You Always Meet Twice A Lifetime von NguyenTranLoc (Final Fantasy VII) ================================================================================ Kapitel 10: Inflexible Determination ------------------------------------ ~Früher Nachmittag des selben Tages...~ Tifa hatte sie das Gefühl zu schweben. Sie spürte ihren Körper nicht und alles um sie herum war dunkel. Und egal wie sie sich drehte, ständig hatte sie das Gefühl nach unten zu sinken. "Bin ich... gestorben?", fragte sie in die Dunkelheit, unsicher ob sie es gesprochen oder nur gedacht hatte. "Bist du nicht," antwortete ihr eine vertraute, sanft klingende Stimme. "Ich... sterbe..." "Tust du nicht." "Ich will nicht sterben... noch nicht." "Dann tu es einfach nicht," kicherte die sanfte Stimme. "Ich kenne dich." "Ja... und ich wäre auch sehr beleidigt, wenn dem nicht mehr so wäre", sagte die Stimme mit gespieltem Schmollen. "Du bist..." In diesem Moment brach die Dunkelheit um Tifa herum zusammen, als würde sie ihre fest zusammen gepressten Augen öffnen, und von einem grellen Licht verdrängt, das sich bis ins Unendliche ausbreitete. Tifa musste mehrmals zwinkern bis sich ihre Augen an die plötzliche Helligkeit gewohnt hatten. Dann erst erkannte sie die lächelnde Gestalt vor ihr, aus deren von langen, braunen Haaren eingerahmtem Gesicht sie zwei sanfte grüne Augen anblickten. "...Aeris!", stieß Tifa freudig aus und sprang vorwärts um ihrer Freundin um den Hals zu fallen. Allerdings traf sie auf keinerlei Widerstand, sondern stolperte durch Aeris' verschwimmende Erscheinung hindurch. Sie fing sich allerdings, bevor sie stürzte und drehte sich verwundert zu Aeris um, die sich ihr ebenfalls zuwandte. "Es tut mir leid. Das funktioniert hier wohl nicht", meinte Aeris achselzuckend, bevor sie Tifa wieder anlächelte. "Schön dich zu sehen." "I... Ich freu mich auch dich zu sehen... Aber wie... ist das...?" Verwirrt blickte Tifa sich um. Sie schien sich mit Aeris allein in einer riesigen Parkanlage voller blühender Blumen und Sträuchern, Bäumen und riesigen Grasflächen zu befinden. Anstatt blau war der Himmel allerdings ebenfalls in einem matten Grün eingefärbt. "Wo... sind wir? Ist das... der Lebensstrom? Bin ich doch gestorben!?" Aeris schüttelte ihren Kopf. "Ich sagte doch schon, du bist nicht gestorben." "Was... ist das hier dann?" "Ein Traum. Du bist verwundet worden und hast das Bewusstsein verloren. Jetzt träumst du." "Dann träume ich also nur von dir?", fragte Tifa immer noch etwas durcheinander. Das grünäugige Mädchen schüttelte abermals den Kopf. "Ja und nein. Ich bin hier, weil ich zu dir Kontakt aufnehmen wollte. Der Rest hier..." Aeris wies mit ihr Hand auf die Umgebung, "... ist dein Traum." "Ich habe noch nie bemerkt, wie kitschig meine Träume sind...", meinte die Dunkelhaarige, als sie sich in dem riesigen Garten umsah. Aeris begann auf Tifas Kommentar hin zu kichern und blickte sich dann ebenfalls um. "Vielleicht ist das deine Vorstellung vom Lebensstrom - das Original ist allerdings noch ein schönes Stück langweiliger." Daraufhin richtete sie ihren Blick wieder auf Tifa und nahm einen ernsteren Gesichtsausdruck an. "Ich bin nicht hier um deine Träume zu deuten. Ich muss dir etwas Wichtiges mitteilen." Tifa richtete ihren Blick wieder auf Aeris. "Ich dachte mir schon, dass das hier kein Höflichkeitsbesuch ist..." "Ihr seid in Gefahr! Irgend etwas Böses hat wieder begonnen sich zu regen... und ihr seid schon mitten darin verwickelt! Ich..." "Aeris, sei mir jetzt bitte nicht böse, aber das habe ich auch schon selbst bemerkt", teilte Tifa mit einem alles sagenden Tonfall mit. "Nein, du verstehst nicht. Ihr habt bisher nur die Oberfläche gesehen. Es steckt sehr viel mehr dahinter als ihr vermutet... wahrscheinlich sogar mehr als ich vermute..." "Was meinst du?", fragte Tifa verwirrt und schüttelte ungläubig den Kopf. "Jenova. Ich glaube sie... es existiert immer noch und ist bereit bald wieder Unheil zu stiften." "Aber das...?! Wir haben dieses Mistvieh doch erledigt!" "Ich weiß es auch nicht genau. Es ist nur dieses fürchterliche Gefühl, das mich plagt..." Beide Frauen blickten besorgt zu Boden und schwiegen für einen Moment, dann hob Tifa ihren Kopf ruckartig an und riss die Augen entsetzt auf. "Mein Gott! Elena!" Sie machten einen Schritt auf Aeris zu. "Ist es das, was mit ihr geschehen ist? Haben ihr diese Schweine Jenovazellen injiziert?! Ist sie... dieses Böse?" "Ich weiß es nicht, Tifa. Es könnte sein, aber... sicher kann ich es nicht sagen..." In diesem Moment zuckte Aeris zusammen und für einen kurzen Augenblick verblasste ihre Gestalt. "Aeris, was hast du?!" "Ich muss gehen...", meinte Aeris als sie sich wieder aufrichtete. "Das hier kostet mich sehr viel Kraft, aber Hauptsache ich konnte dich warnen." Ein Lächeln fand den Weg zurück auf das Gesicht der Cetra. "Und es war schön wieder einmal mit dir zu sprechen, Tifa." "Es hat mich auch gefreut, aber kannst du mir wirklich nicht mehr sagen?" Aeris schüttelte nur den Kopf, als ihr Körper begann sich in Schwaden grün leuchtenden Nebel aufzulösen. "Sei einfach auf der Hut. Wenn es allzu brenzlig wir, werden wir versuchen euch zu helfen." Verwirrung machte sich abermals bei Tifa breit. "Wir?!" Die Cetra lächelte wohlwissend ohne zu antworten. "Und Tifa", sagte sie noch, als von ihr nur noch das Gesicht übrig war, "hör auf dich wegen der Vergangenheit zu grämen! Irgendwie geht es immer weiter..." Dann war sie ganz verschwunden. Tifa verzog fragend ihr Gesicht, als sie versuchte Aeris letzte Worte zu verstehen. "Was soll jetzt das schon wieder heißen!?", schrie sie den zum Himmel aufsteigenden Nebelschwaden etwas ärgerlich hinterher. * * * ... nicht zu erwarten, dass sich die Wetterlage im Verlauf der kommenden Woche noch ändert. Für die Region um Kalm... ... strahlendweiß und absolut... ... als die Feuerwehr schließlich eintraf, bereits komplett in Flammen und es gab nichts mehr zu retten. Die Brandursache konnte uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht mitgeteilt werden, allerdings wurde bestätigt, dass in der abgebrannten Ruine die Körper von drei Personen... ... "ein Arschloch!" "Jetzt für dich mal nicht so auf, du blöde Zicke"... ... Situation nach wie vor als angespannt. Vor allem Wutais unnachgiebiges Festhalten an seinen Mako-Projekten führt immer wieder... ... nach dem enttäuschenden 1:1 von letzter Woche, hoffen die Sharks diesmal... Es dauerte eine Weile bis Tifa die ständig wechselnde Geräuschkulisse als einen Fernseher identifizierte, bei dem ständig das Programm gewechselt wurde. Als sie vorsichtig begann die Augen zu öffnen wurde ihr schlagartig klar, dass sie nicht mehr träumte. Das warme Gefühl von gerade war verschwunden. Stattdessen fühlte sie sich schlapp und ausgebrannt. Sogar das Atmen schien ihr schwer zu fallen. Was war geschehen? Sie konnte sich noch daran erinnern, dass sie mitten in der Nacht von diesem übelriechenden SOLDAT und seinen Gefolgsleuten angegriffen worden war. An den Rest erinnerte Tifa sich nur lückenhaft. Das letzte Bild, das sie noch im Kopf hatte, war wie Trax - so hatte der SOLDAT sich genannt - sich triumphal lächelnd vor ihr aufgebaut hatte. Aber danach? Sie war noch am Leben, das verriet ihr ihr schmerzender Körper. Hatte sie den Vorfall etwa auch nur geträumt? Sie hatte nicht das Gefühl in Gefangenschaft geraten zu sein, schließlich lag sie in ihrem Bett und... Schlagartig riss Tifa die Augen ganz auf. Sie war nicht in ihrem Zimmer! Das war nicht ihre alte Holzdecke. Sie drehte ihren Kopf kurz nach rechts und links und war kurz darauf endgültig davon überzeugt, dass sie sich in einem fremden Raum befand. "Wo... zur Hölle bin ich", stöhnte sie und versuchte sich aufzusetzen. Kaum hatte sie die Worte gesprochen, hörte sie wie jemand aufsprang, dann tauchte Elena so blitzartig über ihr auf, dass Tifa erschrocken zusammenzuckte. Bevor sie jedoch etwas sagen oder unternehmen konnte, wurde sie von der anderen Frau sanft aber bestimmt wieder auf das Bett zurück gedrückt. Hektisch wurden ihre Stirn und ihre Wangen befühlt. "Endlich! Du bist aufgewacht! Ich bin so froh. Wie geht's dir?", überschüttete Elena sie mit einem Redeschwall, der partout nicht enden wollte, bis Tifa sich gezwungen sah Elena eine Hand auf den Mund zu pressen. "Langsam... bitte", flehte sie. "Und geh bitte von mir runter." Tifa versuchte Elena wegzuschieben, unterließ den Versuch allerdings, als sie ein stechender Schmerz in ihrer rechten Seite durchfuhr. Ihr schmerzverzerrtes Gesicht erzielte bei Elena allerdings den selben Effekt. Die blonde Frau wich erschrocken zurück. "Entschuldige!" Elena warf Tifa einen besorgten Blick zu, als diese abermals versuchte sich aufzurichten. "Du solltest liegen bleiben. Du bist verletzt." "Hab ich gemerkt", erwiderte Tifa etwas genervt und setzte sich trotz Elenas Protest auf, anschließend rutschte sie etwas zurück und lehnte sich gegen das hölzerne Kopfende des Bettes. "Was ist passiert?" "Du wurdest angeschossen..." "Das weiß ich auch noch. Ich meine, was ist danach... oder... was ist überhaupt passiert? Waren das...?" "Gefolgsleute von Mishima? Ja, da bin ich mir ziemlich sicher. Sie haben mich gefunden..." Elena ließ niedergeschlagen ihren Kopf hängen und starrte auf den Boden des Zimmers. "Einer von ihnen war sogar ein SOLDAT." "Wirklich?" Die Turk hob ihren Kopf wieder und blickte Tifa an. "Ist mir... gar nicht aufgefallen..." Tifa zog verwundert ihre Augenbrauen zusammen, beließ es aber dabei. "Was ist passiert, nachdem ich angeschossen wurde", fragte sie ein weiteres Mal. "Es ist uns... dir ja anscheinend gelungen den Kerlen wieder zu entkommen." Schuldbewusst wich Elena Tifas Blick aus. "Ich weiß es auch nicht mehr so genau... ich hab mit ein paar von ihnen gekämpft, aber dann..." "...hast du dich verwandelt", sagte die Verletzte abschätziger als sie es eigentlich beabsichtigt hatte. "Richtig?" "Nein", meinte Elena, lenkte aber schnell ein. "Doch, ja... aber nur sehr kurz. Einen habe ich dabei wohl getötet, dann haben die anderen das Weite gesucht." "Und was ist dann passiert?" Elenas traute sich immer noch nicht Tifas Blick zu erwidern. "Ich... Sie..." Unruhig blickte sie sich im ganzen Raum um. "Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll." "Was?" Langsam wurde auch Tifa nervös. "Sie haben Feuer gelegt." Feuer. Schlagartig erinnerte sich Tifa daran, wie ihre Theke in Flammen aufgegangen war und was das bedeuten konnte. Aber daran wollte sie nicht einmal denken. Trotzdem spürte sie, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete "Deine Bar ist... deine Bar und deine Wohnung sind... abgebrannt." Jede Kraft wich aus Tifas Körper und ungläubig ließ sie ihren Kopf gegen die Wand hinter ihr sinken. Ihr Blick fiel zum Fenster hinaus. Es regnete schon wieder. "Tifa, es tut mir leid!" Weg! Alles weg. Abgebrannt. Blöder Regen. "Tifa, ich..." "Du kannst nichts dafür", meinte Tifa abwesend. Ihre Hände verkrampften sich um die Bettdecke. "Mistkerle!", fluchte sie leise und verbittert. Eine ganze Zeit lang sagte keine der beiden ein Wort. Elena hatte ihren Blick wieder niedergeschlagen zu Boden gerichtet, während Tifa dem Regen zusah und versuchte an alles mögliche zu denken, nur nicht ihr niedergebranntes Heim. "Und jetzt?", fragte sie schließlich Elena. Die Turk sah auf und blickte Tifa zum ersten Mal wieder in die Augen. "Sie haben mich gefunden..." Elena stand auf und marschierte vom Bett weg. "Und im Verstecken war ich noch nie gut, also werden sie mich auch ein zweites Mal finden. Nur das nächste Mal will ich darauf vorbereitet sein." "Was hast du vor?" "Ich will mich zur Costa del Sol durchschlagen. Dort hab ich Geld - viel Geld. Ich rüste auf und dann geh ich zum Angriff über. Ich lasse mir von Mishima und seinem Gefolge nichts mehr gefallen. Und was immer sie mir angetan haben - ich zwinge sie dazu mich zu heilen." "Toller Plan", meinte Tifa wenig begeistert. "Was, wenn sie dich erwischen, bevor du die Sonnenküste erreichst? Wahrscheinlich erwischen sie dich noch hier in Midgar." "Ich werde deine Hilfe brauchen", sagte die Turk und sah Tifa ernst an. "Du musst mir helfen. Du hast doch Erfahrung im..." "Weglaufen?!" "Verkleiden und unentdeckt bleiben, wollte ich sagen", erklärte Elena etwas verletzt. Tifa kam wieder ins Grübeln. Elena hatte Recht. In ihrer Zeit bei Avalanche hatten sie sich oft verkleiden müssen. Unentdeckt zu bleiben bedeutete damals zu überleben. Sie hatte diese Zeit überhaupt nicht vermisst, aber nun war sie wohl davon eingeholt worden. Trotzdem klang Elenas Plan irgendwie nach purer Verzweiflung. Aber andererseits hatte Tifa auch keine bessere Idee. Sie könnten um Hilfe bitten, aber das würde Elena sicher wieder ablehnen. Außerdem wohnten all ihre Freunde noch weiter weg als die Costa del Sol - mit Ausnahme von Reeve, aber der war praktisch nie zu erreichen. Und irgendwie hatte Tifa keine Lust auch noch Barret und die anderen aus ihren friedlichen Leben herauszureißen. "Also schön", sagte sie schließlich. "Aber wir werden einige Sachen zum Anziehen brauchen und... wir brauchen Geld!" "Ich hab Geld", gab Elena etwas kleinlaut zu, hob ein undefinierbares Bündel von Stoff vom Boden des Zimmers auf und warf es vor Tifas Füße auf das Bett. "Und auch ein paar Klamotten." "Woher hast du die?", fragte Tifa verwirrt und bemerkte erstmals auch das fremde und wenig saubere Hemd, das sie trug. "Nun... ich...", stammelte Elena. "Der Doktor, der dich behandelt hat war... sehr hilfsbereit." "Du hast das Zeug gestohlen." "Nein... ich meine ja... vielleicht. So was in der Art..." "Wie kann man so etwas nur klauen?" Tifa zog einen alten Pullover aus dem Bündel hervor, rümpfte die Nase und warf ihn angeekelt wieder zurück. "Wir müssen trotzdem noch einmal einkaufen gehen." "Ich werde einkaufen gehen", stellte Elena klar. "Du hast Bettruhe verordnet bekommen, die solltest du vorerst noch einhalten. Sag mir, was wir brauchen." * * * ~Später...~ Draußen wurde es bereits dunkel als Elena mit zwei Einkaufstüten unter den Armen zurück in das Motel kam. Sie hatte sich die letzten Stunden durch Midgar geschlichen und die von Tifa aufgetragenen Besorgungen erledigt. Doch jetzt gegen Schluss hätte es sie beinahe nicht mehr geschafft. Und das lag nicht daran, dass sie fast entdeckt worden wäre. Schließlich hatte sie sich in eine große Regenjacke, die sie dem Doktor geklaut hatte, gehüllt und ihr Gesicht unter der Kapuze versteckt - was bei diesem Wetter nicht einmal sonderlich verdächtig wirkte. Elenas Problem war sie selbst, beziehungsweise ihr Körper. Heute Morgen - eigentlich war es ja schon Mittag gewesen - hatte sie sich noch recht wohl gefühlt - körperlich zumindest. Ihr schlechtes Gewissen und die Sorge um Tifa zerfraßen sie schon den ganzen Tag. Aber mittlerweile konnte sie sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihre Lungen brannten schon wieder höllisch und die Atemnot wirkte sich natürlich auf den restlichen Körper aus. Und wie immer, wenn sie in dieser Phase war, meldete sich auch ihr unsichtbarer, kreischender Freund wieder. Zur erst leise, aber mit der Zeit wurde die Stimme immer lauter. Und sie einfach zu ignorieren, fiel ihr immer schwerer. "WAruM wEhRSt dU DiCh?" Weitergehen. Einfach Weitergehen, sagte sie sich. Elena war froh, dass die Gänge des Motels absolut leer waren. Sie konnte im Moment auf jede Art von Aufmerksamkeit verzichten. Und die Art wie sie mittlerweile durch die Gegend wankte, würde wohl nur jemanden nicht auffallen, der noch betrunkener war, als sie wirkte. "HöR aUf dICh zU weHrEN! DanN sInD DeInE ScHMeRzeN vORübEr." An die Wand gelehnt versuchte sie die letzten Meter bis zur Tür zu schaffen. Sie wusste nicht genau, warum sie glaubte, dass würde ihre Rettung sein. Sie hoffte einfach, ein Gespräch mit Tifa würde sie ablenken. Sie wach halten. Ihre Menschlichkeit bewahren. "NuR iCh KAnn DiR nOcH hElFEn, TuRK! ErGIb DiCH eNDliCh dEIneM SChickSaL!" Eine der Einkaufstüten fiel zu Boden als Elena eine Hand gegen ihre schmerzende Brust presste. Die zweite folgte kurz darauf und schließlich sank auch Elena an die Wand gelehnt zu Boden. Sie bekam keine Luft mehr! "SiE hÄLt dICh zUrÜCk. WEgEn iHR haST dU dIeSe ScHMerZEn, nUr wEGeN iHR. TÖtE sIE!" Elena kniff ihren Augen so fest zusammen, wie es nur ging, und presste ihren Kopf gegen die Wand. Luft! Luft sie brauchte Luft! "WiLlST Du sTErBeN? TÖtE sIe!" "Lass... mich... in Ruhe...", presste Elena hervor. "WiLLsT dU sTeRbEn?" "Ich..." "TÖTe sIE! ODer Du StIrBSt!" "Ich will nicht sterben..." Mit einem Mal war die Blockade in ihren Lungen verschwunden und Elena sog mit gierigen Zügen wieder Luft ein. Erschöpft öffnete sie ihre Augen und starrte ihren Arm an. Er hatte sich wieder verwandelt. Natürlich. "TöTE SiE!" "NeIn!", brüllte Elena und schmettere ihren Arm so fest sie konnte gegen die Wand. Und ein zweites Mal. "LASS MICH ENDLICH IN RUHE!!!" Sie wartete auf eine noch wütendere Antwort. Aber nichts kam. Es war wieder still. Sie saß noch kurz auf dem Boden und versuchte ihren Atem zu beruhigen, dann sammelte sie den Inhalt der Einkaufstüten ein und stand wieder auf. Einen Moment lang stand sie einfach nur so im Flur, dann entkam ihr ein erschöpftes Lachen. Sie hatte es vertrieben. Sie war wieder Herr über ihren Körper. Sie wusste es. Sie war stärker als dieses Ding! Die leise Stimme der Vernunft, die ihr sagte, dass das Blödsinn war, hörte sie allerdings ebenfalls nicht mehr. Sie nahm sich noch einen Augenblick Zeit um Schweiß und verräterische Tränen zu entfernen, dann machte sie sich auf den Weg ins Zimmer. * * * Tränen standen in Tifas Augen und liefen über Wangen, während sie im Bett liegend, gegen die Kopfstütze gelehnt den Regen betrachtete, der außen an dem schmutzigen Fenster hinunter lief. Sie hatte versucht ihre Fassung so lange wie möglich zu wahren - vor allem vor Elena. Aber irgendwann hatte sie es einfach nicht mehr geschafft. Sie hatte ein drittes Mal in ihrem Leben beinahe alles verloren. Sephiroth hatte ihr Heimatdorf abgefackelt, auch wenn das nie offiziell geschehen war. ShinRa hatte ihre Bar und etliche ihrer Freunde unter der Platte von Sektor 7 begraben. Und jetzt hatte sie erneut alles an die Flammen verloren. Nachdem Avalanche sich aufgelöst hatte, hatten sie aufgeteilt, was sie an Geld übrig gehabt hatten. Tifa hatte sich davon ihr neues Zuhause gekauft und eingerichtet - mit Unterstützung von Cloud, erinnerte sie sich verdrießlich. Er hatte sich bis zum Schluss geweigert, dass sie ihm etwas davon zurückzahlte. Was sollte sie nun tun? Erst einmal würde sie natürlich versuchen Elena zu helfen. Aber dann? Versicherung hatte sie keine. So etwas war trotz der Neuordnung immer noch etwas, das sich nur reichere Bürger Midgars leisten konnten. Zur Polizei konnte und wollte sie auch gar nicht. Erstens traute sie den Beamten Midgars nach wie vor nicht sonderlich, und zweitens konnten die ohnehin nicht viel ausrichten. Vielleicht war es einfach das Beste Barret zu besuchen. Er war praktisch ihr bester Freund auf diesem Planeten. Er hatte ihr schon einmal geholfen, wieder auf die Beine zu kommen und er würde ihr auch sicher beim Beginn eines neuen Lebens beistehen. Ihrem Vierten. Außerdem würde es gut tun Marlene wieder einmal zu sehen. Und wie hatte Aeris ihr gesagt? 'Irgendwie geht es immer weiter...' Hatte sie das damit gemeint? Tifa erschrak als sie glaubte, Elenas Stimme im Gang zu hören. Hastig versuchte sie alle Spuren ihrer Trauer verschwinden zu lassen und trocknete die Tränen mit der Bettdecke weg. "Lass mich endlich in Ruhe!", hörte sie plötzlich Elena von draußen schreien. Das klang ernst. Sie fuhr sich mit dem Arm ein letztes Mal über die Augen, dann versuchte sie sich aus dem Bett zu heben. Was ihr deutlich schwerer viel, als sie gedacht hatte. Sie schwang ihre Beine aus dem Bett und versuchte mit schmerzverzerrtem Gesicht aufzustehen, als sich im selben Moment die Tür öffnete. "Du sollst doch liegen bleiben!", meinte Elena besorgt, aber nicht ganz anwesend, als sie das schäbige kleine Motelzimmer betrat und sah wie Tifa versuchte aufzustehen. "Wen hast du da gerade angeschrieen?", fragte Tifa und ließ sich ohne Widerworte zurück auf das Bett sinken, zog ihre Beine zurück unter die Decke und lehnte sich langsam wieder gegen das Kopfende. "Nur irgend so ein Kerl, der mich einfach nicht in Ruhe lassen wollte", erklärte Elena, während sie die beiden Einkaufstüten auf die kleine Kommode stellte und dann ihre Regenjacke abstreifte, welche sie achtlos auf den Boden warf. Tifa verzog misstrauisch ihre Augenbrauen. Sie glaubte zu erkennen, wie Elenas Hände zitterten. "Sicher? Das hat sich ziemlich ernst angehört..." "War es nicht, glaub mir. Der Kerl ist mir schon eine halbe Ewigkeit nachgelaufen. Mir ist es jetzt bloß einfach zu blöd geworden." Sie begann zu grinsen. "Keine Sorge, der geht uns nicht mehr so schnell auf die Nerven." "Na gut", lenkte Tifa ein. Sie war nicht wirklich auf einen Streit mit Elena aus, also wechselte sie das Thema. "Alles bekommen?" Elena grinste erneut, nur dieses Mal wirkte es zuversichtlicher. Und echter. "Mehr als das." Sie begann die Tüten auszupacken. "Haartönung, ein paar weniger streng riechender Klamotten, Verbandszeug, was zum Essen und das hier." Mit 'das hier' meinte Elena die schwarze Pistole, die sie aus der Tüte zog, mit einer gekonnten Bewegung durchlud und dann auf irgend etwas zielte, das sie durch das Fenster des Zimmers erblickte. "Woher hast du...?" "Ein bisschen kenn ich mich auch noch in Midgar aus", sagte Elena und betätigte den Abzug, worauf hin ein leises Klicken ertönte. "Es wird wahrscheinlich noch ungemütlicher als es ohnehin schon ist. Wir werden die Dinger brauchen." Tifa antwortete nichts darauf. Elena hatte natürlich Recht. Sie würden Waffen brauchen. Was Tifa nachdenklich machte, war die Fähigkeit der Turk in kurzer Zeit von 'Nervös und Niedergeschlagen ohne Ende' zu 'Alles egal, das wird schon wieder' zu wechseln. Zwar war es angenehmer Elena in ihren Stimmungshochs zu erleben, aber irgendwie schien sie dann die Probleme, die noch vor ihr lagen - oder sich durch ihren Körper fraßen -, völlig zu unterschätzen. Im Gegensatz zu vorher wirkte Elena beinahe schon wieder unbekümmert. "Tifa, hör zu...", begann Elena und senkte ihre Waffe. "Oh nein!", schreckte Tifa auf. "Wenn du jetzt wieder anfängst dich zu bedanken, um mir anschließend zu erzählen wie leid es dir tut, dass ich da mit hineingezogen wurde, aber dass das dein Kampf ist und du ihn alleine austragen musst oder willst, dann lass dir was gesagt sein: VERGISS ES! Die Dreckskerle haben meine Bar, mein Zuhause, meine ganze Existenz abgefackelt. Ich hab mit denen mindestens eine genauso große Rechnung offen wie du. Wenn du also auch nur daran denkst, dich allein davon zu machen, sei dir sicher: Ich werde dich finden, dir die Abreibung deines Lebens verpassen und dir dann helfen, diese Psychopaten fertig zu machen. Verstanden?" Tifa holte erschöpft Luft als sie fertig war. Elena sah sie nur verwundert an, dann warf ihr die Turk überraschend die Pistole zu, welche Tifa ungeschickt auffing. "Du hättest mich ausreden lassen können. Ich wollte sagen, dass es wahrscheinlich ziemlich heftig wird die nächste Zeit. Und da du angeschossen bist, will ich, dass du die nächste Zeit auf deine Karate-Tricks verzichtest. Deshalb ist die für dich und die hier..." Elena zog eine zweite Pistole aus der Tüte. "... für mich." Sie deutete auf die Waffe in Tifas Händen. "Ich hoffe, du kannst damit umgehen." "Kann ich... einigermaßen", meinte Tifa schließlich und sah wieder zu Elena auf. "Sorry, dass ich..." "Schon okay." Die Turk trat zu ihr ans Bett. "Ich kann dir nicht oft genug sagen, wie dankbar ich dir dafür bin, dass du mir hilfst. Ich will nur nicht, dass du deswegen drauf gehst. Also halt dich die nächsten Tage bitte zurück." Ein Lächeln schlich sich auf Tifas Gesicht. "Verstanden." "Gut." Elena begann ebenfalls zu lächeln. Nach einem kurzen Moment machte sie kehrt und holte etwas aus einer der Einkaufstüten. Mit einer Flasche Shampoo in der Hand drehte sie sich wieder zu Tifa um. "Was dagegen, wenn ich die Dusche als Erste in Beschlag nehme?" "Nein, mach nur", meinte Tifa. Sie rechnete ohnehin damit, dass Elena fertig war, bevor sie es geschafft hatte aufzustehen. * * * Stehen und Gehen funktionierte eigentlich gar nicht mal so schlecht, stellte Tifa fest. Hatte sie es erst einmal aus dem Bett geschafft, spürte sie ihre Wunde kaum noch. Das war gut. Nichts hasste sie mehr, als sich invalide zu fühlen. Sie ging noch ein paar mal im Zimmer auf und ab und erhöhte dabei immer mehr das Tempo. Schließlich blieb sie - mit dem bisherigen Ergebnis recht zufrieden - wieder stehen und nahm ihre gewohnte Kampfstellung ein. Sie hatte schon mit viel schlimmeren Verletzungen gekämpft, außerdem war es ohnehin nur ein kleiner Test. Tifa spannte kurz ihre erkalteten Muskeln an und ließ ihre rechte Faust nach vorne schnellen - was sie sofort wieder bereute als ein stechender Schmerz sie durchfuhr. Okay, das würde sie vorerst wohl doch unterlassen müssen. Sie ließ ihren Blick zu der Pistole wandern, die auf dem Nachtkästchen lag. Nach kurzem Nachdenken marschierte Tifa hinüber und hob die Waffe auf. Sie würde sich die nächste Zeit wohl doch darauf verlassen müssen. War lange her, dass sie überhaupt eine verwendet hatte. Und gut gezielt hatte sie auch nie. Es gab einen Grund warum sie sich lieber auf ihren Körper als auf irgendwelche Waffen verließ. Sie hatte die Pistole gerade wieder zurückgelegt, als sich die Tür zum Bad öffnete und eine klitschnasse Elena ins Zimmer stürmte - nackt, wie Tifa erschrocken bemerkte und sich daraufhin schnell abwand. "Drecksladen!", schimpfte Elena und begann in den Einkaufstüten zu wühlen. "Zum Glück hab ich auch Handtücher gekauft... Was?" "Du hättest was sagen können, dann hätte ich sie dir gebracht", meinte Tifa, ihren Blick immer noch von Elena abgewandt. "Du tust gerade so, als wärst du diejenige die nichts anhat", kicherte Elena halb amüsiert, halb genervt und wickelte sich in eines der Handtücher ein. "Du kannst dich wieder umdrehen." "Sorry", sagte Tifa kleinlaut und drehte sich wieder zu Elena um, die sich gerade die Haare trocknete. "Ich..." Tifa gerat abermals ins Stocken. "Was ist jetzt?", fragte Elena nun endgültig genervt. "Immer noch zuviel Haut? Für jemanden, der im Sommer gern Miniröcke trägt, bist du ganz schön prüde!" Tifa blickte die Turk für einen Moment verwirrt an, dann besann sie sich wieder auf das, was sie stutzig gemacht hatte. "Dein Arm." Elena sah an sich herab, während Tifa zu ihr hinüber trat. Es waren wieder einmal die roten Streifen, die sich wie Adern dicht unter der Haut über Elenas Arm zogen. Mehr als das. Mittlerweile bedeckten sie auch schon Elenas Brustkorb und ihren Halsansatz. Sogar ihre linke Schulter war schon teilweise betroffen. "Es ist schlimmer geworden", meinte Tifa und nahm Elenas Arm in die Hand um ich näher zu betrachten. "Geht es noch ein Stück negativer? 'Es hat sich ausgebreitet' würde es doch auch gut genug beschreiben." Tifa ignorierte Elenas Einwände und ließ vorsichtig ihren Finger einer der Adern von Elenas Ellenbogen bis zur Schulter folgen. "Tut es weh?" Elena befreite ihren Arm aus Tifas sanften Griff. "Es sieht nur schlimm aus. Ansonsten bin ich okay." "Fängst du schon wieder an! Du bist alles andere als 'okay'." "Schön! Dann bin ich halt krank oder am Verrecken oder beides. Glaubst du es gefällt mir, dass ich so aussehe?! Ich will mir nur nicht ständig sagen 'Du bist krank! Du bist krank!'. Und ich hab es langsam satt, dass ständig von dir zu hören." "Weil du es einfach hinnimmst." "Mach ich nicht! So schlimm ist es nicht. Ich kann mich kontrollieren, glaub mir. Außerdem hab ich dir doch meinen Plan erklärt und du hast gesagt, dass du mir helfen willst." Elena wandte sich wieder von Tifa ab und machte damit weiter sich die Haare abzutrocknen. "Aber scheinbar glaubst du immer noch es ist mit 'Hallo, Doc. Bin das Opfer eines perversen Wissenschaftlers. Bitte helfen.' Einfach getan ist." "Natürlich nicht!" "Dann hör auch auf damit!" Tifa hatte keine Lust mit Elena zu streiten, und tat als käme sie der Bitte nach. Sie meinte es zwar nur gut mit ihrer... Freundin? Traf das zu? Vor gut einer Woche war Elena wahrscheinlich der letzte Mensch gewesen, um den sich Tifas Gedanken gedreht hatten. Und nun? Sie dachte in letzter Zeit fast nur noch daran, wie sie Elena helfen konnte. Die Turks waren in der Vergangenheit alles andere Freunde für sie gewesen, aber seitdem sie Elena besser kennen gelernt hatte... nein, das traf irgendwie auch nicht zu. Sie wusste immer noch so gut wie nichts über Elena. Ein Seufzer entwich Tifa. Einfach würde ihr Leben wohl nie sein. "Ich geh duschen", sagte sie zu Elena und ging - langsam - in Richtung Badezimmer. "Warte. Nimm das hier gleich mit", meinte die Turk und reichte ihr ein trockenes Handtuch und einen Satz neue Klamotten. "Erspart dir weitere Peinlichkeiten." "Danke..." "Brauchst du Hilfe? Wegen dem Verband, meine ich." "Geht schon". Irgendwie kam das kälter raus, als Tifa es beabsichtigt hatte. "Für den neuen dann vielleicht", sagte sie deshalb noch bevor sie die Badtür hinter ihr zuzog. Tifa befreite sich von dem dreckigen und viel zu großen Hemd, von dem sie nicht einmal wusste, wo Elena es eigentlich herbekommen hatte, und wickelte dann vorsichtig den Verband ab, der beinahe ihren ganzen Oberkörper umspannte. Sie inspizierte die Verletzung im Spiegel. Die Wunde sah noch übler aus, als sie es sich vorgestellt hatte. Sie hatte wohl wirklich verdammtes Glück gehabt. Tifa entfernte noch das Pflaster von dem Streifschuss an ihrem Arm und schlüpfte aus ihrem Slip, dann stellte sie sich unter die Dusche und ließ einen heißen Schwall Wasser auf sich hinunterstürzen. Sie ließ sich mehr Zeit als sonst, vielleicht in der unterbewussten Hoffnung etwas von dem Stress der letzten Tage abzuspülen. Der Plan scheiterte an dem geringen Heißwasservorrat des Motels, trotzdem hatte es etwas geholfen. Ein Stück entspannter trat Tifa wieder aus der Dusche, trocknete sich ab und schlüpfte in die frischen Klamotten, die Elena besorgt hatte - auch wenn Boxershorts und zu große T-Shirts nicht gerade ihren Geschmack trafen. Im Moment war modisches Auftreten ohnehin in den Hintergrund getreten. Als Tifa zurück ins Schlafzimmer kam, lag Elena bäuchlings auf dem Bett starrte auf den Fernseher. "Die Sharks haben schon wieder nur unentschieden gespielt", teilte ihr die Turk emotionslos mit. "Gegen wen?" "Was weiß ich...?" "Interessiert dich das überhaupt?" "Nein", meinte Elena knapp, schaltete den Fernseher aus setzte sich auf und sah Tifa an. "Alles okay?" "Größtenteils. Aber ich bin wirklich keine größeren Verletzungen mehr gewohnt. Ich kann auch nicht sagen, dass ich sie vermisst hätte." "Zeit für einen neuen Verband", beschloss Elena und hüpfte daraufhin aus dem Bett um das gekaufte Verbandszeug zu holen. "Nicht nötig, ich..." Tifas Protest wurde von Elena ignoriert. Die Turk trat auf sie zu, verpasste ihr einen leichten Stoß, so dass Tifa auf der Bettkante zu sitzen kam und klettere hinter ihr auf das Bett. "Du hast eine gebrochene Rippe und eine frische OP-Narbe. Planetenretter oder nicht, wenn ich mir ständig von dir anhören muss, wie schlimm es um mich steht, dann lässt du dir gefälligst einen neuen Verband verpassen." "Meinetwegen", seufzte Tifa ergeben. "Dann mach schon." "Tifa?" "Was!?" "Durch das T-Shirt wird es nicht funktionieren." Tifa seufzte abermals und zögerte einen Augenblick, bevor sie das graue Shirt langsam über den Kopf zog und dann widerwillig auf den Boden fallen ließ. "Zufrieden?" "Du bist das nicht sonderlich gewohnt, hm?", fragte Elena während sie neben ihr auf dem Bett das Verbandszeug ausbreitete. "Entspann dich. Wir Mädels sind unter uns. Arme hoch!" Ein melancholisches Lächeln huschte über Tifas Gesicht als sie vor sichtig ihre Hände nach oben streckte. "Aeris und Yuffie haben mich deshalb auch immer aufgezogen. Ich hatte früher eigentlich keine Freundinnen, nur Kumpels. Und in deren Gegenwart habe ich es vermieden mich umzuziehen." Tifa zuckte erschrocken zusammen als Elena ihr etwas Kaltes auf die Wunde presste und dort sanft verrieb. "Was ist das?", wollte sie wissen. "Wundsalbe", erklärte Elena knapp bevor sie an den vorherigen Gesprächsfaden anknüpfte. "Bei mir war es anders. In einem Waisenhaus in den Slums lernt man schnell auf so etwas wie Privatsphäre zu verzichten. Beim Militär war es auch nicht viel anders." Tifa wusste wovon Elena sprach. Ihre eigenen ersten Monate in den Slums von Midgar waren ebenfalls eine harte Schule gewesen. Sie beobachtete Elena im Spiegel, während die Turk sprach. Es war das erste Mal, dass Elena etwas von sich erzählte, dass über die Ereignisse der letzen Wochen hinaus ging. Ihr Gesicht ließ nicht gerade darauf schließen, dass sie gerade von freudigen Erinnerungen berichtete. "Halt mir bitte mal die Haare aus dem Weg", ordnete Elena an, was Tifa prompt befolgte. Daraufhin begann sie den Verband um Tifas Oberkörper zu wickeln. Tifa zuckte unter der Berührung abermals zusammen, hoffte allerdings, dass Elena es nicht bemerkt hatte. "Erst bei den Turks wurde es dann besser", setzte Elena ihrer Erzählung fort. "Eigenes Quartier mit eigenem Bad, großer Gehaltsscheck. Nur wirklich ausnutzen konnte ich das auch nie. ShinRa schickte uns ja die meiste Zeit in der Welt herum, um... um euch zu jagen. A... Aber nicht nur euch! Es gab auch noch andere Sachen zu erledigen..." Tifa schloss ihre Augen, während die geschickten Finger der Turk mehr und mehr von ihren Brüsten unter dem weißen Verband verschwinden ließen. "Elena?" "Hm?" "Wie wird man eigentlich ein Turk?" Das interessierte Tifa wirklich, trotzdem kam es ihr so vor, als hätte sie die Frage teilweise gestellt um sich abzulenken. "Von Rude und Tseng weiß ich es nicht - die haben nie was darüber erzählt. Aber Reno hat eines Nachts Tseng in einer Bar getroffen, und eine Schlägerei später war Tseng irgendwie ziemlich begeistert von ihm." "Ich wollte wissen, wie du ein Turk geworden bist." "So, fertig!", meinte Elena und knotete die Enden des Verbandes oberhalb von Tifas Schulter zusammen. "Du weichst mir aus", sagte Tifa vorwurfsvoll und drehte sich zu ihrer Gesprächspartnerin um, die ihrem Blick auswich. "Das ist keine schöne Geschichte." Elena hob ihren Kopf und sah Tifa an. "Ich erzähl es dir ein andermal, okay?" "Okay..." Zum wiederholtem Mal an diesem Tage entschloss sich Tifa dazu, nicht weiter nachzubohren. "Danke für's Verarzten." Ein knappes Lächeln huschte über Elenas Gesicht. "War kein großer Aufwand." Sie ließ ihren Blick auf den Verband wandern. "Aber ich fürchte, du wirst dir eine Narbe behalten." "Wäre nicht die Erste. Und so groß wie die andere wird sie wohl auch nicht werden." "Welche andere?" "Diese hier." Tifa deute auf eine rosa Linie die kurz über ihrem Bauchnabel begann und sich leicht diagonal verlaufend bis unter den Verband fortsetzte. "Was war das?", fragte Elena und setzte vorsichtig zwei Finger auf die Narbe und ließ sie langsam nach oben wandern. "Sephiroth. Er..." Sie brach ab. Mit dieser Narbe verband sie eine ihrer schlimmsten Erinnerungen. Sephiroth hatte sie mit seinem Masamune niedergeschlagen, nachdem er ihren Vater ermordet und ihr gesamtes Heimatdorf niedergebrannt hatte. Sie war tagelang bewusstlos gewesen und als sie wieder zu sich gekommen war, war Zangan bei ihr gewesen und hatte ihr erklärt, dass sie praktisch alles verloren hatte. "Ich glaube, wir haben wohl beide unsere Geschichten, die wir heute nicht erzählen wollen", meinte Elena, worauf Tifa nur stumm nickte. Eine unangenehme Stille befiel die beiden Frauen und für einen längeren Augenblick saßen beide nur da, ohne sich anzusehen. Dann bemerkte Elena, dass ihre Hand immer noch beinahe zwischen Tifas Brüsten ruhte und zog sie daraufhin langsam zurück. Die Blicke der beiden trafen sich und abermals folgte ein anhaltende Stille, bis Elena die Augen schloss und sich ihr Gesicht langsam dem von Tifa näherte, die allerdings fast im selben Moment aufstand. "Wir sollten uns schlafen legen", meinte Tifa und schaltete das Licht aus. "Morgen wird ein langer Tag." Elenas etwas niedergeschlagener Gesichtsausdruck entging ihr dadurch allerdings. * * * ~Junon, spät nachts...~ "Könnten wir jetzt verdammt noch mal endlich erfahren, was los ist? Und zwar sofort!" "Cid, beruhig dich doch bitte...", versuchte der kleine Katzenroboter verzweifelt den aufgebrachten Kapitän zu besänftigen. "Wollt ihr euch nicht lieber erst etwas ausruhen? Wir haben für euch ein Zimmer..." "Beruhigen? AUSRUHEN?! Keine Chance!", tobte Cid und sprang aus dem Sessel, in den er sich vorher hatte fallen lassen. "Vincent wurde von irgend'nem durchgeknallten Irren entführt, Cloud von demselben in einem Sarg eingenagelt, ich bin den ganzen verfluchten Tag durch dieses dreckige Junon gelatscht und vorhin hat irgendein KIND meine Tiny Bronco in die Luft gejagt. Und ich soll mich beruhigen? Ich will verdammt noch mal wissen was los ist!" Er ließ sich wieder in den Sessel fallen und zog eine Zigarette aus seiner Westentasche. "Außerdem ist das meine letzte Kippe." "Hier drin ist Rauchen verboten..." "Ist mir scheißegal, Reeve. Pack endlich aus!" Cid ließ sein Feuerzeug aufflammen, dann wandte er sich hilfesuchend an seinen bisher schweigsamen Begleiter. "Cloud, sag auch endlich was, verdammt noch mal!" Cloud hatte die Szene bisher schweigend und nur halb verfolgt. Stattdessen haftete sein Blick auf Reno. Der Turk hatte sich ebenfalls zurückgehalten und beobachtete mit einem amüsierten Grinsen und gegen eine Wand des Hotelzimmers gelehnt den kleinen Roboter, der mit verzweifelten Gesten versuchte gegen den tobenden Cid zu bestehen. Renos Anwesenheit machte Cloud misstrauisch. Es hatte lange gedauert, bis er Cait/Reeve wieder richtig vertraut hatte. Und nun arbeitete der Ex-ShinRa mit einem Turk zusammen. Oder der Turk arbeitete für den Ex-ShinRa, wie auch immer. Es gefiel ihm nicht. Überhaupt nicht. "Cloud!" Der Schwertkämpfer warf Cid nur einen kurzen Blick zu, dann wandte er sich an Reeves kleinen Robo-Avatar. "Was ist hier los, Cait?" Cait Sith gab seine Widerworte und blickte einen Augenblick lang nachdenklich auf den Couchtisch, auf dem er stand, hinab bevor er wieder zu den beiden aufsah. "Ihr wisst, dass ich euch das nicht so einfach sagen kann. Es gibt da einige Sicherheitsvorschriften, die es zu beachten gilt. Offiziell hätten wir gar nicht an euch herantreten dürfen. Das ist sozusagen eine Sondergenehmigung wegen unserer speziellen Beziehung..." "Schwing keine beschissenen Reden!", unterbrach Cid ihn schroff. "Fass dich bitte kurz", formulierte Cloud es höflicher. "Wenn ich euch einweihe, hängt ihr mit drin", erklärte die Katze ernst. "Entweder arbeitet ihr dann für uns und helft uns diese Sache aus der Welt zu schaffen, oder wir halten euch fest bis es vorbei ist." "Wer ist bitte schön 'wir'?", fragte Cid misstrauisch. "Midgar-Geheimdienst. Seid ihr dabei oder nicht? Um ehrlich zu sein, wäre ich sehr froh euch an Bord zu haben." Cloud und Cid tauschten einen Moment lang Blicke aus und einigten sich mit einem stummen Nicken. "Verdammt! Natürlich helfen wir euch Vincent aus der Scheiße zu ziehen und die Mistkerle zu erledigen", verkündete Cid. "Ich halt's wie er's gesagt hat", bestätigte Cloud und deutete mit einem Nicken auf Cid. "Nur mit weniger Schimpfwörtern." "Also schön", nickte Cait und wandte sich an seinen Begleiter. "Reno... RENO!" "Was?!", fragte der Turk genervt, eine frisch angezündete Zigarette zwischen die Lippen geklemmt. "Das alte Großmaul raucht doch auch!" Mit verärgertem Gesicht wandte sich der Roboter wieder ab und marschierte etwas den Tisch entlang, weg von Cid. "Zeig es ihnen einfach!" Ohne weiteren Kommentar verschwand Reno in einem Nebenraum und tauchte einen Moment später wieder mit einem Laptop unterm Arm auf und baute das gerät vor Cloud und Cid am Tisch auf. Eine Minute und einige von Cait eingegebene Passwörter später, flimmerte ein Dokument auf dem Bildschirm auf und zeigte Cid und Cloud zwei Fotos. Ein rotbärtiger Brillenträger mit kurzen Haaren und ein jugendlich wirkender Mann mit etwas längeren braunen Haaren blickten die beiden schweigend an. "Ihr wolltet wissen, wer dahinter steckt? Die beiden", begann Cait mit seiner Erklärung. "Doktor Viktor Beruga, 42, und Doktor Aaron Sarcone, 27. Diese beiden stecken hinter Vincents Entführung." "Diese Milchbubis?", fragte Cid unglaubwürdig. Reno lachte amüsiert auf. "Ich hätte drauf wetten sollen, dass außer mir noch jemand dieser Meinung ist." "Spar dir das", ermahnte Cait seinen Partner, bevor er sich wieder an die beiden Kämpfer wandte. "Sie sehen vielleicht harmlos aus, aber wegen den beiden haben wir ein ganz schönes Problem. Beruga ist Fachmann auf dem Gebiet der Bionik, Sarcone hingegen ist Biochemiker und der eigentliche Leiter des Projekts..." "Welches Projekt?", wollte Cid wissen. "Projekt C." "Projekt C?" "Hört sich nach Hojo an...", meinte Cloud nachdenklich. Die Sache hatte ihm schon von Anfang an überhaupt nicht gefallen. Ein SOLDAT, Vincent, die ShinRa-Villa. Das alles stank geradezu nach dem Mann, der ihn fünf Jahre lang in einem Alptraum gefangen gehalten hatte. "..." Cait starrte ihn nur überrascht an. "Wie kommst du jetzt darauf?" "Hojo war noch nie sehr kreativ was die Benennung seiner Forschungsprojekte anging. Und Vincent hat eine Vergangenheit mit Hojo, soweit er das durchblicken lassen hat. Aber wie das ganze mit den beiden 'Milchbubis' zusammenhängt, hätte ich schon noch gerne von dir erklärt, Reeve. Hojo ist doch tot, oder? Vincent hat nicht viel von ihm übrig gelassen." "Ja, natürlich", beruhigte ihn der kleine Roboter. "Aber indirekt hat es trotzdem mit ihm zu tun. Sarcone ist wie gesagt Biologie und Chemiker. Ein echtes Wunderkind sogar. Kam sehr schnell durch eine der besten Schulen in Midgar und arbeitete sich mit gleichem Tempo durch die Midgar-Universität. Seinen ersten Doktor hat er mit 22 gemacht." "Bei Hojo?" "Nein. Hojo hatte ja nie unterrichtet - was ein echter Segen ist. Sarcone war - von dem Tempo, das er während seiner Ausbildung vorlegte, einmal abgesehen - ein ganz normaler Student. Er war auch nie bei ShinRa angestellt..." "Komm endlich zum Wesentlichen!" "Cid!", ermahnte Cloud seinen Begleiter. "Lass ihn ausreden, dann erfahren wir es früh genug." "Mich interessiert dieser Scheiß nicht!" "Aber mich." Cid blickte Cloud kurz mürrisch an, dann ließ er sich mit einem 'Hmpf' zurücksinken und verschränkte die Arme. "Kannst den Vortrag fortsetzen, Reeve." "Danke, ich werde mich kurz fassen", versprach Cait Sith und begann auf dem Tisch auf- und abzuwandern. "Jedenfalls hat Sarcone auch die letzten Jahre noch an der Midgar Universität verbracht. Irgendwann muss er dabei dann über alte Aufzeichnungen von Hojo gestolpert sein." "Ihr habt das Zeug einfach so rumliegen lassen?!", schrie Cid auf. "Seid ihr irre?" "Nein, natürlich nicht. Sämtliche kritischen Dokumente aus der ShinRa-Zeit wurden sorgfältig konfisziert." Beschämt ließ der Katzenroboter sein Haupt hängen. "Oder so war zumindest die Order. In dem ganzen Chaos nach dem Umsturz müssen einige Dokumente übersehen worden sein." "Soll heißen, dieser Sarcone hat jetzt Hojos Aufzeichnungen über das Jenova-Projekt?" "Nicht Jenova, Projekt C. Ein viel älteres Projekt von Hojo, sehr viel älter. Sein erstes als Wissenschaftler bei ShinRa. C steht für Chaos." "Vincent." Cid sah kurz fragend zu Cloud auf, bevor es ihm dann doch selber einfiel. "Chaos, so nennt er sich, wenn er sich in dieses riesige Mistvieh verwandelt, oder?" Cloud nickte nur stumm, aber auch Cait bestätigte Cids Aussage. "Genau. Soweit wir wissen, war es sogar Hojo der ihm diesen Namen gegeben hat. Um auf das wesentliche zu kommen: Projekt C könnte man als eine Vorstufe des SOLDAT-Programms betrachten. Hojo versuchte schon damals eine Art Superkrieger zu erschaffen, indem er Menschen einen Cocktail verschiedenster Monsterzellen injizierte, zusammen mit einem Serum, dass eine Abstoßung verhindern sollte. Angeblich hatte er sogar ein zweites Serum, das sofort den Umwandlungsprozess auslösen sollte." "Angeblich?", fragte Cloud. "Genaue Aufzeichnungen sind nicht erhalten. Hojo hat seine Arbeit schon immer lückenhaft dokumentiert - wahrscheinlich auch um Ärger mit Professor Gast zu vermeiden. Jedenfalls sind wir uns ziemlich sicher, dass Sarcone und Beruga Hojos Forschung wieder aufgenommen haben und nun versuchen ihre eigenen Elitekrieger zu erschaffen." "Und was genau wollen sie mit Vincent?", warf Cid ein. "Er ist doch schon... abgeschlossen, oder etwa nicht?" "Genau deswegen", meinte Cloud, während ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunter lief. "Sie betreiben Studien am fertigen Objekt." Cait nickte nur stumm, und für einen kurzen Augenblick schwiegen alle Anwesenden, bevor der kleine Roboter fortfuhr. "Jedenfalls könnt ihr euch wahrscheinlich denken, dass es der Regierung von Midgar ein besonderes Anliegen ist, diesen peinlichen Fehler auszubügeln, ganz davon zu schweigen, dass wir keine Armee von monsterartigen Superkriegern dulden können, die noch dazu jemand unter Kontrolle hat. Wir befürchten nämlich außerdem, dass die Beiden einen Geldgeber haben, der diese Krieger für sich herstellen lassen will. Wir wissen nur leider nicht, wer es ist." "Oder wo sie sich aufhalten", fügte Reno an. "Das ist unser größtes Problem im Moment." "Superkrieger hatten wir schon zur Genüge", stellte Cid bitter fest. "Ich seh das also richtig: Ihr braucht uns, um euren Mist wegzuräumen, zwei verweichlichte Wissenschaftler zu finden und ihnen auf die Finger zu hauen? Nebenbei retten wir dann natürlich noch Vincent." Der Pilot begann zu grinsen. "Kein Problem! Aber wenn ich das so sagen darf: Ihr Jungs vom Geheimdienst seid echte Versager." "Du vergisst etwas, Cid", merkte Cloud an. "Es gibt da noch den SOLDAT, den ich ihn Nibelheim getroffen habe." "Und genau da liegt unser wirklich größtes Problem. Sarcone und Beruga haben eine Söldnertruppe angeheuert, die größtenteils aus SOLDATs und ehemaligen ShinRa-Soldaten besteht." Cloud und Cid starrten Reeve für einen Moment sprachlos an. "Verdammte Scheiße! Du scherzt doch, oder?" Cait schüttelte den Kopf. "Nach dem Abkommen zwischen Midgar und Junon, darf keine Armee mehr SOLDATs beinhalten oder neue ausgebildet werden. Einige der verbliebenen Mitglieder sind trotzdem im Gewerbe geblieben." "Es sind also mehr als der eine SOLDAT, der mich in Nibelheim überrascht hat?" "Ja. Es sind sieben." "Großartig, verdammt großartig!", fluchte Cid. "Das ist genau, weshalb ich euch an Bord haben will. Ich traue nicht vielen Leuten zu es mit SOLDATS auszunehmen und ich hab keine Lust meine halbe Abteilung für diese Sache zu opfern." Es folgte eine kurze Pause. "Ihr werdet ganz sicher mit ihnen zu tun bekommen", meinte Cait Sith schließlich etwas kleinlaut. "Ich nehme an, ihr wollt wissen, mit wem ihr es zu tun habt?" "Natürlich." "Gut." Cait betätigte eine Taste an dem Laptop und die Fotos der Wissenschaftler verschwanden. Der Bildschirm zeigte nun das Bild eines ungepflegt wirkenden Mannes mit Dreitagebart und langen schwarzen Haaren, daneben einige Daten zu seiner Person. "Ocet, Trax. 31 Jahre. Kein sehr ehrgeiziger, aber ein durchaus fähiger Kämpfer. Seine ausgezeichneten Fertigkeiten im Umgang mit kleineren Schusswaffen und seine Fähigkeit auch in den stressigsten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren haben ihm während des Krieges gegen Wutai einige Auszeichnungen und auch schließlich eine Einberufung zum SOLDAT-Projekt eingebracht. Er ist der SOLDAT von dem man nach ShinRas Untergang noch am meisten gehört hat. Er hat zusammen mit einer Bande ehemaliger ShinRa-Fußtruppen etliche Raubüberfälle begangen. Erwischt hat man sie allerdings nie, bis sie vor etwa zwei Jahren alle zusammen der Söldnertruppe beigetreten sind." Cait betätigte abermals die Taste und das Bild von Trax verschwand und wurde durch das Foto eines unglaublich muskulösen, dunkelhäutigen Mannes ausgetauscht. "Fang, Lorgan, 34 Jahre. Der erste Eindruck mag täuschen. Er ist noch viel stärker als er aussieht." "Was meinst du damit?" "Fang war schon bevor er zum SOLDAT wurde unglaublich stark und widerstandsfähig - er ist eine glückliche Missgeburt, könnte man sagen." Cid und Cloud sahen den kleinen Roboter nur fragend an. "Die gängige Theorie ist, dass er einem genetischen Defekt einen besonderen Knochenwuchs verdankt. Seine Knochen sind nicht nur mehr als doppelt so stabil wie die eines normalen Menschen, sein Rippenkäfig weist praktisch keine Lücken auf, sondern ist ein massiver Knochenpanzer um seine Organe. Auch wurde er mit ziemlich guten Muskeln gesegnet. Verständlich, dass er nicht viel Zeit unentdeckt in den normalen ShinRa-Truppen verbrachte." "Ich glaub, erinnere mich an ihn", sagte Cid nachdenklich. "Den haben wir schon einmal getroffen." "Wann?", fragte Cloud verwirrt. Er hatte sich zwar lange Zeit eingeredet, er wäre ein SOLDAT gewesen, aber bisher musste er erkennen, dass er keinen seiner angeblich ehemaligen Kameraden erkannte. "Da warst du gerade verschollen zu der Zeit", erklärte der Pilot. "Bei unserer Flucht aus Junon - während dieses Weapon-Angriffs - hat uns ShinRa ein ganzes Rudel seiner SOLDATs hinterher gehetzt. Barret hat einen Riesen umgenietet, der dem hier ziemlich ähnlich sah." Erstaunen flackerte in Cids Augen auf. "Verflucht! Der hat das überlebt?" "Sieht ganz so aus. Wie gesagt, er kann ordentlich einstecken. Zu seinen angeborenen Eigenschaften kommen noch die ganzen Vorteile einer Makobehandlung. Und er ist Experte für schwere Waffen. Die Zeit nach dem Umsturz hat er eigentlich relativ zurückgezogen verbracht, bis er eben zu den Söldnern stieß." Cait wartete einen Moment auf weitere Kommentare, als die jedoch ausblieben führte er seine Präsentation fort. Als nächstes flimmerte das Bild eines blondgelockten jungen Mannes auf, der für Cloud mehr wie ein Model als wie ein kampferprobter SOLDAT wirkte - bis auf die für Cloud allzu vertraut blau leuchtenden Augen. "Okita di Lorenco III., 26 Jahre. Spross einer reichen Familie aus Junon, die schon seit mehreren Generationen hochrangige Militärs hervorbrachte. Er ist wohl erster Linie wegen seines Stammbaums zu SOLDAT gekommen. Trotzdem ist er ein recht passabler Schwertkämpfer. Er kam erst etwa ein halbes Jahr vor ShinRas Ende zu SOLDAT und hat sich auch nicht durch irgendwelche besonderen Aktionen hervorgetan. Wo er die letzten Jahre verbacht hat, wissen wir ebenfalls nicht. Aber seinen Trainingsdaten zufolge, ist er nicht so harmlos, wie er aussieht." Cloud beobachtete Okitas Bild schweigend und auch Cid hatte nichts beizutragen, also machte Cait weiter. Okitas Abbild wich dem eines rothaarigen Teenager-Mädchens, deren Augen ausnahmsweise nicht den gewohnten, unnatürlichen Schimmer besaßen, wie es für SOLDATs üblich war. "Gullwing, Raika. 15", begann Cait Sith, wurde jedoch sofort von Cid unterbrochen. "Fünfzehn?! Die kann doch gar kein echter SOLDAT sein, oder? Sonst wäre sie doch schon mit... ähm..." "Elf", half Cloud ihm aus. Er war ebenso erstaunt wie Cid, verbarg es nur etwas besser. "Was eigentlich nicht sein kann. Das Mindestalter für SOLDATs beziehungsweise für ShinRas Truppen im Allgemeinen war Vierzehn." "Sie ist aber ein SOLDAT. Sie war das letzte Mitglied, das in die Truppe aufgenommen wurde, ein paar Wochen vor ShinRas Untergang. Nur hat sie deshalb auch nie eine Makobehandlung bekommen. Trotzdem ist sie die jüngste Person, die je zu SOLDAT gekommen ist." "Jünger als Sephiroth? Der war doch auch von Anfang an dabei, oder?", fragte Cid. "Ja und nein. In gewisser weise war Sephiroth der erste SOLDAT. Er hat seine Makobehandlung - inklusive einiger Jenovazellen - schon vor seiner Geburt bekommen, aber als die Truppe offiziell gegründet wurde, war er schon siebzehn Jahre alt." Sephiroth. Jenova. Irgendwie hatte Cloud es in den letzten Zehn Jahren nie geschafft an ein Problem zu geraten, das nicht irgendwie mit einem der beiden zu tun hatte - wenn auch nur indirekt. "Warum wurde sie nun so früh zu SOLDAT geholt?", fragte er schließlich. "Wegen ihren erstaunlichen Fähigkeiten", erklärte Cait. "Ihr Umgang und Timing mit Sprengstoffen aller Art ist phänomenal. Sie hat allerdings nie verraten, wer ihr das alles beigebracht hat. Interessieren euch die Details?" "Eigentlich nicht", meinte Cid. "Vielleicht später", fügte Cloud hinzu. Zu einem gewissen Grad war er etwas neidisch auf dieses Mädchen. Sie hatte mit Elf schon geschafft, was er in zwei Jahre lang vergeblich versucht hatte. "Jedenfalls solltet ihr sie nicht unterschätzen, auch wenn sie keine Superkräfte wie ein normaler SOLDAT hat", ermahnte Reeves Roboter die beiden. "Aber machen wir weiter. Die richtig dicken Brocken kommen erst noch." Cait betätigte einen Knopf an seinem Laptop und der nächste SOLDAT erschien auf dem Bildschirm. Es handelte sich abermals um eine Frau, diesmal mit schneeweißen Haaren und lila glänzenden Augen, die der Person, die das Foto gemacht haben musste, nur eines schenkten: Verachtung. "Varlin, Jinua. 31 Jahre. SOLDAT erster Klasse. Und sie trägt den Spitznamen 'Materia-Queen'." "Ich ahne schreckliches", brummte Cid. "Ganz genau. Sie ist eine wahre Meisterin im Umgang mit Materia, wahrscheinlich die Beste auf dem Planeten. Sie trägt angeblich mehr als doppelt soviel Materia am Körper, wie für SOLDATs als absolute Obergrenze gilt." "Aber ihr Körper muss doch dann ein einziges Wrack sein, oder etwa nicht?" Cait schüttelte den Kopf. "Natürlich kann sie körperlich nicht mit SOLDATs wie Fang mithalten, aber trotzdem hält sich die Beeinträchtigung ihrer Gesundheit in Grenzen. Woran das liegt, weiß allerdings niemand." "Scheiße! Ihr wisst echt, wie man sich Feinde aussucht... verdammtes Miststück." "Wir haben schlimmeres überstanden, Cid", meinte Cloud. "Mach weiter, Reeve." Jinuas Bild wich dem eines Mannes mittleren Alters, der seinen Gesichtszügen nach aus Wutai zu stammen schien. Als Haare besaß er nur einen kurzen, schwarz-grauen Zopf, welcher der Mitte seines ansonsten kahlen Schädels entsprang. In Clouds Augen blitzte Erkenntnis auf. "Das ist er. Der hat mich in Nibelheim überrascht." "Dann kann man sagen, du hattest Glück. Das ist Ajig Xunja. 46 Jahre. SOLDAT erster Klasse. Lief noch vor Beginn des Krieges zu ShinRa - damals halt noch Midgar - über. Hat einen Ruf als gewalttätiger Psychopath und Foltermeister, allerdings verfügt er auch über unglaubliche Kenntnisse in beinahe allen unbewaffneten Kampfkünsten. Er hat so ziemlich jedes Kampfsportturnier gewonnen, an dem er teilgenommen hat. Das ist wohl auch der einzige Grund, warum er es auf Karriereleiter soweit nach oben geschafft hat. Nach dem Krieg war er zusammen mit Jinua in Wutai als Anführer der Besatzungskräfte, wo sich die Beiden auch noch die erste Zeit nach dem Ende der Firma aufgehalten haben. Er ist der Vize in der Söldnergruppe." "Und wer ist der Boss?" "Unser wahrscheinlich größtes Problem: Er hier." Auf dem Laptop erschien das Bild eines älteren, aber nicht unattraktiven Mannes mit kurzen grauen Haaren und stechenden braunen Makoaugen. "Mishima, Xeros. 53 Jahre. SOLDAT erster Klasse, SOLDAT der ersten Stunde und Oberkommandierender der Streitkräfte von ShinRa im Wutai-Krieg." "Elende Scheiße!", stieß Cid aus. "Eine Nummer kleiner ging es nicht?" "Du kennst ihn?" "Natürlich! Der Kerl ist eine verdammte Legende. Jeder, der mal für ShinRa gearbeitet hat, kennt ihn, oder, Cloud?" "Ich hab von ihm gehört, getroffen hab ich ihn nie." "Konntest du auch schlecht. Er gilt eigentlich als tot. Beim finalen Sturm auf Wutai selbst wurde er schwer verletzt und verkrüppelt, worauf er nur noch als Ausbilder und taktischer Berater tätig war. Zuletzt bei den Belagerungstruppen bei Fort Condor, vor sechse Jahren, wo er angeblich von einem Feuerkatapult getroffen und tödlich verwundet wurde." "Soll also heißen dieser Vorzeige-SOLDAT, Kriegsveteran der Extraklasse und wandelnder Leichnam ist der Anführer der Bande die euch das Leben schwer macht? Und wir sollen das Ganze für euch ausbaden..." Cid klang alles andere als glücklich, dann blitzte jedoch Zuversichtlichkeit in seinen Augen auf. "Wie gut, dass wir Experten für solch verreckte Sachen sind. Sonst noch etwas?" "Oh ja, es kommt noch besser: Mishima war Sephiroths Ausbilder." ---------- Ende Kapitel 10 ---------- Anmerkungen des Autors: Puh! Das war eine schwere Geburt. Die erste Szene für dieses Kapitel hab ich im letzten Juli geschrieben, jetzt haben wir Mai... -__- Ich glaube, ich hatte noch nie an einem Kapitel so zu kämpfen, wie an diesem hier. Was wohl wieder mal beweist, dass mir Dialoge einfach furchtbar schwer fallen. Und dieses Kapitel besteht fast nur daraus. Andererseits mag ich das Kapitel gerade deswegen: Sehr viel Charakterinteraktion! (Man will ja nicht für immer als B-Movie-Action-Autor gebrandmarkt sein). Ich hoffe mir geht's mit dem nächsten wieder besser und vor allem schneller (Vier Seiten hat's schon ^_^). Ich hoffe, gefallen hat es euch trotzdem. Wenn es interessiert, wie Elena zu einem Turk wurde, der kann sich ja mal mein Fanfic "Towards Hell" zu Gemüte führen (wer's noch nicht getan hat). Achja, ein gewisser Chat-Aquatranssexueller meinte, es wäre sehr frustrierend für die Leser, dass man nun immer noch nicht weiß, wer WIKRLICH hinter allem steckt... Kleiner Tipp: Bei mir kann man sehr viel zwischen den Zeilen lesen ;) Wie tiefgründig, wie ich gerne wäre bin ich leider nicht. Gibt es sonst noch was zu sagen? Hm, eigentlich nicht... bis zum nächsten Kapitel (hoffentlich etwas früher... *g*). Lasst mir doch bitte ein paar Kommentare da, danke... Nguyen Tran Loc (NguyenTranLoc@gmx.de) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)