Sonate von Asmodina (Fortsetzung von Serenade) ================================================================================ Kapitel 12: Between Life and Death ---------------------------------- Nach Atem ringend schloss das junge Mädchen ihre Zimmertür ab. Ihr Entschluss stand fest und sie wollte nicht mittendrin unterbrochen werden. Denn dann wäre das Risiko höchstwahrscheinlich umsonst gewesen. Mit trügerischer Gelassenheit entzündete sie elf Kerzen, eine für jedes Todesjahr. In die Mitte des Kreises legte sie ein Foto des pinkhaarigen Gitarristen. Die Milch gab Kuroi in ein Glas und tränkte die Kräuter sowie das Taschentuch mit Yoshikis Blut darin, ehe sie beides neben das Foto legte. Ein ächzender Geruch nach Tod und etwas Unbestimmbaren erfüllte den Raum. Aufmerksam prüfte das junge Mädchen noch einmal, ob alle Utensilien vorhanden waren. Wie gut, das sie schon vorher alles in ihrem Zimmer hatte verstauen können. Kuroi holte noch einmal tief Luft und richtete ihre ganze Konzentration auf das Buch, welches vor ihr lag. Sie zitterte am ganzen Leib, verbot sich aber, auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Mit fester Stimme sprach das junge Mädchen jene Verse, die, wie sie hoffte, hide zurückholen würden: „Opfergaben auf diesem Altar Mächte der Gezeiten, kommt zu mir und macht das Unmögliche wahr Diese Seele ist bei euch gewesen elf Jahr Nun rufe ich, der schwarze Engel, um die höchste Gnade Lasset diesen Körper entsteigen aus dem Grabe Sein Lebenslicht soll wieder erstrahlen in dieser Nacht Bitte schenkt mir dafür eure Kraft Denn diese Seele hat ihre Mission auf Erden noch lange nicht erfüllt, er ist der Schlüssel zu einem Lebenden Glück. Jener, dessen Blut auf diesen Altar ist getropft Hideto Matsumoto, wegen dir flehe ich, komm zurück!“ Während der Zeremonie nahm das junge Mädchen gar nichts mehr wahr, ihr gedanklicher Fokus lag vollkommen auf dem Ritual. Sie spürte wie die schwarzen Schwingen aus ihrem Körper sprossen und trotzdem wurde die Schwäche mit der Minute größer. „Bitte Hide…es muss einfach klappen! Nur du kannst diesen Schmerz noch lindern…selbst meine Liebe zu ihm vermag es nicht“, bettelte Kuroi und schloss die Augen; nur noch ein wenig länger musste sie durchhalten, auch wenn das Leben bereits aus ihrem Körper schwand. Als Yoshiki mit versteinertem Gesicht und vor allem ohne Kuroi zurückkehrte, beschlich Jasmine sofort ein ungutes Gefühl. Ungeachtet seiner, dafür definitiv, unpraktischen Kleidung, stürzte er sofort zu Kurois Zimmer. Beim Anblick der verschlossenen Tür geriet er in Panik; dieses Mädchen versuchte doch nicht wirklich alleine…Doch Jasmine wusste es besser und Tränen stiegen in seine Augen. „So ein Mist!“ Sein Fluch hallte in den Mauern wieder. „Jasmine! Was ist los?“ Der Bassist hatte gar nicht bemerkt, das Kamijo und Akaku ihm gefolgt waren. Als der Leader realisiert hatte, das die Tür verschlossen war, fragte er: „Warum hat sich dort drin eingesperrt?“ Sein leicht schneidender Tonfall gestattete weder Lügen noch Ausflüchte. „Ähh…“ gegen seinen Willen wurde Jasmine rot. Trotzdem sah er keinen anderen Ausweg und erzählte seinen Freunden die Wahrheit. Auch über Kurois Gründe und seine eigene Rolle dabei schwieg er nicht. Mit jeder Silbe wurde Akaku blasser, „Seid ihr wahnsinnig geworden?“, schrie sie und ihre sonst so melodiöse Stimme überschlug sich beinahe, „ihr spielt mit Mächsten, von denen ihr keine Ahnung habt!“ Kamijo zitterte, mit aller Kraft unterdrückte er seinen Zorn: „Wie konntest du das zulassen? Sie wird sich damit umbringen. Verdammt! Kannst du uns irgendwie Zugang zu diesem Zimmer verschaffen? Oder gefährden wir sie damit?“, wandte er sich besorgt an seine Frau. „Genau das weiß ich nicht…Kamijo“, seufzte sie stockend. Akaku griff sich an die Schläfe. Ihre Gedanken rasten wie ein Strudel im Kreis. Noch nie war sie mit jemandem konfrontiert worden, der freiwillig und in Vollbesitz seiner geistigen Gesundheit ein solches Ritual praktiziert hatte. Jenes taten meist arme Seelen, die, infolge ihrer Macht, den Verstand verloren hatten oder naive Anfänger, welche zu schnell zuviel wollten. Plötzlich knickten die Beine unter ihr weg. Der Leader fing sie gerade noch rechtzeitig auf. „Können wir denn gar nichts tun als zusehen?“, meinte er verzweifelt. Auch Hizaki und die anderen kamen hinzu und waren nicht minder geschockt über die Situation. „Yoshiki! Vielleicht kam er helfen“, merkte Hizaki an und machte bereits Anstalten, hinunter in den Saal zu laufen. „Warum gerade er? Er ist bis zum gewissen Grade Schuld an dem ganzen Drama“, warf Akaku ein und presste die Hand auf ihren Bauch; das Baby trat erbarmungslos. „Gerade deshalb ist es seine Pflicht, es wieder gut zu machen; Hizaki hat recht. Vielleicht ist er sogar der Einzige, welcher jetzt an sie heran kommt,“ meinte Kamijo, „aber was ist mit dir? Ist es das Baby?“, fragte er sofort, als seine Frau sich erneut vor Schmerzen krümmte. „Ist schon gut…“, Akaku verzog schmerzhaft das Gesicht, als sie sich erhob, „ich werde mich verwandeln. Hizaki, du holst Yoshiki und zwar schnell!“ Der Leader war alles andere als begeistert von ihrem Vorschlag, stimmte dann aber widerwillig zu. „Aber überanstreng dich bitte nicht“, flehte er nachdrücklich. Die Flügel wuchsen aus dem schlanken Rücken: „Ich passe schon auf. Jasmine, was genau ist das für ein Ritual?“ Der Bassist erzählte ihr alles, was er wusste, auch über das Buch. Akakus Unruhe steigerte sich: „Verflixt! Das ist das gefährlichste Ritual dieser Gattung! Ich habe darüber gelesen…aber zugleich das Effektivste!“ Kamijo traute seinen Ohren kaum; wie konnte Kuroi nur so leichtsinnig sein? Aber für Vorwürfe hatten sie jetzt keine Zeit! Wo war der Drummer, wenn man ihn mal suchte? Nach einer halben Ewigkeit, wie es schien, fand der Gitarrist Yoshiki und erklärte hektisch, was vorgefallen war, „Sie braucht dich jetzt oder sie stirbt“, drängelte Hizaki. Der Pianist schüttelte den Kopf: „Das ist alles meine Schuld. Ich hätte sie nicht so schlecht behandeln dürfen. Dabei…liebe ich sie doch!“ Tränen liefen über seine Wangen. „Dafür ist es jetzt etwas zu spät…wir müssen sie aufhalten!“ Beide liefen so schnell es ging wieder die Treppen hinauf zu den Freunden. Nachdem Kuroi völlig am Ende das letzte Wort gesprochen hatte, wurde sie von einem weißen Lichtstrahl geblendet. Jener erfüllte den ganzen Raum; hatte sie es geschafft? War ihr Bemühen erfolgreich gewesen? Nachdem das Licht wieder erloschen war, erkannte das junge Mädchen nur einen Schatten mit einem roten Schimmer, welchen sie als Hide zu identifizieren glaubte. Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen, ehe alles um sie herum schwarz wurde und ihr Körper leblos zusammenbrach. Kurois letzter Gedanke galt Yoshiki. Auch den anderen blieb der Lärm nicht verborgen und sie starrten erschrocken auf die Tür: „Was war das?“ Schließlich wurde es dem schwarzen Engel zuviel, „Geht mal alle zur Seite“, verlangte sie barsch und hob die Flügel. Mit deren unbändiger Kraft gelang Akaku es, die Tür in kleine Stücke zu zerbrechen. Ohne Zögern stürmten alle in den Raum, welcher völlig abgedunkelt war. Jasmine zuckte zusammen, als er was fast über etwas stolperte. Dieses entpuppte sich bei näherem Hinsehen als Kuroi. „Nein“, kreischte der Bassist, kniete nieder und nahm das bewusstlose Mädchen in seine Arme. Ihre Haut war eiskalt und auch im Gesicht erkannte er bereits die Anzeichen des Todes. Akaku schaute dem Geschehen entsetzt zu und eine zügellose Wut erfüllte sie: „Das ist alles deine Schuld!“ Das junge Mädchen versetzte Yoshiki eine schallende Ohrfeige. Dieser senkte den Blick, unfähig zu sprechen. „Bitte, lass dem nicht so sein“, hauchte Kamijo fassungslos und kniete neben Jasmine, „sind wir zu spät?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)