Sonate von Asmodina (Fortsetzung von Serenade) ================================================================================ Kapitel 11: Empty Room ---------------------- Der Pianist war währenddessen völlig in der Musik versunken. Tränen liefen über seine Wangen und diese trugen nur einen Namen: Kuroi! Er bemerkte ihre Anwesenheit zunächst nicht. Bei diesem Anblick stiegen ihr ebenfalls Tränen in die Augen. Zögernd ging das junge Mädchen und setzte sich neben ihn auf den Klavierhocker. Yoshiki erschrak leicht und unterbrach abprubt sein Spiel. Er schaute Kuroi mit traurigen Augen an. Diese erwiderte nur stumm den Blick; sie wusste nichts zu sagen. Das junge Mädchen legte ihre Hände auf die Tasten und ließ ihre Finger sanft darüber gleiten. Sie setzte das Spiel nahtlos an der Stelle fort, wo Yoshiki aufgehört hatte. Ein winziges Lächeln schlich über Kurois Gesicht bei der Erinnerung. Wie oft hatte sie diese Musik studiert, wie oft dieses Stück geübt, bis sie es perfekt beherrschte. Der Pianist riss währenddessen die Augen auf und starrte das junge Mädchen völlig perplex an. Dieses Spiel, was er da hörte, war unvergleichlich und an Gefühl sowie technischer Präzision kaum zu übertreffen. Es hatte nicht mit dem amateurhaften Versuchen verschiedenster Künstler gemein, bei denen man sich oft die Ohren zuhalten oder ganz taub sein wollte. Nein, Yoshiki hatte eher den Eindruck als würde er selbst spielen. Kuroi bemerkte seine Verwunderung und lächelte, „ich habe es geliebt zu spielen“, erklärte sie ihm leise, „diese Leidenschaft entbrannte, aber nur durch dich. Kein anderer Komponist oder Musiker konnte diesen Zustand hervorrufen. Deine Klänge…du hast mir gezeigt, wie schön das Klavierspielen sein kann.“ „Wirklich?“, der Leader musterte sie überrascht; dass seine Musik gut war und sicherlich auch ein gewisses Niveau besaß, wusste er. Doch das sie solche Emotionen hervorrufen konnte… „Aber…aber wo hast du meine Songs gelernt?“, sehr zu Yoshikis Verdruss klang seine Stimme unsicher und sogar ein bisschen schwärmerisch. „Ich habe sie mir tagtäglich angehört, mir Notenbücher aus Japan besorgt und gelernt bis zur Erschöpfung“, lachte das junge Mädchen leise und ohne ihr Spiel zu unterbrechen, „ich war oft der Verzweiflung nahe, doch habe ich niemals aufgegeben und mir stets gesagt: Yoshiki würde auch nicht aufgeben und weitermachen, selbst wenn es nicht auf Anhieb klappt. Also werde ich es auch nicht…und so war es dann auch. Allerdings wäre ich beinahe deine Leidensgenossin geworden; mein Handgelenk hätte fast eine Sehnenscheidenentzündung bekommen!“ Trotz der eigentlich ernsten Situation musste Yoshiki unwillkürlich lachen und legte, ohne das er es selbst merkte, den Arm um Kurois Schultern: „Du bist eine Kämpferin!“ Das junge Mädchen fiel in sein Lachen ein und für einen Augenblick schien es fast so, als ob es nie Probleme gegeben hätte. Aber beide wussten sehr gut, dass die Realität anders aussah. Trotzdem schlug Kurois Herz bei Yoshikis Berührung wieder schneller und ein Schauer jagte über ihren Rücken. „Musik ist das schönste Mittel, um seine Gefühle auszudrücken“, zärtlich schaute er das junge Mädchen an. „Ja…da will ich dir nicht widersprechen“, entgegnete sie leicht zittrig und erwiderte den Blick. Yoshiki versank regelrecht in ihren ungewöhnlichen Augen, welche keine klar erkennbare Farbe hatten. Es war eine sonderbare Mischung aus allen möglichen Augenfarben, auch lila und gold waren darunter. Er wusste, dass sein folgendes Handeln falsch war und konnte sich trotzdem nicht beherrschen; ohne weiter nachzudenken legte der Drummer seine Lippen auf Kurois. Diese erwiderte den Kuss sofort, die Versuchung war einfach zu groß. Yoshiki intensivierte den Kuss und seine Hände strichen über ihren schlanken Hals. Ohne an die möglichen Folgen zu denken, ließ Kuroi sich drauf ein und zuckte zusammen, als der Drummer zärtlich ihren Namen flüsterte. Gleichzeitig spürte sie, wie seine geschickten Finger spielerisch ihre Wirbelsäule hinab glitten. „Yoshiki…“, flüsterte das junge Mädchen eben und legte vorsichtig ihre Arme um ihn. So als würde sie eine gläserne Statue umfassen, welche bei der kleinsten Berührung in tausend Scherben zerbrechen könnte. Ihre Unsicherheit kehrte zurück und sie dachte an das bevorstehende Ritual; es könnte das letzte Mal sein, das sie ihren Geliebten sehen und berühren konnte. „Ja“, fragte dieser zögernd und diesmal war es Kuroi, welche sich in den stechenden Augen verlor. Ihr Blick ging viel zu tief, angestrengt prägte sie sich jedes Detail an ihm ein: „Ich liebe dich!“ Ein letztes Mal küsste sie ihn, während die aufkommenden Tränen in ihren Augen brannten. „Ich…“, Yoshiki wollte seine Liebste trösten, wollte endlich offenbaren, wie es um seine Gefühle stand. Doch das klirrend kalte Eis in seinem Herzen hinderte ihn, stattdessen legte er sein ganzes Empfinden in diesen Kuss. Das junge Mädchen spürte sofort, das dieser Kuss anders war als sonst, „ich wünschte, es wäre leichter für uns“, wimmerte sie kaum hörbar, ehe Yoshiki das Wort ergriff: „Kuroi…bitte…“, flehend schaute er sie an, „zieh dich nicht vor mir zurück…ich möchte dich wieder sehen!“ Es hätte nicht viel gefehlt und der Musiker wäre auf die Knie gegangen. In diesem Moment brach der Damm in ihrem Innern und das junge Mädchen krallte sich regelrecht an ihn. Einzig- allein das schwarze Satinhemd des Drummers verhinderte Kratzspuren; nichts würde sie lieber tun, wenn es das Gefühl namens Angst nicht gäbe. Yoshiki hielt sie fest und schützend in seinen Armen; warum konnte es nicht immer so sein? Wieso mussten diese Zweifel an ihm nagen und sein Herz vergiften? Und warum hatte ihm das Schicksal so übel mitgespielt? Kuroi war hin – und her gerissen; sollte sie das Ritual dennoch wagen? Oder würde sie damit nur alles zerstören, falls es ihr nicht gelänge? „Ich wünschte, ich könnte dich lieben…aber ich habe zuviel Angst. Meine Depressionen und Stimmungsschwankungen würden dich zerstören. Seit hides Tod bin ich so schwach, das mich nur noch die Arbeit am Leben hält; such dir jemand anderen“ flüsterte Yoshiki, nicht ahnend, welche tragischen Ereignisse er damit in Gang setzte. Abprubt versteifte das junge Mädchen sich in der Umarmung; sie hatte bereits geahnt, dass so etwas passieren würde. Wie sollte es auch anders sein? Selbst wenn es für kurze Zeit schien, als würde alles gut werden und das, ohne jenes empfindliche Gleichgewicht zwischen Leben und Tod zu stören. Ohne ein weiteres Wort riss sie sich los und eilte aus dem Raum, geradewegs hoch in ihr Zimmer: „Ich muss es tun! Es gibt keine andere Wahl!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)