Sonate von Asmodina (Fortsetzung von Serenade) ================================================================================ Kapitel 7: Bitter Tears ----------------------- „Ich habe es geahnt,“ der Drummer senkte den Blick, „tut mir leid, aber ich kann es nicht erwidern!“ Kuroi starrte ihn an und glaubte, nicht richtig zu hören. „Aber…aber, was gerade eben passiert ist…bedeutet es dir denn nichts“, stammelte sie unsicher, woher kam der plötzliche Sinneswandel? „Doch…aber“, zärtlich küsste er ihre Wangen, „aber du solltest dir etwas Besseres suchen als mich!“ Das junge Mädchen schaute ihn wie vom Blitz getroffen an; das war doch nicht wirklich seine Begründung? „Wieso glaubst du das? Warum machst du dich schlechter als du bist? Ich will mir aber nichts Besseres suchen! Schließlich liebe ich dich! Und das meine ich so wie ich es sage!“ Kuroi redete sich fast schon in Rage, selbst ihre sonst zarte Stimme wurde dabei laut und schrill, was nicht ihrer sonst ruhigen, zurückhaltenden Art entsprach. Yoshiki nahm ihre Lippen in Besitz und der Kuss schmeckte nach Verzweiflung: „Weil ich seit elf Jahren kein Herz mehr habe; es ist zu Eis gefroren, seitdem..“ „Wenn du keins hättest, wie könntest du mich dann so liebevoll behandeln?“ Kuroi nahm sein Gesicht in beide Hände und schaute ihn ernst an, obwohl die Tränen schmerzhaft in ihren Augen brannten. Der Drummer schüttelte den Kopf: „Ich kann es einfach nicht, verzeih mir…bitte!“ Yoshiki küsste sie ein letztes Mal, ehe er aufstand und den Raum verließ. Das junge Mädchen schaute ihm nur traurig nach; wieso nur machte er ihnen beiden so schwer? „Warum…Yoshiki“, fragte sie in die Stille des Raumes hinein, ohne eine Antwort zu erhalten. In diesem Moment spürte Kuroi nicht nur die äußere Kälte, welche durch die offene Tür drang und sie erzittern ließ. Langsam zog die Blauschwarz- haarige sich wieder an, während ihr stumme Tränen über die Wangen liefen. Sie sprach kein Wort, selbst als die anderen sie nach ihrer Rückkehr fragend – besorgt anschauten. Sollte dies das Ende sein, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte? Immer wieder spielte sich die Szene zwischen ihnen vor ihrem geistigen Auge ab, während der Schmerz darüber sie fast erstickte. Doch Akaku ließ sich nicht so einfach zurückweisen, irgendetwas war passiert, das spürte sie. „Kuroi, was ist los?“, fragte sie sanft und schloss ihre Schwester in die Arme. Bildete sie sich das ein oder zitterte Kuroi wie Espenlaub? Diese wusste erst gar nicht, wie sie anfangen sollte: „Ich…er hat mich abgewiesen. Dabei ist der Grund…so unnötig“, Kurois Stimme überschlug sich vor Trauer und ihre Fingernägel krallten sich regelrecht in die Haut ihrer neu gewonnenen Freundin. Unter Tränen erzählte sie ihr, was sich in der Garderobe abgespielt hatte. „Ich befürchte, es könnte daran liegen, dass Yoshiki einfach Angst vor einer Beziehung hat. Angst vor den Gefühlen zu mir und Angst davor, verletzt zu werden. Das sollte mich eigentlich nicht wundern, nach allem, was er erlebt hat. Zudem scheint Yoshiki über sich selbst zu kritisch zu urteilen, sieht sich selbst als schlechten Menschen und vielleicht sogar als Versager, da er ihm wichtige Personen nicht beschützen konnte. Wie soll ich mir denn etwas Besseres suchen, wenn mein Herz bereits ihm gehört?“, meinte Kuroi schluchzend und mit den Nerven am Ende. Die Schwarzhaarige hörte geduldig zu und presste vor Zorn die Lippen aufeinander. So sehr Akaku ihren „Vater“ auch liebte, dieses, bis zum gewissen Grade, närrisches Verhalten ärgerte sie. Ihre „Schwester“ hatte schon genug Probleme; wenn Kurois Fähigkeiten erneut außer Kontrolle gerieten, könnte es ein grausames Inferno geben. Und dann hatte Yoshiki nichts Besseres zu tun als mit ihr zu schlafen und sie dann fallen zu lassen. Es war nicht so, als ob Akaku seine Sichtweise nicht verstand. Im Gegenteil, sie kannte diesen Zustand mehr als gut. Aber dieses Verhalten ging eindeutig zu weit. „Komm“, sagte Akaku und nahm die Hand ihrer Schwester, „wir müssen es Kamijo erzählen!“ Als der Leader die völlig aufgelöste Kuroi erblickte, ahnte er bereits, dass etwas passiert sein musste. Doch bevor Kamijo nachfragen konnte, berichtete seine Frau von der Situation. Seine braunen Augen weiteten sich vor Empörung und im nächsten Moment hörte man, wie seine Faust auf den Tisch schlug: Was dachte Yoshiki sich nur dabei? „Ich werde der Sache mal nachgehen, vielleicht redet er mit mir“, versprach der Leader, „willst du mitkommen oder lieber bei Kuroi bleiben?“ Die letzte Frage stellte er an Akaku, denn er würde sich sofort auf die Suche nach Yoshiki machen und diesen zur Rede stellen. Ein solches Verhalten war unentschuldbar. Diese nickte: „Ich bleibe bei ihr. Entschuldige, aber Kuroi ist momentan emotional sehr aufgewühlt. Nicht, das sie wieder die Kontrolle über ihre Kräfte verliert!“ Auch die anderen Versailles- Mitglieder hatten das Gespräch verfolgt, in ihren Gesichtern zeichnete sich die Wut ab. „So eine Unverschämtheit“, fauchte Jasmine und seinem, eigentlich gütigen Wesen zum Trotz ballte er die Faust, ehe seine wärmenden Arme Kuroi umfingen. Das junge Mädchen nickte dankbar: „Danke euch allen“, schluchzte sie. Kamijo hatte sich während dessen aufgemacht, den Pianisten zu finden, was, zu seinem Glück, auch nicht lange dauerte. „Kann ich kurz mit dir sprechen“, meinte er ernst und es kostete ihm einiges an Beherrschung, den Drummer nicht gleich zu ohrfeigen. Auch wenn Kamijo ein höfliches, fast schon aristokratisches Image pflegte und auch meist nach diesem lebte, so wenig vertrug er es, wenn seine Freunde gequält wurden. „Was willst du?“, fragte Yoshiki merklich genervt, stockte dann aber, als er in Kamijos zorniges Gesicht blickte. „Ist es wegen Kuroi“, die Stimme des Pianisten klang müde und brüchig, so als würde er eine schwere Last tragen. Kamijo nickte; auch wenn der Anblick ihn berührte, so durfte er nicht nachgeben. „Ganz genau…du weißt also, was ich von dir wissen will, nehme ich an“, erwiderte der Blonde. „Kamijo…gerade du müsstest die Wahrheit doch kennen“, der Pianist stand auf und senkte den Blick. Es war offensichtlich, dass er gegen die Tränen ankämpfte, „zu viele meiner Beziehungen sind in den letzten Jahren auseinander gegangen und meist waren die Schmerzen auf beiden Seiten gleich schlimm. Ich will lieben…glaube mir das. Aber meine Vergangenheit hindert mich dran; seit dem Tode meines Vaters weiß ich, dass jeder geliebte Mensch eines Tages gehen muss. Und als Hide starb…damals habe ich den größten Fehler meines Lebens begangen“, der Drummer schluchzte erstickt auf und krallte sich in Kamijos Schultern, „ich habe ihn geliebt, Kamijo…und nicht nur als Freund. Trotzdem ist er einfach gestorben, ohne einen Ton oder Grund…wäre er doch nur wieder da!“ „Das weiß ich…und ich kann dich gut verstehen. Doch niemand kann rückgängig machen, was vor so vielen Jahren geschehen ist…, “tröstend strich der Leader über Yoshikis bebenden Rücken. Schließlich kannte er das Gefühl, einen lieben Freund zu verlieren, nur zu gut, „doch ich verstehe auch das Mädchen. Kuroi liebt dich wirklich über alles. Sie ist zutiefst verletzt, da sie das Gefühl hat, versagt zu haben. Sie wollte und will eigentlich nichts mehr als dir helfen. Eben, weil sie dich liebt und dich glücklich sehen will. Das hat sie uns anvertraut…und selbst du müsstest erkennen, dass sie es ernst meint“, erklärte der Blonde in einem ruhigen Ton. „Gerade deswegen…sie ist ein liebes Geschöpf. Ich will sie nicht verletzen. Ihr Leben ist schon schwer genug; ich bin nur eine Belastung, mehr nicht. Die Wunden auf meiner Seele werden nie heilen“, Yoshiki musterte Kamijo eindringlich, „ich hätte damals an Hides Stelle sterben sollen! Es ist wohl besser, wenn ich Kuroi nicht wieder sehe…ich will ihr Herz nicht brechen!“ Unmerklich begann der Leader zu zittern, hatte dieser Idiot überhaupt nichts verstanden?“ „Bist du sicher? Sie wird viel mehr verletzt sein, wenn du einfach so aus ihrem Leben verschwindest. Denn dazu ist es bereits zu spät, fürchte ich. Und glaubst du wirklich, Hide hätte gewollt, das du so denkst?“ Sein letzter Satz ließ Yoshiki aufhorchen und stimmte ihn nachdenklich: „Wahrscheinlich nicht…aber was soll ich tun? Nach dem Sex kann ich ihr kaum noch unter die Augen treten, ohne den Schmerz darin zu erkennen!“ „Willst du denn, dass ihr beide in Zukunft weiter darunter leidet? Schließlich scheint sie dir doch wichtig zu sein…Der Schmerz wird nicht vergehen, in dem du sie ignorierst. Bei ihr nicht und bei dir ebenso wenig“, schrie Kamijo, seine höfliche Fassade war endgültig zerbrochen; Yoshiki wollte es einfach nicht sehen. „Verdammt, was soll ich denn machen“, brüllte nun auch der Pianist und schlug zornig mit der Faust gegen die Wand. Die Fingerknöchel fingen sofort an zu bluten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)