man Slash und seiner Gang nichts beweisen können und so entkamen sie dem Knast und hatten endgültig den miesesten Ruf weg. Terra wünschte sich definitiv in einen anderen Club gegangen zu sein. Er und seine drei Spießgesellen, waren das schlimmste was einem an einem solchen Abend passieren konnte und wem passierte es natürlich...? Die beiden gestalten die sich mit Slash schnurstracks auf die Bar zu bewegten waren auch nicht besser als ihr Boss. Die eine, eine Gotik Lolita namens Stella, die alle nur Owl nannten und die so was wie eine Schwarze Witwe sein musste. Dauernd bezirzte sie Typen, nahm sie mit und dann sah und hörte keiner mehr etwas von ihnen. Der Andere war ein ein Ex Dealer namens Peter Kruger aus Deutschland. Er redete nicht viel, eigentlich gar nichts. Alles was man über ihn sagen konnte war das er sich nie von der Seite seines Bosses entfernte. Trotzdem gab es auch über ihn die wildesten Gerüchte, vor allem weil in ihrem Heimatviertel jeder Dealer auf mysteriöse Weise verschwand. Es war das mieseste Viertel von allen aber clean. Natürlich konnte man nichts beweisen. Terra vergrub sich hinter ihrem Drink und hoffte das die Drei sie nicht sahen, wenn sie auch nicht hinsah... Es war jetzt das beste keine Aufmerksamkeit zu erregen und zu hoffen, dass sie sich heute mit ein paar Bier, irgendeiner Schnecke und ein paar Pöbeleien zufrieden geben würden. Ja das wäre das Beste für alle gewesen. Aber irgendwie wusste Terra schon in dem Moment, in dem sie diesen frommen Wunsch dachte, dass es heute Abend genau so nicht laufen würden. Wenn sie sich später an diesen Abend erinnerte, dann hatte sie immer das Gefühl eine Vorahnung gehabt zu haben. Auch wenn sie sich nicht im Entferntesten hatte vorstellen können was sie an diesem Abend noch alles erwarten würde. Slash grölte nach drei Bier und lehnte sich lässig rücklings an die Theke. Seine kleinen Augen taxierten nach einander jedes Mädchen im Raum. Terra drehte sich von ihnen weg und starrte bewusst unauffällig in eine andere Richtung. Fehler Nummer eins. Sie hörte stapfende Schritte hinter sich und das trotz der lärmenden Metallica. „Hey Kleine! Na wie wärs? Schwing doch deinen niedlichen Knackarsch zu mir rüber und lass es dir mal etwas gut geh!“ Dröhnte es hinter ihr. Terra tat so als würde sie ihn nicht hören und zog den Kopf zwischen die Schultern. „Hey Rotschopf ich quatsch mit dir!“ rief er noch lauter. „Wirst sehen wird dir Spaß machen!“ Eine schwere Pranke legte sich auf Terras Schulter und drehte sie herum. Sie lächelte in Slashs breites Grinsen. „Sorry, bin mit jemandem hier.“ log sie entschuldigend über die Musik hinweg. „Und? Is mir doch egal, wirst sehn mit mir kannste mehr Fun haben als mit deinem Macker Wo is der Stecher denn überhaupt. Kann ja nicht viel sein wenn er nicht bei dir ab hängt. Ist wohl schiffen was?“ Terra bemühte sich ruhig zu bleiben. Die nähe zu dem Hünen machte sie auf eine unangenehme Art kribbelig. Hilfesuchend sah sie sich um, aber keiner der anwesenden Männer und Jungs machte auch nur ansatzweise Anstalten etwas zu unternehmen. Alles feige Säue! „Nee,“ sagte sie entschuldigend, „Is meine Jacke holen wir wollten gerade gehen.“ Fehler Nummer zwei. Slash grinste von Ohr zu Ohr. „Die Jacke die du gerade anhast wie? Na komm schon Baby zier dich nicht. Seh doch das du mit keinem hier bist, wirst sehen wir werden ne Menge Spaß zusammen haben.“ Er packte Terra grob an den Hintern und wollte sie zu seinen Leuten schieben. Das war zu viel, etwas machte in ihr klick und alle Vorsicht viel von ihr ab, der Zorn schwappte wie eine schämende Rote Welle über ihr Bewusstsein und sie verlor absolut und unwiederbringlich die Kontrolle. Fehler Nummer Drei. Terra riss ihr Knie in die Höhe und rammte es Slash mit voller Kraft ins Gemächt. Und Kraft hatte sie, immerhin war sie im Leichtathletik Team ihrer Schule und gut im Training. Trotzdem blieb Slash fast unbeeindruckt. Er zuckte kurz gequält mir den Mundwinkeln und packte sie dann hart um die Schultern. Terra verfiel in schiere Raserei, drückte sich mit dem linken Fuß vom Boden ab und vollzog einen Salto. Ihre Schultergelenke knackten, aber sie spürte es nicht. Schmerz brandete in ihren Muskeln und Sehnen auf, aber sie registrierte ihn nicht. Wie eine Turnerin am Reck, drehte sie sich in Slashs Griff und rammte ihm das Knie unter das Kinn. In einer noch klaren Ecke ihres Kopfes fragte sich Terra was zum Teufel sie da gerade Tat. Sie war nicht nur über ihre Kraft und Entschlossenheit erschrocken, sondern auch über das Ausmaß ihrer Wut Slash grunzte heftig und ließ sie für Sekunden los. Terra wollte reiß ausnehmen, aber der Riese war nicht so beeindruckt wie sie gehofft hatte. Er packte sie grob am Arm und verdrehte ihn auf den Rücken. In aller Seelenruhe legte er seine andere Pranke um ihren zarten Hals. Langsam und genüsslich drückte er mit unerbittlicher Kraft zu. „Was solln das du kleine Schlampe!!“ schrie er so laut das der Sänger von Manowar neben ihm wie ein kleines Mäuschen zu piepsen schien. „Das wirst du noch bereuen!!“ Terras Wut verrauchte im selben Tempo, in dem ihr die Luft zum atmen ausging. Alle Anspannung schien ihr aus den Gliedern zu fahren und sie wusste das es vorbei war. Diese zornige Kraft in ihr war weg und sie würde nicht wieder kommen. Slash würde sie nun k.o. schlagen und mitnehmen und was er dann mit ihr machte das wollte sie sich lieber nicht vorstellen. Terra betete um eine gnädige Bewusstlosigkeit, doch sie kam nicht. Ihr Peiniger achtete darauf, dass sie auch ja alles mitbekommen würde was nun geschah. Slash knurrt wild, um sie herum hatte sich eine breite Gasse gebildet. Alle umstehenden tat verkrampft so als würden sie nichts sehen und nichts hören. Das nannte man dann wohl Zivilcourage. Der Schläger verstärkte seinen Griff noch um eine Winzigkeit. Nicht viel, nur so fest, dass es ihr weh tat ohne sie ohnmächtig werden zu lassen. „Lass die Kleine los, du dummer Gorilla.“ Sagte eine ruhige, fast leise Stimme hinter Terra. Die Stimme sprach so leise, dass man sie eigentlich gar nicht hätte hören dürfen. Nicht bei all der lauten Musik. Doch man konnte sie hören und sie war von einer zwingenden Autorität. Slash lockerte unwillkürlich seinen Griff um einige Grad. Terra schnappte keuchend nach Luft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)