Tempora Nova von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 15: Mein Herr, feige Berührungen ---------------------------------------- Sorry Leute, mit dem Kapitel hab ich mir jetzt echt Zeit gelassen, aber ich hoffe doch, dass es euch allen trotzdem gut gefällt ;D __________ Nach einiger Zeit kehrte ich in die Gemächer meines Herrn zurück, um den verschütteten Tee aufzuwischen, den er meiner unüberlegten Worte wegen verschüttet hatte. Die braune Flüssigkeit hatte sich über den kompletten Schreibtisch ausgebreitet, zum Teil hatten die Dokumente meines Herrn diese aufgesogen, der Rest war achtlos auf den Boden getropft. Ich unterdrückte ein aufkommendes Seufzen und begann damit, zunächst die Dokumente und Papiere, die man noch retten konnte, auf die Seite zu legen. Die meisten davon waren so durchnässt, dass es mehr als menschliche Kraft benötigte, diese noch einmal zu retten. Das war mir doch alles zu unnötig… Ich fuhr einmal mit der flachen Hand über den Schreibtisch, und das komplette Chaos war verschwunden. So war es doch wesentlich angenehmer. Um die Flecken in dem Teppich würde ich mich dann später kümmern, immerhin war es nicht angemessen, vor seinem Herrn auf dem Boden zu kriechen. Zwar wusste ich, dass ich mit meinem Verhalten vorhin einfach zu weit gegangen war, dennoch konnte ich einfach nicht leugnen, dass es mir wirklich Freude bereitet hatte, meinen Herrn auf diese Art und Weise zu verunsichern. Es weckte vor allem meine dämonischen Gelüste, ihn so hilflos zu sehen – abgesehen davon war er ohnehin fast so niedlich, wie ein kleines Kätzchen. Unwillkürlich musste ich grinsen, da mir ein nicht ganz zureichendes Bild in den Kopf schoss… Gerade musste ich mich wirklich beherrschen, um meine perfekte Haltung weiterhin aufrecht zu erhalten. Meine Augen glühten für einen Moment rot auf, bis ich mich wieder einigermaßen beherrschen konnte. Ciel stand nach wie vor am Fenster, so wie er es immer tat, wenn er über etwas nachdachte. Seit ich den Vertrag mit ihm geschlossen hatte, tat er es genauso… Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass es wirklich schon fast sechs Jahre her ist, dass ich ihn aus den Tiefen der Hölle geholt hatte. An jenen Anblick erinnerte ich mich noch, als sei es gerade erst passiert. Sein geschundener Körper vollkommen reglos auf dem Boden, blutüberströmt und… Es war kein schöner Anblick gewesen. Ich hatte es verhindern wollen, ich hatte wirklich alles versucht, damit sie ihn nicht in ihre Finger bekamen, doch ohne einen Vertragspartner konnte ein Dämon in der menschlichen Welt nicht viel ausrichten, und sei er noch so mächtig. Im Prinzip war es reiner Zufall gewesen, dass ich ein Auge auf seine Seele geworfen hatte. Zu der Zeit hatte ich gerade eine andere Vertragspartnerin, ein junges Mädchen aus ebendieser Sekte, die unter dem Auftrag der Königin jagt auf die Familie Phantomhive machte. Ciel hatte mich so sehr an mich selbst erinnert, wie ich als Mensch gewesen war, dass ich einzig und allein aus Zuneigung zu ihm nicht zulassen wollte, dass ihm etwas zustößt, also hatte ich ohne zu zögern das Mädchen getötet. Und genau das war mein Fehler gewesen. Hätte ich sie am Leben gelassen, wäre ich in der Lage gewesen, ohne ihr mitwissen in der menschlichen Welt gegen die Sekte vorzugehen, doch das Ende unseres Vertrags hatte auch das Ende meiner Zeit in dieser Welt beendet. Ich wurde zurück in die Tiefen des Infernos gezogen und musste dabei zusehen, wie mit diesem Jungen dasselbe Schicksal widerfuhr, wie mir so lange zuvor… Das war auch der Grund, weshalb ich schon so lange an seiner Seite weilte, und mit der Zeit hatte ich ihn lieben gelernt, auch wenn er kalt und abweisend war, ich wusste immer, dass er auch noch eine andere Seite hatte, die er nur mehr als alles andere verstecken wollte. Ich trat einige Schritte auf ihn zu und blieb einige Meter vom Fenster entfernt stehen. „Junger Herr?“ Ich wunderte mich selbst darüber, dass meine Stimme plötzlich so unsicher Klang, als Ciel seinen Kopf zu mir umwandte und mich mit nach wie vor geröteten Wangen ansah. Warum hatte ich zuvor nur so etwas Schäbiges getan? Ich bereute mein lüsternes Verhalten nun mehr als ich erwartete hätte… Würde er mir überhaupt jemals wieder vertrauen? „Das von vorhin… Verzeiht mir bitte. Ich hätte Euch damit nicht so aufziehen sollen. Ein solches Verhalten steht mir als Euer treu ergebener Butler in keinster Weise zu, abgesehen davon ist das in Eurem Alter etwas ganz normales…“ Ich sah, wie Ciel noch eine Spur röter wurde und entschied mich dazu, es dabei zu belassen. „Bitte verzeiht…“, flüsterte ich noch einmal sanft und senkte meinen Kopf. „Mein Körper hat dich nicht zu interessieren, Sebastian!“, keifte er mich an „Und was bitte hattest du nun davon, mich so zu entblößen?!“ Er pausierte einen Moment und zu meiner Verwunderung lag ein überlegenes Grinsen auf seinem Gesicht. Was sollte das nur? Ciel setzte sich seitlich auf die Fensterbank und schlug die Beine übereinander und – was mich am meisten irritierte – führte einen seiner Finger zu seinem Mund und leckte mit gespielt lüsternem Blick darüber. Sehr erotisch eigentlich… Oha! Meine Gesichtszüge mussten in diesem Moment komplett entgleist sein, doch ich war vor lauter Verwirrung nicht mehr in der Lage, das noch zu ändern. „Oder begehrst du einen Körper wie meinen?“, meinte er schließlich, und endgültige Stille breitete sich zwischen uns aus. Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen schoss, und das war mir zuvor wirklich noch nie passiert! Ertappt. Seit wann war mein junger Herr bitteschön so selbstsicher? Mir fiel im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade herunter und ich hatte für einige Sekunde wirklich Schwierigkeiten, meine Haltung zu bewahren. Was sollte ich darauf nur erwidern? Ich hatte ihn bereits einmal angelogen, was die Sache mit Alois betraf, und nach alledem hatte ich ihm geschworen, so etwas niemals wieder zu tun! Aber konnte ich ihm einfach so sagen, dass ich ihn begehrte, dass ich ihn liebte und besitzen wollte? Jedoch warum machte ich mir Gedanken? Ich war nach wie vor ein höllisch guter Butler, also konnte ich auch ein höllisch gutes Spiel mit ihm treiben… Ich schloss meine Augen für einen kurzen Moment, ließ sie aufglühen und öffnete sie dann wieder, sah ihn nun mit rötlich-lüstern funkelnden Augen an, jedoch aber mit liebevollem Lächeln und lief einige Schritte auf ihn zu. „Ihr wisst doch, dass ich Euch niemals wieder belügen würde, junger Herr?“ Ich tat noch einige Schritte auf ihn zu und konnte förmlich die steigende Erwartung spüren die sich im Raum ausbreitete. Einige Zentimeter vor ihm blieb ich stehen und verbeugte mich vor ihm, so wie ich es seit dem Tag unseres Vertrages getan hatte, nur dieses eine Mal senkte ich meinen Blick nicht, sondern sah ihm die ganze Zeit über in die Augen. Auch die seinen funkelten mich nun mit rötlichem Schimmer an und ich ertappte ihn dabei, wie er sich leicht auf die Lippe biss… „Ciel, seit ich bei Euch bin, ist nicht nur mein Körper, sondern auch meine Seele Euch vollkommen verfallen. Meine Liebe und meine Lust, beide gelten nur noch Euch, mein junger Herr…“ Ich lächelte ihn nun sanft an und versuchte, mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen. Mein Herz pochte schwer gegen meine Brust und hätte ich meinen Atem noch benötigt, so hätte es mir sicherlich einfach die Kehle zugeschnürt. Ciel sagte erst einmal nichts dazu, sondern wandte den Blick wieder von mir ab um stattdessen wieder aus dem Fenster zu sehen, zog seine Beine wie ein ängstliches, nervöses Kind an sich und rührte sich keinen Millimeter. Erst nach einigen Minuten, die mir wie eine gefühlte Ewigkeit vorkamen, schaffte er es, mir zu antworten. Langsam löste er eine Hand, mit der er seine Knie umschlungen hatte und ließ sie achtlos herunterhängen. „Komm her…“, befahl er mir zunächst nur zögerlich. „Setzt dich zu mir und…und halte meine Hand!“ Er versuchte selbstsicher zu klingen, doch die Tatsache, dass diese Worte einfach nicht zu ihm passten, ließen ihn genauso kindlich wirken, wie er sich in so einen Moment auch fühlen musste. „Yes, my Lord…“, erwiderte ich sanft, ohne zu necken oder zu sticheln. Ich setzte neben ihn auf den Boden, während er auf der leicht erhöhten Fensterbank saß, ergriff seine Hand und umschloss sie fest in den meinen. Ich spürte, wie auch er kaum merklich den Druck ein wenig erhöhte und auch meine Hand mit seinen Fingern umschloss, genoss das Gefühl, meinen Herrn berühren zu dürfen - und ebenfalls, dass er es genoss, mich auch zu berühren. Es war ein schöner Moment, denn auch wenn er nichts weiter dazu gesagt hatte, wusste ich, dass er mit dieser Geste weitaus mehr zeigte, als er jemals wagen würde zu sagen. Eine Weile lang saßen wir einfach nur so da, beide aus dem Fenster starrend, bis ich es schließlich nicht mehr aushielt. Mit sanfter Gewalt zog ich meinen jungen Herrn auf meinen Schoß, legte die Arme um seinen Rücken und zog ihn ein wenig zu mir. „Junger Herr, es tut mir leid, dass ich solch unangebrachte Dinge tue, aber ich will spüren, dass Ihr nun mir gehört…“ Für einen Dämon hatte ich meine Lust schon so lange zurück gehalten, dass ich der Meinung war, dass ich es wenigstens verdient hatte, ihn richtig in meinen Armen zu halten. Ich konnte den schnell-gehenden Herzschlag meines Herrn spüren, hörte seinen flachen Atem und konnte die Hitze spüren, die von ihm ausging. Zögernd legte er endlich seine Arme um meinen Rücken, und ich spürte, wie sich eine seiner Hände in meinen Haaren verfing und nun sanft meinen Nacken kraulte. „Du bist so ein Idiot, Sebastian…“, meinte er schließlich, doch in seiner Stimme lag keine Wut, auch nichts abwertendes… Sie klang eher verunsichert und gekränkt. Ich konnte nicht einmal ahnen, was los war, also hob ich meinen Blick um Ciel ins Gesicht sehen zu können. Seine nach wie vor rot-glühenden Augen sahen mich mit enttäuschtem, vorwurfsvollem Blick an. „Ich meine, wie kann ein Wesen wie du, ein im Inferno geborenes Wesen überhaupt etwas wie Liebe empfinden?“ Inferno? Was hatte er denn für eine verzerrte Vorstellung von der Welt, in der ich lebte, und in der auch er bald zu Hause sein würde? Das musste ich ihm bei Gelegenheit unbedingt noch erläutern. Ich kicherte schließlich ein wenig, was Ciel sofort in Rage brachte. „Du Vollidiot! Warum lachst du?! Wie kannst du…!“, ich legte ihm einen Finger auf die Lippen um seinen Redeschwall im Keim zu ersticken. „Junger Herr, ich denke, Ihr habt da etwas missverstanden. Ich bin nicht, wie Ihr denkt, ein reinblütiges Höllenwesen, ich war genau so ein Mensch, wie Ihr es einst wart, bevor man das aus mir gemacht hatte, was ich nun bin…“ Ich lächelte amüsiert, doch Ciels Blick lag nun voller Sorge auf mir. Unaufhörlich kraulte er mir den Nacken, schien darüber nachzudenken, was er nun sagen sollte. „Es ist nicht von Nöten, dass Ihr über solche Banalitäten nachdenkt, mein Herr. Es ist schon lange vorbei…“, nun war Ciel es, der mir die Finger auf den Mund legte, um mich zum Schweigen zu bringen. Langsam nahm er die Hand herunter und näherte stattdessen seine Lippen den meinen, bis sie mich für einen kurzen Moment sanft berührten. Ein… ein Kuss? Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl, wie er mich küsste, auch wenn es nur ganz kurz andauerte, bevor er sich wieder von mir löste. Selbst jetzt konnte ich den sanften Druck noch spüren… „Was…was hat man mit dir gemacht, Sebastian?“, fragte er nun mit zitternder Stimme, doch zum Antworten kam ich nicht mehr. Genau in diesem Moment zerbarst das Fenster, an dem wir beide saßen, Scherben regneten auf uns herab und eine blonde Gestalt mit weißen Schwingen stand vor uns im Raum… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)